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Aktuelle Pressemeldungen

08.11.2022 Gewalt gegen Ärztinnen und Ärzte im Iran sofort einstellen
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Berlin, 08.11.2022

„Gewaltsame Übergriffe auf und Bedrohungen gegen Ärztinnen und Ärzte im Iran, die verletzte Demonstranten versorgen wollen, sind unverzüglich zu beenden.“ Dies hat Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt in einem Schreiben an den iranischen Präsidenten, Ebrahim Raisi, gefordert.
Er verurteilte die öffentlich bekannt gewordenen Menschenrechtsverletzungen gegen Ärztinnen und Ärzte sowie gegen Demonstrierende scharf. Reinhardt forderte die politische Führung im Iran auf, schnellstens Maßnahmen zu ergreifen, um die Freiheit und Sicherheit der iranischen Ärztinnen und Ärzte zu garantieren. Nur so könnten diese ihrer beruflichen und ethischen Pflicht nachkommen, Patientinnen und Patienten unabhängig von ihrer politischen oder religiösen Überzeugung zu behandeln. „Jede Patientin und jeder Patient hat das Recht auf eine Gesundheitsversorgung. Dies gilt in Friedenszeiten und in Konfliktsituationen.“ Reinhardt verwies in diesem Zusammenhang auf die vom Weltärztebund verabschiedete Deklaration zum Schutz und Integrität medizinischen Personals in
bewaffneten Konflikten und anderen Gewaltsituationen. In der Deklaration wird auf internationale Abkommen wie etwa die Genfer Konvention verwiesen, die einen sicheren Zugang zu medizinischer
Hilfe und den Schutz von Gesundheitspersonal garantieren.
„Die Ärzteschaft in Deutschland steht den Ärztinnen und Ärzten im Iran solidarisch zur Seite“, betonte BÄK-Präsident Reinhardt in dem Schreiben.

Diese Pressemitteilung finden Sie auch im Internet unter www.bundesaerztekammer.de
Schreiben von BÄK-Präsident Reinhardt an den iranischen Präsidenten

Benefizaktion „9. Lauf gegen Krebs“ startet am Samstag, 8. Oktober 2022, im Schlossgarten und auch virtuell – Anmeldungen sind jetzt möglich

Am Samstag, 8. Oktober 2022, wird ein richtiger Startschuss ertönen: Nach zwei Jahren, in denen pandemiebedingt nur eine virtuelle Teilnahme möglich war, können alle Laufbegeisterten beim 9. Lauf gegen Krebs ihre Runden endlich wieder im Erlanger Schlossgarten absolvieren. Wer am virtuellen Alternativprogramm Gefallen gefunden hat, ist ebenfalls dabei: Im Zeitraum vom 8. bis 16. Oktober 2022 können für die Benefizaktion außer Laufen auch Aktivitäten wie Radfahren und kreative Freestyle-Aktionen wie Tanzen oder Fußball eingebracht werden. Die so erbrachten Leistungen werden mittels „Action-Foto“ oder GPS-Tracking auf der Website dokumentiert. Zur größten Benefizveranstaltung dieser Art im Großraum Franken lädt auch dieses Jahr der Verein für Ernährungsmedizin und Bewegung & Sport bei Krebs e. V. (NUMEAS) in Kooperation mit dem Hector-Center für Ernährung, Bewegung und Sport der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath) des Universitätsklinikums Erlangen und dem Comprehensive Cancer Center Erlangen-EMN (Direktor: Prof. Dr. Matthias W. Beckmann) ein. Unter dem Motto „Gemeinsam für den guten Zweck“ soll die Aktion die gesundheitsfördernde Bedeutung von Bewegung und Sport hervorheben. Eingehende Spendengelder helfen, spezielle Sportgeräte für ein wirksames Herz-Kreislauf-Training krebskranker Menschen anzuschaffen und unterstützen die Krebsforschung.
Das Programm beginnt am Samstag, 8. Oktober 2022, um 12.00 Uhr mit dem Bambini-Lauf über eine Strecke von 320 Metern, gefolgt vom Lauf für Schülerinnen und Schüler um 12.30 Uhr. Um 13.30 Uhr startet dann der Novartis-Run 25’ für ambitionierte Laufende, die in einem 25-Minuten-Zeitfenster freie Bahn für schnelle Runden haben. Im Anschluss können die Teilnehmenden des Novartis-Runs ihre Runden mit den Läuferinnen und Läufern fortsetzen, die ab 14.00 Uhr in fünf Gruppen mit jeweils maximal 300 Teilnehmenden auf der Strecke unterwegs sind. Der vollkommen flache Rundkurs führt ca. 900 Meter durch den Erlanger Schlossgarten. Start- und Zielbereich befinden sich in unmittelbarer Nähe zum Erlanger Schloss. Die gelaufenen Runden werden automatisch mittels Transponder-Chip erfasst. Alle Teilnehmenden erhalten eine Medaille. Die Anmeldung für alle Vor-Ort-Läufe ist bis Sonntag, 2. Oktober 2022, um 24 Uhr möglich. Die Startgebühr für die Läufe der Jugendlichen (ab 15 Jahre) und Erwachsenen beträgt 10 Euro; die Teilnahme an den Bambini- und den Schülerinnen-und-Schüler-Läufen ist kostenfrei. Siegerehrungen gibt es für die größten Gruppen des Bambini- und Schul-Laufes sowie für die je drei Männer und Frauen mit den meisten Runden beim Novartis-Run.
Virtuell dabei sein geht auch
Virtuell kann die Teilnahme an der Benefizveranstaltung allein oder in einer kleinen Gruppe erfolgen. Anmeldungen sind bis zum Ende des Events am Sonntag, 16. Oktober 2022, um 24 Uhr möglich. Die virtuelle Teilnahme am 9. Lauf gegen Krebs ist kostenfrei.
Bewegung hilft
Aktuelle Studien belegen, dass Bewegung, sportliche Aktivitäten sowie eine gesunde Ernährung nicht nur das Risiko für eine Krebserkrankung senken können, sondern auch die Behandlung während und nach einer Krebstherapie positiv unterstützen. Mit dem 9. Lauf gegen Krebs soll die Bedeutung von Bewegung und Ernährung in der Vorsorge und der Therapie einer onkologischen Erkrankung einmal mehr hervorgehoben werden. Schirmherr der Veranstaltung ist Prof. Dr. Joachim Hornegger, Präsident der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
Spenden für Krebserkrankte in der Region
Wer die ernährungs- und sportmedizinische Therapie bei Krebserkrankungen unterstützen möchte, kann an den gemeinnützigen Verein NUMEAS spenden – unabhängig von der aktiven Teilnahme am Lauf. Von einer Spende profitieren Krebserkrankte aus der Region unmittelbar, indem ihnen auch weiterhin hocheffiziente Trainingsprogramme angeboten werden können.  
Website des 9. Laufs gegen Krebs mit weiteren Informationen und Link zur Anmeldung: www.numeas.de
Weitere Informationen:
Hector-Center für Ernährung, Bewegung und Sport
Tel.: 09131 85-40101
med1-hector-center@uk-erlangen.de
Alle Pressemitteilungen sowie Pressebilder finden Sie auch unter http://www.fau.de/tag/presse-6/
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
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02. März 2022, Flächendeckende gute Versorgung
Bayerische Landesärztekammer

„Gerne fordern Politikerinnen und Politiker in den Medien eine ‚flächendeckende gute Versorgung‘. Gemeint ist damit insbesondere eine wohnortnahe und qualitativ hochwertige ambulante medizinische Versorgung“, beginnt Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), seinen Leitartikel der März-Ausgabe 2022 des Bayerischen Ärzteblatts.

Seitens der Staatsregierung werde auf die Förderung der Niederlassung durch die Landarztprämie hingewiesen wie auch auf die Landarztquote beim Zugang zum Medizinstudium in Bayern. Respektable Maßnahmen, „doch woher sollen die Ärztinnen und Ärzte kommen, von denen wir in Zukunft aufgrund der demografischen Entwicklung, neuer Behandlungsmöglichkeiten für Patientinnen und Patienten sowie einer Generation, die vermehrt in Angestellten- und Teilzeitmodellen arbeiten möchte, mehr benötigen werden als uns dann zur Verfügung stehen?“, fragt Quitterer.

Die exzellente Gesundheitsversorgung des Landes brauche Ärztinnen und Ärzte, die in einem wissenschaftlichen Studium ausgebildet und in einem breiten Spektrum von Gebieten und Zusatzbezeichnungen weitergebildet werden. Es wäre deshalb ein Fehler, die Ausübung der Heilkunde auf immer mehr Schultern zu verteilen, um Kosten für die Ausbildung von qualifizierten Humanmedizinern zu sparen. Vielmehr sollte endlich auch bundesweit die Zahl der humanmedizinischen Studienplätze erhöht werden, wie es beispielsweise in Bayern umgesetzt wird. Denn wo es ausreichend Ärzte gäbe, brauche man weder einen Arztersatz, noch telemedizinische Versorgungszentren.

Daneben sollten Politik und Ärzteschaft den Trend junger Menschen, den Beruf der/des Medizinischen Fachangestellten (MFA) wieder als beliebtesten Beruf zu benennen, weiter unterstützen. MFA könnten in Praxen im Rahmen der Delegation viele Tätigkeiten übernehmen, die den Ärzten Zeitfenster für ihre originären Aufgaben verschaffen. Zur Aufwertung des Berufs MFA könnte sowohl die Überarbeitung des Ausbildungsrahmenplanes mit Anpassung an die aktuellen Aufgabenstellungen beitragen wie auch der immer wieder als Zeichen der Wertschätzung für ihre wichtige Arbeit während der Pandemie geforderte Corona-Bonus.

Mehr zu „Flächendeckende gute Versorgung“ lesen Sie im Leitartikel der März-Ausgabe 2022 des Bayerischen Ärzteblatts unter www.bayerisches-aerzteblatt.de.


28. Februar 2022 Hilfe für die Ukraine
Bayerische Landesärztekammer

Die Bayerische Landesärztekammer (BLÄK) ist schockiert und entsetzt über den kriegerischen Angriff auf die Ukraine mitten in Europa. „Im August 2018 besuchte eine Delegation der Ukrainian Medical Association (UMA) die BLÄK im Ärztehaus in München und informierte sich über die Ärztliche Selbstverwaltung in Bayern. Jetzt sind Leben und Gesundheit unserer ärztlichen Kolleginnen und Kollegen und ihrer Mitmenschen in der Ukraine in höchster Gefahr. Zahlreiche Menschen sind bereits verwundet und leiden unter den psychischen Folgen des Krieges, während die medizinische Versorgung in Teilen des Landes vor dem Kollaps steht“, erklärt Dr. Gerald Quitterer, Präsident der BLÄK. „Die Menschen in der Ukraine brauchen unsere Hilfe. Ich bitte deshalb die bayerischen Ärztinnen und Ärzte um Unterstützung von Hilfsorganisationen, die in der Ukraine unter anderem medizinische Hilfe leisten und versuchen, das größte Leid zu lindern.“
Hilfsorganisationen, an die unter anderem mit dem Stichwort „Ukraine“ gespendet werden kann:

action medeor
www.medeor.de/de/
IBAN DE78 3205 0000 0000 0099 93; Sparkasse Krefeld

Ärzte ohne Grenzen e. V.
www.aerzte-ohne-grenzen.de
IBAN DE72 3702 0500 0009 7097 00; Bank für Sozialwirtschaft

Deutsches Rotes Kreuz
www.drk.de
IBAN DE63 3702 0500 0005 0233 07; Bank für Sozialwirtschaft

humedica
www.humedica.org
IBAN DE35 7345 0000 0000 0047 47; Sparkasse Kaufbeuren

Malteser Hilfsdienst e. V.
www.malteser.de
IBAN DE10 3706 0120 1201 2000 12; Pax Bank Köln

Diese Informationen finden Sie auch auf unserer Homepage
www.blaek.de und auf facebook.com/bayerischelandesaerztekammer

07. Dezember 2021 Online-Seminar: Covid-19-Impfung - aktueller Wissensstand
Bayerische Landesärztekammer

Sehr geehrte Damen und Herren,

am 15.12.2021 um 19.00 Uhr wird das 3. Expertengespräch zum Thema „Covid-19-Impfung - aktueller Wissensstand“ stattfinden. Die Bayerische Landesärztekammer konnte hierfür erneut Herrn Professor Christian Bogdan, Lehrstuhl für Medizinische Mikrobiologie und Infektionsimmunologie, Institutsdirektor, Universitätsklinikum Erlangen und Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg, gewinnen. Angesichts der aktuellen Situation haben wir diese Veranstaltung sehr kurzfristig geplant und möchten möglichst viele Ärztinnen und Ärzte erreichen. Wir bitten Sie uns hierbei zu unterstützen und auf Ihrer Homepage mit folgendem Text auf die Veranstaltung hinzuweisen:

Online-Seminar: Covid-19-Impfung - aktueller Wissensstand

Am 15. Dezember 2021 wird die Bayerische Landesärztekammer (BLÄK) ein Online-Seminar zum Thema „Covid-19-Impfung - aktueller Wissensstand“ durchführen.
 
Ärztinnen und Ärzten spielen bei den derzeitigen Corona-Impfprogrammen eine tragende Rolle. Dabei ist aktuelles und solides Wissen zu Covid-19 Impfungen auch in der vierten Welle der Pandemie unverzichtbar. Im Rahmen dieses Online-Seminars möchte die BLÄK allen interessierten Ärzten deshalb die wichtigsten praxisrelevanten Punkte (Zum Beispiel: Wie vorgehen bei Patienten, die vollständig geimpft sowie genesen sind und sich boostern lassen möchten? Oder bei Patienten, die genesen und einmal geimpft sind? Und bekommen Patienten, deren Erstimpfung über ein halbes Jahr her ist, ihre Zweitimpfung oder den Booster?) zu diesem Thema präsentieren.

Unser Experte Professor Dr. med. Christian Bogdan, Institutsdirektor am Mikrobiologischen Institut - Klinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene des Universitätsklinikums Erlangen sowie Inhaber des Lehrstuhls
für Medizinische Mikrobiologie und Infektionsimmunologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, steht im Anschluss an einen kurzen Impulsvortrag für Fragen und eine Diskussion bereit.

Inhaltliche Schwerpunkte des Seminars:

•           Kommt die neue Covid-19-Impfempfehlung der STIKO für Kinder?
•           Erfahrungen mit Impfungen bei Schwangeren und Stillenden
•           Booster-Impfung gegen Covid-19 für Schwangere und Stillende?
•           Was wissen wir über die SARS-CoV-2 Omicron Variante?
•           Können Standard PCR-Tests diese Variante nachweisen?
•           Omikron – schützen die bisher gegen Covid-19 eingesetzten Impfstoffe?
•           Ist die Monoklonale Antikörpertherapie auch im ambulanten Bereich sinnvoll einsetzbar?
•           Wie sieht die Bayerische Impfstrategie aus?

Anmeldungen bitte unter: https://secure.blaek.de/fortbildung/fortbildungskalender/fortbildungskalender_details.cfm?id_kursnr=893266&typ=0

Mit freundlichen Grüßen

Bayerische Landesärztekammer
Mühlbaurstraße 16
81677 München

19. November 2021 Pflegefachhelferinnen und -helfer sowie Studierende der Humanmedizin dringend gesucht
uni | mediendienst | aktuell Nr. 134/2020

Pflegefachhelferinnen und -helfer sowie Studierende der Humanmedizin dringend gesucht
 
Nach aktuellen Patientenprognosen des RKI geht der Krisenstab des Uni-Klinikums Erlangen davon aus, dass in drei Wochen rund 50 % der Intensivbettenkapazitäten in Deutschland mit COVID19-Patienten belegt sein werden – auch am Uni-Klinikum Erlangen. Vor diesem Hintergrund ruft der Ärztliche Direktor des Uni-Klinikums Erlangen, Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro, angesichts täglich steigender Patientenzahlen alle Personen mit nachgewiesenen Erfahrungen im medizinischen und pflegerischen Bereich zur Unterstützung der Pflegeteams auf: „Wir fahren mit hoher Geschwindigkeit in eine Versorgungskrise im Gesundheitswesen und brauchen bis voraussichtlich März 2022 unbedingt personelle Unterstützung von allen mit Grunderfahrungen im Pflegebereich.“
 
Ärzte- und Pflegeteams, insbesondere auf den Intensivstationen, aber auch auf den Isolier- und Normalstationen, sind seit 18 Monaten extrem gefordert. „Wir erwarten nach den Erfahrungen des Vorjahres, wo die Herbstzahlen allerdings durch einen Lockdown massiv abgebremst wurden und die Virusvariante weniger ansteckend war, derzeit den Höhepunkt der Belastung Mitte Januar 2022“, sagt Prof. Iro.
 
Vor diesem Hintergrund braucht das Uni-Klinikum Erlangen dringend fachkundige personelle Unterstützung. Hilfskräfte sollen gezielt auf Normalstationen oder auch COVID-19-Stationen eingesetzt werden und möglichst ohne große Einarbeitung bestehende Arbeitsteams bei einfachen Tätigkeiten entlasten. Wichtig ist, dass die Hilfskräfte die 2G-Regel erfüllen, nachgewiesene Grundkenntnisse in der Pflege haben und ab sofort oder/und in den kommenden vier Monate zur Verfügung stehen.
 
Studierende der Humanmedizin mit Erfahrung in der pflegerischen Versorgung gesucht
Insbesondere Studierende der Humanmedizin könnten im Pflegebereich unterstützen, sofern sie bereits Vorerfahrung haben. Studentische Hilfskräfte müssen die 2G-Regel erfüllen, eine pflegerische Ausbildung oder ein FSJ im Pflegebereich absolviert haben, eine Ausbildung im Rettungsdienst oder ein mindestens dreimonatiges Pflegepraktikum vorweisen können und mindestens sieben bis acht Stunden pro Woche einsatzfähig sein.
 
Aktuell versucht das Uni-Klinikum Erlangen ebenfalls, ehemalige Pflegekräfte im Ruhestand oder aus der Elternzeit zu reaktivieren.
 
Bewerbungen online möglich
Wer nachgewiesene Erfahrungen im Pflegebereich hat, die 2G-Regel erfüllt und das Uni-Klinikum Erlangen unterstützen kann, wird gebeten, eine kurze E-Mail zu senden an: hilfe@uk-erlangen.de. Anschließend erhalten Interessierte weitere Informationen.
 
 
Alle Pressemitteilungen sowie Pressebilder finden Sie auch unter http://www.fau.de/tag/presse-6/
 
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11. November 2021 Oberbürgermeister informierte sich über AMBORA-Studie
uni | mediendienst | aktuell Nr. 130/2020

Dr. Florian Janik war zu Gast am Uni-Klinikum Erlangen
 
Erlangens Oberbürgermeister Dr. Florian Janik besuchte am Mittwoch (10.11.2021) die Arbeitsgruppe des Versorgungsforschungsprojekts AMBORA („Arzneimitteltherapiesicherheit bei oraler Antitumortherapie“) am Universitätsklinikum Erlangen. AMBORA ist ein gemeinsames Projekt des Lehrstuhls für Klinische Pharmakologie und Klinische Toxikologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und der Apotheke des Uni-Klinikums Erlangen. Die AMBORA-Arbeitsgruppe konnte eindrucksvoll zeigen, dass sich Sicherheit, Befinden und Therapiewissen von Krebspatientinnen und -patienten erheblich verbessern, wenn sie bei der Einnahme ihrer oralen Tumormedikamente von Klinischen Pharmakologinnen und Pharmakologen bzw. von Klinischen Pharmazeutinnen und Pharmazeuten begleitet werden. Seit Februar 2021 ist diese Form der intensivierten Therapiebegleitung bei oraler Tumortherapie am Comprehensive Cancer Center Erlangen-EMN – gefördert durch die Stiftung Deutsche Krebshilfe – in die Routineversorgung integriert. AMBORA wurde in diesem Jahr mit dem 1. Platz des MSD-Gesundheitspreises ausgezeichnet und erhielt 30.000 Euro Preisgeld zur zusätzlichen Förderung des Projekts.
 
Prof. Dr. Andreas Mackensen, Direktor des Bayerischen Zentrums für Krebsforschung, Sprecher des Onkologischen Zentrums des Uni-Klinikums Erlangen und erster stellvertretender Direktor des CCC Erlangen-EMN, Prof. Dr. Martin F. Fromm, Inhaber des Lehrstuhls für Klinische Pharmakologie und Klinische Toxikologie der FAU Erlangen-Nürnberg, Prof. Dr. Frank Dörje, Chefapotheker des Uni-Klinikums Erlangen, und Dr. Mandy Wahlbuhl-Becker, Leiterin der Geschäftsstelle des CCC Erlangen-EMN, begrüßten den Oberbürgermeister im Gebäude der Kaufmännischen Direktion am Maximiliansplatz. Apothekerin Katja Schlichtig und Fachapothekerin Pauline Dürr stellten das AMBORA-Projekt anschließend in einem Vortrag vor; am Ende blieb Zeit für Fragen und eine ausführliche Diskussion.
 
Weitere Informationen:
 
Prof. Dr. Martin F. Fromm
Tel.: 09131 85-22772
martin.fromm@fau.de
 
Prof. Dr. Frank Dörje
Tel.: 09131 85-33591
frank.doerje@uk-erlangen.de
 
 
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11. November 2021 Spielerisch Infektionen bekämpfen und über das Immunsystem zur lernen
uni | mediendienst | aktuell Nr. 129/2020

Das digitale Spiel „INFLAMMANIA 2“ vermittelt Wissen über die Infektionsabwehr des Körpers
 
Bakterien, Würmer und Viren – und wie der Körper davor geschützt werden kann: Darum geht es im Spiel „INFLAMMANIA 2“. In der neuen Version des Lernspiels zocken die Spielerinnen und Spieler gegen Erreger, um infektiöse Erkrankungen zu besiegen, unter anderem das Coronavirus. Die Kombination aus Spiel, Spaß und Fakten macht ganz nebenbei die körpereigene Abwehr und das Immunsystem verständlich. Im Rahmen der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Sonderforschungsbereichs 1181 „Schaltstellen zur Auflösung von Entzündung“ wurde dieses „Serious Game“ von der Medizinischen Klinik 3 - Rheumatologie und Immunologie (Direktor: Prof. Dr. med. Georg Schett) des Universitätsklinikum Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) entwickelt, um über die Abwehr von Infektionen zur lernen.
 
Bakterien, Würmer und das Coronavirus abwehren
Wenn Erreger in den Körper eindringen und diesen infizieren, antwortet das Immunsystem mit einer Abwehrreaktion, die das Immunsystem braucht und Entzündungsreaktion auslöst. Entzündung ist somit ein wünschenswerter Prozess, der den Organismus schützt. Egal wodurch Entzündung ausgelöst wird, muss der Körper diese aber auch wieder zeitgerecht abstellen, insbesondere wenn der Erreger besiegt ist, damit sie dem Körper nicht mehr schadet als nützt.
INFLAMMANIA 2 – The Inflammation Game ist ein Strategiespiel, dass die Komplexität des Immunsystems und infektiöser Erkrankungen in ein spielerisch und grafisch ansprechendes Spiel umsetzt. Ob in der Browserversion oder in der kostenlosen mobilen iOS und Android App verteidigen die Spielerinnen und Spieler den eigenen Körper gezielt gegen bakterielle Eitererreger (Staphylokokken), Hakenwurmlarven und das neue Coronavirus SARS-CoV-2. Die Aufgabe der Spielerinnen und Spieler ist es innerhalb von acht Stufen Immunzellen mit ihren raffinierten Tricks strategisch so einzusetzen, das eine eitrige bakterielle Infektion, die Ausbreitung von Hackenwurmlarven oder die Vermehrung des Coronavirus im menschlichen Körper verhindert wird. Basierend auf dem aktuellen, medizinisch- und wissenschaftlichen Stand der Forschung werden in dem „Plants-versus-Zombie“ Spiel die Vorgänge erklärt, die während einer Infektion im Immunsystem ablaufen. Ganz nebenbei lernen die Spielerinnen und Spieler, woraus beispielsweise Eiter entsteht, welche Strategien Würmer entwickeln um dem Immunsystem zu entgehen und wie nach der Corona-Impfung Abwehrkörper gebildet werden.
 
Mit Spielspaß Wissen erweitern
INFLAMMANIA 2 ist für alle gedacht, die Spaß am Spielen haben, an Medizin interessiert sind und sich über das Immunsystem schlau machen wollen. Wissenschaft und Wissen soll dabei spielerisch vermittelt werden. Diese Idee „aus Spiel Gesundheit zu machen“ hat zu einer Kooperation zwischen der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie, dem Spieleentwickler Thera Bytes GmbH (Geschäftsführer: Thorsten Feldmann) und dem Lehrstuhl für Gamification (Leiter: Prof. Dr. Benedikt Morschheuser) am Institut für Wirtschaftsinformatik im Fachbereich Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der FAU geführt. Gemeinsam erforschen sie dabei wie Spielelemente gestaltet sein müssen, um Wissen besser und nachhaltiger zu vermitteln.
 
INFLAMMANIA 2 ist eine Weiterentwicklung von INFLAMMANIA 1, das bereits seit 2017 existiert und entzündliche Erkrankungen wie Rheuma, Darmentzündung und Asthma verständlich macht. Die beiden Lernspiele INFLAMMANIA 1 und 2 sind innerhalb des von der DFG geförderten Sonderforschungsbereichs (SFB) 1181 „Schaltstellen zur Auflösung von Entzündung“ an der Uniklinik Erlangen der Friedrich-Alexander Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg entwickelt worden. Das interdisziplinäre Forschungsprojekt zielt darauf ab, Mechanismen zu finden, die die Auflösung von Entzündungen steuern, um Chronizität von Erkrankungen des Menschen besser zu verstehen. Bereits in den beiden ersten Förderperioden dieses grundlagenwissenschaftlichen Verbunds wurden vielversprechende molekulare Entzündungsmechanismen aufgedeckt. Diese Entdeckungen im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 1181 ermöglichen neue Einblicke in die Welt der Entzündung und werden jetzt dem Laien durch die Entwicklung des Spiels INFLAMMANIA 2 näher gebracht.
 
Zum Browsergame: http://www.inflammania.de/.
 
Zudem kann INFLAMMANIA 2 im https://play.google.com/store/apps/details?id=de.TheraBytes.Inflammania2.Release&gl=DE oder https://apps.apple.com/de/app/inflammania-2/id1568509055 kostenlos heruntergeladen werden.
 
Weitere Informationen:
Sandra Jeleazcov
Lehrstuhl für Innere Medizin III
Tel.: 09131/85-39109
sandra.jeleazcov@uk-erlangen.de
 
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Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
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04. November 2021 Aufbruch und Fortschritt?
Bayerische Landesärztekammer

Im Leitartikel der November-Ausgabe des Bayerischen Ärzteblatts fordert Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer, die nächste Bundesregierung dazu auf, durch gesetzliche Regelungen eine marktbeherrschende Stellung investorenbetriebener Medizinischer Versorgungzentren zu verhindern. „Der ambulante Bereich ist in den vergangenen Jahren verstärkt in den Fokus renditeorientierter Kapitalanleger gerückt. Ärzte könnten in einen schwer lösbaren Zielkonflikt geraten, wenn sie einerseits ihren berufsrechtlichen Pflichten und eigenen Ansprüchen genügen wollen, andererseits aber unter Druck gesetzt werden, ihr ärztliches Handeln nicht mehr primär am Wohl der zu Behandelnden auszurichten, sondern an den Interessen von Investoren“, schreibt Bayerns Ärztechef.

Darüber hinaus fordert Quitterer eine stärkere Berücksichtigung der vielfältigen gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels in der Gesundheits- und Klimapolitik des Bundes. Immer häufiger komme es auch in Deutschland zu gesundheitsgefährdenden Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen. Hinzu kämen weitere Gesundheitsgefahren durch neuartige Krankheitserreger, eine erhöhte Pollenbelastung und die Ausbreitung von Vektoren-Tieren.

„Kliniken, Katastrophenschutz, Rettungsdienste sowie Pflegeeinrichtungen sollten deshalb dazu verpflichtet werden, konkrete Maßnahmenpläne zur Vorbereitung auf Katastrophen wie Hitzeereignisse oder Überschwemmungen zu erstellen“, so der Präsident. Auf Extremwettereignisse sollten Gesundheitseinrichtungen durch ausreichend Personal und räumliche Ressourcen vorbereitet werden. Ebenso fordert Bayerns Ärztechef Finanzmittel für den Umbau von Kliniken zu klimaneutralen Krankenhäusern.

Überdies zeigten die Erfahrungen aus der Coronakrise die Notwendigkeit auf, das deutsche Pandemiemanagement zu professionalisieren. Quitterer spricht sich deshalb für die Etablierung eines ständigen interdisziplinären Pandemierats mit medizinischer Expertise aus. „Ebenso hilfreich wäre eine Verankerung fester Krisenstäbe der Bundesländer unter Einbezug der Ärztekammern im Infektionsschutzgesetz – mit klar definierten Aufgaben, Handlungsmöglichkeiten und vor allem Kompetenzen“, schreibt der Präsident.

Mehr zu „Aufbruch und Fortschritt?“ lesen Sie im Leitartikel der November-Ausgabe 2021 des Bayerischen Ärzteblatts unter www.bayerisches-aerzteblatt.de.

Bayerische Landesärztekammer
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Dagmar Nedbal
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4. November 2021 Tschüss, Pandemie – Wissenschaft in Präsenz!
uni | mediendienst | aktuell Nr. 124/2021

FAU-Vortragsreihen für alle Wissbegierige: #WISSENWOLLEN und Collegium Alexandrinum starten mit Forschungseinblicken ins Wintersemester 2021/2022.
Nicht nur die Vorlesungen für Studierende werden in diesem Semester wieder in Präsenz durchstarten, auch für wissenschaftsinteressierte Bürgerinnen und Bürger gibt es FAU-Veranstaltungen vor Ort. Die neue Reihe #WISSENWOLLEN, die „Wissenschaft im Schloss“ und „Wissenschaft auf AEG“ ablöst, und das Collegium Alexandrinum haben Programme mit spannenden Forschungsthemen zusammengestellt.

Den Auftaktabend am Mittwoch, den 10. November, widmet die FAU dem Thema, das Schuld an der langen Pause trägt: das Leben mit der Covid-19 Pandemie. Unter der Moderation von Christina Merkel, Wissenschaftsredakteurin der Nürnberger Nachrichten/Nürnberger Zeitung) beleuchten Expertinnen und Experten der FAU die verschiedenen Aspekte der Corona-Zeit: Welche Auswirkungen hatte die Pandemie auf das Verhältnis von Familien- und Berufsleben? Welche bleiben davon wohl länger erhalten? Wie steht es um Homeoffice, Work-Life-Balance und digitalem Stress?
Auch die Lebensumstände von Kindern und Jugendlichen während der Coronakrise werden erörtert: Welche Folgen sind jetzt bereits erkennbar? Auf welche Spätfolgen müssen wir uns einstellen? Der Leiter der Kinder- und Jugendabteilung für Psychische Gesundheit am Uni-Klinikum Erlangen der FAU, Prof. Dr. Gunther Moll, hatte im Sommer 2021 die Situation so eingeschätzt: „Viele Kinder haben Angst in der Schule nicht mehr mitzukommen. Die Angst zu scheitern wird immer größer – auch bei den Familien“. Auch die Nachfrage an stationärer Behandlung hat stark zugenommen. Viele Kinder leiden zum Beispiel unter Depressionen, Angst-, Zwangs- oder Essstörungen. Wie schätzt er diese Situation weiterhin ein?
Neben Kindern und Jugendlichen litten auch viele Erwachsene unter den Einschränkungen im sozialen Leben: Dr. Marie-Kristin Döbler, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie, forscht zu privaten Lebensformen wie Paarbeziehungen oder Freundschaften. Auch Abwesenheit oder Distanz, welche die Pandemie zwangsläufig mit sich brachte, sind Teil ihrer Forschungsinteressen. Sie wird am Podiumsabend diese Themen zur Sprache bringen.
Zuletzt bietet die Diskussion auch Raum für Fragen an die Medizin: Welche Überraschungen könnte das Virus noch bereithalten? Und wie können wir uns schützen? Diese und weitere Aspekte der Nach-Corona-Zeit wird Prof. Dr. Klaus Überla vom Lehrstuhl für Klinische und Molekulare Virologie aufzeigen.

#WISSENWOLLEN:
Ernährungsmythen, Nachhaltigkeit der Sinne, Medizinische Überversorgung
Diese Veranstaltungsreihe findet mittwochs alle zwei Wochen an wechselnden Locations im Raum Erlangen und Nürnberg statt. Das Format soll neben dem klassischen Vortrag auch Raum für neue, interaktive Formate bieten: Live-Experimente, Quizrunden, Diskussionen…  

Mittwoch, 8.12.21 // 18:30 – 20:30
Ort: Kulturwerkstatt auf AEG, Fürther Str. 244d, 90429 Nürnberg
Wie rudern die Römer? – Der Nachbau römischer Flussboote an der FAU
Prof. Dr. Boris Dreyer
Professur für Alte Geschichte

Mittwoch, 22.12.21 // 18:30 – 20:30
Ort: Museum für Kommunikation, Lessingstraße 6, 90443 Nürnberg
Wie mechanische Kräfte unser Gehirn formen
Dr. Silvia Budday
Lehrstuhl für Technische Mechanik

Mittwoch, 12.01.22 // 18:30 – 20:30
Ort: Aula im Schloss, Schlossplatz 4, 91054 Erlangen
Nachhaltigkeit – Eine Frage des guten Geschmacks? Über die nachhaltige Transformation unserer Sinne
Prof. Dr. Andrea Büttner
Lehrstuhl für Aroma- und Geruchsforschung & Executive Director Fraunhofer IVV

Mittwoch, 26.01.22 // 18:30 – 20:30
Ort: Museum für Kommunikation, Lessingstraße 6, 90443 Nürnberg
Sind wir übertherapiert? – Medizinische Überversorgung und die Grenzen des Fortschritts
Prof. Dr. Thomas Kühlein
Lehrstuhl für Allgemeinmedizin

Mittwoch, 09.02.22 // 18:30 – 20:30
Ort: Digital Health Innovation Platform d.hip, Henkestraße 127, 91052 Erlangen
Wie hilft uns Glas bei der Energieerzeugung?
Prof. Dr. Dominique  de Ligny
Lehrstuhl für Werkstoffwissenschaften – Glas und Keramik

Mittwoch, 23.02.22 // 18:30 – 20:30
Ort: Kulturwerkstatt auf AEG, Fürther Str. 244d, 90429 Nürnberg
Nahrungsmittelunverträglichkeiten – Fiktion oder Realität?
Prof. Dr. Yurdagül Zopf
Professur für Klinische und Experimentelle Ernährungsmedizin

Mittwoch, 16.03.22 // 18:30 – 20:30
Ort: Digital Health Innovation Platform d.hip, Henkestraße 127, 91052 Erlangen
Wie frei ist die Wissenschaft? (Vorstellung: Index Wissenschaftsfreiheit, März 2022)
Prof. Dr. Katrin Kinzelbach
Professur für Internationale Politik der Menschenrechte
Alle Details und Termine unter: www.wissenwollen.fau.de

Collegium Alexandrinum:
Wissenschaft zwischen Hoffen und Bangen sowie Rätsel der Naturgeschichte
In diesem Semester widmen sich die Vorträge dieser Reihe zwei Überthemen und finden immer donnerstags im Zentrum für Medizinische Physik und Technik (ZMPT) in Erlangen statt. Im November und Dezember geht es um Hoffnungen und Befürchtungen der Öffentlichkeit mit Hinblick auf den wissenschaftlich-technischen Fortschritt.
Donnerstag, 25.11.21 // 20:15
Chaostheorie: Historische Entwicklung und Versuch einer Bestandsaufnahme
Dr. Jens Kirchner, Lehrstuhl für Technische Elektronik

Donnerstag, 2.12.21 // 20:15
Der Hype um die KI
Prof. Dr. Michael Kohlhase, Professur für Wissensrepräsentation und -verarbeitung

Donnerstag, 9.12.21 // 20:15
Die Roboterträume von Isaac Asimov
Dr. Bernd Flessner, Zentralinstitut für Wissenschaftsreflexion und Schlüsselqualifikationen (ZiWiS)

Donnerstag, 16.12.21 // 20:15
Don´t panic! Scheitern in den Wissenschaften
Dr. Sebastian Schuol, Zentralinstitut für Wissenschaftsreflexion und Schlüsselqualifikationen (ZiWiS)

Ab Januar 2022 widmet sich das Collegium Alexandrinum verschiedenen Rätseln der Naturgeschichte, bei denen die Wissenschaft vor großen Herausforderungen stand, diese  zu erklären.

Donnerstag, 13.01.22 // 20:15
Die Hubble Konstante
Prof. Dr. Jörn Wilms, Dr.Karl-Remeis-Sternwarte Bamberg - Astronomisches Institut

Donnerstag, 20.01.22 // 20:15
Beteigeuze – Ein Stern gibt Rätsel auf
Prof. Dr. Stefan Funk, Lehrstuhl für Physik

Donnerstag, 27.01.22 // 20:15
Leben unter dem Eis: Die „Riffe“ Spitzbergens
Dr. Sebastian Teichert, Lehrstuhl für Paläoumwelt

Alle Details und Termine unter: http://collegium-alexandrinum.de/

Weitere Informationen:
#WISSENWOLLEN
Laura Kneppe
Wissenschaftskommunikation
Stabsstelle Presse und Kommunikation
laura.kneppe@fau.de
Tel: 0162 23 89 546
Collegium Alexandrinum
Rudolf Kötter
Zentralinstitut für Wissenschaftsreflexion und Schlüsselqualifikationen (ZiWiS)
rudolf.koetter@fau.de
Tel: 0172 89 63 075
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4. November 2021 Co-Pilotin für mehr Sicherheit
uni | mediendienst | aktuell Nr. 123/2021

Uni-Klinikum führt individuelle Arzneimittelanamnese vor OPs ein
 
„Morgens schlucke ich eine weiße Pille und abends zwei von den runden.“ Solche Angaben von Patientinnen und Patienten über ihre aktuelle Medikamenteneinnahme sorgen bei Ärztinnen und Ärzten für Stirnrunzeln – und können den Betroffenen sogar gefährlich werden. „Gerade ältere Menschen nehmen oft eine Vielzahl von Tabletten ein, die ihnen in unterschiedlichen Praxen verordnet wurden“, weiß Prof. Dr. Frank Dörje, Chefapotheker des Universitätsklinikums Erlangen. „Müssen sie dann für eine Operation ins Krankenhaus, kommen weitere Arzneimittel hinzu und es besteht das Risiko, dass es aufgrund der lückenhaften Angaben zu lebensgefährlichen Wechselwirkungen kommt.“ Um dies zu verhindern, wurde in chirurgischen Einrichtungen des Uni-Klinikums Erlangen eine neue konkrete Maßnahme zur Steigerung der Patienten- und Arzneimitteltherapiesicherheit etabliert. „Von Patientinnen und Patienten, die in der Chirurgie operiert werden sollen, nehmen wir jetzt eine explizite Arzneimittelanamnese auf“, sagt Frank Dörje und Prof. Dr. Robert Grützmann, Direktor der Chirurgischen Klinik, ergänzt: „Damit können wir die Sicherheit unserer Patientinnen und Patienten noch einmal deutlich erhöhen. Wir freuen uns sehr, dass wir die Apotheke nun schon vor der OP als Co-Pilotin fest mit an Bord haben.“
 
Vor anstehenden Operationen war es bereits bisher üblich, dass die Patientin bzw. der Patient ein Aufnahmegespräch mit einer Chirurgin bzw. einem Chirurgen und ein sogenanntes Narkosegespräch mit einer Anästhesistin bzw. einem Anästhesisten führt. In der Chirurgie haben nun allerdings auch die Apothekerinnen Julia Reiher, Marina Schmid und Isabell Andrae ihren festen Arbeitsplatz. Jeweils eine von ihnen nimmt sich einige Tage vor der OP Zeit für ein persönliches Gespräch, in dem sie gemeinsam mit der Patientin bzw. dem Patienten alle Medikamente ausführlich bespricht. „Dabei achten wir nicht nur auf potenzielle Wechsel- und Nebenwirkungen“, erläutert Prof. Dörje. „Bestimmte Arzneimittel müssen vor einem operativen Eingriff pausiert werden: einige Antidiabetika beispielsweise.“ Die Pharmazeutinnen erfassen die einzelnen Medikamente – wie eingenommene Tabletten, Tropfen oder benötigte Inhalatoren – auch deshalb, um die spätere Versorgung auf Station nahtlos sicherzustellen. Im Idealfall bringt die Patientin bzw. der Patient zum pharmazeutischen Aufnahmegespräch einen ausgefüllten Medikamentenplan mit. Sind die Angaben nicht eindeutig oder lückenhaft, halten die Expertinnen des Uni-Klinikums Erlangen ggf. Rücksprache mit der Hausärztin bzw. dem Hausarzt oder den niedergelassenen Fachärztinnen und -ärzten.
 
Medizin und Pharmazie Seite an Seite
Wichtig ist für Prof. Dörje, der gemeinsam mit Prof. Grützmann die Idee für diese verstärkte Zusammenarbeit zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit hatte, dass die Pharmazeutinnen die Chirurginnen und Chirurgen mit diesem Aufnahme- und Arzneimittelanamnese-Service deutlich entlasten: „Die Entscheidungen, welche Medikamente verordnet oder abgesetzt werden, treffen auf der Basis des pharmazeutischen Konsils nach wie vor die Ärztinnen und Ärzte“, betont der Chefapotheker. „Wir sind sehr dankbar für diese Beratung und Unterstützung, denn gerade bei den Neben- und Wechselwirkungen haben die Kolleginnen und Kollegen aus der Apotheke eine sehr große fachliche Expertise“, sagt Prof. Grützmann. „Das Geld, das wir in dieses Projekt investieren, ist extrem gut angelegt – die Sicherheit unserer Patientinnen und Patienten steht für uns an oberster Stelle!“
 
Die nahtlose medikamentöse Patientenversorgung zwischen ambulantem und stationärem Sektor ist in anderen Ländern bereits etablierter als in Deutschland. „An jeder Schnittstelle droht ein Informationsverlust“, berichtet Prof. Dörje. Manchmal wisse die Hausärztin oder der Hausarzt nichts von den Medikamenten, die die Neurologin bzw. der Neurologe verschrieben habe und gerade ältere Menschen verlören schließlich selbst den Überblick. „Wir decken sowohl die Schnittstelle ‚stationäre Aufnahme‘ als auch die ‚Entlassung‘ ab und nehmen auf Basis der individuellen Angaben sowie der Laborwerte eine gründliche Medikationsanalyse vor“, erklärt der Chefapotheker. „Das ist auch deshalb wichtig, da wir die Medikation nach bestimmten Operationen vorübergehend oder dauerhaft auf eine eingeschränkte Organfunktion anpassen müssen.“ Frank Dörje ist stolz, wie gut das Pilotprojekt seit April 2020 in der Chirurgischen Klinik läuft und dass die wissenschaftliche Evaluation der Zusammenarbeit bisher sehr gute Ergebnisse liefert. Mittlerweile wurde der Service auch in weiteren chirurgischen Kliniken und selbstständigen Abteilungen des Uni-Klinikums Erlangen erfolgreich etabliert. Ziel ist es, mit diesem Service einen wichtigen und dauerhaften Beitrag zur Erhöhung von Patienten- und Arzneimitteltherapiesicherheit zu leisten.
 
Weitere Informationen:
 
Prof. Dr. Frank Dörje
Tel.: 09131 85-33591
frank.doerje@uk-erlangen.de
 
 
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28. Oktober 2021 Wissenschaftliche Erkenntnisse über die künstliche Intelligenz in die Praxis führen
uni | mediendienst | aktuell Nr. 121/2021

FAU wird Mitbegründerin des KI Park e.V.

 
Mit ihrer Forschung im Bereich „Künstliche Intelligenz (KI) und Medizin“ setzt die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) bereits Maßstäbe. Die Gründung des KI Park e.V. zusammen mit elf weiteren renommierten Organisationen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik unterstreicht ihre Innovationsführerschaft. Wichtigste Ziele des Zusammenschlusses: Sowohl die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands als auch die Europas zu stärken. Dabei konzentriert sich der Verein auf die Förderung konkreter Anwendungen im Bereich KI sowie die Erarbeitung entsprechender ethischer und regulatorischer Rahmenbedingungen.
 
„Der KI Park soll eines der größten KI-Netzwerke Europas werden und die Wettbewerbsfähigkeit auf diesem Gebiet ausbauen. Als innovationsstärkste Universität Deutschlands wollen wir es nicht missen, Teil dieser bedeutsamen Initiative zu sein“, erklärt FAU-Präsident Prof. Dr. Joachim Hornegger. „Getreu unserem Motto ‚Wissen bewegen‘ sehen wir unsere Rolle als Universität innerhalb des KI Parks vor allem darin, den Transfer der in der Wissenschaft erarbeiteten Themen in die Praxis zu begleiten. Besonders spannend ist für uns dabei die Thematik der Digital Twins, wie also KI die visuelle Abbildung realer Objekte und Prozesse optimieren kann.“ Unterstützt wird die FAU dabei vom Tech Incubator Zollhof aus Nürnberg.
 
Neue Anwendungen von künstlicher Intelligenz
Die Schwerpunkte des KI Park sind einerseits technologisch definiert, etwa Quantum-Computing-getriebene KI, 5G- bzw. 6G-basierte KI, Reinforcement-KI, GPT-X für Europa, AI for Sustainability oder neue datengetriebene KI-Konzepte und Großsimulationen auf der Basis synthetischer Daten. Gleichzeitig ist der KI Park den europäischen Werten wie Selbstbestimmung und Persönlichkeitsschutz verpflichtet und setzt auf eine wertebasierte Entwicklung.
 
„Eine der Aufgaben des KI Park wird die Erarbeitung ethischer und regulatorischer Rahmenbedingungen sein. Gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus der Politik, der Verwaltung und Ethikerinnen und Ethikern unterschiedlicher Disziplinen werden wir Vorschläge für eine verantwortungsvolle KI erarbeiten und einen Diskurs darüber mit Medien und Öffentlichkeit suchen. Wir sehen eine verantwortungsvolle KI als Wettbewerbsvorteil für die Zukunft Europas“, so die Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Sabina Jeschke, ehemalige Vorständin für Digitalisierung und Technik bei der Deutschen Bahn.
 
Über den KI Park
Zu den weiteren Gründungsmitgliedern zählen außerdem Volkswagen, VDE, Celonis, Humboldt-Innovation und Science & Startups, German Entrepreneurship, GAULY, Diamant Software, Deloitte und Investa sowie der der Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler, mit dem die FAU im Rahmen der Initiative Schaeffler Hub for Advanced Research (SHARE) bereits zur Nutzbarmachung von KI im industriellen Umfeld kooperiert.
 
Der KI Park wird seine Niederlassung im Berliner Marienpark haben, einem alten Industriegelände im Süden Berlins, in dem ein offenes Ökosystem für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft in zukunftweisenden Branchen entsteht. Dort soll ein Innovation Hub geschaffen werden, das KI-Expertinnen und -Experten einlädt, sich auszutauschen und Konzepte in einer kreativen Umgebung zu entwerfen.
 
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28. Oktober 2021 Veranstaltung: Dies academicus 2021 – FAU feiert 278. Jubiläum
uni | mediendienst | aktuell Nr. 120/2021

Donnerstag, 4. November, 20 Uhr, Franken Fernsehen
 
Neue digitale Lehrformate, Flexibilität durch Online-Lehre und der erste geheilte Long-Covid-Patient – ein turbulentes Jahr liegt hinter der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Am Donnerstag, 4. November, feiert sie ihren Gründungstag und blickt anlässlich des 278. Jubiläums auf Chancen und Herausforderungen der Corona-Pandemie. Der Festakt wird ab 20 Uhr im Franken Fernsehen sowie online ausgestrahlt. Alle Angehörigen, Freundinnen und Förderer der Universität sind herzlich eingeladen, einzuschalten.
 
Bei der Veranstaltung wird Prof. Dr. Veronika Grimm, Leiterin des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftstheorie, an der FAU und Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, über die Möglichkeiten, die die Pandemie eröffnet, sowie offene Fragen im Zusammenhang mit der Pandemie sprechen. Anschließend diskutieren FAU-Präsident Prof. Dr. Joachim Hornegger, Prof. Dr. Christian Mardin, Leitender Oberarzt an der Augenklinik des Universitätsklinikums Erlangen, Prof. Dr. Georg Schett, Vizepräsident Research, Prof. Dr. Bärbel Kopp, Vizepräsidentin Education, und Luisa Weyers, Studentin und Vorsitzende des studentischen Konvents, über die Chancen und Herausforderungen für die FAU in der Zeit nach Corona. Weitere Höhepunkte sind der Rückblick auf die FAU Awards sowie die Ehrung der FAU Innovatorinnen und der FAU Innovatoren. Auch lässt FAU-Präsident Prof. Dr. Joachim Hornegger das vergangene Jahre Revue passieren und gibt einen Ausblick auf das Nächste.  
 
Details zur Veranstaltung gibt es unter: www.dies.fau.de.
 
Weitere Informationen:
Aline Looschen und Christina Dworak
zuv-fauevents@fau.de
 
 
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27. Oktober 2021 Haarwachstum fördern
uni | mediendienst | forschung Nr. 104/2021

FAU-Projekt gewinnt Förderung für Mittel gegen hormonell bedingten Haarausfall

Viele Menschen leiden unter hormonell bedingtem Haarausfall. Doch viele der auf dem Markt erhältlichen Mittel sind wirkungslos. Hoffnung gibt ein an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) neu entwickelter Wirkstoff. Für ihr Projekt erhielten die FAU-Forscherinnen und Forscher der Abteilung für Immunmodulation und der Hautklinik des Universitätsklinikums Erlangen am 21. Oktober 2021 den m4 Award. Der Preis wurde vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie gemeinsam mit BioM, der Netzwerkorganisation der Biotechnologiebranche in Bayern, im Rahmen des Gründer-Events BioEntrepreneurship Summit 2021 an die Gewinner des Vorgründungs-Wettbewerbs verliehen. Die Förderung in Höhe von 500.000 Euro soll MalliaBioTech in den nächsten zwei Jahren bei seiner Ausgründung unterstützen.

Unter hormonell bedingtem Haarausfall leiden weltweit circa 70 Prozent aller Männer und 40 Prozent aller Frauen. Doch für die Behandlung stehen derzeit nur zwei Wirkstoffe zur Verfügung, deren Effizienz auch wissenschaftlich nachgewiesen wurde. Ihr großer Nachteil: Wird die Therapie unterbrochen, geht auch der Erfolg verloren. Prof. Dr. Alexander Steinkasserer und Dr. Dmytro Royzman, Leiter und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Immunmodulatorischen Abteilung des Uni-Klinikums Erlangen, haben gemeinsam mit Prof. Dr. Carola Berking, Lehrstuhl für Haut- und Geschlechtskrankheiten und Direktorin der Hautklinik, einen neuen Wirkstoff für die lokale Behandlung des hormonell bedingten Haarausfalls entwickelt. Dieser basiert auf einer löslichen Form des CD83-Moleküls und zeigte in vorklinischen Studien bisher keine Nebenwirkungen. Anders als bisherige Substanzen induziert dieses Molekül die Bildung neuer Haarfollikel, aus denen neue Haare wachsen können. Mit dieser neuen Wirkungsweise und der Förderung hat MalliaBioTech die Möglichkeit, eine Ausgründung weiter voranzutreiben und neue Standards bei der Behandlung von hormonell bedingten Haarausfall zu setzen.

Über den m4 Award

Mit dem m4 Award unterstützt der Freistaat Bayern forschungsbasierte Ausgründungsprojekte im Bereich der Biomedizin, die sich noch in der Vorgründungsphase an der Hochschule oder Forschungseinrichtung befinden. Insgesamt fließen damit 2,5 Millionen Euro in die fünf ausgezeichneten Forschungsvorhaben zur Entwicklung neuer pharmazeutischer Wirkstoffe. Der Preis wird alle zwei Jahre vergeben.

Weitere Informationen zum m4 Award: www.m4-award.org/

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Alexander Steinkasserer
Leiter der Abteilung für Immunmodulation
Universitätsklinikum Erlangen
Tel.: +49 9131 8536725
alexander.steinkasserer@uk-erlangen.de

25. Oktober 2021 Kann ein Chemokin eine schützende Rolle bei Asthma bronchiale einnehmen?
uni | mediendienst | forschung Nr. 102/2021

Forschungsteam des Uni-Klinikums Erlangen zeigt die Bedeutung des Signalproteins RANTES
Das Chemokin RANTES, ein Signalprotein, das unter anderem dazu beiträgt, bestimmte Zellen des Immunsystems ins Lungengewebe zu locken, scheint einen antientzündlichen Effekt auf die Erkrankung Asthma bronchiale zu haben. Zu diesem Schluss kommt eine Forschungsgruppe um Prof. Dr. Dr. Susetta Finotto und Doktorandin Nina Li vom Universitätsklinikum Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU).*
Asthma bronchiale ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Atemwege. Bei den entzündlichen Vorgängen spielt die Ansammlung von Zellen der Immunabwehr, den eosinophilen Granulozyten, in den Atemwegen eine wichtige Rolle. Während eine bestimmte Form der eosinophilen Granulozyten, abgekürzt iEos, entzündliche Prozesse fördert, trägt eine zweite Form, rEos genannt, zum Gleichgewicht in der Lunge bei. Nina Li und ihr Team von der Abteilung Molekulare Pneumologie verabreichten Mäusen mit und ohne Asthma eine künstlich hergestellte Form des Chemokins RANTES. Die Forschungsgruppe beobachtete, dass sich als Folge die Zahl der rEos erhöhte, während die iEos abnahmen. Daneben wurde vermehrt der gegen Entzündungen wirkende körpereigene Stoff IL-10 hergestellt, was auf eine möglicherweise antientzündliche Wirkung von RANTES hindeutet. Außerdem zeigten die Forschenden, dass das Asthma-Medikament Resiquimod die RANTES-Produktion bei Kindern mit Asthma einleitet, was ebenfalls für eine unterstützende Wirkung des Chemokins bei der Behandlung der Erkrankung spricht. Das Forschungsteam stellte zudem fest, dass bei einer Infektion mit Rhinoviren, die Schnupfen und Erkältung auslösen, die Produktion von RANTES in den Blutzellen von Kindern mit Asthma bronchiale verringert war. Rhinovirus-Infektionen führen häufig zu Verschlechterungen von Asthma. Mit ihren Ergebnissen sowie Auswertungen der Daten der USA-Asthma BRIDGE Kohorte und von Blutuntersuchungen von Kindern mit Asthma eröffnet die FAU-Forschungsgruppe eine neue Sichtweise auf RANTES in der Therapie von Asthma bronchiale.
* http://dx.doi.org/10.2139/ssrn.3757688
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Dr. Susetta Finotto
Tel.: 09131-85-35883-42454
susetta.finotto@uk-erlangen.de

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25. Oktober 2021 Forschungsstandort Erlangen lockt internationalen Nachwuchs mit President’s Welcome Award
uni | mediendienst | aktuell Nr. 117/2021

Helle Köpfe aus der ganzen Welt bereichern FAU-Forschung im Bereich Medizin und künstliche Intelligenz
 
Zeitgleich mit dem neuen Wintersemester haben im Oktober die ersten Gewinnerinnen und Gewinner des President’s Welcome Award ihre Arbeit an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) begonnen. Gefördert durch die Deutsche Forschungsgesellschaft (DFG) können die ausgewählten Doktorandinnen und Doktoranden aus den Bereichen Medizin bzw. künstliche Intelligenz nicht nur ein Jahr mietfrei wohnen, sondern erhalten neben weiteren Vorteilen Ratschläge und Anregungen von ihrem Mentor, dem FAU-Präsidenten Prof. Dr. Joachim Hornegger.
 
Mithilfe von inspirierten, wissensdurstigen jungen Doktorandinnen und Doktoranden will die FAU die Forschungsarbeit in den Bereichen Medizin und künstliche Intelligenz vorantreiben und maßgeblich mitformen. Deshalb hat die Universität diesen Sommer zur Bewerbung für den President’s Welcome Award aufgerufen – ein neues Mentorenprogramm, bei dem die Preisträgerinnen und Preisträger vom Präsidenten der Universität Prof. Dr. Joachim Hornegger beratend begleitet werden: „Die Bewerbungen, die wir für den Award erhalten haben, waren wirklich beeindruckend. Ich bin deshalb sehr stolz darauf, ein Mentor für solch motivierte Talente zu sein.“
 
Darüber hinaus erlaubt ihnen ein Jahr des mietfreien Wohnens im Apartmenthaus The Brucklyn der Jost Unternehmensgruppe, sich voll und ganz auf ihr wissenschaftliches Projekt zu konzentrieren. Auch die Semesterbeiträge werden für zwei Semester von der FAU übernommen. Möglich macht dies alles die DFG-Förderung des Projekts in Höhe von 25.000 Euro, für welche sich die FAU Erlangen-Nürnberg bereits 2019 beworben hatte. Das President’s Welcome Award-Programm konnte jedoch aufgrund der Pandemie nicht wie geplant in 2020 beginnen.
 
Nun jedoch ist der Startschuss erfolgt und die Forschenden leben sich allmählich in ihren neuen Positionen ein. Julia Yip aus Brasilien ist eine Teilnehmerin des Programms: „Es ist für mich eine große Ehre, diese Möglichkeit erhalten zu haben. Ich freue mich sehr darüber, hier arbeiten zu können, wo Wissenschaft, Innovation und die Entwicklung von Medizintechnologien von so großer Bedeutung sind.“
 
Durch die Dokumentation ihrer Erlebnisse über ein Vlog, nehmen die Preisträgerinnen und Preisträger uns alle mit auf ihre Reise „Leben und forschen in Deutschland“ und tragen die Kunde vom Forschungsstandort Erlangen-Nürnberg so auch noch weiter hinaus in die Welt. Das Vlog geht nach einem Training der Teilnehmenden in der Wissenschaftskommunikation live.
 
 
Weitere Informationen:
Jennifer Utley
Stabsstelle Presse und Kommunikation
Tel.: 09131/85-70201
presidentswelcome@fau.de  
 
 
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21. Oktober 2021 Neuer Lancet Countdown Policy Brief für Deutschland zeigt weiter erheblichen Handlungsbedarf
Bundesärztekammer

Neuer Lancet Countdown Policy Brief für Deutschland zeigt weiter
erheblichen Handlungsbedarf

- Deutschland ist nur unzureichend für die gesundheitlichen Herausforderungen des Klimawandels    gerüstet.
- Trotz eines wachsenden Bewusstseins der politisch Verantwortlichen für den Ernst der Lage stehen konkrete Maßnahmen zur Vermeidung klimabedingter Gesundheitsrisiken und zur Bekämpfung des Klimawandels aus.
- Nur wenige Kommunen haben bisher Hitzeaktionspläne umgesetzt.
- Auch die hohen CO2-Emissionen des Gesundheitssystems wurden in den
vergangenen Jahren nur unwesentlich reduziert.

Das sind zentrale Ergebnisse eines Reviews, der anlässlich der Vorstellung des internationalen Lancet Countdown 2021 am 21.10.2021 veröffentlicht wird. Der jährliche Bericht zu Klima und Gesundheit wird von weltweit 38 führenden akademischen Institutionen und UN-Organisationen erstellt und von der Fachzeitschrift „The Lancet“ herausgegeben. Experten von Bundesärztekammer, Charité – Universitätsmedizin Berlin, dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und dem Helmholtz Zentrum München erstellen seit 2019 jährlich einen flankierenden Situationsbericht zu Deutschland und sprechen politische Empfehlungen aus. Im Jahr 2021 überprüften sie, inwieweit Politik und Gesellschaft ihre Empfehlungen aus dem Jahr 2019 aufgegriffen haben. Das zentrale
Ergebnis: Das Bewusstsein für den Ernst der Lage wächst bei den Entscheidungsträger*innen. Die notwendigen Handlungen bleiben hingegen meist aus.

Folgende Empfehlungen wurden 2019 formuliert:

• die systematische und flächendeckende Umsetzung von Hitzeschutzplänen zur
Reduktion von hitzebedingten Gesundheitsrisiken,

• die Reduktion des CO2-Fußabdrucks des deutschen Gesundheitssektors und

• die Integration von Klimawandel und Gesundheit / Planetary Health in Aus-, Fort - und
Weiterbildung von Gesundheitsberufen.

Zu bisherigen Fortschritten auf diesen Gebieten befragt wurden Mitarbeitende des
Bundesgesundheitsministeriums, der Gesundheitsämter, des Spitzenverbands der Kommunen, Mitarbeitende von Krankenhäusern, Krankenkassen, Wohlfahrtsverbänden und
Nichtregierungsorganisationen sowie Hausärzt*innen, Expert*innen auf dem Gebiet des
Arbeitsschutzes, des Medizinrechts, der Lehre, der Pflege- und Gesundheitswissenschaften
und der Physiotherapie und Psychologie.

„Es reicht nicht, wenn Einzelne ihr Verhalten ändern. Wir müssen auch die Verhältnisse
ändern. Das ist bisher leider an viel zu wenigen Stellen passiert“, so Prof. Sabine Gabrysch,
Professorin für Klimawandel und Gesundheit an der Charité und Leiterin der Forschungsabteilung Klimaresilienz am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. „Wir brauchen dazu klare Verantwortlichkeiten auf allen Ebenen im Gesundheitssektor und in der Politik. Klimaschutz und Klimaanpassung müssen zur Priorität werden, weil es dabei um unsere Lebensgrundlagen und unsere Gesundheit geht.“
 
„Eine der vordringlichsten Aufgaben der neuen Bundesregierung muss deshalb sein, gemeinsam mit Ländern und Kommunen die Verantwortlichkeiten zur Vorbeugung klimabedingter Gesundheitsgefahren zu definieren und bestehende gesetzliche Vorgaben zu evaluieren“, sagt Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer.
Gesundheitseinrichtungen müssten durch ausreichend Personal und räumliche Ressourcen
auf Extremwetterereignisse vorbereitet werden. „Notwendig ist außerdem eine nationale
Strategie für eine klimafreundliche Gesundheitsversorgung in Deutschland, die auch den
notwendigen Investitionsbedarf zum Beispiel für den klimaneutralen Bau bzw. Umbau von
Gesundheitseinrichtungen vorsieht.“

Kritisiert wird in dem Review, dass nur wenige Kommunen bisher über umfassende
Hitzeaktionspläne verfügen oder aber, dass sie existierende nicht umgesetzt haben.
Wichtige Akteure des Gesundheitssystems wurden bisher kaum eingebunden.
Anstrengungen, den CO2-Fußabdruck des Gesundheitswesens zu senken (ca. 5 % der
deutschen Gesamtemissionen) wurden in den vergangenen zwei Jahren kaum
unternommen.

In der Aus- und Fortbildung von Gesundheitsberufen wurden Prozesse eingeleitet, um
Klimawandel und Gesundheit bzw. Planetary Health in die Curricula zu integrieren – diese
stehen aber noch am Anfang.

Am Beispiel des Hitzeschutzes erläutert Dr. Alexandra Schneider vom Institut für
Epidemiologie des Helmholtz Zentrum München: „Aktuelle Analysen zeigen, dass die
Gesundheitsgefährdung durch Hitze in Deutschland weiter zugenommen hat. Die Anzahl
heißer Tage nimmt immer weiter zu und besonders sensible Bevölkerungsgruppen wie
ältere Menschen mit Vorerkrankungen wie Diabetes oder Herzinsuffizienz sind heute stärker
gefährdet als noch vor 10 Jahren.“ Doch obwohl die zuständigen Behörden und
eingebundenen Akteure realisierten, wie dringend Hitzeschutz ist, sind die Zuständigkeiten
unklar. Prof. Dr. Annette Peters, Direktorin des Instituts für Epidemiologie des Helmholtz
Zentrum München: „Für solche extremen und komplexen Situationen, wie sie im Sommer
2021 in Südeuropa und Kanada aufgetreten sind, ist die Bundesrepublik momentan nicht
ausreichend gerüstet. Der Aufbau einer langfristigen Hitzeresilienz in Städten, Kommunen
und Gesundheitseinrichtungen startet momentan sehr langsam.“

Mit der Fortschrittskontrolle empfehlen die Autor*innen deshalb neue gesetzliche
Regelungen und eine Klärung der Zuständigkeiten, die Einbeziehung des Öffentlichen
Gesundheitsdienstes und des Bevölkerungs- und Katastrophenschutzes sowie
Handlungsszenarien für unerwartete Extremlagen wie im Sommer 2021 in Kanada.
Hitzeopfer durch Tod oder Krankheit müssten systematisch erfasst werden. Bilanziert
werden sollten auch die Treibhausgas-Emissionen des Gesundheitswesens. „Weder auf der
Landes-, Bundes- oder der europäischen Ebene gab es bislang Gesetzesvorschläge mit dem
Ziel, eine Reduktion des CO2-Fußabdrucks im Gesundheitssektor zu erreichen“, sagt Dr.
Martin Herrmann, Vorsitzender der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG).

Der vorliegende Policy Brief 2021 kann der neuen Bundesregierung als Grundlage für
evidenzbasierte Entscheidungen zur Umsetzung von Klimaschutz- und
Anpassungsmaßnahmen dienen.

Weitere Informationen und Einschätzungen erhalten Sie auf der Online-Launch-
Veranstaltung am 28. Oktober 2020, 16 Uhr. Informationen dazu unter
https://klimagesund.de/

An der Veranstaltung nehmen u.a. teil:

• Klaus Holetschek, Bayerischer Staatsminister für Gesundheit und Pflege,
Vorsitzender Gesundheitsministerkonferenz der Länder
• Dr. Ellen Lundershausen, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer
• Jana Luntz, Präsidiumsmitglied des Deutschen Pflegerats
• Prof. Dr. Dr. Sabine Gabrysch, Professorin für Klimawandel und Gesundheit an der
Charité – Universitätsmedizin Berlin, Leiterin der Forschungsabteilung Klimaresilienz
an Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)
• Prof. Dr. Andreas Matzerakis Deutscher Wetterdienst
• Alice McGushin, The Lancet Countdown: Tracking Progress on Health and Climate
Change
• Dr. Alexandra Schneider, Institut für Epidemiologie, Helmholtz Zentrum München
 
Den globalen Lancet Coutdown Bericht 2021 können Sie hier abrufen:
https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(21)01787-6/fulltext
Den Policy Brief für Deutschland 2021 können Sie hier abrufen:
Policy Brief für Deutschland 2021
Zusammenfassung Policy Brief 2021

Medienkontakte:
Bundesärztekammer
Stabsbereich Politik und Kommunikation Tel.: +49 30 400 456 - 700 presse@baek.de
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Geschäftsbereich Unternehmenskommunikation Tel.: +49 30 450 570 400
presse@charite.de
Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und
Umwelt Abteilung Kommunikation Tel.: +49 89 3187-2711 presse@helmholtz-
muenchen.de
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Tel: +49 331 288 2507 presse@pik-potsdam.de
Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG)
Tel.: +4917634340609
maike.voss@klimawandel-gesundheit.de

24. September 2021 AMBORA: 1. Platz beim MSD-Gesundheitspreis 2021
uni | mediendienst | aktuell Nr. 101/2021

Projekt zur sicheren Einnahme von Krebsmedikamenten mit 30.000 Euro gewürdigt

Der MSD-Gesundheitspreis wurde in diesem Monat zum zehnten Mal verliehen. Die renommierte Auszeichnung des internationalen Gesundheitsunternehmens MSD (Merck Sharp & Dohme) ist mit einer Gesamtsumme von 115.000 Euro dotiert und prämiert innovative Projekte zur nachhaltigen Verbesserung der Versorgung von Patientinnen und Patienten in Deutschland. Das Versorgungsforschungsprojekt AMBORA der Apotheke (Chefapotheker: Prof. Dr. Frank Dörje) des Universitätsklinikums Erlangen und des Lehrstuhls für Klinische Pharmakologie und Klinische Toxikologie (Lehrstuhlinhaber: Prof. Dr. Martin F. Fromm) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg wurde mit dem 1. Preis des MSD-Gesundheitspreises 2021 ausgezeichnet und erhielt 30.000 Euro. Das Geld kommt nun – zum Wohle der onkologischen Patientinnen und Patienten des Uni-Klinikums Erlangen – der Weiterentwicklung von AMBORA am Comprehensive Cancer Center Erlangen-EMN zugute. Über die Vergabe des MSD-Gesundheitspreises unter insgesamt 59 eingereichten Arbeiten entschied eine unabhängige Wissenschaftsjury.

AMBORA-Studie: mehr Sicherheit bei oraler Tumortherapie
Die von der Stiftung Deutsche Krebshilfe geförderte Studie AMBORA (Arzneimitteltherapiesicherheit bei der Behandlung mit neuen oralen Antitumorwirkstoffen) zeigte, dass Patientinnen und Patienten mit einer oralen Tumortherapie davon profitieren, wenn sie während ihrer Therapie engmaschig klinisch-pharmazeutisch/pharmakologisch begleitet werden. Diese Form der Unterstützung erhöhte nicht nur die Arzneimitteltherapiesicherheit, sondern verbesserte auch deutlich das Wissen und das Befinden der Betroffenen. Darüber hinaus traten deutlich weniger Nebenwirkungen auf. Die Ergebnisse der Studie wurden kürzlich in der renommierten wissenschaftlichen Zeitschrift Journal of Clinical Oncology veröffentlicht. Da die Ergebnisse so positiv ausfielen, wurde die intensivierte Betreuung am CCC Erlangen-EMN in die Routineversorgung aufgenommen. Dort werden Krebspatientinnen und -patienten, die ihre Tumormedikamente oral einnehmen, nun im Rahmen eines interprofessionellen Kompetenz- und Beratungszentrums zur Optimierung der Arzneimitteltherapiesicherheit betreut.

Dr. Jutta Wendel-Schrief, Mitglied der Expertenjury und Director Market Access bei MSD, begründete die Entscheidung der Jury für den 1. Platz beim MSD-Gesundheitspreis 2021 in ihrer Laudatio mit folgenden Worten: „Das Team des CCC Erlangen-EMN hat […] mit AMBORA eine hochwirksame, multifaktorielle Intervention konzipiert. Ein interprofessionelles, erfahrenes und intensiv geschultes Team gewährleistet eine engmaschige Therapiebegleitung. AMBORA stellt somit sicher, dass innovative Darreichungsformen von Tumormedikamenten ihren Nutzen für die Patientinnen und Patienten voll entfalten können, während gleichzeitig die Risiken minimiert werden. Den erheblichen Zusatznutzen für die Patientensicherheit hat das Projekt eindrucksvoll nachgewiesen.“

Die Arbeitsgruppe um die beiden Studienleiter Prof. Dörje und Prof. Fromm bedankt sich sehr herzlich bei allen, die das AMBORA-Versorgungsforschungsprojekt bei der Planung und Durchführung so wirkungsvoll unterstützt haben.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Martin F. Fromm
Tel.: 09131 85-22772
martin.fromm@fau.de

Prof. Dr. Frank Dörje
Tel.: 09131 85-33591
frank.doerje@uk-erlangen.de

AMBORA-Projekt: www.ccc.uk-erlangen.de/krebsberatung/orale-tumortherapie-ambora/


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24. September 2021 Qualität und Sicherheit von Blut und Blutprodukten gewährleisten / Anschein von Diskriminierung vermeiden
Bundesärztekammer

Die Bundesärztekammer hat im Einvernehmen mit dem Paul-Ehrlich-Institut die zuletzt im Jahr 2017 novellierte Richtlinie Hämotherapie im Rahmen der turnusmäßigen Aktualitätsprüfungen aktualisiert und auf ihrer Internetseite veröffentlicht. Dabei wurden die Zulassungskriterien zur Blutspende von Personen mit sexuellem Risikoverhalten auf Basis einer im Mai 2021 vorgelegten gemeinsamen Analyse von Bundesärztekammer, Bundesgesundheitsministerium und zuständigen Bundesoberbehörden neu gefasst.
Nach Sichtung aktueller medizinisch-wissenschaftlicher und epidemiologischer Daten waren die Institutionen unter anderem zu dem gemeinsamen Ergebnis gekommen, dass die Sicherheit von Blut und Blutprodukten auch weiterhin die Feststellung der Spendereignung und eine Testung der Spenden erfordert. In der auf Grundlage dieser Analyse aktualisierten Hämotherapie-Richtlinie ist nun festgelegt, dass eine Zulassung zur Spende vier Monate nach Beendigung eines sexuellen Risikoverhaltens nicht zu einer Erhöhung des Risikos für die Empfängerinnen und Empfänger von Blut und Blutprodukten führt. Infektionen mit dem Hepatitis-B-Virus, dem Hepatitis-C-Virus oder HIV könnten nach dieser Zeitspanne sicher ausgeschlossen werden. Bisher galt eine Rückstellfrist von zwölf Monaten nach Beendigung des Risikoverhaltens.
Zu sexuellem Risikoverhalten zählt zum Beispiel Sexualverkehr mit einer Transperson oder zwischen Frau und Mann mit häufig wechselnden Partnern/Partnerinnen sowie Sexualverkehr zwischen Männern mit einem neuen Sexualpartner oder mehr als einem Sexualpartner. Epidemiologische Daten (insbesondere aus Deutschland) zeigen, dass diese Verhaltensweisen mit einem hohen Risiko für den Erwerb von transfusionsrelevanten Erregern assoziiert sind.
„Keinesfalls darf die medizinisch-wissenschaftliche Risikostratifizierung aus ihrem Regelungskontext gerissen und als Gradmesser für gesellschaftliche Akzeptanz oder Diskriminierung herangezogen werden“, betont Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt. Eine Bewertung der sexuellen Orientierung nähmen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ausdrücklich nicht vor. Vielmehr habe man bei der Überarbeitung der Richtlinie besonderes Augenmerk auf die Formulierungen der Rückstellkriterien für die Blutspende gelegt. Beispielsweise sei die Formulierung „Sexualverkehr zwischen Heterosexuellen“ im Ergebnis der gemäß Transfusionsgesetz durchgeführten Fachanhörung geändert worden in „Sexualverkehr zwischen Frau und Mann“. „Es war und ist uns ein besonderes Anliegen, jeden Anschein von Diskriminierung zu vermeiden“, so Reinhardt.
Zum Hintergrund: Der gesetzliche Auftrag zur Feststellung des allgemein anerkannten Standes der Erkenntnisse der medizinischen Wissenschaft und Technik durch die Bundesärztekammer ist im Transfusionsgesetz (TFG) formuliert. Als Konsequenz des „HIV-Skandals“ der 1980er Jahre war und ist wesentlicher Leitgedanke des TFG, eine Balance zwischen den behördlichen Aufgaben der Arzneimittelzulassung durch das Paul-Ehrlich-Institut, der Krankheitsüberwachung und -prävention durch das Robert Koch-Institut, den Überwachungsaufgaben der Bundesländer und der ärztlichen Berufsausübung gemäß dem anerkannten Stand der Erkenntnisse der medizinischen Wissenschaft und Technik zu schaffen.
Die Richtlinie Hämotherapie ist ein hochdifferenziertes, über 100-seitiges Regelwerk. Sie wird durch mehrheitlich ehrenamtlich tätige Fachexpertinnen und Fachexperten in einem mehrstufigen Prozess erarbeitet, beraten, konsentiert und regelmäßig – mindestens alle zwei Jahre – auf ihre Aktualität geprüft. Diese Vorgehensweise ist Garant für die auch international anerkannte hohe fachliche Qualität der Richtlinie.
www.baek.de/rl-haemotherapie
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24. September 2021 6,5 Millionen Euro vom BMBF für Long-COVID-Forschung
uni | mediendienst | forschung Nr. 92/2021

Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert auch ein Forschungsprojekt der Erlanger Augenklinik
 
Vier erfolgreiche Heilversuche gegen die Spätfolgen einer Corona-Infektion – gegen Long COVID – haben die Ärztinnen und Ärzte der Augenklinik (Direktor: Prof. Dr. Friedrich E. Kruse) des Universitätsklinikums Erlangen seit Mai 2021 unternommen. Das Herzmedikament BC 007 brachte alle vier Menschen mit schweren Long-COVID-Symptomen auf den Weg der Besserung: Ihre Beschwerden klangen innerhalb kurzer Zeit ab. Nun unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die weitere Erlanger Forschungsarbeit. Die geplante Studie der Augenklinik des Uni-Klinikums Erlagen ist eines von zehn Projekten, die vom BMBF mit insgesamt 6,5 Millionen Euro gefördert werden. Die Erlanger Studie soll systematisch nachweisen, ob und auf Basis welcher Mechanismen der Wirkstoff BC 007 weiteren Long-COVID-Patientinnen und -Patienten helfen kann.
 
Das Erlanger Forschungsvorhaben „Autoantikörper gegen G-Protein gekoppelte Rezeptoren als  schädliches Agens für die Mikrozirkulation und als Ursache für die Symptompersistenz in ,Long-COVID‘: Ein klinisch-experimenteller Ansatz“ wird vom BMBF für mindestens anderthalb Jahre gefördert. Wie Bundesforschungsministerin Anja Karliczek heute (23.09.2021) im Rahmen einer Pressekonferenz verkündete, ist es damit eines von zehn Projekten zur Erforschung der Spätfolgen von COVID-19, die vom Bund insgesamt 6,5 Millionen Euro an Fördergeldern erhalten. Projektpartner des Teams der Erlanger Augenklinik sind das Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts, die Humboldt-Universität zu Berlin und das Helmholtz-Zentrum München.
 
BMBF-Förderung sichert wissenschaftliches Fundament
Einem 59-jährigen Bankkaufmann, einem 51-jähirgen Key Account Manager, einer 39-jährigen Grundschullehrerin und einem weiteren 64-jährigen Patienten konnte das Forschungsteam des Uni-Klinikums Erlangen bisher im Rahmen von Heilversuchen mit BC 007 helfen. „Das wissenschaftliche Fundament können wir jetzt dank der BMBF-Förderung errichten, die molekularen Wirkmechanismen untersuchen und den Therapieerfolg des Medikaments BC 007 bei einer größeren Zahl von Betroffenen untersuchen“, erklärt Augenärztin PD Dr. Dr. Bettina Hohberger.
 
Nach einer COVID-19-Erkrankung zirkulieren im Blut der Betroffenen Autoantikörper, die sich gegen körpereigene Proteine richten. „BC 007 wurde eigentlich als Herzmedikament entwickelt. Das Interessante daran ist, dass das Medikament die schädlichen Autoantikörper bei all jenen Patientinnen und Patienten außer Gefecht setzen kann, die sie im Blut haben – egal welchen Namen die Krankheit trägt. Bei unseren Long-COVID-Patientinnen und -Patienten sehen wir: Der Wirkstoff bindet und neutralisiert die schädlichen Autoantikörper, und die retinale Mikrozirkulation verbessert sich – also die Durchblutung in den feinsten Blutgefäßen des Auges. Wir nehmen an, dass dieser Effekt nicht auf das Auge beschränkt ist, sondern den ganzen Körper betrifft. Die Durchblutung verbessert sich und damit klingen die Long-COVID-Symptome ab“, so Bettina Hohberger.
 
Klinische Phase-2a-Studie am Uni-Klinikum Erlangen in Vorbereitung
Die nun geplante klinische placebokontrollierte Phase-2a-Studie am Uni-Klinikum Erlangen soll den in den Heilversuchen erprobten Therapieansatz wissenschaftlich untersuchen. Konkret erforscht wird die Neutralisation von Autoantikörpern gegen G-Protein-gekoppelte Rezeptoren (GPCR-AAb). „Wir möchten aufklären, welcher Zusammenhang besteht zwischen den durch eine SARS-CoV-2-Infektion gebildeten Autoantikörpern, der eingeschränkten Durchblutung des Auges und der Gesamtdurchblutung des Organismus“, erklärt Prof. Dr. Christian Mardin, leitender Oberarzt der Augenklinik des Uni-Klinikums Erlangen. PD Dr. Dr. Hohberger ergänzt: „Im Labor sehen wir uns dazu beispielsweise an, wie die Autoantikörper die Funktion und die Verformbarkeit von Blutzellen und -gefäßen beeinflussen. Insgesamt geht es uns darum, zu ergründen, welche molekularen Mechanismen konkret zu unseren erfolgreichen Heilversuchen gegen Long COVID geführt haben. Ziel ist es, den Grundstein für Zulassungsstudien zu legen, sodass bald noch mehr Menschen mit Long COVID medikamentös geholfen werden kann.“
 
Prof. Mardin ergänzt: „Seit Öffentlichwerden unserer ersten Therapieerfolge erreichen uns unzählige Anfragen von Betroffenen. Wir sind dankbar, dass wir aufgrund der Förderung nun die Möglichkeit bekommen, unsere Forschung in diesem wichtigen Bereich, in dem noch so viele Fragen offen sind, entscheidend voranzubringen.“
 
Menschen mit Long-COVID-Symptomatik können sich bis auf Weiteres per E-Mail an recover.au@uk-erlangen.de wenden und werden kontaktiert, wenn die Phase-2a-Studie startet und sie dafür infrage kommen.
 
Rückblick: bisherige Heilversuche – Long-COVID-Symptome verschwanden nach Gabe von BC 007
Axel N. aus Oberfranken war Patient Nummer eins. Seit 2007 ist er Glaukompatient der Erlanger Augenklinik. Nach einer Corona-Infektion litt der 59-Jährige aus dem Landkreis Coburg u. a. unter Konzentrationsschwierigkeiten, Geschmacksstörungen und extremer Erschöpfung – bei Familientreffen schlief er einfach so am Tisch ein, konnte Gesprächen nicht mehr folgen. Bereits kurz nach der einmaligen Infusion von BC 007 waren seine Long-COVID-Symptome komplett verschwunden. Die Durchblutung seiner Netzhaut hatte sich verbessert, wie die Optische Kohärenztomografie-Angiografie (OCT-A) zeigte. Bis heute geht es ihm gut, er fühlt sich fit und ist aktiv. Auch der 51-jährige Oliver G. aus dem Allgäu bekam BC 007. Ihn hatte seine Corona-Infektion im Mai 2020 mitten aus dem Leben gerissen. Er litt unter starken Erschöpfungszuständen, Gleichgewichts-, Koordinations- und Gedächtnisstörungen sowie unter Muskelzuckungen und einem starken Zittern der rechten Hand und des Arms. In seinem Gehirn lag ein dichter Nebel (brain fog), sodass er seinen Sport und auch seinen Beruf als Key Account Manager aufgeben musste. Bei den kleinsten Aufgaben im Haushalt brauchte Oliver G. Unterstützung. „Ich war ein Abziehbild meiner selbst – ein Zombie, und nicht ich“, sagt der 51-Jährige. Doch auch bei ihm klangen nach der 75-minütigen einmaligen Gabe von BC 007 die Symptome ab. Heute kann Oliver G. wieder Fahrrad, Auto und Motorrad fahren, Sport treiben und mit seinem Hund Gassi gehen. Und er hat begonnen, wieder in seinem alten Beruf zu arbeiten. Die bisher am schwersten betroffene Patientin, die in der Erlanger Augenklinik wegen ihrer Long-COVID-Beschwerden behandelt wurde, war eine 39-jährige Grundschullehrerin aus Mittelfranken. Sie beklagte massive Abgeschlagenheit, Gleichgewichts-, Koordinations-, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen und brain fog sowie Gangunsicherheiten und Geschmacksstörungen. Dazu kamen Lähmungserscheinungen in einer Hand und in einem Fuß. „Vor meiner COVID-Erkrankung war ich ein gesunder Mensch. Danach lag ich die überwiegende Zeit im Bett und konnte nicht mal lesen“, schildert die Patientin. „Auch bei dieser Betroffenen ließ der brain fog schon am ersten Tag nach der Medikamentengabe deutlich nach“, bestätigt PD Dr. Dr. Hohberger. „Zudem bessern sich seitdem die neurologischen Einschränkungen und die Erschöpfung zusehends.“ Und noch einen weiteren Long-COVID-Patienten, einen 64-jährigen Mann, wählte das Team der Erlanger Augenklinik für einen Heilversuch aus. „Auch bei ihm sehen wir, dass er von der Therapie profitiert“, sagt Bettina Hohberger.
 
Weitere Informationen:
 
PD Dr. Dr. Bettina Hohberger
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23. September 2021 80. Bayerischer Ärztetag, 15. bis 17. Oktober 2021 in Hof
Bayerische Landesärztekammer

Sehr geehrte Damen und Herren,

herzlich lade ich Sie zu Pressekonferenzen, Auftaktveranstaltung und Arbeitstagung anlässlich des 80. Bayerischen Ärztetages der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), der vom 15. bis 17. Oktober 2021 in Hof stattfindet, ein. Der 80. Bayerische Ärztetag wird am Freitag, den 15. Oktober 2021, um 18.30 Uhr im Festsaal der Freiheitshalle Hof, feierlich eröffnet.

An der Auftaktveranstaltung hält Univ.-Professor Dr. Dr. med. habil. Dr. phil. Dr. theol. h. c. Eckhard Nagel, Universität Bayreuth, Institut für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften, ein Impulsreferat mit dem Titel: „Priorisierung orientiert sich an Schutzbedürftigkeit“. Grußworte erfolgen vom Bayerischen Gesundheitsminister, Klaus Holetschek, und der Oberbürgermeisterin der Stadt Hof, Eva Döhla.

Die Arbeitstagung am Samstag und Sonntag befasst sich mit der aktuellen Sozial-, Gesundheits- und Berufspolitik, dem Tätigkeitsbericht und den Finanzen der BLÄK, Fragen der ärztlichen Weiterbildungs- und Berufsordnung sowie der ärztlichen Fortbildung.

Der Bayerische Ärztetag ist die Delegiertenversammlung der BLÄK. Die ärztlichen Kreis- und Bezirksverbände sowie die medizinischen Fakultäten der sechs Landesuniversitäten entsenden insgesamt 180 Delegierte zu der mindestens einmal im Jahr tagenden Versammlung.

Pressekonferenz
»    Dienstag, 12. Oktober 2021, um 11.00 Uhr
PresseClub München, Marienplatz 22/IV (Eingang Rindermarkt), 80331 München

Pressegespräch vor Ort
»    Freitag, 15. Oktober 2021, um 11.00 Uhr
Freiheitshalle, Kulmbacher Str. 4, 95030 Hof, E+2 Konferenzraum 3

Themen, Termine und Veranstaltungsorte des 80. Bayerischen Ärztetages entnehmen Sie bitte dem beiliegenden Programm. Rückantwort, Tagesordnung und Anfahrtsskizze finden Sie der Einladung beigefügt. Presseinfos stehen aktuell im Internet unter www.blaek.de/ueber-uns/bayerische-aerztetage zur Verfügung. Während des Ärztetages erreichen Sie uns unter den Telefonnummern 0172 7516157, 0177 4779220 oder 01525 7627588.

Wir freuen uns auf Ihre Zusage und auf gute Pressegespräche.

Weitere Informationen: Anmeldeformular, Tagesordnung, Anfahrtsskizze finden Sie in der angehängten pdf-Datei.

Mit freundlichen Grüßen
Dagmar Nedbal
________________________________
Leiterin der Pressestelle, Bayerisches Ärzteblatt, Internet

Bayerische Landesärztekammer
Mühlbaurstraße 16
81677 München
Telefon: +49 89 4147-714
Fax: + 49 89 4147-202
E-Mail: d.nedbal@blaek.de
Internet: www.blaek.de oder www.bayerisches-aerzteblatt.de

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08/2021 Hervorragende Leistungen bei den Abschlussprüfungen zur MFA
Ärztlicher Kreisverband Erlangen

Bei den Abschlussprüfungen der Medizinischen Fachangestellten (MFA) wurden im „Coronajahr“ 2021 hervorragende Leitungen erreicht. Sowohl in der theoretischen wie praktischen Prüfung, die unter den schwierigen Vorgaben des Hygieneschutz in vollem Umfang in der Berufsschule durchgeführt wurden, sind vier Absolventinnen mit „Sehr gut“ herausgestochen. „Diese Schüler haben ganz außergewöhnliche Leistungen erbracht und gehören zu den Besten in ganz Bayern!“ lobt Simone Benker, Fachbereichsleiterin für die Gesundheitsberufe an der Berufsschule Erlangen. Diese außergewöhnlichen Leistungen bei Unterricht und Prüfung unter den schwierigen „Corona-Bedingungen“ sind besonders bemerkenswert. „80 % der Corona infizierten Patienten wurden in Erlangen ambulant betreut!“ berichtet Dr. Florian Schuch, Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbandes Erlangen. Der Beruf der Medizinischen Fachangestellten und deren Arbeit in den ambulanten Praxen war in der Pandemie eine zentrale wichtige Säule in der Versorgung der an Corona erkrankten Menschen in Deutschland. „In den letzten zehn Jahren hat sich der Beruf der Medizinischen Fachangestellten mit immer neuen Aufgaben und mehr Eigenständigkeit dynamisch und attraktiv entwickelt. Dies spiegelt sich auch wieder in der Gehaltsentwicklung, die um mehr als 50 % gestiegen ist! „Dies ist absolut gerechtfertigt!“ Auch die Ausbildungszahlen sprechen für sich: In diesem "Corona-Jahrgang" nahmen 78 Schülerinnen und Schüler an der Prüfung teil, so viele wie noch nie. Und der Trend reißt nicht ab, denn für das neue Ausbildungsjahr 2021/2022 haben bereits über 100 Jugendliche und junge Erwachsene einen Ausbildungsvertrag in Erlangen oder im Landkreis Erlangen-Höchstadt unterschrieben. Mit einer kleinen Feierstunde wurden Vera Baptistella , Charlotte Burkhard , Johanna Weber und Hannah Birkner gewürdigt. Alle vier wollen die Möglichkeiten der Aufstiegsqualifikationen im hausärztlichen und fachärztlichen Bereich in naher Zukunft nutzen.
Pressemeldung ÄKV Erlangen Bei Fragen wenden sich bitte Dr. Florian Schuch


Charlotte Burkhard - Hannah Birkner - Johanna Weber – Dr. Florian Schuch - Vera Baptistella - Jutta Krauß – Sabine Droth - Simone Benker (von li.nach re.)

17. September 2021 Gutes Leben und gutes Sterben
uni | mediendienst | aktuell Nr. 99/2021

FAU-Medizinethiker Prof. Dr. Andreas Frewer über Sterbebegleitung und Sterbehilfe

Auf welche Weise lässt sich gesundheitliche Versorgung vom Lebensbeginn bis zum Sterben menschlich gestalten? Unter anderem mit dieser Fragestellung beschäftigt sich die Jahrestagung der Akademie für Ethik in der Medizin (AEM), die 2021 von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) vom 22. bis 25. September ausgerichtet wird. Ein Themenschwerpunkt dabei: „Gutes Leben und gutes Sterben“. Im Interview spricht Prof. Dr. Andreas Frewer, Professor für Ethik in der Medizin und AEM-Tagungspräsident, über aktuelle Fragestellungen am Lebensende.

Erst vergangenes Jahr hat das Bundesverfassungsgericht entschieden, dass Menschen ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben haben. Dies muss nun noch gesetzlich verankert und die Details ausgearbeitet werden. Auch in anderen Ländern wird Sterbehilfe heiß diskutiert. Welche unterschiedlichen Ansätze gibt es im Ausland?
Prof. Frewer: Dies ist ein wichtiges und brisantes Themenfeld, zu dem es im Rahmen der Tagung mehrere Vorträge und größere Foren geben wird. Ein Medizinethiker und eine Juristin stellen dabei den internationalen Stand der Gesetzgebung vor, ein holländischer Arzt und Ethiker beleuchtet z.B. die spezielle Situation in den BeNeLux-Ländern. Aber auch die Perspektive Betroffener und der Schutz von Menschen mit Behinderung wird thematisiert. All dies wird mit zahlreichen Fachleuten kritisch diskutiert, denn die Phase am Lebensende ist gleichermaßen sensibel wie kostbar. Wir alle als verletzliche Menschen sollten hier besonders geschützt werden. Ethische Fragen rechtlicher Regelung stehen im Fokus der Debatten.

Gibt es Länder, von denen Deutschland lernen kann bzw. Negativbeispiele?
Prof. Frewer: Sicher ist ein intensiver Austausch in Deutschland wie auch ein Blick auf andere internationale Beispiele zur „Best Practice“ sinnvoll. Manche Strömungen aus Belgien und den Niederlanden sollten wir in Deutschland vermeiden. Die Stärkung der Palliativ- und Hospizbewegung ist für uns ein besonders wichtiges Moment, das auch durch ehrenamtliches Engagement aus der gesamten Gesellschaft ergänzt werden sollte. Hier gibt es sehr positive Initiativen von Palliative Care in Europa bis zum regionalen Engagement im sehr großen Hospiz Verein Erlangen.

In den BeNeLux-Ländern haben assistierte Suizide stark zugenommen, seitdem ein entsprechendes Gesetz erlassen worden ist. Es steht die Frage im Raum, ob all diese Menschen wirklich die Hilfe durch das Gesundheitssystem bekommen haben, die nötig gewesen wäre, also ob sie sich auch für „Sterbehilfe“ entschieden hätten, hätten sie andere Leistungen und Angebote erhalten.
Prof. Frewer: Das ist ein besonders wichtiger Punkt: Es braucht unsere fachliche Kompetenz wie auch persönliches Engagement, um zu zeigen, dass Alternativen zum assistierten Suizid oder gar zur Tötung auf Verlangen möglich sind. Ein Ausbau der Sterbebegleitung im Sinne einer „Ars moriendi nova“ als neue Sterbekunst und Kultur des Umgangs am Lebensende ist zentral. Hier kann die Medizinethik wichtige Anregungen und Reflexionen für die Praxis geben sowie Menschenrechte einfordern. Ein ganz praktisches Beispiel: Der temporäre Sterbewunsch sollte sehr genau evaluiert werden, etwa ob es medizinisch-psychiatrische Ursachen oder weitere Wege zur sozialen Unterstützung gibt.

Der Wille der Patientinnen und Patienten ist die eine Seite, die Belastung für das ärztliche Personal die andere. Menschen beim Sterben zu helfen ist für niemanden einfach. Was muss von dieser Seite aus beachtet werden?
Prof. Frewer: Die Beanspruchung für das pflegerische wie auch ärztliche Personal ist sicherlich am Lebensende besonders hoch; alle wollen mit großem Idealismus das Beste für die kranken Menschen. Die Begriffe „Belastung“ und „Last“ sind in diesem Kontext schwierig, denn keine helfende Person sollte hierbei überlastet werden – und auch kein Mensch sich als „Last“ fühlen. Natürlich muss in diesem Feld ganz besonders auf eine ausreichende Personaldecke geachtet werden. Hier wird in Zukunft eine große Herausforderung für die Menschlichkeit im Gesundheitswesen liegen. Mehrere Foren auf der Konferenz werden mit Fachleuten aus zehn Ländern Studien und Details für die Praxis erörtern.

Öffentliche Vorträge zur Zukunft der Menschlichkeit im Gesundheitswesen
Wie sieht die gesundheitliche Versorgung der Zukunft aus? Auf welche Weise lässt sie sich vom Lebensbeginn bis zum Sterben menschlich gestalten? Wie verändern Corona-Pandemie, Digitalisierung oder Pflege-Robotik das Gesundheitswesen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Jahrestagung der Akademie für Ethik in der Medizin (AEM), die dieses Jahr von der Professur für Ethik in der Medizin der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) zusammen mit der Geschäftsstelle des Ethikkomitees sowie dem Zentralinstitut für Wissenschaftsreflexion und Schlüsselqualifikationen (ZiWiS) ausgerichtet wird. Hochkarätige Fachleute aus dem In- und Ausland erörtern den Stand von Medizin und Ethik, unter anderem mit Expertise aus der WHO, von UN-Beauftragten und dem Weltärztebund.  
Am 22. und 23. September finden im Rahmen der Tagung öffentliche und kostenlose Abendveranstaltungen im Zukunftsmuseum Nürnberg (DMN) statt.  Am Mittwoch den 22. September spricht nach der Einführung durch den Tagungspräsidenten Prof. Andreas Frewer, der renommierte Zukunfts¬forscher Dr. Bernd Flessner ab 18:30 Uhr darüber, in welcher Form sich die Zukunft der Medizin durch Menschlichkeit oder Hightech auszeichnet. Mit Beispielen aus Science-Fiction-Visionen wird er zentrale Pläne wie auch Utopien für Wissenschaft und Medizin beleuchten. Am Donnerstag, den 23. September, vertieft der bekannte Arzt und soziale Vordenker Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer (Bochum) ab 19:00 Uhr das Thema „Die Zukunft der Menschlichkeit im Gesundheitswesen“. Er wird an aktuellen Forschungsbeispielen und aus der Praxis der Heilkunde beleuchten, wie eine moderne und gleichzeitig menschliche Medizin umsetzbar ist. Im Rahmen des „Zukunftsplauschs überMorgen“ diskutiert er mit der Leitung von Zukunftsmuseum, Medizinethik und ZiWiS zu wegweisenden Fragen.

Komplettes Programm der AEM-Jahrestagung vom 22. bis 25. September: https://www.aem-online.de/https://www.arzt-fortbildung-erlangen.de/./

Für eine digitale Teilnahme:
Abendforum im Zukunftsmuseum am 22. September: https://fau.zoom.us/j/68864407342?pwd=dDlqdmkyZWEyb29Rc1g4Y3pCRCs0UT09
„Zukunftsplausch überMorgen“ mit Keynote Lecture am 23. September: https://fau.zoom.us/j/68383455590?pwd=NlRsbzRFZkNIeVZUREFYbE5OeG9EQT09

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Andreas Frewer
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16. September 2021 Welttag Patientensicherheit
Bayer. Landesärztekammer

Patientensicherheit setzt bedarfsgerechte Personalausstattung voraus

Berlin, 16.09.2021 – „Patientensicherheit geht uns alle an. Sie lässt sich
nur gemeinsam gewährleisten.“ Das erklärte Dr. Klaus Reinhardt,
Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), anlässlich des Welttags der
Patientensicherheit am 17. September 2021, der in diesem Jahr unter
dem Motto „Jetzt handeln für eine sichere und respektvolle Geburt“ steht.

„Gerade in der Geburtshilfe zeigt sich exemplarisch, was Medizin
grundsätzlich ausmacht: Jede Geburt ist ein besonderes, individuelles
Erlebnis“, betonte Reinhardt. Das gelte für Mutter und Kind wie auch für
das interprofessionelle Team, das Schwangerschaft und Geburt begleitet.
„In der Medizin geht es darum, sensibel auf die jeweils spezifischen
Anzeichen und Behandlungsverläufe zu reagieren und auf Patientinnen
und Patienten individuell einzugehen – von der Geburt an bis ins hohe
Alter. Das ist grundlegend für eine gute und sichere Versorgung“, so
Reinhardt.

Der BÄK-Präsident mahnte zugleich: „Die bestmögliche
Patientensicherheit ist nicht zu erreichen ohne eine bedarfsgerechte
Personalausstattung, eine gezielte Nachwuchsförderung und ausreichend
Zeit für Patienten- und Angehörigengespräche. Wenn stattdessen
ökonomische Gesichtspunkte die Oberhand gewinnen, läuft definitiv
etwas falsch.“

Das gelte insbesondere in einem Versorgungsalltag, der zunehmend
geprägt sei durch fachliche Spezialisierung, Arbeitsteilung und
Digitalisierung. „Durch den rasanten medizinischen Fortschritt können
Patientinnen und Patienten immer besser behandelt werden. Aber auch
die Komplexität der Behandlungsprozesse und damit der Aufwand für die

Fehlerprävention nimmt zu“, sagte Reinhardt. Es sei daher gut, dass sich
das Thema Patientensicherheit wie ein roter Faden durch alle Stufen der
ärztlichen Qualifikation ziehe – vom Medizinstudium über die
Facharztweiterbildung bis hin zur kontinuierlichen Fortbildung von
Ärztinnen und Ärzten. „Für Ärztinnen und Ärzte sind Qualität und
Sicherheit seit jeher die beiden untrennbaren Seiten einer Medaille“, so
Reinhardt.

14. September 2021 Je früher, desto besser
uni | mediendienst | forschung Nr. 85/2021

FAU-Studie weist auf möglichst frühzeitigen Therapiebeginn bei Autoimmunkrankheiten hin
 
Komplexe Autoimmunerkrankungen, die verschiedene Organsysteme betreffen können, bleiben trotz immenser Behandlungsfortschritte eine der großen Herausforderungen in der Medizin. Insbesondere die diffuse Symptomatik in der Anfangsphase komplexer Autoimmunerkrankungen erschwert die frühe Diagnostik und damit die möglichst schnelle therapeutische Intervention. Ein Forschungsteam der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) hat nun gezeigt, dass sich sehr gute therapeutische Effekte durch eine möglichst frühe Behandlung von Autoimmunerkrankungen erzielen lassen, sogar schon vor dem Auftreten der ersten klinischen Symptome. Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachjournal iScience veröffentlicht.*
 
Zu den komplexen Autoimmunerkrankungen gehört zum Beispiel der Systemische Lupus Erythematodes (SLE), der vor allem Frauen betrifft und in dessen Verlauf neben der Haut und den Blutgefäßen auch innere Organe, wie etwa die Niere, vom eigenen Immunsystem angegriffen werden können. Ein vorrangiges Ziel ist es, möglichst früh einzugreifen, um schwere Organschäden zu vermeiden. Dabei kommen neben einer generellen Unterdrückung des Immunsystems auch gezieltere Therapien, wie etwa eine Entfernung von autoreaktiven Zellen zum Einsatz. Zu welchem Zeitpunkt welche Art der Therapie eine Wirkung auf die spätere Erkrankung hat, war bisher allerdings noch weitgehend unklar.
 
Dieser Frage ist ein Forschungsteam um Dr. Anja Werner vom Lehrstuhl für Genetik der FAU nachgegangen. „Unser Ziel war es, so früh und gezielt wie möglich auf die fehlgeleitete Immunantwort einzuwirken“, sagt Dr. Werner. „Bei vielen Autoimmunerkrankungen kommt es schon Jahre vor der eigentlichen Erkrankung zu einem Verlust der Selbsttoleranz, wie zum Beispiel zur Herstellung von Autoantikörpern, die im Rahmen der späteren, aktiven Erkrankung Organe angreifen und zerstören können.“ Ob dieser frühe und teilweise vorübergehende Verlust der Selbsttoleranz allerdings als möglicher Biomarker für die spätere Erkrankung und damit als sehr früher therapeutischer Eingriffszeitpunkt genutzt werden könnte, war bisher allerdings noch wenig erforscht. Das Team um Dr. Werner konnte nun zeigen, dass eine gezielte und nur vorübergehende Entfernung von B-Zellen, die neben der Herstellung von Autoantikörpern auch andere Zellen über die Präsentation von Selbstantigenen oder über Botenstoffe beeinflussen können, sich sehr stark auf die später auftretende Erkrankung auswirken kann.
 
„Wir waren sehr überrascht zu sehen, dass wir nur durch den früheren und vor allem kurzfristigen Einsatz einer gut etablierten Therapie so dramatische Effekte auf die spätere Autoimmunerkrankung erzielen konnten“, sagt Prof. Falk Nimmerjahn, Inhaber des Lehrstuhls für Genetik. „In der Tat schien in den behandelten Tieren das Immunsystem zurückgesetzt worden zu sein, wodurch nicht nur die Autoantikörperproduktion unterdrückt, sondern auch schwere Organschäden verhindert beziehungsweise stark verzögert werden konnten.“
 
*DOI: https://doi.org/10.1016/j.isci.2021.103076
 
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Falk Nimmerjahn
Lehrstuhl für Genetik
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10. September 2021 FAU-Mediziner entwickeln genauere Gesichtsfelduntersuchung
uni | mediendienst | aktuell Nr. 95/2021

Um Erkrankungen des Sehsystems zu diagnostizieren nehmen Ärztinnen und Ärzte eine sogenannte Gesichtsfelduntersuchung, auch Perimetrie genannt, vor: Wie gut kann die Umgebung wahrgenommen werden und welche Rolle spielt die Netzhaut bei der Wahrnehmung? Dabei ist es bisher jedoch nicht möglich, die fünf verschiedenen Typen der Sehsinneszellen einzeln voneinander auf ihre Funktionstüchtigkeit zu überprüfen. Ein Forschungsteam vom Lehrstuhl für Augenheilkunde der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) will daher eine neue Perimetrie entwickeln. Für das Projekt erhalten die Forscher den mit 25.000 Euro dotierten Novartis EYEnovative Förderpreis 2021.
 
Im Rahmen eines DFG-Projektes haben Prof. Dr. Jan Kremers und PD Dr. Cord Huchzermeyer, beide vom Lehrstuhl für Augenheilkunde der FAU, bereits einen speziellen Projektor mit fünf verschiedenartigen Leuchtdioden entwickelt. Ursprünglich sollte er zwar verwendet werden, um die Funktion der Netzhaut mit elektrophysiologischen Techniken zu erforschen. „Wenn wir die Software des Projektors anpassen, eignet er sich aber hervorragend für die Gesichtsfelduntersuchung“, sagt Prof. Kremers. Die Leuchtdioden des Projektors decken den gleichen fünf-dimensionalen Farbraum ab, der auch von den Sehzellen wahrgenommen wird. Dadurch können verschiedene Reize erzeugt werden – je nachdem, welche Arten der Sehzellen angesprochen werden sollen. So ist es auch möglich ausschließlich einen Typ von Sehzellen zu aktivieren. Ein weiterer Vorteil: Mit dieser Methode könnten gleichzeitig auch die Sehbahnen, die für die Verarbeitung und Weiterleitung der visuellen Eindrücke zuständig sind, untersucht werden. Ist die Wahrnehmung gestört, ist es mit dieser Methode auch möglich, die Ursache zu lokalisieren.
 
Durch die neue Methode erhoffen sich die Forscher eine bessere Beschreibung der Signalverarbeitung in der gesunden und erkrankten Netzhaut und damit auch ein besseres Verständnis der Krankheitsmechanismen. „Die Methode könnte auch in der klinischen Routinediagnostik etabliert werden, weil die Reize an die jeweiligen Krankheitsbedingungen angepasst werden können“, erklärt Kremers.
 
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Jan Kremers
Lehrstuhl für Augenheilkunde
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jan.kremers@uk-erlangen.de
 
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09. September 2021 80. Bayerischer Ärztetag, vom 15. bis 17. Oktober 2021 in Hof
Bayerische Landesärztekammer

Pressekonferenz am Dienstag, 12. Oktober 2021, um 11.00 Uhr im PresseClub München

Sehr geehrte Damen und Herren,

herzlich lade ich Sie zu Pressekonferenzen, Auftaktveranstaltung und Arbeitstagung anlässlich des 80. Bayerischen Ärztetages der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), der vom 15. bis 17. Oktober 2021 in Hof stattfindet, ein. Der 80. Bayerische Ärztetag wird am Freitag, den 15. Oktober 2021, um 18.30 Uhr im Festsaal der Freiheitshalle Hof, feierlich eröffnet.

An der Auftaktveranstaltung hält Univ.-Professor Dr. Dr. med. habil. Dr. phil. Dr. theol. h. c. Eckhard Nagel, Universität Bayreuth, Institut für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften, ein Impulsreferat mit dem Titel: „Priorisierung orientiert sich an Schutzbedürftigkeit“. Grußworte erfolgen vom Bayerischen Gesundheitsminister, Klaus Holetschek, und der Oberbürgermeisterin der Stadt Hof, Eva Döhla. Die Arbeitstagung am Samstag und Sonntag befasst sich mit der aktuellen Sozial-, Gesundheits- und Berufspolitik, dem Tätigkeitsbericht und den Finanzen der BLÄK, Fragen der ärztlichen Weiterbildungs- und Berufsordnung sowie der ärztlichen Fortbildung.

Der Bayerische Ärztetag ist die Delegiertenversammlung der BLÄK. Die Ärztlichen Kreis- und Bezirksverbände sowie die medizinischen Fakultäten der sechs Landesuniversitäten entsenden insgesamt 180 Delegierte zu der mindestens einmal im Jahr tagenden Versammlung.

Wir dürfen Sie schon heute auf unsere Pressekonferenzen hinweisen:
Pressekonferenz
»    Dienstag, 12. Oktober 2021, um 11.00 Uhr
PresseClub München, Marienplatz 22/IV (Eingang Rindermarkt), 80331 München

Pressegespräch vor Ort
»    Freitag, 15. Oktober 2021, um 11.00 Uhr
Freiheitshalle, Kulmbacher Str. 4, 95030 Hof, E+2 Konferenzraum 3

Mit freundlichen Grüßen
Dagmar Nedbal
Leiterin der Pressestelle, Bayerisches Ärzteblatt, Internet

Eine detaillierte Einladung erhalten Sie Ende September!

Lebensrettende 08. September 2021 Reserveantibiotika ausschließlich Menschen vorbehalten
Bayerische Landesärztekammer

EU-Tierarzneimittelverordnung

Lebensrettende Reserveantibiotika ausschließlich Menschen vorbehalten

Berlin, 08.09.2021 – „Jedes Jahr sterben europaweit rund 33.000 Menschen an Infektionen, gegen die keine Antibiotika mehr helfen. Ein Grund für zunehmende Resistenzen ist der Einsatz von
Antibiotika in der Mast- und Geflügelhaltung. Die Bundesärztekammer unterstützt deshalb ausdrücklich, dass die Europäische Union den Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung
mit der Tierarzneimittelverordnung begrenzen will. Die Pläne für die konkrete Umsetzung der Verordnung bieten aber zu viele Schlupflöcher und sind nicht geeignet, die menschliche
Gesundheit vor resistenten Erregern zu schützen.“ Das sagte Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt vor der Abstimmung des EU-Parlamentes über die geplante Umsetzung
der EU-Tierarzneimittelverordnung Mitte September. Er warnte, dass es ein weiter so nicht geben dürfe. „Es geht hier um Menschenleben. Es steht zu befürchten, dass es bald keine
wirksamen Reserveantibiotika für die Behandlung von schweren Erkrankungen bei Menschen mehr geben wird.“

Zum Hintergrund: Nach Angaben des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit wurden im Jahr 2019 rund 670 Tonnen Antibiotika in der Tiermedizin in Deutschland abgegeben, europaweit (EU einschließlich Großbritannien, sowie Island, Norwegen und der Schweiz) waren
dies im Jahr 2018 rund 6500 Tonnen. Knapp 90 Prozent davon diente der Gruppenbehandlung von Tieren, insbesondere über die Nahrung, nur zwölf Prozent der individuellen Behandlung.

Die neue Tierarzneimittelverordnung der EU soll ab Ende Januar 2022 in allen Mitgliedstaaten verbindlich gelten. Sie soll sicherstellen, dass auch künftig ausreichend Reserveantibiotika
speziell für die Humanmedizin zur Verfügung stehen. Die Europäische Kommission hat aus Sicht der Ärzteschaft völlig unzureichende Kriterien für Reserveantibiotika erarbeitet, die ausschließlich für die Behandlung von Menschen vorgesehen werden sollen.

Die Bundesärztekammer fordert deshalb in einem Schreiben an die EU-Abgeordneten eine Überarbeitung der vorgelegten Kriterien. In der bisherigen Form führen sie faktisch dazu, dass der
wirtschaftliche Nutzen der betreffenden Antibiotika für die Tierhaltung über die Frage des Schutzes der menschlichen Gesundheit entscheiden kann. Selbst wenn die hohe Bedeutung
eines Antibiotikums für die menschliche Gesundheit bereits festgestellt ist und eine signifikante Übertragung der Resistenz vom Tier auf den Menschen als erwiesen angesehen werden kann,
ist damit nicht zwangsläufig eine tatsächliche Rückstellung gewährleistet. Denn darüber hinaus sehen die Kriterien vor, dass ein zurückzustellendes Antibiotikum für die Tiergesundheit nicht
essentiell sein darf. Die Ärzteschaft warnt, dass die von der Kommission vorgeschlagenen Kriterien kaum etwas an der derzeitigen Praxis ändern würden. Dringend notwendig sei eine
Überarbeitung der bisherigen Kriterien. Sie müssten sich primär an der Bedeutung des Antibiotikums für die Humanmedizin und dem Risiko einer Übertragung von Resistenzen orientieren. Die
Bundesärztekammer fordert, dass die Antibiotika, die nach WHO-Kriterien die höchste Priorität für die Humanmedizin haben – dies betrifft fünf von 35 Antibiotikagruppen – primär für den Menschen
reserviert werden; eine individuelle Behandlung von mit Infektionen diagnostizierten Haustieren könne allenfalls als ultima ratio gerechtfertigt sein.
Ein weiterer Kritikpunkt der Bundesärztekammer: In der Frage, ob es Alternativen zum Einsatz der für Menschen reservierten Antibiotika gibt, sollen nach dem Willen der Kommission allein andere Arzneimittel berücksichtigt werden, nicht aber andere präventive Maßnahmen, die den Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung entbehrlich machen bzw. deutlich reduzieren. „Solche
Maßnahmen sollten gefördert werden, etwa durch Umbau der konventionellen in eine ökologische Tierhaltung“, so die BÄK. Als Beispiel nennt sie eine Begrenzung der Zahl der Tiere pro Hektar,
was eine geringere Infektionsgefahr und wiederum einen reduzierten Einsatz von Antibiotika mit sich bringen würde.

07. September 2021 Aktiv werden gegen Krebs
uni | mediendienst | aktuell Nr. 95/2021

Virtuelle Aktionswoche vom 9. bis 17. Oktober 2021 – alle können teilnehmen!

Bald ist es wieder so weit: Der Startschuss für die achte Auflage des Laufs gegen Krebs fällt – pandemiebedingt allerdings auch dieses Jahr rein virtuell. Im Zeitraum vom 9. bis 17. Oktober 2021 können Teilnehmende Lauf- oder Radrunden sammeln, sich anderweitig sportlich, aber auch künstlerisch oder musikalisch betätigen und ihre Leistung mittels „Action-Foto“, GPS-Tracking oder Video auf der Website dokumentieren. Zur größten Benefizveranstaltung dieser Art im Großraum Franken laden der Verein für Ernährungsmedizin und Bewegung & Sport bei Krebs e. V. in Kooperation mit dem Hector-Center für Ernährung, Bewegung und Sport der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath) des Universitätsklinikums Erlangen und dem Comprehensive Cancer Center Erlangen-EMN (Direktor: Prof. Dr. Matthias W. Beckmann) ein. Ziel ist es zu signalisieren, wie wichtig Sport und Bewegung für die Gesundheit sind und gleichzeitig einen Beitrag für die Krebsforschung zu leisten.

Die Teilnahme kann allein oder in einer kleinen Gruppe, draußen oder drinnen erfolgen. Anmeldungen sind einzeln oder auch als Team für den Bambini-Lauf (unter 6 Jahre), den Lauf für Schülerinnen und Schüler (6 bis 13 Jahre), den Lauf für Jugendliche (ab 14 Jahre) und Erwachsene, den Novartis-Run 25' sowie für den Rad- und den „Freestyle“-Wettbewerb (für eine andere sportliche, künstlerische oder musikalische Aktivität) möglich. Die Beteiligung am virtuellen Lauf gegen Krebs ist kostenfrei, die Anmeldung ist ab sofort bis zum Ende des Veranstaltungszeitraums am 17. Oktober 2021 um 20.00 Uhr möglich. Über Preise freuen dürfen sich die Kindergartengruppe oder der Verein mit den meisten Teilnehmenden beim Bambini-Lauf, die drei Schulklassen mit den meisten Teilnehmenden im Schülerlauf (im Verhältnis zur Gesamtschülerzahl) sowie die ersten drei Läuferinnen und die ersten drei Läufer, die beim Novartis-Run in 25 Minuten die längste Strecke gelaufen sind. Diese Leistung muss mit einem Lauf-Tracker dokumentiert werden.

Zeichen setzen und spenden
Sport, Bewegung und eine gesunde Ernährung können nicht nur das Risiko für eine Krebserkrankung senken, sie haben auch einen entscheidenden Einfluss auf die Behandlung sowie die Prognose nach einer Krebstherapie. Mit dem 8. Lauf gegen Krebs soll ein Zeichen für die Bedeutung von Bewegung und Ernährung in der Vorsorge und der Therapie einer onkologischen Erkrankung gesetzt werden. Schirmherr der Veranstaltung ist Prof. Dr. Joachim Hornegger, Präsident der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Wer die ernährungs- und sportmedizinische Therapie bei Krebserkrankungen unterstützen möchte, kann an den gemeinnützigen Verein spenden – unabhängig von der aktiven Teilnahme am Lauf. Von einer Spende profitieren unmittelbar Krebserkrankte aus der Region, indem ihnen auch weiterhin hocheffiziente Trainingsprogramme angeboten werden können. Mit dem virtuellen Lauf gegen Krebs möchten die Organisatorinnen und Organisatoren für diesen Zweck eine Gesamt-Spendensumme in Höhe von 40.000 Euro erreichen.

Website des Laufs gegen Krebs mit weiteren Informationen und Link zur Anmeldung: www.laufgegenkrebs.de

Weitere Informationen:

Ursula Nastri-Niederweis
Tel.: 09131 85-46826
ursula.nastri-niederweis@uk-erlangen.de


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02. September 2021 FAU weiterhin unter Top 200 weltweit
uni | mediendienst | aktuell Nr. 94/2021

Neues THE-Ranking erschienen
 
Im internationalen Universitäts-Ranking des Londoner Hochschulbildungs-Magazins Times Higher Education zählt die FAU auch 2022 weltweit zu den besten 200 Universitäten. In allen Teilbereichen, die in die Wertung einfließen, konnte sie sich wiederholt behaupten; insbesondere im Teilbereich Forschung, wo die FAU Platz 156 belegte, und im Bereich industrieller Drittmittel, wo sie erneut Platz 85 erreichte.
 
Das THE World University Ranking wird von der in London erscheinenden Zeitschrift für Hochschulbildung Times Higher Education (THE) seit 2004 jährlich veröffentlicht. Die in Zusammenarbeit mit dem Dienstleister Elsevier erstellte Bestenliste zählt neben dem QS World University Ranking und dem Academic Ranking of World Universities (ARWU) zu den einflussreichsten internationalen Hochschulrankings. Diesmal wurden über 2000 Top-Universitäten der Welt anhand von 13 Indikatoren in ihren Kernbereichen Lehre, Forschung, Zitationen, industrielle Drittmitteleinnahmen und Internationalisierung beurteilt und über 1600 gerankt.
 
Das vollständige Ranking können Sie auf der Times Higher Education-Webseite einsehen.
 
Weitere Informationen:
Dr. Amelie Feder
S-DATEN
Tel: 09131/8524881
amelie.feder@fau.de
 
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Trojanisches Pferd
Bayerische Landesärztekammer

Im Leitartikel der September-Ausgabe des Bayerischen Ärzteblatts mahnt Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer, dass durch telemedizinische Angebote keine eigenständige Versorgungsebene neben dem ambulanten und dem stationären Sektor entstehen dürfe. 

„Wenn die Telemedizin die Konkurrenz zu niedergelassenen Ärzten wird, die die gesamte Infrastruktur für die Patientenversorgung vorhalten, dann ist sie nicht unterstützenswert. Dann wird sie zum Instrument von Begehrlichkeiten, die zusätzliche Versichertengelder kosten und bewährte Strukturen kaputtmachen. Und den nächtlichen Hausbesuch fährt dann wer?“, fragt Bayerns Ärztechef rhetorisch.

Telemedizinanbieter, die mit dem Angebot zusätzlicher Verdienstmöglichkeiten für Ärztinnen und Ärzte ergänzend zum Praxisalltag werben würden, seien gerade in einer Zeit, in der manch eine Arztpraxis nicht mehr nachbesetzt werden könne, kontraproduktiv für das Gesundheitssystem. Exemplarisch verweist der Präsident auf den Vertrag einer bayerischen Krankenkasse. Diese verschaffe Versicherten mit Atemwegserkrankungen über einen Telemedizinanbieter Zugang zu Ärzten, welche Patientinnen und Patienten mit Rezept und Krankschreibung versorgten, obwohl vorher kein persönlicher Kontakt bestanden habe. Die Begründung der Krankenkasse sei, dass teilnehmende Versicherte künftig von zuhause aus die Videosprechstunde der Krankenkasse nutzen und damit während der Pandemie die Praxen entlasten könnten. „Stattdessen müsste es für Politik und Krankenkassen von größerer Bedeutung sein, den ambulanten Bereich durch Förderung der Niederlassung effektiv zu stützen, wenn es um die Nachhaltigkeit in der Patientenversorgung geht“, führt Quitterer weiter aus.

Abseits davon kritisiert Bayerns Ärztechef, dass der Freistaat Bayern für bestimmte Personengruppen Corona-Auffrischimpfungen ermöglicht habe, obwohl diesbezüglich noch keine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) vorliege. „Ich halte es für hochproblematisch, wenn die Politik medizinische Entscheidungen trifft, ohne ärztliche Expertise adäquat zu berücksichtigen“, so Quitterer. Dagegen müsse sich die Ärzteschaft zur Wehr setzen. Überdies pocht der Präsident darauf, dass es auch unter der nächsten Bundesregierung keine Impfpflicht geben dürfe.

Mehr zu „Trojanisches Pferd“ lesen Sie im Leitartikel der September-Ausgabe 2021 des Bayerischen Ärzteblattes unter www.bayerisches-aerzteblatt.de.

Pressestelle


01. September 2021 Europäischer Nachwuchspreis für Dr. Schmidkonz
uni | mediendienst | aktuell Nr. 95/2021

European Association of Nuclear Medicine verleiht Young Authors Award 2021 an Erlanger Nuklearmediziner
 
Große Ehre für Dr. Christian Schmidkonz: Der Oberarzt der Nuklearmedizinischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Torsten Kuwert) des Universitätsklinikums Erlangen wurde jetzt von der European Association of Nuclear Medicine (EANM) mit deren Young Authors Award als einer der besten europäischen Nachwuchswissenschaftler im Fachbereich Nuklearmedizin ausgezeichnet.
 
Der Erlanger Experte setzte sich mit seiner Studie „68Ga-FAPI-04 PET-CT for molecular assessment of fibroblast activation and risk evaluation in systemic sclerosis-associated interstitial lung disease: a single-centre, pilot study“ gegen zahlreiche Mitbewerberinnen und Mitbewerber aus ganz Europa durch. Die ausgezeichnete Forschungsarbeit entstand in Kooperation mit Prof. Dr. Jörg Distler, Dr. Christina Bergmann und Prof. Dr. med. univ. Georg Schett von der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie (Direktor: Prof. Dr. med. univ. Georg Schett) des Uni-Klinikums Erlangen und wurde im März 2021 in der Fachzeitschrift „The Lancet Rheumatology“ publiziert.
 
Dr. Schmidkonz und sein Team waren der Frage nachgegangen, wie die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit einer Lungenfibrose möglichst frühzeitig gelingen und auch überprüft werden kann.
 
Bei der Lungenfibrose im Rahmen einer systemischen Sklerose kommt es zu einem bindegewebigen Umbau der Lunge. Die FAPI-PET/CT ist ein bildgebendes Verfahren, mit dem sich molekulare Vorgänge im menschlichen Körper visualisieren lassen. Die Erlanger Arbeitsgruppe konnte weltweit erstmalig zeigen, dass die nicht-invasive Darstellung aktivierter Bindegewebszellen (Fibroblasten) bei Patientinnen und Patienten mit systemischer Sklerose und Lungenfibrose in vivo möglich ist. Außerdem wiesen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach, dass der Aktivierungsgrad der Fibroblasten mit der Krankheitsaktivität und ihrem Stadium sowie mit dem Therapieansprechen der Lungenfibrose korreliert. Die FAPI-PET/CT stellt somit das weltweit einzige Bildgebungsverfahren dar, das die molekulare Aktivität von aktivierten Fibroblasten im Menschen sichtbar machen kann. Dies ist eine wichtige Voraussetzung dafür, den Erfolg neuartiger therapeutischer Ansätze bei Lungenfibrosen frühzeitig nachweisen zu können. Derzeit wird in Erlangen der Einsatz der FAPI-PET/CT für weitere rheumatische Erkrankungen wie die Myokardfibrose, die Rheumatoide Arthritis, die Spondylarthropathien und die Psoriasis-Arthritis erforscht.
 
Link zur Original-Publikation: https://doi.org/10.1016/S2665-9913(20)30421-5
 
Weitere Informationen:
 
Dr. Christian Schmidkonz
Tel.: 09131 85-33411
christian.schmidkonz@uk-erlangen.de
 
 
 
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01. September 2021 Teilnehmende für Studie gesucht: Was sagt die Mobilität im Alltag über die Parkinson-Erkrankung aus?
uni | mediendienst | aktuell Nr. 93/2021

Forschende des Uni-Klinikums Erlangen wollen die Bewegungsfähigkeit von Betroffenen mithilfe von tragbaren Sensoren untersuchen
 
Wie wirkt sich die Mobilität von Patientinnen und Patienten mit einer Parkinson-Erkrankung auf deren Gesundheitszustand aus? Können Krankheitsverlauf und Sturzrisiko durch Sensoren digital vorhergesagt werden? Diesen Fragen will PD Dr. Heiko Gaßner, Leiter der Arbeitsgruppe für Bewegungsanalyse und Digitale Medizin der Molekular-Neurologischen Abteilung (Leiter: Prof. Dr. Jürgen Winkler) des Universitätsklinikums Erlangen, in einer klinisch-wissenschaftlichen Studie nachgehen. Im Rahmen mehrerer Studienvisiten werden verschiedene Tests durchgeführt – von der Beantwortung von Fragebögen zum Gesundheitszustand bis hin zu Balance- und Gangtests –, die ein individuelles Gesamtbild der alltäglichen Mobilität ergeben. Dafür sucht die Arbeitsgruppe um Dr. Gaßner Teilnehmende mit idiopathischem Parkinson-Syndrom.
 
Das Forschungsteam am Uni-Klinikum Erlangen ist eines der 16 klinischen Zentren, die am europaweiten Studienprojekt „Mobilise-D“ mitwirken. „Das Ziel dieser Studie ist die Testung von tragbaren Sensoren, die die Mobilität einer Person im Alltag erfassen“, erläutert Studienleiter Dr. Gaßner. „Wir wollen einen digitalen Marker entwickeln, mit dem die Mobilität einer Person möglichst genau bewertet werden kann, und der dabei hilft, krankheitsspezifische Vorhersagen für an Parkinson erkrankte Menschen zu treffen – etwa zu ihren Sturzrisiken, zum Ansprechen auf die Therapie oder zum Krankheitsverlauf.“ Die Ergebnisse der Studie sollen dazu beitragen, die Behandlung von Bewegungserkrankungen künftig zu optimieren und diese besser beurteilen zu können.
 
Wer kann teilnehmen?
Teilnehmende müssen mindestens sechs Minuten lang ohne die Nutzung einer Gehhilfe gehen können und die Bereitschaft mitbringen, einen am unteren Rücken angebrachten Sensor einige Tage lang ununterbrochen zu tragen.
 
Ablauf der Studie
Die Studienteilnehmenden absolvieren über einen Zeitraum von zwei Jahren fünf verschiedene Termine: Bei jedem der maximal dreistündigen Termine wird ein umfassendes Gesamtbild der Probandinnen und Probanden erstellt. Im Anschluss werden sie außerdem gebeten, sieben Tage lang einen kleinen Sensor, der am unteren Rücken angebracht wird, kontinuierlich zu tragen. Die Teilnahme an der Studie ist über den gesamten Studienzeitraum mit keinerlei Kosten verbunden. Fahrtkosten werden erstattet.
 
Telefonische Auskünfte zur Studie
Bei Interesse oder für weitere Fragen stehen die Studienassistentinnen des Bewegungs- und Sensoriklabors des Uni-Klinikums Erlangen, Teresa Greinwalder und Sarah Seifferth, telefonisch unter 09131 85-44408 (dienstags, donnerstags und freitags, jeweils zwischen 10.00 und 12.00 Uhr) oder per E-Mail an bewegungsstoerungen@uk-erlangen.de zur Verfügung.
 
Weitere Informationen:
PD Dr. Heiko Gaßner
Tel.: 09131 85-39324
heiko.gassner@uk-erlangen.de
 
 
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30. August 2021 Erforschung des Tränenfilms
uni | mediendienst | aktuell Nr. 92/2021

Teilnehmerinnen und Teilnehmer für Studie des Anatomischen Instituts der FAU gesucht
 
Der Tränenfilm ist ein komplex zusammengesetztes Sekret. Er bedeckt die Augenoberfläche und schirmt sie zur Außenwelt hin ab. Die Funktionen des Tränenfilms sind vielfältig und reichen von visuellen Eigenschaften über Befeuchtung der Augenoberfläche bis hin zur Abwehr von Krankheitserregern. In einer Studie möchte das Institut für Funktionelle und Klinische Anatomie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) die Bestandteile des Tränenfilms untersuchen. Hierfür werden Teilnehmerinnen und Teilnehmer gesucht.
 
Da bereits geringe Veränderungen in seiner Zusammensetzung schon zu visuellen Störungen und dem Trockenen Auge führen können, möchte das Institut für Funktionelle und Klinische Anatomie den Tränenfilm zunächst bei gesunden Personen untersuchen, um anschließend die Unterschiede zu erkrankten Personen festmachen zu können. Hierfür werden von den Probandinnen und Probanden Tränenflüssigkeit und Lipidtröpfchen am Rand des Augenlids gesammelt  sowie Lipidtröpfchen von Talgdrüsen der Haut an Kopf, Nase und Ohr mittels Spatel entnommen.
 
Ablauf der Probenentnahme und Teilnahmebedingungen
Die Studie findet im Labor in Erlangen statt und dauert bei dem einmaligen Termin etwa 30 Minuten. Die Entnahme der Tränenflüssigkeit sowie der Lipidtröpfchen ist nicht schmerzhaft und wird von geschulten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durchgeführt. Um eine coronakonforme Teilnahme zu ermöglichen, wird vor Beginn der Testung ein Corona-Schnell- oder -Spucktest durchgeführt, sollte die Testperson nicht geimpft oder genesen sein. Teilnehmen können gesunde Erwachsene ab 18 Jahren. Von der Teilnahme ausgenommen sind schwangere oder stillende Frauen, Personen mit Augenkrankheiten oder Infektionen an Auge, Nase, Ohren, oder Kopfhaut sowie akuten Erkrankungen oder Allergien in der Vorgeschichte.
 
Interessierte können sich unter dem Betreff „Tränenfilmstudie“ unter yuqiuhe.liu@fau.de anmelden.
 
Für die Teilnahme an der Studie können leider keine Zuschüsse oder Beihilfen gewährt werden.
Persönliche Daten werden gemäß unseren Anforderungen streng vertraulich behandelt.
 
Weitere Informationen:
Yuqiuhe Liu
Institut für Funktionelle und Klinische Anatomie
Tel: +49 174 4784771
yuqiuhe.liu@fau.de
 
 
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30. August 2021 Welche Rolle spielen Mikromilieu- und Stoffwechselfaktoren bei der Infektionsabwehr?
uni | mediendienst | forschung Nr. 84/2021

Neues DFG-Graduiertenkolleg an der FAU eingerichtet
 
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert ab Januar 2022 für zunächst viereinhalb Jahre ein neues Gradiertenkolleg (GRK) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und am Universitätsklinikum Erlangen: Es geht der Frage nach, welche Mikromilieufaktoren im Gewebe für die antimikrobielle Abwehr und das Überleben von Infektionserregern bedeutsam sind.
 
Warum werden viele Infektionen durch Bakterien, Pilze oder Parasiten vom Immunsystem erfolgreich bekämpft, andere aber nicht? Welche Rolle spielen hierbei die einzelnen Zellen des Immunsystems im Zusammenspiel mit der Mikroumgebung im Gewebe, den Milieufaktoren sowie dem Stoffwechsel der infizierten Zellen und der Erreger? Wie unterscheidet sich dieses „Immunmikrotop“ bei verschiedenen Infektionskrankheiten? Antworten auf diese Fragen sollen in den nächsten viereinhalb Jahren 14 Promotionsvorhaben im neuen GRK 2740 „Immunmikrotop – Mikroumgebungsbedingte, metabolische und mikrobielle Signale zur Regulation der Immunzell-Pathogen-Interaktion“ liefern. Das GRK 2740 bietet hierbei eine Schnittstelle zwischen Infektionsbiologie, Immunologie, Bioinformatik und Mathematik. Zum Einsatz werden neueste Methoden der hochauflösenden Bildgebung, Metabolomanalysen, der Bioinformatik und der mathematischen Modellerstellung kommen.
 
Die ausführliche Pressemeldung finden Sie unter https://www.fau.de/2021/08/news/wissenschaft/welche-rolle-spielen-mikromilieu-und-stoffwechsel-bei-der-infektionsabwehr/  
 
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Christian Bogdan
Sprecher GRK 2740
christian.bogdan@uk-erlangen.de
 
Dr. Ilka Knippertz
Wissenschaftliche Koordinatorin des GRK 2740
ilka.knippertz@uk-erlangen.de
 
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27. August 2021 AIMe – Ein Standard für künstliche Intelligenz in der Biomedizin
uni | mediendienst | forschung Nr. 83/2021

Ein internationales Forschungsteam mit Beteiligten der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) hat ein standardisiertes Register für die Arbeit mit künstlicher Intelligenz (KI) in der Biomedizin vorgeschlagen, um die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse zu verbessern und Vertrauen in die Benutzung von KI-Algorithmen in der biomedizinischen Forschung und zukünftig auch im Klinikalltag zu schaffen. Ihren Vorschlag haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Nature Methods“ präsentiert.
 
In den letzten Jahrzehnten konnten aufgrund neuer Technologien verschiedenste Systeme entwickelt werden, die zum Beispiel in der Krebsforschung riesige Mengen von biomedizinischen Daten erzeugen können. Parallel dazu entwickelten sich völlig neue Möglichkeiten, diese Daten mit Methoden der künstlichen Intelligenz zu untersuchen und auszuwerten. Beispielsweise können KI-Algorithmen auf Intensivstationen anhand großer Datenmengen von mehreren Überwachungssystemen frühzeitig ein Kreislaufversagen vorhersagen, indem sie viele komplexe Informationen aus verschiedenen Quellen gleichzeitig verarbeiten, was die menschlichen Fähigkeiten weit übertrifft.
 
Dieses große Potenzial von KI-Systemen führt zu einer unüberschaubaren Anzahl von biomedizinischen KI-Anwendungen, die sich aber nicht immer an bewährte Verfahren halten oder über deren Funktionsweise, verwendete Algorithmen oder die Datenherkunft in wissenschaftlichen Publikationen nur unvollständige Angaben gemacht werden. Dadurch werden die Beurteilung und umfassende Vergleiche von KI-Modellen erschwert. Die Entscheidungen der KIs sind nicht immer nachvollziehbar und es entstehen Ergebnisse, die nicht vollständig reproduzierbar sind. Diese Situation ist natürlich gerade in der klinischen Forschung unhaltbar, da hier das Vertrauen in KI-Modelle und transparente Forschungsberichte von entscheidender Bedeutung sind, um die Akzeptanz von KI-Algorithmen zu steigern und verbesserte KI-Methoden für die biomedizinische Grundlagenforschung zu entwickeln.
 
Ein internationales Forschungsteam mit Beteiligung der FAU hat zur Lösung dieses Problems das von der Wissenschaftsgemeinschaft betriebene Register AIMe („registry for artificial intelligence in biomedical research”) vorgeschlagen, welches es Autorinnen und Autoren neuer biomedizinischer KI-Methoden ermöglicht, leicht zugängliche, durchsuchbare und zitierfähige Berichte zu erstellen, die von der wissenschaftlichen Gemeinschaft untersucht und geprüft werden können.
 
Das frei zugängliche Register ist unter https://aime-registry.org abrufbar und besteht aus einem anwenderfreundlichen Webdienst, der durch den AIMe-Standard führt und es Nutzerinnen und Nutzern von biomedizinischer KI ermöglicht, vollständige und standardisierte Berichte zu den verwendeten KI-Modellen zu erstellen, indem alle relevanten Informationen zu der KI-Anwendung abgefragt werden. Im Anschluss an die Eingabe wird eine eindeutige AIMe-Kennung erstellt, die dafür sorgt, dass der Eintrag langfristig auffindbar bleibt und die in Publikationen angegeben werden kann. Dadurch können Autorinnen und Autoren in Artikeln für Fachzeitschriften auf die aufwendige Beschreibung aller Facetten der verwendeten KI verzichten und einfach auf den Eintrag im AIMe-Register verweisen.
 
Da das Register als eine von der Wissenschaftscommunity betriebene Webplattform konzipiert ist, kann jede Nutzerin und jeder Nutzer zu bestehenden Einträgen Fragen stellen, Kommentare abgeben oder Verbesserungen vorschlagen. Dieses Feedback aus der wissenschaftlichen Gemeinschaft wird auch in der jährlichen Aktualisierung des AIMe-Standards aufgenommen und interessierte Forschende können dem AIMe-Lenkungsausschuss beitreten, um sich stärker in die weitere Standardisierung der biomedizinischen KI einzubringen.
 
„AIMe ermöglicht nicht nur die einfache Registrierung von KI-Methoden in zitierfähiger Form, sondern enthält auch eine Datenbank, die die Suche nach relevanten, bereits existierenden KI-Systemen ermöglicht. Dies verhindert, dass Forscher einen bereits bestehenden Ansatz neu erfinden, und erleichtert es ihnen zu beurteilen, ob eine potenziell nützliche KI-Methode ausreichend gründlich evaluiert wurde“, berichtet Prof. Dr. David B. Blumenthal vom Biomedical Network Science Lab am Department Artificial Intelligence in Biomedical Engineering der FAU.
 
Originalpublikation: http://dx.doi.org/10.1038/s41592-021-01241-0
Webseite: https://aime-registry.org
 
Weitere Informationen:
Prof. Dr. David B. Blumenthal
Biomedical Network Science Lab
Department Artificial Intelligence in Biomedical Engineering der FAU
david.b.blumenthal@fau.de
 
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25. August 2021 Long-COVID-Medikament: Hilfe für weitere Betroffene
uni | mediendienst | forschung Nr. 82/2021

Ergebnisse des ersten Heilversuchs bei zwei weiteren Long-COVID-Patienten bestätigt
 
Nachdem die Augenklinik (Direktor: Prof. Dr. Friedrich E. Kruse) des Universitätsklinikums Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) Anfang Juli 2021 den weltweit ersten erfolgreichen Heilversuch bei einem 59-jährigen Long-COVID-Patienten verkündet hatte, sind nun zwei weitere Patienten dank des Medikaments BC 007 auf dem Weg der Besserung. Das Team der Augenklinik hat erneut zwei Therapieversuche durchgeführt. Ein 51-jähriger Mann aus dem Allgäu und eine 39-jährige Frau aus Mittelfranken erhielten den Wirkstoff BC 007 im Rahmen einer einmaligen je 75-minütigen Infusion und blieben danach drei Tage unter stationärer Kontrolle. Seitdem wird ihr Gesundheitszustand ambulant weiter überwacht. Die verbesserte Leistungsfähigkeit und Lebensqualität ist bei beiden Betroffenen deutlich spür- und messbar.
 
Wie schon bei dem ersten behandelten Patienten führte BC 007 auch bei Patient zwei und Patientin drei zeitnah zum Abklingen der Long-COVID-Symptome. „Nach einer COVID-19-Erkrankung zirkulieren spezielle Autoantikörper im Blut. Diese richten sich gegen den eigenen Organismus und können zum Beispiel bestimmte Körperstrukturen schädigen und die Durchblutung beeinträchtigen“, erklärt Augenärztin PD Dr. Dr. Bettina Hohberger. Das Medikament BC 007 wurde vor einigen Jahren eigentlich für Patientinnen und Patienten mit einer schweren Herzerkrankung entwickelt und könnte nun gegen Long COVID zum Einsatz kommen. „Bei den beiden aktuell Behandelten sehen wir: BC 007 neutralisiert die schädlichen Autoantikörper, und die retinale Mikrozirkulation verbessert sich – also die Durchblutung in den feinsten Blutgefäßen des Auges. Das können wir mithilfe der Optischen Kohärenztomografie-Angiografie, der OCT-A, nachweisen. Außerdem haben die klinischen Long-COVID-Symptome bei beiden Behandelten abgenommen“, bestätigt Bettina Hohberger.
 
„Ich war ein Abziehbild meiner selbst – ein Zombie und nicht ich“
Der zweite Patient, der den Wirkstoff gegen Long COVID erhielt, ist der 51-jährige Oliver G. aus dem Allgäu. Im Mai 2020 riss ihn eine Corona-Infektion mitten aus dem Leben. Bis dahin war Oliver G. ein erfolgreicher, international tätiger Key Account Manager gewesen, mehrfacher Ironman und Skilangläufer mit einem gesunden Lebensstil. Infolge seiner COVID-19-Erkrankung litt er plötzlich unter starken Erschöpfungszuständen, Gleichgewichts-, Koordinations- und Gedächtnisstörungen sowie unter Muskelzuckungen und einem starken Zittern der rechten Hand und des Arms (Tremor). „Das Zittern war so stark, dass es bis ins Bein ausstrahlte. Ich dachte irgendwann, ich habe Parkinson“, berichtet der Patient, der seinen fordernden Beruf im Vertrieb bereits im Mai 2020 aufgeben musste. „Ich war völlig desorientiert und unkonzentriert und versuchte einfach nur, zu überleben. Ich war ein Abziehbild meiner selbst – ein Zombie und nicht ich“, beschreibt Oliver G. den sogenannten Gehirnnebel in seinem Kopf (brain fog), von dem viele Long-COVID-Betroffene berichten. Eine berufliche Wiedereingliederung in seiner Firma musste er nach drei Monaten abbrechen. „Ich konnte Gesprächen nicht mehr folgen, keine Präsentationen erstellen oder Verhandlungen führen und brauchte bei allem die Unterstützung von Kollegen. Zu Hause stellten mich die kleinsten Alltagstätigkeiten vor extreme Herausforderungen, sodass ich zeitweise sogar eine Haushaltshilfe brauchte. Lesen, etwas im Garten machen, mit meinem Hund Gassi gehen – nichts ging mehr. Wegen der Gleichgewichtsprobleme waren auch Fahrrad-, Motorrad- und Autofahren nicht mehr möglich. Dazu kamen Existenzängste, Panikattacken und eine Art Gefühlsinkontinenz, wie ich es nenne: Ich konnte meine Emotionen überhaupt nicht mehr regulieren.“ Den Sport, der für Oliver G. immer ein wichtiger Ausgleich gewesen war, konnte er nicht mehr ausüben.
 
Anfang Juli 2021 erfuhr der 51-Jährige schließlich vom ersten erfolgreichen Heilversuch gegen Long COVID und wandte sich an die Augenklinik des Uni-Klinikums Erlangen – Ende Juli erhielt er die Infusion mit BC 007. Die Autoantikörper wurden neutralisiert, und die Durchblutung, gemessen mit der OCT-A, verbesserte sich. Schon am Tag nach der Medikamentengabe verzog sich der Gehirnnebel und die Muskelzuckungen ließen nach. An Tag zwei wich der Tremor. Im Lauf der ersten Woche besserten sich Gleichgewicht, Erschöpfungszustände, Koordination und Gedächtnisleistung deutlich. „Meine körperliche, kognitive und psychische Leistungsfähigkeit ist zurückgekehrt. Das Dahinvegetieren hat ein Ende; ich kann wieder klar denken, Freude empfinden und bin emotional stabil“, sagt der Patient und freut sich: „Im September fange ich wieder an, in meiner alten Position zu arbeiten – nach 15 Monaten! Ich bin dankbar, dass mein Arbeitgeber mich nicht aufgegeben und mich auf meinem Weg der Heilung immer unterstützt hat.“
 
Die bisher am schwersten betroffene Long-COVID-Patientin
Patientin drei ist eine 39-jährige Grundschullehrerin aus Mittelfranken. Auch sie litt infolge ihrer COVID-19-Erkrankung unter massiver Abgeschlagenheit, Gleichgewichts-, Koordinations-, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen und brain fog sowie an Gangunsicherheiten und Geschmacksstörungen. Dazu kamen zeitweise Lähmungserscheinungen in einer Hand und in einem Fuß. „Diese Patientin war die am schwersten von Long COVID Betroffene, die ich bisher gesehen habe“, berichtet Bettina Hohberger. „Sie war nicht mehr arbeitsfähig. Ihre Gangunsicherheiten waren massiv. Gesprächen konnte sie nur sehr schwer folgen und schlief dabei ständig ein“, berichtet die Ärztin. „Vor meiner COVID-Erkrankung war ich ein gesunder Mensch. Ich war dreimal in der Woche joggen und leidenschaftliche Fahrradfahrerin. Auch mich hat COVID plötzlich aus meinem Leben gerissen. Die überwiegende Zeit lag ich im Bett und konnte nicht mal lesen“, schildert die Patientin. „Bereits der Besuch beim Arzt, kurze Gespräche mit Kollegen oder ein kurzer Spaziergang lösten bei mir für einige Stunden Lähmungserscheinungen aus. An den schlimmsten Tagen blieb auch die Sprache trotz klarer Gedanken kurzzeitig weg. Ohne meinen Mann, meine Eltern und unsere hilfsbereiten Freunde hätte ich das alles nicht geschafft“, sagt sie.
 
Auch die 39-Jährige bekam BC 007 in der Erlanger Augenklinik. „Schon an Tag eins nach der Gabe des Medikaments ließ der brain fog deutlich nach“, sagt Bettina Hohberger. „Zudem bessern sich seitdem ihre neurologischen Einschränkungen und die Erschöpfung zusehends.“ Auch bei dieser Patientin greift der Wirkstoff erfolgreich in den molekularen Pathomechanismus ein: Die Autoantikörper gegen G-Protein-gekoppelte Rezeptoren wurden neutralisiert, und in der klinischen Diagnostik zeigte sich eine Verbesserung der Augendurchblutung. „Nach und nach spüre ich die Verbesserung meiner neurologischen Symptome. Lähmungserscheinungen hatte ich seit der Infusion nicht mehr. So langsam gewinne ich wieder Vertrauen in meinen Körper. Wenn ich nun wieder Laufen übe oder mit meinen Kindern etwas spiele, spüre ich zwar, dass mein Körper noch schneller erschöpft ist als vor der Krankheit, aber ich erhole mich davon nach einer Ruhephase. Das war vor der Medikamentengabe nicht möglich“, berichtet die Patientin. „Ich freue mich täglich über jede Verbesserung und bin überglücklich, dass ich anfangen kann, wieder für meine Kinder da zu sein. Ich nähere mich meinem großen Traum: Selbstständigkeit, für meine Familie da sein und dann endlich wieder für meine Schulkinder. Ich bin stolz auf die Forschung hier in Erlangen und unendlich dankbar für die sehr kompetente und liebenswürdige Arbeit und Betreuung und hoffe, dass bald noch vielen Long-COVID-Patienten mit dem Medikament geholfen werden kann“, so die 39-Jährige am zehnten Tag nach ihrer Behandlung.
 
Auch Patient Nummer eins – dem 59-jährigen Bankkaufmann aus dem Landkreis Coburg – geht es drei Monate nach dem initialen Heilversuch am Uni-Klinikum Erlangen weiterhin gut. Er hat keine Long-COVID-spezifischen Beschwerden mehr, fühlt sich fit und ist aktiv.
 
Keine weiteren Heilversuche – Warten auf klinische Studie
Prof. Dr. Christian Mardin, leitender Oberarzt der Augenklinik, betont: „Eine vierte Behandlung mit BC 007 haben wir kürzlich noch durchgeführt. Jetzt wird es keine weiteren Heilversuche bei Patientinnen oder Patienten mit Long COVID mit dem Medikament BC 007 mehr geben. Wir haben beim Bundesministerium für Bildung und Forschung einen Antrag auf Fördergelder gestellt und hoffen, dass er bewilligt wird. Dann könnten wir vielleicht noch dieses Jahr mit einer klinischen Studie starten.“ Menschen mit Long-COVID-Symptomatik können sich bis dahin per E-Mail an recover.au@uk-erlangen.de wenden und werden kontaktiert, wenn die Studie startet und sie dafür infrage kommen.
 
Interdisziplinäre Forschung am Uni-Klinikum lieferte Ansatzpunkt
Die Ärztinnen und Ärzte der Augenklinik sowie der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath) und der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie (Direktor: Prof. Dr. med. univ. Georg Schett) des Uni-Klinikums Erlangen hatten im Rahmen der ReCOVer-Studie im Vorfeld der aktuellen Heilversuche herausgefunden: Wer eine COVID-19-Erkrankung hinter sich hat, zeigt noch Monate später eine deutlich eingeschränkte Durchblutung der Netzhaut. Die Forschenden nahmen an, dass diese veränderte Durchblutung nicht auf das Auge begrenzt ist, sondern den gesamten Körper betrifft. „Allem Anschein nach führt das Medikament BC 007 zu einer besseren Durchblutung und damit zum Abklingen der Long-COVID-Beschwerden. Die genauen Wirkmechanismen wollen wir in Zukunft noch genauer erforschen“, so PD Dr. Dr. Hohberger.
 
Weitere Informationen:
PD Dr. Dr. Bettina Hohberger
Tel.: 09131/85-33001
recover.au@uk-erlangen.de  
 
 
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17. August 2021 Mikrobielle Produkte im Blut fördern chronische Entzündungen bei HIV-Infektionen
uni | mediendienst | forschung Nr. 80/2021

Internationales Forschungsteam mit Beteiligung des Universitätsklinikums Erlangen ermittelt Grundlagen in HIV-Forschung
 
Für Menschen, die mit dem Humanen Immundefizienz-Virus (HIV) infiziert sind, gibt es zwar eine Therapie, die das Virus unterdrückt und damit vor dem lebensbedrohlichen erworbenen Immunschwächesyndrom (AIDS) schützt, doch haben Betroffene in der Regel mehr Gesundheitsprobleme als Nichterkrankte und ihre Lebenserwartung ist niedriger. Neuere Studien deuten darauf hin, dass vermehrte und anhaltende Entzündungen die Ursache sein könnten. Ein internationales Forschungsteam um Dr. Christiane Krystelle Nganou Makamdop vom Universitätsklinikum Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und Dr. Daniel Douek von den National Institutes of Health (USA) hat nun mikrobielle Produkte aus dem Darm – zum Beispiel Teile von Bakterien – identifiziert, die bei einer HIV-Infektion ins Blut gelangt sind und vermehrt Entzündungen vorantreiben. Diese Entdeckung ebnet den Weg für die Eindämmung von Entzündungen bei HIV-Infektionen: Die ermittelten mikrobiellen Produkte könnten künftig Angriffsziel einer Therapie sein. Die Ergebnisse des Forschungsteams wurden in der Fachzeitschrift Cell veröffentlicht*.
 
Bei einer HIV-Infektion sind chronische Entzündungen häufig, die den Körper anhaltend schädigen können. Ein Mechanismus, der dazu beiträgt, ist der folgende: Das HI-Virus schädigt das Darmgewebe und als Folge kommt es zu einem sogenannten undichten Darm. Mikroben aus dem Darm oder Teile von ihnen gelangen daraufhin in den Blutkreislauf, was als mikrobielle Translokation bezeichnet wird. Diese schädlichen Eindringlinge sind die Auslöser der Entzündungen. Bei einer HIV-Infektion ist zudem die Zusammensetzung der im Darm lebenden Mikroben im Vergleich zu Gesunden verändert – die Zahl krankheitserregender Bakterien steigt an. Auch trotz der sogenannten antiretroviralen Kombinationstherapie (cART), die das HI-Virus unterdrückt, kommt es bei HIV-Infizierten weiter vermehrt zu chronischen Entzündungen und mikrobieller Translokation. Noch nicht vollständig geklärt war bisher, wie die mikrobielle Translokation die Entzündungen bei HIV antreibt bzw. sie verlängert. Das Forschungsteam um Dr. Nganou Makamdop vom Lehrstuhl für Klinische und Molekulare Virologie machte sich auf den Weg, das Rätsel zu lösen.
 
Darmmikrobiom als Auslöser von Entzündungen
Die Forschenden untersuchten über einen Zeitraum von zwei Jahren Blutproben von HIV-Infizierten aus Uganda, nachdem bei ihnen eine cART eingeleitet worden war. Sie fanden in den Blutproben tatsächlich aus dem Darm stammende mikrobielle Produkte, das sogenannte translozierte Mikrobiom. Die im Blut vorhandenen Immunzellen gaben zudem Aufschluss darüber, wann die Zellen wie auf ihre Umgebung reagiert hatten. Das Forschungsteam stellte fest, dass sich im Verlauf der cART das translozierte Mikrobiom veränderte. So nahm die Zahl der Bakterien zu, die vermutlich verstärkt Entzündungen auslösen. Die Entzündungen dauerten über einen längeren Zeitraum an und beeinflussten den Stoffwechsel der Immunzellen negativ. Ihre Ergebnisse überprüften die Forschenden, indem sie Immunzellen aus dem Blut diesen entzündungsfördernden Bakterien aussetzten – mit ähnlichen Resultaten. Dr. Nganou Makamdop beobachtete zudem, dass auch bei anderen HIV-Infizierten aus Uganda, Kanada und den USA ein Zusammenhang zwischen dem translozierten Mikrobiom und dem Auftreten von Entzündungen bestand.
 
Diese Erkenntnisse könnten Auswirkungen auf die Therapie von HIV-Infizierten haben, die von chronischen Entzündungen betroffen sind. Möglicherweise können die Entzündungen durch Wirkstoffe in Schach gehalten werden, mit denen die Mikroben und ihre Produkte, die aus dem Darm ins Blut gelangen, unschädlich gemacht werden. Allerdings sind zuvor weitere Untersuchungen notwendig, um zu priorisieren, welche Komponenten anvisiert werden sollen, und eine Therapie zu entwickeln.
 
Zur Originalpublikation:
*https://doi.org/10.1016/j.cell.2021.05.023
 
Weitere Informationen:
Dr. Christiane Krystelle Nganou Makamdop
Lehrstuhl für Klinische und Molekulare Virologie
Tel.: 09131 85-22678
krystelle.nganou@uk-erlangen.de
 
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19. August 2021 Studieren probieren: Modulstudien „Digital Humanities“ und „Naturale: Naturwissenschaften und Nachhaltigkeit“

Neue Modulstudiengänge an der FAU bieten Einblicke in verschiedene Fächer

Nach der Schulzeit stehen viele Abiturientinnen und Abiturienten vor der Wahl: Studieren oder nicht? Und falls ja, was? Alle, die studieren möchten, aber in der Studiengangwahl noch unentschlossen sind, können an der Friederich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) ein oder zwei Semester lang in den Modulstudien „Digital Humanities“ oder „Naturale: Naturwissenschaften und Nachhaltigkeit“ studieren. Die Einschreibung läuft gegenwärtig bis zum 30. September.  

„Future Skills“ erwerben
Die neu eingeführten Modulstudien „Digital Humanities“ – Start ist zum Wintersemester 2021/22 – vermitteln Kompetenzen in den digitalen Geistes- und Sozialwissenschaften. Die belegbaren Module entstammen dem regulären Bachelor-Studiengang „Digitale Geistes- und Sozialwissenschaften“, sind aber zu einem neuen, interdisziplinären Studienprogramm zusammengefügt. Im Rahmen der Modulstudien erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer grundlegende und nach individuellen Interessen spezialisierte Fähigkeiten in den Digital Humanities und erwerben grundlegende Einblicke in den aktuellen Diskurs über Digitalisierung, die digitale Transformation in Wissenschaft und Gesellschaft. Studierende wählen dabei einen Studienschwerpunkt – Sprache und Text, Gesellschaft und Raum oder Bild und Medien – sowie Wahlpflichtfächer aus dem informatisch-mathematischen Disziplinen.

Die Regelstudienzeit beträgt zwei Semester. Während dieser Zeit sind die Studierenden als reguläre Studentinnen und Studenten eingeschrieben. Abgeschlossen werden die Modulstudien mit einem Zertifikat. Leistungen, die erbracht wurden, können im anschließenden Studium angerechnet werden. Anspruch auf BaföG besteht nicht, das bedeutet allerdings auch, dass der Übergang aus den Modulstudien in einen regulären Bachelorstudiengang nicht als Studienwechsel gewertet wird.

Das Angebot richtet sich nicht nur an Abiturientinnen und Abiturienten, sondern unter anderem auch an alle Studierenden der FAU, die eine spezifische Zusatzqualifikation in den Bereichen Digital Literacy und Data Literacy erwerben möchten, Bachelor-Absolventinnen und -Absolventen aus fachnahen Bereichen, die sich für den Master-Studiengang Digital Humanities an der FAU in bestimmten Bereichen nachqualifizieren müssen, oder Promovierende, die spezielle Kompetenzen im Bereich Forschungsdaten oder digitale Analyseverfahren für ihre Forschungsvorhaben benötigen.

In den Naturwissenschaften Orientierung finden
Die „Modulstudien Naturale“ mit dem Wahnpflichtbereich Naturwissenschaften (MSN) gibt es an der FAU bereits seit einigen Jahren. Neu hinzu kommt zum Wintersemester 2021/22 der Wahnpflichtbereich „Nachhaltigkeit“. Bei den „Modulstudien Naturale Naturwissenschaften und Nachhaltigkeit“ können Studierende an Grundlagenmodulen der Naturwissenschaftlichen Fakultät und anderer Fachrichtungen teilnehmen. Die Lehrveranstaltungen gehören zu regulären Modulen, die aus den ersten beiden Semestern der beteiligten Bachelor-Studiengänge sowie weitere Lehrveranstaltungen der FAU mit Bezug zum Themenfeld Nachhaltigkeit entnommen sind. Das Angebot richtet sich in erster Linie an alle, die sich noch nicht auf einen Studiengang festgelegt haben, aber grundsätzlich Interesse an naturwissenschaftlichen Fächern und/oder dem Themenfeld „Nachhaltigkeit“ haben. Die Modulstudien eignen sich besonders als Vorbereitung für alle Studiengänge mit grundlegenden Inhalten aus Biologie, Chemie, Geowissenschaften, Mathematik, Physik und dem Themenfeld Nachhaltigkeit. Wie auch in den Modulstudien Digital Humanities sind Studierende dieser Modulstudien regulär an der FAU immatrikuliert.

Lieber philosophisch ausgerichtet? An der FAU gibt es das „Studium Philosophicum“ für alle, die die Studiengänge der Philosophischen Fakultät und Fachbereich Theologie kennenlernen wollen. Mehr Informationen dazu gibt es online: https://www.phil.fau.de/studium/studienangebot/studium-philosophicum/

Über alle Modulstudien der FAU gibt es einen gesammelten Überblick: https://www.fau.de/education/studienangebot/modulstudien

Weitere Informationen:

Zu den „Modulstudien Digital Humanities“:
Philipp Kurth
Studiengangsberatung Department Informatik (INF)
Tel.: 09131/85-25257
philipp.kurth@fau.de

Zu den „Modulstudien Naturale: Naturwissenschaften und Nachhaltigkeit“:
Studienberatung Modulstudien Naturale
msn-studienberatung@fau.de


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17. August 2021 Multikulti der Mikroben
uni | mediendienst | forschung Nr. 80/2021

Forschungsteam will Mikroorganismen aus Gewässern im Labor kultivieren

Mikroorganismen und ihre Lebensgemeinschaften im Labor wachsen zu lassen – damit beschäftigt sich ein neues Verbundvorhaben unter Beteiligung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Ziel ist es, einen Bioreaktor zu entwickeln, der die natürlichen Lebensbedingungen von Mikroben simuliert. Das Bundesforschungsministerium (BMBF) fördert das Projekt über drei Jahre mit 2,5 Millionen Euro.

Mikroorganismen und ihre natürlichen Lebensgemeinschaften im Labor wachsen zu lassen – dieses Ziel steht im Mittelpunkt des neuen Forschungsvorhabens „Kultivierung von bisher unkultivierten Mikroorganismen aus verschiedenen aquatischen Lebensräumen“ (MultiKulti), das von der Universität Oldenburg koordiniert wird. Ziel des Teams von Forschenden aus ganz Deutschland ist es, einen sogenannten Bioreaktor zu entwickeln. Dieser soll die natürlichen Lebensbedingungen von Mikroben so simulieren, dass diese sich dauerhaft im Labor kultivieren lassen. Langfristig soll ein automatisiertes, von künstlicher Intelligenz gesteuertes System entstehen, das unterschiedliche Forschungsansätze unterstützt – etwa zur Ökologie der Mikroben oder auch für biotechnologische Anwendungen.

Mikroorganismen gibt es überall auf der Welt, sie erfüllen wichtige Funktionen in allen Ökosystemen. „Dennoch ist der Großteil aller freilebenden Mikroorganismen bisher so gut wie unbekannt“, erläutert Projektkoordinator Prof. Dr. Martin Könneke aus Oldenburg. Fachleute sprechen von „Microbial Dark Matter“ – der mikrobiellen dunklen Materie. Das Problem: Nur sehr wenige Mikroben lassen sich im Labor über längere Zeit am Leben erhalten. Das ist eine Herausforderung für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, da sie kaum gezielte Experimente mit Organismen durchführen können, die in schwer zugänglichen Regionen leben, etwa in der Tiefsee, dem Grundwasser oder Gewässern mit extremen Umweltbedingungen.

Das Forschungsteam will nun einen Bioreaktor entwickeln, mit dem sich selbst solche Mikroben kultivieren lassen, die sehr besondere Anforderungen an ihre Umwelt stellen. Dabei setzen sie auf ein neues Konzept: Ein modulartig aufgebauter, vollautomatischer Bioreaktor soll künftig sicherstellen, dass diese Gemeinschaften auch im Labor fast natürliche Umweltbedingungen vorfinden. Sie verwenden unter anderem moderne molekularbiologische Verfahren, um regelmäßig die Zusammensetzung der Gemeinschaften zu analysieren und die Haltungsbedingungen entsprechend anzupassen.

Von der FAU ist Prof. Dr. Katharina Herkendell, Juniorprofessorin für Dezentrale Energieverfahrenstechnik, an dem Projekt beteiligt. Mit einer Fördersumme von rund 570.000 Euro fällt der Wissenschaftlerin und ihrem Team die Realisierung des Herzstückes des Verbundprojektes zu. Der Bioreaktor, unter Federführung des wissenschaftlichen Mitarbeiters Thomas Trabold bereits in der Sondierungsphase konzipiert und in enger Kollaboration mit der Humboldt Universität zu Berlin als Prototyp verwirklicht, wird für die spezifischen mikrobiologischen und sicherheitstechnischen Anforderungen ausgelegt, skaliert und als transportables System gefertigt. Hier wird insbesondere Wert auf die Variabilität des Systems und die Implementierung der eingesetzten biologischen Monitoringmethoden Wert gelegt. Zudem übernimmt die FAU die Steuerung und Automatisierung der Anlage. Der angestrebte modulare Aufbau des Systems soll den Reaktor mobil und dadurch bereits in der Phase der Probenahme einsetzbar machen. Ein spezielles Augenmerk in der Auslegung liegt auf der Vermeidung von hohen Druckgradienten, die die störungsfreie Überführung von Mikroorganismen ermöglichen soll.

Das MultiKulti-Team konzentriert sich auf drei Gruppen von Mikroben: Eine Gruppe stammt aus dem Trink- und Grundwasser, sie beeinflusst etwa technische Anlagen zum Aufbereiten von Trinkwasser. Eine zweite lebt in Kaltwassergeysiren und könnte für biotechnologische Anwendungen bedeutend sein. Die dritte Gemeinschaft von Mikroben spielt eine wichtige ökologische Rolle im Meer. Außerdem untersuchen die Forschenden, wie sich extraterrestrische Bedingungen – etwa wie auf dem Mars – auf bestimmte Mikroorganismen auswirken.
Das Forschungskonsortium hatte sich im Jahr 2019 bei einem Workshop des BMBF zusammengefunden. Neben der Universität Oldenburg und der FAU sind Forschende der Humboldt Universität zu Berlin, der Universität Duisburg-Essen, des DVGW-Technologiezentrums Wasser in Karlsruhe sowie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Köln beteiligt.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Katharina Herkendell
Juniorprofessur für Dezentrale Energieverfahrenstechnik
Tel.: 0911/5302-9032
katharina.herkendell@fau.de

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13. August 2021 Erstklassige Versorgung in der ersten Bundesliga
uni | mediendienst | aktuell Nr. 89/2021

Uni-Klinikum Erlangen und SpVgg Greuther Fürth starten in die neue Bundesligasaison – neue Forschungsprojekte angestoßen
 
Der medizinische Kooperationsvertrag zwischen dem Universitätsklinikum Erlangen und der Spielvereinigung (SpVgg) Greuther Fürth startet am heutigen Freitag (13. August 2021) in die erste Bundesliga. Hauptansprechpartner für die Kleeblatt-Kicker vor, während und nach jedem Spiel ist das Team der Unfallchirurgischen Klinik – Orthopädische Chirurgie unter der Leitung von Prof. Dr. Mario Perl. „Wir unterstützen das Kleeblatt auch im Liga-Oberhaus mit den professionellen Strukturen des Uni-Klinikums Erlangen“, freut sich Dr. Stefan Söllner von der Unfallchirurgie. Er ist offizieller Mannschaftsarzt der Fürther Kicker und spielt selbst Fußball, seitdem er vier Jahre alt ist. „Die erste Bundesliga erfordert Höchstleistungen von den Profis, und auch wir sind rund um die Uhr mit unserem gesamten Know-how gefragt. Wir sind jedoch nur ein Teil eines großen multiprofessionellen Teams“, so Dr. Söllner weiter. Gemeinsam mit dem Allgemeinmediziner Dr. Pascal Oppel, der lange am Uni-Klinikum tätig war, betreuen die Erlanger Unfallchirurginnen und Unfallchirurgen sowohl die Profifußballer als auch die jungen Spielerinnen und Spieler der U17-, U19- und U23-Mannschaften des Nachwuchsleistungszentrums.
 
„Bei jeder Bundesligapartie der Profis sind Dr. Oppel oder ich am Platz dabei, um die Spieler bei Bedarf sofort medizinisch versorgen zu können“, erklärt Stefan Söllner. „Neben dem Platz engagiert sich zusätzlich ein großes interdisziplinäres medizinisches Team für die Gesundheit unserer Spieler. Denn diese ist die Grundlage für die Leistungsfähigkeit der Spieler und damit den sportlichen Erfolg im Team.“ Bei akuten und gravierenderen Verletzungen werden die Betroffenen umgehend ins Uni-Klinikum Erlangen gebracht und dort behandelt. Zusätzlich bietet die Unfallchirurgie im Nachwuchsleistungszentrum der SpVgg Greuther Fürth zwei- bis dreimal wöchentlich eine spezielle Sprechstunde für die Spielvereinigung an.
 
Die Erlanger Ärztinnen und Ärzte stehen zudem in konstantem Austausch mit dem Physiotherapieteam der Fürther Kicker unter der Leitung von Chefphysiotherapeut Carsten Klee. „Die Physiotherapeuten sind eine unverzichtbare Schnittstelle zwischen der Mannschaft und uns. Da sie die meiste Zeit mit den Spielern verbringen, haben sie nicht nur das richtige Gespür für die Muskulatur der Sportler, sondern auch ein offenes Ohr für anderweitige Probleme. Dank ihnen wissen wir immer, wie es den Spielern gerade geht und wo es bei ihnen zwickt. Sie leisten unglaublich gute Arbeit“, erklärt Dr. Söllner.
 
Die Erlanger Unfallchirurginnen und Unfallchirurgen versorgen hauptsächlich muskuläre Beschwerden, gefolgt von Sprunggelenk- und Knieverletzungen. Klinikdirektor Prof. Perl betont: „Auch dank der hervorragenden Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen unseres Radiologischen Instituts unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Uder steht dafür rund um die Uhr das gesamte universitäre Diagnostik- und Therapiespektrum zur Verfügung – von einem notfallmäßigen Kreuzband-MRT am Wochenende bis hin zu einer dringenden Operation.“ Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro, Ärztlicher Direktor des Uni-Klinikums Erlangen, pflegt die Kooperation mit der SpVgg Greuther Fürth seit vielen Jahren sehr intensiv, weshalb die Profisportler am Uni-Klinikum Erlangen auch bei anderen Beschwerden stets optimal versorgt werden.
 
Im Bereich Leistungsdiagnostik werden Prof. Perl, Dr. Söllner und Dr. Oppel von „iQ-Move – Sport- und Bewegungsmedizin“ unterstützt. Die sportärztliche Untersuchungsstelle ist am Department für Sportwissenschaft und Sport der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg untergebracht. Unter der ärztlichen Leitung von Dr. Leonard Fraunberger übernimmt iQ-Move die gesamte sportmedizinische und kardiologische Leistungsdiagnostik – sowohl für die Fußball-Profis als auch für die Spielerinnen und Spieler des Fürther Nachwuchsleistungszentrums. Dazu gehören regelmäßige kardiologische Untersuchungen, Laufbandanalysen, Körperzusammensetzungsmessungen, Laktatkinetik und vieles mehr. Die Ergebnisse werden in engem Austausch mit dem Trainerstab, u. a. mit dem Athletiktrainer Michael Schleinkofer und den Mannschaftsärzten Dr. Söllner und Dr. Oppel, besprochen und analysiert, um eine optimale Belastungs- und Regenerationssteuerung zu ermöglichen.
 
Auch die Labordiagnostik ist im Leistungssport zentral: „Vor allem bei Profisportlerinnen und -sportlern kommt es auf eine perfekte Mikronährstoffversorgung an, zum Beispiel mit Magnesium, Eisen und Selen“, erklärt Dr. Söllner. „Herrscht da eine Unterversorgung, geht das auf Kosten der Leistungs- und der Regenerationsfähigkeit. Auch Infekte kommen dann häufiger vor.“ Dank der Kooperation mit dem Nürnberger Apotheker Wolfram Freidhöfer hat das medizinische Team deshalb immer im Blick, dass die Kleeblatt-Kicker regelmäßige Laboranalysen erhalten und hinsichtlich der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln beraten und individuell versorgt werden.
 
„Durch dieses enge Zusammenspiel vieler engagierter Gesundheitspartnerinnen und -partner und die gute organisatorische Unterstützung durch das Teammanagement hat es unsere Mannschaft in der vergangenen Saison nahezu verletzungsfrei in die höchste Spielklasse Deutschlands geschafft. Daran wollen wir jetzt natürlich mit vollem Einsatz anknüpfen“, betont Dr. Söllner.
 
Knorpelforschung: Wie anfällig ist das Knie?
Begleitend laufen am Uni-Klinikum Erlangen regelmäßig Forschungsprojekte der Unfallchirurgie in Zusammenarbeit mit der Radiologie. Ganz aktuell: Mit dem noch neuen Verfahren der biochemischen Magnetresonanztomografie (MRT) stellen die Forschenden den Knorpelstoffwechsel im Knie dar. Damit wollen sie Bereiche identifizieren, in denen sich über kurz oder lang ein Knorpelschaden entwickeln könnte. Auf diese Weise sind Prognosen zur Leistungsfähigkeit der untersuchten Athletinnen und Athleten möglich. Weil es am Uni-Klinikum Erlangen MRT-Geräte mit einer hohen Feldstärke von bis zu 7 Tesla gibt, ist die Bildgebung extrem präzise. „Von dem, was wir im Leistungssport erforschen und erproben, profitiert zunächst die Spielvereinigung Greuther Fürth als unser Kooperationspartner“, sagt Prof. Perl. „Aber am Ende nützt dieses Wissen auch allen Freizeitsportlerinnen und -sportlern sowie allen anderen Patientinnen und Patienten, die mit Muskel- oder Gelenkbeschwerden in unsere Klinik kommen.“
 
Weitere Informationen:
Dr. Stefan Söllner
Tel.: 09131/85-33296
soellner.stefan@uk-erlangen.de
 
 
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11. August 2021 Neuer Therapieansatz für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen?
uni | mediendienst | forschung Nr. 78/2021

FAU-Forschungsteam: Botenstoff schützt Zellen im Darm

Warum Menschen an chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wie der Colitis ulcerosa erkranken, ist nur bruchstückhaft verstanden. Man weiß jedoch, dass die Bakterien der Darmflora und eine Fehlsteuerung des Immunsystems eine wichtige Rolle spielen. Bei CED-Erkrankten sterben vermehrt Zellen in der Darmwand, die sogenannten Epithelzellen, ab. Daraufhin gelangen Bakterien aus dem Inneren des Darms in die geschädigte Darmwand, die dort Entzündungen hervorrufen. Diese Entzündungen wiederum führen zu einem weiteren Absterben von Epithelzellen. Die Darmbarriere, die Barriere zwischen dem Darminhalt und der Darmwand, wird durchlässiger. Mit zunehmendem Zelltod schreitet auch die Krankheit voran, denn in der geschädigten Darmwand siedeln sich weitere Bakterien an – ein Teufelskreis. Ein Forschungsteam um Prof. Dr. Christoph Becker von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) hat nun einen Mechanismus gefunden, der den Zelltod verhindern, den Teufelskreis unterbrechen und damit möglicherweise als Therapie bei entzündlichen Darmerkrankungen eingesetzt werden könnte. Die Ergebnisse der Wissenschaftler werden in der renommierten Fachzeitschrift Nature Cell Biology veröffentlicht.*

In Mäusen und an Geweben von Colitis-ulcerosa-Erkrankten zeigte sich, dass ein Botenstoff namens Prostaglandin E2 die Epithelzellen vor einer besonderen Form des Zelltods, der Nekroptose, bewahren kann. Prostaglandine sind hormonähnliche Botenstoffe und zeigen vielfältige Wirkungen im Organismus. Prostaglandine wie das Prostaglandin E2 werden im Körper bei Entzündungen freigesetzt. Wie sie Entzündungsprozesse regulieren, ist jedoch noch nicht vollständig verstanden.

In den vergangenen Jahren hatten die Forscherinnen und Forscher bereits zeigen können, dass die Fehlregulation der Nekroptose zu Zelltod und somit zu Löchern in der Darmbarriere führt. Prostaglandin E2 verhindert dies, indem es an auf den Epithelzellen vorhandene Rezeptoren mit der Bezeichnung EP4 bindet. Je mehr dieser Rezeptoren aktiviert werden, so das FAU-Team von der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie – am Universitätsklinikum Erlangen, umso weniger Zellen sterben ab. Patientinnen und Patienten mit viel EP4 auf der Zelloberfläche zeigen einen milderen Krankheitsverlauf als Patienten mit wenig EP4.

Die Aktivierung der Rezeptoren durch Prostaglandin E2 wirkt somit dem Fortschreiten der Darmentzündung entgegen. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen in Kanada testeten sie ein künstlich hergestelltes Molekül, das wie Prostaglandin E2 den EP4-Rezeptor aktivieren kann. Tatsächlich konnte durch eine Behandlung mit diesem Molekül der exzessive Zelltod in der Darmbarriere verhindert werden und somit das Eindringen von Bakterien blockiert werden. Diese Erkenntnisse bieten einen möglichen neuen Behandlungsansatz für Colitis ulcerosa und andere chronisch-entzündliche Darmerkrankungen.

* https://doi.org/10.1038/s41556-021-00708-8   

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Christoph Becker
Professur für Molekulare Gastroenterologie
Tel.: 09131/85-35886
christoph.becker@uk-erlangen.de

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11. August 2021 In drei Minuten die Welt revolutionieren
uni | mediendienst | aktuell Nr. 88/2021

Jetzt bewerben beim Falling Walls Lab Erlangen-Nuremberg

Mit Forschung einen wissenschaftlichen Durchbruch und einen Mehrwert für die Gesellschaft schaffen – eine Plattform für Ideen, die die Welt verändern sollen, bietet die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) am Donnerstag, 30. September, mit dem Falling Walls Lab Erlangen-Nuremberg. Bis zum Sonntag, 12. September, können sich Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, Studierende sowie Unternehmerinnen und Unternehmer mit ihren Ideen bewerben. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer berichten in nur drei Minuten über ihre Forschungsarbeit, ein Projekt oder ein Geschäftsmodell, das einen Durchbruch für die Zukunft und einen Mehrwert für Wissenschaft und Gesellschaft verspricht. Eine Jury aus Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit entscheidet dann, wer als Siegerin oder Sieger am Falling Walls Finale in Berlin und an der globalen Falling Walls Conference im November in Berlin teilnimmt.

Die Veranstaltung an der FAU ist Teil der Falling Walls Initiative und eines von nur vier Labs in Deutschland. Weltweit finden rund 80 Labs mit dem Ziel statt, außergewöhnliche Ideen zu fördern und vielversprechende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Unternehmerinnen und Unternehmer aus allen Bereichen weltweit zu vernetzen. Das internationale Netzwerk von Falling Walls Labs umfasst renommierte akademische Einrichtungen aus mehr als 60 Ländern, wie die Stanford University, die ETH Zürich und die University of Tokyo.
Für eine Bewerbung als Teilnehmerin oder Teilnehmer und weitere Informationen: https://falling-walls.com/lab/apply/erlangen-nuremberg/.
Die Veranstaltung findet auf Englisch von 10 bis 14 Uhr über Zoom statt. Zuschauerinnen und Zuschauer sind ebenso wie Medien herzlich willkommen – Anmeldung per Mail an:  lisa.wittenzellner@fau.de

Weitere Informationen:
Lisa Drescher
Tel.: 09131/85-25925
lisa.wittenzellner@fau.de

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10. August 2021 Defekter Kaliumkanal sorgt für Chaos im Navigationssystem des Gehirns
uni | mediendienst | forschung Nr. 77/2021

Der Kaliumkanal KCNQ3 ist essentiell, damit unser Gehirn präzise räumliche Landkarten erzeugen kann. Ist der Kanal defekt, hat das messbare Auswirkungen auf das innere Navigationssystem von Mäusen. Die jetzt in Nature Communications publizierten Erkenntnisse eines Forschungsteams unter Beteiligung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) sind auch für die Alzheimer-Forschung relevant.*
 
Kalium ist unter anderem unentbehrlich für die Erregbarkeit der Muskel- und Nervenzellen. Verschiedene Ionenkanäle sorgen dafür, dass Kaliumionen über Zellmembranen fließen und dadurch elektrische Ströme erzeugen. Vor 20 Jahren konnte das Team von Prof. Thomas Jentsch vom Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP) in Berlin die Gene für die Kaliumkanalfamilie KCNQ2-5 identifizieren und später zeigen, dass Mutationen an KCNQ2 und KCNQ3 erbliche bedingte Epilepsie beim Menschen verursachen können. Dank dieser wegweisenden Arbeiten konnten Pharmafirmen zielgenaue Antiepileptika entwickeln.
Nun haben ein Team von Molekularbiologen unter Federführung von Thomas Jentsch und ein Team von Neurophysiologen, geleitet von Prof. Dr. Alexey Ponomarenko, Institut für Physiologie und Pathophysiologie der FAU, zusammen mit Kolleginnen und Kollegen der University of Connecticut und der Universität Köln Hinweise gefunden, dass KCNQ3 möglicherweise auch eine Rolle bei der Alzheimer Demenz und weiteren kognitiven Störungen spielen könnte.
 
Präzise Karten im Gehirn
Normalerweise werden bestimmte Kaliumströme vom Transmitter Acetylcholin gehemmt, was wichtig für die Erregbarkeit im Kortex und damit entscheidend für Gedächtnis und Aufmerksamkeit ist. Diese sogenannte cholinerge Neuromodulation geht bei Alzheimer-Patienten bekanntlich nach und nach verloren.
 
In der vorliegenden Arbeit untersuchten die Forschenden die Rolle der KCNQ3-Kanäle speziell bei der Neuromodulation des Navigationssystems des Gehirns. Die sogenannten Ortsfelder ("place fields"), deren Entdeckung vor einigen Jahren mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde, dienen dem Gehirn als innere Landkarte. „Wir fanden heraus, wie verschiedene Signale, die von Ortszellen unter der Kontrolle von KCNQ3-Kanälen erzeugt werden, mit den Gehirnrhythmen interagieren und so präzise räumliche Karten bilden“, beschreibt Alexey Ponomarenko ein zentrales Ergebnis der Studie.
 
Bei Knock-out-Mäusen mit defektem KCNQ3-Kanal, die von Prof. Dr. Thomas Jentsch’s Gruppe erzeugt wurden, zeigte sich jedoch ein anderes Bild: Während bei gesunden Mäusen die Aktivitätsmuster der Ortszellen einer bestimmten räumlichen und zeitlichen Abfolge unterlagen, lief bei den Knock-Out-Mäusen die synaptische Übertragung von einzelnen oder mehreren Signalen gleichzeitig (Salven) mehr oder weniger chaotisch ab. „Salven haben normalerweise einen bestimmten Rhythmus, wann sie abgefeuert werden. Bei den Mutanten werden sie jedoch nicht mehr durch den Rhythmus kontrolliert, sondern zu völlig zufälligen Zeitpunkten beziehungsweise Phasen des Rhythmus abgefeuert“, erklärt Prof. Ponomarenko. „Dadurch werden einzelne Aktionspotenziale unterdrückt und es kommt zu einem Ungleichgewicht zwischen verschiedenen Aktivitätsmustern in den Nervenzellen.“
 
15 Mikrometer dünne Silikon-Elektroden, die im Hippocampus der Nager implantiert worden waren, lieferten zusammen mit optogenetischen Untersuchungen die spannenden Einblicke ins Gehirn. Die amerikanischen Forschenden konnten darüber hinaus zeigen, dass der fehlende KCNQ3-Kanal zu einer starken Reduktion der Kaliumströme (hier M-Strom) in den Nervenzellen führte.
 
„Obwohl die bisher verfügbaren Daten für eine klinische Anwendung nicht ausreichen, lassen unsere Erkenntnisse vermuten, dass die KCNQ3-Kanäle ein potenzielles Ziel für die zukünftige Erforschung von Medikamenten gegen Alzheimer- und anderen Demenzen sein könnten“, betont Prof. Ponomarenko, „zumindest im frühen Stadium, wo die Ortszellen wahrscheinlich noch vorhanden sind, aber die cholinerge Neuromodulation schon nachgelassen hat.“
Weitere Untersuchungen sollen nun folgen, um die Rolle von KCNQ3 im Gehirn noch besser zu verstehen.
 
*DOI : 10.1038/s41467-021-24805-2  
 
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Alexey Ponomarenko
Institut für Physiologie und Pathophysiologie der FAU
Tel.: 09131/85-29302
alexey.ponomarenko@fau.de
 
Prof. Dr. Dr. Thomas Jentsch
Department Physiology and Pathology of Ion Transport
Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie  (FMP) und Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC)
Tel.: 030/94 06 29 61
jentsch@fmp-berlin.de
 
 
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10.08.2021 „Keine Lockdown-Politik mit dem Holzhammer“
Bundesärztekammer

Vor dem Treffen der Bundeskanzlerin und der Ministerpräsidenten der Länder am heutigen Dienstag erklärtBundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt:
„Mit steigender Impfquote in Deutschland und der zunehmenden Entkopplung von Inzidenz und Krankheitslast müssen Bund und Länder ihre Corona-Politik neu ausrichten. Notwendig ist eine Langfrist-Strategie, wie wir auf Dauer mit dem Virus koexistieren können. Wir können unser
gesellschaftliches und wirtschaftliches Leben nicht immer wieder aufs Neue stilllegen. Statt simpler Lockdown-Politik mit dem Holzhammer im Sinne bloßer Kontaktreduzierung brauchen wir zielgenauere und evidenzbasierte Anti-Corona-Maßnahmen in Deutschland. Weil viele Menschen, vor allem Kinder und Jugendliche, unter den Beschränkungen in vielfältiger Form leiden, ist das auch aus medizinischen und psychosozialen Gründen dringend erforderlich.
Neben der Zahl der Neuinfektionen sind vor allem die
Hospitalisierungsrate, die Zahl der tatsächlich an Covid-19 Erkrankten, die Test-Positivrate, die Impfquote und die Altersstruktur der Infizierten für die Beurteilung der Gefahrenlage entscheidend. Die im Juni ausgelaufene Bundes-Notbremse, für die allein die Inzidenz ausschlaggebend war, sollte
durch ein bundesweit einheitliches Ampelsystem mit verschiedenen Indikatoren ersetzt werden. Die meisten der dafür erforderlichen Daten werden von den Gesundheitsämtern, vom Robert Koch-Institut sowie von Wissenschaftlich-Medizinischen Fachgesellschaften erhoben und liegen vor.
Man muss sie nur nutzen.
Dauerhafte Einschränkungen für Ungeimpfte nach der sogenannten 2-GRegelung
muss die Ultima Ratio bleiben, wenn sich eine Überlastung der  Kliniken nicht anders verhindern lässt. Entscheidender ist jetzt, dass Bund und Länder heute ihre Impfkampagne neu justieren. Die Aufforderung „Ärmel hoch“ allein reicht nicht mehr aus. Wir brauchen Klarheit darüber, warum sich Menschen nicht impfen lassen wollen, damit wir die einzelnen Gruppen gezielt ansprechen können. Es ist doch nicht jeder zweite Deutsche überzeugter Impfgegner. Viele haben den Gang zum Arzt oder in das Impfzentrum möglicherweise aus profanen Gründen aufgeschoben. Hier können kreative Incentivs die Motivation steigern.
Andere fühlen sich nicht ausreichend informiert oder wurden von Impfgegnern gezielt desinformiert. Diese Menschen müssen wir aufklären. Das können Ärztinnen und Ärzte allein nicht leisten. Hier muss die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung medial nachlegen und insbesondere in den sozialen Netzwerken auch über Fake-News aufklären. Wir dürfen radikalen Impfgegnern nicht länger die Meinungsführerschaft in den sozialen Netzwerken überlassen.“


9. August 2021 Dendritische Zellen unter Hochspannung
uni | mediendienst | forschung Nr. 76/2021

FAU-Forschungsteam identifiziert Möglichkeit, um dendritische Zellen in einen Zustand der Hyperaktivität zu versetzen.

Dendritische Zellen sind ein wichtiger Bestandteil des Immunsystems: Sie erkennen Eindringlinge, nehmen sie auf und lösen daraufhin eine vollständige Immunantwort aus. Ein Forschungsteam unter Federführung des Universitätsklinikums Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) hat nun festgestellt, dass dendritische Zellen in einen Zustand der Überaktivierung versetzt werden können, der verbesserte Immunantworten ermöglicht. Die Ergebnisse sind jetzt im renommierten Fachmagazin „Science Signaling“ veröffentlicht worden.*

Dendritische Zellen – ihren Namen verdanken sie den unzähligen Verzweigungen ihrer Oberfläche – besiedeln weite Teile des menschlichen Körpers. Wenn sie einen Krankheitserreger finden und aufnehmen, werden nach der Wanderung in den Lymphknoten auf den Erreger angepasste Immunantworten ausgelöst. Somit sind dendritische Zellen zentrale Regulatoren des Immunsystems. Um Erreger zu erkennen und die richtige Immunantwort auszulösen, verfügen dendritische Zellen über sogenannte Mustererkennungsrezeptoren. In den letzten Jahren stellte sich heraus, dass dendritische Zellen aus verschiedenen Untergruppen zusammengesetzt sind, die sich teils deutlich in ihren Funktionen unterscheiden. Ob dies mit einem Unterschied im Repertoire der Mustererkennungsrezeptoren zusammenhängt, war bisher nicht bekannt.

Nun konnten Lukas Hatscher, Dr. Lukas Heger und Prof. Dr. Diana Dudziak, Professur für Biologie Dendritischer Zellen nachweisen, dass nur eine bestimmte Untergruppe der dendritischen Zellen über die Fähigkeit verfügt, Inflammasome –  Multiproteinkomplexe, die für die Aktivierung von Entzündungsreaktionen verantwortlich sind – zu aktivieren. Inflammasome spielen eine wichtige Rolle in der Erkennung von Erregern, die sich im Inneren von Zellen ausbreiten können. Die Aktivierung des Inflammasoms ist außerdem essenziell, um Botenstoffe freizusetzen, die die Immunantwort auf diese Erreger ausrichtet und zum Beispiel Fieber hervorruft. Damit konnten die Erlanger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigen, dass sich bestimmte Untergruppen von dendritischen Zellen auf Erregerklassen spezialisiert haben. Da Inflammasome auch von körpereigenen Gefahrensignalen, die beim Zelltod freigesetzt werden können, aktiviert werden und daher in der Entstehung vieler chronisch-entzündlicher Krankheiten eine Schlüsselrolle einnehmen, könnte die gezielte Hemmung von Inflammasomen in dendritischen Zellen eine neue Therapieform darstellen.

Die veröffentlichten Daten zeigen jedoch auch, dass diese Untergruppe der dendritischen Zellen eine Sonderrolle im Immunsystem einnehmen. Normalerweise führt die Aktivierung des Inflammasoms zum Tod der infizierten Zelle, was einen Schutzmechanismus gegen den Erreger darstellt. Die Erlanger Forscherinnen und Forscher konnten jedoch zeigen, dass die dendritischen Zellen den Zelltod, der in anderen Zellen durch das Inflammasom ausgelöst wird, verhindern konnten und die Aktivierung des Inflammasoms zu einer verstärkten Immunantwort nutzten. In diesem Zustand der sogenannten Hyperaktivität konnten die dendritischen Zellen nicht nur mehr Botenstoffe freisetzen, sondern auch T-Zellen, wichtige Effektorzellen des Immunsystems, besser aktivieren. Dies könnte die Möglichkeit eröffnen, eine gezielte Stimulation des Inflammasoms in dendritischen Zellen zur Therapie von Infektions- und Krebserkrankungen zu nutzen.

* DOI: 10.1126/scisignal.abe1757  

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Diana Dudziak
Professur für Biologie Dendritischer Zellen
Tel.: 09131/85-39346
diana.dudziak@uk-erlangen.de

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5. August 2021 Weltweit erstmals CAR-T-Zellen erfolgreich gegen Autoimmunerkrankung eingesetzt
uni | mediendienst | forschung Nr. 75/2021

20-Jährige mit Systemischem Lupus erythematodes weltweit erstmals mit neuem Therapieansatz behandelt – Beschwerden sind verschwunden

Mit Gelenkschmerzen und einem roten Gesichtsausschlag fing es an: Die damals 16-jährige Thu-Thao V. hatte bereits mehrere ärztliche Untersuchungen in drei Städten hinter sich, als sie im Februar 2017 am Universitätsklinikum Erlangen die Diagnose erhielt: Systemischer Lupus erythematodes (SLE). Bei der lebensbedrohlichen Autoimmunerkrankung, die vor allem junge Frauen betrifft, greift das Immunsystem eigene Körperzellen in verschiedenen Organsystemen an. Nachdem auch unterschiedliche immununterdrückende Therapien die Symptome der jungen Frau nicht nachhaltig verbessern konnten, wurde Thu-Thao V. von Forschenden des Deutschen Zentrums Immuntherapie (DZI) des Uni-Klinikums Erlangen im März 2021 ein Präparat mit CAR-T-Zellen verabreicht. Knapp ein halbes Jahr nach der Zelltherapie ist nun gewiss: Die Gelenkschmerzen sind verschwunden, der Organismus der 20-Jährigen hat sich komplett erholt. „Ich kann sogar wieder normal Sport machen“, freut sich Thu-Thao V. Die Forschungsergebnisse werden am 5. August 2021 im New England Journal of Medicine veröffentlicht.

Das Immunsystem unterscheidet in der Regel zwischen fremden und körpereigenen Zellen. Dabei wird das Eigene toleriert und das Fremde angegriffen, um den Organismus beispielsweise vor Viren und Bakterien zu schützen. „Beim SLE spielen Teile des Immunsystems verrückt und bilden Antikörper gegen die eigene Erbsubstanz, was unweigerlich zu schweren Entzündungsreaktionen in den Organen führt”, erklärt Prof. Dr. med. univ. Georg Schett, Direktor der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie des Uni-Klinikums Erlangen. In der schlimmsten Phase der Erkrankung musste die Fachoberschülerin jeden Tag knapp 20 Tabletten einnehmen, damit ihr Körper die Strapazen ihres fehlgeleiteten Immunsystems kompensieren konnte. „Zu den Gelenkschmerzen kamen auch Wassereinlagerungen durch meine Niereninsuffizienz, starkes Herzklopfen und Haarausfall. Nach einem akuten Schub waren die Beschwerden besonders schlimm“, schildert Thu-Thao V.

Mit dem Rücken zur Wand
„Wir standen mit dem Rücken zur Wand“, sagt Prof. Dr. Gerhard Krönke, Oberarzt der Medizin 3. Alle Therapien, die darauf abzielten, das fehlgesteuerte Immunsystem der jungen Patientin zu unterdrücken, scheiterten. Aufgeben war für das behandelnde Team an dieser Stelle jedoch keine Option und die Forschenden brachten die CAR-T-Zellen in Spiel.

„‚CAR‘ steht für den ‚chimären Antigenrezeptor‘ und bezeichnet einen künstlichen Rezeptor“, erklärt Prof. Dr. Andreas Mackensen, Direktor der Medizinischen Klinik 5 – Hämatologie und Internistische Onkologie. „Immunzellen, also T-Zellen der Patientin wurden im Labor mithilfe eines gentechnischen Verfahrens mit dem CAR ausgestattet. Dieser erkennt spezielle Antigene auf der Oberfläche der Zielzellen und zerstört diese. Die Zelltherapie mit CAR-T-Zellen wird bei der Behandlung von Leukämien und Lymphdrüsenkrebs bereits erfolgreich eingesetzt.“ Im Falle der jungen SLE-Patientin wurde den CAR-T-Zellen die Fähigkeit beigebracht, diejenigen Immunzellen (B-Zellen) unschädlich zu machen, die Antikörper gegen körpereigene Zellen bilden.

Schnelle Besserung dank CAR-T-Zellen
Im März 2021 erhielt Thu-Thao V. als weltweit erste Patientin mit SLE CAR-T-Zellen. „Wir waren sehr überrascht, wie schnell sich ihr Zustand unmittelbar nach der Zellinfusion besserte“, berichtet Prof. Dr. Dimitrios Mougiakakos, Oberarzt der Medizin 5. „Die CAR-T-Zellen haben ihre Aufgabe ausgezeichnet erledigt und haben die krankheitsvermittelnden B-Zellen rasch zerstört. Zusammen mit den Antikörpern gegen die eigene Erbsubstanz verschwanden auch alle Krankheitssymptome des SLE.“ Thu-Thao V. konnte alle immununterdrückenden Medikamente inklusive Kortison absetzen. Die Patientin ist nun seit knapp einem halben Jahr vollkommen beschwerdefrei, bisher gibt es keine Anzeichen für ein erneutes Auftreten der Erkrankung. „Ich kann endlich wieder richtig atmen und durchschlafen, außerdem habe ich keine Wassereinlagerungen mehr und die Rötungen im Gesicht sind verschwunden. Auch meine Haare wachsen schon deutlich dichter“, sagt Thu-Thao V. Ihre Herzfunktion ist ebenfalls wieder im Normalbereich: Der Puls ist von durchschnittlich 115 bis 130 auf 80 Schläge pro Minute gesunken. „Wir sehen dies als Meilenstein in der Therapie von Autoimmunerkrankungen“, so die beteiligten Wissenschaftler. Sie planen nun eine klinische Studie mit CAR-T-Zellen bei Patientinnen und Patienten mit Autoimmunerkrankungen.

Die Arbeit zur Behandlung mit CAR-T-Zellen wird am 5. August 2021 im New England Journal of Medicine veröffentlicht und wurde durch die Sonderforschungsbereiche SFB1181 (Schaltstellen zur Auflösung von Entzündung) und SFB/TRR221 (Steuerung der Transplantat-gegen-Wirt- und Transplantat-gegen-Leukämie- Immunreaktionen nach allogener Stammzelltransplantation) der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützt.

Systemischer Lupus erythematodes (SLE)
Bei Lupus erythematodes handelt es sich um eine seltene chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung, die vor allem junge Frauen im gebärfähigen Alter betrifft. Die Krankheit ist weltweit verbreitet, aber selten. Insgesamt tritt die Autoimmunerkrankung bei etwa 50 von 100.000 Menschen auf. Dabei werden zwei Hauptformen unterschieden: Kutaner Lupus erythematodes (CLE) und Systemischer Lupus erythematodes (SLE). CLE betrifft nur die Haut mit typischen schmetterlingsförmigen Hautveränderungen an der Sonne ausgesetzten Körperstellen, vor allem um die Augen herum. SLE wirkt sich zusätzlich auch auf innere Organe aus (z. B. Nierenentzündung, Gelenkschmerzen, Entzündungen von Lunge und Herz). In Einzelfällen kann der Lupus tödlich enden. Die Krankheitsursachen sind noch nicht völlig aufgeklärt. Experten gehen von einer genetischen Veranlagung in Kombination mit vor allem UV-Licht und hormonellen Einflüssen aus.

Deutsches Zentrum Immuntherapie bietet Hotline für Betroffene
Das Deutsche Zentrum Immuntherapie wurde im Februar 2018 in Erlangen gegründet. Ziel des DZI ist es, chronisch-entzündliche Erkrankungen und Krebserkrankungen durch gezielte Immuntherapien erfolgreich zu behandeln. Dabei verfolgt das DZI drei zentrale Aufgabenbereiche: die Entwicklung und Anwendung von gezielten Immuntherapien, die Etablierung neuer Diagnoseverfahren zur Krankheitserkennung und Therapieüberwachung sowie den Einsatz modernster, digitaler Gesundheitstechnologien. Das DZI ermöglicht durch die Kombination dieser drei synergistischen Aufgabenbereiche eine individuell gezielte Immuntherapie für Krebspatientinnen und -patienten sowie Patientinnen und Patienten mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen. Für Betroffene ist eine Hotline telefonisch erreichbar unter: 09131 85-40333 oder per E-Mail an: dzi-leitung@uk-erlangen.de.   

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Andreas Mackensen
Tel.: 09131 85-35954
andreas.mackensen@uk-erlangen.de
 
Prof. Dr. med. univ. Georg Schett
Tel.: 09131 85-33418
georg.schett@uk-erlangen.de  

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02. August 2021 Start der Nachhilfe-Plattform WissensTurbo
uni | mediendienst | aktuell Nr. 86/2021

„Es ist Zeit, aufzuschlauen!“ lautet das Motto der Nachhilfe-Plattform WissensTurbo. Sie funktioniert wie ein digitales Schwarzes Brett und bringt Studierende ausgewählter Hochschulen und Schülerinnen und Schüler aus der Metropolregion Nürnberg zusammen. Das Gemeinschaftsprojekt von Stadt Nürnberg, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), CodeCamp:N und NÜRNBERGER Versicherung versteht sich als Ergänzung zu bestehenden Angeboten.

Das Schuljahr ist zu Ende. Pandemiebedingt wurden alle Schülerinnen und Schüler versetzt. Doch die Freude darüber hält sich in Grenzen. Denn selbst bei denjenigen, die im Zeugnis gute Noten stehen haben, ist eine gewisse Unsicherheit mit Blick auf das Abschneiden in der nächsten Klassenstufe zu spüren. Das Lernen daheim und der Wechselunterricht haben ihre Spuren hinterlassen. Bestehende Wissenslücken aufzufüllen ist der Ansatz, den die Initiatoren der Nachhilfe-Plattform WissensTurbo www.wissensturbo.de verfolgen.

Kostenfrei inserieren und günstig Nachhilfe erhalten
WissensTurbo funktioniert wie ein digitales Schwarzes Brett. Nach der Registrierung können Schülerinnen und Schüler aller Schulformen und Klassenstufen kostenfrei ein Inserat erstellen. Oder auf Nachhilfeangebote von Studierenden antworten. Sobald auf ein Inserat reagiert wurde, erhält der Ersteller eine Anfrage per E-Mail. Akzeptiert er diese, hat sich ein sogenanntes „Match“ ergeben. Erst wenn dies der Fall ist, erfolgt der Austausch persönlicher Daten. „Ab diesem Zeitpunkt hat WissensTurbo seine Funktion erfüllt. Absprachen zur Terminierung und Bezahlung der Nachhilfestunden werden unabhängig von der Plattform getroffen“, erklärt Martin Pluschke, Geschäftsführer des für die Programmierung verantwortlichen CodeCamp:N. Eine über WissensTurbo vermittelte Nachhilfestunde kostet in der Regel 10 Euro für 45 Minuten. Sie wird in Form von Einzelunterricht gegeben, coronabedingt findet die Nachhilfe online statt. Ein Wechsel in die Präsenz ist mit sinkenden Inzidenzzahlen möglich.

Studierende weiterhin gesucht
Qualität und Sicherheit werden bei WissensTurbo groß geschrieben. So werden nur Studierende ausgewählter Hochschulen, aktuell der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, der Technischen Hochschule Nürnberg, der Evangelischen Hochschule Nürnberg, der Hochschule Ansbach und der Augustana Hochschule Neuendettelsau, zugelassen. Ehe sich die Studierenden bei WissensTurbo registrieren können, müssen sie beim Institut für Pädagogik und Schulpsychologie der Stadt Nürnberg ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen. Nach erfolgter Prüfung erhalten sie einen Code zur Nutzung von WissensTurbo. „Alle Projektbeteiligten waren sich einig, dass Nachhilfegebende nicht nur fachliche Kompetenz vorweisen müssen, sondern auch Vorkehrungen getroffen werden müssen, um die unterrichteten Kinder und Jugendlichen in der 1:1-Lehrsituation bestmöglich zu schützen“, erläutert Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König. Und weiter: „Wir freuen uns über jede Studierende und jeden Studierenden, die mitmachen und den hohen Nachhilfebedarf stillen. Wir rufen die Studierenden sogar aktiv auf, sich zu beteiligen.“

Entspannter durch die nächsten Schuljahre
In den vergangenen Monaten wurde die Plattform einer intensiven Testphase unterzogen und immer wieder adaptiert. Parallel wurde die Akquise von Studierenden vorangetrieben. „Es gibt viele unterschiedliche Projekte, die aktuell in Sachen Lernförderung auf- und ausgebaut werden. WissensTurbo haben wir von Beginn an aktiv mitgestaltet. Studierenden die Möglichkeit zu geben, Praxiserfahrung zu sammeln und sich im Rahmen eines Begleitseminars darüber auszutauschen – davon profitieren beiden Seiten, sowohl die Studierenden als auch die Kinder und Jugendlichen. Ein weiterer Pluspunkt ist die enge Zusammenarbeit der verschiedenen Partner in der Metropolregion“, sagt Prof. Dr. Bärbel Kopp, Vizepräsidentin Education der FAU. Der Start von WissensTurbo zu Beginn der Sommerferien wurde von den Projektinitiatoren ganz bewusst gewählt. Schülerinnen und Schüler sollen über die Sommerschulen hinaus die Chance haben, Wissenslücken zu schließen und so hoffentlich entspannter und selbstbewusster in das neue Schuljahr zu starten.

Zuschüsse für Schülerinnen und Schüler mit Nürnberg-Pass
„Die Idee von WissensTurbo wurde während der Corona-Pandemie geboren und soll einen Beitrag zur Bewältigung von Lernrückständen leisten. Unabhängig davon haben wir die Plattform so aufgebaut, dass sie auch in Zukunft, also in der Post-Coronaphase, Nutzen bringen wird“, ist Dr. Armin Zitzmann, Vorstandsvorsitzender der NÜRNBERGER Versicherung, überzeugt. Ein Aspekt, der WissensTurbo von anderen Angeboten unterscheidet, ist die Förderung von Familien mit niedrigem Haushaltsnettoeinkommen. Für Schülerinnen und Schüler mit Nürnberg-Pass bietet die Stiftung NÜRNBERGER Versicherung eine Förderung von 75 Prozent der Nachhilfekosten. Die entsprechenden Gutscheine werden direkt über die WissensTurbo-Plattform ausgestellt und können von den Nachhilfegebenden beim Sozialamt der Stadt eingereicht werden. Oberbürgermeister Marcus König freut sich: „Diese Form der Unterstützung ist extrem wichtig, da sie die Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket sinnvoll ergänzt und noch mehr Kindern und Jugendlichen eine Lernförderung geboten werden kann. Der Bedarf ist hoch!“

Weitere Informationen: www.wissensturbo.de


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30. Juli 2021 COVID-19-Kombinationsimpfung überprüft
uni | mediendienst | forschung Nr. 72/2021

Immunantwort stärker als nach zweimaliger Impfung mit AstraZeneca-Vakzin
 
30.07.2021. Erlangen – Köln – München. Aus Sicherheitsgründen empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO), dass unter 60-Jährige, die initial eine COVID-19-Impfung mit dem Vakzin von AstraZeneca erhalten haben, bei ihrem zweiten Termin einen mRNA-Impfstoff verabreicht bekommen. Bisher lagen allerdings kaum Daten vor, wie gut der menschliche Organismus auf eine solche Kombinationsimpfung mit der Bildung von Antikörpern reagiert. Deshalb haben Forscherinnen und Forscher der Technischen Universität München (TUM), des Helmholtz Zentrums München, des Universitätsklinikums Erlangen und des Universitätsklinikums Köln diese Immunreaktion nun im Rahmen einer retrospektiven Studie wissenschaftlich überprüft. Untersucht wurde das Blut von rund 500 Probandinnen und Probanden, die neun Wochen nach ihrer ersten COVID-19-Impfung mit dem Vakzin von AstraZeneca eine zweite Impfung mit dem mRNA-Vakzin von BioNTech/Pfizer erhalten hatten. Fazit: Die neutralisierende Antikörperantwort war bei diesen Probandinnen und Probanden sehr viel stärker ausgeprägt als bei Menschen, die zweimal das Vakzin von AstraZeneca bekamen. Die Immunreaktion auf die Kombinationsimpfung zeigte sich als mindestens genauso gut wie die Antikörperantwort nach zwei Impfungen mit dem mRNA-Vakzin von BioNTech/Pfizer. Die Studienergebnisse wurden nun in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift „The Lancet Infectious Diseases“ veröffentlicht.
 
Auf Basis der erhobenen Daten kommen die drei Studienleiter – Prof. Dr. Ulrike Protzer (TUM und Helmholtz Zentrum München), Prof. Dr. Klaus Überla (Uni-Klinikum Erlangen) und Prof. Dr. Oliver Cornely (Universitätsklinikum Köln) – zu dem Schluss, dass die Kombinationsimpfung eine valide Option darstellt. Sie ist sogar effizienter als die zweimalige Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff und könnte beispielsweise bei individuellen Unverträglichkeiten oder bei Versorgungsengpässen zum Einsatz kommen. Die Forscherinnen und Forscher hoffen zudem, dass die Kombinationsimpfung ein weiterer Baustein ist, um die Wirksamkeit der COVID-19-Impfung generell zu verbessern. Allerdings sind dafür noch weitere Studien zur Bestätigung der Sicherheit und der klinischen Wirksamkeit dieser und anderer Kombinationsimpfungen erforderlich.
 
Die rasche Durchführung der Studie war dank mehrerer Unterstützer möglich: dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst im Rahmen des CoVaKo-2021-Projekts und des FOR-COVID-Konsortiums, dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) und dem Impfnetzwerk „VACCELERATE“ (gefördert durch das EU-Programm „Horizon 2020“). Aufgabe von CoVaKo-2021 und FOR-COVID ist es, in Bayern die Einführung der COVID-19-Impfungen wissenschaftlich zu begleiten.
 
Bernd Sibler, Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, betont: „Die Ergebnisse dieser Studie haben direkte Auswirkungen auf unsere Impfstrategie. Sie helfen uns, die Impfstoffe möglichst effizient einzusetzen und dienen so als wichtige Grundlage für politische Entscheidungen über die zukünftige Impfstrategie. Die Arbeit unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an den medizinischen Fakultäten und den Universitätsklinika ist unverzichtbar, um einen Weg aus der COVID-19-Pandemie zu finden.“
 
Weitere Informationen:
 
TUM
Tel.: 089 289 22779
presse@tum.de
 
Helmholtz Zentrum München
Tel.: 089 3187 43902
presse@helmholtz-muenchen.de
 
Uni-Klinikum Erlangen
Tel.: 09131 85-36102
presse@uk-erlangen.de
 
Uniklinik Köln
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27. Juli 2021 Digital Health im Fokus
uni | mediendienst | aktuell Nr. 84/2021

Auf dem „Weltmarktführer Innovation Day” treffen sich am 21. September Wirtschaft, Industrie und Forschung in der Erlanger Heinrich-Lades-Halle
 
Wenn es um die Digitalisierung der Medizin geht, spielt die Metropolregion Nürnberg ganz vorne mit: Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) genießt im Bereich der Medizintechnik internationales Renommee genauso wie lokale Unternehmen – ob Branchenriese oder Start-up. Initiiert von FAU, Sparkasse Erlangen und Universitätsbund Erlangen-Nürnberg werden auf dem „Weltmarktführer Innovation Day” am Dienstag, 21. September 2021, Entscheidungsträgerinnen und -träger aus Wirtschaft, Industrie und Forschung über Digital Health austauschen.
 
Nach dem großen Erfolg des ersten „Weltmarktführer Innovation Days” im vergangenen Jahr, laden Wirtschaftswoche und Handelsblatt im September erneut Innovatorinnen und Innovatoren nach Franken ein – in diesem Jahr mit dem Fokus auf Digital Health. „Wenn es um Digital Health geht, sind die FAU und die Metropolregion Nürnberg der Place-to-be – gerade auch international“, sagt FAU-Präsident Joachim Hornegger: „Durch das Medical Valley, ein starkes Netzwerk zwischen Universität, Universitätsklinikum Erlangen sowie mehr als 500 Unternehmen aus der Medizintechnik- und Gesundheitsindustrie, werden hier in der Region Innovationen im Bereich Digital Health vorangetrieben. Völlig zurecht ging der KI-Gesundheitsknoten der Hightech Agenda Bayern aufgrund ihrer Kompetenzen an die FAU.“
 
„Wir freuen uns, dass der von uns angestoßene „Weltmarktführer Innovation Day” auch 2021 wieder in Erlangen stattfindet“, sagt Johannes von Hebel, Vorsitzender des Vorstands der Sparkasse Erlangen Höchstadt Herzogenaurach. „Gerade in den Bereichen Gesundheit und Medizintechnik sind Erlangen und die ganze Metropolregion ein international führender Cluster. Erlangen ist daher prädestiniert für diese Veranstaltung.  Durch die Unterstützung des „Weltmarktführer Innovation Days” fördern wir Wissenschaft und Wirtschaft in der Region und ergänzen damit unser gesellschaftliches Engagement vor Ort.“
 
Hochkarätiges Programm rund um die Digitalisierung der Medizin
Nach der Eröffnung durch Beat Balzli, Chefredakteur der WirtschaftsWoche, und Prof. Dr. Joachim Hornegger, Präsident der FAU, erwartet die Besucherinnen und Besucher ein hochkarätiges Programm, das die ganze Bandbreite von Digital Health abdeckt: Gesundheitsminister Jens Spahn ist als Keynote-Speaker ebenso dabei wie die CEOs von Datev und Siemens Healthineers, Dr. Robert Mayr und Bernd Montag, Dr. Michael Boehler von Biontech, FAU-Alumnus Dr. Jan Kautz von NVIDIA, das Unternehmen, das den Grafikprozessor erfunden hat, sowie Prof. Dr. Peter Dabrock, Leiter des Lehrstuhls für Systematische Theologie (Ethik) an der FAU und ehemaliger Vorsitzender des Deutschen Ethikrats. Die Schirmherrschaft für die Veranstaltung hat Bayerns Ministerpräsident Dr. Markus Söder übernommen.
 
Erlangen als KI-Gesundheitsknoten
Um die Digitalisierung der Medizin weiter voranzutreiben und zu erforschen, hat die FAU im vergangenen Jahr das Department Artificial Intelligence in Biomedical Engineering (AIBE), das den Kern des KI-Gesundheitsknotens Erlangen bildet, gegründet. Dort arbeiten Forscherinnen und Forscher aus der den Ingenieur- und Naturwissenschaften sowie der Medizin Hand in Hand, um den großen Herausforderungen im Umfeld digitaler Gesundheitsvorsorge mit kreativen Ideen zu begegnen. Passend dazu wird KI-Forscher Prof. Dr. Björn Eskofier auf dem Innovation Day erklären, wie künstliche Intelligenz das Gesundheitswesen verändern wird und welche Chance sie der Gesellschaft und jedem einzelnen von uns bietet. Katharina Jäger, wissenschaftliche Mitarbeiterin am AIBE, wird einen Einblick in das Projekt „Smart Start“ geben: Im Rahmen dieses Projekts erforscht ein interdisziplinäres Team vom AIBE und der Frauenklinik Erlangen digitale Lösungen, um die Schwangerenvorsorge zu verbessern und zu vereinfachen. Sensorische Anwendungen wie Fitness-Tracker und Smartwatches finden heute vielfach Einzug in den Alltag. Das Projekt untersucht, wie diese Techniken sowie daraus gewonnene Daten im Rahmen der regulären Schwangerschaftsvorsorge verwendet werden können. (Weitere Informationen finden Sie hier: https://www.fau.de/2020/02/news/wissenschaft/smart-durch-die-schwangerschaft/)
 
INNOVATOR OF TOMORROW-Award
Wie schon im vergangenen Jahr stehen aber vor allem auch die „Weltmarktführer von morgen“ im Mittelpunkt: Start-ups mit der Mission die Gesundheitsversorgung durch Digitalisierung zu innovieren, präsentieren dem Fachpublikum ihre Ideen. Im Rahmen des „Weltmarktführer Innovation Days” 2021 suchen die Sparkasse, EIT Health und die FAU gemeinsam die Innovatorinnen und Innovatoren von morgen: Der „INNOVATOR OF TOMORROW”-Award prämiert in diesem Jahr herausragende Start-ups aus dem Bereich Digital Health. Dafür loben die Sparkasse und EIT Health Preisgelder in Höhe von insgesamt 20.000 Euro aus.
 
Bewerben können sich Start-ups aus dem Bereich Digital Health, die eine einzigartige Idee, ein innovatives Produkt bzw. einen innovativen Service anbieten, weniger als 250 Mitarbeitende beschäftigen und weniger als 50 Millionen Euro Umsatz pro Jahr oder weniger als 43 Millionen Euro Bilanzsumme ausweisen, frühestens 2011 gegründet wurden und ihren Hauptsitz in der DACH-Region haben. Der Einsendeschluss ist der 3. September 2021. Unter den Einsendungen werden zehn Start-ups zu einem Pitch-Event am 20. September an die FAU nach Erlangen eingeladen, wo eine Jury die TOP 3 Start-ups auswählt. Diese stellen dann auf dem “Weltmarktführer Innovation Day” am 21. September ihre Ideen live auf der Bühne vor. Eine fachkundige Jury wählt das Gewinner-Team aus. Weitere Informationen zum Bewerbungsprozess und Prozedere gibt es unter https://www.fau.de/innovator-of-tommorow-award/
 
Weitere Informationen zum Weltmarktführer Innovation Day
Weitere Informationen sowie Anmeldung zur Veranstaltung gibt es auf der Webseite des „Weltmarktführer Innovation Day”: https://www.weltmarktfuehrer-innovationday.de
 
Weitere Informationen:
Pressestelle der FAU
Tel.: 09131/85-70229
presse@fau.de
 
Stadt- und Kreissparkasse Erlangen Höchstadt Herzogenaurach
Thomas Pickel
Tel.: 09131/824-1200
thomas.pickel@sparkasse-erlangen.de
 
 
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Stabsstelle Presse und Kommunikation
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91054 Erlangen, Germany
 
Tel: +49 9131 85-70229
Fax: +49 9131 85-70220
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27. Juli 2021 Kleines Protein liegt Fresszellen schwer im Magen
uni | mediendienst | forschung Nr. 70/2021

FAU-Forschungsteam gewinnt neue Erkenntnisse über Knochenkrebs im Alter
 
Das Multiple Myelom ist eine Art des Knochenmarkkrebses, an dem vor allem Menschen über 60 Jahren erkranken und die in vielen Fällen nicht geheilt werden kann. Forscher am Universitätsklinikum der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben nun einen neuen Ansatz für eine mögliche Therapie dieses Krebses gefunden. Ihre Forschungsergebnisse haben sie in der Fachzeitschrift „Immunity“ (DOI: 10.1016/j.immuni.2021.07.002) veröffentlicht.
 
Das Multiple Myelom entsteht, wenn sich eine bestimmte Art von weißen Blutkörperchen, die sogenannten B-Zellen, unkontrolliert im Blut vermehrt. In der Folge werden die Knochen zerstört, die Patienten leiden außerdem unter Blutarmut, chronischen Infektionen und Nierenproblemen. Obwohl mehrere wirksame Chemotherapien zur Verfügung stehen, spricht etwa ein Drittel der Patienten nicht auf die verfügbaren Behandlungen an. Selbst wenn die Behandlung wirkt, wird der Tumor nicht geheilt, sondern kann irgendwann zurückkehren. Bereits bekannt war bisher, dass die Fresszellen des Immunsystems, die eigentlich wichtig für die Abwehr von Eindringlingen im Körper sind, beim Multiplen Myelom für den Tumor arbeiten. Sie unterstützen Entzündungen und fördern damit das Überleben des Tumors und dessen Wachstum.
 
Die Studie des FAU-Forschungsteams um PD Dr. Heiko Bruns (Medizinischen Klinik 5 - Hämatologie und Internistische Onkologie; Direktor: Prof. Dr. med. Andreas Mackensen) in Kooperation mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Mailand hat nun herausgefunden, was auf molekularer Ebene passiert, wenn die Fresszellen entzündliche Signale im Knochenmark ausschütten. Ein Blutbestandteil namens Beta-2-Mikroglobulin scheint dabei eine wichtige Rolle zu spielen. Denn je stärker der Knochenkrebs den Körper befallen hat, desto mehr dieses Eiweißes ist im Blut der Patientinnen und Patienten nachweisbar. Das Erlanger Team entdeckte nun, dass dies nicht nur ein Nebeneffekt der Erkrankung ist, sondern dass dieses Eiweiß die Fresszellen dazu bringt, die Erkrankung zu verschlimmern. Das Eiweiß wird nämlich von den Fresszellen verschlungen – aber nicht verdaut und abgebaut. Es liegt den Fresszellen gewissermaßen schwer im Magen, was diese dazu bringt, entzündlichen Signale auszusenden, die wiederum den Tumor und seine schädlichen Wirkungen im Körper zugutekommen. Das Forschungsteam konnte nachweisen, dass die Krebserkrankung deutlich abgemildert werden kann, wenn es gelingt, diese Entzündungssignale zu blockieren.
 
Dr. Heiko Bruns fasst zusammen: „Fresszellen, Makrophagen, sind essenzielle Zellen, um unseren Organismus gegen Tumorentstehung zu verteidigen. Viele Tumore können diese Verteidigungslinie durchbrechen, weil es ihnen gelingt, der Makrophagen-Aktivität zu entgehen. Wir haben gesehen, dass das Multiple Myelom eine noch feinere Strategie anwendet: Es spielt die Makrophagen-Aktivität zu seinem eigenen Vorteil aus. Das Verständnis, wie das Multiple Myelom dies erreicht, ist äußerst relevant. Eine zielgerichtete Blockierung des Inflammasoms könnte zukünftig eine neue begleitende Therapiestrategie für Patientinnen und Patienten darstellen.“
 
Informationen für die Medien:
PD Dr. Heiko Bruns
Lehrstuhl für Hämatologie / Internistische Onkologie
heiko.bruns@uk-erlangen.de
 
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26. Juli 2021 Substitutionsbehandlung im Team - Wie geht das?
Bayerische Landesärztekammer

81.300 Patientinnen und Patienten waren zum Stichtag 1. Juli 2020 beim deutschen Substitutionsregister gemeldet. Seit rund zehn Jahren lässt sich ein langsam, aber stetig steigender Trend in der Substitutionsbehandlung beobachten. Andererseits ist im gleichen Zeitraum die Anzahl der substituierenden Ärztinnen und Ärzte leicht auf 2.545 zurückgegangen. Außerdem gibt es in Deutschland und auch in Bayern zahlreiche Regionen, in denen es kein Substitutionsangebot für Patienten gibt. Damit die Behandlung gelingen kann, ist eine berufsgruppenübergreifende Zusammenarbeit unerlässlich. Nach der Einstellung auf eine stabile medikamentöse Substitutionsdosis gilt es, die weiteren Problemfelder der opioidabhängigen Menschen anzugehen. Psychologen, Psychotherapeuten und Sozialpädagogen helfen bei der Bewältigung psychischer und sozialer Schwierigkeiten, Apotheker stellen die Versorgung mit dem jeweiligen Substitutionsmittel sicher. Das 20. Suchtforum, das am 28. Juli 2021 als Web-Seminar angeboten wird, widmet sich dem Thema „Substitutionsbehandlung im Team – Wie geht das?“ und wirft einen Blick aus unterschiedlichen Perspektiven auf die aktuelle Lage der Substitutionsbehandlung.

„Die Substitutionstherapie Opioidabhängiger ist ein gutes Behandlungsangebot für Personen, die an einer Abhängigkeit von Opioiden – meist Heroin – leiden“, erklärt Dr. med. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK). Die BLÄK unterstützt Ärztinnen und Ärzte sich hierfür zu qualifizieren, zum Beispiel in der Weiterbildung mit der Möglichkeit, die Zusatzbezeichnung „Suchtmedizinische Grundversorgung“ zu erwerben. Dr. med. Heidemarie Lux, Suchtbeauftragte des Vorstandes der BLÄK, ergänzt: „Die Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung (BtMVV) und die Richtlinien der Bundesärztekammer regeln unter anderem die Rechte und Pflichten der Ärzte bei der Substitution. Die Novellierung dieser Verordnung vor vier Jahren hat sicherlich zu mehr Rechtssicherheit für die Ärzte geführt, allerdings kommt es immer wieder vor, dass Staatsanwälte ermitteln und Praxisdurchsuchungen anordnen bei korrekt durchgeführten Substitutionsbehandlungen. Dadurch werden engagierte Substitutionsärzte fälschlicherweise kriminalisiert und demotiviert.“

Professor Dr. med Oliver Pogarell, 1. Vorsitzender der Bayerischen Akademie für Suchtfragen (BAS), berichtet, dass die SARS-CoV-2-Pandemie die Versorgungssituation sowohl für unbehandelte Opioidabhängige als auch für Personen in laufender Substitution verschärfe: „Ausgangsbeschränkungen und Kontaktsperren hatten die Nutzung langfristiger therapeutischer Angebote beeinträchtigt, niedrigschwellige Harm-Reduction-Ansätze mussten vielerorts ausgesetzt werden. Mittlerweile konnte durch Anpassungen des Suchthilfesystems, Sonderregelungen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und Ausnahmen von der BtMVV durch das Bundesgesundheitsministerium (SARS-CoV-2-Arzneimittelversorgungsverordnung) die Versorgung stabilisiert werden. Unabhängig von der Pandemie gilt es, ein flächendeckendes Substitutionsangebot sicherzustellen, das allen Patienten möglichst barrierefrei und wohnortnah zugänglich ist, eine stabile medizinische und psychosoziale Versorgung gewährleistet und Teilhabemöglichkeiten am Gesellschafts- und Arbeitsleben bietet.“

Ulrich Koczian, Vizepräsident der Bayerischen Apothekerkammer (BLAK), betont, dass die Substitutionstherapie eines interdisziplinären Netzwerks bedürfe, in dessen Mittelpunkt der Patient stehe und „aufgefangen“ werde – nur so könne gemeinsam das individuelle Therapieziel erreicht werden: „Den Apotheken kommt dabei nicht nur die Rolle des Ausführenden von entsprechenden Verordnungen zu; aufgrund ihres flächendeckenden und dichten Netzes kann durch die Übernahme der Sichtvergabe im Auftrag des Arztes durch öffentliche Apotheken eine flexible, wohnortnahe und an den Bedürfnissen des Patienten ausgerichtete Versorgung vor allem auch in ländlichen Regionen gewährleistet werden. Die Bedeutung dieser individuellen, flexiblen und schnell verfügbaren Betreuungsmöglichkeit hat sich gerade in der Pandemie eindrucksvoll gezeigt. Darüber hinaus stehen die Arzneimittelexperten selbstverständlich als Ansprechpartner zu allen Fragen in dem sehr komplexen Bereich der medikamentösen Therapie bei dieser speziellen Patientengruppe zur Verfügung. Um eine optimale Versorgung der steigenden Zahl an Substitutionspatienten auch zukünftig im ambulanten Setting zu gewährleisten, dürfte es jedoch unabdingbar sein, an der ein oder anderen Stellschraube nachzujustieren, dies betrifft insbesondere die Vergütung der Sichtvergabe in Apotheken.“

Professor Dr. Heiner Vogel, Vorstandsmitglied der Bayerischen Landeskammer der Psychologischen Psychotherapeuten und der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten (PTK Bayern), erklärt: „Opioidabhängige Patientinnen und Patienten, die sich in einer Substitutionsbehandlung befinden, weisen neben den mit dem Konsum assoziierten gesundheitlichen Risiken auch viele weitere psychosoziale Probleme auf, wie Arbeitslosigkeit, Kriminalität, soziale Ausgrenzung oder Wohnungslosigkeit. Daneben konnten Studien[1] zeigen, dass mehr als die Hälfte dieser Patienten von weiteren psychischen Erkrankungen betroffen ist, hier vor allem Depressionen, Persönlichkeitsstörungen und Angststörungen. Psychosoziale Begleitung bzw. psychotherapeutische Hilfen sowie die damit verbundene berufsgruppenübergreifende Zusammenarbeit sind also bei dieser Personengruppe angezeigt. Ziele und Wege einer ergänzenden Psychotherapie können vielfältig sein und von der Reduktion des Beigebrauches, über die Linderung komorbider psychischer Störungen bis zur Erreichung von Abstinenz gehen. Die Substitutionsbehandlung schafft hierbei für sehr viele Betroffene nicht nur den nötigen Rahmen, um weitere psychosoziale Probleme anzugehen, sondern bildet durch die Entkriminalisierung des Konsums eine entscheidende Voraussetzung. Eine Behandlung schwer abhängigkeitserkrankter Personen kann nur gelingen, wenn eine qualifizierte Substitutionsbehandlung in Kombination mit psychosozialen und psychotherapeutischen Zielen im multidisziplinären Team umgesetzt wird.“

Das 20. Suchtforum wird gemeinsam von BAS, BLÄK, BLAK und PTK Bayern am 28. Juli 2021 online als Web-Seminar veranstaltet. Zielgruppe sind vor allem Ärzte, Apotheker, Psychologische Psychotherapeuten, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten, Mitarbeiter von Suchthilfeeinrichtungen, Suchtberatungsstellen sowie weitere mit dem Thema Abhängigkeitserkrankungen befasste Berufsgruppen.

Anmeldung über die Webseite:
https://register.gotowebinar.com/register/5171357642952576780


20. Juli 2021 Spätfolgen einer SARS-CoV-2 Infektion bei Kindern und Jugendlichen – junge Probanden für Studie gesucht
uni | mediendienst | aktuell Nr. 83/2021

Junge Probanden für aktuelle Studie des Uni-Klinikums Erlangen gesucht
 
Welche körperlichen Auswirkungen kann eine Corona-Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen haben? Dieser Frage will eine klinische Studie der Kinder- und Jugendklinik (Direktor: Prof. Dr. Joachim Wölfle) des Universitätsklinikums Erlangen nachgehen, die die Spätfolgen einer SARS-CoV-2 Infektion bei jungen Menschen erforscht. Für die Studie werden jetzt Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwischen 5 und 18 Jahren gesucht, die bereits eine Infektion mit dem Coronavirus überstanden haben und einen positiven PCR-Test Verlauf des gesamten Infektionsgeschehens nachweisen können.
 
„Die Studienergebnisse sollen uns dabei helfen, mögliche Auswirkungen und Spätfolgen einer Corona-Infektion leichter zu erkennen und besser zu verstehen“, erklärt Dr. Ferdinand Knieling, der die Studie des Sozialpädiatrischen Zentrums in der Kinderklinik des Uni-Klinikums Erlangen leitet. Im Rahmen der klinischen Untersuchungen erfolgen eine Blutentnahme sowie eine Magnetresonanztomografie der Lunge. Der Zeitaufwand beläuft sich insgesamt auf ca. 70 Minuten.
 
Bitte um Voranmeldung per E-Mail
Interessierte Eltern werden um eine Voranmeldung per E-Mail an ki-forschung@uk-erlangen.de gebeten. Ausgewählte Teilnehmende werden dann von der Kinderklinik des Uni-Klinikums Erlangen für eine Terminvereinbarung kontaktiert. Weitere Informationen sind telefonisch dienstags bis freitags, jeweils zwischen 13.00 und 15.00 Uhr, über die Hotline 09131 85-33703 zu erhalten.
 
 
Weitere Informationen:
 
Dr. Ferdinand Knieling
Tel.: 09131 85-33703
ki-forschung@uk-erlangen.de
 
 
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23. Juli 2021 Familie? Freunde? Nachbarn? – Was braucht es für ein gutes Leben?
uni | mediendienst | aktuell Nr. 82/2021

FAU-Studie will klären, was Menschen über 75 zufrieden macht
 
Wie kann das eigene Leben noch verbessert werden? Kommt es nur darauf an, gesund zu sein? Welche Rolle spielen Familie, Freunde und andere Menschen? Ist es manchmal auch wichtig allein zu sein und Zeit für sich zu haben? Mit diesen Themen beschäftigt sich das neue Projekt „Gesundheit und soziale Teilhabe“ (GesTe) des Instituts für Psychogerontologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), das sich an Menschen über 75 Jahre wendet. In den kommenden Wochen werden dafür rund 10.000 Personen im Großraum Nürnberg befragt.
 
In dem von der Theo und Friedl Schöller-Stiftung geförderten Forschungsprojekt untersuchen die Forscherinnen und Forscher, wie wichtig soziale Teilhabe für die Zufriedenheit im Alter und für die Gesundheit ist und wie soziale Isolation und Ausgrenzung überwunden werden können. Dabei sollen auch neuartigen Ansätze zur Stärkung der sozialen Teilhabe im Alter entwickelt und wissenschaftlich überprüft sowie evaluiert werden.
 
Das Institut für Psychogerontologie der FAU forscht seit vielen Jahren zu Fragen der psychischen Gesundheit und Lebensqualität im Alter. Neue Befunde weisen auf die große Bedeutung des gesellschaftlichen und technischen Wandels im Alter hin. Viele ältere Menschen fühlen sich abgehängt und es fällt dabei einigen zunehmend schwer, mit den Neuerungen noch mitzuhalten. Solche und ähnliche Belastungen haben sich in der Pandemie zum Teil sogar noch verstärkt und führen zu neuen Ängsten. Allerdings gelingt es einigen älteren Menschen dabei auch trotz ihrer schwierigen Lebensumstände, gute Wege und Lösungen zu finden, die ihrem Leben einen Sinn geben und die es ihnen erlauben, Freude am Leben zu haben. Nicht selten geht es dabei um vermeintlich kleine Freuden und schöne Erlebnisse, die das Alltagsleben mit sich bringt und um die persönlichen Sichtweisen, an denen sich Menschen in ihrem Leben orientieren. Die besonderen Anforderungen und Bedingungen des guten Lebens im Alter sind bislang aber in der psychologischen Alternsforschung noch nicht umfassend untersucht und erfordern dabei auch völlig neue Herangehensweisen, wie sie in dem FAU-Projekt nun angegangen werden.
 
Wer kann wie teilnehmen?
Das Forschungsteam startet in den nächsten Wochen mit einer Befragung von Seniorinnen und Senioren über 75 Jahren in der Metropolregion Nürnberg. Dafür werden 10.000 zufällig ausgewählte Personen kontaktiert und eingeladen, einen Fragebogen auszufüllen. Für den Erfolg des Projekts ist es wichtig, dass möglichst viele Menschen in verschiedenen Lebenssituationen diesen Fragebogen beantworten.
 
An die Befragung schließen sich, sofern dies erwünscht ist, ausführliche Einzelgespräche mit den Studienteilnehmerinnen und  teilnehmern an. Hierbei werden individuelle Erfahrungen, Lebenssituationen und Vorlieben erfasst und dokumentiert. Auf Grundlage der Ergebnisse dieser Gespräche werden dann in Zusammenarbeit mit den teilnehmenden Personen konkrete Vorschläge, Vorhaben und Übungen entwickelt, um deren eigenen Wünsche, Vorhaben und Ziele zu verwirklichen. Im Vordergrund stehen dabei zunächst drei Themenfelder: die Reaktivierung oder Vertiefung von Beziehungen, verbesserte positive Erfahrungen im Alltag, sowie Schulung und Information zu gesundheitsrelevanten Themen des täglichen Lebens.
 
Details zur Studie: http://www.geronto.fau.de/geste
 
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Frieder Lang
Institut für Psychogerontologie
Tel.: 0911 / 5302-96115
ipg-geste@fau.de
 
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20. Juli 2021 Schnell und individuell bei optimaler Bildgebung
uni | mediendienst | aktuell Nr. 81/2021

Strahlenklinik erhält neues hochmodernes Bestrahlungsgerät

Den Tumor so präzise wie möglich bestrahlen – dabei aber gesundes Gewebe schonen. Die Behandlung für die Patientin oder den Patienten so angenehm wie möglich gestalten – dabei aber gestochen scharfe Bilder für die Ärztinnen und Ärzte erzeugen. Die Dauer der einzelnen Therapiesitzung so kurz wie möglich halten – dabei aber ein optimales Ergebnis erzielen. Dank eines hochmodernen Linearbeschleunigers sind das keine Widersprüche mehr! Das System namens Halcyon wurde heute (20.07.2021) offiziell an die Strahlenklinik (Direktor: Prof. Dr. Rainer Fietkau) des Universitätsklinikums Erlangen übergeben. Das neue Bestrahlungsgerät der zu Siemens Healthineers gehörenden Firma Varian, das im Gebäude der Frauenklinik untergebracht ist, kommt jetzt in der Krankenversorgung zum Einsatz. Insbesondere Patientinnen und Patienten mit bestimmten Krebserkrankungen profitieren von der noch schnelleren Behandlung, die an jede Person und ihre Anatomie individuell angepasst werden kann.

„Da wir in den vergangenen Monaten einen Standort aufgeben mussten, freuen wir uns sehr, dass uns nun wieder fünf Linearbeschleuniger für die Behandlung unserer Patientinnen und Patienten zur Verfügung stehen“, sagte Prof. Dr. Rainer Fietkau, Direktor der Strahlenklinik des Uni-Klinikums Erlangen. „Dass es sich dabei um ein so innovatives System handelt, das unser bisheriges Beschleuniger-Portfolio optimal ergänzt, verdoppelt die Freude!“

„Wir freuen uns sehr, dass wir die traditionell sehr enge Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum unseres Heimatstandorts Erlangen nach dem Zusammenschluss von Siemens Healthineers mit Varian nun auch im Bereich der Onkologie weiter intensivieren können“, ergänzte Bernd Ohnesorge, Leiter Europe, Middle East & Africa bei Siemens Healthineers. „Gemeinsam mit unseren neuen Kollegen von Varian möchten wir dem Universitätsklinikum Erlangen während aller Phasen der onkologischen Diagnostik und Therapie ein starker und verlässlicher Partner sein, um zum Wohle seiner Patientinnen und Patienten bestmögliche Behandlungsergebnisse zu erzielen.“

Auch für Varian war die offizielle Übergabe ein besonderer Anlass, handelte es sich doch um das 300. Varian-System in Deutschland. „Die Strahlentherapie gehört zu den wichtigsten Verfahren der modernen Krebstherapie und kommt heute bei mehr als der Hälfte aller Krebsbehandlungen zum Einsatz. Bei Varian dreht sich alles um die Entwicklung intelligenter Lösungen für die Krebsbehandlung. In diesem Sinne sind wir sehr stolz auf zwei Dinge: Zum einen, dass das 300. Varian-System in Deutschland ein Halcyon-System ist. Zum anderen, dass dieses System in der Strahlenklinik des Universitätsklinikums Erlangen installiert wurde und somit die Klinik und vor allem ihre Patientinnen und Patienten davon profitieren können“, sagte Laurent Amiel, Leiter Radioonkologie Europe, Middle East, India & Africa bei Varian.

Technische Raffinessen
Das Halcyon-System vereint viele technische Raffinessen in einem Gerät. „Dazu gehört der neue iterativ rekonstruierende Algorithmus für das Kegelstrahl-Computertomografiesystem, kurz iCBCT: Er liefert den Ärztinnen und Ärzten bessere Bilder“, erläuterte Prof. Dr. Christoph Bert, Leiter der medizinischen Physik der Strahlenklinik. „Ein weiterer Pluspunkt ist das geschlossene Gehäuse. So kann sich die Bestrahlungsquelle, die sogenannte Gantry, schneller drehen, und das verkürzt die Behandlungsdauer für die Patientin bzw. den Patienten.“ Hinzu kommt die Technik „Flattening Filter Free“ – die ausgleichskörperfreie Bestrahlung, mit der eine höhere Dosis pro Minute verabreicht werden kann.

Umbaumaßnahmen nötig
Zwar handelt es sich bei Halcyon um ein kompaktes Gerät, dennoch musste vor der Installation am Uni-Klinikum Erlangen zunächst umgebaut werden. „Das ist ganz normal. Ein Linearbeschleuniger läuft etwa 10 bis 15 Jahre lang, dann tauschen wir ihn aus und passen die Räume an die neue Technik an“, erklärte Prof. Bert. Da Halcyon über eine integrierte Strahlabschirmung verfügt – eine weitere technische Raffinesse –, musste der Strahlenschutz diesmal nicht ertüchtigt werden. Allerdings entschieden sich die Fachleute für eine Runderneuerung der Klima- und Lüftungsanlage, verlegten neue Stromleitungen, brachten die IT auf den aktuellen Stand und richteten alle Zimmer – darunter auch der Wartebereich – neu ein. „Das Gerät selbst und der Bestrahlungstisch müssen durch ein Spezialfundament fest im Boden verankert sein“, ergänzte Christoph Bert. „Allein deshalb ist es nicht möglich, einfach das alte Gerät hinaus- und das neue hineinzuschieben.“

Vorteile für Patienten und Mitarbeiter
Die größten Vorteile für die Patientinnen und Patienten sind die Schnelligkeit und die exzellente Bildgebung, die sicherstellt, dass der Tumor bei jedem Termin richtig auf den Behandlungsstrahl ausgerichtet ist. „Außerdem verfügen wir zusätzlich über ein deutschlandweit einzigartiges Oberflächenkamerasystem“, sagte Prof. Fietkau. „Es vereinfacht die exakte Positionierung des Körpers, überwacht diese während der Bestrahlung und kann so sicherstellen, dass die Patientinnen bzw. Patienten den Atem-Anweisungen Folge leisten, damit der Tumor beispielsweise nur beim Ausatmen bestrahlt wird.“ Letzteres ist wichtig, da sich durch die Bewegungen der Lungenflügel auch die Lage des Tumors verändern kann. „Da wir ihn bei zahlreichen unterschiedlichen Indikationen einsetzen können, erweitert dieser fünfte Linearbeschleuniger unsere Möglichkeiten deutlich“, betonte der Klinikdirektor. „Die anderen vier Geräte haben ebenfalls spezielle Einsatzgebiete, zum Beispiel die bewegungsgesteuerte Bestrahlung oder die stereotaktische Radiotherapie von Hirntumoren. Daher können wir jede Patientin und jeden Patienten dem idealen Behandlungsgerät zuordnen sowie künftig mehr Spezialtherapien durchführen.“ Auch die Teams der Strahlenklinik profitieren von dem neuen System, das für sie einfach zu bedienen ist und einen praxisnahen Workflow aufweist. Dies unterstützt die Zielsetzung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Strahlenklinik an allen fünf Standorten: nämlich neben der technisch optimalen Bestrahlung der Patientinnen und Patienten, diese menschlich und warmherzig durch die für sie schwierige Zeit der Behandlung zu führen und sie mit allen notwendigen unterstützenden und medikamentösen Begleittherapien zu versorgen.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Rainer Fietkau
Tel.: 09131/85-33405
sekretariat.strahlenklinik@uk-erlangen.de

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20. Juli 2021 Politik darf STIKO-Experten nicht in Frage stellen
Bayerische Landesärztekammer

Immer mehr Politiker fordern eine generelle Corona-Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche von 12 bis 17 Jahren und stellen die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) in Frage. Die Bayerische Landesärztekammer (BLÄK) und die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) pochen auf die Unabhängigkeit der STIKO. Dr. Wolfgang Krombholz, Vorstandsvorsitzender der KVB, und Dr. Gerald Quitterer, Präsident der BLÄK, drängen darauf, den STIKO-Empfehlungen zu folgen. Dort säßen die Experten, die Nutzen und Risiken einer Corona-Impfung für Jugendliche objektiv aufgrund der wissenschaftlichen Erkenntnisse beschreiben könnten. Man müsse der fachlichen Expertise der STIKO vertrauen und dürfe keinen politischen Druck ausüben, so Quitterer und Krombholz.
Mit Impfanreizen und einfach zugänglichen Impfangeboten will Bayern jetzt das Corona-Impftempo erhöhen. Ein entsprechendes Konzept mit „Impfen to go“ und Impfungen an „ungewöhnlichen Orten“ in Bayern wurde in der Kabinettssitzung vom 13. Juli 2021 angekündigt.
Bayerns Ärztepräsident Dr. Quitterer mahnt bei diesem ungewöhnlichen Vorstoß jedoch die notwendigen Rahmenbedingungen an: „Wir sind im Wettlauf mit der Zeit, insbesondere angesichts der Delta-Variante.“ Dennoch dürfe die lässige Formulierung „Impfen to go“ nicht über die Ernsthaftigkeit dieser ärztlichen Leistung hinwegtäuschen. „Bei aller möglichen Werbewirksamkeit sind auch bei einem niederschwelligen Impfangebot die Sorgfaltspflicht in den Aufklärungsgesprächen zwischen Arzt und Patient, die nötigen Hygienestandards und Notfallkonzepte – falls nötig bei allergischen Reaktionen nach einer Impfung – einzuhalten“, so Quitterer.
Einzelimpfdosen würden dabei dieses neue Impfmanagement erleichtern, vor allem auch in den Arztpraxen.

16. Juli 2021 Antagonistische Neuronen und Schmerzsignale
uni | mediendienst | forschung Nr. 68/2021

FAU-Forschende untersuchen Einfluss von Neuronen in der Amygdala auf die Schmerzwahrnehmung
 
Der paarig angeordneten mandelförmigen Amygdala im Gehirn von Säugetieren wird eine zentrale Rolle bei der Verarbeitung von Emotionen zugeschrieben. Sie „bewertet“ emotionale Erinnerungen, koordiniert das Phänomen Angst und entscheidet letztlich, ob wir etwa bei Gefahr weglaufen oder kämpfen. Neben der Angst beeinflusst sie auch Emotionen wie Wut und Freude, sowie den Sexualtrieb und die Fortpflanzung. Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Andreas Hess, Lehrstuhl für Pharmakologie und Toxikologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), untersuchte nun in Kooperation mit der Gruppe von Wulf Haubensak vom Forschungsinstitut für molekulare Pathologie (IMP) in Wien den Einfluss von bestimmten Neuronen in der Amygdala auf die Repräsentation von Schmerz in anderen Regionen des Gehirns. Die Studie ist vor kurzem online in der Fachzeitschrift Communications Biology veröffentlicht worden*.
 
Zwei Neuronentypen
„Wir haben nachgewiesen, dass die Amygdala nicht nur für die Koordination der Angst, sondern auch für die Schmerzverarbeitung zuständig ist“, sagt Prof. Andreas Hess. Die Botenstoffe von Neuronen im zentralen Kern der Amygdala führten zu systemweiten Veränderungen in verschiedenen Gehirnregionen und letztlich sogar zu einer messbaren Änderung des Verhaltens.
Anatomisch besteht die Amygdala aus verschiedenen Kernen. Im lateralen Bereich der zentralen Amygdala konnten unter anderem zwei Neuronentypen identifiziert werden. Der eine stellt das für die Zellkommunikation wichtige Enzym Proteinkinase C δ (PKC δ+) her, der andere den Neurotransmitter Somatostatin (SST+). „Beide Neuronenpopulationen wirken antagonistisch und beeinflussen viele andere Gehirnregionen“, erklärt Isabel Wank von der Arbeitsgruppe um Prof. Andreas Hess vom Lehrstuhl für Pharmakologie und Toxikologie der FAU. Um herauszufinden, ob die beiden Neuronentypen einen Einfluss auf andere Hirnregionen, wie zum Beispiel den Thalamus, nehmen können, muss man sie gezielt an- und abschalten. Dazu verwendeten die Forschenden das etablierte Verfahren der Optogenetik.  Die DNA von Mäusen wurde gentechnisch so verändert, dass sie in den oben genannten Zellen lichtempfindliche Proteine herstellen. Die Funktion dieser Zellen kann dann von außen durch Lichteinfluss verändert werden. Zunächst wurde den narkotisierten Mäusen ein Lichtleiter in die zentrale Amygdala implantiert. Über ihn konnten die Forschenden die Neuronen mit blauem Laserlicht „anschalten”. Nach kurzer Zeit schalteten sich die Neuronen wieder von selbst ab.
 
Entscheidender Einfluss auf die Schmerzverarbeitung
Um den Einfluss der aktivierten PKC- und SST-Neuronen auf andere Regionen des Gehirns bildlich darzustellen, verwendeten die Forschenden die nichtinvasive funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT). Mit ihrer Hilfe konnte gezeigt werden, welche Gehirnregionen durch die beiden Zellpopulationen moduliert werden, und inwiefern diese Modulation die Verarbeitung von kurzzeitigen, moderaten Hitzereizen, die an der Hinterpfote der Maus gesetzt werden, beeinflusst. „Mit solch hochsensiblen Methoden erhält man auch bei wenigen Versuchstieren eine klare Aussage”, sagt Prof. Hess.
Die Ergebnisse zeigen, dass die aktivierten PKC-Neuronen der Amygdala andere Gehirnregionen dazu veranlassen, den Schmerz weniger stark zu verarbeiten. Die Modulation erfolgt „bottom-up“ von unten nach oben, das heißt von den evolutiv alten Gehirnregionen zur Großhirnrinde. Im Gegensatz dazu führen die SST-Neuronen tendenziell zu einer stärkeren „Bewertung” des Schmerzes, „top-down“ ausgehend von der Großhirnrinde nach unten. Wie die Forschenden aus Wien zeigen konnten, führt das Anschalten der Neuronen auch zu einem veränderten Verhalten des Versuchstieres. Im Vergleich zu Wildtyp-Mäusen zieht die Maus bei angeschalteten SST-Neuronen ihre Pfote tendenziell schneller von der Heizplatte, während die Aktivierung von PKC-Neuronen zu einer verlangsamten Reaktion führt. Die Amygdala hat offenbar einen entscheidenden, modulierenden Einfluss auf die Verarbeitung eines Schmerzreizes im Gehirn.
 
Noch lassen sich die Ergebnisse dieser Grundlagenforschung nicht direkt auf den Menschen übertragen. Die Anwendung der funktionellen Magnetresonanztomografie scheint jedoch vielversprechend. „Was man bei der Maus mittels fMRT zeigen kann, kann man direkt auf den Menschen übertragen”, sagt Prof. Hess. Die Rolle von Schädigungen der Amygdala könnten somit in Zukunft mit der fMRT am Patienten untersucht werden.
 
*Doi: https://doi.org/10.1038/s42003-021-02262-3
 
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Andreas Hess
Lehrstuhl für Pharmakologie und Toxikologie
Tel.: 09131/85-22003
andreas.hess@fau.de
 
 
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15. Juli 2021 Zehn Jahre Koordinierungsstelle Allgemeinmedizin (KoStA)
Bayerische Landesärztekammer

Am heutigen Donnerstag, den 15. Juli 2021, kann die Koordinierungsstelle Allgemeinmedizin (KoStA), die sich für die strukturelle und qualitative Verbesserung der allgemeinmedizinischen Weiterbildung engagiert, auf ihr zehnjähriges Bestehen zurückblicken. Ausgangspunkt für die Gründung war neben einem zunehmenden Hausarztmangel die Beobachtung, dass die Weiterbildung Allgemeinmedizin wenig strukturiert ablief und die Weiterbildungsdauer fünf Jahre weit überstieg. Junge Ärztinnen und Ärzte sollten durch die Koordinierungsstelle unterstützt werden, um weniger Unsicherheit bzgl. Stellensuche, Wohnort, Weiterbildungsqualität und Bezahlung bei in eigener Regie organisierter Weiterbildung zu erleben. Der Lösungsansatz: Verbundweiterbildung. Hierbei schließen sich niedergelassene Fachärztinnen und -ärzte für Allgemeinmedizin sowie andere zur Weiterbildung befugte Fachärztinnen und -ärzte zu einem regionalen Weiterbildungsverbund zusammen und bieten die komplette Weiterbildung aus einer Hand an.
„War es 2011 und den Folgejahren unser Hauptanliegen, Weiterbildungsverbünde in ganz Bayern zu etablieren, steht heute – neben den strukturellen Verbesserungen des Weiterbildungsablaufs durch die Verbundweiterbildung – die Optimierung der Weiterbildungsqualität im Vordergrund. Ein wichtiger Baustein dafür ist das die Weiterbildung begleitende Fortbildungs-Curriculum SemiWAM® (Seminartage Weiterbildung Allgemeinmedizin), das die KoStA seit 2014 durchführt.“, erläutert Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK).
„In Zeiten eines zunehmenden Ärztemangels ist es von großer Bedeutung, mehr Nachwuchs für die Praxen zu gewinnen. Die Koordinierungsstelle Allgemeinmedizin hat dafür viele wichtige Inputs gegeben und Initiativen auf regionaler Ebene begleitet. Sie ist auch ein Beispiel dafür, wie mehrere ärztliche Standesorganisationen konstruktiv zusammenarbeiten können. Mein besonderer Dank gilt Frau Dr. Schneider, die die KoStA aufgebaut hat und erfolgreich leitet“, so Dr. Wolfgang Krombholz, Vorstandsvorsitzen-der der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB).
„Die Gründung der KoStA vor zehn Jahren war eine Herzensangelegenheit des damaligen Vorstands des Bayerischen Hausärzteverbandes (BHÄV) und ist es seitdem geblieben. Wir unterstützen daher die KoStA gerne wei-terhin – auch finanziell. Als Verband sehen wir unsere vordringliche Aufgabe darin, in den Weiterbildungsverbünden vor Ort mitzuwirken und so den Weg in die Hausarztmedizin und in die Niederlassung der Nachwuchsmedizinerinnen und -mediziner zu begleiten. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle auch an die Leiterin der KoStA-Geschäftsstelle und ihr Team!“, so Dr. Markus Beier, Landesvorsitzender BHÄV.
Träger der KoStA sind die KVB, der BHÄV sowie die BLÄK. Dort ist auch die KoStA-Geschäftsstelle, unter der Leitung von Dr. Dagmar Schneider, angesiedelt.

13. Juli 2021 Enzymatischer Ansatzpunkt für eine gezielte Behandlung von Darmentzündungen
uni | mediendienst | forschung Nr. 65/2021

FAU-Forschungsteam untersucht Blockade von entzündungsförderndem Stoff
 
Wenn sich das Immunsystem gegen den eigenen Darm richtet, kommt es zu chronischen Entzündungen, die mit einem großen Leidensdruck der betroffenen Patientinnen und Patienten einhergehen. Ein Forschungsteam der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) hat, zusammen mit Forschern aus USA und Frankreich, einen neuen Behandlungsweg erforscht und dabei einen neuen Therapieansatz gefunden. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Gastroenterology“ veröffentlicht*.
 
Colitis ulcerosa ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, die zu Durchfall, Darmblutungen und Krampfanfällen führt. Auslöser ist meist eine überschießende Immunantwort. Im Rahmen des Sonderforschungsbereichs (SFB) 1181 „Schaltstellen zur Auflösung von Entzündung“ haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der FAU um Prof. Dr. Markus Neurath, Lehrstuhl für Innere Medizin I und Direktor der Medizinische Klinik 1 - Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie, und PD Dr. Dr. Benno Weigmann herausgefunden, dass durch eine gezielte Blockade des Enzyms ITK bei Colitis ulcerosa die Produktion von entzündungsverursachenden Zytokinen bei T-Zellen verhindert und eine Entzündungsreaktion gestoppt werden kann. „Unsere experimentellen Analysen bezüglich des Enzyms ITK haben gezeigt, dass eine zielgerichtete Blockade dieses Enzyms mit Inhibitoren oder siRNA bei der Behandlung von murinen chronischen Darmentzündungen wirksam ist und damit zukünftig als attraktive Therapieform im Menschen denkbar wäre “, sagt Kristina Lechner, Doktorandin in der Arbeitsgruppe von Dr. Weigmann.
 
Im SFB 1181 „Schaltstellen zur Auflösung von Entzündung“ an der FAU gehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Fachbereichen der Medizin und der Biologie den grundlegenden Mechanismen der Auflösung der Entzündungsreaktion auf die Spur und testen diese auf ihre klinische Bedeutung.
 
Mehr Informationen zum SFB 1181: http://www.sfb1181.forschung.fau.de
 
*Originalpublikation: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34224738/
„Targeting of the Tec kinase ITK drives resolution of T cell-mediated colitis and emerges as potential therapeutic option in ulcerative colitis“
 
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Markus Neurath
Lehrstuhl für Innere Medizin I
Tel.: 09131/85-35204
markus.neurath@uk-erlangen.de
 
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8. Juli 2021 Ein Herzenswunsch für Fatimah
uni | mediendienst | aktuell Nr. 71/2021

Lebensrettende OP und Behandlung für schwer herzkrankes Mädchen aus dem Irak
 
Die siebenjährige Fatimah erholt sich in diesen Tagen in der Kinder- und Jugendklinik des Universitätsklinikums Erlangen von ihrer schweren Herzoperation. Seit April befindet sich das Mädchen, das mit einem komplizierten Herzfehler geboren wurde und in sehr ärmlichen Verhältnissen im Irak lebt, in Begleitung seiner Mutter in Erlangen. Dem großen Engagement eines Frankfurter Kinderarztes, des Erlangen hilft e. V., Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Universitätsklinikums Erlangen sowie Spenden von Bürgerinnen und Bürgern ist es zu verdanken, dass Fatimah nun im Rahmen der Aktion „Kinderherz-OP“ erfolgreich behandelt werden konnte. „Bis zur lebensrettenden Operation Ende Juni war es ein sehr langer Weg für alle Beteiligten“, sagt Prof. Dr. Sven Dittrich, Leiter der Kinderkardiologischen Abteilung des Uni-Klinikums Erlangen. „Ich bewundere die Geduld der beteiligten Ehrenamtlichen und die Kraft der Familie. Ich freue mich, dass Fatimah sich aktuell so gut entwickelt und hoffe, dass wir sie bald gesund nach Hause entlassen können, wo ihr älterer Bruder und ihr Vater schon sehnsüchtig auf sie warten.“
 
Seit ihrer Geburt im Mai 2014 in der südirakischen Stadt Nasiriya litt Fatimah ständig unter schwerer Luftnot; der Säugling war erschöpft und seine Sauerstoffsättigung lag dauerhaft unter 60 Prozent. Auf ihrer Suche nach Hilfe stieß die verzweifelte Familie auf den Frankfurter Kinderarzt Dr. Jabbar Said-Falyh, der für die IPPNW-Kinderhilfe im Irak tätig war. Er stellte Anfang 2020 den Kontakt zum Erlangen hilft e. V. und zur Aktion „Kinderherz-OP“ des Uni-Klinikums Erlangen her. „Leider ist Dr. Said-Falyh im Oktober vergangenen Jahres an den Folgen einer vor Ort erworbenen COVID-19-Infektion verstorben“, sagt Dr. Hildegard Müller-Erhard, Vorsitzende des Vereins. „Es war sein Herzenswunsch, dass Fatimah medizinische Hilfe bekommt, zumal sich ihr Zustand zunehmend verschlechterte. Wir sind sehr froh, dass wir ihm diesen Herzenswunsch nun posthum erfüllen konnten.“
 
Viele Hürden wegen Corona-Pandemie
Zum großen Bedauern aller Beteiligten machten die Corona-Pandemie und die weltweiten Lockdowns alle Pläne zunichte. Obwohl Fatimahs Leben von der dringend notwendigen Herzoperation abhängig war, musste die Familie weiter warten und bangen. „Unser Verein hat viel Erfahrung mit Visaangelegenheiten“, erläutert Dr. Müller-Erhard, „aber in Zeiten einer Pandemie schien es zwischenzeitlich unmöglich, die Visa für Fatimah und ihre Mutter zu bekommen und die Reise nach Deutschland zu organisieren. Mit viel Geduld und Hartnäckigkeit ist es uns schließlich doch gelungen.“
 
Echte Herausforderung für Operateure
Im April war es endlich so weit: Die beiden stiegen ins Flugzeug und Fatimah wurde in der Kinderkardiologie des Uni-Klinikums Erlangen als Patientin aufgenommen. Nach einer Reihe von Voruntersuchungen ging es schließlich Ende Juni in den OP-Saal. „Der Eingriff war eine echte Herausforderung. Normalerweise werden derartige Herzfehler ja nicht erst im Alter von sieben Jahren operiert“, berichtet Dr. Ariawan Purbojo, Oberarzt der Kinderherzchirurgischen Abteilung des Uni-Klinikums Erlangen. „Mit der Herz-OP allein war dann auch noch nicht alles vorbei“, fügt Prof. Dittrich hinzu. „Es folgten noch einige kritische Tage der intensivmedizinischen Behandlung und notwendige Herzkathetereingriffe, bis sich Fatimahs Zustand stabilisiert hatte.“ Insgesamt hat das Mädchen die Operation aber gut überstanden und ihre Sauerstoffsättigung liegt heute endlich wieder bei normalen 100 Prozent.
 
Behandlung im Irak unmöglich
„Was die Kollegen beschreiben, ist der Grund dafür, warum eine solche Operation im Irak nicht gelingen kann“, weiß Dr. Faidi Omar Mahmoud, stv. Vorsitzender des Erlangen hilft e. V., der selbst jahrelang als Herzchirurg am Uni-Klinikum Erlangen tätig war. „Bei derartig komplizierten Fällen ist das Zusammenspiel von Herzchirurgen, Intensivmedizinern und Kinderkardiologen entscheidend.“ Genauso wichtig sei die ambulante Nachsorge, für die Fatimah und ihre Mutter nach der Entlassung noch einige Zeit in Erlangen bleiben werden. „Die beiden freuen sich aber schon sehr auf den Tag, an dem sie ihre Rückreise nach Nasiriya antreten können“, sagt Dr. Mahmoud. „Mit Fatimahs Bruder und Vater stehen die beiden zwar per Smartphone in sehr engem Kontakt, aber das Wiedersehen in Gesundheit ist natürlich etwas ganz Besonderes.“
 
Bitte um Spenden
Der Erlangen hilft e. V. übernimmt für betroffene Familien die Kosten für die Reise, die Unterbringung außerhalb des Krankenhauses und die Verpflegung. Mit Spenden auf das Konto der Aktion „Kinderherz-OP“ des Uni-Klinikums Erlangen werden die hohen medizinischen Behandlungskosten beglichen. Im Fall von Fatimah übernehmen der Bild hilft e. V. „Ein Herz für Kinder“, die Stiftung Zuversicht für Kinder und die Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzte in sozialer Verantwortung e. V. (IPPNW) Teile der Behandlungskosten.
 
Bürgerinnen und Bürger, die schwer herzkranken Kindern aus dem Ausland – wie Fatimah – helfen möchten, können sehr gern für den Verein oder für die Aktion spenden.
 
Spendenkonto des Erlangen hilft e. V.
IBAN: DE05 7635 0000 0060 0509 59
BIC: BYLADEM1ERH
 
Spendenkonto der Aktion „Kinderherz-OP“ des Uni-Klinikums Erlangen
Stichwort: „Kinderherz-OP“
IBAN: DE11 7635 0000 0000 0007 70
BIC: BYLADEM1ERH
 
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Sven Dittrich
Tel.: 09131/85-33750
kinderkardiologie@uk-erlangen.de
 
 
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9. Juli 2021 Erneute Schulschließungen im Herbst unbedingt vermeiden!
BLÄK, PTK und der KVB

Fokus auf die psychische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen während der Corona-Pandemie: Erneute Schulschließungen im Herbst unbedingt vermeiden!
München, 9. Juli 2021: Psychische Belastungen bei Kindern und Jugendlichen sind aufgrund der Corona-Pandemie gestiegen. Expert*innen der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), der Psychotherapeutenkammer Bayern (PTK Bayern) und der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) fordern die politisch Verantwortlichen auf, alles Notwendige zu unternehmen, um erneute Schulschließungen im Herbst zu vermeiden und somit weiteren Belastungen entgegenzuwirken. Die Sommerferien müssen genutzt werden, um entsprechende Maßnahmen umzusetzen.
Eingeschränkte Kontaktmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche, erschwertes Lernen und so-ziales Erleben sind einige der Faktoren, die zu psychischen Belastungen führen und psychische Erkrankungen auslösen und fördern können. Für eine gesunde Entwicklung ist es wichtig, dass Kinder soziale Kontakte in ihrer Peer-Group (der sozialen Gruppe von gleichaltrigen, gleichartigen oder gleichgesinnten Personen) und einen geregelten Zugang zu Bildung in einem guten Lernumfeld haben können. Die Pandemie wirkt wie ein Brennglas und macht psychische Probleme, soziale Belastungen und Versorgungsdefizite deutlicher sichtbar.
Ein erneuter Lockdown mit Schulschließungen würde die bekannten Problem- und Brennpunkte weiter befeuern. Dr. Gerald Quitterer (BLÄK), Peter Lehndorfer (PTK Bayern) und Dr. Claudia Ritter-Rupp (KVB) appellieren daher an die politischen Verantwortlichen: „Eine erneute Schulschließung im Herbst muss vermieden werden, damit sich aus den aktuellen psychischen Belastungen und Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen keine psychischen Störungen bzw. Erkrankungen entwickeln. Die Weichen dafür müssen unbedingt jetzt gestellt und Gegenmaßnahmen in den Sommerferien umgesetzt werden!“
Die Expert*innen fordern, dass innovative Maßnahmen zur Prävention und Kontrolle der SARS-CoV-2-Übertragung in Schulen konsequent umgesetzt werden und begrüßen vor diesem Hintergrund die Beschlüsse des Ministerrats zu Testkonzepten in Schulen und zur Anschaffung mobiler Luftfiltergeräte. Außerdem ist eine Impfkampagne für Jugendliche zwischen 12-18 Jahren für den Fall, dass die STIKO hier ebenfalls eine Impfempfehlung ausspricht, zu befürworten. Diese Maßnahmen können dazu beitragen erneute Schulschließungen im Herbst zu vermeiden.
Die psychiatrische und psychotherapeutische Versorgung von Kindern und Jugendlichen müssen dem aktuellen Versorgungsbedarf angepasst werden, um psychische Belastungen und Erkrankungen frühzeitig erkennen und behandeln zu können. Es werden passgenaue Hilfen für Betroffene benötigt, die die physische und psychische Gesundheit sowie die soziale Kompetenz der jungen Menschen fördern.
Ansprechpartner für die Medien:
Bayerische Landesärztekammer
Pressestelle
Dagmar Nedbal
Mühlbaurstr. 16
81677 München
Tel. 089 / 4147 – 714
E-Mail: presse@blaek.de
Bayerische Landeskammer der Psychologischen Psychotherapeuten und der Kinder- und Ju-gendlichenpsychotherapeuten
Pressestelle
Luisa Hiller
Birketweg 30
80639 München
Tel. 089 / 51 55 55 - 241
E-Mail: pressestelle@ptk-bayern.de
Kassenärztliche Vereinigung Bayerns
Pressestelle
Martin Eulitz
Elsenheimerstr. 39
80687 München
Tel. 089 / 5 70 93 – 2192
E-Mail: presse@kvb.de

12. Juli 2021 Besondere Ehrung vom Bayerischen Ministerpräsidenten
uni | mediendienst | aktuell Nr. 74/2021

Prof. Dr. Heinrich Iro und Prof. Dr. Yurdagül Zopf mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet
Gleich zwei führende Persönlichkeiten des Uni-Klinikums Erlangen wurden für ihr besonderes Wirken mit dem Bayerischen Verdienstorden geehrt: Prof. Dr. Heinrich Iro, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Erlangen sowie Direktor der Hals-Nasen-Ohren-Klinik – Kopf- und Halschirurgie, und Prof. Dr. Yurdagül Zopf, Leiterin des Hector-Centers für Ernährung, Bewegung und Sport des Uni-Klinikums Erlangen. Überreicht wurden die Auszeichnungen von Ministerpräsident Markus Söder im Antiquariat der Münchner Residenz. Der Bayerische Verdienstorden wurde durch das Gesetz über den Bayerischen Verdienstorden vom 11. Juni 1957 geschaffen. Er wird „als Zeichen ehrender und dankbarer Anerkennung für hervorragende Verdienste um den Freistaat Bayern und das bayerische Volk“ verliehen. Eine Besonderheit des Bayerischen Verdienstordens ist, dass die Zahl der lebenden Ordensträger auf 2.000 begrenzt ist.

Einsatz für die Medizin und die Gesundheit der Menschen
In der verlesenen Laudatio für Prof. Iro hieß es: „Prof. Dr. Heinrich Iro setzt sich als Arzt, Wissenschaftler und Hochschullehrer in herausragender Weise für die Medizin und die Gesundheit der Menschen ein. In seiner Amtszeit als Ärztlicher Direktor hat er das Universitätsklinikum Erlangen seit 2009 auf einen Spitzenplatz unter den deutschen Universitätsklinika geführt. Eine Leistung, die nicht nur aus Sicht der ihm anvertrauten Patienten Hochachtung verdient.“

Prof. Iro wurde 1956 in Saarbrücken geboren. Von 1975 bis 1981 studierte er Humanmedizin an der Universität des Saarlandes. 1981 folgte die Approbation als Arzt. Ein Jahr später legte Heinrich Iro das US-amerikanische Staatsexamen ab und wurde zum „Dr. med.“ promoviert. Im Anschluss an seinen Wehrdienst als Stabsarzt im Bundeswehrkrankenhaus Bad Zwischenahn arbeitete er zehn Jahre lang als Assistenzarzt der HNO-Klinik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). In dieser Zeit legte Prof. Iro seine Prüfung als Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde ab und erwarb die Zusatzbezeichnungen „Plastische Operationen“, „Spezielle HNO-Chirurgie“ sowie später „Umweltmedizin“ und „Allergologie“. 1995 wurde er zum Professor für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde an der Universität des Saarlandes ernannt und zum Direktor der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde des Universitätsklinikums des Saarlandes. Im Jahr 2000 folgte er dem Ruf auf eine C4-Professur für HNO-Heilkunde an die FAU Erlangen-Nürnberg und übernahm die Leitung der Hals-Nasen-Ohren-Klinik – Kopf- und Halschirurgie am Uni-Klinikum Erlangen. Im Oktober 2004 wurde Prof. Iro zum stellvertretenden Ärztlichen Direktor bestellt, im Februar 2009 zum Ärztlichen Direktor. Im Juni 2020 bestimmte der Aufsichtsrat des Uni-Klinikums Erlangen unter Vorsitz des Bayerischen Staatsministers für Wissenschaft und Kunst, Bernd Sibler, Prof. Iro erneut ab 1. Januar 2021 für die Dauer von fünf Jahren zum Ärztlichen Direktor.

Exzellenzzentrum mit überregionaler Strahlkraft
„Prof. Dr. Yurdagül Zopf hat seit 2013 die Professur für Klinische und Experimentelle Ernährungsmedizin an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg inne. Darüber hinaus leitet sie das Hector-Center für Ernährung, Bewegung und Sport am Universitätsklinikum Erlangen, wo neue Diagnose- und Therapieverfahren entwickelt und in der Arbeit mit den Patienten unmittelbar umgesetzt werden. Unter ihrer Leitung ist in Erlangen ein Exzellenzzentrum für Ernährungsmedizin mit überregionaler Strahlkraft entstanden“, hieß es in der Laudatio für Prof. Zopf.

Prof. Zopf wurde 1974 in Nürnberg geboren. Sie studierte von 1996 bis 2002 Humanmedizin an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. 2003 erhielt Yurdagül Zopf die Approbation als Ärztin, 2010 legte sie ihre Facharztprüfung im Bereich Innere Medizin ab, drei Jahre später auch im Bereich Gastroenterologie. 2011 habilitierte sich Yurdagül Zopf im Fach Innere Medizin, seit 2013 hat sie die Stiftungsprofessur für Klinische und Experimentelle Ernährungsmedizin an der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie des Uni-Klinikums Erlangen inne. Damit war Prof. Zopf die erste Professorin für Klinische und Experimentelle Ernährungsmedizin in Süddeutschland. Nachdem Yurdagül Zopf das Ernährungsteam der Medizin 1 von 2006 bis 2010 stellvertretend geführt hatte, übernahm sie im Anschluss die Leitung. Seit 2017 ist Prof. Zopf zudem Leiterin des Hector-Centers für Ernährung, Bewegung und Sport. Dort erforschen und erproben sie und ihr Team ernährungs- und sportmedizinische Therapien bei Krebs, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, Adipositas und Nahrungsmittelunverträglichkeiten.

Weitere Informationen:
Johannes Eissing
Tel.: 09131/85-36102
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7. Juli 2021 One Health
Bayerische Landesärztekammer

Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), beginnt seinen Leitartikel der Juli/August-Ausgabe des Bayerischen Ärzteblatts mit dem Kneipp-Gedanken, traf sich doch der Vorstand der Bundesärztekammer in Bad Wörishofen, der Wirkungsstätte von Pfarrer Sebastian Kneipp, zu seiner jährlichen Klausursitzung. „An diesem Ort wurde nicht nur für mich der genius loci spürbar.“ Integrative Medizin könne dazu beitragen, auch das sogenannte Long-COVID-Syndrom güns-tig zu beeinflussen. Ein Zusammenspiel der fünf Kneippschen Prinzipien könne sowohl als präventive, wie auch als heilende Behandlung genutzt werden.
Viel hänge bei der Pandemiebekämpfung von ökonomischen Folgen, sozialer Akzeptanz, juristischen, ethischen und praktischen Machbarkeiten ab. „Wir müssen deutlich besser in der Prävention werden“, schreibt Quitterer. Die Pandemie sei auch eine Public-Health-Krise. Das deutsche Gesundheitswesen sei leistungsstark, doch der Fokus liege in erster Linie auf Patientinnen und Patienten; auf Menschen, die bereits erkrankt seien. „Gerade, wenn wir in der aktuellen Situation fürchten müssen, dass uns die sogenannte Delta-Variante eine neue Welle der Pandemie bescheren könnte.“ Ärztliche Expertise und nicht politische Agitation seien dann gefragt. Um künftig eine Überlastung des Gesundheitswesens zu vermeiden, brauche es auch eine vernünftige Steuerung der Patienten in der Notfallversorgung. Nicht jede Gesundheitsstörung benötige zu jeder Zeit überall sofort eine Behandlung und schon gar nicht in einer Notaufnahme.
Alles, was derzeit bewegt, von Corona bis Klimawandel und Gesundheit könne zusammengefasst werden unter dem Begriff „One Health“. Mensch, Tier und Ökosysteme stünden untrennbar miteinander in Verbindung, beeinflussten sich gegenseitig und seien aufeinander angewiesen. Gesundheit und Krankheit beträfen nicht nur das einzelne Individuum, sondern seien global zu betrachten. „Hierbei stehen wir Ärztinnen und Ärzte in der Verantwortung für die Gesundheit unserer Patientinnen und Patienten in der sich verändernden Umwelt“, formuliert Bayerns Ärztechef. Die Anpassung der Verhältnisse, zum Beispiel die Ausarbeitung von Hitzeaktionsplänen, das Vermeiden von Sportfesten in der Sommerhitze, die Verbesserung der Sanitärausstattung in den Schulen oder die Kennzeichnung von zugesetztem Zucker in Getränken: Das sei Aufgabe der Politik. Eine ge-meinsame Aufgabe von allen.
Mehr zu „One Health“ lesen Sie im Leitartikel der Juli/August-Ausgabe 2021 des Bayerischen Ärzteblatts unter www.bayerisches-aerzteblatt.de.
Pressestelle

7. Juli 2021 Schwingende Kugeln bewegen sich fort
uni | mediendienst | forschung Nr. 62/2021

Physiker der FAU entdecken simples Antriebskonzept für Körper in zähen Flüssigkeiten
 
Forschende der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben gemeinsam mit Kollegen der Universität Lüttich und des Helmholtz-Instituts Erlangen-Nürnberg für Erneuerbare Energien einen Mikro-Schwimmer entwickelt, für den die Gesetze der Fluiddynamik nicht zu gelten scheinen: Ihre Konstruktion aus zwei Kugeln, die durch eine Feder miteinander verbunden sind, wird durch vollständig symmetrische Schwingungen angetrieben. Nach dem sogenannten Scallop-Theorem ist das in fluiden Mikrosystemen nicht möglich. Ihre Ergebnisse haben die Physiker im renommierten Wissenschaftsjournal „Physical Review Letters“ veröffentlicht.*
 
Eine Jakobsmuschel kann sich durch schnelles Zusammenklappen ihrer Schalen im Wasser fortbewegen. Sie ist groß genug, um durch das Trägheitsmoment auch dann noch voranzukommen, wenn sie die Schalen öffnet, um zum erneuten Stoß auszuholen. Je dickflüssiger die Substanz jedoch ist, umso eher gilt das Scallop-Theorem: Ein Schwimmer, der symmetrische oder reziproke Vorwärts- und Rückwärtbewegungen macht – ähnlich dem Auf- und Zuklappen der Muschelschalen –, kommt nicht vom Fleck. „Für mikroskopisch kleine Wesen ist selbst Wasser so zäh wie Teer für uns Menschen“, erklärt Dr. Maxime Hubert. „Deshalb haben beispielsweise Einzeller vergleichsweise komplizierte Antriebskonzepte, etwa vibrierende Härchen oder rotierende Geißeln.“
 
Schwingende Kugeln bewegen sich fort
Dr. Hubert ist Postdoc in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Ana-Suncana Smith am Institut für Theoretische Physik der FAU. Gemeinsam mit Forschenden der Universität Lüttich und des Helmholtz-Instituts Erlangen-Nürnberg für Erneuerbare Energien hat das Erlanger Team nun einen Schwimmer entwickelt, für den die Scallop-Regel nicht zu gelten scheint: Die simple Konstruktion besteht aus einer Feder, die zwei unterschiedlich große Kugeln miteinander verbindet. Obwohl die Feder sich absolut zeitsymmetrisch ausdehnt und zusammenzieht, bewegt sich der Mikroschwimmer durch die Flüssigkeit.
 
„Wir haben das Prinzip zunächst in Computersimulationen getestet“, sagt Maxime Hubert. „Anschließend haben wir ein funktionsfähiges Modell gebaut.“ Für das praktische Experiment wurden zwei Stahlkügelchen, nur einige hundert Mikrometer im Durchmesser, auf die Wasseroberfläche einer Petrischale gelegt. Die Oberflächenspannung übernahm die Funktion des Zusammenziehens der Feder, die gegenläufige Expansion wurde durch ein Magnetfeld erreicht, das die Mikrokugeln periodisch dazu brachte, sich gegenseitig abzustoßen.
 
Vision: Schwimmroboter für Medikamententransport
Entscheidend für die Fortbewegung des Schwimmers ist, dass die Kugeln unterschiedlich groß sind. Maxime Hubert: „Die kleinere Kugel reagiert deutlich schneller auf die Federkraft als die größere. Dadurch entsteht eine Asymmetrie in der Bewegung, und die größere Kugel wird von der kleineren mitgezogen. Wir nutzen also auch hier das Prinzip der Trägheit, nur dass hier nicht die Interaktion zwischen Körper und Wasser entscheidend ist, sondern die der Körper untereinander.“
 
Von einem Turboantrieb zu sprechen wäre übertrieben – das System bewegt sich mit jedem Schwingungszyklus etwa ein Tausendstel seiner Körperlänge vorwärts. Doch nicht die Geschwindigkeit ist hier entscheidend, sondern der genial einfache Aufbau und Antriebsmechanismus. „Das von uns entdeckte Prinzip könnte dabei helfen, winzige Schwimmroboter zu entwickeln“, erklärt Maxime Hubert. „Sie könnten sich eines Tages durch die Blutbahn bewegen und beispielsweise Medikamente zielgenau zum Bestimmungsort transportieren.“
 
* DOI: 10.1103/PhysRevLett.126.224501
„Scallop Theorem and Swimming at the Mesoscale“
 
 
Weitere Informationen:
 
Dr. Maxime Hubert
Professur für Theoretische Physik (Prof. Dr. Smith)
Tel.: 09131 85-70562
maxime.hubert@fau.de
 
 
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7. Juli 2021 Sedativa sicher anwenden
uni | mediendienst | forschung Nr. 61/2021

Start eines neuen Forschungsprojekts unter Erlanger Federführung zum Gebrauch sedierender Medikamente in der spezialisierten Palliativversorgung
 
Nach dem erfolgreichen Abschluss ihres Forschungsprojekts SedPall ist es der Palliativmedizinischen Abteilung (Leiter: Prof. Dr. Christoph Ostgathe) des Universitätsklinikums Erlangen und ihren Kooperationspartnern direkt gelungen, eine dreijährige Förderung für das Folgeprojekt iSedPall einzuwerben. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Erlangen, Halle und München erhalten vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) insgesamt über 1,7 Mio. Euro, um die im Rahmen von SedPall erarbeiteten Handlungsempfehlungen um praxistaugliche Dokumente zu ergänzen. „Ziel ist die Entwicklung einer multimodalen Intervention“, erläutert Prof. Ostgathe, der die Zusammenarbeit koordiniert. „Mitarbeiter der Palliativversorgung sollen dadurch mehr Handlungs- und Rechtssicherheit erhalten. Das kommt unmittelbar auch ihren schwer kranken Patienten zugute, denen mithilfe von Sedativa unerträgliches Leiden genommen werden soll, wenn andere Maßnahmen nicht helfen.“
 
Der Gebrauch von sedierenden Medikamenten stellt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Palliativversorgung gleich vor mehrere Herausforderungen: Wie handele ich richtig im Sinne der Betroffenen? Wie lassen sich Schmerzen möglichst gut lindern ohne die Autonomie unnötig zu gefährden oder gar die Lebenszeit zu verkürzen? In solchen und weiteren schwierigen Situationen auf Dokumente zugreifen zu können, die beispielsweise bei der Entscheidungsfindung helfen oder die Erledigung von nötigen Formalitäten erleichtern, ist ein Vorteil für beide Seiten. „Zum einen fühlen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sicherer und können sich bei der Behandlung auf wissenschaftlich fundierte Unterlagen stützen“, sagt Dr. Dr. Maria Heckel, Leiterin des Forschungsteams der Palliativmedizin des Uni-Klinikums Erlangen. „Zum anderen haben sie dadurch auch mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten und können sich ihnen und ihren individuellen Bedürfnissen besser widmen.“
 
Neben der Entwicklung der konkreten Dokumente, Hilfsmittel und Fortbildungsinhalte sollen diese auch gleich auf ihre Machbarkeit, Praxistauglichkeit und Nutzerfreundlichkeit hin überprüft werden. Dabei binden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowohl ethische und rechtliche Aspekte als auch gesellschaftliche Perspektiven und die Sichtweisen der betroffenen Menschen intensiv mit ein.
 
Von SedPall zu iSedPall
An dem Projekt „Entwicklung und Machbarkeitsprüfung einer multimodalen Intervention für den Gebrauch sedierender Medikamente in der spezialisierten Palliativversorgung“ (iSedPall) sind neben den Expertinnen und Experten der Palliativmedizin des Uni-Klinikums Erlangen auch Kolleginnen und Kollegen aus der Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin (Direktorin: Prof. Dr. Claudia Bausewein) am LMU Klinikum München, vom Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht, Wirtschafts- und Medizinstrafrecht (Lehrstuhlinhaber: Prof. Dr. Christian Jäger) der FAU Erlangen-Nürnberg und vom Institut für Geschichte und Ethik der Medizin (Direktor: Prof. Dr. Jan Schildmann) der Universitätsmedizin Halle beteiligt. iSedPall baut u. a. auf den Handlungsempfehlungen „Einsatz sedierender Medikamente in der spezialisierten Palliativversorgung“ auf, welche die Beteiligten im Rahmen des vorangegangenen Forschungsprojekts „SedPall – von der Anxiolyse bis zu tiefer kontinuierlicher Sedierung“ – das ebenfalls vom BMBF gefördert wurde – erarbeitet hatten. Ziel von SedPall war es, medizinischem Personal endlich wissenschaftlich fundierte, konkrete Ratschläge an die Hand zu geben, um todkranke Menschen von unerträglichem Leid zu befreien.
 
Handlungsempfehlung „Einsatz sedierender Medikamente in der spezialisierten Palliativversorgung“: http://www.dgpalliativmedizin.de/images/210422_Broschu%CC%88re_SedPall_Gesamt.pdf
 
Weitere Informationen:
 
Dr. Dr. Maria Heckel
Tel: 09131 85-34064
maria.heckel@uk-erlangen.de
 
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3. Juli 2021 66. Konsultativtagung der deutschsprachigen Ärzteorganisationen
Bundesärztekammer

Im Rahmen der 66. Konsultativtagung der deutschsprachigen Ärzteorganisationen, mit Vertretern aus Deutschland, Österreich, Schweiz, Südtirol und Luxemburg, die gemeinsam mehr als 500.000 Ärztinnen und Ärzte repräsentieren, wurde folgendes Communiqué verabschiedet:

Pandemien werden in kürzeren Abständen auftreten und sich in einer globalisierten Welt schneller denn je ausbreiten. Die Politik ist deshalb aufgefordert, aus der Corona-Pandemie die Lehre zu ziehen, umfängliche Pandemiepläne zu entwicklen und auch regelmäßig zu testen. Grundlage sollte eine sachliche Fehleranalyse in allen Ländern sein: Welche Strukturen haben sich bewährt, welche Maßnahmen waren erfolgreich und welche Defizite sind offensichtlich geworden? Diese Leitfragen sollten Grundlage für die Entwicklung von Pandemieplänen sein, wie auch für notwendige Langzeitstudien. Zudem muss die Verknüpfung von Impfdaten mit den Daten zu den COVID-Erkrankungen erfolgen, um Impfdurchbrüche zeitnah zu erkennen und entsprechende Anpassungen bei Impfstoffen rasch umzusetzen. Die anonymisierte Verknüpfung von Medikamentendaten mit Daten zu Erkrankungen kann helfen, rasch Medikamente zu identifizieren, die eine Genesung unterstützen. Politisches Handeln in der Pandemie braucht anders als bisher eine breite, gesicherte wissenschaftliche Basis. Die Zusammenarbeit zwischen Vertretern der Ärzteschaft und politischen Entscheidungsträgern ist dabei zentral, denn nur so kann wissenschaftliche Expertise in den gesellschaftspolitischen Diskurs eingebracht werden.
Ebenso ist es essenziell, über Studien aufzuzeigen, welche Langzeitfolgen und Auswirkungen auf den Gesundheitszustand der Bevölkerung aufgetreten sind – auf physischer ebenso wie auf psychischer und sozialer Ebene. Die Ärzteorganisationen warnen vor langfristigen, gravierenden Kollateraleffekten infolge sozialer Isolation; diese Folgen gilt es insbesondere für Kinder wie für ältere Menschen genauestens zu analysieren.
Nur eine wissenschaftlich fundierte Bestandsaufnahme mit detaillierter Fehleranalyse kann als Basis für angemessene Schutzmaßnahmen zukünftiger Pandemien dienen, um nicht erneut mit undifferenzierten Lockdown-Maßnahmen medizinische wie gesellschaftliche Verwerfungen zu riskieren.
Weiters muss es Ziel sein, dass Europa künftig im Bereich wichtiger Medizinprodukte und Arzneimittel sowie in der medizinischen Forschung und Entwicklung möglichst unabhängig agieren kann. Dann erst kann Europa zügig auf Gesundheitskrisen reagieren und eine hohe Qualität in der Versorgung auch in Pandemiezeiten sicherstellen.

2. Juli 2021 Impfstoffgerechtigkeit - Impfskepsis
Bundesärztekammer

Weltärztebund, Bundesärztekammer und die Pontifikale Akademie für das Leben unterstützen gemeinsam Impfstoffgerechtigkeit und wollen Impfskepsis begegnen

Weltweit leiden Millionen Menschen an den Folgen der Covid-19 Pandemie. Impfungen gelten als eine schnelle und effektive Methode, die Ausbreitung des Virus aufzuhalten und Menschenleben zu retten. Die aktuelle Pandemie hat nicht nur die Bedeutung von Impfungen aufgezeigt, sondern auch Gefahren des Impfnationalismus sowie Ungerechtigkeiten offengelegt, die beim Zugang zu Impfstoffen bestehen. Während viele wohlhabende Länder über die Mittel verfügen, um schnell bilaterale Verträge mit Pharmaunternehmen über vielversprechende Covid-19 Impfstoffkandidaten zu schließen, sind zahlreiche Entwicklungsländer aufgrund finanzieller Beschränkungen und geringeren Produktionsfähigkeiten benachteiligt.
So stellt der Zugang zu Impfstoffen in vielen Teilen der Welt immer noch eine große Herausforderung dar. Hinzu kommt, dass auch in Ländern, in denen Impfstoffe verfügbar sind, Impfungen mitunter auf Skepsis und Misstrauen stoßen. Impfskepsis ist eine komplexe Thematik. Die Zurückhaltung in benachteiligten Gruppen beruht teilweise auf historischen Ungerechtigkeiten, Vertrauensbrüchen bei medizinischer Forschung, negativen Erfahrungen im Gesundheitswesen und Misstrauen gegenüber profitorientierten Pharmafirmen. Eine wesentlich schädlichere Art der Impfskepsis wird jedoch durch haltlose und irreführende Behauptungen und Mythen zum Beispiel über vermeintliche Nebenwirkungen in sozialen Netzwerken befördert. Erschwerend kommt hinzu, dass selbst in der Ärzteschaft und in einigen religiösen Gruppen Impfskepsis zu verzeichnen ist. Mangelnde Impfbereitschaft und Impfskepsis können schwierige ethische Fragen zur Abwägung zwischen individueller Wahlfreiheit und dem Gemeinwohl aufwerfen.
Impfstoffe gelten als eine der größten Errungenschaften moderner Medizin und nehmen eine Schlüsselrolle bei der Bekämpfung von übertragbaren Krankheiten ein. Nachweislich werden durch Impfungen jedes Jahr Millionen von Todesfällen verhindert und viele weitere Millionen Menschen vor einer Erkrankung geschützt. Um das volle innovative Potential von Impfstoffen zu nutzen, müssen Hindernisse, die einer weltweiten Impfgerechtigkeit im Wege stehen, überwunden und die Ursachen von Impfskepsis angegangen werden.
Angesichts der Dringlichkeit dieser Fragen und der zentralen Rolle, die eine internationale und sektorenübergreifende Zusammenarbeit beim Voranbringen dieser Anliegen einnehmen kann, fordern der Weltärztebund (WMA), die Pontifikale Akademie für das Leben (PAL) und die Bundesärztekammer (BÄK) alle relevanten Stakeholder auf, alle Anstrengungen zu unternehmen, um
• einen gerechten weltweiten Zugang zu Impfstoffen sicher zu stellen, der die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche globale Impfkampagne ist, und
• Impfskepsis mit einer klaren Botschaft zur Notwendigkeit und Sicherheit von Impfstoffen zu begegnen sowie Mythen und Desinformation über Impfstoffe entgegenzuwirken.
2. Juli 2021
Pressekontakt:
Bundesärztekammer: Mark Berger (Stellv. Pressesprecher): mark.berger@baek.de Weltärztebund: Dr. Otmar Kloiber (Generalsekretär): otmar.kloiber@wma.net Akademie für das Leben: Dr. Fabrizio Mastrofini (Media Manager): pressoffice@pav.va

2. Juli 2021 So geht Innovation an der FAU
Pressestelle FAU

Sendung über Menschen, die die FAU innovationsstark machen

Was haben der Nobelpreisträger Prof. Dr. Harald zur Hausen, der Schauspieler Bjarne Mädel und die Gründer von Smart City Systems gemeinsam? Sie alle haben die Grundlage für ihre Karrieren und Projekte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) gelegt, sei es als Forscher, sei es als Studierender. Was sie auch heute noch mit der Universität verbindet, erfahren Zuschauerinnen und Zuschauer am Dienstag, 20. Juli 2021 um 20.15 Uhr, in der Sendung „Wir sind #FAU – Innovation leben“. Die Sendung wird sowohl von Franken Fernsehen ausgestrahlt als auch als Online-Stream über das Videoportal der FAU gezeigt.  Bereits um 17.00 Uhr ehrt die FAU die Promovierten der Jahre 2020 und 2021 in einer digitalen Promoviertenfeier, die ebenfalls über das FAU Videoportal gestreamt wird.

Bühne frei für …
Im Fokus von „Wir sind #FAU – Innovation leben“ – eine Sendung, die ganz besonders den Promotionsjubilarinnen und -jubilaren, mit denen bereits letztes und auch dieses Jahr leider nicht in Präsenz gefeiert werden konnte, gewidmet ist – stehen herausragende Persönlichkeiten und Alumni aus den Bereichen Forschung, Wirtschaft und Medien, deren außergewöhnliche Karrierewege und innovative Projekte ihre Wurzeln an der FAU haben. Prominente Studiogäste sind der Nobelpreisträger Prof. Dr. zur Hausen und die Wirtschaftsweise und FAU-Ökonomin Prof. Dr. Veronika Grimm. Zudem gibt es Beiträge und Interviews über die bereits mehrfach ausgezeichnete Nachwuchswissenschaftlerin Dr. Silvia Budday sowie den erfolgreichen Theaterregisseur Jan Bosse und den Schauspieler Bjarne Mädel. Außerdem werden neben Smart City Systems – Marktführer in Smart Parking– weitere junge, innovative Start-ups, die von Alumni der FAU gegründet wurden, vorgestellt. Das Besondere: Die Zuschauerinnen und Zuschauer dürfen abstimmen, welches Start-up beim diesjährigen Dies Academicus als FAU Innovator 2021 in der Kategorie Alumni geehrt werden soll.

Ausführliche Informationen zur Sendung, sowie den FAU-Stream, gibt es online unter www.fau.info/wirsindfau.  

Neben der TV-Ausstrahlung am 20. Juli gibt es die Sendung auch im Franken Fernsehen Livestream: https://www.frankenfernsehen.tv/livestream/  
 
Weitere Informationen:
Aline Looschen und Christina Dworak
S-OUTREACH
zuv-fauevents@fau.de  


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02. Juli 2021 Podiumsdiskussion: Eizellspende, Leihmutterschaft und Co – Chance oder Herausforderung?
uni | mediendienst | aktuell Nr. 66/2021

Donnerstag, 8. Juli, 16 bis 18 Uhr über Zoom
Die moderne Reproduktionsmedizin bietet immer mehr Möglichkeiten, Menschen ihren bis dahin unerfüllten Kinderwunsch zu erfüllen. Aber nicht alle sehen diese neuen Methoden als Chance, sondern warnen vor den Herausforderungen: Ist zum Beispiel Leihmutterschaft im Ausland eine Form der Ausbeutung? Oder hat das Kind, das durch eine Eizellspende geboren wurde, ein anderes Verhältnis zu seinen Eltern oder bekommt Probleme in der Identitätsbildung? Über die ethischen und politischen Aspekte moderner Reproduktionstechnologien diskutieren am Donnerstag, den 8. Juli, von 16 bis 18 Uhr Expertinnen und Experten verschiedener Fachrichtungen. Die öffentliche Podiumsdiskussion wird vom Institut für Philosophie und dem Institut für Politische Wissenschaft der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) über Zoom veranstaltet.
Neben den ethischen Aspekten moderner Reproduktionsmedizin, spielen dabei auch die politischen Rahmenbedingungen eine Rolle. Denn derzeit sind Eizellspende und Leihmutterschaft in Deutschland verboten. Sollte das im internationalen Vergleich sehr restriktive Embryonenschutzgesetz reformiert werden, um Menschen mit Kinderwunsch noch besser zu helfen? Darüber diskutieren auf dem Podium die Philosophin Barbara Bleisch, der Theologe und ehemalige Ethikratsvorsitzende Prof. Dr. Peter Dabrock, der Reproduktionsmediziner Prof. Dr. Jan-Steffen Krüssel und der ehemalige UN-Sonderberichterstatter für Religions- und Weltanschauungsfreiheit und Menschenrechtsexperte Prof. Dr. Heiner Bielefeldt.
Die Podiumsdiskussion ist der Abschluss eines interdisziplinären Seminars mit Studierenden der Philosophie und Politikwissenschaft der FAU. Eine Anmeldung zur Veranstaltung ist per Mail an Petra Schröder (petra.schroder@fau.de) möglich. Der Zoom-Link wird nach erfolgreicher Anmeldung zugeschickt.
Weitere Informationen:
Univ.-Prof. Dr. Eva Odzuck, Eva.Odzuck@fau.de
Prof. Dr. Béatrice Lienemann, Beatrice.Lienemann@fau.de

2. Juli 2021 Die Schuppenflechte im Gelenk?
uni | mediendienst | forschung Nr. 60/2021

Neues EU-Projekt soll Behandlungsmöglichkeiten verbessern
EU-Forschungsprojekt HIPPOCRATES entwickelt personalisierte Therapieansätze für Menschen mit Psoriasis-Arthritis
 
Diagnose- und Therapiemöglichkeiten der Psoriasis-Arthritis verbessern – das ist das Ziel des neuen Forschungsprojekts HIPPOCRATES, für das sich 26 europäische Partner zusammengeschlossen haben. Daran federführend beteiligt – die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Untersucht werden das komplexe Zusammenspiel von genetischen und umweltbedingten Faktoren, sowie die Fehlregulation von Entzündungsvorgängen. Durch ein besseres Verständnis der Gewichtung dieser Faktoren sollen eine frühere Diagnose und eine genauere Vorhersage des Krankheitsverlaufs ermöglicht werden. Mit den Erkenntnissen aus diesem Projekt soll die gezielte Therapie der Psoriasis-Arthritis verbessert werden. Die Innovative Medicines Initiative (IMI 2), ein gemeinsames Projekt der Europäischen Union und des Europäischen Verbandes der pharmazeutischen Industrie (EFPIA), fördert dieses HIPPOCRATES über eine Laufzeit von 5 Jahren.
 
Die Psoriasis-Arthritis ist eine chronisch-entzündliche Gelenkerkrankung, bei der körpereigene Immunzellen neben der Haut auch Gelenke und Sehnenansätze angreifen. Schätzungsweise 5 Millionen Menschen in Europa leiden unter den Symptomen dieser Krankheit. Typische Beschwerden sind schmerzhafte und geschwollene Gelenke, aber auch Sehnenschmerzen wie „Tennisarm“ oder Achillessehnenreizungen, die vor allem am Beginn der Bewegung zu Schmerzen und Steifigkeit führen. Meist, aber nicht immer, ist die Erkrankung auch mit schuppigen Hautausschlägen (Schuppenflechte) verbunden. Die anhaltende Entzündung bei Psoriasis-Arthritis kann im Verlauf zahlreiche Begleiterkrankungen, wie zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen. Das Ausmaß und die Auswirkung der Psoriasis-Arthritis auf die Lebensqualität sind allerdings von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich.
 
Früh erkennen und individuell behandeln
Bisher gibt es keine verlässlichen Verfahren oder Tests, die schnell, einfach und zuverlässig Hinweise auf die Entstehung einer Psoriasis-Arthritis und ihren späteren Verlauf geben. Die Folge sind häufig lange Leidenswege, verzögerte Behandlungen und damit schlechtere Therapieergebnisse. Um besser vorhersagen zu können, welche Patientinnen oder Patienten eine Psoriasis-Arthritis oder eine schwere Verlaufsform entwickeln werden, beteiligt sich die Medizinische Klinik 3 am Universitätsklinikum Erlangen der FAU am HIPPOCRATES-Konsortium. „Wir haben die Möglichkeit, gemeinsam innovative Bildgebungs- und Messmethoden zu entwickeln, die mit der Entwicklung der Psoriasis-Arthritis einhergehen“, erklärt PD Dr. David Simon von der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie. „Dadurch wird es möglich sein, Psoriasis-Arthritis frühzeitig zu identifizieren und den Ausbruch der Erkrankung durch eine individualisierte Therapiestrategie abzufedern und im Idealfall ganz zu verhindern.“
 
Das HIPPOCRATES-Projekt verbindet europäische Forschungszentren und Unternehmen aus der Wirtschaft, die unterschiedlichen Fachgebieten angehören und gemeinsam wissenschaftliche Erkenntnisse in den klinischen Alltag bringen sollen. Dabei werden neu entdeckte Marker und Verfahren, die in Zukunft der frühzeitigen Diagnose von PsA dienen sollen, in internationalen Patientenkohorten überprüft. Darüber hinaus werden in dem HIPPOCRATES-Projekt personalisierte Behandlungsstrategien entwickelt, die das Ansprechen auf die Behandlung verbessern und die Entwicklung einer schweren Psoriasis-Arthritis hemmen sollen.
 
Über das Konsortium
Das HIPPOCRATES-Konsortium besteht aus 26 Partnerinstitutionen aus Belgien, Dänemark, Deutschland, Irland, Italien, Spanien, Schweden, der Schweiz, den Niederlanden, dem Vereinigten Königreich und den USA. Unter der Leitung des University College Dublin bringen die Partner ein breites Spektrum an Fachkenntnissen ein, darunter klinische, datenanalytische und ethische Kenntnisse, Erfahrung von Patienten sowie kleinen und mittleren Unternehmen sowie der pharmazeutischen Industrie.
 
Weitere Informationen:
PD Dr. David Simon
Lehrstuhl für Innere Medizin III
david.simon@uk-erlangen.de    
 
Prof. Dr.  Georg Schett
Lehrstuhl für Innere Medizin III
 
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2. Juli 2021 Medikament gegen Autoantikörper hilft bei Long COVID
uni | mediendienst | forschung Nr. 58/2021

Weltweit erster Heilversuch eines Patienten mit Long-COVID-Syndrom an Erlanger Augenklinik erfolgreich durchgeführt

Dank einem Medikament, das ursprünglich zur Bekämpfung von Herzerkrankungen entwickelt wurde, ist es einem Ärzteteam der Augenklinik (Direktor: Prof. Dr. Friedrich E. Kruse) des Universitätsklinikums Erlangen nun im Rahmen eines individuellen Heilversuchs erstmals gelungen, dass ein 59-jähriger Mann mit Long-COVID-Syndrom beschwerdefrei wurde. Ob der Wirkstoff BC 007 auch anderen Betroffenen hilft, soll bald in einer klinischen Studie überprüft werden. „Momentan können wir leider nicht mehr Menschen mit dem Medikament behandeln, da es noch nicht alle Zulassungsstudien durchlaufen hat“, sagt Prof. Dr. Christian Mardin, leitender Oberarzt der Augenklinik.

Die Ärztinnen und Ärzte der Augenklinik sowie der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath) und der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie (Direktor: Prof. Dr. Georg Schett) des Uni-Klinikums Erlangen hatten im Rahmen der ReCOVer-Studie im Vorfeld bereits herausgefunden: Wer eine COVID-19-Infektion hinter sich hat, bei dem ist die Durchblutung der Augen auch viele Monate später noch deutlich eingeschränkt. Hintergrundgedanke zu dem vorgenommenen Heilversucht war es, dass die veränderte Durchblutung sicherlich nicht auf das Auge begrenzt ist, sondern beispielhaft für den gesamten Körper gesehen werden kann.

Im Blut von ehemaligen COVID-19-Patienten fand das Ärzteteam gemeinsam mit einem langjährigen Kooperationspartner und ehemaligen Mitarbeiter des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in Berlin, Dr. Gerd Wallukat, Monate nach der Infektion bestimmte Eiweißstoffe, mit denen sie sich im Zusammenhang mit der Glaukom-Erkrankung (grüner Star) bereits seit vielen Jahren beschäftigen: Autoantikörper gegen G-Protein-gekoppelte Rezeptoren. „Darunter ist zu verstehen, dass sich die per se gute Immunabwehr gegen den eigenen Körper richtet und Stoffe bildet, die schädlich sein können. Das bringt teils schwerwiegende Folgen mit sich“, erklärt Dr. Dr. Bettina Hohberger, Fachärztin der Erlanger Augenklinik. Bildet der Körper vermehrt Autoantikörper, greifen diese möglicherweise unterschiedliche Körperstrukturen an. Das interdisziplinäre ärztliche und wissenschaftliche Team fand bei den Blutuntersuchungen heraus, dass Patienten nach einer Corona-Infektion mehrere dieser Eiweißstoffe aufweisen. „Wir kennen einen dieser Autoantikörper bereits von der Glaukom-Erkrankung und wissen von seiner schlechten Wirkung auf die Augendurchblutung“, erläutert Dr. Hohberger.

Durch die langjährige Kooperation mit Dr. Wallukat hatte die Ophthalmologin von einem Präparat erfahren, das diese schädlichen Autoantikörper bindet. Damit wäre es möglich, die Autoantikörper unschädlich zu machen und möglicherweise die Durchblutungsstörungen zu verbessern. Das Medikament wurde vor einigen Jahren speziell für Patienten mit einer schweren Herzerkrankung von Dr. Wallukat, seiner Kollegin Dr. Annekathrin Haberland und ehemaligen Herzchirurgen des Deutschen Herzzentrums Berlin in eine Zulassungsstudie gebracht. „Ursprünglich wollte ich damit meinen Glaukom-Patienten helfen“, erinnert sich Dr. Hohberger. „Als wir dann die Ergebnisse sahen, die aus Kooperationsprojekten zu Long COVID entstanden sind, waren es wie viele kleine Puzzlestücke, die für uns zusammenpassten. Es war durchaus denkbar, dass sich auch die Long-COVID-Symptomatik dadurch bessern könnte.“

Durchblutung deutlich verbessert
Als ein langjähriger, an Glaukom erkrankter Patient des Erlanger Glaukomregisters von seinen Beschwerden nach überstandener Corona-Infektion berichtete – Geschmacksverlust, starke Konzentrationsstörungen und Abgeschlagenheit, die ihn in seinem beruflichen und privaten Leben massiv einschränkten – wollte das Team der Augenklinik ihm Hilfe anbieten. Im Rahmen eines individuellen Heilversuchs mit dem Berliner Medikament, BC 007, erhielt der 59-Jährige das Präparat per Infusion und blieb drei Tage stationär am Uni-Klinikum Erlangen. „Bereits innerhalb weniger Stunden zeigte sich eine Besserung. Bei seiner Entlassung fühlte sich unser Patient schon deutlich erholter als vor der Verabreichung und seine Autoantikörperwerte bestätigten diesen Eindruck“, schildert das Ärzteteam den Verlauf. Auch die Konzentrationsschwierigkeiten verschwanden, die Leistungsfähigkeit des 59-Jährigen stieg wieder an und der Geschmackssinn kehrte zurück. „Insgesamt hat sich die Durchblutung der Kapillaren, die wir am Auge messen können, deutlich verbessert.“ Das Team der Erlanger Augenklinik geht deshalb davon aus, dass die Long-COVID-Beschwerden des Patienten dank der verbesserten Durchblutung verschwunden sind. Für den Ansatz, diese Autoantikörper mit einem Medikament bei Patienten mit Glaukom unschädlich zu machen, wurde Dr. Hohberger 2020 für den Galenus-von-Pergamon-Preis in der Kategorie Grundlagenforschung nominiert.

ReCOVer-Studie
In Zusammenarbeit mit der Intensivstation der Medizin 1, auf der seit dem Frühjahr 2020 auch Corona-Patienten behandelt werden, und der Medizin 3 untersuchte das Forschungsteam der Augenklinik die Durchblutung der kleinsten Gefäße, der Kapillaren, bei COVID-19-Patienten. Den Blutfluss machten sie mithilfe einer innovativen, schmerzfreien und nicht-invasiven Methode sichtbar: der OCT-Angiografie (optische Kohärenzangiografie). Nur im Auge und am Nagelfalz – dem Übergang zwischen Nagelbett und Finger – ist es möglich, den Blutfluss sichtbar zu machen, ohne beispielsweise Kontrastmittel zu injizieren. Im Rahmen der klinischen Studie können die Augenärztinnen und -ärzte des Uni-Klinikums Erlangen diese Untersuchungsmethode seit 2020 gezielt Patientinnen und Patienten nach ihrer COVID-19-Infektion anbieten. Erste Auswertungen zeigen: Noch Monate nach der Erkrankung ist die Durchblutung innerhalb der Netzhaut deutlich eingeschränkt, auch wenn Betroffene keine Sehbeschwerden haben. Die klinische Studie mit Patienten nach einer COVID-19-Infektion wird weiterhin fortgeführt. Gemeinsam mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Erlanger Max-Planck-Zentrums für Physik und Medizin und dem Team um Dr. Wallukat werden nun gezielt Mechanismen untersucht, die zu der eingeschränkten Durchblutung führen können und den Wirkmechanismus des erfolgreichen Heilversuches erklären können.

Link zum Abstract der Studie: https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fmed.2021.676554/abstract  

Weitere Informationen:
Dr. Dr. Bettina Hohberger
Tel.: 09131/85-33001
augen-egr@uk-erlangen.de

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02. Juli 2021 Podiumsdiskussion: Eizellspende, Leihmutterschaft und Co – Chance oder Herausforderung?
uni | mediendienst | aktuell Nr. 66/2021

Donnerstag, 8. Juli, 16 bis 18 Uhr über Zoom
Die moderne Reproduktionsmedizin bietet immer mehr Möglichkeiten, Menschen ihren bis dahin unerfüllten Kinderwunsch zu erfüllen. Aber nicht alle sehen diese neuen Methoden als Chance, sondern warnen vor den Herausforderungen: Ist zum Beispiel Leihmutterschaft im Ausland eine Form der Ausbeutung? Oder hat das Kind, das durch eine Eizellspende geboren wurde, ein anderes Verhältnis zu seinen Eltern oder bekommt Probleme in der Identitätsbildung? Über die ethischen und politischen Aspekte moderner Reproduktionstechnologien diskutieren am Donnerstag, den 8. Juli, von 16 bis 18 Uhr Expertinnen und Experten verschiedener Fachrichtungen. Die öffentliche Podiumsdiskussion wird vom Institut für Philosophie und dem Institut für Politische Wissenschaft der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) über Zoom veranstaltet.
Neben den ethischen Aspekten moderner Reproduktionsmedizin, spielen dabei auch die politischen Rahmenbedingungen eine Rolle. Denn derzeit sind Eizellspende und Leihmutterschaft in Deutschland verboten. Sollte das im internationalen Vergleich sehr restriktive Embryonenschutzgesetz reformiert werden, um Menschen mit Kinderwunsch noch besser zu helfen? Darüber diskutieren auf dem Podium die Philosophin Barbara Bleisch, der Theologe und ehemalige Ethikratsvorsitzende Prof. Dr. Peter Dabrock, der Reproduktionsmediziner Prof. Dr. Jan-Steffen Krüssel und der ehemalige UN-Sonderberichterstatter für Religions- und Weltanschauungsfreiheit und Menschenrechtsexperte Prof. Dr. Heiner Bielefeldt.
Die Podiumsdiskussion ist der Abschluss eines interdisziplinären Seminars mit Studierenden der Philosophie und Politikwissenschaft der FAU. Eine Anmeldung zur Veranstaltung ist per Mail an Petra Schröder (petra.schroder@fau.de) möglich. Der Zoom-Link wird nach erfolgreicher Anmeldung zugeschickt.
Weitere Informationen:
Univ.-Prof. Dr. Eva Odzuck, Eva.Odzuck@fau.de
Prof. Dr. Béatrice Lienemann, Beatrice.Lienemann@fau.de

29. Juni 2021 Bestens vorbereitet aufs Studium
uni | mediendienst | aktuell Nr. 64/2021

FAU-Projekt begleitet Schülerinnen und Schüler bei ihren wissenschaftlichen Abschlussarbeiten
Wie schreibt man eigentlich eine wissenschaftliche Arbeit? Als Vorbereitung auf das Studium sollen Schülerinnen und Schüler das bereits im Rahmen ihres W-Seminars in der Oberstufe lernen. Eine ganz besondere Unterstützung gibt es dafür an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU): das Schülerkontaktstudium (SKS), das den Jugendlichen und ihren Lehrkräften genau dabei wertvolle Hilfe bietet. Studentische Tutorinnen und Tutoren vermitteln die Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens und betreuen die Schülerinnen und Schüler beim Verfassen ihrer Abschlussarbeiten. Nun sind die drei besten Arbeiten ausgezeichnet worden, die im SKS 2020 entstanden sind. Die Anmeldung für den SKS-Durchgang 2022 ist noch bis 23. Dezember 2021 möglich.
Lehrkräfte können sich mit ihren W-Seminaren, die im Rahmen der Q11 und Q12 im Gymnasium stattfinden, für das Schülerkontaktstudium der FAU anmelden. Entsprechend der fachlichen Ausrichtung des Seminars wird jeder Gruppe eine Studentin oder ein Student der passenden Studienrichtung als Tutorin beziehungsweise Tutor zugewiesen. Das SKS arbeitet dabei thematisch mit allen Fakultäten der FAU zusammen. In drei Terminen im Laufe des Schuljahres vermitteln die Studierenden die Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens und helfen bei spezifischen Fragen zu den einzelnen W-Seminararbeiten.
In drei Lektionen zur W-Seminararbeit
In der ersten Sitzung geht es um grundsätzliche Fragen: Was zeichnet eine gute wissenschaftliche Arbeit aus? Wie finde ich Literatur? Was ist ein Exposé und wie organisiere ich meinen Zeitplan? Beim zweiten Termin wird der Aufbau einer wissenschaftlichen Arbeit vorgestellt und die Schülerinnen und Schüler üben die gelernten Arbeitstechniken, zum Beispiel richtig zu zitieren. In der letzten Sitzung geht es um die mündliche Präsentation der Arbeit, die zuerst theoretisch erklärt und dann in Kleingruppen geübt wird. In Einzelgesprächen können die Schülerinnen und Schüler außerdem Fragen zu ihren Abschlussarbeiten klären.
Preis für die beste wissenschaftliche Arbeit
Die drei besten Arbeiten des SKS sind am Dienstag, 22. Juni, ausgezeichnet worden. Zur Auswahl standen Arbeiten, die mit mindestens 13 Punkten bewertet, also mindestens der Note 1, und von den Lehrkräften eingereicht wurden. In diesem Jahr hat die Jury aus Tutorinnen und Tutoren sowie den Organisatoren des SKS Sarah Engelhardt mit dem ersten Platz ausgezeichnet. In ihrer Arbeit beschäftigte sie sich mit der photometrischen Bestimmung des Koffeingehalts bei Kaffee, Matcha-Tee und Energydrinks und dessen Wirkung auf den menschlichen Körper.
Die beiden zweiten Plätze belegten Sandra Gilch und Isabell Holl – sie beschäftigten sich mit der „Beeinflussung der politischen Meinungsbildung des Menschen durch die spezifische Kommunikation in sozialen Netzwerken“ und mit „Das Buch Ruth: eine Geschichte zum Lernen“. Als Preis gab es Überraschungen aus dem FAU-Shop und ein Fachbuch zum jeweiligen Thema. Sollten sich die Schülerinnen nach dem Abitur dazu entscheiden, an der FAU zu studieren, bekommen sie außerdem einen Buddy zur Seite gestellt – eine Studentin oder ein Student, der sie im ersten Semester an der Uni unterstützt.
„Schülerinnen und Schüler lernen im SKS nicht nur das wissenschaftliche Arbeiten, sie kommen auch schon früher als gewöhnlich mit Studierenden und der Universität als Ganzes in Kontakt und kriegen einen Einblick, wie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten. Vielleicht beeinflusst das die eine oder den anderen bei seinen Zukunftsplänen oder sogar seiner Berufswahl“, erklärt Prof. Dr. Boris Dreyer, Inhaber der Professur für Alte Geschichte und Projektleiter des SKS.
Detaillierte Informationen zum SKS sowie zur Anmeldung: https://meinstudium.fau.de/studium/schuelerkontaktstudium-sks/
Weitere Informationen:
Christina Sponsel-Schaffner
Tel.: 09131 8525762
christina.erika.sponsel@fau.de

18.06.2021 Delta Variante "Zweiten Impftermin unbedingt wahrnehmen"
Pressemitteilung der Bundesärztekammer

Zur Diskussion über die Zunahme der sogenannten Delta-Variante des Corona-Virus in Deutschland erklärt Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt:
"Angesichts der auch in Deutschland zu beobachtenden Verbreitung der sogenannten Delta-Variante des Corona-Virus appelliere ich dringend an die erwachsene Bevölkerung, alle Impfangebote wahrzunehmen. Vor allem sollten alle Erstgeimpften auch die erforderlichen Zweitimpfungen fristgerecht vornehmen lassen. Aktuelle Studien zeigen, dass der Impfschutz gegen die Delta-Variante bei nur einmaliger Impfung um 17 Prozent geringer ausfallen könnte, als gegen die bisherige Alpha-Mutante. Eine möglichst hohe Impfquote verlangsamt die weitere Ausbreitung dieser Variante und reduziert auch das Ansteckungsrisiko für Kinder deutlich.
Noch ist der Anteil der Delta-Variante unter den Neuinfektionen in Deutschland gering. Er hat sich aber binnen einer Woche auf rund sechs Prozent verdoppelt. Um die Impfkampagne in Praxen und Impfzentren mit hoher Geschwindigkeit weiter zu führen, brauchen wir dringend mehr Impfstoff. Ebenso wichtig ist es, zum jetzigen Zeitpunkt den Bedarf für die Auffrischungsimpfungen zu kalkulieren und ihn bei der Impfstoffbeschaffung zu berücksichtigen. Wenn neben den laufenden Erst- und Zweitimpfungen schon relativ bald die ersten Auffrischungsimpfungen fällig werden, sollten wir auch Strukturen bereithalten, um die Praxen bei Bedarf zu entlasten. Möglichst viele Bundesländer sollten deshalb über den 30. September hinaus einen Grundbestand an Impfzentren im Stand-By-Modus halten.
Neben der Impfkampagne bleibt es trotz des aktuellen Rückgangs der Gesamtinzidenz vernünftig und geboten, in Innenräumen, im Öffentlichen Nahverkehr und vergleichbaren Orten medizinische Schutzmasken zu tragen. Wir sollten alles dafür tun, einen Wiederanstieg der Infektionszahlen, wie derzeit in Großbritannien, zu verhindern.“tte den Text der Pressmeldung reinkopieren

23. Juni 2021 Berlin zu Gast in Bayern: Klausurtagung der Bundesärztekammer in Bad Wörishofen
Presseinformation Bayerische Landesärztekammer

Berlin zu Gast in Bayern: Klausurtagung der Bundesärztekammer in Bad Wörishofen
Der Vorstand der Bundesärztekammer (BÄK) trifft sich vom 24. bis 26. Juni 2021 in Bad Wörishofen/Unterallgäu zu seiner diesjährigen Klausurtagung. Traditionell bestimmt dabei der vergangene Deutsche Ärztetag (DÄT) die Themen der Tagung, werden doch die an den Vorstand überwiesenen Anträge diskutiert. Darüber hinaus wird sich der BÄK-Vorstand, dem die Präsidenten der Landesärztekammern – so auch der Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), Dr. Gerald Quitterer – angehören, mit einer Reihe von aktuellen berufspolitischen Themen befassen. „Zunächst wird es bei der ärztlichen Weiterbildung um den neu auf dem 124. DÄT beschlossenen ‚Facharzt Innere Medizin und Infektiologie‘ und um die Zusatz-Weiterbildung ‚Infektiologie‘ gehen“, erläutert Quitterer. Darüber hinaus stehen die Themen „Kooperation mit den Gesundheitsberufen“, „Kern-forderungen der deutschen Ärzteschaft zur Bundestagswahl“ oder das Ethik-Thema „Ärztlich assistierter Suizid“ auf der Agenda. Schließlich wird auch der 125. DÄT, der am 1. und 2. November 2021 in Berlin stattfinden wird, inhaltlich vorbereitet werden. „Dabei werden wir uns mit ‚Gesundheit und Klimawandel‘ befassen; ein zentraler Punkt für unser aller Zukunft“, berichtet Quitterer. Welche Themen bewegen derzeit darüber hinaus? „Da ist die Corona-Pandemie sicherlich an erster Stelle zu nennen; welche Lehren wir daraus ziehen und welche Chancen sich bieten? Welche Folgen hat die Pandemiebekämpfung medizinisch, sozial, ökonomisch, juristisch oder auch ethisch?“, so Quitterer.
Daraus muss sich für uns die Frage stellen: Wie wollen wir in Zukunft leben? Was muss das Gesundheitssystem leisten und was liegt in der Verantwortung eines jeden einzelnen von uns? Prävention und Gesundheitskompetenz müssen dabei einen hohen Stellenwert einnehmen, meint Quitterer abschließend.

21.06.2021 Expertinnen und Experten diskutieren die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Gesundheitsversorgung
Pressemeldung von der Bundesärztekammer

Wie verändert die Digitalisierung die gesundheitliche Versorgung von Patientinnen und Patienten?
Welche neuen Anforderungen stellt sie an die Gesundheitsfachberufe? Mit diesen und weiteren Fragen
beschäftigte sich die 33. Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen auf ihrer Jahrestagung am 18. Juni 2021 in Berlin.
„Die Digitalisierung des Gesundheitssystems bringt einschneidende Veränderungen mit sich. Das gilt auch mit Blick auf die Kooperation zwischen den Gesundheitsfachberufen“, sagte Dr. Ellen
Lundershausen, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer und Vorsitzende der Fachberufekonferenz. „Im Sinne einer bestmöglichen Patientenversorgung und Patientensicherheit sind
alle Gesundheitsfachberufe aufgerufen, ihr Wissen und ihre Fertigkeiten beim Einsatz digitaler Instrumente weiter zu vertiefen“, forderte Lundershausen. Dies müsse unbedingt mit der gebotenen
Sorgfalt und ohne Druck von außen geschehen. In diesem Zusammenhang verwies sie auf den diesjährigen 124. Deutschen Ärztetag in Berlin, der vor einer in erster Linie politisch motivierten
Digitalisierung ohne Rücksicht auf Nutzen und Praxistauglichkeit gewarnt hatte.
„Wir stehen in den kommenden Monaten vor der Einführung mehrerer digitaler Anwendungen im Gesundheitswesen“, betonte Norbert Butz, Telematik-Experte der Bundesärztekammer. Die
Krankenkassen rief er zu einer Kommunikationsoffensive auf, um ihre Versicherten über die Neuerungen zu informieren. Gleichzeitig warnte er davor, dass gerade ältere Patientinnen und Patienten den Pressemitteilung der Bundesärztekammer Anschluss an die digitale Versorgungswelt verlieren könnten. So besäßen mehr als die Hälfte der über 65-jährigen kein für den Zugriff auf digitale Patientenakten und Rezepte taugliches Smartphone. „Damit besteht die Gefahr, dass die Transformation des Gesundheitswesens an einer wichtigen Zielgruppe vorbeigeht“, so Butz.
Wie kann die Digitalisierung bei der Versorgung älterer Menschen helfen? Und wie können allein-lebende, mehrfacherkrankte Menschen im Alter vor Vereinsamung geschützt werden und weiter selbstbestimmt leben? Diese Fragen beschäftigen Prof. Dr. Stefan Schmidt, Experte für Pflege- und Versorgungskonzepte an der Hochschule Neubrandenburg. „Moderierte Videokonferenzen können soziale Kontakte fördern“, stellte Schmidt mit Blick auf den aktuellen Stand der Forschung fest. Derzeit untersucht er im Rahmen eines Forschungsprojekts den Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis. „IT-Technik wird gezielt eingesetzt, um Kommunikations- und Austauschmöglichkeiten zwischen zu Pflegenden und dem Versorgungsumfeld anzubieten“, so Schmidt. Das ermögliche unverzügliche Rückmeldungen und erhöhe damit die Sicherheit. Online-Konsultationen und Videoanrufe würden vermehrt in der Primär- und Sekundärversorgung eingesetzt.
Im weiteren Verlauf der Diskussion wurde deutlich, dass es bislang an einer Digitalisierungsstrategie in der Aus-, Weiter- und Fortbildung für die Gesundheitsfachberufe mangelt. Die in den Gesundheitsfachberufen Tätigen seien auf den digitalen Wandel des Gesundheitssystems nicht an-gemessen vorbereitet. Notwendig sei die Weiterentwicklung der bildungsrelevanten Rahmenbedingungen mit strategischen Programmen und zielgerichteten Fördermaßnahmen.
Die vom Vorstand der Bundesärztekammer im Jahr 1989 initiierte Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen traf sich zu ihrer 33. Sitzung. Ziel dieser ständigen Einrichtung von 42 Verbänden ist, den Dialog und die interprofessionelle sowie sektorübergreifende Zusammenarbeit zwischen den Gesundheitsfachberufen zu fördern und aktuelle gesundheitspolitische Entwicklungen und deren Auswirkungen auf die Berufsausübung zu beraten.

22. Juni 2021 Alles übers Studium an der FAU
uni | mediendienst | aktuell Nr. 61/2021

Veranstaltungen für Studieninteressierte vom 25. Juni bis 28. Juli
Jura oder Materialwissenschaften oder doch lieber Musikpädagogik? An der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) gibt es viele Möglichkeiten zum Studieren. Über diese können sich Studieninteressierte bei verschiedenen Infoveranstaltungen, Vorbereitungskursen und im Schnupperstudium schlau machen.
Schülerinnen und Schüler, die an der FAU Musikpädagogik studieren möchten, können vor der Eignungsprüfung einen Vorbereitungskurs für den theoretischen Teil der Prüfung besuchen. Der Kurs findet an zwei aufeinander aufbauenden Terminen am 25. und 26. Juni ab 14.00 bzw. 10.00 Uhr statt. Inhaltlich werden theoretische Inhalte besprochen und Gehörbildungsaufgaben geübt. Detaillierte Infos gibt es online: https://www.musik.phil.fau.de/studium/eignungspruefungen/vorbereitungskurs/.
Für alle, die sich für ein Studium der Lehrämter Realschule und/oder Gymnasium interessieren, bietet das Zentrum für Lehrerinnen- und Lehrerbildung (ZfL) am 28. Juni ab 17.00 Uhr und am 13. Juli ab 14.00 Uhr Kleingruppenberatungen an. Studieninteressierte erhalten Informationen zum Aufbau des Studiums, den Kombinationsmöglichkeiten der Unterrichtsfächer und zu Zulassungsvoraussetzungen.
Mehr Informationen und Termine gibt es hier: https://zfl.fau.de/studium/termine/#kleingruppe-info  
Der Fachbereich Rechtswissenschaft lädt Studieninteressierte zu einer Schnupperwoche vom 5. bis 9. Juli ein. Dort gibt es Tipps rund um das Jurastudium, Informationen zu Berufsfeldern für Juristinnen und Juristen und Schnuppervorlesungen aus dem Öffentlichen Recht, dem Strafrecht und dem Zivilrecht.
Informationen zur Schnupperwoche gibt auf dieser Website: https://www.jura.rw.fau.de/lust-auf-jura-schnupperwoche-rechtswissenschaft/  
Die Informationsveranstaltung für das Masterstudium „Ethik der Textkulturen“ findet am 6. Juli ab 18.00 Uhr statt. Es geht um die Inhalte des Studiengangs, Bewerbung und Zulassung, Lehrformen und das Mentorenprogramm. Darüber hinaus werden berufliche Perspektiven thematisiert.
Über die Veranstaltung können Sie sich hier näher informieren: https://ethik-der-textkulturen.de/etk/informationsveranstaltung-3/  
Um allen interessierten Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zu geben, die Studiengänge des Fachbereichs Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WiSo) der FAU kennenzulernen, findet am 7. Juli ab 10.00 Uhr der WiSo BachelorDay statt. In Online-Vorträgen werden alle Bachelor-Studiengänge vorgestellt. Die Studieninteressierten erhalten zudem Infos zu Zulassung und Bewerbung.
Alles zum WiSo BachelorDay finden Sie hier: https://www.wiso.rw.fau.de/studium/vor-dem-studium/wiso-bachelorday/  
Der Bachelorstudiengang „Digitale Geistes- und Sozialwissenschaften“ stellt sich ebenfalls am 7. Juli um 10.00 Uhr vor. Am Infotag werden zwei identische Informationsblöcke angeboten. Interessierte können sich über das Studienprogramm informieren und alle Fragen loswerden.
Mehr Informationen gibt es online: https://www.izdigital.fau.de/ba-infotag-07-07-2021/  
Am 20. Juli ab 15.00 Uhr lädt das Department Werkstoffwissenschaften zur virtuellen Schnupper-Uni ein: Die Studiengänge „Materialwissenschaft und Werkstofftechnik“ und „Nanotechnologie“ stellen sich dabei vor.
Alle Informationen finden Sie hier: https://www.mat.studium.fau.de/2021/06/07/schnupper-uni-sommer-2021/  
Am 28. Juli ab 16.00 Uhr findet ein Online-Meetup für Studieninteressierte der Wirtschaftsinformatik statt – die perfekte Gelegenheit, den Bachelorstudiengang kennenzulernen.
Online finden Sie mehr Informationen: https://www.wi.studium.fau.de/online-meetup/  
Alle Veranstaltungen für Studieninteressierte sind online zu finden – neben Infos zu Studiengängen gibt es auch Vorträge über die Bewerbung fürs Studium sowie zum Studienstart: www.infotage.fau.de.
Weitere Informationen:
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Tel.: 09131/85-70229
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18. Juni 2021 Peinliche Vorfälle
uni | mediendienst | aktuell Nr. 60/2021

Welt-Kontinenz-Woche rückt tabuisierte Erkrankungen wie Inkontinenz und Prolaps in den Fokus
Noch immer überwiegt die Scham. Menschen, die unter Harn- oder Stuhlinkontinenz leiden, sprechen meist nicht über ihre Beschwerden; viele vertrauen sich nicht einmal ihrem Arzt an. Dabei muss sich aus ein paar Flecken in der Unterhose keine Krankheit entwickeln – wenn rechtzeitig die richtigen Schritte eingeleitet werden. Betroffene früh zu erreichen, ihnen Hilfe anzubieten und Mut zu machen: Das sind die Ziele der Welt-Kontinenz-Woche (21. – 27. Juni 2021), an der sich auch das Kontinenz- und Beckenbodenzentrum des Universitätsklinikums Erlangen beteiligt. In diesem Jahr rücken die hiesigen Expertinnen den Prolaps in den Fokus: das (teilweise) Heraustreten eines inneren Organs aus einer natürlichen Körperöffnung, was auch als „Vorfall“ bezeichnet wird. Denn Menschen mit Beckenbodenschwäche leiden nicht nur unter Inkontinenz, bei einigen kommt es zu einem Vorfall der Blase, der Gebärmutter oder des Darms.
„Der Schock ist natürlich groß, wenn Sie auf der Toilette sitzen und plötzlich spüren, dass Sie beispielsweise ihren Darm außerhalb des Körpers tasten können“, sagt PD Dr. Birgit Bittorf, Fachärztin in der Chirurgischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Robert Grützmann) des Uni-Klinikums Erlangen. „Meist lässt sich das Organ sanft in den Körper zurückschieben – damit verschwindet aber nicht das ursächliche Problem!“ Während sich der äußere Vorfall eines Organs recht eindrücklich zeigt, sind die Anzeichen für einen inneren Vorfall nicht ganz so eindeutig. „Bei einem Prolaps der Gebärmutter verspürt die Frau ein Fremdkörpergefühl in der Scheide oder sie ertastet eine ungewohnte Wölbung“, erläutert PD Dr. Stefanie Burghaus, Oberärztin der Frauenklinik (Direktor: Prof. Dr. Matthias W. Beckmann) des Uni-Klinikums Erlangen. „Ein innerer Vorfall der Harnblase oder des Darms äußert sich wiederum als Entleerungsstörung, oder es zeigen sich braune Schlieren in der Unterwäsche“, ergänzt Dr. Verena Freier, Fachärztin der Urologischen und Kinderurologischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Bernd Wullich) des Uni-Klinikums Erlangen. Die Expertinnen empfehlen allen Betroffenen, sich an ihren Hausarzt zu wenden, der sie bei Bedarf an das Kontinenzzentrum des Uni-Klinikums Erlangen überweisen kann.
Der Beckenboden – keine reine Frauensache
Von Beckenbodenschwäche sind beide Geschlechter betroffen – obwohl viele Männer gar nicht wissen, dass auch sie einen Beckenboden besitzen. Er besteht aus Muskeln und Bindegewebe und hält die Bauch- und Beckenorgane an Ort und Stelle. „Eine Schwächung entsteht durch übermäßige Beanspruchung, zum Beispiel schwere körperliche Arbeit, Schwangerschaft und Geburt, Übergewicht oder chronischen Husten. Sie kann aber auch eine Alterserscheinung sein oder eine angeborene Bindegewebsschwäche als Ursache haben“, erklärt Dr. Burghaus. „Dementsprechend tritt ein Prolaps entweder bei jüngeren Menschen mit familiärer Vorbelastung auf oder bei Senioren. Manchmal leiden auch Frauen nach der Entbindung vorübergehend unter einem Vorfall dieser Organe.“
Prophylaxe – das A und O
Ganz verhindern lässt sich eine Beckenbodenschwäche zwar nicht, aber hinauszögern. „Die Vorbeugung ist kein Hexenwerk“, betont Dr. Freier. „Achten Sie einfach auf einen gesunden Lebensstil: normales Körpergewicht, nicht rauchen, ballaststoffreiche Ernährung zugunsten einer geregelten Darmtätigkeit, ausreichende Flüssigkeitszufuhr, nicht schwer heben und körperliche Betätigung.“ Dabei sprechen die Expertinnen bewusst nicht von Sport, sondern verweisen auf alltagstaugliche Aktivitäten wie die Treppe statt den Aufzug zu nehmen, eine Station früher aus dem Bus zu steigen und nach Hause zu laufen oder zwei-/dreimal in der Woche einen 30-minütigen Spaziergang zu machen. „Sie müssen keine Höchstleistungen vollbringen!“, sagt Dr. Bittorf und warnt vor Extremen: „Trinken Sie gleichmäßig über den Tag verteilt und stürzen Sie nicht abends mit schlechtem Gewissen zwei Liter Wasser auf einmal hinunter. Gehen Sie aufs Klo, wenn Sie müssen – aber pressen Sie nicht und vermeiden Sie lange Sitzungen.“ Die Anzahl der täglichen Toilettengänge ist übrigens kein Indiz für eine Erkrankung des Beckenbodens. Eine geregelte Darmtätigkeit beispielsweise bedeutet für die eine zweimal pro Woche, für den anderen dreimal am Tag. „Entwickeln Sie ein Bewusstsein für Ihren Körper und seine Bedürfnisse“, empfiehlt Verena Freier. „Wenn Sie merken, dass sich etwas nach und nach verändert, sollten Sie handeln und bei zunehmendem Leidensdruck Ihren Hausarzt aufsuchen.“
Behandlung durch den richtigen Facharzt
Einen Facharzt müsse man nicht gleich konsultieren, und so stellt sich auch nicht die Frage: „Welcher Mediziner ist eigentlich für mich und meine Beschwerden zuständig?“ Wer mit einer Überweisung des Hausarztes ins Kontinenzzentrum des Uni-Klinikums Erlangen kommt, kann sich vertrauensvoll in die Hände des erfahrenen interdisziplinären Teams begeben. „Patientinnen mit einem Prolaps der Gebärmutter werden zwar höchstwahrscheinlich bei uns in der Frauenklinik behandelt“, sagt Stefanie Burghaus, „aber im Rahmen unserer regelmäßigen Konferenzen tauschen wir uns mit den Kolleginnen und Kollegen der anderen Fachdisziplinen aus, besprechen die Fälle und erarbeiten individuelle Behandlungspläne. Abhängig vom persönlichen Krankheitsbild kann es auch sein, dass eine Patientin die bestmögliche Therapie vom Urologen erhält – das ist nämlich kein ‚Männerarzt‘, sondern ein Spezialist für die Harnorgane beider Geschlechter.“
Minimalinvasive OP-Verfahren
Zunächst schöpfen die Erlanger Expertinnen und Experten die konservativen Behandlungsmöglichkeiten aus, verordnen zum Beispiel Beckenbodengymnastik oder Physiotherapie. „Eine Operation ist häufig erst der letzte Schritt“, betont Birgit Bittorf. „Welchen Eingriff wir unseren Patientinnen und Patienten schließlich empfehlen, ist abhängig von ihrem Alter, ihren Vorerkrankungen und ihrer Anatomie.“ Im Kontinenzzentrum des Uni-Klinikums Erlangen werden alle gängigen Verfahren angeboten; eine Stabilisierung des betroffenen Organs erfolgt entweder von der Scheide oder dem Darm aus oder laparoskopisch. Die Ärztinnen und Ärzte heben die vorgefallenen Organe beispielsweise durch die Rekonstruktion des Beckenbodens mit Eigengewebe oder Netzen, die dauerhaft im Bauchraum befestigt werden. In anderen Fällen ist ein Pessar das Mittel der Wahl: Es hat die Form eines Rings, einer Schale oder eines Würfels, besteht aus Gummi und kann z. B. in die Vagina eingesetzt werden, um das Scheidengewölbe zu spannen und so die Gebärmutter abzustützen. „Bei Frauen im gebärfähigen Alter gehen wir besonders behutsam vor und wägen genau ab“, sagt Dr. Burghaus. „Der Organerhalt und die damit verbundene Möglichkeit, dass sich ein späterer Kinderwunsch erfüllt, stehen an oberster Stelle.“
Kontinenzzentrum des Uni-Klinikums Erlangen
Das Kontinenz- und Beckenbodenzentrum des Universitätsklinikums Erlangen wurde im Juli 2015 erstmals erfolgreich zertifiziert. Unter seinem Dach behandeln Expertinnen und Experten der Chirurgischen Klinik, der Frauenklinik und der Urologischen und Kinderurologischen Klinik des Uni-Klinikums Erlangen gemeinsam Patientinnen und Patienten und erarbeiten individuelle Therapieempfehlungen. Ziel ist die Bündelung von Fachwissen rund um das Krankheitsbild Harn- und Stuhlinkontinenz sowie verschiedene andere mit dem Beckenboden zusammenhängende Erkrankungen. Sprecher des interdisziplinären Zentrums sind Prof. Dr. Matthias W. Beckmann (Frauenklinik), Prof. Dr. Klaus Matzel (Chirurgie/Koloproktologie) und Prof. Dr. Bernd Wullich (Urologie).
Weitere Informationen:
Geschäftsstelle des Kontinenz- und Beckenbodenzentrums
Tel.: 09131/85-42660
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17. Juni 2021 Interaktive Schulung für die Behandlung von Frakturen
uni | mediendienst | aktuell Nr. 59/2021

Deutschlandweit einmalig am Uni-Klinikum Erlangen: Praxiskurs mit intraoperativer Bildgebung für Unfallchirurgen und Orthopäden
Komplett ausgebucht ist eine interaktive Praxisschulung am Universitätsklinikum Erlangen, bei der Ärzte und Fachärzte der Unfallchirurgie und Orthopädie ihre Fähigkeiten zur Behandlung von Frakturen erproben und weiterentwickeln können. Anhand simulierter Fallszenarien trainieren die internationalen Operateure ihre Entscheidungskompetenz für die Behandlung von häufig vorkommenden Brüchen an anatomischen Präparaten. Das Besondere: Nach dem erfolgreichen Pilotversuch im vergangenen Jahr bietet das Uni-Klinikum Erlangen jetzt regelmäßig einmal jährlich diese praxisorientierte Fortbildung zur intraoperativen Bildgebung an – bisher konnte diese nur in den USA oder in der Schweiz absolviert werden. „Voraussetzung für die Umsetzung dieses deutschlandweit einmaligen Kurskonzepts ist unsere enge Zusammenarbeit mit dem Institut für Anatomie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg“, betont Prof. Dr. Mario Perl, Direktor der Unfallchirurgischen Klinik – Orthopädische Chirurgie des Uni-Klinikums Erlangen. Prof. Perl leitet den interaktiven Praxiskurs gemeinsam mit PD Dr. Jochen Franke von der BG Klinik Ludwigshafen, der den Kurs konzipiert hat.
Häufig zu behandelnde Brüche in der Orthopädie und Unfallchirurgie sind Frakturen des Handgelenks oder des oberen Sprunggelenks sowie Frakturen des Oberschenkelhalsknochens oder des Oberarmknochens nahe der Schulter, wie sie zum Beispiel ältere Menschen mit Osteoporose erleiden. Diese vier Knochenbrüche erfordern spezifische Kenntnisse und Fertigkeiten der intraoperativen 2D- oder 3D-Bildgebung, die Chirurgen während des zweitägigen Praxiskurses am 18. und 19. Juni 2021 in geschütztem Rahmen intensiv erproben können. „Jeder Übungsblock basiert auf einem simulierten Fallszenario, das an anatomischen Präparaten umgesetzt wird“, erklärt Dr. Holger Keil, Oberarzt in der Unfallchirurgie des Uni-Klinikums Erlangen, der die Schulung fachlich begleitet. „Mithilfe der live eingesetzten intraoperativen Bildgebung analysieren die Teilnehmenden die jeweiligen Verletzungsstrukturen und beurteilen die erforderlichen Fixierungen sowie die Positionierungen der Implantate.“ Dank der hochmodernen Technik können die Operateure das OP-Ergebnis während des Eingriffs besser bewerten und sind in der Lage, Komplikationen frühzeitig zu erkennen oder sogar ganz zu vermeiden. „Diese Fertigkeiten praktisch zu erproben, ist Chirurgen weder während des Medizinstudiums noch in der fachärztlichen Weiterbildung möglich“, betont Prof. Perl. „Deshalb freuen wir uns sehr, dass das Uni-Klinikum Erlangen jetzt neben Basel, Melbourne und San Francisco dauerhafter Standort für dieses einmalige Kurskonzept zur Optimierung der Qualitätskontrolle während einer Operation ist.“
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Mario Perl
Tel.: 09131 85-33272
jeannine.rauch@uk-erlangen.de
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10. Juni 2021 Klimaschutz, Erhalt der Biodiversität und soziale Gerechtigkeit – diese Aufgaben lassen sich nur im Dreiklang lösen
uni | mediendienst | forschung Nr. 57/2021

Expertinnen und Experten von Weltklimarat und Weltbiodiversitätsrat legen erstmals gemeinsame Analyse vor
Der Kampf gegen die Erderwärmung und für eine nachhaltige Entwicklung kann nur gelingen, wenn die Menschheit die Themen Klimaschutz, Biodiversität und soziale Gerechtigkeit fortan gemeinsam denkt und bei allen politischen Entscheidungen – global, national und regional – in ihren Wechselwirkungen gleichrangig berücksichtigt. Diese Aussage ist nach Ansicht deutscher Ko-Autorinnen und -Autoren die wichtigste Kernbotschaft eines neuen wissenschaftlichen Workshop-Berichtes zu „Artenvielfalt, Ökosystemen und Klimawandel“, den Expertinnen und Experten des Weltbiodiversitätsrates IPBES und des Weltklimarates IPCC erstmals gemeinsam erarbeitet haben. Er wird heute der Weltöffentlichkeit vorgestellt. Einer der Hauptautoren ist Paläobiologe Prof. Dr. Wolfgang Kießling von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU).
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler belegen, wie gesunde Ökosysteme langfristig einen Beitrag zum Klimaschutz leisten können. „Ökosysteme mit hoher Biodiversität sind auch robuster gegenüber Klimawandel als andere – das zeigen vor allem paläontologische Daten,“ meint Wolfgang Kießling, Inhaber des Lehrstuhls für Paläoumwelt. Gleichzeitig legen ihre Ergebnisse aber auch offen, in welchem Ausmaß einseitig gedachte Klimaschutzkonzepte wie der großflächige Anbau von Energiepflanzen der Natur kurz- und langfristig schaden und ihre Fähigkeit mindern, das Klima zu regulieren und die Menschen mit ausreichend Nahrung, Trinkwasser und anderen überlebenswichtigen Dienstleistungen zu versorgen. Wolfgang Kießling hat sich vor allem mit der aktuellen Situation auseinandergesetzt – und diese ist wahrlich erschreckend. Bereits heute beträgt die durch Menschen versachte Klimaerwärmung mehr als ein Grad Celsius. Weniger als ein Viertel der Landfläche und nur mehr 13 Prozent der Ozeane gelten als vom Menschen weitgehend unangetastet. Insgesamt 96 Prozent der Biomasse aller Säugetiere sind Menschen und ihre Nutztiere. „Anthropogener Klimawandel und direkte menschliche Einwirkungen verstärken sich gegenseitig in ihren negativen Einflüssen auf Biodiversität und Klima“, fasst Kießling zusammen.
Klimaschutzpotenziale der Natur konsequent nutzen und gleichzeitig die Grenzen der Ökosysteme im Blick behalten
„Unsere Synthese verdeutlicht, auf welch vielfältige Weise sich das Klima und die Naturräume der Erde gegenseitig beeinflussen. Wir können sie deshalb nicht isoliert voneinander betrachten, denn für eine nachhaltige, sozial gerechte Entwicklung menschlicher Gemeinschaften ist beides essenziell: eine möglichst geringe globale Erwärmung und eine artenreiche, produktive und widerstandsfähige Natur“, sagt Prof. Dr. Hans-Otto Pörtner, Klimaforscher am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), der die Arbeiten an dem Workshop-Bericht gemeinsam mit dem südafrikanischen Naturschutzexperten Prof. Dr. Robert J. Scholes koordiniert hat. Diese engen Wechselwirkungen stellen die Politik vor enorme Herausforderungen.
Plakative Beispiele dafür sind die Abholzung tropischer Regenwälder für den Anbau von Energiepflanzen wie Soja und Ölpalmen. Aber auch in Mitteleuropa stellt sich angesichts zunehmender Flächenkonkurrenz die Frage, wie Land- und Forstwirtschaft oder Küstennutzung betrieben werden müssen, um einen nachhaltigen Interessenausgleich zwischen Klima, Natur und Mensch zu erzielen – das heißt: die Artenvielfalt zu sichern, ausreichend Nahrungsmittel zu produzieren, den Ausstoß von Treibhausgasen zu minimieren und gleichzeitig die Kohlenstoffspeicher der Wälder und Böden, auch des Meeresbodens, im maximalen Umfang zu erhalten.
Beim Thema Wald stehe die Politik zum Beispiel vor der Wahl, große Monokulturen für die Rohstoff- und Energiegewinnung anzubauen oder aber den Aufbau artenreicher Ökosysteme voranzutreiben. „Angesichts des rasant voranschreitenden Klimawandels dürfen wir jedoch nicht davon ausgehen, dass unsere einheimischen Baumarten für ein künftiges Klima geeignet sind“, sagt Hans-Otto Pörtner. Die Anzeichen mehren sich, dass die angestammten Arten nicht widerstandsfähig genug sind. Das gilt sowohl für Baumarten in den mittleren Breiten als auch für jene in den tropischen Regenwäldern.
Der falsche Ansatz: Emissionen dürfen nicht mit Biodiversitätsschutz verrechnet werden
Angesichts der neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse erscheinen auch neue Strategien der Politik, Treibhausgasemissionen energieintensiver Branchen mit Renaturierungs- und Naturschutz-Maßnahmen zu verrechnen, als irreführend und kontraproduktiv. „Klimapolitisch macht es überhaupt keinen Sinn, den weiteren Ausstoß von Treibhausgasen dadurch zu legitimieren, dass ein existierender Wald nicht abgeholzt wird“, sagt Hans-Otto Pörtner. „Die Welt braucht kurzfristig drastische Emissionseinsparungen, um den Temperaturanstieg zu stoppen und gleichzeitig den Erhalt und Wiederaufbau großer, gesunder Ökosysteme, die uns langfristig in die Lage versetzen, der Atmosphäre mehr Kohlenstoff zu entziehen als durch menschliche Aktivitäten freigesetzt wird. Die Leistungen der Natur sollten wir als zusätzliches Gut betrachten, welches es langfristig zu stärken gilt.“
Besondere Erfolgsaussichten hätte eine solche Klima- und Naturschutzpolitik, wenn sie mit der Verbesserung sozialer Gerechtigkeit einhergingen: „Es gilt, die Armut weltweit zu bekämpfen und die Verteilungsgerechtigkeit zu erhöhen. Vielen Menschen bleibt aufgrund ihrer sozialen und wirtschaftlichen Not gar nichts anderes übrig, als ihren Lebensunterhalt durch Jagd, illegale Fischerei, Goldsuche oder aber durch andere Aktivitäten zu bestreiten, die zum flächendeckenden Raubbau an der Natur beitragen. Sie aus dieser Notlage zu befreien, wäre ein erster wichtiger Schritt für nachhaltigen Klima- und Naturschutz“, so Hans-Otto Pörtner.
Natur- und Klimaschutz als gemeinsames Leitbild allen politischen Handelns
Aus Sicht der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler liefert der neue Workshop-Bericht wichtige Grundlagen für künftige politische Entscheidungen: „Erstmals werden die drei großen Krisen unserer Zeit – die Klimakrise, die Biodiversitätskrise und die soziale Krise – in einem Bericht von Expertinnen und Experten unterschiedlichster Disziplinen gemeinsam beleuchtet. Ganz klar ist, dass sich diese Herausforderungen nur lösen lassen, wenn die Maßnahmen eng verzahnt und gut aufeinander abgestimmt sind. An dieser Stelle muss in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ein Umdenken einsetzen“, fordert Wolfgang Kießling.
Denkbar wäre zum Beispiel, ein Biodiversitätsgesetz im Stil des Klimaschutzgesetzes einzuführen. Auf diese Weise könne man das Thema „Naturschutz“ aus seiner bisherigen politischen Nische befreien und einen zukunftsweisenden Biodiversitätsschutz über Ministeriumsgrenzen hinweg etablieren. Künftig, so lautet ein Fazit der Wissenschaftler, müssten sich alle politischen Entscheidungen daran messen lassen, inwiefern sie bestmögliche Resultate für das Klima, die Biodiversität und die Menschen vor Ort erzielen.
Über den Bericht
An dem IPBES-IPCC Workshop-Bericht zu Artenvielfalt, Ökosystemen und Klimawandel waren insgesamt 50 Autorinnen und Autoren – davon neun aus dem deutschsprachigen Raum – sowie ein 12-köpfiger wissenschaftlicher Lenkungsausschuss beteiligt. Der Bericht kann im englischen Original unter folgendem Link heruntergeladen werden: www.ipbes.net/BiodiversityClimateScience   
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Prof. Dr. Wolfgang Kießling
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8. Juni 2021 Zusätzliche Forschungsstelle dank großzügiger Spende
uni | mediendienst | aktuell Nr. 57/2021

Private Spenderin fördert Stiftungsprofessur für Experimentelle Ernährungs- und Sportmedizin
Eine großzügige Spende für die Forschung: Für insgesamt sechs Jahre finanziert die Schwabacherin Ursula Niehoff jetzt eine Stiftungsprofessur für Experimentelle Ernährungs- und Sportmedizin in der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof Dr. Markus F. Neurath) des Universitätsklinikums Erlangen. Die neue Professur wird an der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) implementiert und soll das Forschungsspektrum des Hector-Centers für Ernährung, Bewegung und Sport am Uni-Klinikum Erlangen erweitern. „Wir sind froh und dankbar für diese Unterstützung unserer wissenschaftlichen und klinischen Arbeit und erhoffen uns durch die Einrichtung dieser Professur einen weiteren Ausbau dieses nach wie vor einmaligen Behandlungsansatzes“, betont Klinikdirektor Prof. Neurath, der auch die Funktion des Dekans der Medizinischen Fakultät der FAU innehat. Die Stelle für die neue Stiftungsprofessur soll noch in diesem Jahr eingerichtet und ausgeschrieben werden.  
„Der Bedarf an zusätzlichen, neuen Therapieoptionen bei chronischen Erkrankungen, insbesondere Tumoren, und bei Adipositas ist nach wie vor sehr hoch“, erklärt Prof. Dr. Yurdagül Zopf, die das Hector-Center am Uni-Klinikum Erlangen leitet. Bis heute gibt es keine vergleichbare Einrichtung an anderen deutschen Uni-Klinika, die mit klinischer und experimenteller Forschung auf höchstem Niveau die Effekte ernährungs- und sportmedizinischer Therapien bei Krebs, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, Adipositas und Nahrungsmittelunverträglichkeiten untersucht.
Hector-Center für Ernährung, Bewegung und Sport
Dank der finanziellen Förderung durch die Hector-Stiftung II entstand 2016 am Uni-Klinikum Erlangen das Hector-Center für Ernährung, Bewegung und Sport. Prof. Zopf war die erste Professorin für Klinische und Experimentelle Ernährungsmedizin in Süddeutschland. „Wir entwickeln krankheitsbezogene individuelle Therapien für Patienten – das ist wirklich einzigartig“, erklärt die Ernährungsexpertin.
Stiftungsprofessuren unterstützen Forschung
Mit der Finanzierung einer Stiftungsprofessur können Unternehmen, Verbände oder auch Einzelpersonen die Arbeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern fördern und so die Forschung in einem für sie relevanten Themengebiet vorantreiben und so die wissenschaftliche Forschung in Deutschland wesentlich unterstützen.

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7. Juni 2021 Personen mit Nackenbeschwerden für FAU-Studie gesucht
uni | mediendienst | aktuell Nr. 56/2021

FAU-Team untersucht, wie Zahnaufbisskissen die Wirkung von Gymnastikübungen bei Nackenschmerzen beeinflussen
Viele Menschen, die an einem Bildschirmarbeitsplatz arbeiten, leiden unter chronischen Nackenschmerzen. Gezielte Gymnastikübungen haben positive Effekte bei solchen Beschwerden gezeigt. Zudem wurden in der Vergangenheit direkte Zusammenhänge zwischen dem Kiefergelenk und Beschwerden der Schulter-Nacken-Region belegt. Im Rahmen einer Studie untersucht ein Team der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) die Effekte von speziellen Zahnaufbisskissen bei gymnastischen Übungen zur Linderung von chronisch unspezifischen Nackenschmerzen. Für die Studie suchen die Forschenden nun Probandinnen und Probanden.
In der Studie sollen berufstätige Frauen und Männer mit sitzender Tätigkeit an einem Bildschirmarbeitsplatz die Wirkung eines Gymnastikprogrammes und eines möglichen Zusatzeffektes von Zahnaufbisskissen testen. Die Testpersonen werden per Zufall in zwei Gruppen aufgeteilt. Beide Gruppen führen über einen Zeitraum von drei Monaten dreimal täglich für drei Minuten ein videobasiertes Übungsprogramm für die Schulter-Nacken-Region aus. Eine Gruppe positioniert während der Übungsausführung jeweils rechts und links im Backenzahnbereich ein Zahnaufbisskissen aus medizinischem Silikon.
Das Programm beinhaltet Übungen aus der Funktions- bzw. Krankengymnastik zur Aktivierung, Lockerung und Dehnung der Muskulatur. In bestimmten Intervallen werden per Fragebogen Schmerz und Funktion im Bereich des Nackens und des Kiefers ermittelt. Zudem erfolgt dreimal über eine Woche eine präzise Erfassung von Schmerzen über ein Schmerztagebuch. Vor Studienbeginn und nach Studienende werden zudem Messungen der Wirbelsäulen- sowie Schultergelenksbeweglichkeit und Kieferfunktion durchgeführt. Die Messungen finden im Institut für Medizinische Physik, Henkestraße 91, 91052 Erlangen statt. Die Gesamtdauer der Studie beträgt 14 Wochen.
Um an der Studie teilnehmen zu können, müssen die Probandinnen und Probanden folgende Voraussetzungen erfüllen: Alter zwischen 30 und 65 Jahre, chronische Nackenschmerzen (mindestens seit 3 Monaten), sitzende Tätigkeit, Bildschirmarbeitsplatz.

Interessierte melden sich bitte bei mailto:studieninfo@imp.uni-erlangen.de.
Weitere Informationen für die Medien:
PD Dr. Dr. Simon von Stengel
Studienleitung Institut für Medizinische Physik und Mikrogewebetechnik
studieninfo@imp.uni-erlangen.de
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01. Juni 2021 Blick auf Deutschlands Spezialistin für Ernährung und Bewegung
uni | mediendienst | aktuell Nr. 54/2021

Erlanger Medizinerin Prof. Dr. Yurdagül Zopf auf dem Titelbild von FOCUS Gesundheit – Ärzteliste 2021

Eine Übersicht zu Deutschlands wichtigsten Ärztinnen und Ärzten veröffentlicht das Magazin FOCUS Gesundheit jedes Jahr. Die diesjährige Ausgabe, die heute (1. Juni 2021) erscheint, dürfte in der Europäischen Metropolregion Nürnberg auf besonderes Interesse stoßen: Das Cover zeigt die Ernährungsexpertin Prof. Dr. Yurdagül Zopf, Leiterin des Hector-Centers für Ernährung, Bewegung und Sport des Universitätsklinikums Erlangen. Die Medizinerin gibt in einem mehrseitigen Beitrag zum Thema „Gesünder leben, länger leben“ vielfältige Hinweise für eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Welche Speisen unterstützen die Arbeit unseres Darms und damit auch unseren Stoffwechsel sowie die Immunabwehr? Warum sind zuckerhaltige Getränke nicht nur Kalorienbomben, sondern auch gefährlich für unsere Gesundheit? Diese und weitere Fragen beantwortet Prof. Zopf im aktuellen Magazinbeitrag, in dem sie auch die schädliche Wirkung von Zusatzstoffen in Fertiggerichten thematisiert.
Hector-Center für Ernährung, Bewegung und Sport
Prof. Zopf war die erste Professorin für Klinische und Experimentelle Ernährungsmedizin in Süddeutschland und etablierte 2016 dank der Unterstützung durch die Hector-Stiftung II das Hector-Center für Ernährung, Bewegung und Sport am Uni-Klinikum Erlangen. Bis heute gibt es keine vergleichbare Einrichtung an anderen deutschen Uni-Klinika, die mit klinischer und experimenteller Forschung auf höchstem Niveau die Effekte ernährungs- und sportmedizinischer Therapien bei Krebs, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, Adipositas und Nahrungsmittelunverträglichkeiten untersucht. „Wir entwickeln krankheitsbezogene individuelle Therapien für Patienten – das ist wirklich einzigartig“, erklärt die Ernährungsexpertin.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Yurdagül Zopf
Tel.: 09131 85-45220
med1-hector-center@uk-erlangen.de
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27. Mai 2021 Können wir den Krebs besiegen?
uni | mediendienst | aktuell Nr. 53/2021

10. Juni, 18.00 Uhr, via Zoom

Dieses Jahr kommt der Beitrag zur Emmy-Noether-Vorlesung des Büros für Gender und Diversity der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) aus der Medizinischen Fakultät: Prof. Dr. Anja Boßerhoff vom Lehrstuhl für Biochemie und Molekulare Medizin setzt die Vorlesungsreihe 2021 am 10. Juni um 18.00 Uhr mit einem Vortrag zum Thema „Den Krebs besiegen – Ein erreichbares Ziel?“ fort. Die Vorlesung ist öffentlich zugänglich, eine Anmeldung per Mail an gender-und-diversity@fau.de ist aber erforderlich. Die Einwahldaten werden dann zugesendet. Während und nach dem Vortrag können Teilnehmerinnen und Teilnehmer per Chat-Funktion Fragen an die Referentin schicken.

Krebserkrankungen sind in Deutschland die zweithäufigste Todesursache. Am Beispiel des schwarzen Hautkrebses zeigt Prof. Dr. Boßerhoff, die ebenfalls Mitglied des Wissenschaftsrats und Vorstand der Wissenschaftlichen Kommission ist, auf, welche großen Fortschritte auf dem Gebiet der Krebsforschung im Lauf der letzten Jahre gemacht wurden. Gleichzeitig legt sie aber auch Herausforderungen, Rückschläge und Hürden dar, die in laufenden und zukünftigen Ansätzen vorangetrieben werden müssen.

Über die Vorlesung
Mit der Emmy-Noether-Vorlesung will das Büro für Gender und Diversity an der FAU die Erlanger Mathematikerin und Begründerin der modernen axiomatischen Algebra Emmy Noether (1882-1935) würdigen. Emmy Noether war eine der ersten Frauen, die an der FAU studierten und in Deutschland die Doktorwürde erhielten. Die Vorlesung erinnert an den Tag, an dem Emmy Noether ihre hart erkämpfte Zulassung als Dozentin an einer Hochschule erhielt – den 5.06.1919 – und stellt Frauen vor, die heute erfolgreich als Wissenschaftlerinnen arbeiten.

Weitere Informationen
Büro für Gender und Diversity, gender-und-diversity@fau.de


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25. Mai 2021 Hilfe im Klassenzimmer
uni | mediendienst | aktuell Nr. 51/2021

Schulen und Lehrkräfte stehen wie alle vor Herausforderungen in der Pandemie. Sie müssen Kinder und Jugendliche abhängig von den Infektionszahlen mal in Präsenz, mal online unterrichten. Besonders herausfordernd ist Wechselunterricht, wo ein Teil der Klasse vor Ort, ein Teil zu Hause vor dem Rechner sitzt. Um in diesem Fall die Unterrichtqualität zu erhöhen, haben Prof. Dr. Thorsten Pöschel, Inhaber des Lehrstuhls für Multiscale Simulation of Particulate System der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), und sein Team mit dem Lehromat 1000 eine technische Lösung entwickelt.
 
„Ein Problem am Wechselunterricht ist, dass die Lehrkraft ihren Unterricht quasi doppelt halten muss“, sagt Prof. Pöschel. „Einmal für die Klasse vor Ort, einmal für die zu Hause.“ Die Kinder an den Bildschirmen haben nicht das gleiche Sichtfeld wie die in den Klassenzimmern und die Tonqualität der Wiedergabe ist zudem häufig ungenügend. Außerdem ist es schwerer, am Unterricht aktiv teilzunehmen, da Meldungen häufig nicht gesehen werden.  
 
Der an der FAU entworfene Lehromat könnte hier Erleichterung verschaffen. Er erlaubt, dass mittels geschickt ausgerichteter Kamera zu Hause an den Rechnern das gleiche sehen ist, wie in den Klassenzimmern. Zudem können Schülerinnen und Schüler von der Lehrkraft für Wortmeldungen freigeschaltet werden. „Durch Videoprojektion und Tontechnik werden sie präsenter im Klassenraum, ganz so als ob sie vor Ort wären“, erklärt Prof. Pöschel. Das Besondere: Die Lehrhilfe besteht aus eine Reihe Soft- und Hardwarekomponenten, die alle leicht im nächstbesten Technikmarkt zu bekommen und geschickt von Prof. Pöschel und seinem Team zusammengestellt worden sind. Für die achte bis zehnte Jahrgangsstufe ist ein Nachbau nach Anleitung sehr einfach umzusetzen. Bestellt werden kann der Lehromat 1000 jedoch nicht bei Prof. Pöschel. „Wir stellen lediglich die Liste mit den benötigten Bauteilen, einer ungefähren Kostenkalkulation und einer Bauanleitung zur Verfügung“, sagt Prof. Pöschel. „Außerdem bieten wir Unterstützung beim Selbstbau.“ An der Idee verdienen er und sein Team nichts.
 
Mehrere solcher Geräte, die zum Teil von den Schülerinnen und Schülern selbst gebaut wurden, kommen schon in einigen Schulen der Region zum Einsatz. Der Lehromat wurde nicht nur im engen Austausch mit den Lehrerinnen und Lehrern vor Ort entworfen und getestet, sondern wird nun auch bei Bedarf weiterentwickelt. Genutzt werden sie dort auch für etwas, was Pöschels Team zunächst gar nicht im Auge hatte. „Es gibt Kinder und Jugendliche, die gesundheitsbedingt auch ohne Corona oft nicht am Präsenzunterricht teilnehmen können“, sagt Karlheinz Dölle, Direktor des Ostendorfer Gymnasiums. „Für diese wird der Lehromat 1000 nun ebenfalls eingesetzt.“
 
Webseite mit Liste und Bauanleitung: http://lehromat.de
 
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Thorsten Pöschel
Lehrstuhl für Multiscale Simulation of Particulate Systems
Tel.: 09131/85-70518
thorsten.poeschel@fau.de
 
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25. Mai 2021 Neuer Sonderforschungsbereich für die FAU
uni | mediendienst | forschung Nr. 53/2021

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat einen neuen Sonderforschungsbereich an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) bewilligt. Der SFB 1483 verfolgt das Ziel, Sensortechnologien und Bewegungsdaten des menschlichen Körpers zu schaffen.

Jede Bewegung eines Lebewesens resultiert aus unzähligen Vorgängen im Inneren des menschlichen Körpers und komplizierten Wechselwirkungen zwischen diesen Vorgängen. Diese inneren Abläufe können wir in den Bewegungen von Kopf und Rumpf und Gliedmaßen oder durch Bewegungen auf der Körperoberfläche, beispielsweise in der Mimik oder als feine Zuckung unter der Haut beobachten. Ziel der Forscherinnen und Forscher des SFB 1483 „EmpkinS“ (Empathokinästhetische Sensorik) um Prof. Dr. Martin Vossiek vom Lehrstuhl für Hochfrequenztechnik und Björn Eskofier vom Machine Learning and Data Analytics Lab ist es, die äußerlichen Beobachtungsebenen mit inneren Zuständen über Körperfunktionsmodelle miteinander zu verknüpfen.

Dafür werden sie über vier Jahre Methoden und Technologien erschaffen, die neues Grundlagenwissen über die Verknüpfung von inneren biomedizinischen Prozessen mit äußerlichen, per Sensorik erfassbaren Bewegungsinformationen bereitstellen werden. Der EmpkinS-Ansatz könnte es ermöglichen, mehrere Körper(dys)funktionen gleichzeitig mit einer zukünftig voraussichtlich leicht zugänglichen und breit verfügbaren Sensortechnik, die weder invasiv noch belastend ist, zu erfassen. Konkret fokussiert sich die Anwendung der empathokinästhetischen Sensortechniken auf medizinische Fragestellungen in der Immunologie, Neurologie und Palliativmedizin sowie psychologischen Erkrankungen wie Depression und Stress.

Der SFB wird über die nächsten vier Jahre mit 11 Millionen Euro gefördert. Neben der FAU ist die Technische Universität Hamburg, die Universität Bayreuth und das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen Erlangen beteiligt.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Martin Vossiek
Lehrstuhl für Hochfrequenztechnik
Tel.: 09131 85-20773
martin.vossiek@fau.de
www.empkins.de

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25. Mai 2021 Infos für Studieninteressierte: Alles rund ums Studieren an der FAU
uni | mediendienst | aktuell Nr. 50/2021

Allein an der FAU gibt es rund 260 verschiedene Studiengänge – sich zu orientieren ist schwer, sich zu entscheiden noch schwerer. Deshalb veranstaltet die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) noch bis Juli viele Informationsveranstaltungen für Studieninteressierte. Einzelne Fakultäten und Fachbereiche, aber auch die Allgemeine Studienberatung (IBZ), der Career Service und das Referat für internationale Angelegenheiten (RIA) stellen unterschiedliche Studiengänge vor, bieten Hilfe bei Bewerbungen und geben Tipps für einen erfolgreichen Studienstart. Alle Veranstaltungen finden über Zoom statt.
 
Infoveranstaltungen der Fakultäten und Fachbereiche
Für Bachelor-Interessierte starten die Infoveranstaltungen der Fachbereiche am Mittwoch, 26. Mai, mit einem Online-Meetup der Wirtschaftsinformatik. Einen weiteren Termin gibt es am Mittwoch, 28. Juli. Der Link zur Veranstaltung: https://www.wi.studium.fau.de/online-meetup  
 
Allen, die sich für ein Lehramtsstudium für Realschule und Gymnasium interessieren, bietet die FAU an drei Terminen Beratungen in Kleingruppen an. Am Donnerstag, 27. Mai, sowie am Montag, 28. Juni, und Dienstag, 13. Juli, können sich Interessierte zum Aufbau des Studiums, den Kombinationsmöglichkeiten der Unterrichtsfächer sowie zu Zulassungsvoraussetzungen und weiteren organisatorischen Punkten informieren. Der Link zur Veranstaltung: https://zfl.fau.de/studium/termine/  
 
Wer die Bachelor-Studiengänge des Fachbereichs Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Nürnberg (WiSo) kennenlernen möchte, hat dazu am Dienstag, 1. Juni, sowie am Mittwoch, 7. Juli, Gelegenheit. Im Rahmen der „Digitalen BachelorDays“ informiert die WiSo über ihre Studiengänge und liefert dabei alle Infos zum Wunschstudiengang kompakt zusammengefasst. Der Link zur Veranstaltung: https://www.wiso.rw.fau.de/studium/vor-dem-studium/wiso-bachelorday
 
Master-Interessierte finden natürlich umfangreiche Infos auf den jeweiligen Webseiten der Studiengänge. Darüber hinaus veranstaltet der Master „Digital Humanities“ am Mittwoch, 26. Mai, einen Informationstag, am Dienstag, 1. Juli, stellt sich der Master „Ethik der Textkulturen“ vor. Die Links zu den Veranstaltungen: https://www.izdigital.fau.de/ma-infotag-26-05-2021/ und https://ethik-der-textkulturen.de/etk/startseite/aktuelles/
 
Bei einzelnen Veranstaltungen ist eine vorherige Anmeldung notwendig. Mehr Informationen gibt es online: www.infotage.fau.de
 
Wöchentliche Vorträge des IBZ, Career Service und RIA
Ab dem 1. Juni finden außerdem wöchentlich dienstags um 17 Uhr Informationsveranstaltungen der Allgemeinen Studienberatung, des Career Service und des Referats für Internationale Angelegenheiten statt. Neben dem Austausch mit Studienbotschafterinnen und Studienbotschaftern zu Fragen des Studi-Lebens, gibt es eine „Last Minute“- Fragerunde zu Bewerbungen, sowie Informationen zum Auslandssemester und dem Bewerbungsportal campo. Außerdem werden medizinische Studiengänge und das Psychologiestudium vorgestellt. Eine vorherige Anmeldung ist nicht notwendig. Alle Informationen und Links zu den einzelnen Veranstaltungen sind zu finden unter: https://www.infotage.fau.de/vortraege-im-sommersemester-2021/.  
 
Weitere Informationen:
Pressestelle der FAU
Tel.: 09131/85-70229
presse@fau.de
 
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21.05.2021 Impfung gut vertragen? Teilnehmende für Umfrage gesucht
uni | mediendienst | aktuell Nr. 49/2021

Die Forschenden des Allgemeinmedizinischen Instituts (Direktor: Prof. Dr. Thomas Kühlein) und des Virologischen Instituts – Klinische und Molekulare Virologie (Direktor: Prof. Dr. Klaus Überla) des Universitätsklinikums Erlangen wollen im Rahmen der CoVaKo-Studie, die vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst unterstützt wird, Impfnebenwirkungen erfassen. Aktuell werden vor allem Geimpfte ab 18 Jahren gesucht, die die erste Immunisierung mit AstraZeneca und die zweite mit einem mRNA-Impfstoff (BioNTech Pfizer/Moderna) erhalten haben. Die Nebenwirkungen der COVID-19-Impfung sollen auch mit denen von anderen Impfungen verglichen werden.
 
Wie können Geimpfte mitwirken?
Interessierte registrieren sich nach der Impfung auf der Website http://www.covako.org mit ihrer E-Mail-Adresse und allgemeinen Angaben zu ihrer Person, zur Impfung und eventuellen Vorerkrankungen (Dauer ca. fünf Minuten). Zu mehreren Zeitpunkten nach der Impfung wird ihnen dann der Link zum Fragebogen per E-Mail zugesendet. Die Beantwortung dauert jeweils ca. sieben Minuten. Alle angegebenen Daten werden vertraulich behandelt und nach dem Beantworten des letzten Fragebogens anonymisiert.
 
Die CoVaKo-Studie ist eine groß angelegte Befragung, die sich an alle Geimpften in Bayern richtet. Wer sich gegen COVID-19, Influenza, Herpes Zoster, Pneumokokken,
FSME oder Tetanus/Diphterie (+ ggf. Poliomyelitis/Pertussis) hat immunisieren lassen, wird zusätzlich in den teilnehmenden hausärztlichen Praxen und Impfzentren über Flyer und Poster gebeten, diese wichtige Forschungsarbeit zu unterstützen.
 
„Unsere Studie hat zwischenzeitlich an Wichtigkeit und Dringlichkeit gewonnen, da die Ständige Impfkommission seit dem 1. April 2021 bei Personen unter 60 Jahren, die eine erste COVID-19-Impfung mit dem Vakzin von AstraZeneca bekommen haben, die zweite Dosis mit einem mRNA-Impfstoff empfiehlt“, erklärt Dr. Susann Hueber, Forschungskoordinatorin der Allgemeinmedizin des Uni-Klinikums Erlangen. „Bislang liegen aus Deutschland keine Daten zur Sicherheit eines solchen Impfregimes vor. Daher sollen nun im Rahmen unseres Projekts als Erstes die Häufigkeiten unerwünschter Ereignisse nach unterschiedlichen Impfregimen miteinander verglichen und diese später mit Nebenwirkungen bei anderen Impfungen abgeglichen werden.“
 
Weitere Informationen:
 
Dr. phil. Susann Hueber
susann.hueber@uk-erlangen.de
 
 
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20.05.2021 Unerträgliches Leiden lindern
uni | mediendienst | aktuell Nr. 48/2021

Auch die letzte Lebensphase in Würde verbringen, möglichst ohne Schmerzen. Das wünschen sich viele Menschen mit schwerer, unheilbarer Erkrankung. „In der Palliativversorgung erreichen wir hierfür mittlerweile ausgesprochen viel. Bei einigen wenigen Patienten kann das Leiden jedoch so schwer sein, dass sie es trotz aller therapeutischer Maßnahmen als unerträglich beschreiben. Als besondere Behandlungsoption besteht in solchen Fällen die Möglichkeit einer gezielten Sedierung“, erläutert Prof. Dr. Christoph Ostgathe, Leiter der Palliativmedizinischen Abteilung des Universitätsklinikums Erlangen. Erhält ein Patient solche Medikamente, wird allerdings sein Bewusstsein eingeschränkt; er nimmt seine Umgebung nicht mehr richtig wahr, wird unselbstständig. Eine schwierige Situation, auch für das medizinische Personal: Wie handelt es richtig im Sinne des Betroffenen? Wie lassen sich seine Schmerzen möglichst gut lindern ohne seine Autonomie unnötig zu gefährden oder gar seine Lebenszeit zu verkürzen? „Mit den von uns entwickelten Handlungsempfehlungen ‚Einsatz sedierender Medikamente in der spezialisierten Palliativversorgung‘ können wir medizinischem Personal nun endlich wissenschaftlich fundierte, konkrete Ratschläge an die Hand geben“, betont Prof. Ostgathe. „Damit haben wir einen entscheidenden Meilenstein in der Versorgung schwer kranker Menschen erreicht.“

Die 42-seitige Broschüre wurde im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Verbundprojekts „SedPall – von der Anxiolyse bis zu tiefer kontinuierlicher Sedierung“ entwickelt und gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin e. V. herausgegeben. Zum Forschungsverbund, dessen Leitung Prof. Ostgathe innehat, gehören neben den Experten der Palliativmedizin des Uni-Klinikums Erlangen Kollegen vom Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht, Wirtschafts- und Medizinstrafrecht der FAU Erlangen-Nürnberg, der Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin des Universitätsklinikums München sowie des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin des Universitätsklinikums Halle (Saale).

Hilfestellung für Kollegen
Viele schwer kranke Patienten werden aktuell auf einer Palliativstation, durch einen Palliativdienst oder ein Team der Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung (SAPV) behandelt. „Doch die Mehrheit der Betroffenen wird von Hausärzten, niedergelassenen Fachärzten, Pflegediensten, Pflegefachkräften in Senioreneinrichtungen sowie Ärzten und Pflegefachkräften in Krankenhäusern betreut“, erläutert Prof. Ostgathe. „Auch ihnen möchten wir etwas an die Hand geben, damit sie wissen, dass und wann sie in einem konkreten Fall Kollegen aus der spezialisierten Palliativversorgung einbeziehen können; wenn beispielsweise eine Entscheidung zu gezieltem Sedieren getroffen werden muss oder sich ein Krankheitsverlauf andeutet, in dem eine gezielte Sedierung erforderlich wird.“

Übersichtlich und konkret
In der Broschüre sind alle Informationen zu dem komplexen Thema gebündelt und werden gut strukturiert sowie laienverständlich dargestellt. Auf die Vorbemerkungen, eine ethisch-rechtliche Einordnung und eine Übersicht über die Terminologie folgen die Kapitel „Indikation“, „Intention/Zweck“, „Entscheidungsprozess“, „Aufklärung/Einwilligung“, „Medikation und Formen der Sedierung“, „Monitoring/Überwachung“, „Umgang mit Flüssigkeit und Ernährung“, „Fortsetzung sonstiger Maßnahmen“, „Begleitung der Zugehörigen“ und „Unterstützung im Team“. Jedem Aspekt ist eine Doppelseite gewidmet.

Link zur Handlungsempfehlung „Einsatz sedierender Medikamente in der spezialisierten Palliativversorgung“: https://www.dgpalliativmedizin.de/images/210422_Broschu%CC%88re_SedPall_Gesamt.pdf

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Christoph Ostgathe
Tel.: 09131/85-34064
christoph.ostgathe@uk-erlangen.de

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19.05.2021 Weitere Risikogene für Brustkrebs identifiziert
uni | mediendienst | forschung Nr. 51/2021

Internationale Studien unter Erlanger Beteiligung liefern bedeutende Ergebnisse für die Diagnostik und die zielgerichtete Therapie von Brustkrebs.
Die Erforschung von Brustkrebs hat in den vergangenen Jahrzehnten essenzielle Erkenntnisse hervorgebracht. So ist heute bekannt, dass das Mammakarzinom ein Überbegriff für viele verschiedene Subtypen der Erkrankung ist und dass sich der Krebs im Rahmen des Metastasierungsprozesses ständig verändert. Weil es diese zahlreichen Arten und Stadien von Brustkrebs gibt, ist eine individuell auf jede Patientin zugeschnittene Behandlung erforderlich. Einen wichtigen Baustein für eine verbesserte Diagnostik und die zielgerichtete Therapie von Brustkrebs haben internationale Forschungsverbunde unter Beteiligung der Frauenklinik (Direktor: Prof. Dr. Matthias W. Beckmann) des Universitätsklinikums Erlangen jetzt im Rahmen zweier Studien gefunden: Die Wissenschaftler konnten Gene identifizieren, die im Fall einer vorliegenden Mutation die Eigenschaften von Tumoren beeinflussen können und das Brustkrebsrisiko signifikant erhöhen.
Bereits in den 1990er-Jahren entdeckten Wissenschaftler, dass durch eine vorliegende Mutation in den Genen BRCA1 und BRCA2 das Brust- und Eierstockkrebsrisiko steigt. Denn die jeweils nach dem Vorbild der beiden gesunden Gene gebildeten Proteine sind maßgeblich daran beteiligt, Schäden an Zellen zu reparieren und damit auch die Entstehung von Krebs zu verhindern. Im Fall einer Mutation ist der Mechanismus zur Reparatur von Doppelstrangbrüchen gestört.
Nicht nur ob, sondern auch wie
Dass Genmutationen auch die Tumoreigenschaften beeinflussen können, zeigten Forscher jetzt im Rahmen der groß angelegten PRAEGNANT-Studie in Kooperation mit der Mayo Clinic in Rochester (Minnesota, USA). Dafür wurden die Daten von über 2.500 im PRAEGNANT-Register aufgenommenen Frauen mit metastasiertem Brustkrebs analysiert und mit Brustkrebspatientinnen der Mayo Clinic Breast Cancer Study (MCBCS) verglichen, bei denen der Krebs noch nicht gestreut hatte. „Die Auswertung der erhobenen Daten ergab, dass bei Frauen mit metastasiertem Brustkrebs häufiger eine Mutation in den Genen BRCA1 und BRCA2 vorlag als bei Patientinnen ohne Metastasen“, erklärt Prof. Dr. Peter A. Fasching, Professor für Translationale Forschung an der Frauenklinik des Uni-Klinikums Erlangen und Mitautor der Studienpublikation. PRAEGNANT zeigt außerdem, dass Frauen mit triple-negativem Brustkrebs und BRCA1-Mutation häufiger Hirnmetastasen bildeten als Patientinnen ohne die Genveränderung. Obwohl die Prognose von Mutationsträgerinnen und Nichtmutationsträgerinnen mit metastasiertem Brustkrebs ähnlich war, haben Unterschiede in den Tumoreigenschaften wesentliche Auswirkungen auf die Behandlung und auf zukünftige Studien zu zielgerichteten Therapien.
Diagnostik mithilfe von Panels verbessern
Vor einer Brustkrebstherapie muss ein Tumor erst einmal entdeckt werden und das möglichst in einem frühen Stadium. Auch hier kann die Analyse von Genen sinnvoll sein, vor allem dann, wenn Brustkrebs innerhalb einer Familie gehäuft vorkommt. In einer weiteren großen internationalen Studie, die im Netzwerk des Breast Cancer Association Consortium (BCAC) entstand, konnten Forscher unter Erlanger Beteiligung neben den bisher bekannten Hochrisikogenen BRCA1 und BRCA2 jetzt weitere Gene identifizieren, darunter ATM (Ataxia teleangiectasia mutated), CHEK2 (Checkpoint kinase 2) und PALB2 (Partner and localizer of BRCA2). Die Studie verdeutlicht darüber hinaus, welche Gene eine eher untergeordnete Rolle in der Risikobewertung spielen. Dadurch ist es möglich, Frauen und Männer aus vorbelasteten Familien künftig genauer und effizienter genetisch zu beraten. „Die Identifizierung von Risikogenen ermöglicht es uns, die bisher gängige, aber sehr zeit- und kostenintensive ‚Gen-für-Gen‘-Sequenzierung durch die sogenannte Panel-Diagnostik zu ergänzen“, so Prof. Fasching. „Dabei werden mehrere Gen-Sets gleichzeitig begutachtet. Die Studie verdeutlicht, welche Gene für die Aufnahme in diese Panels zur Vorhersage des Brustkrebsrisikos klinisch am nützlichsten sind.“ Wird bei einem Menschen eine Genmutation festgestellt, kann er im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen engmaschiger kontrolliert werden. So steigen die Chancen, Krebs oder dessen Vorstufen frühzeitig zu entdecken.
Über PRAEGNANT
PRAEGNANT ist ein prospektives, akademisches, translationales Forschungsnetzwerk mit dem Ziel, die onkologische Versorgungsqualität von Brustkrebspatientinnen zu verbessern und ihnen eine möglichst passgenaue, personalisierte, effektive und nebenwirkungsarme Therapie zu ermöglichen. Im Rahmen der Studie sollen in 80 Zentren insgesamt 3.500 Patientinnen mit der Diagnose eines metastasierten Mammakarzinoms unabhängig von Tumorbiologie, Metastasierungsmuster und der aktuellen bzw. bisher erfolgten Therapie eingeschlossen werden.
Die Ergebnisse der Studie zur Bewertung möglicher Panel-Gene bei metastasiertem Brustkrebs wurde im renommierten „Journal of Clinical Oncology“ der American Society of Clinical Oncology (ASCO) veröffentlicht. Der Beitrag ist auf der Website unter folgendem Link zu finden: https://ascopubs.org/doi/full/10.1200/JCO.20.01200.
Über BCAC
Das Breast Cancer Association Consortium (BCAC) unter der Leitung von Wissenschaftlern der University of Cambridge (Großbritannien) ist ein multidisziplinäres dynamisches Konsortium mit dem Ziel, das vererbte Risiko für Brustkrebs zu untersuchen. Dafür werden Daten aus vielen internationalen Studien kombiniert und analysiert. Derzeit schließt das Konsortium über 420.000 Frauen aus mehr als 100 Studien ein.
Der wissenschaftliche Beitrag zur Ermittlung von Risikogenen bei Brustkrebs wurde in der hoch angesehenen medizinischen Fachzeitschrift „The New England Journal of Medicine“ veröffentlicht und kann über folgenden Link abgerufen werden: https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1913948.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Peter A. Fasching
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ier bitte den Text der Pressmeldung reinkopieren

15.05.2021 Wissenschaftliche Evidenz ist nicht verhandelbar
Gemeinsame Pressemitteilung der BÄK und anderen

Gemeinsame Erklärung
von
Bundesärztekammer
Wissenschaftlicher Beirat der Bundesärztekammer
Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e. V.
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V.
Deutsche Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie e. V.
Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung e. V.
Arbeitsgemeinschaft der Ärzte staatlicher und kommunaler Bluttransfusionsdienste e. V.
Berufsverband Deutscher Anästhesisten e. V.
Berufsverband Deutscher Transfusionsmediziner e. V.

Wissenschaftliche Evidenz ist nicht verhandelbar

Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion über Zulassungskriterien zur Blutspende bei sexuellem Risikoverhalten betonen die Bundesärztekammer (BÄK), renommierte medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaften, Blutspendedienste und weitere mit Fragen der Hämotherapie befasste Organisationen, dass allein evidenzbasierte, wissenschaftliche Erkenntnisse und Daten Grundlage von Richtlinien in der Medizin sein dürfen. Gewährleistet wird dies im konkreten Fall durch die im Transfusionsgesetz angelegte differenzierte Verantwortungs- und Aufgabenzuweisung bei der Richtlinienerstellung. Sie hat sich im Interesse einer sicheren Versorgung mit Blutprodukten in Deutschland seit mehreren Jahrzehnten bewährt. Bestrebungen der Politik, die Richtlinienkompetenz von der BÄK auf weisungsgebundene Bundesoberbehörden zu verlagern, werden von den Organisationen entschieden abgelehnt. Eine solche Aufgabenverlagerung birgt die Gefahr, dass politische Erwägungen in rein wissenschaftlich zu bewertende Fragestellungen einbezogen werden. „Wissenschaftliche Evidenz ist nicht verhandelbar. Wenn die politischen Entscheidungsträger bei den Spenderauswahlkriterien von diesem wissenschaftlichen Stand abweichen wollen, dann stehen sie auch in der unmittelbaren Verantwortung gegenüber den Menschen, wenn diese zu Schaden kommen“, stellen die Organisationen klar.
Zum Hintergrund: Im Rahmen der turnusgemäß mindestens alle zwei Jahre durchzuführenden Aktualitätsprüfung der Richtlinie Hämotherapie sichtet und bewertet derzeit eine gemeinsame Arbeitsgruppe aus Vertretern des Arbeitskreises Blut (AK Blut) gemäß § 24 Transfusionsgesetz (TFG), des Ständigen Arbeitskreises Richtlinien Hämotherapie des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesärztekammer, des Robert Koch-
Instituts (RKI), des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) und des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) in einem gleichermaßen gründlichen, zügigen und ergebnisoffenen Verfahren die aktuelle medizinisch-wissenschaftliche und epidemiologische Datenlage bezüglich der Zulassungskriterien zur Blutspende bei sexuellem Risikoverhalten.
Nicht zuletzt im Lichte der Erfahrungen des „HIV-Skandals“ der 1980er Jahre war und ist die differenzierte Aufgabenzuweisung an Bundesoberbehörden, AK Blut und Richtliniengeber wesentlicher Leitgedanke des TFG. Der gesetzliche Auftrag zur Feststellung des Standes der Erkenntnisse der medizinischen Wissenschaft durch die Bundesärztekammer ist im TFG eindeutig formuliert. Das TFG legt auch Eckpunkte für das Beratungsverfahren fest, die einen größtmöglichen fachlichen Konsens sicherstellen soll. Dem Grundgedanken des Gesetzgebers folgend sind in der gemeinsamen Arbeitsgruppe im Sinne eines kooperativen und untereinander abgestimmten Vorgehens alle Institutionen vertreten, denen das TFG Aufgaben im Bereich Hämotherapie zuweist. Mit großer Sorge nimmt die Bundesärztekammer eine zunehmende Politisierung der Beratungsprozesse wahr.
In aller Entschiedenheit verwahrt sich die Bundesärztekammer gegen die in der Öffentlichkeit ebenso wie in Teilen der Politik verbreitete Unterstellung einer Diskriminierung bei der Blutspende. Es ist ein unglückliches Missverständnis, wenn verhaltensassoziierte, epidemiologisch begründete Infektionsrisiken, die ab der Beendigung des Risikoverhaltens zu einer zeitlich begrenzten Rückstellung von der Blutspende führen, fälschlicherweise mit einem Verbot oder gar mit Diskriminierung verwechselt werden. Die Zulassungskriterien zur Blutspende können und dürfen nicht aus ihrem Regelungskontext gerissen und als Gradmesser für gesellschaftliche Akzeptanz oder Diskriminierung herangezogen werden.
Das Engagement für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung gehört zum grundlegenden ärztlichen Selbstverständnis. Die Deklaration von Genf des Weltärztebundes verpflichtet Ärztinnen und Ärzte, nicht zuzulassen, dass „[…] Erwägungen von Alter, Krankheit oder Behinderung, Glaube, ethnischer Herkunft, Geschlecht, Staatsangehörigkeit, politischer Zugehörigkeit, Rasse, sexueller Orientierung, sozialer Stellung oder jeglicher anderer Faktoren zwischen meine Pflichten und meine Patientin oder meinen Patienten treten“.
Auch wenn das Thema Emotionen berührt und wohl auch immer wieder berühren wird, dürfen die sachlichen Argumente nicht aus den Augen verloren werden. Es geht um nicht mehr und nicht weniger als um die Qualität und die Sicherheit von Blutprodukten in Deutschland und den Schutz der Empfänger vor der Übertragung schwerwiegender Infektionskrankheiten.

14.05.2021 Mutanten helfen dem Virus, sich durchzusetzen
uni | mediendienst | aktuell Nr. 50/2021

Erlanger Virologe über SARS-CoV-2-Mutanten: „Je ungehinderter das Virus sich verbreiten kann, desto besser überwindet es die menschliche Immunabwehr“

Gab es im April 2020 weltweit nur etwa zehn dominante Mutationen des Coronavirus SARS-CoV-2, ist ihre Zahl bis zum Frühjahr 2021 rasant angestiegen. Heute sind etwa 100 Mutationen bekannt. Eine umfassende Analyse dazu liefert nun ein Forschungsteam um Dr. Stefanie Weber und Gastprofessor Prof. Dr. Walter Doerfler vom Virologischen Institut – Klinische und Molekulare Virologie (Direktor: Prof. Dr. Klaus Überla) des Universitätsklinikums Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Die Wissenschaftler verfolgten das Auftreten von Virusmutationen und -varianten ab Beginn der Pandemie in definierten Zeitintervallen in zehn Ländern: Großbritannien, Südafrika, Indien, USA, Brasilien, Russland, Frankreich, Spanien, Deutschland und China. Dabei arbeiteten die Erlanger Experten mit Forschern in den USA zusammen: von der University of California in Davis/Sacramento und der UCLA Fielding School of Public Health in Los Angeles. Ihre Studie wurde jetzt in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift EMBO Molecular Medicine veröffentlicht.

Während der ungehemmten weltweiten Ausbreitung und rapiden Vermehrung von SARS-CoV-2 sind zahlreiche Mutanten und Varianten entstanden. „Dieser Vorgang dauert an und könnte sich trotz Impfung weiterentwickeln, falls es nicht schnell genug gelingt, die Ausbreitung einzudämmen“, sagt Prof. Walter Doerfler. „Es ist aber noch unbekannt, ob die Infektion mit bestimmten SARS-CoV-2-Mutanten mit der Art und der Schwere einer COVID-19-Erkrankung in spezifischer Weise zusammenhängt.“

Bis März 2021 ist die Zahl der Corona-Mutationen rasant angestiegen. Bereits bis Ende Januar 2021 wurden neben den bisher bekannten Virusvarianten (Variants of Concern) aus Großbritannien, Südafrika, Brasilien und Kalifornien/USA weltweit zwischen 70 und 100 neue Mutationen im SARS-CoV-2-Genom nachgewiesen. Mittlerweile kam eine neue Variant of Concern hinzu: „Ende April 2021 verfolgten wir mit Bestürzung die Explosion der SARS-CoV-2-Infektionen in Indien mit mehr als 353.000 Fällen und 2.812 Toten pro Tag – die höchsten weltweit je ermittelten Fallzahlen“, sagt Dr. Stefanie Weber. „Die bisher bekannten Virusvarianten könnten ansteckender und auch potenziell krankmachender sein als das ursprüngliche Virus aus Wuhan.“

Für ihre aktuelle Forschungsarbeit analysierten die Autoren weltweit über 380.500 SARS-CoV-2-RNA-Sequenzen von der Wissenschaftsplattform GISAID, die freien Zugang zu Genomen liefert, auf Mutanten und Varianten. Zusätzlich untersuchten die Wissenschaftler über 1.750 dieser RNA-Sequenzen detailliert auf Änderungen von Virusproteinen. Dabei betrachteten sie die Entwicklung in vier Zeitintervallen: Januar 2020 bis April/Mai 2020, April/Mai 2020 bis Juli/August 2020, Juli/August 2020 bis Dezember 2020 und Dezember 2020 bis März/April 2021. „Aus der Detailanalyse der Mutationen ergab sich ein interessanter Hinweis“, erklärt Stefanie Weber. „Mehr als 50 Prozent der weltweit registrierten Mutanten kamen durch einen Austausch der Basen Cytosin und Uracil im RNA-Genom von SARS-CoV-2 zustande. Dabei hat das Virus es offenbar geschafft, eine vermeintliche Schutzfunktion menschlicher Zellen – möglicherweise das sogenannte APOBEC-System – für seine Zwecke auszunutzen.“

Mutanten unterstützen die SARS-CoV-2-Vermehrung
Dass sich Mutanten rasant verbreiten, unterstützt die SARS-CoV-2-Vermehrung. „Es ist zu befürchten, dass die hohe Effizienz der Mutagenese langfristig erhebliche Probleme für die Therapie und die Impfprogramme gegen das Virus generieren könnte“, schätzt Prof. Doerfler die Lage ein. „Wahrscheinlich wird SARS-CoV-2 für längere Zeit ein gefährlicher Begleiter für uns bleiben.“ Doch auch ein zweites Szenario wäre unter Umständen denkbar: Im Laufe einer extremen Mutationsbildung kann sich das System erschöpfen und das Virus die Fähigkeit zur Vermehrung verlieren. Für SARS-CoV-2 gibt es dafür allerdings derzeit keine Hinweise.

Da SARS-CoV-2-RNA-Proben außer in Großbritannien nur in wenigen Ländern systematisch sequenziert, das heißt genetisch analysiert werden, kann die Rolle der vielen bereits identifizierten Mutanten im Infektionsgeschehen nicht adäquat beurteilt werden. „Sequenzierungstechnologien und schnelle PCR-Tests sollten sich also baldmöglichst in Deutschland etablieren, denn es ist für die COVID-19-Diagnose und -Therapie sowie für die Impfstoff(weiter)entwicklung essenziell, Virusmutanten und -varianten zu verstehen. Je länger wir die Impfung verzögern, umso schneller können sich neue Mutanten durchsetzen und den Impferfolg langfristig infrage stellen“, betont Walter Doerfler. In diesem Zusammenhang merkt er kritisch an: „Solange wir uns auf Antigen-Schnelltests verlassen, die in mindestens 35 Prozent der Fälle falsch negative Ergebnisse liefern, werden wir die COVID-19-Pandemie nicht beherrschen.“
 
Auch nach der jetzt in EMBO Molecular Medicine veröffentlichten Studie sind noch viele Fragen offen: Wie wirkt sich die Infektion mit einer neuen Mutante auf den Krankheitsverlauf aus? Welche Mutanten und Varianten setzen sich tatsächlich durch und weshalb? Wie lange wird SARS-CoV-2 seine „Strategie“ noch durchhalten? Wie erfolgreich sind die Impfstrategien? „Wir möchten keine Panik machen, aber das Problem klar benennen und aufzeigen, was da gerade passiert“, sagt Prof. Doerfler.

Link zur Original-Publikation: https://www.embopress.org/doi/abs/10.15252/emmm.202114062

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Walter Doerfler
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12.05.2021 „Das Becken bricht wie eine Salzbrezel“
uni | mediendienst | aktuell Nr. 45/2021

Die Unfallchirurgie des Uni-Klinikums Erlangen behandelt komplexe Beckenbrüche – von der Unfallverletzung bis hin zur altersbedingten Fraktur
 
„Schmerzen kann ich an sich gut aushalten. Aber als sie mich da auf die Trage für den Krankenwagen gehoben haben, habe ich das ganze Dorf zusammengebrüllt, so weh hat es getan“, berichtet Heiner Berendt (Name geändert). Mitte April verletzte sich der 63-Jährige aus dem Landkreis Bamberg schwer, als er mit seinem Rennrad unterwegs war. In einer Kurve rutschte er auf einer Ölspur aus, stürzte und zog sich eine Hüftgelenks- und Beckenringfraktur und mehrere starke Prellungen zu. Das Rettungsteam brachte den Verletzten zur Akutversorgung ins Kreiskrankenhaus St. Anna in Höchstadt a. d. Aisch. Weil die Ärzte dort feststellten, dass der Bruch einen komplexen Eingriff erfordert, holten sie ihren Kooperationspartner – das Universitätsklinikum Erlangen – mit ins Boot. Hier wurde Heiner Berendt schließlich Ende April von den Spezialisten der Unfallchirurgischen Klinik – Orthopädische Chirurgie (Direktor: Prof. Dr. Mario Perl) operiert.
 
„Beim Beckenbruch gibt es zwei Altersgipfel“, erklärt der leitende Oberarzt und Leiter des Bereichs Beckenchirurgie am Uni-Klinikum Erlangen, Prof. Dr. Hans-Georg Palm. „Einen bei Männern zwischen 20 und 30 Jahren, die ein Hochrasanztrauma erleiden. Das heißt: Es wirkt eine hohe kinetische Energie auf den Körper ein – z. B. bei einem Verkehrsunfall oder einem Sturz aus großer Höhe. Der zweite Gipfel liegt bei älteren Frauen mit osteoporotisch veränderten Knochen, die leichter brechen – auch schon bei einem einfachen Sturz.“ Die Bruchmorphologie ist bei beiden Gruppen sehr unterschiedlich: Während bei großen Unfallverletzungen der Schaden sofort erklär- und sichtbar wird, sind Beckenbrüche bei alten Menschen oft nicht so schnell diagnostizierbar. „Manchmal klagt jemand schon längere Zeit über stark ausgeprägte Schmerzen in der Hüfte, im Rücken oder in der Leiste, aber erst bei einer Computertomografie (CT) oder einer Magnetresonanztomografie wird eine Fraktur erkennbar“, weiß Prof. Palm. In diesem Zusammenhang forscht der Beckenexperte schon seit mehreren Jahren zur Dual-Energy-CT, die Gewebe sehr differenziert darstellt und somit Altersbeckenbrüche noch besser sichtbar macht. Das Uni-Klinikum Erlangen nimmt zudem an der bundesweiten „AG Becken III“ der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie e. V. teil, die unter anderem Daten zur Epidemiologie und zu neuen operativen Techniken sammelt.
 
Auch wenn Heiner Berendt zu keinem der beiden Altersgipfel passt, war bei ihm die Sache klar: Er hatte ein Hochrasanztrauma erlitten und einen schweren Bruch der linken Hüftgelenkspfanne und der linken Beckenschaufel davongetragen. „Mithilfe von speziellen Plattensystemen, die sich der Anatomie perfekt anpassen, konnten wir das Gelenk und das Becken insgesamt anatomisch rekonstruieren“, berichtet Klinikdirektor Prof. Dr. Mario Perl, der zudem die Unfallchirurgie und Orthopädie am Kreiskrankenhaus St. Anna leitet. Die gute Kooperation zwischen dem Grundversorger in Höchstadt und dem hoch spezialisierten Maximalversorger in Erlangen zahlte sich für den Patienten aus: „Ich bin unendlich dankbar, dass ich am Ende in Erlangen gelandet bin“, sagt Heiner Berendt. „Ich wollte gar nicht so genau wissen, was sie hier genau mit mir machen. Ich wollte einfach, dass alles wieder gut wird und fühlte mich am Uni-Klinikum gut aufgehoben.“
 
Beckenbrüche im Alter
Angesichts der demografischen Entwicklung werden Altersbeckenbrüche zunehmen – also die Zahl jener Patienten, die aufgrund spröder Knochen schon bei „normalen“ Stürzen sogenannte Fragilitätsfrakturen erleiden. „Beim Becken eines alten Menschen ist es so wie bei einer Salzbrezel: Es bricht in der Regel zweimal – weil es so unelastisch ist“, erklärt Prof. Palm. Zum knöchernen Becken gehören das Hüftbein mit Darm-, Sitz- und Schambein sowie das Steiß- und das Kreuzbein. Je mehr Teile brechen, umso instabiler wird die Körpermitte. Dann kommt die operative Schrauben- oder Platten-Osteosynthese zum Einsatz, die die Knochen wieder miteinander verbindet. Dank der minimalinvasiven Operationstechniken, die das Team der Unfallchirurgie des Uni-Klinikums Erlangen dann anwendet, sinkt die Gefahr für Komplikationen, die Wundheilung wird beschleunigt und der Patient kann schneller wieder nach Hause beziehungsweise in eine Rehaklinik entlassen werden. Während vieler Eingriffe kontrolliert ein hochmodernes 3-D-Navigations- und Bildgebungssystem die Operateure: Ist das Instrument exakt angesetzt? Liegt die Platte oder die Schraube millimetergenau richtig am Hüftknochen? Und sind die großen Blutgefäße und die Nerven optimal geschützt? Das macht OPs noch sicherer und präziser. Hinzu kommt das universitäre Setting: Hockkomplexe Frakturen des Beckens bedürfen der interdisziplinären Zusammenarbeit. „So ist auch die internistische Betreuung von hochbetagten Menschen ein wichtiger Erfolgsfaktor. Interprofessionell abgestimmte Zusammenarbeit zwischen Pflege, Physiotherapie und Ärzten ermöglicht eine schnellstmögliche Genesung“, so Prof. Perl.
 
Für Heiner Berendt beginnt nun die Rehabilitation – nach nur einer Woche auf Station im Uni-Klinikum Erlangen. Frühmobilisation ist bei Beckenbrüchen entscheidend: „Schon am ersten Tag nach der OP sollte ich mich aufsetzen und mich hinstellen, am vierten Tag ein paar Meter mit den Krücken gehen – aber ohne mein linkes Bein zu benutzen. Sechs Wochen lang darf ich das jetzt nicht belasten“, sagt Heiner Berendt. Dass er seit vielen Jahren täglich Rennrad fährt, joggt oder ins Fitnessstudio geht, kommt dem Heilungsprozess nun zugute. Sogar im Krankenhausbett liegend „sportelte“ er, bewegte Oberkörper und Arme, bis seine Fitnessuhr täglich 20.000 Schritte zeigte. „Ich habe keine Entzündungen, die Genesung schreitet hervorragend voran. Sie haben mir gesagt, dass ich wohl nächstes Jahr wieder Rennrad fahren kann“, so der 63-Jährige. Etwas Geduld braucht Heiner Berendt nun also noch.
 
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Jeannine Rauch
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10.05.2021 Weg mit der Impfpriorisierung und Dosisintervall beibehalten
Pressemitteilung der Bayerischen Landesärztekammer

„Impfpriorisierung sofort und für alle Impfstoffe aufheben und Jugendliche in die Impfstrategie schnellstmöglich miteinbeziehen“, das fordert Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK).

Was für einen Impfstoff gelte, müsse auch für alle anderen angewendet werden. Gleichwohl bat Bayerns Ärztechef die Patientinnen und Patienten weiter um Geduld, da die Aufhebung der Impfpriorisierung nicht dazu führe, „dass jetzt alle sofort und kurzfristig geimpft werden können. Dadurch stehen nicht mehr Impfstoff und auch nicht mehr Termine zur Verfügung.“ Quitterer forderte die Politik generell auf, mehr Impfdosen zur Verfügung zu stellen.

Gleichzeitig warnte der Präsident davor, zugunsten von Erleichterungen den Impfabstand zwischen Erst- und Zweitdosis zu verkürzen. „Die Dosisintervalle zu verringern, nur um schneller in den Genuss von mehr Freiheiten zu gelangen, anstatt auf die größere Impfsicherheit zu setzen, ist nicht zielführend“, so Quitterer. Die Studienlage zeige, dass ein größerer Abstand zwischen der ersten und der zweiten Impfdosis zu einer höheren Wirksamkeit des Vakzins führe.

Pressestelle

10.05.2021 Bioproben und Patientendaten für die Forschung nutzbar machen
uni | mediendienst | aktuell Nr. 43/2021

Projekt ABIDE_MI verknüpft zentrale Forschungsdateninfrastrukturen
Bioproben und Patientendaten aus der Routineversorgung aufbereiten, zusammenführen und gemeinsam für die Forschung nutzbar machen: Das ist das Ziel des im Mai 2021 im Rahmen der Medizininformatik-Initiative (MII) gestarteten Projekts „Aligning Biobank and DIC efficiently“ (ABIDE_MI). Für die gemeinsame Forschungsdateninfrastruktur sollen Daten von 24 Universitätsklinika, darunter das Universitätsklinikum der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), mit den Informationen zu Bioproben aus den Biobanken der Kliniken verknüpft werden. Das Projekt wird eng mit der Deutschen Biobanken Allianz (GBA) und deren Geschäftsstelle (dem German Biobank Node - GBN) kooperieren.
„Unser Ziel ist, dass Informationen und Daten der Biobanken mit weiteren Daten aus der Patientenversorgung der Universitätsklinika verknüpft werden können. Damit schaffen wir eine Datenbasis für umfassende medizinische Forschungsfragen, um Krankheiten und deren Therapien besser erforschen und Patienten gezielter behandeln zu können“, erklärt Prof. Dr. Hans-Ulrich Prokosch, Leiter des Lehrstuhls für Medizinische Informatik an der FAU und Projektleiter von ABIDE_MI. Das Projekt wird bis Oktober 2022 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund fünf Millionen Euro gefördert.  
Zusammenlegung der Doppelstrukturen
Seit 2018 wurden bundesweit an 29 Universitätsklinika Datenintegrationszentren (DIZ) aufgebaut. Ihre Aufgabe ist es, Patientendaten aus der Routineversorgung und der Forschung klinikübergreifend und datenschutzgerecht für Forschungszwecke aufzubereiten und bereitzustellen. Diese Daten sollen im Rahmen von ABIDE_MI mit den Bioproben der jeweiligen Universitätsklinika zusammengefügt werden. In den Biobanken sind Gewebeproben oder Körperflüssigkeiten wie Blut oder Speichel, die zur Diagnosestellung oder Therapie eines Patienten entnommen wurden, gelagert. Diese Bioproben helfen, die Ursachen einer Erkrankung früher zu erkennen oder Erkrankungen gezielt zu therapieren.
Vorteil für Medizin, Forschung und Patienten
„Mit der Zusammenarbeit der DIZ und der Biobanken schaffen wir die Voraussetzungen für die gemeinsame Nutzung verschiedener Datenbestände und können langfristige Doppelstrukturen vermeiden. Dies ist eine enorme Erleichterung für Forscherinnen und Forscher und etabliert gleichzeitig eine nachhaltige Daten- und Probenutzung“, erklärt Prof. Prokosch. “Wir freuen uns sehr, dass wir mit der neuen zentralen Biobank der Erlanger Medizinfakultät (Central Biobank Erlangen - CeBE) Partner in diesem innovativen Projekt sind und damit von Anfang an eine enge Kooperation mit dem DIZ am Erlanger Universitätsklinikum sowie mit allen anderen deutschen Biobanken aufbauen können“ ergänzt Prof. Dr. Bernd Wullich, der Sprecher der Erlanger Biobank.
„Wir verfolgen mit ABIDE_MI einen interdisziplinären Ansatz, bei dem die Errungenschaften und Erfahrungen der Medizininformatik-Initiative und der Biobanken der German Biobank Alliance (GBA) in einer nachhaltigen Gesundheits-IT-Infrastruktur zusammengeführt werden“, erklärt Prof. Dr. Michael Hummel, Charité - Universitätsmedizin Berlin, ebenfalls Projektleiter von ABIDE_MI und Leiter des German Biobank Node (GBN), der Dachorganisation akademischer Biobanken in Deutschland.
Um die Beantragung von Forschungsprojekten für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu erleichtern, soll im Rahmen von ABIDE_MI bis 2022 das zentral organisierte Deutsche Forschungsportal für Gesundheit in Betrieb gehen. Forschende können dort Anträge für Projekte einreichen und Daten und Bioproben für medizinische Forschungszwecke über eine zentrale Stelle beantragen. Außerdem können Forscherinnen und Forscher dort abfragen können, welche Daten an den universitätsmedizinischen Standorten der MII für die Forschung zur Verfügung stehen.
„Für die Zukunft streben wir an, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den Kliniken einen einzigen Anlaufpunkt in Form eines Abfrage- und Analyseportals haben, das Patientenkohorten und entsprechende Bioproben identifiziert, die für ein bestimmtes Forschungsprojekt geeignet sind. Es sollen nicht nur die Daten eines Klinikums, sondern die Datenbestände über alle an der MII beteiligten Universitätskliniken hinweg in Echtzeit abfragbar werden“, erläutert Sebastian C. Semler, TMF – Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V., Leiter der MII-Koordinationsstelle.
Zudem sorgt die gemeinsame Plattform für mehr Transparenz. Auch Patientinnen und Patienten können sich jederzeit über beantragte und laufende Forschungsvorhaben informieren, die im Rahmen der MII durchgeführt werden
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Hans-Ulrich Prokosch
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10.05.2021 Möglicherweise kein ausreichender Schutz anderer Organe durch Immunantwort des Darmes gegen Corona
uni | mediendienst | forschung Nr. 49/2021

FAU-Team findet heraus, dass der Darm allein nicht gegen COVID-19 ankommt

Der Darm spielt eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Infektionen – und neben der Lunge ist er das wichtigste Einfallstor des SARS-CoV-2-Virus in den menschlichen Körper. Doch bei COVID-19-Infektionen scheint die Abwehrkraft das Darms allein nicht auszureichen, um eine Ganzkörperimmunität gegen COVID-19 zu schaffen. Das haben Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) jetzt herausgefunden. Obwohl noch mehr Forschung von Nöten ist, deuten die Erkenntnisse darauf hin, dass Schluckimpfungen möglicherweise nicht für ausreichend Immunität gegen COVID-19 sorgen.

In der neuen Studie, die im Fachmagazin „Frontiers in Immunology“ veröffentlicht wurde, untersuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Blutproben von COVID-19-Patienten. Das Ergebnis: „Die Anzahl bestimmter Abwehrzellen, die durch die Reaktion des Darms auf die Infektion gebildet werden, war im Vergleich zu den Immunzellen, die an anderen Stellen im Körper gebildet werden, deutlich geringer“, sagt Dr. Sebastian Zundler, der das Team an der Medizinischen Klinik 1 (Gastroenterologie, Pneumologie, Endokrinologie; Direktor Prof. Dr. Markus F. Neurath) am Universitätsklinikum Erlangen leitet.

Die Immunantwort des Darms
Weil das SARS-CoV-2-Virus den Körper über Lunge und Darm infizieren kann, wird Abstandhalten und häufiges Händewaschen empfohlen. Zunders Team wollte die Rolle des Darms in Hinblick auf dessen Fähigkeit, systemische Immunität gegen das Virus zu schaffen, verstehen.

„Mein Labor forscht normalerweise an der Immunantwort und Zellwanderungsbewegungen im Rahmen von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Da eine Infektion mit COVID-19 aber auch über den Darm möglich ist, entschlossen wir uns, unsere Methoden auch auf das Virus zu übertragen“, sagt Zundler.

Das Team verwendete eine Technik namens Durchflusszytometrie, um die verschiedenen Arten von Immunzellen zu erkennen und zu messen, die sich in den Blutproben von an COVID-19 erkrankten Patientinnen und Patienten, solchen, die sich von COVID-19 wieder erholt haben, und Menschen, die nie infiziert waren, fanden.

„Es gibt einen speziellen Mechanismus im lymphoiden Gewebe des Darms, der die Produktion eines Markers namens ‚a4b7 integrin‘ auslöst. Dieser Marker veranlasst T-Zellen, sich in Richtung Darm zu bewegen, um eine Infektion zu bekämpfen. Anhand dieses Markers können wir erkennen, ob im Blut Lymphozyten zirkulieren, die durch die Immunantwort des Darms entstanden sind“, erklärt die Erstautorin der Studie, Dr. Tanja Müller. Sie forscht ebenfalls am Universitätsklinikum Erlangen.

Sie sagt weiter: „Unabhängig davon, ob die Patienten im Rahmen ihrer Erkrankung gastrointestinale Symptome hatten oder nicht, fanden wir relativ wenige Immunzellen mit diesem Marker im Blut von COVID-19 Patienten. Das könnte an der „Verdünnung“ durch Zellen liegen, die an anderen Infektionsorten – zum Beispiel die Lunge – gebildet werden. Alternativ könnte es sein, dass diese Zellen selektiv in andere Organe einwandern.“

Auswirkung auf eine orale Impfung
Die Forscherinnen und Forscher vermuten, dass ihre Erkenntnisse von Bedeutung für potentielle Schluckimpfungen sein können, die gerade entwickelt werden.

„Sollten nur relativ wenige Immunzellen durch das Virus im Darm geprägt werden, könnte es ähnlich sein, wenn man das Darmimmunsystem einer SARS-CoV-2-Impfung aussetzt, sodass diese möglicherweise nicht zu systemischer Immunität führt“, sagt Müller.

Zundler betont, dass mehr Forschung notwendig ist, um die Bedeutung der Ergebnisse zu verstehen. „Unsere Studie trägt zu unserem Verständnis der menschlichen Immunantwort auf die SARS-CoV-2-Infektion bei, aber wir können manche Fragen über die im Darm eingeprägten Immunzellen noch nicht endgültig beantworten. Die Auswertung von Proben aus Darm und Lunge wird uns helfen, diese wichtige Frage zu beantworten.“

Link zur Veröffentlichung in „Frontiers in Immunology“: https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fimmu.2021.639329/full

Weitere Informationen:
Dr. Sebastian Zundler
Medizinische Klinik 1
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10.05.2021 ärzte-markt.de mit allen Stellenangeboten in Süddeutschland
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Im Mai des Jahres startet das neue Stellenportal „ärzte-markt.de“ im medi-zinischen Bereich in Süddeutschland als originäres und eigenständiges Portal. „ärzte-markt.de ist ein neues, zusätzliches Angebot in Kooperation mit dem Bayerischen Ärzteblatt und beinhaltet medizinische Stellenange-bote aus der Region“, sagt Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) und damit Verleger und Herausgeber des Bayerischen Ärzteblatts. Auch zukünftig werde es selbstverständlich Anzei-gen im Bayerischen Ärzteblatt, in gewohnter Form (print only) geben. Neu sind jedoch ab Mai Kombinationsvarianten aus Print- und Online-Anzeigen. Interessierte verbrächten in der Regel sehr viel Zeit mit der Suche nach ei-nem passenden Job und hätten dabei stets das Risiko, aktuelle Angebote zu verpassen. Arbeitgeberinnen und -geber könnten nur schwer abschät-zen, über welchen Kanal sie Jobsuchende am besten erreichten. Hier soll ab Mai ärzte-markt.de Abhilfe schaffen, denn das zentrale Stellenportal bündelt für die Jobsuche die medizinischen Stellenangebote aller Quellen an nur einem Ort und bietet Inserierenden die Möglichkeit, über die Schal-tung von Online-Anzeigen alle Interessierten zu erreichen. ärzte-markt.de nutzt eine individuell entwickelte „Spidertechnologie“ zum Auffinden von passenden Stellenangeboten. Es werden laufend über 100.000 Einzelquellen nach Stellenangeboten durchsucht und mehr als 6.000 Ergebnisse bereitgestellt. Auf einen Blick werden nach Eingabe des gewünschten Berufs die Ergebnisse nach Aktualität ausgewiesen. Mit dem Stern-Symbol und der Merkliste verwalten Jobsuchende praktisch die Job-ausschreibungen, die für sie besonders interessant klingen. Zudem können sie sich mit dem kostenlosen Jobradar immer die neuesten Suchergeb-nisse schicken lassen. Das süddeutsche Operationsgebiet des Portals wird durch die Darstellung einer Karte auf der Startseite auch graphisch umge-setzt. „Die digitale Transformation hat auch die Stellenmärkte im medizini-schen Bereich erreicht. Dafür wollen auch wir gut aufgestellt sein mit ärzte-markt.de“, so Quitterer abschließend.

Das neue Stellenportal wird von der „Verlagsgemeinschaft Atlas Gentner GbR“ („VAG“) betrieben.

Pressestelle

Bayerische Landesärztekammer Pressestelle Dagmar Nedbal Mühlbaurstraße 16 81677 München Telefon: 089 4147-268 Fax: 089 4147-202 E-Mail: presse@blaek.de www.blaek.de

07.05.2021 Gute Impfwirkung trotz Immunerkrankung
uni | mediendienst | forschung Nr. 48/2021

Neue Erkenntnisse über die Corona-Schutzimpfung bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen

Rheuma, Darmentzündung und Schuppenflechte sind Beispiele für Erkrankungen, bei denen das Immunsystem falsch und überschießend reagiert und Betroffene einer intensiven Behandlung mit entzündungshemmenden Medikamenten bedürfen. Wie gut solche Patientinnen und Patienten auf eine Corona-Impfung ansprechen, wurde nun von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Deutschen Zentrums Immuntherapie (DZI; Sprecher: Prof. Dr. Markus F. Neurath und Prof. Dr. med. univ. Georg Schett) am Universitätsklinikum Erlangen untersucht. Ihre Studie zählt zu den weltweit ersten Forschungsarbeiten, die sich mit dieser Thematik befassen und Ergebnisse erbracht haben. Die Studie wurde nun in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift „Annals of the Rheumatic Diseases“ veröffentlicht.

Die gute Nachricht zuerst: Die Corona-Impfung ist für Patienten mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen sogar verträglicher als für Gesunde. So kamen Reaktionen an der Einstichstelle, Kopfschmerzen, Schüttelfrost oder Gelenkschmerzen bei Patienten mit Immuntherapien deutlich seltener vor als bei Gesunden. Mit diesem Studienergebnis können die Erlanger Experten das Gerücht entkräften, dass Patienten mit Rheuma, Darmentzündung und Schuppenflechte aufgrund ihres veränderten Immunsystems vielleicht eine überschießende Reaktion auf die Corona-Impfung erleiden. Fazit: Bei Menschen mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen spricht nichts gegen eine Corona-Impfung.

Die weniger gute Nachricht ist, dass nicht alle Patienten mit entzündlichen Erkrankungen auch ausreichend auf die Corona-Impfung mit einem m-RNA-Impfstoff ansprechen und einen Immunschutz gegen SARS-CoV-2 entwickeln. Während von knapp 270 Probanden nur einer von hundert Gesunden (1:100) keine neutralisierenden Antikörper gegen das Coronavirus entwickelt, ist es bei Patienten mit einer Immuntherapie hingegen einer von zehn (1:10). Im Umkehrschluss bedeutet dies allerdings auch, dass die allermeisten Patienten mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen gut auf die Impfung ansprechen. Interessanterweise sind die entzündungshemmenden Therapien offensichtlich gar nicht die Ursache für das verminderte Ansprechen mancher Patienten, sondern die Erkrankung an sich. Somit gibt es auch keinen Grund dafür, mit der Einnahme dieser Medikamente zum Impftermin zu pausieren, sagen die Leiter der Erlanger Studie.

„Nicht alle reagieren gleich!“, meint PD Dr. David Simon, Assistenzarzt der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie (Direktor: Prof. Dr. med. univ. Georg Schett) des Uni-Klinikums Erlangen, der die Studie betreut. „Deshalb ist es bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen ratsam, die Impfantwort zwei Wochen nach der zweiten Impfung zu bestimmen.“ Im Falle eines Nicht-Ansprechens sind grundsätzlich verschiedene Wege denkbar, wobei der wohl beste eine neuerliche Impfung ist – idealerweise dann auch mit einem anderen Impfpräparat. Während aktuell ein starres Impfregime für die Eindämmung der Corona-Pandemie von zentraler Bedeutung ist, wird es in Zukunft in gewissen Fällen sicherlich notwendig sein, die Impfstrategie individuell anzupassen, eine neuerliche (dritte) Impfung durchzuführen bzw. auch das Impfpräparat zu wechseln.

Die Studie wurde am Deutschen Zentrum Immuntherapie am Universitätsklinikum Erlangen unter der Leitung von Prof. Dr. med. univ. Georg Schett (Direktor der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie), Prof. Dr. Markus F. Neurath (Direktor der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie), Prof. Dr. Carola Berking und Prof. Dr. Michael Sticherling (Direktorin und stv. Direktor der Hautklinik) durchgeführt. Unterstützt wurden die Forscher durch Mittel des Freistaats Bayern, der Schreiber Stiftung sowie der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Sonderforschungsbereich 1181).

Link zum Original-Artikel:
http://dx.doi.org/10.1136/annrheumdis-2021-220461

Weitere Informationen:
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06.05.2021 Ambulante medizinische Versorgung in Zeiten von Corona
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FAU unterstützt Planung mit mathematischer Optimierung
 
Forschende der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und weiterer wissenschaftlicher Einrichtungen aus Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz untersuchen in einem vom BMBF geförderten Modellprojekt, wie sich die medizinische Versorgung im ländlichen Raum während der Corona-Pandemie sicherstellen und verbessern lässt. Mathematisch basierte Optimierungs- und Entscheidungssysteme sollen Krankentransporte, Apothekennotdienste und den Aufbau von Impfzentren unterstützen.
 
Eine alternde Gesellschaft, die Zentralisierung medizinischer Einrichtungen und knapper werdende Ressourcen – die ambulante medizinische Versorgung vor allem im ländlichen Raum steht vor großen Herausforderungen. Seit 2017 untersucht ein Konsortium von Forschenden der FAU, der RWTH Aachen, der TU Kaiserlautern und des Fraunhofer Instituts für Techno- und Wirtschaftsmathematik (ITWM) im BMBF-geförderten Projekt „Health: Facility Location, Covering, and Transport“ (HealthFaCT), wie Apothekennotdienste, Notarztstandorte und Krankentransporte sich besser planen lassen. Entwickelt werden dafür algorithmenbasierte Entscheidungssysteme, mit denen Leitstellen, Gesundheitsämter und Apothekerkammern unterstützt werden. „Die Optimierungsmodelle müssen praxisnah sein und einen fairen Zugang der Bürgerinnen und Bürger zu medizinischer Versorgung sicherstellen“, sagt Prof. Dr. Frauke Liers vom Department of Data Science der FAU, die das Verbundprojekt koordiniert. Ein gemeinsames wissenschaftliches Manuskript wurde vor Kurzem eingereicht*.
 
Versorgung unter Pandemiebedingungen
Wie wichtig eine sorgfältig geplante medizinische Versorgung ist, hat die Coronakrise in den vergangenen Monaten gezeigt. „Gestiegene Patientenzahlen, besondere Hygiene- und Schutzmaßnahmen und die Kompensation von krankheitsbedingten Ausfällen in den Versorgungseinrichtungen haben die Situation nochmals verschärft“, erklärt Liers. Um hilfreiche Tools auch für diese erschwerten Bedingungen zu entwickeln, wurde vom BMBF  dem Projekt vor wenigen Monaten eine Aufstockung bewilligt : Auf HealthFaCT folgte HealthFaCT-Cor – wobei der Zusatz für „Corona“ steht.
 
Einer der Forschungsschwerpunkte ist die flächendeckende Versorgung der Menschen mit Arzneimitteln, die sich bereits vor Corona als Herausforderung erwies: Die Arzneimittelnachfrage der alternden Gesellschaft steigt, während die ohnehin niedrige Apothekendichte weiter abzunehmen droht. Um Versorgungslücken zu verhindern, wurden Optimierungsmodelle zur fairen Notdienstplanung und zur Standortplanung entwickelt. In der Pandemie gilt es nun, zusätzliche Einschränkungen – von quarantänebedingten Personalausfällen bis hin zur unvorhersehbaren Schließung von Apotheken – zu bewältigen.
 
HealthFaCT-Cor zielt darauf, die 24-Stunden-Versorgung mit Arzneimitteln sicherzustellen und eine Überlastung der Apothekerinnen und Apotheker zu vermeiden.  Gelingen soll dies unter anderem durch eine Zuweisung der Apothekennotdienste auf die Apotheken, so dass der Wegfall einzelner Apotheken weder die engmaschige Versorgung der Bevölkerung gefährdet noch zu einer grundlegenden Überarbeitung der Apotheker führt. Die Aachener Forschenden wurden von der Apothekerkammer Nordrhein unterstützt.
 
Eine völlig neue Herausforderung in der Corona-Krise ist die Planung von Impfzentren, mit der die Kaiserslauterner Forschenden im Herbst 2020 – also bereits vor der Zulassung bestimmter Impfstoffe – begonnen haben. Gemeinsam mit dem Robert-Koch-Institut wurde die Modellierung der strategischen Planung von Notarztstandorten aus dem Vorgängerprojekt adaptiert. Im Ergebnis entstand eine mathematisch fundierte Entscheidungsunterstützung für die Impfstoffverteilung, die gute Kompromisse bezüglich der Anreisedauer der Impflinge und der benötigten Standorte aufzeigt.
 
Krankentransport von infizierten und nicht infizierten Patienten
Der Beitrag der FAU am Verbundprojekt ist die Optimierung des Krankentransportwesens. „Die besondere Schwierigkeit in diesem Bereich liegt darin, dass dringende und kurzfristig bekannt werdende Ad-hoc-Transporte zu Verspätungen bei den planbaren Transporten führen“, erklärt Frauke Liers. „Solche Verspätungen können jedoch problematisch sein, etwa wenn Termine für Operationen oder die Dialyse angesetzt sind.“ In Zusammenarbeit mit der Integrierten Leitstelle Nürnberg und unter Verwendung historischer Einsatzdaten haben die Erlanger Forschenden planungsstabile Algorithmen entwickelt, durch die im Vergleich mit historischen Daten  die Wartezeiten der Patienten deutlich verringert werden können.
 
Für die Transportlogistik unter Pandemiebedingungen wurden die Ergebnisse von Infektionsmodellen zugrunde gelegt und beispielsweise die Krankenwagen in Pools aufgeteilt: in solche, die ausschließlich für Patienten mit bekannter Covid-19-Infektion vorgesehen sind, und solche, die alle anderen Patienten transportieren. Ein paar Wagen „springen“ flexibel zwischen den Pools. Der Vorteil dieser Strategie ist unter anderem, dass nicht alle Wagen mit vielen Sets an  Schutzausrüstung ausgestattet sein müssen. In die Modellierung werden darüber hinaus typische Szenarien einbezogen – etwa der erhöhte Bedarf an Krankentransportwagen nach der Krankenhausvisite.
 
Die Ergebnisse von HealthFaCT und HealthFaCT-Cor sollen künftig einen wertvollen Beitrag sowohl zur alltäglichen Planung im Gesundheitswesen als auch zur Bewältigung von Krisen leisten.
 
*https://www.researchsquare.com/article/rs-237619/v1
 
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Frauke Liers
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06.05.2021 Berufspolitische Beschlüsse Deutscher Ärztetag
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

06.05.2021 Zuwendung am Lebensende
uni | mediendienst | forschung Nr. 46/2021

Forschungsprojekt „PALLADiUM“ entwickelt digitales System zur Unterstützung interprofessioneller Palliative-Care-Teams
Todkranke Patientinnen und Patienten in ihrer letzten Lebensphase intensiv zu begleiten und ihnen ihre Schmerzen zu nehmen, ist das oberste Ziel von Palliative-Care-Teams. Im Mittelpunkt steht der Mensch: sein Wohlergehen, seine Wünsche, seine Würde. So beruht die Arbeit dieser Teams auf persönlicher zwischenmenschlicher Zuwendung – eine eher technik- und digitalisierungsferne Tätigkeit. Gerade deshalb rückt das Forschungsprojekt PALLADiUM, an dem die Palliativmedizinische Abteilung (Leiter: Prof. Dr. Christoph Ostgathe) des Universitätsklinikums Erlangen maßgeblich beteiligt ist, genau diesen Aspekt in den Fokus seiner Untersuchung. Die Forschenden aus unterschiedlichen Fachbereichen analysieren den Status quo der interdisziplinären Kommunikation in der stationären Palliative Care und möchten ein digital-basiertes Arbeitssystem entwickeln, das multiprofessionelle Teams bei ihrer Zusammenarbeit unterstützt.
Palliative Care, also die ganzheitliche Versorgung von Palliativpatientinnen und -patienten, ist geprägt von einem professionellen Selbstverständnis, das auf Zwischenmenschlichkeit beruht. Im Fokus stehen nicht Prävention oder Heilung, sondern die Minimierung von Leid in all seinen Facetten – physisch, psychisch, sozial und spirituell. Palliative Care ist dementsprechend durch intensive multiprofessionelle Zusammenarbeit gekennzeichnet. Dass es sich traditionell um eine eher technik- und digitalisierungsferne Tätigkeit handelt, ist für PALLADiUM allerdings kein Hindernis. „Im Gegenteil. Der vergleichsweise geringe Digitalisierungsgrad von Palliative Care stellt dabei eine herausragende Chance dar“, erläutert Sandra Grimminger, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Palliativmedizin des Uni-Klinikums Erlangen. „Er bietet uns die beste Voraussetzung, um prototypisch zu erforschen, wie Informations- und Kommunikationstechnologie und Digitalisierungsprozesse in einem frühen Stadium gestaltet werden können und welche Arbeitsbedingungen sowie Kompetenzen geschaffen werden müssen, um Akzeptanz und souveränen Umgang mit digitalen Technologien zu ermöglichen.“ Hierbei wollen die Forschenden vor allem klären, welche KI-gestützten Ansätze geeignet sind, strukturierte und unstrukturierte Daten in Palliative Care für Kommunikations- und Kollaborationsprozesse besser nutzbar zu machen.
PALLADiUM vereint drei disziplinäre Perspektiven: Die Medizin steuert insbesondere das Domänenwissen bei, die Soziologie das Verständnis sozialer Prozesse bei der Herstellung und Vermittlung von Wissen im Zusammenspiel von medizinischem, pflegerischem sowie therapeutischem Personal und die Wirtschaftsinformatik die Technologiekompetenz gepaart mit Mensch-Maschine-Interaktion und kollaborativer IT-basierter Arbeit. Im interdisziplinären Zusammenspiel entstehen versorgungsrelevantes Wissen und Artefakte (Work System Design, Funktionsdemonstrator eines KI-basierten Assistenzsystems) für die Arbeitswelt Palliative Care aber auch für andere Arbeitswelten in Gesundheitsversorgung und Pflege, die ähnlichen Logiken und Herausforderungen folgen (Personenzentrierung, multiprofessionelle Zusammenarbeit, heterogene Informations- und Wissens- sowie Kompetenzlagen etc.).
Über PALLADiUM
PALLADiUM ist am 1. April 2021 gestartet und wird – mit Zwischenevaluation – für die Dauer von drei Jahren durch das Bayerische Forschungsinstitut für Digitale Transformation gefördert. Das Akronym steht für den Projekttitel „Palliative Care als digitale Arbeitswelt – Perspektiven und Gestaltungsmöglichkeiten der digitalen Transformation von Kommunikations- und Kollaborationsprozessen in der multiprofessionellen Versorgung der letzten Lebensphase“. Geleitet wird das Projekt gemeinsam von drei Experten: für den Bereich Palliativmedizin von Prof. Dr. Christoph Ostgathe, Leiter der Palliativmedizinischen Abteilung des Universitätsklinikums Erlangen, für den Bereich Soziologie von Prof. Dr. Werner Schneider, Inhaber der Professur für Soziologie mit Berücksichtigung der Sozialkunde der Universität Augsburg, und für den Bereich Wirtschaftsinformatik von Prof. Dr. Henner Gimpel, Inhaber des Lehrstuhls für Digitales Management der Universität Hohenheim. Da in das Forschungsprojekt zahlreiche assoziierte Partner und internationale Experten eingebunden sind, sind die Generalisierbarkeit und die Praxisrelevanz der wissenschaftlichen Erkenntnisse gewährleistet.
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05.05.2021 Corona-Impfstrategie für Kinder und Jugendliche entwickeln
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt hat vor negativen Kollateraleffekten der Corona-Eindämmungsmaßnahmen für Kinder und Jugendliche gewarnt. „Es geht dabei nicht nur um entstandene schulische Bildungsdefizite, sondern mehr noch darum, dass viele Kinder wichtige Entwicklungsphasen in sozialer Isolation erlebt haben“, sagte Reinhardt auf dem 124. Deutschen Ärztetag, der in diesem Jahr coronabedingt als reine Online-Veranstaltung abgehalten wird.

In ihrer Generalaussprache auf dem Ärztetag haben die Abgeordneten eine medizinisch-wissenschaftliche Evaluation aller Kollateraleffekte von Eindämmungs- und Schutzmaßnahmen im Hinblick auf den Zugang zur medizinischen Akutversorgung und zu notwendigen Vorsorgeleistungen sowie mögliche psycho-soziale Auswirkungen des Lockdowns gefordert. Für die weitere Krisenbewältigung und zur Vorbereitung auf zukünftige pandemische Lagen sei die Entwicklung von Handlungsstrategien zur Vermeidung derartiger Kollateraleffekte unerlässlich.

In einem weiteren Beschluss hat der Ärztetag die Bundesregierung aufgefordert, unverzüglich eine Covid-19-Impfstrategie für Kinder und Jugendliche zu entwickeln. Das Recht auf Bildung könne im Winter 2021/2022 nur mit einer rechtzeitigen Corona-Impfung gesichert werden. Ohne rechtzeitige Impfung, insbesondere auch für jüngere Kinder, führe ein erneuter Lockdown für diese Altersgruppe zu weiteren gravierenden negativen Folgen für die psychische Entwicklung.

Um diese zu verhindern, sollten die Forschung zu Impfstoffen für diese Altersgruppe gezielt gefördert und die ausreichende Versorgung mit adäquaten Impfstoffen sichergestellt werden. Eine zentrale Rolle in der Impfstrategie spielen nach Auffassung des Ärzteparlaments neben den Hausärzten die Kinder- und Jugendärzte in Praxis, Klinik und Gesundheitsämtern. Sie benötigten Unterstützung bei der kurzfristigen Impfdurchführung.

Pressemitteilung

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Pressestelle der deutschen Ärzteschaft Herbert-Lewin-Platz 1 10623 Berlin

Ansprechpartner: Alexander Dückers Tel. (030) 40 04 56-700 Fax (030) 40 04 56-707 www.baek.de presse@baek.de


05.05.2021 Pressinformationen zum Deutschen Ärztetag
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

05.05.2021 Ärzteparlament macht Druck bei Novellierung der Approbationsordnung
Pressemedlung der Bayerischen Landesärztekammer

Hierer 124. Deutsche Ärztetag hat die
Bundesregierung und den Bundesrat aufgefordert, die
Novellierung der Ärztlichen Approbationsordnung
schnellstmöglich zu beschließen. An dem seit November 2020
vorliegende Referentenentwurf bestehe zwar
Nachbesserungsbedarf. Die Novelle sei dennoch ein
„wegweisender Entwicklungsschritt“ für die ärztliche Ausbildung,
so der Ärztetag. Bund und Länder müssten nun zügig ein
Finanzierungskonzept für die Reform vorlegen. Sparmaßnahmen
dürften nicht zu Lasten der medizinischen Ausbildung
beziehungsweise des ärztlichen Nachwuchses gehen.
Für die Studierenden im Praktischen Jahr (PJ) forderte der 124.
Deutsche Ärztetag eine obligatorische existenzsichernde
Aufwandsentschädigung. Ihnen müsse die Möglichkeit gegeben
werden, sich während des PJ voll auf die Ausbildung zu
konzentrieren. „In Ausbildungsberufen ist das bereits die Regel,
ebenso bei Rechtsreferendaren im juristischen
Vorbereitungsdienst“, heißt es in dem Beschluss des Ärztetages.
Die Aufwandsentschädigung dürfe nicht auf BAFöG-Leistungen
angerechnet oder mit Sachleistungen abgegolten werden.
Darüber hinaus forderte der 124. Deutsche Ärztetag alle noch
nicht am bundesweiten PJ-Portal teilnehmenden medizinischen
Fakultäten dazu auf, sich diesem Online-Vergabe-Tool
anzuschließen. Es sei Medizinstudierenden nicht vermittelbar,
weshalb die PJ-Bewerbung für die Lehrkrankenhäuser vonneunzehn Universitäten unkompliziert digital möglich sei, aber bei vielen anderen Fakultäten noch Formulare ausgefüllt werden müssten. „Dieser Flickenteppich muss durch die einheitliche Lösung des PJ-Portals ersetzt werden“, so der Ärztetag.
Pressemitteilung
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05.05.2021 Ärzteparlament fordert Nachbesserung beim Pandemiemanagement
Pressemitteilung der Bayerischen Landesärztekammer

 Der 124. Deutsche Ärztetag hat konkrete Konsequenzen aus dem Umgang mit der Corona-Pandemie in den letzten 15 Monaten gefordert. Das Pandemiemanagement und die Krisenreaktionsfähigkeit in Deutschland müssten dringend optimiert werden, konstatierten die Abgeordneten des Ärztetages in einem mit großer Mehrheit gefassten Beschluss zur gesundheits- und sozialpolitischen Generalaussprache.
Unter anderem sollten im Infektionsschutzgesetz feste Krisenstäbe der Bundesländer unter Einbezug der Landesärztekammern angelegt und die Pandemiepläne von Bund, Ländern, Kommunen und Gesundheitseinrichtungen ständig auf dem aktuellen Stand gehalten werden. Außerdem sollten Reserven für wichtige Medizinprodukte, Arzneimittel und Impfstoffe angelegt sowie die innereuropäischen Produktionsstandorte für Medizinprodukte und wichtige Arzneimittel ausgebaut werden, forderten die Abgeordneten nach einer gut dreistündigen Debatte über die Auswirkungen der Corona-Pandemie in Deutschland.
Der Deutsche Ärztetag, der in diesem Jahr coronabedingt als reine Online-Veranstaltung ausgetragen wird, ist das erste große Zusammentreffen der verfassten Ärzteschaft nach der Ausrufung des Pandemiefalls im März letzten Jahres durch die WHO.
Neben dem konkreten Pandemiemanagement hat sich der Ärztetag in seinem Grundsatzbeschluss mit dem strukturellen Reformbedarf im Gesundheitswesen befasst. Dazu zählen die Stärkung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, die Neuregelung der Krankenhausplanung und -finanzierung, die Sicherung ambulanter Versorgungsstrukturen, der Ausbau der Digitalisierung sowie weitere Anstrengungen zur Fachkräftegewinnung im Gesundheitswesen.
Darüber hinaus sprach sich das Ärzteparlament für die Stärkung der interprofessionellen Zusammenarbeit der Beschäftigten im Gesundheitswesen unter Berücksichtigung der spezifischen ärztlichen Fachkenntnisse und Erfahrungen aus. Vernetzung und Kooperationen innerhalb und zwischen den jeweiligen Versorgungsbereichen sollten nach dem Willen des Ärzteparlaments stärker gefördert werden.
Der Beschluss im Wortlaut:
Für ein zukunfts- und krisenfestes Gesundheitswesen
Das deutsche Gesundheitswesen ist durch die Coronapandemie vor die größte Herausforderung der letzten Jahrzehnte gestellt worden. Die leistungsstarken ambulanten und stationären Strukturen des Gesundheitswesens sowie der beispiellose Einsatz von Ärztinnen und Ärzten aus allen Versorgungsbereichen haben eine Überlastung des Gesundheitswesens verhindert.
Die vergangenen Monate haben aber auch Defizite offengelegt, unter anderem bei der personellen und technischen Ausstattung in den Einrichtungen des Gesundheitswesens, insbesondere in den Gesundheitsämtern, bei der Vernetzung der Meldestrukturen und beim digitalen Ausbau. Bund und Länder sind aufgefordert, diese Schwachstellen gemeinsam mit der ärztlichen Selbstverwaltung zu analysieren und das Gesundheitswesen in Deutschland zukunfts- und krisenfest aufzustellen.
Öffentlichen Gesundheitsdienst stärken
Die Amtsärztinnen und Amtsärzte sowie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben im Verlauf der Coronapandemie Herausragendes geleistet. In ihren Aufgabenbereich fallen unter anderem die Kontaktpersonennachverfolgung, das Quarantänemanagement von Infizierten und Verdachtsfällen, Testungen auf SARS-CoV-2, Prüfung und Kontrolle von Hygienekonzepten sowie die Organisation des Meldewesens. Es ist dem großen persönlichen Engagement der Beschäftigten im Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) zu verdanken, dass die Gesundheitsämter trotz unzureichender personeller und technischer Ausstattung diesen Aufgaben weitgehend nachgekommen sind.
Um die bestehenden Defizite im ÖGD zu beheben, ist die schnelle und umfassende Umsetzung des von Bund und Ländern geschlossenen Paktes für den Öffentlichen Gesundheitsdienst unerlässlich. Erforderlich ist darüber hinaus eine grundsätzliche Strukturreform des ÖGD. Sie muss unter anderem eine zentrale Stelle zur Koordination der Aktivitäten der einzelnen Gesundheitsämter und zur Entwicklung von technischen sowie inhaltlich-fachlichen Standards beinhalten. Flächendeckend sind alle Gesundheitsämter mit digitalen Kontaktnachverfolgungssystemen sowie einheitlichen Schnittstellen für eine Anbindung an das Robert Koch-Institut (RKI) auszustatten. Die ärztliche Leitung aller Gesundheitsämter in Deutschland ist zu gewährleisten. Zur personellen Aufstockung müssen Anreize für Ärztinnen und Ärzte geschaffen werden, im Öffentlichen Gesundheitsdienst tätig zu werden. Dafür ist eine tariflich gesicherte, arztspezifische Vergütung der Amtsärztinnen und Amtsärzte unabdingbar. Zur ärztlichen Nachwuchsförderung müssen die angedachten Maßnahmen der Novelle der Ärztlichen Approbationsordnung (ÄApprO) zur Stärkung des ÖGD bereits in der ärztlichen Ausbildung zeitnah und uneingeschränkt umgesetzt werden.
Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung zum Facharzt/Fachärztin für Öffentliches Gesundheitswesen sollten durch Einrichtung regionaler Weiterbildungsverbünde stärker unterstützt werden. Die Aufnahme des Öffentlichen Gesundheitswesens als Gebiet der "unmittelbaren Patientenversorgung" in die (Muster-)Weiterbildungsordnung 2018 bietet hierbei zusätzliche Kooperationsmöglichkeiten.
Patientengerechte Krankenhausplanung, -finanzierung und -vergütung sichern
Die Erfahrungen aus der Pandemie zeigen, dass Personalressourcen und Reservekapazitäten in der Krankenhausplanung sachgerechter definiert und finanziert werden müssen, als dies heute der Fall ist. Insbesondere sind der demografie- und morbiditätsbedingte Versorgungsbedarf sowie die dafür erforderlichen Personalressourcen prospektiv zu ermitteln und in der Krankenhausplanung zu berücksichtigen. Grundlegend ist ebenfalls eine stärkere Orientierung der Krankenhausplanung an der ärztlichen Weiterbildungsordnung, die den Stand des medizinischen Fortschritts und die Versorgungserfordernisse widerspiegelt. Eine moderne Krankenhausplanung muss zudem mehr kooperative Versorgungskonzepte, die Möglichkeiten der belegärztlichen Versorgung sowie sogenannte Mitversorgereffekte berücksichtigen.
Eine moderne Krankenhausplanung muss außerdem durch eine Neustrukturierung der Krankenhausinvestitionsfinanzierung und der Krankenhausvergütung flankiert werden. Bei der Krankenhausinvestitionsfinanzierung ist neben einem stärkeren Engagement der Bundesländer zur Auflösung des Investitionsstaus von derzeit mindestens sieben Milliarden Euro pro Jahr eine dauerhafte additive Kofinanzierung durch den Bund notwendig, allerdings unter Wahrung der grundgesetzlich verbrieften Krankenhausplanungshoheit der Länder.
Um dem zukünftigen Versorgungsbedarf gerecht zu werden und die Fehlanreize des G-DRG-Fallpauschalensystems zu beheben, ist eine grundlegende Reform der bisherigen erlösorientierten Krankenhausbetriebsmittelfinanzierung erforderlich. Diese muss sich gemäß dem krankenhausindividuellen Auftrag prioritär an den Kriterien tatsächlicher Personalbedarf, Personalentwicklung, Flächendeckung und Vorhalteleistungen ausrichten. Ein neues Krankenhausvergütungssystem muss - auch als Lehre aus der Coronapandemie - die Unterschiede der Kostenstrukturen der Krankenhäuser stärker abbilden und eine Kombination aus erlösunabhängigen pauschalierten Vergütungskomponenten zur Deckung von fallzahlunabhängigen Vorhaltekosten sowie einem fallzahlabhängigen Vergütungsanteil bilden. Die überfällige Reform des G-DRG-Systems sollte direkt nach der Bundestagswahl unter Einbindung der Expertise der maßgeblichen ärztlichen Verbände und Institutionen eingeleitet werden. Der 124. Deutsche Ärztetag 2021 schlägt hierzu die Einrichtung eines nationalen Krankenhausgipfels mit Vertretern der verfassten Ärzteschaft vor.
Zusätzlich sind kurzfristig gezielte und sachgerechte Lösungen zur ausreichenden Finanzierung stationärer Leistungen in der Coronapandemie erforderlich. Um Liquiditätsengpässe der Krankenhäuser zu vermeiden, muss gesetzlich sichergestellt werden, dass der Ganzjahreserlösausgleich für die Jahre 2021 und 2022 mindestens das Volumen des Jahres 2019 umfasst.
Arztpraxen bei Krisenbewältigung unterstützen
Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte und insbesondere auch die Medizinischen Fachangestellten tragen maßgeblich dazu bei, die Coronapandemie zu bewältigen und das Gesundheitssystem als Ganzes vor Überlastung zu schützen. Mehr als 90 Prozent der Patientinnen und Patienten mit Covid-19 werden von den niedergelassenen Haus- und Fachärzten betreut. Zudem übernehmen die Arztpraxen in Deutschland nach der Coronavirus-Testverordnung (TestV) eine Schlüsselfunktion bei der symptomatischen und asymptomatischen Testung auf das Virus. Im Sinne einer qualitativ hochwertigen Patientenversorgung, nicht nur in Krisenzeiten, sondern auch darüber hinaus, fordert der 124. Deutsche Ärztetag 2021 Bund und Länder dazu auf, diese leistungsstarken ambulanten Strukturen zu sichern und zukunftsfähig zu machen.
Die Coronapandemie hat die Abläufe in Haus- und Facharztpraxen oft einschneidend verändert. Der in der Coronapandemie eingeführte Schutzschirm für die Vertragsärztinnen und Vertragsärzte mit finanziellen Ausgleichszahlungen durch die Krankenkassen muss als Schutzinstrument für den Bedarfsfall dauerhaft im SGB V verankert werden. Um die Arztpraxen bei dem (auch für die Pandemiebewältigung notwendigen) Ausbau der Digitalisierung einschließlich der IT-Sicherheit zu unterstützen, sind analog dem Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) finanzielle Ausgleichsmechanismen für die weitere Digitalisierung des ambulanten Versorgungsbereichs zu schaffen. Zur Würdigung des herausragenden Einsatzes der Medizinischen Fachangestellten in der Pandemiebewältigung unterstützt der 124. Deutsche Ärztetag mit Nachdruck die Forderung des Verbandes medizinischer Fachberufe e. V., die Leistungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Praxen nach dem Vorbild der Pflege mit einem steuerfinanzierten Bonus zu würdigen.
Ärztlichen Nachwuchs fördern, attraktive Studienbedingungen schaffen
Die Coronapandemie zeigt deutlich auf, wie wichtig ein funktionierendes Gesundheitswesen für das gesamte gesellschaftliche Wohlergehen ist. Vor diesem Hintergrund sieht der 124. Deutsche Ärztetag 2021 den wachsenden Fachkräftemangel im deutschen Gesundheitswesen mit Sorge. So fiel der Zuwachs der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte im Statistikjahr 2020 mit einem Plus von 1,7 Prozent deutlich geringer aus als in den Vorjahren. Bei den jungen Ärztinnen und Ärzten aus dem Inland, die sich erstmalig bei einer (Landes-)Ärztekammer anmeldeten, verzeichnet die Statistik sogar einen Rückgang um 1,1 Prozent. Dem gegenüber steigt der Anteil der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte, die das 60. Lebensjahr bereits vollendet haben, kontinuierlich an. Jeder fünfte berufstätige Arzt wird bald aus dem Berufsleben ausscheiden. Diese Abgänge können mit dem gebremsten Zuwachs junger Ärztinnen und Ärzte nicht mehr kompensiert werden, zumal mit zunehmender Teilzeitquote unter Ärztinnen und Ärzten die zur Verfügung stehende Arztzeit sinkt.
In einer der ältesten Gesellschaften der Welt mit steigendem medizinischen Versorgungsbedarf ist deshalb die ärztliche Nachwuchsförderung mit guten Ausbildungsbedingungen unerlässlich.
Die Bundesländer sind gefordert, ausreichende Studienplatzkapazitäten im Fach Humanmedizin zu schaffen und diese auch nachhaltig zu finanzieren. Daneben ist eine moderne und qualitativ hochwertige Ausbildung Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche ärztliche Nachwuchsförderung. Der 124. Deutsche Ärztetag unterstützt die Zielsetzung der Bundesregierung, das Medizinstudium mit einer Reform der Ärztlichen Approbationsordnung an die sich ständig verändernden Versorgungsstrukturen, die demografische Entwicklung und die Dynamik der digitalen Möglichkeiten anzupassen. Der 124. Deutsche Ärztetag warnt aber vor einer kontraproduktiven Ausbildungsverdichtung im Medizinstudium. Die Ausbildung darf inhaltlich nicht überfrachtet werden, gegebenenfalls müssen Inhalte herausgenommen oder gekürzt werden. Im Zuge der Reform des Medizinstudiums und einer attraktiveren Ausgestaltung der Ausbildungsbedingungen ist außerdem die Verankerung einer Aufwandsentschädigung für die von den Studierenden geleistete Arbeit im Praktischen Jahr dringend erforderlich.
Um junge Ärztinnen und Ärzte nach absolvierter Facharztweiterbildung in der kurativen Medizin zu halten, sind attraktive berufliche Rahmenbedingungen in Kliniken und Praxen unerlässlich. Für den stationären Bereich fordert der 124. Deutsche Ärztetag deshalb eine patienten- und aufgabengerechte Personalausstattung sowie die Refinanzierung von Tariflohnsteigerungen nicht nur für die Pflege, sondern auch für den ärztlichen Dienst.
Um Ärzten den Schritt in die Niederlassung zu erleichtern bzw. Praxen in die Lage zu versetzen, junge Ärztinnen und Ärzte in Anstellung zu beschäftigen, sind stabile Rahmenbedingungen und deren nachhaltige Finanzierung notwendig. In einem ersten Schritt ist deshalb die extrabudgetäre Vergütung ärztlicher Grundleistungen im ambulanten Bereich zu realisieren. Ziel ist ein entbudgetiertes System mit festen sowie kostendeckenden Preisen für ärztliche Leistungen.
Interprofessionelle Zusammenarbeit stärken
Eine qualitativ hochwertige Patientenversorgung erfordert ein differenziertes und abgestimmtes Zusammenwirken aller Berufsgruppen im Gesundheitswesen. Die Ärzteschaft war und ist offen für eine an den aktuellen wie zukünftigen Versorgungserfordernissen orientierte Entwicklung neuer Berufsbilder beziehungsweise eine Anpassung bestehender Gesundheitsfachberufe an die sich ändernden Anforderungen.
Ärztinnen und Ärzte wünschen verstärkt kooperative Formen der Zusammenarbeit mit anderen im Gesundheitswesen tätigen Berufsgruppen sowie das Arbeiten im Team. Innerhalb dieser Teams müssen Qualifikationen, Aufgaben- und Verantwortungsbereiche unter Berücksichtigung ärztlicher Kernkompetenzen und Vorbehaltsaufgaben klar zugewiesen und definiert sein. Unter diesen Voraussetzungen können und sollten Konzepte für einen interdisziplinären, multiprofessionellen und ganzheitlichen Behandlungs- und Betreuungsansatz entwickelt werden. Ein wesentlicher Garant für die Arbeit im Team und eine gute Patientenversorgung ist dabei die Kommunikation zwischen den Mitgliedern der beteiligten Gesundheitsberufe. Kommunikation mit Patientinnen und Patienten sowie anderen Berufsgruppen allerdings erfordert Zeit - und diese Zeit muss auch zur Verfügung stehen. Die Ärzteschaft erwartet, dass die dafür notwendigen Voraussetzungen in allen Vergütungssystemen und für alle beteiligten Berufsgruppen geschaffen werden. Ferner ist eine konsequente Nachwuchsgewinnung bei Gesundheitsfachberufen, insbesondere bei Medizinischen Fachangestellten und im Bereich der Pflege, unerlässlich.
Menschen statt Margen in der Medizin
In der Coronapandemie hat es sich als großer Vorteil erwiesen, dass Deutschland in den vergangenen Jahren - vielen anderslautenden Forderungen zum Trotz - an einer flächendeckenden Krankenhausversorgung und einer starken ambulanten hausärztlichen und fachärztlichen Versorgung festgehalten hat. Eine der wichtigsten Lehren aus der Pandemie muss es deshalb sein, diese leistungsstarken Strukturen zu erhalten und auszubauen, statt sie auszudünnen und auf reine Kosteneffizienz zu trimmen, wie es in der Vergangenheit von verschiedenen Seiten gefordert und auch betrieben worden ist.
Trotz schwieriger Rahmenbedingungen ist die Richtschnur ärztlichen Handelns immer die ärztliche Ethik auf der Grundlage des Genfer Gelöbnisses. Wenn aber Ärztinnen und Ärzte von Klinik- und Kostenträgern sowie zunehmend auch von kapitalgetriebenen Fremdinvestoren im ambulanten Bereich angehalten werden, in rein betriebswirtschaftlichen Dimensionen zu denken und nach kommerziellen Vorgaben zu handeln, geraten sie in einen für sie schwer lösbaren Zielkonflikt.
Der 124. Deutsche Ärztetag 2021 fordert deshalb von der Politik ein klares Bekenntnis gegen zunehmende Kommerzialisierung im Gesundheitswesen. Diesem Bekenntnis müssen konkrete gesetzgeberische Maßnahmen folgen. Krankenhäuser sind Einrichtungen der Daseinsvorsorge und keine Industriebetriebe, die sich ausschließlich an Rentabilitätszahlen ausrichten. Dies muss sich in einer an den tatsächlichen Bedürfnissen der Patienten orientierten Krankenhausvergütung und Planung widerspiegeln. Im ambulanten Bereich häufen sich Übernahmen von Arztpraxen und anderen Gesundheitseinrichtungen durch Fremdinvestoren, z. B. durch sogenannte Private-Equity-Gesellschaften. Aufgrund der vorwiegend renditeorientierten Motivation dieser Fremdinvestoren besteht die Gefahr, dass medizinische Entscheidungen zugunsten einer kommerziell motivierten Leistungserbringung beeinflusst werden. Zu befürchten ist ferner eine Konzentration von investorenbetriebenen medizinischen Einrichtungen vor allem in Ballungsräumen. Der 124. Deutsche Ärztetag fordert deshalb eine Begrenzung der Beteiligungsmöglichkeiten von Finanzinvestoren in der ambulanten Versorgung. Insbesondere sind die Größe und der Versorgungsumfang von medizinischen Versorgungszentren (MVZ) zu begrenzen. MVZ-Gründungen durch Krankenhäuser sind an einen fachlichen und räumlichen Bezug zum Versorgungsauftrag zu koppeln. Anträge auf Zulassung sowie auf Anstellung eines Arztes sind dann abzulehnen, wenn das MVZ eine marktbeherrschende Stellung erlangt. Gewinnabführungs- und Beherrschungsverträge mit externen Kapitalgebern sind zu unterbinden. Darüber hinaus sollten in einem Register alle MVZ aufgeführt werden, damit mehr Transparenz für Patientinnen und Patienten sowie Ärztinnen und Ärzte über die im Bereich des im SGB V agierenden Finanzinvestoren geschaffen wird.
Krise als Treiber für Digitalisierung nutzen
Ein Effekt der Pandemie betrifft die Auswirkungen auf die Fortentwicklung der Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen. Während auf der einen Seite die Akzeptanz vieler digitaler Anwendungen, wie z. B. Videosprechstunden oder Telekonsile, deutlich gestiegen ist und es hier eine erfreuliche Dynamik gibt, legt die Pandemie auch die Defizite und Mängel der vergangenen Bemühungen um eine Digitalisierung im Gesundheitswesen offen.
Die Krise zeigt, wie weit einzelne Bereiche des Gesundheitswesens von einem sinnvollen, bedarfsgerechten und standardisierten Informationsfluss in den medizinischen Versorgungsprozessen entfernt sind. Die Ärzteschaft hat früh auf diese Defizite hingewiesen und sich konzeptionell für den weiteren Ausbau der digitalen Infrastruktur sowie digitaler Anwendungen in der Patientenversorgung eingesetzt. Bereits erprobte Anwendungen der Telematikinfrastruktur, wie der Notfalldatensatz und der Medikationsplan, sollten zügig in den Versorgungsalltag eingeführt werden, um den konkreten Nutzen der Telematik erfahrbar zu machen. Mit Sorge sieht der 124. Deutsche Ärztetag 2021 allerdings eine überhastete und vor allem politisch motivierte, viel zu enge Taktung weiterer Digitalisierungsschritte. Eine digitale Medizin wird nur dann auf Akzeptanz stoßen, wenn sie ihren Nutzen belegen kann, sie erprobt und praxistauglich ist und kein Qualitätsrisiko birgt. Digitalisierung muss auch einen Beitrag zur Entlastung von Ärztinnen und Ärzten von bürokratischen Tätigkeiten (z. B. Vermeidung von Mehrfacherhebung von Daten) leisten, damit die eingesparte Zeit direkt der Patientenversorgung zugutekommen kann. Um das zu gewährleisten, ist es zwingend erforderlich, neue digitale Anwendungen mit der dafür notwendigen Zeit und Genauigkeit auf ihre Praxistauglichkeit hin zu erproben. Die Ärzteschaft in Deutschland ist bereit, sich dabei weiterhin aktiv einzubringen.
Duales Krankenversicherungssystem fortentwickeln Das Gesundheitswesen hat in der Coronapandemie einmal mehr unter Beweis gestellt, dass es trotz regulatorischer Defizite allen Patientinnen und Patienten unabhängig von ihrem sozialen Status ein hohes Versorgungsniveau bietet und hochwertige Gesundheitsleistungen flächendeckend und wohnortnah erbringt. Abgesichert wird diese hohe Leistungsfähigkeit durch das duale Versicherungssystem mit den beiden Säulen gesetzliche Krankenversicherung (GKV) und private Krankenversicherung (PKV). Der 124. Deutsche Ärztetag 2021 begrüßt deshalb ausdrücklich das klare Bekenntnis der von der Bundesregierung eingesetzten Wissenschaftlichen Kommission für ein modernes Vergütungssystem (KOMV) zu dem Erhalt der Vergütungssystematiken in der vertragsärztlichen Versorgung und der privatärztlichen Versorgung und damit zu dem Erhalt des dualen Krankenversicherungssystems in Deutschland. Die Preisgabe dieser bewährten Strukturen zugunsten einer von Teilen der Politik geforderten Vereinheitlichung der Versicherungssysteme löst keine Probleme, sondern schafft nur neue. Mit der Einführung der Bürgerversicherung drohen Rationierung, Wartezeiten und Begrenzungen des Leistungskataloges.
Statt das duale Krankenversicherungssystem abzuwickeln, ist eine kontinuierliche Fortentwicklung und Anpassung an die Herausforderungen der Zukunft erforderlich. Diesem Ziel dient auch eine neue, rechtssichere und an die moderne wissenschaftliche Entwicklung angepasste Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ). Der 124. Deutsche Ärztetag fordert, dass die Modernisierung der GOÄ auf Grundlage der dafür geleisteten Vorarbeiten von Bundesärztekammer, PKV-Verband und Beihilfe in der nächsten Legislaturperiode prioritär umgesetzt wird.
Sektorendenken und Sektorengrenzen überwinden
Die enge Zusammenarbeit von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, Kliniken, Rehazentren und anderen Gesundheitseinrichtungen in der Corona-Pandemie trägt maßgeblich zu gut abgestimmten medizinisch-pflegerischen Behandlungsabläufen
bei und beugt einer Überlastung einzelner Versorgungsbereiche vor. Häufig gehen Kooperationsprojekte und Vernetzungen zwischen Einrichtungen innerhalb und zwischen den Sektoren auf das persönliche Engagement und die Eigeninitiative der in den Einrichtungen Tätigen zurück.
Strukturell erschweren jedoch nach wie vor die sektorale Gestaltung und die zunehmende Komplexität unseres Gesundheitswesens die Koordination und Kooperation zwischen ambulanter und stationärer Versorgung, Rehabilitation und Pflege. Gerade Patientinnen und Patienten mit komplexen Versorgungsbedarfen fühlen sich häufig überfordert.
Ein Gesundheitswesen, das die Bedarfe der Patientinnen und Patienten in den Mittelpunkt stellt, erfordert Konzepte für eine moderne sektorenverbindende Versorgungsplanung unter Berücksichtigung regionaler Strukturen sowie eine personelle und digitale Verknüpfung der Sektoren und neue interprofessionelle und intersektorale Kooperationsmodelle.
Angesichts der Herausforderungen unseres Gesundheitssystems, wie dem wachsenden Behandlungsbedarf in einer älter werdenden Gesellschaft mit einer zunehmenden Zahl multimorbider Patientinnen und Patienten, haben sich aus der Versorgung heraus, angepasst an die regionalen Erfordernisse vor Ort, bereits wegweisende Versorgungsmodelle entwickelt. Das Sozialgesetzbuch Fünftes Buch (SGB V) ermöglicht schon heute unterschiedliche Formen der Berufsausübung und Zusammenarbeit. Hierzu gehört neben der integrierten Versorgung nach den §§ 140a-d SGB V insbesondere die hausarztzentrierte Versorgung gemäß § 73b SGB V, die die Koordinations- und Integrationsfunktion der Hausärztinnen und Hausärzte in enger Zusammenarbeit mit anderen Fachärztinnen und Fachärzten fördert. Darüber hinaus gibt es in Deutschland bereits über 100 Praxisnetze, in denen eine intensive fachliche Zusammenarbeit zwischen Haus- und Fachärztinnen und -ärzten sowie dem stationären Sektor erfolgt. In ländlichen und strukturschwachen Regionen wurden regionale Gesundheitszentren und überörtliche Berufsausübungsgemeinschaften gegründet, in denen die
sektorenübergreifende und interprofessionelle Versorgung für eine definierte Region gebündelt wird. Gleichzeitig gilt es, das bewährte und rechtssichere Belegarztsystem zu fördern und weiterzuentwickeln. Alle Modelle gilt es, unter ärztlicher Leitung auszubauen, weiterzuentwickeln und nachhaltig zu finanzieren.
Sowohl die von der Regierung eingesetzte Bund-Länder-AG "Sektorenübergreifende Versorgung" als auch die angekündigte Reform der Notfallversorgung wurden in der laufenden Wahlperiode nicht weitergeführt. Insbesondere eine Reform der Notfallversorgung bietet allerdings die große Chance als Blaupause und Wegbereiter für die Gestaltung und Finanzierung einer engen sektorenverbindenden Zusammenarbeit.
Pandemiemanagement optimieren
Die Erfahrungen der letzten 14 Monate haben gezeigt, dass das Pandemiemanagement sowie die Krisenreaktionsfähigkeit im Falle einer pandemischen Lage dringend optimiert werden müssen. Im Infektionsschutzgesetz sollten feste Krisenstäbe der Bundesländer unter Einbezug der Landesärztekammern mit klar definierten Aufgaben und Handlungsmöglichkeiten angelegt werden. Notwendig sind gesetzlich vorgegebene regelmäßige Übungen für alle an der Umsetzung der Pläne Beteiligten, insbesondere für die Krankenhäuser vor Ort. Ferner sind die Pandemiepläne von Bund, Ländern, Kommunen und Gesundheitseinrichtungen zu aktualisieren. Für den Ernstfall müssen Reserven für relevante Medizinprodukte, wichtige Arzneimittel und Impfstoffe angelegt werden. Notwendig sind außerdem mehr innereuropäische Produktionsstandorte für Medizinprodukte und wichtige Arzneimittel, um sich von den Weltmärkten unabhängiger zu machen. Erforderlich sind europaweit vernetzte Meldestrukturen und der effiziente Aufbau einer zentralen europäischen Koordinierungsstelle, die kurzfristig Auftragsvergabeverfahren für dringend benötigte Arzneimittel oder Schutzausrüstung durchführen und die Verteilung organisieren kann.
Für ein besseres Verständnis des Infektionsgeschehens ist eine Steigerung der Obduktionsrate unerlässlich. Darüber hinaus bedarf es mindestens einer Verbesserung der Surveillance, um zu einer genaueren Beurteilung des Pandemiegeschehens zu kommen sowie eine flexibel ausgestaltete Impfpriorisierung, die jederzeit an das Infektionsgeschehen und die Impfmöglichkeiten angepasst werden kann. Neben der Impfstoffentwicklung und -produktion ist die Förderung der Forschung an Medikamenten zur Behandlung einer Covid-19-Erkrankung durch den Bund zu intensivieren.
Der 124. Deutsche Ärztetag 2021 stellt fest, dass es im Verlauf der Pandemie nicht in ausreichendem Maße gelungen ist, besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen, insbesondere in Alten- und Pflegeheimen, vor Ansteckung zu schützen. Aus dieser Erfahrung heraus sind geeignete Konzepte zum Schutz vulnerabler Gruppen in pandemischen Lagen zu erarbeiten. Einrichtungsbezogene Pandemiepläne müssen regelmäßig an möglicherweise neue organisatorische Gegebenheiten der Einrichtungen und medizinisch-wissenschaftliche Erkenntnisse angepasst werden. Neben der Fachkräftesicherung und der Nachwuchsförderung in der Altenpflege müssen die finanziellen, organisatorischen und strukturellen Voraussetzungen geschaffen werden, um Alten- und Pflegeheime im Hygiene- und Infektionskontrollmanagement zu unterstützen.
Der 124. Deutsche Ärztetag spricht sich außerdem für eine medizinisch-wissenschaftliche Evaluation aller Kollateraleffekte von Eindämmungs- und Schutzmaßnahmen im Hinblick auf den Zugang zur medizinischen Akutversorgung und zu notwendigen Vorsorgeleistungen sowie mögliche psycho-soziale Auswirkungen des Lockdowns aus. Für die weitere Krisenbewältigung und zur Vorbereitung auf zukünftige pandemische Lagen ist die Entwicklung von Handlungsstrategien zur Vermeidung derartiger Kollateraleffekte unerlässlich.
Der 124. Deutsche Ärztetag fordert die Etablierung eines ständigen multiprofessionellen Pandemierates mit medizinischer Expertise, der in die Beratungen von Bund und Ländern einzubinden ist.
Pressemitteilung
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05.05.2021 Digitaler grüner Pass?
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

„Ich denke, wir sind an einem Zeitpunkt angelangt, an dem Impfwillige geimpft und nicht nach Hause geschickt werden sollten, weil die Priorisierungs-gruppe vorher noch nicht völlig durchgeimpft worden ist. Und was für einen Impfstoff gilt, muss auch für alle anderen gelten. Zudem sollten auch Kinder und Jugendliche bei den Impfungen berücksichtigt werden, weil sich durch eine rasche Durchimpfung auch dieser Altersgruppen ein Sistieren der Pan-demie erreichen lässt“, so Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), in der Mai-Ausgabe des Bayerischen Ärzte-blatts.
Ziel müsse sein, eine zuverlässige, kontinuierliche, ausreichende und plan-bare Belieferung der Fach- und Hausarztpraxen mit allen zugelassenen Corona-Impfstoffen zu gewährleisten. Korrekturbedürftig sei die Regelung, dass der Impfstoff bis zur Kapazitätsgrenze an die Impfzentren ausgeliefert werde und lediglich der darüberhinausgehende Rest an die Arztpraxen.
Auch nach über einem Jahr Pandemie und nach mehr als hundert Tagen Impfkampagne habe uns Corona noch fest im Griff. Und viele fragten sich in diesem Frühjahr, wann Reisen endlich wieder möglich seien. Das Thema rief auch die EU-Kommission auf den Plan. Daher wurde ein Vorschlag über eine „Verordnung über einen Rahmen für die Ausstellung, Überprüfung und Anerkennung interoperabler Zertifikate zur Bescheinigung von Impfungen, Tests und der Genesung mit der Zielsetzung der Erleichterung der Freizügig-keit während der COVID-19-Pandemie (digitaler grüner Pass)“, herausgegeben.
Es erfüllt Quitterer jedoch mit Sorge, dass bis heute keine konkreten Ausfüh-rungen bezüglich der Ausstellung dieses digitalen grünen Passes existieren. Die Ausstellung des digitalen Impfnachweises soll in den Arztpraxen und Impfzentren auf Wunsch der Patienten erfolgen. „Es ist zu befürchten, dass hier etwas auf uns Ärztinnen und Ärzte zurollt, wenn wir mit dem digitalen Impfpass zu ‚Reisedokument-Ausstellern‘ werden.“ Dieser digitale europäi-sche Immunitätsausweis müsse für alle barrierefrei ausgestaltet sein. Seine Einführung dürfe keinesfalls mit zusätzlichem bürokratischen Aufwand für die Fach- und Hausarztpraxen verbunden sein und müsse unabhängig von der ambulanten Versorgung über die Praxissoftware ausgestaltet werden.
Mehr zu „Digitaler grüner Pass? “ lesen Sie im Leitartikel der Mai-Ausgabe 2021 des Bayerischen Ärzteblatts unter www.bayerisches-aerzteblatt.de.
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04.05.2021 Magnesium-Chemie auf den Kopf gestellt
uni | mediendienst | forschung Nr. 45/2021

FAU-Forschungsteam entdeckt vollkommen neuartige Magnesium-Komplexe
Die internationale Wissenschaftsgemeinschaft ist sich einig: Die neuesten Ergebnisse eines Forschungsteams der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) stellen die komplette Magnesium-Chemie auf den Kopf. Die Forscherinnen und Forscher haben Magnesium, das in chemischen Verbindungen normalerweise zweifach positiv geladen ist, in der elementaren Oxidationsstufe Null entdeckt. Ihre bahnbrechenden Erkenntnisse veröffentlichten sie in der renommierten Fachzeitschrift Nature.
Magnesium (Mg) ist im Periodensystem der Elemente ein Metall mit niedriger Elektronegativität: Das heißt, es zieht Elektronen kaum an und verliert bei chemischen Reaktionen beide in der äußeren Schale vorhandenen Elektronen leicht. In Verbindung mit anderen Elementen kommt es in der Natur daher nur als positiv geladenes Mg2+-Kation vor. In dieser stabilsten Form findet man Mg2+ auch in verschiedenen Mineralien oder in Chlorophyll, dem Farbstoff, der Pflanzen grün macht.
Das FAU-Team um Prof. Dr. Sjoerd Harder, Lehrstuhl für Anorganische und Metallorganische Chemie, entdeckte nun erste Mg Komplexe, in denen das Metall die Oxidationsstufe Null hat. Oxidationszahlen in chemischen Verbindungen geben die Ionenladung der Atome an, das heißt hier, dass es den Forschenden sozusagen gelungen ist, elementares Mg in Komplexverbindungen zu isolieren.
Wie so oft in der Wissenschaft handelte es sich auch hierbei um eine zufällige Entdeckung: Das Forschungsteam hatte vor, Magnesium-Magnesium-Bindungen zu spalten, um Magnesium-Radikale herzustellen. Bei dieser Synthese wurde Natriummetall eingesetzt. Der Versuchsaufbau sah vor, dass Natrium ein Elektron an Magnesium abgeben sollte. Doch erstaunlicherweise gaben zwei Natrium-Atome Elektronen an Magnesium ab und es bildete sich ein zuvor noch nie beobachteter Mg(0)-Komplex. Die Mg-Zentren in diesen Komplexen tragen aufgrund von einer einzigartigen Magnesium-Natrium-Bindung formal sogar eine negative Ladung und reagieren dadurch völlig anders als gewöhnliche Mg2+-Verbindungen. Während die elektronenarmen Mg2+-Kationen Elektronen aufnehmen können, reagiert das elektronenreiche Mg(0) wie ein negativ geladenes Anion durch Elektronenabgabe.
Dieser Komplex ist in organischen Lösungsmitteln wie Toluol oder Benzol löslich und ein extrem starkes Reduktionsmittel, also ein Stoff, der Elektronen an einen anderen Stoff abgibt. Bereits leichtes Erhitzen führte in den Experimenten dazu, dass Mg(0) seine Elektronen teilweise an das positiv geladene Natrium-Kation (Na+) abgab, welches hierdurch zu elementarem Natriummetall (Na0) wurde. Dabei ist Natrium ein Metall, das normalerweise selbst eine starke Tendenz zur Abgabe von Elektronen hat. Bei dieser Reaktion entstand ein neuartiger Komplex: drei Magnesium-Atome, die sich wie Perlen auf einer Kette hintereinander aufreihen. Dieser dreikernige Magnesium-Cluster reagiert wie atomares Mg(0) und kann als das kleinste Stück Magnesiummetall angesehen werden – ein Stück Metall, das in dieser Form in organischen Lösungsmitteln löslich ist. Diese neue Klasse der Magnesium-Komplexe stellt die Magnesium-Chemie komplett auf den Kopf. Die FAU-Forschenden um Prof. Harder erwarten eine weitere ungewöhnliche Reaktivität dieses löslichen, extrem starken Reduktionsmittels.
Zur Originalpublikation:
https://dx.doi.org/10.1038/s41586-021-03401-w  
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Sjoerd Harder
Lehrstuhl für Anorganische und Metallorganische Chemie
Tel.: 09131/85-27350
sjoerd.harder@fau.de  
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04.05.2021 Jetzt die richtigen Lehren aus der Pandemie ziehen
Pressemedlung der Bayerischen Landesärztekammer

„Das Gesundheitswesen in Deutschland ist in der Corona-Pandemie enorm belastet. Es war aber zu keinem Zeitpunkt überlastet. Eine der wichtigsten Lehren aus der Pandemie muss deshalb sein, leistungsstarke Strukturen unseres Gesundheitswesens zu sichern, statt sie auszudünnen und auf reine Kosteneffizienz zu trimmen.“ Das forderte Bundesärztekammerpräsident Dr. Klaus Reinhardt zum Auftakt des 124. Deutschen Ärztetages, der heute und morgen coronabedingt als reine Onlineveranstaltung stattfindet.
Die vergangenen Monate hätten aber auch Defizite in der Organisation des Gesundheitswesens gezeigt. Der Bundesärztekammerpräsident forderte eine strukturell und personell bessere Ausstattung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes. „Es ist dem großen persönlichen Engagement der Mitarbeiter zu verdanken, dass die Gesundheitsämter trotz unzureichender personeller und technischer Ausstattung ihren vielfältigen Aufgaben in dieser Krise weitgehend nachkommen konnten“, so Reinhardt. Neben einer modernen technischen Ausstattung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, etwa zur effizienteren Kontaktnachverfolgung und zur besseren Koordination der Ämter untereinander sowie mit Praxen und Kliniken, werde dringend mehr Personal gebraucht. „Dafür ist eine tariflich gesicherte, arztspezifische Vergütung für die Ärztinnen und Ärzte in den Gesundheitsämtern grundlegend.“
Notwendig seien darüber hinaus eine bundesweit abgestimmte Klinikplanung und mehr länderübergreifende Kooperationen. „Wir müssen den steigenden Personalbedarf sowie Reservekapazitäten für Notfälle viel stärker als bisher in der Krankenhausplanung und bei der Krankenhausfinanzierung berücksichtigen“, erklärte der BÄK-Präsident.

Nachholbedarf diagnostizierte Reinhardt auch bei der Digitalisierung. So sei in den letzten Monaten das Potenzial von Telemedizin und Videosprechstunden als Ergänzung zu herkömmlichen Versorgungsformen deutlich geworden. „Die Pandemie hat aber auch gezeigt, wie weit einzelne Bereiche des Gesundheitswesens von einem sinnvollen, bedarfsgerechten und standardisierten Informationsfluss in den medizinischen Versorgungsprozessen entfernt sind“, so Reinhardt. Er warnte gleichzeitig vor einer Digitalisierung als reinem Selbstzweck. Sie müsse sich in erster Linie an den Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten orientieren.
Nachdem das Bundesverfassungsgericht im vergangenen Jahr das gesetzliche Verbot der geschäftsmäßigen Sterbehilfe in Deutschland für verfassungswidrig erklärt hatte, wird sich der Deutsche Ärztetag außerdem intensiv mit der Suizidbeihilfe in Deutschland befassen. „Auf diesem Ärztetag werden wir die berufsrechtlichen Implikationen des Urteils eingehend erörtern und darüber diskutieren, ob und wenn ja wie wir unsere Berufsordnung an dieser Stelle anpassen müssen.“ Vor dem Hintergrund der aktuellen parlamentarischen Beratungen über ein Sterbehilfegesetz wies Reinhardt darauf hin, dass das Bundesverfassungsgericht zwar das Verbot der geschäftsmäßigen Suizidbeihilfe gekippt, gleichzeitig aber auf Schutzkonzepte und Sicherungsmechanismen hingewiesen habe. „Wir müssen selbsternannten Sterbehelfern und Sterbehilfeorganisationen Grenzen setzen. Deshalb ist es gut, dass der Bundestag in die Debatte über dieses wichtige Thema eingestiegen ist.“

29.04.2021 Gangstörungen durch Kleinhirnschädigung beim atypischen Parkinson-Syndrom
uni | mediendienst | forschung Nr. 43/2021

Zusammenhang von FAU-Forschungsteam entdeckt

Das Forschungsteam der Molekularen Neurologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) hat einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen der Schädigung des Kleinhirns und Gleichgewichts- sowie Gangstörungen beim atypischen Parkinson-Syndrom aufgezeigt. Die Ergebnisse wurden kürzlich im Fachjournal Acta Neuopathologica Communications veröffentlicht.

Wer am atypischen Parkinson erkrankt ist, leidet neben den klassischen Symptomen wie Muskelsteifheit und Zittern noch an weiteren Symptomen, die bisher unheilbar und nur begrenzt symptomatisch behandelbar sind. Betroffene leiden vor allem unter schweren Gleichgewichts- und Gangstörungen sowie niedrigem Blutdruck, Inkontinenz und Verstopfung.

Ein FAU-Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Dr. Jürgen Winkler, Molekular-Neurologische Abteilung in der Neurologischen Klinik, und Prof. Dr. Stephan von Hörsten, Professur für Experimentelle Biomedizin, haben zusammen mit einem Team der Universität Regensburg einen wichtigen Zusammenhang aufgezeigt: Sie stellten fest, dass beim atypischen Parkinson ein instabiler Gang mit speziellen Nervenzellverlusten im Kleinhirn assoziiert ist. Außerdem entdeckten sie, dass bestimmte Gangmuster mit der Schwere der Erkrankung einhergehen und somit zur Vorhersage des Krankheitsverlaufs geeignet sind. Das Wissen könnte zukünftig eingesetzt werden, um neue Therapieansätze zu testen.

Zur Originalpublikation:
DOI: 10.1186/s40478-021-01166-x
Human alpha-synuclein overexpressing MBP29 mice mimic functional and structural hallmarks of the cerebellar subtype of multiple system atrophy.

Weitere Informationen:
Lisa Mészáros, 09131/85-35881, lisa.meszaros@uk-erlangen.de
Dr. Alana Hoffmann, 09131/85-35881, alana.hoffmann@uk-erlangen.de
Prof. Dr. Jürgen Winkler, 09131/85-39323, juergen.winkler@uk-erlangen.de


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28.04.2021 Mithilfe von künstlicher Intelligenz Antigene entwickeln
uni | mediendienst | forschung Nr. 41/2021

270.000 Euro Förderung für Forschungsprojekt über verbesserte Immunabwehr

Als Immunzellen schützen T-Zellen den menschlichen Organismus vor Infektionen und Krebserkrankungen. Ein Proteinkomplex, der auf ihrer Zelloberfläche verankert ist, der sogenannte T-Zell-Rezeptor, sorgt dafür, dass die T-Zelle vor allem körperfremden Antigenen zugewiesen wird und so in der Regel Autoimmunreaktionen verhindert werden. Da der menschliche Körper Milliarden unterschiedlicher TZRs beherbergt, ist die Zuordnung des richtigen T-Zell-Rezeptors und seines spezifischen Antigens für Wissenschaftler eine große Herausforderung. Unter der Leitung von Dr. Kilian Schober will eine Forschergruppe am Mikrobiologischen Institut – Klinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene (Direktor: Prof. Dr. Christian Bogdan) des Universitätsklinikums Erlangen jetzt die Heterogenität der T-Zell-Rezeptoren entschlüsseln. Dazu kartografieren die Mikrobiologen mithilfe von künstlicher Intelligenz T-Zell-Populationen, die nach einer Impfung gegen das Gelbfiebervirus entstehen. Die Else-Kröner-Fresenius-Stiftung wird das Forschungsprojekt mit einer Fördersumme in Höhe von 270.000 Euro über einen Zeitraum von drei Jahren unterstützen.

Dr. Schober: „Wir wollen verstehen, wie mithilfe des TZRs über die jeweilige Bestimmung der T-Zellen entschieden wird und auf Basis dieser Ergebnisse genetisch entwickelte therapeutische T-Zellen mit ausgewählten T-Zell-Rezeptoren herstellen.“ Dazu kombinieren der Wissenschaftler und sein Team die Untersuchungsergebnisse einer Studie von Gelbfieberimpflingen mit künstlicher Intelligenz, um zu prognostizieren, welches Ziel ein T-Zell-Rezeptor erkennen wird. „Mithilfe von künstlicher Intelligenz wollen wir die therapeutisch attraktiven T-Zell-Rezeptoren und ihre Ziele identifizieren. Ziel ist es, Impfungen sowie die Therapie von Erkrankungen, bei denen T-Zellen eine maßgebliche Rolle spielen, durch die neuen Erkenntnisse nachhaltig zu verbessern“, erläutert der Mikrobiologe.

Gelbfieber als Modell für T-Zell-Immunität
Gelbfieber ist eine tropische Viruserkrankung, die durch Stechmücken übertragen wird. Die Gelbfieberimpfung löst eine hochwirksame und sehr langlebige Immunität aus, die maßgeblich von T-Zellen getragen wird. Die Impfung bietet sich deshalb als aussagekräftiges Modell für die systematische Untersuchung einer entstehenden T-Zell-Immunität des Menschen an, weil die Impflinge in Deutschland zuvor so gut wie gar keinen Kontakt mit dem Gelbfiebervirus hatten.

Bedeutung der T-Zellen
T-Zellen entstehen zunächst als Blutzellen im Knochenmark und entwickeln sich erst in der Thymusdrüse zu Immunzellen. Die Drüse befindet sich in der Mitte des Brustbeins und stellt einen wichtigen Teil des menschlichen Immunsystems dar. Mithilfe des T-Zell-Rezeptors erkennen T-Zellen körperfremde Strukturen, wenn diese auf einer körpereigenen Zelle präsentiert werden und werden dadurch zur Immunabwehr aktiviert. Damit sie keine körpereigenen Antigene erkennen und so Autoimmunkrankheiten auslösen, durchlaufen T-Zellen eine negative Selektion, in der die fehlgesteuerten Zellen vernichtet werden.

Else Kröner-Fresenius-Stiftung
Unter der Leitlinie „Forschung fördern. Menschen helfen“ wurde die Else-Kröner-Fresenius-Stiftung im Jahr 1983 von der Unternehmerin Else Kröner, geborene Fernau, gegründet und zu ihrer Alleinerbin eingesetzt. Die gemeinnützige Stiftung widmet sich der Förderung medizinischer Forschung und unterstützt medizinisch-humanitäre Projekte. Nähere Informationen zur Stiftung auf der Website unter www.ekfs.de

Weitere Informationen:
Dr. Kilian Schober
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27.04.2021 Neuer Therapieansatz bei Colitis ulcerosa erstmals angewendet
uni | mediendienst | forschung Nr. 40/2021

Weltweit erster Patient im Uni-Klinikum Erlangen behandelt
Der gesamte Darm ist mit einer Oberfläche von knapp 400 Quadratmetern und acht Metern Länge unser größtes Immunorgan. Hier befindet sich ein Gleichgewicht zwischen entzündungsfördernden und -hemmenden Faktoren. Reagiert die körpereigene Abwehr allerdings über, führt das zu Entzündungen, die nicht mehr abklingen – so wie bei Colitis ulcerosa. Die chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED), die hauptsächlich den Dickdarm betrifft, kommt weltweit immer häufiger vor. Betroffene leiden an anhaltenden blutigen Durchfällen und krampfartigen Bauchschmerzen, die die Lebensqualität oft stark beeinträchtigen. Einer von ihnen ist Tim Klaenfoth. Die Beschwerden des heute 22-Jährigen begannen schon 2015, doch auch unzählige Behandlungsversuche mit verschiedenen Therapeutika brachten keine anhaltende Besserung. Tim Klaenfoth setzte deshalb seine ganze Hoffnung in eine neuartige Therapie, die er jetzt als weltweit erster Colitis-ulcerosa-Patient im Deutschen Zentrum Immuntherapie (DZI) am Universitätsklinikum Erlangen im Rahmen einer durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft geförderten Studie verabreicht bekam: Körpereigene regulatorische T-Helferzellen (Treg) sollen das Gleichgewicht in seinem Darm wiederherstellen und so die chronische Entzündung abklingen lassen.

Bei Tim Klaenfoth fing es mit Magen-Darm-Beschwerden und Durchfällen an. Nach einer Darmspiegelung stellte ein Gastroenterologe bei dem damals 16-Jährigen die Diagnose Colitis ulcerosa. Tim Klaenfoth ging es nach und nach immer schlechter, bei 1,80 Meter Körpergröße wog der Jugendliche bald nur noch 57 Kilogramm. „Ich war schwach und konnte kaum aufstehen. Irgendwann bin ich dann in die Notaufnahme gegangen“, erinnert sich Tim Klaenfoth. Er wurde stationär behandelt und bekam Medikamente zur Eindämmung der Symptome. „Ich dachte damals, mein Leben wäre vorbei. Im ersten Jahr konnte ich meine Erkrankung nur schwer akzeptieren“, schildert der junge Mann seine damalige Situation. Verschiedenste Behandlungsmethoden brachten nicht den gewünschten Erfolg. Die Symptome besserten sich nicht oder kamen bald vollständig zurück. „2016 hatte ich dann genug von den vielen Behandlungen und ich brach die Therapie ab. Daraufhin war ich sogar ein Jahr lang symptomfrei. Aber danach kamen die Beschwerden wieder und ich ließ mich an der Charité behandeln“, sagt Tim Klaenfoth. Die Berliner Ärzte machten den jungen Mann dann auf ein Verbundprojekt zwischen der Charité – Universitätsmedizin Berlin und dem Uni-Klinikum Erlangen aufmerksam, da er alle bislang zur Verfügung stehenden Therapieoptionen ausgeschöpft hatte. Für die vielversprechende experimentelle Therapie nahm Tim Klaenfoth die über 400 Kilometer lange Anreise in die Hugenottenstadt gern in Kauf.

Balanceakt der T-Zellen
„Im gesunden menschlichen Körper besteht ein Gleichgewicht zwischen entzündungsfördernden T-Zellen, den sogenannten Effektor-T-Zellen, und entzündungshemmenden regulatorischen T-Zellen, den Treg“, erklärt Prof. Dr. Raja Atreya, Leiter des Schwerpunkts CED sowie Oberarzt der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof Dr. Markus F. Neurath) und des DZI am Uni-Klinikum Erlangen. Treg sind eine spezialisierte Untergruppe von T-Zellen mit stark entzündungshemmenden Eigenschaften. Sie haben die Funktion, die Aktivierung des Immunsystems in bestimmten Situationen zu unterdrücken, und verhindern dadurch eine Entzündungsreaktion. „Es konnte wissenschaftlich nachgewiesen werden, dass bei Patienten mit Colitis ulcerosa das Gleichgewicht zwischen Effektor-T-Zellen und regulatorischen T-Zellen gestört ist“, so Prof. Atreya. „Die Treg sind dabei nicht in ausreichender Konzentration vorhanden und die entzündungsfördernden T-Zellen somit in der Überzahl.“

Körpereigene T-Zellen gewinnen und zurückführen
Der Ansatz der Erlanger Wissenschaftler: Aus dem Blut des Patienten werden mittels Leukapherese, also der Blutzelltrennung, zuerst körpereigene regulatorische T-Zellen gewonnen und diese anschließend im Reinraumlabor vermehrt. Die körpereigenen Treg werden dem Patienten anschließend als einmalige Infusion wieder zurückgegeben. PD Dr. Bosch-Voskens, Oberärztin der Hautklinik (Direktorin: Prof. Dr. Carola Berking) des Uni-Klinikums Erlangen, erklärt: „So wollen wir das natürliche Gleichgewicht der verschiedenen T-Zellen im Darm wiederherstellen und die entzündlichen Veränderungen der Darmschleimhaut damit zum Abheilen bringen. Im Tiermodell hat sich bereits gezeigt, dass der therapeutische Einsatz von Treg einen heilenden Effekt hat. Wir sind deshalb äußerst zuversichtlich, dass dieser Ansatz auch bei Herrn Klaenfoth ein positives Ergebnis bringen wird.“ Im DZI besteht für Patienten wie Tim Klaenfoth die besondere Möglichkeit, im Rahmen von Studien eine neue Behandlungsoption wahrzunehmen, die andernorts noch nicht zur Verfügung steht. Die Treg-Studie im Sonderforschungsbereich Transregio 241 wurde in Kooperation mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin konzipiert und wird von Dr. Bosch-Voskens und Prof. Atreya unter der Leitung von Prof. Dr. Markus F. Neurath durchgeführt.

Weltweit erster behandelter Colitis-ulcerosa-Patient
Tim Klaenfoth ist der weltweit erste Patient mit Colitis ulcerosa, der die Treg-Therapie erhalten hat. Nach nur etwa 30 Minuten hatte der 22-Jährige die Infusion der aufbereiteten Zellen hinter sich. Im Anschluss wurden Tim Klaenfoths Temperatur und Blutdruck regelmäßig kontrolliert: zuerst jede Viertelstunde, danach jede Stunde und später alle drei Stunden – auch nachts. „Die Infusion an sich habe ich vertragen. Durch die ständige Überwachung bin ich etwas müde“, berichtet Tim Klaenfoth. Ansonsten gehe es ihm gut. Hinter dem Präparat steckt jedoch jahrelange Forschung. Seit 2012 arbeiteten die Erlanger Wissenschaftler der Medizin 1 und der Hautklinik daran, ein Produkt aus körpereigenen regulatorischen T-Zellen in der benötigten Qualität und Menge herzustellen, das die Entzündungsreaktion bei Colitis ulcerosa zurückgehen lässt. Das Ziel der aktuell laufenden Phase-I-Studie ist es, die Verträglichkeit und Sicherheit der Infusion von körpereigenen regulatorischen T-Zellen für Patienten mit Colitis ulcerosa nachzuweisen. Die Erlanger Forscher erwarten sich außerdem eine Aussage darüber, ob die Tregs tatsächlich in den Darm einwandern und dort die aktive Entzündung der Darmschleimhaut hemmen. So wollen sie es künftig ermöglichen, mehr Colitis-ulcerosa-Patienten eine wirksame Therapie anbieten zu können.

„Weltweit wurden bisher ca. 160 Patientenfälle veröffentlicht, die eine ähnliche Infusion mit regulatorischen T-Zellen erhalten haben. Der Einsatz bei Colitis ulcerosa wurde bislang noch nicht erprobt. Wir sind daher sehr stolz, diesen Therapieansatz nun bei uns in Erlagen weltweit zum ersten Mal durchzuführen“, freut sich Prof. Neurath. Bei Tim Klaenfoths nächstem Besuch am Uni-Klinikum Erlangen wird sich nach der geplanten Darmspiegelung dann zeigen, ob die Entzündung zurückgegangen ist und die Therapie erfolgreich war. „Meine Lebensqualität würde sich dadurch mindestens verdoppeln. Ich möchte mich endlich wieder frei bewegen können“, sagt Tim Klaenfoth. Damit stünde seinem erfolgreichen Studienabschluss in Schweden nichts mehr im Weg und sein Traum von einem Auslandsaufenthalt in Japan käme ein ganzes Stück näher.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Raja Atreya
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22.04.2021 Auch gemäßigte Bewegung hält gesund
uni | mediendienst | forschung Nr. 38/2021

Erlanger Sportwissenschaftler belegt mit aktueller Studie die hohe Wirksamkeit von moderatintensivem Intervalltraining (MIIT)
Körperliche Aktivität tut mehr als gut: Wer sich regelmäßig bewegt, unterstützt seine Gesundheit und minimiert nachweislich das Risiko für zahlreiche chronische Erkrankungen. Weil viele Menschen im Alltag nicht genügend Zeit für Ausdauersport haben, gewinnen effiziente Sportprogramme, wie zum Beispiel das hochintensive Intervalltraining – kurz HIIT – zunehmend an Bedeutung. „Das HIIT ist eine spezielle Form des Ausdauertrainings, bei der sich kurze, intensive Belastungsphasen und Erholungsphasen abwechseln“, erläutert Dr. Dejan Reljic, Leiter des Bereichs Sportwissenschaft und Leistungsphysiologie am Hector-Center für Ernährung, Bewegung und Sport des Universitätsklinikums Erlangen. „Studien mit stark adipösen Patienten zeigen, dass sich dank eines HIITs zum Beispiel die Herz-Kreislauf-Leistung, der Blutdruck oder der Körperfettanteil verbessern“, berichtet Dr. Reljic. Der Sportwissenschaftler entwickelte deshalb ein extrem effizientes HIIT-Programm mit einer Dauer von zweimal 14 Minuten pro Woche, das am Hector-Center des Uni-Klinikums Erlangen erfolgreich bei verschiedenen Patientengruppen eingesetzt wird. Mit einer aktuellen Vergleichsstudie belegt Dr. Reljic jetzt erstmals, dass nicht nur ein HIIT, sondern auch ein moderatintensives Intervalltraining (MIIT), die Gesundheitswerte von adipösen Patienten signifikant verbessert: „Das bedeutet, dass das Intervalltraining selbst dann einen gesundheitlichen Nutzen hat, wenn es lediglich mit moderater Intensität durchgeführt wird“, sagt der Sportwissenschaftler.
„Intervalltrainings sind deshalb attraktiv, weil dabei mit einem überschaubaren Zeitaufwand gesundheitsprotektive Effekte zu erzielen sind“, betont Dejan Reljic. „Bereits nach wenigen Wochen konnten wir bei adipösen Patienten dank des HIIT-Trainings in Kombination mit angepasster Ernährung neben einer Gewichtsreduktion auch klinisch signifikante Verbesserungen des kardiometabolischen Risikoprofils beobachten“, berichtet Prof. Dr. Yurdagül Zopf, Leiterin des Hector-Centers und Sprecherin des Adipositaszentrums des Uni-Klinikums Erlangen. „Diese Verbesserungen sind teilweise sogar vergleichbar mit solchen einer medikamentösen Therapie.“
MIIT – Vergleichsstudie mit moderater Belastungsfrequenz
„Die in einem HIIT enthaltenen kurzen, hochintensiven Belastungsphasen mit mehr als 80 Prozent der maximalen Herzfrequenz sind auch von untrainierten Patienten grundsätzlich gut zu bewältigen“, erklärt Dr. Reljic. „Es gibt insgesamt nur wenige Kontraindikationen, bei denen ein solches Training nicht möglich ist.“ Dennoch untersuchte der Sportwissenschaftler jetzt in einer aktuellen Vergleichsstudie, ob das extrem zeiteffiziente HIIT-Programm auch bei einer geringeren Belastungsintensität immer noch gesundheitsförderliche Effekte erzeugen kann. Hierfür wurden insgesamt 117 adipöse Patienten mit metabolischem Syndrom entweder dem HIIT (Intervalle mit einer Belastung von mehr als 80 Prozent der maximalen Herzfrequenz) oder einem MIIT (Intervalle mit einer Belastung von weniger als 80 Prozent der maximalen Herzfrequenz) oder aber einer Kontrollgruppe ohne jegliches Training zugeteilt. Alle Studienteilnehmer erhielten zudem eine Ernährungsberatung zur Unterstützung der Gewichtsreduktion. Nach der zwölfwöchigen Trainingsphase verbesserten die Teilnehmer der HIIT-Gruppe ihre Herz-Kreislauf-Leistung und kardiometabolischen Risikomarker erwartungsgemäß am stärksten. Allerdings zeigte sich auch bei der MIIT-Gruppe eine signifikante Verbesserung der Leistungsfähigkeit und des kardiometabolischen Risikoprofils. Die Teilnehmer der Kontrollgruppe ohne jegliches Intervalltraining konnten hingegen lediglich ihr Gewicht reduzieren.
MIIT als Vorbereitung für HIIT
„Wenn keine Kontraindikationen bestehen, empfehlen wir unseren Patienten die intensivere Variante HIIT, da diese effektiver ist. In jedem Fall sollte neben einer Ernährungsumstellung mit Reduktion der Kalorienzufuhr auch eine verstärkte körperliche Aktivität angestrebt werden, um das kardiometabolische Risikoprofil optimal zu verbessern“, betont Dr. Reljic. „Für Personen, die ein HIIT noch nicht umsetzen oder sich nicht für ein intensiveres Training motivieren können, kann MIIT eine gute Alternative oder eine vorbereitende Trainingsmodalität darstellen“, resümiert der Sportwissenschaftler.
Link zur Studie: https://www.nature.com/articles/s41598-021-82372-4  
Weitere Informationen:
Dr. Dejan Reljic
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21.04.2021 Nasenspray gegen COVID-19
uni | mediendienst | forschung Nr. 36/202

Erste Studienergebnisse zu einem Wirkstoff aus der Rotalge sind laut Erlanger Virologen vielversprechend
Nasenspray mit Iota-Carragelose – einem natürlichen Wirkstoff aus der Rotalge – könnte vor SARS-CoV-2-Infektionen schützen. Darauf weisen erste Ergebnisse aus Studien mit Krankenhauspersonal hin. Mehrere Laboruntersuchungen belegten in Zellversuchen bereits die Wirkung von Carragelose gegen das Coronavirus. Vor diesem Hintergrund könnte das spezielle Nasenspray die allgemeinen Schutzmaßnahmen gegen SARS-CoV-2 unterstützen und Infektionen vorbeugen.
Risikoreduktion um 80 Prozent
Carragelose wird aus Rotalgen gewonnen. Der natürliche Wirkstoff bildet einen Schutzfilm als physikalische Barriere und verhindert so, dass Viren die Schleimhaut infizieren, ihre Erbinformation in die Schleimhautzellen einschleusen und sich dort vermehren und ausbreiten. Dieser Mechanismus funktioniert bei vielen Erkältungsviren und – neuesten Erkenntnissen zufolge – auch beim Coronavirus SARS-CoV-2. „Ein Carragelose-haltiges Nasenspray bewirkt eine 80-prozentige relative Risikoreduktion für eine Infektion mit SARS-CoV-2“, sagt Prof. Dr. Ulrich Schubert, Forscher am Virologischen Institut – Klinische und Molekulare Virologie (Direktor: Prof. Dr. Klaus Überla) des Universitätsklinikums Erlangen.
Diese Erkenntnis stammt aus einer argentinischen Studie mit fast 400 Teilnehmern, die täglich direkten Kontakt zu COVID-19-Erkrankten hatten. Die gleichmäßig auf zwei Gruppen aufgeteilten Probanden verwendeten drei Wochen lang entweder viermal täglich das Carragelose-Nasenspray oder ein Placebo. Das Nasenspray erwies sich, wie in allen bisherigen klinischen Studien mit Erkältungsviren, als sicher und gut verträglich. Untersuchungen im Labor belegten die antivirale Wirkung von Carragelose gegen SARS-CoV-2 in verschiedenen humanen Zellsystemen. Prof. Schubert erklärt: „Zusammen mit der klinischen Untersuchung bilden die Laborbefunde die Basis für eine solide wissenschaftliche Begründung, dass Carragelose eine deutliche Wirkung gegen SARS-CoV-2 hat.“
Drei weitere klinische Studien zur Wirksamkeit und Verträglichkeit von Carragelose-Nasenspray, -Inhalationslösung und -Lutschpastillen in Bezug auf die Vorbeugung und Therapie von SARS-CoV-2-Infektionen sind bereits angelaufen. An diesen ist die Virologie des Uni-Klinikums Erlangen direkt beteiligt. Prof. Schubert und seine Forschungsgruppe kooperieren dabei mit der österreichischen Marinomed Biotech AG. „Im Rahmen der Studien untersuchen wir Proben von Probanden, die Carragelose-Produkte angewendet haben, auf antivirale Effekte der Carragelose gegen SARS-CoV-2. Ziel ist es, die klinische Forschung am Patienten mit unserem Wissen und unseren Möglichkeiten zu unterstützen“, erklärt Prof. Schubert.  
Möglichkeiten zur Prävention ausschöpfen
Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene empfiehlt dem Klinikpersonal auf COVID-19-Stationen schon seit Dezember 2020 die Verwendung von Carragelose-Nasensprays. „Aber auch die Allgemeinbevölkerung kann damit ihre persönlichen Schutzmaßnahmen zur Vorbeugung erweitern“, sagt Ulrich Schubert. „Angesichts der In-vitro-Daten bin ich davon überzeugt, dass der breite Einsatz von Carragelose-Sprays gerechtfertigt ist und einen Nutzen haben kann. Zum einen wirkt Carragelose praktisch nebenwirkungsfrei gegen SARS-CoV-2, zum anderen schützt sie auch gegen verschiedene Erkältungsviren, wofür es umfangreiche Belege aus dem Labor und aus klinischen Studien gibt. Jede verhinderte oder verkürzte Erkältung reduziert insgesamt die Belastung unseres Gesundheitssystems, das jede Entlastung gebrauchen kann“, erklärt der Virologe.
Carragelose gegen SARS-CoV-2-Virusvarianten
Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO und dem European Centre for Disease Prevention and Control ECDC breiten sich mutierte Virusvarianten weltweit mit großer Dynamik aus. Die sogenannte britische Mutante B.1.1.7, die südafrikanische Variante B.1.351 und die brasilianische Variante P.1(20J/501Y.V3) stehen dabei unter besonderer Beobachtung. „Carragelose ist ein Polymer, das das Virus durch eine elektrostatische Wechselwirkung umhüllt und es dabei neutralisiert. Deshalb sollte es für die Wirksamkeit auch keinen Unterschied machen, welche Virusvariante vorliegt“, erklärt Ulrich Schubert. „Gerade angesichts der Mutationen, die sich aktuell immer rasanter ausbreiten, halten wir die Carragelose für eine echte Option in der Bekämpfung der Pandemie.“
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Ulrich Schubert
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20.04.2021 Save the Date - Deutscher Ärztetag online am 04. und 05. Mai 2021
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

20.04.2021 Wie sich die Pandemie auf Integration und Migration auswirkt
uni | mediendienst | forschung Nr. 35/2021

FAU-Forschungsteam entwickelt Szenarien für 2030 

Welche Folgen könnte die Pandemie bis 2030 auf das Einwanderungsland Deutschland haben? Ein Forschungsprojekt der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) hat das untersucht und Szenarien für die Zukunft mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus verschiedenen Disziplinen entwickelt.

Das COVID-19-Virus hat Auswirkungen auf nahezu alle Lebensbereiche gezeitigt. Kaum jedoch wurde beleuchtet, welche Folgen die Pandemie auf Migration und Integration hat. Wie wirkt sich Corona derzeit auf die Integration von Zugewanderten in den Bereichen Gesundheit, Wohnen, Bildung und Arbeit aus? Was wissen wir über seine Auswirkungen auf Diskriminierung und Rassismus? Wie können Gesellschaft und Politik im Einwanderungsland Deutschland bis 2030 von der Pandemie und ihren Folgen beeinflusst werden?
Die von der Stiftung Mercator geförderte Studie „Auswirkungen und Szenarien für Migration und Integration während und nach der Covid-19 Pandemie“ der FAU ist diesen Fragen nachgegangen. Mittels einer umfassenden Desktop-Recherche und der Technik des Scenario-Buildings, eines probaten Mittels in Fällen großer Unsicherheit und mangelhafter Datenlage, wurden kurz- und mittelfristige Auswirkungen der Pandemie von einem interdisziplinären Forschungsteam aus ganz Deutschland analysiert. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sehen vor allem drei mögliche Szenarien, auf die sich Gesellschaft, Wirtschaft und Politik einstellen sollten:

Die Exklusionsgesellschaft: „Germans First“
Nach diesem Szenario führt Covid-19 zu einer Gesellschaft, in der Menschenrechte hintangestellt werden und rassistisch-nationalistische Haltungen hingegen die Politik dominieren. Für die Migrationspolitik spielt Solidarität kaum noch eine Rolle, sie wäre vor allem sicherheitsfixiert und würde Minderheiten ausschließen. Diversität würde unterdrückt, Assimilation statt Integration und Inklusion einseitig von den Eingewanderten erwartet. Die Politik würde eine rassistische Ungleichbehandlung, also eine Segregation, in den Bereichen Gesundheit, Wohnen und Arbeit billigend in Kauf nehmen.

Die utilitaristische Gesellschaft: Deutschlands „neue Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter“
Auch in diesem Szenario spielen Menschenrechte eine untergeordnete Rolle. Da allerdings die Wirtschaft weiterhin auf ausländische Arbeitskräfte angewiesen ist, würde an einer selektiven Migrationspolitik mit überwiegend kurzfristig angeworbenen Arbeitsmigrantinnen und -migranten festgehalten. Selbst bei Geflüchteten würde nach erwünschten Arbeitskräften sortiert. Kurzum: Deutschland hätte wieder „Gastarbeiterinnen und -arbeiter“. Integration würde höchstens für berufsspezifische Zwecke gefördert.

Die teilhabeorientierte Gesellschaft: „Stärker als Viren“
In diesem Fall erhöht die COVID-19-Pandemie bis 2030 das Bewusstsein dafür, dass Migrantinnen und Migranten in vielen Bereichen systemrelevant sind. Die Corona-Krise hätte ihre Benachteiligungen stärker sichtbar gemacht, mit dem Ziel, diese von nun an abzubauen. Eine progressive Mehrheit würde die Bundespolitik bestimmen. Migrationspolitik wäre zwar weiterhin selektiv, aber nicht nur nach ökonomischen Überlegungen reguliert. Anstelle von Integration der Eingewanderten wäre gesellschaftlicher Zusammenhalt aller in der Diversitätsgesellschaft Deutschland das Ziel.

„Gerade in der Pandemie hat sich gezeigt, wie wichtig Zuwanderung für den Gesundheitsbereich ist. Deutschland und Europa hätten ohne den Beitrag von Migrantinnen und Migranten die Krise bei Weitem schlechter geschultert“, kommentiert die Projektleiterin, Prof. Dr. Petra Bendel, Leiterin des Forschungsbereichs Migration, Flucht und Integration am Institut für Politische Wissenschaft der FAU. „Bisher errungene Fortschritte in der Integrationspolitik stehen auf dem Spiel, wenn wir Kenntnisse und Ressourcen aus der Integration abziehen.“

„Die Coronakrise verstärkt bestehende Trends in Wirtschaft und Gesellschaft und legt soziale und gesellschaftliche Defizite offen. Es ist wichtig, dass wir durch Covid-19 in der Integration nicht hinter bereits erreichte Meilensteine zurückfallen,“ sagt Christiane von Websky, Leiterin des Bereichs Teilhabe und Zusammenhalt der Stiftung Mercator. „Ziel unserer Stiftung ist es, den Zusammenhalt unserer Gesellschaft zu stärken und diese Studie leistet einen Beitrag dazu, indem sie politischen Entscheidungsträgerinnen und -träger mögliche Entwicklungen aufzeigt und Handlungsempfehlungen mit auf den Weg gibt.“

Ausführliche Informationen zur Studie sowie zum Projekt:
www.covid-integration.fau.de

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Petra Bendel
Forschungsbereich Migration, Flucht und Integration
Tel.: 09131/85-22368
petra.bendel@fau.de

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12.04.2021Krebsmedikamente besser anwenden
uni | mediendienst | forschung Nr. 30/2021

AMBORA-Studie zeigt, dass Krebspatienten bei der Behandlung mit oralen Antitumor-Wirkstoffen von engmaschiger Therapiebegleitung profitieren
Bei der modernen Tumortherapie kommen immer häufiger orale Krebsmedikamente zum Einsatz – also Wirkstoffe, die der Patient als Tablette oder Kapsel selbstständig einnimmt. Bei dieser Behandlungsform hängt der Erfolg u. a. stark von der Einnahmetreue des Patienten und seinem Wissen über die Therapie ab. Auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, Nahrungsmitteln oder rezeptfreien Arzneimitteln können den Therapieerfolg gefährden. Eine Arbeitsgruppe aus Medizinern und Pharmazeuten des Universitätsklinikums Erlangen sowie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) konnte nun zeigen: Die Sicherheit von Krebspatienten, ihr Befinden und ihr Wissen über die Behandlung verbessern sich dank der intensiven Begleitung und Beratung durch Klinische Pharmakologen/Pharmazeuten erheblich. Das Forschungsteam veröffentlichte die Ergebnisse ihres Forschungsprojekts AMBORA (Arzneimitteltherapiesicherheit bei der Behandlung mit neuen oralen Antitumor-Wirkstoffen) jetzt in der renommierten Fachzeitschrift „Journal of Clinical Oncology“.
Beratung ist das A und O
Um Nebenwirkungen, die bei der Einnahme von oralen Antitumor-Medikamenten auftreten können, zu erkennen, zu vermeiden und zu behandeln, und damit die Einnahmehinweise vom Patienten umgesetzt werden können, ist eine umfassende Beratung besonders wichtig. Die in enger Zusammenarbeit mit dem Comprehensive Cancer Center Erlangen-EMN durchgeführte AMBORA-Studie hat in den vergangenen drei Jahren untersucht, wie sich eine strukturierte, intensive klinisch-pharmazeutische/pharmakologische Therapiebegleitung auf die Patientensicherheit, das Patientenwissen und das Patientenbefinden auswirkt. Dazu erhielten die Forscher finanzielle Unterstützung von der Stiftung Deutsche Krebshilfe in Höhe von 353.000 Euro.
Verbessertes Patientenbefinden und weniger Nebenwirkungen
Die 202 untersuchten Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip in eine engmaschig betreute Gruppe (Interventionsgruppe) und eine Kontrollgruppe eingeteilt. In der Interventionsgruppe wurde durch einen Klinischen Pharmazeuten/Pharmakologen zunächst eine umfassende Analyse der Gesamtmedikation inklusive rezeptfreier Präparate und Nahrungsergänzungsmittel durchgeführt; außerdem wurde dem Patienten ein Medikationsplan ausgehändigt. Auffälligkeiten wurden daraufhin gemeinsam mit dem behandelnden Onkologen besprochen. Die Patienten erhielten zudem im Rahmen strukturierter Patientenschulungen Informationen über ihre orale Tumortherapie. Dazu gehörten beispielsweise Hinweise zur Einnahme, Handhabung und Aufbewahrung der Medikamente sowie zu möglichen Wechsel- und Nebenwirkungen.
„Erfreulicherweise wirkte sich die engmaschige Betreuung äußerst positiv auf die Patienten aus: Sie hatten deutlich weniger (schwerwiegende) Nebenwirkungen, außerdem verbesserten sich ihr Befinden und ihr Wissen über die Therapie erheblich“, sagt Prof. Dr. Martin F. Fromm vom Lehrstuhl für Klinische Pharmakologie der FAU. Prof. Dr. Frank Dörje, Chefapotheker des Uni-Klinikums Erlangen, ergänzt: „Die Ergebnisse unserer AMBORA-Studie zeigen, dass eine engmaschige Therapiebegleitung durch ein Team aus Ärzten und Pharmazeuten die Arzneimitteltherapiesicherheit bei der Behandlung mit neuen oralen Tumortherapien deutlich erhöhen kann.“ Prof. Fromm und Prof. Dörje leiteten die AMBORA-Studie gemeinsam federführend.
Maßnahme wird in die klinische Praxis übernommen
Aufgrund der positiven Studienergebnisse wird seit Februar 2021 die intensive klinisch-pharmazeutische/pharmakologische Therapiebegleitung bei oraler Tumortherapie am Comprehensive Cancer Center Erlangen-EMN als Versorgungsmodell in die Routine-Patientenversorgung integriert. Die regelhafte Implementierung im Rahmen des Folgeprojekts (https://www.fau.de/2020/10/news/wissenschaft/fuer-mehr-sicherheit-in-der-arzneimitteltherapie-bei-krebspatienten/) , das ebenfalls von der Stiftung Deutsche Krebshilfe gefördert wird, wird dabei wissenschaftlich begleitet.
Originalpublikation im Journal of Clinical Oncology: https://ascopubs.org/doi/full/10.1200/JCO.20.03088
Förderkennzeichen Deutsche Krebshilfe: 70112447/70112457 und 70114066/70114067
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Martin F. Fromm
Tel.: 09131 85-22772
martin.fromm@fau.de
Prof. Dr. Frank Dörje
Tel.: 09131 85-33591
frank.doerje@uk-erlangen.de
Alle Pressemitteilungen sowie Pressebilder finden Sie auch unter http://www.fau.de/tag/presse-6/
 
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09.04.2021 Keine Kürzung von Biontech-Lieferungen an Haus- und Facharztpraxen!
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Jetzt wird bei den nieder­ge­las­se­nen Haus- und Fachärz­ten gegen Covid-19 geimpft. Das soll Vertrauen bei den Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten schaf­fen und Schwung in die Impf­kam­pa­gne brin­gen. Mit Unver­ständ­nis hat daher Dr. Gerald Quit­te­rer, Präsi­dent der Baye­ri­schen Landes­ärz­te­kam­mer (BLÄK), auf Medien­be­richte reagiert, wonach der Bund offen­bar seine zuge­sag­ten Impf­stofflie­fe­run­gen an die Praxen von Haus- und Fachärz­ten um die Hälfte gekürzt habe: „Das würde ein Ausbrem­sen der Impf­kam­pa­gne in den Arzt­pra­xen und einen großen Vertrau­ens­ver­lust bedeu­ten“.

So sollen offen­bar den Praxen in der Woche ab dem 19. April statt wie bisher rund eine Million Impf­stoff­do­sen von Bion­tech nur noch 463.000 Dosen zur Verfü­gung stehen. Das Bion­tech-Kontin­gent soll statt­des­sen an die Impf­zen­tren der Länder gehen.

„Diese Kürzung der Bion­tech-Impf­do­sen – mehr als die Hälfte weni­ger von dem, was der Bund an die Praxen auslie­fern wollte – wäre ein Unding“, so Quit­te­rer. Bayerns Ärzte­chef forderte zudem mehr Trans­pa­renz darüber, wer diese Grund­satzent­schei­dung über die Impf­stoff­ver­tei­lung zwischen den Bundes­län­dern und dem Phar­ma­groß­han­del trifft.

Pressemedlung der Bayerischen Landesärztekammer München

08.04.2021 Ärztestatistik 2020 -Ärztlicher Nachwuchsförderung höchste Priorität beimessen

Pressestelle der deutschen Ärzteschaft                                                                                                Berlin, 08.04.2021 – „Die Corona-Pandemie zeigt, wie wichtig Ärztinnen und
Ärzte für ein funktionierendes Gesundheitswesen und damit für unser
gesamtes gesellschaftliches Wohlergehen sind. Die konsequente ärztliche
Nachwuchsförderung und bessere Ausbildungsbedingungen gehören
deshalb dringend auf die politischen Agenden von Bund und Ländern.“ Das
sagte Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt anlässlich der
Vorstellung der aktuellen Ärztestatistik. Nach den Daten der
Bundesärztekammer stieg zwar die Zahl der berufstätigen Ärztinnen und
Ärzte (+1,7%) sowie die der Facharztanerkennungen (+0,6%), jedoch fiel der
Zuwachs deutlich geringer aus als in den Vorjahren. Bei den jungen
Ärztinnen und Ärzte aus dem Inland, die sich erstmalig bei einer (Landes-
)Ärztekammer anmeldeten, verzeichnet die Statistik sogar einen Rückgang
um 1,1 Prozent.

„Wir betrachten diese Entwicklung mit Sorge. Denn wir brauchen dringend
eine ausreichende Anzahl von Ärztinnen und Ärzten, um die Folgen des
anhaltenden Trends zur Teilzeitarbeit, des steigenden Durchschnittsalters
der Ärzteschaft und des demografischen Wandels zu bewältigen. Sinkt die
Zahl der zur Verfügung stehenden Arztstunden, wird das nicht gelingen“,
warnte Reinhardt mit Blick auf den hohen Behandlungsbedarf in einer älter
werdenden Gesellschaft. Unabhängig von Corona kommt es in den Praxen
zu rund einer Milliarde Arzt-Patienten-Kontakten pro Jahr. Für den
stationären Bereich meldet das Statistische Bundesamt für das letzte
Erhebungsjahr 2019 rund 19,4 Millionen Behandlungsfälle. Deutschland ist
eine der ältesten Gesellschaften der Welt. Und in den kommenden Jahren ist
mit einem weiteren Anstieg des Behandlungsbedarfs zu rechnen. Derzeit


prognostiziert das Statistische Bundesamt bis zum Jahr 2040 eine
Steigerung des Bevölkerungsanteils der über 67-jährigen um bis zu 42
Prozent.

Ein Lichtblick ist immerhin die Anzahl von Ärztinnen und Ärzten bei den
Gesundheitsämtern, die im Jahr 2020 um 14 Prozent auf knapp 3.000
anstieg.

Das gebremste Wachstum betrifft fast alle Bereiche der
Gesundheitsversorgung: Bei den im Krankenhaus tätigen Ärztinnen und
Ärzte gab es ein Plus von 2,3 Prozent (Vorjahr: +2,7%). Die Zahl der
ambulant tätigen Ärzte stieg um 1,0 Prozent (Vorjahr: +1,6%). Am stärksten
war der Einbruch des Wachstums in sonstigen Tätigkeitsbereichen (+1,3%;
Vorjahr: +6,2%).

Auch bei den Facharztanerkennungen fiel der Zuwachs im Jahr 2020
geringer aus. Er stieg lediglich um 0,6 Prozent (Vorjahr: +3,3%) auf knapp
14.000 an.

Für etwas Entlastung konnte die Zuwanderung aus dem Ausland sorgen. So
ist die Zahl der in Deutschland gemeldeten ausländischen Ärztinnen und
Ärzte im Jahr 2020 um 6,8 Prozent (Vorjahr: +7,9%) auf rund 56.000
Personen gestiegen. Treibende Kraft waren dabei Ärzte aus Ländern
außerhalb der EU (+11,1 Prozent; Vorjahr: 11,9%). Bei den Ärzten aus EU-
Ländern war ein Plus von lediglich 1,5 Prozent zu verzeichnen (Vorjahr:
+3,3%).

Ebenfalls vorteilhaft wirkt sich der deutliche Rückgang der ins Ausland
abwandernden Ärztinnen und Ärzte aus. Im Jahr 2020 wanderten mit knapp
1.700 Personen rund zehn Prozent weniger Ärzte ab als noch im Vorjahr.
Insbesondere die Abwanderung von Ärzten mit deutscher
Staatsangehörigkeit ging um rund 17 Prozent auf rund 900 Personen zurück.


Die beliebtesten Zielländer waren, wie in den Vorjahren, die Schweiz und
Österreich.

Sorge bereitet weiterhin die Entwicklung des Altersdurchschnitts der
deutschen Ärzteschaft. So bestätigen die aktuell erfassten Zahlen die
Tendenz zur Stagnation des Anteils der Ärztinnen und Ärzte unter 35 Jahre
(19,1%; Vorjahr: 18,9%). Der Anteil der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte,
die das 60. Lebensjahr bereits vollendet haben, steigt kontinuierlich an.
Knapp 34.000 Ärzte (8,2% aller berufstätigen Ärzte; Vorjahr: 8,0%)
erreichten bereits das 66. Lebensjahr und somit das Renteneintrittsalter.
Weitere knapp 52.000 berufstätige Ärzte (12,6% aller berufstätigen Ärzte;
Vorjahr: 12,2%) sind zwischen 60 und 65 Jahre alt. Der Anteil der Ärzte, die
sich mittlerweile im Ruhestand befinden, stieg im Vergleich zum Vorjahr um
vier Prozent an.

Weitere Informationen zur Ärztestatistik des Jahres 2020 finden Sie unter:
https://www.bundesaerztekammer.de/ueber-uns/aerztestatistik/aerztestatistik-2020/



08.04.2021MRNA-Impfstoffe und vektorbasierte Impfstoffe in die Praxen!
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Das flächendeckende Impfen gegen Covid-19 durch die Hausärztinnen und Hausärzte wird entscheidend sein zur Verhinderung von schweren Covid-19-Verläufen, die eine Krankenhausbehandlung erforderlich machen, sowie von Todesfällen. „Gut gelingen kann die Impfkampagne jedoch nur, wenn den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, insbesondere den Hausärztinnen und Hausärzten, auch alle zugelassenen Impfstoffe zur Verfügung stehen“, sagt Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK). Bayerns Ärztechef fordert, dass sowohl mRNA-Impfstoffe (bspw. von Biontech/Pfizer), als auch vektorbasierte Vaxine (bspw. von AstraZeneca) dauerhaft in die Praxen kommen. „Je nach Indikation können wir unsere Patientinnen und Patienten mit dem für sie geeigneten Impfstoff versorgen“. Durch die große Erfahrung und Expertise der Hausärztinnen und Hausärzte, könne der Bevölkerung ein breiteres und adäquates Angebot gemacht werden. Die Entscheidung, welcher Impfstoff verabreicht werde, sei eine medizinische. Alle bisher zugelassenen Impfstoffe gegen COVID-19 hätten eine gute Wirksamkeit.

Quitterer warnt in diesem Zusammenhang davor, die Mitwirkungsbereitschaft der niedergelassenen Ärzte durch ein Hin und Her bei den Impfstoffen zu gefährden, die den Praxen zur Verfügung gestellt werden.

Pressestelle Bayerische Landesärztekammer München

06.04.2021 Chronische Entzündungen besser verstehen
uni | mediendienst | forschung Nr. 29/2021

Obwohl Entzündungen normalerweise von selbst wieder abklingen, können sie unter bestimmten Umständen immer wieder auftreten und sich in der Folge zu chronisch entzündlichen Erkrankungen auswachsen. Ein Team der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) hat herausgefunden, warum das so ist.  
Der Begriff „Gewebspriming“ beschreibt die Veränderung des Gewebes dahingehend, dass eine Entzündung bevorzugt an gleicher Stelle verstärkt wiederauftaucht. Anhand des Beispiels entzündlicher Gelenkserkrankungen zeigt das internationale Forschungsteam aus Erlangen, Birmingham, Zürich, Wien, Cardiff, Belgrad, Lübeck und Münster, dass im Gewebe angesiedelte Zellen, sogenannte Fibroblasten, für das entzündliche Gewebspriming verantwortlich sind. Durch wiederholte entzündliche Reize werden die Fibroblasten nach und nach in einen aggressiven Zustand versetzt. Diese umprogrammierten Fibroblasten bewirken, dass weitere entzündliche Reize eine erhöhte und verlängerte Entzündungsreaktion auslösen.
Die Studie schafft eine Basis für neue Therapieformen für chronisch entzündliche Erkrankungen wie Arthritis. Medikamente unterdrücken zwar effektiv akute Entzündungen, diese treten aber üblicherweise wieder auf werden die Medikamente abgesetzt. Das Forschungsteam vermutet nun, dass das entzündliche Gewebspriming die Ursache dafür ist. Da die dauerhafte Weitereinnahme von entzündungshemmenden Medikamenten aber mit Nebenwirkungen einhergeht, suchen das Team nach alternativen Therapiemethoden. Ein Ansatz ist der Versuch, den nach erster Entzündung veränderten Firoblastenstoffwechsel auf den Normalzustand zurückzusetzen und damit die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Entzündung zu minimieren.
Link zur Veröffentlichung im Fachmagazin Immunity: https://doi.org/10.1016/j.immuni.2021.03.003  
Weitere Informationen:
Dr. Markus Hoffmann
Tel.: 09131/85-43024
markus.hoffmann@uk-erlangen.de
Alle Pressemitteilungen sowie Pressebilder finden Sie auch unter http://www.fau.de/tag/presse-6/
 
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01.04.2021 Mit Sicherheit High End
uni | mediendienst | aktuell Nr. 27/2021

Unfallchirurgie und Orthopädie des Uni-Klinikums Erlangen bieten High-End-Versorgung auf wissenschaftlicher Grundlage.
Ob Sportverletzung oder Unfall, langwierige Rückenschmerzen, der Austausch einer Hüftprothese oder Gelenkprobleme: Die Unfallchirurgische Klinik – Orthopädische Chirurgie des Universitätsklinikums Erlangen unter der Leitung von Prof. Dr. Mario Perl ist die erste Anlaufstelle für alle Anliegen rund um den Stütz- und Bewegungsapparat – von A wie Arthrose bis Z wie Zervikalsyndrom. Oft lassen sich Beschwerden auch ohne eine Operation behandeln. Wird ein Eingriff doch nötig, setzt das Team um Prof. Perl auf die neuesten Hightechgeräte und wissenschaftliche Studien. Die enge Zusammenarbeit mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) ermöglicht hier Wissenschaft auf höchstem internationalen Niveau – zur Sicherheit der Patientinnen und Patienten.
Interdisziplinarität: „Wir treffen uns an der Wirbelsäule“
Im interdisziplinären Wirbelsäulenzentrum (Sprecher: Prof. Dr. Mario Perl und Prof. Dr. Michael Buchfelder) des Uni-Klinikums Erlangen sind Menschen mit allen Arten von Rückenschmerzen – ob akut oder chronisch – bestens aufgehoben. Probleme mit der Wirbelsäule können oft konservativ behandelt werden, z. B. mit Medikamenten, manueller Therapie, Bewegungsübungen, einer speziellen Schmerztherapie oder einer Rehabilitation. „Vielen Patienten können wir so zunächst auch ohne eine Operation helfen“, erklärt Prof. Perl. Doch manchmal braucht es den chirurgischen Eingriff eben doch, z. B. wenn selbst intensivste nicht-operative Therapien erfolglos bleiben. „Dann profitieren die Patienten von unserem universitären Setting“, betont Prof. Perl. „An der Wirbelsäule treffen sich unterschiedliche Disziplinen. Unfallchirurgen, Orthopäden und Neurochirurgen operieren gemeinsam und jeder bringt seine Expertise optimal ein. Der Unfallchirurg stabilisiert mit Stäben und Schrauben, der Neurochirurg legt z. B. die sensiblen Nerven frei.“ Hier braucht es viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Der Vorteil des Uni-Klinikums Erlangen: Auch Spezialisten aus Neurologie, Neuroradiologie, Anästhesie, Schmerztherapie und Psychosomatik werden zum Wohle des Patienten in die Behandlung integriert.
OP-Navigation: „Das System schaut uns auf die Finger“
Im OP-Saal mit dabei ist fast immer auch ein 3-D-Navigations- und Bildgebungssystem der neuesten Generation. Mario Perl erläutert: „Das System schaut uns genau auf die Finger und kontrolliert uns Operateure: Ist das Instrument exakt angesetzt? Liegt das Implantat millimetergenau richtig am Knochen? Das macht OPs noch sicherer und präziser.“ Während des Eingriffs liefert das „3-D-Navi“ virtuelle animierte Bilder aus der operierten Körperregion: Knochen, Gewebe, OP-Instrumente, Implantate und Schrauben. „Wir sehen sozusagen mit drei Augenpaaren“, erklärt Prof. Perl: „Zum einen haben wir unsere eigenen Augen, dazu die herkömmliche Röntgenkontrolle während der OP und die virtuelle Animation als zusätzliche Sicherheit und Qualitätskontrolle.“ Mario Perl und sein Team können so insbesondere komplexe Eingriffe an teilweise schwer zugänglichen Bereichen wie der Hals- oder Brustwirbelsäule oder dem hinteren Beckenring noch präziser durchführen. Dank des neuen Navis muss während einer Prozedur insgesamt viel weniger geröntgt werden – das senkt die Strahlenbelastung für den Patienten und das OP-Team ganz erheblich.
Robotik: Forschung gibt Sicherheit
High-End-Versorgung mit modernsten Geräten ist der Anspruch einer universitären Orthopädie und Unfallchirurgie. Doch Prof. Perl schränkt ein: „Einen OP-Roboter setzen wir aktuell in der alltäglichen klinischen Wirbelsäulenchirurgie noch nicht ein, weil für uns wissenschaftlich noch nicht ausreichend bewiesen ist, dass wir mit einem Roboter für den Patienten tatsächlich bessere Ergebnisse erzielen als ohne.“ In einigen Krankenhäusern wird in der Wirbelsäulenchirurgie bereits mit OP-Robotern gearbeitet. „Wir wollen da aber noch einmal genauer hinschauen und die Datenlage gründlich prüfen“, so Mario Perl. „Der Benefit für unsere Patientinnen und Patienten und ihre Sicherheit sind für uns immer das Wichtigste.“ So startet die Unfallchirurgie des Uni-Klinikums Erlangen im Rahmen der Hightech Agenda Bayern gemeinsam mit dem Institut für Anatomie der FAU und der Industrie jetzt eine eigene Studie. Die Untersuchung wird klären, was tatsächlich für die robotergestützte Wirbelsäulenchirurgie spricht.
Von der Anbindung an die FAU profitiert die Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie in größerem Maße: Im neu eingerichteten Department Artificial Intelligence in Biomedical Engineering (AIBE) wird die FAU den Brückenschlag zwischen Medizin und Technik, für den die Universität schon lange steht, weiter stärken: Zurzeit laufen die Berufungsverfahren für drei Lehrstühle für Medizinrobotik. „Wir werden diese mit international anerkannten Expertinnen und Experten besetzen“, sagt FAU-Präsident Prof. Dr. Joachim Hornegger. An den Medizinrobotik-Lehrstühlen forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von den Grundlagen bis zur Anwendung, zum Beispiel an der Verarbeitung von biomedizinischen Daten oder der Entwicklung von Prothesen und Chirurgierobotern. „Damit werden wir die Forschung im Bereich Medizinrobotik sehr kliniknah vorantreiben“, erklärt Prof. Hornegger.
Weitere Informationen für Patienten:
Wirbelsäulenzentrum des Uni-Klinikums Erlangen:
Tel.: 09131 85-40927
www.wirbelsaeulen-zentrum.uk-erlangen.de
Andere Beschwerden am Stütz- und Bewegungsapparat:
Tel.: 09131 85-33272
E-Mail: unfallchirurgie@uk-erlangen.de
www.unfallchirurgie.uk-erlangen.de
Weitere Informationen für Medien:
Prof. Dr. Mario Perl
Tel.: 09131 85-33272
unfallchirurgie@uk-erlangen.de   

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30.03.2021 Für die Immunmedizin von morgen
uni | mediendienst | aktuell Nr. 24/2021


BMBF empfiehlt Förderung des Erlanger Advanced-Clinician-Scientist-Programms am Deutschen Zentrum Immuntherapie
In der Immunmedizin sind in den letzten Jahren bahnbrechende Fortschritte erzielt worden, etwa im Bereich der Immuntherapien bei Krebs und Entzündungen oder der Impfungen bei Infektionen. Um die neuesten Erkenntnisse aus der Wissenschaft in der Immunmedizin schnell zum Patienten zu bringen, müssen Forschung, Lehre und Krankenversorgung eng miteinander verbunden sein. Das gelingt besonders in der Erlanger Universitätsmedizin. Eine entscheidende Rolle spielen dabei exzellente wissenschaftlich tätige Ärztinnen und Ärzte, die sowohl in der Krankenversorgung als auch in der Forschung tätig sind. Bisher gibt es jedoch nur wenige Förderangebote für forschende Ärzte, die bereits die Facharztweiterbildung abgeschlossen haben – sogenannte Advanced Clinician Scientists. Dies wird sich nun ändern: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Programm „iIMMUNE – Interfaces in Immunomedicine“ unter der Leitung von Prof. Dr. Beate Winner, Leiterin der Stammzellbiologischen Abteilung des Uni-Klinikums Erlangen, über einen Zeitraum von fünf Jahren. Damit bekommen zehn forschende Fachärztinnen und -ärzte die Möglichkeit, neben ihrer Tätigkeit in der Patientenversorgung auch über längere Zeiträume hinweg zu forschen und im Bereich moderner patientenzentrierter Immunmedizin am Deutschen Zentrum Immuntherapie (DZI) ausgebildet zu werden. Die Förderung umfasst pro Advanced Clinician Scientist 130.000 Euro pro Jahr.
Die Advanced Clinician Scientists sollen am DZI zur Entwicklung innovativer diagnostischer und therapeutischer Strategien in der Immunmedizin bei autoimmunen, entzündlichen, infektiösen, degenerativen und onkologischen Erkrankungen beitragen. „Das BMBF fördert die Implementierung von Ausbildungskonzepten mit Modellcharakter für Advanced-Clinician-Scientist-Programme in der Universitätsmedizin. Wir sind stolz darauf, dass wir mit unserem Konzept in der Immunmedizin überzeugen konnten und Erlangen eine Förderempfehlung erhalten hat“, freut sich Prof. Winner. Sie hatte den Forschungsantrag zusammen mit ihren Kollegen Prof. Dr. Dimitrios Mougiakakos, geschäftsführender Oberarzt der Medizinischen Klinik 5 – Hämatologie und Internistische Onkologie, und Prof. Dr. Maximilian Waldner, Oberarzt der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie, gestellt. Zusätzlich werden Prof. Dr. Miriam Kalbitz, Oberärztin der Unfallchirurgischen Klinik – Orthopädische Chirurgie, und Prof. Dr. Veit Rothhammer, leitender Oberarzt der Neurologischen Klinik, im Vorstand von „iIMMUNE“ mitwirken.
„Beim Ausbildungsprogramm sollen der fachliche Austausch zwischen klinischen Fachgebieten in der Immunmedizin sowie Schnittstellen der Immunmedizin zu Biophysik, künstlicher Intelligenz und digitaler Medizin im Fokus stehen“, so Prof. Mougiakakos. Das Uni-Klinikum Erlangen und die Medizinische Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg bieten den forschenden Fachärztinnen und -ärzten optimale Voraussetzungen für ihre wissenschaftliche Tätigkeit: Im DZI, einer deutschlandweit einzigartigen Einrichtung, wird die Kompetenz von Kliniken und Forschungsinstituten am Standort Erlangen gebündelt. Ziel der Einrichtung ist es, Immunmedizin mit modernsten wissenschaftlichen Methoden der Biophysik und der künstlichen Intelligenz mit digitaler Gesundheitstechnologie zu verknüpfen. Dank der interdisziplinären Zusammenarbeit verschiedener Fachrichtungen können Immuntherapien für Patienten mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen und Krebs hier angewendet und weiterentwickelt werden. „Die Mediziner können ihr klinisches Wissen unmittelbar in die Forschung einbringen und Erfolg versprechende Forschungsergebnisse in Form von neuen Therapien direkt an die Patientinnen und Patienten in der Klinik weitergeben“, sagt Prof. Waldner. Das „iIMMUNE“-Programm am DZI wird Anfang 2022 starten.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Beate Winner
Tel.: 09131 85-39301
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29.03.2021 FAU-Vizepräsidenten und -präsidentinnen gewählt
uni | mediendienst | aktuell Nr. 23/2021

Prof. Dr. Georg Schett folgt Prof. Dr. Günter Leugering im Leitungsgremium nach

Der Universitätsrat der FAU hat ein neues Mitglied für die Universitätsleitung gewählt und drei weitere im Amt bestätigt. Der Mediziner Prof. Dr. Georg Schett übernimmt ab 1. April das Amt des Vizepräsidenten Research von Mathematiker Prof. Dr. Günter Leugering, der in Ruhestand tritt. Die bisherigen Leitungsmitglieder Prof. Dr. Friedrich Paulsen, Vizepräsident People, Prof. Dr. Bärbel Kopp, Vizepräsidentin Education, und Prof. Dr. Kathrin M. Möslein, Vizepräsidentin Outreach, wurden per Briefwahl wiedergewählt. Die neuen Amtszeiten der vier Vizepräsidentinnen und Vizepräsidenten laufen bis zum 31. März 2024.

Prof. Dr. Georg Schett ist seit 2006 Lehrstuhlinhaber für Innere Medizin an der FAU und seitdem auch Direktor der Medizinischen Klinik 3 am Universitätsklinikum Erlangen. Schett studierte Medizin an der Universität Innsbruck, wo er 1994 auch seine Promotion abschloss. Bis 1996 war er Assistent am Institut für Biomedizinische Alternsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Seine Facharztausbildung für Innere Medizin erfolgte bis 2001 an der Universität Wien, wo er im Anschluss als Facharzt tätig war, ab 2004 als Oberarzt. Bereits 2003 habilitierte er sich dort im Fach Innere Medizin. 2004 absolvierte er einen Forschungsaufenthalt bei Amgen, in Thousand Oaks, Kalifornien, USA. Im gleichen Jahr wurde er als Facharzt für Rheumatologie anerkannt.

Professor Schett hat eine Vielzahl von Preisen und Ehrungen erhalten, zuletzt 2019 die Dr. Franciscus Blondel-Medaille für besondere Verdienste auf dem Gebiet der Rheumatologie der Stadt Aachen. Er hat in acht großen Drittmittelprojekten mitgewirkt. So ist er zum Beispiel Sprecher des 2015 eingerichteten Sonderforschungsbereichs 1181 (Checkpoints for Resolution of Inflammation) sowie Principal Investigator des ERC Synergy Grant (4D+ NanoSCOPE) (Beginn 2018) und der BMBF-Förderung MASCARA (Molecular Assessment of Signatures Characterizing the Remission of Arthritis; Beginn 2020).

Prof. Schetts wissenschaftliche Expertise ist international gefragt. Er war 2009 Visiting Professor an der University of California San Diego, USA; 2012 an der University of Xian und University of Guangzhou, beide China; 2014 am Hospital of Special Surgery in New York und 2018 an der New York University, USA. Er ist Mitglied im DFG-Fachkollegium, Gutachter für zahlreiche wissenschaftliche Fachgesellschaften und Journale und wirkte an der Organisation einer Vielzahl von internationalen Kongressen mit. Er pflegt seit seiner Berufung an die FAU eine stetig wachsende Anzahl nationaler und internationaler Kooperationen zu gemeinsamen Projekten, wie beispielsweise mit dem Flämischen Institut für Biotechnologie (Vlaams Instituut voor Biotechnologie, VIB) in Gent, Belgien, dem Karolinska-Institut in Stockholm, Schweden und dem Kennedy Institute of Rheumatology in Oxford, UK.

Schetts Amtsvorgänger Prof. Dr. Günter Leugering tritt zum 1. April in Ruhestand und stand daher nicht mehr zur Wahl. Er bleibt der FAU aber weiterhin als Senior Fellow sowie als Sonderbeauftragter des Präsidenten für die Lange Nacht der Wissenschaften verbunden. Leugering war seit 2015 als Vizepräsident tätig, zunächst für Internationales, seit 2018 dann für den Bereich Research.

Informationen zu den übrigen Mitgliedern der Universitätsleitung: www.fau.de/universitaet/leitung-und-gremien/leitung

Bild zum Download von Prof. Schett: https://www.fau.de/files/2015/05/Schett-Georg-Prof-Dr_Erich-Malter.jpg

Bildunterschrift: Prof. Dr. Georg Schett, Lehrstuhl für Innere Medizin III der FAU. (Bild: FAU/Erich Malter)


Weitere Informationen:

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29.03.2021 Installation eines Hightech-Schwergewichts
uni | mediendienst | aktuell Nr. 22/2021

Konsequente Fortsetzung der Spitzenforschung zur Magnetresonanzbildgebung am Uni-Klinikum Erlangen

Die Installation des 7-Tesla-Magnetresonanztomografen (MRT) Magnetom Terra am heutigen Montag (29.3.2021) direkt in den Kopfkliniken des Universitätsklinikums Erlangen während des laufenden Klinikbetriebs ist ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zur klinischen Anwendung des Ultrahochfeldscanners. Mit seiner hohen Feldstärke – 140.000-mal stärker als das Magnetfeld der Erde – verbessert der Scanner nicht nur die konventionelle MR-Bildgebung, sondern erlaubt vor allem deutlich tiefere Einblicke in vielfältige Organfunktionen und Stoffwechselvorgänge.

Bereits heute ist erkennbar, wie sehr Patientinnen und Patienten von der verbesserten Ultrahochfeld-Bildgebung profitieren, wenn diese zur klinischen Anwendung kommt. Insbesondere neurologische Erkrankungen, wie Epilepsie, Multiple Sklerose und Morbus Parkinson sowie Hirntumoren oder kleinste Verletzungsfolgen nach Schädel-Hirn-Traumata, können mit dem Ultrahochfeld-MRT besser und früher erkannt und damit effektiver behandelt werden. Bei Erkrankungen der Gelenke und des Bewegungsapparates lassen sich dank der sehr hohen Bildauflösung Verletzungen kleinster Bandstrukturen ebenso deutlich darstellen wie die Substanz und der Zustand von Gelenkknorpeln. Ein weiterer Fokus liegt auf der onkologischen Bildgebung zur Diagnostik von Prostata- und Brustkrebs. „Die Installation des 7-Tesla-MR-Scanners in den Kopfkliniken ist ein Musterbeispiel für die gelungene Verknüpfung von universitärer Spitzenmedizin und innovativer Technik zum Wohle unserer Patientinnen und Patienten“, erklärt der Ärztliche Direktor des Uni-Klinikums Erlangen, Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro.

Tiefere Einblicke dank funktioneller und metabolischer Bildgebung

Darüber hinaus bietet der 7-Tesla-Scanner dank seiner funktionellen und metabolischen MR-Bildgebungsmethoden deutlich tiefere Einblicke in Organfunktionen und Stoffwechselvorgänge. Diese verschaffen dem Radiologischen Institut (Direktor: Prof. Dr. Michael Uder) und der Neuroradiologischen Abteilung (Leiter: Prof. Dr. Arnd Dörfler) des Uni-Klinikums Erlangen völlig neue klinische und wissenschaftliche Möglichkeiten. Dazu gehören zum Beispiel die frühzeitige Diagnose von rheumatischen, entzündlichen oder neurodegenerativen Erkrankungen, eine verbesserte Differentialdiagnostik und ein patientenindividuelles Therapiemonitoring.

Internationale Referenz für Forschung und Medizin

Dank der klinischen Installation des 7-Tesla-MRT werden Wissenschaftler aus dem In- und Ausland das Uni-Klinikum Erlangen als internationale Anlaufstelle nutzen, um einen intensiven Wissensaustausch zu pflegen und Forschungskooperationen weiterzuentwickeln. „Die enge Zusammenarbeit zwischen dem Unternehmen Siemens Healthineers und dem Uni-Klinikum Erlangen stärkt den Forschungsschwerpunkt Medizintechnik und ist gleichzeitig Kondensationspunkt vieler interdisziplinärer klinischer Forschungsprojekte“, bekräftigt Prof. Dr. Markus F. Neurath, Dekan der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU).

So schwer wie vier Elefanten


Trotz der immensen Gewichtseinsparung um 50 Prozent, verglichen mit den üblichen 7-Tesla-MRTs, bedeutete die Integration des fast 25 Tonnen schweren Hightechgeräts in ein 50 Jahre altes Gebäude für die KlinikMedBau GmbH Erlangen bei laufendem Klinikbetrieb einen planerischen und technischen Kraftakt. Diesen meisterte die Tochtergesellschaft des Uni-Klinikums Erlangen unter der Leitung von Geschäftsführer Robert Stark mit Bravour: Allein der Ganzkörpermagnet des 7-Tesla-MRTs hat ein Eigengewicht von fast 20 Tonnen – und wiegt damit so viel wie vier ausgewachsene Elefanten.

Klinischer 7-Tesla-MRT als Weltpremiere in Erlangen bereits 2015


Rückblick: Im Jahr 2015 erfolgte die weltweite Erstinstallation eines klinischen 7-Tesla-MRT in einem separaten Forschungsgebäude am Uni-Klinikum Erlangen. Bereits im Herbst 2017 konnte das Erlanger Expertenteam aus Ärzten, Physikern und Ingenieuren dann als weiteres Novum die klinische Zulassung des Ultrahochfeldscanners für die Neuro- und muskuloskelettale Bildgebung für Europa und die USA vermelden. Dr. Arthur Kaindl, Leiter des Geschäftsgebiets MRT bei Siemens Healthineers, sagt: „Mit der Installation des neuen Magnetom Terra wird die Erfolgsgeschichte unserer langjährigen Entwicklungspartnerschaft und Forschungskooperation mit dem Universitätsklinikum Erlangen fortgeschrieben.“ Eine Anerkennung von höchster Stelle erfuhr diese erfolgreiche Entwicklungspartnerschaft von FAU, Siemens Healthineers und Uni-Klinikum Erlangen durch die Nominierung für den Endausscheid des Deutschen Zukunftspreises 2019.

Bild und Videomaterial kann auf Wunsch angefordert werden.

Weitere Informationen:
Franziska Männel
Tel.: 09131 85-46670
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29.03.2021 Hoffnung für Menschen mit überempfindlichen Zähnen
uni | mediendienst | forschung Nr. 26/2021

Internationales Forschungsteam der FAU entschlüsselt Mechanismus der Kälteempfindlichkeit von Zähnen.
Der Kältesensor TRPC5 ist für die Kälteempfindlichkeit von Zähnen verantwortlich. Das hat ein internationales Forschungsteam um Prof. Dr. Katharina Zimmermann von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) entdeckt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben ihre Erkenntnisse im renommierten Wissenschaftsjournal „Science Advances“ publiziert.*
„Zahnschmerzen sind für viele Menschen der Horror, und überempfindliche Zähne sind nicht weniger belastend“, weiß Prof. Dr. Katharina Zimmermann von der Anästhesiologischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen der FAU. „Wer gerne Eis isst und empfindliche Zähne hat, kennt das Problem: Kaum berührt das Eis den Zahn, schlägt der Blitz ein.“
Kältesensor liegt direkt auf den Odontoblasten
Dafür verantwortlich ist ein körpereigener Mechanismus, der die menschlichen Zähne vor Überlastung schützt. „Die Natur hat in den Zähnen den stärksten Schutzreflex im Körper installiert“, erklärt die FAU-Schmerzforscherin. „Denn Zähne heilen nicht, wenn sie einmal brechen.“ Der Reflex schützt deshalb das Zahnmark und die empfindlichen Zellen des Zahngewebes, die sogenannten Odontoblasten. Diese bilden die Hartsubstanz des Zahns, also das Zahnbein und den Zahnschmelz.
Die Odontoblasten funktionieren aber auch als Kältesensoren, das hat das Forschungsteam nun erstmals nachgewiesen. Denn direkt auf den Fortsätzen der Odontoblasten liegt der Ionenkanal TRPC5, der als Kaltrezeptor fungiert. Ionenkanäle sind Poren in Zellmembranen, die wie molekulare Schließmuskeln wirken. Nach dem Erkennen eines Signals, wie beispielsweise einer Temperaturänderung, öffnen sich die Kanäle und lassen Ionen in die Zelle fließen. Dies erzeugt einen elektrischen Impuls, der zur Informationsübermittlung weitergeleitet wird.
„Der Zellkörper der Odontoblasten und ihre Nervenendigungen liegen am äußeren Rand des Zahnmarks“, erklärt Professorin Zimmermann. „Sie besitzen einen Fortsatz, der in einem feinen Kanälchen im Zahnbein verläuft, wo er die Temperaturänderungen misst und sie elektrisch an das Gehirn weitergibt und so die schmerzhafte Reaktion auslöst.“
Ansatzpunkt für Mittel gegen Zahnschmerz
Bereits früher war die FAU-Forscherin an der Entdeckung der Kaltsensitivität des Ionenkanals TRPC5 beteiligt. „Jetzt haben wir herausgefunden, dass der gleiche Ionenkanal für das Kälteempfinden in Zähnen verantwortlich ist. Das ist ein hervorragender Ansatzpunkt für künftige Mittel gegen Zahnschmerz und kälteüberempfindliche Zähne.“ Da der Rezeptor im Zahn auf den spezialisierten Sinneszellen und weniger auf Nerven vorkommt, vermutet das Team der Anästhesiologischen Klinik, dass die üblichen Nebenwirkungen einer Leitungsanästhesie, wie Taubheit und Lähmung im Kieferbereich, ausbleiben werden. Darüber hinaus fanden die Forscherinnen und Forscher auch gleich eine Erklärung für den Wirkmechanismus eines uralten Hausmittels gegen Zahnschmerzen: Der Hauptbestandteil von Nelkenöl ist Eugenol – und das blockiert den TRPC5-Rezeptor.
Mechanismus der Kälteempfindlichkeit entschlüsselt
Entschlüsselt haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diesen Mechanismus der Kälteempfindlichkeit durch Experimente an Mäusezähnen. Das Forschungsteam entwickelte eine neue Methode, elektrische Impulse von Zahnnerven intakter Mäusezähne zu registrieren. „Durch eine spezielle Technik mit Glaselektroden konnte ich normale Mäuse mit Mäusen vergleichen, denen das Molekül TRPC5 fehlte“, erklärt die Elektrophysiologin Dr. Laura Bernal (jetzt Universidad Alcalá in Spanien). „Es zeigte sich, dass TRPC5 für einen Großteil der Kaltantworten im Zahn entscheidend ist und dass TRPC5-Antagonisten die Kaltantworten blockieren.“ In Verhaltensversuchen an Mäusen stellte FAU-Forscherin Dr. Christine König schließlich fest, dass die Mäuse, denen der TRPC5-Rezeptor fehlt, auch keine Zahnschmerzen mehr nach einer Zahnentzündung entwickeln. Darauf dürfen nun auch Menschen mit kälteempfindlichen Zähnen hoffen, denn in entzündeten Zähnen mit Karies fand das Team besonders viele TRPC5- Rezeptoren.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Katharina Zimmermann
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katharina.zimmermann@uk-erlangen.de
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23.03.2021Bund-Länder-Beschlüsse -Reinhardt: „Wir brauchen Alternativen zum Dauerlockdown in Deutschland“
Pressenachricht der Bundesärztekammer

Berlin, 23.03.2021 – Zu den aktuellen Beschlüssen der
Bundeskanzlerin und der Regierungschefs der Länder erklärt
Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt:


„Wir müssen die beginnende dritte Welle schon jetzt abflachen, um eine Überforderung des Gesundheitswesens zu verhindern.
Die von Bund und Ländern beschlossenen Maßnahmen können dabei helfen. Letztlich aber kommt es auf das verantwortliche Handeln eines jeden Einzelnen an. Untersuchungen zeigen, dass
es fast ausschließlich in Innenräumen und bei längeren ungeschützten Kontakten ohne medizinische Maske zu Ansteckungen kommt, im privaten Rahmen oder auf der Arbeitsstelle. Hier kann der breite Einsatz von Corona-Schnelltests für echte Entlastung sorgen.

Sogar Teil-Öffnungen des gesellschaftlichen Lebens sind möglich, wenn ausreichend Schnelltests zur Verfügung stehen. Dies zeigen beispielsweise die kombinierten Test- und Öffnungsstrategien aus
Tübingen und Rostock. Bund und Länder sollten solche Projekte zur schrittweisen Öffnung des gesellschaftlichen Lebens fördern, evaluieren und für andere Regionen anpassen. Sie wären eine
echte Alternative zu den zermürbenden Jo-Jo-Dauerlockdowns in Deutschland.

Um möglichst viele Menschen vor einer Infektion zu schützen, sollten die verfügbaren Impfdosen schnell verabreicht und - wenn überhaupt - allenfalls deutlich reduzierte Reserven für die
Zweitimpfung zurückgehalten werden. Angesichts der vom Bund in Aussicht gestellten Liefermengen ab dem zweiten Quartal 2021 sollten für die Zweitimpfung ausreichend Kapazitäten zur
Verfügung zu stehen. Zudem zeigen Studien, dass der zeitliche Abstand für die Zweitimpfung ohne Nachteile ausgeschöpft werden kann und bereits nach der ersten Dosis eine gute
Schutzwirkung vorhanden ist. Davon sollten jetzt möglichst viele Menschen profitieren, vor allem aus den Risikogruppen.

Wir sollten außerdem diskutieren, ob eine stärkere Nutzung digitaler Bewegungsdaten zur Kontaktnachverfolgung in Kauf genommen werden sollte, um die Pandemie effektiver bekämpfen
zu können. Der Schutz persönlicher Daten hat in Deutschland aus nachvollziehbaren Gründen einen hohen Stellenwert. Angesichts der aktuellen Infektionslage und der seit Monaten andauernden
Einschränkungen von Grundrechten ist aber jetzt der Zeitpunkt gekommen, Nutzen und Risiken einer natürlich zweckgebundenen Auswertung persönlicher Daten zur Unterbrechung von
Infektionsketten gegenüber anderen persönlichen Freiheitsrechten abzuwägen.“                                                                                                                                  Pressestelle der deutschen Ärzteschaft
Herbert-Lewin-Platz 1
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Ansprechpartner
Alexander Dückers
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23.03.2021Mit Prodrugs gegen Krebszellen
uni | mediendienst | forschung Nr. 25/2021

FAU-Forschungsteam entwickelt neuartige Substanzen
Krebs bekämpfen, ohne gesunde Zellen zu beeinträchtigen – das ist das Ziel bei der Suche nach neuen Therapien gegen Krebs. Ein internationales Forschungsteam von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) hat nun Prodrugs entwickelt, die eine krebshemmende Wirkung zeigen, dabei jedoch normale Zellen kaum beeinträchtigen.
Prodrugs sind Substanzen, die erst bei der Verstoffwechselung im Körper eine Wirkung entfalten. Die Prodrugs des FAU-Forschungsteams um Prof. Dr. Andriy Mokhir von der Professur für Organische Chemie werden im Organismus über eine chemische Reaktion mit bestimmten Sauerstoff enthaltenden Molekülen, sogenannten reaktiven Sauerstoffspezies, aktiviert. Diese Moleküle kommen in Krebszellen in großen Mengen vor. Die Forschenden zeigten, dass ihre Prodrugs unter anderem sowohl in Zelllinien als auch im Nemeth-Kellner-Lymphom-Mausmodell wirksam waren, das als Modell für eine Blutkrebserkrankung beim Menschen dient. Der Wirkmechanismus: Prodrugs rufen Stress im endoplasmatischen Retikulum (ER) von Krebszellen hervor, dem Ort in Zellen, der für den Organismus wichtige Proteine herstellt. Dieser ER-Stress hemmt die Vermehrung der Krebszellen. Andere Medikamente wie Bortezomib und Carilzomib, die diesen Effekt ebenfalls verstärken, führen bislang zu unterwünschten Nebenwirkungen. Die Prodrugs beeinträchtigen normale Zellen jedoch kaum.
Link zur Veröffentlichung im Fachmagazin Angewandte Chemie:
https://doi.org/10.1002/anie.202100054
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Andriy Mokhir, Professur für Organische Chemie, Tel.: 09131/85-65582, andriy.mokhir@fau.de

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23.03.2021 Blutspender nach Infektion mit Corona-Mutante gesucht
uni | mediendienst | aktuell Nr. 21/2021

Erlanger Transfusionsmedizin sucht ehemalige Corona-Patienten mit nachgewiesener Virusvariante – Plasmaspenden sollen Leben retten
Ein Jahr Corona-Pandemie: ein Jahr, in dem die Menschheit viel über SARS-CoV-2 gelernt hat – und das Virus viel über die Menschen. Denn mittlerweile dominiert die sogenannte britische Variante B1.1.7 das Infektionsgeschehen in Deutschland. „Wir beobachten diese Entwicklung sehr genau, da diese Variante deutlich ansteckender ist als andere Mutanten“, sagt Prof. Dr. Holger Hackstein, Leiter der Transfusionsmedizinischen und Hämostaseologischen Abteilung des Universitätsklinikums Erlangen. „Aber auch wir haben dazugelernt und können nun auf unseren Erfahrungen und Erkenntnissen aufbauen. Hier in Erlangen arbeiten wir seit einem Jahr intensiv an einer Immunplasmatherapie.“ Die Ärzte und Wissenschaftler rufen deshalb ehemalige Corona-Patientinnen und -Patienten, denen ein schriftlicher Nachweis vorliegt, dass sie mit einer Virusvariante infiziert waren, dazu auf, sich unter der E-Mail-Adresse tr-covid19@uk-erlangen.de zu melden.
„Wir waren überwältigt von der immensen Zahl der ehemaligen Corona-Patienten, die sich uns nach unserem ersten Aufrufen als Spender angeboten haben“, berichtet Prof. Hackstein. „Da erste Anwendungen des Immunplasmas bereits positiv verliefen und wir aktuell eine klinische Prüfung dieser Therapie durchführen, reaktivieren wir den Aufruf und bitten ausdrücklich darum, dass sich ehemalige Corona-Patienten mit nachgewiesener Virusvariante bei uns melden.“ Prof. Hackstein und sein Team gehen davon aus, dass die inzwischen genesenen Menschen mit ihrer Blutplasmaspende den Krankheitsverlauf von schwer kranken COVID-19-Patientinnen und -Patienten verbessern können.
Hintergrund ist, dass der Körper nach einer COVID-19-Erkrankung spezifische Antikörper gegen das Virus gebildet hat. Die Transfusionsmedizin des Uni-Klinikums Erlangen möchte diese Antikörper aus dem Blut der ehemaligen Erkrankten gewinnen und das Blutplasma schwer erkrankten COVID-19-Patientinnen und -Patienten geben. So kann sich deren Immunsystem besser gegen das Virus wehren.
Voraussetzungen und Ablauf
Wichtig ist der schriftliche Nachweis einer Infektion mit einer Virusmutation oder Virusvariante (z. B. B1.1.7 oder andere). Interessierte müssen zudem seit mindestens zwei Wochen von ihrer COVID-19-Erkrankung genesen sein und einen negativen SARS-CoV-2-PCR-Befund erhalten haben. Außerdem benötigen die Mitarbeitenden der Transfusionsmedizin einen Hinweis, ob noch eine häusliche Quarantäne angeordnet ist und eine Telefonnummer für die erste Kontaktaufnahme. Im Rahmen dieses Telefonats wird geklärt, ob und wann eine spezielle Plasmaspende infrage kommt.
Weitere Informationen für Medien:
Barbara Mestel
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19.03.2021 Impfkampagne: Einbeziehung von Arztpraxen wird Impf-Akzeptanz steigern
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Berlin, 19.03.2021 – „Mit den heutigen Beschlüssen von Bund und Ländern wurden die administrativen Voraussetzungen für den Impfstart in den Arztpraxen geschaffen. Das ist gut und richtig. Die Beschlüsse bleiben aber Makulatur, wenn nicht ausreichend Impfstoff sowohl für die Impfzentren als auch für die Arztpraxen zur Verfügung gestellt werden kann. Bund und EU müssen deshalb auf die Einhaltung der ursprünglich zugesagten Impfstoff-Liefermengen drängen. Sie müssen außerdem sicherstellen, dass ausreichend Verbrauchsmaterialien wie Spritzen und Kanülen zur Verfügung stehen.“ Das sagte Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt nach dem heutigen Impfgipfel der Bundeskanzlerin und der Regierungschefs der Länder in Berlin. Er betonte: „Wenn alle Impfzentren unter Volllast laufen, vor allem aber 50.000 Arztpraxen mit ihrem Knowhow aus den jährlichen Grippeschutzimpfungen in die Impfkampagne eingebunden werden, haben wir eine echte Chance, bis zum Sommer allen Erwachsenen ein Impfangebot zu machen.“

Nicht nachvollziehbar ist für Reinhardt die in dem heutigen Beschluss enthaltene Opt-out-Regelung für Bundesländer, die sich im April noch nicht an den Impfungen in den Praxen beteiligen wollen. „Auch wenn die Impfstoffmengen im Moment noch begrenzt sind, sollten alle Arztpraxen schnellstmöglich in die Lage versetzt werden, zumindest für besonders gefährdete Patientengruppen separate Impfsprechstunden anbieten zu können. Gerade für ältere Patienten wäre ein Impfangebot bei ihrem vertrauten Hausarzt und in ihrem unmittelbaren Wohnumfeld eine echte Alternative zu dem Besuch eines möglicherweise weit entfernten Impfzentrums.“

Großflächige Impfungen in den Arztpraxen könnten nach Meinung Reinhardts auch dazu beitragen, dem durch den vorrübergehenden Impfstopp des AstraZeneca-Vakzins ausgelösten Vertrauensverlust in die Impfkampagne entgegenzuwirken. „Viele Menschen sind verunsichert und können die tatsächlichen Impfrisiken nicht richtig einordnen. Sie wünschen sich Impfberatung, Anamneseerhebung, Impfung und wenn nötig auch Nachbetreuung durch ihnen vertraute Ärztinnen und Ärzte. Das können die Impfzentren beim besten Willen nicht leisten“, so der BÄK-Präsident.

Dass zunächst vor allem immobile Patientinnen und Patienten in der eigenen Häuslichkeit sowie Personen mit Vorerkrankungen geimpft werden sollen, sei aufgrund der begrenzten Impfstoffkapazitäten angemessen. Gut ist auch, dass Ärzten darüber hinaus die Möglichkeit eingeräumt wird, in Einzelfällen von diesem Impfschema abweichen zu können, wenn dies aus ihrer fachlichen Sicht medizinisch geboten ist. Schließlich wissen sie am besten, welche Patienten besonders gefährdet sind“, so Reinhardt.

18.03.2021 Mehr Appetit durch Pflanzenproteine
uni | mediendienst | forschung Nr. 24/2021

Internationales Forschungsprojekt untersucht neue Ansätze gegen Mangelernährung älterer Menschen.

Können innovative Pflanzenprotein-Ballaststoff-Produkte und körperliche Aktivität zur Vorbeugung von Mangelernährung bei Seniorinnen und Senioren mit schlechtem Appetit beitragen? Das untersucht das Projekt „Innovative Ansätze mit Pflanzenproteinen, Ballaststoffen und körperlicher Aktivität zur Steigerung des Appetits und Vorbeugung von Mangelernährung bei Senioren“ (APPETITE). Die Ernährungswissenschaftlerin Prof. Dr. Dorothee Volkert vom Institut für Biomedizin des Alterns (IBA) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) leitet als Koordinatorin das multidisziplinäre Konsortium von acht Institutionen aus sechs europäischen Staaten.

Im Mittelpunkt des Projekts APPETITE stehen Seniorinnen und Senioren, die zuhause leben und sich selbstständig um ihre Ernährung kümmern – aber verringerten Appetit und damit ein erhöhtes Risiko für Mangelernährung haben. Mit ihnen zusammen entwickelt das Forschungsteam Pflanzenprotein-Ballaststoff-Produkte, die leicht anzuwenden sind und deshalb für einen breiten Einsatz geeignet sind.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen, wie der menschliche Körper die pflanzlichen Proteine und Ballaststoffe im Vergleich zu tierischen Proteinquellen verwertet. Anschließend prüfen sie die Effekte ausgewählter Produktvarianten und körperlicher Aktivität auf den Appetit und das Auftreten von Mangelernährung bei älteren Menschen mit reduziertem Appetit.

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft fördert das internationale Projekt, das im April startet, mit 125.000 Euro im Rahmen der Joint-Programming-Initiative „A healthy diet for a healthy life“ (JPI-HDHL).

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Dorothee Volkert, Tel.: 0911/5302-96168, dorothee.volkert@fau.de

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15.03.2021 Aussetzung der AstraZeneca-Impfungen - „Wir brauchen völlige Transparenz“
Pressestelle der deutschen Ärzteschaft

Berlin, 15.03. 2021 – Zu der heute bekannt gewordenen vorübergehenden Aussetzung der Impfungen mit dem Covid-19-Impfstoff des Herstellers AstraZeneca erklärt Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt:

„Dass das Paul-Ehrlich-Institut die Notbremse gezogen und die Impfung mit AstraZeneca vorübergehend ausgesetzt hat, ist richtig und wichtig. Denn es gibt Bedenken zu möglichen
Nebenwirkungen nach AstraZeneca-Impfungen, wie nicht-eindeutig erklärbare schwerwiegende thrombotische Ereignisse. Wir dürfen kein Risiko eingehen, aber wir müssen jetzt schnell und
umfassend die Datenlage analysieren und die möglichen Nebenwirkungen auf das Risikopotential hin überprüfen. Es muss geklärt werden, ob die aufgetretenen Fälle statistisch relevant sind
und es sich um kausal durch die Impfung ausgelöste Ereignisse oder um eine zufällige Koinzidenz handelt. Entscheidend sind und bleiben die völlige Transparenz bei jedem Prozessschritt und die
unmittelbare Information dazu, ansonsten geht Vertrauen verloren.“

Diese Pressemitteilung finden Sie auch im Internet unter www.bundesaerztekammer.de
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12.03.21 Bunt macht gesund!
uni | mediendienst | aktuell Nr. 20/2021

Nachsorgeprogramm Bunter Kreis Erlangen betreut frühgeborene und kranke Kinder

Bei schwer kranken Kindern kommt es nicht nur auf die medizinische Behandlung im Krankenhaus an – auch danach brauchen betroffene Familien oft noch Unterstützung. Diese bietet der „Bunte Kreis Erlangen“: Bis zu drei Monate nach der Krankenhausentlassung ist das Nachsorgeteam für die Kinder und ihre Eltern da. Der Bunte Kreis ist in der Kinder- und Jugendklinik (Direktor: Prof. Dr. Joachim Wölfle) des Universitätsklinikums Erlangen untergebracht. Eine vorherige Behandlung am Uni-Klinikum ist aber keine Voraussetzung dafür, die sozialmedizinische Nachsorge in Anspruch nehmen zu können. Im Schnitt betreut der Bunte Kreis parallel 50 bis 60 Familien in Erlangen und in den Landkreisen Erlangen-Höchstadt und Forchheim. Nicole und Thomas Heid aus Gräfenberg sind bis heute dankbar für dieses Angebot und hätten es für sich und ihre Kinder am liebsten noch viel länger genutzt.

Nicole Heid brachte Emma und Lucas im Oktober 2019 in der Frauenklinik (Direktor: Prof. Dr. Matthias W. Beckmann) des Uni-Klinikums Erlangen zur Welt – viel zu früh, in der 27. Schwangerschaftswoche. Jeder der beiden Zwillinge wog nur etwas über 900 Gramm. Zehn Wochen lang mussten Bruder und Schwester in der Neonatologie des Uni-Klinikums Erlangen überwacht und aufgepäppelt werden, bis sie endlich nach Hause durften. „Wir wussten ja, dass es Frühchen werden“, sagt Nicole Heid. „Aber dass sie dann so früh kamen – das war schon ein Schock und sehr belastend.“ Zu Hause in Gräfenberg ging es für Nicole Heid und ihren Mann Thomas dann „so richtig los“, wie er sagt. „Wir waren erst mal ganz auf uns allein gestellt, hatten viele Fragen und waren einfach unsicher im Umgang mit den Kindern“, erklärt der Vater der Zwillinge.

Notfall oder falscher Alarm?

„Beim ersten Kind ist für Eltern sowieso alles neu“, weiß Ingrun Löwe, Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin im Bunten Kreis. „Und dann waren es bei der ersten Schwangerschaft von Nicole Heid gleich Zwillinge, die auch noch zu früh kamen.“ Drei Monate lang besuchte Ingrun Löwe Familie Heid zu Hause – jede Woche einmal. „Es geht uns immer darum, den Eltern bei der Versorgung ihrer Kinder Sicherheit zu vermitteln“, sagt sie. Denn der reine Mutter- oder Vaterinstinkt reiche bei Frühchen anfangs manchmal nicht aus. „Diese Kinder neigen wegen ihrer Unreife oft zu Unruhezuständen und es fällt ihnen schwerer, sich selbst zu regulieren“, erklärt Ingrun Löwe. „Man braucht viel Feingefühl, um ihre Signale richtig zu deuten und auf ihre Bedürfnisse einzugehen.“ Bei Lucas sahen die Ärzte in den ersten Monaten immer wieder die Gefahr, dass er Krampfanfälle erleiden könnte. Er bekam deshalb einen Überwachungsmonitor mit nach Hause, der seine Vitalzeichen maß – Herzfrequenz, Atmung, Sauerstoffsättigung im Blut. „Es war wichtig, den Eltern zu erklären, wie sich Neugeborenenkrämpfe äußern, wie sie auf einen Alarm der Überwachungseinheit reagieren sollen und wann der Kleine welche Medikamente bekommt“, zählt Ingrun Löwe auf. Lucas’ Zwillingsschwester Emma erlitt parallel einen Nabelbruch und brauchte ebenfalls besondere Aufmerksamkeit.

Bezugspersonen für Kinder – und Eltern

Wie bei Nicole und Thomas Heid agiert der Bunte Kreis immer direkt vor Ort, bei den Familien zu Hause. So schafft er einen sanften Übergang von der Klinik in die gewohnte Umgebung. Das Team aus Pflegefachkräften, Ärzten, Psychologen, Sozialpädagogen und Therapeuten unterstützt bei der Pflege, der Medikamentengabe, der Ernährungsplanung und der Organisation des Alltags. Dabei beurteilen erfahrene Betreuerinnen wie Ingrun Löwe auch, ob sich die Kinder altersgerecht entwickeln. „Wir haben einen ganzheitlichen Blick auf das gesamte Familiensystem und arbeiten mit den Eltern vertrauensvoll zusammen“, sagt sie. Vater Thomas Heid bestätigt das: „Wir konnten Frau Löwe wirklich immer anrufen – selbst bei Kleinigkeiten. Wenn sich die Haut der Kinder kalt anfühlte und wir Angst hatten, dass ihre Körpertemperatur zu niedrig ist; wenn sie auf einmal unerklärlichen Ausschlag bekamen oder viel weinten. Frau Löwe kam immer, so schnell es ging, vorbei.“ Mutter Nicole Heid erinnert sich: „Einmal bin ich sehr erschrocken, als der Inhalt von Lucas’ Windel dunkelgrün war. Frau Löwe hat mich beruhigt und mir erklärt, dass das mit den Eisentabletten zusammenhängen kann, die er bekommt.“ Nicht nur dieses medizinische Wissen, auch der emotionale Beistand durch den Bunten Kreis bedeutete Nicole und Thomas Heid sehr viel. „Frau Löwe war für uns mehr als nur eine fachliche Ansprechpartnerin für die Kinder“, berichtet Thomas Heid. „Sie hat immer auch gefragt, wie es uns Eltern geht, hat sich viel Zeit genommen und uns alle dadurch entspannt.“ Ingrun Löwe ergänzt: „Bei Frühgeburten erleben wir es oft, dass in der Nachsorge die ganzen schwierigen Erfahrungen und Ängste aus der Schwangerschaft und aus dem Krankenhaus wieder hochkommen. Das ist ja alles bis dahin noch gar nicht verarbeitet worden. Hier hören wir zu und vernetzen die Mütter und Väter gegebenenfalls mit Therapeuten.“

Neben Frühchen begleitet der Bunte Kreis auch schwer und chronisch kranke Kinder bis 14 Jahre. Unter bestimmten Voraussetzungen haben sie nach einem längeren Krankenhausaufenthalt Anspruch auf eine Nachsorge. Diese wird entweder noch in der Klinik veranlasst oder später von einem niedergelassenen Kinderarzt verschrieben. Die Krankenkassen tragen weitestgehend die Kosten. „Es gibt aber auch Nachsorgemaßnahmen, die die Kassen nicht übernehmen – solche Dinge sind dann spendenfinanziert“, erklärt Dagmar Kußberger, Fallmanagerin und Koordinatorin im Bunten Kreis. „Dazu zählt unter anderem Material, um die Eltern besser anleiten zu können, zum Beispiel eine therapeutische Puppe oder ein Tragetuch.“ Der Bunte Kreis hilft, unterschiedliche Akteure miteinander zu vernetzen und weitere Hilfen anzubahnen – etwa bei sozialrechtlichen Fragen und weiterführenden Therapien. „Wohnt eine Familie weiter weg, kümmern wir uns darum, dass sie stattdessen an eine andere wohnortnahe Nachsorge angebunden wird“, so Dagmar Kußberger.

Lucas und Emma geht es heute sehr gut – sie sind inzwischen anderthalb Jahre alt. „Wir hätten die Nachsorge gern länger als drei Monate in Anspruch genommen“, gesteht Nicole Heid. „Als uns Frau Löwe nicht mehr regelmäßig besucht hat, war das eine ganz schöne Umstellung für uns und wir mussten erst mal allein klarkommen. Mittlerweile haben wir aber mehr Routine. Bei Fragen rufen wir unseren Kinderarzt an, der wirklich sehr gut ist – oder die Oma.“

Spenden an den Bunten Kreis Erlangen:

Universitätsklinikum Erlangen

Stadt- und Kreissparkasse Erlangen Höchstadt Herzogenaurach

IBAN: DE84 7635 0000 0000 0464 04

BIC: BYLADEM1ERH

Verwendungszweck: 34012344 Bunter Kreis Erlangen

Weitere Informationen:

Dagmar Kußberger

Tel.: 09131 85-41172

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09.03.2021 Impfen in Arztpraxen
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

„Wir sind an einem gewissen Wendepunkt angekommen, an dem das staatliche Impfstoff-Monopol nicht mehr weiter aufrechterhalten werden kann“, sagt Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK). Ärztinnen und Ärzte sollten jetzt unkompliziert und unbürokratisch in die Impfungen gegen das SARS-CoV-2-Virus eingebunden werden. Wenn selbst der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (STIKO) konstatiere, dass die Vorgaben der Bundesimpfverordnung, die grundsätzlich sinnvoll seien, großflächig durchbrochen würden, sei es an der Zeit, das strenge Priorisierungsschema lediglich als „Handlungsempfehlung“ für die Ärztinnen und Ärzte zu interpretieren. Ein Modellierungskonzept für die Nationale Impfstrategie sei zudem laut Gesundheitsministerkonferenz (GMK) in Planung.

Daher äußert Bayerns Ärztechef drei Kernbotschaften:

•    Geeigneter Impfstoff für die Praxen steht zur Verfügung, also können Ärzte mit der Impfung gegen das SARS-CoV-2-Virus starten.
•    Ärzte sollten selbst anhand dieser „Empfehlungen“ die Entscheidungen über die Priorisierung ihrer eigenen Patientinnen und Patienten treffen und die Dokumentation in Impfpass und Praxissoftware vornehmen.
•    Es sollte weder eine ausufernde Dokumentation noch eine Registrierung über das Online-Terminvereinbarungs-Portal BayIMCO nötig sein.

Quitterer will das Impfen der Patienten in den Arztpraxen, insbesondere in den Hausarztpraxen, ermöglichen. Praxen sollten keine „Außenstellen der Impfzentren“ darstellen, sondern unkompliziert ihre Patienten impfen.

Pressestelle      Bayerische Landesärztekammer

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05.03.2021 Experten fordern neue Kennzahl zur Steuerung der Pandemie- Maßnahmen
Ärztlicher Pandemierat der Bundesärztekammer

Berlin, 05.03.2021 – Die Zahl neuer beatmungspflichtiger COVID-19-
Intensivpatienten sollte als zusätzlicher Faktor zur Steuerung der Pandemie-
Maßnahmen herangezogen werden. Das fordert eine Expertengruppe des
Ärztlichen Pandemierats der Bundesärztekammer (BÄK). Dieser Wert sei
aufgrund der Meldepflicht an das DIVI-Intensivregister ein sehr
zuverlässiger Parameter zur Beurteilung des Pandemiegeschehens, heißt es
in dem Positionspapier "Weiteres Vorgehen zum Umgang mit dem
epidemischen Geschehen - Empfehlungen aus ärztlicher Sicht". Nach dem
Thesenpapier zu Teststrategien und dem Schutzkonzept für Alten- und
Pflegeheime ist es das dritte Papier, dass das fächerübergreifend besetzte
Expertengremium nun vorlegt.

"Die aktuell verwendeten Parameter bergen zahlreiche Schwächen", kritisiert
Prof. Dr. Manfred Dietel, Leiter der Arbeitsgruppe und Mitglied im
Wissenschaftlichen Beirat der BÄK. Kennzahlen wie der Inzidenzwert oder
der R-Wert seien ein zu grobes Maß, um als Basis für politische
Entscheidungen mit erheblichen Konsequenzen für alle Bürger
herangezogen zu werden. So sage auch die Anzahl der Neuinfektionen
nichts über die Krankheitslast in der Bevölkerung aus. Problematisch sei
ebenso die erhebliche Dunkelziffer, die aufgrund der vielen
asymptomatischen Verläufe und je nach Zahl und Art der Tests, der
Teststrategie und der Fähigkeit zur Kontaktnachverfolgung stark variiere.

Aus Sicht des Expertengremiums stellt eine erweiterte Teststrategie in
Ergänzung zur Impfstrategie einen weiteren wichtigen Baustein in der
Pandemie-Bekämpfung dar. Der Einsatz von Schnelltests und Selbsttests
durch Laien solle weiter forciert werden. Dazu seien klare Verhaltensweisen
zu definieren. So sollten positive Ergebnisse unbedingt durch einen PCR-


Test, der weiterhin der Goldstandard sei, bestätigt werden. Anzustreben sei
auch, möglichst viele Ergebnisse im Sinne eines bevölkerungsbezogenen
Monitorings an eine zentrale Stelle zu melden, um eine bessere Übersicht
über das wirkliche Geschehen zu erhalten. Um die Entwicklung von SARS-
CoV-2-Mutationen besser zu überwachen, sei außerdem die anlassbezogene
Genomsequenzierung PCR-positiver Fälle von großer Bedeutung.

Zur Ausweitung der Impfkapazitäten und zur Erhöhung der Akzeptanz der
Impfung wird die Beteiligung von niedergelassenen Ärzten und
Betriebsärzte gefordert „Die von Bund und Ländern beschlossene
Einbindung muss jetzt schnellstmöglich umgesetzt werden“, so Dietel.

Eine Senkung der Infektionszahlen auf null halten die Experten in der
aktuellen Situation für nicht realistisch. "Wir werden lernen müssen, mit der
COVID-19-Erkrankung auch in den nächsten Jahren zu leben", schreiben sie
in ihrem Papier. Vor diesem Hintergrund plädieren sie dafür, einen
interdisziplinär besetzten nationalen Pandemierat zu gründen. Dieser könne
"Entscheidungen der Politik transparent und unabhängig vorbereiten und so
die Akzeptanz in der Bevölkerung für die Anti-Corona-Maßnahmen
verbessern."

Das Papier "Weiteres Vorgehen zum Umgang mit dem epidemischen
Geschehen – Empfehlungen aus ärztlicher Sicht" der Arbeitsgruppe 5 des
Ärztlichen Pandemierats kann im Internet heruntergeladen werden unter:
https://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/downloads/pdf-
Ordner/Corona/BAEKAErztlPandemieratAG5AusstiegsszenarioPositionspapier20210304final.pdf

Der Ärztliche Pandemierat der Bundesärztekammer ist ein
Zusammenschluss von Ärztinnen und Ärzten unterschiedlicher
Fachdisziplinen zum Austausch über die aktuelle pandemische Situation

und den sich daraus ergebenden Handlungsnotwendigkeiten. Der
Pandemierat setzt sich zusammen aus Vertretern der Bundesärztekammer,
des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesärztekammer sowie
nachfolgenden Organisationen: Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin
und Familienmedizin e.V. (DEGAM), Deutsche Gesellschaft für
Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS),
Deutsche Gesellschaft für Geriatrie e.V. (DGG), Deutsche Gesellschaft für
Hygiene und Mikrobiologie e.V. (DGHM), Deutsche Gesellschaft für
Infektiologie e.V. (DGI), Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V.
(DGIM), Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und
Notfallmedizin (DGIIN), Deutsche Gesellschaft für interdisziplinäre Notfall-
und Akutmedizin e.V. (DGINA), Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für
Intensiv- und Notfallmedizin e.V. (DIVI), Deutsche Gesellschaft für
Anästhesiologie und lntensivmedizin e.V. (DGAI), Akkreditierte Labore in
der Medizin e.V. (ALM), Deutsche Gesellschaft für Klinische Chemie und
Laboratoriumsmedizin e. V. (DGKL), Deutsche Gesellschaft für Neurologie
e.V. (DGN), Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie,
Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V. (DGPPN), Deutsche Gesellschaft
für Kinder und Jugendmedizin e.V. (DGKJ), Deutsche Gesellschaft für
Palliativmedizin e.V. (DGP), Deutsche Gesellschaft für Pathologie e.V.
(DGP), Deutsche Gesellschaft für Pharmakologie e.V. (DGP), Deutsche
Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP),
Gesellschaft für Virologie e.V. (GfV), Deutsche Gesellschaft für
Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit (DTG) e.V.,
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen
Fachgesellschaften e.V. (AWMF), Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte
des Öffentlichen Gesundheitsdienstes e.V., Ständige Impfkommission des
RKI

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04.03.2021 Unsichtbare Entzündungen der Darmschleimhaut erklären Nahrungsmittelunverträglichkeiten
uni | mediendienst | forschung Nr. 18/2021

Erlanger Forscherteam untersucht neue diagnostische Verfahren, um Nahrungsmittelunverträglichkeiten besser feststellen zu können
 
Nahrungsmittelunverträglichkeiten haben in den vergangenen Jahren zugenommen. Die Basisdiagnostik für Nahrungsmittelallergien – eine spezielle Form von Unverträglichkeiten – stellen weiterhin sogenannte Prick-Tests auf der Haut und laborchemische Untersuchungen von spezifischen Antikörpern im Blut dar. Unverträglichkeiten gegenüber bestimmten Kohlenhydraten können mithilfe von Atemtests diagnostiziert werden, und die Beschwerden bessern sich durch eine einfache Ernährungsumstellung. Viele Patienten mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten haben jedoch ein komplexeres Beschwerdebild mit vorwiegend gastrointestinalen, aber auch allgemeinen Beschwerden, die die Lebensqualität beeinträchtigen. Oft bleibt bei diesen Patienten die oben beschriebene Diagnostik weitgehend ohne Ergebnis. Auch endoskopische Untersuchungen zeigen häufig eine unauffällige Darmschleimhautoberfläche. Diese Patienten haben meist einen langen Leidensweg hinter sich und ihr Speiseplan ist aufgrund von selbstauferlegten Diäten oft sehr eingeschränkt, was zu Mangelernährung und körperlicher Schwäche führen kann.
 
Eine Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Yurdagül Zopf von der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath) des Universitätsklinikums Erlangen untersuchte deshalb Darmgewebeproben von Patienten mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Dabei verglichen die Wissenschaftler die Ergebnisse derjenigen Patienten mit bekannten und nachgewiesenen Nahrungsmittelallergien mit den Darmgewebeproben von Patienten mit unklaren Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
 
Entzündung gibt Hinweis auf Unverträglichkeit
Die Forscher konnten zeigen, dass eine differenzierte Analyse von Darmgewebe – im Vergleich zu anderen Verfahren – die sensitivste und zuverlässigste Methode ist, um eine Nahrungsmittelunverträglichkeit nachzuweisen. Gewebeassoziierte Immunglobuline E (IgE) – also spezielle Antikörper, die zum Abwehrsystem des Körpers gehören, und ein erhöhter Tumor-Nekrose-Faktor-α (TNF-α) – ein Signalstoff des Immunsystems, der an Entzündungsprozessen beteiligt ist, stehen im direkten Zusammenhang mit einer Nahrungsmittelallergie. Patienten mit einer Nahrungsmittelunverträglichkeit unklaren Ursprungs zeigen jedoch nur sehr geringe gewebeassoziierte IgE- und TNF-α-Werte, dafür aber ein sehr hohes Level an Interferon-f. Dabei handelt es sich um ein Eiweiß, das bei Entzündungen gebildet wird.
 
„Das weist auf eine geringgradige Entzündung der Darmschleimhaut hin“, erklärt Prof. Zopf. „Wir konnten damit erstmals nachweisen, dass bei einer Nahrungsmittelunverträglichkeit unklaren Ursprungs eine entzündliche Reaktion der Darmschleimhaut vorliegt“, so die Ernährungsmedizinerin. „Wenn die Endoskopie des Darms unauffällig ist, der Patient aber Beschwerden hat, sollten die Darmgewebeproben deshalb weiter aufbereitet werden, um eine Entzündung abzuklären und damit eine Unverträglichkeit nachzuweisen.“
 
Diese spezielle Untersuchung wird im Hector-Center für Ernährung, Bewegung und Sport in der Medizin 1 des Uni-Klinikums Erlangen im Rahmen von Studien durchgeführt. Die Erlanger Wissenschaftler um Prof. Zopf vermuten, dass eine Veränderung der Darmflora mitverantwortlich für die Entzündung der Schleimhaut sein könnte. Der Einfluss des Darmmikrobioms und die weitere Charakterisierung der Schleimhautentzündung sollen in Folgestudien untersucht werden.
 
Link zur Studie: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33600102/
 
Weitere Informationen:
 
Prof. Dr. Yurdagül Zopf
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03.03.2021 Zwischen Hoffnung und Gefahr
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Der positive Trend der vergangenen Wochen setzt sich Ende Februar offenbar nicht mehr fort. Doch dank der verschiedenen zugelassenen Corona-Impfstoffe verfügen wir nun über die Mittel, SARS-CoV-2 mittelfristig in Schach zu halten“, schreibt Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), im Leitartikel der März-Ausgabe 2021 des Bayerischen Ärzteblatts. In der aktuellen Mangelsituation gehe es darum, mit allen zugelassenen Impfstoffen schwere Krankheitsverläufe zu verhindern bzw. eine Covid-19-Erkrankung zu vermeiden. Daher gelte: die Impfstoffe nicht schlechtreden, sondern insgesamt das Potenzial anerkennen, das in der Impfung stecke. Dies gebe Anlass zur Hoffnung auf eine Normalisierung des Lebens in der zweiten Jahreshälfte 2021.

Zu starke Lockerungen des Lockdowns sowie der Kontaktbeschränkungen könnten leicht wieder zu einem erheblichen Anstieg der Neuinfektionen führen und die Erfolge der ersten Monate des Jahres zunichtemachen. Vorsicht und das weitere Beachten der Hygiene- und Abstandsregeln seien die Gebote der Stunde. Gleichzeitig dürften auch die Kehrseiten des Lockdowns sowie der Kontaktbeschränkungen nicht aus dem Blickfeld geraten. Denn fehlende soziale Kontakte, Stress, Langeweile und vermeintliche Bewältigungsstrategien können auch zu ungesunden Verhaltensweisen führen. Die Gefahr bestehe, dass bei einigen Personen aus dem vermehrten Alkoholkonsum eine Gewohnheit werde, was ein höheres Risiko für eine Abhängigkeit nach sich ziehen könnte. Außerdem sei ein Anstieg des Tabakkonsums, von Übergewicht in Folge von Bewegungsmangel sowie von psychischen Auffälligkeiten zu beobachten. Gerade in der derzeitigen Situation sollten Ärztinnen und Ärzte der Prävention sowie den psychischen Problemen der Patienten besondere Aufmerksamkeit widmen.
Der Präsident plädiert auch für eine Überarbeitung der Impfpriorisierung. Es könne nicht abgewartet werden, bis alle Anspruchsberechtigten einer Gruppe durchgeimpft seien, ehe mit der nächsten begonnen werde. Dabei müsse die Ärzteschaft Teil der ersten Gruppe sein. Es bestehe ein hoher Bedarf an der Ressource Arzt. „Diese brauchen wir derzeit in Praxen und Kliniken zur Versorgung der Patienten mit Gesundheitsproblemen jenseits von COVID-19. Impfzentren auszubauen und dafür noch mehr Ärzte aus der Versorgung abzuziehen ist angesichts der Tatsache, dass die Hausärzte ihre eigenen Patienten jetzt in ihren Praxen impfen wollen und könnten, nicht nachvollziehbar“, so Quitterer abschließend.

Mehr zu „Zwischen Hoffnung und Gefahr“ lesen Sie im Leitartikel der März-Ausgabe 2021 des Bayerischen Ärzteblatts unter MailScanner hat einen möglichen Täuschungsversuch durch "www.bayerisches-aerzteblatt.de" festgestellt. www.bayerisches-aerzte¬blatt.de.
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23.02.2021Erweiterte Gesundheitskompetenz dank Künstlicher Intelligenz
uni | mediendienst | forschung Nr. 16/2021

FAU leitet Verbundprojekt über gesundheitsfördernde Interaktion von Mensch und Künstlicher Intelligenz
Wie muss ein intelligentes Assistenzsystem gestaltet sein, damit möglichst viele Menschen es für die alltägliche Verbesserung ihrer Gesundheit nutzen? Diese Frage steht im Mittelpunkt des Verbundprojekts „Erweiterte Gesundheitsintelligenz für persönliche Verhaltensstrategien im Alltag“ (Eghi), das jetzt unter Leitung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) gestartet ist. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt im Rahmen des Förderschwerpunkts „Adaptive Technologien für die Gesellschaft – Intelligentes Zusammenwirken von Mensch und Künstlicher Intelligenz“ mit rund 1,8 Millionen Euro für eine Laufzeit von drei Jahren.
„Obwohl das Interesse und Engagement für die eigene Gesundheit in der Bevölkerung insgesamt steigt, ist es für die Einzelnen oft schwer, entsprechende Maßnahmen im Alltag umzusetzen“, beschreibt der Koordinator des Verbundprojekts Prof. Dr. Oliver Amft. Er ist Lehrstuhlinhaber für Digital Health an der FAU und betont: „Bestehende Angebote werden oft nur von Personen genutzt, die ohnehin ein gutes Gesundheitsverhalten zeigen. Bei dieser Gruppe sind sogenannte Wearables wie Fitness-Armbänder und Smartwatches schon sehr beliebt.“
Lernendes Assistenzsystem
In dem neuen Projekt will die FAU – zusammen mit dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, der Universität Duisburg-Essen, BODYMED und der Interactive Wear AG – ein lernendes Assistenzsystem entwickeln, das auf Künstlicher Intelligenz (KI) basiert und Menschen bei einem gesunden Alltagsverhalten unterstützt. „Wir setzen auf personalisierte, situative Verhaltensempfehlungen, die einen direkten Bezug zu relevanten Erlebnissen der Menschen haben und leicht umzusetzen sind“, erklärt Professor Amft. „Ganz egal ob es um die individuelle Reduktion von Gesundheitsrisiken geht oder um mehr Bewegung im Alltag allgemein.“
Als Beispiel skizziert der Forscher folgendes Szenario: „Eine Nutzerin fährt mit der Straßenbahn zu einem Termin. Das intelligente Assistenzsystem Eghi merkt während der Fahrt, dass das Wetter schön ist und noch ausreichend Zeit bis zum Termin verbleibt. Es hat auch häufiger beobachtet, dass die Nutzerin bei schönem Wetter einen Spaziergang macht. Also fragt Eghi die Nutzerin, ob sie eine Station früher aussteigen und laufen möchte, um ein wenig in Bewegung zu bekommen.“ Während eine solche Empfehlung in dieser Situation für einen Menschen ganz selbstverständlich ist, muss eine Künstliche Intelligenz das erst modellieren. „Das ist ein anspruchsvolles Problem, das wir in diesem Projekt angehen wollen“, sagt der Projektkoordinator. „Die Verfahren, um personalisierte, situative Interaktion und Handlungsanstöße zu erzeugen, existieren heute noch nicht.“ Darüber hinaus fehlen bisher auch KI-Methoden, die Nutzerinnen und Nutzer aktiv und verständlich in Entscheidungsprozesse einbinden und – als erweiterte Intelligenz – die Ausbildung von persönlichen Verhaltensstrategien unterstützen.
Multidisziplinärer Forschungsansatz
Ziel des Eghi-Projekts ist es, das Konzept der erweiterten Intelligenz auf die Unterstützung von gesundem Alltagsverhalten zu übertragen und insbesondere die Ausbildung von persönlichen Verhaltensstrategien zu unterstützen. Dafür setzt das Projektteam auf einen multidisziplinären Forschungsansatz und verknüpft Methoden der Künstlichen Intelligenz mit Methoden der Verhaltensmodellierung und Konzepten zur Mensch-Technik-Interaktion. Im ersten Schritt schaffen die Forschenden durch die sensorgestützte Beobachtung der Aktivitäten der Nutzerinnen und Nutzer und ihrer Verhaltensmuster eine Art gemeinsamen Erfahrungsschatz und eine gemeinsame Kommunikationsebene zwischen Mensch und KI. Danach verdichten sie mit Hilfe von KI die Nutzerdaten so, dass personalisierte Handlungsempfehlungen abgeleitet und ausgesprochen werden können. „Weil diese Empfehlungen einen Bezug zu relevanten Erlebnissen haben, sind sie für den Menschen leicht umsetzbar und verständlich“, ist sich der Projektleiter sicher. In einer eingespielten Mensch-KI-Beziehung kann eine kurze Vibration des Smartphones oder ein optisches Symbol auf einem Armband zum Beispiel an die Vorbereitung eines gesunden Abendessens erinnern. „Die Hinweise sollen den Menschen neue Möglichkeiten eröffnen, um gesundheitsbewusst zu handeln. Wir entwickeln eine intelligente Assistenz für gesunde Ernährung, Bewegung im Alltag oder Unterstützung im Alter – keine Kontrolle“, betont Prof. Dr. Oliver Amft.
Zum Projekt Eghi: https://www.eghi-projekt.de/
Link zum Lehrstuhl: https://www.cdh.med.fau.de
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Oliver Amft
Lehrstuhl für Digital Health
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18.02.2021 Was beeinflusst den Krankheitsverlauf von Covid-19?
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Neue Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung zu SARS-Cov-2

Manche Menschen, die sich mit dem Coronavirus infizieren, merken kaum etwas davon. Andere wiederum erkranken schwer und müssen stationär behandelt werden. Als einen wichtigen Frühindikator dafür, ob die Virusinfektion mild oder schwer verlaufen wird, hat die Arbeitsgruppe „Cellular immunity in inflammation and cancer“ am Universitätsklinikum Erlangen den Immunbotenstoff Interleukin-3 identifiziert. Die Ergebnisse der Untersuchung erscheinen in der Zeitschrift „Nature Communications“*.

Die Forschenden um PD Dr. med. Georg Weber, stellvertretender Klinikdirektor und Leitender Oberarzt an der Chirurgischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen, und Dr. Alan Bénard, Mitarbeiter an der Chirurgischen Klinik, beschäftigen sich auf zellulärer Ebene mit immunologischen Mechanismen bei entzündlichen und bösartigen Erkrankungen. Nun haben sie in einer Studie nachgewiesen, dass ein niedriger Interleukin-3-Spiegel im Blutplasma häufig mit einem schweren Covid-19-Krankheitsverlauf einhergeht.

Das Zytokin Interleukin-3 spielt für die Organisation der Immunantwort des Körpers nämlich eine große Rolle. Es regt am Ort des Geschehens einer Entzündung – zum Beispiel einer Lungenentzündung ausgelöst durch SARS-Cov-2 – die dortigen Zellen dazu an, das Protein CXCL12 zu bilden. „Dieses Protein kommuniziert mit den plasmazytoiden dendritischen Zellen – unspezifischen Immunzellen, die normalerweise in der Blutbahn zirkulieren. CXCL12 ‚lockt‘ sie gewissermaßen in die entzündete Lunge, wo sie die Vermehrung der auslösenden Viren eindämmen“, erklärt Dr. Weber.

Exaktere Evaluation des Risikos

Dafür, ob für eine Person, die sich mit dem Coronavirus infiziert hat, das Risiko eines schweren Verlaufs besteht, liefert der Interleukin-3-Spiegel also einen wichtigen Anhaltspunkt. Bisher konnte man diese Einschätzung nur an weitaus gröberen Kriterien festmachen – etwa am Alter oder bestimmten Vorerkrankungen. „Es können aber auch Menschen, die keinerlei Risikogruppe angehören, wenig Interleukin-3 im Blut haben. Bei diesen kam bislang ein schwerer Verlauf eher überraschend und eine adäquate medizinische Versorgung möglicherweise zu spät“, gibt Dr. Weber zu bedenken.

 Nun könnten auf Grundlage der Studienergebnisse zu einem früheren Zeitpunkt wichtige Entscheidungen über die Behandlung von Covid-19-Patienten getroffen werden. Perspektivisch sei auch denkbar, eine Immuntherapie zu entwickeln, bei der Interleukin-3 in Form eines Inhalats zum Einsatz komme, um zielgenau die Lunge vor dem Befall durch Viren zu schützen.

 *Doi: https://www.nature.com/articles/s41467-021-21310-4

Website: https://www.chirurgie.uk-erlangen.de/en/research-teaching/cellular-immunity-in-inflammation-and-cancer/

 Weitere Informationen:

PD Dr. Georg Weber

Chirurgische Klinik des Universitätsklinikums Erlangen

Tel. 09131/85-33296

E-Mail: georg.weber@uk-erlangen.de

 Dr. Alan Bénard

Chirurgische Klinik des Universitätsklinikums Erlangen

Tel. 09131/85-42055

E-Mail: alan.benard@uk-erlangen.de

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18.02.2021 Aus dem Takt
uni | mediendienst | forschung Nr. 13/2021

Von FAU-Team entwickeltes Radar misst Herzratenvariabilität

Ein Forschungsteam der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) hat ein Verfahren entwickelt, mit dem Vitalfunktionen per Radar zuverlässig detektiert und diagnostiziert werden können. In einer neuen Studie* zeigen die Forschenden nun, dass das Radar auch die Herzratenvariabilität (HRV) zuverlässig messen kann. Das Radar könnte zukünftig durch Langzeitbeobachtungen der HRV pathologische Veränderungen frühzeitig erkennen und so schweren Krankheitsverläufen vorbeugen.

Das menschliche Herz schlägt nicht gleichmäßig wie ein Metronom, sondern variiert je nach Gefühlslage der zugehörigen Person: Stress, Schmerzen und Depressionen können die Herzratenvariabilität (HRV) verändern. Aber auch chronische Krankheiten wie Diabetes und Herzerkrankungen wirken sich auf die HRV aus. Um die HRV mit dem Radar zu erfassen, hat das Team  der FAU und der Technischen Universität Hamburg die Radartechnik mit Methoden des maschinellen Lernens kombiniert. Im Rahmen eines klinischen Experiments am Universitätsklinikum Erlangen konnte das Team die Zuverlässigkeit des Verfahrens bestätigen. Beim sogenannten Eiswasser-Test halten die Testpersonen ihre Hand für eine bestimmte Zeit in Eiswasser, so dass eine Schmerzreaktion ausgelöst wird, die zu einer abrupten Änderung der HRV führt. Diese Änderung zeichnete das Team sowohl mit dem Radar als auch mit einem EKG als Referenz auf. Beim Vergleich zeigte sich eine sehr hohe Übereinstimmung zwischen den Methoden. Neben dem potenziellen Einsatz zur Beobachtung von Patientinnen und Patienten im Krankenhaus, etwa um eine Sepsis oder einen plötzlichen Herzstillstand frühzeitig erkennen zu können, könnte das Verfahren auch im heimischen Bereich eingesetzt werden, um eine Langzeitbeobachtung der HRV durchzuführen.

 *https://www.nature.com/articles/s41598-021-81101-1     

 Weitere Informationen:

Technischer Ansprechpartner: Kilin Shi, Lehrstuhl für Technische Elektronik, kilin.shi@fau.de 

Medizinischer Ansprechpartner: Prof. Dr. Christoph Ostgathe, Professur für Palliativmedizin, christoph.ostgathe@fau.de 

Zwei Proteine sind mitverantwortlich für Parkinson

FAU-Forschende untersuchen Protein-Struktur und deren Einfluss auf die Krankheit

 Zwei Proteine sind maßgeblich an der Entstehung der Parkinson-Krankheit beteiligt. Welche Struktur sie haben, wie sie miteinander interagieren und welchen Einfluss sie auf die Krankheit haben, untersuchen Prof. Dr. Friederike Zunke und PD Dr. Philipp Arnold von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Das Forschungsprojekt* wird von der Michael J. Fox Foundation for Parkinson's Research (MJFF) mit 149.500 US-Dollar für ein Jahr gefördert.

Parkinson ist eine der häufigsten Erkrankungen des zentralen Nervensystems und gilt bislang als unheilbar. Aktuell leiden mehr als 300.000 Deutsche an Parkinson, die Ursache der Erkrankung ist bei vielen Patientinnen und Patienten unbekannt. Allerdings können bestimmte Risikogene mit einer Parkinsonerkrankung verknüpft werden. Von zwei dieser Risikogene untersucht Prof. Dr. Friederike Zunke, Juniorprofessorin für translationale Neurowissenschaften an der FAU, zusammen mit PD Dr. Philipp Arnold vom Institut für Anatomie der FAU die Proteinstruktur.

 Zwei Proteine – Beta-Gluccocerebrosidase (GCase) und LIMP-2 – arbeiten in der Zelle zusammen: Sie treffen sich, gehen eine Verbindung ein und wandern zum Lysosom, das sich um die Entfernung von Zellabfällen kümmert. Ein teilweiser Ausfall von GCase ist bei rund fünf bis 15 Prozent der Parkinson-Erkrankten für den Ausbruch der Krankheit mitverantwortlich. Wie die beiden Proteine interagieren, will das Forschungsteam bestimmen, indem es den Komplex der beiden Proteine künstlich herstellt. Die Ergebnisse können möglicherweise pharmakologisch genutzt werden.

 Weitere Informationen:

Prof. Dr. Friederike Zunke, Tel.: 09131/85-34492, friederike.zunke@fau.de

PD Dr. Philipp Arnold, Institut für Anatomie, Tel.: 09131/85-22830, philipp.arnold@fau.de

https://www.michaeljfox.org/grant/limp-2-scaffolding-protein-characterize-pd-associated-gcase-variants  

 

18.02.2021 Sprachmuster in Zeiten der Corona-Pandemie
uni | mediendienst | forschung Nr. 13/2021

Sprachmuster in Zeiten der Corona-Pandemie

FAU-Forscher analysieren Sprache bei Verschwörungstheorien und Rechtspopulismus

 Welche Sprachmuster häufen sich in Verschwörungstheorien über Corona? Das untersuchen zwei Sprachwissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Ihr Projekt „Tracking the infodemic: Conspiracy theories in the corona crisis“ wird von der Volkswagen Stiftung im Rahmen der Initiative „Corona Crisis and Beyond“ für eineinhalb Jahre mit 120.000 Euro gefördert.

Die anhaltende Corona-Pandemie führt bei vielen Menschen zu großer Unsicherheit und ist ein fruchtbarer Boden für die Verbreitung von Fehlinformationen und Verschwörungstheorien. Viele dieser Erzählungen sind zwar absurd und widersprüchlich, finden aber immer mehr Anhängerinnen und Anhänger. Prof. Dr. Fabian Schäfer, Inhaber des Lehrstuhls für Japanologie, und Prof. Dr. Stefan Evert, Inhaber des Lehrstuhls für Korpus- und Computerlinguistik, untersuchen nun, welche Sprachmuster bei Corona-Lügen verwendet werden und was diese mit rechtspopulistischer Sprache verbindet. Dafür setzen die beiden FAU-Sprachwissenschaftler auf innovative korpuslinguistische Methoden. Sie verwenden also authentische Sprachdaten der Verschwörungstheoretiker/-innen, analysieren deren Äußerungen und vergleichen sie mit der von Rechtspopulist/-innen verwendeten Sprache – vor allem in Sozialen Medien wie Twitter. Ziel der beiden Forscher ist es, die Methoden so zu operationalisieren und zu automatisieren, dass in Zukunft Hinweise auf Verschwörungstheorien bereits im Ansatz erkannt werden können.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Fabian Schäfer, Tel.: 09131/85-29145, fabian.schaefer@fau.de

Prof. Dr. Stefan Evert, Tel.: 09131/85-22426, stefan.evert@fau.de

 

Wie Sprache, Visualisierungen und Konzepte Corona erklären

FAU-Institut untersucht Wandel der Wissenschaftskommunikation im Lauf der Pandemie

Wie wurden wissenschaftliche Erkenntnisse über Corona vermittelt und wie änderte sich dies im Zeitverlauf? Das erforscht das Zentralinstitut für Wissenschaftsreflexion und Schlüsselqualifikationen (ZiWiS) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) im Projekt „Language, Visualizations and Concepts – On the Evolution of the Corona Discourse“ (LaViCo). Die VolkswagenStiftung fördert das Vorhaben im Rahmen der Initiative „Corona Crisis and Beyond“ eineinhalb Jahre lang mit 120.000 Euro.

War das Wissen über das neue Virus zu Beginn der Pandemie noch auf eine kleine Gruppe von Expertinnen und Experten beschränkt, können heute fast alle mitreden. Aber wie erfolgte diese Wissensvermittlung, wie hat sie sich im Pandemieverlauf verändert und welches Wissen setzte sich schließlich warum durch? Die Linguistin Dr. Katrin Götz-Votteler, die Kunsthistorikerin Dr. Simone Hespers und der Philosoph Dr. Sebastian Schuol analysieren gemeinsam die Veränderung von Sprache, Visualisierungen und Konzepten im Lauf der Pandemie. Die Ergebnisse dieses interdisziplinären Forschungsprojekts sollen eine Grundlage für die Wissenschaftskommunikation zu ähnlichen Themen in der Zukunft bilden.

 Ausführliche Informationen zu LaViCo und dem wissenschaftlichen Ansatz: https://www.ziwis.fau.de/forschung/forschungsprojekte/lavico/ 

 Weitere Informationen:

Dr. Sebastian Schuol, Tel.: 09131/85-22503, sebastian.schuol@fau.de

18.02.2021 Ärztliche Verbände und Organisationen: Alle zugelassenen Impfstoffe wirksam und deshalb nutzen
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Die in der Impfverordnung vorgesehene Priorisierung hat das Ziel, möglichst rasch diejenigen vor schwerer Covid-19-Erkrankung zu schützen, die aufgrund ihres Alters oder ihrer beruflichen Tätigkeit in der Altenpflege und in Krankenhäusern besonders gefährdet sind. Wir unterstützen diese Strategie, weil dadurch die hohe Anzahl schwerer Krankheitsverläufe und Sterbefälle schneller gesenkt werden kann und gleichzeitig medizinischem und pflegerischem Personal auf Intensivstationen, in Notaufnahmen und Rettungsdiensten frühzeitig eine Impfung gegen SARS-CoV-2 ermöglicht werden kann.

In der aktuellen Mangelsituation geht es darum, mit den verfügbaren Impfstoffdosen möglichst viel gesundheitlichen Schaden durch die COVID-19-Pandemie abzuwenden, Erkrankungen zu vermeiden und Übertragungen von SARS-CoV-2 zu vermindern, soweit die verfügbaren Impfstoffe eine Unterbrechung oder Reduktion von Transmissionen wirksam leisten können.

Für jeden COVID-19-Impfstoff, für den eine Zulassung erteilt wird, müssen Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit in klinischen Prüfungen nachgewiesen und ein günstiges Nutzen/Risiko-Profil bescheinigt werden. Die derzeit in Deutschland verfügbaren Impfstoffe von Astrazeneca, Biontech/Pfizer und Moderna haben diese Prüfung durchlaufen und werden für die bislang in Deutschland dominierenden Virusvarianten als geeignet zum Individualschutz und zur Bekämpfung der Pandemie angesehen. Sie helfen, schwere Krankheitsverläufe und Krankenhausaufenthalte zu vermeiden.

Wir werben deshalb mit Nachdruck dafür, dass alle prioritär impfberechtigten Beschäftigten in der ambulanten und stationären Versorgung jetzt die Chance der Impfung gegen SARS-CoV-2 ergreifen. Jede Impfung ist auch ein Beitrag zur Erhaltung der Funktionsfähigkeit des Gesundheitswesens, das gerade in den vergangenen Wochen durch COVID-19 besonders belastet war.

 Angesichts der Zunahme von Virusmutanten auch in Deutschland drängt die Zeit, so dass alle Impfstoffe, die die Prüfung durch die europäische Zulassungsbehörde bestanden haben, zügig entsprechend der vorliegenden Priorisierung verimpft werden sollten.

Wer nicht geimpft ist, hat ein deutlich höheres Risiko, an COVID-19 zu erkranken. Wer sich impfen lässt, kann sich bestmöglich davor schützen und gleichzeitig einen Beitrag zum Aufbau einer Grundimmunisierung in der Bevölkerung leisten.

17.02.21 Experten fordern mehr Fachpersonal zum Schutz vulnerabler Gruppen
Ärztlicher Pandemierat der Bundesärztekammer

Berlin, 17.02.2021 – Wie können alte und pflegebedürftige Menschen
besser vor einer Infektion mit dem Coronavirus geschützt werden?
Diese Frage beantwortet eine Expertengruppe des Ärztlichen
Pandemierats der Bundesärztekammer in einem aktuellen
Positionspapier. Nach den Thesen zum verantwortungsvollen Umgang
mit Corona-Schnelltests vom Dezember vergangenen Jahres ist es das
zweite Papier, dass das fächerübergreifend besetzte Expertengremium
nun vorlegt.
„Bewohner in Senioren- und Pflegeheimen tragen ein besonderes hohes
Risiko, schwer an einer Corona-Infektion zu erkranken oder sogar daran
zu sterben. Es ist eine zentrale Aufgabe des Krisenmanagements in der
Pandemie, diese Menschen besser zu schützen“, sagt Dr. Klaus
Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, anlässlich der
Vorstellung des Positionspapiers. Heime müssten noch stärker als
bisher bei der Umsetzung von Hygieneplänen unterstützt werden. „Wir
brauchen pragmatische Lösungen, um schnell und unbürokratisch
zusätzliche Mitarbeiter zur Infektionsprävention und zur Kompensation
von infizierten und erkrankten Mitarbeitern zu qualifizieren“, so
Reinhardt. Der Schutz vulnerabler Gruppen sei Grundvoraussetzung für
die Lockerung der Corona-Maßnahmen und die schrittweise Rückkehr
zur gesellschaftlichen Normalität.

„Die Corona-Pandemie hat deutlich aufgezeigt, welche strukturellen
Defizite während der Pandemie bei einem relevanten Teil der Heime
vorlagen“, betont Prof. Dr. Jürgen Bauer, Mitautor des Positionspapiers
und Mitglied im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie. Eine
Pandemie sei nicht aus der Versorgungsroutine heraus zu bewältigen.

„Wir werden in bessere Strukturen investieren müssen, wenn wir
zukünftig besser vorbereitet sein wollen“, so Bauer.


Die Expertengruppe des Pandemierats weist in diesem Zusammenhang
auf den schon lange bekannten Fachkräftemangel in den Heimen hin.
Es sei nun geboten, „eine bedarfsgerechte qualitative und quantitative
Personalausstattung der Pflegeeinrichtungen zu definieren, die am
tatsächlichen Versorgungsbedarf der Bewohner orientiert ist“, fordern
die Experten. Um die Attraktivität des Pflegeberufs zu steigern, reiche
eine höhere Vergütung allein nicht aus. Notwendig seien auch bessere
Arbeitsbedingungen, Ausbildungsanreize und
Personalentwicklungskonzepte.

Zudem weist der Rat auf die Bedeutung einer adäquaten Information
und Kommunikation zur Vorbeugung von Infektionen hin. Es bedürfe
hochwertiger Beratungen und Schulungen durch erfahrenes
Hygienefachpersonal vor Ort. Notwendig seien zudem Informations-
materialien, die die Heterogenität der Mitarbeiter bezüglich ihrer
Vorkenntnisse und ihrer Sprachniveaus berücksichtigen, heißt es in dem
Positionspapier. Darüber sollten die Alten- und Pflegeheime bei der
Entwicklung und Umsetzung von Schutzkonzepten von
interdisziplinären und interprofessionellen Teams fachlich beraten
werden.

Das Papier „Schutzkonzept für Alten- und Pflegeheime: Lessons
Learned“ der Arbeitsgruppe II des Ärztlichen Pandemierats kann im
Internet unter www.baek.de/pandemierat-schutzkonzept
heruntergeladen werden.

Mit der Frage effizienter und nachhaltiger Testkonzepte in Wohn- und
Pflegeeinrichtungen für Senioren wird sich auch die Arbeitsgruppe
Teststrategie des Ärztlichen Pandemierats befassen.

Der Ärztliche Pandemierat der Bundesärztekammer ist ein
Zusammenschluss von Ärztinnen und Ärzten unterschiedlicher
Fachdisziplinen zum Austausch über die aktuelle pandemische
Situation und den sich daraus ergebenden Handlungsnotwendigkeiten.
Der Pandemierat setzt sich zusammen aus Vertretern der
Bundesärztekammer, des Wissenschaftlichen Beirats der
Bundesärztekammer sowie nachfolgenden Organisationen: Deutsche
Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V. (DEGAM),
Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und
Epidemiologie e.V. (GMDS), Deutsche Gesellschaft für Geriatrie e.V.
(DGG), Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie e.V.
(DGHM), Deutsche Gesellschaft für Infektiologie e.V. (DGI), Deutsche
Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM), Deutsche Gesellschaft für
Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN), Deutsche
Gesellschaft für interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin e.V.
(DGINA), Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und
Notfallmedizin e.V. (DIVI), Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie
und lntensivmedizin e.V. (DGAI), Akkreditierte Labore in der Medizin
e.V. (ALM), Deutsche Gesellschaft für Klinische Chemie und
Laboratoriumsmedizin e. V. (DGKL), Deutsche Gesellschaft für
Neurologie e.V. (DGN), Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und
Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V. (DGPPN),
Deutsche Gesellschaft für Kinder und Jugendmedizin e.V. (DGKJ),
Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin e.V. (DGP), Deutsche
Gesellschaft für Pathologie e.V. (DGP), Deutsche Gesellschaft für
Pharmakologie e.V. (DGP), Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und
Beatmungsmedizin e.V. (DGP), Gesellschaft für Virologie e.V. (GfV),
Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale
Gesundheit (DTG) e.V., Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen
Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF), Bundesverband der
Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes e.V.,
Ständige Impfkommission des RKI

Pressestelle der
deutschen Ärzteschaft
Herbert-Lewin-Platz 1
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Alexander Dückers
Samir Rabbata
Tel. (030) 40 04 56-700
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15.02.2021 Mehr Sicherheit bei der Medikation von Kindern
uni | mediendienst | aktuell Nr. 14/2021

Neue evidenzbasierte Datenbank unter Erlanger Federführung unterstützt Ärzte und Apothekerinnen – Informationen jetzt online

Nur ein kleiner Teil der Arzneimittelpräparate in Deutschland ist speziell für Kinder und Jugendliche zugelassen. Oft fehlen Angaben zur genauen Dosierung und zu kindgerechten Darreichungsformen. Dieser Umstand zwingt Ärzte regelmäßig zum sogenannten Off-Label-Use, also zur Verschreibung eines Medikaments ohne die für diesen Zweck explizite Zulassung durch die Arzneimittelbehörden. „Das ist kein Idealzustand – keine Frage. Kein Arzt und kein Apotheker macht so etwas gerne oder leichtfertig“, bestätigt Prof. Dr. Antje Neubert, Apothekerin und Wissenschaftlerin in der Kinder- und Jugendklinik (Direktor: Prof. Dr. Joachim Wölfle) des Universitätsklinikums Erlangen. „Um allen Beteiligten mehr Sicherheit zu bieten, haben wir eine evidenzbasierte Datenbank entwickelt. Darauf können deutschlandweit Ärzte, Apotheker, Therapeuten und Pflegefachkräfte kostenlos zugreifen und nachlesen, welche wissenschaftlichen Erkenntnisse es zur Verordnung der gelisteten Medikamente bei Kindern und Jugendlichen gibt.“ Das Projekt „Kinderformularium.DE“ wird von Prof. Neubert gemeinsam mit Prof. Dr. Dr. h. c. Wolfgang Rascher, ehemaliger Direktor der Kinderklinik des Uni-Klinikums Erlangen, geleitet und vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert.

 „Vereinfacht gesagt, können wir eine Tablette für ein Kind nicht einfach halbieren – die Sache ist komplizierter“, erläutert Prof. Neubert. „Die Gabe eines Medikaments ist von zahlreichen Faktoren abhängig, beispielsweise vom Körpergewicht oder vom Entwicklungsstatus.“ Viele Arzneimittel sind nur für Erwachsene zugelassen, da es keine ausreichende Studienlage für die Verabreichung bei Kindern und Jugendlichen gibt. „Das muss aber nicht bedeuten, dass ein Medikament für Heranwachsende gefährlich ist“, betont Antje Neubert. „Wir können das Nutzen-Risiko-Verhältnis in sehr vielen Fällen mithilfe von wissenschaftlicher Literatur beurteilen.“ Auf dieser Grundlage bewerten Experten die wissenschaftliche Basis für Empfehlungen, ob und in welcher Dosierung das Arzneimittel Kindern und Jugendlichen gegeben werden kann. „Diese aufwendige Abwägung kann natürlich nicht jeder niedergelassene Kinderarzt im Praxisalltag selbst übernehmen“, ergänzt die Naturwissenschaftlerin. „Deswegen haben wir das Kinderformularium entwickelt. Dort erhalten unsere Kollegen mit einem Klick Dosierungsempfehlungen sowie weitere Pädiatrie-spezifische Arzneimittelinformationen. So ist ein sachgerechter und ungefährlicher Off-Label-Use möglich.“ Ziele der Erlanger Experten sind zum einen die bessere und sicherere Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Arzneimitteln. Zum anderen wollen sie die entsprechenden Informationen für Ärzte und Apotheker in Deutschland einfach und kostenfrei zugänglich machen.

Initiative aus Erlangen

Prof. Neubert, die auch die Zentrale für klinische Studien in der Pädiatrie in der Kinderklinik des Uni-Klinikums Erlangen leitet, und ihr Team arbeiten schon seit vielen Jahren intensiv zur Arzneimitteltherapiesicherheit bei Kindern und Jugendlichen. Mit ihrer Idee wandten sie sich an das Bundesministerium für Gesundheit, das sie im Rahmen des Aktionsplans Arzneimitteltherapiesicherheit förderte. „Wir mussten das Rad glücklicherweise nicht ganz neu erfinden“, erläutert Prof. Neubert. „Um ein nachhaltiges Arzneimittelinformationssystem für Kinder und Jugendliche zu etablieren und vorhandene Kenntnisse zu nutzen, haben wir einen Lizenzvertrag mit dem niederländischen Kinderformularium geschlossen.“ Das NKFK – Nederlands Kenniscentrum Farmacotherapie bij Kinderen bot sich als Projektpartner an, da sich das Zentrum auf nationaler Ebene bereits etabliert hat und seine Dosierungsempfehlungen größtenteils auf systematischen Recherchen der Primärliteratur, den sogenannten Nutzen-Risiko-Analysen, basieren. „Damit war das niederländische Kinderformularium für uns der ideale Ausgangspunkt, um das Kinderformularium.DE zu entwickeln“, sagt Antje Neubert.

Ausführliche und sorgfältig geprüfte Informationen

Die bestehenden Inhalte wurden von den Erlanger Experten für Kinderarzneimittel sorgfältig geprüft, durch eigene Recherchen erweitert und auf Deutschland angepasst. Darüber hinaus haben sie Informationen zum Zulassungsstatus, zu kinderspezifischen Nebenwirkungen, zu Kontraindikationen sowie Warnhinweise ergänzt. Anschließend wurde die Datenbank bundesweit im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie geprüft. Unter dem Dach des Projekts „KiDSafe“, das durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses gefördert wird, durften Kollegen in zwölf Kliniken und über 150 Arztpraxen das deutsche Kinderformularium exklusiv nutzen und kritisch unter die Lupe nehmen. „Mit Kinderformularium.DE ist es uns gelungen, ein umfangreiches Arzneimittelinformationssystem zur evidenzbasierten Anwendung von Medikamenten bei Kindern und Jugendlichen online sowie kostenlos zur Verfügung zu stellen“, freut sich Prof. Neubert. „Es ist gleichzeitig ein wichtiger Schritt in Richtung eines international harmonisierten Werkes.“

 Website Kinderformularium.DE: www.kinderformularium.de

 Publikation über die Entwicklung und Evaluation der Datenbank: https://www.mdpi.com/2226-4787/9/1/8

 Weitere Informationen:

 Prof. Dr. Antje Neubert

Tel.: 09131 85-36874

formularium.kinder@uk-erlangen.de

 

12.02.2021 Höhere Priorität für Krebspatienten
uni | mediendienst | aktuell Nr. 13/2021

Neue Coronavirus-Impfverordnung ermöglicht Menschen mit Krebserkrankung frühere COVID-19-Schutzimpfung

Die Angst vor der Ansteckung ist weiterhin groß: Niemand weiß, ob eine Infektion mit SARS-CoV-2 im eigenen Körper nur leichte Symptome verursacht oder fulminant verläuft und bis auf die Intensivstation, wenn nicht sogar bis zum Tod führt. Vor allem Menschen, die bereits unter einer anderen Erkrankung leiden, fürchten das Coronavirus und würden sich größtenteils gerne so schnell wie möglich impfen lassen. „Krebspatientinnen und Krebspatienten haben – insbesondere unter medikamentöser Therapie – ein deutlich höheres Risiko für einen schweren COVID-19-Krankheitsverlauf als ihre gesunden Mitmenschen“, erläutert Prof. Dr. Matthias W. Beckmann, Direktor des Comprehensive Cancer Center Erlangen-EMN am Universitätsklinikum Erlangen. „Leider standen sie bisher auf der Prioritätenliste nicht weit genug oben. Glücklicherweise hat sich das nun geändert.“ Am 8. Februar 2021 veröffentlichte das Bundesministerium für Gesundheit nämlich eine aktualisierte Fassung der „Verordnung zum Anspruch auf Schutzimpfung gegen das Coronavirus SARS-CoV-2“, die sogenannte Coronavirus-Impfverordnung. Eine der Änderungen: Personen mit Krebserkrankungen wurden jetzt eine Stufe höher eingruppiert und sollen ab sofort „mit hoher Priorität“ geimpft werden.

 „Ich begrüße es sehr, dass Menschen mit Krebserkrankungen nun schneller Anspruch auf eine COVID-19-Schutzimpfung haben“, betont Prof. Beckmann. „Wir stehen mit unseren Patientinnen und Patienten in engem Kontakt und wissen, wie groß deren Sorgen sind. Mussten sie bisher ‚nur‘ ihre Krebserkrankung bewältigen, kommt nun zur Zeit der Pandemie auch noch die Angst vor dem Coronavirus hinzu. Die Betroffenen wissen, dass eine Ansteckung für sie lebensgefährlich sein kann. Der Anspruch auf baldige Impfung ist für diese Menschen entscheidend und reduziert ihre Sorgen!“

 Unter § 3 der Corona-Impfverordnung sind alle Personengruppe gelistet, die „mit hoher Priorität Anspruch auf Schutzimpfung“ haben. Hier stehen seit dem 08.02.2021 nun auch „Personen mit malignen hämatologischen Erkrankungen oder behandlungsbedürftigen soliden Tumorerkrankungen, die nicht in Remission sind oder deren Remissionsdauer weniger als fünf Jahre beträgt“ – also Menschen mit bösartigen Krebserkrankungen oder soliden Tumoren, die akut behandelt werden oder deren Erkrankung noch nicht länger als fünf Jahre zurückliegt. Ehemalige Krebspatienten, die seit mehr als fünf Jahren beschwerdefrei sind, haben laut § 4 der Corona-Impfverordnung „mit erhöhter Priorität Anspruch auf Schutzimpfung“.

 Sofort zur COVID-19-Schutzimpfung anmelden

Falls noch nicht geschehen, empfiehlt Prof. Beckmann allen Menschen mit Krebserkrankungen, sich möglichst zeitnah zur COVID-19-Schutzimpfung anzumelden und explizit auf ihre Krebserkrankung hinzuweisen. Dies ist beispielsweise über die Website des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege sowie das beigefügte Formular möglich.

 Weitere Informationen:

Prof. Dr. Matthias W. Beckmann

Tel.: 09131 85-47029

ccc-direktion@uk-erlangen.de

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11.02.2021 Drei Millionen Euro für Bayerns Ultrafeinstaub-Forschung
uni | mediendienst | forschung Nr. 11/2021

FAU leitet den neuen bayerischen Projektverbund

Bayern startet neue Forschungsprojekte zu Ultrafeinstaub. Ein Projektverbund unter Leitung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) untersucht dabei Eigenschaften und die Wirkung von ultrafeinen Partikeln. Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber hat zusammen mit Prof. Dr. Joachim Hornegger, Präsident der FAU, und dem Leiter des Projektverbunds Prof. Dr. Hans Drexler in Erlangen den Startschuss zu dem Projektverbund gegeben. Mit rund drei Millionen Euro unterstützt das Bayerische Umweltministerium den Projektverbund in den kommenden drei Jahren.

„Ultrafeine Partikel sind ein wissenschaftlich junges Forschungsfeld. Bayern ist Vorreiter und treibt die Forschung zum Ultrafeinstaub weiter voran. Wir wollen wissen, wie viel ultrafeine Partikel tatsächlich in der Luft enthalten sind und wie sie wirken. Gesunde Luft ist eines der wichtigsten Themen. Mit dem neuen Projektverbund stärken wir die Wirkungsforschung zu ultrafeinen Partikeln in Bayern massiv und bauen die Kompetenzen an bayerischen Hochschulen deutlich aus. Die bayerische Ultrafeinstaub-Strategie steht damit auf einem starken Fundament“, erklärt Thorsten Glauber. Im Rahmen des Projektverbunds arbeitet das Umweltministerium Hand in Hand mit der Wissenschaft an ehrgeizigen Forschungsvorhaben für eine gute Luftqualität. Leiter des Projektverbunds ist Prof. Hans Drexler, Direktor des Instituts und der Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin an der FAU. „Unsere Projekte verfolgen nicht primär akademische Interessen, sondern haben einen praktischen Nutzen für alle Bürgerinnen und Bürger“, betont Prof. Drexler. Unter seiner Leitung laufen insgesamt sechs Teilprojekte an der FAU, der Universität Bayreuth, der Ludwig-Maximilians-Universität in München und dem Universitätsklinikum Würzburg. An einigen Teilprojekten ist auch das Helmholtz Zentrum München beteiligt. Die Projekte erforschen die Wirkung von Ultrafeinstaub auf Mensch und Umwelt, widmen sich der Methodenoptimierung zur chemischen Analyse von ultrafeinen Partikeln und erweitern die bisherige Datenbasis. Ultrafeinstaub ist noch feiner als Feinstaub. Die Partikel dieses Staubs sind kleiner als 0,1 Mikrometer und damit ist ihre Größe geringer als beispielsweise Tabakrauch.

Neben der Koordination des Gesamtprojekts unter der Leitung von Prof. Drexler wird sich an der FAU Prof. Dr. Simone Schmitz-Spanke, Professur für Biomarker in der Arbeitsmedizin, mit der „Biologischen Antwort auf Partikel im Lungenmodell“ beschäftigen. Ultrafeine Partikel dringen tief in die Lunge ein und stehen im Verdacht, die Gesundheit zu beeinträchtigen. Möglich wird dies durch ihre besonderen physikalisch-chemische Eigenschaften. Sie dringen nicht nur in die Lungenzellen ein, sondern werden auch über das Blut in alle Organe verteilt. Die Partikel verursachen in allen Zellen über die Bildung reaktiver oxidativer Spezies entzündliche Vorgänge. In dem Teilprojekt wird die Wissenschaftlerin mit ihrem Team untersuchen, wie sich die Zusammensetzung der ultrafeinen Partikel auswirkt, wie hoch sie konzentriert sein und wie lange sie auf die Lunge einwirken müssen, damit sie gesundheitsschädlich sind. Bisher ist über diese Zusammenhänge nur sehr wenig bekannt.

 Die anderen vier Projekte untersuchen, wie sich die Methoden zur chemischen Analyse von Ultrafeinstaub optimieren lassen, wie die Partikel toxikologisch bewertet werden können, welche akuten gesundheitlichen Effekte sie haben und wie sich Ultrafeinstaub über lange Zeit hinweg auf den Menschen auswirkt.

 Ausführliche Informationen zum Projektverbund BayUFP (verfügbar ab 15.2.): www.ultrafeinepartikel.de

Link zum Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin: www.ipasum.med.fau.de 

 Weitere Informationen:

Prof. Dr. Hans Drexler

Lehrstuhl für Arbeits- und Sozialmedizin

Tel.: 09131/85-22312

hans.drexler@fau.de 

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11.02.2021 Subtyp entwickelt sich in frühen Vorläuferstadien von Blasenkrebs
uni | mediendienst | forschung Nr. 10/2021

FAU-Forschungsteam veröffentlicht erste Studie zur Entstehung molekularer Subtypen von muskelinvasivem Harnblasenkrebs

Wie entstehen die unterschiedlichen molekularen Subtypen von Blasenkrebs? Eine Antwort darauf gibt die erste Studie zur Entstehung molekularer Subtypen des urothelialen Harnblasenkarzinoms, die ein interdisziplinäres Forschungsteam der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) in der Fachzeitschrift „Cancer Research“ veröffentlicht hat.*

Urotheliale Blasenkarzinome sind eine der häufigsten bösartigen Krebserkrankungen weltweit. Allein in Deutschland erkranken pro Jahr rund 16.000 Menschen an Blasenkrebs, Männer sind dreimal häufiger betroffen als Frauen. Rund ein Drittel der Erkrankungen sind muskelinvasive Blasenkarzinome (MIBC) und werden in der Regel mit einer Zystektomie, einer radikalen Entfernung der Harnblase, in Kombination mit einer Chemotherapie behandelt. Wie frühere Studien zeigten, ist besonders das Ansprechen auf die Chemotherapie vom molekularen Subtyp – es werden luminale und basale Subtypen unterschieden – abhängig.

Wie diese basalen und luminalen Subtypen während der Entwicklung von muskelinvasivem Blasenkrebs entstehen, untersuchte ein Forschungsteam unter Leitung von Dr. Markus Eckstein vom Pathologischen Institut der FAU in Zusammenarbeit mit dem Labor für molekulare Medizin der Frauenklinik des Uni-Klinikums Erlangen (Prof. Dr. Reiner Strick) und den Kliniken für Urologie am Universitätsklinikum Erlangen (Prof. Dr. Bernd Wullich) und Regensburg (Prof. Dr. Maximilian Burger). Im Rahmen der Studie analysierte das Team multiple Gewebeproben von 22 Patientinnen und Patienten mit muskelinvasivem Blasenkrebs. Unter Verwendung einer besonderen Technik – dem sogenannten Harnblasenmapping, bei dem die komplette Harnblase systematisch aufgearbeitet wird und so die komplette Entstehung von Blasenkrebs widerspiegelt – zeigte sich, dass sich die molekularen Subtypen des Tumors bereits im frühen Vorläuferstadien, vor allem im Carcinoma in situ, ausprägen. Diese Ergebnisse können dazu beitragen, dass therapeutische Möglichkeiten in Zukunft bereits in früheren Stadien optimal untersucht und ausgewählt werden können.

 *https://cancerres.aacrjournals.org/content/early/2021/01/19/0008-5472.CAN-20-2336.short?rss=1      

 Weitere Informationen:

Dr. Markus Eckstein

Tel.: 09131/85-47792

markus.eckstein@uk.erlangen.de  

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01.02.2021 Hoffnung auf neue Therapie gegen Herpesviren
uni | mediendienst | forschung Nr. 8/2021

BMBF fördert aussichtsreichen Ansatz von Erlanger Forschungsgruppe mit über zwei Millionen Euro
Herpesviren sind allgegenwärtig. Rund 90 Prozent der Bevölkerung in Deutschland sind mit Herpesviren infiziert – oft ohne es zu wissen und meist ohne Folgen. Für Babys oder Menschen mit geschwächtem Immunsystem kann eine Infektion allerdings lebensgefährlich sein. Um diese Patientinnen und Patienten schnell und bestmöglich zu behandeln, fehlen bisher jedoch geeignete Medikamente. Eine Forschungsgruppe unter der Leitung von Dr. Florian Full vom Virologischen Institut – Klinische und Molekulare Virologie (Direktor: Prof. Dr. Klaus Überla) des Universitätsklinikums Erlangen an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) möchte dies ändern und verfolgt einen vielversprechenden neuen Ansatz. Die Arbeit des Forschungsteams, die hoffentlich zur Entwicklung eines neuen Medikaments gegen Herpesviren führt, wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in den kommenden fünf Jahren mit bis zu 2,34 Millionen Euro gefördert.
Die meisten Menschen erwerben Herpesviren bereits in der frühen Kindheit. Nach einer einmaligen Infektion verbleiben die Viren lebenslang im Körper. Zu den neun menschlichen Herpesviren zählt unter anderem das Herpes-simplex-Virus, das die bekannten Bläschen im Mundbereich verursacht. Auch das Varizella-Zoster-Virus, das Windpocken und Gürtelrose hervorruft, und das Epstein-Barr-Virus, das das Pfeiffersche Drüsenfieber verursacht und zudem an der Entstehung zahlreicher Krebserkrankungen beteiligt ist, sind Herpesviren. Obwohl Infektionen mit Herpesviren bei den meisten Menschen die Gesundheit nicht nachhaltig beeinträchtigen, haben Patientinnen und Patienten mit stark geschwächtem Immunsystem – beispielsweise nach Transplantationen – Schwierigkeiten, die Viren unter Kontrolle zu halten. Das kann zu schwersten Schädigungen unterschiedlicher Organe bis hin zum Tod führen. Außerdem ist es möglich, dass Herpesviren bei Neugeborenen schwere Infektionen auslösen. Bei einer Ansteckung während der Geburt kommt das Neugeborene mit seinem unreifen Immunsystem direkt mit dem aggressiven Virus in Kontakt. Für den Säugling ist das lebensgefährlich.
Scheinbar funktionsloses Protein könnte entscheidende Rolle einnehmen
Das Ziel der Erlanger Forschungsgruppe „Duxdrugs“ ist die Entwicklung neuartiger Medikamente für herpesvirale Infektionen. Der Fokus liegt dabei auf dem zellulären Protein DUX4. Das Team konnte bereits zeigen, dass die Herpesviren DUX4 anschalten und für ihre Vermehrung nutzen. DUX4 spielt in der frühen Embryonalentwicklung des Menschen eine Rolle, im Erwachsenen hat es aber keine Funktion mehr. Deshalb stellt das Protein ein attraktives Ziel für antivirale Medikamente dar. „Zur Behandlung von herpesviralen Infektionen gibt es im Moment nur wenige antivirale Medikamente, die jeweils lediglich gegen einzelne Herpesviren wirksam sind“, erklärt Dr. Full. „Das Besondere an unserer Strategie ist der Versuch, ein breit wirksames Medikament zu entwickeln, das theoretisch gegen alle menschlichen Herpesviren wirksam ist.“
Hervorragendes Forschungsumfeld
„Unser Projekt profitiert sehr vom hervorragenden wissenschaftlichen Umfeld hier am Uni-Klinikum Erlangen und an der FAU Erlangen-Nürnberg“, betont Dr. Full. Insbesondere die Unterstützung durch das Interdisziplinäre Zentrum für Klinische Forschung (IZKF) sei hier hervorzuheben. „Die Förderung durch das IZKF in den vergangenen drei Jahren hat es uns ermöglicht, genügend Forschungsergebnisse zu generieren, um uns im kompetitiven Wettbewerb um eine BMBF-Nachwuchsgruppe durchzusetzen“, berichtet Florian Full. Für die Arbeit mit seinem Team erhält er in den kommenden fünf Jahren insgesamt bis zu 2,34 Millionen Euro. Das Geld stammt aus der BMBF-Fördermaßnahme „Nachwuchsgruppen in der Infektionsforschung“.
Weitere Informationen:
Dr. Florian Full
Tel.: 09131 85-26783
florian.full@uk-erlangen.de
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29.01.2021 Höchste Präzision dank navigierter Chirurgie
uni | mediendienst | aktuell Nr. 7/2021

Erlanger Unfallchirurgie kombiniert neueste Navigationstechnik mit intraoperativer dreidimensionaler Bildgebung für ein genaueres und schonenderes Operieren
Ein ‚Navi‘, das nicht beim Autofahren, sondern bei Operationen unterstützt: Seit einigen Monaten operieren Prof. Dr. Mario Perl, Direktor der Unfallchirurgischen Klinik – Orthopädische Chirurgie des Universitätsklinikums Erlangen, und sein Chirurgenteam mit einem neuen, über Infrarot gesteuerten Navigationssystem. Die Besonderheit: „Wir speisen in die Navigation dreidimensionale Datensätze ein, die das mobile Röntgengerät während der Operation erzeugt.“ Für die Operateure bietet diese Kombination den Vorteil, Eingriffe an schwer zugänglichen Bereichen, wie z. B. am hinteren Beckenring, mit höchster Präzision durchführen zu können. Vor allem Patientinnen und Patienten mit Wirbelsäulenverletzungen, Beckenbrüchen oder komplexen Gelenkeingriffen profitieren von dieser innovativen Technik. Diese ermöglicht nicht nur kleinere OP-Schnitte, sondern auch eine Qualitätskontrolle bereits während der Operation, sodass im Fall von notwendigen Korrekturen kein zusätzlicher Eingriff vorgenommen werden muss.
Zum Navigationsgerät gehören spezielle chirurgische Instrumente, an deren Spitze sich sogenannte Markerkugeln befinden. Die in den Markerkugeln integrierten Reflektoren kommunizieren über Infrarot mit dem Gerät. Klinikdirektor Mario Perl: „Der 3D-Scanner ermöglicht uns aktuelle Aufnahmen während des Eingriffs. So erhalten wir Bilder des Operationsbereichs und können damit navigieren. Das Navigationsgerät blendet zusätzlich die eingesetzten Instrumente ein, sodass der Chirurg zum Beispiel genau sehen kann, wo er gerade mit dem Bohrer ansetzt.“ Gerade, wenn bei komplexen Eingriffen im Hals- und Brustwirbelbereich oder am hinteren Beckenring Implantate gesetzt werden müssen, sei die Präzision des neuen Systems Gold wert, erläutert Dr. Holger Keil, Oberarzt der Unfallchirurgie des Uni-Klinikums Erlangen: „Es ist ein hervorragendes Hilfsmittel und eine massive Arbeitserleichterung. Vor allem, wenn zum Beispiel eine durch Morbus Bechterew ausgelöste massive Verknöcherung an der Wirbelsäule vorliegt und diese die konventionelle Bildgebung erschwert.“
System bringt Vorteile für die Patientinnen und Patienten
Aufgrund des neu gegründeten Wirbelsäulenzentrums des Uni-Klinikums Erlangen operieren Prof. Perl und sein Chirurgenteam zunehmend rückenschmerzgeplagte Patientinnen und Patienten aus der Metropolregion, wenn andere Therapiemaßnahmen zuvor keine Linderung bewirkt haben. „Wir führen jeden Monat etwa 20 bis 30 komplexe Eingriffe an der Wirbelsäule durch und nutzen dafür das neue Navigationssystem, sofern das möglich ist“, erläutert Prof. Perl, der als einer von zwei Sprechern auch das neue Wirbelsäulenzentrum leitet. Der Vorteil für die Patientinnen und Patieten liegt – neben kleineren Schnitten und einer schnelleren Rekonvaleszenz – auch in einer deutlich kürzeren OP-Dauer, wie Dr. Keil berichtet: „Dank der Navigation können wir sehr zielgerichtet operieren und die Implantate präzise positionieren. Mehrere Studien belegen zudem, dass bei navigierten Eingriffen die Strahlung für den Patienten geringer ist und die Präzision der Schraubenplatzierung deutlich genauer erfolgen kann als bei Operationen ohne Navigationssystem. Zudem ist die Strahlenexposition für das Personal erheblich reduziert, da der Kontrollbereich während der 3D-Scans verlassen werden kann und während der Navigation keine Röntgenstrahlung benötigt wird.“
Navigation unterstützt auch bei Krebsoperationen
Darüber hinaus unterstützt das navigierte Operationssystem die Chirurgen auch beim Entfernen von Tumoren – etwa, wenn sich diese im Kniegelenk oder am Schienbeinkopf befinden, erklärt Holger Keil, der in der Unfallchirurgie des Uni-Klinikums Erlangen die Akuttraumatologie leitet. „Die intraoperativen 3D-Aufnahmen bestimmen dank der genauen Navigationskoordinaten die Tumorgrenzen und die notwendigen Schnittlinien absolut präzise.“ Dennoch gibt der Chirurg – genau wie die Fahrzeuglenkerin beim Autofahren mit ‚Navi‘ – beim navigierten Operieren den Ablauf jedes Eingriffs selbst vor und führt auch die Instrumente mit seinen eigenen Händen, betont Klinikdirektor Mario Perl: „Die neue Navigationstechnik bietet uns eine wertvolle Verlässlichkeit, die Operation und das Platzieren von Implantaten so präzise und sicher wie möglich durchführen zu können.“
Über das interdisziplinäre Wirbelsäulenzentrum
In dem am 1. Juli 2020 neu gegründeten Wirbelsäulenzentrum des Universitätsklinikums Erlangen arbeiten Spezialisten aus Neurochirurgie, Unfallchirurgie und Orthopädie zusammen, um Patientinnen und Patienten die bestmögliche Therapie auf höchstem universitären Niveau anbieten zu können. Das Zentrum bindet zusätzlich die fachliche Kompetenz von Expertinnen und Experten aus Neurologie, Neuroradiologie, Anästhesie, Schmerztherapie und Psychosomatik ein. Das Wirbelsäulenzentrum ist unter der Telefonnummer 09131 85-40927 zur Sprechstundenkoordination und für Rückfragen erreichbar. Weitere Informationen sind unter http://www.wirbelsaeulen-zentrum.uk-erlangen.de zu finden.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Mario Perl
Tel.: 09131 85-33272
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27.01.2021 Hoffnung für schwerst kranke COVID-19-Patienten
uni | mediendienst | forschung Nr. 4/2021

IPCO-Studie unter Federführung des Uni-Klinikums Erlangen untersucht Wirksamkeit und Sicherheit von Therapie mit Rekonvaleszentenplasma
Auch ein Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie existiert immer noch keine zugelassene, spezifische antivirale Therapie zur Behandlung schwerst kranker COVID-19-Patienten. Das möchten die Experten des Universitätsklinikums Erlangen endlich ändern. Unter Federführung von Prof. Dr. Holger Hackstein, Leiter der Transfusionsmedizinischen und Hämostaseologischen Abteilung, und Prof. Dr. Mario Schiffer, Direktor der Medizinischen Klinik 4 – Nephrologie und Hypertensiologie, bündeln zahlreiche Spezialisten unterschiedlicher Fachdisziplinen ihr Wissen. Im Rahmen der IPCO-Studie untersuchen die Wissenschaftler die Wirksamkeit und die Sicherheit von Rekonvaleszentenplasma bei der Behandlung von schwer an COVID-19 erkrankten beatmeten Patienten.

Menschen, die infolge einer SARS-CoV-2-Infektion schwer erkranken, müssen intensivmedizinisch behandelt und in den meisten Fällen künstlich beatmet werden. Mit 40 bis 50 Prozent weisen diese Betroffenen die höchste Sterblichkeitsrate aller COVID-19-Patientengruppen auf. Ein Erfolg versprechender Ansatz ist die Therapie mit Blutplasma von genesenen COVID-19-Patienten. Dieses bereits unter Studienbedingungen praktizierte Vorgehen wird von den Erlanger Forschern nun im Rahmen der IPCO-Studie klinisch überprüft. Falls sich die Annahme bestätigt und sich das Verfahren als sicher erweist, kann die Therapie offiziell zugelassen werden und die Sterblichkeitsrate dieser Patientengruppe hoffentlich senken.

IPCO – neues Studiendesign

Die IPCO-Studie unterscheidet sich wesentlich von den bisherigen Studien und Fallserien mit Rekonvaleszentenplasma, bei denen zumeist ein bis zwei Präparate eingesetzt wurden. Im Rahmen von IPCO erhalten die Patienten randomisiert – also nach dem Zufallsprinzip – mindestens drei Plasmen. Die Zahl der mittels Infusion übertragenen Präparate lässt sich auf bis zu sechs Plasmen pro Patient erhöhen. Die Daten aus der IPCO-Studie werden gemeinsam mit den Partnern im COPERIMOplus-Forschungsverbund (COPERIMO: COronavirus PErsonalisierte RIsiko MOdelle), das von den Fraunhofer-Instituten für Algorithmen und Wissenschaftliches Rechnen (SCAI) und für Translationale Medizin und Pharmakologie (ITMP) geleitet wird, mithilfe von KI-Algorithmen in besonderer Tiefenschärfe analysiert. Obwohl schon einige Studien mit Rekonvaleszentenplasma durchgeführt wurden, erwarten die Erlanger Forscher durch das Studiendesign und die Analytik einen deutlichen Erkenntnisgewinn zum Stellenwert dieser Therapie bei schwer erkrankten Patienten.

Beteiligung von Spezialisten aus Erlangen und Nürnberg

Außer der Transfusionsmedizin und der Medizinischen Klinik 4 unterstützen zahlreiche weitere Einrichtungen des Uni-Klinikums Erlangen die IPCO-Studie: die Medizinische Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath), die Anästhesiologische Klinik (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Jürgen Schüttler), das Virologische Institut – Klinische und Molekulare Virologie (Direktor: Prof. Dr. Klaus Überla) und das Center for Clinical Studies (Leiter: Dr. Bernd Gebhardt). Außerdem sind der Lehrstuhl für Medizinische Informatik (Inhaber: Prof. Dr. Hans-Ulrich Prokosch) der FAU Erlangen-Nürnberg und die Klinik für Innere Medizin 8, Schwerpunkt Kardiologie (Leiter des Funktionsbereichs Intensivmedizin: Prof. Dr. Stefan John) des Klinikums Nürnberg beteiligt.

Die Genehmigung der IPCO-Studie durch das Paul-Ehrlich-Institut – Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel liegt bereits vor und die Ethikkommission des Uni-Klinikums Erlangen hat eine positive Stellungnahme abgegeben. Die klinische Studie wird finanziell unterstützt vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, von der Manfred-Roth-Stiftung und im Rahmen von COPERIMOplus von der Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e. V.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Holger Hackstein

Tel.: 09131/85-36972
trans-sekretariat@uk-erlangen.de

Prof. Dr. Mario Schiffer
Tel.: 09131/85-39002

med4@uk-erlangen.de
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22.01.2020 Maskenekzem durch richtige Pflege vorbeugen
uni | mediendienst | aktuell Nr. 5/2021

Mit pH-neutraler Reinigung und Pflege sowie viel frischer Luft die Haut vor Unreinheiten schützen


Seit Montag, 18. Januar 2021, ist das Tragen einer hochwertigen Schutzmaske (FFP2 bzw. deren Alternativen mit der Kennung KN95 oder N95) beim Einkaufen und im öffentlichen Nahverkehr bayernweit Pflicht. Die hochwertigen Vliesmasken schützen ihre Träger u. a. deshalb, weil sie eng am Gesicht anliegen. Doch wie reagiert die Gesichtshaut auf das andauernde Maskentragen? Dr. Nicola Wagner, Leiterin der Allergieambulanz der Hautklinik (Direktorin: Prof. Dr. Carola Berking) des Universitätsklinikums Erlangen und Sprecherin des Allergiezentrums, erläutert, was jetzt bei der Hautpflege besonders zu beachten ist. 

Nicht nur das Atmen fühlt sich durch eine FFP2-Maske ein bisschen anstrengender an, auch an die Haut dringt durch das schützende Vlies und dessen hohe Filterwirkung weniger Luft als z. B. durch eine Alltagsmaske, eine sogenannte Community-Maske, z. B. aus einlagiger Baumwolle. Das wirke sich auch auf das Hautmilieu aus, erklärt Dr. Wagner: „Unter der Maske nimmt die Feuchtigkeit auf der Haut zu. Es gibt aktuelle Studien, die belegen, dass nicht nur der pH-Wert ansteigt, sondern auch die Talgsekretion. Zusätzlich werden auch die Innenseiten der Masken im Verlauf der Benutzung bakteriell besiedelt. Dadurch können sich Hautrötungen oder auch kleine Pickel bilden.“ Um hier gegenzusteuern, sollte die Gesichtshaut mit pH-neutralen Reinigungsmitteln ohne Alkohol gereinigt werden, empfiehlt die Dermatologin. „Wichtig ist, der Haut so oft wie möglich eine Maskenpause an der frischen Luft zu verschaffen.“ Zwar verändere sich das Hautmilieu unter den FFP2-Masken etwas stärker als unter einem einfachen medizinischen Mund-Nasen-Schutz, jedoch: „In den meisten Fällen entstehen für die Gesichtshaut durch die unterschiedlichen Maskenvarianten keine wesentlichen Unterschiede.“

Masken lösen eher selten Allergien aus

Allergische Reaktionen der Gesichtshaut auf die eng anliegende Maske träten eher selten auf, berichtet Nicola Wagner. „Kommt es zu Kontaktallergien, werden diese vor allem durch die Gummibänder im Bereich der Kontaktstellen an Wangen und Ohren ausgelöst. Wenn sich deshalb an den Kontaktflächen der Masken oder Haltebänder anhaltende, juckende Ekzeme bilden oder diese aufgrund von anhaltendem Druck oder Scheuern entstehen, z. B. weil die Maske zu straff sitzt, ist eine medizinische Behandlung erforderlich“, betont die Allergologin. Um die schützende Filterleistung der hochwertigen Schutzmasken zu erhalten, sollten diese möglichst nur über die Gummischlaufen berührt und nicht geknickt werden.

Vorbeugen durch intensive Gesichtspflege

Dermatologisch vorbelastete Menschen können ihre Gesichtshaut durch die entsprechende Pflege ebenfalls vor zusätzlichen Reizungen schützen, die das vermehrte Maskentragen auslöst. Dr. Wagner: „Neurodermitiker sollten ihrem Hautbefund angepasst auf eine ausreichende Pflege mit Feuchtigkeit und gegebenenfalls – bei zu großer Trockenheit – auch auf eine leichte Rückfettung achten. Menschen mit einer Neigung zu Akne oder Rosacea sollten hingegen ihre Haut weiterhin ausreichend mit ‚nicht-komedogener‘ Feuchtigkeitscreme versorgen.“

Allergieambulanz des Uni-Klinikums Erlangen

Die Allergieambulanz der Hautklinik des Uni-Klinikums Erlangen bietet unter der Leitung von Dr. Nicola Wagner Betroffenen die Diagnostik und Behandlung von allergisch bedingten Krankheiten wie Heuschnupfen, Insektengiftallergie, Nahrungsmittelallergie, Arzneimittelallergie, allergischem Asthma, chronischer Nesselsucht (Urticaria), atopischem Ekzem (Neurodermitis) sowie Kontaktallergien. Mitzubringen sind der Überweisungsschein und die Versicherungskarte.

Zu erreichen ist die allgemeine Sprechstunde der Allergieambulanz von Montag bis Freitag, jeweils 8.00 – 13.00 Uhr, im Internistischen Zentrum, Ulmenweg 18, 91054 Erlangen, Raum: C 1 im 1. OG. Eine vorherige telefonische Terminvereinbarung ist erforderlich unter Tel. 09131 85-33836 (8.00 – 13.00 Uhr).

Weitere Informationen:   Dr. Nicola Wagner

Allergieambulanz der Hautklinik Tel.: 09131 85-33836     nicola.wagner@uk-erlangen.de

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22.01.2020 Studie beleuchtet Anforderungen von Hausärztinnen und -ärzten an digitale Informationen
uni | mediendienst | forschung Nr. 2/2021


Übersichtlich, zuverlässig und aktuell

Hausärztinnen und Hausärzte sind bei fast allen Fragen zu Gesundheit und Krankheit die erste Anlaufstelle. Dementsprechend brauchen sie Informationsquellen, die möglichst breit die verschiedenen Felder der Medizin abdecken, zugleich aber spezifisch genug sind, um auf den konkreten individuellen Fall angewendet werden zu können. Ein Forschungsteam der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) hat zusammen mit der Cochrane Collaboration und der Universität Freiburg untersucht, wie Hausärztinnen und -ärzte an medizinische Informationen kommen und welche Anforderungen sie an digitale Angebote haben. Die Überblicksstudie, die vom Innovationsfond des Gemeinsamen Bundesausschusses im Rahmen des Projekts „Gut informierte Kommunikation zwischen Arzt und Patient“ (GAP) gefördert wurde, ist nun im international renommierten „Journal of Medical Internet Research“ erschienen.*

Wie diese Anforderungen aussehen, wurde bisher im wissenschaftlichen Diskurs wenig behandelt. Die Forscherinnen und Forscher um Dr. Piet van der Keylen und Dr. Luca Frank vom Allgemeinmedizinischen Institut der FAU konzentrierten sich dabei auf das Internet, das eine Fülle an Wissen bietet. Aber wie  kommen Ärztinnen und Ärzte an die für sie relevanten Informationen?

Aus 41 wissenschaftlichen Arbeiten analysierte das Team die Anforderungen der Hausärzteschaft. Hauptproblem bei der Beschaffung digitaler Inhalte ist der beruflich bedingte, notorische Zeitmangel – Informationen müssen schnell abrufbar sowie präzise und knapp formuliert sein. Trotz der nötigen Kürze muss dennoch deren Qualität stimmen. Sie sollen übersichtlich, zuverlässig und aktuell sein.

Ein weiteres Bedürfnis von Hausärztinnen und Hausärzten ist, dass die Informationen für den Alltag relevant sein und nicht nur rein wissenschaftlich-theoretische Bedürfnisse bedienen sollen. Wichtige Anforderungen an die Ergebnisse von Onlinerecherchen sind einerseits die Unterstützung der ärztlichen Entscheidungsfindung und andererseits die Nützlichkeit der Information für die Patientinnen und Patienten.

Es existieren Anforderungen an die Fähigkeiten der Ärztinnen und Ärzte selbst. Nachdrückliche Hürden sind fehlende Kompetenz im Umgang mit Onlinemedien und deren kritischer Bewertung im Sinne evidenzbasierter Medizin. Mitunter wird auch der fachlich-kollegiale Erfahrungsaustausch untereinander einer Onlinerecherche vorgezogen. Als weitere Barrieren für den Zugang zu digitalen Informationsangeboten werden deren Kosten, technische Voraussetzungen und Bedienbarkeit aufgeführt.

Das Fazit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler: Die Art der Vermittlung von relevanten Informationen für das hausärztliche Arbeiten hat bis jetzt nicht mit den Chancen und Möglichkeiten der Digitalisierung Schritt halten können. Neben weiterer Forschung dazu ist es aus ihrer Sicht notwendig, dass bereits während des Studiums entsprechende wissenschaftliche und digitale Kompetenzen stärker vermittelt werden. An der FAU bietet hierzu das Allgemeinmedizinische Institut seit einiger Zeit ein eigenes Wahlfach für den Umgang mit evidenz-basierter Medizin und digitalen Informationen an, um später im Praxisalltag fundierte Entscheidungen treffen zu können.

* https://doi.org/10.2196/18816

Weitere Informationen:   Dr. Piet van der Keylen    Lehrstuhl für Allgemeinmedizin

Tel.: 09131/85-44953   piet.keylen@uk-erlangen.de

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21.01.2020 Spenderherz rettet das Leben von Andrada in letzter Minute
uni | mediendienst | aktuell Nr. 4/2021

16-Jährige litt unter lebensbedrohlicher Herzmuskelschwäche – sie ist „unendlich dankbar“ für Transplantation

Das Spenderherz kam per Hubschrauber mitten in der Nacht im Universitätsklinikum Erlangen an. In einer mehrstündigen Operation transplantierte Prof. Dr. Michael Weyand, Direktor der Herzchirurgischen Klinik, gemeinsam mit einem sechsköpfigen Team das neue Herz erfolgreich in den Brustkorb der 16-jährigen Andrada aus Regensburg. Heute steht fest: Die Schülerin überstand die schwere Operation Ende der vergangenen Woche ohne Komplikationen und hat damit jetzt die Chance auf ein neues Leben mit einem gesunden Herzen. Das Mädchen litt aufgrund einer angeborenen Herzmuskelerkrankung unter einer schweren Herzmuskelschwäche und lag seit Anfang Dezember 2020 in lebensbedrohlichem Zustand auf der Kinderkardiologischen Intensivstation des Uni-Klinikums Erlangen.

Ende März 2020 wurde die bis zu diesem Zeitpunkt vollkommen gesunde Realschülerin mit einem Schlaganfall zunächst in die Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin des Uni-Klinikums Regensburg eingewiesen. „Als sich herausstellte, dass der Schlaganfall durch eine massiv verminderte Herzfunktion ausgelöst worden war, ließen die Regensburger Kollegen sie in unsere Abteilung verlegen“, berichtet Dr. Martin Schöber, Oberarzt der Kinderkardiologischen Abteilung (Leiter: Prof. Dr. Sven Dittrich) des Uni-Klinikums Erlangen, der das Mädchen seither in der Herzinsuffizienzsprechstunde für Kinder und Jugendliche behandelt.

Genetisch bedingte schwere Herzschwäche

„Die bei Andrada diagnostizierte Non-Compaction-Kardiomyopathie ist eine seltene Form einer Herzmuskelerkrankung. Bei dieser kann sich das Herzmuskelgewebe nicht weiter zur endgültigen Herzgewebestruktur entwickeln, sondern verbleibt in seinem embryonalen Zustand. Die Folge ist eine zunehmende Herzschwäche. Die Prognose für Betroffene mit dieser vermutlich genetisch bedingten Erkrankung ist leider sehr schlecht.“ Trotz herzstärkender Medikamente und engmaschiger Betreuung verschlechterte sich das Befinden des Teenagers innerhalb weniger Monate rapide. Dr. Schöber: „Bereits im September 2020 war Andrada nicht mehr in der Lage, eine Treppe hinaufzusteigen. Im Oktober musste ich dann mit der Familie über die Notwendigkeit einer Herztransplantation sprechen.“

Innerer Zwiespalt der schwer kranken Jugendlichen 

Doch trotz der aussichtslosen Situation und der Bitte seiner Eltern lehnte das Mädchen die lebensrettende Transplantation zunächst ab. „Andrada wollte auf gar keinen Fall aus dem Tod eines anderen Menschen einen persönlichen Vorteil ziehen“, erklärt Martin Schöber den inneren Konflikt seiner jungen Patientin. Erst durch weitere Gespräche mit Prof. Weyand und Dr. Schöber sowie durch Andradas Kontakt mit einer früheren Transplantationspatientin des Uni-Klinikums Erlangen, den der Kinderkardiologe vermittelte, ließ sich die Jugendliche überzeugen. Keinen Augenblick zu früh: Mitte Dezember 2020 – nur vier Wochen nach ihrer Aufnahme auf die Eutransplant-Warteliste – verschlechterte sich der Zustand der jungen Patientin massiv und sie musste auf die kinderkardiologische Intensivstation des Uni-Klinikums Erlangen verlegt werden, wo sie intravenös mit lebenserhaltenden Herzmedikamenten versorgt wurde. Ihre Listung wurde auf den Status „High Urgency“, also lebensbedrohlich, hochgestuft. „Andradas Werte zeigten die schlechteste Herzfunktion, die ich bisher in meiner medizinischen Laufbahn echokardiografisch gesehen hatte“, erklärt Dr. Schöber, der das Kinderherz-Ultraschall-Labor des Uni-Klinikums Erlangen leitet.

Kaum Spenderorgane für Kinder vorhanden

Dass für das schwer kranke Mädchen bereits am 14. Januar 2021 ein geeignetes Spenderherz zur Verfügung stehen konnte, bezeichnete der Kinderkardiologe als großes Glück: „Gerade bei Kindern und Jugendlichen müssen die gespendeten Organe nicht nur die passenden Blutgruppenwerte aufweisen, sondern auch die richtige Größe haben, um in den noch nicht ausgewachsenen Brustkorb transplantiert werden zu können.“

Glücklich und dankbar über die Rettung

Klinikdirektor Prof. Weyand hat seit Beginn seiner herzchirurgischen Laufbahn mehrere hundert Herzen transplantiert. Den mehrstündigen schweren Eingriff hat seine junge Patientin sehr gut überstanden: „Ich bin allen, die mir hier geholfen haben, so unendlich dankbar“, sagt die 16-Jährige, die sich jetzt vor allem darauf freut, wieder zurück nach Hause zu dürfen und ihre beiden Geschwister wiederzusehen. Doch ein bisschen Geduld muss die Schülerin noch haben, bevor sie das Uni-Klinikum Erlangen verlassen kann. „In den nächsten vier Wochen kontrollieren wir mit regelmäßigen Tests, ob Andradas Körper das fremde Organ nicht wieder abstößt und stellen die Patientin auf die dafür nötigen immunsuppressiven Medikamente ein. Diese muss sie ab jetzt für den Rest ihres Lebens regelmäßig einnehmen“, erklärt Prof. Weyand, der auch Sprecher des interdisziplinären Transplantationszentrums des Uni-Klinikums Erlangen ist. „In den folgenden Monaten geht es dann vor allem darum, ihr geschwächtes Immunsystem vor gefährlichen Infektionen zu schützen.“ Auch mit dem Team der Erlanger Kinderkardiologie wird Andrada in den kommenden Jahren weiterhin in engem Kontakt bleiben, weiß Dr. Schöber: „Jede Herztransplantation erfordert eine engmaschige Nachsorge, um den Erfolg dauerhaft zu gewährleisten.“

Aktion „Ich lauf um Dein Leben“ wirbt um Organspenden für herzkranke Kinder

Andrada hat großes Glück: Weniger als 30 Spenderherzen können jährlich deutschlandweit bei Kindern und Jugendlichen transplantiert werden, weil es für sie noch weniger geeignete Spender gibt als für Erwachsene. Mit dem am 11. Januar 2021 gestarteten digitalen https://www.dgthg-jahrestagung.de/spendenlauf zugunsten des Aktionsbündnisses Angeborene Herzfehler e. V. wollen die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie e. V. (DGTHG) und die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie und Angeborene Herzfehler e. V. (DGPK) Kinder und Jugendliche unterstützen, die dringend eine Herztransplantation brauchen. Präsident der interdisziplinären Tagung „Herzmedizin 2021“, bei dem Ende Februar das erste Etappenziel des Spendenlaufs präsentiert wird, ist Prof. Dr. Robert Cesnjevar, der Leiter der Kinderherzchirurgischen Abteilung des Uni-Klinikums Erlangen.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Michael Weyand

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Bilder zum Download:

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Freuen sich, dass ihre tapfere Patientin diese lebensrettende Chance bekam: die beiden Kinderkardiologen Dr. Martin Schöber und Dr. Ulrike Doll beim täglichen Besuch von Andrada nach der Herztransplantation. Foto: Kerstin Bönisch/Uni-Klinikum Erlangen

https://www.fau.de/files/2021/01/andrada_privat_presse.jpg

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21.01.2020 „OP-Masken sind ein standardisierter, wirksamer und einfach anwendbarer Schutz in der Öffentlichkeit“
uni | mediendienst | aktuell Nr. 3/2021

Krankenhaushygieniker begrüßen Bund-Länder-Beschluss zum Tragen eines definierten Mund-Nasen-Schutzes im öffentlichen Raum

Die Krankenhaushygieniker der bayerischen Universitätsklinika begrüßen den aktuellen Bund-Länder-Beschluss, dass in öffentlichen Verkehrsmitteln und in Geschäften anstelle von undefinierbaren Alltagsmasken neben FFP2-Masken auch ein medizinischer Mund-Nasen-Schutz (sogenannte OP-Maske) getragen werden darf: „Der zertifizierte medizinische Mund-Nasen-Schutz ist für die Bürgerinnen und Bürger einfach und sicher anzuwenden, ohne Behinderung der Atmung zu tragen und entfaltet eine völlig ausreichende Schutzwirkung im öffentlichen Raum. Hinzu kommt, dass er deutlich preiswerter ist als eine FFP2-Maske. Gleichzeitig werden die Ressourcen an FFP2-Masken geschont und stehen dort dauerhaft zur Verfügung, wo sie wirklich notwendig sind: als Bestandteil des Arbeitsschutzes in Kliniken und anderen Versorgungseinrichtungen.“ Wären die FFP2-Masken nun in allen Bundesländern verpflichtend eingeführt worden, hätte dies unweigerlich zu einem massiven Versorgungsproblem der Kliniken und anderer Versorgungseinrichtungen geführt.

Eine generelle Verpflichtung zum Tragen einer Atemschutzmaske vom Typ FFP2 im öffentlichen Raum halten die Krankenhaushygieniker aus folgenden Gründen für problematisch:

1. FFP2-Masken sind keine selbsterklärenden Alltagsartikel. Der korrekte Gebrauch muss trainiert und überprüft werden. Bei falscher Anwendung (z. B. nicht korrekter Sitz über Mund und Nase mit Dichtschluss an der glatten Gesichtshaut) bieten FFP2-Masken keinen zusätzlichen Schutzvorteil gegenüber einem zertifizierten Mund-Nasen-Schutz oder einer Alltagsmaske; im Gegenteil, die Schutzwirkung liegt dann unter der Schutzwirkung eines korrekt getragenen medizinischen Mund-Nasen-Schutzes.

2. Das Tragen von FFP2-Masken wird ein falsches Gefühl von Sicherheit erzeugen, das zur Vernachlässigung anderer Schutzvorgaben (z. B. Abstandsregeln) führt. Diese Form von Sorglosigkeit ist mitunter sogar beim ärztlichen und pflegerischen Fachpersonal zu beobachten. Insofern kann von der Allgemeinbevölkerung nicht erwartet werden, hier bewusster und professioneller zu handeln.

3. FFP2-Masken führen, wenn sie denn wirklich die normgerechte Filtrationsleistung erbringen und richtig sitzen, zu einer deutlichen Erhöhung des Atemwiderstands. Um dies zu umgehen, erzeugen die Menschen beim Tragen von FFP2-Masken bewusst Leckagen (z.B. durch fehlendes Anmodellieren des Nasenstegs) oder wählen Maskentypen, die sehr locker sitzen oder gar ein Ausatemventil aufweisen. All dies führt faktisch zu einem Verlust der Schutzwirkung, und zwar sowohl der Schutzwirkung für den Träger als auch für sein Gegenüber.

4. FFP2-Masken müssen regelmäßig gewechselt werden, üblicherweise spätestens nach 8 Stunden Tragezeit. Eine Aufbereitung von FFP2-Masken ist technisch aufwendig und daher im häuslichen Bereich nicht praktikabel. Die derzeit zirkulierenden „Aufbereitungsanleitungen“ sind allesamt nicht validiert und führen dazu, dass die Masken ihre Schutzwirkung nicht mehr erfüllen. Dies führt zur Verwendung von nicht mehr geeigneten FFP2-Masken in der Öffentlichkeit, die insofern nicht die erwartete Schutzwirkung haben.

5. Übertragungswege und Alltagsmaskenpflicht bei allen anderen Situationen außerhalb ÖPNV und Einzelhandel bleiben unverändert bestehen. Dies betrifft besonders Veranstaltungen im Sinne des Art. 8 des Grundgesetzes (vgl. §7 11. BayIfSMV), aber natürlich auch die Zuwiderhandlungen gegen die Regelungen der 11. BayIfSMV (z. B. im Rahmen privater Treffen ohne Masken über die erlaubte Personenzahl hinaus). Nach unserem Kenntnisstand sind diese Übertragungswege für die Entwicklung der Pandemie wesentlich relevanter als die Situation im Einzelhandel oder im ÖPNV.

Die bayerischen Krankenhaushygieniker belegen ihre Einschätzungen zur Schutzwirkung des medizinischen Mund-Nasen-Schutzes mit ihren Erfahrungen während der COVID19-Pandemie in den Kliniken: „Wir haben in den bayerischen Universitätskliniken in den vergangenen Monaten auf der Grundlage der Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts wirksame und auf breiter Basis vom Personal akzeptierte und umgesetzte Hygienekonzepte entwickelt, die in entsprechenden Situationen selbstverständlich den Einsatz von FFP2-Masken vorsehen, insbesondere bei Risikoexpositionen und der Versorgung von COVID-19-Patient*innen. Wir sind aber davon überzeugt und können dies anhand der Fallzahlen beim medizinischen Personal auch gut belegen, dass in vielen Situationen im medizinischen Bereich bei der Regelversorgung von Patient*innen ein medizinischer Mund-Nasen-Schutz, der korrekt getragen wird, eine völlig ausreichende Schutzwirkung entfaltet.“

Prof. Dr. med. Christian Bogdan     Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie

Direktor des Mikrobiologischen Instituts – Klinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene

Universitätsklinikum Erlangen

Dr. med. Bernd Kunz

Oberarzt und Leiter der Sektion Krankenhaushygiene

Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin

Universitätsklinikum Erlangen

Dr. med. Markus Werner

Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin

Krankenhaushygieniker

Universitätsklinikum Erlangen

Dr. med. Béatrice Grabein

Fachärztin für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie

Leitende Ärztin

Stabsstelle Klinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene

LMU Klinikum München

 

Dr. med. Nina Wantia

Oberärztin

Fachärztin für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie

Krankenhaushygienikerin

Technische Universität München

Dr. med. Friedemann Gebhardt

Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie

Stabstelle Krankenhaushygiene

Klinikum rechts der Isar der TU München

Prof. Dr. med. Dirk Busch

Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie

Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene

Technische Universität München

Prof. Dr. med. Jörg Steinmann

Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie

Leiter des Instituts für Klinikhygiene, Medizinische Mikrobiologie und Klinische Infektiologie

Universitätsinstitut der Paracelsus Medizinisches Privatuniversität

Klinikum Nürnberg

Prof. Dr. med. Wulf Schneider

Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie

Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin

Leiter der Abteilung Krankenhaushygiene und Infektiologie

Universitätsklinikum Regensburg

Prof. Dr. med. Ulrich Vogel

Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie

Professur für Krankenhaushygiene und Medizinische Mikrobiologie – Stabsstelle Krankenhaushygiene

Universitätsklinikum Würzburg

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18.01.2021 „Impfen polarisiert – in Politik, Gesellschaft und Ärzteschaft.
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

COVID-19 – da capo

Befürworter einer allgemeinen Impfpflicht stehen Impfgegnern gegenüber. Wir müssen kritische Fragen ernst nehmen“, schreibt Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), im Leitartikel der Januar/Februar-Ausgabe 2021 des Bayerischen Ärzteblatts.

Die Ärztinnen und Ärzte in Kliniken und Praxen seien mit einer Vielzahl von verunsicherten Patientinnen und Patienten konfrontiert. Gleichzeitig seien die Ärzte ein entscheidender Faktor für die Entscheidungen ihrer Patienten im Hinblick auf die Sars-CoV-2-Impfung.

„Was ist bislang über die komplexen Immunantworten, die das neuartige Coronavirus im menschlichen Körper induziert, bekannt? Was lässt sich über Wirkweise und Sicherheit der einzelnen COVID-Vakzine-Kandidaten ableiten? Wie ist der Forschungsstand?“ Dies seien laut Quitterer Fragen, mit welchen die Ärzteschaft von Patienten konfrontiert werde.

Es sei deshalb auch eine Aufgabe der Ärzte, vorliegende wissenschaftliche Ergebnisse zu interpretieren, Nutzen und Risiken abzuwägen und - wie bei anderen neuen Therapien - ihre Erfahrung einzubringen. „Wir können nach derzeitigem Wissensstand unsere Patienten darüber aufklären, dass eine Impfung Sinn macht. Jeder weitere Impfstoff ist eine Chance mehr, sich gegen die Erkrankung zu schützen“, erläutert Quitterer.

Gleichzeitig sei wichtig, dass die Möglichkeit geschaffen werde, die Imp-fung nicht nur in Impfzentren, sondern auch in den Praxen durchzuführen, sobald ein Impfstoff zur Verfügung stehe, der geringere logistische Heraus-forderungen mit sich bringe. „Dort finden sich gewachsene Strukturen, auf die man zurückgreifen kann“, so Quitterer.

Eine Impfpflicht oder eine Ausgrenzung nicht Geimpfter lehnt der Präsident ab.

Mehr zu „COVID-19 – da capo“ lesen Sie im Leitartikel der Januar/Februar-Ausgabe 2021 des Bayerischen Ärzteblattes unter www.bayerisches-aerz-teblatt.de.

08.01.2020 Bayerische Landesärztekammer dankt Staatsministerin Huml für die gute Zusammenarbeit
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Die Bayerische Landesärztekammer (BLÄK) dankt der Bayerischen Staats-ministerin für Gesundheit und Pflege, Melanie Huml, für die gute und konstruktive Zusammenarbeit.

„Ministerin Melanie Huml war für uns eine offene und präsente Gesundheitsministerin. Mit ihr kam es zu richtungsweisenden Entscheidungen zum Wohle der Ärzteschaft und der medizinischen Versorgung in Bayern“, äußert sich Dr. Gerald Quitterer, Präsident der BLÄK. „Sie hat als dienstäl-teste Gesundheitsministerin in Deutschland seit 2013 die Anliegen der bay-erischen Ärztinnen und Ärzte wahrgenommen und sich für deren Interessen eingesetzt. Sie stand dazu stets in engem Kontakt mit der verfassten Ärzteschaft und hat sich in bundesweiten Gesetzgebungsverfahren vehe-ment für die bayerischen Belange eingebracht. Während ihrer Amtszeit wurde eine Landarztquote beim Studienzugang eingeführt. Des Weiteren hat sie die Niederlassungsförderung für Landärzte zur Landarztprämie weiterentwickelt. Beides sehe ich als wichtige Meilensteine, um eine flächen-deckende ärztliche Versorgung im ländlichen Raum voranzubringen. Es konnten so mehr als 500 Neuniederlassungen gefördert werden“.

„Die bestmögliche medizinische Versorgung der Bevölkerung stand für sie immer im Vordergrund“, so Dr. Andreas Botzlar, Vizepräsident der BLÄK. „Für die neue Aufgabe in der Staatskanzlei als Ministerin für Europa und Internationales wünschen wir ihr alles Gute und Erfolg.“

Mit dem neuen Gesundheitsminister Klaus Holetschek setzt das Präsidium der BLÄK auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit und wünscht ihm für seine neue Aufgabe, gerade in dieser herausfordernden Pandemiezeit, Kraft und gute Entscheidungen.

08.01.2020 Ich lauf um Dein Leben!
uni | mediendienst | aktuell Nr. 1/2021

Digitaler Spendenlauf für Kinder, die ein Spenderherz benötigen – Start am 11. Januar 2021

Mit der Aktion „Ich lauf um Dein Leben“, die am 11. Januar 2021 startet, rufen die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie e. V. (DGTHG) und die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie und Angeborene Herzfehler e. V. (DGPK) zu einem digitalen Spendenlauf auf. Er soll Kinder und Jugendliche unterstützen, die dringend eine Herztransplantation brauchen. Ab 11. Januar 2021 kann jeder mitlaufen und unter anderem durch den Kauf eines Aktions-T-Shirts spenden. Bei der interdisziplinären Jahrestagung „Herzmedizin 2021“ der DGTHG und der DGPK Ende Februar wird das erste Etappenziel des Spendenlaufs präsentiert.

Schwerst herzkranke Kinder warten in Deutschland oft ein Jahr oder länger auf ein geeignetes, lebensrettendes Spenderherz. Die Fachgesellschaften DGTHG und DGPK wollen deshalb die Aufmerksamkeit auf Herztransplantationen bei Kindern lenken. „Der Organspendemangel trifft vor allem herzkranke Kinder“, berichtet PD Dr. Christian Heim, stellvertretender Klinikdirektor der Herzchirurgischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Michael Weyand) des Universitätsklinikums Erlangen und Tagungssekretär des Kongresses „Herzmedizin 2021“. „Denn für Kinder gibt es noch mal weniger geeignete Spender als für Erwachsene. Deshalb können bei den jungen Patienten jährlich nur sehr wenige Herzen transplantiert werden“, so Dr. Heim weiter.

Bei Erwachsenen konnten die Transplanteure der Herzchirurgie des Uni-Klinikums Erlangen 2019 und 2020 jeweils nur knapp zehn Herzen verpflanzen. Kinderherzen hingegen werden selbst an spezialisierten Einrichtungen wie dem Uni-Klinikum Erlangen nur ein- bis zweimal pro Jahr transplantiert; in ganz Deutschland sind es jährlich weniger als 30. Auf der Warteliste für ein neues Herz stehen in Deutschland aktuell ca. 60 Kinder und Jugendliche.

Spendenaktion: Jeder kann immer und überall mitmachen

An der Aktion „Ich lauf um Dein Leben“ kann jeder jederzeit und überall teilnehmen – ob auf dem Hometrainer, als Profiläufer, Gelegenheitsjogger oder Nordic Walker. Im Rahmen ihrer digitalen Jahrestagung „Herzmedizin 2021“ Ende Februar 2021 verkünden die Fachgesellschaften DGTHG und DGPK dann den vorläufigen Spendenerlös. Er kommt dem Aktionsbündnis Angeborene Herzfehler e. V. zugute und unterstützt so Kinder, die auf ein Spenderherz warten, und deren Angehörige. „Das Gute: Der Spendenlauf, den wir 2021 erstmals organisieren, hilft nicht nur herzkranken Kindern, sondern stärkt auch das eigene Herz-Kreislauf-System. Also runter mit dem Corona-Speck und ab zum Sport! Nutzen Sie beispielsweise Ihre Mittagspause im Homeoffice für eine Laufrunde für den guten Zweck“, rät Prof. Dr. Robert Cesnjevar, Leiter der Kinderherzchirurgischen Abteilung des Uni-Klinikums Erlangen und Tagungspräsident des Kongresses „Herzmedizin 2021“.

Weitere Informationen zum Spendenlauf: http://www.ichlaufumdeinleben.de

Weitere Informationen:

PD Dr. Christian Heim

Tel.: 09131 85-33319

christian.heim@uk-erlangen.de

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21.12.2020 Dem Alter entsprechend
uni | mediendienst | forschung Nr. 93/2020

Neue Referenzwerte für modernes Messverfahren zur Ermittlung der Körperzusammensetzung bei älteren Menschen

Die Körperzusammensetzung des Menschen unterliegt im Laufe seines Lebens unterschiedlichen Veränderungen. Muskelmasse und Körperwasseranteil nehmen mit der Zeit ab, während das Körperfettgewebe üblicherweise zunimmt. Neben diesen altersbedingten Prozessen lassen sich auch bei bestimmten Erkrankungen gravierende Veränderungen der Körperzusammensetzung beobachten. Dies gilt zum Beispiel für Krebs und Adipositas. „Bei uns im Hector-Center für Ernährung, Bewegung und Sport erhalten Patienten eine individuell auf sie angepasste Ernährungs- und Sporttherapie“, erläutert Prof. Dr. Yurdagül Zopf, Leiterin des Hector-Centers in der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath) des Universitätsklinikums Erlangen. Um den Behandlungsverlauf beurteilen und die Maßnahmen gegebenenfalls anpassen zu können, muss die Körperzusammensetzung der Patienten regelmäßig neu bestimmt werden. Die Erlanger Expertinnen und Experten verwenden dafür die segmentale multifrequente Bioelektrische Impedanzanalyse (SMF-BIA).

„Allerdings haben wir festgestellt, dass es bisher nur Referenzwerte für die Altersgruppe 18 bis 65 Jahre gibt. Dadurch hatte die Bioelektrische Impedanzanalyse für einen Teil unserer Patienten nur wenig Aussagekraft“, bedauert Dr. Dejan Reljic, der den Bereich Sportwissenschaft des Hector-Centers leitet. „Das hat uns motiviert, eine Studie durchzuführen, mit deren Hilfe wir nun Referenzwerte für die Altersgruppe ab 65 Jahren festlegen konnten.“ Dank dieses neuen Maßstabs ist es Fachkollegen weltweit nun möglich, Therapien individuell für ihre älteren Patienten zu planen beziehungsweise auf sie anzupassen.

Gerade Krebserkrankungen sind aufgrund unterschiedlicher Faktoren häufig mit einem beschleunigten Muskelabbau verbunden, während Adipositas durch eine übermäßige Ansammlung von Fettgewebe charakterisiert ist. „Ein wichtiges Ziel unserer Ernährungs- und Sporttherapie ist es daher, die Muskelmasse unserer Patienten zu erhalten beziehungsweise aufzubauen und insbesondere bei stark Übergewichtigen auch die Körperfettmasse zu reduzieren“, erläutert Dr. Reljic. „Wir kontrollieren den Therapieverlauf kontinuierlich und passen die Maßnahmen entsprechend an. Dafür ist eine regelmäßige Bestimmung der Körperzusammensetzung von zentraler Bedeutung.“ Solche Messungen lassen sich mithilfe der BIA schnell und unkompliziert durchführen. Im Hector-Center wird sogar die SMF-BIA eingesetzt: „Dabei handelt es sich um die fortschrittlichste und präziseste unter den vorhandenen BIA-Methoden“, erklärt Dr. Hans Joachim Herrmann, Leiter des Bereichs Ernährungswissenschaft des Hector-Centers, der die Bioelektrische Impedanzanalyse bereits seit vielen Jahren in der ernährungstherapeutischen Betreuung von Patienten einsetzt.

Vermessung von über 500 Freiwilligen
Wer etwas misst, der beurteilt seine Zahlen mithilfe eines Maßstabs. Mediziner sprechen vom Referenzbereich: Werten, die an einer gesunden Referenzgruppe ermittelt wurden und deren Über- oder Unterschreiten auf eine Erkrankung hinweisen kann. „Als wir die Körperzusammensetzung unserer älteren Patienten erstmals mithilfe der SMF-BIA bestimmten, mussten wir leider feststellen, dass wir auf keine passenden Referenzwerte zugreifen konnten“, berichtet Dr. Reljic. „Referenzwerte waren bisher nur für 18- bis 65-Jährige definiert worden – nicht aber für Ältere.“ Das Team des Hector-Centers entschied kurzerhand, diese Lücke selbst zu schließen. Im Rahmen einer Studie vermaßen die Wissenschaftler insgesamt 567 Frauen und Männer im Alter von 65 bis 97 Jahren aus Erlangen und Umgebung und generierten so entsprechende Referenzwerte. „Im Vergleich mit den Referenzwerten für die Altersgruppe 18 bis 65 Jahre zeigte sich in der Gruppe der über 65-Jährigen eine deutliche altersbedingte Abnahme unterschiedlicher Parameter der Körperzusammensetzung, was die Wichtigkeit einer Etablierung von neuen, altersspezifischeren Referenzwerten verdeutlicht“, so Prof. Zopf im Namen der drei Studienleiter. „Es ist fachlich nicht vertretbar, einen 70-Jährigen nach dem gleichen Maßstab ernährungs- und sporttherapeutisch zu behandeln wie einen 30-Jährigen.“ Laut den Wissenschaftlern des Erlanger Hector-Centers werden sich dank der neuen Referenzwerte SMF-BIA-Messungen bei älteren Menschen nun besser interpretieren und krankhafte Veränderungen der Körperzusammensetzung präziser feststellen lassen können.

Link zur Studie: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33214337/

Weitere Informationen:
Dr. Dejan Reljic
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21.12.2020 Coronaviren per Hitze beikommen VolkswagenStiftung fördert FAU-Projekt zu Schmierinfektionen
uni | mediendienst | forschung Nr. 94/2020

Gleich über 100 Forschungsprojekte zu Corona fördert die VolkswagenStiftung mit ihrer Initiative „Corona Crisis and Beyond“. Mit dabei in der Auswahl aus den insgesamt mehr als 1100 Anträgen: Prof. Dr. Karl Mandel und sein Team von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Die Chemikerinnen und Chemiker beschäftigen sich mit der Frage, wie sich Schmierinfektionen mit dem SARS-CoV-2-Virus über Oberflächen vermeiden lassen. Dafür erhalten sie in den kommenden eineinhalb Jahren 120.000 Euro.

Im öffentlichen Raum werden Kontaktflächen normalerweise mithilfe von Desinfektionsmitteln behandelt. Kritische Punkte sind hier das ordentliche Aufbringen der Mittel, der Schutz der Reinigungskräfte sowie die fachgerechte Entsorgung der verwendeten Materialien.
Viren können aber auch durch Hitze unschädlich gemacht werden. Deshalb prüfen die Forscherinnen und Forscher um Prof. Mandel ein alternatives Verfahren, das sich der Induktion bedient. Dazu wollen sie eine Silikonschicht mit synthetischen Magnetpartikeln entwickeln, die ohne großen Aufwand auf Oberflächen wie etwa Türklinken aufgebracht werden kann. In dem nun zu prüfenden Verfahren wird ein mobiler Induktor über diese entsprechend präparierte Oberfläche geführt, um die enthaltenen Magnetpartikel für den Bruchteil einer Sekunde lokal zu erhitzen und so die Viren auf der Oberfläche abzutöten, während das darunterliegende Material unbeschädigt bleibt.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Karl Mandel, Tel.: 09131/85-27396, karl.mandel@fau.de

Chance auf körpereigene Waffe gegen COVID-19
DFG fördert FAU-Projekt mit Fokus-Förderung COVID-19

Die Fokus-Förderung COVID-19 der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) fördert 33 Forschungsvorhaben zu „Immunität, Wirtssuszeptibilität und Pathomechanismen der Infektion mit SARS-CoV-2“ mit insgesamt 3,6 Millionen Euro. Mit 99.600 Euro wird ein Projekt der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) gefördert: Prof. Dr. Armin Ensser, Forschungsgruppenleiter am Lehrstuhl für Klinische und Molekulare Virologie der FAU, untersucht welche Rolle TRIM-Proteine und andere Wirtszellfaktoren bei der Eindämmung von SARS-CoV-2 spielen. Die DFG hat die Fokus-Förderung COVID-19 eingerichtet, um besonders drängende und kurzfristige Fragen zur Corona-Pandemie zu beantworten.
Körpereigene und geschlechtsspezifische Faktoren haben eine Auswirkung auf die Virusanfälligkeit. Männer und Frauen erkranken bekanntermaßen unterschiedlich stark und häufig an COVID-19. Inzwischen ist wissenschaftlich anerkannt, dass körpereigene Tripartite Motif (TRIM)-Proteine, von denen es mehr als 70 gibt, die Vermehrung von RNA- und DNA-Viren beeinflussen. „TRIM-Proteine können die virale Replikation hemmen. Beispielsweise sorgen sie für den Abbau von viralen Komponenten oder sie verstärken die angeborene Immunantwort“, erklärt Prof. Dr. Ensser.  Seine Annahme: Auch bei SARS-CoV-2 haben bisher nicht identifizierte TRIM-Proteine Einfluss auf die Anfälligkeit von Wirtszellen und auf die Virenreplikation. Bestätigt sich die Annahme, hätte man eine neue Möglichkeit bei der Behandlung von COVID-19. Prof. Dr. Ensser möchte die bei SARS-CoV-2 relevanten TRIM-Proteine identifizieren, ihren Mechanismus aufklären und so Ausgangspunkte für weitere Forschung liefern. Hierzu nutzt das Forschungsteam selbst entwickelte rekombinante Viren und ein Replikon-Marker-System.
Die Förderung steht in engem Zusammenhang mit der Kommission für Pandemieforschung der DFG. Diese wählt Themenfelder mit besonderem Forschungsbedarf in Bezug auf die Corona-Pandemie. Besonders an der Fokus-Förderung ist das vereinfachte Bewerbungsverfahren. Forschende beschreiben ihr wissenschaftliches Vorhaben im Förderungsantrag auf maximal fünf Seiten. Außerdem sollten sie fachlich besonders ausgewiesen sein und über etablierte Forschungsinfrastruktur, Methodenrepertoire und Untersuchungsmaterial verfügen. Die Förderung richtet sich sowohl an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an Universitäten, Hochschulen für angewandte Wissenschaft, als auch an außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und Einrichtungen des Gesundheitswesens.
Weitere Informationen zu den geförderten Projekten:
Förderprojekte im Rahmen der ersten Ausschreibung „Immunität, Wirtssuszeptibilität und Pathomechanismen der Infektion mit SARS-CoV-2“:
www.dfg.de/foerderung/corona_informationen/dfg_forschung_zu_corona/index.html#anker105638505
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Armin Ensser, Tel.: 09131/85-22104, armin.ensser@fau.de

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17.12.2020 „Je jünger man ist, desto besser steht man das durch“
uni | mediendienst | aktuell Nr. 144/2020

Bei der „Ein Herz für Kinder“-Gala 2020 traf die zwölfjährige Sontje Helene Fischer wieder. Das einst leukämiekranke Mädchen ist heute ein gesunder Teenager.


„Der Kontakt zwischen Sontje und Helene Fischer ist nie abgerissen“, sagt Sontjes Mutter Rebecca. Die Sängerin habe in den vergangenen Jahren mehrfach Geburtstagsgeschenke für das Mädchen geschickt; Sontje habe im Gegenzug Grußvideos gesendet und erzählt, wie es ihr geht. „Der Umgang zwischen den beiden war immer ganz natürlich und liebevoll“, so Sontjes Mutter. Kennengelernt hatten sich das Mädchen und der Schlagerstar Ende 2015 in der Kinderonkologie des Universitätsklinikums Erlangen. Damals war Sontje sieben Jahre alt und litt an Leukämie. Im Rahmen der TV-Gala ein „Ein Herz für Kinder“ erzählte Helene Fischer Sontjes Geschichte und bat um Spenden für krebskranke Kinder. Dank dieser Unterstützung konnten die Erlanger Kinderonkologen ein neues Gerät zur Identifikation von Tumor-DNA in Blutproben anschaffen und kleinen Patienten wie Sontje eine bessere Diagnostik und Therapie ermöglichen. Sontjes Krebsbehandlung in der Erlanger Kinderonkologie begann 2015 und dauerte zwei Jahre. Immer wieder wurde sie in dieser Zeit stationär aufgenommen. Bis heute kommt die Zwölfjährige, die mit ihrer Mutter und ihrem elfjährigen Bruder Tizian im Landkreis Bamberg lebt, ins Uni-Klinikum Erlangen – allerdings nur noch einmal pro Jahr zur Nachsorge.

Die Krankheit immer im Hinterkopf

Prof. Dr. Markus Metzler, Leiter der Kinderonkologie in der Kinder- und Jugendklinik (Direktor: Prof. Dr. Joachim Wölfle) des Uni-Klinikums Erlangen, und sein Team behandelten Sontje mit mehreren Chemotherapien. „Zum Glück schlugen die Medikamente an und wir brauchten keine weiteren Behandlungsoptionen auszuschöpfen. Heute ist Sontje sehr leistungsfähig und hat keinerlei Folgeerkrankungen“, sagt Prof. Metzler. „Äußerlich hat sie von ihrer Erkrankung ein paar Narben davongetragen und bestimmt auch ein paar kleinere seelische. Aber es geht ihr sehr gut“, versichert Sontjes Mutter. Am Hals und an der Brust ihrer Tochter sind noch die Spuren des Hickman-Katheters zu sehen: Dieser zentrale Venenkatheter wurde ihr für die Chemotherapie implantiert. Über ihn bekam Sontje lange Zeit immer wieder Medikamente und Infusionen. Auf ihre „Mutperlenkette“ fädelte das Mädchen für jedes Ereignis, das sie im Krankenhaus durchstand, eine andere farbige Kugel auf – eine weiße für eine Operation, eine grüne für einen „scheiß Tag“, eine kleine Obstperle für einen „Nüchterntag“ und viele andere. Die Anschaffung einer „Nüchternperle“ hatte Sontje selbst initiiert. „Weil nichts essen und nichts trinken zu dürfen für mich immer schlimmer war als die Knochenmarkpunktion an sich“, erklärt sie und ergänzt: „Wenn ich ans Uni-Klinikum denke, dann eigentlich nur positiv.“ Dieser Satz, der ein bisschen vorformuliert klingt, stammt tatsächlich von der Zwölfjährigen selbst und sie begründet ihn so: „Je jünger man ist, desto besser kann man die Leukämie durchstehen. Es war damals immer in meinem Hinterkopf, dass ich krank bin. Aber dass das alles tödlich ist, daran habe ich nicht wirklich gedacht.“ Irgendwann möchte Sontje, die zurzeit die sechste Klasse einer Realschule besucht, vielleicht ein Buch schreiben – einen Ratgeber für krebskranke Kinder. Er soll junge Patienten während der Zeit im Krankenhaus begleiten. „Ich hatte damals selbst auch so ein Mutmachbuch, das mir geholfen hat“, erinnert sie sich.

„Sie hat ein wirklich großes Herz und irgendwie immer alles im Griff. Sontje war und ist sehr selbstbestimmt“, charakterisiert Mutter Rebecca ihre Tochter. „Schon damals, auf Station, hat sie gefühlt alle ihre Zimmernachbarn adoptiert, ihre Essensbestellungen mit ausgefüllt und auch sonst einiges gemanagt.“ Sontje erklärt das so: „Ich dachte einfach: ‚Ich habe jetzt schon 140 Bilder gemalt, ich kann alle Lieder auswendig und habe auch schon genug Fernsehen geguckt. Was gibt es sonst noch zu tun?‘“ Im Alter von nur acht Jahren verabreichte sich Sontje ihre Thrombosespritzen selbst. „Sie wollte das, weil sie so unabhängig war und zum Beispiel auch mal bei Freundinnen übernachten konnte“, erklärt ihre Mutter.

Wiedersehen mit Helene Fischer

Bei der diesjährigen TV-Spenden-Gala „Ein Herz für Kinder“ gab es schließlich ein Wiedersehen für Sontje und Helene Fischer – das Mädchen tauchte plötzlich als Überraschungsgast auf. Getrennt durch eine Glasscheibe saßen sich beide fünf Jahre nach ihrer ersten Begegnung am Uni-Klinikum Erlangen wieder gegenüber. „Ich habe mich gefreut, Helene wiederzusehen. Sie wusste wirklich nicht, dass ich komme“, berichtet Sontje. Nach der Show habe sich die Sängerin in ihrer Garderobe eine Stunde Zeit für das Mädchen genommen. „Wir haben uns ein bisschen unterhalten – über damals im Krankenhaus und über meine jetzigen Hobbys: Showtanz, Reiten und Gitarre spielen. Helene tanzt ja auch und sie ist eine starke, selbstbewusste Frau. Da kann ich mir vielleicht ein bisschen was abgucken.“

Ende Dezember 2020 feiert Sontje ihren 13. Geburtstag – ohne Leukämie, aber wegen der Corona-Pandemie diesmal auch ohne ihre beiden besten Freundinnen. „Ich wollte sie zum Übernachten einladen. Aber wir holen das besser mal im Sommer nach. Dieses Jahr sind zumindest meine Patin, meine Mama und mein Bruder bei mir“, sagt das Mädchen. Insgeheim rechnet Sontje auch mit einem Geburtstagsgruß von Helene Fischer. Sie lässt sich überraschen …

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16.12.2020 Rhinoviren effektiv bekämpfen - Neue Wege für die Immunantwort bei Asthma bronchiale
uni | mediendienst | forschung Nr. 90/2020

Mit dem Herbst beginnt in unseren Breitengraden die Hochsaison für Rhinoviren, denn diese fühlen sich bei nasskaltem Wetter am wohlsten. Sie verursachen Erkältungssymptome, die für die meisten Menschen nicht weiter gefährlich sind. Anders jedoch etwa bei Kindern, die unter Asthma bronchiale leiden. Kommt es zu einer Infektion mit Rhinoviren, kann sich deren Gesundheitszustand erheblich verschlechtern. Wie sich das verhindern lässt, erforschte unlängst ein Team aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern am Universitätsklinikum Erlangen (UKER) in Zusammenarbeit mit internationalen Kolleginnen und Kollegen. Die Ergebnisse sind im „European Respiratory Journal“ erschienen.*


Untersucht wurden Vorgänge auf molekularer Ebene, denn für eine erfolgreiche Bekämpfung der Viren durch das körpereigene Immunsystem spielen bestimmte Rezeptoren auf der Zelloberfläche eine große Rolle. Prof. Susetta Neurath-Finotto, Professorin für Molekulare Pneumologie und Leiterin der Abteilung für Molekulare Pneumologie am UKER, erklärt: „Normalerweise eliminiert das Immunsystem die Rhinoviren. Jedoch muss es zunächst zu einer Immunantwort angeregt werden.“ Dies geschieht vor allem mittels des Botenstoffs Interferon-alpha, der wiederum über entsprechend Rezeptoren in die vom Virus befallenen Zellen gelangt. Bei den asthmatischen Kindern funktioniert das jedoch nicht optimal. Das Interferon-alpha gelangt nicht ausreichend in die Zellen und das Virus breitet sich weiter aus.

Mithilfe des am UKE untersuchten Moleküls R848 können allerdings die Rezeptoren für Interferon-lambda aktiviert werden. Dies hat die Forschungsgruppe anhand von In-Vitro-Tests mit Blutzellen von Kindern mit und ohne Asthma nachgewiesen. „Die Behandlung mit R848 ebnet dem Interferon-lambda den Weg in die Zellen, so dass eine antivirale Immunantwort ermöglicht wird“, sagt Prof. Neurath-Finotto  

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Susetta Finotto, Abteilung für Molekulare Pneumologie (UKER), Tel. 09131/85-42454, susetta.neurath-finotto@uk-erlangen.de

Astrozyten beeinflussen das Verhalten Internationales Forschendenteam entdeckt die wichtige Rolle von Gliazellen bei der Entscheidungsfindung

Forschende der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben gemeinsam mit spanischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern herausgefunden, dass Astrozyten im präfrontalen Kortex (PFC) eine wesentliche Rolle spielen, wenn das Gehirn bei zielgerichteten Verhaltensweisen Vor- und Nachteile einer Entscheidung gegeneinander abwägt. Ihre Forschungsergebnisse haben sie in der Zeitschrift Nature Neuroscience veröffentlicht*.

Häufig wird bisher davon ausgegangen, dass bei der Entscheidungsfindung ausschließlich Neuronen eine Rolle spielen, also die Zellen, die dafür sorgen, dass Erregungen im Gehirn weitergeleitet werden. Eine Zusammenarbeit des Labors von Prof. Dr. Alexey Ponomarenko, Professur für Physiologie der FAU, und Dr. Gertrudis Perea von spanischen Cajal Institute in Kooperation mit dem New York University Langone Medical Center hat jedoch die zentrale Rolle der Astrozyten bei der Entscheidungsfindung nachgewiesen. Astrozyten gehören zu den Gliazellen, die das Stützgerüst für die Nervenzellen bilden. Die Experimente von Dr. Sara Mederos, der ersten Autorin der Studie, konnten nachweisen, dass die sternförmigen Zellen im PFC das nötige Gleichgewicht zwischen Neuronen, die Signale senden, und inaktiven Neuronen herstellen. Damit machen sie gelingende und schnelle Entscheidungsfindungen erst möglich.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fanden außerdem heraus, dass auch die Astrozyten auf die Signale der Botenstoffe im Gehirn reagieren, ohne die neuronalen Netzwerke untereinander keine Signale übertragen können. So sind Astrozyten empfindlich für den hemmenden Neurotransmitter GABA. Die Experimente im Labor mit Mäusen zeigten, dass diese besseren Entscheidungen treffen, wenn der Neurotransmitter in den Astrozyten die schnelle Gamma-Oszillation positiv beeinflusst. Die Hirn-Oszillation ist eine Art interner Zeitgeber für die Aktivität der Neuronen, sie sind gleichsam der Rhythmus, in dem die Zellen arbeiten. Als das Forschendenteam die Astrozyten mit Hilfe von Lichtimpulsen zusätzlich aktivierte, verbesserte dies die Gamma-Oszillation und damit die gesamte kognitive Leistung. Die Optogenetik, also die Lichtstimulation der Zellen, ist ein bewährtes Verfahren, für das Zellen durch genetische Veränderung lichtempfindlich gemacht werden.

Das Forschungsprojekt hat gezeigt, dass Gehirnfunktionen, die von den Astrozyten abhängen, durch Optogenetik verbessert werden können und dies zu schnelleren und richtigeren Entscheidungen führt. Wie effektiv die Modulation von Hirn-Oszillationen durch Lichtimpulse ist, wird derzeit in vielen Bereichen erforscht, so etwa bei der Behandlung der Alzheimer-Krankheit. Die Forschungen über die Funktionsweise der Astrozyten liefern nun für die Praxis weitere wertvolle Impuls

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Alexey Ponomarenko, Professur für Physiologie, Tel.: 09131/85-29302, alexey.ponomarenko@fau.de

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16.12.2020 Neue Handreichung zu Gesundheits-Apps gibt Ärztinnen und Ärzten Antworten auf drängende Fragen
Gemeinsame Pressemitteilung der BÄK, der KBV und des ÄZQ

Neue Handreichung zu Gesundheits - Apps gibt Ärztinnen und Ärzten Antworten auf drängende Fragen

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Gemeinsame Pressemitteilung der BÄK, der KBV und des ÄZQ

16.12.2020 Uhrentest digital- Eine App soll den Uhrentest durchführen und künftig Demenzen erkennen
uni | mediendienst | forschung Nr. 91/2020

Der Uhrentest ist seit Jahrzehnten ein einfaches und effektives Verfahren, um räumliche Orientierungsstörungen und Demenzen zu diagnostizieren. Am Lehrstuhl für Mustererkennung im Department Informatik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler künstliche neuronale Netze mit 2500 solcher Tests „gefüttert“, um ihnen beizubringen, diese selbständig auszuwerten. Die Ergebnisse erscheinen in der Fachzeitschrift Scientific Reports*. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler planen zudem, eine Open Source Software auf den Markt zu bringen, die medizinischen und neuropsychologischen Fachleuten weltweit die Diagnose von Demenz erleichtern kann.

Uhrentest schafft mehr Gewissheit

Immer mehr Menschen erkranken an Demenz, sichere und einfache Diagnosemethoden sind entscheidend, um die Betroffenen möglichst früh medizinisch begleiten zu können. Weltweit wenden Ärztinnen und Ärzte hierfür den Uhrentest an. Das Verfahren ist standardisiert und einfach: Der Patient bekommt ein Blatt Papier mit einem vorgezeichneten Kreis vorgelegt und soll die Ziffern einer Uhr einzeichnen, um anschließend zum Beispiel die Uhrzeit 11.10 Uhr einzutragen.

Je nachdem, wie stark die Zeichnung von der richtigen Lösung abweicht, lassen sich Rückschlüsse auf das Ausmaß der Hirnfunktionsstörung ziehen. Die behandelnde medizinische Fachperson vergibt in der Bewertung des Tests üblicherweise Punkte, ähnlich wie Schulnoten zwischen eins und sechs. Ein Punkt bedeutet eine perfekte Lösung, bei drei ist die Uhr schon fehlerhaft, so ist vielleicht nur ein Zeiger eingezeichnet, aber die visuell-räumliche Darstellung ist noch in Ordnung. Mit steigender Punktzahl werden die gezeichneten Uhren immer unklarer: Die Zwischenräume zwischen den Ziffern sind ungleichmäßig, die Reihenfolge stimmt nicht, nur wenige Ziffern sind eingetragen, sie stehen außerhalb des Kreises, sind nur noch Kritzeleien. Ab drei Punkten gehen Medizinerinnen und Mediziner von einer relevanten kognitiven Störung, oft im Rahmen einer Demenz aus.


Der Facharzt für Neurologie und Psychiatrie Prof. Dr. med. Markus Weih war früher Leiter der Gedächtnisambulanz an der psychiatrischen Klinik, ist Buchautor und Autor zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen.  Aktuell ist er im Medic Center in Nürnberg tätig und externes Mitglied des Lehrstuhls für Neurologie der FAU, wo er in der Lehre tätig ist. Er sammelte drei bis vier Jahre lang in seiner Praxis 2500 Uhrentest von 1315 Patientinnen und Patienten.

Das Ziel von Prof. Andreas Maier vom Lehrstuhl für Mustererkennung der FAU war es, die Auswertung künstlichen neuronalen Netzen beizubringen, um medizinische und psychologische Fachleute in der Praxis zu unterstützen. Prof. Weih scannte Uhren und Testergebnisse ein und schickte die Daten an den Lehrstuhl.

Neuronale Netze füttern

Dort begann ein Team unter der Leitung von Prof. Maier damit, die Daten zu digitalisieren. Im Rahmen seiner Masterarbeit übernahm Harb Alnasser Alabdalrahim die Aufgabe, die tiefen neuronalen Netze der Hochleistungsrechner mit den Uhren zu „füttern“. In kurzer Zeit lernten diese, den Zeichnungen die richtige Diagnose zuzuordnen. „In über 96 Prozent der Fälle ordnen die neuronalen Netzwerke richtig zu, ob es sich um einen nicht-pathologischen oder einen pathologischen Befund handelt“, erklärt Prof. Maier. Und in über 98 Prozent der Fälle sei die zugeordnete Erkrankungsstufe korrekt. „Das sind sehr gute Ergebnisse.“ Neu sind dabei nicht die Prozesse, es ist bekannt, wie in den tiefen Netzen die Verschaltungen gelernt werden, wobei sich der Lernalgorithmus deutlich von dem im menschlichen Gehirn unterscheidet.

Im Lehrstuhl für Mustererkennung speisen Forscherinnen und Forschere häufig Röntgenbilder oder Aufnahmen von Computertomographien und Magnetresonanztomographien in die künstlichen Netze ein, um diese für die Diagnostik einsetzbar zu machen. „Beim Uhrentest haben wir im Unterschied dazu mit Zeichnungen gearbeitet“, sagt Prof. Maier. Die große Datenmenge, die Prof. Weih aus seiner Praxis liefern konnte, sei ein Glücksfall gewesen. Nach über 1000 Trainingsiterationen konnten die künstlichen neuronalen Netze sehr genaue Ergebnisse liefern.

Ein einfacher aber guter Test

Die Hoffnung der Forschenden ist es, dass künftig eine einfach zu handhabende App medizinisches Personal in der Diagnose von Demenz weltweit unterstützen kann. „Das Personal muss natürlich auch künftig den Uhrentest kennen und standardisiert anwenden“, macht Prof. Maier deutlich, „doch anschließend kann es die App nutzen, um damit den Test abzufotografieren und sofort eine Auswertung zu bekommen.“  Wer sich in der Bewertung eines Tests unsicher sei, erhalte über die App eine Art Zweitmeinung. Dies bringe mehr Zuverlässigkeit in den Diagnosen sowie eine bessere Graduierung und Abgrenzung von Demenzfällen. Letzteres sei in der klinischen Forschung von großem Interesse.

*https://www.nature.com/articles/s41598-020-74710-9

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Andreas Maier

Lehrstuhl für Mustererkennung

Tel.: 09131/8527775

andreas.maier@fau.de

Prof. Dr. Markus Weih

Medic Center Nürnberg

Tel.: 0911/667085

m.weih@mediccenter.net

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15.12.2020 Neue Therapien für erbliche Muskelerkrankungen
uni | mediendienst | aktuell Nr. 143/2020

Neue Bessel-Preisträgerin Dr. Ana Ferreiro Sieiro forscht an der FAU

Kongenitale Myopathien sind eine Gruppe genetisch bedingter Muskelerkrankungen, die sich bereits in der Kindheit manifestieren. Sie führen zu Muskelschwäche und Muskelschwund sowie häufig zu Herz- oder Atemversagen. Bis heute gibt es keine spezifische Behandlung für diese Krankheiten, die die Patientinnen und Patienten stark einschränken und oft tödlich verlaufen. Dr. Ana Ferreiro Sieiro, eine international anerkannte Expertin auf diesem Gebiet, erhält den Friedrich-Wilhelm-Bessel-Forschungspreis 2021 der Alexander von Humboldt-Stiftung. Dank der mit 45.000 Euro dotierten Auszeichnung kann sie einen längeren Forschungsaufenthalt am Institut für Neuropathologie des Universitätsklinikums Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) verbringen.

Die Arbeit von Dr. Ana Ferreiro Sieiro spielte in den vergangenen zwanzig Jahren eine zentrale Rolle bei der Identifizierung mehrerer Gendefekte, die kongenitale Myopathien verursachen. So hat ihre klinische und genetische Forschung bereits dazu beigetragen, die Diagnostik bei erkrankten Kindern zu verbessern und bestimmte Folgeerkrankungen zu verhindern. Auch eine krankheitsspezifische Beratung der betroffenen Familien ist nun möglich. Dr. Ferreiro forscht aktuell zur Entwicklung und den Mechanismen, die von einem bestimmten Gendefekt zu einer fortschreitenden Schädigung der Skelettmuskulatur führen. Dieses Wissen bildet die Grundlage für neue therapeutische Ansätze. Ihre Arbeit hat bereits zur Identifizierung der ersten Medikamente geführt, die im Zell- und Tiermodell bei angeborenen Myopathien wirksam sind. Daran schließen sich nun die ersten therapeutischen Studien an.

Paris und Erlangen bündeln ihre Kräfte in der Myopathieforschung
Im Jahr 2019 begannen die Gruppen von Dr. Ferreiro in Paris und Prof. Dr. Rolf Schröder vom Neuropathologischen Institut in Erlangen eine wissenschaftliche Zusammenarbeit zur Untersuchung der Pathophysiologie seltener Muskelerkrankungen. Erste Ergebnisse ihrer gemeinsamen Forschung konnten sie bereits in der international renommierten Fachzeitschrift Circulation publizieren. Die Verleihung des Bessel-Forschungspreis ermöglicht ihnen nun eine weitere Intensivierung ihrer gemeinsamen Forschungsarbeit. In einer Reihe von Projekten werden sie neue pharmakologische Therapieansätze in Tier- und Zellmodellen für seltene menschliche Myopathien in ihrer Wirksamkeit testen.

Dr. Ferreiro ist Fachärztin für Neurologie am Institut für Myologie des Pitié-Salpêtrière-Hospital in Paris, einem international anerkannten Zentrum für Kinder und Erwachsene mit seltenen neuromuskulären Erkrankungen. Darüber hinaus ist sie Forschungsdirektorin am INSERM, dem französischen Nationalen Institut für Gesundheit und medizinische Forschung, und Leiterin des Labors „Grundlegende und translationale Myologie“ an der Université de Paris, Frankreich. Seit 2019 steht sie außerdem dem European Neuro Muscular Center (ENMC) in Baarn, Niederlande, als Forschungsdirektorin vor.

Der Friedrich Wilhelm Bessel-Forschungspreis
Die Alexander von Humboldt-Stiftung verleiht jährlich etwa 20 Friedrich Wilhelm Bessel-Forschungspreise an international renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, von denen erwartet wird, dass sie auch zukünftig ihr Fachgebiet durch herausragende Forschungsleistungen prägen werden. Der Preis ist mit 45.000 Euro dotiert und ermöglicht die Durchführung selbst gewählter Forschungsvorhaben in Deutschland in Kooperation mit Fachkollegeninnen und -kollegen für einen Zeitraum von bis zu einem Jahr.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Rolf Schröder
Tel.: 09131/85-34782
rolf.schroeder@uk-erlangen.de

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10.12.2020 „Mobile Miniapotheken“ im Praxistest: Forscher untersuchen den Einsatz einer neuartigen Zelltherapie gegen Krebs
uni | mediendienst | forschung Nr. 88/2020

Forscherteams der Universitäten in Erlangen, Hannover, Münster und Regensburg erhalten sechs Millionen Euro Bundesmittel für die Entwicklung einer neuen CAR-T-Zell-Therapie

Wenn Chemotherapie oder Medikamente nicht jede einzelne bösartige Zelle zerstören können und so die Krankheit wiederkehrt, ist sie die Hoffnung vieler Krebspatienten: die CAR-T-Zell-Therapie. Bei dieser Behandlung sollen gentechnisch veränderte Immunzellen – sogenannte T-Lymphozyten – die Krebszellen aufspüren und vernichten. Um die Einsatzmöglichkeiten dieses Ansatzes zu untersuchen, fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) jetzt ein nationales Verbundprojekt, an dem Wissenschaftler aus vier deutschen Uni-Klinika gemeinsam mit einem Biotechnologieunternehmen arbeiten, mit sechs Millionen Euro. „Ziel ist es, hochwirksame CAR-T-Zellen zu entwickeln, die nicht nur bestimmte Formen der Leukämie erfolgreich behandeln können, sondern auch andere bösartige Tumoren mit bislang ungünstiger Prognose“, erklärt Prof. Dr. Andreas Mackensen, Direktor der Medizinischen Klinik 5 – Hämatologie und Internistische Onkologie des Universitätsklinikums Erlangen, der das Forschungsprojekt am Standort Erlangen koordiniert.

Bei einigen Leukämien und Lymphomen ist es bereits gelungen, die wirksamsten Abwehrzellen des körpereigenen Immunsystems – die T-Zellen – so zu verändern, dass sie die Krebszellen als fremd erkennen und abstoßen. Dazu werden den Patienten T-Zellen aus dem Blut entnommen und mit speziellen „Fühlern“ für die Krebszellen ausgestattet – sogenannten chimären Antigen-Rezeptoren, kurz CAR. Nach einer milden und kurzen Chemotherapie werden dem Patienten die Zellen zurückgegeben. Im Körper vermehren sie sich, spüren Krebszellen auf und vernichten diese. „Anschließend schützen die CAR-T-Zellen den Patienten oft noch über viele Monate und sogar Jahre gegen eine Rückkehr der Erkrankung“, betont Prof. Mackensen. Bisher wurde die Behandlung mit CAR-T-Zellen nur bei sehr wenigen Krebserkrankungen erfolgreich angewendet. Gegen die meisten Tumoren reicht die Wirksamkeit verfügbarer CAR-T-Zell-Therapeutika nicht aus, denn: Solide Tumoren können sich sehr gut gegen das Abwehrsystem schützen.

Deshalb erarbeitet eine Forschergruppe aus Erlangen, Hannover, Münster und Regensburg gemeinsam mit dem Biotechnologieunternehmen Miltenyi Biotec ein neues Wirkprinzip, das die Aktivität von CAR-T-Zellen gegen solche widerstandsfähigen Tumoren gezielt verstärkt. Dafür tragen die Therapiezellen einen Wirkstoff in sich, den sie erst nach der Bindung an die Tumorzellen freigeben. Dabei handelt es sich um einen starken Botenstoff des Abwehrsystems, der die Wirkung der T-Zellen gegen den Tumor vervielfacht und es ihnen ermöglicht, sich im Tumor zu vermehren und optimal zu funktionieren. „CAR-T-Zellen werden also wie mobile Miniapotheken benutzt, die den Wirkstoff dahin tragen, wo er gebraucht wird. Das soll Nebenwirkungen an gesunden Geweben vermeiden“, erläutert Andreas Mackensen. Das im Verbund entwickelte Zellprodukt erkennt ein Merkmal, das auf Neuroblastomen – bösartigen Tumoren des Kindesalters – vorkommt. Zudem findet sich dieses Merkmal auch bei einigen Fällen von Knochensarkomen und Brustkrebs.

Die Förderung durch das BMBF in Höhe von sechs Millionen Euro ermöglicht die klinische Prüfung dieser neuen, vielversprechenden Strategie. In einer Vorbereitungszeit von zwei Jahren werden die Wissenschaftler in ihren Laboren die neuen CAR-T-Zellen weiterentwickeln. Gleichzeitig wird an den zwei akademischen Standorten Münster und Erlangen die Herstellung des Zellprodukts nach pharmazeutischen Sicherheitsstandards etabliert. Schließlich werden in einer klinischen Studie an allen vier beteiligten Standorten die Sicherheit und die Wirksamkeit der klinischen Anwendung des neuen CAR-T-Zell-Produkts bei Kindern und Erwachsenen mit bislang unheilbaren Krebserkrankungen geprüft.

Weitere Informationen: 

Prof. Dr. Andreas Mackensen

Tel.: 09131 85-35954

andreas.mackensen@uk-erlangen.de

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09.12.2020 Wenn Parkinsonpatienten online gehen
uni | mediendienst | aktuell Nr. 139/2020

Hertie-Preis für Engagement und Selbsthilfe 2020 geht an Molekulare Neurologie

Flüssige Bewegungen sind für Menschen mit Parkinson schwer. Doch Betroffene, die ihren Körper regelmäßig bewegen, kommen im Alltag besser zurecht. Sportwissenschaftler Dr. Heiko Gaßner und sein Team von der Molekular-Neurologischen Abteilung (Leiter: Prof. Dr. Jürgen Winkler) des Universitätsklinikums Erlangen haben deshalb zusammen mit Christine Enders und Wolf-Jürgen Aßmus, den Leitern der Erlanger Selbsthilfegruppe der Deutschen Parkinsonvereinigung e. V., ein Trainingsprogramm für Parkinsonpatientinnen- und -patienten entwickelt. Doch weil die ambulante Rehasportgruppe am Uni-Klinikum Erlangen momentan nicht regelmäßig stattfinden kann, wechselt das Training vom Offline- in den Online-Modus: Zum einen demonstrieren die Erlanger Therapeuten Übungen in verschiedenen Videos. Zusätzlich testet das Team um Dr. Gaßner derzeit die App „Parkinson-Rehasport@Home“, mit der Betroffene individuell zu Hause üben können. Jetzt wurde das Projekt von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung mit dem Hertie-Preis für Engagement und Selbsthilfe 2020 ausgezeichnet und erhält eine Förderung in Höhe von 10.000 Euro.


Mit einem Nordic-Walking-Stock zeichnet Rehasporttherapeut Heiko Gaßner große Kreise vor dem Körper, streckt den rechten Arm und das rechte Bein gleichzeitig zur Seite aus, macht Schwimmbewegungen mit den Armen, Ausfallschritte nach links und rechts. In bisher fünf Videos, zu finden unter www.uker.de/mn-rehasport, demonstrieren Dr. Gaßner und Physiotherapeutin Kathrin Kinscher verschiedene Übungen für drinnen und draußen. Vor allem in der Corona-Krise, in der Gruppenangebote und Physiotherapietermine nicht immer wahrgenommen werden können, hilft das Heimtraining Patientinnen und Patienten, in Bewegung zu bleiben – ortsunabhängig und kostenfrei. „Beim Parkinson-Syndrom geht es vor allem darum, das Gleichgewicht und den Gang zu schulen, Stürzen vorzubeugen, Kraft und Beweglichkeit zu verbessern“, erklärt Heiko Gaßner. Während des Lockdowns können Betroffene zu Hause oder in der Natur trainieren und so den motorischen Symptomen entgegenwirken. „Von 10.000 Videoaufrufen im Mai 2020 sind die Klicks bis Ende November auf 43.000 geklettert. Die Beiträge wurden in der Corona-Zeit deutlich häufiger aufgerufen“, berichtet Heiko Gaßner.

App für individuelles Üben mit Therapeutenunterstützung

Ergänzt werden die Videos durch die App „Parkinson-Rehasport@Home“, die von der Ulmer Firma NeuroSys konfiguriert wurde. Dr. Gaßner erklärt: „Wir testen die Anwendung gerade im Rahmen einer Pilotstudie mit unseren Patienten. Jeder Betroffene wurde zuerst ambulant von uns befragt und untersucht. Daraufhin haben wir ein individuelles Trainingsprogramm zusammengestellt und in der App hinterlegt. Es kann sein, dass bei jemandem hauptsächlich die Gangsicherheit verbessert werden soll. Bei jemand anderem liegt der Fokus vielleicht auf der Verbesserung der Muskelsteifigkeit oder der Feinmotorik.“ Entsprechend dieser Analyse bekommt jeder Betroffene über die App seine persönlichen Übungen angezeigt. „Bei Fragen und wenn Hilfestellung nötig ist, können die Nutzer über die App auch einen Therapeuten kontaktieren – das ist ein großer Mehrwert für die Patienten“, sagt Heiko Gaßner. Videos und App sollen in Corona-Zeiten zum einen digital unterstützen und zum anderen Hilfe zur Selbsthilfe bieten. Diese zwei Kriterien bewogen vermutlich auch die Jury der Hertie-Stiftung dazu, das Erlanger Team als einen von drei Preisträgern auszuzeichnen.

 Hertie-Preis für Engagement und Selbsthilfe

Mit ihrem Engagement-Preis würdigt die Hertie-Stiftung Aktionen von Einzelpersonen oder Selbsthilfegruppen zugunsten von Menschen mit neurodegenerativen Erkrankungen oder Multipler Sklerose. In Zeiten von Corona rief die Hertie-Stiftung zusätzlich Menschen zur Bewerbung auf, deren Projekt erst im Rahmen der Krise entstanden ist oder das wegen der aktuellen Umstände noch mehr an Bedeutung gewinnt.

Erlanger Regionalgruppe der Deutschen Parkinsonvereinigung e. V.: https://erlangen.parkinson-vereinigung.de/Hertie-Preis.html


Weitere Informationen:
Dr. Heiko Gaßner                                                          

Tel.: 09131/85-39324

heiko.gassner@uk-erlangen.de

 

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09.12.2020 EU-Förderungen in Millionenhöhe- Drei FAU-Forschende erhalten ERC Consolidator Grants
uni | mediendienst | forschung Nr. 87/2020

Ein erneuter Erfolg für die Forschenden an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU): Gleich drei ERC Consolidator Grants haben sich FAU-Forschende sichern können. Prof. Dr. Gerhard Krönke und Prof. Dr. Aline Bozec, beide Lehrstuhl für Innere Medizin 3, sowie Henry Dube, Lehrstuhl für Organische Chemie I, erhalten für ihre neuesten Projekte jeweils einen der begehrten ERC Consolidator Grants des Europäischen Forschungsrates (ERC).

Rheumatoide Arthritis in ihrer Entstehungsphase erforschen

Projektleiter Prof. Dr. Gerhard Krönke möchte mit seinem Grant Rheumatoide Arthritis in der Frühphase untersuchen, um so die Entwicklung neuer Therapien zu ermöglichen. Rheumatoide Arthritis zählt zu den häufigsten entzündlichen Autoimmunerkrankungen weltweit. Die Ursache hierfür ist eine Fehlfunktion des eigenen Immunsystems, durch die es zu chronischen und schmerzhaften Gelenksentzündungen sowie Gelenksdestruktion kommt. Die Krankheit ist (noch) nicht heilbar, allerdings lassen sich die schmerzhaften Symptome mittels Therapie lindern und das Voranschreiten der Krankheit verlangsamen. „Um zukünftig bessere und innovativere Therapien zu entwickeln, müssen wir Rheumatoide Arthritis in ihrer Frühphase besser verstehen“, sagt Prof. Krönke.  Mit Hilfe des ERC Consolidator Grants plant er deshalb, unterschiedliche neue molekulare Analyseverfahren wie Einzelzellsequenzierung und 3D-Bildgebungsverfahren weiterzuentwickeln und zu kombinieren. Dafür stellt der Europäische Forschungsrat für die nächsten fünf Jahre zwei Millionen Euro zur Verfügung.

Prof. Dr. Gerhard Krönke konnte sich im Rennen um EU-Fördermittel schon einmal durchsetzen. Der ERC bewilligte 2014 einen ERC Starting Grant in Höhe von 1,5 Millionen Euro für ein Projekt, um neue Methoden zur Untersuchung der koordinierten Phagozytose, also die Aufnahme von Partikel in eine Zelle, und der Weiterverarbeitung von Krankheitserregern und toten körpereigenen Zellen zu entwickeln. Der gebürtige Wiener Krönke hat 2002 seinen Doktor an der Medizinischen Universität Wien erworben. Als Postdoc forschte und arbeitete Dr. Gerhard Krönke dort im Anschluss am Institut für Gefäßbiologie. Nach einem zweijährigen Forschungsaufenthalt an der University of Virginia, Charlottesville, USA, kam Krönke an das Universitätsklinikum Erlangen (UKER). Dort war er zunächst als Assistenzarzt in der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie –  tätig. Seit 2009 ist er zusätzlich als Forschungsgruppenleiter im Nikolaus-Fiebiger-Zentrum für Molekulare Medizin aktiv. Seit 2013 ist er Oberarzt an der Medizinischen Klinik 3 und hat zudem seit 2016 die Professur für Translationale Immunologie an der FAU inne und leitet die Arbeitsgruppe Translationale Immunologie an der Medizinischen Klinik 3.

 Langlebige Zellen in Knochen und lokale Knochenerkrankungen

Projektleiterin Prof. Dr. Aline Bozec möchte mit ihrem Projekt neue Einblicke in den lokalen Knochenstoffwechsel ermöglichen, insbesondere wie das Osteozytensterben auf molekularer Ebene reguliert wird. Osteozyten sind langlebige Zellen innerhalb der Knochenmatrix und mit Abstand die häufigsten Zellen im Knochen. Sie steuern die mechanisch belastungsinduzierten Knochenerneuerung auf systemischer Ebene. „Wie Osteozyten absterben und wie sich dieser Vorgang auf den lokalen Knochenstoffwechsel auswirkt, ist wenig erforscht“, sagt Prof. Bozec. „Dabei sind mehrere lokale Knochenerkrankungen wie Frakturen, Osteonekrose – also das Absterben von Knochengewebe – und Arthritis durch ein verstärktes Absterben von Osteozyten und lokalem Knochenabbau gekennzeichnet.“ Mit ihrem Projekt zielt sie darauf ab, das Osteozytensterben und den molekularen Zusammenhang zwischen Osteozytensterben und der Stimulation von knochenabbauenden Zellen im Zusammenhang mit lokalen Knochenerkrankungen wie Frakturen, Osteonekrose und Arthritis zu charakterisieren. Dafür stellt der Europäische Forschungsrat für die nächsten fünf Jahre mehr als zwei Millionen Euro zur Verfügung.

Aline Bozecs wissenschaftliche Laufbahn begann 2001 mit dem Abschluss ihres Masterstudiums in Biochemie in Lyon, Frankreich. Die Promotion erfolgte 2004, ebenfalls an der Universität Lyon, und wurde vom französischen Ministerium für Bildung und Forschung ausgezeichnet. Nach weiteren Forschungsstationen in Wien und Madrid, kam sie 2011 als Emmy-Noether-Nachwuchsgruppenleiterin an die FAU und wurde auf die eigens eingerichtete Professur für Osteoimmunologie berufen. Hier war sie maßgeblich an der Einrichtung des Sonderforschungsbereichs 1181 „Schaltstellen zur Auflösung von Entzündung“ beteiligt und leitete ein Teilprojekt im DFG-Schwerpunktprogramm „Osteoimmunology“. 2016 wurde ihr der mit 20.000 Euro dotierten Heinz Maier-Leibnitz-Preis verliehen. Im Jahr 2018 habilitierte sie an der FAU und hat seit 2019 die Professur für Experimentelle Immuntherapie inne.

Schalter für molekulare Maschinen

Prof. Dr. Henry Dube, Lehrstuhl für Organische Chemie I, ist ein Ingenieur der besonderen Art: Er baut molekulare Maschinen. Die Herausforderung: Miniaturisiert man Technologie auf Molekülgröße, stellt sich die Frage, wie sich auf molekularer Ebene überhaupt noch Informationen verarbeiten lassen und die Technologie sich letztlich bedienen lässt. Dabei hat sich ein Ansatz aus der Photochemie bewährt: Bescheint man ein Molekül mit Licht, bewegt es sich von einem Zustand A in einen Zustand B – und dient auf diese Weise als „Photoschalter“. Prof. Dube arbeitet daran, Photoschalter zu bauen, die nicht nur in zwei, sondern in eine Vielzahl von Schaltzuständen versetzt werden können, also eine höhere Informationsdichte haben. Molekulare Maschinen könnten damit für viel komplexere Aufgaben eingesetzt werden und viel präziser arbeiten als bisher. Materialien etwa könnten auf diese Weise verschiedene Eigenschaften annehmen oder Robotiksysteme feinste Greifbewegungen ausführen.

Wie genau aber kommt ein Molekül von einem Zustand in den anderen? In den von Prof. Dube untersuchten Systemen finden winzige Bewegungen innerhalb des Moleküls statt, es rotieren beispielsweise Molekülteile gegeneinander. Sein Ziel: diese Bewegungen kontrollieren zu lernen. Auf diese Weise erhielte er winzige Einheiten, die sich gerichtet bewegen lassen, und er könnte so molekulare Maschinen konstruieren, die – wie eine kleine Nanofabrik – ihrerseits bestimmte neue Moleküle zusammenbauen. Erstmals ließen sich damit Stoffe mechanisch herstellen – ein Vorgang, für den in anderen Zusammenhängen etwa katalytische Reaktionen eingesetzt werden. Das Anwendungsspektrum wäre immens – von neuartigen Polymeren bis Energiespeicher. Dafür stellt der Europäische Forschungsrat für die nächsten fünf Jahre fast zwei Millionen Euro zur Verfügung.

Prof. Dr. Henry Dube studierte an der Philipps-Universität Marburg und an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München Chemie. 2008 promovierte er an der ETH Zürich in der Schweiz über das Thema „Synthetische Modelle für Hämproteine“. Nach einem dreieinhalb-jährigen Forschungsaufenthalt am Scripps Research Institute in La Jolla, USA kehrte er an die LMU zurück, wo er zuletzt Leiter einer Emmy-Noether-Forschungsgruppe war. 2019 erhielt er einen Ruf an die Universität zu Köln, entschied sich dann jedoch, den Ruf auf die W3-Professur für Organische Chemie an der FAU anzunehmen.

Weitere Informationen:   Prof. Dr. Gerhard Krönke     Lehrstuhl für Innere Medizin 3

Tel.: 09131/85-39379      gerhard.kroenke@uk-erlangen.de

Prof. Dr. Aline Bozec    Lehrstuhl für Innere Medizin 3

Tel.: 09131/85-29002   aline.bozec@uk-erlangen.de

Prof. Dr. Henry Dube     Lehrstuhl für Organische Chemie I        Tel.: 09131/85-65571      henry.dube@fau.de

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09.12.2020 Künstliche Intelligenz und Lasertechnik
Pressemeldung der FAU

DFG-Förderung für die nächste Generation der Stimmdiagnostik an der FAU
 
Forschende an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) erhalten insgesamt 1,32 Millionen Euro an Fördermittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für die Entwicklung neuartiger Verfahren zur Stimmdiagnostik, mit denen Stimmstörungen, Heiserkeit und ihre Ursachen untersucht und ermittelt werden.
 
Die DFG stellt 800.000 Euro für die Entwicklung eines endoskopischen laserbasierten Messsystems zur Echtzeitanalyse der sichtbaren 3D-Kehlkopfoberfläche zur Verfügung, mit dem sich die Kehlkopfoberfläche schonend für von Stimmstörungen Betroffenen darstellen lässt. Beteiligt an der Umsetzung sind der Lehrstuhl für Photonische Technologien unter Leitung von Prof. Michael Schmidt, der Lehrstuhl für Graphische Datenverarbeitung unter der Leitung von Prof. Marc Stamminger und die Phoniatrie und Pädaudiologie an der Hals-, Nasen- und Ohrenklinik, Kopf- und Halschirurgie (Direktor: Prof. Dr. Dr. h.c. Heinrich Iro) unter der Leitung von Prof. Michael Döllinger.
 
Mit 508.000 Euro fördert die DFG ein Projekt zu Studien zur Heiserkeit unter der Leitung von Dr. Anne Schützenberger, Abteilung Phoniatrie/Pädaudiologie des Lehrstuhls für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, und Prof. Michael Döllinger, Professur für Computational Medicine. Sie und ihr Team entwickeln Methoden und Software zur Diagnose und Therapiestatus bei Stimmstörungen, die auf dem zur Künstlichen Intelligenz gehörenden Maschinellen Lernen basieren. 12.607 Euro von der Forschungsstiftung Medizin am Universitätsklinikum Erlangen (UKER) gehen zudem an Dr. Andreas Kist, Phoniatrie und Pädaudiologie der HNO-Klinik, der sich mit der Anwendung von Deep-Learning-Verfahren bei der Beurteilung der Stimmbandfunktion beschäftigt.
 
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Michael Döllinger, Professur für Computational Medicine, Tel.: 09131/85-33814, michael.doellinger@uk-erlangen.de
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03.12.2020 Die Klimakrise macht krank – vier Vorschläge für eine gesunde Zukunft
Gemeinsame Presseinformation

Die Klimakrise macht krank – vier Vorschläge für eine gesunde Zukunft

Morgen erscheint mit dem Lancet Countdown der neue Bericht zum weltweiten Zusammenhang zwischen Klimawandel und Gesundheit. Er zeigt, dass die Gesundheitsrisiken durch ein sich veränderndes Klima weltweit zunehmen, auch in Deutschland - und dass Gegenmaßnahmen möglich sind.

Die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels betreffen bereits heute viele Menschen weltweit. Immer häufiger kommt es zu Hitzewellen in Deutschland, die vor allem für ältere Menschen oder solche mit Vorerkrankungen tödlich verlaufen können. Hinzu kommen weitere Gesundheitsgefahren durch Extremwetter oder neuartige Krankheitserreger. Expertinnen und Experten verschiedener Fachdisziplinen fordern deshalb im „Lancet Countdown 2020“ von den politisch Verantwortlichen entschiedene Maßnahmen zur Erreichung der UN-Klimaschutzziele sowie zum Abwenden klimabedingter Gesundheitsschäden.

Der Lancet Countdown 2020 wird am 03.12.2020 veröffentlicht. Der jährliche Bericht zu Klima und Gesundheit wird von der international renommierten medizinischen Fachzeitschrift „Lancet“ herausgegeben. Erstellt wurde er von weltweit 38 führenden akademischen Institutionen und UN-Organisationen. Flankiert wird der internationale Bericht von einem wissenschaftlichen Politikpapier (Policy Brief) für Deutschland. Projektpartner sind die Bundesärztekammer, das Institut für Epidemiologie des Helmholtz Zentrums München, die medizinische Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München, die Charité – Universitätsmedizin Berlin und das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.

Die Organisationen betonen, dass die Corona-Pandemie die medizinischen, die gesellschaftlichen und auch die wirtschaftlichen Folgen einer globalen gesundheitlichen Krise deutlich vor Augen geführt habe. Die Krise zeige aber auch, wie wichtig weltweite wissenschaftliche Zusammenarbeit und entschlossenes politisches Handeln bei der Krisen-Bewältigung sind. Nach Überzeugung der Projektpartner lässt sich daraus viel für die Bekämpfung des Klimawandels lernen.

„Aufgabe von Ärztinnen und Ärzten ist es, die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels darzulegen und Gegenmaßnahmen zum Schutz der Gesundheit nicht nur zu fordern, sondern aktiv zu unterstützen. Dafür leistet der Deutschland-Bericht des Lancet-Countdown mit zahlreichen Empfehlungen für die Politik einen wichtigen Beitrag“, sagt Dr. Ellen Lundershausen, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer.

Das Politikpapier für Deutschland stellt mehrere Punkte heraus, für die dringender Handlungsbedarf gesehen wird:

1. Erfolgreicher Klima- und Gesundheitsschutz sowie eine aktive Wirtschaftspolitik hängen voneinander ab und können sich gegenseitig verstärken. Deshalb sollten bei Initiativen zur Stärkung und zum Wiederaufbau der Wirtschaft nach der Corona-Pandemie Synergieeffekte für den Klimaschutz genutzt werden. Andernfalls drohten drastische Folgen für Leben und Gesundheit sowie eine Negativ-Entwicklung, die auch das Schicksal künftiger Generationen prägen wird. „Gesunde Menschen auf einem gesunden Planeten, darum geht es. Wir sollten die Milliarden an kurzfristigen Coronahilfen für die Wirtschaft nutzen, um gleichzeitig auch etwas gegen die langfristige Klimakrise zu tun“, sagt Prof. Dr. Dr. Sabine Gabrysch, die die erste Universitätsprofessur für Klimawandel und Gesundheit an der Charité innehat und am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung die Abteilung „Klimaresilienz“ leitet.

 2. Die Ernährung ist ein wichtiger Faktor, mit dem jede Bürgerin und jeder Bürger Einfluss auf das Klima nehmen kann. Die Nahrungsmittelproduktion ist für etwa ein Viertel der globalen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich – wichtigster Faktor ist hierbei die Tierhaltung. Gleichzeitig hat unsere Art der Ernährung, mit einem großen Anteil tierischer und hoch verarbeiteter Lebensmittel, großen Anteil an chronischen und lebensbedrohenden Erkrankungen wie Adipositas, Diabetes, Herz-Kreislauf-Leiden, Rheuma und Krebs. „Die Umsteuerung auf eine gesunde und nachhaltige Ernährungsweise ist gleichzeitig klimafreundlich“, so Prof. Dr. Annette Peters, Direktorin des Instituts für Epidemiologie am Helmholtz Zentrum München. „Gemeinsam mit mehr aktiver Bewegung kann das den hohen Anteil nicht-infektiöser Krankheiten (NCDs) deutlich reduzieren.“

 3. In Europa ist der Verkehrssektor für etwa ein Viertel der Treibhausgas- Emissionen verantwortlich. Immer deutlicher wird, dass Luftverschmutzung auch ein erheblicher Risikofaktor für viele Krankheiten ist, vermutlich auch für Covid-19. Nicht-motorisierte Bewegung hingegen wirkt dem Klimawandel entgegen, senkt die Luftverschmutzung und fördert gleichzeitig die Gesundheit. Eine konsequent auf Emissionsverringerung ausgerichtete Verkehrspolitik mit fußgängerfreundlichen Straßen, Radwegen und einem nutzerfreundlichen öffentlichen Personennahverkehr ist deshalb zentral für Gesundheit und Klima. Hier zeigt sich erneut die wichtige Rolle, welche die Kommunen in der nötigen Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft einnehmen.

 4. Urbane Räume heizen nicht nur das Klima auf, sie haben gleichzeitig das Potenzial, den notwendigen transformativen Wandel zur Nachhaltigkeit massiv voranzutreiben. Das städtische Umfeld nimmt entscheidenden Einfluss auf die Gesundheit der Bewohner. Lokale und kommunale Maßnahmen können diese Räume so transformieren, dass sie die Gesundheit fördern, während sie gleichzeitig die soziale, ökonomische und ökologische Entwicklung vorantreiben. Umwelt- und Gesundheitseffekte müssen deshalb in die Stadt- und Regionalplanung integriert werden.

 „Ziele zu formulieren, reicht nicht aus – wir müssen handeln, jetzt!“, sagt Dr. Martin Herrmann, Vorsitzender der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) und Mitautor des Berichts. „Bei den Gesundheitsberufen ist die Dringlichkeit des Themas angekommen. Auch Politik und Gesellschaft haben durch die Pandemie erkannt, wie dramatisch sich die Welt verändern kann.“

Weitere Informationen und Einschätzungen erhalten Sie auf der Online-Launch- Veranstaltung am 3. Dezember 2020, ab 10 Uhr. Informationen dazu unter https://klimagesund.de/

An der Veranstaltung nehmen teil:

• Prof. Dr. Dr. Sabine Gabrysch, Lehrstuhl für Klimawandel und Gesundheit an der Charité – Universitätsmedizin Berlin, Leiterin der Forschungsabteilung Klimaresilienz am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)

• Prof. Dr. Annette Peters, Direktorin des Instituts für Epidemiologie, Helmholtz Zentrum München

• Dr. Ellen Lundershausen, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer

• Prof. Dr. Dr. Anja Bosy-Westphal, Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten – DANK, Präsidentin Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin

• Prof. Dr. Tadj Oreszczyn, Energy Institute, University College London, Representative Lancet Countdown

• Dr. Martin Herrmann, Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit - KLUG

 Den Policy Brief für Deutschland 2020 können Sie am 03.12. ab 0.30 Uhr hier abrufen: http://www.lancetcountdown.org/resources/

sowie den globalen Report hier:

http://www.lancetcountdown.org/2020-report/

Medienkontakte:

Bundesärztekammer Pressestelle der deutschen Ärzteschaft Tel.: +49 30 400 456 - 700 presse@baek.de

Charité – Universitätsmedizin Berlin Geschäftsbereich Unternehmenskommunikation Tel.: +49 30 450 570 400 presse@charite.de

Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) Tel.: +49 177 2847467 martin.wilmen@klimawandel-gesundheit.de

Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt Abteilung Kommunikation Tel.: +49 89 3187-2711 presse@helmholtz-muenchen.de

Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Tel: +49 331 288 2507 presse@pik-potsdam.de

03.12.2020 FAU: Hightech Agenda Bayern in voller Fahrt
uni | mediendienst | aktuell Nr. 137/2020

KI-Department gegründet, Spitzenleute berufen

Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) kann auf ein erstes erfolgreiches Jahr der Hightech Agenda Bayern (HTA) zurückblicken: Im jüngst gegründeten Department Artificial Intelligence in Biomedical Engineering (AIBE) forschen bereits die ersten Professorinnen und Professoren an Projekten rund um Künstliche Intelligenz (KI) in der Medizin. Auch die Leitung des Departments ist inzwischen mit Prof. Dr. Björn Eskofier besetzt. Die ihr zugewiesenen 54 Professuren aus der HTA hat die Universität in einem internen Wettbewerb dort platziert, wo geplante Forschungsvorhaben den besten Beitrag zu den Zielen der Hightech Agenda leisten können.

Mit Prof. Dr. Björn Eskofier hat FAU-Präsident Prof. Dr. Joachim Hornegger einem seiner ausgewiesenen KI-Experten den Auftrag erteilt, das Department weiter auf- und auszubauen. Eskofier leitet derzeit den Lehrstuhl für Informatik 14 (Maschinelles Lernen und Datenanalytik) und ist Zweitmitglied in der Medizinischen Fakultät. Nun wird er organisatorisch mit seinem ganzen Team aus dem Department Informatik in das neue Department umziehen. Dort sind vor allem die KI-Professuren aus der HTA verortet, darüber hinaus aber auch weitere Professuren, die das Thema KI in der Medizin inhaltlich voranbringen. Das Besondere: Alle Professorinnen und Professoren im Department AIBE sind Mitglied sowohl in der Medizinischen als auch in der Technischen Fakultät und arbeiten interdisziplinär und fachübergreifend an der Schnittstelle zwischen Medizin und Ingenieurwissenschaften.

Der Bayerische Wissenschaftsminister Bernd Sibler verfolgt die Geschwindigkeit der HTA-Berufungen an der FAU mit Spannung: „Mit der Hightech Agenda Bayern und dem Beschleunigungsprogramm Hightech Agenda Plus haben wir für unsere bayerischen Hochschulen ein einmaliges und deutschlandweit beispielhaftes Investitionsprogramm aufgelegt. Die FAU ist als Gesundheitsknoten in unserem bayernweiten KI-Netzwerk eine tragende Säule in der KI-Entwicklung. Sie ist ein erstklassiger Innovationsstandort für Künstliche Intelligenz in der Medizin. Ich freue mich sehr, dass die Universität ihre Gestaltungsspielräume so hervorragend nutzt, um neue Technologien zu entwickeln und damit unser Leben Tag für Tag besser zu machen. Dank des großen Engagements unserer Hochschulen kann sich die große Kraft dieses Forschungsturbos hervorragend entfalten.“

„Nachdem Ministerpräsident Dr. Markus Söder die HTA ins Leben gerufen hatte, haben wir mit der zügigen Gründung des Departments AIBE ohne viel Federlesens dafür gesorgt, dass die HTA an der FAU schnell Fahrt aufnehmen kann. Wir konnten Spitzentalente damit gleich strategisch berufen und ihnen auch klare Perspektiven in Aussicht stellen“, sagt Präsident Joachim Hornegger. „Die HTA ist aus meiner Sicht nach wie vor der große Wurf: So viel Spielraum, inhaltliche Schwerpunkte zu setzen und die Weichen in Richtung Exzellenz zu stellen, gab es an der FAU kaum je – und vermutlich auch an den anderen bayerischen Universitäten nicht.“

Doch wie lassen sich ebendiese Weichen am besten stellen? Mit dem Department AIBE hat die FAU einen ersten Akzent gesetzt; weitere Professuren aber sollen innerhalb der FAU dort angedockt werden, wo die Profilbildung der Universität besonders profitiert: „Klar war von Anfang an: Eine solche Chance bekommen wir nur einmal – und mit dem Gießkannenprinzip wäre es eine vertane Chance. Und ich selbst bin immer schon der Meinung, dass Exzellenz nur durch Wettbewerb entsteht. Wir haben deshalb ein internes Ausschreibungsverfahren mit harten Kriterien. Und auf Basis der Anträge entschieden, wo wir als FAU am sinnvollsten strategisch investieren. Diejenigen Fakultäten oder Departments, die mit ihren Forschungsvorhaben – von Digital Humanities bis hin zu den Naturwissenschaften – das Profil der FAU am besten schärfen, haben damit die einmalige Möglichkeit, internationale Spitzenkandidatinnen und -kandidaten mit attraktiven Paketen an die FAU – und damit an den Hightech-Standort Bayern – locken.“

 Weitere Informationen:
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03.12.2020 Bioaktive Gläser als neuer Ansatz in der Knochenkrebstherapie
uni | mediendienst | forschung Nr. 85/2020

FAU entwickelt bioaktive Gläser für Knochenkrebsforschung

Ein Forschungsteam der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) unter Leitung von Prof. Dr. Aldo R. Boccaccini, Lehrstuhl für Werkstoffwissenschaften (Biomaterialien), produziert bioaktive Gläser, die im Rahmen eines Kooperationsprojektes mit dem Universitätsklinikum Heidelberg dort auf ihre Eignung in der Therapie von Riesenzelltumoren des Knochens überprüft werden. Die Deutsche Krebshilfe fördert das Projekt mit rund 212.000 Euro.

Die winzigen Glaspartikel, die biologisch aktive Ionen wie Zink, Magnesium oder Bor enthalten, werden auf die Bildung von kohlensäurehaltigem Hydroxylapatit (CHA) bei Kontakt mit Körperflüssigkeiten untersucht. Die Ausbildung einer solchen CHA-Schicht ermöglicht den Glaspartikeln, Wechselwirkungen mit dem Knochengewebe einzugehen. Das Forschungsteam der FAU unter Leitung von Prof. Dr. Aldo R. Boccaccini gehört zu den weltweit führenden Gruppen, die sich mit der Entwicklung, Herstellung und Charakterisierung von bioaktiven Gläsern beschäftigen.

In der Therapie von Knochenbrüchen profitieren heute schon Patientinnen und Patienten von bioaktiven Gläsern, die das Knochenwachstum anregen. Doch darüber hinaus können diese Gläser auch einen zellschädigenden Effekt haben. Und genau diesen wollen sich die Forscherinnen und Forscher am Universitätsklinikum Heidelberg zunutze machen. Denn anscheinend reagieren Krebszellen des Riesenzelltumors des Knochens empfindlicher als gesunde Knochenzellen. Das Ziel ist dabei, dass so Krebszellen gezielt abgetötet und Lokalrezidive, also wiederkehrende Tumore, verhindert werden können. Rezidive treten bei Riesenzelltumoren verhältnismäßig häufig auf und können zu einem schwerwiegenden Verlauf der Erkrankung führen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hoffen, die Versorgung der Krebspatientinnen und -patienten mit den Gläsern verbessern zu können.

Weitere Informationen: Prof. Dr. Aldo R. Boccaccini, Tel.: 09131/85-28601, aldo.boccaccini@fau.de

 

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02.12.2020 Rekordauflösung in der Röntgenmikroskopie
uni | mediendienst | aktuell Nr. 135/2020

Chemiker der FAU erreichen neue Dimension der direkten Bildgebung

Forschenden der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), des Schweizer Paul-Scherrer-Instituts und weiterer Einrichtungen aus Paris, Hamburg und Basel ist ein neuer Rekord in der Röntgenmikroskopie gelungen: Mit verbesserten Beugungslinsen und exakterer Positionierung der Proben erreichten sie eine räumliche Auflösung im einstelligen Nanometerbereich. Diese neue Dimension der direkten Bildgebung könnte wichtige Impulse für die Erforschung von Nanostrukturen geben und beispielsweise die Entwicklung von Solarzellen und neuartigen magnetischen Datenspeichern vorantreiben. Die Ergebnisse wurden im renommierten Fachjournal „Optica“ unter dem Titel „Soft x-ray microscopy with 7 nm resolution“ veröffentlicht.*

Die Mikroskopie mit weicher Röntgenstrahlung, also mit Röntgenstrahlen niedriger Energie, wird zur Untersuchung von Materialeigenschaften im Nanobereich eingesetzt. Mit der Technologie kann beispielsweise die Struktur organischer Filme bestimmt werden, die in der Solarzellen- und Batterieentwicklung eine wichtige Rolle spielen. Ebenso können chemische Prozesse oder katalytische Reaktionen von Partikeln beobachtet werden. Darüber hinaus lassen sich sogenannte Spin-Dynamiken untersuchen: Elektronen können nicht nur elektrische Ladung transportieren, sie haben auch einen inneren Drehsinn, der für neuartige magnetische Datenspeicher genutzt werden könnte.

Um diese Prozesse künftig besser erforschen zu können, ist ein „Zoom“ in den einstelligen Nanometerbereich erforderlich. Theoretisch ist das mit weicher Röntgenstrahlung möglich, praktisch konnte eine räumliche Auflösung von unter 10 Nanometern jedoch bislang nur mit indirekt bildgebenden Methoden erreicht werden, die eine nachträgliche Rekonstruktion erfordern. „Für dynamische Prozesse, etwa chemische Reaktionen oder magnetische Interaktionen von Partikeln, benötigen wir jedoch einen direkten Blick auf die Strukturen“, erklärt Prof. Dr. Rainer Fink vom Lehrstuhl für Physikalische Chemie II der FAU. „Die Röntgenmikroskopie ist dafür besonders geeignet, weil sie deutlich flexibler in magnetischen Umgebungen genutzt werden kann als etwa die Elektronenmikroskopie.“

Bessere Fokussierung und Kalibrierung

Gemeinsam mit dem Paul-Scherrer-Institut und weiteren Einrichtungen aus Paris, Hamburg sowie Basel haben die Forschenden der FAU nun eine „Schallmauer“ der Röntgenmikroskopie durchbrochen: Ihnen gelang eine Rekordauflösung von 7 Nanometern in gleich mehreren verschiedenen Experimenten. Dieser Erfolg basiert nicht primär auf leistungsstärkeren Röntgenquellen, sondern auf einer besseren Fokussierung der Strahlen durch Beugungslinsen und einer exakteren Kalibrierung der untersuchten Proben. „Wir haben die Strukturgrößen sogenannter Fresnel-Zonenplatten optimiert, mit denen die Röntgenstrahlen gebündelt werden“, erklärt Rainer Fink. „Zusätzlich konnten wir die Proben mit einer sehr viel höheren Genauigkeit im Gerät positionieren, und zwar reproduzierbar.“ Gerade die eingeschränkte Positionierung und die Stabilität des Gesamtsystems haben eine bessere Auflösung bei der direkten Bildgebung bislang verhindert.

Bemerkenswert ist, dass die Rekordauflösung nicht nur mit speziell designten Teststrukturen, sondern auch in praktischen Anwendungen erreicht wurde: Mit ihren neuen Optiken haben die Wissenschaftler beispielsweise die magnetische Orientierung von Eisenpartikeln in Größen von 5 bis 20 Nanometern untersucht. Fink: „Wir gehen davon aus, dass unsere Ergebnisse die Erforschung insbesondere von Energiematerialien und Nanomagnetismus voranbringen wird. In diesen Bereichen liegen die relevanten Strukturgrößen häufig unterhalb des bisherigen Auflösungslimits.“

Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und vom Forschungs- und Innovationsprogramm EU-H2020 gefördert.

 DOI: 10.1364/OPTICA.399885

 Weitere Informationen:

Prof. Dr. Rainer Fink

Lehrstuhl für Physikalische Chemie II

Tel.: 09131 85-27322

rainer.fink@fau.de

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02.12.2020 Corona-Jahr 2020
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

„Am Ende dieses schwierigen Jahres 2020, das wohl unter dem Titel „Corona-Jahr“ in die Geschichte eingehen wird, mit seinen für uns alle harten wirtschaftlichen und sozialen Maßnahmen, mit Lockdowns, Kontaktreduzierung, Homeoffice und Homeschooling, Video- und Telefonkonferenzen uvm.  steht mehr denn je für die Gesundheitspolitik fest: Der Staat setzt die Rahmenbedingungen – die Ausgestaltung der Vorgaben obliegt den Ärztinnen und Ärzten“, schreibt Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) im Leitartikel der Dezemberausgabe des Bayerischen Ärzteblatts. Weder könnten in dieser pandemischen Krise Verweigerungshaltung oder Populismus weiterhelfen noch gut gemeinte aber eben nicht zu Ende gedachte Ideen, wie Impfen durch Apotheker oder Zahnärzte, staatliche Impf-aufrufe oder „Jedermanns-PCR-Tests“.

Gesetze sind Rechtsnormen, welche menschliches Verhalten regeln, definieren, was in einer Gemeinschaft erlaubt oder verboten ist oder welche Verpflichtungen oder Ansprüche der Einzelne hat. „Eine Vielzahl von Gesetzen und Rechtsverordnungen in einem Jahr, sodass sich die Frage stellt, ob hier tatsächlich der Bedarf für neue Rechtsnormen in diesem Ausmaß gegeben ist, oder es sich um Aktionismus handelt, der teilweise dazu führt, dass man Gesetze benötigt, um vorangegangene Gesetze zu korrigieren“, schreibt Quitterer weiter. Mitte November beschloss der Deutsche Bundestag ein „Drittes Gesetz zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite“. Im Kern steht eine Konkretisierung der Regelungen im Infektionsschutzgesetz, mit denen die Bundesregierung die weitgehenden Alltagsbeschränkungen in der Pandemie auf ein festeres rechtliches Fundament stellt. „Das ist hart, aber erforderlich, um in der Situation der Pandemie die not-wendigen Maßnahmen ergreifen und sie auf eine rechtliche Grundlage stellen zu können“, so Bayerns Ärzte-Chef.

Dennoch blickt Quitterer hoffnungsvoll nach vorne! Bis Ostern 2021 könnten nicht nur ein, zwei Handvoll Corona-Impfstoffe zur Verfügung stehen, sondern zudem hochwirksame und noch dazu in großer Menge. Das sei Grund genug, schon jetzt darüber nachzudenken, welche Impfstrategie die beste ist. Ein friedvolles und harmonisches Weihnachtsfest und ein glückliches, erfolgreiches und gesundes neues Jahr 2021!

Mehr zu „Corona-Jahr 2020“ lesen Sie im Leitartikel der Dezemberausgabe 2020 des Bayerischen Ärzteblatts unter www.bayerisches-aerzteblatt.de. Pressestelle

01.12.2020 Psychotherapie am Arbeitsplatz
uni | mediendienst | forschung Nr. 83/2020

Forschungsprojekt hilft Menschen mit psychischen Belastungen direkt im Betrieb – Unternehmen als Kooperationspartner gesucht

Psychische Erkrankungen waren laut Auswertungen der Krankenkassen bereits vor COVID-19 eine der häufigsten Ursachen für Krankheitstage in Deutschland. Durch die Pandemie ergaben sich nun zusätzlich massive Veränderungen für Beschäftigte unterschiedlicher Branchen. Wesentliche Probleme im Zusammenhang mit psychischen Beschwerden am Arbeitsplatz sind die oft erst spät gestellten Diagnosen und die langen Wartezeiten für eine Behandlung. Außerdem trauen sich die Betroffenen häufig nicht, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen bzw. zur Psychotherapie zu gehen oder sie finden nicht sofort den richtigen Therapeuten. Genau an diesem Punkt setzt nun das Verbundprojekt „Frühe Intervention am Arbeitsplatz“ (FRIAA) der Psychosomatischen und Psychotherapeutischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Ulm sowie weiteren Verbundpartnern an.

Im Rahmen des Forschungsprojekts verlassen die Wissenschaftler ihre Klinik und kommen in das Lebensumfeld ihrer Patienten – wenn erwünscht, direkt an den Arbeitsplatz. „Die psychosomatische Sprechstunde unserer Fachärzte und Psychotherapeuten findet in mehreren Zentren in der Region statt“, erläutert Prof. Dr. (TR) Yesim Erim, Leiterin der Psychosomatik des Uni-Klinikums Erlangen. „Unser Ziel ist es, psychisch belastete Beschäftigte schnell zu erkennen und zu behandeln und damit ihren Verbleib am Arbeitsplatz zu fördern.“ Mit ihrem alltagsnahen Angebot erhoffen sich die Verbundpartner, einerseits das Wohlbefinden und die Gesundheit der Mitarbeiter zu erhöhen und andererseits die kooperierenden Unternehmen zu unterstützen.

„Die frühe Intervention vor Ort ermöglicht es den Betroffenen, rechtzeitig geeignete Hilfe in Anspruch zu nehmen. Aber auch dem jeweiligen Unternehmen ist geholfen, da Arbeitsausfälle reduziert und die Sozialkassen entlastet werden“, sagen die Initiatoren der Studie Prof. Dr. Harald Gündel und Dr. Eva Rothermund vom Uni-Klinikum Ulm. Die Co-Studienleitung hat Prof. Dr. Peter Angerer vom Universitätsklinikum Düsseldorf inne. Weitere Beteiligte sind Prof. Dr. Christoph Kröger von der Stiftung Universität Hildesheim und Prof. Dr. Volker Köllner vom Reha-Zentrum Seehof. Die qualitativen Untersuchungen werden von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin übernommen. Die Universität Heidelberg und das Bezirkskrankenhaus Günzburg unterstützen bei der Datenauswertung.

 Vertrauliche Beratung

Innerhalb der psychosomatischen Sprechstunde erhalten alle interessierten Mitarbeiter eine Diagnostik und Beratung zu möglichen Behandlungsoptionen. Falls notwendig können anschließend Therapiesitzungen wahrgenommen werden. Alle Termine finden anonym statt: Der Arbeitgeber weiß nicht, wer zu den Beratungen und zur Therapie kommt und erhält keinerlei Informationen darüber. Der Betriebsarzt wird mit Einverständnis des Beschäftigten hinzugezogen, unterliegt aber der Schweigepflicht.

Probanden gesucht

Dieses Angebot hat in Vorstudien bereits vielversprechende Ergebnisse geliefert. Die Wirksamkeit soll jetzt in einer deutschlandweiten randomisierten und kontrollierten Untersuchung überprüft werden. Die Studie, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und der Deutschen Rentenversicherung mit 2,3 Mio. Euro gefördert wird, soll bis zu 600 Teilnehmer an fünf Standorten einschließen. Die Probanden – psychisch belastete Beschäftigte der kooperierenden Unternehmen – werden zufällig einer von zwei Gruppen zugeteilt. Die eine Gruppe erhält eine umfangreiche Diagnostik und eine Erstberatung durch die Therapeuten des Uni-Klinikums Erlangen und wird im Anschluss an ambulante Anbieter verwiesen. Bei der anderen Gruppe folgt auf die Diagnostik und die Erstberatung noch eine Kurzzeittherapie mit Arbeitsplatzbezug durch die Studientherapeuten. Ein wesentlicher Bestandteil der Psychotherapie ist die Unterstützung bei der anschließenden Reintegration an den Arbeitsplatz; hierbei werden auch die Betriebsärzte in den Kreis der Helfenden aufgenommen. An der Studie teilnehmen können psychisch erkrankte Arbeitnehmer, die z. B. an Angststörungen, Schlafstörungen oder unter somatoformen Störungen wie Müdigkeit, Erschöpfung oder Schmerzsymptomen leiden. Die Aufnahme in die Studie erfolgt durch die Betriebsärzte, ist aber auch auf eigenen Wunsch der Betroffenen möglich.

 Zoom-Meetings für interessierte Unternehmen am 13. und 28. Januar 2021

Mit den Beratungen und den Therapien soll im September 2021 begonnen werden. Dafür suchen die Wissenschaftler aktuell kleine und mittelständische, aber auch große Unternehmen aus der Region als Kooperationspartner. Im Rahmen von vier Zoom-Meetings am Mittwoch, 13. Januar 2021, und am Donnerstag, 28. Januar 2021, stellen die Wissenschaftler das Projekt vor und beantworten Fragen. Die Videokonferenzen finden an beiden Tagen jeweils um 16.00 Uhr und um 19.00 Uhr statt. Auf Wunsch ist außerdem ein persönlicher Kontakt mit dem Forscherteam möglich.

Link zu den Zoom-Meetings am 13.01.2020:

https://fau.zoom.us/j/91398217639?pwd=elJSK1VibVVUT255QUhnZmt4S2F5dz09

 Link zu den Zoom-Meetings am 28.01.2020:

https://fau.zoom.us/j/96334678928?pwd=VlV3QXZqNFhoR1BqcEVxTmJkeHZkUT09

 Hohe Leistungsbereitschaft – Gefahr für psychische Gesundheit

„In Franken leben wir in einer Region mit Menschen, die von sich selbst höchste Leistungen abverlangen“, so Prof. Erim. „Die hohe Arbeitsmoral hat diese Region einerseits zu einer Wiege von Wissenschaft und Innovationen gemacht. Andererseits hat die anhaltend hohe Verausgabungsbereitschaft – manchmal gepaart mit doppelten Belastungen durch Lohnarbeit und familiäre Notwendigkeiten – Beeinträchtigungen der psychischen Gesundheit zur Folge. Unsere Studie will ausloten, ob frühe Interventionen, die in den Betrieben beginnen, die Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten deutlich erhöhen können.“ Ziel der Studie sei letztlich die dauerhafte Etablierung der psychosomatischen Sprechstunde am Arbeitsplatz im Katalog der gesetzlichen Krankenversicherungen. „Das Projekt wird auch einen Beitrag dazu leisten, dass die Erschöpfungszustände, die durch hohe Arbeitsanforderungen zustande kommen, von Betroffenen und behandelnden Ärzten früher erkannt werden“, sagt Prof. Erim. „Schließlich sollen Menschen mit psychischen Störungen nicht diskriminiert, sondern diagnostiziert und zeitnah behandelt werden.“

 Weitere Informationen:

Sinja Hondong

Tel.: 09131 85-44652

sinja.hondong@uk-erlangen.de

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30.11.2020 „Wenn Not am Mann ist, bin ich da“
uni | mediendienst | aktuell Nr. 132/2020

Medizinstudent Tim Tartler unterstützt das Uni-Klinikum Erlangen in der Corona-Krise – weitere Helfer werden dringend gesucht.

Seit März 2020 ist Medizinstudent Tim Tartler im Einsatz am Universitätsklinikum Erlangen: als studentische Hilfskraft in der Corona-Pandemie. Bis heute unterstützt er das Team der Intensivstation der Medizinischen Klinik 4 – Nephrologie und Hypertensiologie (Direktor: Prof. Dr. Mario Schiffer) bei der Versorgung von intensivpflichtigen COVID-19-Patienten. „Ich fand es damals direkt sinnvoll, mich auf den Aufruf des Uni-Klinikums hin zu melden“, sagt der 24-Jährige. „Ich bin Medizinstudent. Mein Ziel ist es, Menschen zu helfen. Außerdem habe ich Vorerfahrungen: Ich habe schon im Rettungsdienst gearbeitet und mein Freiwilliges Soziales Jahr auf einer Intensivstation gemacht. Für mich war es selbstverständlich, meine Unterstützung anzubieten, und auch irgendwie eine Art gesellschaftliche Verpflichtung.“

Am Uni-Klinikum Erlangen werden derzeit 61 Corona-Patienten versorgt – 19 davon auf Intensivstationen. Auf Tim Tartlers Station werden derzeit sechs Patienten mit COVID-19 behandelt. Bevor er das Zimmer eines Corona-Patienten betritt, muss sich der Student „einschleusen“ – Handschuhe, Kittel, Schutzbrille und FFP2-Maske anlegen. „Alle geben sehr darauf Acht, dass die Hygieneregeln im Dienst eingehalten werden. Aber wir machen zum Beispiel auch getrennt Pause, sodass nicht zu viele Leute zusammenkommen“, sagt er. Der Student sieht es als seine Aufgabe, den examinierten Pflegefachkräften auf Station „den Rücken freizuhalten“. Das tut er unter anderem, indem er den Kollegen Materialien ins Isolationszimmer reicht, Notfallwägen anhand einer Checkliste überprüft, Zimmer für neue Patienten herrichtet und Material auffüllt. Er werde aber auch zur Unterstützung bei der Pflege von COVID-19 Patienten gebraucht. „Schwer erkrankte beatmete Corona-Patienten drehen wir zum Beispiel für 16 Stunden täglich auf den Bauch – dann ist die Lungenbelüftung besser. Um einen Patienten zu bewegen, braucht es zwei Pflegekräfte und einen Arzt“, erläutert Tim Tartler. „Wenn es viele Neuaufnahmen auf Station gibt oder wenn sich COVID-19-Patienten kritisch verschlechtern, geht es auch mal stressiger zu“, berichtet er. „Aber die Stimmung bei uns ist gut. Wir halten zusammen.“

Der 24-jährige ist im zehnten Semester seines Medizinstudiums, steht kurz vor dem zweiten Staatsexamen. „Im Frühjahr habe ich in den Semesterferien Vollzeit als Hilfskraft gearbeitet, aktuell übernehme ich einen Dienst pro Woche – also Früh-, Spät- oder Nachtschicht. Was die Dienstplanung angeht, kommt man uns Studenten da sehr entgegen, finde ich.“ Stationsleiter Andreas Goldhardt ist dankbar, Mitarbeiter wie Tim Tartler zu haben, die sein Stammteam unterstützen. Drei Studierende sind dem Stationsleiter und seinem Team aus der ersten Corona-Welle Anfang des Jahres geblieben. Von ihrem Wissen können jetzt neue Hilfskräfte profitieren. „Niemand muss bei uns Aufgaben übernehmen, bei denen er sich noch nicht sicher fühlt“, betont Andreas Goldhardt. „Wer sich als studentische Hilfskraft bewirbt, wird früher oder später auch an Corona-Patienten arbeiten – aber erst, wenn alle fachlichen Abläufe und alle Hygieneregeln sicher sitzen.“

 So selbstverständlich es für Tim Tartler ist, in der Krise mitanzupacken, so selbstverständlich ist das für den Stationsleiter keineswegs: „Ich finde diese Hilfe für unser Team extrem anerkennenswert“, sagt Andreas Goldhardt. „Tim ist seit der ersten Stunde dabei. Vor allem damals wusste noch niemand, wie das alles weitergeht. Dementsprechend hatten die Unterstützungsangebote auch einen sehr hohen moralischen Wert für mich – und haben es auch weiterhin.“ Doch wenn jeder Studierende im Drei-Schicht-System nur einen Dienst pro Woche übernimmt, braucht das Team der Intensivstation für sieben Wochentage 20 bis 25 Hilfskräfte – die es im Moment nicht hat.

 Weitere Unterstützung dringend gesucht

Am gesamten Uni-Klinikum Erlangen gibt es zur Bewältigung der Corona-Krise weiterhin Bedarf an studentischen Hilfskräften – unter anderem auf den COVID-19-Infektstationen, auf den Intensivstationen und in der Notaufnahme. Interessenten können sich telefonisch unter 09131 85-46886 bewerben und werden dann im Schnellverfahren eingestellt. Studentische Hilfskräfte sollten eine pflegerische oder medizinische Ausbildung oder ein FSJ absolviert haben

einschlägige Erfahrungen als Pflegehilfskraft haben oder ein mindestens dreimonatiges Pflegepraktikum absolviert haben und mindestens sieben bis acht Stunden pro Woche einsatzfähig sein.

 Bislang konnten am Uni-Klinikum Erlangen 85 Studierende mit Pflegeerfahrung als Hilfskräfte zur Bewältigung der aktuellen Corona-Welle gefunden werden. Weitere werden nun dringend gesucht. Bei der Dienstplanung wird auf das parallel laufende Medizinstudium Rücksicht genommen. Tim Tartler will weitermachen, solange ihn das Uni-Klinikum Erlangen braucht. „Wenn Not am Mann ist, bin ich da“, sagt er.

 Weitere Informationen:

Katharina Diemer

katharina.diemer@uk-erlangen.de

Tel.: 09131 85-46886


 

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27.11.2020 Wo das Coronavirus im Darm andockt
uni | mediendienst | forschung Nr. 81/2020

Erlanger Wissenschaftler untersuchen die Auswirkungen von Sars-CoV-2 auf den Darm.

Weltweit haben sich bereits mehr als 55 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert, das bislang 1,3 Millionen Todesopfer gefordert hat. Bei den meisten an COVID-19 erkrankten Patienten stehen zwar respiratorische Symptome im Vordergrund, das Virus breitet sich allerdings nicht nur in den Atemwegen aus, sondern kann auch andere Organe in Mitleidenschaft ziehen. Häufig handelt es sich dabei um den Magen-Darm-Trakt. Ein Team um Prof. Dr. Christoph Becker von der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath) des Universitätsklinikums Erlangen hat nun gemeinsam mit Kollegen der Charité – Universitätsmedizin Berlin herausgefunden, dass sich die Andockstellen des Coronavirus in besonders hoher Dichte auf der Darmoberfläche befinden. Die Ergebnisse der Studie wurden in der renommierten Fachzeitschrift „Gastroenterology“ veröffentlicht. *

Bei einer Infektion mit Sars-CoV-2 heften sich die Viren an die Oberfläche der Wirtszellen an. Dies geschieht über bestimmte Oberflächenmerkmale, sogenannte Rezeptoren. Nach der Bindung der Virushülle an den ACE2-Rezeptor spaltet das körpereigenes Enzym TMPRSS2 ein virales Protein, wodurch der Eintritt in die Wirtszelle erfolgen kann. Diese wird daraufhin vom Virus dazu verwendet, die Bestandteile für weitere Viren zu produzieren. Sind sie in ausreichender Menge hergestellt worden, können die Viren aus der Wirtszelle ausbrechen und wiederum andere Zellen infizieren. Aufgrund der Bedeutung von ACE2 und TMPRSS2 für das Eindringen von Sars-CoV-2 in die Zelle stellen die beiden Moleküle potenzielle Ansatzpunkte für ein wirksames Medikament gegen das Coronavirus dar.

 Darmschleimhaut als Zielscheibe

Die Erlanger und Berliner Forscher haben nun entdeckt, dass bestimmte Zellen der Darmschleimhaut, sogenannte Enterozyten, bei gesunden Menschen hohe Konzentrationen von ACE2 und TMPRSS2 aufweisen und somit Zielzellen des Coronavirus sein können. Die Wissenschaftler fanden außerdem heraus, dass Patienten mit Darmentzündungen weniger ACE2-Rezeptoren besitzen und dass sowohl ACE2 als auch TMPRSS2 ihre Lokalisation in den Enterozyten verändern. Das könnte bedeuten, dass der Darm von Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn resistenter gegenüber Sars-CoV-2 ist als der Darm gesunder Menschen. „Allerdings stehen groß angelegte Studien zur Bedeutung der Infektion des Darms mit dem Coronavirus noch aus“, sagt Prof. Becker.

Die Forschungen ergaben zudem, dass die Bildung von ACE2 und TMPRSS2 auf der Zelloberfläche von außen beeinflusst werden kann. So führt etwa eine Stimulation der Zellen über bestimmte mikrobielle Signale und Botenstoffe des Immunsystems zu einer geringeren Ausschüttung von ACE2 im Darmepithel. „Unsere Erkenntnisse zeigen, dass die für eine Infektion mit Sars-CoV-2 notwendigen Moleküle auf der Zelloberfläche möglicherweise therapeutisch beeinflussbar sind“, so Dr. Jay Patankar, Erlanger Mitautor der Studie. Als Nächstes planen die Forscher Infektionsexperimente an Zellen, um diese These zu überprüfen.

Möglich wurde die Studie durch ein Forschungsnetzwerk zwischen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Beide Standorte sind deutschlandweit führend auf dem Gebiet der Darmforschung. In einem Sonderforschungsbereich untersuchen Wissenschaftler beider Städte gemeinsam entzündliche Erkrankungen des Darms. Herzstück des Sonderforschungsbereichs ist die gemeinsame Gewebebank „IBDome“, in der Proben des Darms von gesunden Probanden und Patienten mit Darmentzündungen gesammelt und analysiert werden. „Dank IBDome konnten wir in kürzester Zeit auf eine sehr große Zahl biologischer Proben zugreifen“, freut sich Prof. Becker. Die Forscher wollen nun gemeinsam herausfinden, welchen Einfluss das Coronavirus konkret auf den Darm und die Funktionen der dort vorhandenen Zellen hat.

 *https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0016508520352781?

 Weitere Informationen:

Prof. Dr. Christoph Becker

Tel.: 09131 85-35886

christoph.becker@uk-erlangen.de

 

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27.11.2020 Kooperation der Quanten, Erforschung von Metastasen-Bildung und neuartige Katalysatoren
uni | mediendienst | forschung Nr. 80/2020

Drei neue Sonderforschungsbereiche für die FAU

 Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat drei neue Sonderforschungsbereiche/Transregios (SFB/TRR) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) bewilligt. Ziel des SFB/TRR 305 ist es, die molekulare Mechanismen der Metastasenentstehung zu verstehen und auf dieser Basis neue Therapieansätze gegen Krebs-Metastasen zu schaffen. Im SFB/TRR 306 möchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das kollektive Verhalten von Quantensystemen erforschen. Im SFB CLINT wird ein grundlegend neuer Ansatz in der chemischen Reaktionstechnik verfolgt, um technische Katalysatoren mit neuartigen Eigenschaften zu erzeugen.

 Neue Therapien bei Krebs 

Der Forschungsverbund TRR 305 "Striking a moving target: From mechanisms of metastatic organ colonisation to novel systemic therapies" wird vier Jahre lang mit fast 12 Mio. Euro gefördert. Tumormetastasen sind auch heute noch für etwa 90% aller Krebs-assoziierten Todesfälle verantwortlich. Die Forschenden möchten untersuchen, welche molekularen Mechanismen für die oft nach einer zunächst erfolgreichen Therapie auftretenden Metastasen wirksam sind. Prof. Dr. Thomas Brabletz, Lehrstuhl für Experimentelle Medizin I mit dem Schwerpunkt Pathogeneseforschung der FAU und einer der beiden Sprecher des DFG-Projektes, erläutert: „Wir wollen herausfinden, welche Faktoren ausschlaggeben dafür sind, ob die gestreuten Krebszellen unter Kontrolle bleiben oder beginnen, Metastasen zu bilden. Wir gehen auch der Frage nach, was für die Bildung von Metastasen verantwortlich ist.“

 Ziel sei es auch, den Weg für eine neue Generation von Therapien zu bereiten, sagt der zweite Sprecher des Forschungsprojektes, Prof. Dr. Christoph Klein, Lehrstuhl für Experimentelle Medizin und Therapieverfahren an der Universität Regensburg. „Diese Therapien könnten es schaffen, die spätere Bildung von Metastasen im Körper von Krebspatienten zu verhindern.“ Dank der Expertise der Fraunhofer-Gesellschaft, die an dem Forschungsprojekt mitwirkt, und ihrer anwendungsorientierten Forschung, erhofft sich das Team um die Professoren Klein und Brabletz die erwarteten Forschungsergebnisse rasch in der medizinischen Praxis anwenden zu können.

 Wie kooperieren Quanten?

Die Forscherinnen und Forscher des TRR 306 "QuCoLiMa" (Quantenkooperativität von Licht und Materie) werden sich ab 2021 für vier Jahre dem quantenkollektiven Verhalten von physikalischen Systemen an der Schnittstelle von Quantenoptik und kondensierter Materie widmen. Das Forschungsprojekt soll mit insgesamt rund 11 Millionen Euro gefördert werden. „Mit diesem Forschungsprogramm soll das neue Forschungsfeld der Vielteilchenphysik quantenkooperativer Licht-Materie etabliert werden“, betonen der Sprecher des TRR 306 „QuCoLiMa“, Prof. Dr. Joachim von Zanthier, Professur für Experimentalphysik, und der Vizesprecher, Prof. Dr. Kai Phillip Schmidt, Professur für Theoretische Physik der FAU.

Die insgesamt 29 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen des TRR 306 wollen verstehen, wie kooperatives Verhalten in der Quantenwelt entsteht und wie es kontrolliert werden kann. Dies soll für quantentechnologische Anwendungen wie verbesserte Sensoren, abhörsichere Kommunikation oder Quantencomputer genutzt werden können. Neben der FAU als Sprecherhochschule sind hier noch die Universität Saarbrücken, die Universität Mainz sowie die Universität Linz, die Universität Jena, die TU Kaiserslautern, das Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts und das Deutsche Elektronen-Synchrotron an dem Forschungsprojekt beteiligt, während das Forschungszentrum Jülich seine Quantencomputer-Ressourcen für das Vorhaben zur Verfügung stellt.

Technische Katalysatoren mit neuartigen Eigenschaften

Mit "CLINT" (Katalyse an flüssigen Grenzflächen) hat die FAU ein einen dritten Sonderforschungsbereich bewilligt bekommen, dessen Sprecher Prof. Dr. Peter Wasserscheid, Lehrstuhl für Chemische Reaktionstechnik, ist. Der SFB verfolgt einen grundlegend neuen Ansatz in der chemischen Reaktionstechnik: Er will die hochdynamische, anisotrope Umgebung gasförmig-flüssiger beziehungsweise flüssig-fester Grenzflächen nutzen, um technische Katalysatoren mit neuartigen Eigenschaften und einer bisher unerreichten Produktivität, Stabilität und Handhabbarkeit zu erzeugen. Dabei soll das Verständnis katalytischer Vorgänge mit einer gezielten Materialentwicklung verbunden werden, weshalb die Untersuchungen von Modellsystemen bis zu Realkatalysatoren reichen und unter anderem auch In-situ-Methoden einschließen.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Thomas Brabletz

Lehrstuhl für Experimentelle Medizin I mit dem Schwerpunkt Pathogeneseforschung

Tel.: 09131/85-29104

thomas.brabletz@fau.de

 Prof. Dr. Joachim von Zanthier

Professur für Experimentalphysik

Tel.: 09131/85-27603

joachim.vonzanthier@physik.uni-erlangen.de

 Prof. Dr. Peter Wasserscheid

Lehrstuhl für Chemische Reaktionstechnik

Tel.: 09131/85-27420

peter.wasserscheid@fau.de

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25.11.2020 Wie lebt es sich im Lockdown light?
uni | mediendienst | forschung Nr. 79/2020

Langzeitstudie über Arbeit und Gesundheit – Teilnehmerinnen und Teilnehmer gesuch.

Bisher konnten die meisten Menschen ganz gut mit Social Distancing und Homeoffice in Zeiten der Corona-Pandemie umgehen, äußern jedoch auch Kritikpunkte an der Arbeit von zu Hause. Zu diesem Ergebnis kommt ein Forschungsteam der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Doch wie wirkt sich der aktuelle Lockdown light auf die gesundheitliche Situation von Erwerbstätigen aus? Um diese Frage in einer Langzeitstudie beantworten zu können, werden Teilnehmerinnen und Teilnehmer für eine zweite Befragungswelle gesucht.

 Die erste Erhebungswelle der „Langzeitstudie Gesundheit und Arbeit infolge der Corona-Krise“ (LaGACo) des Instituts und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der FAU fand von Juni bis August statt. Fast 600 Beschäftigte verschiedener Berufsgruppen und unterschiedlichen Alters nahmen im Sommer an der Online-Befragung teil. Anonym beantworteten sie Fragen rund um ihre Arbeitsbelastung und ihren Gesundheitszustand ebenso wie Fragen nach Einstellungen, Werten, Geschlechterrollen und ihren Möglichkeiten zur Nutzung von Homeoffice und digitaler Gesundheitsversorgung.

 Zufrieden mit dem Homeoffice

„Der überwiegende Teil der Befragten arbeitet teilweise im Homeoffice“, fasst Regina Lösch, eine der Wissenschaftlerinnen, die Ergebnisse der ersten Befragungswelle zusammen. „In den letzten drei Monaten waren 17,5 Prozent der Befragten vollständig im Homeoffice tätig und 45,7 Prozent teilweise – nur 36,8 Prozent der Befragten arbeiteten nicht im Homeoffice.“ Die Mehrzahl der Befragten ist – laut der Studie – sowohl mit den Lichtverhältnissen als auch mit der Luftqualität im Homeoffice zufrieden. Im Vergleich schätzen die Befragten die Luftqualität im Homeoffice sogar besser ein als im Betrieb.

Anders sieht es mit der ergonomischen und technischen Ausstattung des Arbeitsplatzes aus. Beides wird von den Befragten für den Arbeitsplatz im Betrieb besser als für das Homeoffice eingeschätzt. So verfügen 36,8 Prozent der Befragten an ihrem Arbeitsplatz über eine ergonomische Ausstattung, aber nur 16,7 Prozent im Homeoffice. Die technische Ausstattung ihres Arbeitsplatzes halten 47,5 Prozent der Befragten im Betrieb für angemessen und 40,5 Prozent im Homeoffice. Klar im Vorteil ist das Homeoffice dann wieder bei den Konferenzsystemen. Diese können 34,7 Prozent der Befragten im Homeoffice problemlos und störungsfrei nutzen. Am Arbeitsplatz im Betrieb sind das nur 27,4 Prozent.

Erste Zwischenergebnisse liegen auch zum Umgang mit Social Distancing, zu den größten Sorgen der Menschen in Bezug auf die aktuelle Situation mit Covid-19 und zum Thema „Einsamkeit und Freunde“ vor. „Der Kontakt zu nahestehenden Menschen fehlt den Befragten besonders. Dennoch fühlt sich der größte Teil der Befragten selten ausgeschlossen oder einsam. Die größte Sorge unter den Befragten ist, dass nahestehende Menschen sich mit dem Virus infizieren“, fasst Elisabeth Wischlitzki, eine weitere Wissenschaftlerin des Forschungsteams zusammen.

 Freiwillig und anonym

 Doch wie sieht das jetzt – im Herbst und Winter und dem Lockdown light aus? Auch das wollen die Forscherinnen wissen und suchen für ihre Online-Studie deshalb möglichst viele erwerbstätige Teilnehmerinnen und Teilnehmer jeden Alters. „Je mehr Beschäftigte an unserer Befragung teilnehmen, desto genauer wird das Bild, wie Erwerbstätige die Corona-Krise und den Lockdown light erleben“, sagt Lösch. „Indem wir die bisherigen Entwicklungen dokumentieren, können wir künftig auftretende Veränderungen und Anforderungen besser einschätzen und darauf reagieren.“

Die neu dazugekommenen Fragen drehen sich um die Arbeitsgestaltungskompetenz und um Präsentismus – also um die Anwesenheit am Arbeitsplatz, obwohl der Arbeitnehmer bzw. die Arbeitsnehmerin krank ist. Darüber hinaus interessieren sich die Forscherinnen für einige Aspekte der Pausen- und Ruhezeiten noch intensiver und befassen sich auch mit dem Thema Corona-Impfung. Eine Frage dazu lautet zum Beispiel: Würden sie sich am Arbeitsplatz sicherer fühlen, wenn die Mehrheit der Bevölkerung geimpft ist?

Die anonyme Befragung ist freiwillig, dauert rund 30 Minuten und wird über die Plattform LimeSurvey durchgeführt. Die dritte Befragungswelle im Rahmen der Langzeitstudie soll im Frühjahr 2021 stattfinden.

 Link zur Online-Befragung: https://bmq-evaluation.limequery.com/895758?lang=de

 Link zu den ersten Zwischenergebnissen: https://www.ipasum.med.fau.de/2020/11/25/langzeitstudie-zu-arbeit-und-gesundheit-infolge-der-corona-krise/

 Weitere Informationen:

Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin
Tel.: 09131/85-23105
ipasum-lagaco@fau.de

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25.11.2020 Ausweitung der Krankschreibung per Videosprechstunde nur bei „Bestandspatienten“
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

 

Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), spricht sich gegen die Pläne des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) aus, die Arbeitsunfähigkeits-bescheinigung (AU) per Videosprechstunde auch im Rahmen der ausschließlichen Fernbehandlung zu ermöglichen. „Damit wären auch Fälle erfasst, in denen der Patient der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt nicht persönlich bekannt ist oder bei denen er in der Vergangenheit nicht bereits persönlich in der Sprechstunde vorstellig wurde“, erklärt BLÄK-Präsident Quitterer. Ein entsprechender Referentenentwurf sehe vor, die AU-Richtlinie diesbezüglich anzupassen.
 
Ausgeschlossen blieb bislang eine Krankschreibung per Videosprechstunde bei Patienten, die in der betreffenden Arztpraxis bislang noch nie persönlich vorstellig geworden sind, sowie die Feststellung einer AU ausschließlich auf Basis z. B. eines Online-Fragebogens, einer Chat-Befragung oder eines Telefonates. „Die persönliche Anamnese ist und bleibt der Goldstandard. Kennt der Arzt den Patienten nicht, ist zu befürchten, dass sich Angebote am Markt etablieren, die sich gezielt auf die elektronische AU konzentrieren und damit werben. Das lehne ich ab, da damit die Versorgungsqualität und die Patientensicherheit beeinträchtigt werden“, so Quitterer.
Ärztinnen und Ärzte können ihnen bekannte Patienten künftig auch nach einer Videosprechstunde krankschreiben. Dafür hatte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) im Juli die AU-Richtlinie entsprechend geändert.
Voraussetzungen: Der Patient ist in der Praxis bekannt, die Krankheit kann in einer Videosprechstunde untersucht werden.
 
 
Dagmar Nedbal
Leiterin der Pressestelle, Bayerisches Ärzteblatt, Internet
Bayerische Landesärztekammer
Mühlbaurstraße 16
81677 München
Telefon: +49 89 4147-714
Fax: + 49 89 4147-202
E-Mail: d.nedbal@blaek.de

24.11.2020 „Wir werden nicht einfach etwas durchwinken“
uni | mediendienst | aktuell Nr. 129/2020

Zwei Mitglieder der Ständigen Impfkommission kommen aus Erlangen und entscheiden mit über die bundesweite COVID-19-Impfstrategie – Impfstart „wahrscheinlich Anfang 2021“

In der Berufungsperiode von 2020 bis 2023 hat die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut 18 Mitglieder – zwei von ihnen kommen aus dem Universitätsklinikum Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU): Prof. Dr. Christian Bogdan, Direktor des Mikrobiologischen Instituts – Klinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene, und Prof. Dr. Klaus Überla, Direktor des Virologischen Instituts – Klinische und Molekulare Virologie. In der STIKO arbeiten die beiden Erlanger Wissenschaftler mit an einer COVID-19-Impfstrategie für Deutschland. Diese könnte noch in diesem Jahr feststehen.

Die STIKO entwickelt Impfempfehlungen für ganz Deutschland. Sie ist ein unabhängiges Expertengremium, das von der Ge¬schäfts¬stelle im Fach¬gebiet Impf¬prävention des Robert-Koch-Instituts koordiniert und unterstützt wird. Erst wenn die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) und das deutsche Paul-Ehrlich-Institut (PEI) einen Impfstoff zugelassen haben – wenn er also aufgrund klinischer Phase-III-Studien als wirksam, sicher und qualitativ hochwertig gilt –, kann die STIKO eine Impfempfehlung aussprechen. Die Kommission berücksichtigt dabei nicht nur gesundheitliche Nutzen-Risiko-Aspekte für den Einzelnen, sondern bewertet Impfungen auch hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die gesamte Bevölkerung.

Arbeitsgruppe „COVID-19-Impfung“
In der STIKO-Arbeitsgruppe „COVID-19-Impfung“ leisten Prof. Bogdan und Prof. Überla
die Vorarbeit für eine bundesweite Impfstrategie. Neben Virologen und Mikrobiologen gehören auch Kinderärzte, niedergelassene Allgemeinmediziner, Vertreter des Öffentlichen Gesundheitsdiensts, Ethiker, Statistiker und andere Fachleute zur AG. „In der Arbeitsgruppe analysieren wir die umfangreiche Literatur zu COVID-19. Es geht vor allem um die Frage, was man mit der COVID-19-Impfung erreichen will und wer geimpft werden soll“, erklärt Prof. Bogdan – seit 2011 STIKO-Mitglied. Die Arbeitsgruppe entwirft eine Empfehlung, über die dann wiederum die gesamte STIKO abstimmt. Dabei können jederzeit Korrekturen vorgenommen werden – die AG bekommt also ein neutrales Feedback. Dann geht die Beschlussvorlage an den Gemeinsamen Bundesausschuss der Krankenkassen (G-BA). Der befindet darüber, ob die Impfung in die Schutzimpfungs-Richtlinie aufgenommen wird und damit von den Krankenkassen erstattet werden muss.

„Wir sind angenehm überrascht“ – erste Impfstoffzulassung im Dezember 2020 wahrscheinlich
Derzeit trifft sich die COVID-19-AG der STIKO alle zwei Wochen online. Arbeitsgruppenmeetings finden damit viel häufiger statt als vor der Corona-Pandemie. „Ich gehe davon aus, dass die Zulassung eines oder mehrerer COVID-19-Impfstoffe noch im Dezember 2020 erfolgen wird und dass wir auch zeitnah unsere Strategie veröffentlichen. Verabreicht werden könnte der Impfstoff wahrscheinlich schon Anfang 2021“, schätzt Prof. Bogdan. Das Besondere: Normalerweise beurteilt die STIKO einen Impfstoff erst dann, wenn dieser bereits zugelassen ist. „Eine Impfstoffentwicklung hat in der Vergangenheit manchmal 10 bis 15 Jahre gedauert“, erklärt Prof. Überla, der seit 2017 Mitglied der STIKO ist. Bei der Corona-Impfung ist es anders: Die STIKO evaluiert die Impfstoffe parallel zum Zulassungsverfahren von EMA und PEI. Viele Verwaltungs- und Entscheidungsprozesse wurden extrem beschleunigt. „Wir wollen keine Zeit verlieren. Trotzdem werden wir nicht einfach irgendetwas durchwinken“, versichert Prof. Bogdan. Die Zahlen zur Wirksamkeit seien momentan aber „sehr vielversprechend“. „Von drei verschiedenen Impfstoffherstellern wurden jetzt Schutzraten von 90 Prozent und höher berichtet, was uns angenehm überrascht hat.“ Bei der Grippeimpfung gebe es zum Beispiel einen deutlich niedrigeren Schutz von nur 50 bis 60 Prozent, je nach Saison. „Trotzdem müssen wir auch für die Corona-Impfung eine detaillierte Nutzen-Risiko-Bewertung vornehmen. An den Regeln und Sicherheitsanforderungen hat sich trotz des rasanten Tempos nichts geändert“, so Prof. Bogdan weiter.

Zulassung mehrerer Impfstoffe für unterschiedliche Personengruppen möglich
Die Daten aus klinischen Phase-I- und Phase-II-Studien mit ersten Impfstoffkandidaten liegen bereits vor und auch die Ergebnisse aus den Phase-III-Studien soll die STIKO in Kürze erhalten. In den derzeit laufenden Phase-III-Studien wird überprüft, ob Geimpfte neutralisierende Antikörper gegen das Virus SARS-CoV-2 bilden und ob bei den Probanden zudem eine spezifische Immunantwort aufgebaut wird, die durch T-Lymphozyten – also bestimmte weiße Blutzellen – vermittelt wird. „In den Studien wird erfasst, wie viele COVID-19-Infektionen bei den Geimpften im Vergleich zu einer ungeimpften Kontrollgruppe auftreten. So kann die Wirksamkeit eines Impfstoffs abschließend beurteilt werden“, erklärt Prof. Überla. „Wenn die Studienunterlagen dann zur STIKO kommen, prüfen wir, ob Wirksamkeit und Sicherheit ausreichend nachgewiesen wurden und ob der Nutzen der Impfung für die Bevölkerung so groß ist, dass wir eine Empfehlung aussprechen können. Wir müssen auch darüber entscheiden, welche Personengruppen den Impfstoff überhaupt erhalten sollen bzw. wer ihn zuerst bekommt. Oberste Ziele sind, Risikogruppen wie Ältere und Menschen mit Grunderkrankungen bestmöglich zu schützen und eine Weiterverbreitung des Virus zu verhindern.“

Dabei kann es auch passieren, dass die STIKO über verschiedene zugelassene Impfstoffe befinden muss und dass diese eventuell für unterschiedliche Personengruppen infrage kommen. Da es noch viele Monate dauern wird, bis größere Bevölkerungsgruppen geimpft sind, sollten sich die Menschen nach Ansicht der Erlanger Experten nicht vorschnell in Sicherheit wiegen. „Ein Impfstoff wird uns nicht erlauben, alle Hygienemaßnahmen schlagartig über Bord zu werfen“, betont Prof. Bogdan. „Wir werden zunächst nur einen Teil der Gesellschaft durch eine Impfung schützen können und müssen dann sehen, wie gut es mit der Produktion und Verteilung der Impfstoffe und mit der Durchführung der Impfungen vorangeht.“

„Persönlich hoffe ich dennoch, dass es uns als Gesellschaft gelingt, innerhalb von 90 Tagen nach Zulassung 90 Prozent der Hochrisikogruppen mit einem Impfstoff zu schützen, der mindestens eine Wirksamkeit von 90 Prozent aufweist. Für mich sind das die 90-90-90-Ziele der COVID-19-Impfung“, so Prof. Überla. „Damit könnten wir einen großen Teil der COVID-19-Todesfälle vermeiden und das Risiko der Überlastung des Gesundheitssystems bannen. Wenn wir das erreichen, kann eine Neubewertung der Kontaktreduktionsmaßnahmen erfolgen, die natürlich auch die vielen negativen Folgen für jeden Einzelnen, die Wirtschaft und die Gesellschaft berücksichtigt.“

Nebenwirkungen umfassend dokumentieren – „Langzeitfolgen sind sehr selten“
Das Gute: Die Phase-III-Studien für den Corona-Impfstoff sind deutlich größer angelegt als bei vielen früher zugelassenen Impfstoffen. „Wir sprechen schon jetzt von über 43.000 Personen, die einen der sogenannten COVID-19-mRNA-Impfstoffe im Rahmen einer Phase-III-Studie erhalten haben. Im Rahmen der laufenden Phase-III-Studie zu einem der Adenovirus-basierten COVID-19-Impfstoffe ist der Einschluss von bis zu 60.000 Probanden vorgesehen. Bei so großen Gruppen können wir auch seltene Nebenwirkungen erkennen, die zum Beispiel bei weniger als einem von 1.000 Geimpften auftreten. Dabei ist immer auch zu prüfen, ob Nebenwirkungen kausal auf die Impfung zurückzuführen sind oder ob sie einfach zufällig mit einer Impfung zusammentrafen. Deshalb muss es eine langfristige gründliche Dokumentation von unerwünschten Ereignissen geben, die möglicherweise mit der Impfung in Verbindung stehen“, erklärt Prof. Bogdan. „Es geht letztlich immer um eine Nutzen-Risiko-Abwägung. Sehr seltene Nebenwirkungen werden wir erst beobachten können, wenn der Impfstoff längerfristig genutzt wird und wenn wir Anwendungsstudien machen können. Langzeitfolgen sind aber sehr selten. Die meisten unerwünschten Ereignisse treten schon zwei, drei Wochen nach einer Impfung auf“, ergänzt Prof. Überla.

STIKO: strenge Regularien und Unabhängigkeit
Alle STIKO-Mitglieder arbeiten komplett ehrenamtlich als unabhängige Experten. Für die Aufnahme in die Kommission gelten strenge Befangenheitsregeln. Bei STIKO-Mitgliedern dürfen keine Interessenkonflikte in Bezug auf eine Impfstoffentwicklung bestehen – etwa, weil jemand ein Pharmaunternehmen berät, entsprechende Aktien besitzt oder an einer Universität Industrieforschung betreibt. Alles muss offengelegt werden. „Wenn es da irgendeinen Anschein der Befangenheit gibt, wird man für Jahre für STIKO-Abstimmungen über Impfstoffe des entsprechenden Unternehmens gesperrt“, betont Klaus Überla. „Als Mitglieder der STIKO sind wir nur unserem Gewissen und der unparteiischen Erfüllung unserer Aufgaben verpflichtet.“

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23.11.2020 Den digitalen Wandel verantwortungsvoll gestalten
Pressemitteilung der Bayerischen Landesärztekammer

Doctors going digital. How to future-proof skills“: Gemeinsame Konferenz von BÄK und CPME

Digitale Anwendungen werden in der Zukunft genauso selbstverständlich zur gesundheitlichen Versorgung gehören, wie heute Medikamente oder medizinische Instrumente. Damit Ärztinnen und Ärzte ein Grundverständnis für die neuen digitalen Technologien entwickeln können, sollte E-Health künftig noch stärker im Medizinstudium sowie in der ärztlichen Weiter- und Fortbildung verankert werden. So lautete eine der Kernaussagen der Konferenz „Doctors going digital. How to future-proof skills“ der Bundesärztekammer (BÄK) und des europäischen Dachverbands nationaler Ärzteorganisationen (CPME) am 20. November 2020. Auf der virtuellen Konferenz diskutierten nationale und internationale Experten im Beisein von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn über den digitalen Wandel in der Medizin und die sich daraus ergebenden Handlungsnotwendigkeiten.

„Leider wird die Diskussion über die digitale Medizin viel zu oft auf die rein technischen Aspekte verkürzt. Dabei ist es mindestens genauso wichtig, über die ethischen Grenzen und die zukünftige Rolle der Ärztinnen und Ärzte in der digitalen Gesundheitsversorgung zu sprechen“, sagte Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, in seiner Eröffnungsansprache. Die Konferenz stelle einmal mehr die Bereitschaft der Ärztinnen und Ärzte unter Beweis, sich den Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung zu stellen. Sie seien dabei aber auf die Unterstützung durch die Politik angewiesen. „Es ist die Aufgabe des Gesetzgebers, klare rechtliche Rahmenbedingungen für die digitale Medizin zu schaffen“, forderte Reinhardt. Die Ärzteschaft werde sich dabei mit ihrer Expertise einbringen.

Für den CPME ergänzte dessen Präsident, Prof. Frank Ulrich Montgomery, aus europäischer Perspektive: „Die Digitalisierung ist zunehmend Realität in den Gesundheitssystemen in ganz Europa. Wir möchten sicherstellen, dass sich der digitale Wandel verantwortungsvoll, positiv und durchdacht vollzieht. Aus diesem Grund haben wir die heutige Konferenz zu digitalen Kompetenzen von Ärztinnen und Ärzten organisiert.“

„Die Botschaft des Tages ist Vertrauen. Wenn wir die nächsten Schritte in der digitalen Medizin gehen und diese erfolgreich weiterentwickeln wollen, brauchen wir Vertrauen in die neuen Technologien“, sagte Dr. Peter Bobbert, Co-Vorsitzender des BÄK-Ausschusses „Digitalisierung der Gesundheitsversorgung“. Vertrauen sei die Voraussetzung für eine erfolgreiche Entwicklung der digitalen Medizin. Ähnlich sieht es auch Prof. Dr. Claudia Schmidtke. Die Patientenbeauftragte der Bundesregierung betonte, dass die Nutzung digitaler Anwendungen stets freiwillig bleiben müsse. Patienten, die die digitale Medizin ablehnten, dürften nicht benachteiligt werden.

Lina Mosch von der europäischen Vereinigung der Medizinstudierenden wies darauf hin, dass Ärztinnen und Ärzte keine Fachleute für Programmierung und Algorithmen sein müssten. Sie sollten aber ein Grundverständnis für den Mechanismus der Algorithmen und die Technologien haben, um sie in der Patientenversorgung einsetzen zu können. Die Vermittlung digitaler Kompetenzen sollte deshalb stärker in die ärztliche Ausbildung integriert werden.

Die virtuell ausgetragene Konferenz mit Teilnehmern aus mehr als 30 europäischen Ländern war Teil des assoziierten Rahmenprogramms der deutschen EU-Ratspräsidentschaft.

23.11.2020 Schnelle Babys
uni | mediendienst | forschung Nr. 76/2020

Wie Nervenzellen überlebenswichtige Bewegungen bei Neugeborenen steuern

Babys sind in der Lage, äußerst schnelle Bewegungen durchzuführen. Dies ist ein wesentlicher Baustein in der Entwicklung des menschlichen Nervensystems. Ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) hat nun eine Methode entwickelt, mit der sich diese Bewegungen auf der Ebene einzelner Nervenzellen quantitativ auswerten lassen. Später könnte diese Methode einmal verwendet werden, um Entwicklungsstörungen in der Steuerung des Bewegungsapparats frühzeitig zu erkennen.

Wer schon einmal ein Baby gewickelt weiß: Auch wenn sie noch winzig sind, die Neugeborenen können ihre Gliedmaßen sehr schnell bewegen. Die schnellen Bewegungen sind wichtig, um in dieser sehr frühen Phase robuste Verknüpfungen im Nervensystem zu ermöglichen und eine einwandfreie Funktion des Bewegungsapparats zu gewährleisten. Ein internationales Team um Prof. Dr. Alessandro Del Vecchio, Juniorprofessor für Neuromuscular Physiology and Neural Interfacing an der FAU, untersuchte, wie diese Bewegungen entstehen. Hierzu haben sie eine nicht-invasive Methode entwickelt, die zeigt, wie die menschlichen Nervenzellen die Bewegungen von Gliedmaßen steuern.

Schnelle Bewegungen sind wichtig für die Entwicklung des Nervensystems

Für die Steuerung der Muskelbewegungen sind besondere Zellen verantwortlich, die sogenannten Motoneuronen. Sie verknüpfen das Gehirn mit den Muskeln. Bei Neugeborenen sind viele dieser Motoneuronen extrem synchronisiert, im Bereich von Millisekunden. Sie geben gleichzeitig dieselben Signale ab und tragen damit zu einer erfolgreichen Verknüpfung des Nervensystems in dieser sehr frühen Phase bei. Denn Nervenzellen, die gleichzeitig Signale abgeben, verknüpfen sich bevorzugt. Mit ihrer neuen Methode sind Del Vecchio und sein Team in der Lage, die Aktivität einzelner Motoneuronen in den Bewegungen von Babys zu identifizieren.

Synchronisierte Bewegungen ersetzen mangelnde Muskelkraft

Die Wissenschaftler fanden nun heraus, dass die starke Synchronisierung der Nervenzellen bei Babys noch einen anderen Zweck hat. Durch die schwach ausgeprägte Muskulatur mangelt es Babys an Kraft. Dies gleichen sie durch sehr hohe Synchronisierung, sprich die gleichzeitige Kontraktion der einzelnen Muskelfasern, teilweise aus. Somit sind Babys schon sehr früh – wenige Stunden nach der Geburt – zu überlebenswichtigen Bewegungen, wie beispielsweise Reflexen, in der Lage.

Früherkennung von Bewegungsstörungen

Das bessere Verständnis des Zusammenspiels zwischen Motoneuronen und Bewegungen bei Babys kann möglicherweise dazu beitragen, Entwicklungsstörungen im Bewegungsapparat zukünftig besser zu erkennen und zu therapieren. Die von Del Vecchio entwickelte, nicht-invasive Methode lässt sich bei Neugeborenen einfach und schmerzfrei anwenden.

Prof. Dr. Alessandro Del Vecchio forscht als Juniorprofessor für Neuromuscular Physiology and Neural Interfacing am neu eingerichteten Department Artificial Intelligence in Biomedical Engineering. Die Professur von Alessandro del Vechhio ist eine von insgesamt vier Juniorprofessuren im Rahmen des Nachwuchsförderungsprogramms d.hip Campus-bavarian.aim der FAU und der Siemens Healthcare GmbH.

Ihre Erkenntnisse haben Del Vecchio und sein Team in der renommierten Fachzeitschrift Science Advances veröffentlicht, der englischsprachige Artikel ist im Internet frei zugänglich:

Del Vecchio A, Sylos-Labini F, Mondì V, Paolillo P, Ivanenko Y, Lacquaniti F, Farina D (2020) Spinal motoneurons of the human newborn are highly synchronized during leg movements. Science Advances,  20 Nov 2020: Vol. 6, no. 47, eabc3916, DOI: 10.1126/sciadv.abc3916

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Alessandro Del Vecchio

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23.11.2020 Ärztlicher Pandemierat startet Beratungen in Arbeitsgruppen
Pressemitteilung der Bayerischen Landesärztekammer

Ärztlicher Pandemierat startet Beratungen in Arbeitsgruppen

Der ärztliche Pandemierat der Bundesärztekammer hat seine Arbeit aufgenommen und befasst sich in separaten Arbeitsgruppen mit prioritären Handlungsfeldern der Corona-Bekämpfung. Konkret widmen sich die Vertreter von Bundesärztekammer, wissenschaftlich-medizinischen Fachgesellschaften und Öffentlichem Gesundheitsdienst der Entwicklung von Schutzkonzepten für vulnerable Gruppen, der Forschungsförderung, der Weiterentwicklung der Teststrategie sowie Konzepten zur Vermeidung von „Kollateraleffekten“ der Corona-Bekämpfung. „Wir wollen den Handlungsbedarf in diesen Bereichen analysieren und auf dieser Grundlage in komprimierter Form möglichst konkrete Empfehlungen für die politisch Verantwortlichen in Bund und Ländern entwickeln“, sagte Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt zum Start der Beratungen in den Arbeitsgruppen. Die Ergebnisse sollen möglichst noch im Dezember mit allen Teilnehmern des Pandemierats erörtert werden.

Unter anderem werden sich die Experten mit der Frage befassen, wie sich die unterschiedlichen Risikogruppen spezifizieren lassen und welche speziell auf sie zugeschnitten Schutzmaßnahmen erforderlich sind. Der Pandemierat wird auch einen Fokus auf die Forschungsförderung zur Corona-Bekämpfung legen und den Forschungsbedarf im Bereich der Diagnostik, Therapie und Prävention erörtern. Beraten werden außerdem Notwendigkeiten Pressemitteilung der Bundesärztekammer zum besseren Verständnis des Infektionsgeschehens, zum Beispiel durch eine Steigerung der Obduktionsrate.

Ferner wird sich der Pandemierat mit der aktuellen Anpassung der Nationalen Teststrategie für symptomatische Patienten und der Frage der Nachverfolgung von Kontaktpersonen befassen. Ebenfalls erörtert werden die Verfügbarkeit von Tests, die Testung von medizinischem Personal sowie Antigen-Schnelltestkonzepte zur Aufrechterhaltung des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens.

Zur Vermeidung sogenannter Kollateraleffekte wird der Pandemierat auch die psycho-sozialen Auswirkungen der Pandemie analysieren. Darüber hinaus werden Möglichkeiten zur Sicherstellung des Zugangs zur medizinischen Akutversorgung und zu notwendigen Vorsorgeleistungen diskutiert.

Der ärztliche Pandemierat der Bundesärztekammer ist ein Zusammenschluss von Ärztinnen und Ärzten unterschiedlicher Fachdisziplinen zum Austausch über die aktuelle pandemische Situation und den sich daraus ergebenden Handlungsnotwendigkeiten. Der Pandemierat setzt sich zusammen aus Vertretern der Bundesärztekammer, des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesärztekammer sowie nachfolgenden Organisationen: Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V. (DEGAM), Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS), Deutsche Gesellschaft für Geriatrie e.V. (DGG), Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie e.V. (DGHM), Deutsche Gesellschaft für Infektiologie e.V. (DGI), Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM), Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Pressemitteilung der Bundesärztekammer Notfallmedizin (DGIIN), Deutsche Gesellschaft für interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin e.V. (DGINA), Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V. (DIVI), Akkreditierte Labore in der Medizin e.V. (ALM), Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN), Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V. (DGPPN), Deutsche Gesellschaft für Kinder und Jugendmedizin e.V. (DGKJ), Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin e.V. (DGP), Deutsche Gesellschaft für Pathologie e.V. (DGP), Deutsche Gesellschaft für Pharmakologie e.V. (DGP), Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP), Gesellschaft für Virologie e.V. (GfV), Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit e.V. (DTG), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF), Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes e.V.

20.11.2020 Stoppt das Pilotprojekt Impfen in Apotheken!
Gemeinsame Presseinformation von "Bayerischer Hausärzteverband", "Kassenärztliche Vereinigung Bayern" und "Bayerische Landesärztekammer"

In einer gemeinsamen Erklärung fordern Bayerischer Hausärzteverband, Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) und Bayerische Landesärztekammer (BLÄK), das Pilotprojekt Impfen in Apotheken umgehend einzustellen.
 
München, 20.11.2020 - „Der Impfstoff gegen saisonale Grippe ist weiterhin knapp. Umso mehr muss darauf geachtet werden, dass die noch verfügbaren Impf-Dosen zuallererst bei den Risikogruppen ankommen“, erklärt Dr. Markus Beier, Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes. „Den besten Überblick, wer priorisiert geimpft werden sollte, hat immer noch der Hausarzt, der seine Patienten in der Regel über viele Jahre kennt und betreut. Es ist doch absurd, wenn sich junge und gesunde Bürger in der Apotheke impfen lassen können, während Hausärzte zum Teil keinen Impfstoff für chronisch Kranke, Ältere und andere vulnerable Gruppen haben!“

Auch Dr. Wolfgang Krombholz, Vorstandsvorsitzender der KVB, hält das Pilotprojekt Impfen in der Apotheke, an dem in Bayern einige Apotheken in der Oberpfalz beteiligt sind, gerade in der jetzigen Situation für kontraproduktiv: „Wenn in Apotheken potentiell Patienten ohne Risikokonstellation geimpft werden und die Apotheker auch noch eine höhere Vergütung als Ärzte für die Impfleistung erhalten, kommt das einer strukturellen Förderung von medizinischer Fehlversorgung gleich“, kritisiert er.

Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer, sieht in dem Pilotprojekt einen Griff nach ärztlicher Kompetenz, der die Patientensicherheit gefährdet. „Schutzimpfungen müssen als eine komplexe spezifische Präventionsleistung in ärztlicher Hand bleiben“, fordert er. „Zum Impfen gehört ja nicht nur die bloße Verabreichung des Impfstoffs, sondern auch eine Beratung, die Erhebung des Impfstatus, der Ausschluss von Kontraindikationen und die Kompetenz, bei – wenn auch seltenen – Impfkomplikationen unverzüglich ärztliche Notfallmaßnahmen einleiten zu können.“

„Aus den genannten Gründen fordern wir alle Beteiligten auf, dieses Projekt umgehend zu stoppen“, sind sich Dr. Markus Beier, Dr. Wolfgang Krombholz und Dr. Gerald Quitterer einig.  

Ansprechpartner Presse:

Bayerischer Hausärzteverband e. V.       
Ruth Sharp                                                                             
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Dagmar Nedbal
Leiterin der Pressestelle, Bayerisches Ärzteblatt, Internet
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20.11.2020 32. Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen
Pressemitteilung der Bayerischen Landesärztekammer

Experten diskutieren Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen.

Welche Auswirkungen hat die derzeitige Corona- Pandemie auf die Versorgung der Patientinnen und Patienten? Wie verändert sich die Berufsausübung unter diesen Bedingungen? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigte sich die 32. Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen auf ihrer Jahrestagung am 19. November 2020 in Berlin.

„Die Corona-Pandemie stellt den gesellschaftlichen Zusammenhalt auf eine enorme Bewährungsprobe. Die Folgen der Pandemie begleiten uns in unserem Alltag auf Schritt und Tritt“, sagte Dr. Ellen Lundershausen, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer und Vorsitzende der Fachberufekonferenz. „Der permanente Ausnahmezustand, die Kontaktbeschkränkungen und die Sorge um Angehörige zehren an unser aller Nerven.“ Leider werde dieser Stress aber mitunter an die im Gesundheitswesen Tätigen als primäre Ansprechpartner weitergeben. „Die Anspannung ist in Anbetracht der Umstände verständlich. Trotzdem sollten wir uns mit Rücksicht und Geduld begegnen. Dann kommen wir gemeinsam besser durch die Krise.“

„Medizinische Fachangestellte in der ambulanten Versorgung stellen sich Tag für Tag mit großem Engagement den Herausforderungen der Pandemie. Es ist ausgesprochen demotivierend, dass weder die Politik noch die Öffentlichkeit diesen Einsatz wahrnehmen, während die Medizinischen Fachangestellten am Limit sind“, erklärte Hannelore König, Präsidentin des Verbandes medizinischer Fachberufe e.V.

Aus Sicht von Gertrud Stöcker, Gründungsmitglied und Ehrenpräsidentin des Deutschen Pflegerates, ist die Pandemie ein Stresstest für das Gesundheitssystem. „Gerade mit Blick auf die Pflegeberufe wird deutlich, welche Auswirkungen der lange bekannte Mangel an Personalressourcen hat“, so Stöcker.

Viele Fragen sieht der Gesundheitswissenschaftler Prof. Dr. Eckhard Nagel von der Universität Bayreuth durch die Erfahrungen der zurückliegenden Monate aufgeworfen: „Gibt es eine nationale und internationale Solidarität im Umgang mit der Pandemie? Steht die Solidargemeinschaft für alle notwendigen medizinischen Aufwendungen ein? Und wie lassen sich Konflikte zwischen wirtschaftlichen Interessen und der Gefährdung der leiblichen Existenz lösen?“ Die zukünftige Struktur des Gesundheitswesens müsse auf den in der Pandemie gewonnenen Erkenntnissen aufbauen, so Nagel. Dafür sei eine gezielte Verlaufsbeobachtung unerlässlich. Nur sie könne Aufschluss geben über nachteilige Folgen von Veränderungen der Versorgungssituation auf Gesundheit und Wohlbefinden der Patienten.

Die vom Vorstand der Bundesärztekammer im Jahr 1989 initiierte Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen traf sich zu ihrer 32. Sitzung. Ziel dieser ständigen Einrichtung von 42 Verbänden ist, den Dialog und die interprofessionelle sowie sektorübergreifende Zusammenarbeit zwischen den Gesundheitsfachberufen zu fördern und aktuelle gesundheitspolitische Entwicklungen und deren Auswirkungen auf die Berufsausübung zu beraten.

18.11.2020 30 Minuten Bewegung pro Woche – so bleiben Adipöse arbeitsfähig
uni | mediendienst | forschung Nr. 74/2020

Erlanger Studie zeigt: Intervallausdauertraining wirkt positiv auf Herz-Kreislauf-System, Arbeitsfähigkeit und Lebensqualität

 Eine aktuelle Studie des Hector-Centers für Ernährung, Bewegung und Sport an der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath) des Universitätsklinikums Erlangen zeigt: Knapp 30 Minuten körperliche Aktivität pro Woche in Form eines neuartigen Intervallausdauertrainings können bei stark adipösen Arbeitnehmern das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken und die Arbeitsfähigkeit sowie die Lebensqualität verbessern.

Adipositas, die ausgeprägteste Form von Übergewicht, geht mit einem erhöhten Risiko für zahlreiche Folgeerkrankungen einher – zum Beispiel Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bestimmte Formen von Krebs. Adipositas kann nachweislich auch zu häufigeren Fehlzeiten am Arbeitsplatz sowie zu einer geringeren Arbeitsleistung führen. Eine gesunde, an den Bedarf angepasste Ernährung und ein ausreichendes Maß an regelmäßiger körperlicher Aktivität sind wichtige Eckpfeiler in der Prävention und Therapie der Adipositas. „In einer von zunehmender Technisierung geprägten Umwelt schaffen es mittlerweile jedoch nur noch die wenigsten Berufstätigen, sich die allgemein empfohlenen 150 Minuten pro Woche zu bewegen“, erläutert Dr. Dejan Reljic, der die neue Studie am Erlanger Hector-Center geleitet hat. „Stark Übergewichtige sind aufgrund von körperlichen Einschränkungen auch häufig nicht mehr in der Lage, ein solches Pensum an Aktivität durchzuführen“, ergänzt Prof. Dr. Yurdagül Zopf, Leiterin des Hector-Centers und Sprecherin des Adipositaszentrums des Uni-Klinikums Erlangen. „Einer unser Forschungsschwerpunkte liegt daher darin, innovative Bewegungskonzepte zu entwickeln, die einerseits effektiv sind und einen gesundheitlichen Nutzen mit sich bringen, die gleichzeitig aber auch von Patienten mit chronischen Erkrankungen realisiert werden können“, so Dr. Reljic.

 Zweimal 14 Minuten verbessern die Gesundheit

In der aktuellen Studie des Hector-Centers absolvierten 36 stark adipöse Arbeitnehmer mit einem durchschnittlichen Body-Mass-Index von 40 kg/m2 zweimal wöchentlich ein von Dr. Reljic entwickeltes neuartiges, extrem effizientes Intervallausdauertraining, das pro Trainingseinheit lediglich 14 Minuten dauert. Begleitend dazu erhielten die Studienteilnehmer eine Ernährungsberatung zur Unterstützung der Gewichtsreduktion. Nach der 12-wöchigen Trainingsphase konnten die Studienteilnehmer nicht nur ihr Körpergewicht signifikant reduzieren, sondern unter anderem auch erstaunliche Verbesserungen von kardiometabolischen Risikofaktoren erzielen, zum Beispiel eine Reduktion des systolischen Blutdrucks um im Mittel 12 mmHg, sowie eine klinisch relevante Steigerung der Herz-Kreislauf-Leistung. Zudem berichteten die Teilnehmer am Ende des Programms über eine deutlich verbesserte subjektive Arbeitsfähigkeit und Lebensqualität. „Bereits zweimal 14 Minuten – also knapp 30 Minuten gezielte Bewegung pro Woche –, gepaart mit gesünderer, kalorienreduzierter Ernährung, können entscheidend zu besserer Gesundheit, höherem Wohlbefinden und mehr Leistungsfähigkeit beitragen“, so das Resümee des Studienleiters.

 Dr. Reljic und Prof. Zopf hoffen nun, dass diese Ergebnisse auch dazu beitragen, Arbeitgeber zu motivieren, künftig mehr in Programme zur Gesundheitsförderung durch Bewegung und ausgewogene Ernährung zu investieren – insbesondere für die Risikogruppen unter den Beschäftigten. Solche Maßnahmen müssen nicht mit einem großen Zeitaufwand verbunden sein, wie die aktuelle Studie zeigt.

 Originalpublikation: https://dx.doi.org/10.1186%2Fs12967-020-02592-6.

 Weitere Informationen:

 Dr. Dejan Reljic

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16.11.2020 Erste „Video-Taufe“ in der Kinderklinik

Dank Webcam und Co. konnte die Familie des kleinen Ludwig trotz Corona zusammenkommen

Neue Zeiten erfordern neue Wege: Trotz der gebotenen sozialen Distanz gelang es jetzt in der Kinder- und Jugendklinik (Direktor: Prof. Dr. Joachim Wölfle) des Universitätsklinikums Erlangen auf ganz besondere Weise, Nähe und Verbundenheit herzustellen: bei der ersten „Video-Taufe“ eines Babys. Mit knapp zwei Monaten wurde der kleine Ludwig Ende Oktober von der evangelischen Pfarrerin und Seelsorgerin der Kinderklinik Kathrin Kaffenberger getauft. Schwester, Großeltern, Cousine, Tante, Onkel und Patin des kleinen Jungen waren zu Hause an den Bildschirmen mit dabei.

Erst kürzlich hatte die Kinderklinik zwei neue Laptops erhalten. Warum also nicht diese Technik nutzen, um Ludwigs Angehörige per Video-Konferenz an seiner Taufe teilhaben zu lassen? „Der Impuls kam von den Pflegekräften der Kinderintensivstation, auf der Ludwig seit seiner dritten Lebenswoche liegt. Ludwigs Eltern und ich fanden die Idee super“, berichtet Kathrin Kaffenberger. Wie immer bereitete die Pfarrerin einen schön dekorierten Tauftisch vor und taufte Ludwig schließlich im Beisein seiner Eltern und seines Paten auf der Intensivstation der Kinderklinik. Der Junge wird dort unter anderem wegen einer Krebserkrankung behandelt.

„Die Möglichkeit, eine Video-Konferenz mit den Daheimgebliebenen zu starten, hat der ganzen Corona-Situation ihre Schwere genommen“, findet Kathrin Kaffenberger. „Die Angehörigen konnten dabei sein. Sie konnten über ihre Mikros ihre Segenswünsche sprechen. Ich habe alles erklärt, die Taufkerze in die Kamera gehalten und auch Ludwigs große Schwester zu Hause immer wieder mit einbezogen. Das hat allen sehr gutgetan.“

Ludwigs Eltern sind dankbar, dass die Taufe unter den gegebenen Umständen so liebevoll gestaltet wurde. „Wir fanden es sehr schön und haben auch nur Positives von allen gehört, die daheim dabei waren“, so der Vater. „Wir wollten Ludwig mit der Taufe Kraft geben und Frau Kaffenberger hat das wirklich sehr einfühlsam gemacht. Ein großes Lob auch an alle Pflegekräfte, die das Bestmögliche aus der aktuellen Situation machen!“

Eingeschränkte Besuchsmöglichkeiten

Derzeit gelten am Uni-Klinikum Erlangen coronabedingt wieder strengere Besuchsregeln. In der Kinderklinik darf aktuell je Patient nur eine erziehungsberechtigte, symptomfreie Person mit aufgenommen werden. Der zweite Elternteil kann für eine Stunde täglich zu Besuch kommen. „Virtuelle Taufen wie bei Ludwig oder Ähnliches möchte ich in Zukunft auch anderen Eltern anbieten“, erklärt Kathrin Kaffenberger. „Die Pflegekräfte und Ärzte der Kinderklinik machen hier jeden Tag so viel möglich – trotz Corona! Ich kann immer wieder so viel Einfühlsamkeit, Engagement und Improvisationstalent beobachten – das ist wirklich toll!“

 Weitere Informationen zu den Besuchsregeln am Uni-Klinikum Erlangen: http://www.uk-erlangen.de → „Hinweise zum Coronavirus“

 Weitere Informationen:

Kathrin Kaffenberger

Tel.: 09131 85-46846

kathrin.kaffenberger@uk-erlangen.de

16.11.2020 Kritik an Bayern-Reserve
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Es kann nicht sein, dass die Bayerische Staatsregierung zum Impfstofflager wird und dass auf diese Weise Grippeimpfstoff nicht in den sonst üblichen Vertrieb gelangt und damit der Ärzteschaft nicht zur Verfügung steht“, kritisiert Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayeri-schen Landesärztekammer, die Bayern-Reserve von 550.000 Grippe-Impfdosen. „Wir müssen Patientinnen und Patienten vertrös-ten, während Impfstoff zur Reserve gelagert wird, was immer man unter Reserve verstehen mag, wenn die Knappheit in unseren Pra-xen schon offensichtlich ist“, so der Präsident weiter. Mehr als eine halbe Million Grippe-Impfdosen würden in Bayern noch immer als Reserve zurückgehalten. Sie sollen nach Medienbe-richten „demnächst verteilt werden“. Das Bayerische Staatsministe-rium für Gesundheit und Pflege (StMGP) verwies auf einen Kabi-nettsbeschluss vom 23. Juni, der die Vorratshaltung vorsehe. Dies sei auch öffentlich mitgeteilt worden. „Seit Wochen warnen wir, dass der vorbestellte Grippeimpfstoff be-reits verimpft ist bzw. knapp wird und wir am Markt keinen Nach-schub mehr erhalten“, sagte Quitterer. Auch der diesjährige 79. Bayerische Ärztetag Anfang Oktober hatte auf die Problematik aufmerk-sam gemacht und dabei auch auf die zahlreichen Impfappelle von Gesundheitspolitikern sowie des StMGP verwiesen.

16.11.2020 Virus im Fokus
uni | mediendienst | forschung Nr. 72/2020

Infektionsforschungsprojekt profitiert von Nachwuchsgruppenförderung durch das BMBF

Wie sich Viren übertragen, ist aufgrund der Coronakrise ein allgegenwärtiges Thema. Anders als das SARS-CoV-2, das sich vorwiegend über Aerosole in der Luft verbreitet, finden Infektionen mit dem Humanen T-Zell-Leukämie-Virus Typ 1 über zellhaltige Körperflüssigkeiten statt. Wie die Bezeichnung dieses Retrovirus mit dem Kürzel HTLV-1 bereits verrät, kann es Leukämie verursachen. Dem Virus auf der Spur ist nun am Uniklinikum Erlangen (UKE) eine Forschungsgruppe unter der Leitung von Dr. Andrea Thoma-Kreß vom Lehrstuhl für Klinische und Molekulare Virologie (Direktor Prof. Dr. med. Klaus Überla) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt mit bis zu 2,3 Millionen Euro.

Das Projekt trägt den Namen „Milk TV“ – dies steht für „Milk-Transmission of Viruses”, also die Übertragung von Viren über die Muttermilch. „Das ist ein bevorzugter Ansteckungsweg mit HTLV-1 und ist deshalb besonders tückisch, weil Muttermilch ansonsten viele gesundheitliche Vorteile bietet, etwa beim Aufbau der Immunabwehr im Säuglings- und Kleinkindalter“, sagt Dr. Thoma-Kreß.

Die Infektion, die quasi mit der Muttermilch aufgesogen wird, verläuft zunächst unauffällig. Doch später im Leben kann sie schwere Erkrankungen hervorrufen, wie etwa Leukämie, da das Virus vor allem weiße Blutkörperchen befällt. Weltweit sind mindestens 10 Millionen Menschen – meist unwissentlich – mit HTLV-1 infiziert, viele davon in Brasilien, der Karibik, Japan, Sub-Sahara-Afrika oder Zentralaustralien.

Einfach komplett vom Stillen abzuraten, sei jedoch laut Dr. Thoma-Kreß nicht praktikabel. „In vielen Ländern, in denen das Virus stark verbreitet ist, besteht schlicht aufgrund begrenzter Ressourcen nicht die Möglichkeit, zu Ersatzprodukten zu greifen. Die Mütter sind darauf angewiesen, ihre Babys zu stillen“, sagt die Molekularmedizinerin. Um Infektionsketten dennoch wirksam unterbrechen zu können, gilt es zunächst, mehr über die Übertragung von den Müttern auf die Säuglinge herauszufinden. Die Ergebnisse aus dem Projekt „Milk-TV“ sollen als Grundlage für die Entwicklung von Präventionsstrategien dienen, die das Stillen weiterhin erlauben.

„Unser Projekt profitiert sehr vom hervorragenden wissenschaftlichen Umfeld hier am Universitätsklinikum Erlangen und der FAU“, betont Dr. Thoma-Kreß. Neben interdisziplinären Kollaborationen innerhalb der FAU, wie etwa mit dem Graduiertenkolleg GRK2504 zu neuen antiviralen Strategien am Virologischen Institut, sei auch eine internationale Zusammenarbeit mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Belgien, Brasilien, Australien sowie mit Hebammen und Patientenorganisationen geplant.

Die Arbeit des Teams, das aktuell neben der Projektleiterin aus fünf Doktorandinnen und Doktoranden, einer Medizinisch-Technischen Laborassistenz, einer Masterstudentin und einer wissenschaftlichen Hilfskraft besteht, wird mit insgesamt rund 2,3 Millionen Euro vom BMBF gefördert. Dies erfolgt im Rahmen des neuen Förderinstruments für Nachwuchsgruppen in der Infektionsforschung im klinischen und anwendungsorientierten Bereich. Ziel ist es, besonders geeigneten wissenschaftlichen Nachwuchs mittelfristig dazu zu befähigen, eine Berufung in die Hochschullehre zu erlangen.

Weitere Informationen:

Dr. Andrea Thoma-Kreß

Lehrstuhl für Klinische und Molekulare Virologie

Tel.: 09131 85-26429

andrea.thoma-kress@uk-erlangen.de

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14.11.2020 Ärztlicher Pandemierat der Bundesärztekammer konstituiert
Pressemitteilung der Bayerischen Landesärztekammer

Auf Initiative der Bundesärztekammer hat sich ein ärztlicher Pandemierat aus Vertretern wissenschaftlich-medizinischer Fachgesellschaften und des Öffentlichen Gesundheitsdienstes gebildet. Schwerpunkt der ersten Sitzung am 10.11.2020 war der fachliche Austausch zur aktuellen pandemischen Situation und den sich daraus ergebenden Handlungsnotwendigkeiten.

Konkret diskutierten die Mitglieder unter anderem die Definition besonders gefährdeter Bevölkerungsgruppen und die Entwicklung entsprechender Schutzkonzepte, Maßnahmen zur Entlastung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes sowie Möglichkeiten und Grenzen von Corona-Testungen symptomatischer und asymptomatischer Patienten. Weitere Schwerpunkte der Beratungen waren die Möglichkeiten der Vermeidung gesundheitlicher „Kollateraleffekte“ bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie sowie die grenzüberschreitende intensivmedizinische Notfallhilfe zur Versorgung von Patienten mit einer Covid-19-Erkrankung.

Darüber hinaus erörterte der Pandemierat Strategien zur Forschungsförderung. Im Fokus standen dabei die Ausweitung der Obduktionen im Zusammenhang mit an Covid-19-Erkrankung Verstorbenen, die Weiterentwicklung von Diagnoseverfahren, aktuelle Therapieansätze, die Identifizierung von Risikofaktoren für die Erkrankung und den Krankheitsverlauf sowie die Intensivierung der Versorgungsforschung zur Bewertung der eingesetzten Maßnahmen.

Der ärztliche Pandemierat verständigte sich darauf, diese und weitere Themen in eigenen Arbeitsgruppen zu vertiefen und medizinische Handlungsempfehlungen für die Corona-Politik von Bund und Pressemitteilung der Bundesärztekammer

Ländern zu entwickeln. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen sind Grundlage der Beratungen des ärztlichen Pandemierats, zu denen themenbezogen weitere Fachgesellschaften geladen werden.

An der ersten Sitzung des ärztlichen Pandemierats teilgenommen haben neben Vertretern der Bundesärztekammer und dem Wissenschaftlichen Beirat der Bundesärztekammer:

- Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V. (DEGAM)

- Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS)

- Deutsche Gesellschaft für Geriatrie e.V. (DGG)

- Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie e.V. (DGHM)

- Deutsche Gesellschaft für Infektiologie e.V. (DGI)

- Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM)

- Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN)

- Deutsche Gesellschaft für interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin e.V. (DGINA)

- Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V. (DIVI)


- Akkreditierte Labore in der Medizin e.V.

- Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN)

- Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V. (DGPPN)

- Deutsche Gesellschaft für Kinder und Jugendmedizin e.V. (DGKJ)

- Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin e.V. (DGP)

- Deutsche Gesellschaft für Pathologie e.V. (DGP)

- Deutsche Gesellschaft für Pharmakologie e.V. (DGP)

- Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP)

- Gesellschaft für Virologie e.V. (GfV)

- Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit e.V. (DTG)

- Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF)

- Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes e.V.

 

13.11.2020Entschlüsselung neuer Mechanismen des Leberkrebses
uni | mediendienst | forschung Nr. 71/2020

Walter-Siegenthaler-Gesellschaft zeichnet FAU-Forscher aus

Leberkrebs ist eine äußerst bösartige Tumorart, an der jährlich circa 800.000 Menschen weltweit sterben. Alleine in Deutschland erkranken pro Jahr 9.000 Menschen neu an Leberkrebs. Er gehört damit zu den häufigsten Krebstodesursachen. Ein interdisziplinäres Forschungsteam der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und des Universitätsklinikums Erlangen (UKER) hat einen Mechanismus entschlüsselt, bei dem Leberkrebszellen für Ihr bösartiges Wachstum einen Stoff ausnutzen, der von gutartigen Leberzellen gebildet wird. Für diese grundlegende Arbeit zeichnet die Walter-Siegenthaler-Gesellschafft für Fortschritte in der Inneren Medizin den Leiter der Studie, Dr. Peter Dietrich, Medizinische Klinik 1, Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie des UKER sowie Lehrstuhl für Biochemie und Molekulare Medizin der FAU, mit dem Wissenschaftspreis 2020 aus. Die Ergebnisse der Studie veröffentlicht das Forschungsteam im Journal of Clinical Investigation.*

Leberkrebs entsteht meist in einer „vorgeschädigten“ Leber, einer sogenannten Leberzirrhose. Diese entwickelt sich zum Beispiel nach jahrelangem schwerem Alkoholkonsum oder einer chronischen Virushepatitis. Einem interdisziplinären Forschungsteam der FAU und des UKER ist es nun gelungen, einen Mechanismus aufzudecken, der entscheidend zu den bösartigen Eigenschaften von Leberkrebszellen beiträgt. Dabei ist das kurzkettige Eiweißmolekül Neuropeptid Y (NPY) entscheidend, welches normalerweise in Nervenfasern gebildet wird und das Nervensystem mit verschiedenen Organen und dem Immunsystem verbindet. NPY ist beispielsweise an der Appetitregulation sowie der Regulierung von Immunantworten bei Entzündungen beteiligt.

 Eine Antenne für NPY

NPY wirkt auf verschiedene Zelltypen über Rezeptoren, die wie Antennen auf der Zelloberfläche sitzen und Signale in das Innere der Zellen weiterleiten. Die aktuelle Studie zeigt auf, dass eine sehr hohe Menge solcher „Rezeptor-Antennen“ für NPY auf der Oberfläche von Leberkrebszellen vorhanden ist. Wenn NPY an die Rezeptoren bindet, werden diese aktiviert und dies kann dann zu beschleunigtem Wachstum der Krebszellen sowie zur Metastasierung führen. Eine Hemmung der „NPY-Antennen“ mit speziellen Medikamenten konnte im Tiermodell bereits stark das Wachstum von Lebertumoren bremsen.

 Ein Lockstoff für Leberkrebszellen

Leberkrebszellen selbst bilden jedoch kein NPY, sondern nur die gutartigen Leberzellen, die den Tumor umgeben. Durch bösartiges Krebswachstum bilden sich Entzündungsstoffe, welche die normalen Leberzellen dazu anregen, große Mengen an NPY zu produzieren. Dadurch, dass NPY außerhalb vom Tumor gebildet wird, die Tumorzellen aber viele Antennen für NPY besitzen, wirkt NPY wie ein Lockstoff, welcher die Wanderung von Krebszellen in die Umgebung auslöst und somit zur Metastasierung beitragen kann.

 Diabetesmittel könnte Leberkrebswachstum aufhalten

Das Forschungsteam konnte zeigen, dass ein besonderes Eiweißmolekül, die sogenannte Dipeptidylpeptidase 4 (DPP4), die Leberkrebszellen ebenfalls in erhöhtem Maße bilden, sogar zu einer noch stärkeren Aktivierung der NPY-Antennen führt. Da Hemmstoffe, sogenannte Gliptine, gegen DPP4 bereits bei Diabetes eingesetzt werden, ließen sich diese einsetzen, um die Aktivierung der NPY-Antennen auf den Krebszellen abzuschwächen. In Zukunft könnten Medikamente eingesetzt werden, um dieses Verhalten der Leberkrebszellen vielversprechend zu verhindern.

 Walter-Siegenthaler-Gesellschaft für Fortschritte in der Inneren Medizin

Das Ziel der Walter-Siegenthaler-Gesellschaft für Fortschritte in der Inneren Medizin ist es, klinische und wissenschaftliche Erkenntnisse auf dem Gebiet der Inneren Medizin zu fördern. Von der Gesellschaft wird alle zwei Jahre die „Walter-Siegenthaler-Medaille in Silber“ für grundlegende wissenschaftliche Arbeiten über aktuelle Themen der Inneren Medizin verliehen. In diesem Jahr würdigt das Preiskomitee die Arbeit des Erlanger Forscherteams und zeichnet Dr. Peter Dietrich mit der renommierten Walter-Siegenthaler-Medaille in Silber aus. Aufgrund der Corona-Pandemie wird die feierliche Übergabe der Medaille und des Preisgeldes an Herrn Dietrich im Rahmen eines Symposiums der Walter-Siegenthaler-Gesellschaft 2021 erfolgen.

 *doi: 10.1172/JCI131919

 Weitere Informationen:

Dr. Peter Dietrich

Medizinische Klinik 1, Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie

peter.dietrich@uk-erlangen.de

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06.11.2020 Elektronischer Heilberufsausweis

„Die Landesärztekammern sind gut für die nächste Ausbaustufe der Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens gerüstet. Bundesweit können Ärztinnen und Ärzte den neuen elektronischen Heilberufsausweis (eHBA) über die Mitgliederportale ihrer Landesärztekammer, beziehungsweise über die Bezirksärztekammern bestellen.“ Das sagt Erik Bodendieck, Vorstandsmitglied der Bundesärztekammer (BÄK) und Co-Vorsitzender des Digitalisierungs-Ausschusses der BÄK. Um Anwendungen wie Notfalldaten auf der elektronischen Gesundheitskarte, den eArztbrief, die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung und das E-Rezept nutzen zu können, brauchen Ärztinnen und Ärzte einen eHBA. Mit der Karte weisen diese gegenüber dem System nach, dass sie tatsächlich Ärztin bzw. Arzt sind. „Der eHBA ist der Türöffner für das digital vernetzte Gesundheitswesen. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, die neueste Generation des eHBA zu beantragen“, betont Bodendieck.

Als Anbieter der notwendigen technischen Infrastruktur haben sich am Markt vier Unternehmen platziert: Die Bundesdruckerei, medisign, T-Systems und SHC Stolle & Heinz Consultants. „Wir nehmen einen deutlichen Anstieg der Nachfrage bei unseren Kolleginnen und Kollegen wahr, auch wenn wir natürlich mit einem niedrigen Ausstattungsgrad starten. Das liegt daran, dass Anwendungen, die den eHBA zwingend notwendig machen, erst jetzt einsatzbereit sind oder es in den kommenden Monaten sein werden“, erläutert Bodendieck. Die Funktionen der Karte seien ein Grundbaustein für einen vertrauensvollen und sicheren Austausch Pressemitteilung der Bundesärztekammervon sensiblen Gesundheitsdaten zwischen Arzt und Patient sowie ärztlichen Kolleginnen und Kollegen untereinander.

Weitere Informationen zum eHBA:

 www.bundesaerztekammer.de/aerzte/telematiktelemedizin/earztausweis/

 WWW.AERZTEBLATT.DEEHBA

05.11.2020 FAU feiert 277. Jubiläum - Künstliche Intelligenz in der Medizin in diesem Jahr Schwerpunktthema der Veranstaltung
Pressemeldung der FAU


Vordenker, Wegbereiter, kluge Köpfe, die mit ihren Ideen und Erfindungen dazu beitragen, die Welt voranzubringen und die Zukunft mitzugestalten. Davon gibt es sehr viele an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) – ganz gleich ob Studentin, Nachwuchswissenschaftler, Professorin oder Alumnus. All jene Menschen standen im Mittelpunkt der Feier zum 277. Jubiläum der FAU am 4. November.
https://www.dies.fau.de/
Um rund hundert neue kreative Denker werde die FAU schon in den nächsten Wochen und Monaten wachsen, berichtete der FAU-Präsident Prof. Dr.-Ing. Joachim Hornegger in seiner Rede zum Dies academicus – dank neu eingerichteter Professuren. „Gelingen konnte dies mit der großartigen Unterstützung des Freistaats Bayern und seinem Professorenprogramm der Hightech Agenda, mit Bundesprogrammen und beeindruckenden Initiativen von Industrie- und Forschungspartnern wie adidas, Siemens Healthineers oder Fraunhofer“, betonte Professor Hornegger. Einige der neuen Professorinnen und Professoren sind sogar schon berufen, andere werden in den kommenden Monaten anfangen, an der FAU zu lehren und zu forschen.

„Mit diesen Professuren gründen wir neue Departments, verzahnen Fächer, digitalisieren Geschichte und Geisteswissenschaften, stärken die Data Sciences, gewinnen internationale Top-Stars, begnadete Lehrende und faszinierende Forschende, wir machen die Medizintechnik nicht nur künstlich intelligent, sondern haben ihr in diesem Jahr sogar ein neues Department gewidmet, das sich ganz konkret mit der künstlichen Intelligenz in der Medizintechnik und Gesundheit befasst.“

Letzteres ist auch eines der zukunftsträchtigen Forschungsfelder, auf denen die FAU auf große Erfolge verweisen kann – dank einer großen Medizinischen Fakultät, jahrzehntelanger Erfahrung in der Erforschung von künstlicher Intelligenz, maschinellem Lernen und Mustererkennung sowie starken Kooperationspartnern in der Wirtschaft wie den Siemens Healthineers. Und dieses Engagement lohne sich, sagte der FAU-Präsident: „Der Freistaat Bayern hat uns als ,KI Gesundheitsknoten Erlangen‘ ausgezeichnet. Und wir liefern.“

Im Corona-Jahr rückt die FAU-Familie zusammen
Doch: „Es sind die Menschen, die eine Universität ausmachen“, erklärte Professor Hornegger in seiner Rede. Das wurde besonders deutlich im Corona-Jahr. Der FAU-Präsident hob die großen Anstrengungen hervor, die Angehörige der FAU – das Wissenschaftspersonal, Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter sowie Studierende – gemeinsam vollbracht haben, um das Corona-Jahr an der FAU erträglicher zu machen. Zum Beispiel mit der Initiative #FAU4FAU.
Diese Initiative haben FAU-Angehörige ins Leben gerufen, als mitten in der Corona-Pandemie viele der Studierenden ihre Jobs verloren. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren aufgerufen, für die Studierenden zu spenden. Mehr als 90 Studierenden konnte so einfach und unbürokratisch geholfen werden.

Auch die Digitalisierung der Lehre, schon in den vergangenen Jahren ein wichtiges Thema, entwickelte sich im Corona-Jahr zu einem gewaltigen Gemeinschaftsprojekt an der FAU: Viel Engagement und viele Stunden Arbeit flossen in die Aufbereitung von Lehrinhalten für das Internet, so dass im Sommersemester 1250 Vorlesungen und Seminare online angeboten werden konnten. „Dieser Kraftakt konnte nur mit vereinten Kräften und mit allergrößter Motivation und Durchhaltevermögen der Lehrenden, Studierenden, der Studiendekane und aller Kolleginnen und Kollegen gelingen. Ihnen gelten  mein größter Respekt und meine Anerkennung für die gemeinsame Arbeit durch diese Krise“, sagte der FAU-Präsident in seiner Rede.  

Auch die Feier zum Dies academicus selbst blieb von der Pandemie nicht unberührt und fand aus Corona-Schutz-Gründen ohne Publikum statt. Angehörige, Freunde und Freundinnen sowie Förderer der Universität konnten sich den Festakt bequem von zuhause als Stream im Internet oder im regulären Programm von Franken Fernsehen anschauen. Dort wird die Sendung am Samstag, 7. November, 21 bis 23 Uhr, wiederholt. Im Internet ist die Sendung in Kürze auf fau.tv abrufbar.

Grußworte der Bayerischen Staatsminister
Geburtstagsgrüße von der Bayerischen Staatsregierung überbrachten in diesem Jahr Wissenschaftsminister Bernd Sibler und Innenminister Joachim Herrmann.

Der Bayerische Wissenschaftsminister Bernd Sibler lobte in seinem Grußwort die FAU insbesondere für die Auszeichnung als „KI-Gesundheitsknoten Erlangen“ und die Erfolge in der High-Tech-Agenda, beides Förderprojekte, die die Bayerische Staatsregierung ins Leben gerufen habe. Auch im baulichen Bereich habe man in den vergangenen Wochen und Monaten viel für die FAU auf den Weg gebracht, betonte der Minister. „Sanierungs- und Baumaßnahmen, die unterstreichen, dass wir auf diesen Standort setzen und wissen, dass wir hier eine hohe Verantwortung haben und gerade auch bei der baulichen Infrastruktur die Voraussetzungen für Exzellenz schaffen müssen.“ Man habe eine faire Partnerschaft aufgebaut und nehme viel Geld in die Hand, um mit neuen Professorenstellen neue Möglichkeiten zu schaffen und letztendlich an der FAU beste Forschung und Lehre für die Studierenden anbieten zu können, erklärte der Minister.

Innenminister Joachim Herrmann verwies auf die großartige und lange Erfolgsgeschichte der nun 277-jährigen Friedrich-Alexander-Universität und versicherte, dass die Staatsregierung der FAU stets als verlässlicher Partner zur Seite stehe. „So haben wir beispielsweise für umfassende bauliche Modernisierungen Investitionen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro zugesagt“, betonte Herrmann. Damit sollen unter anderem die Erziehungswissenschaften einen Neubau im Nürnberger Norden erhalten und auch der Startschuss für die Um- und Neugestaltung der Philosophischen Fakultät und Fachbereich Theologie sei bereits gefallen. Die Planungen für den zweiten Bauabschnitt des Chemikums und für den Neubau für die Technische Chemie laufen auf Hochtouren. Und: Auch in der Corona-Krise werde der Freistaat an seinen Förderzusagen festhalten, erklärte Minister Herrmann.

Rede der Studierendenvertretung
Glückwünsche zum Jubiläum überbrachten im Namen der Studierendenvertretung die Studentinnen Lisa Heger und Lasvini Suganthan. „Die FAU bewirbt sich am liebsten mit dem Wort innovativ. Das bedeutet neu, gewagt, bahnbrechend – und es bedeutet mutig“, sagten sie. Sie erhofften sich von der FAU mutige Entscheidungen und den Mut, sich ihrer gesellschaftlichen Rolle bewusst zu Sein und mahnten: „Treffen Sie Entscheidungen, denken Sie weiter, setzen Sie Prioritäten, seien Sie sich der gesellschaftlichen Verantwortung der FAU und Ihrer zukünftigen Absolventinnen und Absolventen bewusst und nicht nur der Verantwortung gegenüber der Wirtschaft oder bestimmten politischen Agendas.“

Künstliche Intelligenz in der Medizin im Mittelpunkt
Als Träger des neuen Titels „KI Gesundheitsknoten Erlangen“ fiel der FAU die Wahl des Schwerpunktthemas der Jubiläumsveranstaltung leicht: Über „Künstliche Intelligenz in der Medizin“ sprach Prof. Dr. Peter Dabrock, Ethiker und Theologe an der FAU sowie früherer Vorsitzender des Deutschen Ethikrats, über Chancen und Herausforderungen von künstlicher Intelligenz in der Medizin.

Anschließend diskutierten die FAU-Wissenschaftlerinnen bzw. -Wissenschaftler Prof. Katharina Breininger, Juniorprofessorin für Digital Health, Prof. Dr. Peter Dabrock, Prof. Dr. Markus Neurath, Dekan der Medizinischen Fakultät, und Prof. Dr. Sabine Pfeiffer, Lehrstuhl für Soziologie mit dem Schwerpunkt Technik – Arbeit – Gesellschaft, sowie Dr. Bernd Montag, Geschäftsführer von Siemens Healthineers, mit FAU-Präsident Prof. Dr. Joachim Hornegger über „KI in der Medizin: Die FAU als Innovationstreiber“.

Mehr Informationen zu Vortrag und Diskussion gibt es hier:
https://www.dies.fau.de/speakers/prof-dr-peter-dabrock/
https://www.dies.fau.de/podiumsdiskussion-zum-thema-ki-in-der-medizin/

Ehrungen und Geehrte
Erstmals lenkte die Universität bei ihrem Dies academicus den Blick auf ihre besonders kreativen Köpfe und ehrte die „FAU Innovatorinnen und –Innovatoren“ des Jahres.

Kategorie Forschung: Elisabeth Hoppe
Elisabeth Hoppe ist Informatikerin und Doktorandin am Lehrstuhl für Mustererkennung an der FAU. Im Wettbewerb der Gesellschaft für Informatik wurde die Expertin für MR-Bildgebung und Deep Learning zur KI-Newcomerin des Jahres 2019 gewählt.

Kategorie Alumni: Dr. Isabel Schellinger
Die Ärztin und FAU-Alumna Dr. Isabel Schellinger entwickelte in der von ihr begründeten Firma Angiolutions das erste minimal-invasive Gerät, das verhindert, dass kleine Bauchaortenaneurysmen wachsen und eine potenziell lebensbedrohliche Größe erreichen. Das brachte sie auf die Forbes-Liste der 30 wichtigsten Menschen unter 30 in Europa im Jahr 2018 im Bereich „Science & Healthcare“. Außerdem ist Isabel Schellinger zu einer der fünf Präsidien der Jungen Akademie ernannt worden.

Kategorie Studierende: Sagithjan Surendra
Sagithjan Surendra studiert Molekulare Medizin an der FAU und ist vom Deutschen Hochschulverband und Deutschen Studentenwerk für die Gründung des Aelius Förderwerks als „Student des Jahres 2020“ ausgezeichnet worden. Das Förderwerkt unterstützt Kinder und Jugendliche bei ihrer Ausbildung.

Wie bereits in den vergangenen Jahren hatte FAU-Präsident Hornegger im Vorfeld des Dies academicus zu einer kleinen Feier geladen, um wichtige FAU-Preise zu vergeben.

Würde eines Ehrensenators
Die Ehrensenatorenwürde, die höchste Auszeichnung der Universität, erhielt in diesem Jahr
Dr. Wilhelm Polster. Mit dieser Ehrung bedankt sich die FAU für die außerordentlichen Verdienste Dr. Polsters um die Förderung der Wissenschaft an der FAU, unter anderem als Vorstand der Manfred-Roth-Stiftung. Hier ist insbesondere die Förderung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Bereich der Medizin als wichtiger Beitrag zur heutigen Innovationsstärke der FAU zu nennen.

Würde eines FAU-Botschafters
Zum FAU-Botschafter hat die FAU in diesem Jahr Prof. Dr. Ken-ichi Kakimoto ernannt, in Würdigung seines besonderen Verdienstes um den Ausbau der internationalen Reputation und Sichtbarkeit der FAU in Forschung und Lehre. Professor Kakimoto ist Materialforscher und Vizepräsident des Nagoya Institute of Technology. Er pflegt seit mehr als zehn Jahren enge Kontakte zu den Materialwissenschaften an der FAU in Forschung und Lehre. Ein Botschafter bzw. eine Botschafterin soll die Interessen der FAU im jeweiligen Heimatland vertreten und im eigenen wissenschaftlichen Umfeld von den Erfahrungen an der FAU berichten.

Renate-Wittern-Sterzel-Preis
Den Renate-Wittern-Sterzel-Preis, mit dem die FAU innovative Projekte zur Förderung der Gleichstellung von Frauen und Männern ehrt, erhielt das Team von „Mach MINT! Science Made by Women“ der Naturwissenschaftlichen und Technischen Fakultät. Geehrt wurden jeweils die Dekane der Technischen und der Naturwissenschaftlichen Fakultät sowie die Frauenbeauftragten der beiden Fakultäten.

Prof. Dr. Andreas Paul Fröba, Dekan der Technischen Fakultät
Prof. Dr. Jürgen Schatz, Dekan der Naturwissenschaftliches Fakultät
Prof. Dr. Barbara Kappes, Frauenbeauftragte der Technischen Fakultät
Prof. Dr. Friedlinde Götz-Neunhoeffer, Frauenbeauftragte der Naturwissenschaftlichen Fakultät

Preis der Hans-Wilhelm und Helga Schüßler-Stiftung und DAAD-Preis
Mit dem Hans-Wilhelm und Helga Schüßler-Preis und dem Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD-Preis) werden internationale Studierende der FAU ausgezeichnet, die sich während ihres Studiums in Deutschland durch herausragende akademische Leistungen und bemerkenswertes interkulturelles oder gesellschaftliches Engagement hervorgetan haben.

Den Hans Wilhelm und Helga Schüßler-Preis erhielt Danijela Dimitrijević, die aus Serbien stammt und Geowissenschaften im Master studiert. Geehrt wurde sie für ihre herausragenden Leistungen trotz erschwerter Studienbedingungen und ihr außergewöhnliches soziales und ehrenamtliches Engagement, zum Beispiel als Beraterin für ihre internationalen Kommilitoninnen und Kommilitonen oder in der Studierenden-Initiative „Climate Change Action Team“.   

Mit dem DAAD-Preis wurde Hoda Mahmoud, ägyptische Studentin im Masterstudiengang Development Economics and International Studies, geehrt. Neben ihren exzellenten Studienleistungen zeigt Hoda Mahmoud herausragendes gesellschaftliches Engagement: Mit drei weiteren Studierenden gründete sie das soziale Projekt „integra“, das sich zum Ziel gesetzt hat, internationalen Studierenden sowie Berufsanfängerinnen und Berufsanfängern der Metropolregion Nürnberg einen reibungslosen Übergang in Deutschland zu ermöglichen, sie besser in die Gesellschaft zu integrieren und die kulturelle Vielfalt unter jungen Menschen in der Region zu fördern.

Habilitationspreise
Die vom Universitätsbund Erlangen-Nürnberg gestifteten Habilitationspreise wurden in diesem Jahr an folgende Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler für ihre Habilitationsschriften verliehen:

Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie
PD Dr. Tanja Gojny
Dr. Sven Grampp

Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
PD Dr. Dr. Albrecht Fritzsche

Medizinische Fakultät - Thiersch-Preis
PD Dr. Regina Jitschin, PhD

Naturwissenschaftliche Fakultät - Emmy-Noether-Preis
Dr. Florian Frank

Technische Fakultät - Wolfgang-Finkelnburg-Preis
PD Dr. Benoit Merle

Lehrpreis der FAU für herausragende Lehre
Seit 2016 verleiht die FAU den universitätsweiten Lehrpreis, mit dem die Universität jährlich hervorragende Leistungen in der Lehre würdigt.

Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie
Dr. Susanne Gruß

Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Eva Altenhöfer

Medizinische Fakultät
Dr. Christian Ehli

Naturwissenschaftliche Fakultät
Silvia Viola Kusminskiy, PhD

Technische Fakultät
Dr. Stephan E. Wolf

ALEX-Lehrpreis 2020 (neu in diesem Jahr)
Das Sommersemester 2020, das Corona-Semester, hat die Lehrenden der FAU stark gefordert: Schnell musste die Online-Lehre geplant und umgesetzt werden. Viele haben trotz der kurzen Zeit sehr durchdachte Formate und Unterstützungsangebote für ihre Studierenden entwickelt. Mit dem ALEX Lehrpreis 2020 möchte die FAU das Engagement ihrer Lehrenden belohnen und die besten Ansätze prämieren.

Mehr Informationen zu den Preiskategorien: https://www.fau.de/2020/07/news/studium/alex-der-fau-schnell-digital-lehrpreis/

Best of schnell-digital Award
Laura Kirste, Technische Fakultät

Newcomer Award
Lisa Bauereisen, Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie

Team-Spirit Award
Andrea Rau, Medizinische Fakultät

ILI Innovation Award
Benedict Herzog, Technische Fakultät

Student’s Choice Award
Prof. Dr. Andreas Maier, Technische Fakultät

Support & Interaction Award
Birte Oetjen, Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie

Detaillierte Informationen zu der Veranstaltung haben wir auf www.dies.fau.de zusammengestellt.

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04.11.2020 Die Verantwortung der Profession Arzt

„Den Griff nach ärztlicher Kompetenz gilt es immer wieder zu parieren“, beginnt Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), seinen Leitartikel der November-Ausgabe des Bayerischen Ärzteblatts.

Das zeige sich am Beispiel des Aufrufes zu Grippeschutzimpfungen durch die Politik. Nach ärztlicher Indikation wurde hier nicht gefragt, sondern medienwirksam etwas empfohlen, das ohne ausreichende Verfügbarkeit angeboten wurde. Das zeige sich am Beispiel der Grippeschutzimpfung durch Apotheker mit dem vorgeschobenen Argument, dadurch die Impfquoten zu erhöhen, als ob das durch die Ärzteschaft nicht gewährleistet wäre.

Nach Quitterers Auffassung sollten Ärztinnen und Ärzte, die die infektiologische Sinnhaftigkeit einer Mund-Nasen-Bedeckung (MNB) in Frage stellen, nicht den weitgehend gesellschaftlichen Konsens über das Tragen von solchen MNB, die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts und nicht zuletzt die Grundsatzentscheidung des Verordnungsgebers ignorieren. „Auch, wenn das Tragen einer MNB keinen absoluten Schutz darstellt, hilft es doch, die Auswirkungen der Pandemie etwas einzudämmen. Die AHA-L-Regeln (Abstand halten, Hygiene beachten, Alltagsmaske tragen und regelmäßiges Lüften) sind sinnvoll und sollten von uns allen beachtet werden“ ist Bayerns Ärzte-Chef überzeugt.

Die etablierten Versorgungsebenen seien gut aufgestellt. Hier sei neben dem ambulanten insbesondere der stationäre Sektor zu nennen. „In allen Bereichen haben die Ärztinnen und Ärzte zusammen mit dem Pflegepersonal und den Medizinischen Fachangestellten, oft unter Zurückstellung der eigenen Gesundheit, enormes geleistet“, so Quitterer abschließend.

Mehr zu „Die Verantwortung der Profession Arzt“ lesen Sie im Leitartikel der November-Ausgabe 2020 des Bayerischen Ärzteblatts unter www.bayerisches-aerzteblatt.de.

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03.11.2020 Für Erlangen entschieden Heisenberg-Professor forscht zu Multipler Sklerose und entwickelt neue Therapieansätze für neuroimmunologische Erkrankungen
uni | mediendienst | forschung Nr. 66/2020

„Hervorragende Forschungsbedingungen, fächerübergreifende Vernetzung, Patientenversorgung auf höchstem Niveau in einer der größten neurologischen Kliniken Deutschlands“, zählt Prof. Dr. Veit Rothhammer einige der Gründe auf, warum er sich für einen Wechsel von München ans Universitätsklinikum Erlangen entschieden hat. Zum 1. September 2020 ist der 41-Jährige mit seiner Heisenberg-Professur für Neuroimmunologie in die Neurologische Klinik (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Stefan Schwab) des Uni-Klinikums Erlangen umgezogen. Neben seiner umfassenden Expertise hatte Prof. Rothhammer auch mehrere Mitarbeiter und beachtliche Forschungsgelder im Gepäck.
 
Neuroimmunologische Erkrankungen wie die Multiple Sklerose (MS), die Myasthenie und inflammatorische Neuropathien sind sein klinischer, die Spätphase der MS sein wissenschaftlicher Schwerpunkt. „MS verläuft schubweise. Anfangs können wir unseren Patienten noch gut helfen. Indem bewährte Medikamente in der Frühphase richtig und rechtzeitig eingesetzt werden, lässt sich das Fortschreiten der Krankheit signifikant hinauszögern“, erläutert der Neurologe. „Ist die Spätphase allerdings erst einmal eingetreten, gibt es nur selten ein Zurück. Der Zustand der Betroffenen verschlechtert sich langsam, aber stetig. Über dieses Krankheitsstadium, für das es bisher nur sehr wenige wirksame Arzneimittel gibt, wissen wir noch viel zu wenig und können unsere Patienten deshalb in vielen Fällen nur symptomatisch behandeln. Hier möchte ich mit meiner Forschung etwas verändern!“
 
Dafür richtet Veit Rothhammer seinen Fokus insbesondere auf sogenannte Gliazellen: Gehirnzellen, von denen Ärzte und Wissenschaftler bisher dachten, dass es sich nur um Stütz- und Hilfszellen im Zentralnervensystem handelt. Tatsächlich scheinen diese Zellen aber einen wesentlichen Anteil am Fortschreiten der Multiplen Sklerose zu haben. „MS ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung, bei der Immunzellen fälschlicherweise Gehirnzellen angreifen“, erklärt Prof. Rothhammer. „Wir wissen, dass die Entzündungsherde im Gehirn Symptome verursachen, die nach und nach wieder abflauen; wir sprechen von Schüben.“ Was die Wissenschaftler allerdings noch nicht verstehen: In der Spätphase der Erkrankung kommt es zu keiner neuen Attacke, sondern Immunzellen, die zu früheren Zeitpunkten ins Gehirn eingewandert sind, interagieren mit Gliazellen und Neuronen und bedingen so den Untergang von Nervenzellen und Hüllstrukturen. Aber wie genau und warum? „Diese Vorgänge möchten wir durch unsere Arbeit besser verstehen, damit wir in Zukunft auch Spätphasen der MS behandeln können“, sagt Veit Rothhammer.
 
Vom Krankenbett ins Labor und wieder zurück
Im Moment leben in Deutschland schätzungsweise 220.000 bis 250.000 Menschen mit Multipler Sklerose. Die Ärzte und Pflegefachkräfte in der Neurologie des Uni-Klinikums Erlangen behandeln jährlich rund 2.000 Betroffene. „Unsere MS-Patienten begleiten wir oft über viele Jahre, teils Jahrzehnte“, weiß Prof. Rothhammer, der für die Spezialambulanz für Multiple Sklerose und Neuroimmunologie und das dazugehörige Labor verantwortlich ist. „Eine große Klinik mit entsprechend vielen Patienten, wie hier in Erlangen, bietet ideale Voraussetzungen für eine Krankenversorgung auf höchstem Niveau. Die enge Zusammenarbeit mit unseren niedergelassenen Kollegen ist hierbei von zentraler Bedeutung, um jeden Patienten bestmöglich zu betreuen und maßgeschneiderte Behandlungsstrategien zu erarbeiten. Die enge Verzahnung zwischen Krankenversorgung und Wissenschaft ist darüber hinaus eine optimale Basis für die klinische und die experimentelle Forschung. Indem wir neue Erkenntnisse aus dem Labor ans Krankenbett übertragen, aber auch Erfahrungen von der Station und aus der Hochschulambulanz in die wissenschaftliche Arbeit einfließen lassen, können wir komplexe Fragestellungen umfassend bearbeiten und so innovative Therapieansätze entwickeln.“
 
Vorstellen und vernetzen
Zwar hat er in Erlangen bisher nie gelebt und gearbeitet, doch nicht alles ist neu für Prof. Rothhammer. Unter den neuen Kollegen sind einige alte Bekannte, mit denen er in der Vergangenheit schon in der Klinik und bei Forschungsprojekten zusammengearbeitet hat. „Im Moment führe ich trotzdem viele Gespräche, um mich vorzustellen, gemeinsame Ideen und Vorhaben zu entwickeln“, berichtet er. „Ich freue mich auf Kooperationen mit anderen Fachdisziplinen des Uni-Klinikums Erlangen – aber auch darüber hinaus. Dank der Nachbarschaft zur Universität ergeben sich weitere interessante Vernetzungsmöglichkeiten, beispielsweise mit Einrichtungen der Naturwissenschaftlichen Fakultät.“
 
Ungebremster Forscherdrang
Nach seinem Medizinstudium in Würzburg nahm Veit Rothhammer seine erste Stelle in Düsseldorf an. „Für die Neurologie hatte ich mich im Laufe des Studiums entschieden. An dem Fachgebiet gefällt mir insbesondere, dass man auf Basis der klinischen Untersuchung häufig schon vermuten kann, in welchem Bereich des Nervensystems das Problem besteht“, erläutert er und ergänzt: „Außerdem hat die Disziplin enormes Potenzial sowohl in der Klinik als auch in der Forschung. Es gibt so viele neurologische Krankheitsbilder, die wir noch nicht vollständig verstehen.“ Mit seinem Mentor Prof. Dr. Bernhard Hemmer wechselte Dr. Rothhammer von Düsseldorf nach München, wo er in dessen Arbeitsgruppe sowie in der Gruppe von Prof. Dr. Thomas Korn tätig war. 2014 ermöglichte ihm ein Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) einen vierjährigen Forschungsaufenthalt an der Harvard Medical School in Boston (USA) in der renommierten Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Francisco Quintana. Hier richtete Veit Rothhammer seinen Fokus erstmals intensiv auf die Gliazellen und ihre Rolle bei neuroimmunologischen Erkrankungen.
 
Zurück in München vertiefte Prof. Rothhammer seine Forschungsarbeit weiter und warb renommierte Fördermittel ein: darunter einen ERC Starting Grant des Europäischen Forschungsrats in Höhe von 1,5 Millionen Euro und ein Heisenberg-Stipendium der DFG. Außerdem ist er am DFG-Sonderforschungsbereich/Transregio 274 „Checkpoints in der Regeneration des zentralen Nervensystems“ beteiligt. Bleibt da noch Zeit für anderes? „Nicht viel“, lacht Veit Rothhammer, der in seiner Freizeit gerne klassische Literatur zur Hand nimmt. „Zum Ausgleich gehe ich joggen. Ich freue mich auf neue Laufrunden durch den Meilwald oder den Tennenloher Forst.“
 
Weitere Informationen:
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29.10.2020 Neue Regenerationsansätze bei Sehnenverletzungen
uni | mediendienst | forschung Nr. 65/2020

EU fördert internationales Konsortium mit 4 Millionen Euro

Sehnenverletzungen nehmen weltweit zu. Um neue therapeutische und diagnostische Möglichkeiten zur Behandlung von Sehenversetzungen unter zur Hilfenahme der Nanomedizin zu entwickeln, fördert die EU im Rahmen des Forschungsprogramms „Horizon 2020“ das Konsortium „P4 FIT“ für die nächsten vier Jahren mit rund 4 Millionen Euro. Zu den Mitgliedern gehört unter anderem auch die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU).

Werden Bänder und Sehnen falsch oder überbelastet, kommt es zu feinen Rissen, sogenannten Mikrorupturen in dem Gewebe, und schließlich zu Entzündungen. Die Folge sind Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Da sich Sehnen im Vergleich zu Muskeln oder Knochen schlechter regenerieren, ist der Heilungsprozess oft langwierig. Hier setzt das neue Konsortium P4 FIT an. Ziel der beteiligten Forscherinnen und Forscher ist es, verschiedene medizinische Forschungsansätze zu kombinieren. Dabei sollen Nanopartikel zum Einsatz kommen, die mehrere spezifische Wirkstoffe beinhalten – sogenannte Multidrug-Nanovektoren. Die Sehnen sollen mittels Tissue Engineering, also die Züchtung von künstlichem Gewebe, sowie durch pharmakologische Konzepte, Wirkstoffe, die das Immunsystem in gewünschter Weise verändern, generiert werden.

 Elektrospinnen für die Sehnenreparatur

Neben den sechs Konsortiumsmitgliedern besteht P4 FIT aus 21 weiteren Partnerorganisationen. Insgesamt werden 15 Nachwuchsforscherinnen und -forscher durch das Projekt finanziert. Die Federführung bei P4 FIT hat die Universität Helsinki inne. Der Fokus des Programms liegt dabei darauf, Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in diesem Bereich auszubilden. An der FAU ist das Projekt am Lehrstuhl für Werkstoffwissenschaften (Biomaterialien) von Prof. Aldo R. Boccaccini angesiedelt. Hier werden drei Doktoranden an der Herstellung und Charakterisierung innovativer Gewebegerüste, die mit Multidrug-Nanovektoren für die Sehnenreparatur beladen sind, forschen. Eine der Haupttechniken, die am Lehrstuhl für Biomaterialien für dieses Projekt zur Verfügung stehen, ist das Elektrospinnen. Damit können faserige Biopolymerstrukturen hergestellt werden, die der natürlichen Morphologie von Sehnen entsprechen.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Aldo R. Boccaccini

Lehrstuhl für Werkstoffwissenschaften (Biomaterialien)

aldo.boccaccini@fau.de

23.10.2020 Krankheitszeichen im MRT noch früher erkennen
uni | mediendienst | forschung Nr. 64/2020

Forscher von FAU und der TU Graz wollen durch spezielles Verfahren den Zellstoffwechsel in der Bildgebung deutlicher sichtbar machen.

Mit Hilfe der Magnetresonanztomografie (MRT) lassen sich in der heutigen Medizin vor allem die Weichteile im menschlichen Körper sehr gut darstellen – und helfen in der Diagnostik, Veränderungen wie Tumoren zu erkennen. Viele Erkrankungen lösen allerdings bereits Veränderungen im Zellstoffwechsel aus, bevor im MRT tatsächlich eine substanzielle Strukturveränderung des Gewebes zu erkennen ist. Ein Forschungsteam der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) um Prof. Dr. Moritz Zaiß, Professur für Multimodale Bildgebung in der klinischen Forschung, und der Technischen Universität Graz arbeitet jetzt an einem Verfahren, um bereits diese Stoffwechseländerungen im MRT sichtbar zu machen und so einen wichtigen Beitrag für die Früherkennung von Krankheiten durch MR-Biomarker zu leisten. Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem österreichischen Fonds zur Förderung wissenschaftlicher Forschung mit 650.000 Euro gefördert.

 Magnetresonanztomografie ist ein in der Medizin sehr bedeutendes Untersuchungsverfahren, mit dem – anders als beim Röntgen, das Knochenstrukturen sichtbar macht – vor allem die Weichteile des Körpers und verschiedene Gewebetypen mit einer hohen räumlichen Auflösung dargestellt werden können. Der Grund: Mit Hilfe des Magnetfeldes im MRT lassen sich die Protonen im Kern von Wasserstoffatomen räumlich aufgelöst messen – und damit auch das Körpergewebe, das ja zu großen Teil aus Wasser besteht.

Für die Diagnostik, gerade für die Früherkennung bestimmter Erkrankungen, wäre es allerdings wichtig, Gewebeveränderungen bereits in einem Stadium zu identifizieren, wenn sich lediglich im Zellstoffwechsel Unregelmäßigkeiten finden – typische frühe Anzeichen, dass etwas mit der Zelle nicht stimmt.  Könnte man diesen Zellstoffwechsel ebenfalls in 3D sichtbar machen und auf diese Weise feststellen, wie hoch zum Beispiel der Kreatin-Gehalt oder der pH-Wert an bestimmten Stellen im Gewebe ist, wäre dies ein immenser Gewinn für die Medizin. Denn solche Werte sind häufig so genannte Biomarker, also messbare Hinweise im Körper auf bestimmte Erkrankungen.

Grundsätzlich könnte die Magnetresonanztomografie dies leisten, gerade die neuen leistungsstarken Hochfeld-Magnetresonanztomografen mit Feldstärken von sieben Tesla oder mehr. In verschiedenen Molekülen nämlich, die in der zellulären Struktur oder im Zellstoffwechsel vorkommen – etwa Proteine und Stoffwechselzwischenprodukte, so genannte Metaboliten – sind ebenfalls Wasserstoffatome enthalten sind, allerdings in deutlich geringerer Konzentration als in Wasser selbst. Ein Lösungsansatz ist das so genannte CEST-MRT: Die Abkürzung CEST steht für den „chemical exchange saturation transfer“, ein Verfahren, das sich den chemischen Prozess des Protonenaustauschs zu Nutze macht, um die Sensitivität des MRT so zu erhöhen, dass es auch auf die geringen Konzentrationen von Wasserstoffprotonen in Proteinen und Metaboliten anspringt. Das interessante an der CEST-MRT-Methode ist, dass sie nicht-invasiv ist und keine Kontrastmittel benötigt.

Für eine Nutzung von CEST-MRT als Standard in der Diagnostik sind allerdings noch einige Hürden zu nehmen: Aktuell zum Beispiel dauert eine Untersuchung, um genügend hohe Mengen an Daten zu erheben, noch zu lange und könnte Patientinnen oder Patienten überfordern. Auch die Auswertung der Datenmassen und die optimale Steuerung des CEST-MRT – die Forscher setzen dafür Radiofrequenzsignale ein – sind ungelöste Probleme.

Prof. Dr. Moritz Zaiß und seine Kolleginnen und Kollegen aus den Fachbereichen Physik, Radiologie, Ingenieurwesen und Mathematik wollen zwei Lösungsansätze parallel verfolgen: Zum einen setzen sie darauf, perfekte passende Radiofrequenzsignale zu entwickeln. Gleichzeitig wollen sie die Untersuchung durch neuartige Mess- und Rekonstruktionsverfahren um mehr als das zehnfache beschleunigen. Dafür arbeiten sie vor allem am Ultra-Hochfeld-MRT Magnetom Terra, den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der FAU und des Universitätsklinikums Erlangen selbst mit entwickelt haben (https://www.fau.de/2019/09/header/fau-forscher-fuer-deutschen-zukunftspreis-nominiert/). So hoffen die Forscher, einen entscheidenden Beitrag zu leisten für eine bessere und patientenfreundliche Erfassung molekularer Information durch die Magnetresonanzbildgebung – und damit eine Basis zu schaffen für eine breitere klinische Anwendung in der Biomarker-Bildgebung und der Präzisionsmedizin.

 Weitere Informationen:

Prof. Dr. Moritz Zaiß

Professur für Multimodale Bildgebung in der klinischen Forschung

Tel.: 09131/85-39388 oder -25530

moritz.zaiss@uk-erlangen.de

 Alle Pressemitteilungen sowie Pressebilder finden Sie auch unter http://www.fau.de/tag/presse-6/  

23.10.2020 Mit Daten Menschen in allen Lebensphasen gesund halten
Pressemitteilung der FAU

Curious-Mind-Forscherpreis für FAU-Informatiker Prof. Dr. Björn Eskofier

Die Hall of Fame der deutschen Forschung würdigt jedes Jahr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die durch ihre Leistung Deutschland als Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort zukunftsfähig machen. Prof. Dr. Björn Eskofier vom Lehrstuhl für Informatik 14 (Maschinelles Lernen und Datenanalytik) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) erhält in diesem Jahr den „Curious-Mind-Forscherpreis“ in der Kategorie Life Sciences, vergeben vom Manager Magazin und der Firma Merck. Der Preis zeichnet Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler unter 40 Jahren aus, deren Arbeit schon heute erkennen lässt, dass sie Impulse für die Zukunft der deutschen Wirtschaft geben wird. Wir haben Prof. Eskofier zu seiner Forschung und ihrer Bedeutung für die Wirtschaft befragt.

Prof. Eskofier, Sie beschäftigen sich mit maschinellem Lernen und Datenanalytik. Wo finden sich hier die Berührungspunkte zum Thema Life Sciences?

In meinem Forschungsgebiet sind wir besonders gut darin, in großen Datenmengen Zusammenhänge zu erkennen. Weil gerade in den Life Sciences solche großen Datenmengen vorliegen, ist die Zusammenarbeit sehr fruchtbar. Dazu kommt, dass durch maschinelles Lernen und Datenanalytik erzielte Ergebnisse nachvollziehbar und objektiv sind, also nicht von subjektiven Einschätzungen wie beispielsweise in der medizinischen Diagnostik abhängig sind.

Warum sind Kooperationen mit Wirtschaftsunternehmen so wichtig für Ihre Arbeit?

Mir ist es in der Forschung wichtig, sowohl zu den Grundlagen beizutragen, als auch relevante Anwendungen zu ermöglichen. Gerade in der Kooperation mit Wirtschaftsunternehmen können wir unser Wissen einbringen, um Anwendungen zu optimieren und damit die Ergebnisse für den Menschen zu verbessern. In diesem Prozess steckt unheimlich viel Innovationspotenzial – denn auch die Fragestellungen von Unternehmen liefern oft den nächsten Ansatzpunkt für unsere Forschung.

Einer Ihrer Forschungsschwerpunkte sind intelligente Gesundheitssysteme. Welchen Beitrag können Sie hiermit zu einer verbesserten Lebensqualität leisten?

Es ist schon seit Jahren absehbar, dass Faktoren wie die demografische Entwicklung die Kosten der Gesundheitsversorgung so stark erhöhen, dass Gesundheitssysteme weltweit an ihre Grenzen stoßen. Um dies zu verhindern, konzentriert sich einer unserer Ansätze darauf, Menschen durch sogenannte Primär- und Sekundärprävention in allen Lebensphasen „gesund zu halten“. Dies erfordert die Entwicklung sensorbasierter Unterstützungssysteme, welche die Gesundheit und damit die Lebensqualität auch der alternden Bevölkerung verbessern sollen.

Was bedeutet die Verleihung des Curious-Minds-Forscherpreises für Sie persönlich?

Als der Anruf vom Manager Magazin kam, dass ich den Preis gewonnen habe, war ich erstmal völlig aus dem Häuschen. Schließlich bewerben sich auf solche Preise hunderte, äußerst fähige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Umso mehr hat es mich gefreut, dass mit diesem Preis natürlich auch der eigene Beitrag positiv bewertet und ausgezeichnet wird – und der Beitrag meines Teams, ohne den solche Erfolge nicht möglich wären. Deshalb erhöht der Preis für mich persönlich die Motivation, mit dem gleichen Enthusiasmus weiter zu forschen, und für mein Team wird es sicher eine ordentliche Party geben – natürlich erst dann, wenn das auch wieder möglich ist.

 Weitere Informationen:

Prof. Dr. Björn Eskofier

Lehrstuhl für Informatik 14 (Maschinelles Lernen und Datenanalytik)

Tel.: 09131/85-27297

bjoern.eskofier@fau.de

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15.10.2020 Hohe Nachfrage bei Grippeimpfungen
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

„Naturgemäß verkürzen Politiker-Schlagzeilen manchmal komplizierte Sachverhalte, daher kann ich die Aussage von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, es bestünden ‚Keine Engpässe bei Grippeimpfstoffen‘ nicht so stehen lassen“, sagt Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK). Fakt sei, dass in Bayern viele Praxen noch nicht einmal die vorbestellten Impfstoffe komplett erhalten hätten. Nachbestellungen seien derzeit zwar möglich, jedoch zeitlich nicht absehbar. „Ob in Zukunft fristgerecht geliefert werden wird, ist eine Hypothek auf die Zu-kunft“, so Bayerns Kammerchef. Die Nachfrage bei Grippeimpfungen sei in diesem Jahr auch in Bayern sehr hoch. Daher seien in einigen Hausarztpraxen die ersten Impfdosen bereits verimpft. Quitterers Appell an die Politik: „Nicht nur die Bevölkerung zum Impfen aufrufen, sondern auch sicherstellen, dass die impfwilligen Patientinnen und Patienten, vor allem die Risikopatienten und chronisch Kranken, diese Impfung auch erhalten können.“

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10.10.2020 Professionelle Impfberatung
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Die Delegierten des 79. Bayerischen Ärztetages (BÄT) forderten bei ihrer Arbeitstagung am 10. Oktober den Gesetzgeber auf, sicherzustellen, dass Schutzimpfungen als komplexe spezifische Prophylaxe im Kontext aller potenziellen Präventionsleistungen in ärztlicher Kompetenz verbleiben.

Die Pilotprojekte nach § 132j Sozialgesetzbuch V (Grippeimpfung durch Apotheker) müssten zügig evaluiert werden, auch hinsichtlich etwaiger Zwischenfälle. Die Evaluation sollte auch untersuchen, ob durch eventuell unterlassene Arztbesuche ärztliche Präventionsbemühungen unterlaufen werden. Besonderes Augenmerk müsse in den Regionen, in denen die Modellversuche zur Grippeimpfung in Apotheken laufen, auch der gerechten Verteilung des Impfstoffes im Fall der Verknappung geschenkt werden. Es könne nicht angehen, dass in Arztpraxen Patienten, die nicht unter die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts fallen, mit Rücksicht auf knapp werdende Ressourcen unter Um-ständen nicht geimpft werden, dann in Apotheken geimpft werden. Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege wurde aufgefordert, regelmäßig über die in Bayern zur Verfügung stehenden Impfdosen zu berichten und Empfehlungen hinsichtlich des zu impfenden Personen-kreises abzugeben, an die sich die Ärzte und Apotheker gleichermaßen halten sollen.

Durch die Ärzteschaft könne eine Diagnose möglicher akuter Erkrankungen und die Erfassung des komplexen Impfstatus der Patientinnen und Patienten erfolgen und notwendige Impfungen möglichst passgenau, niedrigschwellig und in Kombination ärztlich injiziert und begleitet werden. Im Falle von seltenen, aber durchaus schwerwiegenden Impfkomplikationen, wie etwa allergischen Reaktionen, könnten so ärztliche Notfallmaßnahmen ohne gefährliche Zeitverzögerung eingeleitet werden. Der Arztbesuch könne darüber hinaus als adäquater Anlass zur professionellen Beratung und Zuleitung zu weiteren Präventionsangeboten genutzt werden. So könne das vertrauensvolle Arzt-Patienten-Verhältnis nicht nur die Durch-führung der notwendigen (Kombinations-)Impfung im Gesamtkontext der potenziellen Präventionsleistungen ermöglichen, sondern auch zur Förderung und Prägung des Gesundheitsbewusstseins beitragen.

10.10.2020 Aussagekraft von PCR-Tests auf SARS-CoV-2 erhöhen
Pressemitteilung der Bayerischen Landesärztekammer

Die Delegierten des 79. Bayerischen Ärztetags haben am 10. Oktober in München die Bayerische Staatsregierung dazu aufgefordert, Anstrengungen zu unternehmen, die millionenfach durchgeführten RT-PCR-Tests auf SARS-CoV-2 mit Aussagekraft zur tatsächlichen Infektiosität eines Trägers des Coronavirus auszustatten.

In mehreren wissenschaftlichen Arbeiten sei der Zusammenhang zwischen der Zahl der Amplifikationszyklen im PCR-Zyklus bis zum Auftreten eines positiven Signals und der Nachweisbarkeit eines kultivierbaren Virus belegt worden, so der Beschlusstext.

Im Rahmen eines PCR-Tests werden die in einer Probe enthaltenen Erb-gutspuren in mehreren Zyklen immer wieder verdoppelt. Ist eine einzelne Spur des Virus vorhanden, so sind es nach dem zweiten Zyklus bereits zwei, nach drei Zyklen vier, nach zehn 1.024 etc., bis zum Auftreten eines positiven Signals. Bei Proben mit viel Virusmaterial schlägt der Test relativ schnell an. Sind dazu mehr als 35 Runden nötig, trägt der Patient laut führenden Virologen in der Regel aber eine geringe Viruslast in sich, die mit großer Wahrscheinlichkeit nicht vermehrungsfähig ist.

Nach Ansicht des Ärztetags sollten einschränkende infektionshygienische Maßnahmen auf solche PCR-positive Personen beschränkt werden, bei denen ein nennenswertes – im politischen Diskurs festzulegendes – Risiko für die Weiterverbreitung von COVID-19 bestehe.

Derzeit sieht die Gesetzeslage vor, dass sich alle positiv auf das Virus getesteten Personen in Quarantäne begeben müssen.

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09.10.2020 Neues Medikament gegen Darmerkrankung Colitis ulcerosa getestet
uni | mediendienst | aktuell Nr. 107/2020

Internationale klinische Phase-II-Studie unter Erlanger Leitung veröffentlicht

Colitis ulcerosa ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED), die weltweit immer häufiger vorkommt. Die Patienten leiden an anhaltenden blutigen Durchfällen und krampfartigen Bauchschmerzen, die die Lebensqualität oft stark beeinträchtigen. Therapieziel ist es, einen akuten Schub der Erkrankung erfolgreich zu behandeln, erneute Schübe zu verhindern und die entzündlichen Veränderungen der Darmschleimhaut zum Abheilen zu bringen. Prof. Dr. Raja Atreya, Leiter des Schwerpunkts CED sowie Oberarzt der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof Dr. Markus F. Neurath) und des Deutschen Zentrums Immuntherapie am Universitätsklinikum Erlangen, leitete deshalb eine klinische Phase-II-Studie an 91 Zentren in zwölf europäischen Ländern, die einen neuartigen Behandlungsansatz zur Behandlung der Colitis ulcerosa testete. Die Ergebnisse wurden jetzt im Fachmagazin Lancet Gastroenterology & Hepatology veröffentlicht.

 Im Rahmen der von Prof. Atreya geleiteten klinischen Studie wurde der neue Wirkstoff Cobitolimod lokal als Klysma (Einlauf) bei Colitis-ulcerosa-Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Krankheitsaktivität eingesetzt. „Die Mehrzahl der Colitis-ulcerosa-Patienten ist von der sogenannten linksseitigen Colitis betroffen. In die Studie wurden deshalb gezielt Patienten mit linksseitiger Ausdehnung der Darmentzündung eingeschlossen. Bei diesen Probanden werden die entzündeten Areale mit dem als Klysma verabreichten Wirkstoff gezielt und komplett bedeckt. Die anderen von der Entzündung nicht betroffenen Abschnitte des Dickdarms bleiben hingegen frei“, erläutert Raja Atreya.

 Der Wirkstoff Cobitolimod bindet an einen spezifischen Rezeptor – den Toll-like Rezeptor 9 (TLR9). Dieser erkennt Strukturen, die ausschließlich auf oder in Krankheitserregern vorkommen. Dank dieser Bindung wird das körpereigene Immunsystem der behandelten Patienten moduliert. „Schon 2019 haben wir unter Federführung von Dr. Heike Schmitt aus meiner Arbeitsgruppe den Wirkmechanismus des neuen Medikaments entschlüsselt“, sagt Prof. Atreya. „Wir konnten zeigen, dass Cobitolimod durch die Modulation des Rezeptors TLR9 in der Lage ist, die Bildung von entzündungsfördernden Zellen im Darm zu unterdrücken und dafür die Bildung von entzündungshemmenden Zellen zu stimulieren, die letztlich die Entzündung im Darm zurückdrängen.“

 Für die klinische Phase-II-Studie, die vor allem die Wirksamkeit, den Dosierungsrahmen und die Sicherheit von Cobitolimod ermitteln sollte, wurden 213 Patienten mit mittelschwerer bis schwerer linksseitiger Colitis ulcerosa nach dem Zufallsprinzip in Gruppen eingeteilt. Ihnen wurden innerhalb von drei Wochen entweder verschiedene Dosen von Cobitolimod (zweimal 31 Milligramm, zweimal 125 Milligramm, viermal 125 Milligramm oder zweimal 250 Milligramm) oder ein Scheinmedikament (Placebo) als Klysma verabreicht. Die Behandlung zielte darauf ab, die klinische Erkrankungsaktivität zu stoppen und die entzündete Darmschleimhaut zum Abheilen zu bringen (klinische Remission).

 Für diejenigen Patienten, die mit zweimal 250 Milligramm Cobitolimod die jeweils höchste Dosierung bekamen – zu Beginn und drei Wochen später –, konnte eine statistisch signifikante Überlegenheit gegenüber dem Placebo nachgewiesen werden. Mit zweimal 250 Milligramm Cobitolimod erreichten 21,4 Prozent der Behandelten die gewünschte klinische Remission bereits zu Woche sechs. Bei den mit dem Placebo behandelten Patienten waren es nur 6,8 Prozent.

 „Aufgrund der lokalen Applikation als Klysma erreicht der Wirkstoff am Ort der Entzündung im Darm eine hohe Konzentration und wir erzielen dort einen sehr starken antientzündlichen Effekt. Die lokale Anwendung als Klysma sorgt auch für die Sicherheit und gute Verträglichkeit des Medikaments, da der gesamte Körper nur minimalsten Mengen der Substanz ausgesetzt wird“, erläutert Raja Atreya. „Das spiegelt sich auch darin wider, dass es durch Cobitolimod bei den Behandelten – im Vergleich zur Placebogruppe – keine zusätzlichen Nebenwirkungen gab.“

 Mit International Award ausgezeichnet

Für die aktuelle Studie wurde Prof. Atreya mit dem International Award der renommierten US-amerikanischen Fachgesellschaft American College of Gastroenterology ausgezeichnet. Eine weitere klinische Studie zu Cobitolimod, die im Idealfall zur Zulassung des Medikaments zur Behandlung der Colitis ulcerosa führt, befindet sich bereits in Planung.

 Link zur Studie: https://www.thelancet.com/journals/langas/article/PIIS2468-1253(20)30301-0/fulltext

 Weitere Informationen:

 Prof. Dr. Raja Atreya

Tel.: 09131 85-35204

raja.atreya@uk-erlangen.de

06.10.2020 Tragen Kinder zur unkontrollierten SARS-CoV-2-Ausbreitung bei?
uni | mediendienst | forschung Nr. 57/2020

Uni-Klinikum Erlangen an bayernweiter Studie „COVID Kids Bavaria“ beteiligt – Testungen starten Mitte Oktober 2020
Stellen Kinderbetreuungsstätten eine Gefahr für eine unkontrollierte Ausbreitung des Virus SARS-CoV-2 dar? Welchen Einfluss hat die COVID-19-Pandemie auf die Kindergesundheit? Diese zentralen Fragen soll die flächendeckende Studie „COVID Kids Bavaria“, an der auch das Universitätsklinikum Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) beteiligt ist, beantworten. Bis Januar 2020 werden über 12.000 Corona-Abstriche in 138 bayerischen Grundschulen, Kinderkrippen und Kindergärten gesammelt und auf das Virus untersucht. Getestet werden Kinder im Alter zwischen einem und zehn Jahren sowie Lehrer und Betreuer. Erste Ergebnisse gibt es voraussichtlich im Frühjahr 2021. „COVID Kids Bavaria“ wird von der Ludwig-Maximilians-Universität München koordiniert; die Uni-Klinika Erlangen, Augsburg, Regensburg und Würzburg sowie das Klinikum rechts der Isar sind Kooperationspartner. Der Freistaat Bayern trägt die Studienkosten in Höhe von einer Million Euro.

Nach den Pfingstferien besuchten die ersten Schüler in Bayern wieder die Schule. Im Juli durften auch alle Kindergarten- und Krippenkinder in ihre Einrichtungen zurückkehren. Seitdem begleiten Forschungsteams an den sechs bayerischen Uni-Klinika die Öffnung von Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen wissenschaftlich. Fragen der „COVID Kids Bavaria“-Studie: Können die Einrichtungen wie bisher geöffnet bleiben oder geht von Kindern eine erhöhte und unkontrollierbare Ansteckungsgefahr aus? „Wir haben bisher keine umfassenden und wissenschaftlich belastbaren Daten zu der Frage, wie infektiös Klein- und Schulkinder tatsächlich sind. Dieses Wissen wollen wir jetzt gewinnen“, erklärt Prof. Dr. Joachim Wölfle, Direktor der Kinder- und Jugendklinik des Uni-Klinikums Erlangen.

Erlangen: Abstrichentnahme ab Mitte Oktober 2020

Geleitet wird das Erlanger Studienteam von Prof. Dr. Antje Neubert. Die Forschungsgruppe ist für die Probenentnahme in den acht Bundestagswahlkreisen Erlangen, Bamberg, Bayreuth, Hof, Fürth, Nürnberg Nord, Nürnberg Süd und Roth zuständig. „Wir machen Rachenabstriche in je einer ausgewählten Grundschule und ein bis zwei Kinderbetreuungseinrichtungen pro Wahlkreis. Natürlich sind die Abstriche freiwillig – Elternbeiräte, Erzieher und natürlich auch die Eltern und die Kinder selbst müssen zustimmen“, erklärt Antje Neubert, Leiterin der Zentrale für Klinische Studien in der Kinderklinik. Allein das Erlanger Forschungsteam sammelt so an drei Erhebungszeitpunkten im Oktober 2020, zum Jahresende 2020 und zu Beginn des Jahres 2021 ca. 1.500 bis 2.000 Abstriche. „Wir sind immer noch auf der Suche nach Grundschulen und Kindertagesstätten, die an der Erhebung teilnehmen wollen. Denn der Status quo der Öffnungen kann nur erhalten bleiben, wenn wir auch wissenschaftlich begründen können, dass das jetzige Prozedere tatsächlich unproblematisch ist“, appelliert Prof. Neubert.

In ganz Bayern sollen in je 46 Grundschulen, Kinderkrippen und Kindergärten Atemwegsproben entnommen werden – insgesamt über 12.000 Stück. Diese schicken die sechs regionalen Forschungsteams zur Testung an das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Oberschleißheim. „Wenn ein Kind, ein Betreuer oder Lehrer in ‚unseren‘ Wahlkreisen positiv getestet wird, übergeben wir den Fall an das jeweilige lokale Gesundheitsamt, das das weitere Vorgehen festlegt“, erläutert Dr. Irmgard Toni vom Erlanger Studienteam. Unterwegs sind die mobilen Forschungsteams mit Fahrzeugen, die die BMW AG extra für „COVID Kids Bavaria“ zur Verfügung gestellt hat.
Neben den geplanten 12.000 Corona-PCR-Tests (Polymerase-Ketten-Reaktion) im Labor werden mithilfe von Online-Fragebögen auch psychosoziale Faktoren evaluiert. So geht es darin etwa um die Frage, ob und wie stark sich die COVID-19-Pandemie auf die Befindlichkeit und die Gesundheit von Kindern ausgewirkt hat – ob zum Beispiel geplante Arztbesuche aus Sorge vor einer Ansteckung abgesagt wurden oder ob das Kind Probleme mit dem Mund-Nasen-Schutz hatte.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Antje Neubert

Tel.: 09131 85-41100

ki-covidkids@uk-erlangen.de

 

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06.10.2020 7. Lauf gegen Krebs – die Aktionswoche beginnt
uni | mediendienst | aktuell Nr. 103/2020

Anmeldungen bis zum Zeitraumende am 18. Oktober 2020 möglich – alle können teilnehmen!
 
Bereits zum siebten Mal findet der Lauf gegen Krebs statt – in diesem Jahr allerdings virtuell. Im Zeitraum vom 10. bis 18. Oktober 2020 können Teilnehmende Lauf- oder Radrunden sammeln, sich anderweitig sportlich, aber auch künstlerisch oder musikalisch betätigen und ihre Leistung mittels „Action-Foto“ und GPS-Tracking auf der Website festhalten. Zur Veranstaltung lädt der Verein für Ernährungsmedizin, Bewegung & Sport bei Krebs e. V. in Kooperation mit dem Hector-Center für Ernährung, Bewegung und Sport der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath) des Universitätsklinikums Erlangen und dem Comprehensive Cancer Center Erlangen-EMN (Direktor: Prof. Dr. Matthias W. Beckmann) ein. Ziel ist es, auch in diesem Jahr zu signalisieren, wie wichtig Sport und Bewegung für die Gesundheit sind und gleichzeitig einen Beitrag für die Krebsforschung zu leisten. So unterstützen auch heuer die U23-Fußballer der SPVGG GREUTHER FÜRTH den Benefizlauf, indem sie einen Trainingslauf beisteuern werden.
 
Der virtuelle Lauf kann überall allein oder in einer kleinen Gruppe (mit der zulässigen Personenzahl entsprechend den aktuellen Kontaktbeschränkungen) stattfinden: im Wald, auf der Straße oder auf dem Laufband. Auch Radfahren, andere sportliche Aktivitäten und künstlerische sowie musikalische Darbietungen zählen in diesem Jahr dazu. Anmeldungen sind einzeln oder auch als Team für den Bambini-Lauf (unter 6 Jahre), den Lauf für Schülerinnen und Schüler (6 bis 13 Jahre), den Lauf für Jugendliche (ab 14 Jahre) und Erwachsene, den Novartis-Run 25', die X-Road-Biketour, für eine andere sportliche Aktivität und für eine künstlerische oder musikalische Betätigung möglich. Die Beteiligung am virtuellen Lauf gegen Krebs ist kostenlos, eine Anmeldung ist ab sofort bis zum Ende des Veranstaltungszeitraums am 18. Oktober 2020, um 20.00 Uhr, möglich. Über Preise freuen dürfen sich die Kindergartengruppe oder der Verein mit den meisten Teilnehmenden beim Bambini-Lauf, die ersten drei Schulklassen mit den meisten Teilnehmenden im Schülerlauf (im Verhältnis zur Gesamtschülerzahl) sowie die ersten drei Läuferinnen und die ersten drei Läufer, die beim Novartis-Run in 25 Minuten die längste Strecke gelaufen sind. Diese Leistung muss mit einem Lauf-Tracker dokumentiert werden.
 
Auch mit dem 7. Lauf gegen Krebs möchten die Organisatorinnen und Organisatoren ein Zeichen für die Bedeutung von Bewegung und Ernährung in der Vorsorge und der Therapie einer onkologischen Erkrankung setzen. Wer die ernährungs- und sportmedizinische Therapie bei Krebserkrankungen unterstützen möchte, kann an den gemeinnützigen Verein spenden – unabhängig von der aktiven Teilnahme am Lauf.
 
Website des Laufs gegen Krebs mit weiteren Informationen und Link zur Anmeldung: www.laufgegenkrebs.de
 
Weitere Informationen:
Ursula Nastri-Niederweis
Tel.: 09131 85-46826
ursula.nastri-niederweis@uk-erlangen.de
 
 
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05.10.2020 Pandemie und Digitalisierung
Pressemeldung de Bayerischen Landesärztekammer

 Im Leitartikel der Oktober-Ausgabe des Bayerischen Ärzteblatts erläutert Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), dass er einen flächendeckenden Ausbau der technischen Infrastruktur zur Durchführung von zertifizierten Videokonferenzen zwischen Ärzten und ihren Patienten für erforderlich halte.

Seit Beginn der Pandemie würden Video- und Telefonsprechstunden vermehrt in Anspruch genommen, da viele Patientinnen und Patienten, welche Risikogruppen angehören, aus Angst vor einer Infektion teilweise dringend notwendige persönliche Besuche bei ihrem Arzt nicht auf sich nehmen wollten. „In einem solchen Fall stellt diese Form des Arzt-Patienten-Kontaktes ein adäquates Mittel dar, um unseren Patienten eine Behandlung anzubieten, auch wenn sie selbstverständlich den persönlichen Austausch mit dem Arzt und Präsenzuntersuchungen nicht ersetzen kann“, so der Präsident. Kritisch sieht Quitterer in diesem Zusammenhang einige expandierende telemedizinische Anbieter, welche ausschließlich im virtuellen Raum agierten. Mit Lockrufen nach schnellen Terminen, keinen Wartezeiten oder Online-Bescheinigungen für Schulen gelinge es diesen Unternehmen zunehmend, an Marktmacht zu gewinnen. Gleichzeitig trügen diese Firmen im Gegensatz zu niedergelassenen Ärzten nicht das unternehmerische Risiko einer Praxisgründung und die damit einhergehenden Personal-, Raum-, und Gerätekosten. „Dieses Geschäftsmodell funktioniert vor dem Hintergrund, dass solche Plattformen bei komplexeren Krankheitsfällen oder Komplikationen letzten Endes doch auf den niedergelassenen Arzt oder das Krankenhaus als Rückfallebene zurückgreifen und könnte deshalb durchaus als parasitär bezeichnet werden“, erklärt der Präsident.

Eindeutig zu den positiven Effekten des Digitalisierungsschubs zählt für Quitterer eine stärkere Verbreitung von Telekonsilen sowie von digitalen, sensorgestützten Monitorings bei Patienten in häuslicher Quarantäne, in Pflegeeinrichtungen sowie bei chronisch kranken Patienten. „Gerade die Bewohner von Pflegeheimen, welche durch die Pandemie besonders gefährdet sind, können von einem digitalen, sensorgestützten Monitoring ihrer Vitaldaten profitieren“, so Quitterer.

Mehr zu „Pandemie und Digitalisierung“ lesen Sie im Leitartikel der Oktober-Ausgabe 2020 des Bayerischen Ärzteblatts unter www.bayerisches-aerzteblatt.de.

                                       
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05.10.2020 Wenn Tumorzellen den Halt verlieren
uni | mediendienst | forschung Nr. 56/2020

Kooperationsprojekt von Erlanger und Züricher Wissenschaftlern erhält 900.000 Euro Förderung

Metastasen sind die häufigste Todesursache bei Krebspatienten. Die Streuung von Tumorzellen aus dem Primärtumor in andere Organe hängt unter anderem von der Verbindung zwischen den Tumorzellen und dem sie umgebenden Gewebe ab. Ein Kooperationsprojekt, bei dem Wissenschaftler untersuchen, wie Tumorzellen „den Halt verlieren können“, erhält jetzt eine Förderung in Höhe von 900.000 Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Schweizerischen Nationalfonds. Das Projekt steht unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Stürzl, Inhaber der Professur für Molekulare und Experimentelle Chirurgie der Chirurgischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Robert Grützmann) des Universitätsklinikums Erlangen an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), und Prof. Dr. Michael Scharl, Leiter Forschung der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie des Universitätsspitals Zürich.
Integrine sind Eiweißmoleküle, die sich an der Oberfläche von Zellen befinden und diese mit anderen Zellen sowie mit der sie umgebenden Matrix verbinden. In zurückliegenden Arbeiten fanden Prof. Scharl und Prof. Stürzl bereits heraus, dass Integrin-β-6, das im Normalgewebe fest mit der Oberfläche der Darmzellen verbunden ist, bei Patientinnen und Patienten mit metastasierenden kolorektalen Karzinomen in deutlich erhöhten Konzentrationen im Serum nachweisbar ist. Im aktuellen Kooperationsprojekt gehen die Wissenschaftler nun folgenden Fragen nach: Stellt die Ablösung des Integrins von den Tumorzellen ein aktives Signal zur Aktivierung der Metastasierung dar? Oder handelt es sich um eine Art Nebenreaktion, bei der das Protein während des Gewebsumbaus im Rahmen des Tumorwachstums von den Zellen abgespalten wird, wodurch die Tumorzellen ihren Halt verlieren und aus dem Tumor auswandern können?

Die finanzielle Unterstützung erfolgt im Rahmen einer bilateralen Projektförderung, die besonders die Forschungsinteraktion zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz voranbringen möchte („Lead Agency“-Verfahren D-A-CH). Prof. Stürzl freut sich sehr, dass es gelang, sich im hochkompetitiven Verfahren gegen andere Bewerber durchzusetzen. „Besonders attraktiv ist die Kooperation aufgrund des regelmäßigen Austauschs zwischen den Forschern der beteiligten Institutionen“, erläutert er. „Bei einem Erfolg könnte das Projekt neue Ansätze liefern: zum einen, um das Fortschreiten der Krankheit genauer zu bestimmen; zum anderen, um neue Therapieziele für die Behandlung von Darmkrebs zu definieren.“

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Michael Stürzl
Tel.: 09131/85-39520
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02.10.2020 Hoffnung auf ein eigenes Kind trotz Krebs
uni | mediendienst | aktuell Nr. 102/2020

Bereits zum 100. Mal transplantierten Ärzte des Universitäts-Fortpflanzungszentrums Franken erfolgreich Eierstockgewebe
 

Eine Familie zu gründen, liegt in der Natur der meisten Menschen. Aber der Weg zum eigenen Kind kann mitunter sehr steinig sein. Erkrankt eine Frau etwa an Krebs, wird ihre Fruchtbarkeit durch medikamentöse Therapie und Bestrahlung erheblich beeinträchtigt. Doch auch wenn die Erfüllung des Kinderwunsches nach erfolgreicher Krebsbehandlung aussichtslos scheint, gibt es ein inzwischen etabliertes Verfahren, das Mut macht: die Transplantation von tiefgefrorenem Eierstockgewebe. Ärzte des Universitäts-Fortpflanzungszentrums Franken (Sprecher: Prof. Dr. Matthias W. Beckmann) konnten dadurch nun bereits der 100. Frau zu neuer Fruchtbarkeit verhelfen. Dafür transplantierten sie gesundes Ovarialgewebe, das sie der Patientin vor Beginn der Krebstherapie entnommen hatten.
 
Ein eigenes Kind wollten auch Sandra M. und ihr Mann David immer haben. Als die Braunschweigerin im Alter von 38 Jahren jedoch an Brustkrebs erkrankte, geriet nicht nur ihr Kinderwunsch ins Wanken, sondern ihr ganzes Leben. Von jetzt auf gleich musste sie sich mit Themen wie Chemotherapie, Bestrahlung und Tumor-OP auseinandersetzen. „An Familienplanung war im Moment der Krebsdiagnose überhaupt nicht zu denken“, sagt Sandra M. heute. „Mein behandelnder Onkologe hat uns aber zum Glück darüber aufgeklärt, dass meine Fruchtbarkeit durch die Chemo Schaden nehmen wird. Er hat deshalb empfohlen, uns im Vorfeld der Therapie von Spezialisten behandeln zu lassen. Die Wahl fiel auf das Universitätsklinikum Erlangen, da die Forschung in diesem Bereich bereits damals schon sehr innovativ war. Auch wenn zwischen Braunschweig und Erlangen 430 Kilometer liegen, haben wir den Weg gern auf uns genommen.“
 
Um die Chance auf eine Schwangerschaft nach der Krebsbehandlung zu erhöhen, können neben dem Eierstockgewebe auch Eizellen eingefroren werden. „Diese Therapie setzt allerdings eine hormonelle Stimulationsbehandlung voraus“, erklärt Prof. Dr. Matthias Beckmann, Direktor der Frauenklinik des Universitätsklinikums Erlangen. „Bei Sandra M. war das jedoch nicht möglich, weil die Chemotherapie sehr schnell erfolgen musste. Die Zeit, die nötig ist, um die Eizellen im Körper heranreifen zu lassen, war nicht gegeben. Die Kryokonservierung, also das Einfrieren von Eierstockgewebe in flüssigem Stickstoff, ist hingegen innerhalb von 48 Stunden abgeschlossen, was genau in solchen Fällen ein entscheidender Vorteil ist. Das Verfahren hat sich inzwischen bewährt, wird aber nur in wenigen spezialisierten Kliniken in Deutschland angeboten.“
 
Mutterglück auf Eis
Das konservierte Gewebe kann prinzipiell unendlich lange aufbewahrt werden, ohne Schaden zu nehmen. Nach fast sechs Jahren erfolgreicher Brustkrebstherapie ließ sich Sandra M. jetzt das Eierstockgewebe wieder transplantieren. „Hinter jeder Transplantation steht das Schicksal einer ganzen Familie“, sagt Prof. Beckmann. „Deshalb legen wir größten Wert darauf, jede unserer Patientinnen mit der nötigen Sensibilität und Menschlichkeit zu behandeln.“ Das betonen auch Sandra M. und ihr Mann David: „Wir wurden jederzeit liebevoll umsorgt und haben sogar ein Herzkissen bekommen, das für Brustkrebspatientinnen ein praktischer Alltagshelfer ist. So war die lange Rückfahrt mit dem Auto nach Braunschweig viel besser zu bewältigen, weil der Anschnallgurt nirgends drückte.“ Das Paar hofft nun, auf natürlichem Weg schwanger zu werden.
 
Mit ca. 1.500 Konservierungen ist Erlangen eines der größten Lager für Ovarialgewebe in Deutschland. „Dabei sind die Gründe zum Einfrieren von Eierstockgewebe vielfältig“, erklärt Prof. Dr. Ralf Dittrich, wissenschaftlicher Leiter der Reproduktionsmedizin des Universitätsklinikums Erlangen. „Neben der Wiederherstellung der Fertilität infolge einer Tumorerkrankung wird das Verfahren auch angewendet, wenn sich die Ovarialreserve verringert und somit die Menopause vorzeitig eintritt. Außerdem kommt es zum Einsatz, wenn es um das Thema Social Freezing geht, also darum, dass Frauen mit dem Kinderkriegen so lange warten wollen, bis das Arbeits- oder Privatleben ein Kind zulässt oder der richtige Partner gefunden ist.“ Auch diese Frauen können am Uni-Klinikum Erlangen Eizellen oder Ovarialgewebe einfrieren lassen und zu einem späteren Zeitpunkt schwanger werden.
 
Weitere Informationen:
 
Prof. Dr. Ralf Dittrich
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ralf.dittrich@uk-erlangen.de
 
 
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01.10.2020 Mit vereinten Kräften durch die Krise
uni | mediendienst | aktuell Nr. 100/2020

Experten des Uni-Klinikums Erlangen an sieben Projekten des Nationalen Forschungsnetzwerks der Universitätsmedizin beteiligt – Förderung durch das BMBF mit insgesamt 150 Mio. Euro
 

An 7 von 13 Verbundprojekten, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Nationalen Forschungsnetzwerks der Universitätsmedizin (NUM) mit insgesamt 150 Millionen Euro fördert, sind Experten des Universitätsklinikums Erlangen beteiligt. Wie Bundesministerin Anja Karliczek heute (01.10.2020) bei einer Pressekonferenz verkündete, erhalten diese 13 Forschungskooperationen für eine Dauer von zehn Monaten finanzielle Unterstützung, um ihre unterschiedlichen Ansätze zur Bewältigung der COVID-19-Pandemie weiterzuverfolgen. Ziel der Anstrengungen von Spezialisten aus allen 34 deutschen Uni-Klinika ist es, die Krise in all ihren Facetten gemeinsam zu meistern. Im Fokus haben die interdisziplinären Teams insbesondere die individuelle Behandlung von Patienten, die Optimierung der Therapieoptionen bei einer SARS-CoV-2-Infektion und die Unterstützung der Entwicklung von Immunisierungsverfahren gegen das neue Coronavirus.
 
Beim NUM handelt es sich um ein einmaliges wissenschaftliches Projekt, wie die Bundesministerin bei dessen Vorstellung Ende März 2020 betonte. Unter seinem Dach vereinen die 34 deutschen Uni-Klinika ihre exzellente Expertise und nutzen diese noch besser als bisher, um die für Deutschland größte Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg gemeinsam zu bewältigen, so Anja Karliczek. Konkret bedeutet dies beispielsweise, dass alle Uni-Klinika die Daten ihrer COVID-19-Patienten systematisch sowie sicher erfassen und in eine gemeinsame Datenbank einpflegen. Das geteilte Wissen und der aktive Austausch untereinander sollen u. a. dazu beitragen, die Versorgung von Menschen mit einer SARS-CoV-2-Infektion schnell zu verbessern und das medizinische Personal bestmöglich zu schützten. Die 13 geförderten Verbundprojekte wurden aus Hunderten eingereichter Vorschläge ausgewählt. Koordiniert wird das NUM von der Charité – Universitätsmedizin Berlin.
 
An folgenden sieben Projekten sind Experten des Uni-Klinikums Erlangen beteiligt:
 
B-FAST – Surveillance- und Teststrategie-Plattform
Das Verbundprojekt B-FAST hat das Ziel, eine nachhaltig einsetzbare, skalierbare und auf zukünftige Pandemien übertragbare Surveillance- und Teststrategie zu entwickeln und in unterschiedlichen Anwendungsbereichen zu erproben. Aufgabe des Erlanger Projektpartners Prof. Dr. Klaus Überla (Direktor des Virologischen Instituts – Klinische und Molekulare Virologie des Uni-Klinikums Erlangen) ist es, für die Antikörpertestung gegen SARS-CoV-2 Standardreagenzien zu entwickeln, die es erlauben, die Leistungsfähigkeit der Testsysteme unterschiedlicher Hersteller zu vergleichen und standortübergreifend zu harmonisieren. Gleichzeitig ermöglicht Prof. Dr. Hans-Ulrich Prokosch (Inhaber des Lehrstuhls für Medizinische Informatik der FAU Erlangen-Nürnberg und CIO des Uni-Klinikums Erlangen) die Nutzbarmachung Erlanger Daten für die NUM-Datenplattform.
 
COVIM – Immunologie-Plattform
COVIM dient dem Verständnis schützender Immunität gegen SARS-CoV-2 und es schafft Strukturen zur schnellen und effizienten Nutzbarmachung von immunologischen Schutzmechanismen für die klinische Anwendung. Die Erlanger Projektpartner Prof. Dr. Hans-Martin Jäck (Leiter der Molekular-Immunologischen Abteilung des Uni-Klinikums Erlangen), Prof. Dr. Klaus Überla (Direktor des Virologischen Instituts – Klinische und Molekulare Virologie des Uni-Klinikums Erlangen) und Prof. Dr. Thomas Winkler (Inhaber der Professur für Genetik der FAU Erlangen-Nürnberg) optimieren im Rahmen von COVIM die rasche Gewinnung schützender Antikörper gegen neue Infektionserreger durch Impfung von Mäusen mit einem menschlichen Antikörper-Repertoire.
 
DEFEAT PANDEMIcs – Autopsie-Plattform
Obduktionen durch Pathologen haben wesentliche neue Erkenntnisse zur COVID-19-Erkrankung erzielt. Es wurde gezeigt, dass spezifische Grunderkrankungen häufig mit einem schweren Verlauf der Erkrankung assoziiert sind, die meisten Patienten aber an und nicht mit der Infektion versterben. Das Ziel von DEFEAT PANDEMIcs ist der Aufbau eines deutschlandweiten Obduktionsnetzwerks für den Pandemiefall, um systematisch Daten, Materialien und Erkenntnisse möglichst vollständig, umfassend und zeitnah zu erfassen. Über das Netzwerk werden die Generierung und Verbreitung von Evidenz zum Umgang mit Epidemien und zur Unterstützung eines Krisenmanagements durch die Erarbeitung standardisierter Vorgehensweisen erreicht. DEFEAT PANDEMIcs liefert so einen wertvollen Beitrag zur Bewältigung der aktuellen COVID-19-Pandemie sowie zur schnellen Reaktion auf künftige Pandemien. Erlanger Projektpartner ist Prof. Dr. Arndt Hartmann (Direktor des Pathologischen Instituts des Uni-Klinikums Erlangen).
 
EViPan Unimed – Pandemiemanagement
Das EViPan-Projekt hat das Ziel, die Mitarbeitergesundheit während der Pandemie zu sichern. Arbeitsausfälle, etwa durch Infektionen der Mitarbeiter oder infolge von psychischen Belastungen, sollen präventiv verhindert werden. In einem Teilprojekt in diesem Verbund leitet Prof. Dr. (TR) Yesim Erim (Leiterin der Psychosomatischen und Psychotherapeutischen Abteilung des Uni-Klinikums Erlangen) die webbasierte Befragung „Analysen der psychischen Gesundheit und standardisierte Evaluationsmethodik zur Sicherung der Arbeitsfähigkeit“. Zum ersten Messzeitpunkt hatten 8.000 Personen aus dem Gesundheitswesen an der Studie teilgenommen und Fragen zu psychischen Belastungen, aber auch zu Quellen der persönlichen Resilienz beantwortet. Gleichzeitig wurden Aspekte zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie und situative arbeitsplatzbezogene Belastungen untersucht.
 
FoDaPl – Forschungsdatenplattform
Mit der Forschungsdatenplattform (FoDaPl) wird eine sichere, erweiterbare und interoperable Plattform zur Bereitstellung von Forschungsdaten zu COVID-19 aufgebaut, die bundesweit alle Uni-Klinika verbindet. So sollen der Wissenschaft strukturierte Daten mit hoher Qualität zur Verfügung gestellt und damit neuartige Auswertungen ermöglicht werden. Aus unterschiedlichen Datenquellen soll eine möglichst kurzfristig verfügbare Datenbasis geschaffen werden, die den Anforderungen der Forschungsethik (sog. FAIR-Prinzipien) und der EU-Datenschutzgrundverordnung entspricht. Dazu werden die Datenintegrationszentren aus der Medizininformatik-Initiative (MII) – insbesondere eine Reihe von Tools, die im von Erlangen koordinierten MIRACUM-Konsortium entstanden – genutzt. Mit der Plattform sollen auch komplexe Forschungsfragen beantwortet und die Patientenversorgung unterstützt werden. Prof. Dr. Hans-Ulrich Prokosch (Inhaber des Lehrstuhls für Medizinische Informatik der FAU Erlangen-Nürnberg und CIO des Uni-Klinikums Erlangen) übernimmt in diesem Projekt die Koordination der Entwicklung und Verteilung der dezentralen Komponenten. Klinische und Forschungsdaten des Uni-Klinikums Erlangen werden hierfür federführend von der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath; stv. Direktor: PD Dr. Richard Strauß; Taskforce Manager: PD Dr. Andreas Kremer) erfasst.
 
PallPan – Palliativmedizin
Auch in Pandemiezeiten ist die Versorgung von Schwerkranken und Sterbenden wichtig. In der aktuellen Pandemie war dieser Bereich nicht im Fokus und eine angemessene Versorgung nur mit Einschränkungen möglich. PallPan wird Empfehlungen erarbeiten, um hierauf in zukünftigen Pandemiephasen besser vorbereitet zu sein. Das Uni-Klinikum Erlangen ist unter der Federführung von Prof. Dr. Christoph Ostgathe (Leiter der Palliativmedizinischen Abteilung des Uni-Klinikums Erlangen) an einem Teilprojekt beteiligt, das in den Krisenstäben die Berücksichtigung der Situation der Versorgung von schwer kranken, sterbenden und trauernden Menschen mit und ohne COVID-19 untersucht. Prof. Ostgathe betont: „Palliativversorgung endet nicht mit Beginn einer Krise. Im Gegenteil: Der Bedarf nimmt zu. Daher sollte auch in Krisenstäben die Palliativversorgung berücksichtigt werden.“
 
RACOON – Radiologie-Plattform
Im Verlauf von Lungeninfektionen kann die radiologische Bildgebung an mehreren Weichen eine entscheidende Rolle spielen. Die hohe Verfügbarkeit und die schnellen, verlässlichen Ergebnisse lassen ihr eine Schlüsselrolle in der Pandemiebewältigung zukommen. Die infrastrukturelle Vernetzung aller Uni-Klinika eines Landes zur Erhebung von Lungenveränderungen ist weltweit einzigartig. Strukturierte Befundung, Annotation und 3-D-Segmentierung werten die Datenqualität entscheidend auf und versprechen so epidemiologische Kenntnisse, die frühzeitige Erkennung von Hotspots und die automatisierte Auswertung mittels künstlicher Intelligenz. Damit kann zum einen COVID-19 besser verstanden und bekämpft, zum anderen eine „Pandemic Preparedness“ für zukünftige Bedrohungen hergestellt werden. Das Erlanger Teilprojekt von RACOON (Radiological COOperative Network) wird von Prof. Dr. Michael Uder (Direktor des Radiologischen Instituts des Uni-Klinikums Erlangen) und PD Dr. Matthias May (Oberarzt des Radiologischen Instituts des Uni-Klinikums Erlangen) geleitet.
 
Ausführliche Informationen über das Nationale Forschungsnetzwerk der Universitätsmedizin finden sich auf dessen Website: http://www.netzwerk-universitaetsmedizin.de
 
Weitere Informationen:
 
PD Dr. Andreas Kremer
Tel.: 09131/85-35000
andreas.kremer@uk-erlangen.de
 
 
 
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30.09.2020 Die Nesselsucht im Fokus
uni | mediendienst | aktuell Nr. 98/2020

Online-Urtikaria-Woche 2020: Allergieambulanz des Uni-Klinikums Erlangen informiert über Symptome und Behandlung der Hauterkrankung
 

Brennendes Kribbeln am ganzen Körper und quälenden Juckreiz verspüren Menschen, die unter Nesselsucht (Urtikaria) leiden, oft mehrmals täglich. Etwa jeder Vierte erkrankt einmal in seinem Leben kurzzeitig an einer akuten Urtikaria, die zu den häufigsten Hauterkrankungen zählt. Woran Betroffene die Nesselsucht erkennen und wie diese am besten zu behandeln ist, erläutert Dr. Nicola Wagner, Leiterin der Allergieambulanz der Hautklinik (Direktorin: Prof. Dr. Carola Berking) des Universitätsklinikums Erlangen. Die Allergologin nimmt als eine von 20 bundesweit ausgewählten Expertinnen und Experten an der ersten Online-Urtikaria-Woche des Deutschen Allergie- und Asthmabunds (DAAB) vom 1. – 8. Oktober 2020 teil.
 
In ihrem Podcast „Nesselsucht erkennen und behandeln“ informiert Dr. Wagner am Mittwoch, 7. Oktober 2020, ab 17.15 Uhr, über die vielfältigen Krankheitsbilder der Urtikaria sowie über die Behandlungsmöglichkeiten. Zu den belastenden Symptomen zählen zum Beispiel Angioödeme, schmerzhafte und anhaltende Schwellungen der tieferen Hautschichten, die auch die Lippen oder die Augen betreffen können.
 
Zertifikat als weltweit anerkanntes Urtikaria-Zentrum
Die Erlanger Hautexpertin ist außerdem Sprecherin des Allergiezentrums des Uni-Klinikums Erlangen, das 2019 das Zertifikat als Urtikaria-Zentrum des weltweiten Netzwerks GA²LEN (Global Allergy und Asthma European Network) erhielt. Durch die Teilnahme des Uni-Klinikums Erlangen am Programm GA²LEN UCARE haben die Erlanger Nesselsuchtpatientinnen und -patienten Zugang zu aktuellen Studien über diese schwer zu behandelnde Krankheit sowie zu neuesten Forschungsergebnissen.
 
Welt-Urtikaria-Tag 2020
Seit 2014 gilt der 1. Oktober als jährlicher Welt-Urtikaria-Tag, um über die quälende und weitverbreitete Hautkrankheit zu informieren und den Austausch zwischen Dermatologinnen und Dermatologen sowie Betroffenen weiter zu verbessern. Während der Online-Urtikaria-Woche des DAAB vom 1. Bis 8. Oktober 2020 werden auf der Website http://www.online-urtikariawoche.de täglich Livebeiträge freigeschaltet. Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Anmeldung vorab jedoch erforderlich. Alle Beiträge sind bis zum 12. Oktober 2020 abrufbar.
 
Weitere Informationen:
 
Dr. Nicola Wagner
Tel.: 09131 85-33836
nicola.wagner@uk-erlangen.de
 
 
Bildunterschrift: Der Podcast „Nesselsucht erkennen und behandeln“ von Dr. Nicola Wagner ist am Mittwoch, 7. Oktober 2020, ab 17.15 Uhr, auf http://www.online-urtikariawoche.de erstmals online abrufbar. Foto: Michael Rabenstein/Uni-Klinikum Erlangen
 
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29.09.2020 Uni-Klinikum Erlangen hat jetzt Hypertoniezentrum
uni | mediendienst | aktuell Nr. 96/2020

Erfolgreiche Zertifizierung durch die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie
 
Die Medizinische Klinik 4 – Nephrologie und Hypertensiologie (Direktor: Prof. Dr. Mario Schiffer) des Universitätsklinikums Erlangen wurde jetzt gemäß den Anforderungen der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie e. V. (DGfN) erfolgreich als „Zentrum für Hypertonie“ zertifiziert. Zeitgleich erhielt die Klinik von der DGfN das Zertifikat „Nephrologische Schwerpunktklinik DGfN“ (NSK) mit Schwerpunkt Nierentransplantation. Damit ist das Uni-Klinikum Erlangen neben dem Klinikum rechts der Isar der TU München und dem Klinikum Bayreuth eines von nur drei zertifizierten Hypertoniezentren in Bayern und eine von fünf bayerischen NSK – neben München (Klinikum rechts der Isar, München Klinik Harlaching), Nürnberg (Paracelsus Medizinische Privatuniversität) und Bayreuth (Klinikum Bayreuth).
 
Die Auditoren bezeichneten die Erlanger Medizin 4 insgesamt als eine „Vorzeigeklinik“. Sie beurteilten die personelle Besetzung der Einrichtung als „sehr gut“ – sowohl im ärztlichen als auch im pflegerischen Bereich. Die Beschäftigten identifizieren sich stark mit „ihrer“ Klinik, was zu einer geringen Fluktuation und zu einem großen Interesse unter Nachwuchskräften führe. Beim Audit wurden keinerlei Abweichungen festgestellt. Wegen der besonderen Erlanger Expertise im Bereich der Bluthochdruckbehandlung vergaben die Auditoren des internationalen Zertifizierungsinstituts ClarCert das Zertifikat „Zentrum für Hyptertonie“. „Wir freuen uns, dass dieses Siegel die Qualität unserer Klinik – unserer Mitarbeiter und die der Behandlungen, die wir vornehmen – jetzt so deutlich nach außen trägt“, freut sich Prof. Dr. Mario Schiffer, Direktor der Medizin 4 des Uni-Klinikums Erlangen.
 
Nieren und Bluthochdruck
Bluthochdruck (Hypertonie) ist ein „stiller Killer“. Oft bleibt er lange unerkannt. Nichtsdestotrotz leidet jeder dritte Mensch in Deutschland an dem gefährlichen Überdruck in den Gefäßen. Angesichts der alternden Bevölkerung wird diese Zahl noch steigen. Langfristig schädigt Bluthochdruck das Herz und die Gefäße, er verursacht Herzinfarkte und Schlaganfälle. Auch mit den Nieren ist der Blutdruck eng verbunden: Hypertonie kann zu Nierenerkrankungen führen; andersherum begünstigen Nierenleiden oft Bluthochdruck.
 
In einer Spezialsprechstunde der Medizin 4 des Uni-Klinikums Erlangen werden vor allem Patienten mit schwer einstellbarem Bluthochdruck und mit seltenen Formen von Hypertonie beraten und behandelt. „Ist zum Beispiel Eiweiß oder Blut im Urin nachweisbar, kann eine Nierenerkrankung dahinterstecken. Betroffene sollten dann unbedingt einen Nephrologen konsultieren“, rät Klinikdirektor Prof. Schiffer. Die Patienten werden u. a. auch mit modernen interventionellen Methoden wie der Nierennervenablation behandelt.
 
Schwerpunkt Nierentransplantation
Neben der Anerkennung als „Zentrum für Hypertonie“ erhielt die Medizin 4 auch das Zertifikat „Nephrologische Schwerpunktklinik DGfN“. Kriterien hierfür waren unter anderem: die Möglichkeit zur Facharztweiterbildung in der Nephrologie, eine 24/7-Rufbereitschaft, Mindestmengen an nephrologischen Patientenfällen und Untersuchungen pro Jahr, ein sehr gut ausgestatteter Dialysebereich, die Möglichkeit, Notfälle angemessen zu versorgen sowie die Betreuung von Patienten vor und nach einer Nierentransplantation.
 
Kommt es zu schweren Nierenerkrankungen bis hin zur Niereninsuffizienz, stehen in der Medizin 4 insgesamt 16 Dialyseplätze zur Verfügung; auch eine Nachtdialyse ist möglich. Das Blutreinigungsverfahren überbrückt die Zeit bis zu einer rettenden Transplantation. Nierentransplantationen mit Organen von lebenden oder verstorbenen Spendern sind ein Kernstück der Erlanger Medizin 4. Am Transplantationszentrum Erlangen-Nürnberg (Sprecher: Prof. Dr. Michael Weyand) am Uni-Klinikum Erlangen wurden 2019 insgesamt 68 Nieren transplantiert. Die Eingriffe werden von Nephrologen in Kooperation mit den Ärzten der Urologischen und Kinderurologischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Bernd Wullich) und der Gefäßchirurgischen Abteilung (Leiter: Prof. Dr. Werner Lang) des Uni-Klinikums Erlangen vorgenommen. Da die Medizin 4 über eine eigene Intensivstation mit zehn Betten verfügt, liegt die gesamte Behandlung – vom ambulanten Erstgespräch bis hin zur stationären Versorgung von Notfällen und Schwerstkranken – in einer Hand.
 
Mit dem Nachsorgeprogramm „NTX360°“ wollen die Erlanger Nephrologen die Lebensqualität von Patienten, die eine Spenderniere erhalten haben, langfristig verbessern. „Denn die gelungene Transplantation ist das eine, die langfristige Gesunderhaltung des neuen Organs das andere“, weiß Prof. Schiffer.
 
Das Team der Medizin 4 des Uni-Klinikums Erlangen versorgte 2019 über 5.000 ambulante, mehr als 1.700 stationäre und 285 teilstationäre Patienten.
 
 
Weitere Informationen:
 
Prof. Dr. Mario Schiffer
Tel.: 09131 85-39002
med4@uk-erlangen.de
 
 
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25.09.2020 BÄK gibt wichtige Hinweise für Organisation von Videosprechstunden
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Sehr geehrte Damen und Herren,

anbei erhalten Sie eine aktuelle Presseinformation der Bundesärztekammer.

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23.09.2020 eues Krebszentrum für Bayern mit Erlanger Beteiligung
uni | mediendienst | aktuell Nr. 95/2020


In Bayern entsteht ein neuer Standort des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen mit vier Standorten in Würzburg, Erlangen, Regensburg und Augsburg.

Die Erforschung von Krebs vorantreiben und möglichst vielen Patientinnen und Patienten Zugang zu den neuesten Behandlungsmethoden verschaffen: Auf diesen Nenner lässt sich die Aufgabe des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) bringen. Zwei Standorte hat das Zentrum bereits, sie sind in Heidelberg und Dresden angesiedelt. Nun kommen vier neue dazu. Das gab Anja Karliczek, Bundesministerin für Bildung und Forschung, am Mittwoch, 23. September 2020, bei einer Pressekonferenz in Berlin bekannt.

Die neu ausgewählten NCT-Standorte erhalten zunächst eine Förderung für eine einjährige Konzeptphase. In dieser Zeit können sie eine gemeinsame Strategie für den Aufbau und die Umsetzung des erweiterten NCT erarbeiten. Werden das Gesamtkonzept und die Beiträge der einzelnen Standorte dann positiv begutachtet, folgt eine dauerhafte Förderung durch den Bund und die Länder.

Kooperation im Netzwerk WERA

Einer der vier neuen NCT-Standorte liegt in Bayern. Eingerichtet wird er unter Federführung der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, des Universitätsklinikums Würzburg und des Comprehensive Cancer Centers (CCC) Mainfranken – im Verbund mit den Universitäten, Universitätsklinika und CCCs in Erlangen, Regensburg und Augsburg. Diese Partner kooperieren im Netzwerk WERA (Würzburg, Erlangen, Regensburg, Augsburg). Nach der erfolgreichen Bewerbung um die Aufnahme in das Nationale Centrum agieren sie nun unter dem Namen NCT WERA. Für die einjährige Konzeptphase erhalten sie 300.000 Euro.
„Wir freuen uns, dass wir mit unserem Comprehensive Cancer Center Erlangen-EMN im Verbund mit unseren bayerischen Forschungspartnern als NCT-Standort gefördert werden. Damit können wir unseren Patientinnen und Patienten noch besser an modernsten Forschungen, insbesondere im Bereich der Immuntherapien, teilhaben lassen“, sagte Prof. Dr. Matthias W. Beckmann, Direktor des CCC Erlangen-EMN.

Forschungsprogramm des neuen Zentrums

Koordinator des NCT WERA ist der Würzburger Professor Hermann Einsele, Krebsexperte und Direktor der Medizinischen Universitätsklinik II: „Unsere Arbeit zielt darauf ab, auch die Menschen in überwiegend ländlich geprägten Regionen mit innovativen Krebstherapien zu versorgen und ihnen Zugang zu Therapiestudien zu verschaffen.“

Um dieses Ziel zu erreichen, haben die WERA-Partner ein umfassendes Forschungsprogramm etabliert. Es fußt auf zwei großen Linien: zum einen auf der gesamten Bandbreite neuer Immuntherapien, bei denen speziell präparierte CAR-T-Zellen – das sind Immunzellen, die mit einem neuen Rezeptor ausgestattet sind – die Tumoren zielgerichtet attackieren. „Mit diesem Forschungsschwerpunkt schließt das NCT WERA hervorragend an die Forschungsarbeiten im Deutschen Zentrum für Immuntherapie an, das wir im vergangenen Jahr am Uni-Klinikum Erlangen gegründet haben“, sagte Prof. Beckmann. Zum anderen steht die Analyse von krebsauslösenden Proteinen im Mittelpunkt. Der kontrollierte Abbau dieser Proteine spielt im Krankheitsgeschehen eine wichtige Rolle und bietet Angriffspunkte für grundlegend neue Krebstherapien.

Comprehensive Cancer Center Erlangen-EMN

Das Comprehensive Cancer Center Erlangen-EMN ist ein interdisziplinäres onkologisches Exzellenzzentrum mit einer Kombination von Patientenversorgung, Forschung und Lehre. Es versteht sich als gemeinsam getragene, interdisziplinäre Plattform der beteiligten Kliniken, selbstständigen Abteilungen und Institute. Weltweit sind Spitzenleistungen in der Onkologie zunehmend an solche Zentren gebunden, die sowohl in der Patientenversorgung als auch in der Forschung über das gesamte Spektrum onkologischer Kompetenz und Technologie verfügen.

Das CCC Erlangen-EMN ist eine gemeinsame Struktur der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und des Universitätsklinikums Erlangen, der Sozialstiftung Bamberg, der Klinikum Bayreuth GmbH und des Klinikums St. Marien Amberg. Grundlage der Kooperation ist die Zertifizierung der Standorte als Onkologisches Zentrum nach Kriterien der Deutschen Krebsgesellschaft. Alle vier Standorte des CCC Erlangen-EMN verfügen über ein von der DKG zertifiziertes Onkologisches Zentrum.Das CCC Erlangen-EMN berät alle Patienten kostenlos unter Tel.: 0800 85 100 85 (Montag bis Freitag, 8.00 bis 12.00 Uhr). Website des CCC Erlangen-EMN: www.ccc.uk-erlangen.de

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Matthias W. Beckmann
Tel.: 09131/85-47029
ccc-direktion@uk-erlangen.de

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21.09.2020 Begleitung und Orientierung bei Krebs
uni | mediendienst | aktuell Nr. 93/2020


Onkologische Patientenlotsen des CCC Erlangen-EMN unterstützen Betroffene künftig während ihrer Therapie
Sie helfen Patientinnen und Patienten, nach der Diagnose ‚Krebs‘ die Informationsflut zu bewältigen: Elke Putzek-Holzapfel und Carsten Willin-Fuhrmann sind die ersten beiden Patientenlotsen des Comprehensive Cancer Center Erlangen-EMN (Direktor: Prof. Dr. Matthias W. Beckmann) des Universitätsklinikums Erlangen. Das Team begleitet und unterstützt Menschen mit einer onkologischen Erkrankung während ihrer Therapien.
Wer ist mein Ansprechpartner in der Zeit zwischen zwei Behandlungen in verschiedenen Einrichtungen? Was bedeuten die onkologischen Fachbegriffe? Wie ist der Therapieverlauf, und in welcher Reihenfolge müssen die Termine vereinbart werden? Bei solchen und ähnlichen Fragen leistet das Lotsenteam wertvolle Unterstützung. „Gesprächsbedarf besteht fast immer“, berichtet Carsten Willin-Fuhrmann, der Patientinnen und Patienten mit Tumorerkrankungen des Darmtrakts betreuen wird. „Mein Ziel ist es, die an Krebs erkrankten Menschen auf ihrem Behandlungsweg so hilfreich zu begleiten, dass sie sich stets gut aufgehoben fühlen.“

Immer ansprechbar


Kompetente Beratung bieten die beiden onkologischen Lotsen den zu behandelnden Personen auch in den Therapiepausen an: „Wir fungieren während der kompletten Behandlung als koordinierendes Bindeglied zwischen den verschiedenen Einrichtungen, z. B. bei der Vermittlung von unterstützenden Behandlungsangeboten“, erklärt Carsten Willin-Fuhrmann, der aus seiner langjährigen Arbeit als Pflegefachkraft die Sorgen und Nöte von Menschen mit einer Krebserkrankung gut kennt. „Die Diagnose ‚Krebs‘ ist für die meisten der Betroffenen auch eine starke psychische Belastung. Bei Bedarf stellen wir Kontakt zu Psychoonkologen her oder organisieren einen Begleitservice, wenn jemand keinen persönlichen Beistand hat“, ergänzt die frühere Palliativpflegefachkraft Elke Putzek-Holzapfel, die Patientinnen mit Genitalkrebserkrankungen begleiten wird.

Wertvolle Orientierungshilfe

„Die Patientenlotsen koordinieren die vorhandenen Diagnostik- und Therapieangebote und dienen den zu behandelnden Personen auch als örtliche Wegweiser innerhalb der Gebäude des Uni-Klinikums Erlangen und zwischen den verschiedenen Einrichtungen“, erläutert Dr. Mandy Wahlbuhl-Becker, Leiterin der Geschäftsstelle des CCC Erlangen-EMN. „Die neuen Lotsen unterstützen gleichermaßen stationäre und ambulante Patientinnen und Patienten mit ihrer Kompetenz und vermitteln diesen in jedem Therapieabschnitt die Sicherheit, gut versorgt zu sein.“

 Kontakt und Sprechzeiten


Die Patientenlotsen sind telefonisch erreichbar unter den Telefonnummern 09131 85--47072 und -47071. Die täglichen Sprechzeiten sind wie folgt: Mo – Do 8.00 – 14.00 Uhr, Fr 8.00 – 12.00 Uhr

Weitere Informationen:
Dr. Mandy Wahlbuhl-Becker
Tel.: 09131/85-47029
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16.09.2020 Teilnehmer für Asthmastudie gesucht
uni | mediendienst | aktuell Nr. 90/2020

Uni-Klinikum Erlangen untersucht die Rolle der Immunität bei der Entstehung der Krankheit Asthma bronchiale

Für eine aktuelle Studie des Universitätsklinikums Erlangen werden Studienteilnehmer zwischen 18 und 65 Jahren gesucht, die unter Asthma bronchiale leiden oder – als Probanden für die Kontrollgruppe – Personen, bei denen keine Asthmaerkrankung diagnostiziert ist. Die Molekular-Pneumologische Abteilung (Leiterin: Prof. Dr. Dr. Susetta Finotto) und die Medizinische Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath) des Uni-Klinikums Erlangen wollen in einer gemeinsamen Studie die Rolle der Immunität bei der Krankheitsentstehung von Asthma bronchiale untersuchen. Alle Studienteilnehmer werden gründlich untersucht und erhalten eine Fahrtkostenerstattung. Weitere Informationen unter Tel.: 09131 85-42497.

Ziel der Studie mit dem Titel „AZCRA“ ist es, die Rolle der Immunität und die Funktion von zellregulierenden Proteinen wie den Zytokinen, Chemokinen sowie ihren Rezeptoren bei der Entstehung des allergischen Asthmas besser zu verstehen. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen helfen, Rückschlüsse auf die Prognose und den Verlauf der Erkrankung zu ermöglichen.

Teilnahme an der Studie

Die Studienteilnehmer erhalten einen Fragebogen zum Ausfüllen und werden u. a. mithilfe einer Lungenfunktionsmessung (Spirometer), einer Blutabnahme sowie eines Wangen- und Nasenabstrichs untersucht. Anschließend sollen sie ein Tagebuch über ihre Krankheitssymptome führen. Tritt während der Dauer der Studie bei den teilnehmenden Probanden eine akute Erkältung auf, wird diese ebenfalls umfassend untersucht.

Ausführliche Informationen zur Studie unter: http://www.molekulare-pneumologie.uk-erlangen.de

Weitere Informationen:

Cristina Sicorschi Gutu, Tel. 09131 85-42497, cristina.sicorschigutu@uk-erlangen.de

Susanne Krammer, Tel. 09131 85-42497, susanne.krammer@uk-erlangen.de

11.09.2020 Sportinduzierte Myokine bekämpfen Krebszellen
uni | mediendienst | forschung Nr. 52/2020

FAU-Forschungsteam analysiert die Effekte von Sport bei fortgeschrittener Krebserkrankung

 Sport und Bewegung scheinen neben den verschiedenen positiven Auswirkungen auf Körper und Geist auch einen direkten Einfluss auf die Entstehung und das Fortschreiten einer Krebserkrankung zu haben. Nun konnte ein Forschungsteam des Universitätsklinikums Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) zeigen, dass diese direkten anti-tumoralen Mechanismen auch bei schwer erkrankten Krebspatientinnen und -patienten durch eine Sporttherapie aktiviert werden können. Die Forschungsergebnisse wurden in der Fachzeitschrift The Journal of Physiology* veröffentlicht.

 Der Skelettmuskel sondert durch Stimulation Myokine, also hormonähnliche Botenstoffe, ab. Myokine schaffen eine entzündungshemmende Umgebung und vermitteln die positiven Effekte von Sport und Bewegung auf den Körper. In Gesunden und Krebserkrankten im Frühstadium wurde bereits beschrieben, dass bewegungskonditioniertes Serum – und darin enthaltene Myokine – das Wachstum von Krebszellen beeinflusst. Das FAU-Forschungsteam konnte nun erstmals zeigen, dass die schonende, aber effektive Trainingsmethode der Ganzkörper-Elektromyostimulation bei Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittener Krebserkrankung Myokine ausschüttet, die das Wachstum von malignen Tumorzellen verhindern und gleichzeitig deren Zelltod verstärken. Mittels weiterer Studien wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nun beteiligte Myokine mit anti-tumoraler Wirkung identifizieren, um wertvolle Hinweise zur Entwicklung multimodaler Krebstherapien zu erhalten.

 Für die Studie analysierte das Forschungsteam des Hector-Centers für Ernährung, Bewegung und Sport der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie des Universitätsklinikums Erlangen und des Lehrstuhls für Innere Medizin I der FAU unter der Leitung von Prof. Dr. Yurdagül Zopf Blutproben von Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittener Prostata- oder Darmkrebserkrankung, die an einer 12-wöchigen Sport- und Ernährungstherapie im Hector-Center teilgenommen haben. Die Publikation entstand in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Oliver Friedrich, Leiter des Lehrstuhls für Medizinische Biotechnologie der FAU. 

 *Originalpublikation: https://doi.org/10.1113/JP279150   

 Weitere Informationen:

Prof. Dr. med. Yurdagül Zopf, Hector-Center für Ernährung, Bewegung und Sport, Tel.: 09131/85-45220, med1-hector-center@uk-erlangen.de   

09.09.2020 Alkohol verlängert das Leben von Nematoden
uni | mediendienst | forschung Nr. 51/2020

Forschungsteam untersucht Wirkung von Alkohol auf Larven von Fadenwürmern

 Unter extremen Umweltbedingungen reagieren viele Organismen mit Verteidigungsprogrammen, die ihnen das Überleben ermöglichen. Diese Mechanismen zu verstehen, kann zu Möglichkeiten führen, das Leben menschlicher Zellen zu verlängern. In einer kürzlich in der Fachzeitschrift Aging Cell veröffentlichten Arbeit* hat ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), des Max-Planck-Instituts für molekulare Zellbiologie und Genetik (MPI-CBG) in Dresden und der TU Dresden sowie des Max-Planck-Zentrums für Physik und Medizin (MPZPM) in Erlangen entdeckt, dass Alkohol die Lebensdauer von Nematodenlarven verdoppeln kann.

 Alkohol als unendliche Energiequelle

Nematoden – oder Fadenwürmer – leben in Böden rund um den Globus und zählen bis zu 40.000 Arten. Der Wurm Caenorhabditis elegans (C.elegans), der als Modellorganismus in der Biologie dient, kann seine Entwicklung anpassen, um auf Nahrungsmittelmangel, Überbevölkerung oder extreme Temperaturen zu reagieren: Er bildet die spezielle, nicht-fressende „Dauerlarve“, die von der Umgebung abgeschottet bleibt und ohne Futter etwa vier Wochen überleben kann. Biologinnen und Biologen glaubten lange, dass die Dauerlarve ein geschlossenes System ist und kaum Materie mit der Umwelt austauscht. Zufällig entdeckte das Forschungsteam jetzt jedoch, dass Dauer-Larven, die in einer Lösung mit Alkohol gehalten wurden, viel länger überleben.

Die Forschungsgruppe von Prof. Dr. Teymuras Kurzchalia vom MPI-CBG fand heraus, dass der Wurm Alkohol aus der Umwelt aufnehmen und verstoffwechseln kann. Alkohol aktiviert einen Schalter, der das metabolische Netzwerk der Larven umformt: Das Ethanol wird in Fettspeicher geleitet, wo daraus Aminosäuren und Zucker hergestellt werden; die daraus entstehende Energie ernährt den Wurm. Darüber hinaus überlebten mit Alkohol versorgte Larven Austrocknung, indem sie zusätzliche Mengen des Zuckers Trehalose produzierten.

 Warum sterben die Larven trotzdem?

Trotz Alkohol als quasi unendlicher Energieversorger – in der Natur könnte Ethanol von Hefen und Bakterien in verrottenden Früchten und Pflanzenstängeln produziert werden – leben die Würmer zwar länger, sterben aber schließlich doch. Warum?

 Um diese Frage zu beantworten, wandte sich die Kurzchalia-Gruppe an Prof. Dr. Vasily Zaburdaev und sein Team vom Lehrstuhl für Mathematik in den Lebenswissenschaften der FAU und dem MPZPM. Sie entwickelten ein mathematisches Modell des Stoffwechselwegs von Dauerlarven, mit dem die Lebensdauer von Würmern für verschiedene Ethanolkonzentrationen und mögliche Mutationen im Stoffwechselweg vorhergesagt werden können. Basierend auf dem Modell schlussfolgert das Team, dass die Anreicherung toxischer Verbindungen dazu führt, dass die Würmer trotz reichlich vorhandener Energieressourcen letztendlich sterben.

Zukünftig wollen die Forscherinnen und Forscher diese toxischen Verbindungen identifizieren und versuchen, ihre Wirkung zu mildern, um die Lebensdauer von Würmern noch weiter zu verlängern.

Das Lernen und Verstehen von Überlebensmechanismen und Stresstoleranz, die später zur Erhaltung des Lebens menschlicher Zellen genutzt werden können, ist das Ziel des interdisziplinären Projekts, an dem vier Gruppen in Erlangen und Dresden beteiligt sind und das von der „Leben?“-Initiative der Volkswagen Stiftung gefördert wird.

 *Link zur Publikation: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/acel.13214

08.09.2020 Gemeinsam für die Krebstherapie
uni | mediendienst | aktuell Nr. 85/2020

Virtueller Lauf gegen Krebs vom 10. bis 18. Oktober 2020 – alle können teilnehmen!

Auch heuer findet der Lauf gegen Krebs statt – wenn auch anders als in den Jahren zuvor: Aufgrund der Corona-Pandemie ist eine gemeinsame sportliche Betätigung mit über 2.000 Läuferinnen und Läufern im Erlanger Schlossgarten nicht möglich. Daher lädt der Verein für Ernährungsmedizin, Bewegung & Sport bei Krebs e. V. in Kooperation mit dem Hector-Center für Ernährung, Bewegung und Sport der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath) des Universitätsklinikums Erlangen und dem Comprehensive Cancer Center Erlangen-EMN (Direktor: Prof. Dr. Matthias W. Beckmann) in diesem Jahr zum virtuellen Benefizlauf ein. Im Zeitraum vom 10. bis 18. Oktober 2020 können Teilnehmende Lauf- oder Radrunden sammeln, sich anderweitig sportlich, aber auch künstlerisch oder musikalisch betätigen und ihre Leistung mittels „Action-Foto“, GPS-Tracking oder Video auf der Website festhalten. Ziel ist es, zu signalisieren, wie wichtig Sport und Bewegung für die Gesundheit sind und gleichzeitig einen Beitrag für die Krebsforschung zu leisten.

 Der virtuelle Lauf kann überall allein oder in einer kleinen Gruppe (mit der zulässigen Personenzahl entsprechend den aktuellen Kontaktbeschränkungen) stattfinden: im Wald, auf der Straße oder auf dem Laufband. Auch Radfahren, andere sportliche Aktivitäten und künstlerische sowie musikalische Darbietungen zählen in diesem Jahr dazu. Anmeldungen sind einzeln oder auch als Team für den Bambini-Lauf (unter 6 Jahre), den Lauf für Schülerinnen und Schüler (6 bis 13 Jahre), den Lauf für Jugendliche (ab 14 Jahre) und Erwachsene, den Novartis-Run 25', die X-Road-Biketour, für eine andere sportliche Aktivität und für eine künstlerische oder musikalische Betätigung möglich. Die Beteiligung am virtuellen Lauf gegen Krebs ist kostenlos, eine Anmeldung ist ab sofort bis zum Ende des Veranstaltungszeitraums am 18. Oktober 2020, um 20.00 Uhr, möglich. Über Preise freuen dürfen sich die Kindergartengruppe oder der Verein mit den meisten Teilnehmenden beim Bambini-Lauf, die ersten drei Schulklassen mit den meisten Teilnehmenden im Schülerlauf (im Verhältnis zur Gesamtschülerzahl) sowie die ersten drei Läuferinnen und die ersten drei Läufer, die beim Novartis-Run in 25 Minuten die längste Strecke gelaufen sind. Diese Leistung muss mit einem Lauf-Tracker dokumentiert werden. 

Teilnahme und Spende für den guten Zweck

Sport, Bewegung und eine gesunde Ernährung können nicht nur das Risiko für eine Krebserkrankung senken, sie haben auch einen entscheidenden Einfluss auf die Behandlung und die Prognose nach einer Krebstherapie. Mit dem 7. Lauf gegen Krebs möchten die Organisatorinnen und Organisatoren ein Zeichen für die Bedeutung von Bewegung und Ernährung in der Vorsorge und der Therapie einer onkologischen Erkrankung setzen. Schirmherr der Veranstaltung ist Prof. Dr. Joachim Hornegger, Präsident der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

 Wer die ernährungs- und sportmedizinische Therapie bei Krebserkrankungen unterstützen möchte, kann an den gemeinnützigen Verein spenden – unabhängig von der aktiven Teilnahme am Lauf. Von einer Spende profitieren unmittelbar Krebserkrankte aus der Region, indem ihnen auch weiterhin hocheffiziente Trainingsprogramme angeboten werden können. Mit dem virtuellen Lauf gegen Krebs möchten die Organisatorinnen und Organisatoren für diesen Zweck eine Gesamt-Spendensumme in Höhe von 40.000 Euro erreichen.

 Website des Laufs gegen Krebs mit weiteren Informationen und Link zur Anmeldung: www.laufgegenkrebs.de

04.09.2020 Anfallsfrei durch Epilepsie-Operationen im Gehirn / Chronische Darmentzündungen
uni | mediendienst | forschung Nr. 49/2020

Forschungsteam der FAU und Uni-Klinik Utrecht wertet Europäische Kohorte mit mehr als 9000 Operationen aus

Die Weltgesundheitsorganisation stuft Epilepsien als häufige und schwerwiegende Erkrankungen des Gehirns ein. Ein Drittel aller Patienten sprechen nicht auf eine medikamentöse Therapie an. Bei sogenannten fokalen Epilepsien, wo der Ursprung in einem bestimmten Gehirnareal liegt, kann eine Operation am Gehirn helfen und sogar heilen. Dies konnte ein Forscherteam des Universitätsklinikums Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und des Universitätsklinikums Utrecht zeigen. Sie untersuchten bei mehr als 9000 Patientinnen und Patienten aus 37 Epilepsie-Zentren in 18 Europäischen Ländern den kurz-, mittel-, und langfristigen Erfolg von Epilepsie-Operationen sowie die Medikamenteneinnahme nach der Operation. Die Ergebnisse wurden nun in dem Wissenschaftsjournal Lancet Neurology* veröffentlicht.

 In dem EU-geförderten „European Epilepsy Brain Bank-Konsortium“ hat das Team um Prof. Dr. Ingmar Blümcke von der FAU und Prof. Dr. Kees Braun vom Uni-Klinikum Utrecht die Ergebnisse Epilepsie-Operationen untersucht, die zwischen 2000 und 2012 an 37 Europäischen Epilepsie-Zentren durchgeführt wurden: Erlitten die Patientinnen und Patienten nach der Operation noch Anfälle? Wie lange währte ein Behandlungserfolg? Benötigten die Erkrankten nach der Operation weiterhin Medikamente oder durften sie darauf verzichten?

Das Ergebnis: Epilepsie-Operationen sind sehr erfolgversprechend. 72 Prozent der Patientinnen und Patienten hatten ein Jahr nach der Operation keine Anfälle mehr. Nach zwei Jahren waren es noch 68 Prozent und nach fünf Jahren 66 Prozent. Wie gut der neurochirurgische Eingriff hilft, hängt allerdings auch mit den zugrundeliegenden Gewebsveränderungen in der Anfalls-auslösenden Gehirnregion zusammen: Wurde die Epilepsie durch gutartige Hirntumoren, fehlgebildete Blutgefäße oder Verlust von Nervenzellen im Hippocampus ausgelöst, waren über 70 Prozent der Patientinnen und Patienten nach zwei Jahren frei von Anfällen; bei Erkrankten ohne mikroskopisch erkennbare Veränderungen im chirurgisch entfernten Gehirnareal war dies bei ungefähr 50 Prozent der Fall. Nach fünf Jahren hatten 45 Prozent der Kinder und 28 Prozent der Erwachsenen auch ihre Anfallsmedikamente vollständig abgesetzt. „Nach diesem Zeitraum können wir praktisch von einer Heilung sprechen“, kommentiert Prof. Ingmar Blümcke. Eine längere Dauer der Epilepsie – vom ersten Anfall bis zum Zeitpunkt der Operation – verschlechterte allerdings die Chance auf eine vollständige Anfallsfreiheit. „Unsere Studi

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Ingmar Blümcke, Lehrstuhl für Neuropathologie, Tel.: 09131/85-26031, ingmar.bluemcke@fau.de    

Chronische Darmentzündungen vermindern

FAU-Forschungsteam untersucht entzündungshemmenden Stoff

 Wenn sich das Immunsystem gegen die Darmflora richtet, kommt es zu chronischen Darmentzündungen, die mit einem großen Leidensdruck der betroffenen Patientinnen und Patienten einhergehen. Ein Forschungsteam der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) hat einen neuen Behandlungsweg erforscht. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Journal of Crohn's and Colitis“ veröffentlicht.

 Colitis ulcerosa ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, die zu Durchfall, Darmblutungen und Krampfanfällen führt. Ausgelöst wird sie durch eine überschießende Immunantwort gegen die Darmflora. Im Rahmen des Sonderforschungsbereichs (SFB) 1181 „Schaltstellen zur Auflösung von Entzündung“ haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der FAU um PD Dr. Benno Weigmann und Prof. Dr. Markus Neurath, Lehrstuhl für Innere Medizin I und Medizinische Klinik 1 des Universitätsklinikums Erlangen, herausgefunden, dass der Hemmstoff Tofacitinib bei Patientinnen und Patienten mit Colitis ulcerosa die Produktion von entzündungsverursachenden Zytokinen sowie die Migration von T-Zellen signifikant verminderte. Im experimentellen Modell hat das Team jedoch beobachtet, dass der Hemmstoff zum programmierten Zelltod von Darmepithelzellen führte und – bei höherer Dosierung – die Wundheilung der Schleimhaut verzögern kann. „Unsere Studie legt nahe, dass Tofacitinib in niedrigen Konzentrationen bei der Behandlung chronischer Darmentzündungen wirksam ist“, sagt PD Dr. Benno Weigmann.

 Im SFB 1181 „Schaltstellen zur Auflösung von Entzündung“ an der FAU gehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Fachbereichen der Medizin und der Biologie den grundlegenden Mechanismen der Auflösung der Entzündungsreaktion auf die Spur und testen diese auf ihre klinische Bedeutung.

 

 

04.09.2020 Mehr Zeit für Patientinnen und Patienten statt ausufernder Kontrollbürokratie
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Die Bundesärztekammer sieht die Entwicklung der gesetzlichen Vorgaben zu Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement kritisch. Der bürokratische Aufwand stehe in keinem Verhältnis mehr zum potenziellen Nutzen für die Patientenversorgung. Die immensen (Dokumentations- )Anforderungen hätten sich zu einem Selbstzweck entwickelt, bei dem der Fokus nicht auf dem eigentlichen Ziel der Qualitätsverbesserung liege, sondern vor allem auf der externen Kontrolle, heißt es in dem aktuellen Memorandum der BÄK „Qualitätssicherung/Qualitätsmanagement 2020 aus ärztlicher Sicht – Mehrwert für die Patientenversorgung“.

Die externe Qualitätssicherung habe einen Weg eingeschlagen, der dem Grundgedanken der Qualitätsförderung zuwiderlaufe. Sie verfehle damit ihr Ziel, zur Gewährleistung von Qualität und Sicherheit der Versorgung von Patientinnen und Patienten beizutragen. Die ohnehin knappen personellen Ressourcen in den Arztpraxen und Krankenhäusern würden mit ausufernden bürokratisch-formalistischen Anforderungen gebunden - Zeit und Ressourcen, die in der Konsequenz in der direkten Versorgung fehlen. Qualitätsmanagement richtig gedacht und gut gemacht unterstützt Ärztinnen und Ärzte in der Patientenversorgung, anstatt sie mit aufwändigen Dokumentationstätigkeiten zu überfrachten, deren Nutzen sowohl für Patientinnen und Patienten als auch für die Ärzteschaft kaum mehr nachvollziehbar ist, betonten die beiden Vorsitzenden der Qualitätssicherungsgremien Pressemitteilung der Bundesärztekammer der Bundesärztekammer, Dr. Susanne Johna und Dr. Günther Jonitz.

Die BÄK fordert eine Rückbesinnung auf den eigentlichen Kern von Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement - der Verbesserung der Patientenversorgung. Notwendig sei eine Verschlankung der gesetzlich formulierten Anforderungen. Diese müssten sich daran messen lassen können, inwiefern ein tatsächlicher Mehrwert für die Qualität der Patientenversorgung geschaffen wird.

Memorandum „Qualitätssicherung/Qualitätsmanagement 2020 aus ärztlicher Sicht – Mehrwert für die Patientenversorgung“

02.09.2020 Belastungen von Kinderwunschpaaren minimieren
Pressinformation der Bayerischen Landesärztekammer

„Rasanter medizinisch-wissenschaftlicher Fortschritt auf der einen Seite und jahrelanger gesetzgeberischer Stillstand auf der anderen. Das ist das Spannungsfeld, in dem sich die Reproduktionsmedizin seit vielen Jahren bewegt. Es ist höchste Zeit, das 30 Jahre alte Embryonenschutzgesetz an die aktuellen medizinisch-wissenschaftlichen Erkenntnisse anzupassen. Nur so lassen sich unnötige seelische Belastungen von Menschen mit Kinderwunsch vermeiden und gesundheitliche Risiken für werdende Mütter und ihre Kinder minimieren.“ Das sagte Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), anlässlich der Vorstellung des Memorandums der BÄK „Dreierregel, Eizellspende und Embryonenspende im Fokus“. Reinhardt appellierte an den Gesetzgeber, die in dem Papier enthaltenen Regelungsvorschläge zur Grundlage für eine Überarbeitung des Embryonenschutzgesetzes spätestens in der nächsten Legislaturperiode zu machen.

Das von dem Arbeitskreis „Offene Fragen der Reproduktionsmedizin“ des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesärztekammer erarbeitete Papier greife mit der sogenannten Dreierregel, der Eizellspende und der Embryonenspende gezielt nur die wichtigsten Problembereiche aus der reproduktionsmedizinischen Behandlungspraxis auf, erläuterte Prof. Dr. Dr. Peter C. Scriba, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats: „Unser Ziel ist es, dem Gesetzgeber konkrete, wissenschaftlich fundierte und möglichst schnell umsetzbare Vorschläge für eine Reform des Embryonenschutzgesetzes an die Hand zu geben.“

„Im Zentrum unseres täglichen ärztlichen Handelns steht das Wohl des Kinderwunschpaares und seines Kindes“, betonte Prof. Dr. Jan-Steffen Krüssel, Federführender des Arbeitskreises „Offene Fragen der Pressemitteilung der Bundesärztekammer.

Reproduktionsmedizin“. Als besonders problematisch sieht er die im Vergleich zu anderen europäischen Ländern etwa fünfmal höhere Rate von höhergradigen Mehrlingsschwangerschaften nach Kinderwunschbehandlung an. Dadurch steige die Frühgeburtlichkeit, die mit hohen Risiken für Mütter und Kinder verbunden sei. Die Bundesärztekammer spricht sich deshalb für die Aufhebung der sogenannten Dreierregel aus, die den Transfer von bis zu drei Embryonen erlaubt und damit Mehrlingsschwangerschaften begünstigt. Stattdessen sollte nach Möglichkeit die Methode des Single Embryo Transfer zur Anwendung kommen. Dabei wird nur der Embryo transferiert, bei dem durch Kultivierung und Beobachtung bis zum Blastozystenstadium ein höheres Entwicklungspotential identifiziert wurde.

Darüber hinaus plädiert die BÄK für die Zulassung der nicht kommerziellen Eizellspende in engen Grenzen sowie für die Regelung der Voraussetzungen, des Verfahrens und der damit verbundenen Rechtsfolgen einer Spende überzähliger pränidativer Embryonen.

Zuletzt hatte der Deutsche Ärztetag im Jahr 2017 klargestellt, dass nur der Gesetzgeber Antworten auf offene gesellschaftspolitische Fragestellungen der Reproduktionsmedizin geben könne und nicht eine Richtlinie der Bundesärztekammer. Mit der Richtlinie zur Entnahme und Übertragung von menschlichen Keimzellen im Rahmen der assistierten Reproduktion hatte die BÄK im Jahr 2018 dementsprechend die medizinisch-wissenschaftlichen Fragestellungen klar von den gesellschaftspolitischen Aspekten getrennt.

Davon unbenommen stehe die Bundesärztekammer in der Verantwortung, den politischen Diskussions- und Meinungsbildungsprozess mit ihrer fachlichen Expertise zu unterstützen und voranzutreiben, betonte BÄK-Präsident Reinhardt. Das heute vorgelegte Memorandum sei dafür ein wichtiger Schritt.

Dreierregel, Eizellspende und Embryonenspende im Fokus – Memorandum für eine Reform des Embryonenschutzgesetzes.

02.09.2020 Corona ist nicht vorbei
Presseinformation der Bayerischen Landesärztekammer

Im Leitartikel der September-Ausgabe des Bayerischen Ärzteblatts beschreibt Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), dass die Infektionen wieder ansteigen, was vorherzusehen gewesen sei. Die Zunahme von Urlaubsreisen und die Missachtung von Ab-standsregeln trügen dazu bei. Kontrollen der Einhaltung des Tragens der Mund-Nasen-Bedeckung in öffentlichen Verkehrsmitteln fänden nicht oder nur ungenügend statt. „Dafür sucht man das Heil in unbegrenzten Testun-gen“, so Quitterer. Und weiter: „Wir müssen uns darüber im Klaren sein: Diese Testungen sind Momentaufnahmen und sagen nichts über eine schon morgen mögliche Ansteckung eines Menschen aus.“

Der Präsident wörtlich: „Wir sollten uns deshalb nicht auf die ungezielte, kostenlose Testung Gesunder, sondern vielmehr auf die frühzeitige Erfassung symptomatischer Patienten, von Risikogruppen oder Sentineltestungen konzentrieren. Bestimmte Gruppen, wie pädagogisches, pflegerisches und medizinisches Personal müssen priorisiert werden.“

Überdies müssten bereits jetzt Konzepte für eine „gestaffelte Verimpfung“ eines möglichen Corona-Impfstoffs durch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte entwickelt werden, denn vermutlich würden nicht auf einen Schlag ausreichend Impfdosen für alle Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung ste-hen. Es müssten Verteilungswege und die Vorbereitung bzw. Koordinierung der Patientenversorgung von der Politik festgelegt werden. „Ich möchte darauf hinweisen, dass wir Ärztinnen und Ärzte es zwar durchaus gewohnt sind, tagein, tagaus stille Rationierung zu betreiben, genau unter diesem Faktum aber am meisten leiden und regelmäßig einfordern, dass nicht uns die Rationierungsentscheidung auferlegt wird, sondern dass sich die Politik offen dazu bekennt“, schreibt Quitterer. Dabei dürfe verfügbarer Impfstoff weder zum Spielball von wirtschaftlichen Interessen werden, noch dürfe die Pharmaindustrie uns Ärztinnen und Ärzten diktieren, welchen Impfstoff die Ärzte verwenden müssten. Daher sei es notwendig, bereits jetzt Kriterien für eine spätere Vergabe festzulegen und nicht die behandelnden Ärztinnen und Ärzte, mit diesen Entscheidungen alleine zu lassen.

Mehr zu „Corona ist nicht vorbei“ lesen Sie im Leitartikel der September- Ausgabe 2020 des Bayerischen Ärzteblatts unter www.bayerisches-aerzteblatt.de.

Pressestelle

26.08.2020 Eigener Tarifvertrag für Amtsärzte unverzichtbar
Neuen Untertitel eingeben

Die Ärztinnen und Ärzte in den Gesundheitsämtern leisten in der Corona-Pandemie trotz chronischer Unterbesetzung und unzureichender Ausrüstung Herausragendes. Die kommunalen Arbeitgeber sollten endlich damit aufhören, sie als Ärzte zweiter Klasse zu behandeln, indem sie ihnen einen eigenen Tarifvertrag verweigern. Damit würdigen sie nicht nur die Arbeit der Amtsärztinnen und -ärzte in Deutschland herab. Sie konterkarieren den von Bund und Ländern geschlossenen Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD), der die personelle und strukturelle Förderung der Gesundheitsämter zum Ziel hat.“ Das sagte Bundesärztekammer- Präsident Dr. Klaus Reinhardt vor den morgigen Gesprächen von Bund und Ländern über die weitere Pandemie-Politik in Deutschland.

Zuvor hatte der Vorstand der Bundesärztekammer in einer Resolution gefordert, die Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes in den Tarifvertrag für Ärzte an kommunalen Kliniken einzubeziehen. In diesem Sinne hat sich BÄK-Präsident Reinhardt in einem Schreiben an die Länder gewandt. Reinhardt forderte sie auf, die jeweiligen kommunalen Arbeitgeber zu beauftragen, die bereits zugesagten Tarifverhandlungen mit der Ärztegewerkschaft Marburger Bund für angestellte Ärztinnen und Ärzte im kommunalen Dienst außerhalb der Krankenhäuser wieder aufzunehmen.

Hintergrund sind die schlechten Vergütungsbedingungen und die daraus resultierende Personalnot. So ist die Zahl der Ärztinnen und Ärzte in den Gesundheitsämtern von 5 000 im Jahr 1970 (nur West-Deutschland) auf 2 561 im Jahr 2019 gesunken. Weitere personelle Engpässe sind absehbar, weil rund 72 Prozent der Ärztinnen und Ärzte im Öffentlichen Pressemitteilung der Bundesärztekammer Gesundheitsdienst 50 Jahre oder älter sind und bei Eintritt in den Ruhestand ersetzt werden müssen.

„Die Ärztinnen und Ärzte im ÖGD sind keine Verwaltungsangestellten, sie üben wichtige ärztliche Tätigkeiten aus. Der Öffentliche Gesundheitsdienst wird nur dann attraktiv für junge Ärztinnen und Ärzte, wenn die tariflich garantierten Arbeitsbedingungen und Gehälter arztspezifisch und konkurrenzfähig ausgestaltet werden. Mit den im Konjunkturpaket der Bundesregierung beschlossenen Maßnahmen stehen die finanziellen Mittel zur Verfügung. Es fehlt aber offensichtlich noch am politischen Willen der kommunalen Arbeitgeber“, betonte der Bundesärztekammer-Präsident.

Die Länder dürften bei dieser wichtigen Frage nicht am Rand stehen, sondern sollten sich im Sinne einer wirksamen Pandemiebekämpfung und -prävention für die Ärztinnen und Ärzte in den kommunalen Gesundheitsämtern einsetzen.

Resolution des Vorstands

19.08.2020 Mit Rhythmus gegen den Blues
uni | mediendienst | forschung Nr. 45/2020

Studie erforscht Wirksamkeit der TaKeTiNa-Rhythmustherapie bei Depressionen – Teilnehmer gesucht.

Kann die Rhythmus- und Musiktherapie „TaKeTiNa“ die Symptome von depressiven Patienten lindern und womöglich sogar das Immunsystem stärken? Das erforscht eine neue Studie der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Johannes Kornhuber) des Universitätsklinikums Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Die Untersuchung startet im Oktober 2020. Erste Informationsveranstaltungen für Interessierte finden im September 2020 statt.

GaMaLaTaKi, GaMaLaTa – diese und andere Silbenkombinationen werden im TaKeTiNa zum Rhythmus einer Trommel gesprochen und immer wieder wiederholt. Dazu machen die Teilnehmer Schritte und betonen einzelne Laute durch Klatschen – alles angeleitet von einem Rhythmustherapeuten. TaKeTiNa wurde von dem Komponisten und Musiker Reinhard Flatischler begründet und wird seit über 20 Jahren u. a. im klinischen Umfeld genutzt und bereits ergänzend in der Behandlung von Schmerzen, Burn-out, Traumata und Depressionen eingesetzt. „Wir wollen nun wissenschaftlich erforschen, wie hilfreich TaKeTiNa für Menschen mit Depression ist. Das ist das erste Forschungsprojekt dieser Art überhaupt“, erklärt Studienleiterin Dr. Claudia von Zimmermann von der Psychiatrie des Uni-Klinikums Erlangen.

 Depression im Blut

„TaKeTiNa verankert das Bewusstsein im Hier und Jetzt, erklärt Rhythmuspädagoge und Facharzt für Innere Medizin Dr. Ali Behzad von der Medizinischen Klinik 5 – Hämatologie und Internistische Onkologie (Direktor: Prof. Dr. Andreas Mackensen) des Uni-Klinikums Erlangen. „Durch das rhythmische Sprechen und Bewegen bauen die Teilnehmer eine immer stärkere Verbindung zu sich und zu ihrer inneren Kraft auf. Sie werden psychisch, emotional und körperlich belastbarer. Wiederholtes Üben über mehrere Wochen hat möglicherweise einen nachhaltigen depressionshemmenden Effekt“, sagt Dr. Behzad. Durch den Wechsel zwischen Stabilisierung und Destabilisierung vertiefe sich das Vertrauen der Teilnehmer in den Rhythmus, der immer da ist und sie stützt, und mit der Zeit auch das Vertrauen in das Leben, das sie gleichermaßen trägt.

 Neben dem Einfluss auf depressive Symptome soll das Forschungsprojekt klären, ob TaKeTiNa auch das Immunsystem beeinflusst und ob sich durch die Musiktherapie Blutwerte verändern – etwa das LDL-Cholesterin, das in Zusammenhang mit Depressionen steht, oder bestimmte Entzündungswerte. „Damit wollen wir dazu beitragen, die biologischen, messbaren Aspekte von Depressionen besser zu verstehen und die Erkrankung gezielt zu behandeln“, erklärt Dr. Christiane Mühle, Arbeitsgruppenleiterin in der Psychiatrie des Uni-Klinikums Erlangen. In einer Pilotstudie hatte Dr. Behzad bereits 2018 den Einfluss von TaKeTiNa auf Leukämiepatienten, die eine Stammzelltransplantation erhalten hatten, untersucht. Die Studie zeigte eine verbesserte Lebensqualität und einen Trend zu weniger Abstoßungsreaktionen bei den TaKeTiNa-Teilnehmern.

 18- bis 70-jährige Teilnehmer gesucht

Der erste Durchgang der neuen Depressionsstudie beginnt im Oktober 2020 – für April und Oktober 2021 sind dann zwei weitere Runden geplant. Die Musiktherapie in der Gruppe dauert jeweils acht Wochen mit je einem wöchentlichen Termin. Anmelden können sich Menschen zwischen 18 und 70 Jahren mit einer diagnostizierten Depression. „Jeder Interessent wird vorab in der Hochschulambulanz der Psychiatrie untersucht, um seine Eignung sicherzustellen“, erklärt Dr. Claudia von Zimmermann. Die Depressivität wird monatlich mithilfe von Fragebögen ermittelt; hinzu kommen mehrere Blutabnahmen.

 Für den 9. und den 16. September 2020, jeweils mittwochs um 17.30 Uhr, sind Informationsabende für Studienteilnehmer am Uni-Klinikum Erlangen geplant. Interessierte können sich per E-Mail anmelden: taketina.ps@uk-erlangen.de.

Über diese Adresse kann auch weiteres Material angefordert werden. Über den Ort der Veranstaltung werden die Teilnehmer im September per E-Mail informiert. Alle Veranstaltungen finden selbstverständlich unter Berücksichtigung der besonderen Hygiene- und Schutzbestimmungen aufgrund von COVID-19 statt.

19.08.2020 Fördervolumen den ambitionierten Vorhaben anpassen
Pressmeldung der Bayerischen Landesärztekammer

 
 Fördervolumen den ambitionierten Vorhaben anpassen

 „Das Gesetz geht in die richtige Richtung. Es wird aber nur dann seinem Namen gerecht, wenn es nicht bei einem einmaligen Sonderprogramm bleibt und die Fördermittel des Bundes von derzeit drei Milliarden auf fünf Milliarden Euro aufgestockt werden.“ Mit diesen Worten kommentierte Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt den Entwurf für ein Krankenhauszukunftsgesetz. Neben dem Ausbau der Digitalisierung der Kliniken sieht der Entwurf vor, dass Notfallkapazitäten räumlich ausgebaut und digital optimiert werden sollen. „Wir stehen voll hinter diesen Vorhaben. Umsetzen lassen sie sich aber nur, wenn das Fördervolumen der Vielzahl förderfähiger Vorhaben angepasst wird“, sagte Reinhardt.

Dies gelte umso mehr, da die Zahl der zur Verfügung stehenden Notfallmediziner wie auch insbesondere der IT-Experten für Kliniken begrenzt ist. Die geplante Erhöhung des Digitalisierungsgrades müsse diesen Personalbedarf in ausreichendem Maße berücksichtigen, anderenfalls würde es wieder zu Quersubventionierungen innerhalb des Krankenhauses mit den bekannten Folgen für die Patientenversorgung kommen, so die Bundesärztekammer in ihrer schriftlichen Stellungnahme zu dem Entwurf.

Die vorgesehene Finanzierungsbeteiligung der Länder in Höhe von jeweils 30 Prozent der Fördermittel beurteilt die Bundesärztekammer als angemessen. Die ebenfalls geplante Option einer alleinigen Übernahme der Kofinanzierung durch einzelne Krankenhausträger lehnt sie jedoch ab. Schon jetzt sei absehbar, dass es als Folge der Pandemie und des Lockdowns zu erheblichen Steuerausfällen kommen wird. Weitere Ausfälle seien zu erwarten. „So werden viele Klinken trotz eines realen Innovationsbedarfes absehbar nicht die notwendige Kofinanzierung für eine mögliche Teilnahme an dem neuen Förderprogramm aufbringen können.“ Die BÄK warnt in diesem Zusammenhang vor Fehlanreizen, wenn Finanzmittel für Investitionen zum Beispiel durch Fokussierung auf lukrative Leistungen oder unerwünschte Einsparungen bei Personal- und Sachkosten erzielt werden.

Die BÄK ist unverändert der Auffassung, dass es nach wie vor Reformbedarf im Bereich der stationären Versorgung gibt. Dennoch hält sie die vorgesehene Kopplung der Förderung in Verbindung mit einer Reduktion der Bettenkapazität für viel zu eindimensional. Die Bewältigung der ersten Phase der Corona-Pandemie sei unter anderem auch deshalb gelungen, weil Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern über ein ausreichendes Maß an Krankenhausbetten, vor allem im Bereich der intensivmedizinischen Versorgung, verfügt und gleichzeitig in relativ kurzer Zeit weitere Kapazitäten ausbauen konnte. Die im Gesetzentwurf vorgesehene Malus-Regelung bei Nicht-Einhaltung der zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht einmal definierten Zielkriterien hält die BÄK aus grundsätzlichen Erwägungen für ungeeignet.

Wünschenswert wäre es, wenn das geplante Zukunftsprogramm Kooperationen zwischen Kliniken mit unterschiedlichen Schwerpunkten berücksichtigen und fördern würde.

Bei Berücksichtigung der notwendigen Korrekturen könne das Gesetz dazu beitragen, die Zukunftsfähigkeit der Kliniken in bestimmten Bereichen zu verbessern. „Insgesamt steht allerdings unabhängig von diesem Gesetzesentwurf das eigentliche Zukunftsprogramm für die Krankenhäuser noch aus: Eine umfassende und bedarfsgerechte Reform der Finanzierung der stationären Versorgung, eine zukunftsorientierte Betriebsmittel- und Investitionsfinanzierung der Kliniken unter Berücksichtigung der Vorhaltekosten sowie eine aktive Krankenhausplanung“, so BÄK-Präsident Reinhardt.

Stellungnahme der Bundesärztekammer zur Formulierungshilfe für die Koalitionsfraktionen für einen aus der Mitte des Deutschen Bundestages einzubringenden Entwurf eines Gesetzes für ein Zukunftsprogramm Krankenhäuser (Krankenhauszukunftsgesetz – KHZG).

14.08.2020 Klimawandel: BÄK fordert Aktionspläne für Hitzeschutz
Pressemittelung der Bayerischen Landesärztekammer

Die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels sind keine ferne Bedrohung mehr, sie sind weltweit Realität. Auch in Deutschland kommt es immer häufiger zu extremen Hitzewellen, die sich negativ auf die Gesundheit vieler Menschen auswirken können. Es ist Aufgabe von Ärztinnen und Ärzten, sowohl die direkten Folgen des Klimawandels auf den menschlichen Körper als auch die indirekten Folgen für die globale Gesundheit zu benennen und sich für die Einhaltung der Pariser Klimaschutzziele einzusetzen.“ Das sagte Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), mit Blick auf die kommende Ausgabe des Deutschen Ärzteblattes, die sich schwertpunkmäßig mit dem Thema Klimawandel und Gesundheit beschäftigt. Reinhardt forderte Bund und Länder auf, die Kliniken sowie Not- und Rettungsdienste durch ausreichende Ressourcen und Personal besser auf Extremwetterereignisse vorzubereiten. Der BÄK-Präsident geht auch in der aktuellen Ausgabe seines Podcasts „Sprechende Medizin“ auf die Auswirkungen der Erderwärmung auf die menschliche Gesundheit ein.

Typische Begleiterscheinungen wie Hitzestress oder hohe bodennahe Ozonkonzentrationen können schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Das gilt insbesondere für ältere Menschen und solche mit Herz-Kreislauf- oder Atemwegserkrankungen. Darauf wiesen Dr. Peter Bobbert und Dr. Gerald Quitterer hin, die sich im Vorstand der Bundesärztekammer schwerpunktmäßig mit dem Thema „Gesundheitliche Auswirkungen des Klimawandels“ befassen. Nach ihrer Überzeugung ist es dringend erforderlich, Hitzeschutzaktionspläne auf Landes- und kommunaler Ebene mit Pressemitteilung der Bundesärztekammer besonderem Augenmerk auf schutzbedürftige Bevölkerungsgruppen umzusetzen, sie kontinuierlich zu evaluieren und weiterzuentwickeln.

„Hitzewellen bedeuten Schwerstarbeit für den Körper. Daher ist es mit Blick auf die ärztliche Versorgung wichtig, besonders gefährdete Patientinnen und Patienten über die gesundheitlichen Risiken und die adäquaten Gegenmaßnahmen aufzuklären“, sagte Quitterer. Zu den Risikogruppen zählten insbesondere ältere Menschen, Säuglinge, chronisch Kranke sowie Personen, die schwere körperliche Arbeit im Freien verrichteten.

„Die vielfältigen Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit müssen deutlich stärker als bisher in der Aus-, Weiter- und Fortbildung angesprochen werden. Das gilt für Ärzte ebenso wie für Medizinische Fachangestellte oder Pflegekräfte“, betonte Bobbert. So seien die Auswirkungen von Hitzewellen beispielsweise bei der Dosierung von Blutdrucksenkern ebenso zu beachten wie bei der Versorgung von Operationswunden.

Die Experten warnten, dass nach aktuellen Studien bis zum Ende dieses Jahrhunderts jährlich bis zu fünf zusätzliche Hitzewellen in Norddeutschland und bis zu 30 in Süddeutschland zu erwarten sind, wenn weiter so viel Treibhausgas ausgestoßen wird wie bisher. Aus ärztlicher Sicht sei es jetzt höchste Zeit, dieser Entwicklung entgegenzuwirken.

Deutsches Ärzteblatt / Schwerpunkt Klima und Gesundheit http://daebl.de/DN64

Podcast „Sprechende Medizin“ mit BÄK-Präsident Dr. Klaus Reinhardt www.bundesaerztekammer.de/podcast




13.08.2020 Auf dem Weg zu einer neuen Darmkrebs-Therapie
uni | mediendienst | forschung Nr. 44/2020

FAU-Forschungsteam untersucht Zusammenhang zwischen Bindegewebszellen und Darmkrebs

 Ein Zusammenhang zwischen Bindegewebszellen und der Entwicklung von Darmkrebs wurde seit Langem vermutet. Nun hat ein internationales Forschungsteam unter Federführung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) gezeigt, dass die Aktivierung spezieller Bindegewebszellen einen wichtigen Faktor bei Darmkrebs darstellt. Diese sogenannten Tumorfibroblasten fördern in entzündlicher Umgebung die Produktion und Freisetzung von Botenstoffen und weiteren Faktoren, die das Darmkrebswachstum aktiv begünstigen können. Die Ergebnisse der FAU-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler um Dr. Clemens Neufert wurden in der Juli-Ausgabe der Fachzeitschrift „GUT“ publiziert.

 Originalpublikation: http://dx.doi.org/10.1136/gutjnl-2019-319200   

 Video-Abstract: https://www.youtube.com/watch?v=cQWzIOXVDeg  

 Detaillierte Pressemeldung: https://www.fau.de/2020/08/news/auf-dem-weg-zu-einer-neuen-darmkrebs-therapie/ 

 Weitere Informationen:

PD Dr. Dr. Clemens Neufert, Tel.: 09131/85-45062, clemens.neufert@uk-erlangen.de 

 Kann man Leukämie einfach „aushungern“?

FAU-Forschungsteam erforscht den Einfluss der Ernährung auf den Krankheitsverlauf von Blutkrebs

Ist es möglich, den Krankheitsverlauf einer aggressiven Leukämie durch eine spezielle Ernährung so zu beeinflussen, dass die Heilungschancen verbessert werden? Darauf deuten Ergebnisse des Forschungsteams um Prof. Dr. Robert Slany, Lehrstuhl für Genetik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), hin, die in der Fachzeitschrift „BloodAdvances“ veröffentlicht wurden.

 Bei der Untersuchung des Entstehungsmechanismus einer besonders aggressiven Art von Leukämie, also Blutkrebs, die vor allem im Kindesalter, aber manchmal auch bei Erwachsenen auftritt, konnten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Lehrstuhls für Genetik der FAU, der Medizinischen Klinik V und der Abteilung für Kinderonkologie und Hämatologie des Universitätsklinikums Erlangen aufklären, wie die betroffenen Blutzellen ihre abnormal schnelle Vermehrung sicherstellen können. „Durch die genetischen Veränderungen in den Leukämiezellen werden diese dazu gezwungen, sich unablässig und rasch zu teilen. Und obwohl sie ihren Stoffwechsel anpassen, führt das zu einem erhöhten Bedarf an bestimmten Eiweißbestandteilen, die die entarteten Zellen zusätzlich aus dem Blut aufnehmen müssen“, erklärt Prof. Slany. Dieser Effekt lässt sich im Tiermodell ausnutzen, um den Krankheitsverlauf entscheidend zu verlangsamen: Dazu wird ein spezielles Futter verabreicht, das die für die Leukämiezellen notwendigen Eiweißbausteine nicht enthält. Allein durch diese spezifische Ernährung konnten Effekte erzielt werden, die sonst nur durch die Verabreichung von hochwirksamen Chemotherapeutika erreichbar sind. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler prüfen nun, ob und wie diese Strategie ihren Weg auch in die Klinik finden kann.

 Link zur Publikation: https://doi.org/10.1182/bloodadvances.2020001710

11.08.2020 Enzymmangel verursacht Hautkrankheit
uni | mediendienst | forschung Nr. 43/2020

Medizinerinnen und Mediziner der FAU entdecken Auslöser für schwere Form der Schuppenflechte

Humangenetikerinnen und -genetiker der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben einen Enzymmangel als Auslöser der generalisierten pustulösen Psoriasis, einer besonders schweren Form der Schuppenflechte, identifiziert. Die Ergebnisse der Studie, die jetzt im American Journal of Human Genetics* veröffentlicht wurden, könnten zu neuen Therapieansätzen führen.

Die generalisierte pustulöse Psoriasis (GPP) ist eine seltene, schwere Form der Schuppenflechte, bei der es zu einer allgemeinen Entzündungsreaktion des Körpers mit teils lebensbedrohlichen Zuständen kommt. GPP wird durch ein Ungleichgewicht entzündungsfördernder und entzündungshemmender Proteine eines Botenstoffes in der Haut ausgelöst. Für etwa ein Viertel der Betroffenen ist bekannt, dass dieses Ungleichgewicht durch Defekte im sogenannten IL36RN-Gen verursacht wird – für die übrige Gruppe der Patientinnen und Patienten war die genetische Ursache der Erkrankung bisher ungeklärt.

In einer Studie im Rahmen des DFG-Sonderforschungsbereichs 1181 mit insgesamt 74 Patientinnen und Patienten haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der FAU unter Leitung von Prof. Dr. Ulrike Hüffmeier vom Humangenetischen Institut nach weiteren Ursachen für die Entstehung der GPP geforscht – und sind fündig geworden: Bei etwa 20 Prozent der Patientinnen und Patienten konnten Defekte in einem Gen nachgewiesen werden, das das Enzym Myeloperoxidase (MPO) kodiert. Sämtliche gefundenen Defekte des MPO-Gens führen zu einem partiellen oder vollständigen Mangel des Enzyms. MPO kommt in der häufigsten Zellart der weißen Blutkörperchen vor, den sogenannten neutrophilen Granulozyten. Diese Zellart ist zentral bei der Entzündungsreaktion der seltenen Schuppenflechteform. MPO reguliert Entzündungen durch oxidative Prozesse und auf Zellebene.

 Da eine medikamentöse Hemmung der MPO als mögliche Therapie für Artheriosklerose und andere kardiovaskuläre Erkrankungen verfolgt wird, könnten die Erkenntnisse nicht nur neue Therapieansätze bei Hautkrankheiten begründen, sondern auch Konsequenzen für diesen kardiologischen Therapieansatz bedeuten.

 * Doi: 10.1016/j.ajhg.2020.07.001„Myeloperoxidase Modulates Inflammation in Generalized Pustular Psoriasis and Additional Rare Pustular Skin Diseases“

 Weitere Informationen:

Prof. Dr. Ulrike Hüffmeier

Tel.: 09131/85-45629

ulrike.hueffmeier@uk-erlangen.de   

 

11.08.2020 Wir sind in einer neuen Normalität“ FAU-Mediziner spricht über Corona und vergangene Seuchen
Pressestelle der FAU

Pandemien sind ein Begleiter der Menschheit und verbreiten seit tausenden Jahren Angst und Schrecken. Was wir von den Seuchen der Vergangenheit über den Umgang mit Corona lernen können, darüber spricht FAU-Präsident Prof. Dr. Joachim Hornegger mit Prof. Dr. Karl-Heinz Leven, der an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) den Lehrstuhl für Geschichte der Medizin leitet.

 Eine historische Betrachtung hat stets den Charakter eines Vergleichs. Medizinhistorikerinnen und -historiker richten folglich ihren Blick in die Vergangenheit und suchen nach Ereignissen, die sich mit Corona vergleichen lassen: „Wir finden eine Vielzahl von Seuchen, auch pandemische Geschehnisse, in der Geschichte und können schauen, was ist heute anders – denn es gibt große Unterschiede –, aber was ist auch gleichgeblieben. Es gibt nämlich sehr viele Phänomene, die in den Seuchen immer wiederkehren“, erklärt Prof. Leven.

 Wie wirkt sich die Pandemie zum Beispiel auf die Gesellschaft aus? „Meistens ist eine Seuche ein Phänomen, das von außen kommt, beziehungsweise wird sie oft so verstanden“, sagt Leven. Hierbei sei es von Bedeutung, wie die jeweilige Gesellschaft dieses Phänomen interpretiert: „Wir haben ein naturwissenschaftliches Erklärungsmuster, für uns ist die Seuche ein virologisches Geschehen. Den Erreger kennen wir, wir haben ihn identifiziert und genetisch analysiert.“ In der Vergangenheit hingegen habe es andere medizinische Konzepte gegeben, die Menschen hätten andere Ursachen für Seuchen gesehen. Gleichwohl ähnelten sich die Reaktionsweisen: „Für die Gesellschaft ist es im täglichen Leben nicht so wichtig, ob man weiß, dass ein Virus XY der Auslöser ist oder dass man denkt, es ist ein Gift, was an irgendwelchen Sachen haftet – das war nämlich eine Erklärungsweise für Pestepidemien im Mittelalter“, führt Prof. Leven aus.

 In dem Gespräch geht der Historiker zudem auf die Herausforderung ein, welcher sich die Medizin stellen muss: „Oft ist es so gewesen, dass Pandemien die Medizin in einem Stadium erwischen, in dem sie auf diese Bedrohung nicht adäquat reagieren kann.“ Die Ausbreitung des Corona-Virus könne nicht gestoppt, sondern lediglich durch Maßnahmen wie die Kontaktsperre oder die Abstandsregelung, die so schon in der Frühen Neuzeit zum Einsatz kamen, eingedämmt werden. Man greife also auf Reaktionsformen zurück, die sich in der Geschichte bewährt hätten – „Europa hat in der Geschichte aus der Auseinandersetzung mit der Pest gelernt“. Gegenwärtig sei die Entwicklung eines Impfstoffes kompliziert und erfordere Geduld. Das Virus könne dementsprechend nicht kurzfristig eliminiert werden und die Menschheit zu einer alten Normalität zurückkehren. „Wir sind schon jetzt in einer neuen Normalität und daran müssen wir uns gewöhnen“, erklärt Leven.

 Auch die vermehrt aufkommenden Verschwörungstheorien werden in dem Gespräch aufgegriffen. Pandemien riefen Angst und Unsicherheit hervor, die Bedrohung solle begreiflich gemacht werden. „Viele dieser Verschwörungstheorien füllen eine Lücke aus“, erklärt er. Wenn die Menschen nicht mehr in der Religion nach Erklärungen suchten, würden sie sich solchen Theorien zuwenden, um einen Sinn zu stiften und die Frage nach der Schuld zu beantworten.

 Im Gespräch geht es zudem um die Rolle der Politik in der Pandemie: „Die Pest ist die Stunde der Exekutive“ – die Strategien, die zur Eindämmung der Seuche dienen, stärken die die Exekutive. Dieses Vorgehen sei zwar erfolgreich, beruhe allerdings auch auf der Anwendung von Zwangsmitteln und der Aussetzung von Grundrechten. „Darüber muss man kritisch nachdenken“ ergänzt er. Dieses Phänomen sei in der gesamten Seuchengeschichte zu beobachten.

 Zuletzt gibt Professor Leven einen Ausblick, was über Corona in den kommenden Geschichtsbüchern stehen könnte: „Wir sind jetzt im Augenblick in einem ganz bestimmten Paradigma und das ist eine gewisse Zeitenwende. Und deshalb wird man wahrscheinlich von einer Zeit vor Corona und von einer Zeit nach Corona sprechen. Aber wir sind in der Gegenwart noch in der Zeit mit Corona und das wird noch eine Zeit lang so bleiben.“

 Weitere Informationen:

Prof. Dr. Karl-Heinz Leven

Lehrstuhl für Geschichte der Medizin

Tel.: 09131/85-22094

karl-heinz.leven@fau.de  

 Eine Übersicht aller Videotalks ist zu finden unter: https://www.fau.de/corona/videos/ 

 Selbstverständlich steht es Ihnen frei, den Beitrag journalistisch zu verwerten. Schauen Sie doch einfach mal auch auf unserer Rubrik „Nachgefragt“ vorbei – dort finden Sie Meinungsbeiträge von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zu aktuellen Themen aus Gesellschaft, Politik und Wissenschaft: http://blogs.fau.de/news/category/fau-aktuell/nachgefragt/   

07.08.2020 Der Depression davonklettern
uni | mediendienst | forschung Nr. 42/2020

Überzeugende Ergebnisse der Studie „Klettern und Stimmung“ – Boulderpsychotherapie für ambulante Patienten mit Depression langfristig wirksam

Körperliche Aktivität gehört zu den wirksamsten Methoden in der Therapie von Menschen mit Depression. Im Vergleich zu Psychotherapie und medikamentöser Behandlung ist sie weniger stigmatisiert und wirkt sich zudem positiv auf die körperliche Verfassung der Erkrankten aus. Diese Vorteile bildeten den Ausgangspunkt für „Klettern und Stimmung“ der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Johannes Kornhuber) des Universitätsklinikums Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Im Rahmen dieses Projekts entwickelten die Wissenschaftler den neuen Ansatz der Boulderpsychotherapie. Nach den Ergebnissen der Pilotstudie liegen nun auch die Ergebnisse der groß angelegten Folgestudie vor. Diese zeigen: Die Boulderpsychotherapie ist deutlich wirksamer als eine körperliche Aktivierung allein und mindestens genauso wirksam wie der Goldstandard in der Depressionsbehandlung, die Verhaltenstherapie. Hinzu kommt: Die positiven Effekte können nach der Therapie mindestens ein Jahr lang aufrechterhalten werden!

„Klettern und Stimmung“ wurde 2013 von der Projektleiterin PD Dr. Katharina Luttenberger und ihrem Team ins Leben gerufen. Die Idee bestand in der Verbindung der handlungsorientierten Elemente des Boulderns (eine Form des Kletterns ohne Seil in Absprunghöhe) mit psychotherapeutischen Ansätzen zur Behandlung von Depressionen. Dies führte zur Erarbeitung einer ersten Version der Boulderpsychotherapie, die seither stetig weiterentwickelt wurde. In zehn Einheiten bearbeiten die Therapeuten mit ihren Patienten unterschiedliche Themen – anders als in der klassischen Psychotherapie nicht im Gespräch, sondern im direkten Erleben an der Kletterwand. So können die Betroffenen beispielsweise beim Thema „soziale Beziehungen“ die Erfahrung machen, welche Gefühle und Gedanken auftauchen, wenn sie mit anderen über ein Seil verbunden sind und die Boulderroute gemeinsam bewältigen müssen. Außerdem hilft die für das Klettern nötige Konzentration, im Hier und Jetzt zu sein und Grübelschleifen, die ein Hauptsymptom der Depression sind, zu durchbrechen.

Obwohl das therapeutische Bouldern oder Klettern bereits an einer Vielzahl von Krankenhäusern angeboten wurde, gab es bisher keine ausgearbeiteten Standards für die Umsetzung in der Behandlung von Depressionen und keine qualitativ hochwertigen Studien zur Überprüfung der Wirksamkeit. Deshalb untersuchten die Erlanger Wissenschaftler in einer ersten zwischen 2013 und 2015 durchgeführten Pilotstudie die Wirksamkeit der neu entwickelten Boulderpsychotherapie im Vergleich zu einer reinen Wartelisten-Kontrollgruppe. Eine zweite groß angelegte Studie wurde ab 2016 in mehreren Regionen Deutschlands – in Berlin, der Europäischen Metropolregion Nürnberg und der ländlichen Region Weyarn/Holzkirchen – durchgeführt. Diesmal untersuchten die Erlanger Wissenschaftler die Wirksamkeit der Boulderpsychotherapie im Vergleich zu bereits etablierten Verfahren in der Depressionsbehandlung: zum einen ein allgemeines sportliches Aktivierungsprogramm, zum anderen eine verhaltenstherapeutische Depressionsbewältigungsgruppe – der aktuelle Goldstandard.

Deutliche Verringerung der depressiven Symptomatik

Insgesamt nahmen 233 Personen, bei denen zum Zeitpunkt der Studie die Kriterien für eine Depression erfüllt waren, teil. Sie wurden zufällig einer der drei Gruppen zugeteilt und nach der Behandlung bis zu ein Jahr lang weiter begleitet. Es zeigte sich: Alle Ansätze waren wirksam! In der Gruppe, die die Boulderpsychotherapie erhielt, zeigte sich eine sichtbare Verringerung der depressiven Symptomatik in Form einer Verschiebung von einer moderaten zu einer milden Depression. Die Verbesserungen waren deutlich stärker ausgeprägt als in der Gruppe, die mit dem sportlichen Aktivierungsprogramm zu Hause trainiert hatte. In der verhaltenstherapeutischen Depressionsbewältigungsgruppe zeigten sich wie erwartet ebenfalls deutliche Verbesserungen der depressiven Symptomatik, die allerdings nicht größer waren als die in der Boulderpsychotherapiegruppe. Auch in den Bereichen Angst, Körperbild, Bewältigungsmechanismen, Selbstwertgefühl und Sozialverhalten ergaben sich deutliche Verbesserungen durch die Boulderpsychotherapie. Somit konnte gezeigt werden, dass die neue Therapieform mühelos mit bewährten Behandlungsmethoden mithalten kann und eine sinnvolle Erweiterung der Therapieangebote darstellt.

Nominiert für Gesundheitspreis – stimmen Sie ab!

Die positiven Studienergebnisse ermutigten das Forscherteam zur Bewerbung für den MSD Gesundheitspreis 2020. Mit der Auszeichnung verfolgt das Gesundheitsunternehmen das Ziel, herausragende und innovative Versorgungslösungen zu würdigen und ihre Weiterentwicklung zu unterstützen. Eine hochkarätig besetzte Jury hat aus allen Bewerbern zehn innovative Projekte für den mit 5.000 Euro dotierten Publikumspreis nominiert – darunter auch die Boulderpsychotherapie des Erlanger Projekts „Klettern und Stimmung“. Im Rahmen einer öffentlichen Online-Abstimmung können nun alle Interessierten bis Dienstag, 8. September 2020, 12.00 Uhr, ihre Stimme abgeben und so gemeinsam den Publikumssieger wählen: http://www.msd.de/jede-stimme-zählt

Katharina Luttenberger ist stolz auf die Nominierung: „Aus vielen innovativen Ideen ausgewählt zu werden, zeigt uns, dass wir mit unserem Projekt auf dem richtigen Weg sind!“ Nun hofft das Team natürlich, einen der insgesamt acht Preise zu gewinnen. Einen konkreten Verwendungszweck für das Preisgeld haben die Wissenschaftler bereits: „Unsere Vision ist, eine digitale Version des Manuals zu veröffentlichen, mit der die Boulderpsychotherapie überall in Deutschland leicht durchgeführt werden kann“, erläutert PD Luttenberger. „Damit könnten wir dazu beizutragen, dass immer mehr Therapeuten dieses Angebot in ihre Behandlung miteinbeziehen.“

Website des Projekts „Klettern und Stimmung“: http://www.studiekus.de

Weitere Informationen:

PD Dr. Katharina Luttenberger

Tel.: 09131 85-44621

studiekus.psych@uk-erlangen.de

05.08.2020 Reinhardt: „Kinder sind kein besonderes Infektionsrisiko“
Pressemitteliung der Bundesärztekammer

 Schulstart unter Corona-Bedingungen

„Kinder und Jugendliche gehören offensichtlich nicht zu den Risikogruppen der Corona-Pandemie. Wir müssen aber verhindern, dass sie durch Kitaschließungen und den stark eingeschränkten Präsenzbetrieb in den Schulen zu besonderen Verlierern der Corona-Krise werden.“ Das hat Bundesärztekammer- Präsident Dr. Klaus Reinhardt in der gegenwärtigen Debatte über die Ausgestaltung des Kita- und Schulbetriebes nach den Sommerferien gefordert.

Um das Infektionsrisiko zu vermindern, seien pragmatische Lösungen gefragt. „Masken in Aufenthaltsräumen und auf Schulhöfen können nützlich sein. Während des Unterrichts beeinträchtigen sie jedoch die Aufmerksamkeit, weil sie auf Dauer körperlich belastend sind. Sinnvoller ist es, besonders große Klassen zu trennen. Wir brauchen eine Bestuhlung mit möglichst großem Abstand, ausreichend Waschbecken und natürlich Seife für die Handhygiene sowie feste Zeiten für regelmäßiges Lüften“, sagte Reinhardt. Außerdem sollten Länder und Kommunen Möglichkeiten für regelmäßige Corona-Tests von Lehrern und Erziehern durch die Gesundheitsämter schaffen.

„Kinder sind keine ‚Keimschleudern‘. Das zeigen auch alle aktuellen Studienergebnisse, wie zuletzt eine Auswertung der Universität Leipzig. Die Ergebnisse legen nahe, dass Kinder und Jugendliche in der aktuellen COVID-19-Pandemie keine herausragende Rolle in der Ausbreitungsdynamik spielen und kein besonderes Infektionsrisiko darstellen. Vielmehr bestätigt die Studie bereits vorangegangene Untersuchungsergebnisse, nach denen bei Kindern und Lehrern nur selten Antikörper auf das Corona-Virus und damit Hinweise auf eine Pressemitteilung der Bundesärztekammer

bereits durchgemachte Infektion festgestellt wurden“, sagte Reinhardt. Insofern stelle der Unterricht auch für Lehrkräfte kein höheres Infektionsrisiko dar, als dies bei anderen beruflichen Tätigkeiten mit zahlreichen Sozialkontakten gegeben sei.

„Die Bundesländer müssen jetzt den Mut haben, unter Einhaltung notwendiger Hygienekonzepte ein möglichst breites Spektrum von Präsenzunterricht in den Schulen sowie Betreuungsmöglichkeiten in den Kitas zu schaffen. Aktuelle wissenschaftliche Studien zeigen, dass dies ärztlich vertretbar ist“, betonte Reinhardt. Gänzlich ausschließen ließen sich Infektionen in Pandemiezeiten zwar nicht. Unter Federführung der Gesundheitsämter könnten aber Stufenkonzepte für ein effektives Ausbruchsmanagement erstellt werden. Damit könnten Infektionsketten an Kitas und Schulen schnell nachvollzogen und unterbrochen werden. Insbesondere bei Infektionshäufungen in der Allgemeinbevölkerung einer Region, ohne direkten Bezug zu einer Kita oder Schule, sollte eine Schließung dieser Einrichtungen immer nur die letzte Option sein.

Sorgen bereiten dem Bundesärztekammer-Präsidenten mögliche Folgeschäden durch Kita- und Schulschließungen. „Heranwachsende haben nicht nur ein Recht auf Bildung, sie brauchen für ihr seelisches und körperliches Wohlbefinden strukturierte Tagesabläufe, Kontakt zu Gleichaltrigen und pädagogisch geschulte Ansprechpartner für ihre Sorgen und Nöte“, sagte Reinhardt, der selbst Hausarzt ist. Wenn das nicht gegeben ist, drohten Angststörungen, Depressionen und andere psychische Erkrankungen. Hinzu komme, dass Schulen und Kitas auch Schutzräume für Heranwachsende seien. Bei einem Lockdown müsse davon ausgegangen werden, dass Kinder im Stillen leiden, weil Spuren von Misshandlungen im Verborgenen bleiben. Vor diesem Hintergrund hält Reinhardt die Aufnahme eines Pressemitteilung der Bundesärztekammer weitgehenden Regelbetriebes in Schulen und Kitas für zwingend erforderlich. Im Übrigen forderte er die Wiederaufnahme und Nachholung versäumter Schuleingangsuntersuchungen, um Gewalt und Verwahrlosung frühzeitig zu erkennen.

Reinhardt: „Wir müssen uns bewusst machen, dass Kitas und Schulen mehr sind als Betreuungs- und Bildungseinrichtungen. Sie geben Kindern und Jugendlichen Schutz, Halt und Orientierung. Für die Gesunderhaltung der Heranwachsenden sind sie unerlässlich.“

03.08.2020 Macht eine „Immunthrombose“ das Coronavirus so gefährlich? FAU-Forschende ermitteln Vorgänge bei schweren SARS-CoV2-Verläufen
uni | mediendienst | forschung Nr. 41/2020

Das Coronavirus hat bis Mitte 2020 weltweit mehr als 600.000 Tote gefordert. Die Prozesse im Körper, die eine Infektion mit SARS-CoV2 so gefährlich werden lassen, sind bislang nicht vollständig geklärt. Ein Forschendenteam um Dr. med. Moritz Leppkes von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) hat jetzt herausgefunden, dass bei Covid-19 bestimmte weiße Blutkörperchen, die neutrophilen Granulozyten, besonders stark aktiviert werden, sich zusammenballen und Netze oder sogenannte Neutrophil Extracellular Traps (NETs) in den Blutgefäßen der Lunge bilden.

Die Blutgefäße verstopfen – und zwar nicht nur durch klassische Blutgerinnungsprozesse, sondern auch durch diese immunologisch bedingten Vorgänge, weshalb die Forscherinnen und Forscher hier zusätzlich von einer Immunthrombose sprechen. Die Folge: Die Sauerstoffversorgung beziehungsweise der Gasaustausch des Körpers ist nicht länger gewährleistet, was schwere Krankheitsverläufe nach sich zieht. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forschenden im Fachmagazin „EBioMedicine by The Lancet“ (https://doi.org/10.1016/j.ebiom.2020.102925).

 Die ausführliche Pressemeldung unter: https://www.fau.de/2020/08/news/wissenschaft/macht-eine-immunthrombose-das-coronavirus-so-gefaehrlich/ 

Weitere Informationen:

Dr. Moritz Leppkes, Lehrstuhl für Innere Medizin I, Tel.: 09131/85-35000, moritz.leppkes@uk-erlangen.de

Wie beeinflusst Corona unsere Vorstellung vom Altern?

FAU-Gerontologinnen und -Gerontologen erhalten Förderung für Corona-Studie

 Das internationale Projekt „Alter(n) als Zukunft“ des Instituts für Psychogerontologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) hat im April eine Begleitstudie zur Corona-Pandemie aufgenommen. Für die Durchführung der Studie „Corona und Alter“ ist es den Projektbeteiligten Prof. Dr. Frieder Lang und Fiona Rupprecht, beide vom Institut für Psychogerontologie der FAU, sowie Prof. Dr. Helene Hoi-Lam Fung von der Chinese University of Hongkong gelungen, zusätzliche Mittel der VolkswagenStiftung einzuwerben. Für eine Laufzeit von 18 Monaten erhalten die Forscherinnen und Forscher eine zusätzliche Förderung in Höhe von 118.900 Euro, um ihre Studie auszubauen. Das Gesamtprojekt wurde bisher bereits mit mehr als 3 Millionen Euro gefördert.

Die Begleitstudie „Corona und Alter“ untersucht die persönlichen Erfahrungen, Einstellungen, Sorgen und Verhaltensweisen bezüglich COVID-19 in Deutschland und Hongkong. Außerdem geht es darum, wie Menschen ihr eigenes Altern wahrnehmen und inwiefern sie sich um ältere Menschen Gedanken machen. Da die Studie in das Projekt „Alter(n) als Zukunft“ integriert ist, kann so erforscht werden, inwiefern sich die Vorstellung des Alter(n)s, das Zukunftserleben und das Vorsorgehandeln für das Alter während und nach der Corona-Pandemie verändern.

 „Die Studie wird dazu beitragen, die Krise und die sozialen Veränderungen, die sie bewirkt, besser zu verstehen“, sagt Prof. Dr. Frieder Lang. „Wenn sich durch die Corona-Pandemie verändert, wie Menschen über die Zukunft denken, wird sich auch verändern, wie sie für sich selbst oder für andere vorsorgen. Daher können wir die Ergebnisse dazu nutzen, die Zukunft des Alterns und die Vorsorge für das Alter in unserer Gesellschaft zu gestalten.“

 Um mögliche Entwicklungen während der andauernden Pandemie zu untersuchen, wird die Online-Befragung über die nächsten Monate hinweg in zeitlichen Abständen wiederholt. Die Teilnahmemöglichkeit und Informationen zu den Zwischenergebnissen gibt es unter: https://www.geronto.fau.de/forschung/alternsbilder/covid-19-studie/

 Weiterführende Informationen zu dem Projekt „Alter(n) als Zukunft“: https://www.phil.fau.de/2020/08/03/wie-beeinflusst-corona-unsere-vorstellung-vom-altern/  

 Weitere Informationen:

Prof. Dr. Frieder R. Lang, Fiona Rupprecht, M.Sc., Institut für Psychogerontologie, ipg-gerotest@fau.de

31.07.2020 Stethoskop um den Hals, aber kein Blatt vor dem Mund - Bundesärztekammer startet Podcast
Pressemitteilung der Bayerischen Landesärztekammer

Ehrliche, verständliche und hintergründige Gespräche rund um das Thema Gesundheit – das verspricht der neue Podcast „Sprechende Medizin“ der Bundesärztekammer. Gelegenheitspatient Daniel Finger, nebenbei auch Moderator und Wissenschaftsjournalist, stellt die Fragen. Dr. Klaus Reinhardt, Hausarzt und Präsident der Bundesärztekammer, antwortet.

Alle 14 Tage sprechen die beiden über Ärzte und Patienten, Medizin und Politik, Leiden und Linderung, Forschung und Fortschritt. Am 31. Juli geht es im Premieren-Podcast unter anderem um die Frage, warum ökonomisches Denken auch in der Gesundheitsversorgung seinen Platz hat, die Kommerzialisierung des Gesundheitswesens aber das Patientenwohl gefährdet. „Medizin ist nicht der Versuch, einen Maximalerlös zu produzieren“, stellt Reinhardt klar. Ganz im Gegenteil: Die Renditeerwartungen von Investoren gefährdeten das vertrauensvolle Arzt-Patienten-Verhältnis.

Pünktlich zum Ferienende geht es in einer weiteren Folge von „Sprechende Medizin“ um Schulunterricht in Zeiten der Corona- Pandemie. Darum, wie Lehrer und Schüler gesund bleiben können, wie Klassenzimmer nicht zu Hotspots werden und warum die Schuleingangsuntersuchung, die in diesem Jahr ausfällt, unbedingt nachgeholt werden sollte.

Hören können Sie „Sprechende Medizin“ auf der Seite der Bundesärztekammer unter www.blaek.de/podcast und auf allen gängigen Podcast-Plattformen.

 Gern können Sie O-Töne aus dem Podcast auch für Ihre Berichterstattung verwenden. Sollten Sie dabei technische Unterstützung benötigen, melden Sie sich bitte per Mail an podcast@baek.de.

Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer

Der 1960 in Bonn geborene Facharzt für Allgemeinmedizin ist seit 1993 in Bielefeld in einer Gemeinschaftspraxis niedergelassen. Seit 2005 ist er Vizepräsident der Landesärztekammer Westfalen-Lippe. Seit 2011 ist er Bundesvorsitzender des Hartmannbundes. 2015 wurde Reinhardt in den Vorstand der Bundesärztekammer gewählt und ist seit 2019 ihr Präsident.

Daniel Finger

Daniel Finger ist mit Leib und Seele Autor und Moderator mit einem Hang zu Themen rund um Wissenschaft und Digitalisierung. Er ist regelmäßig auf radioeins zu hören, unter anderem in seiner beliebten Sonntags-Sendung Zwei auf Eins.

30.07.2020 Entzündungshemmer senken das Risiko für eine Infektion
uni | mediendienst | forschung Nr. 40/2020

Entzündungshemmende Medikamente sollen laut Erlanger Corona-Studie weiter eingenommen werden.

Die über 2.000 Teilnehmer umfassende Corona-Antikörperstudie des Deutschen Zentrums Immuntherapie (DZI) am Universitätsklinikum Erlangen wurde nun im renommierten wissenschaftlichen Journal „Nature Communications“ veröffentlicht. Die Wissenschaftler des DZI haben bereits sehr früh mit Antikörpertests gegen das neue Coronavirus begonnen, da viele Patienten mit Erkrankungen wie Arthritis, Darmentzündungen oder Schuppenflechte mit Medikamenten behandelt werden, die in Entzündungsprozesse und damit auch in das Immunsystem eingreifen. Daher bestand Sorge, dass diese Patienten sehr empfindlich auf das neue Coronavirus reagieren. Die Erlanger Forscher untersuchten Probanden auf klinische Zeichen von Atemwegsinfekten, befragten sie zum Kontakt mit Infizierten und testeten sie auf Antikörper gegen das Coronavirus. Gleichzeitig wurde im Rahmen der Erlanger Corona-Antikörperstudie auch eine große Zahl gesunder Probanden untersucht.

 „Wir fanden heraus, dass die Häufigkeit einer Infektion mit dem neuen Coronavirus in der Normalbevölkerung in Bayern derzeit 2,2 Prozent beträgt“, sagt Studienleiter Prof. Dr. med. univ. Georg Schett, einer der beiden Sprecher des DZI und Direktor der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie des Uni-Klinikums Erlangen. „Dies ist ein vergleichsweise niedriger Wert und vermutlich dem strikten Einhalten der Hygienemaßnahmen sowie der erfolgreichen frühen ,Lockdown‘-Politik in Bayern geschuldet. Interessanterweise zeigen unsere Ergebnisse aber auch, dass neun von zehn Infektionen mit dem Coronavirus unterschwellig und ohne größere Symptome verlaufen. Hierbei ist zu bedenken, dass die Häufigkeit bestätigter diagnostizierter COVID-19-Fälle in Bayern mit 0,3 Prozent bei nur ca. einem Zehntel der Infektionsrate unserer Corona-Antikörperstudie liegt.“

 „Hinsichtlich ihrer Symptomatik zeigten viele Menschen, die Kontakt mit dem neuen Coronavirus hatten, Zeichen von Atemwegssymptomen, die sich grundsätzlich nicht von anderen Atemwegsinfekten unterschieden“, geben Dr. David Simon und Dr. Koray Tascilar von der Medizin 3 des Uni-Klinikums Erlangen zu bedenken. Da Atemwegsinfekte sehr häufig sind und nur ein geringer Teil von ihnen tatsächlich auf das neue Coronavirus zurückzuführen ist, ist es von besonderer Wichtigkeit, solche Symptome angemessen abzuklären und gegebenenfalls eine Virustestung durchzuführen. Geruchsverlust stellt hier möglicherweise eine Ausnahme dar, denn diese Symptomatik zeigte sich bei Menschen mit Antikörpern gegen das neue Coronavirus deutlich häufiger.

Was aber passiert, wenn Menschen entzündungshemmende Medikamente für chronische Erkrankungen wie Arthritis, entzündliche Darmerkrankungen oder Schuppenflechte einnehmen? In diesem Fall lag ursprünglich der Verdacht nahe, dass diese Menschen empfindlicher gegenüber Infektionen mit dem neuen Coronavirus sind. „Dem ist aber nicht so!”, führen Prof. Dr. Markus F. Neurath, DZI-Sprecher und Direktor der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie des Uni-Klinikums Erlangen, und Prof. Dr. Raja Atreya, Oberarzt am DZI und an der Medizin 1, aus. „Patienten mit Morbus Crohn oder der Colitis ulcerosa, die Entzündungshemmer einnehmen, zeigten ein niedrigeres und eben kein erhöhtes Risiko für eine Infektion mit dem Coronavirus.“ Zu einem ähnlichen Schluss kommen ihre Kollegen Prof. Dr. Carola Berking, Direktorin der Hautklinik des Uni-Klinikums Erlangen, und ihr Stellvertreter Prof. Dr. Michael Sticherling: „Auch Patienten mit Schuppenflechte, einer der häufigsten chronisch-entzündlichen Erkrankungen des Menschen, weisen kein erhöhtes Risiko für eine Infektion mit dem neuen Coronavirus auf, wenn sie mit speziellen entzündungshemmenden Medikamenten therapiert werden.“ Ähnliche Ergebnisse wurden auch für entzündliche Gelenkerkrankungen wie die Rheumatoide Arthritis und Morbus Bechterew gefunden, wie die Oberärzte Dr. Arndt Kleyer und Prof. Dr. Gerhard Krönke aus dem Bereich Rheumatologie und Immunologie der Medizin 3 bestätigen.

 Diese Ergebnisse haben eine große Bedeutung für Menschen mit entzündlichen Erkrankungen, denn sie zeigen, dass die Weiterführung der entzündungshemmenden Therapie in Zeiten der Coronavirus-Pandemie im Wesentlichen unbedenklich ist und dass diese Patienten weder aufgrund ihrer Erkrankung noch aufgrund der Therapie zur Risikogruppe für schwere Verläufe der Infektion gehören.

 Die Erlanger Corona-Studie entstand in interdisziplinärer Zusammenarbeit von Forschern des DZI sowie mit Prof. Dr. Klaus Überla und Prof. Dr. Matthias Tenbusch vom Virologischen Institut – Klinische und Molekulare Virologie des Uni-Klinikums Erlangen. Die Studie wurde durch den Sonderforschungsbereich 1181 der Deutschen Forschungsgemeinschaft, das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF-Projekt MASCARA) und die Schreiber-Stiftung unterstützt.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. med. univ. Georg Schett

Tel.: 09131/85-39109

georg.schett@uk-erlangen.de

 

30.07.2020 Sensorschuh hilft Parkinsonpatienten
uni | mediendienst | aktuell Nr. 77/2020

Das tragbare Sensorsystem „Mobile GaitLab“ erfasst die Gangqualität und wurde jetzt als Medizinprodukt zertifiziert

 Wie sicher bewegen sich Parkinsonpatienten im Alltag und was sagt das über ihren Krankheitsverlauf aus? Antworten auf diese Fragen können die behandelnden Mediziner künftig von „Mobile GaitLab“ erhalten – einem Sensorschuh, der die Gangqualität der Patienten während ihres Alltags kontinuierlich erfasst. Durch die Zertifizierung als Medizinprodukt kann das tragbare Sensorsystem künftig für die Versorgung von Parkinsonpatienten eingesetzt werden. Prof. Dr. Jochen Klucken von der Molekular-Neurologischen Abteilung (Leiter: Prof. Dr. Jürgen Winkler) des Universitätsklinikums Erlangen entwickelte „Mobile GaitLab“ gemeinsam mit dem Erlanger Start-up-Unternehmen Portabiles HealthCare Technologies sowie Prof. Dr. Björn Eskofier vom Lehrstuhl für Informatik 14 (Maschinelles Lernen und Datenanalytik) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Besonders beim Parkinsonsyndrom ist das Entwickeln einer individuellen Therapie für die Patienten eine große Herausforderung und ein langwieriger Prozess. „Durch das Erheben von kontinuierlichen Parametern zur Gangqualität im Patientenalltag besteht die Möglichkeit ein völlig neues Versorgungskonzept zu entwickeln“, erläutert Prof. Winkler. „Die Zertifizierung als Medizinprodukt belegt die Qualität, den Nutzen und die Sicherheit dieser Lösung und ist für den Patienten ein wichtiges Vertrauensmerkmal.“

 Gangqualität als wichtige Information

Mithilfe intelligenter Technologie stellt das System von „Mobile GaitLab“ klinisch validierte Parameter zur Verfügung, die sowohl dem behandelnden Arzt als auch den Patienten wertvolle Informationen über den Verlauf der Erkrankung liefern sowie ein Feedback zur Wirksamkeit der Therapie geben. „In vielen Studien konnte nachgewiesen werden, dass die auf diese Weise berechneten Gangparameter sehr gut mit den relevanten Symptomen korrelieren. Dank ‚Mobile GaitLab‘ erhalte ich somit objektive Daten, die es mir ermöglichen, die Patienten zielgerichteter zu behandeln“, berichtet Prof. Klucken. „Auch der Patient kann sich mithilfe der Informationen, die das Sensorsystem liefert, besser einschätzen und erhält durch eine individuell ausgerichtete Therapie eine verbesserte Mobilität“, betont der Experte. Bisher konnte die tragbare Sensorik von „Mobile GaitLab“ Patienten lediglich im Rahmen von Forschungsstudien zur Verfügung gestellt werden. Durch die Zertifizierung als Medizinprodukt ist die Anwendung nun nicht länger auf Studienteilnehmer begrenzt, sondern kann für die Versorgung im Alltag genutzt werden.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Jürgen Winkler                                                             

Tel.: 09131/85-39324

juergen.winkler@uk-erlangen.de 

 

23.07.2020 Lehren aus der Corona-Pandemie: Bundesärztekammer fordert Personaloffensive für Gesundheitsämter
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

„Eine der zentralen Lehren der Corona- Pandemie ist die wesentliche Bedeutung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes für den Schutz der Bevölkerung. Dabei hat sich gezeigt, dass die Gesundheitsämter technisch und personell zwingend besser ausgestattet werden müssen“, erklärt Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt anlässlich der Veröffentlichung des BÄK-Positionspapiers „Lehren aus der Corona-Pandemie: Dauerhafte Stärkung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes dringend erforderlich“.

In einem Schreiben an den Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, die Gesundheitsminister der Länder und die Mitglieder des Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestags begrüßte Reinhardt gleichzeitig den von der Bundesregierung angekündigten Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst. „Dringend erforderlich ist angesichts der erschreckend schlechten personellen Situation des ÖGD insbesondere die Gewinnung ärztlichen Nachwuchses“, forderte Reinhardt darin.

Voraussetzung dafür ist aus Sicht der Ärzteschaft ein arztspezifischer Tarifvertrag. „Die Kollegen in den Gesundheitsämtern sind keine Verwaltungsangestellten, sondern Ärzte. Dies ist entsprechend zu vergüten“, stellte der BÄK-Präsident klar. Nur so könnten Gesundheitsämter mit anderen medizinischen Einrichtungen um hochmotivierte Ärztinnen und Ärzte konkurrieren. Pressemitteilung der Bundesärztekammer

Für die Bewältigung einer möglichen zweiten (Corona-)Pandemiewelle müssen aus Sicht der Bundesärztekammer folgende Schritte umgehend umgesetzt werden bzw. die Voraussetzungen hierfür geschaffen werden:

1. Zügige Bereitstellung der mit dem „Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst“ beschlossenen finanziellen Mittel, um eine erneute Überlastung des ÖGD zu verhindern.

2. Bei der Einrichtung und dem Betrieb von stationären sowie mobilen Diagnostikeinheiten (Abstrichzentren) während akuter Pandemiephasen sind sowohl der ÖGD als auch Kliniken, Arztpraxen und Kassenärztliche Vereinigungen einzubeziehen.

3. Sicherstellung einer kurzfristigen Unterstützung in akuten epidemischen Lagen, bevorzugt durch medizinisch vorgebildetes Personal.

4. Beständige Sicherstellung der Versorgung des medizinischen Personals aller Versorgungsbereiche mit ausreichend persönlicher Schutzausrüstung.

5. Beschleunigung der Meldeverfahren: Grundlegende Verbesserungen der technischen und digitalen Ausstattung durch eine zügige Umsetzung von DEMIS (Deutsches Elektronisches Melde- und Informationssystem für den Infektionsschutz) und eine flächendeckende Anbindung des ÖGD.

6. Entwicklung einer geeigneten Impfstrategie.

Damit der ÖGD seine wesentlichen Funktionen als dritte Säule der Gesundheitsversorgung erfüllen kann, müssen darüber hinaus folgende strukturelle Voraussetzungen auf Bundes-, Länder- und kommunaler Ebene geschaffen werden:

 Nachwuchsförderung

Um den dringend erforderlichen ärztlichen Nachwuchs zu finden, ist die entscheidende Voraussetzung ein arztspezifischer Tarifvertrag für den ÖGD.

Zusätzlich bedarf es

• der Stärkung des Stellenwerts des ÖGD im Medizinstudium durch eine stärkere Verankerung von Themen des öffentlichen Gesundheitswesens/Public Health in den Ausbildungszielen und -inhalten,

• der Änderung der Approbationsordnung, mit dem Ziel, dass Famulatur und Praktisches Jahr auch beim ÖGD absolviert werden können, und

• der Verstetigung des Einsatzes von Medizinstudierenden im ÖGD (nicht nur in Ausnahmesituationen oder Pandemie-Zeiten).

Mitarbeiterstatistik

Einführung einer bundesweiten, öffentlich zugänglichen Statistik für das ÖGD-Personal, aus der die aktuelle personelle Situation des ÖGD hervorgeht, differenziert nach beruflicher Qualifikation, Pressemitteilung der Bundesärztekammer Stellenanteil sowie dem sich abzeichnenden Nachbesetzungsbedarf.


21.07.2020 Einmalige Entlastungsaktion Apotheke des Uni-Klinikums Erlangen leitet bundesweite Herstellung eines wichtigen intensivmedizinischen Arzneimittels
uni | mediendienst | aktuell Nr. 75/2020

Mitten in der Krise gehen lebenswichtige Medikamente aus – eine nicht auszudenkende Katastrophe! „Es klingt unvorstellbar, ist aber leider Fakt: Auch bei uns in Deutschland bestehen im Moment teils schwierige Arzneimittelengpässe. Die Corona-Pandemie hat die Situation noch einmal verschärft“, berichtet Prof. Dr. Frank Dörje, Chefapotheker des Universitätsklinikums Erlangen. Eines dieser Medikamente ist Midazolam: überlebensnotwendig für beatmete Patienten auf Intensivstationen – aber derzeit nur eingeschränkt lieferbar. „Der Weltmarkt ist leer gekauft“, schildert Prof. Dörje die aktuelle Lage. „Um die Versorgung in Deutschland sicherzustellen, haben sich die Apotheken zwölf deutscher Krankenhäuser vernetzt und stellen das Sedativum nun selbst her.“ Die beispiellose Entlastungsaktion, die das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und der Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA) e. V. gemeinsam initiierten, wird von Erlangen aus geleitet: Prof. Dörje und sein Team koordinieren die deutschlandweite Produktion und Abgabe, um einen substanziellen Versorgungsengpass zu verhindern.

 „Dass die Bundesrepublik Deutschland im April überhaupt noch zehn Kilogramm des Wirkstoffs kaufen konnte, war eine organisatorische und logistische Meisterleistung“, sagt Ralph Heimke-Brinck, der in der Apotheke des Uni-Klinikums Erlangen den Bereich Arzneimittelherstellung leitet. „Gemeinsam mit professionellen Wirkstoffbeschaffern aus der Industrie sind wir im ständigen gegenseitigen Informationsaustausch auf dem Weltmarkt selbst auf die Jagd nach dem Wirkstoff gegangen. Schließlich erhielten wir ein Angebot aus Israel, wo sich die Corona-Pandemie zu dem Zeitpunkt gerade erst ausbreitete. Nur weil das Bundesministerium den Kaufvertrag binnen Stunden unterschrieb, konnten wir den Wirkstoff aus Israel noch erwerben.“

 Zwölf Herstellungsorte in ganz Deutschland

Prof. Dörje, derzeit ADKA-Präsident, und Ralph Heimke-Brinck, Vorsitzender des ADKA-Ausschusses „Herstellung und Analytik“, holten in kürzester Zeit elf weitere Krankenhausapotheken mit ins Boot. „Ausschlaggebend waren deren Herstellungsmöglichkeiten und -kompetenz“, erklärt Ralph Heimke-Brinck. „Um im Bedarfsfall eine schnelle Belieferung in Not geratener Krankenhäuser gewährleisten zu können, haben wir die Produktionsstandorte strategisch über das ganze Bundesgebiet verteilt.“ An der einmaligen Aktion zur Entlastung der sehr angespannten Situation sind nun Experten für die Arzneimittelherstellung in Krankenhausapotheken aus Dresden, Düsseldorf, Erlangen, Essen, Halle, Köln, Lübeck, Mainz, München, Münster, Nürnberg und Rostock beteiligt. Von der Herstellungsvorschrift über das Etikett und die Gebrauchsinformation bis hin zur Qualitätskontrolle: Die Mitarbeiter der zwölf involvierten Krankenhausapotheken gehen bei der Herstellung identisch vor, um das intravenös zu verabreichende Arzneimittel qualitätsgesichert zu produzieren. „Um alles abzustimmen, saß ich stundenlang am Telefon“, erinnert sich Ralph Heimke-Brinck. „Von Erlangen aus haben wir die Kollegen in anderen Bundesländern beispielsweise auch unterstützt, damit diese möglichst schnell die Erlaubnis der zuständigen lokalen Überwachungsbehörden erhielten, das Medikament herzustellen.“

 „Dass dies alles überhaupt möglich war, verdanken wir unserer sehr guten Vernetzung, unseren Verbandsstrukturen und der dezentral vorgehaltenen Eigenherstellungskompetenz von Krankenhausapotheken in Deutschland“, betont ADKA-Präsident Frank Dörje. „Wir haben ja bereits vor der Corona-Pandemie sehr gut zusammengearbeitet. In Krisenzeiten dann auf ein so großes Engagement und kollegialen Austausch setzen zu können, ist Gold wert.“ So sei es möglich, die Arzneimittelversorgung für Midazolam in der Intensivmedizin bundesweit in der pandemischen Krisenzeit sicherzustellen.

 7.000 Flaschen innerhalb von fünf Tagen

Ziel der Aktion ist es, insgesamt 100.000 Flaschen Injektions-/Infusionslösung Midazolam herzustellen. Mitte Juni war dieses Vorhaben bereits zur Hälfte erreicht. „Da der Wirkstoff länger haltbar ist als das zubereitete Medikament, belassen wir es zunächst dabei und halten die andere Hälfte als Reserve für eine eventuelle zweite Welle im Herbst zurück“, erläutert Ralph Heimke-Brinck. „Bei uns am Uni-Klinikum Erlangen haben sechs Mitarbeiter innerhalb von fünf Tagen 7.000 Flaschen hergestellt. Produziert wurde in unseren Reinräumen nach dem international für die Arzneimittelherstellung gültigen Standard ‚Good Manufacturing Practice‘, kurz GMP. Da wir den Wirkstoff bereits vor einigen Jahren für unser eigenes Uni-Klinikum verarbeitet haben, konnten wir jetzt auf diese Erfahrungen zurückgreifen.“ Die 7.000 Einheiten Midazolam lagern nun in der Apotheke des Uni-Klinikums Erlangen und können von Apotheken anderer Krankenhäuser bei Bedarf bestellt werden.

 Über Midazolam

Midazolam ist ein Benzodiazepin, das auf Intensivstationen zur Sedierung von Patienten eingesetzt wird, die beatmet werden müssen. „Es handelt sich um kein spezielles COVID-19-Medikament“, erklärt Prof. Dörje. „Da Menschen, die sich mit SARS-CoV-2 infiziert haben und deren Erkrankung einen schweren Verlauf nimmt, allerdings vergleichsweise lange beatmet werden müssen, ist der weltweite Bedarf im Frühjahr 2020 extrem gestiegen. Das, was wir selbst im März in Erlangen und anderswo miterlebt haben, hat uns drastisch gezeigt, dass Medikamente wie Midazolam für die Patienten überlebenswichtig sind und dass wir Engpässen frühzeitig wirksam entgegentreten müssen. Dass in Deutschland die Krankenhausapotheken in die Bresche springen können und mit ihrer Herstellungsexpertise die Arzneimittelversorgung gewährleisten, verdient höchste Anerkennung.“

 TV-Beitrag am Dienstag, 21. Juli 2020, im ARD-Magazin „FAKT“

Ein Fernsehbeitrag über die einmalige BMG-ADKA-Entlastungsaktion Midazolam i. v. wird am Dienstag, 21. Juli 2020, zwischen 21.45 und 22.15 Uhr im ARD-Magazin „FAKT“ ausgestrahlt. Gedreht wurde auch in der Apotheke des Universitätsklinikums Erlangen.

 

14.07.2020 Uni-Klinikum Erlangen unter Top-Kliniken im stern-Ranking 2020
uni | mediendienst | aktuell Nr. 74/2020

Hygiene, Sicherheit, Patientenzufriedenheit und Qualitätsmanagement „sehr gut“

 Im Ranking der 150 besten Allgemeinversorger in Deutschland, durchgeführt vom Nachrichtenmagazin „stern“ und dem Marktforschungsunternehmen Statista, erreichte das Universitätsklinikum Erlangen jetzt Rang 11 – hinter dem Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München (4), dem Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München (6) und dem Uni-Klinikum Regensburg (9), und vor den Uni-Klinika Würzburg (12) und Augsburg (69). Bei den regionalen Kliniken erreichte das Klinikum Nürnberg die Ränge 27 (Nord) und 43 (Süd). Das Klinikum St. Marien in Amberg landete auf Platz 117, die Juraklinik Scheßlitz auf Rang 147.

Auffallend am stern-Ranking: Auf den oberen Plätzen liegen hauptsächlich Uni-Klinika – etwa vor privaten und kommunalen Krankenhäusern. Begründbar ist das bessere Abschneiden der Universitätsmedizin unter anderem mit höheren finanziellen Zuschüssen für Uni-Klinika, mit ausreichend Nachwuchskräften und damit, dass an Universitätskrankenhäusern der wissenschaftliche Fortschritt besonders gut in die Patientenversorgung überführt werden kann – so die Einschätzung von Prof. Dr. mult. Eckhard Nagel vom Institut für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften an der Universität Bayreuth, den die stern-Redaktion interviewte.

 Zusammensetzung der Ergebnisse

Die Ergebnisse des stern-Rankings gründen auf drei Säulen: die Online-Befragung von Fachleuten, die Empfehlungen für Krankenhäuser abgeben konnten; die Daten zur Patientenzufriedenheit, die von Krankenkassen erhoben werden, sowie auf medizinische Kennzahlen – teils aus den Qualitätsberichten der Krankenhäuser, teils aus Routinedaten, die die AOK aufbereitet hat, teils aus Qualitätsindikatoren für die Krankenhausplanung.

 Uni-Klinikum Erlangen: sehr hohe Patientenzufriedenheit

Das Prädikat „sehr gut“ bzw. „häufig empfohlen“ erzielte das Uni-Klinikum Erlangen in den Bereichen Patientensicherheit/Hygiene, Qualitäts-/Beschwerdemanagement sowie beim Patientenurteil. „Häufig empfohlen“ bzw. mit „gut“ bewertet wurden die Zahl des Pflegepersonals und die Qualitätssicherung mit Routinedaten; auch das allgemeine Fachurteil für das Uni-Klinikum Erlangen fiel „gut“ aus. Alle Ergebnisse sind nachzulesen in der stern-Ausgabe Nr. 25 vom 10. Juni 2020.

 Weitere Informationen:

Johannes Eissing

Tel.: 09131/85-36102

presse@uk-erlangen.de

13.07.2020 Freund oder Feind? FAU-Forschungsteam klärt, wieso das Immunsystem sich manchmal gegen den Körper richtet
uni | mediendienst | forschung Nr. 36/2020

Wie schafft es das Immunsystem, auf eingedrungene Erreger zu reagieren, ohne dabei dem eigenen Körper Schaden zuzufügen? Und warum richtet es sich manchmal doch gegen ihn? Diesen Fragen ist ein Team des Lehrstuhls für Genetik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) in Zusammenarbeit mit den Universitätskliniken in Erlangen und Regensburg nachgegangen. In Folge bestimmter viraler und bakterieller Infektionen kann es zur Entstehung von Autoimmunerkrankungen kommen, wie zum Beispiel bei einer Infektion mit Borrelien, die durch Zeckenstiche übertragen werden. Wird die Infektion nicht behandelt, kann es nach Monaten oder sogar Jahren zu Entzündungen der Gelenke oder des Herzens kommen. Eine mögliche Erklärung für diese Spätfolgen ist, dass es das menschliche Immunsystem nicht schafft, die Immunantwort auf den Erreger zu beschränken – und dann auch körpereigenes Gewebe angreift. Das FAU-Forschungsteam hat diese These nun bestätigt: Es hat erstmalig nachweisen, dass ein regulatorisches Protein auf B-Zellen, die zu den weißen Blutkörperchen gehören, eine Schlüsselrolle spielt: Dieses Protein, der inhibitorische Fcg-Rezeptor IIb, kontrolliert die Qualität und Quantität der schützenden Antikörperantwort. Funktioniert der Rezeptor nicht richtig, stellen B-Zellen, die normalerweise schützende Antikörper produzieren, auch Autoantikörper gegen körpereigene Proteine her – und lösen damit eine Gewebeentzündung und Autoimmunerkrankung aus. „Dieser Befund belegt sehr deutlich, wie bereits leichte Abweichungen von den komplexen Regulationsmechanismen der Immunantwort zu einem großen Kollateralschaden führen können“, erklärt Prof. Dr. Falk Nimmerjahn, Lehrstuhl für Genetik.

 Die Ergebnisse der Studie, die eine wichtige Grundlage für das generelle Verständnis von Immunantworten im Rahmen von Infektionen aber auch Impfungen darstellen, wurden im Fachjournal ELIFE veröffentlicht: https://elifesciences.org/articles/55319/figures 

 

13.07.2020 Corona-Pandemie „Produktion von Schutzkleidung und Arzneimitteln zurück nach Europa holen“
Pressemitteilung der Bayerischen Landesärztekammer

Zu der Ankündigung des Bundeswirtschaftsministeriums, die Produktion von Schutzausrüstung für medizinisches Personal in Deutschland finanziell zu fördern, erklärt die Vize-Präsidentin der Bundesärztekammer, Dr. Ellen Lundershausen:

„Es darf nie wieder vorkommen, dass in einer Pandemie der Schutz von Ärzten und Patienten von in Fernost gefertigten Cent- Artikel abhängt. Wir müssen jetzt die Zeit nutzen, um Produktionskapazitäten für Schutzausrüstung in Deutschland und Europa aufzubauen. Die Ankündigung des Bundeswirtschaftsministeriums, die Produktion von medizinischen Schutzmasken in Deutschland finanziell zu fördern, ist daher eine richtige politische Entscheidung.

Nach Umfragen ist Ärzten und ihren Mitarbeiten im Schutzmasken-Chaos der ersten Infektionswelle massenhaft mangelhafte und auch falsch deklarierte Schutzkleidung zugeteilt worden. Solche Mängel sind keine Petitesse, sie bedeuten für Ärzte und andere Gesundheitsberufe akute Gefahr für Leib und Leben. Solche Mängel müssen dringend ausgeschlossen werden.

Ebenso muss sichergestellt werden, dass es unter Pandemiebedingungen nicht zu Lieferengpässen und Qualitätsdefiziten bei Arzneimitteln kommt. Schon vor der Corona-Pandemie war erkennbar, wie abhängig die Arzneimittelversorgung in Deutschland von Pressemitteilung der Bundesärztekammer

Arzneimittelherstellern in Asien ist. Um dieser Abhängigkeit entgegenzuwirken, sollte die Bundesregierung die deutsche EU-Ratspräsidentschaft dafür nutzen, die Produktion besonders wichtiger Arzneimittel nach Europa zurückzuholen. Die zuständigen Behörden können ihre Überwachungsfunktion bei Standorten in Europa sehr viel besser ausüben als dies bei Produktionsstandorten in Drittstaaten der Fall ist. Zudem sind kürzere Lieferketten von der Rohstoffherstellung bis zur Ausgabe der Arzneimittel in den Apotheken besser nachvollziehbar.

Die Bundesregierung sollte sich außerdem dafür einsetzen, dass die Produktion in Drittstaaten unter Beachtung menschenwürdiger, auch für die EU geltenden Arbeitsschutz- und Umweltschutzbestimmungen erfolgt. So lässt sich ausschließen, dass Hersteller die Bestimmungen durch Verlagerung der Produktion in Drittstaaten umgehen, nur um sich Wettbewerbsvorteile zu verschaffen.“

10.07.2020 „Gesundheitsämter jetzt auf künftige Aufgaben vorbereiten“
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Zur Umsetzung des von der Bundesregierung geplanten Pakts für den Öffentlichen Gesundheitsdienst erklärt die Vize-Präsidentin der Bundesärztekammer, Dr. Heidrun Gitter:

„Ärztinnen und Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) leisten während der Corona-Pandemie Außerordentliches. Wir sehen aber auch, dass die Beschäftigten in den Gesundheitsämtern an ihre Belastungsgrenze gehen und häufig deutlich darüber hinaus. Nicht zuletzt mit Blick auf ein mögliches Wiederaufflammen der Pandemie in Deutschland müssen wir jetzt handeln und den ÖGD personell und strukturell neu aufstellen. Die von der Bundesregierung im Rahmen des Corona- Konjunkturpaketes beschlossenen Unterstützungsmaßnahmen für den öffentliche Gesundheitsdienst müssen schnell und umfassend umgesetzt werden. Bei der konkreten Ausgestaltung dieser Maßnahmen ist die Expertise der Ärzteschaft mit einzubeziehen.

Die Zeit drängt, denn schon seit Jahrzehnten beobachten wir einen Abbau des Personalstocks bei den Gesundheitsämtern. Dies in Kombination mit einem Trend zur Teilzeitarbeit führt zu einem Mangel an zur Verfügung stehender Arbeitszeit bei den Gesundheitsämtern, insbesondere bei ärztlichem Personal. Auch angesichts des hohen Durchschnittsalters der Ärztinnen und Ärzte im ÖGD besteht dringender Handlungsbedarf. In den kommenden zehn bis 15 Jahren müssen rund 72 Prozent des ärztlichen Personals aus Altersgründen ersetzt werden. Auch das müssen die Verantwortlichen bei der Umsetzung des Konjunkturpaketes im Blick behalten. Pressemitteilung der Bundesärztekammer

Zu den notwendigen Maßnahmen gehört außerdem eine angemessene Entlohnung. Die Ärztinnen und Ärzte in den Gesundheitsämtern sind keine Verwaltungsangestellten, sondern Fachärzte, die einer ärztlichen Tätigkeit nachgehen. Damit der ÖGD dauerhaft personell besser ausgestattet werden kann, ist eine tariflich gesicherte, arztspezifische Vergütung unabdingbar. Nur auf diese Weise können die Gesundheitsämter mit anderen medizinischen Einrichtungen um hochmotivierte Ärztinnen und Ärzte auf dem Arbeitsmarkt konkurrieren.“

08.07.2020 Guter Rausch, böser Rausch – Alkoholkonsum zwischen Genuss und Sucht“
Pressemitteilung der Bayerischen Landesärztekammer

Alkohol gehört für viele Menschen in Deutschland zu einem genussvollen Alltag. Oft wird hierbei vergessen, dass es sich bei Alkohol bereits in kleinen Mengen um ein gefährliches, für den menschlichen Körper schädigendes Zellgift handelt. Das 19. Suchtforum zum Thema „Guter Rausch, böser Rausch – Al-koholkonsum zwischen Genuss und Sucht“ wird am 8. Juli 2020 erstmals als Web-Seminar online angeboten. Die Experten warnen einhellig vor einer Verharmlosung des Alkohols als „Kulturgut“ und weisen auf die negativen Folgen des Alkoholkon-sums für jeden Einzelnen und die Gesellschaft hin. Denn, obgleich der Gesamtver-brauch an alkoholischen Getränken in den letzten Jahren zurückgegangen ist, ist Al-kohol in Deutschland nach wie vor Volksdroge Nummer 1.

Für Prof. Dr. med Oliver Pogarell, 1. Vorsitzenden der Bayerischen Akademie für Suchtfragen BAS) ist es deshalb wichtig, aufzuklären: „Die wissenschaftliche Erkenntnis, dass bereits der genussorientierte Konsum kleinerer Alkoholmengen schädlich sein kann, ist in der Bevölkerung wenig und selbst in Fachkreisen nicht hinlänglich bekannt. Auch hal-ten sich viele Mythen rund um Alkohol hartnäckig, die es aufzuklären gilt: dass Rauschtrin-ken lediglich ein Phänomen des Jugendalters wäre oder dass Alkoholkonsum gesund sei und allgemein das Risiko für Herzerkrankungen verringere oder dass Menschen mit einem niedrigeren sozialen Status mehr konsumierten als solche mit einem höheren Status“

Prof. Dr. Heiner Vogel, Vorstandsmitglied der Bayerischen Landeskammer der Psy-chologischen Psychotherapeuten und der Kinder- und Jugendlichenpsychothera-peuten (PTK Bayern), weist nachdrücklich darauf hin, dass Alkoholkonsum nicht nur dem einzelnen Individuum schadet, sondern auch für immense gesellschaftliche Schäden ver-antwortlich ist: „Etwa jede dritte Gewalttat wird unter Alkoholeinfluss begangen. Alkohol ist für viele vermeidbare Todesfälle, beispielsweise im Straßenverkehr, verantwortlich. Alko-hol ist ein zentraler Risikofaktor für viele Erkrankungen. Jedes Jahr sterben in Deutschland ca. 74.000 Menschen an den Folgen ihres Alkoholkonsums beziehungsweise des kombi-nierten Konsums von Alkohol und Tabak und Neugeborene kommen aufgrund Alkoholkon-sums der Mutter in der Schwangerschaft mit schwerwiegenden Beeinträchtigungen zur Welt.“

Auf Grund dieser Tatsachen unterstreicht Dr. med. Heidemarie Lux, Suchtbeauftragte des Vorstandes der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), dass die Bundesrepub-lik Deutschland eine konsequentere Alkoholpolitik verfolgen müsse: „Die große Mehrheit der verfügbaren wissenschaftlichen Studien weist auf die schweren gesundheitsschädi-genden Konsequenzen übermäßigen Alkoholkonsums hin.

Deshalb sind eine spürbare Verteuerung von Alkohol und die Festsetzung von Mindestpreisen für alkoholische Ge-tränke aus Sicht der Bayerischen Landesärztekammer notwendig, um riskante Formen des Alkoholkonsums in Deutschland zu reduzieren. Ferner fordern wir ein Verbot von Alko-holwerbung, bildliche Warnhinweise auf Alkoholprodukten und ihren Verpackungen und mehr Aufklärungskampagnen über die negativen Konsequenzen des Alkoholkonsums.

Au-ßerdem muss das Verbot der Abgabe alkoholischer Getränke an Jugendliche unter 18 Jahren besser kontrolliert werden.“ Um die Anzahl der Personen zu reduzieren, die wie-derholt alkoholisiert fahren, sollten aus Sicht von Lux ferner sogenannte „Alkolock“-Sys-teme standardmäßig in Kraftfahrzeuge eingebaut werden, die eine Alkoholfahrt grundsätz-lich unterbinden können.

Dr. Sonja Mayer, Vizepräsidentin der Bayerischen Landesapothekerkammer, weist darauf hin, dass es für Apotheker wichtig sei, bei einem Patienten, der ein Arzneimittel ver-langt, eine Abhängigkeit zu erkennen und zu thematisieren: „Gerade wenn der Patient die Problematik bagatellisiert oder gar verleugnet, müssen wir Apotheker - als Arzneimittelex-perten und letzte Prüfinstanz vor der Arzneimittelabgabe - alle wichtigen Aspekte zum frei verkäuflichen oder verschriebenen Arzneimittel im Kundengespräch zu klären. Denn eines ist klar: Bei trockenen Alkoholkranken können bereits geringste Mengen Ethanol im Arz-neimittel den Suchtkreislauf erneut in Gang setzen. Der Apotheker hat in diesem Fall die Aufgabe, alle wichtigen Beratungsaspekte abzuklären und eine patientengerechte Lösung zu finden.“

Das 19. Suchtforum wird gemeinsam von BAS, BLÄK, BLAK und PTK Bayern am 8. Juli 2020 online als Web-Seminar veranstaltet. Zielgruppe sind vor allem Ärzte, Apotheker, Psychologische Psychotherapeuten, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten, Mitar-beiter von Suchthilfeeinrichtungen, Suchtberatungsstellen sowie weitere mit dem Thema Abhängigkeitserkrankungen befasste Berufsgruppen.

08.07.2020 Pandemie und Prävention
Pressemeldung der Bayersichen Landesärztekammer

Im aktuellen Leitartikel des Bayerischen Ärzteblatts thematisiert Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer, die Bedeutung von Prävention für den Schutz vor einer schweren Erkrankung mit dem neuartigen Corona-Virus: „Erfolgreiche Gesundheitsprophylaxe kann zu ei-ner Verbesserung der generellen gesundheitlichen Konstitution jedes Ein-zelnen beitragen und dadurch einen milderen Verlauf der Virusinfektion nach sich ziehen.“

Aktuelle Studien zum Coronavirus zeigten, dass die häufigsten Komorbidi-täten bei einer COVID-19-Infektion chronische Herzerkrankungen, Diabe-tes mellitus sowie nicht-asthmatische chronische Lungenerkrankungen sind – gravierende Beschwerden, die durch eine gesunde Lebensführung aber abgeschwächt oder vermieden werden könnten.

„Sportliche Aktivitäten sind – wie vielfach wissenschaftlich belegt – bei-spielsweise ein wesentlicher Schutzfaktor, um einen guten Gesundheitszu-stand zu fördern und zu erhalten“, erklärt Quitterer. Dies sei umso wichti-ger, da zirka zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen in Deutsch-land unter Übergewicht leiden würden – das einen Risikofaktor für Diabe-tes mellitus Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einige Krebserkran-kungen darstelle.

„Überdies kann auch eine gesunde Ernährung wesentlich zu einer Vermei-dung von Übergewicht und Krankheiten beitragen. Deshalb ist es entschei-dend, den Menschen frühzeitig zielgruppengerechte Ernährungsempfeh-lungen an die Hand zu geben“, führt Quitterer weiter aus. Zahlreiche Stu-dien zeigten außerdem, dass jede Art von Lungenerkrankung bei Rau-chern häufiger und meist schwerer auftrete. Dennoch würden nach Anga-ben des Epidemiologischen Suchtsurveys noch 23 Prozent der erwachse-nen Deutschen rauchen. „Wir sollten unsere Patienten deshalb verstärkt darauf hinweisen, dass Rauchen einen Risikofaktor für einen kritischen Verlauf von COVID-19 darstellt“, rät Quitterer.

Mehr zu „Pandemie und Prävention“ lesen Sie im Leitartikel der Juli/Au-gust-Ausgabe 2020 des Bayerischen Ärzteblatts unter www.bayerisches-aerzteblatt.de.

03.07.2020 40-Millionen-Euro-Forschungsbau für DZI in Erlangen
uni | mediendienst | aktuell Nr. 71/2020

Bis 2025 soll das „Center for Immunotherapy, Biophysics & Digital Medicine (CITABLE)“ für Forscher aus FAU und Uni-Klinikum Erlangen fertig sein

Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK) hat jetzt ein Forschungsgebäude für rund 40 Millionen Euro in direkter Nachbarschaft zum Deutschen Zentrum Immuntherapie (DZI) am Universitätsklinikum Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) genehmigt. Das „Center for Immunotherapy, Biophysics & Digital Medicine (CITABLE)“ soll auf dem Nordgelände des Uni-Klinikums Erlangen zwischen Kopfkliniken und Internistischem Zentrum bis Ende 2025 vom Staatlichen Bauamt Erlangen-Nürnberg errichtet werden.

Im CITABLE sollen aktuelle Strategien der Immuntherapie mit neuartigen Analysemethoden der Biophysik und den Möglichkeiten der modernen digitalen Medizin zur Entwicklung und Anwendung neuer Diagnostik- und Therapieverfahren für chronische Entzündungsprozesse kombiniert werden. „Künftig können wir Therapieentwicklung und Patientenversorgung am Uni-Klinikum Erlangen durch den nun genehmigten Forschungsneubau noch enger miteinander verzahnen“, sagte der Dekan der Medizinischen Fakultät der FAU und Sprecher des DZI, Prof. Dr. Markus Neurath, auf einer Pressekonferenz in Erlangen. Das CITABLE werde in unmittelbarer räumlicher Nähe zur klinischen Patientenversorgung am Internistischen Zentrum mit dem Deutschen Zentrum Immuntherapie und dem Comprehensive Cancer Center Erlangen-EMN errichtet. „Durch eine direkte bauliche Anbindung über eine Verbindungsbrücke zum DZI, in dem die klinische Patientenversorgung stattfindet, wird es möglich, einen bidirektionalen, translationalen Forschungsansatz in idealer Weise ‚bed to bench‘ und ‚bench to bed‘ umzusetzen“, erklärte Prof. Neurath.

Studien der vergangenen Jahre würden zeigen, dass Entzündungsvorgänge durch den Einsatz von Immuntherapien mit großem Erfolg behandelt werden können. Allerdings sprächen nicht alle Patientinnen und Patienten auf die bisher verfügbaren Immuntherapien an. Daher sei ein neues molekulares Verständnis dieser Erkrankungen notwendig. „Je besser die immunologischen Vorgänge in den entzündeten Geweben verstanden werden, desto zielgerichteter kann die Auswahl der optimalen individuellen Therapiestrategie erfolgen. Hierbei ist es das Ziel, die Immuntherapie für betroffene Patienten gezielt unter Einbeziehung neuester biophysikalischer Messmethoden und digitaler Analyseverfahren zu entwickeln und auszuwählen“, erläuterte Prof. Neurath. Als erster Meilenstein in diese Richtung wurde 2018 das DZI am Uni-Klinikum Erlangen und an der FAU errichtet, in dem Experten verschiedener Fachdisziplinen Patienten mit chronischen Entzündungen und Krebserkrankungen interdisziplinär behandeln. „Das CITABLE ist nun der zweite zentrale Meilenstein“, sagte Prof. Neurath.

Eines der besten Vorhaben in Deutschland und zentraler Baustein in der Medizinforschung

Laut FAU-Präsident Prof. Dr. Joachim Hornegger wird das CITABLE „eine große Anziehungskraft“ auf den neuen Forschungscampus des Uni-Klinikums Erlangen haben: „Das CITABLE wird lokal unmittelbar durch das Forschungszentrum Translational Research Center (TRC) sowie das neue Max-Planck-Zentrum für Physik und Medizin (MPZPM), das die Entwicklung von neuen physikalischen Messmethoden zum Ziel hat, unterstützt und hat hervorragende Kooperationsmöglichkeiten mit verschiedenen Einrichtungen und Medizintechnikfirmen aus der Region.“ Der Antrag für diesen Forschungsbau habe sich in einem „hoch kompetitiven bundesweiten Verfahren“ (Förderung nach Art. 91b Grundgesetz) durchgesetzt und wurde als eines der besten drei Vorhaben in Deutschland ausgezeichnet. „Dieser große Erfolg für den Wissenschaftsstandort Erlangen wurde jetzt durch die Genehmigung der entsprechenden Fördergelder in Höhe von rund 40 Millionen Euro durch die GWK noch einmal unterstrichen“, betonte Prof. Hornegger.

Bernd Sibler, Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, erklärte vor Ort zur Bekanntgabe der Förderung: „Ich freue mich sehr über die Entscheidung der GWK, denn mit dem CITABLE wird in Erlangen ein einzigartiges interdisziplinäres Forschungsgebäude mit dem Charakter eines Leuchtturmprojektes entstehen. Hier wird in unmittelbarer Nähe zur Patientenversorgung erstmals Forschung an der Schnittstelle von Immuntherapie, Biophysik und der Digitalen Medizin ermöglicht. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Fachgebieten werden daran arbeiten, bahnbrechende und teils weltweit einzigartige neue Diagnostik- und Immuntherapieverfahren bei Entzündungs- und Krebserkrankungen zu entwickeln – zum Wohle der Patientinnen und Patienten. Das CITABLE eröffnet für die FAU eine langfristige Forschungsperspektive auf international höchstem Niveau und wird zu einer hohen Attraktivität des Standortes für exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus aller Welt beitragen.“

Patienten mit Krebs und entzündlichen Erkrankungen profitieren

Auch der Ärztliche Direktor des Uni-Klinikums Erlangen, Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro, freut sich über die Fördergelder, von denen vor allem auch die Versorgung von Patienten mit Krebs und entzündlichen Erkrankungen am Standort profitieren werde. Chronische Entzündungen wie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Schuppenflechte (Psoriasis) und Rheumatoide Arthritis seien für Betroffene stark belastend und könnten zu erheblichen Komplikationen führen. „Darüber hinaus können chronische Entzündungen oftmals Auslöser für Krebserkrankungen sein und das Wachstum einer Vielzahl von malignen Erkrankungen kontrollieren. Eine frühzeitige Diagnostik und optimierte Therapie dieser Erkrankungen ist daher sehr wichtig“, so Prof. Iro. Patientenproben würden künftig fußläufig vom Patientenbett in ein CITABLE-Labor gebracht, was eine patientennahe Forschung auf höchstem Niveau ermögliche. „Die Mediziner können ihre umfassende klinische Expertise unmittelbar in die Forschung einbringen und Erfolg versprechende Forschungsergebnisse in Form von neuen Therapien im Rahmen von Studien direkt an die Patienten weitergeben“, so der Ärztliche Direktor.

 

02.07.2020 Interdisziplinäres Universitäres Wirbelsäulenzentrum eröffnet
uni | mediendienst | aktuell Nr. 70/2020


Spezialisten für Rückenschmerzen helfen Patienten fachübergreifend bei Schmerzen – eine neue Dimension der Behandlung

 „Mit dem Interdisziplinären Universitären Wirbelsäulenzentrum am Universitätsklinikum Erlangen verbessern wir nachhaltig die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Rückenschmerzen in der Metropolregion“, sagte Prof. Dr. Mario Perl bei der Eröffnung des neuen Zentrums. Prof. Perl, der seit Februar 2019 Direktor der Unfallchirurgischen Klinik – Orthopädische Chirurgie des Uni-Klinikums Erlangen ist, ist ebenso wie Prof. Dr. Michael Buchfelder, Direktor der Neurochirurgischen Klinik des Uni-Klinikums Erlangen, Sprecher des neuen Zentrums. „Mit dem Wirbelsäulenzentrum ist es gelungen, die hohe Kompetenz aus Neurochirurgie, Unfallchirurgie und Orthopädie zu bündeln, um Patienten die bestmögliche Therapie auf höchstem universitären Niveau anbieten zu können – sei es konservativ oder operativ“, sagte Prof. Dr. Buchfelder.

 Das Zentrum umfasst zudem Spezialisten aus Neurologie, Neuroradiologie, Anästhesie, Schmerztherapie und Psychosomatik. „Mit dieser Vielzahl an Experten bekommen Patienten an einem Ort zielgerichtet die Diagnostik und Hilfe, die bei jeder Form von Rückenschmerzen die beste ist – hoch professionell und optimal individuell abgestimmt. Diese Zusammenarbeit über Fachgrenzen und Berufsgruppen hinweg ist die Stärke des Uni-Klinikums Erlangen und kommt ab sofort jedem unserer Rückenschmerzpatienten zugute.“ Das Interdisziplinäre Universitäre Wirbelsäulenzentrum ist unter der Telefonnummer 09131 85-40927 zur Sprechstundenkoordination und für Rückfragen erreichbar. Weitere Informationen unter www.wirbelsaeulen-zentrum.uk-erlangen.de.

Kreuzschmerzen sind die Volkskrankheit Nummer eins. Fast jeder Bundesbürger muss während seines Lebens Erfahrungen mit Rückenschmerzen machen – oft sind bereits Kinder und Jugendliche betroffen. Das Krankheitsbild Rückenschmerzen belegt Platz zwei der häufigsten Diagnosen und sogar jeder fünfte 17-Jährige klagt bereits über dauerhafte Rückenbeschwerden. Die meisten plagt der Schmerz im unteren Rücken, dem Lendenwirbelbereich. Doch Rückenschmerz ist nicht gleich Rückenschmerz, die Ursachen können vielfältig sein. Oft vergeht er von selbst wieder, bei einigen Betroffenen entwickelt sich hingegen ein chronischer Schmerzzustand. Viele strukturelle Wirbelsäulenleiden nehmen mit dem Alter zu. „Alters- und verschleißbedingte Veränderungen an der Wirbelsäule sind heute eher die Regel als die Ausnahme. Grundsätzlich kann man aber nie eine Standardtherapie empfehlen. Vielmehr sind individuell angepasste Maßnahmen sinnvoll, die von Physiotherapie über Massagen bis hin zu einer Operation reichen können“, stellte Prof. Perl fest. „Mit unserem neuen interdisziplinären Wirbelsäulenzentrum stehen wir schmerzgeplagten Patienten umfassend und in jedem Fall zur Seite“, sagte Prof. Perl. „Mit den modernsten Techniken stellen wir zunächst eine präzise Diagnose. Gemeinsam mit unseren Patienten entwerfen wir dann einen maßgeschneiderten Therapieplan und begleiten sie mit unserem gesamten Team – Hand in Hand. Oft kann mit konservativen Methoden bereits ein guter Therapieerfolg erzielt werden. Sollte doch einmal eine Operation notwendig werden, können wir neueste operative Methoden mit kleinstmöglichen Eingriffen und kurzen Aufenthaltsdauern bieten.“

01.07.2020 Lehren aus der Corona-Pandemie: Ärzteschaft zeigt Perspektiven für die Zukunft der Gesundheitsversorgung
Pressestelle der deutschen Ärzteschaft

Berlin, 01.07.2020 – „Wir brauchen jetzt den entscheidenden Digitalisierungsschub zur weiteren Bekämpfung der Pandemie. In den letzten Monaten sind viele digitale Angebote entwickelt worden, aber es bleiben Schwachstellen. Wir zeigen in unserem Positionspapier Lösungen und Perspektiven für die digitale Transformation der Medizin auf. Diese kann aber nur gelingen, wenn auch die notwendige Infrastruktur aufgebaut und die entsprechenden Ressourcen freigegeben werden.“ Diese Zwischenbilanz zog Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), bei der Vorstellung des Positionspapiers „Digitale Transformation in der Medizin in Pandemiezeiten“.

„Wir müssen die Versorgung digitaler denken. Die Corona- Pandemie hat gezeigt, dass wir von einem ungehinderten Informationsfluss entlang des medizinischen Versorgungsprozesses noch weit entfernt sind“, betonte Dr. Peter Bobbert, Co-Vorsitzender des BÄK-Ausschusses „Digitalisierung der Gesundheitsversorgung“. Probleme bereite insbesondere der Datenaustausch zwischen verschiedenen Akteuren und Einrichtungen. Abhilfe schaffen könnten aus Sicht der Ärzteschaft unter anderem digitale Melde- und Informationswege, ein plattformübergreifendes Identitätsmanagement für Ärztinnen und Ärzte oder eine sichere Messenger-App zur innerärztlichen Kommunikation, so Bobbert.

„Eine der wichtigsten Erkenntnisse aus den vergangenen Monaten ist sicherlich, dass Videokonferenzen einen positiven Beitrag zur Pressemitteilung der Bundesärztekammer gesundheitlichen Versorgung leisten können. Das gilt sowohl in der Kommunikation mit den Patientinnen und Patienten als auch beim kollegialen Austausch“, sagte Erik Bodendieck, der ebenfalls dem BÄK-Digitalisierungs-Ausschuss vorsitzt. Die Ärzteschaft plädiere dafür, diesen Weg konsequent weiterzugehen und eine sichere und zuverlässige Infrastruktur für Videokonferenzen aufzubauen. Auch die vorübergehend eingeführte Möglichkeit zur Krankschreibung nach ausschließlich telemedizinischer Konsultation habe sich bewährt. „Digitale Behandlungs- und Betreuungsmöglichkeiten können die Patienten schützen und die Praxen entlasten. Alle sich im täglichen Gebrauch als sinnvoll bewährenden digitalen Anwendungen sollten dauerhaft in die haus- und fachärztliche Versorgung eingeführt werden“, so Bodendieck.

29.06.2020 Warum das Coronavirus ein Nährboden für Verschwörungstheorien ist
Pressestelle FAU

 

FAU-Medienwissenschaftlerin Carolin Lano über Verschwörungstheorien in Corona-Zeiten

 Mit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie haben sich Verschwörungstheorien fast genauso schnell ausgebreitet, wie das Virus selbst. Carolin Lano vom Institut für Theater- und Medienwissenschaft der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) spricht im Interview darüber, warum Corona ein guter Nährboden für Verschwörungstheorien ist und welche Rolle die Medien dabei spielen.

 Frau Lano, warum gibt es so viele Verschwörungstheorien rund um das Coronavirus?

Beim Coronavirus handelt es sich um eine unsichtbare Gefahr, deren mögliche Folgen uns überwiegend durch die Massenmedien vor Augen geführt werden. Dabei ließ sich beobachten, dass jede Berichterstattungsphase für sich genommen ihre eigenen Unschärfen produzierte, die Verschwörungstheorien wiederum als Steilvorlage dienten: In den ersten Märzwochen etwa dominierte eine Art Verkündigungsjournalismus, der kritische Distanz vermissen ließ. Es bestand scheinbar kaum noch ein Unterschied zwischen den Solidaritätsaufrufen großer Sendeanstalten und den opportunistisch angepassten Werbebotschaften großer Industriekonzerne. Statt wie sonst von ihm erwartet, berichtete der Journalismus nicht kritisch-distanziert, sondern verfiel in eine Haltung, welche die möglichen Folgen der eigenen Berichterstattung über den eigenen Berufsethos stellte. Ähnlich verfahren wird sonst bei Suiziden oder den Regelungen des Opferschutzes, wobei auch nicht alles aufgedeckt wird, was sich berichten ließe. Selbstverständlich entstand dadurch der Eindruck, dass man nicht die ‚ganze Wahrheit‘ erfährt.

 War das der Zeitpunkt, an dem die Kritik an den Maßnahmen des Shutdowns und den Virologen lauter wurde?

Das könnte man so sagen. Ließ das journalistische Vorgehen in der ersten Phase die kritische Distanz vermissen, begann die Berichterstattung in der vorerst letzten Phase einen differenzierteren Blick auf die Folgen des Shutdowns zu werfen. Gleichzeitig wurden die einst zu unfehlbaren Medienorakeln auserkorenen Virologen und ihre Forschung teils unverhältnismäßig diffamiert, wie jüngst Christian Drosten durch die BILD-Zeitung.  Allgemein lässt sich beobachten, dass die Corona-Krise als Medienereignis – das sie unzweifelhaft ist – aus Sicht der Verschwörungstheoretiker den Beweis für eine Verschwörung darstellt. Außerdem sehen diese die Pandemie als Bestätigung bereits vorhandener Erwartungen oder Ressentiments an – was Merkel-Gegner und Impfleugner gleichermaßen auf die Straße lockt. Das Ereignis ist dann nur eines von vielen in einer ganzen Serie, in der sich das Wirken der Verschwörung vermeintlich immer wieder von Neuem manifestiert. Vor allem aber werden wir gegenwärtig immer noch und auch von massenmedialer Seite mit einer massiven Komplexitätsreduktion konfrontiert, wie sie allgemein eigentlich eher der Verschwörungstheorie nachgesagt wird.

 Inwiefern sind soziale Medien hierfür ein Verstärker?

Soziale Medien bieten Foren des niederschwelligen Austauschs und erleichtern das (Mit)Teilen von Informationen, die dabei oftmals aus dem Zusammenhang gerissen werden. Schließlich kann hier jeder senden und das unter Umständen sogar mit noch mehr Glaubwürdigkeit – zumal diese ohnehin im Auge des Betrachters liegt. Wenn noch dazu ein bereits vorhandenes Misstrauen gegenüber etablierten Massenmedien bedient wird, zeigen gezielt gestreute Falschinformationen ihre Wirkung; wie beispielsweise das Bild der angeblichen Särge von Bergamo, das tatsächlich aus Lampedusa von 2013 stammte. Auf Facebook wurde behauptet, diese Aufnahme sei fälschlicherweise von der ARD als Sinnbild für die verheerenden Coronafolgen in Italien missbraucht worden. Im Kern basiert diese Anschuldigung jedoch auf der Erfahrung, dass selbst angesehene Verlagshäuser und Sendeanstalten angesichts undurchsichtiger und sich rasant entwickelnden Nachrichtenlagen zuweilen Meldungen verbreiten, die sich hinterher als unzutreffend herausstellen.  Dabei grenzt es schon sehr an Ironie, dass sich diese Tendenz durch den Zeitdruck der Onlineberichterstattung noch verstärkt. So hat sich mittlerweile eine eigenwillige Mediendynamik in Gang gesetzt: Je mehr Fehler der Presse unterlaufen, umso leichter das Spiel für Verschwörungstheoretiker. Wobei ich soziale Medien weniger als einen Nährboden als vielmehr als ein Triebmittel für Verschwörungstheorien begreifen würde: Die maßgeblichen Ursachen für ihren Erfolg liegen nicht nur in der Kommunikationsform, sondern in deren Wechselwirkung mit der Gesellschaft.

 Gibt die Berichterstattung traditioneller Medien über Verschwörungstheorien diesen nicht noch mehr Reichweite?

Das Problem liegt auch hier wieder tiefer und ist nicht einfach aus der Welt zu schaffen: Berichte über Verschwörungstheorien bringen Quote, erhöhen die Klickzahlen und steigern die Auflage. Sie verfügen mitunter über ein unterhaltsames Faszinationspotenzial und dies wird von massenmedialer Seite gerne für die eigenen Zwecke ausgewertet. Das Verhältnis zwischen Massenmedien und Verschwörungstheorie ist daher stets ambivalent, denn auch Verschwörer leben von den Irritationen, die ihnen durch die Massenmedien – in Form der bereits erwähnten Unschärfen – als Rohstoff zur Verfügung gestellt werden. Eben diese Ko-Abhängigkeit zwischen den beiden kennzeichnet eine unheilvolle Mediendynamik der wechselseitigen Verstärkung.

 Wie sollten Medien darüber berichten?

Selbstverständlich ist es wichtig, dass über Verschwörungstheorien berichtet wird, aber dies sollte möglichst differenziert erfolgen und dabei idealerweise auch die eigene Rolle kritisch hinterfragt werden. Dabei sollte man sich vergegenwärtigen, dass es sich beim Begriff der Verschwörungstheorie stets um eine abwertende Fremdzuschreibung handelt. Die Anhänger nur abzuwerten, bringt aber nichts – im Gegenteil. Die Verunglimpfung als „Verschwörungsspinner“ fungiert wohl eher nur als eine Beruhigungspille. Stattdessen sollte eine fundierte Recherche der wahren Auslöser erfolgen – wie gesagt: Die sozialen Medien mögen zwar Verstärker sein, aber die wahren Ursachen liegen wohl in der Gesellschaft.

 Was kann jeder Einzelne gegen Verschwörungstheorien in sozialen Netzwerken tun?

Das wirksamste Mittel ist nach wie vor die Schulung der eigenen kritischen Urteilsfähigkeit. Um sich im Zweifelsfall zu informieren, empfiehlt sich ein Faktencheck, der zum Beispiel über das Angebot einschlägiger Seiten wie Correctiv.org erfolgen kann. Je mehr seriöse Quellen es für eine Nachricht gibt, umso verlässlicher ihr Inhalt. Auch die Bilderrückwärtssuche kann dabei helfen, die ursprüngliche Quelle zu recherchieren und zu entlarven, wenn etwas aus dem Zusammenhang gerissen wurde, wie im bereits genannten Fall der Särge von Bergamo.

 

24.06.2020 Corona-Krise lässt sich nur gemeinsam überwinden
Presseinformation der Bundesärztekammer

Berlin, 24.06.2020 – Zu dem heute vom Bundeskabinett beschlossenen Programm für die deutsche EU-Ratspräsidentschaft erklärt Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt:

„Deutschland muss die kommenden sechs Monate nutzen, um mit der Europäischen Union Strategien zur Bewältigung der Pandemie und zur Stärkung der Krisen-Reaktionsfähigkeit auf den Weg zu bringen. Wir brauchen europaweit abgestimmte Meldestrukturen bei der Nachverfolgung von Infektionsketten. Wir müssen die jeweiligen Corona-Warn-Apps mit denen der anderen Mitgliedstaaten kompatibel machen. Und wir sollten dringend gemeinsame Konzepte für die Bevorratung, für die Beschaffung und vor allem für die Produktion von Schutzausrüstung, Medikamenten und Impfstoffen erarbeiten. Die Aufgaben für die deutsche EU-Ratspräsidentschaft sind groß. Die deutsche Ärzteschaft wird sich tatkräftig in die Umsetzung geeigneter Maßnahmen einbringen.

Die Zuständigkeit für die Gesundheitspolitik liegt aus guten Gründen bei den EU-Mitgliedstaaten. Diese Vorgabe steht jedoch nicht einer engeren Vernetzung und Abstimmung bei der Pandemiebekämpfung entgegen. Im Gegenteil: Wir müssen unsere Kräfte bündeln, um bei der Entwicklung von neuen Medikamenten und Impfstoffen gegen das Virus international bestehen zu können. Für Patientinnen und Patienten insbesondere in grenznahen Regionen brauchen wir ein europäisches Register für freie medizinische Ressourcen sowie einen europäischen Beistandspakt bei drohender Überlastung der Klinikkapazitäten. Ebenfalls erforderlich ist eine zentrale europäische Koordinierungsstelle für grenzüberschreitende Gesundheitsnotfälle, die beim Europäischen Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) eingerichtet werden könnte.

Allen muss klar sein, dass kein Land, kein Forschungsinstitut und kein Pharmaunternehmen Corona allein bezwingen kann. Europäische Zusammenarbeit auf allen Ebenen ist heute wichtiger denn je.“

22.06.2020 Lebenslang in besten Händen
uni | mediendienst | aktuell Nr. 65/2020

Uni-Klinikum Erlangen ist als überregionales Zentrum für Erwachsene mit angeborenem Herzfehler zertifiziert.

Kinder mit angeborenem Herzfehler hatten bis in die 1960er Jahre nur eine geringe Lebenserwartung. Dank der modernen Medizin können diese Kinder nach einer erfolgreichen Erstbehandlung jetzt auch als Erwachsene eine gute Lebensqualität erreichen. Für die spezialisierte medizinische Versorgung von Erwachsenen mit angeborenem Herzfehler (EMAH) verfügt Deutschland allerdings nur über wenige zertifizierte Kliniken mit dem erforderlichen Spezialwissen. Das Universitätsklinikum Erlangen erhielt jetzt das Zertifikat als überregionales EMAH-Zentrum und kann damit Kinder mit angeborenem Herzfehler bis ins Erwachsenenalter bestmöglich interdisziplinär versorgen. In Bayern verfügt nur noch das Deutsche Herzzentrum München neben dem Uni-Klinikum Erlangen über ein zertifiziertes EMAH-Zentrum.

Bundesweit weisen jährlich rund 6.000 Neugeborene einen angeborenen Herzfehler auf, also etwa jeder 100. Säugling. Mitte des vergangenen Jahrhunderts starben noch rund 25 Prozent dieser Kinder bei der Geburt oder wenige Tage danach und auch die Überlebensrate während des ersten Lebensjahrs lag nur zwischen 40 und 50 Prozent. Heute ist das dank der weiterentwickelten medizinischen Versorgung zum Glück anders: Säuglinge mit angeborenem Herzfehler haben nach einer erfolgreichen Erstbehandlung sehr gute Chancen auf eine gute Lebensqualität und subjektive Gesundheit bis ins Erwachsenenalter. Laut Schätzungen der Fachgesellschaften leben in Deutschland etwa 300.000 EMAH-Patienten. Sie benötigen während ihrer gesamten Lebenszeit eine interdisziplinäre Versorgung mit besonderer fachlicher Qualifikation durch pädiatrische Kardiologen, Kinderherzchirurgen sowie Kardiologen und Herzchirurgen.

 Interdisziplinäre Versorgung

Diese spezialisierte Versorgung bietet das Uni-Klinikum Erlangen, das von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK), der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie (DGPK) und der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) jetzt als überregionales EMAH-Zentrum zertifiziert wurde.

So können EMAH-Patienten beispielsweise unter Herzrhythmusstörungen, Herzmuskelschwäche, Herzmuskelentzündungen oder Krankheiten der Lunge leiden. Im Erlanger EMAH-Zentrum bündeln dazu die Experten der Medizinischen Klinik 2 – Kardiologie und Angiologie (Direktor: Prof. Dr Stephan Achenbach) und der Herzchirurgischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Michael Weyand) ihr Wissen mit dem der Kinderherzchirurgischen Abteilung (Leiter: Prof. Dr. Robert Cesnjevar) und der Kinderkardiologischen Abteilung (Leiter: Prof. Dr. Sven Dittrich). „Darüber hinaus können wir bei Bedarf Unterstützung von weiteren Spezialisten anfordern“, erläutert Prof. Dittrich. Dem interdisziplinären Expertenteam stehen für die Diagnostik und Therapie am Uni-Klinikum Erlangen neueste Bildgebungsverfahren, OP-Säle und Europas modernstes Herzkatheterlabor zur Verfügung. Die spezialisierten Ärzte unterstützen auch ihre niedergelassenen Kollegen bei der Behandlung von EMAH-Patienten zum Beispiel mit Informationsveranstaltungen und Fortbildungsangeboten.

 Zertifikat EMAH-Kardiologie

Die Qualifikation als EMAH-Kardiologin oder -kardiologe verlangt eine 18-monatige Weiterbildung, die von den drei Fachgesellschaften DGK, DGPK und DGTHG geprüft und zertifiziert wird. Am Uni-Klinikum Erlangen haben derzeit Prof. Dr. Sven Dittrich und Dr. Ulrike Doll (beide Kinderkardiologie) sowie Dr. Ulrike Gundlach (Medizin 2) dieses individuelle Zertifikat erworben. Dr. Tariq Abu-Tair (Kinderkardiologie) hat als erster Arzt des Zentrums seine persönliche Weiterbildung zum EMAH-Kardiologen begonnen Als überregional zertifiziertes EMAH-Zentrum unter der Leitung von Prof. Dittrich ist das Uni-Klinikum Erlangen fortan berechtigt, weitere Ärzte für den Erwerb dieser speziellen Qualifikation auszubilden.

 Weitere Informationen:

Prof. Dr. Sven Dittrich, Tel.: 09131 85-33750, sven.dittrich@uk-erlangen.de

17.06.2020 Wie beeinflusst bioaktives Glas Immunzellen?
uni | mediendienst | forschung Nr. 29/2020

Forschung an der FAU zu neuen Anwendungsmöglichkeiten von bioaktivem Glas

Eigentlich ist bioaktives Glas ein alter Bekannter. Das Material wurde bereits vor rund 50 Jahren entwickelt. Aufgrund seiner Eigenschaften, die das Knochenwachstum fördern, wird es seither oft in der regenerativen Medizin als Knochenersatzmaterial oder auch in der Zahnmedizin eingesetzt. Darüber hinaus wächst seit einiger Zeit das Interesse an neuen Anwendungsmöglichkeiten im Bereich Weichgewebe. In einer Studie unter der Leitung von Prof. Dr. Aldo R. Boccaccini, Lehrstuhl für Werkstoffwissenschaften (Biomaterialien) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), und PD Dr. Elisabeth Zinser von der von Prof. Dr. Alexander Steinkasserer geleiteten Abteilung für Immunmodulation des Universitätsklinikums Erlangen (UKE) stand dabei die Wirkung bioaktiven Glases auf Immunzellen im Vordergrund. Die Ergebnisse erschienen nun in der Fachzeitschrift Biomaterials Science der Royal Society of Chemistry.*

Das interdisziplinäre Team nun erstmals die Wirkung bioaktiven Glases auf Immunzellen in vitro anhand von dendritischen Zellen, die mit Zink- und Kupferionen aus bioaktivem Boratglas in Kontakt gebracht wurden. Außerdem gingen die Forschenden der antibakteriellen Wirkung des bioaktiven Glases nach. „In manchen Fällen ist eine Immunantwort von Nachteil, zum Beispiel bei Implantaten, die nicht abgestoßen werden sollen, oder auch bei Autoimmunkrankheiten wie Arthritis oder Multiple Sklerose“, erklärt PD Dr. Elisabeth Zinser. „Mit den Ionen aus dem bioaktiven Glas lassen sich die dendritischen Zellen so beeinflussen, dass eine solche ungewünschte Reaktion unterbleibt, ohne jedoch das gesamte Immunsystem lahmzulegen.“

„Für die Anwendung in der Wundheilung kann bioaktives Glas mit Biopolymeren kombiniert werden. Das ergibt ein flexibles, durchlässiges Verbandsmaterial für chronische Wunden, wie sie beispielsweise bei Diabetes entstehen können“, fügt Prof. Boccaccini hinzu. „Die freigesetzten Ionen können darüber hinaus Bakterien abtöten, die die Heilung verhindern und gefährliche Infektionen verursachen.“ Um die Eigenschaften und Einsatzmöglichkeiten bioaktiven Glases, etwa in der Immuntherapie bei Krebs, noch ausführlicher zu erforschen, sind weitere Studien geplant.

*doi.org/10.1039/C9BM01691K

Websites der Institute:

https://www.biomat.tf.fau.de/

https://www.immunmodulation.uk-erlangen.de/ 

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Aldo R. Boccaccini       Lehrstuhl für Werkstoffwissenschaften (Biomaterialien)

Tel.: 09131/85-28601      aldo.boccaccini@fau.de

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12.06.2020 40.000 Euro für die Erforschung von COVID-19-Immunplasma
uni | mediendienst | aktuell Nr. 62/2020

Manfred-Roth-Stiftung unterstützt Uni-Klinikum Erlangen

Bei besonders schwerwiegenden Krankheitsverläufen nach Infektion durch das Corona-Virus soll das sogenannte Immunplasma den Patientinnen und Patienten helfen, das Virus zu bekämpfen. Das Team um Prof. Dr. Holger Hackstein, Leiter der Transfusionsmedizinischen und Hämostaseologischen Abteilung des Universitätsklinikums Erlangen, gewinnt seit März von bereits genesenen SARS-CoV-2-Infizierten Blutplasma mit Antikörpern gegen das Virus. Die Manfred-Roth-Stiftung unterstützt nun die wissenschaftliche Untersuchung der klinischen Wirksamkeit des Immunplasmas bei Corona-Patientinnen und -Patienten. Dr. Wilhelm Polster und Klaus Teichmann von der Manfred-Roth-Stiftung übergaben deshalb jetzt einen Spendenscheck in Höhe von 40.000 Euro. Die Summe wird durch das Matching-Funds-Programm der Forschungsstiftung Medizin am Uni-Klinikum Erlangen auf insgesamt 54.000 Euro aufgestockt.

„Aktuelle wissenschaftliche Daten weisen darauf hin, dass durch COVID-19-Immunplasma eine deutliche Abschwächung der lebensbedrohlichen Verläufe möglich ist“, sagte Prof. Hackstein bei der Scheckübergabe. Die Transfusionsmedizin des Uni-Klinikums Erlangen hatte als eine der ersten Einrichtungen in Deutschland die Genehmigung erhalten, Immunplasma für schwer erkrankte COVID-19-Patienten herzustellen. „Wir sind sehr dankbar für diese großzügige Spende der Manfred-Roth-Stiftung, die die wissenschaftlichen Untersuchungen zur Wirksamkeit des COVID-19-Immunplasmas nachhaltig unterstützt“, freute sich der Leiter.

Über die Manfred-Roth-Stiftung

Die gemeinnützige Manfred-Roth-Stiftung fördert neben sozialen, kulturellen und bildungsfördernden Projekten auch die wissenschaftliche Arbeit in Forschung und Medizin. Die nach dem 2010 verstorbenen Fürther Unternehmer und Gründer der Handelskette Norma benannte Stiftung folgt damit den Vorgaben Manfred Roths, der schon zu Lebzeiten Projekte für das Gemeinwohl großzügig unterstützte.

Forschungsstiftung Medizin am Uni-Klinikum Erlangen

Die Forschungsstiftung Medizin am Uni-Klinikum Erlangen fördert die medizinische Forschung, die Aus- und Weiterbildung von Studenten, Ärzten und Wissenschaftlern sowie Belange des öffentlichen Gesundheitswesens und Projekte der Mildtätigkeit. Seit ihrer Gründung im Jahr 2007 hat die Forschungsstiftung Medizin schon zahlreiche wissenschaftliche Einzelprojekte aus unterschiedlichen Fachbereichen des Uni-Klinikums Erlangen mit insgesamt knapp sechs Millionen Euro unterstützt.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Holger Hackstein

Tel.: 09131/85-36972

trans-sekretariat@uk-erlangen.de

04.06.2020 Neues Leben schenken
uni | mediendienst | aktuell Nr. 59

Am Tag der Organspende am 6. Juni 2020 den Spendern danken – Thomas S. bewahrte seine Frau vor der Dialyse

 Mit dem „Tag der Organspende“ wird in Deutschland jedes Jahr am ersten Samstag im Juni Organspendern und ihren Angehörigen gedacht und gedankt. Einer von den rund 140.000 Menschen, die seit der ersten Transplantation 1963 Organe gespendet haben, ist Thomas S. Vor vier Wochen spendete er seiner Frau Christa eine Niere, nachdem eine Autoimmunerkrankung die Funktion ihrer beiden Nieren sukzessive zerstört hatte. Im Jahr 2019 spendeten bundesweit 1.507 Menschen zu Lebzeiten oder nach ihrem Tod ein oder mehrere Organe. Dem gegenüber stehen über 9.000 Menschen, die derzeit in Deutschland auf eine lebensrettende Transplantation warten – viele davon jahrelang. Am Transplantationszentrum Erlangen-Nürnberg (Sprecher: Prof. Dr. Michael Weyand) am Universitätsklinikum Erlangen stehen knapp 500 Patienten im Alter von zwei bis 80 Jahren auf der Eurotransplant-Warteliste für Herz-, Nieren- oder Bauchspeicheldrüsentransplantation. Christa S. war eine von diesen Wartenden. Im vergangenen Monat konnte sie dank der Lebendnierenspende ihres Mannes am Uni-Klinikum Erlangen erfolgreich transplantiert werden.

 Als das Ehepaar sich im Juni 2019 beim Transplantationszentrum Erlangen-Nürnberg meldete, hatte sich die Nierenfunktion von Christa S. bereits auf nur noch 9 % verschlechtert. Die Nierenorgane der 45-Jährigen konnten ihre Aufgaben, den Wasserhaushalt des Körpers zu regulieren und das Blut von Schadstoffen zu befreien, nicht mehr ausreichend erfüllen – ihr drohte eine schwere Harnvergiftung infolge ihres endgültigen Nierenversagens. Christa S. würde also bald dauerhaft auf einen Nierenersatz angewiesen sein – entweder auf die Dialyse oder eine Transplantation durch Organspende.

 Beim maschinellen Nierenersatzverfahren, der Dialyse, muss sich der Patient entweder mehrmals täglich eigenverantwortlich selber über einen Bauchfellkatheter reinigen oder sich in einem Dialysezentrum mindestens dreimal wöchentlich jeweils für etwa vier bis fünf Stunden über einen Gefäßzugang dialysieren lassen – eine belastende Prozedur, die die Lebensqualität des Erkrankten und seiner Angehörigen stark beeinträchtigen kann. „Beim natürlichen Nierenersatzverfahren, der Transplantation, kommen grundsätzlich zwei Optionen der Organspende infrage: eine Lebendorganspende einer emotional nahestehenden Person oder eine anonyme post mortem entnommene Organspende aus dem Eurotransplantverbund“, erklärt Prof. Dr. Michael Weyand, Sprecher des Transplantationszentrums Erlangen-Nürnberg.

 Dialyse schränkt ein

Die kräftezehrende Blutwäsche bleibt der Mutter von zwei kleinen Kindern nun erspart. „Die meisten Patienten an der Dialyse fühlen sich körperlich stark leistungsgemindert und sozial eingeschränkt. Sie müssen ihren Beruf, Sport aufgeben. Ihr Leben ist getaktet durch die Abhängigkeit von der Dialysebehandlung. Daneben muss man sich an eine kalium- und phosphatarme Diät halten, d. h. auf frisches Obst und Gemüse größtenteils verzichten. Kommt es zum Versiegen der Urinausscheidung, muss außerdem die Trinkmenge trotz gesteigertem Durstgefühl reduziert werden. Und nicht zuletzt ist die Überlebensprognose des Patienten an der Dialyse um ein Vielfaches geringer im Vergleich zum transplantierten – in jedem Lebensalter. Angesichts dieser Aussichten einer persönlichen und familiären Verschlechterung der Lebensqualität hatte sich Ehepaar S. schon frühzeitig mit dem Thema Transplantation und der Möglichkeit einer Lebendnierenspende auseinandergesetzt“, erklärt Dr. Katharina Heller, Oberärztin des Transplantationszentrums Erlangen-Nürnberg. Christa S. wurde nach ausführlicher medizinischer Untersuchung im Hinblick auf ihre Transplantabilität bei Eurotransplant auf der Warteliste für Nierentransplantation registriert. Das ist Voraussetzung, auch wenn ein Angehöriger zeitgleich zu einer Lebendspende bereit ist.

 Lebendspender muss gesund sein

Auch Thomas S. musste sich als potenzieller Lebendnierenspender „von Kopf bis Fuß“ einer eingehenden medizinischen, immunologischen und psychosomatischen Untersuchung am Transplantationszentrum unterziehen. Abschließend stellte sich der 52-Jährige mit seiner Ehefrau der Lebendspenderkommission vor, um zu bestätigen, dass seine Spende freiwillig ist und ein Organhandel ausgeschlossen werden kann. Voraussetzung für eine Lebendnierenspende ist eine gute Prognose im Hinblick auf die dem Spender verbleibende Nierenfunktion und seine Lebensqualität. Der Spender wird über die Lebendspende hinaus lebenslang vom Transplantationszentrum begleitet und nachgesorgt.

 Transplantationszentrum Erlangen-Nürnberg am Uni-Klinikum Erlangen

Neben der Transplantation von Nieren, unter anderem durch Lebendspende, werden Herz- und Bauchspeicheldrüsentransplantationen ausschließlich durch postmortale Organspenden durchgeführt. Patienten, die nach ihrem Tod die eigenen Organe spenden möchten und deren Angehörige werden am Uni-Klinikum Erlangen durch ein speziell geschultes Team aus Ärzten und Pflegekräften begleitet. Hierzu wurde ein rund um die Uhr erreichbarer Rufdienst für Organspende eingerichtet. In Zusammenarbeit mit der https://dso.de/ werden am Klinikum gespendete Organe über Eurotransplant mit hoher Wahrscheinlichkeit lokal und regional vermittelt. Zell- und Gewebespenden wie Knochenmark- und Hornhautspenden werden nicht über Eurotransplant sondern durch das Uni-Klinikum Erlangen vermittelt. So bekamen 2019 beispielsweise 760 Patienten ihre Sehfähigkeit durch eine transplantierte Hornhaut wieder zurück, fünf Menschen wurde dank eines Spenderherzens ein neues Leben geschenkt.

 Weitere Informationen:

Dr. Katharina Heller

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tx-geschaeftsstelle@uk-erlangen.de

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04.06.2020 Infektionsketten und Corona-App


Im aktuellen Leitartikel des Bayerischen Ärzteblatts schreibt Dr. Wolfgang Rechl, Vizepräsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), wie wichtig die Nachverfolgung der Infektionsketten bei Covid-19-Erkrankun-gen ist und wie die sogenannte Corona-App dabei helfen könne. „Eine Tra-cing-App ist eine gute Unterstützung für die notwendige Nachverfolgung von Infektionsketten, wenn sie technisch funktioniert und die Mindestteil-nehmerzahl erreicht wird. Erst dann kann die Tracing-App auch die ge-wünschte Wirkung zeigen“, erklärt Rechl.

Wobei auch schon eine geringere Teilnehmerzahl helfen würde, da die Nachverfolgung von Kontakten dadurch erleichtert werde. Wenn durch die App potenziell Infizierte schnell identifiziert und getestet werden können helfe das, die Kontaktbeschränkungen schneller zu lockern und auch in den Arztpraxen wieder für mehr „Normalität“ zu sorgen. Jetzt komme es noch auf das Tempo an. Je schneller die App eingesetzt werden könne, umso besser kann die gewünschte Kontaktnachverfolgung durchgeführt werden. „Die App ist sicher kein Allheilmittel, sie kann nur ein Baustein in der Pandemiebekämpfung sein“, meint Rechl. Wenn sich mit der App die Auswirkungen der Pandemie einbremsen lasse, dürfte auch die notwen-dige Akzeptanz in der Bevölkerung erreichbar sein. Die schnelle Durchdrin-gung Deutschlands mit Mund-Nasen-Schutzmasken zeige, dass das mög-lich wäre.

Das zu langsame Tempo der Digitalisierung in der Medizin werde seit Jah-ren kritisch diskutiert, eine effiziente Anti-Corona-App wäre ein Zeichen für einen sinnvollen Einsatz der Digitalisierung zum Schutz von Leben und Gesundheit. „Um die notwendige Akzeptanz und Beteiligung in der Bevöl-kerung zu erreichen braucht es auch die Unterstützung von uns Ärztinnen und Ärzten. Nur wenn wir mithelfen und unseren Patientinnen und Patien-ten die Nutzung der Tracing-App empfehlen, kann die notwendige Mindest-beteiligung erreicht werden“, fordert Rechl.

Mehr zu „Infektionsketten und Corona-App“ lesen Sie im Leitartikel der Ju-niausgabe 2020 des Bayerischen Ärzteblatts unter www.bayerisches-aerz-teblatt.de.

Pressestelle

03.06.2020 „Gesundheit erlangen“: kleine Patienten im Fokus
uni | mediendienst | aktuell Nr. 57/2020

 

Sommerausgabe des Gesundheitsmagazins informiert über Kindergesundheit

Was sollten Eltern tun, wenn ihr Kind über starke Bauchschmerzen klagt? Welche Impfungen werden wann empfohlen? Wie laufen Operationen bei kleinen Patienten ab? Was ist zu tun, wenn Kinder Angst vorm Arzt haben, und dürfen Heranwachsende ohne Weiteres Medikamente für Erwachsene einnehmen? Diese und weitere Fragen beantworten Experten der Kinder- und Jugendklinik (Direktor: Prof. Dr. Joachim Wölfle) und der Kinderchirurgischen Abteilung (Leitender Kinderchirurg: Dr. Manuel Besendörfer) des Universitätsklinikums Erlangen in der Sommerausgabe des kostenlosen regionalen Gesundheitsmagazins „Gesundheit erlangen“. Das Heft wird aktuell in Erlangen und Erlangen-Höchstadt verteilt – überall am Uni-Klinikum Erlangen, aber unter anderem auch in Apotheken und Arztpraxen.

 Weiterhin erfahren die Leser von „Gesundheit erlangen“, warum der neue Spiral-Brust-Computertomograf am Uni-Klinikum Erlangen die Brustuntersuchung für Frauen deutlich entspannter macht und wie Panikattacken begegnet werden sollte. Zudem beantwortet die aktuelle Ausgabe die Kinderfrage „Warum muss ich schlafen?“ aus ärztlicher Sicht. Pflegekraft Sarah Schwarmat aus der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Johannes Kornhuber) des Uni-Klinikums Erlangen erklärt den besten Umgang mit aggressivem Verhalten und erläutert, welche Maßnahmen deeskalierend wirken. „Der besondere Fall“ schildert diesmal die Rettung eines kleinen Jungen am Uni-Klinikum Erlangen, der wegen eines Notfalls eingeliefert wurde, der meist nur Erwachsene betrifft. Weiterhin gibt es eine Reihe von Sommerthemen: Was tut eigentlich ein Tauchmediziner? Wie lässt sich ein erfrischendes Kombucha-Getränk selbst herstellen? Welche neuen Immuntherapien gibt es gegen Hautkrebs? Und wohin mit der Obst- und Gemüseernte aus dem Garten?

 „Gesundheit erlangen“ ist auch online unter http://www.gesundheit-erlangen.com zu finden und kann per E-Mail an gesundheit-erlangen@uk-erlangen.de abonniert werden.

 Weitere Informationen:

 Franziska Männel

Tel.: 09131 85-46670

gesundheit-erlangen@uk-erlangen.de

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02.06.2020 Präzisionsmedizin – Wunderwaffe oder Kostenfalle?
Pressemedlung der Bundesärztekammer

Berlin, 02.06.2020 – Welche Chancen und Risiken birgt die Präzisionsmedizin? Diese Frage beantwortet die Bundesärztekammer (BÄK) in der von ihrem Wissenschaftlichen Beirat erarbeiteten Stellungnahme „Präzisionsmedizin – Bewertung unter medizinisch-wissenschaftlichen und ökonomischen Gesichtspunkten“.

Die Präzisionsmedizin, die auch als individualisierte oder personalisierte Medizin bekannt ist, weckt Hoffnung auf neue Behandlungs- und Heilungsmöglichkeiten. Nicht zuletzt in der Onkologie konnte der Einsatz von molekularen, genetischen und proteomischen Biomarkern des einzelnen Patienten bemerkenswerte therapeutische Erfolge erzielen. Dem gegenüber stehen die Sorge vor einer mangelnden Evidenzbasierung aufgrund geringer Fallzahlen und die Kritik an den hohen Therapiekosten.

„Wir müssen uns immer wieder neu die Frage stellen, wie die Versorgungsqualität mit Hilfe des medizinisch-wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritts weiterentwickelt werden kann, ohne das Gesundheitssystem finanziell zu überfordern. Die vorliegende Stellungnahme ist ein wichtiger Beitrag zu dieser Debatte. Und sie sollte nicht allein in Fachkreisen geführt werden“, sagte BÄK-Präsident Dr. Klaus Reinhardt.

Verfasst wurde die Stellungnahme im Auftrag des Vorstands der BÄK von einem Arbeitskreis des Wissenschaftlichen Beirats unter der gemeinsamen Federführung von Prof. Dr. med. Dr. h. c. Manfred Dietel und Prof. Dr. rer. nat. Heyo Kroemer.  

Sie verdeutlicht anhand erfolgreicher Behandlungsbeispiele in der Onkologie, Infektiologie, Pneumologie und Neuropädiatrie die aktuellen Entwicklungen und zeigt zukünftige Potenziale auf. Zudem geht sie auf die Befürchtung ein, dass aufgrund der teilweise geringen Fallzahlen wissenschaftliche Evidenzstandards unterlaufen werden könnten. Prof. Dr. Dr. Peter Scriba, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der BÄK, stellt klar: „Vor dem Einsatz in der klinischen Routine ist der Nachweis des Nutzen- und Schadenspotenzials von Verfahren und Arzneimitteln der Präzisionsmedizin durch belastbare klinische Studien, idealerweise prospektiv randomisierte Studien, erforderlich.“

Die Sorge vor den hohen Behandlungskosten teilen die Experten indes nicht. „Zumindest aktuell scheinen die mit der Präzisionsmedizin verbundenen Kosten die Finanzierbarkeit des Gesundheitssystems nicht in Frage zu stellen“, schreiben sie in der Stellungnahme. Trotzdem sei es notwendig, Einsparmöglichkeiten zu nutzen. Denkbar seien beispielsweise am Anwendungsnutzen orientierte Arzneimittelpreise. Zudem verweisen sie auf die unterschiedliche zeitliche Dynamik von Kosten und Einsparungen: „Während Behandlungskosten in der Regel direkt anfallen, treten Einsparungen durch vermiedene Erkrankungsfolgen oder vermiedene Behandlungen häufig erst nach Jahren ein.“

Stellungnahme "Präzisionsmedizin: Bewertung unter medizinisch-wissenschaftlichen und ökonomischen Gesichtspunkten"

bitte den Text der Pressmeldung reinkopieren

01.06.2020 Besuch von 70 fröhlichen Luftballons
uni | mediendienst | aktuell Nr. 56/2020


Originelle Spendenaktion macht schwer kranken Kindern eine Freude

 Drei befreundete Unternehmer – eine tolle Idee: 70 knallgelbe Luftballons mit lustigen Smiley-Gesichtern erhielten das Kinderpalliativteam und die Kinder- und Jugendklinik (Direktor: Prof. Dr. Joachim Wölfle) des Universitätsklinikums Erlangen von drei Schwabacher Firmen geschenkt.

 „Unsere Idee war, allen Menschen eine kleine Freude zu machen, die zurzeit keinen oder nur wenig Besuch von ihren Lieben erhalten dürfen“, erklärte Martina Standecker vom Schwabacher Ingenieurbüro Standecker. Mit ihrem Mann Ben Standecker initiierte sie die gemeinsame Spendenaktion mit dem befreundeten Ehepaar Marco und Martina Rizzoli von der Schwabacher Firma B.O.S. Franken Security GmbH sowie dem ebenfalls befreundeten Jochen Scharf, Inhaber der gleichnamigen Schwabacher Unternehmensgruppe.

 Gemeinsam überbrachten die Inhaber der drei Firmen die 70 Luftballons an Vertreter des Kinderpalliativteams und der Kinderklinik des Uni-Klinikums Erlangen. Insgesamt verteilten sie auf diese Weise mehr als 500 Ballons an diverse Einrichtungen für Senioren, Kinder und Jugendliche sowie für Menschen mit Behinderungen in der Region. „Wir freuen uns sehr, dass wir diese überraschende Freude auch an die Kinder und Jugendlichen in unserer Klinik

weitergeben dürfen“, dankte Prof. Wölfle den fröhlichen Spendern. Viele der 70 Smiley-Luftballons gehen jetzt noch einmal auf die Reise: Dr. Chara Gravou-Apostolatou und Michelle Dotzauer vom Erlanger Kinderpalliativteam werden sie bei ihren Hausbesuchen als fröhliche Gabe für schwerstkranke Kinder dabeihaben, um auch ihnen ein Lächeln zu schenken.

  Weitere Informationen:

 Dr. Chara Gravou-Apostolatou

Tel.: 09131/85-35982

kinderpalliativteam@uk-erlangen.de

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27.05.2020 Reinhardt: „Tabakwerbeverbot schnell und umfassend umsetzen“
Pressenachricht der Bundesärztekammer

BÄK unterstützt Weltnichtrauchertag am 31. Mai 2020

Berlin, 27.05.2020 – „Es ist gut und richtig, dass der Gesetzgeber
endlich ein Verbot von Tabakwerbung auf den Weg bringen will.
Angesichts von rund 120.000 Tabaktoten jährlich brauchen wir
umfassende Regelungen, die möglichst schnell umgesetzt und
kurzfristig wirksam werden.“ Das sagte Dr. Klaus Reinhardt,
Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), vor der ersten Lesung
des Gesetzentwurfs für ein Tabakwerbeverbot am kommenden
Freitag im Deutschen Bundestag.

Reinhardt betonte, dass Ärztinnen und Ärzte tagtäglich mit den
gravierenden gesundheitlichen Auswirkungen des Tabakkonsums
konfrontiert seien, unter anderem bei der Behandlung von
Krebserkrankten, von Herz-Kreislauf-Patienten oder von Patienten
mit schwerwiegenden Atemwegserkrankungen. „Rauchen ist eine
Suchterkrankung und es ist höchste Zeit, gerade junge Menschen
vor dem Rauchen und den damit verbundenen schwerwiegenden
Gefahren für die Gesundheit zu schützen“, sagte der BÄK-Präsident.

Viele Studien belegten, dass Tabakwerbung insbesondere bei
Kindern und Jugendlichen die Attraktivität von Tabakprodukten
erhöht. Auch für abhängige Raucher setze Werbung ständig
Schlüsselreize, die einen Ausstieg aus der Sucht erschwerten.
Reinhardt verwies in diesem Zusammenhang auf den
Weltnichtrauchertag am 31. Mai 2020. Er steht in diesem Jahr
unter dem Motto „Lass Dich nicht manipulieren“.

Dies gelte nicht nur für den Umgang mit Tabakprodukten,
sondern natürlich auch für elektronische Erhitzungssysteme, wie
E-Zigaretten oder E-Shishas. „Derzeit versucht die Industrie, diese
als weniger gefährliche Alternative zu vermarkten. Dabei ist gar
nicht absehbar, welche gesundheitlichen Langzeitschäden mit
ihnen verbunden sind“, warnte Reinhardt. Schon jetzt gebe es
Hinweise auf Schädigungen der Atemwege sowie des Herz-
Kreislaufsystems. „Zudem beobachten wir mit Sorge, dass
Jugendliche durch E-Zigaretten an das Rauchen bzw. eine
Abhängigkeit vom Nikotin herangeführt werden. Auch für
elektronischen Verdampfer sollten daher Außenwerbeverbote
möglichst schnell und zeitgleich mit den Regelungen für
Tabakprodukte in Kraft treten“, so Reinhardt.


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27.05.2020 12.000 Euro für Fahrzeug Nummer fünf Spende an Tigerauge e. V. für die Unterstützung des Kinderpalliativteams
uni | mediendienst | aktuell Nr. 50/2020

Die Feier zu seinem 50. Geburtstag im März 2020 musste Markus Kugler coronabedingt absagen. Zu Geldgeschenken sagte der Geschäftsführer der Feser, Graf & Co. Automobil Holding GmbH in Nürnberg trotzdem nicht Nein. Doch die Spenden waren nicht für ihn selbst bestimmt, sondern für sterbenskranke Kinder und ihre Familien: „Ich persönlich habe auf Geschenke verzichtet und stattdessen um Unterstützung für den Verein Tigerauge gebeten, der die Kinderpalliativversorgung in Erlangen schon sehr lange unterstützt“, erklärte Markus Kugler bei der Spendenübergabe. Auf diese Idee kam er durch das Schicksal eines sehr guten Freundes. Dieser hatte „Tigerauge: Initiative Kinderhospiz Nordbayern e. V.“ bereits seit vielen Jahren unterstützt, als 2019 seine eigene Tochter schwer erkrankte und vom Kinderpalliativteam des Universitätsklinikums Erlangen betreut werden musste – bis sie im Herbst 2019 an einem Hirntumor starb. Nun überreichten Markus Kugler und Gesellschafter Uwe Feser als Vertreter der Uwe-Feser-Kinderstiftung die „Geburtstagsspende“ in Höhe von 12.000 Euro. Dr. Dorothea Hobeck, Vorsitzende des Vereins Tigerauge, freute sich sehr. Mit ihrem Verein fördert Dr. Hobeck kontinuierlich die Arbeit des Kinderpalliativteams.

 

„Wir wollen von dem Geld ein fünftes Auto für unsere Hausbesuche anschaffen“, wünschte sich Dr. Chara Gravou-Apostolatou, Leiterin des Kinderpalliativteams, bei der Scheckübergabe. Die Mitglieder des ambulanten Teams, bestehend aus Ärztinnen, Pflegekräften, Psychologen, Seelsorgerinnen, Sozial- und Kunstpädagoginnen, haben bis heute mit ihren vier Fahrzeugen über 700.000 Kilometer in ganz Mittel- und Oberfranken zurückgelegt; 2.000 bis 3.000 Kilometer fahren sie pro Woche – auch während der Corona-Pandemie. Versorgt werden durchschnittlich 35 bis 40 Palliativpatienten – vom schwerst herzkranken Säugling bis hin zum jungen Erwachsenen mit Mukoviszidose. Zudem engagiert sich das Kinderpalliativteam sehr stark für das Wohlergehen von Eltern und Geschwisterkindern. „In Zeiten von Corona haben es Familien mit kranken Kindern doppelt schwer“, so Dr. Hobeck vom Verein Tigerauge. „Die Eltern müssen sich um ihr krankes Kind kümmern, haben jetzt vielleicht aber auch noch ein gesundes Klein- oder Schulkind zu Hause zu betreuen, haben mit Kurzarbeit, finanziellen Engpässen und anderen Sorgen zu kämpfen. Wir müssen diese Familien gerade jetzt stärker unterstützen“, forderte sie. Dabei liegt ihr insbesondere „KofferRaum“ am Herzen – ein kunstpädagogisches Projekt, bei dem die Geschwister von lebensverkürzt erkrankten Kindern kreativ ausdrücken, was ihnen gerade wichtig ist, und so ihre Trauer verarbeiten. Dafür bekommen sie separate Hausbesuche von einer Kunstpädagogin. Dorothea Hobeck bedankte sich bei Markus Kugler und Uwe Feser für die großzügige Spende. „Sie haben uns in der Vergangenheit bereits mit zwei Fahrzeugen für das Kinderpalliativteam unterstützt und sind nun erneut eine große Hilfe für die betroffenen Familien!“, sagte sie.

Weitere Informationen:

Dr. Chara Gravou-Apostolatou, Tel.: 09131/85-35982, kinderpalliativteam@uk-erlangen.de

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26.05.2020 Psyche in Alarmstufe Rot - FAU-Psychologe über die Auswirkungen des Shutdowns
Universitaet Erlangen-Nuernberg - Pressestelle

Ausgangsbeschränkungen, Kontaktverbote, geschlossene Kindergärten und Schulen, Homeoffice, Kurzarbeit oder Jobverlust. Von einem Tag auf den anderen fanden sich die Menschen in Deutschland in einer extremen Ausnahmesituation wieder. Welche Folgen solche Belastungen auf uns haben können und wie man diesen begegnen kann, darüber Prof. Dr. Joachim Hornegger mit Professor Dr. Matthias Berking, der an der FAU den Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie leitet.


„Die Psyche schaltet in Alarmstufe Gelb oder Rot“, beschreibt Berking die Auswirkungen des Shutdowns. Denn Corona hindere uns in vielfältiger Weise daran, bestimmten Grundbedürfnisse nachzukommen wie materielle Existenzsicherung, körperliche Unversehrtheit, Orientierung, Kontrolle über unser Tun, persönliche Freiheit, Bindung, positive Erlebnisse wie Essen gehen oder Sport. Das löse Stresszustände aus, die sich wiederum in körperlicher Anspannung, Schlafstörungen etc. niederschlagen.

Auch die gesellschaftliche Spannung ließe sich, laut Berking, leicht erklären. „Nach dem ersten Schock treten andere Bedürfnisse wieder in den Vordergrund. Diese können aus persönlichen Interessen resultieren, wie kranken Eltern, die besonderen Schutz benötigen, oder dem Wunsch nach mehr persönlicher Freiheit.“  Der Punkt sei, mit welcher Aggressivität in der diese Diskussionen ausgetragen werden. Berking plädiert für Verständnis und dafür, sich in andere Sichtweisen hineinzuversetzen, weil die Anliegen anderer durchaus legitim seien.

Im Gespräch mit dem FAU-Präsidenten erläutert Professor Berking außerdem, was die unsichtbare Gefahr um uns herum mit uns macht und gibt Tipps gegen Corona-Stress. 

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25.05.2020 Forschungsstarker Innovationsstandort für KI und Medizin
Pressemeldung der FAU

Wissenschaftsminister Bernd Sibler zu Besuch am KI-Gesundheitsknoten Erlangen

Künstliche Intelligenz (KI) und Medizintechnik – zwei Zukunftsthemen, die untrennbar mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) verbunden sind: Seit mehr als 40 Jahren wird hier zu KI geforscht, im Bereich Medizintechnik genießt sie ebenfalls internationales Renommee. Kein Wunder also, dass an der FAU im Rahmen der Hightech Agenda Bayern (HTA) der KI-Gesundheitsknoten angesiedelt wurde. Was für Impulse heute und in Zukunft von dem KI-Gesundheitsknoten zu erwarten sind, davon hat sich der Bayerische Wissenschaftsminister Bernd Sibler bei einem Besuch am 25. Mai selbst ein Bild gemacht.

„Die Etablierung des KI-Gesundheitsknotens Erlangen durch die HTA schafft für die FAU einzigartige Voraussetzungen, um hier einen führenden Forschungsstandort für KI in der Medizin und Gesundheit auszubauen“, sagt FAU-Präsident Prof. Dr. Joachim Hornegger. „Die FAU nutzt diese Chance, um Bayern als forschungsstarken Innovationsstandort für KI in Medizin und Gesundheit national und international sichtbar zu positionieren.“

„Die FAU Erlangen-Nürnberg ist traditionell stark sowohl in der Medizintechnik als auch in der KI. Die logische Folge ist, beide Bereiche miteinander zu verknüpfen. Bereits vor der HTA arbeiteten mehr als 60 Lehrstühle und Professuren an für die KI wichtigen Themenfeldern. Ich freue mich, dass wir im Rahmen der HTA zwölf neue KI-Professuren an der FAU einrichten und somit in Erlangen einen starken KI-Gesundheitsknoten knüpfen. Damit setzen wir gerade in Zeiten von Corona ein wichtiges Zeichen: Technologieförderung ist kein Selbstzweck, sondern muss dem Wohl der Menschen dienen“, erläutert der Bayerische Wissenschaftsminister Bernd Sibler.

Bereits heute ist die FAU, und die Metropolregion Nürnberg insgesamt, ein Leuchtturm im Bereich Medizintechnik: So ist der an der FAU angesiedelte KI-Gesundheitsknoten Erlangen eingebettet in das Cluster „Medical Valley“, eine international anerkannte und leistungsfähige Netzwerkstruktur zwischen dem Universitätsklinikum Erlangen, der Medizinischen, der Technischen und der Naturwissenschaftlichen Fakultät der FAU sowie der Medizintechnik- und Gesundheitsindustrie in der Metropolregion mit über 500 Unternehmen. Durch die Hightech Agenda Bayern (HTA) wird der Standpunkt weiter gestärkt und ausgebaut: Insgesamt werden zwölf neue KI-Professuren an der FAU angesiedelt – acht davon am neu geschaffenen Department Artificial Intelligence in Biomedical Engineering (AIBE), das den Kern des KI-Gesundheitsknoten bildet. Erst vor wenigen Tagen erhielt die FAU vier weitere neue Professuren aus der HTA: eine im Bereich der sensornahen Informatik und Sprachverarbeitung, eine im Bereich der Nano- und Materialwissenschaften und gleich zwei im Bereich KI in der Medizin.

d.hip: Gemeinsam Digitalisierung in Medizin und Gesundheitswesen voranbringen

Wissenschaftsminister Bernd Sibler war nun nach Erlangen gekommen, um sich selbst ein Bild über die Aktivitäten am KI-Knotenpunkt zu machen. Der „Rundgang“ fand dabei – wie kann es in Corona-Zeiten anders sein – zum Großteil virtuell statt. Wissenschaftsminister Bernd Sibler, FAU-Präsident Prof. Dr. Joachim Hornegger und Tobias Zobel, Directing Manager des d.hip, trafen sich jedoch an einem besonderen Ort: in den Räumen der „Digital Health Innovation Platform“ – kurz d.hip: eine Gründung der FAU gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Erlangen, Siemens Healthineers und dem Medical Valley. Ihr Ziel ist es, die Digitalisierung der Medizin und des Gesundheitswesens aktiv voranzubringen und dabei als Plattform für die transdisziplinäre Entwicklung neuer Produkte und Lösungen zu dienen. So wurde beispielsweise am Uni-Klinikum Erlangen ein Datenintegrationszentrum geschaffen, um medizinische Daten der regionalen Projekte und Gesundheitsdienstleister einer nachhaltig strukturierten KI-Analyse zuzuführen. Über das d.hip werden zudem Junior-Professuren für den Bereich Digital Health und Medizinische Datenanalyse finanziert.

Weitere Akteure aus dem KI-Gesundheitsknoten wurden virtuell zugeschaltet: Dr. Bernd Montag, CEO von Siemens Healthineers, erklärte, wie Spitzenforschung im Schulterschluss mit Technologieunternehmen zum Erfolg führt.

Prof. Dr. Andreas Maier, Inhaber des Lehrstuhls für Informatik 15 (Machine Intelligence) an der FAU, stellte sein durch einen ERC Synergy Grant gefördertes Projekt „4D+nanoSCOPE“ zur Entwicklung eines neuen bildgebenden Verfahren vor. Es soll erstmals Röntgenmikroskopie am lebenden Menschen ermöglichen. Das interdisziplinäre Projekt, das er zusammen mit dem Uni-Klinikum Erlangen und dem Helmholtz-Zentrum in Berlin durchführt, soll das Wissen über Osteoporose revolutionieren und schnellere Therapieerfolge ermöglichen. (Ausführliche Pressemeldung: https://www.fau.de/2018/10/news/wissenschaft/eu-foerderung-zur-entwicklung-eines-neuartigen-roentgenmikroskops/)

Das digitale Angebot in der medizinischen Versorgung für Schwangere verbessern – das ist das Ziel des Projekts „SMART Start“ von Prof. Dr. Björn Eskofier, Lehrstuhl für Informatik 14 (Maschinelles Lernen und Datenanalytik) an der FAU. Zusammen mit dem Uni-Klinikum sollen hier die Grundlagen für einen Ausbau des digitalen Angebots in diesem Bereich erforscht werden. So ließe sich der Aufwand für routinemäßige Vorsorgeuntersuchungen reduzieren, denn für Schwangere könnten so etliche Besuche in der Arztpraxis entfallen. (Ausführliche Pressemeldung: https://www.fau.de/2020/02/news/wissenschaft/smart-durch-die-schwangerschaft/)

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25.05.2020 Kinder und Jugendliche in der Covid-19-Pandemie nicht isolieren
Pressestelle Bayerische Landesärztekammer

„Schulen und Kitas sollen wieder geöffnet werden“, das fordert Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK). Gemeinschaftseinrichtungen für Kinder- und Jugendliche stellten im Gegensatz zu Senioren- und Pflegeheimen keine Hochrisikoumgebung dar. Auch Kinder und Jugendliche mit bestimmten Grunderkrankungen können – nach individueller ärztlicher Abwägung – wieder Schulen und Kitas besuchen. Der Schutz von Lehrern, Erziehern, Betreuern und Eltern und die allgemeinen Hygieneregeln stünden dem nicht entgegen. Einem Abstandsgebot könne man umso mehr Rechnung tragen, wenn man die Klassenstärken reduziere.

Zwar stelle das Virus für junge Menschen meist keine akute gesundheitliche Bedrohung dar, doch die psychischen Auswirkungen des „Lockdowns“ könnten in manchen Fällen umso tiefgreifender sein. Gerade kleine Kinder seien eine wichtige Zielgruppe, die im öffentlichen Diskurs nur wenig Gehör finde. „Ganz alltägliche – jedoch aktuell sehr präsente – Probleme wie Langeweile, Einsamkeit und Stress stellen für die Kinder einen Ausnahmezustand dar. Sie leiden besonders unter der Krise. Dabei sind gerade sie durch die Einschränkungen und Veränderungen oftmals besonders belastet“, so der BLÄK-Präsident. „Es fehlen auf der einen Seite soziale Kontakte, auf der anderen Seite Unterstützung“, warnt Quitterer. Familien seien vielfach überfordert und überlastet. Dazu komme eine Schule, die Onlinepräsenz verlange und Kinder mit Arbeitsblättern überhäufe. Das seien alles Faktoren, die die Stressbelastung der Kinder und Jugendlichen sowie deren Familien erhöhten.

Pressestelle

07.05.2020 Pandemie und Ökologie
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Im aktuellen Leitartikel des Bayerischen Ärzteblatts thematisiert Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), neben den Fragen, ob die Fußballbundesliga – mit Covid-19-Tests – wieder anlaufen und es Lockerungen der Besuchsregeln für die Bewohner von Pflegeheimen geben soll, vor allem das Thema Klimaschutz. Was nicht geschehen dürfe: Ökologie und Pandemie gegeneinander auszuspielen. Quitterer: „Der Corona-Shutdown hat uns fest im Griff. Sicherheitsmaßnahmen gegen die Verbreitung des Virus schränken das gewohnte Leben massiv ein – und das weltweit. Für die Wirtschaft ist das ein Desaster. Der wirtschaftlichen Misere könnte eine ökologische folgen, falls international vereinbarte Umwelt- und Klimaschutzziele bei der ökonomischen Aufholjagd nach der Pandemie hintangestellt werden.

 Es würde sich lohnen, sich einmal Gedanken darüber zu machen, wie wir unsere wirtschaftlichen Aktivitäten nachhaltig umgestalten könnten, um unsere vielfältig unser Lebensumfeld zerstörende Produktion zurückzufahren und zugleich Arbeitsplätze in sozial und gesellschaftlich sinnvolleren Tätigkeiten langfristig zu sichern.

 Die Gesellschaft werde nach COVID-19 eine andere sein. „Es erscheint mir unmöglich, einfach die Reset-Taste zu drücken und in den früheren Zustand des Jahres 2019 zurückzukehren. Unsere Gesellschaft benötigt vielmehr eine innovative Zukunftsperspektive, bei der multiple Zielkonflikte zu bewältigen sein werden. Wohin muss sich unsere Gesellschaft entwickeln, um künftig krisenfester zu sein?“, fragt der BLÄK-Präsident weiter.

Dafür sollten notwendige Konjunkturhilfen und Investitionspakete auch ökologische Ziele wie die Klimaneutralität fördern.

 Mehr zu „Pandemie und Ökologie“ lesen Sie im Leitartikel der Maiausgabe 2020 des Bayerischen Ärzteblatts unter www.bayerisches-aerzteblatt.de.

07.05.2020 Wie ein FAU-Forschungsteam an einem Covid-Impfstoff forscht
Pressemeldung der FAU

Hoffnung auf baldige Normalität?

Wie ein FAU-Forschungsteam an einem Covid-Impfstoff forscht

Nichts Geringeres als die Entwicklung einer passiven Impfung gegen Covid-19 hat sich ein Forschungsteam der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), des Universitätsklinikums Erlangen (UKER) und ihre Partner vorgenommen. Im Interview mit FAU-Präsident Prof Dr. Joachim Hornegger erklärt Professor Dr. Hans-Martin Jäck, Leiter der Abteilung für Molekulare Immunologie, das ambitionierten Projekt – und auch, warum das Erlanger Team in seiner wissenschaftlichen Arbeit so weit fortgeschritten ist.

Schon 1890 wurde das Prinzip der passiven Impfung erfunden und innerhalb von nur zwei Jahren in die Klinik übertragen – zum Schutz gegen Tetanus. Ziel der Erlanger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler heute ist es, unter anderem medizinisches Personal, Betreuer in Alten- und Pflegeheimen sowie Hochrisikopatienten zu schützen und schwer an einer Covid-19-Infektion erkrankte Patientinnen und Patienten zu therapieren.

 Ausführliche Informationen zum Projekt gibt es hier:

https://www.fau.de/2020/04/news/wissenschaft/fau-forscher-sind-einer-impfung-gegen-covid-19-auf-der-spur/

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05.05.2020 Vergabe medizinischer Ressourcen im Falle eines Kapazitätenmangels
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Entscheidungen an Indikation, Patientenwillen und Erfolgsaussicht ausrichten

Berlin, 05.05.2020 – „Das Gesundheitssystem in Deutschland ist zum jetzigen Zeitpunkt weit von einer Überlastung durch die Corona-Pandemie entfernt. Dennoch müssen wir personell und strukturell auf eine mögliche zweite Welle vorbereitet sein. Dazu gehört auch, Ärztinnen und Ärzten wichtige rechtliche und ethische Orientierungshilfen zu geben, wenn sie im Fall knapper Behandlungs-kapazitäten schwierige Entscheidungen über die Vergabe medizinischer Ressourcen treffen müssen.“ Das sagte Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt anlässlich der Vorstellung einer Orientierungshilfe für Ärztinnen und Ärzte zur Allokation medizinischer Leistungen im Falle eines
Kapazitätenmangels.

Nach Überzeugung der Bundesärztekammer (BÄK) handeln Ärztinnen und Ärzte rechtmäßig, wenn sie in einer Situation existentieller Knappheit unter sorgfältiger Berücksichtigung der ärztlichen Berufsordnung und des aktuellen Standes der medizinischen Erkenntnisse einzelfallbezogene Entscheidungen über die Vergabe intensivmedizinischer Ressourcen treffen müssen.

Für den Fall notwendiger Priorisierungsentscheidungen sollten diese so getroffen werden, dass die Erfolgsaussichten mit Blick auf das Überleben und die Gesamtprognose möglichst groß sind und
die meisten Menschenleben gerettet werden könnten. Grundsatz müsse immer sein, dass kein Menschenleben mehr wert sei als ein anderes. „Es verbieten sich Benachteiligungen aufgrund von
zum Beispiel Alter, Geschlecht, Nationalität, Behinderung oder sozialem Status“, so die BÄK. Auch chronische Erkrankungen wie Demenz dürften nicht zu einem pauschalen Ausschluss von
erforderlicher Behandlung führen. Vielmehr müssten die medizinische Indikation, der Patientenwille und die klinischen Erfolgsaussichten zentrale Kriterien für die Entscheidung angesichts knapper Ressourcen sein. Diese würden auch für die Entscheidung über die Fortführung einer Intensiv- oder
Beatmungstherapie gelten.

Die Bundesärztekammer betont in ihrer Orientierungshilfe, dass Patientenverfügungen im Vorfeld einer Erkrankung oder in einer frühen Erkrankungsphase auch und gerade im Zusammenhang
mit der SARS-CoV-2-Pandemie von großer Bedeutung seien. Die BÄK betont außerdem, dass es innerhalb und außerhalb der Bedingungen von Knappheit und Pandemie keine ärztliche
Verpflichtung zur aktiven Lebenserhaltung unter allen Umständen gebe. Ärztinnen und Ärzte würden keine Maßnahmen ergreifen, die unter den individuellen Umständen nicht oder nicht mehr
indiziert sind, heißt es in dem Papier. „Indizierte Maßnahmen werden unterlassen oder begrenzt und eine begonnene medizinische Behandlung wird beendet, wenn dies dem tatsächlichen oder mutmaßlichen Patientenwillen entspricht und dazu dient, einem ohne Behandlung zum Tode führenden Krankheitsprozess seinen Lauf zu lassen. Alle Patientinnen und Patienten können sich auch unter den Bedingungen von Knappheit und Pandemie weiter darauf verlassen, dass das
Handeln ihres Arztes niemals darauf ausgerichtet ist, gezielt den Tod des Patienten herbeizuführen“, so die BÄK.

Im Anhang zu ihrer Orientierungshilfe listet die Bundesärztekammer zudem grundlegende Leitfragen auf, die Kliniken und Ärzte bei einem existentiellen Mangel medizinischer Ressourcen beantworten sollten, um im Ernstfall verantwortungsbewusste Entscheidungen treffen zu können.

Das Papier kann im Internet abgerufen werden: Orientierungshilfe der Bundesärztekammer zur Allokation medizinischer Ressourcen am Beispiel der SARS-CoV-2-Pandemie im Falle eines Kapazitätsmangels

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04.05.2020 Riesling für das Immunsystem? Wie Alkohol in Maßen fehlerhafte Immunreaktionen günstig beeinflusst
uni | mediendienst | forschung Nr. 27/2020

Übermäßiger Alkoholkonsum ist schlecht für die Gesundheit. Moderate Mengen von Alkohol können sich aber unter Umständen günstig auf die Gesundheit auswirken. In einer gerade in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichten Arbeit* zeigt ein Forschungsteam der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), dass Alkohol das Immunsystem in einer sehr spezifischen Art und Weise moduliert und dabei die Entwicklung von Autoimmunerkrankungen hemmt.


Über die berauschende Wirkung von Alkohol wird viel berichtet. Ein Studienteam um Prof. Dr. Mario Zaiss vom Lehrstuhl für Innere Medizin III der FAU ist einer weniger bekannten Eigenschaft von Alkohol nachgegangen – seiner Wirkung auf das Immunsystem. In der medizinischen Fachliteratur gibt es zahlreiche Hinweise, dass Alkohol ein gestörtes Immunsystem günstig beeinflussen kann: Bereits 1995 wurde berichtet, dass bei Patientinnen und Patienten mit einer transplantierten Leber, die einen moderaten Alkoholkonsum aufweisen, das Risiko einer Abstoßungsreaktion deutlich geringer ist als bei abstinenten Personen. Darüber hinaus haben mehrere große epidemiologische Studien gezeigt, dass regelmäßiger Alkoholkonsum das Risiko für die Entwicklung von Gelenkrheuma, also rheumatoide Arthritis, als auch von Multipler Sklerose senkt. Beide Erkrankungen sind Autoimmunerkrankungen, bei denen das Immunsystem das körpereigene Gewebe angreift und zerstört. Ein wichtiger Faktor in diesem Prozess sind spezielle Immunzellen, die follikulären T-Helferzellen, die in den Lymphknoten und im entzündlichen Gewebe sitzen und Autoimmunreaktionen auslösen.

Wie Alkohol auf das Immunsystem wirkt

In der Arbeit konnte das Team nun erstmals zeigen, wie Alkohol überschießende Immunreaktionen hemmt, die zu Autoimmunerkrankungen wie Gelenkrheuma und Multiple Sklerose führen. Alkohol wird im Körper zum Wirkstoff Acetat abgebaut, welcher die Funktion follikulärer T-Helferzellen und somit Autoimmunkrankheiten hemmt. Dabei reagieren follikuläre T-Helferzellen offensichtlich sehr empfindlich auf Acetat, welches den Stoffwechsel dieser Zellen nachhaltig verändert und die Produktion des Immunbotenstoffes Interleukin-21 unterdrückt. Alkohol in moderaten Mengen wirkt damit nicht generell immunsuppressiv, sondern vielmehr sehr spezifisch auf eine Sorte von Immunzellen, die als Schaltstelle für das erworbene Immunsystem gilt. Prof. Zaiss gibt jedoch zu bedenken: „Die negativen Effekte übermäßigen Alkoholkonsums sollten auch im Lichte dieser Daten nichtsdestotrotz immer bedacht werden, auch wenn moderater Alkoholgenuss positive gesundheitliche Effekte zeigen und gerade bei Autoimmunerkrankungen einen therapeutischen Immuntoleranzeffekt erzeugen kann.“ Dieser Effekt dürfte insbesondere für die klinische Beobachtung verantwortlich sein, dass bei jenen Patientinnen und Patienten mit rheumatoider Arthritis, die regelmäßig Alkohol konsumieren, deutlich seltener Erkrankungsschübe auftreten.

Die Arbeit entstand im Rahmen der Forschergruppe PANDORA sowie des Sonderforschungsbereich SFB1181 „Schaltstellen zur Auflösung von Entzündung“ an der FAU, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützt werden. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind Teil des Deutschen Zentrums Immuntherapie (DZI) am Universitätsklinikum Erlangen der FAU.

Link zum Sonderforschungsbereich 1181: www.sfb1181.forschung.fau.de

Link zur Forschergruppe PANDORA: www.pandora.for2886.forschung.fau.de

Link zum Deutschen Zentrum Immuntherapie: www.dzi.uk-erlangen.de

* https://doi.org/10.1038/s41467-020-15855-z

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Georg Schett      georg.schett@uk-erlangen.de

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04.05.2020 Hightech Agenda Bayern: FAU richtet KI-Department ein
uni | mediendienst | aktuell Nr. 45/2020

Neue Forschungseinheit „Artificial Intelligence in Biomedical Engineering“ stärkt KI-Gesundheitsknoten Erlangen

Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) gründet zum 1. Mai 2020 an ihrer Technischen Fakultät unter dem Namen Artificial Intelligence in Biomedical Engineering (AIBE) ein eigenes Department für Forschung und Lehre zu Künstlicher Intelligenz (KI) im Umfeld Gesundheit. Damit nutzt die Universität die Professuren, die sie im Rahmen der Hightech Agenda Bayern für die Verstärkung des KI-Gesundheitsknotens Erlangen erhalten hat, für ein ganz entscheidendes Stück Hochschulinnovation: Sie verzichtet auf die klassische Lehrstuhlstruktur. Damit schafft die FAU beste Voraussetzungen für internen Austausch und Kooperationen. Besonders wichtig ist eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der Naturwissenschaftlichen und der Medizinischen Fakultät. Die Professuren arbeiten entlang der drei definierten Forschungsbereiche „Prozesse am Menschen“, „Daten, Sensoren und Geräte“ sowie „Medizinrobotik“.

Das neue Department soll auch personell maximale Schlagkraft entwickeln können: Zusätzlich zu den acht Professuren aus der Hightech-Agenda verstärkt die FAU das Department um vier Juniorprofessuren, die thematisch offen ausgeschrieben werden, sowie um vier weitere Juniorprofessuren zum Thema Digital Health.

Thematisch nimmt die FAU mit ihrem neuen Department die großen Herausforderungen im Umfeld digitaler Gesundheitsversorgung ins Visier.

Im Forschungsbereich „Prozesse am Menschen“ forschen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an medizinischen Prozessen, etwa in der Präzisionsmedizin oder in der digitalen medizinischen Versorgung im häuslichen Umfeld. Weitere Themen sind die Neurosensorik, personalisierte Therapie sowie digitale Diagnose und Therapie.

Der Forschungsbereich „Daten, Sensoren und Geräte“ widmet sich Themen der Mensch-Technik-Interaktion, so zum Beispiel bei der autonomen und intelligenten Datenakquisition oder bei der Integration, Darstellung und Visualisierung von Daten. Ebenfalls im Fokus stehen Methoden für die Bioinformatik und intelligente Materialien und Sensorik.

Im Forschungsbereich „Medizinrobotik“ schließlich steht neben der medizinischen Robotik – beispielhaft symbolisiert durch Pflege- oder Chirurgieroboter – die intelligente Prothetik im Mittelpunkt. Letzterer Bereich wird bei den Wearable Robotics sichtbar.

AIBE bildet so die Basis für die nachhaltige und sichtbare Etablierung des KI-Gesundheitsknotens Erlangen, wie in der Hightech Agenda Bayern vorgesehen.

Auch die Gesamtorganisation des neuen Departments passt zu dem innovativen Struktur-Piloten. Eine Geschäftsstelle unterstützt das neue Department in der Administration. Im Bereich der Technik arbeiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einer gemeinsamen Technik-/Werkstatteinheit zusammen. Weiterhin werden Planstellen, Flächen und Räume nicht mehr, wie bisher in vielen Bereichen der FAU und anderen deutschen Universitäten üblich, Lehrstühlen zugewiesen, sondern sind direkt dem Department zugeordnet und werden von dort aus bestmöglich und höchst effizient eingesetzt.

Dank der KI-Professuren aus der Hightech Agenda Bayern haben wir die einmalige Chance, eine innovative Struktur zu schaffen, die wir uns an der FAU seit Längerem wünschen, die sich aber aus naheliegenden Gründen in einem bestehenden System nicht umsetzen lässt“, sagt FAU-Präsident Joachim Hornegger. „Wir sehen unser neues Department Artificial Intelligence in Biomedical Engineering – kurz AIBE – auch als Pilotversuch für eine zukunftsorientierte, moderne universitäre Organisation. Ich bin mir sicher, unsere KI-Forschung wird durch die Gründung dieses Departments neuen Zuschnitts einen weiteren immensen Schub bekommen.“ Damit profitiere die FAU, so Hornegger, gleich in zweifacher Hinsicht von der Hightech Agenda Bayern – forscherisch und organisatorisch.

Auch für künftige Studierendengenerationen ist die Gründung von AIBE eine gute Nachricht: Das neue Department wird einen neuen konsekutiven Bachelor-/Master-Studiengang Artificial Intelligence (AI) einrichten. Damit schafft die FAU gezielt neue Hightech-Studienplätze für Bayern und KI-Nachwuchs für Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft.

Dazu Prof. Dr. Andreas Fröba, Dekan der Technischen Fakultät der FAU: „Die FAU mit ihrer starken Technischen Fakultät ist gerade in den Technikwissenschaften schon jetzt bei Studierenden sehr gefragt. Mit einem Studiengang Artificial Intelligence, der sehr gezielt die unterschiedlichen Perspektiven rund um das große Zukunftsthema KI aufgreift, bietet die FAU hier eine weitere tolle Chance für junge Menschen, genau die Kompetenzen zu erwerben, die unsere Gesellschaft nach vorne bringen und nach denen der Arbeitsmarkt verlangt.“

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22.04.2020 FAU-Forscher sind einer Impfung gegen Covid-19 auf der Spur
uni | mediendienst | forschung Nr. 24/2020

Nichts Geringeres als die Entwicklung einer passiven Impfung gegen Covid 19 hat sich ein Forscherteam der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und des Universitätsklinikums Erlangen (UKER) und ihre Partner vom Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie in Leipzig sowie vom Deutschen Primatenzentrum in Göttingen vorgenommen. Ziel des ambitionierten Projektes ist es, monoklonale Antikörper zu entwickeln, mit denen zum Beispiel medizinisches Personal, Betreuer in Alten- und Pflegeheimen sowie Hochrisikopatienten geschützt werden können. Außerdem könnten sich solche Antikörper eignen, schwer an einer Covid-19-Infektion erkrankte Patienten zu therapieren. Im Rahmen des Förderaufrufs zur Erforschung von Covid 19 wird das interdisziplinäre Projekt vom Bundesforschungsministerium ab Mai mit 500.000 Euro unterstützt.

Bei einer passiven Impfung, wie sie die FAU-Forscher anstreben, werden den Patienten Antikörper injiziert, die sich bei einer möglichen Infektion gegen einen ganz speziellen Krankheitserreger richten. Die Immunität gegen die Krankheit bleibt allerdings nur eine begrenzte Zeit erhalten, da der Körper die Antikörper nach und nach wieder abbaut. Eine aktive Immunisierung bedeutet hingegen, dass den Patienten ein abgeschwächter Erreger oder dessen Bestandteile geimpft werden. Der Körper lernt so, die passenden Antikörper selbst zu bilden und behält diese Fähigkeit bestenfalls ein Leben lang.

„Natürlich ist ein aktiver Impfstoff die bessere Alternative“, erklärt Prof. Dr. Thomas Winkler vom Nikolaus-Fiebiger-Zentrum für Molekulare Medizin der FAU. „Doch bis dieser zur Verfügung steht, ist ein passiver Schutz eine sehr gute Option für bestimmte Risikogruppen. Wir rechnen bei dieser passiven Impfung mit einem Schutz von etwa zwei bis drei Monaten.“

Wichtige Vorarbeiten bereits abgeschlossen
Mehr als 25 Antikörper, die sich für einen Impfstoff eignen könnten, haben die FAU-Wissenschaftler bisher identifiziert. Die Dringlichkeit ihres Projektes fest im Blick, sind sie bei ihrer Suche zwei Wege parallel gegangen. 

Das Team um Prof. Dr. Thomas Winkler hat die ersten deutschen Covid-19-Patienten, die bereits Ende Januar erkrankten, um Blutproben gebeten und diese analysiert. In den Blutproben von fünf Genesenen haben die Biologinnen und Biologen rund 2.000 verschiedene Antikörpergene identifiziert. Von 20 bisher getesteten Antikörpern sind etwa ein Drittel gegen das Corona-Virus gerichtet. Prof. Dr. Hans-Martin Jäck, Leiter der Abteilung für Molekulare Immunologie, und sein Team haben Antikörper aus genveränderten Mäusen gewonnen. Die Mäuse, die von Prof. Jäck in Zusammenarbeit mit der Biotech-Firma Trianni in Erlangen entwickelt wurden, wurden dazu mit Bestandteilen des Corona-Virus geimpft und bildeten aufgrund ihrer genetischen Veränderung menschliche Antikörper aus. Auch hier wurden bereits 20 Antikörper identifiziert, die gegen das Corona-Virus gerichtet sind.


Die besten dieser Antikörper werden nun von den Virologen der FAU um den Leiter des Virologischen Instituts, Prof. Dr. Klaus Überla, auf ihre Fähigkeit, die Virusinfektion im einem Zellkultursystem zu verhindern, getestet. Dabei sucht das FAU-Team nach einer ganz bestimmten Fähigkeit: Die Antikörper müssen sich an das so genannte Spike-Protein des Covid-19-Virus binden und dieses so möglichst komplett deaktivieren.

Das Spike-Protein ist die schärfste Waffe und gleichzeitig die Schwachstelle des Corona-Virus: Das Virus braucht das Protein, damit es eine Zelle befallen kann. Allerdings können Antikörper das Virus anhand des markanten Spike-Proteins erkennen, sich daran binden und es das Eindringen des Virus in die Zelle verhindern.

Im nächsten Schritt übernehmen die Partner am Deutschen Primatenzentrum in Göttingen, wo getestet wird, ob die Ergebnisse, die aus Zellkulturen gewonnen werden, sich auch im Tierversuch bestätigen lassen. Die beteiligten Wissenschaftler betonen, dass mit ersten klinischen Studien an menschlichen Patienten frühestens in sechs Monaten zu rechnen sei, betonen die Wissenschaftler. „All dies sind unerlässliche Schritte auf dem Weg, schon bald Patienten mit der möglichen passiven Impfung behandeln zu können, der sicher, verträglich und vor allem wirksam ist“, sagt Professor Winkler. „Entscheidend ist allerdings auch, dass wir zeitnah Biotech- oder Pharmafirmen mit Erfahrung in der Herstellung und Zulassung von Antikörper-Therapeutika einbinden. Mit etwas Glück könnte dann in neun Monaten ein passiver Impfstoff bereitstehen.“

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22.04.2020 Entzündungshemmende Medikamente schützen vor COVID-19
uni | mediendienst | forschung Nr. 25/2020

Patientinnen und Patienten mit Immunkrankheiten, die sogenannte Zytokin-Hemmer einnehmen, zeigen keine Anzeichen einer Coronavirus-Infektion

 COVID-19 führt zu einer ähnlichen überschießenden Immunreaktion in der Lunge wie Rheuma, Schuppenflechte oder Darmentzündungen in den jeweiligen betroffenen Organen. Ein Forschungsteam der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) hat nun in einer Studie gezeigt, dass Medikamente, die gegen die Autoimmunerkrankungen eingesetzt werden, sogenannte Zytokin-Hemmer, COVID-19-Infektionen hemmen, bevor die Viren sich im Körper ausbreiten können.

COVID-19 löst eine überschießende Immunreaktion aus, die zu einer Entzündung der Lungenbläschen führt, was wiederum den Gasaustausch in der Lunge empfindlich stört. Diese Entzündungsreaktion wird durch Botenstoffe (Zytokine) ausgelöst, die von den Lungen- und Immunzellen produziert werden. Mehrere dieser Botenstoffe, wie Tumornekrosefaktor alpha (TNFα), Interleukin-6 und Interleukin-1, spielen auch bei Erkrankungen wie Rheuma, Darmentzündung sowie Schuppenflechte eine wesentliche Rolle und werden bereits heute mit speziellen Therapeutika, sogenannten Zytokin-Hemmern, behandelt.

Prof. Dr. Georg Schett, Lehrstuhl für Innere Medizin III, Prof. Dr. Michael Sticherling, Lehrstuhl für Haut- und Geschlechtskrankheiten, und Prof. Dr. Markus Neurath, Lehrstuhl für Innere Medizin I und Sprecher des Deutschen Zentrums Immuntherapie (DZI) am Universitätsklinikum Erlangen der FAU, haben in den vergangenen drei Wochen 1000 Probandinnen und Probanden auf Antikörper gegen COVID-19 untersucht. Unter den Testpersonen waren Patientinnen und Patienten mit Immunerkrankungen, die Zytokin-Hemmer einnehmen, sowie Kontrollpersonen aus dem medizinischen Bereich. Das Ergebnis: Während ca. 4 Prozent der medizinisch-tätigen und 2 Prozent der nicht-medizinisch-tätigen Kontrollpersonen Antikörper gegen Coronavirus nachwiesen, hatte niemand der an Rheuma, Darmentzündung oder Schuppenflechte leidenden Patientinnen und Patienten Antikörper gegen das Coronavirus im Blut. „Es scheint, dass die Zytokin-Hemmer die Infektion mit SARS-COV-2-Viren von Anfang an einschränken, so dass keine Antikörper gebildet werden“, sagt Prof. Schett.

Personen mit Rheuma, Darmentzündung oder Schuppenflechte sind somit nicht als Risikogruppe für COVID-19 zu betrachten, sondern dürften aufgrund ihrer Therapie vor der Krankheit geschützt sein. Derzeit sind Zytokin-Hemmer, die bei Immunkrankheiten eingesetzt werden, in Erprobung zur Behandlung von Patientinnen und Patienten mit COVID-19. Die Ähnlichkeiten der molekularen Mechanismen von COVID-19 und chronischen Entzündungen hat das Forschungsteam bereits im Fachjournal Nature Review Immunology beschrieben: https://doi.org/10.1038/s41577-020-0312-7

Weitere Informationen: Prof. Dr. Georg Schett     Lehrstuhl für Innere Medizin III

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21.04.2020 Psychische Belastungen in der Coronavirus-Krise Erlanger Psychosomatik startet Online-Befragung für medizinisches Personal
uni | mediendienst | aktuell Nr. 42/2020

Viele Menschen fühlen sich in Zeiten von Corona ängstlich, unsicher, gestresst und angespannt. Ärzte und Pflegekräfte stehen in der Coronavirus-Krise vor besonders großen Herausforderungen. Prof. Dr. (TR) Yesim Erim, Leiterin der Psychosomatischen und Psychotherapeutischen Abteilung des Universitätsklinikums Erlangen, und ihr Team untersuchen deshalb nun, welchen Belastungen das medizinische Personal deutscher Kliniken sowie Arzt- und Therapiepraxen während der COVID-19-Pandemie ausgesetzt ist und welche individuellen Ressourcen und Arbeitsplatzbedingungen dazu beitragen, die Krise gut zu bewältigen. Der Online-Fragebogen zur Studie „VOICE: Belastungen und psychische Ressourcen des medizinischen Personals während der COVID-19-Pandemie“ ist ab sofort bis 11. Mai 2020 abrufbar unter: https://ww2.unipark.de/uc/VOICE_Uniklinikum_Erlangen/

Studien während des SARS-CoV-2-Ausbruchs in China zeigten bereits: Das dortige Personal war körperlich und psychisch sehr angespannt. Dabei trugen zum Beispiel die Art der Tätigkeit und der permanente Kontakt mit Infizierten zu Angst, Depressionen und Schlafstörungen bei den Beschäftigten bei. Doch am belastendsten für das chinesische medizinische Personal war nicht die Angst, sich selbst anzustecken, sondern vielmehr der Mangel an Schutzkleidung und fehlende Ruhephasen. Zudem empfanden es die Beschäftigten als große Herausforderung, nicht ausreichend auf die Sorgen der Patienten reagieren zu können.

„Aus unserer Studie erhoffen wir uns jetzt Erkenntnisse darüber, welche Ressourcen in solchen Ausnahmezuständen schützend wirken“, erklärt Prof. Erim. „In zukünftigen Krisen könnten wir dann Hilfsangebote, die ressourcenstärkend sind, schon vorbeugend einleiten und die Mitarbeiter gezielt psychologisch unterstützen.“ Dazu untersuchen Yesim Erim und ihre Kolleginnen u. a. Arbeitsbedingungen, konkrete Tätigkeiten am Arbeitsplatz, potenzielle Auslöser für Stress, soziale Unterstützung sowie Symptome von Angst und Depression.

 

Die Beantwortung der VOICE-Fragen dauert etwa zehn Minuten. Teilnehmen können niedergelassene und angestellte Ärzte, Pflegekräfte, Psychologen, Seelsorger, medizinisch-technisches Personal und andere in der direkten Patientenversorgung tätige Mitarbeiter. Die Teilnehmer müssen mindestens 18 Jahre alt sein und gute Deutschkenntnisse besitzen.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. (TR) Yesim Erim      Tel.: 09131/85-35928

yesim.erim@uk-erlangen.de

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21.04.2020 Weltweite Studie: Wie beeinflusst Covid19 den Geruchs- und Geschmackssinn?
uni | mediendienst | forschung Nr. 23/2020

FAU-Geruchsforscherinnen beteiligt an internationalem Konsortium

Sie schmecken nichts mehr und sie riechen nichts mehr: In den vergangenen Wochen mehren sich die Hinweise, dass das Coronavirus bei Erkrankten zeitweise den Geruchs- und den Geschmacksinn ausschaltet. Das Global Consortium for Chemosensory Research (GCCR), ein Konsortium von mehr als 400 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus aller Welt, hat jetzt eine breit angelegte Online-Studie gestartet, die erfassen soll, wie Covid-19-Patientinnen und -Patienten den Verlust von Geruch und Geschmack, aber auch eine Veränderung des sensitiven Empfindens im Mund während der Erkrankung, erleben. Von Seiten der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) arbeiten Prof. Dr. Jessica Freiherr, Professorin für Neurowissenschaften der sensorischen Wahrnehmung, und Prof. Dr. Andrea Büttner, Inhaberin des Lehrstuhls für Aroma- und Geruchsforschung, an der Untersuchung mit.


„Es gibt inzwischen einige Veröffentlichungen zum mutmaßlichen Covid-19-Symptom des Geruchs- und Geschmacksverlusts. Demnach leiden wohl rund 80 Prozent der Patientinnen und Patienten daran“, sagt Jessica Freiherr. Eine groß angelegte Studie dazu stehe bislang allerdings aus. Dabei wären valide Zahlen auf globalem Niveau wichtig, um zu bewirken, dass der Verlust von Geruchs- und Geschmacksinn offiziell in die Liste der Symptome bei Covid-19-Erkrankungen aufgenommen wird. Das würde medizinischen Einrichtungen eine Grundlage geben, auch Patientinnen und Patienten auf Covid-19 zu testen, bei denen dieses Symptom im Vordergrund steht, die Erkrankung ansonsten aber eher symptomlos verläuft.

Von der Studie, an der neben den Geruchsforscherinnen auch Vertreterinnen und Vertreter aus Disziplinen wie Neurowissenschaften, Psychologie oder Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, beteiligt sind, verspricht sich Freiherr einen tiefen Einblick in ein bislang unterschätztes Symptom: „Da Geruchsverlust auch bei einer herkömmlichen Erkältung – etwa dem klassischen Schnupfen mit verstopfter Nase – auftreten kann, ist es für die Forschung wichtig, die Zusammenhänge genauer zu verstehen, vor allem auch, wie intensiv das Symptom wahrgenommen wird und wie lange und häufig es auftritt.“

Für repräsentative Ergebnisse werden noch viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Deutschland gesucht, die in den vergangenen Wochen entweder eine Covid-19-Infektion oder eine herkömmliche Erkältung (Kontrollgruppe) durchgemacht haben und bereit sind, anonym eine ca. zehn Minuten dauernde Online-Befragung zu absolvieren.

Interessenten finden die Befragung hier: http://bit.ly/2yFCwLJ

Ein Log-in oder Account sind dafür nicht nötig. 

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Jessica Freiherr

Professur für Neurowissenschaften der sensorischen Wahrnehmung der FAU

jessica.freiherr@fau.de

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20.04.2020 Aus für telefonische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Die Bayerische Landesärztekammer (BLÄK) äußert Unverständnis über die Entscheidung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), die telefonische Krankschreibung bei Patienten mit leichten Atemwegsbeschwerden nicht zu verlängern. „Das Ende der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung per Telefon gefährdet medizinisches Personal und Patienten“, ist Dr. Gerald Quitterer, Präsident der BLÄK, überzeugt.So müssten ab dem heutigen Montag, den 20. April 2020, die Patientinnen und Patienten mit einer leichten Erkrankung der oberen Atemwege wieder in die Arztpraxis gehen, um eine Krankschreibung zu erhalten. Das hat der G-BA entgegen dem einhelligen Votum von Kliniken und Vertragsärzten beschlossen. Quitterer kritisiert diese Entscheidung: „Das ist unverantwortlich.“

Man könne zunächst nicht unterscheiden, ob diese Patienten lediglich an einem harmlosen Infekt oder an COVID-19 erkrankt seien. Die Dunkelziffer der Erkrankten sei nicht bekannt.

„Die bayerischen Vertragsärzte benötigen weiterhin die Möglichkeit der telefonischen Feststellung der Arbeitsunfähigkeit bei leichten Atemwegserkrankungen. So verringern wir das Risiko der Virusweitergabe an andere Patienten und Mitarbeiter aller Bereiche im Krankenhaus und Praxen“, betont Quitterer.


Pressestelle

Bayerische Landesärztekammer
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20.04.2020 Exit-Szenarien im Simulationsmodell
uni | mediendienst | forschung Nr. 22/2020

 

Exit-Szenarien im Simulationsmodell

Informatiker der FAU berechnen Dynamik der Corona-Pandemie

Der Exit aus dem Corona-Lockdown bestimmt die aktuelle politische und öffentliche Debatte. Über die Wirkung von Lockerungsmaßnahmen wird viel spekuliert, verlässliche Prognosen hingegen gibt es kaum. Ein Forschungsteam der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) um Prof. Dr. Reinhard German hat jetzt eine detaillierte Modellierung der COVID-19-Pandemie vorgenommen und mögliche Strategien zur kontrollierten Rücknahme von Einschränkungen abgeleitet. Ihre Erkenntnisse hat die Gruppe in einem Preprint veröffentlicht.*

Ohne drastische Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie ist eine Überlastung des deutschen Gesundheitssystems zu befürchten und das Leben vieler Menschen in Gefahr. Sicher ist auch, dass ein über Monate andauernder Lockdown gewaltigen ökonomischen und sozialen Schaden anrichten würde. Politik und Wissenschaft sind deshalb gemeinsam auf der Suche nach Strategien, die aktuellen Einschränkungen kontrolliert zurückzufahren und zugleich die Gesundheit der Menschen – vor allem von Risikogruppen – zu schützen. Über die Wirkung von Lockerungsmaßnahmen wird viel spekuliert, verlässliche Prognosen auf der Basis valider Zahlen und Modelle hingegen gibt es kaum.

 

Modelle simulieren Pandemie

Ein Forschungsteam am Lehrstuhl Informatik 7 (Rechnernetze und Kommunikationssysteme) der FAU unter Leitung von Prof. Dr. Reinhard German hat jetzt in kürzester Zeit zwei Simulationsmodelle entwickelt, mit denen der Verlauf der COVID-19-Pandemie nachgebildet und Auswirkungen einer kontrollierten Rücknahme der gegenwärtigen einschränkenden Maßnahmen abgeschätzt werden können. „Das erste Modell basiert auf systemdynamischen Berechnungen und nutzt im Wesentlichen Kenngrößen wie Basisreproduktionszahl, Inkubationszeit oder Schweregrad des Krankheitsverlaufs, die auch vom Robert-Koch-Institut verwendet werden“, erklärt German. „Das zweite Modell ist eine sogenannte agentenbasierte Simulation. Hier betrachten wir einzelne Individuen und können genauere Aussagen über deren Verhalten treffen.“ Im Agentenmodell wird beispielsweise simuliert, an welchen Orten sich bestimmte Personengruppen treffen und infizieren können, etwa in der Familie, bei Freizeitaktivitäten, im Arbeitsumfeld oder beim Krankenhausaufenthalt.

 

Kontaktreduzierungen bis 2023 ohne Impfstoff

Mit ihren Berechnungen konnte das FAU-Team zunächst die Prognose des Robert-Koch-Instituts für den Verlauf der Pandemie unter den gleichen Annahmen bestätigen. Würde unter diesen Annahmen eine baldige vollständige Aufhebung des Lockdowns ohne weitere kontaktreduzierende Maßnahmen erfolgen, würde auch dies das deutsche Gesundheitssystem voraussichtlich nicht verkraften. „Bei diesem Szenario wäre der Peak nur zeitlich verschoben. Wir müssten uns in der Spitze auf bis zu 400.000 Intensivpatienten einstellen und mit vielen unkontrollierten Todesfällen rechnen“, sagt German. „Hygieneauflagen, etwa das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, würden diese Kurve etwas flacher verlaufen lassen, aber die Situation wäre immer noch bedrohlich.“ Die Informatiker kommen unter den Modellannahmen zum Schluss, dass über einen relativ langen Zeitraum – bis zum März 2023 – wiederholte kurzfristige Kontaktreduzierungen erforderlich sein könnten, um eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden. German: „Diese adaptive Strategie würde einen Kompromiss zwischen der Rückkehr zum normalen Leben und der Abwendung von Gefahren für das Gesundheitssystem darstellen, bis eine Herdenimmunität erreicht ist. Wenn davor ein Impfstoff zur Verfügung steht, kann diese Zeit verkürzt werden.“

 Antikörpertests und Apps helfen

Die Modelle der FAU sind die bislang einzigen, die auch den Einfluss von Antikörpertests berücksichtigen. Für Menschen, die nach einer Infektion Antikörper besitzen und daher vermutlich eine Immunität ausgebildet haben, können Einschränkungen zur Kontaktreduktion aufgehoben werden – das ist besonders relevant für vulnerable Personen und solche, die in systemrelevanten Bereichen arbeiten. „Bereits 50.000 Antikörpertests pro Tag in Deutschland würden insgesamt 4,4 Millionen Menschen identifizieren, die die Infektion ohne Symptome durchgemacht haben – zusätzlich zu denjenigen, für die dies durch die überstandene Erkrankung bekannt ist. Diese Personen können von den Kontaktreduktionen ausgenommen werden“, erklärt Reinhard German. „Durch eine Verdoppelung der Testkapazität könnte diese Zahl auf mehr als 5,4 Millionen erhöht werden. Alle Angaben stehen selbstverständlich unter dem Vorbehalt der bisher noch eingeschränkt bekannten epidemiologischen Daten und den Modellannahmen.“ In den gegenwärtig stark diskutierten Apps zum digitalen Tracing sieht das Team einen möglichen Ansatz, um einen früheren Kontakt mit einer inzwischen erkrankten Person anzuzeigen. „Entsprechende Apps können helfen, Infektionswege nachzuvollziehen, die Dynamik der Pandemie besser zu verstehen und damit auch den effizienten Einsatz von Antikörpertests zu verbessern“, sagt German.

 * https://doi.org/10.1101/2020.04.14.20063750

„Modeling Exit Strategies from COVID-19 Lockdown with a Focus on Antibody Tests“

 Weitere Informationen:

Prof. Dr. Reinhard German

Lehrstuhl für Informatik 7 (Rechnernetze und Kommunikationssysteme) der FAU

reinhard.german@fau.de 

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16.04.2020 Do-it-yourself-Schutz
Pressemeldung der FAU

 

Wie ein selbstgebauter Mund-Nasen-Schutz wirksam verbessert werden kann

Vor der Corona-Pandemie nur in Asien getragen, sind sie mittlerweile auch verstärkt bei uns im alltäglichen Straßenbild zu sehen – Masken über Mund und Nase. Medizinische Gesichts- und Atemschutzmasken sind mittlerweile rar und nicht mehr so leicht zu bekommen. Sie sollten deshalb dem medizinischen Fachpersonal überlassen werden. Deshalb gehen nun viele Menschen dazu über, sich Behelfsmasken selbst zu nähen, um sich und andere zu schützen. Doch ist die Wirksamkeit dieser Do-It-Youself-Masken eher gering und sie vermitteln ein falsches Sicherheitsgefühl, wie Prof. Dr. Dirk Schubert, Lehrstuhl für Werkstoffwissenschaften (Polymerwerkstoffe) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), betont. Wie der Selbstbau verbessert werden kann, erklärt er im Interview.

Herr Prof. Schubert, Sie kritisieren die vielen unterschiedlichen Anleitungen zum Bau von Behelfsmasken im Internet. Wieso?

Mir scheint es, als wüssten viele nicht, wie ein Mund-Nasen-Schutz funktioniert. Es sind Äußerungen wie, dass mit dem richtigen Filtermaterial das Atmen zu schwer falle, die mich zweifeln lassen, dass das Prinzip und die Wirkungsweise eines Mund-Nasen-Schutzes auch wirklich verstanden wurde. Es gibt verschiedene Arten von Masken: Für den Einsatz in Krankenhäusern und im Umgang mit infizierten Personen, sind Masken mit der Schutzstufe FFP-2 oder FFP-3 notwendig. Deren Filterwirkung ist groß genug, um vor Ansteckung mit dem Virus zu schützen. Einfache OP-Masken hingegen reichen nicht. Sie sollen Patientinnen und Patienten vor dem Speichel des medizinischen Personals schützen. Sie verhindern bis zu einem gewissen Grad, das andere angesteckt werden.

Ich bin selbst jemand, der nicht nur an der Uni gerne Dinge entwickelt und baut. Deshalb finde ich es erst einmal gut, wenn die Leute aktiv werden und selbst Masken nähen. Aber ich bin auch Wissenschaftler, der sich mit Faserwerkstoffen beschäftigt und war jahrelang in der industriellen Entwicklung von medizinischen Hygiene-Produkten bei führenden nationalen und internationalen Unternehmen tätig. Deshalb muss ich ganz deutlich sagen: Diese Selbstbaumasken funktionieren schlecht bis kaum. Sie vermitteln ein falsches Gefühl von Sicherheit. Aber auch eine schlecht funktionierende Maske ist besser als keine Maske.

Was ist das technische Problem an den selbstgebauten Masken?
Das liegt an in erster Linie am verwendeten Material. SARS-CoV-2 wird vornehmlich durch Tröpfcheninfektion weiterverbreitet. Je größer der Durchmesser der Materialfasern in einer Schutzmaske sind, desto schlechter schützt sie. Denn der Durchmesser bestimmt die Porengröße, und je größer diese ist, desto leichter können Tröpfchen nach außen gelangen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass je feiner die Fasern des verwendeten Materials sind, desto besser. Außerdem ist wichtig, wie hydrophob – also wasserabweisend – das verwendete Material ist. Je wasserabweisender also die Fasern sind, desto weniger Wassertröpfchen gelangen beispielsweise beim Sprechen oder Husten hindurch. Baumwolle ist deshalb weniger geeignet. Problematisch sind auch DIY-Masken, die mit Taschen gebaut sind, in die das Filtermaterial eingelegt wird. Wenn diese nicht präzise genug bis zum Rand gearbeitet sind und nur Mund und Nase bedecken, atmet der Träger quasi am Filter vorbei.

Was kann man besser machen beim Bau von Do-it-yourself-Masken?
Zuerst muss einem klar sein, dass es brauchbaren Schutz nicht zum Nulltarif gibt, also dass Masken mit guter Filterwirkung das Atmen erschweren. Abhängig davon, welche Materialien zu Hause verfügbar sind, lassen sich die passenden für hinreichend funktionierende Not-Masken auswählen. Beispielsweise haben Mikrofasertücher zwar feinere Fasern als konventionelle Kleidungstextilien, sind aber hydrophil. Sie sollten aber dennoch eher verwendet werden, als klassische Textilien. Besser eignen sich sogenannte Meltblown-Materialien: Sie sind wasserabstoßend und haben einen sehr kleinen Faserdurchmesser. Diese finden sich auch in handelsüblichen Windeln oder Staubsauerbeuteln als Sperrschicht. Im Fall des Staubsaugerbeutels tragen die Fasern häufig sogar noch eine elektrische Ladung (electret), da sie als Partikelfilter wie auch eine FFP Maske gedacht sind. Das erhöht die Filterleistung deutlich, ohne den Atemwiderstand zu vergrößern. Manche Staubsaugerbeutelhersteller schreiben sogar ganz deutlich „3 layer electret Microfilter bag“.  

Wichtig ist natürlich, dass die Masken dicht am Gesicht anliegen und die wirksame Filterfläche möglichst groß ist, um den Atemwiderstand so gering wie möglich zu halten. Gerade hier ist das Internet voll von Fehlkonstruktionen mit viel zu geringen wirksamen Filterflächen; auch bei Firmen aus dem Spritzgusssektor, die ihre Produktionen auf Masken umstellen wollen. Ein grober Zahlenwert für die „Umsteller“: Bei FFP2-tauglichem Filtermaterial sollten die Filterflächen größer als 150 cm2 sein.

 An seinem Lehrstuhl für Werkstoffwissenschaften (Polymerwerkstoffe) produzieren Prof. Dr. Dirk Schubert und sein Team Atemschutzmasken und unterstützen so das Universitätsklinikum Erlangen: https://www.fau.de/2020/04/news/alternative-atemmasken

Auf dem Youtube-Kanal des hrstuhls für Werkstoffwissenschaften (Polymerwerkstoffe) finden sich weitere Hinweise zum Umgang mit Do-it-yourself-Masken: https://www.youtube.com/watch?v=9yv6ypFnlr0

 Die Umsetzung beziehungsweise Realisierung von Hinweisen unterliegt immer der Eigenverantwortung des Anwenders.
 
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Dirk W. Schubert
Lehrstuhl für Werkstoffwissenschaften (Polymerwerkstoffe)
Tel.: 09131/85-27752

dirk.schubert@fau.de

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15.04.2020 FAU-Transfusionsmediziner über Covid-19-Immunplasma: „Versuchen unser Menschenmögliches“


„Versuchen unser Menschenmögliches“

FAU-Transfusionsmediziner Prof. Holger Hackstein über den Einsatz des Covid-19-Immunplasmas

„Der große Vorteil des Covid-19-Immunplasmas ist, dass wir es sofort für die Patiententherapie einsetzen können“, erklärt Prof. Dr. Holger Hackstein, der an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) den Lehrstuhl für Transfusionsmedizin und Cell-Engineering innehat und Leiter der Transfusionsmedizinischen und Hämostaseologischen Abteilung am Universitätsklinikum Erlangen ist. Nachdem der Mediziner in der vergangenen Woche die Erlaubnis seitens der Behörden erhalten hat, aus dem Blut genesener Covid-19-Patientinnen und -Patienten Immunplasma herzustellen, stehen nun die ersten Behandlungen in Erlangen an.

„Das Wirkprinzip dieses Plasmas ist eigentlich ein ganz einfaches. Es beruht darauf, dass eine Person, die diese Covid-19-Erkrankung durchläuft, ganz spezifische Abwehrstoffe gegen diese Erkrankung produziert, sogenannte Antikörper. Das sind Eiweißmoleküle, die an die Oberfläche des Virus anbinden und es in seiner Vermehrung direkt hemmen oder indirekt andere Zellen des Immunsystems dabei unterstützen, das Virus zu zerstören“, erläutert der Wissenschaftler. Patientinnen und Patienten mit schweren Krankheitsverläufen bekämen durch diese Bluttransfusion den Schutz des Immunsystems passiv übertragen und seien dann besser geschützt gegen diese lebensbedrohliche Viruserkrankung.

Aus China und anderen Ländern kämen schon erste wissenschaftliche Ergebnisse und die seien außerordentlich positiv, betont Hackstein. „Es ist gerade in PNAS, einer sehr hochrangigen internationalen Zeitschrift, eine erste Pilotstudie publiziert worden, die sehr positive Ergebnisse gezeigt hat. Ich wäre sehr froh, wenn wir das hier auch replizieren können.“ Kontrollierte klinische Studien zur Wirksamkeit von Covid-19-Immunplasma gibt es noch nicht, sie werden jedoch aktuell von verschiedenen Seiten initiiert. Daneben arbeiten Forscherinnen und Forscher weltweit daran, die Antikörper im Labor zu vermehren. „Aber diese Entwicklungen sind von der klinischen Anwendung noch relativ weit entfernt“, sagt Hackstein.

Im Moment gebe es natürlich einen großen Mangel an dem Immunplasma. „Wir tun hier das Menschenmögliche.“ Mittlerweile gebe es weitere transfusionsmedizinische Institute in Bayern, die jetzt ebenfalls diesen Weg gehen. Es bleibe deshalb zu hoffen, dass sich die Angebotssituation demnächst verbessere. „Aber letztendlich weiß keiner wirklich genau, wie sich die nächsten Wochen entwickeln werden“, sagt Hackstein.

Wie sich die Arbeit des Transfusionsmediziners seit der Corona-Pandemie verändert hat, wie spezielle Regelungen des Arzneimittelrechts die aktuelle Arbeit erleichtern und wie er die Vorbereitungen des Uni-Klinikums Erlangen einschätzt, darüber spricht Prof. Dr. Holger Hackstein aktuell in einem YouTube-Talk mit Gastgeber Prof. Dr. Joachim Hornegger, Präsident der FAU: https://www.youtube.com/watch?v=2hKYPI7hnYQ

Eine Übersicht aller Videotalks ist zu finden unter: www.fau.de/corona/videos/ 

Selbstverständlich steht es Ihnen frei, den Beitrag journalistisch zu verwerten. Schauen Sie doch einfach mal auch auf unserer Rubrik „Nachgefragt“ vorbei – dort finden Sie Meinungsbeiträge von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zu aktuellen Themen aus Gesellschaft, Politik und Wissenschaft: http://blogs.fau.de/news/category/fau-aktuell/nachgefragt/ 

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10.04.2020 FAU-Wirtschaftswissenschaftlerin: „Gesundheitsschutz und wirtschaftliche Aktivitäten verbinden“
Pressemeldung FAU

FAU-Wirtschaftswissenschaftlerin: „Gesundheitsschutz und wirtschaftliche Aktivitäten verbinden“

Die Wirtschaftsweise Prof. Dr. Veronika Grimm fordert schrittweise Lockerung des Shutdowns

 „Diese Pandemie wird uns über lange Monate begleiten. Mittelfristig ist es wichtig, Gesundheitsschutz und wirtschaftliche Aktivitäten zu verbinden. Und das ist ein nicht ganz einfaches Unterfangen“, sagt Prof. Dr. Veronika Grimm vom Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftstheorie, der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Man müsse Wege finden, die Ausbreitung der Pandemie zu beschränken, obwohl man bestimmte Aktivitäten wieder zulasse, so die Wissenschaftlerin.

„Ich glaube man kann Gesundheitsschutz und wirtschaftliche Aktivitäten verbinden“, sagt Grimm, die erst kürzlich in den Rat der Wirtschaftsweisen berufen wurde. Eine viel diskutierte Möglichkeit sei zum Beispiel die Nutzung von künstlicher Intelligenz bei der Pandemiebekämpfung. Die Nutzung von Tracking-Apps zur Identifikation von möglichen Kontakten seien hier genauso ein Baustein wie eine verstärkte Digitalisierung und Vernetzung im Gesundheitswesen.

 Bevor das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben wieder anlaufen kann, sei es aber wichtig, dass genug Schutzkleidung und ausreichend Testkapazitäten vorhanden sind, um eine größere Kontrolle über das Infektionsgeschehen bei mehr sozialer Interaktion zu haben. „Die Frage ist hier: Was ist der Anreiz für ein Unternehmen, dass es prinzipiell in die Produktion von Masken und Schutzkleidung einsteigt?“ Hier müsse man über Preisanreize und staatliche Abnahmegarantien nachdenken. „Wenn ein Unternehmen jetzt seine Produktion umstellt, dann kann es das nur tun, wenn es auch eine wirtschaftliche Perspektive dafür gibt“, erklärt Grimm. Gleichzeitig müsse gewährleistet werden, dass Schutzausrüstung bei den Einrichtungen ankommt, die sie am dringendsten benötigen.

 Die Öffnung soll dabei schrittweise erfolgen. Besonders wichtig für Wirtschaft und Gesellschaft sind für Grimm Bildungseinrichtungen. Die Ökonomin gibt zu bedenken, dass man differenzieren muss, welche Aktivitäten digital fortgeführt werden können, und welche Institutionen auf Grund großer Wichtigkeit auch wieder physisch die Türen öffnen dürfen: „Da ist die Bildung eigentlich an vorderster Front.“

 Aber auch nach der Öffnung wird der Shutdown seine Spuren hinterlassen und die Gesellschaft nachhaltig verändern. Die Wirtschaftswissenschaftlerin prognostiziert, dass die aktuell erlebte neue Lebenswirklichkeit Gewöhnungseffekte haben wird. Grimm ist überzeugt, dass „wir in ganz, ganz vielen Bereichen nicht mehr so agieren werden, wie wir bisher agiert haben.“ Viele Tätigkeiten würden digitaler und dadurch womöglich Ressourcen frei werden, Dinge noch besser und zielgerichteter zu tun.

 Nach welchen Kriterien die Beschränkungen gelockert werden sollten, wie man die Engpässe bei Schutzkleidung und Testkapazitäten in den Griff bekommen kann und ob man wirtschaftlichen Wohlstand gegen Gesundheit abwägen kann, darüber spricht Prof. Dr. Veronika Grimm aktuell in einem YouTube-Talk mit Gastgeber Prof. Dr. Joachim Hornegger, Präsident der FAU: https://youtu.be/W-h2PFAGWEI

 Eine Übersicht aller Videotalks ist zu finden unter: www.fau.de/corona/videos/ 

 Selbstverständlich steht es Ihnen frei, den Beitrag journalistisch zu verwerten. Schauen Sie doch einfach mal auch auf unserer Rubrik „Nachgefragt“ vorbei – dort finden Sie Meinungsbeiträge von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zu aktuellen Themen aus Gesellschaft, Politik und Wissenschaft: http://blogs.fau.de/news/category/fau-aktuell/nachgefragt/ 

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09.04.2020 Unterwegs im Auftrag des Osterhasen- Erlanger Kinderpalliativteam betreut trotz Corona-Beschränkungen schwer kranke Kinder in Mittel- und Oberfranken

„Unser Motto heißt: ‚Wir fahren weiter‘“, betont Kunstpädagogin Michelle Dotzauer vom Kinderpalliativteam des Universitätsklinikums Erlangen. Trotz der Kontakteinschränkungen wegen des Coronavirusʼ sind die speziell geschulten Ärztinnen, Pflegekräfte, Sozialpädagoginnen, Seelsorgerinnen und Psychologen weiterhin im gesamten mittel- und oberfränkischen Raum unterwegs, um schwerst- und sterbenskranke Kinder zu betreuen. Zurzeit stapeln sich in den vier Autos des Kinderpalliativteams der Kinder- und Jugendklinik (Direktor: Prof. Dr. Joachim Wölfle) des Uni-Klinikums Erlangen zahlreiche selbst gebastelte Osternester als Überraschung für die jungen Patienten und ihre Geschwister.

Insgesamt 40 schwer kranke Kinder und ihre Familien besuchen Michelle Dotzauer und ihr Team derzeit – so viele wie noch nie, seit das Erlanger Kinderpalliativteam vor zehn Jahren seine Arbeit aufgenommen hat. „Manche Patienten besuchen wir zwei- oder sogar dreimal pro Woche“, erklärt Dr. Chara Gravou-Apostolatou, Leiterin des Kinderpalliativteams. „Gerade jetzt haben die Familien neben den medizinischen Themen auch einen erhöhten psychosozialen Bedarf durch die Isolation und alle damit verbundenen Belastungen, wie zum Beispiel Ausfälle beim häuslichen Pflegedienst in den Familien.“ Weil die Geschwisterkinder aufgrund der vorgegebenen Kontaktbeschränkungen zurzeit nicht so eng wie sonst betreut werden können, schickt ihnen das Kinderpalliativteam regelmäßig handgefertigte Briefe, Bastelmaterial und kreative Anregungen. Als Osterüberraschung bekommen alle Kinder und Geschwister derzeit insgesamt 60 selbst gebastelte bunte Osternester sowie viele kleine Geschenke und Schokoladenhasen persönlich überbracht.

Engagement seit 2009

Das Kinderpalliativteam wurde 2009 gegründet und unterstützt Familien mit sterbenskranken Kindern in doppelter Hinsicht: zum einen medizinisch – etwa, wenn ein kleiner Patient Schmerzen hat, nicht gut einschlafen kann oder unter Atemnot leidet. Zudem sind die Mitarbeiter des Teams Ansprechpartner für alle sozialrechtlichen, organisatorischen und finanziellen Fragen. Spenden für besondere Aktionen des Kinderpalliativteams sind möglich über den Freundeskreis der Kinder- und Jugendklinik, Verwendungszweck: Kinderpalliativteam, HypoVereinsbank Erlangen, IBAN: DE14 7632 0072 0003 1740 00, BIC: HYVEDEMM417

Weitere Informationen:

Dr. Chara Gravou-Apostolatou

Tel.: 09131 85-35982

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08.04.2020 BLÄK fordert Bonus für Medizinische Fachangestellte
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

„Der Bonus von 500 Euro für das medizinische Pflegepersonal in diesen schwierigen Zeiten der SARS-CoV-2 Pandemie ist eine hervorragende Geste der Anerkennung und des Dankes für deren Tätigkeit unter erschwerten Bedingungen und erhöhtem Risiko in unseren Krankenhäusern sowie Alten- und Pflegeheimen“, sagt Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK): „Das wollen wir auch für unsere Medizinischen Fachangestellten (MFA).“

Diese stünden dem Patientenaufkommen bei Beschwerden als erste Anlaufstelle gegenüber, ohne zu wissen, ob es sich möglicherweise um infizierte Menschen handle. Damit seien auch die MFA einem Infektionsrisiko ausgesetzt, das insbesondere bei engem Kontakt zu Patienten, beispielsweise bei Blutentnahmen, Verbandswechseln oder auch beim Anlegen eines EKGs, deutlich erhöht ist.

„Die MFA verrichten in den Praxen gerade jetzt eine besonders verantwortungsvolle und herausfordernde Tätigkeit und dürfen nicht unberücksichtigt bleiben, auch sie sollten eine Bonuszahlung erhalten“, so der Präsident abschließend. Auch in dieser Berufsgruppe sei ein massiver Nachwuchsmangel feststellbar.

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06.04.2020 Therapie für Coronapatienten: Uni-Klinikum Erlangen darf SARS-CoV-2-Immunplasma herstellen
uni | mediendienst | aktuell Nr. 36/2020

Die Transfusionsmedizinische und Hämostaseologische Abteilung des Universitätsklinikums Erlangen hat jetzt als eine der ersten Einrichtungen in Deutschland die behördliche Gestattung zur Herstellung von therapeutischen Plasma zur Behandlung von schwer erkrankten COVID-19-Patienten erhalten. „Wir sind sehr froh und dankbar für die zügige Bearbeitung unserer Antragsunterlagen durch die Regierung von Oberfranken“, sagt Prof. Dr. Holger Hackstein, Leiter der Transfusionsmedizin des Uni-Klinikums Erlangen.

„Wir waren bereits seit vielen Wochen in intensivem Kontakt mit der Regierung von Oberfranken. Dieser Einsatz hat sich gelohnt“, ergänzt Prof. Hackstein. Die Transfusionsmedizin des Uni-Klinikums Erlangen darf nun COVID-19-Immunplasma für schwer kranke Patienten herstellen und anwenden. „Aufgrund der äußerst positiven Resonanz auf unseren Spendenaufruf an ehemalige Corona-Patienten kann die Apherese-Plasma-Produktion ab sofort starten“, berichtet Prof. Hackstein.

Am vergangenen Donnerstag hatte Prof. Hackstein ehemalige Corona-Patienten in Franken zu einer Blutplasmaspende aufgerufen. Innerhalb weniger Stunden hatten sich über 200 Personen gemeldet, die an COVID-19 erkrankt waren und Blutplasma spenden wollten. „Das waren viel mehr, als wir zum jetzigen Zeitpunkt in unser Programm aufnehmen konnten“, freut sich Prof. Hackstein. „Aktuell suchen wir auch keine weiteren Spender mehr.“ Die ehemaligen COVID-19-Patienten werden nun einzeln evaluiert. „Wichtig war, dass sie einen positiven Coronavirustest zu Beginn und möglichst zwei negative Tests am Ende der Erkrankung nachweisen konnten. Die Blutplasmaspende dauert ungefähr 45 Minuten und ist für die Spender nicht belastender als eine normale Blutspende“, erläutert Prof. Hackstein. Ihr Körper hat nach einer COVID-19-Infektion spezifische Antikörper gegen das Virus gebildet, die nun mit einer Apheresemaschine aus dem Blut gewonnen werden.

Tödliche COVID-19-Infektionen könnten verhindert werden

„Aktuelle wissenschaftliche Daten weisen darauf hin, dass durch COVID-19-Immunplasma eine deutliche Abschwächung der lebensbedrohlichen Verläufe möglich ist“, so Prof. Hackstein. Aktuell liegen 19 COVID-19-Patienten im Uni-Klinikum Erlangen, darunter 11 auf einer Intensivstation. „Wenn unsere Initiative erfolgreich ist – die in gleicher Art und Weise auch in Kürze in einigen anderen Universitätskliniken startet –, könnte dieses Verfahren die Therapie erheblich verbessern.“

Weitere Informationen:

Michael Rabenstein     Tel.: 09131 85-46777     presse@uk-erlangen.de

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03.04.2020 Expertengruppe: „Die Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie tragfähig gestalten“
uni | mediendienst | aktuell Nr. 35/2020


Expertengruppe: „Die Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie tragfähig gestalten“

Prof. Dr. Abele-Brehm (Sozialpsychologie) und Prof. Dr. Grimm (Wirtschaftswissenschaften), beide FAU, veröffentlichen mit einer interdisziplinären Gruppe renommierter Wissenschaftler Empfehlungen für einen Stufenplan für die Zeit nach dem Shutdown

Die geltenden Beschränkungen in Gesellschaft und Wirtschaft allmählich zu lockern und dabei die medizinische Versorgung der gesamten Bevölkerung zu sichern – dafür plädiert jetzt eine interdisziplinäre Gruppe renommierter Wissenschaftler. In ihrem Positionspapier zeigen die Forscher um ifo-Präsident Clemens Fuest und Martin Lohse, Präsident der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte, Wege zu diesem Ziel auf.

 

Die Strategie sieht vor, derzeitige Einschränkungen differenziert und unter kontinuierlicher Abwägung der Risiken nach und nach zu lockern. Priorität haben dabei Beschränkungen, die hohe wirtschaftliche Kosten verursachen oder zu starken sozialen und gesundheitlichen Belastungen führen. Regionen mit niedrigen Infektionsraten und freien Kapazitäten im Gesundheitssystem könnten, so der Vorschlag der 14 Experten aus deutschen Universitäten und Forschungsinstituten, beim allmählichen Neubeginn vorangehen. Beginnen sollten zudem Sektoren mit niedriger Ansteckungsgefahr wie zum Beispiel hochautomatisierte Fabriken sowie Bereiche mit weniger gefährdeten Personen, etwa in Schulen.

 „Die aktuellen Beschränkungen sind notwendig und gut, um die unkontrollierte Ausbreitung der Pandemie zu verhindern. Die Pandemie wird uns aber noch lange Zeit beschäftigen. Die Maßnahmen müssen daher mittelfristig so angepasst werden, dass sie sich auch über die erforderlichen Zeiträume durchhalten lassen“, sagt Veronika Grimm, Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftstheorie der FAU. „Die Zeit des Shutdowns sollte genutzt werden, um zielgerichtet Anpassungen der Maßnahmen zu konzipieren und vorzubereiten – denn mittelfristig müssen Gesundheitsschutz und Wiederaufnahme gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Aktivitäten nicht im Widerspruch stehen.“

 „Wir dürfen die Menschen, die zuhause vielfältigen Belastungen ausgesetzt sind (Gesundheitssorgen, Geldsorgen, Zusammenleben auf engem Raum, etc.), nicht überfordern, denn sonst sind psychische Folgeschäden (Aggression, Gewalt, Depressionen), aber auch die Zunahme sozialer Ungleichheit unausweichlich. Wir brauchen in diesem Zusammenhang ausreichend Beratungs- und psychotherapeutische Angebote“, sagt die Sozialpsychologin Abele-Brehm. „Die Menschen brauchen Perspektiven für den schrittweisen Ausstieg von den derzeitigen Beschränkungen.“

 Wichtig seien jetzt großflächige Tests, um zuverlässigere Erkenntnisse über die Ausbreitung des Erregers zu erhalten, schreiben die Wissenschaftler aus den Bereichen Innere Medizin, Infektionsforschung, Pharmakologie, Epidemiologie, Ökonomie, Verfassungsrecht, Psychologie und Ethik. Auch die Sicherung der Produktion von Schutzkleidung, Schutzmasken, Medikamenten und künftiger Impfstoffe zähle zu den vordringlichen Maßnahmen. Weiterhin empfehlen die Wissenschaftler, neue Kapazitäten zur Bewältigung der sozialen und psychischen Folgeschäden der aktuellen Maßnahmen zu schaffen.

 Die Stellungnahme zum Download: https://www.ifo.de/publikationen/2020/monographie-autorenschaft/die-bekaempfung-der-coronavirus-pandemie-tragfaehig

 Weitere Informationen:

Prof. Dr. Veronika Grimm
Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftstheorie
veronika.grimm@fau.de

 Prof. Dr. Andrea Abele-Brehm
Senior Fellow of Psychology, FAU
andrea.abele-brehm@fau.de

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01.04.2020 Alzheimer durch Arthritis?
Pressemeldung der FAU

FAU-Forschungsteam entdeckt Zusammenhang zwischen peripheren Entzündungen und Erkrankungen des Gehirns
Ein Forschungsteam der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) hat erstmals einen konkreten Zusammenhang zwischen chronischen peripheren Entzündungen und neurodegenerativen Erkrankungen nachgewiesen. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal Cell Reports veröffentlicht.*
Chronische Entzündungen im menschlichen Körper wie die rheumatoide Arthritis sind schwer behandelbar und eine hohe Belastung für die Patienten. Häufig zeigen sich nicht nur körperliche Beschwerden wie schmerzende und deformierte Gelenke, sondern auch Begleiterkrankungen des Gehirns wie Depression oder Alzheimer-Demenz.

Forschungsteams der Abteilung für Molekulare Neurologie (Prof. Dr. Jürgen Winkler) sowie der Medizinischen Klinik III des Universitätsklinikums Erlangen (UKE) haben zusammen mit der University of California und der Universität Freiburg nun erstmals einen direkten Zusammenhang nachgewiesen: Sie fanden heraus, dass bei rheumatoider Arthritis sogenannte Mikroglia – Gewebsmakrophagen des Immunsystems – in bestimmten Bereichen des Gehirns aktiviert werden. Die Vermutung der Forschenden: Mikroglia werden durch die anhaltende Stimulation infolge peripherer Entzündungen so verändert, dass sie zum Sterben von Nervenzellen und zur Hirndegeneration beitragen.

* https://doi.org/10.1016/j.celrep.2020.02.109 

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Jürgen Winkler, Tel.: 09131/85-39323, juergen.winkler@uk-erlangen.de 

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01.04.2020 Marathon-Die SARS-CoV-2-Pandemie ist kein Sprint

„Die SARS-CoV-2-Pandemie ist kein Sprint. Wir alle werden uns auf einen Marathon einstellen müssen und darauf haben wir unterschiedlich gut trainiert. Und wir müssen mit den Schuhen laufen, die wir haben. Das verlangt enormen Einsatz von uns Ärztinnen und Ärzten und führt manche an die Grenze der Belastbarkeit“, beginnt Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) den Leitartikel der Aprilausgabe des Bayerischen Ärzteblatts.

In der aktuellen Situation verlangsamten nicht Ärzte die Geschwindigkeit der Ausbreitung der Erkrankung, sondern die Disziplin der Menschen. „Die Botschaft heißt: Wir sind für Sie da. Bleiben Sie für uns zuhause (#WirBleibenZuhause, #StayAtHome)“, appelliert Quitterer.

Mehr denn je zeige sich in der Krise, dass die Gesundheit der Menschen ein „konditionales Gut“ sei. Es spreche vieles dafür. Konditionale Güter seien Güter, die wir als zentrale Voraussetzung für die Realisierung von Lebensplänen ansähen. Die Verwirklichung von Gesundheit werde als eine Grundbedingung für die Chancengleichheit in unserer Gesellschaft angesehen. Konsequent zu Ende gedacht hieße dies, dass wir auf dem Gesundheitssektor keine wesentlichen Einschränkungen hinnehmen sollten. Das Ergebnis müsse lauten: „Krisensichere Gesundheitsversorgung ist teurer, als wir aktuell bereit sind hierfür zu zahlen. Somit wirft diese SARS-CoV-2-Pandemie auch die Frage nach dem Wert und den damit verbundenen Vorhaltekosten auf“, schreibt Bayerns Ärzte-Chef.

Mit gemeinsamer Anstrengung müsse die ärztliche Versorgung der an COVID-19-Erkrankten, aber auch aller anderen Behandlungsbedürftigen so gut und professionell wie möglich sichergestellt werden. „Hierfür benötigen wir aktuell neue Formen der Betreuung und Aufgabenteilungen. Wir brauchen die erforderlichen technischen und medikamentösen Ressourcen, wie Beatmungsgeräte, Schutzausrüstung oder Narkosemittel. Und wir benötigen in der ‚Nach-SARS-CoV-2-Pandemie-Zeit‘ eine aufrichtige Diskussion, wie viel uns jederzeit abrufbare ärztliche Leistung wert ist und was die Gesundheitsversorgung Bewältigung der nächsten Herausforderung erfordert.“

Mehr zu „Marathon“ lesen Sie im Leitartikel der Aprilausgabe 2020 des Bayerischen Ärzteblatts unter www.bayerisches-aerzteblatt.de.

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31.03.2020 Schutzausrüstung für Ärzte und medizinisches Personal dringend erforderlich
Pressemeldung der Bayerischen Landeärztekammer

„Wir mahnen die erforderliche Schutzausrüstung für Ärztinnen und Ärzte und für das medizinische Pflegepersonal an. In ausreichender Stückzahl!“, meldet sich Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), zu Wort.

Der Mangel an persönlicher Schutzausrüstung werde immer dringlicher – ganz besonders in der haus- und fachärztlichen Versorgung, der stationären Langzeitpflege, im Rettungsdienst und auch bei ambulanten Pflegediensten. Diese Bereiche seien versorgungsrelevant. Die Beschäftigten im Gesundheitswesen sowie deren Patientinnen und Patienten hätten ein Recht, wirksam und verlässlich vor Infektionen geschützt zu werden, so der Präsident.

Erst dann könne darüber nachgedacht werden, eine generelle Maskenpflicht einzuführen. Das alleinige Tragen von Masken ersetze keinesfalls die allgemeinen Hygieneregeln wie Abstand halten, Händedesinfektion, Husten- und Niesetikette sowie das Einhalten der Kontaktbeschränkungen, so der Präsident.

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27.03.2020 Freiwillige Ärzte und Medizinstudenten helfen in der SARS-CoV-2- Krise – Erfassung von Angebot und Bedarf
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Zur besseren Bewältigung der SARS-CoV-2-Pandemie kann es notwendig
werden, in den nächsten Wochen schnellstmöglich die Kapazitäten der
ärztlichen Versorgung von SARS-CoV-2-Verdachtsfällen und Patienten zu
erhöhen beziehungsweise die bereits tätige Ärzteschaft zu entlasten.

Daher erheben das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und
Pflege (StMGP) sowie die Bayerische Landesärztekammer (BLÄK) sowohl
das Angebot als auch den Bedarf an freiwilligen Ärzten und Medizinstuden-
ten, die in der SARS-CoV-2-Pandemie unterstützend tätig werden möch-
ten.

So werden alle nicht bereits in medizinische Versorgungsstrukturen einge-
bundenen Ärztinnen und Ärzte sowie Medizinstudentinnen und Medizinstu-
denten um Unterstützung zur Deckung der erheblichen zusätzlichen Perso-
nalbedarfe gebeten. Des Weiteren werden alle Arztpraxen, Medizinischen
Versorgungszentren, Gesundheitsämter, Betreiber von Bürgertelefonen
etc. gebeten, ihren Bedarf an zusätzlicher ärztlicher Mitarbeit bei uns zu
melden.

„Um Angebot und Bedarf an zusätzlicher ärztlicher Mitarbeit zueinander zu
bringen, hat die BLÄK eine Website erstellt, auf der sich die angesproche-
nen Zielgruppen eintragen können“, sagte BLÄK-Präsident Dr. Gerald Quit-
terer.

Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml betonte: „Unsere Ärztinnen
und Ärzte verdienen für ihren engagierten Einsatz gegen die Corona-Pan-
demie große Anerkennung! Derzeit lässt sich nicht voraussagen, wie sich
die Infektionslage in Bayern entwickelt. Deshalb bitten wir alle Mediziner,
die nicht ohnehin schon im Dienst sind, um ihre Unterstützung. Auch Stu-
dierende sind dabei willkommen!“
Zu finden ist die Website unter folgender Internetadresse:
https://freiwillige.blaek.de 

Unter dem Reiter „Angebot für stationäre Versorgungsstrukturen“ haben
Ärzte und Medizinstudenten dort die Möglichkeit, sich zu registrieren, wenn

sie Kliniken und Krankenhäuser bei der stationären medizinischen Versor-
gung unterstützen wollen.

Für den Fall des Einsatzes möchten wir bereits jetzt darauf hinweisen,
dass aktuelle Arbeitsverträge bestehen bleiben und die Betreffenden zu
diesem Zweck unter Lohnersatz beziehungsweise Lohnfortzahlung freige-
stellt werden. Der Einsatz wird ausschließlich während der SARS-CoV-2-
Pandemie andauern.
Unter dem Reiter „Bedarf im ambulanten Sektor und im Öffentlichen Ge-
sundheitsdienst“ können hingegen alle Institutionen des Gesundheitssys-
tems, außer Krankenhäusern und Kliniken, Ihren Bedarf an ärztlicher Mitar-
beit eintragen.

„Es verdient große Anerkennung, dass freiwillige Ärztinnen und Ärzte so-
wie Medizinstudentinnen und Medizinstudenten in der SARS-CoV-2-Krise
helfen. Allen Akteuren im Gesundheitswesen – egal ob hauptamtlich oder
freiwillig tätig – möchte ich für ihre Mitwirkung ganz besonderes danken“,
so Quitterer abschließend.

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27.03.2020 „Unsere Vorbereitungen sind weitestgehend abgeschlossen“
uni | mediendienst | aktuell Nr. 30/2020

Vor zwei Wochen fanden in dem Gebäudeteil der Anästhesiologischen Klinik noch die Sprech- und Therapiestunden der Schmerzambulanz des Universitätsklinikums Erlangen statt. Jetzt sind dort zwölf vollständige Intensivtherapiebetten aufgebaut, Studierende der Humanmedizin werden von erfahrenen Intensivpflegekräften geschult und bereiten sich auf die ersten COVID-19-Patienten vor. Der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann informierte sich am 26.03.20  vor Ort beim Ärztlichen Direktor Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro über den Stand der Vorbereitung auf einen möglichen Anstieg von COVID19-Patienten.

Staatsminister Herrmann dankte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Uni-Klinikums Erlangen und einer Studierendengruppe persönlich für ihr Engagement: „Während sich einige in der Krise davonschleichen, sind Sie hier und helfen.“ Auch wenn derzeit noch viele Betten im Uni-Klinikum Erlangen und in anderen Kliniken der Region frei seien, wisse man in anderen Regionen Bayerns nicht, wie lange die Krankenhäuser die Situation dort verkraften können. Joachim Herrmann: „Es kann sein, dass wir dann Patienten z.B. aus dem Großraum München verlegen müssen.  Daher ist es gut, jetzt vorzusorgen und besser bleiben eventuell einige Betten frei, als wenn wir eine Situation wie in Italien haben, und Menschen sterben, weil es kein freies Bett gibt.“ Er dankte den Uni-Klinika in Erlangen, Regensburg und Würzburg auch für ihre spontane Bereitschaft, je zwei Patienten aus Italien aufzunehmen. „Das ist ein gutes Zeichen für die europäische Verbundenheit“, so der Innenminister.

Der Direktor der Anästhesiologischen Klinik, Prof. Dr. Dr. h. c. Jürgen Schüttler, erläuterte dem Innenminister die Intensivkapazitäten am Uni-Klinikum Erlangen. Im Normalbetrieb stehen 100 Intensivbetten zur Verfügung. Angesichts von  COVID-19 wurden bis heute 40 weitere Intensivplätze geschaffen. „In der Endstufe könnten wir maximal rund 200 COVID-19-Patienten in verschiedenen Intensiveinheiten versorgen und beatmen“, sagte Prof. Schüttler. Dafür würden aber noch 30 neue Beatmungsgeräte gebraucht, die zwar bestellt, aber noch nicht geliefert worden seien. „Dann haben wir das absolute Maximum, was wir in Erlangen innerhalb der nächsten drei Wochen schaffen können.“

Der Ärztliche Direktor Prof. Iro sagte: „Unsere Vorbereitungen sind jetzt weitestgehend abgeschlossen. Wir haben unsere Intensivkapazitäten bald verdoppelt und Personal so umstrukturiert, dass wir die neuen Intensivbereiche betreiben können. Allerdings haben wir das große Glück, dass uns neben vielen externen Freiwilligen rund 200 Studierende der Humanmedizin und über 400 Wissenschaftler aus der Medizinischen Fakultät dabei tatkräftig unterstützen.  Diese große Welle der Hilfsbereitschaft ist beeindruckend. Sie zeigt unseren Pflegenden und Ärzten, dass sie für die anstehenden Aufgaben auf eine breite Unterstützung haben. Unsere Pflegekräfte, Ärzte, Verwaltungsmitarbeiter und Hilfskräfte machen derzeit an der Krisenfront einen super Job!“ Sehr wichtig sei nun in den nächsten Tagen und Wochen, dass die angekündigten Nachlieferungen an Schutzmaterial rechtzeitig ankommen. „Aktuell strecken wir ganz bewusst unsere Ressourcen, ohne den Schutz von Patienten oder Mitarbeitern zu gefährden“, so Prof. Iro. „Wenn wir allerdings nicht bald den versprochenen Nachschub an Schutzmasken und Schutzmänteln bekommen, werden wir ein Problem haben.  Ich appelliere an alle politisch Verantwortlichen, uns in unserem Bemühen um ausreichende Materiallieferungen zu unterstützen.“  Derzeit würden vier COVID-19-Patienten am Uni-Klinikum behandelt, davon einer intensivmedizinisch. An Staatsminister Herrmann gerichtet sagte Prof. Iro: „Ich glaube, dass die Politik alles getan hat, um uns vorzubereiten. Ob das jetzt alles so funktioniert, werden wir sehen und das weiß letztlich niemand. Aber eine Situation wie in Italien oder Frankreich will schließlich keiner.“

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26.03.2020 Algorithmus hilft beim Helfen - BÄK unterstützt Studierendeninitiative
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 26.03.2020 – Die Corona-Epidemie stellt unser Gesundheitssystem auf eine extreme Belastungsprobe. In dieser Krise wird jede helfende Hand dringend benötigt.
Bundesärztekammer und Landesärztekammern haben sich bereits mit der Bitte um freiwillige Mitarbeit in Gesundheitseinrichtungen an die Medizinstudierenden gewandt – mit überwältigender
Resonanz.

„Diese enorme Hilfsbereitschaft unterstreicht einmal mehr: Auf unsere Ärztinnen und Ärzte ist Verlass. Und die vielen Freiwilligen aus der nachwachsenden Ärztegeneration zeigen, dass das auch in Zukunft so sein wird“, sagt Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK). Jetzt gehe es darum, die Freiwilligen möglichst schnell dorthin zu vermitteln, wo sie am besten helfen
können.

Daher unterstützt die BÄK auch das von der Initiative Medis-vs-COVID19 und der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. (bvmd) ins Leben gerufene Projekt
„match4healthcare“.

„Mit dieser berufs- und einrichtungsübergreifenden Plattform schaffen wir eine effiziente und direkte Vernetzung von Helfenden und Hilfesuchenden. Wir hoffen hiermit einen großen Beitrag zur
Unterstützung des Gesundheitswesens leisten zu können und insbesondere auch Einrichtungen ohne direkten Bezug zu Universitätskliniken wie städtische oder periphere Krankenhäuser,
Pflegeheime, Pflegedienste oder Arztpraxen zu helfen”, erklärt Aurica Ritter, Präsidentin der bvmd.


Die Webseite match4healthcare.de ist eine Vermittlungsplattform für Gesundheitseinrichtungen, Medizinstudierende sowie weitere Studierende und Auszubildende im Gesundheitsbereich. Die
Einrichtungen können mit wenigen Klicks passende Helfende finden und direkt kontaktieren. Unter match4healthcare.de können sich ab heute (26.03.2020) um 18:00 Uhr Helfende und
Institutionen registrieren und in den Austausch treten. Weitere Informationen finden Sie unter @match4health_ auf Twitter.

Ansprechpartner:
Alexander Dückers
Samir Rabbata
Tel. (030) 40 04 56-700
Fax (030) 40 04 56-707
www.baek.de
presse@baek.de


20.03.2020 BÄK und ZEKO für Stärkung der ambulanten Ethikberatung
Pressemeldung der Bundesärztekammer und Zentraler Ethikkommision

Berlin, 20.03.2020 – Die komplexe Versorgung von schwerkranken Menschen erfolgt zunehmend im außerklinischen Bereich. Dies geht für die Beteiligten mit ethischen Herausforderungen und
einem entsprechenden Unterstützungsbedarf einher. An dieser Stelle setzt Ethikberatung an, die das Ziel verfolgt, die ethische Kompetenz der beteiligten Personen zu fördern und sie in
schwierigen ethischen Entscheidungssituationen zu unterstützen.

Während im klinischen Bereich die unterschiedlichen Formen ethischer Entscheidungsunterstützung (z. B. Fallberatung, Fortbildungsangebote, ethische Leitlinien) mittlerweile breit etabliert sind, handelt es sich bei der Mehrzahl der Ethikberatungsangebote im außerklinischen Bereich um relativ
junge und zum Teil sehr unterschiedliche Initiativen.

Vor diesem Hintergrund hat sich die Zentrale Ethikkommission bei der Bundesärztekammer (ZEKO) in Ergänzung zu ihrer Stellungnahme zur Ethikberatung in der klinischen Medizin aus dem Jahr 2006 mit der Ethikberatung im außerklinischen Bereich befasst.

Insgesamt begrüßt die ZEKO die zunehmende Etablierung von Ethikberatungsangeboten im außerklinischen Bereich, da die Angebote hier wie auch im klinischen Bereich zu ethisch besser
begründeten Entscheidungen führen können und ein Qualitätsmerkmal der medizinischen Versorgung darstellen. Ausgehend von einer Bestandsaufnahme beschreibt die ZEKO in ihrer Stellungnahme die Herausforderungen bei der Implementierung, Organisation und Durchführung außerklinischer Ethikberatung und zeigt für typische Problemkonstellationen mögliche Lösungsansätze auf.

Der ZEKO ist es darüber hinaus ein wichtiges Anliegen, zur Vermeidung von Fehlentwicklungen und zur Weiterentwicklung der bestehenden Angebote beizutragen.

Abgestimmt mit der Veröffentlichung der ZEKO-Stellungnahme wollen die Landesärztekammern die sogenannte Ambulante Ethikberatung in Deutschland stärken und weiterentwickeln. Um die Arbeit verschiedener Einrichtungen für ambulante Ethikberatung und ihre Bedeutung sichtbar zu machen, wird eine vom Vorstand der Bundesärztekammer eingerichtete Arbeitsgruppe zeitnah konkrete Fallbeispiele, die von Experten aus ethischer, juristischer und medizinischer Sicht kommentiert
wurden, als Serie im Deutschen Ärzteblatt veröffentlichen.

Ziel dieser Initiativen von BÄK und ZEKO ist es, eine Orientierungshilfe bei komplexen ethischen Fragestellungen in der ambulanten Versorgung zu geben und auf entsprechende Unterstützungs-möglichkeiten hinzuweisen.

Die Stellungnahme „Außerklinische Ethikberatung“ der ZEKO wurde am 20.03.2020 im Deutschen Ärzteblatt bekannt gemacht und auf der Internetseite der ZEKO veröffentlicht.
Link zur Stellungnahme:

https://www.zentrale-ethikkommission.de/ausserklinische-ethikberatung2019



19.03.2020 Datenbank voller Vitalfunktionen
uni | mediendienst | forschung Nr. 16/2020

FAU-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler erstellen Sammlung von Aufnahmen von Vitalfunktionen, um weitere Forschung zu ermöglichen
Für eine Studie zur Überwachung von Herztönen per Radar haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) Vitalfunktionen von Probandinnen und Probanden aufgenommen. Die Daten lassen jedoch nicht nur Rückschlüsse auf Herztöne, sondern auch auf weitere Parameter wie Puls und Atmung zu. Um weitere Forschung zu ermöglichen, haben die Wissenschaftler die Daten daher jetzt in einer Datenbank veröffentlicht.

Das FAU-Team hat ein Verfahren entwickelt, mit dem Herztöne per Radar zuverlässig detektiert und diagnostiziert werden können. Mobile Radargeräte könnten künftig herkömmliche Stethoskope ersetzen, außerdem ist eine permanente berührungslose Überwachung der Vitalfunktionen mit stationärem Radar möglich. Für diese Studie hatten die Nachwuchsforscherinnen und -forscher die Vitaldaten von Probandinnen und Probanden in verschiedenen Aktivierungszuständen gemessen, also in Ruhe, nach dem Sport, usw. „Wir haben uns für unsere Studie auf die Herztöne konzentriert. Aber in den Daten steckt noch viel mehr Potenzial“, erklärt Kilin Shi, Doktorand am Lehrstuhl für Technische Elektronik. Zum Beispiel könnte anhand der Daten der Zusammenhang zwischen Herztönen, dem Pulssignal und der Atmung genauer untersucht und dadurch neue Zusammenhänge entdeckt werden. Deshalb haben die FAU-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Testaufnahmen in einer Datenbank gesammelt und der Forschungsgemeinde frei zur Verfügung gestellt.

Die Datenbank haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einem Paper beschrieben, dass im Nature Scientific Data erschienen ist: https://www.nature.com/articles/s41597-020-0390-1
Eine detaillierte Pressemeldung zur berührungslosen Überwachung der Vitalfunktionen mit stationärem Radar finden Sie hier: https://www.fau.de/2018/08/news/wissenschaft/radar-statt-stethoskop/

Weitere Informationen:
Kilin Shi
Tel.: 09131/85-67733
kilin.shi@fau.de

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17.03.2020 123. Deutscher Ärztetag in Mainz abgesagt
Pressemitteilung der Bundesärztekammer

Berlin - Statement des Präsidenten der Bundesärztekammer, Dr. Klaus Reinhardt: „Die Ärzteschaft begrüßt den Beschluss von Bund und Ländern, öffentliche Veranstaltungen vor dem Hintergrund der
Corona-Epidemie in Deutschland bis auf Weiteres abzusagen.

Jeder Einzelne kann dazu beitragen, die Verbreitung des Virus zu verlangsamen, indem man den Kontakt zu anderen reduziert und
damit Infektionsmöglichkeiten minimiert. Ärztinnen und Ärzte sowie deren berufsständische Organisationen sind in besonderem Maße gefordert, in diesem Sinne Verantwortung zu übernehmen.
Aus diesem Grund hat der Vorstand der Bundesärztekammer beschlossen, den 123. Deutsche Ärztetag, der vom 19.05.2020 bis 22.05.2020 in Mainz tagen sollte, abzusagen. Ich danke den
Mitarbeitern der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz und insbesondere den Kollegen Dr. Günther Matheis und Dr. Jürgen Hoffart für das große Engagement in der Vorbereitung des geplanten Ärztetages. Und ich möchte diese Entscheidung auch mit einem ausdrücklichen Dank an die Ärztinnen und Ärzte und alle im Gesundheitswesen Tätigen für ihren bemerkenswerten Einsatz bei
der Bewältigung dieser Krise verbinden.“  

Pressestelle der deutschen Ärzteschaft
Herbert-Lewin-Platz 1
10623 Berlin
Ansprechpartner:
Alexander Dückers
Samir Rabbata
Tel. (030) 40 04 56-700
Fax (030) 40 04 56-707
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10.03.2020 Loch in der Herzscheidewand – und dann?
uni | mediendienst | forschung Nr. 13/2020

Erlanger Studie erforscht Herzoperationen bei Kleinkindern und ihre Folgen – 58.000 Euro von der Deutschen Stiftung für Herzforschung

Die Deutsche Stiftung für Herzforschung fördert mit rund 58.000 Euro die Fortsetzung einer bereits 2015 gestarteten Studie am Universitätsklinikum Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU): Untersucht werden aktuell Heranwachsende, die im Kleinkindalter wegen eines Ventrikelseptumdefekts (VSD) am Herzen operiert wurden. Dieses Loch in der Scheidewand zwischen den beiden Herzkammern ist der häufigste angeborene Herzfehler. Im Rahmen ihrer Studie wollen die Erlanger Ärzte und Psychologen klären, inwieweit sich ein Kind, das in der frühen Kindheit aufgrund eines VSD operiert wurde, psychisch anders entwickelt als Gleichaltrige ohne einen solchen Eingriff. Zudem werden Risiko- und Schutzfaktoren für eine gesunde Entwicklung untersucht. Die Studie ist ein Kooperationsprojekt der Kinder- und Jugendabteilung für Psychische Gesundheit (Leiter: Prof. Dr. Gunther H. Moll) und der Kinderherzchirurgischen Abteilung (Leiter: Prof. Dr. Robert Cesnjevar) des Uni-Klinikums Erlangen.

Die Kinder, die alle vor ihrem dritten Geburtstag in der Kinderherzchirurgie des Uni-Klinikums Erlangen erfolgreich operiert wurden, kamen das erste Mal im Grundschulalter zur Datenerhebung in die Kinderpsychiatrie des Uni-Klinikums Erlangen. Heute sind sie zwischen 11 und 13 Jahre alt.

Förderlich: Erziehung und mütterliches Wohlbefinden, frühe OP und ästhetische Narbe

Die Ergebnisse der ersten Erhebungswelle 2015 zeigten, dass die betroffenen Kinder im Vergleich zu einer gesunden Kontrollgruppe kognitiv und motorisch altersgerecht entwickelt waren. Auch ihr Wohlbefinden glich dem Gleichaltriger. Die sprachlichen Fertigkeiten der jungen Patienten waren ebenfalls unbeeinträchtigt – unter der Voraussetzung, dass sich die Mutter bei der Erziehung ihres Kindes sehr engagierte. Die Förderung des mütterlichen Erziehungsverhaltens scheint demnach besonders aussichtsreich für eine gesunde Entwicklung der operierten Kinder zu sein. Neurologische Auffälligkeiten können offenbar durch mütterliches Erziehungsverhalten kompensiert werden. Besondere Erlebens- und Verhaltensauffälligkeiten zeigten sich bei den operierten Kindern nur, wenn die Mütter selbst verstärkt Ängste entwickelten. Eine weniger ängstliche Mutter fungiert demnach als „Schutzfaktor“ für die Entwicklung ihres Kindes. Durch Speichelproben konnten auch neurobiologische Stressmarker einbezogen werden: Es wurde deutlich, dass das Stresssystem der betroffenen Kinder unverändert arbeitete, wohingegen deren Mütter oft höhere Stresshormonwerte aufwiesen als Vergleichsmütter herzgesunder Kinder.

Auch Merkmale der Operation und des Klinikaufenthalts wurden mit den Entwicklungsdaten in Zusammenhang gebracht. Es stellte sich heraus, dass die Kinder mit einer längeren OP-Narbe vermehrt Ängste hatten. Je länger die Kinder nach der Operation im Krankenhaus blieben, desto niedriger fielen ihr IQ und ihre Psychomotorik-Werte aus. Je jünger die Kinder bei ihrer Herz-OP waren, desto besser war schließlich ihr Wohlbefinden im Grundschulalter. Eine frühe Operation und eine „schöne“ Narbe können demnach eine altersgerechte Entwicklung unterstützen.

Zweiter Durchlauf mit operierten und gesunden Kindern

Die bisherigen Befunde sind vielversprechend – vor allem auf der Suche nach relevanten Risiko- bzw. Schutzfaktoren für die kindliche Entwicklung. Studien, die Kinder mit angeborenen Herzfehlern über einen längeren Zeitraum begleiten, sind rar; an einer homogenen Gruppe von Kindern mit angeborenem, isoliertem VSD fehlten sie bislang ganz. „Deshalb freuen wir uns umso mehr, unsere Längsschnittstudie nun mit Unterstützung der Deutschen Stiftung für Herzforschung weiterführen zu können“, sagt Studienleiterin PD Dr. Dr. Anna Eichler von der Kinderpsychiatrie des Uni-Klinikums Erlangen.

Die bereits 2015 in Erlangen untersuchten 39 operierten Kinder sowie die gesunden Kontrollkinder von damals werden nun erneut für eine zweite Datenerhebung ins Uni-Klinikum Erlangen eingeladen.  „Wir möchten jetzt tiefer gehend erfassen, wie stabil oder eben veränderlich die gefundenen Beeinträchtigungen sind und welche Rolle Risiko- und Schutzfaktoren für die psychische Entwicklung spielen“, erklärt Anna Eichler. Dabei beziehen Dr. Dr. Eichler und ihr Team u. a. weitere Werte des Stresshormons Cortisol mit ein, das in den Haaren von Kind und Mutter nachweisbar ist. Zudem betrachten die Forscher die Narbe der Herz-OP noch genauer in ihrer Länge, Breite und Ästhetik. „Schließlich wollen wir Kinderherzchirurgen und -kardiologen Hinweise an die Hand geben, die die kindliche Entwicklung fördern“, sagt Anna Eichler.

Weitere Informationen:

PD Dr. Dr. Anna Eichler   Tel.: 09131/85-39123   anna.eichler@uk-erlangen.de

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03.03.2020 Versorgung von Menschen mit Demenz: zu späte Diagnose und hohe Pflegebelastung
uni| mediendienst | forschung Nr. 12/2020

FAU-Forschungsteam veröffentlicht Studien zur Situation von Demenzerkrankten und ihren Angehörigen

In Deutschland leben zurzeit rund 1,7 Millionen Menschen mit Demenz, bis zum Jahr 2050 wird die Zahl nach Schätzungen auf 2,7 Millionen ansteigen. Doch die Versorgung der Betroffenen im Alltag weist gravierende Mängel auf, wie aktuelle Forschungserkenntnisse der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und des Universitätsklinikums Erlangen zeigen. Die Studien beleuchten etwa die oftmals zu späte Diagnosestellung, die hohe Belastung der pflegenden Angehörigen und die mangelhafte Versorgung kurz vor dem Tod.

Erstmals liegen damit bevölkerungsbasierte Daten zur Demenz-Versorgung im Alltag vor. Die Untersuchungen basieren auf dem Bayerischen Demenz Survey (BayDem), der 2015 bis 2017 in Dachau, Erlangen und Kronach durchgeführt und vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege gefördert wurde. Dafür haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler rund 700 Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen mehrfach befragt. Ihre Ergebnisse haben sie in fünf Studien veröffentlicht:

Zu spät erkannt

Demenzerkrankungen werden häufig erst spät erkannt, wie eine Untersuchung der FAU zeigt. So dauerte es bei der Hälfte der Befragten nach dem Auftreten der ersten Symptome bis zur Diagnosestellung fast anderthalb Jahre. Eine rechtzeitige Demenz-Diagnose ist für Menschen mit Demenz – und ihre Angehörigen – jedoch essenziell, um noch selbstbestimmt über anstehende Fragen zu entscheiden und Maßnahmen einzuleiten, die sich günstig auf den Krankheitsverlauf
auswirken können.

Kurzfassung der Studie:
https://digidem-bayern.de/demenz-wird-oft-erst-spaet-diagnostiziert/

Vollständige Studie:
https://eref.thieme.de/ejournals/1439-4421_2020_01#/10.1055-a-1031-9559

Pflege: Frauen stärker belastet als Männer, Kinder stärker als Partnerinnen und Partner

Rund zwei Drittel der Menschen mit Demenz werden zuhause von Angehörigen versorgt. Durch die Belastung werden diese jedoch häufig selbst krank und so zum „zweiten unsichtbaren Patienten“. Eine aktuelle Studie der FAU zeigt, welche Faktoren die Pflegebelastung beeinflussen. Ein Ergebnis: Frauen fühlen sich stärker belastet als Männer, Kinder stärker als Ehepartnerinnen und -partner. Am schwierigsten für die Angehörigen ist, wenn sich das Verhalten der Betroffenen verändert und die Alltagsfähigkeiten sich verschlechtern.

Kurzfassung der Studie:
https://digidem-bayern.de/einflussfaktoren-pflegebelastung/
Vollständige Studie:
https://eref.thieme.de/ejournals/1439-4421_2020_01#/10.1055-a-1071-7886


Angehörige nehmen nur selten Unterstützungsleistungen in Anspruch

Es gibt zahlreiche Entlastungsangebote für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz. Doch sie werden nur selten in Anspruch genommen, wie eine Studie der FAU zeigt. Durch die Pflege ihrer Familienmitglieder fühlten sich rund 37 Prozent der befragten Angehörigen schwer belastet. Trotzdem nahmen zu Studienbeginn nur etwa 36 Prozent der Menschen aus dem ländlichen Raum einen ambulanten Pflegedienst in Anspruch, bei der städtischen Bevölkerung waren es rund 27 Prozent. Angebote wie Ergotherapie, Tagespflege oder hauswirtschaftliche Hilfen wurden noch deutlich seltener genutzt.

Kurzfassung der Studie:
https://digidem-bayern.de/pflegende-angehoerige-unterstuetzungsangebote/
Vollständige Studie:
https://eref.thieme.de/ejournals/1439-4421_2020_01#/10.1055-a-1071-7851

Menschen mit Demenz werden vor ihrem Tod vom System allein gelassen

Wie werden Menschen mit Demenz in ihrer letzten Lebensphase versorgt? Woran sterben sie – und wo? Eine aktuelle Untersuchung der FAU hat gravierende Defizite aufgedeckt: Es gibt keine angemessene Palliativversorgung für Betroffene. Kein einziger der Probandinnen und Probanden war auf einer Palliativstation verstorben oder spezialisiert palliativ versorgt worden. Da das Konzept der Palliativversorgung für Krebspatientinnen und -patienten entwickelt wurde, fehlen evidenzbasierte Leitlinien für den Demenz-Bereich.

Kurzfassung der Studie:
https://digidem-bayern.de/menschen-mit-demenz-letzte-lebensphase/
Vollständige Studie:
https://eref.thieme.de/ejournals/1439-4421_2020_01#/10.1055-a-1033-7159

Demenz im Pflegeheim: Dämpfende Arzneimittel erhöhen Sturzgefahr

Wenn eine Demenzerkrankung weit fortgeschritten ist, lässt sich der Übergang in ein Pflegeheim häufig nicht mehr vermeiden. Aufgrund ihrer Symptome und begleitender Erkrankungen erhalten Menschen mit Demenz dort oft eine Vielzahl von Medikamenten.

Weitere Informationen:

Kathrin Seebahn
digiDEM Bayern
Tel.: 0172/23 77 36
kathrin.seebahn@fau.de

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28.02.2020 Gemeinsame Medienmitteilung von Staalichem Gesundheitsamt Erlangen, Universitätsklinikum Erlangen

Erlangen. Seit Donnerstagabend (27.02.2020) wird am Universitätsklinikum Erlangen ein erster Patient von SARS-CoV-2 stationär behandelt. Es handelt sich um einen Arzt aus der Hautklinik des Universitätsklinikums Erlangen, der am vergangenen Wochenende bei einem Ärzte-Workshop in München Kontakt mit einem italienischen Arzt hatte, der nach seiner Rückkehr nach Italien positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurde.


Dem betroffenen Oberarzt, der sofort nach der positiven Coronavirus-Testung in einem Isolierzimmer der Hautklinik stationär aufgenommen wurde, geht es nach eigenen Worten „soweit gut“: „Ich war perplex, als ich am Mittwochabend den Anruf aus dem Gesundheitsamt bekam, dass ich mich wohlmöglich von einem italienischen Kollegen bei einer Konferenz in München mit dem Coronavirus angesteckt haben könnte.“ Aktuell berichtet der Patient: „Der Hals kratzt ein wenig, die Nase läuft, es ist wie bei einer leichten Erkältung.“ Fieber hat der Patient nicht. Sein Zustand ist stabil.

Wie der Leiter des Staatlichen Gesundheitsamtes, Dr. Frank Neumann, berichtet, hat die Behörde bislang 47 Personen ermittelt, die ab Montag, 24.02.2020, Kontakt zu dem Betroffenen in der Hautklinik hatten. Die Liste der Kontaktpersonen wird ständig aktualisiert. Darunter sind 27 Mitarbeiter, die engeren Kontakt zum erkrankten Oberarzt hatten. Diese engeren Kontaktpersonen wurden heute schnellstmöglich häuslich isoliert und auf das Virus getestet. Die Maßnahmen erfolgten in laufender enger Zusammenarbeit zwischen dem Gesundheitsamt Erlangen-Höchstadt, dem Landratsamt Erlangen-Höchstadt, der Stadt Erlangen und dem Universitätsklinikum Erlangen.

„Ich danke dem Staatlichen Gesundheitsamt und dem Universitätsklinikum, wie umsichtig und schnell sie in dem Fall vorgehen. Stadt und Gesundheitsamt stehen in ständigem und engen Kontakt,“ sagt Oberbürgermeister Florian Janik. „Wir werden die Entwicklung beobachten und die Lage gemeinsam in enger Abstimmung von Tag zu Tag neu beurteilen“, schließt sich Landrat Alexander Tritthart an.

Hautklinik in weiten Bereichen vorerst geschlossen – Notfallversorgung sichergestellt

Die Krankenversorgung in der Hautklinik des Uni-Klinikums Erlangen, in der der erkrankte Oberarzt in dieser Woche von Montag bis Mittwoch tätig war, wurde heruntergefahren und es wurde eine Isolierstation eröffnet, auf der mögliche weitere SARS-CoV-2-Patienten behandelt werden können. „Alle Patienten der Hautklinik, bei denen eine stationäre Weiterbehandlung erforderlich ist, versorgen wir auf einer zweiten dermatologischen Station weiterhin in vollem Umfang, insbesondere unsere onkologischen Patienten“, sagt Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Erlangen. „Ambulante Behandlungen sowie stationäre Neuaufnahmen sind derzeit in der Hautklinik nur eingeschränkt möglich. Die Versorgung von dermatologischen Notfällen oder die ambulante Weiterversorgung von schwer kranken Patienten der Hautklinik ist aber jederzeit sichergestellt. Patienten der Hautklinik, die in den kommenden zwei Wochen einen Termin vereinbart hatten, werden gebeten, sich an der Aufnahme der Hautklinik zu melden.“ Die Hautklinik hat eine Hotline für betroffene Patienten eingerichtet, die unter 09131 85-40409 erreichbar ist. Die Hotline der Hautklinik ist von Montag bis Freitag von 9.00 bis 17.00 Uhr erreichbar.

„Die Krankenversorgung am Universitätsklinikum Erlangen ist in allen Bereichen weiterhin ohne Gefahr für Patienten und Mitarbeiter sichergestellt“, sagte der Ärztliche Direktor. „Wir haben aktuell eine Situation, wie wir sie nahezu jährlich in ähnlicher Form in der Grippesaison erleben. Wir sind darauf vorbereitet und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen mit der aktuellen Situation hochprofessionell um.“

Alle Personen, die selbst von einer Infektionserkrankung (z. B. Schnupfen, grippaler Infekt oder Durchfall) betroffen sind, werden gebeten, momentan von Besuchen Angehöriger im Universitätsklinikum Erlangen abzusehen.

Weitere Informationen für Patienten

Besucher und Patienten, die seit vergangenem Montag, 24.02.2020, in der Hautklinik waren und grippeähnliche Symptome verspüren, werden gebeten, sich zunächst telefonisch bei ihrem Hausarzt oder dem kassenärztlichen Bereitschaftsdienst zur diagnostischen Abklärung zu melden.

Empfehlungen für die Bürgerinnen und Bürger

Um das Erkrankungsrisiko so weit wie möglich abzusenken, wird den Bürgerinnen und Bürger empfohlen, die angesichts der ebenfalls andauernden Influenzawelle bewährten Hygienestandards einzuhalten: regelmäßiges, gut 30-sekündiges Händewaschen mit Seife und sorgfältiges Abspülen, auf Händeschütteln verzichten und beim Husten oder Niesen Einmaltaschentücher oder die Armbeuge benutzen sowie Abstand von anderen Personen zu halten.

Wer Symptome wie Fieber, Husten oder Atemnot hat, sollte sich telefonisch an seinen Hausarzt beziehungsweise einen niedergelassenen Arzt oder eine niedergelassene Ärztin wenden und dort sagen, woher er kommt und mit welchen Symptomen.

Schulen, Kindertagesstätten, Veranstaltungen
Nach derzeitigem Stand öffnen Schulen und Kindertagesstätten nach den Faschingsferien wie gewohnt. Die Einrichtungen sind informiert und sensibilisiert. Kranke Kinder dürfen generell nicht in die Einrichtungen geschickt werden.

Aus Sicht des Gesundheitsamtes gibt es derzeit keinen Anlass, geplante Veranstaltungen in der Stadt und Landkreis einzuschränken.

Informationstelefon
Am Samstag und am Sonntag ist ein Bürgertelefon beim Staatlichen Gesundheitsamt unter der Telefonnummer 09131 803 2655 von 10 bis 16 Uhr eingerichtet.

Für allgemeine Fragen zum Coronavirus verweisen wir auf die Coronavirus-Hotline in Bayern unter der Telefonnummer 09131 6808-5101. Weitere Informationen unter www.coronavirus.bayern.de.

Weitere Informationen:
Stephanie Mack
Landratsamt Erlangen-Höchstadt
Telefon 09131 / 803 - 1111
E-Mail: stephanie.mack@erlangen-hoechstadt.de 
www.erlangen-hoechstadt.de

 
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25.02.2020 Neues Bildgebungsverfahren für die Brustkrebsdiagnostik
uni | mediendienst | aktuell Nr. 23/2020


Deutschlandpremiere: Hochmodernes Gerät mit exzellenter Bildqualität schafft angenehme Untersuchungssituation für Patientinnen
Brustkrebs gilt mit rund 69.000 Neuerkrankungen jährlich als die mit Abstand häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Eine optimale Bildgebung bei der Diagnostik dieser Karzinome unterstützt die möglichst frühzeitige und zielgerichtete Therapie. Als bundesweit erste Einrichtung setzt das Radiologische Institut (Direktor: Prof. Dr. Michael Uder) des Universitätsklinikums Erlangen nun einen Spiral-Brust-Computertomografen in der Patientenversorgung ein. Ein technologischer Meilenstein, mit dem das Universitäts-Brustzentrum Franken (Sprecher: Prof. Dr. Matthias W. Beckmann) des Uni-Klinikums Erlangen seine erstklassige interdisziplinäre Versorgung von Brustkrebspatientinnen weiter verbessert.

Als neues Verfahren zur Bildgebung der weiblichen Brust ermöglicht der Spiral-Brust-Computertomograf (CT) eine hochauflösende, dreidimensionale Bildqualität und diese mit der gleichen niedrigen Strahlendosis, die auch bei der herkömmlichen Mammografie angewendet wird. „Für die Patientinnen ist das neue Verfahren spürbar angenehmer, weil für die Untersuchung mit dem Brust-CT keine Kompression der Brust erfolgen muss“, erklärt Prof. Dr. Rüdiger Schulz-Wendtland, Oberarzt des Radiologischen Instituts des Uni-Klinikums Erlangen. Beim neuen Spiral-Brust-CT liegt die untersuchte Brust entspannt in der dafür vorgesehenen Öffnung des Geräts und wird spiralförmig innerhalb von wenigen Sekunden vollständig gescannt. Die Spezialisten des Uni-Klinikums Erlangen verwenden die exzellente Bildgebung des neuen Brust-CTs zur Klärung eines bereits bestehenden Anfangsverdachts auf Brustkrebs und zur OP-Vorbereitung.

Einladung für Medienvertreter: Einweihungsfeier am 04.03.2020


Vertreter der Medien sind herzlich zur Teilnahme an der offiziellen Einweihung des Spiral-Brust-CTs am Mittwoch, 4. März 2020, um 19.00 Uhr eingeladen.

Programm:

19.00 Uhr Eröffnung

19.15 Uhr Physikalische Grundlagen des Mamma-CTs

19.30 Uhr Erste Bildbeispiele der Brust-CT

19.45 Uhr Die Rolle der Mamma-CT in der komplementären Mammadiagnostik

20.00 Uhr Diskussion, anschl. Besichtigung des Brust-CTs bei Imbiss und Getränken

Die Veranstaltung findet im kleinen Hörsaal der Frauenklinik in der Krankenhausstraße 12 in Erlangen statt. Es besteht jederzeit die Möglichkeit zu Foto- und Filmaufnahmen von dem Gerät. Gern steht Prof. Schulz-Wendtland für erläuternde Interviews zur Verfügung. Um Anmeldung per E-Mail an sibylle.pfeiffer@uk-erlangen.de wird gebeten.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Rüdiger Schulz-Wendtland

Tel.: 09131 85-33460

ruediger.schulz-wendtland@uk-erlangen.de

Bildmaterial: https://www.fau.de/files/2020/02/nuview_Model_AB-CT.jpg

Eine neue hochtechnologische Perspektive hilft Brustkrebspatientinnen: Das Uni-Klinikum Erlangen setzt den neuen Spiral-Brust--CT „nu:view“ als erstes Krankenhaus in Deutschland ein. (Bild: AB-CT – Advanced Breast-CT GmbH)



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18.02.2020 Trojanisches Pferd für Tumorzellen-FAU-Wissenschaftler verfolgt völlig neuen Ansatz zu Metastasen
uni| mediendienst | forschung Nr. 09/2020

Können Fresszellen wie ein trojanisches Pferd Tumorzellen in sich tragen und damit Metastasen bei Krebskranken verursachen? Mit dieser ungewöhnlichen Frage ist PD Dr. Heiko Bruns vom Universitätsklinikums Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) in das Förderprogramm „Experiment! – Auf der Suche nach gewagten Forschungsideen“ aufgenommen worden. Bis Ende 2021 fördert ihn die VolkswagenStiftung mit 120.000 Euro. Das Projekt startet im Frühjahr.

Die Forschung ist von großer Bedeutung, weil Metastasen als die größte Gefahr bei Krebserkrankungen gelten. Wie sich Metastasen bilden, ist aber nicht gut genug geklärt, berichtet Dr. Bruns. Heiko Bruns, der die Arbeitsgruppe „Immunmodulation des Tumormikromilieus“ an der Medizinischen Klinik 5 – Hämatologie und Internistische Onkologie des Uni-Klinikums Erlangen leitet, geht nun von einer völlig neuen Hypothese aus: Einzelne Tumorzellen werden zwar von Fresszellen, so genannten Makrophagen, aufgenommen, aber nicht zwingend getötet. Stattdessen nutzten sie die Makrophagen als „Trojanische Pferde“. Dadurch könnten sie quasi unerkannt durch den Körper wandern und andere Standorte mit den Zellen besiedeln. „Dann könnten sie eine der Ursachen für Metastasen sein“, sagt der Forscher. Sollte sich dieser Ansatz bewahrheiten, könnten die Krebsforscherinnen und -forscher mit Therapien gegen bestimmte Makrophagen oder ihre Mechanismen vorgehen: „Dann ließen sich Metastasen gezielter und schneller verhindern“, hofft der Wissenschaftler.

Link zur ausführlichen Pressemitteilung:
https://www.fau.de/2020/02/news/wissenschaft/trojanisches-pferd-fuer-tumorzellen/

Weitere Informationen:
PD Dr. Heiko Bruns, Lehrstuhl für Hämatologie/Internistische Onkologie, Tel.: 09131/85-43163, heiko.bruns@uk-erlangen.de


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12.02.2020 Sechs Meter Sicht: Dünndarmspiegelung mit Spiralenteroskop

Eines von deutschlandweit drei Instrumenten in Erlangen im Einsatz – bessere Dünndarmdiagnostik und kürzere Untersuchungsdauer
Antje U. aus Schwarzenbruck war am Ende: Anderthalb Jahre lang hatte sie immer wieder Darmblutungen. Bei ihren Toilettengängen verlor sie so viel Blut, dass ihr Eisenwert abstürzte und sie sich nur noch schlapp fühlte. Dazu kam die Angst: Der Vater der 54-Jährigen hatte Darmkrebs – war sie selbst auch betroffen? Nach strapaziösen Monaten ließ sich Antje U. von Prof. Dr. Timo Rath in der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath) des Universitätsklinikums Erlangen untersuchen – mit einem neuen Endoskop, das es in ganz Deutschland nur dreimal gibt.

„Im Mai 2018 ging das los“, berichtet Antje U. „Ich hatte gerade Spätdienst und als ich auf die Toilette ging, kam nur Blut“, so die Krankenschwester. Sie ließ sich gleich vor Ort in „ihrer“ Klinik durchchecken. In den kommenden Wochen folgten etliche Darm- und Magenspiegelungen – doch weder die noch eine Magnetresonanztomografie konnten Darmdivertikel bestätigen. Diese Ausstülpungen der Darmwand hatten die Ärzte zunächst als Ursache für die Blutungen vermutet. Fünf Monate lang war Antje U. krankgeschrieben. Im Januar 2020 verlor die 54-Jährige schließlich so viel Blut, dass sie in die Notaufnahme des Klinikums Nürnberg gebracht werden musste. „Der Hämoglobinwert, also der rote Blutfarbstoff, liegt normalerweise bei 12. Bei mir war er bis auf 6,1 gesunken“, schildert die Krankenschwester die dramatische Situation. Antje U. bekam gleich zwei Blutkonserven.

Spirale statt Ballons
Mittels einer Kapselendoskopie kamen die Ärzte in Nürnberg der Ursache näher: Antje U. schluckte eine kleine Videokapsel. Die passierte den Verdauungstrakt und sammelte dabei Bilder von mehreren Blutungen im Dünndarm. „Aber die Kapsel kann leider nicht anhalten, wenn sie eine auffällige Stelle sieht, und eine Therapie ist mit ihr auch nicht möglich. Da müssen wir danach mit dem Endoskop hin“, erklärt Oberarzt Prof. Rath von der Medizin 1 des Uni-Klinikums Erlangen. Den Dünndarm untersuchten Gastroenterologen bisher mithilfe der Doppelballon-Enteroskopie: Dabei werden zwei kleine Ballons nacheinander aufgeblasen und wieder entleert, sodass sich der Untersuchungsschlauch langsam in den Darm hineinschiebt. Doch die Methode ist sehr aufwendig und zeitintensiv, weshalb Ärzte den Dünndarm oft nicht mit einem Mal untersuchen können oder tieferliegende Abschnitte gar nicht erreichen. Timo Rath verwendete deshalb bei seiner Patientin Antje U. ein Spiralenteroskop: Mit diesem neuen speziellen Endoskop kann er den gesamten drei bis sechs Meter langen Dünndarm einsehen. „Bei 15 Prozent der Patienten lässt sich dieser Darmabschnitt damit innerhalb einer Stunde komplett untersuchen“, sagt Timo Rath. Seit Kurzem ist in Erlangen eines von bundesweit nur drei solcher Geräte im Einsatz.

Motorisiert und behutsam
Über den Arbeitskanal des Spiralenteroskops können die Ärzte zum Beispiel Biopsien entnehmen oder Darmpolypen entfernen. Bei Antje U. war allerdings eine Krampfader im Dünndarm geplatzt. Die 54-Jährige wurde als eine der Ersten am Uni-Klinikum Erlangen mit dem neuen Instrument untersucht. „Wir haben bei ihr insgesamt vier Stellen im Dünndarm verödet und damit die Blutungen gestoppt“, erklärt Prof. Rath. Je nachdem, an welcher Stelle das Problem liegt und welcher Zugangsweg kürzer ist, kann die Spiegelung über den Darm oder auch über den Mund erfolgen. Das Spiralenteroskop arbeitet motorgesteuert: Behutsam fädelt eine flexible Spirale den Dünndarm Stück für Stück auf das Arbeitsinstrument auf. „Das Enteroskop lässt sich per Fußschalter aktivieren und sehr gut im Darm nach vorn und zurück manövrieren. Bei zu viel Widerstand stoppt der Motor automatisch“, beruhigt Prof. Rath. Als eines von europaweit 13 Zentren nimmt das Uni-Klinikum Erlangen jetzt an einer Registerstudie teil, die umfassende Daten zur Diagnostik und Therapie mit dem Spiralenteroskop erhebt.

Als Krankenschwester war Antje U. natürlich nach ihrer Behandlung sehr neugierig, welchem Gerät sie die erfolgreiche Therapie verdankt. „Ich hätte es mir viel länger vorgestellt“, sagt sie, als sie sich das Spiralenteroskop zusammen mit Timo Rath ansieht. Seit Februar 2020 kann Antje U. nun wieder arbeiten, die Blutungen sind passé. „Der Eingriff in Erlangen war die letzte Hoffnung, ohne eine große OP geheilt zu werden. Wir Krankenschwestern sind hart im Nehmen, aber ich bin überglücklich, dass das jetzt ein Ende hat.“

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Timo Rath
Tel.: 09131 85-35208
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05.02.2020 Rundumversorgung für Nierentransplantierte
uni | mediendienst | aktuell Nr. 15/2020

1.000 Patienten beteiligen sich an innovativem Projekt – positive Zwischenbilanz des Nachsorgeprogramms „NTx360°“
Für Menschen, deren Nieren dauerhaft versagen, ist eine Nierentransplantation die beste Therapieform. Kann nach oft langer Wartezeit endlich ein Spenderorgan übertragen werden, ist für die Betroffenen ein wichtiger Schritt getan. Doch damit die Transplantation langfristig erfolgreich ist, muss eine umfassende Nachsorge erfolgen. Hier setzt das Innovationsprojekt „NTx360°“ an. Es hat zum Ziel, das transplantierte Organ möglichst lange zu erhalten, die Lebensqualität zu steigern und die medizinische Versorgung zu optimieren. Dadurch sollen Krankenhausaufenthalte vermieden und die Nachsorge wirtschaftlicher werden. 2017 begann das Nachsorgeprogramm an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) als sogenannte neue Versorgungsform. Nach drei Jahren blicken die Projektleiter des Universitätsklinikums Erlangen und der MHH auf eine positive Entwicklung und freuen sich über die große Zustimmung bei den Patienten. Mittlerweile beteiligen sich mehr als 1.000 Patienten – Kinder und Erwachsene – an dem wissenschaftlich begleiteten Projekt.

Digitalisierte Rundumbetreuung für Nieren-Transplantierte

Etwa acht Prozent der Nierentransplantierten verlieren das neue Organ in den ersten drei Jahren nach der Verpflanzung wieder. In den Folgejahren nimmt das Transplantatversagen weiter stetig zu. „Schon geringe Abweichungen in der Medikamenteneinnahme erhöhen das Risiko für eine Abstoßung deutlich“, erklärt Prof. Dr. Lars Pape von der MHH-Klinik für Pädiatrische Nieren-, Leber- und Stoffwechselerkrankungen. „Ein weiteres Risiko für die Gesundheit stellen Folgeerkrankungen dar, die bei Transplantierten häufig auftreten, dazu gehören Herz- und Kreislauferkrankungen“, ergänzt Prof. Dr. Mario Schiffer, Direktor der Medizinischen Klinik 4 – Nephrologie und Hypertensiologie des Universitätsklinikums Erlangen. Prof. Pape und Prof. Schiffer starteten das Innovationsfondsprojekt „NTx360°“ gemeinsam in Hannover in Kooperation mit dem Nephrologischen Zentrum Hann. Münden. Nach seinem Wechsel an das Uni-Klinikum Erlangen etablierte Prof. Schiffer das Projekt auch dort. Mit „NTx360°“ bauten die Nephrologen ein neuartiges Versorgungsnetzwerk auf, das den Patienten eine digitalisierte Rundumbetreuung mit individuell angepasster Therapie anbietet.

Transplantationszentrum und niedergelassene Ärzte arbeiten eng zusammen


Da die optimale Versorgung Transplantierter sehr komplex ist, arbeiten bei dem Projekt alle Beteiligten eng zusammen: Neben den Transplantationszentren sind das beispielsweise die niedergelassenen Nephrologen in Niedersachsen, die die Patienten wohnortnah betreuen, sowie das MHH-Institut für Sportmedizin und die Sportkardiologie der Medizinischen Klinik 2 – Kardiologie und Angiologie (Direktor: Prof. Dr. Stephan Achenbach) des Uni-Klinikums Erlangen, die für alle Teilnehmenden eine persönliche Trainingstherapie für eine bessere körperliche Fitness entwickeln. Mit dabei sind auch die MHH-Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie sowie die Psychosomatische und Psychotherapeutische Abteilung (Leiterin: Prof. Dr. (TR) Yesim Erim) des Uni-Klinikums Erlangen, die die Patienten nach der Transplantation mitbegleiten und bei Bedarf eine psychosoziale Unterstützung anbieten. Weitere wichtige Beteiligte sind die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) und die niedersächsischen Krankenkassen, allen voran die AOK Niedersachsen, bei der allein rund 250 teilnehmende Patienten versichert sind. Außer den AOKen verschiedener Regionen sind unter anderem die TK, die DAK, die Barmer EK und die meisten BKKen mit im Boot.

Kernstück ist ein Telemedizin-Netzwerk


Kernstück des Programms ist ein telemedizinisches Netzwerk mit gemeinsamer elektronischer Patientenakte, auf die alle beteiligten Ärzte in den Transplantationszentren sowie in den Praxen vor Ort Zugriff haben. Auch die Patienten selbst haben Einblick in ihre Daten. „Die Telemedizin führt zu einer besseren Kommunikation und Koordination der Versorgung. Die Patienten müssen dadurch nicht mehr so häufig in die Transplantationszentren fahren“, sagt Prof. Pape. Prof. Schiffer sieht einen weiteren Vorteil in den Televisiten. „Risiken für die Gesundheit der Patienten können früher erkannt und entsprechende therapeutische Gegenmaßnahmen ergriffen werden.“ Trotz der Komplexität des Projekts haben die Transplantierten immer feste Ansprechpartnerinnen: Die sogenannten Fall-Managerinnen koordinieren die gesamte Nachsorge, vereinbaren Termine bei Ärzten und Therapeuten, beantworten Fragen zu Rezepten und zur Medikamenteneinnahme und haben stets ein offenes Ohr für die Belange der Betroffenen.

1.000 Teilnehmer in Projekt eingeschlossen

Die beiden Projektleiter freuen sich darüber, dass „NTx360°“ bei den Nierentransplantierten so gut ankommt. Rund 90 Prozent der angesprochenen Patienten haben sich zum Mitmachen entschlossen. Die meisten der mehr als 1.000 Teilnehmenden wurden in der MHH transplantiert. Zu ihnen gehört auch Ralf A. aus Bielefeld. Der 64-Jährige bekam 2015 ein neues Organ. Nach zwei Jahren Dialyse erhielt er durch eine Lebendspende von seiner Ehefrau eine Niere. „Mir gefällt das Projekt, weil es den ganzen Menschen einbezieht und mehrere Fachrichtungen in die Nachsorge eingebunden sind“, erklärt Ralf A. Ihm haben beispielsweise die Empfehlungen der Experten des Instituts für Sportmedizin sehr geholfen.

„Um mich fit zu halten, mache ich mein individuelles Kardiotraining an Geräten“, berichtet er. Das Angebot der MHH-Sportmediziner wird insgesamt gut wahrgenommen. Bisher gab es rund 900 Assessments und mehr als 1.300 persönliche Trainingssprechstunden. Die psychosomatische Betreuung ist ebenfalls gefragt: Die MHH-Klinik verzeichnet bisher rund 2.170 Assessments und Re-Assessments sowie 360 Termine zur psychosozialen Unterstützung. „Die Angebote der Psychosomatik werden auch von Familien mit nierentransplantierten Kindern genutzt. Davon profitieren alle Familienmitglieder“, erklärt Prof. Pape.

Innovationsfonds fördert NTx360° mit sechs Millionen Euro

Das fach- und sektorenübergreifende Projekt „NTx360°“ wird für den Zeitraum 2017 bis 2021 mit rund sechs Millionen Euro aus dem Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) gefördert. Es ist das erste Versorgungsprogramm, in dem Kinder und Erwachsene gemeinsam betreut werden. Das gesamte Projekt wird vom IGES-Institut aus Berlin unabhängig evaluiert und nach Abschluss des Projekts ausgewertet. „Alle Anteile, die nachweislich die Gesundheit der Patienten verbessern, sollen bundesweit in die Regelversorgung übernommen werden“, sagt Prof. Schiffer.

Die MHH ist das größte Transplantationszentrum Deutschlands. Dort werden jährlich bis zu 170 Spendernieren verpflanzt. Im Transplantationszentrum Erlangen-Nürnberg am Universitätsklinikum Erlangen werden jedes Jahr rund 70 Nieren transplantiert.

Mehr Informationen über das Projekt „NTx360°“: http://www.ntx360grad.de

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Mario Schiffer
Tel.: 09131 85-39002
med4@uk-erlangen.de

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04.02.2020 Bessere Tracer für die Bildgebung Humboldt-Stipendiat Dr. Sandip Shinde forscht zu PET-Bildgebung
uni| mediendienst | forschung Nr. 07/2020

Der Humboldt-Stipendiat Dr. Sandip Shinde forscht an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) an der Entwicklung effizienter, kostengünstiger und schneller radioaktiver Markierungsprozesse mit Fluor-18, um die Synthese von Radiopharmaka für die PET zu erleichtern. Die PET (Positronen-Emissions-Tomographie) ist ein bildgebendes Verfahren, das zur Diagnose von verschiedenen Krankheiten, unter anderem Krebs, eingesetzt wird. Dabei werden den Erkrankten mit Fluor-18 leicht radioaktiv markierte Moleküle, sogenannte Tracer, verabreicht. Basierend auf deren Verteilung im Körper werden Schnittbilder des Körperinneren errechnet. Die PET-Technik eignet sich besonders für den Nachweis von Krebs im Anfangsstadium.
 
Dr. Sandip Shinde hat an der indischen Swami Ramand Teerth Marathwanda Universität seinen Master in Organischer Chemie gemacht. Im Anschluss promovierte er an der Inha Universität in Korea. Nach verschiedenen Stationen in Indien, Korea und Japan ist er seit 2013 Assistant Professor am CSIR-National Chemical Laboratory in Indien.
 
Mit dem Humboldt-Forschungsstipendium für erfahrene Wissenschaftler fördert die Alexander-von-Humboldt-Stiftung überdurchschnittlich qualifizierte Forschende aus dem Ausland, die ihre Promotion vor nicht mehr als 12 Jahren abgeschlossen haben.
 
Ein Interview mit Dr. Sandip Shinde ist online unter https://www.fau.de/2020/01/news/wissenschaft/dr-sandip-shinde/
 
Weitere Informationen:
Pressestelle der FAU, Tel.: 09131/85-70229, presse@fau.de
 
 
Digitalisierung in der Schwangerenvorsorge
Gesundheitsministerium fördert FAU-Projekt SMART Start
 
Weg von fehleranfälligen analogen Methoden hin zu einer optimierten digitalen Lösung: Forschende der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und des Universitätsklinikums Erlangen (UKER) erarbeiten in dem Projekt SMART Start Grundlagen für einen Ausbau des digitalen Angebots in der medizinischen Versorgung für Schwangere. Das Bundesministerium für Gesundheit fördert das Projekt in den kommenden zweieinhalb Jahren mit 3,2 Millionen Euro.
 
Ziel ist es herauszufinden, wie sensorische Untersuchungen – beispielsweise die Messung von Herzraten und Kontraktionen, Urintests oder Ultraschall – zukünftig mit Hilfe von intelligenten Geräten einfach zu Hause durchgeführt werden können. Auf diese Weise ließe sich der Aufwand für routinemäßige Vorsorgeuntersuchungen reduzieren, denn für Schwangere könnten so etliche Besuche in der Arztpraxis entfallen. Gleichzeitig erhält fachkundiges Medizinpersonal per App-Schnittstelle immer aktuelle Informationen über alle Messwerte und kann bei Auffälligkeiten schneller Maßnahmen ergreifen.
 
Realisiert wird das Projekt am Lehrstuhl für Maschinelles Lernen und Datenanalytik von Prof. Dr. Bjoern Eskofier in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Matthias W. Beckmann und Prof. Dr. Peter A. Fasching von der Frauenklinik des Universitätsklinikums Erlangen und den Lehrstühlen für Ethik, Psychologie, Gesundheitsmanagement sowie verschiedenen externen Partnern.
 
Eine ausführlichere Meldung finden Sie unter: https://www.fau.de/2020/02/news/wissenschaft/smart-durch-die-schwangerschaft/
 
Zur Webseite des Lehrstuhls Informatik 14 für Maschinelles Lernen und Datenanalytik: http://www.mad.tf.fau.de
 
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Bjoern Eskofier, bjoern.eskofier@fau.de
 
 
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04.02.2020 Digitalisierung in der Schwangerenvorsorge Gesundheitsministerium fördert FAU-Projekt SMART Start
uni| mediendienst | forschung Nr. 07/2020

Weg von fehleranfälligen analogen Methoden hin zu einer optimierten digitalen Lösung: Forschende der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und des Universitätsklinikums Erlangen (UKER) erarbeiten in dem Projekt SMART Start Grundlagen für einen Ausbau des digitalen Angebots in der medizinischen Versorgung für Schwangere. Das Bundesministerium für Gesundheit fördert das Projekt in den kommenden zweieinhalb Jahren mit 3,2 Millionen Euro.
 
Ziel ist es herauszufinden, wie sensorische Untersuchungen – beispielsweise die Messung von Herzraten und Kontraktionen, Urintests oder Ultraschall – zukünftig mit Hilfe von intelligenten Geräten einfach zu Hause durchgeführt werden können. Auf diese Weise ließe sich der Aufwand für routinemäßige Vorsorgeuntersuchungen reduzieren, denn für Schwangere könnten so etliche Besuche in der Arztpraxis entfallen. Gleichzeitig erhält fachkundiges Medizinpersonal per App-Schnittstelle immer aktuelle Informationen über alle Messwerte und kann bei Auffälligkeiten schneller Maßnahmen ergreifen.
 
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04.02.2020 BLÄK unterstützt Anliegen der Uni-Klinikärzte
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Ärztinnen und Ärzte, die in den tarifgebundenen Universitätskliniken der Länder beschäftigt und in der Ärztegewerkschaft Marburger Bund organisiert sind, befinden sich am 4. Februar 2020 in einem ganztägigen Warnstreik.

In Bayern betrifft das die fünf Universitätskliniken in Erlangen, München (LMU, TU, inkl. Herzzentrum), Regensburg und Würzburg. Am neu umgewandelten Uniklinikum Augsburg fallen die meisten Mediziner noch unter den Tarif der Kommunen (VKA) und nicht der Länder (TdL), sodass die Streikaktivitäten hier eher gering ausfallen dürften.

Den Klinikleitungen aller Standorte hat der Marburger Bund Bayern eine Notdienstvereinbarung angeboten. Die darin zugesicherte Wochenendbesetzung stellt die Versorgung für Notfallpatienten sicher. Bei elektiven Eingriffen und diagnostischen Terminen könnte es zu Verzögerungen kommen.

Die BLÄK erklärt sich solidarisch mit ihren streikenden Kolleginnen und Kollegen und unterstützt deren Forderungen. Kammerpräsident Dr. Gerald Quitterer: „Wir unterstützen die Forderungen nach neuen Bedingungen für die Verlängerung der täglichen Arbeitszeit durch Bereitschaftsdienst“. Vizepräsident Dr. Andreas Botzlar präzisiert: „Zu der angestrebten Reform gehören auch eine generelle Begrenzung der Bereitschaftsdienste und der Dienstwochenenden, eine verlässliche Dienstplangestaltung und eine manipulationsfreie Arbeitszeiterfassung ohne pauschale und nachträgliche Kappungen der geleisteten Arbeitszeit“.

Weitere Forderungen sind sechs Prozent mehr Gehalt bezogen auf ein Jahr und eine Neuregelung des Zusatzurlaubes für Nachtarbeit. 


„Für die Patienten in den betroffenen Kliniken bedeutet der Streik, dass die Versorgung aller Notfälle und dringlichen Eingriffe wie sonst auch am Wochenende oder an Feiertagen gesichert ist. Verzögerungen gibt es bei planbaren Operationen“, so der Präsident.

Pressestelle

Bayerische Landesärztekammer
Pressestelle
Dagmar Nedbal
Mühlbaurstraße 16
81677 München
Telefon: 089 4147-268
Fax: 089 4147-202
E-Mail: presse@blaek.de
 

31.01.2020 FAU verleiht Professorin Magdalena Götz den Jakob-Herz-Preis 2020
uni | mediendienst | aktuell Nr. 12/2020

Medizinische Fakultät ehrt herausragende Wissenschaftlerin

Für ihre bedeutenden Leistungen auf dem Gebiet der Neuroentwicklungsbiologie verleiht die Medizinische Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) der Neurobiologin Magdalena Götz den Jakob-Herz-Preis. Die Preisträgerin ist Lehrstuhlinhaberin für Physiologische Genomik am Biomedizinischen Zentrum der Ludwig-Maximilians-Universität München und leitet als Direktorin das Institut für Stammzellforschung am Helmholtz Zentrum München. Mit dem Forschungspreis werden wissenschaftliche Erfolge aus der theoretischen und klinischen Medizin gewürdigt. Die Auszeichnung ist mit 10.000 Euro dotiert und erinnert an den Erlanger Professor, Arzt und Forscher Jakob Herz.

Die Festveranstaltung im Hörsaalzentrum Medizin

Die Festveranstaltung am Freitag, 7. Februar, beginnt um 15.15 Uhr und findet im Hörsaalzentrum der Medizinischen Fakultät der FAU, Ulmenweg 18, in Erlangen statt. Interessierte, Medienvertreter und -vertreterinnen sind herzlich willkommen. Es wird um Anmeldung gebeten bei Maria Hofmann, maria.hofmann@fau.de.

Die Preisträgerin

Mit ihrer Forschung zu Gliazellen leitete Götz den größten Paradigmenwechsel der modernen Neuroentwicklungsbiologie ein: Lange Zeit wurden Gliazellen nur als Zellen angesehen, die Nervenzellen während der Entwicklung unterstützen, wenn diese wandern und sich positionieren. Die Neurobiologin fand jedoch Ende der 90er-Jahre heraus, dass Gliazellen in der Gehirnentwicklung Stammzellfunktion übernehmen. Der Nachweis der Stammzellfunktion löste die jahrzehntelange Frage nach dem zellulären Ursprung von Nervenzellen und veränderte die funktionelle Einordnung von Gliazellen dramatisch.

In der Folge hat Magdalena Götz weiter dazu beigetragen, dass die Forschung besser versteht, wie Stammzellen sich in Nervenzellen umwandeln und wie dieser Vorgang kontrolliert werden kann. Auf der Basis der Erkenntnisse entwickelt ihre Arbeitsgruppe neue Ansätze, Zellen zielgerichtet in Nervenzellen zu differenzieren, und schafft damit Grundlagen für Therapieansätze für Erkrankungen des zentralen Nervensystems.

Götz ist eine weltweit anerkannte Expertin für die humane Großhirnrinde. Die Expansion der Großhirnrinde, also die Bildung von oberflächenvergrößernden Falten, ist die anatomische Grundlage für die außergewöhnlichen menschlichen Denkleistungen.

Der Jakob-Herz-Preis und sein Namensgeber

Jakob Herz (1816-1871) war zu seiner Zeit einer der führenden Lehrkräfte der pathologischen Anatomie und Chirurgie und gilt als Begründer der chirurgischen Anatomie. Im Jahr 1867 wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Erlangen ernannt, 1869 zum ersten ordentlichen Universitätsprofessor jüdischen Glaubens im Königreich Bayern. Er starb 1871 im Einsatz für seine Patientinnen und Patienten im Deutsch-Französischen Krieg. Der Jakob-Herz-Preis wird seit 2009 in einem Zwei-Jahres-Turnus von der Forschungsstiftung Medizin und der Medizinischen Fakultät verliehen, wurde aber 2015 um ein Jahr verschoben, um an den 200. Geburtstag von Jakob Herz zu erinnern.

Weitere Informationen:
Maria Hofmann, Tel: 09131/85-29339, maria.hofmann@fau.de
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30.01.2020 Gesund am Arbeitsplatz- Gesundheitsmanagerin im Interview
Pressemeldung der FAU

BGM – diese drei Buchstaben stehen für Betriebliches Gesundheitsmanagement. Dahinter verbirgt sich alles, was mit der Gesundheit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu tun hat. Denn nur gesunde Beschäftigte sind zufrieden und leistungsfähig. Ein Interview mit Nora Rosenhäger vom Projekt zum Gesundheitsmanagement an der FAU. Gesundheitsmanagement: Was genau ist Ihr Job?
Gemeinsam mit meiner Kollegin Stefanie Cyron arbeite ich an diversen Beiträgen zur Gesunderhaltung von Beschäftigten an der FAU. Auf zwei Arten gehen wir an das Thema heran: zum einen praktisch, zum anderen strukturell.

Auf praktischer Ebene entwickeln wir gesundheitsfördernde Mitmach-Angebote,wie beispielsweise Gesundheitskurse zur Bewegungsförderung oder Stärkung der Psyche (GET.ON), und setzten sie entweder zielgruppenspezifisch oder  offen für alle Beschäftigte um. Oft führt ein erfolgreiches Pilotprojekt zu einer Ausweitung der Maßnahme. Um sicherzustellen, dass die Angebote den Bedürfnissen und Wünschen der Beschäftigten entsprechen, führen wir Befragungen durch und tauschen uns regelmäßig in Arbeitskreisen und Gremien mit weiteren gesundheitsrelevanten Akteuren der FAU aus.

Auf struktureller Ebene kümmern wir uns darum, Gesundheitsthemen zu platzieren und an der FAU ein Umfeld zu schaffen, dass der Gesundheit der Beschäftigten zuträglich ist. Dazu arbeiten als FAU-Team-BGM eng mit der Universitätsverwaltung, der Personalentwicklung und weiteren Institutionen wie dem Betriebsärztlichen Dienst, dem Sachgebiet Arbeitssicherheit oder dem Betrieblichen Wiedereingliederungsmanagement zusammen. Konkret bedeutet dies, dass sich übergreifende Arbeitsgruppen mit der Verbesserung ergonomischer oder psychosozialer Bedingungen am Arbeitsplatz befassen oder sich das Thema Gesundheit als Führungsthema etabliert.
Warum Gesundheitsmanagement?

Einerseits sind Arbeitgeber natürlich daran interessiert, dass ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterinnen gesund bleiben. Nur so kann eine Organisation erfolgreich sein. Andererseits bleiben Beschäftigte einem Unternehmen nur dauerhaft erhalten, wenn sie sich an ihrem Arbeitsplatz wohl fühlen.Sie haben dieses Jahr erneut das Label des Netzwerks der Bewegten Unternehmen erhalten …

Wir denken es liegt vor allem daran, dass wir das Thema Gesundheit an der FAU konsequent vorantreiben. Wir konnten viele Angebote weiterführen, ausbauen und andere neu etablieren:

Auf den Webseiten für Beschäftigte der FAU finden Interessierte nun alle Themen und Angebote der Rubrik „Gesundheit und Sicherheit“ gebündelt an einer Stelle. Darüber hinaus informieren wir mit unserem Newsletter „miteinander gesund“ interessierte Beschäftigte alle drei Monate über gesundheitsrelevante Themen und Angebote.

Gesundheitskurse wie Hatha-Yoga, Qi Gong, Rückenschule und Funktionelles Ganzkörpertraining bieten wir dreimal jährlich kostenfrei für Beschäftigte der FAU an. Das Pilotprojekt zum Pausenexpress, die aktive Bewegungspause am Arbeitsplatz, haben wir aufgrund der gestiegenen Nachfragen ausgebaut und bieten ihn jetzt an neun Standorten der FAU an.

Auch das Interesse am Thema Ergonomie am Arbeitsplatz ist gestiegen. Wir bieten jetzt den ErgoCoach@Work an, der eine Vor-Ort-Beratung mit individuellen Empfehlungen zum ergonomischen Bewegungsverhalten in Kleingruppen ermöglicht.

Mit unseren Online-Trainings „Fit im Stress“, „Regeneration für besseren Schlaf“, „Stimmung“ und „Clever weniger trinken“ bieten wir innovative Kurskonzepte an. So ermöglichen wir Beschäftigten, psychosoziale Themen im geschützten Rahmen und im eigenen Arbeitsrhythmus anzugehen.
Was ist für die Zukunft geplant?

Wir wollen auch in Zukunft daran arbeiten, bereits etablierte Angebote fortzuführen oder auszubauen. Darüber hinaus möchten wir Angebote zunehmend an die individuellen Bedürfnisse  besonders belasteter Mitarbeiter/-innen aus den wissenschaftlichen und wissenschaftsunterstützenden Arbeitsfeldern anpassen. Diese gilt es in einem ersten Schritt zu identifizieren, um sie dann als Experten ihres Gebiets in den Prozess mit einzubeziehen. Die Berücksichtigung psychischer Belastungen wird dabei eine besondere Rolle spielen. Gerne laden wir alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu ein, uns per E-Mail oder über das Kontaktformular auf unserer Homepage Anregungen zu geben.   E-Mail: presse@fau.de         Webseite: http://presse.fau.de

23.01.2020 Für eine europäische Strategie gegen Arzneimittel-Lieferengpässe
Gemeinsame Pressemitteilung der Bundesärztekammer und der KBV

 Berlin / Brüssel, 23.01.2020 – Wie könnte eine europäische Strategie gegen
Arzneimittel-Lieferengpässe aussehen? Diese Frage diskutierten Bundesärztekammer
(BÄK) und Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) am 23. Januar 2020 in Brüssel
mit Vertretern von Europäischer Kommission, Europäischem Parlament und
Ärzteschaft sowie Generikaherstellern und Krankenkassen.

Liefer- und Versorgungsengpässe von Arzneimitteln sind in Deutschland und in vielen
anderen EU-Staaten zu einem zunehmenden Problem für Patienten, Ärzte und
Apotheker geworden.
Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Sie beinhalten unter anderem die Verlagerung der
Produktion von Rohstoffen und Arzneimitteln ins außereuropäische Ausland, eine
Marktkonzentration auf wenige Hersteller, Qualitätsprobleme und unzureichende
Transparenz hinsichtlich bestehender oder drohender Engpässe.

Verschiedene EU-Mitgliedstaaten haben Maßnahmen eingeführt oder erwägen diese.
Hierzu zählen etwa eine verpflichtende Meldung von Lieferengpässen, erweiterte
Lagerhaltungspflichten oder Exportverbote. Einseitige nationale Maßnahmen drohen
jedoch die Versorgungslage in anderen europäischen Mitgliedstaaten zu
verschlechtern, ohne die Verfügbarkeit insgesamt zu verbessern.

BÄK-Präsident Dr. Klaus Reinhardt spricht sich dafür aus, die Produktion von
Arzneimitteln und Wirkstoffen nach Europa zurückzuholen. „Dies würde die
Lieferwege verkürzen und die Überwachung der Arzneimittelherstellung erleichtern“,
erklärt er. Außerdem könne so sichergestellt werden, dass europäische Standards,
etwa bei Umweltschutz, Produktionssicherheit und Arbeitsbedingungen, eingehalten
werden.
Auch der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft
(AkdÄ), Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig, fordert pragmatische Lösungen. Gegenseitige
Schuldzuweisungen seien wenig hilfreich: „Die Lieferengpässe eröffnen der EU die
Chance, ihre Handlungsfähigkeit zu demonstrieren und gleichzeitig einen echten
Mehrwert für die Mitgliedsstaaten zu schaffen.“

Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der KBV, sowie der stellvertretende
Vorstandsvorsitzende Dr. Stephan Hofmeister schlagen vor, die
Wirkstoffproduktion auf möglichst viele Hersteller zu verteilen. „Außerdem sollte
für die Hersteller eine Meldeverpflichtung im Falle von Engpässen bestehen. Eine
Task Force auf EU-Ebene könnte Vorschläge erarbeiten, wie eine solche
Verpflichtung aussehen soll“, führt Dr. Hofmeister aus.

Koordiniertes Handeln auf EU-Ebene ist notwendig, betonen die Ärztevertreter.
Eine europäische Strategie sollte Vorschläge sowohl zur Vermeidung von
Engpässen als auch zum Umgang mit solchen beinhalten. Hier ist die Europäische
Kommission angesprochen, kurzfristig wirksame und realisierbare Maßnahmen
vorzuschlagen.

Verpflichtungen für Hersteller konkretisieren

Die geltende EU-Richtlinie 2001/83/EG zur Schaffung eines Gemeinschaftskodexes
für Humanarzneimittel enthält Meldepflichten für Hersteller bei Lieferengpässen
sowie bei beabsichtigter Einstellung der Produktion. Diese Pflichten müssen jedoch
konsequent umgesetzt und gegebenenfalls konkretisiert werden.

Europäisches Meldesystem für Engpässe

Basierend auf einer europäischen Liste versorgungsrelevanter Arzneimittel sollte im
Falle bestehender oder absehbarer Engpässe eine Meldung an die zuständigen
nationalen Stellen und die Europäische Arzneimittel-Agentur verpflichtend sein.
Hierfür sollte ein einheitliches elektronisches Format geschaffen werden. Meldungen
sollten an alle nationalen Stellen weitergeleitet werden, damit diese die geeigneten
Maßnahmen ergreifen können.

Diese Meldungen müssen sinnvoll aufbereitet auch für Ärzte, Krankenhäuser und
Apotheker zugänglich sein, damit diese sich rechtzeitig über drohende Engpässe
informieren und darauf einstellen können.

Ihre Ansprechpartner:
Samir Rabbata (BÄK), Tel.: 030 / 400456-700
Dr. Roland Stahl (KBV), Tel.: 030 / 4005-2201

Pressestelle der deutschen Ärzteschaft:
Tel. (030) 40 04 56-700
Fax (030) 40 04 56-707
www.baek.de
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22.01.2020 Magen in Schwung Ein Magenschrittmacher bringt das Verdauungsorgan wieder in Bewegung
uni| mediendienst | aktuell Nr. 06/2020

Erlanger Chirurgen haben bundesweit die meiste Erfahrung

Die Muskeln in Magen und Darm müssen sich koordiniert bewegen, damit die Nahrung richtig verdaut werden kann. Diese Bewegung der Verdauungsorgane – die Motilität – sorgt dafür, dass sich der Speisebrei mit den Verdauungssäften vermischt und „portionsweise“ Stück für Stück weiter durch den Verdauungstrakt rutscht. Doch Erkrankungen wie Diabetes oder Nervenschädigungen beeinträchtigen diese Beweglichkeit und lähmen den Magen manchmal sogar ganz. Ein kleiner Magenschrittmacher bringt jetzt wieder Schwung in die Verdauung. Die Operateurinnen und Operateure der Chirurgischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Robert Grützmann) des Universitätsklinikums Erlangen versorgen Patientinnen und Patienten aus ganz Deutschland mit dieser innovativen Therapie.

Die Muskeln im Verdauungstrakt können nicht willentlich bewegt werden. Ihre Kontraktionen steuert ein eigenes Nervengeflecht – das enterische Nervensystem, das unabhängig vom zentralen Nervensystem arbeitet. „Ein Diabetes mellitus beispielweise kann diese Nerven dauerhaft schädigen, den Magen lähmen und seine Entleerung stören“, erklärt Oberarzt Dr. Christian Krautz von der Chirurgie des Uni-Klinikums Erlangen. „Eine andere Ursache für eine Magenlähmung ist ein geschädigter Nervus vagus. Dieser Nerv ist sozusagen das ‚Hauptstromkabel‘ des Magens. Ist er defekt, zum Beispiel infolge einer Operation, kontrahieren die Magenmuskeln nicht mehr“, beschreibt der Experte. Das Resultat: Die Nahrung verharrt stundenlang im Magen, es folgen Völlegefühl, Schmerzen, Übelkeit, Durchfälle und Erbrechen.

Mehr als 20 Prozent aller OPs in Erlangen
Die Magenlähmung ist zunächst mit Diäten therapierbar sowie mit Medikamenten, die die Magenentleerung fördern. Zudem können Chirurginnen und Chirurgen den Magenausgang erweitern und so den Abtransport der Nahrung erleichtern. Helfen alle diese Maßnahmen nicht, gibt es dennoch Hoffnung für Patientinnen und Patienten: Ihnen kann ein Magenschrittmacher eingesetzt werden.

Ärztinnen und Ärzte implantieren das fünf mal sechs Zentimeter kleine Gerät meist im Unterbauch unter die Haut und verbinden seine zwei Elektroden mit den Muskeln der Magenwand. Leichte elektrische Impulse – ausgehend vom Neurostimulator im Unterbauch – regen dann den Magen wieder zur Bewegung an. „Über ein Programmiergerät außerhalb des Körpers passen wir die Intensität der elektrischen Impulse für jede Patientin und jeden Patienten genau an“, sagt Christian Krautz. „Die Therapie ist reversibel – das heißt: Wir können die Impulse reduzieren, den Schrittmacher bei Nebenwirkungen abschalten oder sogar wieder entfernen.“

Deutschlandweit wird jährlich rund 40 Patientinnen und Patienten ein Magenschrittmacher implantiert – im Jahr 2018 waren es allein am Uni-Klinikum Erlangen 13 Geräte.

Ein Koch mit Übelkeit und Völlegefühl
Eines davon erhielt Armin Bott aus Bad Kissingen. Jahrzehntelang hatte der Patient mit Sodbrennen zu kämpfen, nahm über 15 Jahre lang Magensäureblocker ein. Seine Speiseröhre war dauerentzündet und voller Polypen. Grund für Armin Botts Beschwerden war ein Zwerchfellbruch, bei dem ein Teil des Magens durch eine Öffnung in der Muskel-Sehnen-Platte hindurch in den Brustraum gerutscht war. „Weil der Magen so weit oben ‚hing‘, kam ‚unten‘ im Bauch kein Sättigungsgefühl an. Also hatte ich permanent Hunger“, erklärt der heute 54-Jährige. Daraufhin wurde Armin Bott zweimal operiert und die Ärzte verschlossen das geöffnete Zwerchfell mit einem Kunststoffnetz. Kurzzeitig schien sich alles zu bessern, doch dann erhielt der Patient schlechte Nachrichten: Sein Vagus-Nerv war funktionsunfähig geworden – der Magen bewegte sich nicht mehr. Armin Bott musste häufig erbrechen, er litt unter starkem Völlegefühl und Übelkeit. „Ich bin Koch von Beruf. Das geht kaum, wenn man sich permanent übergibt und man eigentlich gar kein Essen mehr probieren will. Da bekommt man schon Existenzängste“, berichtet er.

Im Rahmen einer minimalinvasiven 60-minütigen Operation setzten die Erlanger Chirurgen dem Patienten schließlich im Mai 2018 einen Magenschrittmacher ein. „Seitdem sind Sodbrennen und Erbrechen wesentlich weniger geworden und die Entzündungen sind zurückgegangen“, sagt Armin Bott zufrieden. Auch satt werde er wieder – und das schon nach einem halben bis einem ganzen Brötchen. Seinen Beruf übt Armin Bott noch immer aus. Er ernährt sich heute bewusster und ausgewogener. „Chips und O-Saft nimmt mir meine Verdauung übel, aber mit solchen kleinen Einschränkungen kann ich leben – die sind kein Vergleich zu den Strapazen vorher“, sagt er. Alle sechs Monate kommt Armin Bott in die chirurgische Sprechstunde nach Erlangen, um die Intensität seines Magenschrittmachers anpassen zu lassen – Stück für Stück wird die Stärke der Stromimpulse erhöht, bis das ideale Level erreicht ist. „Das Gerät spüre ich nicht. Ich bin froh, dass wir diesen Schritt gemacht haben“, freut sich der Patient.

Weitere Informationen:
Dr. Christian Krautz
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christian.krautz@uk-erlangen.de

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22.01.2020 Multiresistente Erreger bekämpfen
uni| mediendienst | forschung Nr. 4/2020

FAU Teil eines neuen Forschungsnetzwerk

Grundlegend neue Ansätze gegen multiresistente Keime zu entwickeln, ist das Ziel des neuen Bayerischen Forschungsnetzwerks „Neue Strategien gegen multiresistente Krankheitserreger mittels digitaler Vernetzung – bayresq.net“. Eine Wissenschaftlerin der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) forscht ebenfalls in einem interdisziplinären Teilprojekt des Netzwerks, das der Freistaat Bayern für fünf Jahre mit insgesamt fast 10 Millionen Euro fördert.
 
Immunsystem besser verstehen
Im Kampf gegen multiresistente Bakterien untersucht Prof. Dr. Diana Dudziak, Professur für Biologie Dendritischer Zellen an der Hautklinik des Universitätsklinikums Erlangen (UKE) und Koordinatorin des Projekts, gemeinsam mit Mikrobiologen der Universität Regensburg das Immunsystem unserer Haut. Dort finden sich normalerweise Bakterien, die für deren Funktion wichtig sind. Diese sogenannten kommensalen Bakterien können aber unter bestimmten Umständen Resistenzen gegen Antibiotika entwickeln. Ohne irgendwelche Auswirkungen zu zeigen, existieren diese Bakterien jedoch jahrelang auf der Hautoberfläche. Geraten sie zum Beispiel durch Wunden oder durch den Einsatz von Beatmungsröhren bei einer OP im Körper an eine andere Stelle, kann dies zu lebensbedrohlichen Infektionen führen.
 
„Wir möchten verstehen, warum unser Immunsystem kommensale Bakterien wie den Staphylococcus epidermis toleriert und keine Abwehrmechanismen in Gang setzt“, erklärt Prof. Dudziak. Dafür untersuchen die Forscherinnen und Forscher die sogenannten Kontrollpunkte, mit denen das Immunsystem Bakterien identifiziert. „Ziel des Projektes ist es, diese Immuntoleranz gezielt zu durchbrechen, um schützende Immunantworten gegen multirestente Keime zu ermöglichen“, erklärt Prof. Dudziak.
 
Ein neues Forschungsnetzwerk
„Das neue Forschungsnetzwerk bayresq.net soll dazu beitragen, eine wesentliche Lücke in der Erforschung und langfristigen Bekämpfung dieser Krankheitserreger zu schließen“, sagt der bayerische Wissenschaftsminister Bernd Siebler. In den sechs interdisziplinären Projekten nutzen die teilnehmenden Universitäten das Potenzial digitaler Methoden zum Beispiel, um neue Formen von Antibiotika selektiv gegen bestimmte Erreger zu richten. Mit Hilfe von Hochdurchsatzverfahren und maschinellem Lernen soll diese Anpassung automatisiert werden. Big Data zu nutzen, macht wiederum auch neue Ansätze möglich, wie etwa Vorhersagen über die Antibiotikaresistenz und Virulenz von Bakterien anhand einer Analyse des Genoms. Dies kann eine zielgerichtete Therapie ermöglichen. Hierfür wird jedes der sechs Projekte mit jeweils 1,3 Millionen Euro unterstützt, die der Freistaat Bayern zur Verfügung stellt.
 
Weitere Informationen:
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16.01.2020 „The same procedure as every year“
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

„Wir wünschen uns Glück und Gesundheit für das neue Jahr. Bloßes Wünschen reicht aber nicht, zumindest was die Gesundheit betrifft. Mehr Bewegung, auf die Ernährung achten, auf Genussgifte verzichten, Stress vermeiden, passieren nicht von selbst und auch nicht auf Rezept“, schreibt Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), in der Januar/Februar-Ausgabe 2020 des Bayerischen Ärzteblattes. Dazu brauche es in vielen Fällen eine Verhaltensänderung. Und um Verhalten zu ändern müssten wir die Verhältnisse ändern.

Übergewicht und Bewegungsmangel seien nach wie vor mit die größten Risikofaktoren nicht nur für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes mellitus, sondern auch für den Verlauf anderer chronischer Krankheiten wie einer Demenz oder einer Depression. Hier sei jede Strategie gefragt, die eine Verhaltensänderung bewirken könne. Ob dies allein mit der Präventionsempfehlung anlässlich einer Gesundheitsuntersuchung gelingen könne, habe sich bisher noch nicht gezeigt.

„Wir werden also um eine Bewertung gesundheitsriskanter Lebensmittel nicht umhinkommen, so wie wir Plastikmüll nicht vermeiden werden, wenn wir lediglich Strohhalme und Plastiktüten verbieten“, so der Präsident. Der BLÄK-Chef weiter: „Und wir dürfen nicht glauben, dass es später einmal ein Medikament schon wieder richten wird. Auch das ist Prävention: der Schutz vor einer Übermedikation in Umsetzung von Leitlinien, die der Multimorbidität nicht angepasst sind.“

Prävention müsse neu gedacht werden, insbesondere, wenn es darum gehe, vulnerable Gruppen wie Kinder, Senioren oder Menschen mit Behinderung vor Gefahren für die Gesundheit zu bewahren. Sie müsse neu gedacht werden, wenn es um Umweltbelastungen und den Klimawandel gehe. „Dort wo Prävention durch Verhaltensänderung nicht möglich ist, müssen die Verhältnisse geändert werden. Das können wir Ärzte nur zusammen mit der Politik. Das wird unsere Aufgabe auch für 2020 sein“, so Quitterer abschließend.

Mehr zu „The same procedure as every year“ lesen Sie im Leitartikel der Januar/Februar-Ausgabe 2020 des Bayerischen Ärzteblattes unter www.bayerisches-aerzteblatt.de.

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06.12.2019 Verstopfung in Abwehrzellen löst Entzündung aus Erstmals Zusammenhang zwischen Filtern von Gewebsflüssigkeit und chronischen Entzündungen aufgedeckt
uni| mediendienst | forschung Nr. 82/2019

So wie Wale während ihres Fressvorgangs Unmengen an Wasser aufnehmen und dann ihre Nahrung herausfiltern, nehmen auch Fresszellen des Immunsystems große Mengen an Gewebsflüssigkeit auf, um diese anschließend in zellinneren Bläschen, den Vakuolen, zu filtern. Im Rahmen dieser Filtration muss es der Zelle gelingen, gewaltige Mengen an Wasser wieder abzugeben, den Inhalt der Vakuolen zu konzentrieren, zu verdauen und zu inspizieren, um so das Gewebe und ablaufende Vorgänge zu kontrollieren. Ein Forschungsteam um Dr. Stefan Uderhardt am Universitätsklinikum Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) konnte in Kooperation mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in den USA, Kanada und Großbritannien aufschlüsseln, welche biochemischen Vorgänge die Wasserbewegungen während der Filtration regulieren und so das Immunsystem im Gleichgewicht halten. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen einen direkten Zusammenhang zwischen grundlegenden, zellbiologischen Vorgängen und der Entstehung von Entzündung. Ihre Erkenntnisse wurden nun in der Zeitschrift Science veröffentlicht*.

Um unseren Körper effektiv schützen zu können, müssen Abwehrzellen, wie die Makrophagen, in dauernden Austausch mit ihrer Umgebung stehen. Durch die kontinuierliche Aufnahme großer Mengen an Gewebsflüssigkeit und dem anschließenden Filtern dieser Flüssigkeit in zellinneren Bläschen, den Vakuolen, sind diese Zellen in der Lage, ihre Umgebung genauestens zu sondieren und bei Bedrohung schnell zu reagieren. Doch welche molekularen Mechanismen es den Abwehrzellen ermöglichen ihren Flüssigkeitshaushalt während dieses Aufnahmevorgangs zu regulieren und damit die Filtrationsfunktion überhaupt möglich machen war bisher nicht bekannt.

Durch einen kombinierten Ansatz aus modernster Mikroskopietechnik und neuartiger intravitaler Bildgebung gelang es dem internationalen Forschungsteam, die beteiligten molekularen Vorgänge in isolierten Zellkulturen sowie in lebendem Gewebe zu beschreiben. „Wir konnten spezifische kanal-aktivierende Enzyme und Elektrolytkanäle in Immunzellen identifizieren, welche an Schlüsselpunkten dieses zelleigenen Verdauungsapparates die Auflösung der Vakuolen initiierten und für die Überwachungsfunktion der Gewebsmakrophagen verantwortlich sind,“ sagt Dr. Stefan Uderhardt, Arbeitsgruppenleiter in der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie (Direktor: Prof. Dr. Georg Schett). Wenn diese Enzyme fehlen oder medikamentös blockiert werden, kann die Gewebsflüssigkeit nicht aus den Vakuolen entweichen, so dass die Zelle „verstopft“ und ihre Abwehrfunktion gestört ist.

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen zeigen erstmalig einen direkten Zusammenhang zwischen grundlegenden zellbiologischen Vorgängen wie der Aufnahme und Verarbeitung von Gewebsflüssigkeit und chronischen Entzündungen. Es scheint, dass bei Krankheitszuständen wie Fettstoffwechselstörungen, Autoimmunerkrankungen und chronischen Entzündungen diese molekularen Mechanismen gestört sein können, so dass es zu einem erhöhten Risiko für die Entstehung entzündlicher Erkrankungen kommt.

In Zukunft werden die Forscherinnen und Forscher untersuchen, inwieweit Störungen dieser „Filteraktivität“ tatsächlich an der Entstehung chronisch-entzündlicher, insbesondere rheumatologischer Erkrankungen, beteiligt sind. Langfristiges Ziel dabei ist, potenzielle Ansätze für innovative und zielgerichtete Therapiemöglichkeiten zur Prävention und Therapie von Entzündungen zu entwickeln.

* https://science.sciencemag.org/content/early/2019/12/04/science.aaw9544

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17.12.2019 Ein molekularer Schalter für Magenerkrankungen
uni| mediendienst | forschung Nr. 84/2019

Mechanismus entschlüsselt, der zur Entstehung von Magenkrankheiten durch Heliobacter pylori führt

Infektionskrankheiten ausgelöst durch Bakterien und andere Mikroben sind weltweit die häufigsten Todesursachen beim Menschen. Etwa die Hälfte der Weltbevölkerung trägt das Bakterium Helicobacter pylori (H. pylori) im Magen, welches als wichtigster Risikofaktor für Geschwüre, MALT-Lymphom und Adenokarzinom im Magen gilt. Eine erfolgreiche antimikrobielle Therapie dieser Infektion wird zunehmend erschwert durch die rasante Vermehrung von Erregern, die gegen Arzneimittel wie Antibiotika resistent sind. Ein Forschungsteam der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) hat jetzt einen neuen Mechanismus aufgeklärt, der ursächlich die Infektion von H. pylori kontrolliert und die Entstehung von Magenerkrankungen einleitet. Diese Befunde könnten zur Entwicklung von neuen Heilverfahren beisteuern. Die Studie wurde in der renommierten Fachzeitschrift Nature Communications publiziert (https://www.nature.com/articles/s41467-019-13506-6)

 

Eine detaillierte Pressemeldung finden Sie unter:   https://www.fau.de/2019/12/news/wissenschaft/ein-molekularer-schalter-fuer-magenerkrankungen
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18.11.2019 Adipositas: mit 30 Minuten Sport pro Woche zu weniger Gewicht und mehr Gesundheit
uni | mediendienst | forschung Nr. 76/2019

Aktuelle Studie des Hector-Centers am Uni-Klinikum Erlangen belegt Erfolg einer optimierten Sport-/Ernährungstherapie

Adipöse können mit neuem, extrem zeiteffizienten Sportkonzept mit nur 30 Minuten Aufwand pro Woche eine deutliche Gewichtsabnahme und signifikante Verbesserungen von kardiometabolischen Risikofaktoren erzielen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Hector-Centers für Ernährung, Bewegung und Sport am Universitätsklinikum Erlangen, die heute (18.11.2019) im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt wurde. Das Sport- und Bewegungsprogramm ist eine wesentliche Therapiesäule des Adipositaszentrums am Uni-Klinikum Erlangen, in dem ein interdisziplinäres Team aus Expertinnen und Experten der Chirurgie, Psychosomatik, Psychologie, Ernährungs- und Sportwissenschaften sowie Pflege eng zusammenarbeitet, um adipösen Patientinnen und Patienten zu helfen.

Die Prävalenz von Übergewicht und der schweren Form Adipositas (Body-Mass-Index > 30 kg/m2) nimmt seit Jahrzehnten weltweit stetig zu. In Deutschland gelten aktuellen Erhebungen zufolge bereits 50 % der Bevölkerung als übergewichtig und jeder Vierte als adipös. Dies ist ein besorgniserregender Trend, denn Adipositas ist nicht nur ein kosmetisches Problem, sondern nachweislich auch mit einem deutlich erhöhten Risiko für Folgeerkrankungen, wie Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs verbunden.

Im Hector-Center für Ernährung, Bewegung und Sport an der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath) des Uni-Klinikums Erlangen beschäftigt sich ein interdisziplinäres Expertenteam unter der Leitung der Ernährungsmedizinerin Prof. Dr. Yurdagül Zopf unter anderem damit, innovative Therapiekonzepte für Adipöse zu entwickeln. „Neben einer optimierten Ernährung zählt dabei vor allem eine Steigerung der körperlichen Aktivität zu den Eckpfeilern unserer Behandlung“, so Prof. Zopf, die auch Sprecherin des Adipositaszentrums am Uni-Klinikum Erlangen ist. Die allgemeine Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation – regelmäßig mindestens 150 Minuten pro Woche körperlich aktiv zu sein – wird jedoch vom Großteil der Bevölkerung nicht erreicht und stellt insbesondere für Adipöse eine hohe Einstiegshürde dar.

Vor diesem Hintergrund entwickelte Dr. Dejan Reljic (Leiter des Arbeitsbereichs Sportwissenschaft und Leistungsphysiologie am Hector-Center) ein extrem zeiteffizientes Sportkonzept, das lediglich 15 Minuten Aufwand pro Einheit erfordert. Dabei wechseln sich sehr kurze, intensivere Belastungsintervalle mit Erholungsphasen ab, was den Stoffwechsel wesentlich stärker anregt als ein längeres moderates Ausdauertraining. „Im Grunde ist das Konzept eines hochintensiven Intervalltrainings (HIIT) bereits seit Jahren aus dem Leistungssport bekannt, jedoch wurde es entsprechend angepasst, um für Adipöse und Untrainierte umsetzbar zu sein“, erläutert Dr. Reljic. Das Training wird im Hector-Center auf Fahrradergometern durchgeführt, da dies gelenkschonend und gut steuerbar ist, kann aber problemlos auch in anderer Form (z. B. zügiges Walking, Schwimmen) absolviert werden. „Wichtig dabei ist nur, dass in den Belastungsintervallen die jeweiligen Ziel-Pulsbereiche erreicht werden, die vor dem Trainingsbeginn individuell ermittelt werden müssen“, so der Sportwissenschaftler.

Studie zeigte: in 12 Wochen bis zu 20 kg Gewichtsverlust und Reduktion von Risikofaktoren

Die Wirksamkeit dieses innovativen Sportkonzepts wurde nun in einer großen randomisiert-kontrollierten Studie am Hector-Center untersucht, in die 140 Adipöse (durchschnittlicher BMI: 38 kg/m2) mit mindestens zwei zusätzlichen Risikofaktoren (z. B. Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte) eingeschlossen wurden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden per Zufallsprinzip entweder einer Kontrollgruppe zugeordnet, die eine auf den Leitlinien basierende Ernährungsberatung zur Gewichtsreduktion erhielt oder einer Trainingsgruppe, die zusätzlich zur Ernährungsberatung zweimal wöchentlich das 15-minütige Intervalltraining über einen Zeitraum von zwölf Wochen durchführte.

Es zeigte sich, dass beide Gruppen nach zwölf Wochen ihr Gewicht im Mittel deutlich verringern konnten, jedoch war der Gewichtsverlust in der Trainingsgruppe signifikant stärker ausgeprägt, mit individuellen Abnahmen von bis zu 20 kg. Ein entscheidender Unterschied zwischen beiden Gruppen war, dass nur die Trainingsgruppe ihre Herz-Kreislauf-Leistungsfähigkeit (gemessen anhand der maximalen Sauerstoffaufnahme in einer Spiroergometrie) und ihr kardiometabolisches Risikoprofil signifikant verbessern konnte, was für die Langzeitprognose wesentlich entscheidender ist als die reine Gewichtsabnahme. So senkten sich z. B. bei 75 % der Trainierenden, die zu Beginn der Studie einen erhöhten Blutdruck aufwiesen, die Werte auf einen Normbereich. Besonders bemerkenswert war der Befund, dass sich mit dem Training auch eine Abnahme der Entzündungswerte um durchschnittlich fast 40 % erzielen lassen konnte, was vergleichbar mit den Effekten einer pharmakologischen Therapie ist. Die Verbesserung der objektiven klinischen Parameter spiegelte sich zudem in einem besseren Befinden (z. B. deutlich weniger Kurzatmigkeit), höherer Lebensqualität und gesteigerter subjektiver Arbeitsfähigkeit am Ende der zwölfwöchigen Trainingsphase wider.

Dr. Reljic fasst das Studienergebnis zusammen: „Die Studie untermauert also zum einen die wichtige Bedeutung und die positiven Effekte von körperlicher Aktivität in Kombination mit angepasster Ernährung für eine erfolgreiche Adipositastherapie, die weit über die reine Gewichtsreduktion durch alleinige Kalorienrestriktion hinausgehen, und zeigt dabei gleichzeitig, dass gesundheitsprotektive Veränderungen bereits mit nur 30 Minuten Training pro Woche erzielt werden können.“

Weitere Informationen für Patientinnen und Patienten:
Hector-Center für Ernährung, Bewegung und Sport
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Adipositaszentrum
Doris Wansch
Tel.: 09131/85-35879
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Weitere Informationen für Medienvertreterinnen und -vertreter:
Johannes Eissing
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08.11.2019 Marketing versus Profession
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer


Patientinnen und Patienten wird von ihren Krankenkassen die Übernahme von Leistungen in Aussicht gestellt, die primär nicht auf Rezept verordnet werden können. Diese sogenannten Satzungsleistungen nach § 11 Abs. 6 des Sozialgesetzbuches V (SGB V) hätten erhebliche Auswirkungen auf den Wettbewerb innerhalb der gesetzlichen Krankenversicherung und zur privaten Krankenversicherung hin, nachzulesen im Forschungsgutachten für das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) von prognos. „Beispielhaft ist hier die Osteopathie zu nennen, für die im Moment wieder vermehrt Patientinnen und Patienten in den Praxen vorstellig werden“, schreibt Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) im Leitartikel der November-Ausgabe des Bayerischen Ärzteblattes. „So wird versucht, uns Ärztinnen und Ärzte von Krankenkassen für deren Marketingzwecke zu instrumentalisieren“, schreibt der BLÄK-Präsident. Satzungsleistungen zählten nicht zum tatsächlichen Versorgungsbedarf der Patientinnen und Patienten. Dieser sei – im Unterschied zu Satzungsleistungen – im SGB V mit WANZ (wirtschaftlich, ausreichend und zweckmäßig, darf das Maß des Notwendigen nicht überschreiten) definiert. Quitterer weiter: „Wir Ärztinnen und Ärzte dürfen in unserer verantwortungsvollen Tätigkeit keinen ökonomischen Zwängen unterworfen sein. Mit unserer Profession ist es nicht vereinbar, Begehrlichkeiten nach Leistungen nachzukommen, für die es keine echte Indikation gibt, sei es seitens der Patienten oder der Krankenkassen.“

Ärztliche Profession bedeute auch Unabhängigkeit von der Pharmaindustrie. Das zunehmende Angebot gesponserter Fortbildungsveranstaltungen zeige, dass hier eine Beeinflussung von Ärztinnen und Ärzten nicht ausgeschlossen werden könne. Allein die Zahl von 77.000 von der BLÄK im vergangenen Jahr anerkannten Fortbildungsveranstaltungen zeige auf, wie wichtig es sei, aus dieser Menge sinnvoll auszuwählen. „Ich muss mein Bewusstsein dafür schärfen, wo Beeinflussung und Manipulation Raum greifen können. Auch im Sinne meiner eigenen Ressource Zeit und Gesundheit“, so Bayerns Ärzte-Chef abschließend.

Mehr zu „Marketing versus Profession“ lesen Sie in der November-Ausgabe 2019 des Bayerischen Ärzteblattes unter www.bayerisches-aerzteblatt.de.

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06.11.2019 Wenn KI bei der medizinischen Diagnose hilft
uni | mediendienst | forschung Nr. 72/2019

FAU-Forschungsteam untersucht ethische und rechtliche Herausforderungen beim Einsatz von künstlicher Intelligenz in der klinischen Entscheidungsfindung

Künstliche Intelligenz (KI) hält nach und nach auch in Kliniken Einzug. Gesteigerte Rechenleistung, intensivierte Generierung von Daten sowie Fortschritte im Bereich des Machine Learning versprechen neue Möglichkeiten in der medizinischen Forschung und Versorgung. Zugleich rücken eine ganze Reihe ethischer und rechtlicher Fragen in den Mittelpunkt. Wie verändert KI die Rollen von Ärzt/-innen und Patient/-innen, wenn KI bei Diagnoseverfahren eingesetzt wird? Und wer ist in medizinischen Kontexten für die Folgen KI-gestützter Prozesse verantwortlich? Mit diesen Fragen beschäftigt sich ein nun vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Forschungsvorhaben unter Leitung von Ethiker Prof. Dr. Peter Dabrock von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU).

Anwendungen sogenannter künstlicher Intelligenz (KI) haben bereits begonnen, verschiedenste Lebensbereiche zu durchdringen. Besonders große Hoffnungen werden in der klinischen Versorgung geweckt. Hier versprechen computergestützte, automatisierte und selbstlernende Systeme, Entscheidungen über den Gesundheitszustand verlässlich und kostengünstig zu optimieren.

Auch wenn vieles davon noch Zukunftsmusik ist, sind erste Anwendungen bereits in der Praxis angekommen. Insbesondere bildgebende Diagnoseverfahren haben frühzeitig das Interesse großer Technologiekonzerne geweckt. Google hat 2016 beispielsweise eine Deep-Learning-Anwendung vorgestellt, die zur Erkennung von Erkrankungen der Netzhaut konzipiert wurde. Microsoft ist auf dem Gebiet der automatisierten Analyse radiologischen Bildmaterials aktiv und versucht, die zeitaufwendige und potenziell fehleranfällige Lokalisierung von Tumoren mit KI zu vereinfachen. IBM setzt KI ein, um die Wahl von Krebstherapien zu optimieren.

„Anwendungen wie diese veranschaulichen die Potenziale, die KI im Klinikalltag birgt. Zugleich weisen sie auf Herausforderungen hin, denen wir uns fortwährend stellen müssen, um diese Potenziale zu realisieren“, erklärt Prof. Dr. Peter Dabrock, Leiter des Verbundprojektes und Inhaber des Lehrstuhls für Systematische Theologie II (Ethik) an der FAU. So werden beispielsweise Deep-Learning-Anwendungen oft als Black Boxes umschrieben: Einerseits können sie Muster in umfangreichem Datenmaterial besser erkennen als Menschen, andererseits bleiben sie aufgrund ihrer Komplexität für Anwender und selbst Softwareingenieurinnen zu einem gewissen Grad undurchdringlich – ein nicht zu unterschätzender Punkt, wenn es um das Vertrauen von Ärzt/-innen und Patient/-innen geht.

„Im Bereich klinischer KI stellen sich mindestens zwei Kernfragen: Wie können automatisierte, selbstlernende und zum Teil undurchdringliche Systeme so designt und in Entscheidungsprozesse eingebunden werden, dass sich sowohl die Qualität der Versorgung verbessert als auch die Souveränität von Anwender/-innen und Betroffenen gewährleistet bleibt? Und vor allem: Wer ist moralisch und rechtlich verantwortlich, wenn KI zu Fehlern in der Versorgung eines Patienten führt? Auch auf internationaler Ebene befinden sich solche Debatten noch im Frühstadium“, sagt Prof. Dabrock.

Ziel: Empfehlungen zum Einsatz von KI in der Medizin

Gemeinsam mit Jurist/-innen um Prof. Dr. Susanne Beck von der Leibniz Universität Hannover, technischen Expert/-innen um Prof. Dr. Sebastian Möller vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz und Mediziner/-innen um Prof. Dr. Klemens Budde von der Charité Berlin, die selbst KI-gestützte Systeme in der Nierenheilkunde einsetzen, wird eine normative, rechtliche und technische Analyse klinischer KI-getriebener Entscheidungsunterstützung unternommen. Eines der Ziele ist, Empfehlungen zum Einsatz und der rechtlichen Steuerung solcher Systeme zu erarbeiten. Das Projekt trägt den Titel „vALID: Artificial-Intelligence-Driven Decision-Making in the Clinic. Ethical, Legal and Societal Challenges” und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit insgesamt 750.000 Euro über drei Jahre gefördert.

Weitere Informationen:
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04.11.2019 Probanden für Studie zum Reizdarmsyndrom gesucht
uni| mediendienst | aktuell Nr. 149/2019

Untersuchungen zu glutenfreier Ernährung bei Reizdarmpatienten und gesunder Kontrollgruppe

Für eine Studie sucht das Hector-Center für Ernährung, Bewegung und Sport an der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath) des Universitätsklinikums Erlangen Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die Wissenschaftler wollen dabei den Einfluss einer sechswöchigen glutenfreien Ernährung auf Patienten mit Reizdarmsyndrom bestimmen. Auch nicht betroffene Interessierte, die wissen möchten, wie sich glutenfreie Ernährung auf ihren Körper auswirkt, können sich für die gesunde Kontrollgruppe der Untersuchung melden.

Im Rahmen der Studie erfassen Fragebögen die klinischen Symptome des Reizdarms. Außerdem wird Blut aus der Armvene entnommen, um die Stimulation der Blutzellen zu untersuchen. Voraussetzung für die Teilnehmer mit Reizdarmsyndrom ist, dass diese sich bisher nicht glutenfrei ernährt haben und nicht unter Zöliakie oder einer Weizenallergie leiden. Außerdem sollten keine Leber- oder chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa vorliegen.

Gesunde Kontrollgruppe

Die Kontrollgruppe besteht aus Teilnehmern ohne Reizdarmsyndrom, die auch keine anderen gastrointestinalen Beschwerden oder Erkrankungen haben. Die Freiwilligen sollten außerdem nicht regelmäßig Medikamente einnehmen müssen und sich nicht bereits glutenfrei ernähren. Alle Interessierten können sich per E-Mail anmelden: Senden Sie eine Nachricht mit dem Stichwort „Reizdarm“ an paulina.gundel@uk-erlangen.de.

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01.11.2019 - 70. Generalversammlung des Weltärztebundes
Pressestelle der deutschen Ärzteschaft

Berlin, 01.11.2019 – „Ärzte sind dem Leben verpflichtet. Es ist wichtig, dass der Weltärztebund das noch einmal zum Ausdruck gebracht hat.“ So kommentiert Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der
Bundesärztekammer (BÄK), die auf der 70. Generalversammlung des Weltärztebundes (WMA) verabschiedete Deklaration, in der der WMA seine Ablehnung des ärztlich assistierten Suizids und
der Euthanasie bekräftigt. Ärzte dürften nicht dazu gezwungen werden, Patienten bei der Selbsttötung zu unterstützen oder Euthanasie durchzuführen.

In einer Dringlichkeitsresolution rief der WMA die Ärztinnen und Ärzte weltweit dazu auf, ihre Rolle im Gesundheitsschutz wahrzunehmen und ein schnelleres Vorgehen der Regierungen gegen den Klimawandel einzufordern. Um dessen lebensbedrohliche Auswirkungen möglichst gering zu halten,
müsse bis zum Jahr 2030 das Ziel der Klimaneutralität erreicht sein. Auch der Gesundheitssektor selbst sei angehalten, seinen ökologischen Fußabdruck zu minimieren und die Nachhaltigkeit
der Gesundheitsversorgung sicherzustellen.

Kritik übte der Weltärztebund, der vom 23. bis 26. Oktober in Tiflis tagte, an den bisher angewandten Methoden zur Altersfeststellung bei unbegleiteten Flüchtlingen. Aufgrund der fehlenden Evidenz
sollten diese Verfahren nur in Ausnahmesituationen eingesetzt werden. Höchste Priorität müsse dabei die Gesundheit, Sicherheit und Würde der jungen Geflüchteten haben.


Die WMA-Delegierten verabschiedeten darüber hinaus zahlreiche weitere Dokumente, darunter die Deklaration zur Genetik in der Medizin. Darin fordern sie eine umfassende Aufklärung des
Patienten im Vorfeld von genetischen Tests sowie höchste Schutzstandards bei der Sammlung, Speicherung und Verwendung genetischer Daten. Eine weitere Stellungnahme beschäftigte sich mit den Herausforderungen und Chancen der Künstlichen Intelligenz (KI) in der Gesundheitsversorgung. Der Weltärztebund spricht sich hier für eine noch intensivere Auseinandersetzung der Ärzteschaft mit der Thematik aus. Auch müsse der ärztliche Sachverstand stärker in die Entwicklung von
KI-Systemen einbezogen werden.

Neuer Präsident des WMA ist Dr. Miguel Roberto Jorge. In seiner Antrittsrede kündigte der Brasilianer an, den Fokus seiner einjährigen Amtszeit auf die Sorge für den Patienten zu legen.
Neben fachlicher Exzellenz zeichne einen kompetenten Mediziner
auch die Nähe zum Patienten, Empathie und Mitgefühl aus. Der
emotionale Aspekt der ärztlichen Tätigkeit käme im
Medizinstudium aber häufig zu kurz.

Weitere Informationen über die WMA-Deklaration zu ärztlich
assistiertem Suizid und Euthanasie finden Sie hier

 



29.10.2019 Reinhardt: „Gewalt gegen Ärzte hart bestrafen und gesellschaftlich ächten“
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 29.10.2019 – Zu der Ankündigung von  Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, das Strafrecht bei Gewalt gegen Ärzte und Rettungskräfte zu verschärfen, erklärt Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt:

„Härtere Strafen für Prügler und Pöbler in Gesundheitseinrichtungen können abschreckend wirken und sind deshalb gut und richtig. Wir verstehen die angekündigte Strafrechtsverschärfung aber auch als eine Solidaritätsadresse der Politik an all jene, die oftmals sogar ihre eigene Gesundheit aufs
Spiel setzen, um anderen Menschen in Notsituationen zu helfen. Die Initiative des Bundes-gesundheitsministers kann ein starkes Signal dafür sein, Gewalt gegen Retter und Helfer gesellschaftlich zu ächten.

Wir nehmen deutlich wahr, dass die Aggressivität gegen Ärzte und andere Berufsgruppen im Gesundheitswesen seit Jahren zunimmt. Auf den Straßen werden Notärzte und Rettungssanitäter
angegriffen. In den Notfallambulanzen passiert es immer wieder, dass Patienten wegen langer Wartezeiten aggressiv werden. Einige Krankenhäuser beschäftigen bereits Sicherheitsdienste, um ihr
Personal zu schützen. Aus diesen Gründen setzt sich die Bundesärztekammer seit langem für entsprechende gesetzliche Regelungen ein. Auch der Deutsche Ärztetag hatte in diesem Jahr gefordert, den strafrechtlichen Schutz für Hilfeleistende bei Unglücksfällen, gemeiner Gefahr oder Not zu erweitern. Nach den bisherigen Äußerungen des Ministers geht die angekündigte Gesetzes-initiative in diese Richtung.


Aber auch außerhalb der Notfallversorgung sind Ärztinnen und Ärzte von Gewalt betroffen. Nach einer Studie des Deutschen Ärzteblattes sind 91 Prozent der Hausärzte bei der Arbeit Opfer von aggressivem Verhalten geworden. Eine weitere Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass jeder vierte Arzt schon einmal körperlich angegriffen oder physisch bedroht worden ist. Fast 40
Prozent der Ärzte berichten zudem über verbale Gewalt in den letzten zwölf Monaten. Die jeweiligen Angebote der Ärztekammern zur Gewaltprävention erstrecken sich von Meldeangeboten bis hin zu konkreten Beratungsleistungen, Deeskalationskursen, Sicherheitstrainings und Kommunikations-kursen.

Es ist gut, dass unsere Bemühungen nun von Seiten des Gesetzgebers flankiert werden sollen. Darüber hinaus brauchen wir Aufklärungskampagnen, die verdeutlichen, dass die Sicherheit
von Ärzten und anderen Angehörigen von Gesundheitsberufen unverzichtbare Voraussetzung der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung ist. Jeder Einzelne ist gefordert, jeglicher Form von
verbaler oder körperlicher Gewalt in Praxen, Rettungsambulanzen oder im öffentlichen Raum entgegenzutreten, soweit es die eigene Sicherheit zulässt.“

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24.10.2019 Online-Programm „Make It“ unterstützt Krebskranke
uni | mediendienst | aktuell Nr. 142/2019

Psychoonkologische Studie der Erlanger Psychosomatik gestartet – Verein zur Förderung des Tumorzentrums Erlangen-Nürnberg spendete 9.600 Euro
Neben körperlichen Beschwerden ist es vor allem die Psyche, die Krebspatientinnen und -patienten zu schaffen macht: Die Sorge um das eigene Leben, aber auch um die Zukunft von Familie und Freunden kann Betroffene in eine tiefe Krise stürzen. Eine psychoonkologische Betreuung ist deshalb für jeden Patienten mit Krebs essenziell. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Psychosomatischen und Psychotherapeutischen Abteilung (Leiterin: Prof. Dr. [TR] Yesim Erim) des Universitätsklinikums Erlangen untersuchen jetzt in einer neuen psychoonkologischen Studie, inwiefern das Online-Training „Make It“ Betroffene bei der Krankheitsbewältigung unterstützt. Die Erlanger Wissenschaftler arbeiten dafür mit Kollegen der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des LVR-Klinikums Essen und mit Forschern der Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Uni-Klinikums Tübingen zusammen. Der Verein zur Förderung des Tumorzentrums Erlangen-Nürnberg hat die Studie jetzt mit 9.600 Euro gefördert.

„Wir wissen, dass sich viele Krebspatienten mehr Unterstützung im Umgang mit ihrer Krankheit wünschen“, sagte Prof. Dr. (TR) Yesim Erim, Leiterin der Psychosomatik des Uni-Klinikums Erlangen. „Bei uns im Haus gibt es dafür einen Psychoonkologischen Dienst, der alle Betroffenen vor Ort betreut, wenn sie das wünschen. Im persönlichen Gespräch können Erkrankte ihre Sorgen ansprechen und gemeinsam mit unseren Psychoonkologinnen Kraftquellen finden und Lösungen entwickeln. Es kann sehr befreiend sein, mit jemandem über alles zu reden, den die Krankheit persönlich nicht betrifft. Das Gefühl, sich selbst etwas Gutes zu tun, gibt vielen Betroffenen wieder neue Kraft“, erklärte Prof. Erim. Doch nicht alle Patienten haben Zugriff auf einen Psychoonkologischen Dienst. „Vor allem auf dem Land ist es für Betroffene oft sehr schwierig, in Kontakt mit Psychologen oder Krebsberatungsstellen zu kommen“, so Yesim Erim. Eine Lösung bietet jetzt das Online-Training „Make It“ (mindfulness and skill based distress reduction training in oncology = Stressreduktionsprogramm, das auf Achtsamkeit und Bewältigung basiert), das Psychoonkologen und Onkologen gemeinsam entwickelt haben.

Achtsamkeit und Bewältigung

„Make It“ umfasst acht Sitzungen. Sie bieten detaillierte Informationen zu den Themenbereichen Gefühle, Kraftquellen, Stressmanagement, Selbstzuwendung und Achtsamkeit. Die Sitzungen bringen den Patienten Bewältigungsstrategien nahe – sogenannte Skills. Außerdem enthält jede Einheit eine konkrete Achtsamkeitsübung. Die Sitzungen dauern je 20 bis 30 Minuten; alle zwei Wochen wird eine neue Einheit freigeschaltet. Patientinnen und Patienten können sich unter https://makeit.medizin.uni-tuebingen.de/ über das Online-Programm informieren und sich per E-Mail an caterina.schug@uk-erlangen.de jetzt schon dafür anmelden. Das Training kann dann am Tablet, Smartphone oder am PC kostenlos durchgeführt werden.

„Mithilfe von Videos, Audiodateien und Übungen erlernen die Patienten Fertigkeiten und Strategien, die ihnen helfen, besser mit ihrer Krebserkrankung umzugehen“, erklärte Prof. Erim. „Nach dem Training bitten wir alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer, uns mitzuteilen, wie zufrieden sie mit dem Programm waren und wie hilfreich sie es fanden. Die Antworten vergleichen wir dann mit dem Empfinden vor dem Start des Programms. So wird unsere Studie zeigen, ob und wie stark Betroffene tatsächlich von dem Online-Training profitiert haben.“ Anhand der Studienergebnisse will das Team um Prof. Erim „Make It“ optimieren und es deutschlandweit so vielen Krebspatienten wie möglich zur Verfügung stellen.

Förderung in Höhe von 9.600 Euro

Um das Online-Programm wissenschaftlich evaluieren zu können, erhielt das Team um Prof. Erim jetzt eine Spende in Höhe von 9.600 Euro vom Verein zur Förderung des Tumorzentrums Erlangen-Nürnberg. Den Spendenscheck übergaben Christa Matschl (MdL a. D., Erste Vorsitzende des Vereins), Dr. Elke Beyer-Finkler (stellvertretende Vorsitzende des Vereins), Karin Jäger (Mitglied im Vorstand des Vereins) sowie Thomas Pickel (Schatzmeister des Vereins). „Ziel unserer Spende ist es, vor allem Krebspatientinnen und
-patienten hier in der Region zu unterstützen – und das möglichst konkret und unmittelbar. Das ‚Make-It-‘Training erfüllt diesen Anspruch. Und natürlich freuen wir uns umso mehr, wenn das Online-Programm auch Betroffene außerhalb Frankens erreicht“, erklärte Christa Matschl bei der Spendenübergabe.

„Wir freuen uns, wenn möglichst viele Krebspatienten bei unserer Studie mitmachen und ‚Make It‘ ausprobieren“, betonte Prof. Erim. Teilnehmen kann jeder Krebskranke ab 18 Jahren, der gute Deutschkenntnisse besitzt.

Die Website von „Make It“: https://makeit.medizin.uni-tuebingen.de/

Weitere Informationen:
Caterina Schug
Tel.: 09131/85-45929
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21.10.2019 Internationale Wanderausstellung: AccessAbility – BarriereFreiheit
uni | mediendienst | aktuell Nr. 140/2019

Ab 28. Oktober, Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg, Schuhstraße 1A, Erlangen

Wie sieht das Leben von Menschen mit Behinderung aus? Antworten darauf gibt die Ausstellung „AccessAbility – BarriereFreiheit“, die am Montag, 28. Oktober, um 18 Uhr, in der Universitätsbibliothek der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) eröffnet wird. Den Eröffnungsvortrag „Same same but different“ hält die schwedische Autorin Sara Shamloo, die auch in der Ausstellung porträtiert wird, in englischer Sprache. Die Diversity Scouts der FAU veranstalten bei der Eröffnung zusätzlich ein Rahmenprogramm. Der Eintritt ist kostenlos.

Im Fokus der Fotoausstellung stehen Demokratie, Human Rights und Haltung. Die Ausstellung basiert auf 14 persönlichen Erzählungen von Menschen mit Behinderungen in Schweden und deren alltäglichem Leben, Hoffnungen, Sorgen, Freude, Liebe, Familie, Arbeit und Freizeit. Begleitend zu der Ausstellung bietet die Juniorprofessur für Kinder- und Jugendliteratur und die Professur für Komparatistik/Skandinavistik an der FAU für Studierende zwei Kurse an. In den Seminaren wird anhand von moderner nordischer und internationaler Kinder- und Jugendliteratur untersucht, in welcher Form Heterogenität und Differenz aufgegriffen und dargestellt werden. Bis zum 25. November ist die Ausstellung in der Universitätsbibliothek zu sehen. Danach wird sie an den drei nachstehenden Orten zu Gast sein:
Freitag, 13. Dezember, bis Freitag, 31. Januar:
Access gGmbH, Access Loft, Michael-Vogel-Straße 1C, Erlangen

Ausstellungseröffnung am Freitag, 13. Dezember, um 18 Uhr, mit dem Vortrag „Inklusion im Arbeitsleben“ von Karl-Heinz Miederer

Dienstag, 3. März, bis Freitag, 3. April:
Lebenshilfe Erlangen, Georg-Zahn-Schule und Tagesstätte Schenkstraße 113, Erlangen

Montag, 20. April, bis Mittwoch, 30. April:
Rathausfoyer, Stadt Erlangen, Rathausplatz 1, Erlangen


An allen Ausstellungsorten kann die internationale Wanderausstellung während der Öffnungszeiten besichtigt werden. Sämtliche Veranstaltungsorte sind barrierefrei. Der Eintritt ist jeweils frei.

Die Ausstellung, die bereits in mehreren Ländern gezeigt wurde, wurde vom Schwedischen Institut, Stockholm, konzipiert und wird auch von diesem gefördert. Die Veranstaltung wird von der Juniorprofessur für Kinder- und Jugendliteratur sowie der Professur für Komparatistik/Skandinavistik der FAU in Zusammenarbeit mit der Access gGmbH Erlangen, dem Büro für Gender und Diversity, dem E-Werk Kino, der Lebenshilfe Erlangen, der Schwedischen Botschaft Berlin, dem Schwedischen Institut und der Stadt Erlangen organisiert.

Weitere Informationen:

Karina Brehm, Tel.: 09131/85-22916, karina.brehm@fau.de

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18.10.2019 Vortrag: Wie Freude, Begierde und Schrecken im Gehirn entstehen
uni | mediendienst | aktuell Nr. 138/2019

25. Oktober, 12.15 Uhr, Hörsaal Studienzentrum, Stinzingstraße 12, Erlangen

Werden die Gefühle Mögen und Wollen von den gleichen Gehirnmechanismen hervorgerufen? Mit dieser Frage beschäftigt sich Prof. Dr. Kent Berridge, University of Michigan, USA, in seinem öffentlichen, englischsprachigen Vortrag am Freitag, 25. Oktober, um 12.15 Uhr. Die Veranstaltung wird vom Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie (Motivation, Emotion und Lernen) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) organisiert.

Die Belohnungssysteme Mögen und Wollen gehen in der Regel Hand in Hand, sind jedoch trennbare Gehirnmechanismen. Die Unterscheidung der beiden Systeme ist deshalb wichtig, weil dadurch Stimmungsstörungen bei verschiedenen Erkrankungen, darunter Sucht, Depression und Schizophrenie, besser verstanden werden.

Das Gefühl des Mögens wird durch ein überraschend schwaches und kleines Netzwerk von hedonischen Hotspots in limbischen Gehirnstrukturen erzeugt, während das Wollen ein viel robusteres, größeres Gehirnnetzwerk mit Dopaminsystemen hat. Zudem hat Wollen-System überraschenderweise viele Gemeinsamkeiten mit den Gehirnstrukturen, die Angst auslösen.

Prof. Dr. Kent Berridge ist einer der weltweit führenden Theoretiker und Forscher auf den Gebieten der Drogenabhängigkeit und der Motivation, beides aus neurowissenschaftlicher Sicht.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Oliver Schultheiss, Tel.: 09131/85-20880, oliver.schultheiss@fau.de

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18.10.2019 Tagung der Bundesärztekammer-Ärzteschaft fordert Ordnungsrahmen für Digitalisierung im Gesundheitswesen
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 18.10.2019 – „Die Digitalisierung im Gesundheitswesen hat das Potenzial, sowohl die Prozesse als auch grundsätzliche Prinzipien der gesundheitlichen Versorgung zu verändern. Diese Veränderungen werden aber nur dann zu Verbesserungen führen, wenn Ärzte und Patienten Vertrauen in die neuen Strukturen und Abläufe entwickeln können.“ Das sagte Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt zur Eröffnung der Tagung „BÄK im Dialog, die Vertrauensfrage in der digitalen Medizin“ in Berlin.
Reinhardt forderte eine Gesamtstrategie für den Ausbau der Digitalisierung sowie einen Ordnungsrahmen, der politische, rechtliche und ethische Aspekte umfasst. Im Beisein von Bundes-gesundheitsminister Jens Spahn sagte Reinhardt: „Es ist Aufgabe der Politik, einen solchen Rahmen zu setzen. Unser Anliegen ist es, die Politik mit unserem besonderen Blick auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten dabei zu unterstützen.“
Inhaltliche Grundlage der Bundesärztekammer-Tagung waren Thesen zur Digitalisierung, die die BÄK in den vergangenen Monaten in Werkstattgesprächen diskutiert hat. BÄKVorstandsmitglied
Dr. Peter Bobbert formulierte daraus abgeleitete Kernfragen: „Wo hört die Unterstützung für den Arzt
durch Künstliche Intelligenz (KI) auf und wo fängt Substitution an? Müssen wir ethische Leitgedanken für die digitalisierte Medizin formulieren? Sollten wir digitale Anwendungen erst dann
in unser Behandlungsangebot übernehmen, wenn ihr Nutzen bewiesen ist?“ Bobbert plädierte dafür, sich intensiv mit diesen und weiteren Fragen zur Digitalisierung zu befassen. „Am Ende müssen Kernanforderungen für eine Digitalisierung stehen, die sich an den tatsächlichen Bedürfnissen der Patienten ausrichten“, sagte er.
Erik Bodendieck, Präsident der Sächsischen Landesärztekammer, der gemeinsam mit Peter Bobbert dem Ausschuss „Digitalisierung der Gesundheitsversorgung“ der Bundesärztekammer vorsitzt, sprach sich in der abschließenden Podiumsdiskussion für einen offenen Umgang mit den neuen digitalen Möglichkeiten aus: „Digitale Angebote werden Ärztinnen und Ärzte nicht ersetzen. Oft brauchen wir für unsere Arbeit alle fünf Sinne. Das kann keine Maschine leisten.“ Richtig angewendet könnten digitale Anwendungen aber sinnvolle Hilfsmittel sein, die die Patientenversorgung weiter verbessern.
Auf deutliche Kritik von Ärztinnen und Ärzten stieß auf der Tagung das Vorhaben der Bundesregierung, dass Krankenkassen ihren Versicherten künftig digitale Versorgungsangebote machen können, ohne die behandelnden Ärzte einzubeziehen. Bodendieck erklärte, dass auch digitale Anwendungen in ein therapeutisches Gesamtkonzept integriert werden müssten. „Es braucht immer einen Verantwortlichen, der Risiken im Behandlungsverlauf erkennen kann. Und das kann nur der Arzt sein.“

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15.10.2019 Gegen die Kommerzialisierung der medizinischen Versorgung
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

„Die Bayerische Landesärztekammer (BLÄK) spricht sich gegen die Kommerzialisierung der medizinischen Versorgung im ambulanten und stationären Bereich aus“, sagt Dr. Gerald Quitterer, Präsident der BLÄK.

Der 78. Bayerische Ärztetag hatte am 13. Oktober 2019 nach eingehender Diskussion beschlossen, den Ärzte-Appell „Rettet die Medizin!“ in der Ausgabe des Nachrichtenmagazins stern vom 9. September 2019 zu unterstützen und zu unterzeichnen. Der Appell richtet sich „Gegen das Diktat der Ökonomie in unseren Krankenhäusern“. Die Forderungen im Detail:

1. Das Fallpauschalensystem müsse ersetzt oder zumindest grundlegend reformiert werden.

2. Die ökonomisch gesteuerte gefährliche Übertherapie sowie Unterversorgung von Patienten müssten gestoppt werden. Dabei bekenne man sich zur Notwendigkeit wirtschaftlichen Handelns.

3. Der Staat müsse Krankenhäuser dort planen und gut ausstatten, wo sie wirklich nötig seien. Das erfordere einen Masterplan und den Mut, mancherorts zwei oder drei Kliniken zu größeren, leistungsfähigeren und personell besser ausgestatteten Zentren zusammenzuführen.

Kritisiert wurde in der Aussprache am 78. Bayerischen Ärztetag jedoch das „wording“ des „stern-Appells“, der an einigen Stellen einfach zu provokant formuliert sei. Insbesondere die Sätze: „Aber auch manche Ärztinnen und Ärzte selbst ordnen sich zu bereitwillig ökonomischen und hierarchischen Zwängen unter. Wir rufen diese auf, sich nicht länger erpressen oder korrumpieren zu lassen“, ließen Fehlinterpretationen zu. Ein weiterer Kritikpunkt sei, dass der ambulante Sektor in diesem „stern-Appell“ gar nicht vorkomme.

Pressestelle
Bayerische Landesärztekammer

Dagmar Nedbal
Mühlbaurstraße 16
81677 München
Telefon: 089 4147-268
Fax: 089 4147-202
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15.10.2019 „Die Erlanger Dermatologie bleibt breit aufgestellt“ - Prof. Dr. Carola Berking ist seit 1.10.2019 Direktorin der Hautklinik
uni | mediendienst | aktuell Nr. 135/2019

Die Zahl der Patientinnen und Patienten mit Hautkrebs steigt. Menschen rechtzeitig zu schützen und im Ernstfall optimal zu behandeln, das hat sich die neue Direktorin der Hautklinik des Universitätsklinikums Erlangen, Prof. Dr. Carola Berking, vorgenommen. Neben dem Fokus auf onkologischer Dermatologie möchte die gebürtige Rheinland-Pfälzerin die Erlanger Hautklinik weiterhin als Einrichtung führen, die das gesamte dermatologische und allergologische Spektrum abdeckt. Prof. Berking folgt auf Prof. Dr. med. univ. Gerold Schuler, der die Klinik 24 Jahre lang leitete und nun in den Ruhestand verabschiedet wurde.

Carola Berking studierte Humanmedizin an der Universität des Saarlandes und an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), wo sie auch promovierte. Nach einem dreijährigen wissenschaftlichen Forschungsaufenthalt in Philadelphia, USA, erwarb sie 2004 den Facharzttitel für Haut- und Geschlechtskrankheiten und habilitierte zum schwarzen Hautkrebs, dem malignen Melanom. Im Jahr 2008 wurde Carola Berking auf eine W2-Stiftungsprofessur mit Schwerpunkt Dermato-Onkologie an der LMU berufen. Bis zu ihrem Wechsel nach Erlangen leitete sie als Oberärztin an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie des Klinikums der Universität München – der größten Hautklinik Europas – die Onkologische Abteilung.

Fokus: Hautkrebs und seine Vorstufen

Die dermatologische Onkologie beschäftigt Carola Berking seit über 20 Jahren laborwissenschaftlich und klinisch. Als Prüfärztin leitete sie zuletzt am Klinikum der Universität München über 50 klinische Studien für Patientinnen und Patienten mit malignen Melanomen und anderen bösartigen Hauttumoren. Daneben widmet sich Prof. Berking heute vor allem auch dem hellen Hautkrebs und seinen Vorstufen, den sogenannten aktinischen Keratosen. Zuletzt koordinierte die 48-Jährige federführend die kürzlich neu erschienene S3-Leitlinie „Aktinische Keratose und Plattenepithelkarzinom der Haut“ – eine Empfehlung auf höchstem wissenschaftlichen Niveau. Bisher gab es lediglich niedriger klassifizierte Leitlinien und noch gar keine, die das Vorgehen bei Vorstufen des weißen Hautkrebses und bei manifesten Tumoren kombiniert. Prof. Berking möchte aber auch die Prävention stärken. Laut der Expertin gibt es vor allem Verbesserungspotenzial bei der Verhältnisprävention, das heißt: bei der Gestaltung von öffentlichen Plätzen, Freizeitanlagen und Arbeitsumgebungen. „Fragen sind: Hat das Babybecken im Freibad ein Sonnendach? Und gibt es auf dem öffentlichen Sportplatz überhaupt genug Schatten?“, nennt Prof. Berking zwei Beispiele.

Ein Mindestmaß an Sonne

UV-Schutz ist der wichtigste Faktor, um Hautkrebs vorzubeugen – doch ein Mindestmaß an Sonnenlicht braucht jeder Mensch. Im Rahmen des UV-Schutz-Bündnisses, das vom Bundesamt für Strahlenschutz koordiniert wird, wirkte Carola Berking deshalb an einer Empfehlung zu Vitamin D mit. „Sonnenlicht regt die körpereigene Vitamin-D-Bildung an. Die einhellige wissenschaftliche Empfehlung ist deshalb: Gesicht, Hände und Arme sollten zwei- bis dreimal pro Woche unbedeckt und ohne UV-Schutz der Sonne ausgesetzt werden – aber nur so lange, wie sich die Haut nicht rötet. Beim Hauttyp 2 heißt das zum Beispiel: circa zwölf Minuten Sonne wöchentlich. So werden die Vitamin-D-Speicher gerade jetzt vor der dunklen Jahreszeit noch einmal aufgefüllt und Mangelerscheinungen vermieden.“

Diagnostik ohne Skalpell
In der Hautkrebsdiagnostik setzt Prof. Berking auf die konfokale Laserscanmikroskopie und die optische Kohärenztomografie – nicht-invasive Verfahren, die ohne Gewebeentnahmen auskommen. „Das erspart uns Zeit und den Patientinnen und Patienten Schmerzen“, sagt sie. Haben sich tatsächlich Vorstufen von hellem Hautkrebs gebildet, werden diese vorrangig narbenlos mit Cremes oder mit der photodynamischen Therapie (PDT) behandelt – ein weiterer Schwerpunkt von Prof. Berking. Bei der PDT wird ebenfalls zuerst eine Creme aufgetragen und die betroffene Stelle anschließend mit Rotlicht bestrahlt; auch Tageslicht kann eingesetzt werden. Erst, wenn Tumoren tiefergehend sind, werden diese operativ entfernt.

Laut Carola Berking entwickeln sich hautärztliche Behandlungen immer weiter von der topischen zur systemischen Therapie – also von der örtlich aufgetragenen Salbe hin zur Tablette oder Spritze. „Zur Behandlung von schwarzem Hautkrebs können wir heute Checkpoint-Inhibitoren nutzen – Medikamente, die die körpereigene Tumorabwehr aktivieren. Psoriasis, Neurodermitis und Urtikaria behandeln wir mit modernen Antikörpertherapien. Doch diese Immuntherapien haben noch keine guten Biomarker, die das Ansprechen auf eine bestimmte Therapie vorhersagen, und viele unerwünschte Nebenwirkungen. Dies gilt es weiter zu dokumentieren, zu erforschen und zu verstehen“, sagt die Dermatologin.

Hautklinik bleibt breit aufgestellt

„Hautkrebsforschung  und -therapie sind wichtige Erlanger Standbeine, die ich fortführen und mit meiner Expertise verknüpfen möchte“, sagt Carola Berking. „Aber: Die Hautklinik des Uni-Klinikums Erlangen war immer breit aufgestellt und soll es auch unter meiner Leitung bleiben.“ Wissenschaftlich wie klinisch deckt die Hautklinik deshalb neben der Dermato-Onkologie auch die Bereiche Psoriasis, Neurodermitis, Ekzeme, Infektionen und viele andere entzündliche und autoimmunologische Hauterkrankungen ab. Urtikaria sowie die Allergologie, die Andrologie und die Versorgung chronischer Wunden stellen weitere Schwerpunkte dar. „In allen Bereichen laufen in Erlangen sehr gute Studien, in die wir fortlaufend Patientinnen und Patienten aufnehmen. Weil die Bevölkerung immer älter wird, werden uns vor allem Unterschenkelgeschwüre und andere chronische Wunden, Hauttrockenheit, medikamentenassoziierte Hauterkrankungen, aber eben auch Hautkrebsfälle in Zukunft noch stärker beschäftigen“, erwartet Prof. Berking.

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11.10.2019 Ungewissheit als Herausforderung -„Umgang mit Unsicherheit in der Medizin“ – 18. Ethiktag des Klinischen Ethikkomitees am Samstag, 26.10.2019
uni | mediendienst | aktuell Nr. 131/2019 v

Das Gefühl von Sicherheit ist ein menschliches Grundbedürfnis – vor allem, wenn es um die eigene Gesundheit geht. Doch auch die moderne Medizin kann nicht immer oder sofort auf alle Fragen Antworten liefern. Wie Behandelnde und auch Patientinnen und Patienten den „Umgang mit Unsicherheit in der Medizin“ konstruktiv gestalten können, thematisiert der 18. Ethiktag des Klinischen Ethikkomitees des Universitätsklinikums Erlangen und der Professur für Ethik in der Medizin der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Bei der interdisziplinären Fortbildungsveranstaltung treffen sich am Samstag, 26. Oktober 2019, ab 10.00 Uhr Ärzte und Ärztinnen, Pflegende, Mitglieder von Ethikkomitees und Beratungsdiensten sowie weitere Interessierte in den Hörsälen Medizin, Ulmenweg 18, in Erlangen. Eine Anmeldung zur Teilnahme am 18. Ethiktag ist noch bis zum Freitag, 18. Oktober 2019, möglich.

Wird der Patient oder die Patientin auf die Chemotherapie positiv ansprechen? Wie verhalte ich mich als Arzt oder Ärztin richtig, wenn keine eindeutige Prognose vorliegt? Was ist zu tun, wenn eine medizinische Ungewissheit Konflikte zwischen Patienten und Behandelnden auslöst? Diese und viele weitere Fragen für den Umgang mit Unsicherheit in der Medizin thematisiert der 18. Ethiktag.

Unsicherheit annehmen

Wenn es auf Fragen keine eindeutigen Antworten gibt, obwohl die eigene Gesundheit bedroht ist, können existenzielle Ängste entstehen. Der interdisziplinäre 18. Ethiktag will Wege aufzeigen, wie Ärzteschaft, Pflegende und seelsorgerische Begleitung Unsicherheiten besser wahrnehmen und auch akzeptieren können. Dazu gestalten hochrangige Vortragende aus der Medizin und anderen Wissenschaften Präsentationen und Workshops mit weiterführenden Informationen und Handlungsimpulsen. Bei einer einstündigen Podiumsdiskussion diskutieren die Beteiligten den Umgang mit Unsicherheit in der Medizin nicht nur untereinander, sondern auch mit dem Plenum. Die Veranstaltung endet „letzten Fragen“ zum Schwerpunktthema „Unsicherheit im Krankheitserleben am Lebensende – zum Umgang mit existenziellen Fragen in der Medizin“.

Einladung zur Teilnahme und Berichterstattung


Medienvertreterinnen und -vertreter sind herzlich zur Veranstaltung und Berichterstattung eingeladen. Prof. Dr. med. Andreas Frewer steht als Leiter der Geschäftsstelle des Klinischen Ethikkomitees für Interviews zur Verfügung. Um Anmeldung per E-Mail wird gebeten.

Klinisches Ethikkomitee


Das Klinische Ethikkomitee (KEK) ist eine Einrichtung des Uni-Klinikums Erlangen. Es versteht sich als Diskussionsforum für ethische Fragestellungen, die sich aus der Patientenversorgung im klinischen Alltag ergeben. Das KEK hilft dabei, Behandlungsentscheidungen in schwierigen klinischen Situationen zu reflektieren und angemessen zu begründen.

Informationen zur Veranstaltung und zum Programm im Internet:
https://www.ethikkomitee.med.fau.de/
Weitere Informationen:
Prof. Dr. med. Andreas Frewer
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09.10.2019 Blutung im Kleinhirn: OP senkt Sterblichkeit
uni | mediendienst | forschung Nr. 66/2019

Weltweit größte Metaanalyse von Patientinnen- und Patientendaten aus Deutschland und den USA veröffentlicht
In Deutschland erleiden jährlich ca. 35.000 Menschen eine akute Hirnblutung. Für Blutungen im Großhirn und deren operative Versorgung gibt es bereits aussagekräftige Studien. Im Gegensatz dazu stützen sich die internationalen Leitlinien zur Behandlung von Kleinhirnblutungen auf wesentlich weniger untersuchte Fälle. Kleinhirnblutungen machen nur circa zehn Prozent aller Fälle aus. Eine Kollaboration von Expertinnen und Experten aus Deutschland und den USA hat jetzt erstmals untersucht, wie sich eine operative Blutungsentfernung auf die Sterblichkeit und auf die funktionelle Langzeitprognose auswirkt. An der Analyse beteiligten sich insgesamt 64 Zentren unter Federführung der Neurologischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Stefan Schwab) des Universitätsklinikums Erlangen. Die Studienergebnisse wurden jetzt im Journal of the American Medical Association (JAMA) veröffentlicht.

„Basierend auf unseren Daten und der Metaanalyse können wir Folgendes ableiten: Eine Kleinhirnblutung, deren Volumen kleiner ist als 12 Kubikzentimeter, sollte nicht operativ entfernt werden. Denn: Hierdurch wäre eher eine funktionelle Verschlechterung zu erwarten, das heißt eine körperlich-motorische Beeinträchtigung der Patientin oder des Patienten. Außerdem würde sich bei diesen Betroffenen die Überlebenswahrscheinlichkeit durch eine OP nicht grundsätzlich verbessern“, sagt der Studienleiter und leitende Oberarzt Prof. Dr. Hagen Huttner von der Neurologie des Uni-Klinikums Erlangen. „Im Gegensatz dazu senkt eine Operation bei Blutungen, die größer sind als 15 Kubikzentimeter, die Sterblichkeitsrate signifikant – im Vergleich zum konservativen Vorgehen, wie etwa dem künstlichen Koma oder einer nicht-operativen Therapie zur Senkung des Hirndrucks“, so Prof. Huttner. Einschränkend ergänzt er: „Mit einer besseren funktionellen Langzeitprognose geht eine OP allerdings nicht einher. Und für den Bereich zwischen 12 und 15 Kubikzentimetern waren die Ergebnisse nicht signifikant.“

Das übliche Vorgehen bei der operativen Entfernung einer größeren Kleinhirnblutung basierte bislang auf kleineren Studien. Diese gingen davon aus, dass den betroffenen Patientinnen und Patienten eine weitere klinische Verschlechterung droht, weil die hintere Schädelgrube räumlich begrenzt ist und der Hirnstamm durch die Blutung verdrängt werden könnte. Da in einem solchen Fall der Tod der oder des Betroffenen unmittelbar bevorstünde, befürworteten Ärztinnen und Ärzte eine Operation. Denn sie gingen zusätzlich zu einer erhöhten Überlebenswahrscheinlichkeit auch von einer besseren klinischen Prognose aus.

Höchste Aussagekraft für mittelschwere Befunde

Weil es bislang keine randomisierten Studiendaten oder größeren Beobachtungsstudien dazu gab, hat das Team um Prof. Huttner und PD Dr. Joji Kuramatsu, Oberarzt der Neurologie, die nun veröffentlichte systematische Metaanalyse durchgeführt. Im Rahmen dieser weltweit größten Untersuchung von Daten von 578 Patientinnen und Patienten mit Kleinhirnblutungen wurden Gruppen von operativ und konservativ behandelten Patientinnen und Patienten miteinander verglichen. „Die Ergebnisse unserer Auswertung sind insbesondere für mittelschwer Betroffene sehr aussagekräftig“, sagt der Erstautor der Studie, PD Kuramatsu. „Für Betroffene mit sehr kleinen oder sehr großen Blutungen sind die Befunde statistisch nicht so eindeutig.“ Joji Kuramatsu weiter: „Die Funktionalität des Gehirns 90 Tage nach Eintritt der Blutung ist bei denjenigen, die eine OP erhalten haben, mit dem Zustand derer vergleichbar, die konservativ behandelt wurden. Allerdings variierten die Ergebnisse deutlich, je nachdem, wie groß die Blutung anfänglich war.“

Bessere Kommunikation mit Angehörigen

„Die funktionelle Prognose wird insgesamt durch eine Operation nicht sicher verbessert. Allerdings senkt eine OP die Sterblichkeit. Diese Erkenntnis ist sehr hilfreich für den klinischen Alltag und für unsere Kommunikation mit Angehörigen“, fasst Studienleiter Prof. Huttner zusammen. „Unsere Untersuchung hat jetzt einen über Jahrzehnte hinweg bestehenden Therapieansatz der neurologisch-neurochirurgischen Intensivmedizin erstmals fundiert analysiert“, sagt Prof. Dr. Dr. h. c. Stefan Schwab, Direktor der Neurologie des Uni-Klinikums Erlangen und Past-Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin. PD Kuramatsu ergänzt: „Unsere Studienergebnisse liefern erstmals konkrete Effektgrößen, die für die Planung künftiger Forschungsarbeiten herangezogen werden können. Denn ohne diese prospektiven randomisierten Studien fehlt – auch trotz unserer Analyse – weiterhin die abschließende Gewissheit darüber, welche Patientinnen und Patienten von einer Operation profitieren.“

Link zur Studie: https://jamanetwork.com/journals/jama/article-abstract/2752468

Weitere Informationen:
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08.10.2019 Forschung zur Knochenregeneration wird ausgebaut
uni | mediendienst | forschung Nr. 65/2019

FAU-Forschende bringen Wissen in internationales Kompetenzzentrum für Biomaterialien ein

Die internationale Forschung im Bereich Biomaterialien und Knochenregeneration bekommt ein neues herausragendes Projekt: In Lettland entsteht das Baltic Biomaterials Centre of Excellence (BBCE). Es wird mit 15 Millionen Euro aus dem europäischen Forschungsrahmenprogramm HORIZON 2020 gefördert. Der Lehrstuhl für Biomaterialien der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) ist am wissenschaftlichen Aufbau des Kompetenzzentrums beteiligt.

Prof. Dr. Aldo R. Boccaccini, Lehrstuhl für Biomaterialien an der FAU, wird im BBCE die Forschungs- und wissenschaftlichen Ausbildungsaktivitäten auf dem Gebiet der bioaktiven Materialien für die Knochengewebezüchtung leiten und mit international anerkannten Forschungsteams aus Lettland und der Schweiz zusammenarbeiten.

Ziel des BBCE ist die Erforschung und Entwicklung patientenspezifischer, personalisierter Therapien für knochenbedingte Erkrankungen – von der Entwicklung geeigneter Biomaterialien für die Knochenregeneration über präklinische Untersuchungen bis hin zu klinischen Studien. Für die gemeinsamen Forschungstätigkeiten, den Austausch von technischem und wissenschaftlichem Personal und den Ausbau der Infrastruktur stehen weitere 15 Millionen Euro zur Verfügung. Sie stammen von der Regierung von Lettland, dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und lettischen Projektpartnern, die das Exzellenzzentrum fördern.

Link zum BBCE:
http://bbcentre.eu

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Aldo R. Boccaccini, Tel.: 09131/85-28601, aldo.boccaccini@ww.uni-erlangen.de

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01.10.2019 Wenn Blutgefäße zu durchlässig sind
uni | mediendienst | forschung Nr. 63/2019

Blutgefäße bieten neue Ansatzpunkte für die Behandlung chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen
In Deutschland leiden etwa 400.000 Menschen an chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Am Universitätsklinikum Erlangen gelang jetzt erstmals der Nachweis, dass Fehlsteuerungen in Blutgefäßen eine wesentliche Rolle bei der Entstehung solcher Krankheiten spielen. Durch die Behebung dieser Fehlsteuerung konnte in experimentellen Modellsystemen der Krankheitsverlauf deutlich verbessert werden. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Erlanger Forscherinnen und Forscher jetzt im Journal of Clinical Investigation*.

Erkrankungen des Menschen basieren häufig auf fehlgesteuerten Zellen. Bei Untersuchungen zu den Mechanismen chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen standen bisher die Epithelzellen, die die Barriere vom Darm zum umgebenden Gewebe aufbauen, und die Entzündungszellen im Vordergrund. Obwohl bekannt ist, dass Entzündungszellen nur über die Blutgefäße in die entsprechenden Gewebe gelangen können, wurde die Rolle von Blutgefäßen bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen bisher nur am Rande erforscht. Eine vertiefende Untersuchung zur Rolle von Blutgefäßen hat jetzt eine Forschergruppe der Molekularen und Experimentellen Chirurgie (Leiter: Prof. Dr. Michael Stürzl) an der Chirurgischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Robert Grützmann) in Zusammenarbeit mit Gruppen der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath) des Uni-Klinikums Erlangen und des Optical Imaging Centre Erlangen (OICE) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg durchgeführt.

Stark durchlässige Blutgefäße


Das interdisziplinäre Kooperationsprojekt, das im Wesentlichen Victoria Langer im Rahmen ihrer Doktorarbeit experimentell umsetzte, ergab, dass die Blutgefäße bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen besonders durchlässig (permeabel) sind. Als Ursache identifizierten die Forscherinnen und Forscher in molekularen Analysen eine fehlgesteuerte Zell-Zell-Interaktion bei den Endothelzellen. Endothelzellen bilden die Hülle von Blutgefäßen und sind für deren Dichtigkeit verantwortlich. Die Fehlsteuerung wird durch ein spezifisches Zytokin verursacht, das als Interferon-g bezeichnet wird und das im chronisch entzündeten Darmgewebe in erhöhten Konzentrationen vorliegt. Die erhöhte Permeabilität der Blutgefäße konnte an verschiedenen experimentellen Modellen und auch bei Patientinnen und Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen nachgewiesen werden.

Die große Bedeutung der Blutgefäßpermeabilität zeigte sich, als mit genetischen Verfahren am experimentellen Tiermodell die Fähigkeit von Endothelzellen, auf Interferon-g zu reagieren, gehemmt wurde und dies den Krankheitsverlauf deutlich abschwächte. Von besonderer klinischer Bedeutung ist, dass auch das Medikament Imatinib (Glivec®) die Gefäßdurchlässigkeit hemmte, was den Krankheitsverlauf ebenfalls deutlich unterdrückte. Imatinib (Glivec®) wird bisher vorwiegend in der Krebstherapie eingesetzt.

Die Studie der Erlanger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler belegt erstmals die große Bedeutung des Blutgefäßsystems bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und eröffnet neue Ansätze für die Therapie. Prof. Stürzl nahm chronisch-entzündliche Darmerkrankungen erst vor wenigen Jahren in sein Forschungsspektrum auf. Er hebt besonders die hervorragenden Kompetenzen rund um Entzündungsprozesse und optische bildgebende Verfahren hervor, die das Uni-Klinikum Erlangen und die FAU Erlangen-Nürnberg bieten und die ihm einen raschen und erfolgreichen Quereinstieg ermöglichten. Nun hat Michael Stürzl die neu erkannten Krankheitsmechanismen und neue Behandlungsmöglichkeiten im Blick. Er sagt: „Wir hoffen natürlich sehr, dass unsere Ergebnisse langfristig den Patientinnen und Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen nützen. Dies wird nicht zuletzt dadurch unterstützt, dass das Medikament, das im Tiermodell erfolgreich war, auch schon für klinische Anwendungen zugelassen ist.“
*https://doi.org/10.1172/JCI124884

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Michael Stürzl
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27.09.2019 Gebündelte Kompetenz für Nesselsuchtpatientinnen und -patienten
uni | mediendienst | aktuell Nr. 127/2019

Uni-Klinikum Erlangen qualifiziert sich für das weltweite Netzwerkprogramm UCARE

Wer sich schon einmal über den quälenden Juckreiz eines einzigen Mückenstichs geärgert hat, kann nachempfinden, wie sehr Menschen mit Nesselsucht (Urtikaria) leiden müssen: Sie spüren das brennende Kribbeln oft mehrmals täglich am ganzen Körper, und das bei chronischer Urtikaria sogar viele Monate und Jahre lang. Das Allergiezentrum (Sprecherin: Dr. Nicola Wagner) des Universitätsklinikums Erlangen erhielt jetzt die Zertifizierung als Urtikariazentrum des weltweiten Netzwerks GA²LEN (Global Allergy und Asthma European Network). Von der Teilnahme des Uni-Klinikums Erlangen am Programm GA²LEN UCARE profitieren auch die Erlanger Nesselsuchtpatientinnen und -patienten: Sie erhalten Zugang zu aktuellen Studien über diese schwer zu behandelnde Krankheit und zu den neuesten Forschungsergebnissen.

Die Haut ist stark gerötet, oft übersät von Quaddeln oder sogar Angioödemen – also Schwellungen der tieferen Hautschichten. Am schlimmsten aber ist der schier unerträgliche Juckreiz. Urtikaria ist eine der häufigsten Hauterkrankungen. Ungefähr jeder vierte Mensch erleidet sie einmal im Laufe seines Lebens. „Die akute Urtikaria verläuft meist unproblematisch und ist nach wenigen Tagen überstanden“, erklärt Dr. Nicola Wagner, Leiterin der Allergieambulanz der Hautklinik (Direktorin ab 1.10.2019: Prof. Dr. Carola Berking) des Uni-Klinikums Erlangen. Weitaus schwerer zu ertragen ist laut der Allergieexpertin die chronische Urtikaria, die sich über Monate oder sogar Jahre hinziehen kann und zudem auch teils schwieriger zu behandeln ist. „Eine chronische Urtikaria kann viele verschiedene Ursachen haben – zum Beispiel einen unbemerkten Infekt, begleitende bisher unerkannte Erkrankungen oder eine Reaktion des Körpers gegenüber körpereigenen Zellen. Deshalb ist ihre Behandlung manchmal etwas herausfordernder“, erläutert Dr. Wagner.

Verbesserte Ursachenforschung

Deshalb ist neben der medikamentösen Behandlung der Symptome die Ursachenforschung zu dieser belastenden Hauterkrankung so wichtig. „Als zertifiziertes Zentrum des UCARE-Programms erhalten wir Zugang zu den medizinischen Spitzenleistungen in der Urtikariatherapie, können uns an aktuellen Studien beteiligen und von den neuesten Forschungsergebnissen profitieren“, so Dr. Wagner. Für das Zertifikat und die Aufnahme in das GA²LEN-UCARE-Programm ließ das Uni-Klinikum Erlangen seine medizinischen Leistungen in der Diagnostik und Behandlung von Urtikariabetroffenen in 32 Kategorien überprüfen. Im Netzwerkprogramm UCARE lassen die beteiligten Allergiezentren ihre gebündelte Kompetenz in die Behandlung der Urtikaria einfließen, erforschen die Ursachen der Erkrankung vertieft und fördern in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein für dieses auch psychisch sehr belastende Leiden.

Probesitzen im Nessel-Sessel zur Langen Nacht der Wissenschaften am 19.10.2019


Seit 2014 gilt der 1. Oktober jährlich als Welt-Urtikaria-Tag, um weltweit über die quälende und verbreitete Hautkrankheit zu informieren und den Austausch zwischen Dermatologinnen und Dermatologen und Betroffenen weiter zu verbessern. Für die diesjährige Lange Nacht der Wissenschaften am Samstag, 19. Oktober 2019, initiierte Dr. Wagner außerdem eine interessante Aktion, bei der sich die Besucherinnen und Besucher im wahrsten Sinne des Wortes „in die Nesseln setzen“ können: „Wir stellen einen sogenannten ,Urtikaria-Nessel-Sessel‘ auf, in dem jeder den belastenden Juckreiz der Urtikariapatientinnen und -patienten einmal selbst am ganzen Körper spüren kann“, kündigt die Allergologin an.

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27.09.2019 BÄK-Vizepräsidentin Lundershausen fordert konsequentes Vorgehen gegen Lieferengpässe und Qualitätsmängel
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 27.09.2019 – „Lieferschwierigkeiten bei Arzneimitteln
bedrohen zunehmend die Patientenversorgung. Die Politik muss
konsequent gegen solche Engpässe vorgehen.“ Das fordert Dr.
Ellen Lundershausen, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer
(BÄK) vor dem Hintergrund der intensiven Beratungen zu der
Problematik auf dem jüngsten Treffen der Deutschen Akademie
der Gebietsärzte, einem Zusammenschluss ärztlicher
Fachgesellschaften und Berufsverbände. Dabei gehe es neben
dem Schutz der Patientinnen und Patienten auch um die
Stringenz gesundheitspolitischer Entscheidungen. „Es wäre doch
eine Schildbürgerei sondergleichen, wenn Deutschland die
Impfpflicht einführt, während gleichzeitig die dafür notwendigen
Impfstoffe fehlen“, so Frau Dr. Lundershausen.
Abhilfe könnte eine nationale Arzneimittel-Reserve für
versorgungsrelevante Medikamente schaffen. Diesen Vorschlag
der Ärzteschaft hatten jüngst die Gesundheitspolitiker der
Unionsfraktion in einem Positionspapier aufgegriffen. „Welche
Medikamente in welchem Umfang vorgehalten werden müssen,
sollten Ärzteschaft und Politik gemeinsam mit Kostenträgern und
Pharmaunternehmen festlegen“, schlägt Frau Dr. Lundershausen
vor.

Aktuell listet das Bundesinstitut für Arzneimittel und
Medizinprodukte Lieferengpässe bei 239 Humanarzneimitteln auf.
Eine wesentliche Ursache für diese hohe Zahl sieht Frau Dr.
Lundershausen in der Verlagerung der Produktion in
außereuropäische Länder, verbunden mit der Konzentration auf
wenige Standorte. „Wenn die Produktion an einer Stelle stockt
oder die Qualität nicht stimmt, ist die ganze Versorgung in Frage
gestellt.“

Nach den jüngsten Arzneimittelskandalen habe der Gesetzgeber
mit der Stärkung der Koordinierungsfunktion der
Bundesoberbehörden bei gefälschten und qualitätsgeminderten
Arzneimitteln sowie der erweiterten Rückrufkompetenz die
Sicherheit in der Arzneimittelversorgung bereits verbessert.
Allerdings sei es notwendig, weitere Überwachungslücken zu
schließen. „Für eine zuverlässige und qualitativ hochwertige
Arzneimittelversorgung müssen wir wissen, welche Medikamente
wo und unter welchen Bedingungen produziert werden“, sagt die
BÄK-Vizepräsidentin. Denkbar sei beispielsweise ein
internationales Arzneimittel-Register.

Mit Sorge beobachtet sie auch die Ausbreitung resistenter Keime.
„Gerade die Industrieländer stehen hier in der Pflicht. Sie müssen
mehr in die Forschung und Entwicklung neuer Antibiotika,
alternativer Therapien und besserer Testverfahren investieren.“
Frau Dr. Lundershausen verwies in diesem Zusammenhang auf
die aktive Rolle der Ärzteschaft im Kampf gegen resistente Keime.
In der ärztlichen Aus-, Fort- und Weiterbildung werden
umfangreiche Kenntnisse über Antibiotika-Resistenzen und einer
rationalen Antibiotika-Therapie vermittelt. Strategien zum
rationalen Einsatz von Antiinfektiva bilden einen Schwerpunkt der
strukturierten curricularen Fortbildung „Antibiotic Stewardship“
der Bundesärztekammer. Darüber hinaus ist das Thema
Antibiotika-Einsatz fester Bestandteil vieler weiterer
Fortbildungsangebote der Landesärztekammern.

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26.09.2019 Ausgezeichnete Pflege
uni | mediendienst | aktuell Nr. 126/2019

Intensivpflegeteam des Uni-Klinikums Erlangen erhält den Bayerischen Gesundheits- und Pflegepreis 2019 für ein innovatives Projekt, das künstlich beatmeten Menschen hilft

Mit der Stimme eines geliebten Menschen im Ohr finden künstliche beatmete Patientinnen und Patienten leichter zu einer selbstständigen Atmung zurück. Für die Idee und Umsetzung dieses innovativen Projekts erhielt ein dreiköpfiges Intensivpflegeteam des Universitätsklinikums Erlangen den Bayerischen Gesundheits- und Pflegepreis 2019 und damit eine der höchsten Auszeichnungen des Freistaats Bayern. Den Fachkrankenpflegerinnen Lisa Dietmar und Jana Ruppel und dem Fachkrankenpfleger Tobias Heckelsmüller von der Neuro-Intensivstation der Neurologischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Stefan Schwab) und der Neurochirurgischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Michael Buchfelder) gelang es mit ihrem Projekt „Voice Weaning – Vertraute Stimmen“, die Zeit der Beatmungsentwöhnung um ein Drittel zu verkürzen.

Die Idee, Komapatientinnen und -patienten beim allmählichen Entwöhnen von der Beatmungsmaschine, dem sogenannten Weaning, von den Stimmen ihrer Angehörigen begleiten zu lassen, kam Lisa Dietmar, Tobias Heckelsmüller und Jana Ruppel während eines gemeinsames Nachtdienstes. Daraus entstand mit Unterstützung von Prof. Schwab, Direktor der Neurologie des Uni-Klinikums Erlangen, die fünfmonatige Pilotstudie „Voice Weaning – Vertraute Stimmen“. Über Kopfhörer wurden den Patientinnen und Patienten die von ihren Angehörigen auf Band gesprochenen ermutigenden Sätze sanft zu Gehör gebracht. Die Ergebnisse des Pilotprojekts belegen eindrucksvoll die positive Wirkung der vertrauten Stimmen der Angehörigen für das Weaning bei Intensivpatientinnen und -patienten: „Wir konnten dadurch die durchschnittliche Weaningzeit von 126 Stunden auf 76 Stunden reduzieren“, berichtet Tobias Heckelsmüller.

Projekt hilft auch den Angehörigen
Auch für die Angehörigen wirkte sich die Teilnahme an dem Projekt positiv aus. „Sie erhielten dadurch das gute Gefühl, ihre Liebsten in dieser Situation völliger Hilflosigkeit aktiv unterstützen zu können“, erzählt Lisa Dietmar. Im Februar 2019 startete Prof. Schwab in der Neurologie des Uni-Klinikums Erlangen auf Basis der Ergebnisse des dreiköpfigen Intensivpflegeteams eine umfangreiche Forschungsstudie über die positive Wirkung von Angehörigenstimmen während des Weanings. „Unser Ziel ist es, das Voice Weaning als Standardverfahren im Weaningprozess zu etablieren“, berichtet Tobias Heckelsmüller.

Mehrfach ausgezeichnetes Pflegeprojekt

Das innovative Projekt erhielt bereits einige Preise, unter anderem den Pflegepreis der Deutschen Gesellschaft für NeuroIntensiv- und Notfallmedizin e. V., den Preis der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin für die beste Facharbeit und den Erlanger Medizinpreis. Mit dem Bayerischen Gesundheits- und Pflegepreis 2019 würdigte nun auch der Freistaat Bayern das Projekt „Voice Weaning – Vertraute Stimmen“ mit einer seiner höchsten Auszeichnungen. Damit konnte sich die Idee der drei Intensivpflegekräfte neben den beiden anderen Preisträgern aus Regensburg und München gegen insgesamt 170 nominierte Projekte aus allen Landesteilen Bayerns durchsetzen.

„Alle Nominierungen spiegeln die große Vielfalt wider, die für Verbesserungen in Gesundheit und Pflege möglich ist“, betonte Bayerns Gesundheits- und Pflegeministerin Melanie Huml, die die Auszeichnung bei einem Festakt in München an Lisa Dietmar, Tobias Heckelsmüller und Jana Ruppel übergab. „Wir brauchen auch künftig kreative Ideen und Konzepte, um gesundheitliche und pflegerische Angebote zum Wohle aller gut zu organisieren“, regte die Staatsministerin an.

Der Film zum Projekt

Ein Film über das Projekt „Voice Weaning – Vertraute Stimmen“ kann hier abgerufen werden: https://youtu.be/h32SDWzgwgg. Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege 2019

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Tanja Hofmann
Tel.: 09131/85-34135
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26.09.2019 Ausbildungsreform für Psychologische Psychotherapeuten - Nachbesserungen dringend erforderlich
Pressestelle der deutschen Ärzteschaft

Berlin, 26.09.2019 – Nach der Reform ist vor der Reform. Dieser Grundsatz muss auch und gerade für das Ausbildungsreformgesetz für Psychologische Psychotherapeuten gelten, das heute im
Deutschen Bundestag zur Abstimmung steht. „Zwar wurden bei den parlamentarischen Beratungen wichtige Kritikpunkte der Ärzteschaft aufgegriffen. Das ändert aber nichts daran, dass dieses
Gesetz nicht die Voraussetzungen schafft, die unzureichende Vergütungssituation von Absolventen in der postgradualen Qualifikation sicher zu beseitigen. Damit wird ein wichtiges Ziel der Reform verfehlt “, sagte Dr. Heidrun Gitter, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer und Vorstands-beauftragte für die ärztliche Psychotherapie. Der Gesetzgeber habe sich nicht auf eine Lösung der eigentlichen Probleme in der bisherigen Ausbildung psychologischer Psychotherapeuten sowie Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten konzentriert. Stattdessen führe das Gesetz zu weitreichenden und für die Versorgungssicherheit der betroffenen Patienten problematischen Änderungen. Kritik an dem Gesetz üben neben der Ärzteschaft auch andere Berufsgruppen. So ruft der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen heute unter dem Motto „#WirktNichtRichtig“ zu einer Kundgebung gegen die anstehende Bundestagsentscheidung auf (http://psychthgausbrefg.de). „Wir teilen diesen Befund und bieten dem Gesetzgeber gerne unsere Unterstützung bei den dringend erforderlichen Nacharbeiten an diesem Gesetz an“, erklärte Gitter.

Aus Sicht der Bundesärztekammer ist nach wie vor unklar, für welche berufliche Tätigkeit die Bachelor- und Masterabschlüsse jeweils qualifizieren und welche Bezeichnung die Absolventen
dieser Studiengänge tragen sollen. Die BÄK warnt zudem davor, dass vor der Erteilung der Approbation kein Praktisches Jahr oder zumindest ein Praxissemester durchlaufen werden soll. Dies ist weder im Interesse der Versorgungsqualität noch des Patientenschutzes. Diese fehlende Praxisphase und die unverändert fehlende einheitliche schriftliche Abschlussprüfung
am Ende des Studiums gefährden den Wert der angestrebten Approbation. Weiterhin kritisch sieht die Bundesärztekammer die Verkürzung der bisherigen Berufsbezeichnungen „Psychologischer
Psychotherapeut“ und „Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut“ auf „Psychotherapeut“. Die BÄK weist darauf hin, dass der Begriff „Psychotherapeut“ nicht nur Psychologische
Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten umfasst, sondern auch Ärztinnen und Ärzte mit einer entsprechenden Weiterbildung. Diese Fachärztinnen und Fachärzte stellen die ganzheitliche psychotherapeutische Versorgung in wesentlichem Umfang sicher. Im Einklang mit den psychologischen Berufsverbänden und Wissenschaftlern ist der
Bundesärztekammer völlig unverständlich, warum Öffentlichkeit und Patienten nicht den wissenschaftlichen Hintergrund der Qualifikation, nämlich die Psychologie, erkennen können sollen. Im Gegenteil sollte sich der Gesetzgeber klar zu einer breiten wissenschaftlichen Grundausbildung in der Psychologie im Bachelorstudium als Fundament der neuen Ausbildung bekennen.

„Wesentlich ist für uns auch der Fortbestand des Wissenschaftlichen Beirats Psychotherapie (WBP) als ein bewährtes, von den psychotherapeutisch tätigen Berufsgruppen paritätisch besetztes wissenschaftliches Gremium“, sagte Gitter.
Denn der WBP ermögliche eine bundeseinheitliche, evidenz-basierte Anerkennungspraxis. Es erschließe sich nicht, auf welcher Basis die wissenschaftliche Anerkennung eines
psychotherapeutischen Verfahrens von „der zuständigen Behörde“ festgestellt werden soll, wie es das Gesetz vorsieht. „Gerade psychisch Kranke müssen darauf vertrauen können, dass ihre
Behandlung auf wissenschaftlich begründeten Verfahren beruht“, betonte Gitter.

Die in letzter Minute von der Regierungskoalition vorgelegten Änderungsanträge zum eigenen Gesetzesvorschlag verändern neben der Ausbildungsreform zusätzlich auch entscheidende
Vorgaben zur Patientenversorgung zu Lasten chronisch Kranker. „Diese Änderungsanträge machen deutlich, dass das vorgelegte Gesetz nicht zu Ende gedacht ist. Die Abgeordneten sollten den
Mut haben, das Gesetz zur Überarbeitung zurückzugeben“, so Gitter.

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25.09.2019 Personalbemessung in der Psychiatrie und Psychosomatik - BÄK: G-BA-Entscheidung gefährdet die psychiatrische und psychosomatische Krankenhausversorgung
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Die geplante Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses zur Personalbemessung in der Psychiatrie und Psychosomatik verschlechtert die Situation für Patienten und Mitarbeiter massiv. Die Bundesärztekammer fordert das Bundesgesundheitsministerium auf, die Richtlinie zu beanstanden. Notwendig ist eine Personalausstattung, die eine ganzheitliche Patienten-
behandlung ermöglicht.


Berlin, 25.09.2019 – Am vergangenen Donnerstag hat der
Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) über eine neue Richtlinie
zur Personalbemessung in der Psychiatrie und Psychosomatik
entschieden, die zu Beginn des kommenden Jahres in Kraft treten
und die knapp 30 Jahre alte Psychiatrie-Personalverordnung
(Psych-PV) ablösen soll. Es ist hinlänglich bekannt, dass
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kliniken für Psychiatrie,
Psychosomatische Medizin und Kinder- und Jugendpsychiatrie seit
Jahren am Limit arbeiten. Die Hoffnung von Beschäftigten und
Patienten, dass die neue Richtlinie hier zu einer Verbesserung
führen könnte, hat sich aber mit dem aktuellen Beschluss des G-
BA zerschlagen. Das Bundesgesundheitsministerium steht in der
Verantwortung, die Richtlinie in der jetzigen Form zu stoppen und
das gesamte Verfahren neu auszurichten. Zudem muss es
geeignete Sofortmaßnahmen ergreifen, um die übergangsweisen
Personalvorgaben an die ethisch und medizinisch gebotenen
Standards anzupassen.

Dem gesetzlichen Auftrag zur Weiterentwicklung der Versorgung
und Vergütung für psychiatrische und psychosomatische
Leistungen (Psych-VVG) zufolge sollte der G-BA qualitätsbezogene
Personalmindestvorgaben festlegen, welche geeignet sind, zu
einer leitliniengerechten Behandlung beizutragen. Die
Bundesärztekammer war an diesem Verfahren per Gesetz lediglich
beratend beteiligt. Ihr Ziel war eine patientenorientierte
Personalbemessungsgrundlage, die sowohl medizinisch-
wissenschaftliche Aspekte, wie auch den sparsamen Umgang mit
begrenzten Ressourcen beinhalten sollte. Dieses Ziel hat der G-BA
trotz frühzeitiger Intervention der Bundesärztekammer klar
verfehlt. Weder wird die neue Richtlinie der rasanten
Weiterentwicklung der diagnostischen und therapeutischen
Möglichkeiten in der Psychiatrie, Psychosomatischen Medizin und
Kinder- und Jugendpsychiatrie gerecht, noch trägt sie den heute
üblichen Menschenrechtsstandards in der psychiatrischen
Versorgung ausreichend Rechnung. So sollen
Personaluntergrenzen eingeführt werden, die sich an
jahrzehntealten Standards orientieren und bei deren
Unterschreitung in Zukunft unter bestimmten Umständen ein
Vergütungsausschluss erfolgen kann. Eine geringfügige
Verbesserung für psychotherapeutische Leistungen kann dem
dringend erforderlichen Nachbesserungsbedarf im Bereich von
Pflege und Einzelbetreuung nicht abhelfen. Hier soll nur für Kinder
und Jugendliche eine leichte Verbesserung erfolgen – der ebenso
große Bedarf bei anderen Patientengruppen wurde
beiseitegelassen. Dabei werden die vom G-BA anvisierten
Nachweisverfahren zu einem deutlich erhöhten
Dokumentationsaufwand der Kliniken führen.

Vor allem aber verhindert die Richtlinie neue
sektorenübergreifende Versorgungsmodelle, die mit Blick auf die
noch anstehende flächendeckende Umsetzung der
stationsäquivalenten Behandlung für Patienten dringend
erforderlich wären. All dies bedeutet: Ärztinnen und Ärzte,
Psychologen, Pflegepersonal und Spezialtherapeuten in der
stationären psychiatrischen, kinder- und jugendpsychiatrischen
und psychosomatischen Versorgung werden nicht mehr, sondern
weniger Zeit für ihre Patienten haben. Das ist das Gegenteil einer
modernen patientenorientierten Versorgung.

Deshalb fordern Bundesärztekammer sowie viele medizinisch-
wissenschaftliche Fachgesellschaften und Verbände eine
komplette Neuausrichtung der Richtlinie. Die Personalausstattung
muss so ausgestaltet sein, dass sie eine ganzheitliche
Patientenversorgung ermöglicht. Konkrete Konzepte für eine
adäquate Orientierung der Personalbemessung am Bedarf der
Patienten liegen auf dem Tisch – werden aber durch den G-BA
nicht umgesetzt. Die Bundesärztekammer appelliert zudem an
den Gesetzgeber, dem G-BA klare Vorgaben für die
Richtlinienarbeit zu machen. Sie müssen sicherstellen, dass sich
die Personalbemessung und die Finanzierung unmittelbar auf die
gültigen fachlichen Standards beziehen. Es ist festzuschreiben,
dass die Richtlinie in der ersten Stufe nur eine Übergangslösung
sein kann und mit einem verbindlichen Zeitplan an einem
modernen und sich am Patientenbedarf orientierendem
Personalbemessungsinstrument gearbeitet wird. Nur auf diese
Weise können eine patienten- und störungsbezogene
Psychotherapie durch alle Berufsgruppen, die Autonomie der
Patientinnen und Patienten, deren Partizipation an der
Entscheidungsfindung und die Reduktion vermeidbarer
Zwangsmaßnahmen gewährleistet werden.

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25.09.2019 Lebenswichtige Ventile Herzklappenerkrankungen mit neuer Therapie kathetergestützt und schonend behandeln
uni | mediendienst | aktuell Nr. 124/2019

Nicht nur ein Infarkt oder verengte Herzkranzgefäße gefährden das menschliche Herz, auch Funktionsstörungen der Herzklappen können sich lebensbedrohlich auswirken. Um sie zu beheben, werden mittlerweile an der Aorten- und der Mitralklappe häufig minimalinvasive Kathetereingriffe angewendet, die vor allem älteren Patienten die belastende Operation am offenen Herzen ersparen. PD Dr. Martin Arnold, Oberarzt der Medizinischen Klinik 2 – Kardiologie und Angiologie (Direktor: Prof. Dr. Stephan Achenbach) des Universitätsklinikums Erlangen, behandelt nun auch Erkrankungen der sensiblen Trikuspidalklappe in der rechten Herzkammer erfolgreich mit einer neuen interventionellen Kathetertherapie.
Sie bestehen aus hauchdünnen Häutchen und leisten unverzichtbare Dienste für den Herzmuskel: Die vier Herzklappen des menschlichen Körpers regulieren den lebenswichtigen Blutfluss durch das Herz. Als entscheidendes Ventil im rechten Vorhof verhindert die Trikuspidalklappe den gefährlichen Rückstau des Bluts in die Venen. Kann sie sich aufgrund einer Funktionsstörung nicht mehr komplett schließen, spricht man von einer Klappenschwäche oder -insuffizienz. „Weil sich die Trikuspidalklappe in ihrer Form und ihrem Aufbau aus drei Flügeln aus sehr zartem und verletzlichem Gewebe von den beiden Herzklappen der linken Herzhälfte unterscheidet, ist sie nicht oder nur ungenügend mit den bereits etablierten minimalinvasiven Kathetermethoden behandelbar“, erläutert Dr. Arnold. „Für ihr Gegenstück, die linksseitige Mitralklappe, die nur zwei Flügel besitzt, gibt es hingegen etablierte Therapien. Bei ihr können wir die beiden Flügel beispielsweise mit einem Clip, den wir über einen Katheter bis zum Herzen führen, wieder zusammenfügen und so die Funktion wiederherstellen. Bei der Entstehung einer Insuffizienz der Trikuspidalklappe spielt die zunehmende Erweiterung des Rings der Trikuspidalklappe eine besonders wichtige Rolle. Dieses Problem wird durch die bisherigen Katheterverfahren nicht ausreichend gelöst.“

Neue minimalinvasive Therapie


Um auch die empfindliche Trikuspidalklappe mit einer interventionellen Therapie behandeln zu können, verwendet der Kardiologe eine neu entwickelte Kathetermethode: „Bei dieser wird ein Band implantiert, mit dessen Hilfe der Ring der Klappe verkleinert wird, so dass sich die Klappenflügel wieder dicht schließen können. Ein neues Verfahren, das wir bereits mehrfach erfolgreich angewendet haben“, berichtet der Kardiologe, der am Uni-Klinikum Erlangen im modernsten Herzkatheterlabor Europas arbeitet. Minimalinvasive Kathetereingriffe ersparen Patienten die chirurgische Öffnung des Brustkorbs und das Anschließen an eine Herz-Lungen-Maschine.

Lebensbedrohliche Erkrankung

„Häufig ist die Trikuspidalklappeninsuffizienz die Folge von Veränderungen der linken Herzhälfte, beispielsweise einer Schwäche der linken Kammern oder einer Erkrankung einer anderen Herzklappe. Aus Untersuchungen hat man gelernt, dass eine alleinige Behandlung der Erkrankung der linken Herzhälfte nicht ausreicht. Liegt weiterhin eine schwere Trikuspidalklappeninsuffizienz vor, ist das Überleben der Betroffenen eingeschränkt“, erläutert Dr. Arnold. Oft bleibt die Erkrankung unbemerkt, weil frühe Symptome wie Müdigkeit und Abgeschlagenheit nicht mit dem Herzklappenfehler in Verbindung gebracht werden. Treten dann Symptome wie Schwellung der Beine und Flüssigkeitsansammlungen im Bauchraum auf, kann das Herz bereits stark geschädigt sein. Sind die Patienten dann aufgrund der fortgeschrittenen Herzschwäche oder Begleiterkrankungen nicht mehr operabel, können sie ein lebensbedrohliches Herzversagen entwickeln. „Mit dieser neuen interventionellen Therapie können wir jetzt auch Patienten mit einer Trikuspidalklappeninsuffizienz helfen, für die eine OP am offenen Herzen mit einem zu hohen Risiko verbunden wäre“, betont der Herzklappenspezialist.

Weltherztag am 29. September


Mit Blick auf den Weltherztag am Sonntag, 29. September 2019 weist Klinikdirektor Prof. Achenbach darauf hin, dass eine Herzklappenerkrankung relativ einfach zu diagnostizieren ist. „Bereits durch eine gründliche körperliche Untersuchung und das sorgfältige Abhören des Herzens mittels Stethoskop lässt sich eine Funktionsstörung der Herzklappen feststellen“, betont der Herzspezialist. „Verdachtsfälle können wir anschließend durch eine Ultraschalluntersuchung des Herzens, eine Echokardiografie, eindeutig abklären.“

Interview mit PD Dr. Martin Arnold

Im Vorfeld des Weltherztags steht PD Dr. Martin Arnold Medienvertretern gerne für vertiefende Fragen oder Interviews zur Verfügung.

Weitere Informationen:
PD Dr. Martin Arnold
Tel.: 09131/85-35301
martin.arnold@uk-erlangen.de

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24.09.2019 Treibstoff für die Vermehrung - Mechanismus entdeckt, wie Herpesviren an zelluläre Bausteine gelangen
uni | mediendienst | forschung Nr. 62/2019

Rund 60 bis 90 Prozent aller Erwachsenen tragen das humane Zytomegalievirus, auch humanes Herpesvirus 5 genannt, in sich. Für Schwangere, Neugeborene und Menschen, bei denen das Immunsystem durch Medikamente unterdrückt wird, kann eine Infektion ernsten Komplikationen führen. Forschungsteams der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und des Universitätsklinikums Tübingen haben nun herausgefunden, wie es dem Virus gelingt, sein Genom in menschlichen Zellen zu vermehren – und warum es dabei auch nicht vom Immunsystem aufgehalten wird. Ihre Ergebnisse haben sie gleich in zwei Studien im renommierten Magazin Nature Microbiology veröffentlicht*.

Viren wie das humane Zytomegalievirus (CMV) können sich im Körper nur vermehren, wenn sie über einen laufenden Nachschub von DNA-Bausteinen, den Nukleotiden, verfügen. In der Zelle sorgt ein Enzym mit dem Namen SAMHD1 dafür, dass dort zwar ausreichend, aber nicht zu viele Nukleotiden zur Verfügung stehen. Auf diese Weise schützt sich die Zelle vor Infektionserregern und das Erbgut kann fehlerfrei repliziert und repariert werden – was wiederum auch verhindert, dass Tumoren entstehen. Kommt es nun zu einer CMV-Infektion, blockieren die eindringenden Viren das Enzym. Die Folge: In der Zelle werden laufend Nukleotide produziert – und das Virus kann sich ungehindert weitervermehren. Die Ergebnisse bilden nicht nur für neuartige Therapien gegen CMV-Infektionen eine wichtige Grundlage. Die Forscherinnen und Forscher hoffen auch, im Kampf gegen Tumorerkrankungen sowie weitere akute virale Infektionen einen Schritt weiter gekommen zu sein: Aus früheren Studien ist bekannt, dass auch andere Viren sowie vermutlich Tumorzellen das Enzym SAMHD1 blockieren müssen, um sich effektiv vermehren zu können.

Link zur ausführlichen Pressemeldung:

https://www.fau.de/2019/09/news/wissenschaft/treibstoff-fuer-die-vermehrung/

Arbeitsgruppe von Prof. Gramberg am Universitätsklinikum Erlangen:

http://www.virologie.uk-erlangen.de/en/research/research-groups/research-group-of-t-gramberg/

* Links zu den Originalpublikationen:

https://www.nature.com/articles/s41564-019-0529-z

https://www.nature.com/articles/s41564-019-0557-8

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Thomas Gramberg, FAU, Tel.: 09131/85-36481, thomas.gramberg@fau.de
Prof. Dr. Michael Schindler, Uni-Klinikum Tübingen, Tel.: 07071/29-87459, michael.schindler@med.uni-tuebingen.de 

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23.09.2019 Spitzenmedizin braucht Spitzenpflege
uni | mediendienst | aktuell Nr. 122/2019

Kampagnenstart der neuen Employer Brand des Pflege- und Funktionsdienstes am Universitätsklinikum Erlangen

Der Fachkräftemangel im Pflege- und Funktionsdienst ist landesweit bekannt und rückt aufgrund des demografischen Wandels immer weiter in das öffentliche Interesse. Mit einer Arbeitgeber-Kampagne für den Pflegebereich will das Universitätsklinikum Erlangen nun seine Position im Wettbewerb um die qualifiziertesten Fachkräfte stärken und mit einer geschärften Arbeitgeber-Marke in die Öffentlichkeit gehen.

Aktiv gegen den Fachkräftemangel


Das Universitätsklinikum Erlangen bietet seit der Gründung im Jahr 1815 Medizin auf höchstem Niveau. Diese Spitzenmedizin kann nur durch Spitzenpflege garantiert werden. Mit rund 3.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist der Pflege- und Funktionsdienst die größte Berufsgruppe am Universitätsklinikum Erlangen. Jeder Einzelne leistet seinen Beitrag zum hohen Qualitätsanspruch des Uni-Klinikums Erlangen, bringt sein Wissen sowie seine Fähigkeiten ein und entwickelt somit die Medizin mit und weiter. Um diesen Anspruch weiterhin gewährleisten zu können und die Patienten auch in Zukunft bestmöglich zu versorgen, werden weiterhin qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Pflege- und Funktionsdienst des Uni-Klinikums Erlangen benötigt.

Aus diesem Grund wurde in Zusammenarbeit mit Sery* Brand Evolutions ein Markenprozess initiiert, bei dem eine strategische Positionierung des Uni-Klinikums als Arbeitgeber definiert wurde. Eingebunden waren Mitarbeiter aus unterschiedlichsten Ebenen, Funktionen und Bereichen der Pflege. Auf Basis dessen wurde eine authentische Arbeitgebermarke, mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Pflege- und Funktionsdienstes als Botschafter, entwickelt. Diese Marke wird im Rahmen einer Kampagne ab dem 1. Oktober 2019 im Großraum Erlangen, Nürnberg, Fürth und Bamberg sichtbar sein.

Zur Kommunikation der Kampagne gibt es Großflächenplakate an zentralen Orten, Poster in den Bahnhöfen der Region rund um Erlangen und Busbeklebungen. Ein wesentlicher Schwerpunkt wird auf Online-Medien gelegt, um die Zielgruppe noch exakter ansprechen zu können.

Kampagne für eine starke Arbeitgebermarke


„Wir pflegen Spitzenmedizin“ ist die Kernaussage, unter der die Kampagne steht. Sie ist prägnant, kommuniziert die wesentlichen Inhalte der Marke und bleibt in den Köpfen rasch als Synonym für eine starke Arbeitgebermarke des Uni-Klinikums Erlangen verankert.
Das „Wir“ steht für den Teamgeist, das gemeinsame Schaffen, Menschlichkeit und Emotionen, was in der Pflege von großer Bedeutung ist.
Das „Pflegen“ kann zweideutig verstanden werden – zum einen im Sinne der Tätigkeit des „Pflegens“ der Patienten, zum anderen als selbstbewusstes Selbstverständnis/hoher eigener Anspruch des Pflege- und Funktionsdienstes.

Die „Spitzenmedizin“ betont die Vorreiterrolle des Uni-Klinikums Erlangen und stellt die Pflege auf höchstem Niveau in den Fokus. Spitzenmedizin braucht Spitzenpflege – daher gibt es bei der Suche nach einem fordernden und abwechslungsreichen Job nur eine Wahl: das Uni-Klinikum Erlangen.

Aus den Kernerkenntnissen und der Marke wurden zudem drei Aussagen der Kampagne abgeleitet und entwickelt: „Wir pflegen miteinander“, „Wir pflegen Wissen“ und „Wir pflegen Karrieren“.

Mit über 70 Darstellern aus den eigenen Pflegeteams wurden die Kampagnensujets sowie drei Spots produziert.

Know-how-Transfer durch Akademie

Mit über 700 Azubis bzw. Berufsfachschülerinnen und -fachschülern zählt das Uni-Klinikum Erlangen zu den größten Arbeitgebern in Mittelfranken und ist dafür auch über seine Grenzen hinaus bekannt. Von Gesundheits- und Krankenpflegern (GUK) und Gesundheits- und Kinderkrankenpflegern bis hin zu Operationstechnischen Assistenten (OTA) und Anästhesietechnischen Assistenten (ATA) bietet das große fachliche Spektrum viele verschiedene Ausbildungswege, in welchen die Lernenden hervorragend auf das Berufsleben vorbereitet werden.

Neben der Ausbildung bietet die Akademie für Gesundheits- und Pflegeberufe ein anspruchsvolles Bildungsangebot auf höchstem Niveau, welches über die bayerischen Landesgrenzen hinaus für sein Fort- und Weiterbildungsprogramm bekannt ist.

Top-Arbeitgeber in Deutschland

Als Pflegefachkraft am Uni-Klinikum Erlangen ist man Teil eines breit aufgestellten und bestens vernetzten Teams, das täglich Spitzenleistungen vollbringt. Nicht umsonst zählt das Uni-Klinikum Erlangen zu den deutschen Vorreitern in der Spitzenmedizin! Die Zusammenarbeit der mehr als 7.700 Mitarbeiter ermöglicht es, die Patientinnen und Patienten optimal zu betreuen und zu versorgen, denn die Spitzenmedizin ist die Summe vieler Teile!

Über das Universitätsklinikum Erlangen


Das Universitätsklinikum Erlangen wurde 1815 gegründet und zählt seit über 200 Jahren zu den deutschen Vorreitern in Bezug auf die Spitzenmedizin. Mit mehr als 7.700 Mitarbeitern, 25 Klinken, 18 selbstständigen Abteilungen sowie 7 Instituten und 1.394 Betten ist es ein Haus der Maximalversorgung, in dem täglich die neuesten medizinischen Methoden und Erkenntnisse zum Einsatz kommen. Dies sowie die interdisziplinäre Zusammenarbeit der Mitarbeiter und die hochmodern ausgestatten Arbeitsplätze ermöglichen eine optimale Betreuung und Versorgung der Patienten.

Fact Sheet Universitätsklinikum Erlangen
Gegründet: 1815
Firmensitz: Erlangen (Bayern)
Beschäftigte:
über 7.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Davon rund 3.200 Mitarbeiter im Pflege- und Funktionsdienst und über 1.200 Ärzte
Klinikum:
1.394 Betten
Einer der besten Ausbildungsbetriebe
25 Kliniken
18 selbständige Abteilungen
7 Institute
7 Berufsfachschulen
Über 700 Auszubildende

Unsere Vision: Die interprofessionelle und interdisziplinäre Zusammenarbeit am Universitätsklinikum Erlangen ermöglicht eine optimale Betreuung und Versorgung der Patienten. Jeder Einzelne kann seinen Beitrag zur Spitzenmedizin leisten, sein Wissen und seine Fähigkeiten einbringen und diese mit- und weiterentwickeln.

Landingpage mit allen drei Spots: www.wir-pflegen-spitze.de
Bildmaterial zum Download:

https://www.fau.de/files/2019/09/19_PD_Start_Kampagne_01_presse.jpg
https://www.fau.de/files/2019/09/19_PD_Start_Kampagne_05_presse.jpg

 

Weitere Informationen:
Reiner Schrüfer
Pflegedirektor Universitätsklinikum Erlangen
pflegedirektion@uk-erlangen.de
Tel.: 09131/85-36761

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20.09.2019 Welt-Alzheimertag - Reinhardt: Menschen mit Demenz am alltäglichen Leben teilhaben lassen
Pressestelle der deutschen Ärzteschaft

Berlin, 20.09.2019 – „Es ist wichtig, Menschen mit Demenz offen und unvoreingenommen gegenüberzutreten und sie am alltäglichen Leben teilhaben zu lassen. Damit kann jeder Einzelne
einen Beitrag dazu leisten, dass an Demenz Erkrankte und pflegende Angehörige nicht in die Isolation getrieben werden.“
Das sagte Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), anlässlich des Welt-Alzheimertages am 21. September. Der Tag steht in diesem Jahr unter dem Motto „Demenz. Einander
offen begegnen“.
Reinhardt wies darauf hin, dass die Zahl der alten und hochbetagten Menschen in Deutschland seit Jahren steigt. Daher sei es dringend notwendig, ambulante und teilstationäre
Pflegeangebote sowie betreute Wohngruppen auszubauen und stationäre Einrichtungen mit ausreichend Personal auszustatten.
„Die Betroffenen haben in unserer Wohlstandsgesellschaft einen Anspruch auf die bestmögliche Betreuung und ein möglichst lange selbstbestimmt geführtes Leben“, so Reinhardt.

Ein wichtiger Baustein ist dabei die kompetente Begleitung durch Ärztinnen und Ärzte. So können Verfahren zur Gedächtnisförderung, körperliche Aktivitäten oder Musik die Leistungsfähigkeit stimulieren und das Fortschreiten der Demenzerkrankung etwas verlangsamen. Die Bundesärztekammer hat eine Vielzahl entsprechender Fortbildungsmaßnahmen für Ärztinnen und Ärzte entwickelt, die von den Landesärztekammern anerkannt sind und flächendeckend angeboten werden.
Zudem hat das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin im Auftrag der Bundesärztekammer zwei kompakte und allgemein verständliche Informationsblätter zum Thema Demenz
veröffentlicht. Die Kurzinformation „Demenz – mehr als nur vergesslich“ gibt einen Überblick über die Krankheit: Sie informiert über die verschiedenen Erscheinungsformen und erläutert die
Untersuchungs- und Behandlungsmöglichkeiten. Das Informationsblatt richtet sich an Menschen, die mehr über Demenz wissen möchten oder befürchten, betroffen zu sein. In
der zweiten Kurzinformation „Demenz – eine Herausforderung für Angehörige“ stehen die Angehörigen im Mittelpunkt. Sie finden darin Hinweise, wie sie einem demenzkranken Menschen helfen
können und was sie vor allem für sich selbst tun können.

Nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft leben in Deutschland rund 1,7 Millionen Menschen mit Demenz. Die meisten von ihnen sind an Alzheimer erkrankt. Bis zum Jahr 2050
wird ein Anstieg auf rund drei Millionen Betroffene erwartet.

Patienteninformation im Internet:
https://www.bundesaerztekammer.de/patienteninfo-demenz

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20.09.2019 Gründung einer Selbsthilfegruppe für JUNGE ERWACHSENE MIT KREBS
Bayerische Krebsgesellschaft Nürnberg

Wir wollen in Nürnberg mit einem regionalen Treffpunkt der „Deutschen Stiftung für junge Erwachse mit Krebs“ für junge Betroffene und ihre Angehörigen im Alter von 18-40 Jahren sowie junggebliebene ältere Menschen eine Plattform zur Vernetzung einrichten.
Wir möchten gezielt...
...die gegenseitige Unterstützung im Umgang mit der Krankheit fördern,
...Hilfe bei bürokratischen Fragen zu z.B. Anträgen, Kassenleistungen, etc. anbieten,
…einen Platz für den gegenseitigen Erfahrungsaustausch schaffen sowie
...die Möglichkeit bieten, altersspezifische Probleme im Alltag mit Krebs mit Betroffenen und    Angehörigen zu besprechen.

Das 1. Treffen findet am 2. Oktober 2019 um 17 Uhr
in den Räumen der Bayerischen Krebsgesellschaft, Marientorgraben 13, 90402 Nürnberg, statt.
{5 Min. von der U-Bahnhaltestelle Hauptbahnhof entfernt od. Straßenbahn Linie 8, Haltestelle Marientor, direkt vor der Tür}
Die weiteren Treffen finden jeden 1. Mittwoch im Monat um 17 Uhr statt.
Komm(t) einfach vorbei! Eine Anmeldung ist nicht erforderlich!
Weitere Infos zur Gruppe:
0911 / 495 33 (Bayerische Krebsgesellschaft Nürnberg) oder
0911 / 234 94 49 (Kiss Nürnberg-Fürth-Erlangen – Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen)

19.09.2019 Reinhardt: „Klimaschutz ist immer auch Gesundheitsschutz“
Pressestelle der deutschen Ärzteschaft

Berlin, 19.09.2019 – „Gesundheit und Wohlergehen der Menschen hängen ganz wesentlich vom Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen ab. Klimaschutz ist deshalb immer auch Gesundheitsschutz. Es ist unsere ärztliche Pflicht, auf diese Zusammenhänge aufmerksam zu machen und uns für die
Einhaltung der Pariser Klimaschutzziele einzusetzen.“ Das sagte Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt vor dem weltweiten Klima-Aktionstag am 20. September 2019 in Berlin.

Reinhardt kündigte an, dass sich der nächste Deutsche Ärztetag im Mai 2020 intensiv mit den gesundheitlichen Auswirkungen der Erderwärmung auf die Gesundheit befassen wird. „Wir wollen
gemeinsam mit ausgewiesenen Experten sowohl die direkten Folgen des Klimawandels auf den menschlichen Körper, als auch die indirekten Folgen für die globale Gesundheit diskutieren.
Unser Ziel ist es, dass auch gesundheitliche Aspekte in die Klimapolitik der Bundesregierung mit einfließen.“

Mit den direkten Folgen von Hitzeereignissen beschäftigten sich Wissenschaftler Anfang August in einem Schwerpunktheft des Deutschen Ärzteblattes (Web-Links siehe unten). Dazu zählen eine mögliche Zunahme von Herzinfarkten und Hitzeschlägen sowie ein temperaturbedingter Anstieg der Zahl von Wundinfektionen. Hinzu kommen indirekte gesundheitliche Auswirkungen und Risiken als Folge der Klimaänderungen: Hierzu gehören die Beeinträchtigung der Qualität und Quantität von
Trinkwasser und Lebensmitteln, eine längere Leidenszeit für Menschen mit Pollenallergien sowie das vermehrte Auftreten von tierischen Krankheitsüberträgern, wie Zecken oder Stechmücken.

Weitere spürbare Folgen des Klimawandels sind Extremwetterereignisse, Stürme, Überschwemmungen, Hitzewellen, Dürren und Waldbrände. Es ist davon auszugehen, dass sich diese auch auf bereits vorhandene Gesundheitsrisiken wie Armut, Hunger und Unterernährung auswirken.

Reinhardt: „Das Ausmaß klimabedingter Gesundheitsfolgen kann die Leistungsfähigkeit der Gesundheitssysteme weltweit auf Dauer an ihre Belastungsgrenzen bringen. Damit wird der Klimawandel auch zu einer zentralen Gesundheitsfrage des 21. Jahrhunderts.“

Weiterführende Informationen:

t Deutsches Ärzteblatt: „Zukünftige Häufigkeit
temperaturbedingter Herzinfarkte in der Region Augsburg“
http://daebl.de/GT29
t Deutsches Ärzteblatt: „Assoziation von Klimafaktoren mit
Wundinfektionsraten“
http://daebl.de/KC27
t Deutsches Ärzteblatt: „Gesundheitsgefahren und
Interventionen bei anstrengungsbedingter Überhitzung“
http://daebl.de/AH92

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17.09.19 Feinfühliger Riese: weltweit erster Magnet-Roboter im SEON
uni | mediendienst | aktuell Nr. 117/2019

Magnet-Roboter macht Nanomedizin so präzise wie noch nie – Sektion für Experimentelle Onkologie und Nanomedizin feiert zehnjähriges Bestehen

Ein Roboter-Riese in der Welt der Nanomedizin: Der steht nun in der Sektion für Experimentelle Onkologie und Nanomedizin (SEON) der Hals-Nasen-Ohren-Klinik – Kopf- und Halschirurgie (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro) des Universitätsklinikums Erlangen. Zwei Tonnen wiegt der Roboter – trotzdem sind seine Bewegungen feinfühliger als die der menschlichen Hand. Er arbeitet halbautomatisch: „Programmieren und steuern müssen ihn speziell geschulte Mitarbeiter, das passiert nie ganz autonom“, erklärt SEON-Leiter Prof. Dr. Christoph Alexiou. Der Roboter soll die SEON-Experten künftig beim Magnetischen Drug Targeting unterstützen: Dabei werden Nanopartikel aus Eisenoxid mit Medikamenten beladen und dann mit magnetischer Unterstützung gezielt in erkranktes Gewebe geführt – zum Beispiel in einen Tumor oder in entzündete und verkalkte Gefäße. Das macht Therapien effektiver und nebenwirkungsärmer.

In diesem Jahr feiern Prof. Alexiou und das SEON-Team das zehnjährige Jubiläum ihrer Einrichtung. Jüngster Meilenstein ist der neue Magnet-Roboter. „So wie die Robotik die Industrie revolutioniert hat, so erleben wir das jetzt auch in der Medizin“, erklärt Christoph Alexiou. „Wir haben das einzige Gerät dieser Art weltweit. Es wird die Nanomedizin auf ein neues Level heben. Wenn wir die entsprechenden Gelder dafür bekommen, können wir mit dem Magnet-Roboter schon in wenigen Jahren Patienten behandeln.“

Ein Roboter, der „weiß“, was er tut

Der Roboter soll die Ärzte im Kampf gegen Tumoren, Arteriosklerose, aber auch gegen Herz-Kreislauf- und Infektionskrankheiten unterstützen. „Wir haben die großen Volkskrankheiten im Blick“, bringt es Prof. Alexiou auf den Punkt. Bald soll dieses Szenario Realität sein: Der Patient liegt entspannt auf der Behandlungsliege. Über einen Katheter in der Leiste – ähnlich wie bei einer Herzkatheteruntersuchung – injizieren ihm die Ärzte ein Kontrastmittel und stellen auf einem Röntgenbild Gefäße, Gewebe und Organe dar. Auch solide Tumoren – zum Beispiel im Kopf-Hals-Bereich oder in der weiblichen Brust – sowie Gefäßverkalkungen (Plugs) werden in dieser sogenannten Angiografie sichtbar, inklusive ihrer genauen Lage und Größe. Ebenfalls über einen Katheter injizieren die Ärzte dem Patienten dann magnetische Nanopartikel aus Eisenoxid. Diese führen ein Medikament im „Huckepack“ mit sich. Sind die Partikel samt Wirkstoff im Körper angekommen, gleitet die Magnetspitze des Roboters sanft an der Haut des Patienten entlang und führt die Eisenoxidteilchen mithilfe eines Magnetfeldes genau an die Stelle, an der das Medikament – zum Beispiel ein Chemotherapeutikum – wirken soll. Im Tumor und in den befallenen Lymphknoten angelangt, reichert sich das Arzneimittel in den Krebszellen an und zerstört schließlich ihre DNA. „Das alles geschieht unheimlich präzise und unter permanenter Bildkontrolle“, erklärt Dr. Stefan Lyer, Biologe und stellvertretender SEON-Leiter. „Der Roboter ‚fühlt‘ sozusagen das Magnetfeld, ‚sieht‘ dank der Bildgebung den Tumor vor sich, und wird von uns so programmiert, dass er exakt die richtige Körperstelle trifft, mit exakt der richtigen Magnetfeldstärke“, so Dr. Lyer weiter. „Solche präzisen und koordinierten Bewegungen könnte die menschliche Hand nicht ausführen – und vor allem nicht reproduzieren. Der Roboter kann jedes Bewegungsmuster exakt wiederholen.“ Mensch und Maschine arbeiten hier Hand in Hand, denn zu jeder Zeit bedient ein geschulter Experte die kleine Steuerkonsole, die dem Roboter seine Kommandos gibt.

Eine Dekade SEON
Die Sektion für Experimentelle Onkologie und Nanomedizin an der HNO-Klinik des Uni-Klinikums Erlangen leistet seit zehn Jahren innovative Forschungs- und Pionierarbeit im Bereich Nanotoxikologie und Nanomedizin. SEON beschäftigt heute 18 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die weitgehend mithilfe von Drittmitteln finanziert werden – darunter Ärzte, Biologen, Chemiker, Pharmazeuten und Nanotechnologen. Elf Millionen Euro an Drittmitteln hat Prof. Alexiou bis heute für SEON eingeworben. Er ist Leiter der Sektion, Oberarzt der Erlanger HNO-Klinik und Inhaber der Else Kröner-Fresenius-Stiftungsprofessur am Uni-Klinikum Erlangen – der ersten Nanomedizin-Professur Deutschlands. Christoph Alexious Vision: (Krebs-)Medikamente sollen nur noch genau dort im Organismus wirken, wo sie gebraucht werden. Damit wären etwa Chemotherapien deutlich effektiver und ihre Nebenwirkungen viel geringer als heute. Denn bislang breiten sich Wirkstoffe gegen Krebs im ganzen Körper aus und erreichen das Tumorgewebe nur teilweise. Die Nanopartikel für das Magnetische Drug Targeting – also die zielgerichtete, magnetgesteuerte Medikamentengabe – werden in Hochreinheitslabors der Apotheke des Uni-Klinikums Erlangen eigens für SEON hergestellt. Es handelt sich um Teilchen in Nanometergröße – so klein wie der millionste Teil eines Millimeters. Prof. Alexiou und sein Team haben die gut verträglichen, medizinisch wirksamen Eisenoxidpartikel bereits in vitro und in vivo getestet und vielversprechende Erfolge verzeichnet. „In der Nanomedizin haben wir unser größtes Ziel aber weiterhin klar vor Augen: die Translation – die Überführung in die Klinik, zum Patienten. Mit dem neuen Roboter kommen wir dem ein großes Stück näher“, sagt Christoph Alexiou. Und auch ein Nanomedizin- und Nanotoxikologiezentrum Bayern (NZB) gehört zu den Zukunftsvisionen des Oberarztes. Er erklärt: „Das soll ein Ort werden, an dem wir die Infrastruktur dafür schaffen, Patienten nanomedizinisch zu behandeln.“ SEON wurde bisher unter anderem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen seines Spitzenclusters „Exzellenzzentrum für Medizintechnik“ gefördert sowie vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz und der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Festsymposium und Jubiläumsband
Erzielte Erfolge feiern und den Blick in die Zukunft richten – dazu lädt das SEON-Team am Mittwoch, 18. September 2019, ab 13.00 Uhr im Rahmen eines Festsymposiums mit mehr als 250 deutschen und internationalen Gästen und namhaften Referenten ein (Rudolf-Wöhrl-Hörsaal, Östliche Stadtmauerstraße 11, Erlangen). Weitere Highlights, Hintergrundinformationen, Interviews und vieles mehr aus zehn Jahren SEON bietet auch die jetzt erschienene, über 100 Seiten umfassende Jubiläumsfestschrift.

Weitere Informationen:
Pressestelle des Uni-Klinikums Erlangen
Tel.: 09131 85-36102
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Prof. Dr. Christoph Alexiou
Tel.: 09131 85-34769
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13.09.2019 Welttag der Patientensicherheit - BÄK-Präsident Reinhardt: „Patientensicherheit muss oberste Priorität haben“
Pressestelle der deutschen Ärzteschaft

„Das Wohl des Patienten steht an erster Stelle – dieser Grundsatz ärztlichen Handelns ist so alt wie die Medizin selbst. Für uns Ärzte ist er Ansporn und Verpflichtung zugleich, uns für eine positive Sicherheitskultur in Kliniken und Praxen einzusetzen. Gleiches erwarten wir von Politik und Kostenträgern. Qualität und Sicherheit müssen die Treiber im Gesundheitswesen sein – nicht Wettbewerb und Kostendruck. Patientensicherheit ist nicht verhandelbar.“ Das betonte Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt vor dem ersten Welttag für Patientensicherheit
am 17. September in Berlin.
„Zeit für das Gespräch mit den Patienten, für den interdisziplinären und interprofessionellen Austausch sowie für die Reflexion des eigenen Handelns tragen entscheidend dazu bei, Fehler zu vermeiden. Diese Zeit fehlt jedoch häufig. Stattdessen arbeiten Ärzte und andere Gesundheitsberufe am Limit, um die Folgen des Wettbewerbsdrucks und der Arbeitsverdichtung für die
Patienten zu mildern“, sagte der BÄK-Präsident. Notwendig sei ein klares Bekenntnis von Politik und Kostenträgern zu Patientensicherheit – mit genauso klar erkennbaren Konsequenzen für die Versorgung. Eine kontinuierliche Nachwuchsförderung gehöre ebenso dazu, wie die Finanzierung
von Versorgungsstrukturen, die sich am tatsächlichen Behandlungsbedarf ausrichten.

Reinhardt verwies auf zahlreiche Maßnahmen und Initiativen der Ärzteschaft zur Steigerung der Patientensicherheit. Dazu zählen unter anderem Qualitätszirkel, Peer-Reviews, aber auch Konsile, Tumorkonferenzen oder Morbiditäts- und Mortalitätskonferenzen.
Auf institutioneller Ebene unterstützt unter anderem das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin, eine gemeinsame Einrichtung von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher
Bundesvereinigung, die Qualitätssicherung der ärztlichen Berufsausübung. Wichtige Erkenntnisse für die Fehlerprävention werden auch aus den Daten der Gutachterkommissionen und  Schlichtungs-stellen der Ärztekammern gewonnen, die bundesweit erfasst und für Fortbildungen und Qualitätssicherungsmaßnahmen ausgewertet werden.

Reinhardt: „Die Förderung von Qualität und Patientensicherheit ist nicht nur integraler Bestandteil ärztlicher Berufsausübung. Sie ist eine Gemeinschaftsaufgabe, der sich neben den Gesundheits-  berufen auch Kliniken, Kostenträger und die Politik stellen müssen. Patientensicherheit ist eine Verpflichtung für uns alle.“

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12.09.2019 Reinhardt bietet künftiger EU-Kommission enge Zusammenarbeit an
Pressestelle der deutschen Ärzteschaft

Berlin, 12.09.2019 – Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt hat die Entscheidung der künftigen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen begrüßt, dass es auch in Zukunft ein eigenes Gesundheitsressort auf europäischer Ebene geben wird. Dies zeige, dass die neue Kommission dem Thema Gesundheit die angemessene hohe Bedeutung beimisst.
„Wir freuen uns auf eine gute und enge Zusammenarbeit mit der neuen EU-Kommission“, sagte Reinhardt anlässlich der Nominierung der zypriotischen Politikerin Stella Kyriakides als
neue EU-Gesundheitskommissarin. Die Ärzteschaft sei immer offen für den Dialog, solange es dabei um die Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung in Europa geht. Ansatzpunkte sieht
Reinhardt unter anderem beim gemeinsamen Kampf gegen Antibiotikaresistenzen, der Vermeidung von Lieferengpässen für Arzneimittel und der Förderung von Forschung und Innovation.


Gleichzeitig stellt der BÄK-Präsident aber klar: „Wir erwarten, dass
die Kommission den Vertrag von Lissabon einhält. Und der
formuliert sehr eindeutig: Die Organisation der
Gesundheitssysteme ist Sache der Mitgliedsstaaten.“ Die immer
neuen Anläufe, die Gesundheitsversorgung im Sinne der
Wirtschaft europaweit zu vereinheitlichen oder
Behandlungsstandards zu nivellieren, seien damit nicht zu
vereinbaren. „Solchen Übergriffen werden wir uns auch in Zukunft
entschieden entgegenstellen“, so Reinhardt.

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11.09.2019 FAU-Forscher für Deutschen Zukunftspreis nominiert
uni | mediendienst | aktuell Nr. 112/2019

Neuroradiologe Prof. Dr. Arnd Dörfler entwickelt Ultra-Hochfeld-Magnetresonanztomographen von Siemens Healthineers mit

Prof. Dr. Arnd Dörfler, Leiter der Neuroradiologie am Universitätsklinikum Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) ist für den Deutschen Zukunftspreis 2019 nominiert worden. Im für die Auszeichnung vorgeschlagenen Dreierteam mit Siemens-Healthineers-Mitarbeiterin Dr. Christina Triantafyllou und dem Heidelberger MR-Physiker Prof. Dr. Mark E. Ladd repräsentiert Dörfler die klinische Forschung. Bereits die Nominierung würdigt die bahnbrechenden Forschungs- und Entwicklungsleistungen der Wissenschaftlerin und der beiden Wissenschaftler: Sie erzielten mit der Entwicklung des ersten für die klinische Nutzung zugelassenen Ultra-Hochfeld-MRT einen weltweiten Durchbruch für die Präzisionsmedizin. Damit kann künftig selbst Patientinnen und Patienten mit winzigen krankhaften Strukturveränderungen im Gehirn – bis dahin in der Bildgebung kaum sichtbar – wirkungsvoll geholfen werden. Die Jury trifft ihre Entscheidung am 27. November, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verleiht den Deutschen Zukunftspreis 2019 am selben Abend noch in Berlin.

Multiple Sklerose (MS) und Epilepsie gehören zu den häufigsten neurologischen Krankheiten. Allein in Deutschland leiden mehr als 200.000 junge Erwachsene an MS, von Epilepsie sind sogar rund eine halbe Million Menschen betroffen. Gerade bei MS-Betroffenen sind frühzeitige Diagnose und schneller Therapiebeginn von großer Bedeutung, um eine spätere Behinderung zu verzögern oder ganz zu verhindern. Aber auch bei Epilepsie ist es bei ausgewählten Patientinnen und Patienten für eine gezielte Behandlung essenziell, Epilepsieherde präzise zu identifizieren, um chirurgische Eingriffe genauer zu planen. Doch im Frühstadium solcher Erkrankungen sind die Veränderungen im Gehirn häufig noch nicht so ausgeprägt, dass sie mit den klinisch etablierten MRT-Systemen bei geringeren Feldstärken diagnostiziert werden könnten. Bis zur Diagnose und zum Therapiebeginn vergeht daher oft wertvolle Zeit.

Mit dem Ultra-Hochfeld-MRT des Magnetom Terra von Siemens Healthineers gelingt es nun, durch einen deutlich höheren Kontrast und Detailgrad in der Bildgebung selbst winzige Veränderungen im Submillimeterbereich darzustellen. Darüber hinaus kann das Gerät durch innovative metabolische und funktionelle Bildgebungstechnologien sogar krankhafte Veränderungen auf Stoffwechselebene sichtbar machen, die in der strukturellen Bildgebung gar nicht zu sehen sind.

Der Grund: Für Magnetom Terra wurde eigens ein neuartiger aktiv abgeschirmter Magnet entwickelt, der mit einer Feldstärke von 7 Tesla operiert – etwa dem 140.000-fachen des Erdmagnetfeldes. Trotzdem ist das Gerät bei höherer Leistungsfähigkeit nur halb so schwer wie die Magnete der bisherigen Forschungssysteme und kann so leichter transportiert und einfacher in die bestehende Infrastruktur von Kliniken integriert werden.

Für die Entwicklung einer solchen Hochleistungsmaschine ist es unerlässlich, neben Ingenieurinnen und Ingenieuren sowie MR-Physikerinnen und -Physikern von Anfang an die Medizin und die klinische Forschung mit einzubeziehen. Das interdisziplinäre Team am Universitätsklinikum Erlangen um den Neuroradiologen Arnd Dörfler und den Radiologen Prof. Dr. Michael Uder, Direktor des Radiologischen Instituts am Universitätsklinikum Erlangen, war daher bereits in der Entwicklungsphase eine der treibenden Kräfte für diesen gelungenen Technologietransfer. „Der klinische Aspekt ist einer der entscheidenden Erfolgsfaktoren“, erklärt Prof. Dörfler. „Seit dem Beginn der Forschungspartnerschaft mit Siemens Healthineers im Jahr 2015 steht das Gerät direkt bei uns im Klinikum. So konnte es schon in der Entwicklungsphase am Menschen genutzt werden und liefert für unsere Patienten einen erheblichen klinischen Mehrwert. Dank des erfolgreichen Einsatzes an einer so hohen Zahl von Probanden und Patienten konnte Siemens Healthineers auf Basis der Erlanger Daten bereits im August 2017 die klinische Zulassung für Neurobildgebung und muskuloskelletales Imaging erlangen – weltweit ein Novum.“ Und Prof. Uder ergänzt: „Wir arbeiten im Moment daran, unsere Erkenntnisse auf andere Anwendungsgebiete zu übertragen. Ziel ist auch hier, zusammen mit den Ingenieurinnen und Ingenieuren von Siemens Healthineers eine klinische Zulassung für weitere Organsysteme zu ermöglichen. Dabei liegt unser Fokus nicht nur auf der Darstellung der Morphologie sondern insbesondere auch auf der Untersuchung funktioneller Aspekte.“

Aus Dörflers Sicht steht gerade dieser translationale Ansatz – also die unmittelbare Kombination von Entwicklung, Forschung und dem Einsatz am Patienten – für den Erfolg: „Für uns ist die 7-Tesla-MRT auch aus wissenschaftlicher Perspektive ganz entscheidend. Man kann mit so einem Ultra-Hochfeld-MRT nicht einfach loslegen wie wenn man etwa in einen Neuwagen einsteigt und losfährt. Ähnlich wie in der Formel 1 verlangt so ein Gerät permanente Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Insofern stehe ich im Team der Nominierten nur stellvertretend für die Leistung, die viele Forscher und Mediziner an der FAU und am Universitätsklinikum Erlangen gemeinsam erbracht haben – angefangen bei meinem radiologischen Kollegen Michael Uder und vielen klinischen Kooperationspartnern bis hin zu unserer leistungsstarken MR-Physik, repräsentiert durch die FAU-Professoren Armin Nagel, Frederik Laun und Moritz Zaiss. Auch wäre diese Erfolgsgeschichte ohne die stetige Unterstützung der Direktion des Universitätsklinikums, des Dekans der Medizinischen Fakultät und des FAU-Präsidenten nicht möglich.“

Über die Nominierung eines FAU-Forschers für den Deutschen Zukunftspreis 2019 freut sich ganz besonders auch FAU-Präsident Prof. Dr. Joachim Hornegger: „Ich bin unglaublich stolz darauf, dass nach der Nominierung unseres Forscherteams um Peter Wasserscheid, Wolfgang Arlt und Daniel Teichmann im vergangenen Jahr nun 2019 ein weiterer Wissenschaftler unserer FAU für den Deutschen Zukunftspreis vorgeschlagen ist. Dieser Erfolg zeigt einmal mehr, dass die FAU die Auszeichnung als innovationsstärkste Universität in Deutschland zu Recht trägt. Denn der Zukunftspreis würdigt ja vor allem die Übersetzung von Forschungsleistung in die Anwendung – und damit den Beitrag, den die Universität zum gesellschaftlichen Fortschritt und vor allem zum Wohl der Menschen in diesem Land – und darüber hinaus – leistet.“

Die Partnerschaft zwischen Siemens Healthineers, FAU und Universitätsklinikum Erlangen zur Grundlagen- und Methodenforschung auf dem Gebiet der Ultrahochfeld-MRT soll in den kommenden Jahren intensiv fortgeführt werden. Dank der Dual-Mode-Funktionalität kann der Nutzer oder die Nutzerin am Gerät unmittelbar zwischen klinischer Nutzung und Forschungsanwendung wechseln. Damit bietet das System die ideale Plattform für eine translationale Forschung – neueste Forschungsergebnisse können somit auch künftig zeitnah den Patientinnen und Patienten zugutekommen.

Der Deutsche Zukunftspreis wurde 1997 vom damaligen Bundespräsidenten Prof. Dr. Roman Herzog ins Leben gerufen und gilt seither als Symbol für die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit und Innovationskraft Deutschlands. Zu den wichtigsten Auswahlkriterien der Jury gehören, neben der Forschungsleistung, auch die Patent- und Marktfähigkeit der Entwicklung.

Bildmaterial steht zum Download bereit unter:

https://www.fau.de/2019/09/header/fau-forscher-fuer-deutschen-zukunftspreis-nominiert/

Informationen zum Deutschen Zukunftspreis finden Sie unter:
https://www.deutscher-zukunftspreis.de/de

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11.09.2019 Suizid bei Jugendlichen verhindern
uni | mediendienst | forschung Nr. 60/2019

Die weltweit zweithäufigste Todesursache bei Jugendlichen zwischen 15 und 29 Jahren ist die Selbsttötung. Jährlich nehmen sich in Deutschland rund 500 junge Menschen das Leben, was neun Prozent aller Todesfälle entspricht. Und auf jeden Suizid kommen noch einmal zwischen zehn und 20 Suizidversuche. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben jetzt das Online-Suizidpräventionsprogramm [U25] des Caritasverbands evaluiert und legen Zwischenergebnisse vor. Demnach hat sich aufgrund der besonderen Form der Beratung durch junge Menschen, die selbst maximal 25 Jahre alt sind, die allgemeine Situation bei 47 Prozent der Jugendlichen in Lebenskrisen verbessert; die Suizidgefährdung wurde signifikant reduziert.

 
Noch bis Herbst 2020 wird das FAU-Projekt, das seit 2017 läuft, vom Bundesgesundheitsministerium gefördert. Projektpartner ist der Deutsche Caritasverband. Als nächstes plant das Forschungsteam die repräsentative Befragung aller [U25]-Beraterinnen und -Berater in Deutschland.
 
Link zur ausführlichen Pressemeldung:
 
Link zum Beratungsangebot:
 
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Weitere Informationen:
Dr. Anja Hildebrand, Tel.: 09131/85-64016, anja.hildebrand@fau.de
Dr. Maren Weiss, Tel.: 09131/85-64015, maren.weiss@fau.de
 
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10.09.2019 Das Ziel vor Augen: den Gipfel des Kilimandscharo und den Krebs bezwingen
uni | mediendienst | aktuell Nr. 111/2019

Erlanger Kinderonkologe will leukämiekranken Kindern und Jugendlichen mit einer besonderen Aktion helfen und bittet um Unterstützung

Im Oktober 2019 besteigt der 18-jährige Yunus den Kilimandscharo in Tansania. An seiner Seite: Mutter Cornelia, Schwester Ayla und sein Arzt Prof. Dr. Markus Metzler, Leiter der Kinderonkologie der Kinder- und Jugendklinik (Direktor: Prof. Dr. Joachim Wölfle) des Universitätsklinikums Erlangen. Dass Yunus den Weg auf den 5.895 Meter hohen Gipfel überhaupt antreten kann, verdankt er seinem Mut, wirksamen Medikamenten und den Erlanger Kinderonkologen. Yunus litt schon mit 12 Jahren an der chronischen myeloischen Leukämie (CML) – einer Form des Blutkrebses. Heute geht es dem Teenager wieder gut. „Damit auch andere Kinder und Jugendliche diese Chance auf Heilung bekommen, sammeln wir ab sofort Spenden für die Erforschung der CML, für die Vernetzung von Ärzten und Wissen und für eine bessere Therapie“, erklärt Prof. Metzler. Die Besteigung des Kilimandscharo vom 26. Oktober bis zum 3. November 2019 soll für die Spendenaktion werben und zeigen, wie leistungsstark Yunus und andere ehemalige CML-Patienten heute sind. Mit Prof. Metzler nehmen an der Tour 25 internationale CML-Forscher und -Ärzte sowie Patienten teil, die sich austauschen und eng vernetzen wollen.

„Wenn du den Gipfel erklimmen kannst, dann kannst du auch CML heilen!“ – mit dieser Überzeugung im Gepäck treten Markus Metzler, Yunus und seine Familie im Oktober die Tour zum höchsten Gipfel Afrikas an. Auf seinem Weg wird das Team fünf Klimazonen durchqueren und innerhalb von sieben Tagen über 4.000 Höhenmeter überwinden. „Wir machen damit auf unsere Herzensangelegenheit aufmerksam: darauf, dass wir CML heute weltweit mit guter Diagnostik und modernen Medikamenten erfolgreich bekämpfen können, wenn wir über uns hinauswachsen und unsere Komfortzone verlassen“, sagt Prof. Metzler. Seit Wochen bereitet sich der Kinderonkologe auf die Bergbesteigung vor, macht Höhentouren, geht regelmäßig joggen und fährt viel Rad. Yunus trainierte in den vergangenen Tagen unter anderem bei der Albstadt-Challenge auf der Schwäbischen Alb: Er, seine Mutter und seine Schwester liefen dort je 60 Kilometer und 1.500 Höhenmeter –  14 Stunden am Stück. „Yunus ist heute wieder mehr als fit“, sagt seine Mutter Dr. Cornelia Borowczak.

Die Spendenaktion „Klettern für Heilung“ („Climb for a Cure“) wird von der internationalen Stiftung Chronic Myeloid Leukemia Foundation (iCMLf) organisiert, die 2019 ihr zehnjähriges Bestehen feiert. Die Spendengelder, die Prof. Metzler darüber hinaus einwirbt, verwaltet die Forschungsstiftung Medizin am Uni-Klinikum Erlangen. Jeder gespendete Euro fließt ganz konkret in die Erforschung der Diagnostik und der Therapie von CML bei Kindern und Jugendlichen, in die CML-Behandlung am Uni-Klinikum Erlangen, in neue genetische Tests, altersgerechtes Informationsmaterial und in die psychologische Begleitung betroffener Familien. Neue Forschungsergebnisse werden der internationalen Stiftung und ihrem weltweiten Ärzte- und Forschernetzwerk zur Verfügung gestellt.

Eine Krankheit – verschiedene Gesichter

Die CML ist bei Kindern und Jugendlichen sehr selten. Sie macht nur zwei Prozent aller Leukämien bei Kindern unter 15 Jahren aus, und nur neun Prozent aller Leukämien bei Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren. Bislang müssen sich Ärzte auf die Therapieempfehlungen für Erwachsene stützen. „Es hat sich aber gezeigt, dass sich CML bei Kindern anders äußert“, erklärt Markus Metzler. „Wir sehen bei jungen Patienten Unterschiede beim Krankheitsbeginn und im Verlauf. Die Krankheit ist häufig viel aggressiver als bei Erwachsenen und Kinder reagieren ganz anders auf die Behandlung.“

Neue Medikamente und neue Herausforderungen

Lange galt eine Stammzelltransplantation als einzige heilende Therapie bei CML. Dabei erhält der Leukämiepatient eine Infusion mit gesunden Blutstammzellen aus dem Knochenmark oder aus dem Blut eines passenden Spenders. Diese Stammzellen wandern in das Knochenmark des Patienten und bilden dort neue gesunde Blutzellen. „Aber eine Stammzelltransplantation ist riskant und belastend. Es besteht die Gefahr, dass die fremden Zellen abgestoßen werden oder dass sie sich gegen den Empfänger richten“, weiß Prof. Metzler.

Neue Medikamente – sogenannte Tyrosinkinaseinhibitoren (TKI) – haben die Therapiestandards revolutioniert: TKI sind heute für erwachsene CML-Patienten die erste Wahl, und auch bei Kindern und Jugendlichen sprechen diese Medikamente gut an. Mit TKI können Patienten die Remission erreichen, also den Rückzug der Krankheit – die funktionelle Heilung. Das heißt: Im Blut sind dann vorerst keine Leukämiezellen mehr nachweisbar. „Eine Stammzelltransplantation sollte die letzte Option bleiben“, rät Markus Metzler. „Für junge Menschen bedeutet das aber auch: eine jahrzehntelange Medikamenteneinnahme. Deshalb müssen wir noch besser verstehen, wem wir trotzdem eine Transplantation anbieten sollten und bei welchen Patienten wir die medikamentöse Therapie unter bestimmten Voraussetzungen nach mehreren Jahren sicher beenden können.“

Onkologen behandeln die CML heute mit verschiedenen TKI. Bei Kindern stehen sie dabei vor neuen Herausforderungen. Prof. Metzler gibt einige Beispiele: „Junge Patienten zeigen andere Nebenwirkungen als Erwachsene. Manche Medikamente beeinträchtigen zum Beispiel den Knochenstoffwechsel und das Wachstum, sodass wir häufig die übliche Behandlung wechseln und für den Einzelfall anpassen müssen. Es spielen auch Faktoren wie die Therapietreue eine Rolle – also: Wie zuverlässig nimmt zum Beispiel ein Teenager seine Medikamente ein? Oder: Wie reagiert der Körper eines jungen Menschen, wenn wir das Medikament irgendwann wieder absetzen? Die Datenlage im pädiatrischen Bereich ist noch sehr spärlich und wir haben hier noch viel Forschungsarbeit zu leisten“, so der Kinderonkologe.

Lea (12) – kleine Tablette statt Knochenmarktransplantation

Prof. Metzler übernahm 2018 die Leitung der Studiengruppe für Kinder und Jugendliche mit CML aus ganz Deutschland. Mehr als 100 junge CML-Patienten werden von Erlangen aus mitbetreut und beraten. Auch Lea bekam 2016 die Diagnose Leukämie und ihre Ärzte rieten ihr zu einer Knochenmarktransplantation. Die damals Neunjährige und ihre Eltern hatten Angst vor dem großen Eingriff und wendeten sich an die Kinderonkologie des Uni-Klinikums Erlangen.

„Es war der 22. September 2016, als Prof. Metzler unserer Tochter Knochenmark entnahm und untersuchte – der Welt-CML-Tag“, erinnert sich Leas Vater, Darko Jankovic. Der „22.9.“ weist jährlich auf den genetischen Auslöser für die CML hin: die veränderten Chromosomen 22 und 9, die dazu führen, dass sich die weißen Blutzellen bösartig verändern und unkontrolliert vermehren. Nach und nach verdrängen diese Leukämiezellen dann die gesunden Blutzellen und es entsteht ein Mangel an Blutplättchen und funktionsfähigen weißen Blutzellen. „Wenige Stunden nach der Entnahme sagte uns Prof. Metzler, er sei sich zu 99,6 Prozent sicher, dass Lea CML hat – und keine Knochenmarktransplantation braucht.“ Im darauffolgenden Sommer hatten die Erlanger Kinderonkologen mit Medikamenten bereits die Remission der Krankheit erreicht – trotz eines extremen Ausgangsbefunds. Täglich nimmt die Zwölfjährige heute eine kleine Tablette ein. „Die vergisst sie nie“, versichert ihr Vater. „Und damit geht es ihr so gut, dass man nicht denken würde, dass sie jemals krank war.“ Prof. Metzler erklärt: „Die meisten Patienten mit CML sprechen zunächst gut auf die Behandlung an. Die unerwünschten Wirkungen der Therapie sind aber oft ein Problem – besonders bei jungen Patienten, die noch wachsen. Jetzt kümmern wir uns darum, dass wir für Lea mittelfristig eine optimale Kontrolle ihrer Erkrankung erreichen. Unser langfristiges Ziel ist es, dass sie ihr Medikament irgendwann ganz absetzen kann und gesund bleibt.“

Weitere Forschung und Hilfe nur mit Spenden möglich

Wer junge Patienten des Uni-Klinikums Erlangen, wie Lea und Yunus, ganz direkt unterstützen möchte, kann dies mit einer Spende für die Aktion „Klettern für Heilung“ an die Forschungsstiftung Medizin am Uni-Klinikum Erlangen tun.

Spendenkonto:
Forschungsstiftung Medizin
Bank: Stadt- und Kreissparkasse Erlangen Höchstadt Herzogenaurach
Verwendungszweck: Klettern für Heilung
IBAN: DE69 7635 0000 0000 0620 00
BIC: BYLADEM1ERH

Website der Aktion „Klettern für Heilung“: www.kletternfürheilung.de

Weitere Informationen:
Pressestelle des Uni-Klinikums Erlangen
Tel.: 09131 85-36102
presse@uk-erlangen.de

Prof. Dr. Markus Metzler
Tel.: 09131 85-33731
markus.metzler@uk-erlangen.de

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10.09.2019 em Geheimnis der Gallensteine auf der Spur - Mechanismen der Gallensteinbildung entschlüsselt
uni | mediendienst | forschung Nr. 59/2019

Gallensteine kommen häufig vor und können Koliken sowie Entzündungen im Bauchraum hervorrufen. Wie die Steine im Körper entstehen, war allerdings bisher unbekannt. Das Geheimnis der Gallensteine wurde nun von einem Forschungsteam der Medizinischen Kliniken 1 und 3 am Universitätsklinikum der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) gelüftet. Die Erkenntnisse wurden in der Fachzeitschrift Immunity veröffentlicht*.

Das Team um Dr. Louis Munoz, Sebastian Böltz und Prof. Dr. Martin Herrmann von der Medizinischen Klinik 3, die im Sonderforschungsbereich 1181 sowie im Deutschen Zentrum für Immuntherapie (DZI) zusammenarbeiten und dabei von einem Team um Dr. Moritz Leppkes und Prof. Dr. Markus F. Neurath, Medizinische Klinik 1 der FAU, unterstützt wurden, hat herausgefunden, dass alle Gallensteine von Spuren einer speziellen Form der weißen Blutkörperchen – den neutrophilen Granulozyten – übersäht sind. Diese Zellen gelten als erste Abwehrfront des Körpers, sie schlagen nicht nur auf Bakterien und anderen Keime an, sondern erkennen auch Kristalle als Gefahr. Beim Versuch diese aufzunehmen, sterben sie und stülpen ihre Erbsubstanz wie ein Netz über die Kristalle. Diese Netze – englisch NETs für Neutrophil Extracellular Traps – winden sich um die Kristalle, verklumpen diese und lassen so Steine entstehen, die manchmal erstaunliche Ausmaße annehmen können.

* DOI: https://doi.org/10.1016/j.immuni.2019.07.002
Link zur ausführlichen Pressemitteilung:
https://www.fau.de/2019/09/news/wissenschaft/dem-geheimnis-der-gallensteine-auf-der-spur/


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Dr. Luis Munoz, Tel.: 09131/85-36990, luis.munoz@uk-erlangen.de

06.09.2019 Bundesärztekammer aktualisiert Informationsliste zu Schwangerschaftsabbrüchen
Pressestelle der Dt. Ärzteschaft

Berlin, 06.09.2019 – Die Bundesärztekammer hat die von ihr im gesetzlichen Auftrag geführte Informationsliste zu Schwangerschaftsabbrüchen nach § 13 Abs. 3 Schwangerschaftskonfliktge-
setz aktualisiert. Die Liste mit Ärzten, Krankenhäusern und Einrichtungen, die Schwangerschafts-abbrüche unter den Voraussetzungen des § 218a Absatz 1 bis 3 Strafgesetzbuch durchführen,
befindet sich seit dem Start des Registrierungsverfahrens am 29. Juli 2019 im Aufbau. Sie wird in einem work-in-progress-Verfahren kontinuierlich erweitert. Mit der Liste ermöglicht der Gesetzgeber, dass Ärzte, Krankenhäuser und Einrichtungen über Leistungen zum Schwangerschaftsabbruch informieren können, ohne Gefahr zu laufen, gegen strafrechtliche Vorgaben zu verstoßen.

Gut fünf Wochen nach dem Start des Registrierungsverfahrens hat sich die Zahl der Ärzte und Einrichtungen auf der Liste weit mehr als verdoppelt und liegt aktuell bei 215 Einträgen aus allen Bundesländern. Darunter befinden sich neben ambulanten Einrichtungen auch Kliniken, die entsprechende Eingriffe vornehmen. Zahlreiche weitere Anträge auf Eintrag in die Liste durchlaufen
derzeit das Verifizierungsverfahren und werden in der nächsten Aktualisierungsrunde ergänzt.

Um den Aufbau der Liste weiter zu beschleunigen, informiert die Bundesärztekammer kontinuierlich über die Liste und das Anmeldeprozedere. Abgerufen werden kann die Liste auf der Internetsei-
te der Bundesärztekammer (siehe Links und Kontaktmail unten). Dort findet sich auch eine Suchfunktion nach Postleitzahlen und Orten. Die Liste wird außerdem von der Bundeszentrale für ge-
sundheitliche Aufklärung (BZgA) veröffentlicht.

Die Aufnahme in die Liste ist freiwillig und kann von Ärzten und Einrichtungen, die Schwangerschafts-abbrüche unter den Voraussetzungen des § 218a Absatz 1 bis 3 Strafgesetzbuch durchführen,
auf der Internetseite der Bundesärztekammer beantragt werden. Die Registrierung nimmt etwa drei Minuten in Anspruch. Ein mehrstufiger Verifizierungsprozess gewährleistet die Sicherheit
und Korrektheit der Angaben.

Hintergrund: Mit dem am 29. März 2019 in Kraft getretenen Gesetz zur Verbesserung der Information über einen Schwangerschaftsabbruch wurde das Schwangerschaftskonfliktgesetz in § 13
ergänzt. So soll die Bundesärztekammer (BÄK) eine Liste der Ärztinnen und Ärzte sowie der Krankenhäuser und Einrichtungen führen, die ihr mitgeteilt haben, dass sie Schwangerschaftsabbrü-
che unter den Voraussetzungen des § 218a Absatz 1 bis 3 des Strafgesetzbuches durchführen. Diese Liste kann auch Angaben über die jeweils angewendeten Methoden zur Durchführung eines
Schwangerschaftsabbruchs enthalten, soweit der BÄK diese mitgeteilt werden.

Informationen zur Liste nach § 13 Abs. 3 Schwangerschaftskonflikt-
gesetz:
https://www.baek.de/aerzte/versorgung/schwangerschaftsabbruch/
Liste mit Suchfunktion nach Postleitzahlen und Orten:
https://liste.bundesaerztekammer.de/suche
Registrierung für die Liste:
https://liste.baek.de

Allgemeine Fragen zu der Liste können über die Mailadresse
liste@baek.de an die Bundesärztekammer gerichtet werden.

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05.09.2019 Die Zunge stimulieren Kleines Implantat verhindert Atemaussetzer im Schlaf – Erlanger HNO-Ärzte bieten Komplettversorgung an
ni | mediendienst | aktuell Nr. 108/2019

Schnarchen beeinträchtigt den Schlaf – hauptsächlich den der anderen. Setzt der Atem aber dabei länger aus, wird es auch für den Schnarcher selbst gefährlich: Obstruktive Schlafapnoe (OSA) nennt sich das Phänomen, wenn während des Schlafens die Atmung kurz stillsteht, weil die Muskulatur der oberen Atemwege erschlafft. Atemmasken oder Unterkieferschienen können helfen. Werden die aber nicht vertragen oder bringen sie keinen Erfolg, kommt seit Kurzem auch ein Zungenschrittmacher infrage: ein kleines Gerät, das den Zungenmuskel stimuliert und so die Atemluft wieder fließen lässt. Die Operateure der Hals-Nasen-Ohren-Klinik – Kopf- und Halschirurgie (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro) des Universitätsklinikums Erlangen implantieren diese Zungenschrittmacher und bieten Patienten eine Komplettversorgung aus einer Hand: von der Diagnose über die OP bis hin zur Nachsorge.

„Die OSA ist die häufigste nächtliche Atmungsstörung“, erklärt der geschäftsführende Oberarzt PD Dr. Maximilian Traxdorf von der Erlanger HNO-Klinik. Am häufigsten betroffen sind Männer, Ältere, Übergewichtige und Menschen, die rauchen, Alkohol oder Beruhigungsmittel konsumieren. Bei der OSA setzt die Atmung zehn Sekunden bis eine Minute lang aus, das Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt und der Betroffene wacht immer wieder kurz auf. „Manchmal kann es schon helfen, die Schlafposition zu ändern, sein Gewicht zu reduzieren und vor dem Schlafen keinen Alkohol zu trinken. Bei leichten bis mittelgradigen Fällen können zum Beispiel Unterkieferprotrusionsschienen zum Einsatz kommen – sie verlagern den Unterkiefer nach vorn und halten so den Atemweg offen. Der Goldstandard in der Therapie der OSA sind aber spezielle Atemmasken“, sagt Maximilian Traxdorf. Diese CPAP-Masken (continous positive airway pressure) erzeugen einen kontinuierlichen leichten Überdruck und halten so die Atemwege frei. „Sie werden aber nicht von jedem Patienten vertragen, eignen sich nicht für jede Anatomie und bringen auch nicht immer den gewünschten Erfolg“, schränkt PD Dr. Traxdorf ein.

Ein Zungenschrittmacher als kleiner Helfer

Bei einer mittelgradigen bis schweren OSA mit 15 bis 65 Atemaussetzern pro Stunde kommt dann auch eine Atemwegsstimulation infrage: Nur drei kleine Schnitte an Hals und Brustkorb sind nötig, um einen Impulsgenerator (Schrittmacher) in einer kleinen Hauttasche unterhalb des Schlüsselbeins zu implantieren. Das Prinzip ist mit dem eines Herzschrittmachers vergleichbar. Zum Zungenschrittmacher gehören ein Atemsensor und eine Stimulationselektrode. Der Sensor misst kontinuierlich den Atemrhythmus der Lunge und gibt ein entsprechendes Signal an den Impulsgenerator weiter. Dieser aktiviert die Stimulationselektrode am Zungennerv. Die Elektrode stimuliert schließlich den Zungenmuskel und verhindert, dass die Zunge und das umliegende Gewebe während des Schlafens in den oberen Atemweg zurückfallen und diesen blockieren. Dank dieses Systems bleibt der Atemweg frei und die Luft kann die ganze Nacht ungehindert ein- und ausströmen.

Den Schrittmacher schaltet der Patient vor dem Schlafengehen mit einer kleinen Fernbedienung ein – und nach dem Aufstehen wieder aus. Die Batterie hält acht bis elf Jahre lang, dann muss sie im Rahmen einer kleinen OP ausgetauscht werden. „Der Zungenschrittmacher reduziert Atemaussetzer oder verhindert sie sogar. Das führt zu weniger Schnarchen, weniger nächtlichen Wachphasen und weniger Müdigkeit am nächsten Tag, und auch andere Begleiterscheinungen der OSA werden minimiert – etwa Bluthochdruck, Kopfschmerzen oder depressive Verstimmtheit“, erklärt Maximilian Traxdorf. „In unserem Schlaflabor beraten wir jeden Patienten zu möglichen Therapien und dazu, ob ein Zungenschrittmacher aus schlafmedizinischer Sicht eventuell auch für ihn infrage käme.“

Weitere Informationen:
PD Dr. Maximilian Traxdorf
Tel.: 09131 85-36882
maximilian.traxdorf@uk-erlangen.de

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04.09.2019 Reform der Notfallversorgung – Schnellere Hilfe im Notfall?
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Die Notaufnahmen in den Krankenhäusern sind häufig überlaufen. Doch das aktuelle Diskussionspapier des Bundesgesundheitsministers dazu schaffe faktisch eine dritte Versorgungsebene, deren Inanspruchnahme durch die Bevölkerung in unbegrenzter Weise angeboten werde, prognostiziert Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), im Leitartikel der Septemberausgabe des Bayerischen Ärzteblatts: „Der Entwurf zeigt meines Erachtens deutlich, wo sich das Denkmodell des Sachverständigenrates, dem der Vorschlag folgt, und die (künftige) Realität nicht zur Deckung bringen lassen werden: Im Verhalten des Patienten.“

Die Schaffung einer neuen Versorgungsebene werde das Problem nicht lösen. Der system- und problemadäquate Ansatz sei und bleibe die Kooperation der beiden Sektoren in sektorenverbindenden Einrichtungen, wie schon in Bayern und Baden-Württemberg erfolgt, wo an geeigneten Kliniken sogenannte Bereitschaftspraxen etabliert wurden, welche zu einer Entlastung der Notaufnahmen führten. „Der Notfallpatient, der nicht der stationären Krankenhausaufnahme bedarf, ist ein ambulanter Patient, der sachgerecht in der Praxis des niedergelassenen Arztes bzw. der von seiner Kassenärztlichen Vereinigung für die sprechstundenfreien Zeiten eingerichteten Bereitschaftspraxis zu versorgen ist“, so Quitterer.

„Die hohe Bedeutung eines, qualifizierten, standardisierten und softwaregestützten Ersteinschätzungsverfahrens‘ für die sachgerechte Einschätzung eines Notfallpatienten sehe auch ich“, führt Bayerns Kammer-Chef aus. Das Zentralinstitut für die Kassenärztliche Vereinigung (ZI) habe dafür eine Standardisierte medizinische Ersteinschätzung Deutschland (SmED) entwickelt, die in einem breiten Konsens der beteiligten Experten im medizinischen Beirat künftig zur Anwendung im Notfalldienst kommen könne. Im SmED-Beirat sei hohe Kompetenz und Praxiskenntnis vorhanden und „die Politik ist eingeladen, sich von der Qualität der dort schon geleisteten Arbeit zu überzeugen, bevor der hier deutlich sachferne Gemeinsame Bundesausschuss als der ohnehin schon überlastete ‚Alleskönner‘ einen neuen Auftrag bekommt“, so Quitterer wörtlich.

Mehr zu „Reform der Notfallversorgung – Schnellere Hilfe im Notfall?“ lesen Sie in der Septemberausgabe 2019 des Bayerischen Ärzteblattes unter www.bayerisches-aerzteblatt.de.

Bayerische Landesärztekammer
Pressestelle
Dagmar Nedbal
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30.08.2019 Magnetenzephalografie macht Epilepsieoperationen erfolgreicher Studie zeigt: MEG optimiert OP-Planung und -Ergebnis
uni | mediendienst | forschung Nr. 58/2019

Eine neue Studie des Epilepsiezentrums (Sprecher: Prof. Dr. Hajo Hamer) der Neurologischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Stefan Schwab) und der Neurochirurgischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Michael Buchfelder) des Universitätsklinikums Erlangen beweist: Dank der Magnetenzephalografie (MEG) erzielen Epilepsiechirurgen bei Operationen deutlich bessere Ergebnisse für ihre Patienten. Die Studie unter Federführung von PD Dr. Stefan Rampp wurde jetzt im Fachmagazin „Brain – A Journal of Neurology“ veröffentlicht. Sie ist die weltweit größte Forschungsarbeit zu dem Thema, mit dem bisher längsten Untersuchungszeitraum.
 
Für ihre retrospektive Studie haben die Erlanger Forscher 1.000 Patienten aus einem Zeitraum von 28 Jahren untersucht. Sie alle hatten in den Jahren zwischen 1990 und 2018 am Epilepsiezentrum des Uni-Klinikums Erlangen eine MEG-Diagnostik erhalten; 405 Patienten unterzogen sich anschließend einer epilepsiechirurgischen Operation. Die langfristigen Effekte der MEG-Diagnostik wurden bei den Probanden mitunter bis zu 20 Jahre lang nachverfolgt.
 
Epilepsieherde identifizieren
Fokale Epilepsieanfälle gehen von umschriebenen Bereichen des Gehirns aus. Mit der richtigen Diagnostik können Anfallsherde in vielen Fällen von gesundem Gewebe abgegrenzt werden. Bei 30 Prozent der Betroffenen mit fokaler Epilepsie helfen Medikamente allerdings nicht oder nur unzureichend. Das Ziel von Epilepsiechirurgen ist es deshalb, bei diesen Patienten die Anfallsherde im Gehirn operativ zu entfernen. So kann den Betroffenen oft ein beschwerdefreies Leben ermöglicht werden. Um Epilepsieherde zu lokalisieren, nutzen Ärzte neben Verfahren wie der EEG (Elektroenzephalografie) auch die Magnetenzephalografie (MEG): Die aktiven Nervenzellen des Gehirns erzeugen magnetische Signale. Diese lassen sich in Kurven darstellen – bei Epilepsiepatienten sind diese charakteristisch. Mithilfe der MEG-Kurven lassen sich so diejenigen Areale im Gehirn ausfindig machen, von denen epileptische Anfälle ausgehen oder die an den Anfällen beteiligt sind (Lokalisation). Damit ist die MEG, auch Biomagnetismus genannt, ein wichtiges Instrument in der OP-Planung. Das Epilepsiezentrum des Uni-Klinikums Erlangen verfügt über ein eigenes MEG-Gerät. Der Patient liegt oder sitzt bequem darin, es arbeitet schonend, nicht-invasiv und ohne jede Strahlenbelastung.
 
Um das gefundene Epilepsieareal in einem 3-D-Bild des Gehirns zu verorten, kombinieren die Ärzte des Erlanger Epilepsiezentrums die MEG mit den Schichtbildern der Magnetresonanztomografie (MRT). So erhalten sie eine dreidimensionale „Landkarte“ des Gehirns mit genau markierter Epilepsieregion.
 
Signifikant bessere OP-Ergebnisse
Die Auswertung der Langzeitdaten im Rahmen der aktuellen Studie erbrachte nun drei wichtige Nachweise. Stefan Rampp erklärt: „Die MEG-Diagnostik erlaubt es uns erstens, sehr früh und sehr exakt die Patienten ausfindig zu machen, die von einer Epilepsie-OP profitieren werden. Zweitens unterstützt uns die MEG signifikant dabei, die betroffenen Hirnregionen genau zu identifizieren. Und drittens trägt das Verfahren damit zur kurz- und auch langfristigen Anfallsfreiheit nach der OP bei.“
 
Laut den Untersuchungsergebnissen liefert die MEG insbesondere dann sehr gute Resultate, wenn die Epilepsieherde außerhalb des Temporallappens des Gehirns liegen (extratemporal) und wenn keine epileptogenen Läsionen – also krankhaften Veränderungen im Gehirn –  festzustellen sind. Bei der Lokalisation des Anfallsherdes kann die MEG andere präoperative Diagnostikverfahren wie die EEG sinnvoll ergänzen und Hinweise auf Anfallsareale liefern, die die anderen Untersuchungsmethoden nicht anzeigen.
 
„In unserem Epilepsiezentrum können wir Patienten nach vorheriger MEG-Diagnostik die neueste und für sie beste Therapie anbieten“, fasst PD Rampp zusammen. „Und als Uni-Klinikum können wir Forschungserkenntnisse wie die aktuellen direkt in die Klinik überführen.“
 
Vollversion der Studie: https://academic.oup.com/brain/advance-article/doi/10.1093/brain/awz231/5543071?searchresult=1
 
Weitere Informationen:
PD Dr. Stefan Rampp
Tel.: 09131/85-33001
stefan.rampp@uk-erlangen.de
 
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29.08.2019 Wenn Licht schmerzt - Humboldt-Preisträger Prof. Dr. Alexandru Babes forscht an der FAU zur pathologischen Lichtempfindlichkeit
uni | mediendienst | aktuell Nr. 103/2019

2006 kam er das erste Mal mit einem Humboldt-Forschungsstipendium an die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), seither kommt Prof. Dr. Alexandru Babes fast jährlich wieder her, um sich mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auszutauschen. Im Sommer 2019 ist er wieder an der FAU – jetzt mit einem Friedrich Wilhelm Bessel-Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung.

Babes forscht zurzeit als Gastwissenschaftler am Institut für Physiologie und Pathophysiologie mit dem Schwerpunkt Sinnesphysiologie. Er

interessiert sich dafür, wie spezielle Nervenendigungen in der Haut und anderen Organen schmerzhafte Reize oder Veränderungen der Umgebungstemperatur erkennen. An der FAU ist er Teil einer Forschungsgruppe, die unter anderem pathologische Lichtempfindlichkeit untersucht. Bei bestimmten genetischen Krankheiten klagen betroffene Menschen über Schmerzen und Juckreiz, wenn ihre Haut Sonnenlicht oder sogar künstlichem Licht ausgesetzt ist. Dies deutet darauf hin, dass ihre schmerzempfindlichen Neuronen durch Licht im UV-Bereich und sogar im sichtbaren Bereich erregt werden. Mit Hilfe von Prof. Dr. Peter Reeh, Senior Fellow of Physiology, arbeitet Babes daran, einige der Mechanismen und Signalwege aufzudecken, die an dieser abnormalen Überempfindlichkeit beteiligt sind.

Über den Preisträger


Dr. Alexandru Babes studierte an der Universität Bukarest Physik im Bachelor und Neurobiologie im Master. In den folgenden Jahren lehrte er dort als Dozent und ab 2002, nach Abschluss seiner Doktorarbeit, als PostDoc. Seit 2008 ist er Professor für Neurobiologie in der Abteilung für Tier-Physiologie und Biophysik an der Universität Bukarest. Die Alexander von Humboldt-Stiftung hat verschiedene Projekte von Babes gefördert. Im Jahr 2019 hat die Stiftung ihn zum wissenschaftlichen Botschafter der Stiftung in Rumänien ernannt.

Über den Preis

Die Humboldt-Stiftung verleiht jährlich etwa 20 Friedrich Wilhelm Bessel-Forschungspreise, die mit je 45.000 Euro dotiert sind. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland können international anerkannte Forscherinnen und Forscher aus dem Ausland nominieren, die vor nicht mehr als 18 Jahren promoviert haben. Die Gewinner kommen nach Deutschland und arbeiten gemeinsam mit Fachkolleginnen und –kollegen an einem Projekt.

Ein ausführliches Interview mit Prof. Babes finden Sie auf der FAU-Webeite: https://www.fau.de/2019/08/news/wissenschaft/prof-alexandru-babes/

Interviews mit weiteren FAU-Humboldtianern gibt es unter diesem Link: https://www.fau.de/alumni/forscher-alumni/forscher-alumni-interviews/

Weitere Informationen:
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23.08.2019 Resistente Malaria bekämpfen – Bindung macht Stark FAU-Wissenschaftler erforschen die Wirkung von Medikamentenhybriden
uni | mediendienst | forschung Nr. 57/2019

Resistente Malaria bekämpfen – Bindung macht Stark
FAU-Wissenschaftler erforschen die Wirkung von Medikamentenhybriden
 
Resistente Malaria-Erreger verbreiten sich zunehmend – Abhilfe könnte eine Behandlung mit Hybridverbindungen aus vorhandenen Medikamenten schaffen. Das haben Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) herausgefunden. Ihre Ergebnisse haben sie in „Angewandte Chemie International Edition“ veröffentlicht*.
 
Aufgrund zunehmender Verbreitung von Resistenzen von Malariaerregern gegen einzeln verabreichten Medikamente, wie beispielsweise Chloroquin, empfiehlt  die Weltgesundheitsorganisation (WHO) üblicherweise, Malaria mit einer Kombination aus Artemisinin, das aus der Pflanze Einjähriger Beifuß gewonnen wird, und einem weiteren Malaria-Medikament zu behandeln.
 
Prof. Dr. Svetlana B. Tsogoeva, Professorin für Organische Chemie an der FAU, hat in Zusammenarbeit mit der Universität Göttingen und der China Academy of Chinese Medical Sciences nun festgestellt, dass Hybride aus zwei bereits existierenden Malaria-Medikamenten, welche chemisch gebunden sind, multiresistente Malaria-Parasiten wirksamer und effizienter abtöten als die einzelnen Medikamente oder deren Gabe in Kombination. Die beiden Wirkstoffe, die in einem Hybridmolekül zusammengefügt sind, dringen somit zeitgleich in den Erreger ein. Auf diese Weise können sie sich gleichzeitig an unterschiedliche Zielproteine binden – die Krankheit wird auf zwei Arten zugleich und damit effektiver bekämpft.
 
*DOI: http://dx.doi.org/10.1002/anie.201907224
 
Mehr Informationen zu den Forschungsprojekten von Prof. Tsogoeva:
https://www.chemistry.nat.fau.eu/tsogoeva-group/research/
 
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Svetlana B. Tsogoeva, Tel.: 09131/85-65573, svetlana.tsogoeva@fau.de
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23.08.2019 Fehler in der Hülle - Zusammenhänge in Zellen aufgedeckt, die Nervenbahnen isolieren
uni | mediendienst | forschung Nr. 57/2019

Schwann-Zellen bilden eine Schutzhülle um Nervenfasern und sorgen für eine schnelle Weiterleitung von Nervenimpulsen. Fehlen sie oder sind sie defekt, kann es zu schweren Nervenerkrankungen kommen. Forscherinnen und Forschern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) ist es gelungen, einen komplexen Zusammenhang innerhalb der Schwann-Zellen aufzuzeigen, der eine wichtige Rolle für die korrekte Zellreifung spielt. Ihre Ergebnisse haben sie in Nature Communications veröffentlicht*.
 
Nach mehr als 25 Jahren Forschung an diesem Zelltyp sind zwar mittlerweile die meisten Eiweiße und Eiweißkomplexe bekannt, die bei der Entwicklung und Ausreifung von Schwann-Zellen eine Rolle spielen. Jedoch beeinflussen sich die Eiweiße wiederum gegenseitig. Bei der Frage der Zusammenhänge in diesem regulatorischen Netzwerk steht die Forschung noch am Anfang. Der FAU-Forschungsgruppe um Dr. Franziska Fröb und Prof. Dr. Michael Wegner, Lehrstuhl für Biochemie und Pathobiochemie, ist es nun zum ersten Mal gelungen, einen solch komplexen Zusammenhang aufzuklären. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass DNA-Strukturänderungen durch Eiweiße sehr wichtig sind und auch nützlich sein könnten, um in Zukunft Therapien für Erkrankungen des peripheren Nervensystems zu entwickeln“, erklärt Prof. Wegner.
 
* DOI: http://dx.doi.org/10.1038/s41467-019-10287-w
 
Link zur ausführlichen Pressemitteilung:
https://www.fau.de/2019/08/news/wissenschaft/fehler-in-der-huelle/
 
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Michael Wegner, Tel.: 09131/85-24620, michael.wegner@fau.de
 
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22.08.2019 EU fördert Pankreaskrebsforschung in Erlangen
uni | mediendienst | forschung Nr. 56/2019

Forschungsverbund sucht nach neuen Wegen, Bauchspeicheldrüsenkrebs zu behandeln – EU-Förderung in Höhe von vier Millionen Euro
 
Das vom Universitätsklinikum Erlangen aus koordinierte EU-geförderte Projekt PRECODE (PancREatic Cancer OrganoiDs rEsearch) konzentriert sich darauf, neue Modellsysteme beim Pankreaskarzinom in der Klinik zu etablieren. Ein Verbund von 15 Einrichtungen aus sieben europäischen Nationen will erforschen, wie moderne 3-D-Gewebemodelle zur Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs genutzt werden können. Das Projekt erhält vier Millionen Euro an EU-Fördergeldern.
 
Die operative Entfernung des Karzinoms ist zurzeit die einzige Behandlung mit Heilungsaussicht beim Bauchspeicheldrüsenkrebs. „Zusätzlich ist allerdings auch eine Therapie mit krebsabtötenden Medikamenten oder mit Bestrahlungen wünschenswert“, sagt Prof. Dr. Robert Grützmann, Direktor der Chirurgischen Klinik des Uni-Klinikums Erlangen. „Wir wissen aber noch nicht, welches Medikament bei welchem Patienten am besten wirkt. In dem neuen europäischen Forschungsprojekt wollen wir herausfinden, ob sich die Organoidkultur – also kleine Mikroorgane, die im Labor gezüchtet werden – für eine solche Vorhersage eignet.“
Die Organoidkultur ist ein neues Verfahren. Erste Untersuchungen zeigen, dass die Informationen aus diesem Modell sehr gut für solche Vorhersagen verwendet werden können. „Wir Erlanger Forscher und Ärzte hoffen, dass diese Methode in Zukunft auch Patienten am Uni-Klinikum Erlangen angeboten werden kann“, erklärt Projektkoordinator Prof. Dr. Christian Pilarsky. „Das internationale Graduiertenkolleg soll uns aber zunächst weitere Einblicke in dieses Konzept liefern.“
 
Internetseite des Projekts PRECODE: http://www.precode-project.eu
 
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Christian Pilarsky
Tel.: 09131 85-39522
christian.pilarsky@uk-erlangen.de
 
 
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12.08.2019 Der Herzmuskel auf der Streckbank - Förderung für FAU-Wissenschaftler in der Herzforschung
uni | mediendienst | forschung Nr. 55/2019

Bei Herzkrankheiten, wie Herzinsuffizienz, sinkt die Pumpkraft des Herzmuskels. Dadurch kommt es zu einem erhöhten Restfülldruck im Muskel, der die Zellwände belastet. Die Wissenschaftler Prof. Dr. Oliver Friedrich, Lehrstuhl für Medizinische Biotechnologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), und Prof. Dr. Boris Martinac, Victor Chang Cardiac Research Institute, Sydney, untersuchen nun in einem gemeinsamen Projekt, wie Zellen auf diese Dehnung reagieren, insbesondere wie mechanische Stimuli von Ionenkanälen als Signale für pathologischen Umbau der Herzwand in die Zellen transportiert wird. Das internationale Projekt wird für die nächsten drei Jahre über den CVD (Cardiovascular Disease) Senior Grant mit rund 230.000 Euro gefördert.
 
Die Wissenschaftler erwarten, dass sie mit ihren Ergebnissen Herzkrankheiten besser kontrollieren können. Für die Forschung nutzen sie eine Technologie, die von der Forschungsgruppe an der FAU entwickelt wurde. Die Opto-Biomechatronik-Entwicklung bietet die Möglichkeit, Zellen und Gewebe isotrop zu dehnen und gleichzeitig zu visualisieren. Die System-Technik soll nun weiterentwickelt werden, um den Durchsatz um ein Mehrfaches zu steigern und das Dehnen vieler Test-Kammern mit Zellen zu ermöglichen.
 
Prof. Dr. Oliver Friedrich ist ebenfalls Ehrenmitglied am Victor Chang Cardiac Research Institute, das seit Jahren in intensivem Austausch mit der Forschungsgruppe an der FAU steht.
 
Weitere Information
Prof. Dr. Dr. Oliver Friedrich
Tel.: 09131 /8523174
oliver.friedrich@fau.de
 
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12.08.2019 Entzündungen in 3D Erstmals Entzündungsprozesse in Gelenken mit molekularer Bildgebung räumlich dargestellt
uni | mediendienst | forschung Nr. 54/2019

Die genauen Ursachen für chronisch-entzündliche Gelenkserkrankung wie die rheumatoide Arthritis sind noch nicht vollständig verstanden. Ein Team des Universitätsklinikums Erlangen und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) um Prof. Gerhard Krönke hat nun einen neuen Ansatz gewählt, um die zugrundeliegenden Mechanismen besser zu verstehen. Mit Hilfe einer eigens entwickelten Technik ist es Stephan Culemann und Dr. Anika Grüneboom aus der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie – erstmals gelungen, entzündete Gelenke transparent und somit für Licht durchsichtig zu machen, um sie mittels dreidimensionaler molekularer Bildgebung zu untersuchen. Die hierdurch gewonnenen Einblicke in die komplexe Funktionsweise unseres Immunsystem wurden im Magazin „Nature“ veröffentlicht*.
 
So zeigte sich unter anderem, dass gesunde Gelenke durch eine sich ständig selbsterneuernde Membran aus speziellen Immunzellen (Makrophagen) ummantelt werden. Während diese Barriere aus Makrophagen unsere Gelenke im Regelfall vor möglichen Attacken des eigenen Immunsystems schützt, versagt bei rheumatoider Arthritis dieser Schutzmechanismus. Hierdurch wandern plötzlich fehlerhaft aktivierte Immunzellen ein, welche letztlich die Gelenksentzündung und -zerstörung verursachen. Während Makrophagen bisher im Verdacht standen zur Gelenksentzündung beizutragen, zeigen die aktuellen Analysen, dass sie eigentlich einen wichtigen anti-entzündlichen Schutzmantel um das Gelenk bilden und Entzündungsreaktionen eindämmen können.
 
*https://www.nature.com/articles/s41586-019-1471-1
 
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Gerhard Krönke, Tel.: 09131/85-34742, gerhard.kroenke@uk-erlangen.de
 
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07.08.2019 Antikörper aus dem Reagenzglas
uni | mediendienst | aktuell Nr. 97/2019

Humboldt-Forschungspreisträger Prof. Dr. Maxim Berezovski erforscht an der FAU synthetische Antikörper zur Behandlung von Immunkrankheiten

Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) begrüßt einen weiteren Humboldtianer in ihren Reihen: Der Biochemiker Prof. Dr. Maxim Berezovski von der University of Ottawa erhält den Friedrich Wilhelm Bessel-Forschungspreis von der Alexander von Humboldt-Stiftung – und setzt damit seine Forschung zu sogenannten „synthetischen Antikörpern“ an der FAU fort. Das Ziel ist, die Therapie von Autoimmunkrankheiten zu verbessern.

Sie werden oft als „synthetische Antikörper“ bezeichnet: Aptamere, synthetisch hergestellte, kurze einzelsträngige DNA- bzw. RNA-Stränge. Sie binden an Proteine – beispielsweise bakterielle Gifte – oder Viruspartikel ähnlich gut wie Antikörper des Immunsystems. Sie werden daher auch schon als Medikament eingesetzt, unter anderem bei der Makuladegeneration des Auges, die zu Erblindung führen kann. Weltweit führend auf dem Gebiet der Aptamere ist Prof. Dr. Maxim Berezovski. So gelang es ihm unter anderem, Aptamere künstlich so zu verändern, dass diese Zellen, Viren und Proteine spezifisch erkennen.

Synthetische Antikörper regulieren Immunsystem

An der FAU wird Berezovski zusammen mit Prof. Dr. Alexander Steinkasserer von der Immunmodulatorischen Abteilung forschen. Steinkasserer und seine Mitarbeiter untersuchen unter anderem die Eigenschaften eines Moleküls mit dem kryptischen Namen „lösliches CD83“. Dieses Molekül könnte eingesetzt werden, um Autoimmunkrankheiten zu behandeln und die Transplantatabstoßung  zu verhindern. Die FAU-Arbeitsgruppe konnte bereits mit einer biotechnologisch hergestellten Version des sCD83 Moleküls im Tiermodell für die humane Multiple Sklerose Lähmungen hemmen, und in in-vivo Modellen die Abstoßung von Herz-, Haut- und Hornhauttransplantaten verhindern. Ausgelöst wird diese Wirkung, indem sogenannte regulatorische T-Zellen (Tregs) im Körper erzeugt beziehungsweise vermehrt werden. Tregs regulieren das Immunsystem und verhindern dadurch, dass dieses sich gegen den eigenen Körper richtet.

Bisher gibt es jedoch noch keine synthetischen Antikörper, also Aptamere, um Tregs zu modifizieren. Das Ziel von Prof. Steinkasserer und Prof. Berezovski ist es daher, spezifische neutralisierende DNA-Aptamere für CD83 zu entwickeln, die die Generierung von Treg-Zellen anregen, um so Autoimmunkrankheiten zu verhindern und die Abstoßung von Transplantationen zu vermeiden.

Der Forschungspreisträger: Fokus auf biomolekulare Wechselwirkungen

Dr. Maxim Berezovski ist Full Professor an der Fakultät für Chemie der University of Ottawa, wo er das Labor für Bioanalytische und Molekulare Interaktion, die Cellular Imaging and Cytometry Core Facility und die John L. Holmes Mass Spectrometry Facility leitet. Prof. Berezovski erhielt seinen Master in Biochemie im Jahr 1994 von der staatlichen Universität Novosibirsk in Russland. Anschließend arbeitete er sechs Jahre als Geschäftsführer in einem pharmazeutischen Unternehmen in Russland, bevor er an der kanadischen York University in bioanalytischer Chemie promovierte.

Seine Forschung zielt darauf ab, molekulare Prozesse von Krebs und Immunerkrankungen zu verstehen. In seinen Projekten untersucht er grundlegende biomolekulare Wechselwirkungen und überführt dieses Wissen in die Entwicklung neuer Biosensoren und bioanalytischer Methoden.

Der Friedrich Wilhelm Bessel-Forschungspreis

Die Alexander-von-Humboldt-Stiftung verleiht jährlich etwa 20 Friedrich Wilhelm Bessel-Forschungspreise an international renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, von denen erwartet wird, dass sie auch zukünftig ihr Fachgebiet durch herausragende Forschungsleistungen nachhaltig prägen werden. Der Preis ist mit 45.000 Euro dotiert. Die Preisträger können selbst gewählte Forschungsvorhaben in Deutschland in Kooperation mit Fachkollegen für einen Zeitraum von bis zu einem Jahr durchführen.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Alexander Steinkasserer
Tel.: 09131/85-36725
alexander.steinkasserer@uk-erlangen.de
Bildmaterial zum Download gibt es unter:
https://www.fau.de/files/2019/08/20190802_Steinkasserer-Berezovski-Hornegger_Macharowsky5718_web.jpg   

Bildunterschrift: Der Biochemiker Prof. Dr. Maxim Berezovski (Mitte) von der University of Ottawa erhält den Friedrich Wilhelm Bessel-Forschungspreis von der Alexander von Humboldt-Stiftung. Seine Forschung setzt er nun an der FAU gemeinsam mit Prof. Dr. Alexander Steinkasserer (links), Lehrstuhl für Haut- und Geschlechtskrankheiten und Leitung Immunmodulatorische Abteilung, fort. FAU-Präsident Prof. Dr. Joachim Hornegger hat den neuen Humboldtianer begrüßt. (Bild: FAU/Luisa Macharowsky)

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05.08.2019 Hand in Hand für Früh- und Neugeborene - Kooperation der Erlanger Kinderchirurgie mit Klinik für Kinder und Jugendliche in Hof
uni | mediendienst | aktuell Nr. 96/2019

Voller Vorfreude sehnen werdende Eltern die Geburt ihres Kindes herbei. Macht sich das Kleine allerdings deutlich zu früh auf den Weg oder stellt sich im Kreißsaal heraus, dass es krank ist und sofort operiert werden muss, überwiegt die Angst die Glücksgefühle. Die Tochter oder den Sohn in einer derartigen Ausnahmesituation in guten Händen zu wissen, ist für die Mütter und Väter eine große Hilfe. Die bestmögliche Versorgung Früh- und Neugeborener in Hof (Saale) und Umgebung wird ab sofort durch eine enge Kooperation zwischen der Kinderchirurgischen Abteilung (kommissarischer Leiter: Prof. Dr. Robert Grützmann) des Universitätsklinikums Erlangen und der Klinik für Kinder und Jugendliche (Chefarzt: Dr. Rolf Ponader) des Sana Klinikums Hof sichergestellt. Der jüngst mit Hof unterzeichnete Vertrag beinhaltet unter anderem einen 24-Stunden-Konsiliardienst in Erlangen für Früh- und Neugeborene aus Oberfranken sowie die Zusage, dass ein Erlanger Team im Notfall nach Hof fährt, um vor Ort zu operieren.

„Wir freuen uns sehr, die Hofer Klinik für Kinder und Jugendliche in unserem kinderchirurgischen Verbund begrüßen zu können“, sagte der leitende Erlanger Kinderchirurg Dr. Manuel Besendörfer bei der Vertragsunterzeichnung. Das Sana Klinikum Hof ist als Perinatalzentrum Level 2 vom Gemeinsamen Bundesausschuss gelistet. Gemäß den Richtlinien gewährleistet das Haus rund um die Uhr spezielle Geburtshilfe und Perinatalmedizin, die Versorgung durch Hebammen sowie die Behandlung unter Leitung eines Facharztes für Kinder- und Jugendmedizin mit den Schwerpunkten Neonatologie und Kinderkardiologie sowie der Zusatzbezeichnung pädiatrische Intensivmedizin. Damit ist das Sana Klinikum Hof berechtigt, Schwangere mit der Risikokonstellation einer erwarteten Frühgeburt (Geburtsgewicht ab 1.250 g, Geburt ab der 29. Schwangerschaftswoche) aufzunehmen und die betroffenen Kinder in einem neonatologischen Intensivbereich zu versorgen. „Neben den räumlichen und aufwendigen gerätetechnischen Vorgaben erfüllen auch alle in diesem Bereich eingesetzten Mitarbeiter die erforderlichen Spezialqualifikationen“, erläuterte Dr. Ponader. „Die meisten unserer Pflegefachkräfte sind langjährig auf der Kinderintensivstation beschäftigt oder haben die Fachweiterbildung ‚Pädiatrische Intensivpflege‘ absolviert. Außerdem stehen Ärzte aus der Kinderkardiologie, der Radiologie, der Neuropädiatrie, der Augenheilkunde, der Humangenetik und der Psychologie/Psychiatrie für Konsile zur Verfügung.“

Erlanger Spezialisten umfassend vernetzt


Die Kinderchirurgie des Uni-Klinikums Erlangen zeichnet sich durch eine umfassende Vernetzung im hiesigen Krankenhaus der Maximalversorgung aus, aber auch weit darüber hinaus. Die Spezialisten bringen ihre jahrelange und hochspezifische Erfahrung unter anderem im interdisziplinären Kinderoperativen Zentrum (Sprecher: Prof. Dr. Robert Cesnjevar) des Uni-Klinikums Erlangen ein und arbeiten im kinderchirurgischen Verbund mit über 30 Einrichtungen in ganz Nordbayern zusammen.
Weitere Informationen:
Dr. Manuel Besendörfer
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24.07.2019 Es kommt Bewegung in die Kommune Modelkommunen zur kommunalen Bewegungsförderung im Projekt KOMBINE ausgewählt
uni | mediendienst | forschung Nr. 51/2019

Das GKV-Bündnis für Gesundheit und das Department für Sportwissenschaft und Sport (DSS) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben mit KOMBINE ein Projekt zur Umsetzung der Nationalen Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung entwickelt. Der Projektname KOMBINE steht für Kommunale Bewegungsförderung zur Implementierung der Nationalen Empfehlungen. Für die Erprobung des Projekts wurden gemeinsam sechs Modellkommunen ausgewählt.

Zu den bundesweit sechs ausgewählten Modellkommunen gehören die drei Landkreise Bad Kissingen, Kreis Segeberg und Schmalkalden-Meiningen sowie die Städte Marburg, Solingen und Stuttgart. Ziel des Projektes KOMBINE ist der Aufbau von nachhaltigen Strukturen für Bewegungsförderung in der Kommune, die wissenschaftlich fundiert, bedarfsorientiert und praxisnah sind.

Ausführliche Informationen zum Projekt KOMBINE:
https://www.gkv-buendnis.de/buendnisaktivitaeten/bundesweite-aktivitaeten/kombine/ 

Weitere Informationen:
Pressestelle GKV-Spitzenverband, Ann Marini, Tel.: 030 206 288-4201, presse@gkv-spitzenverband.de 
Pressestelle FAU, Dr. Susanne Langer, Tel.: 09131/85-70229, presse@fau.de

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24.07.2019 Bessere Lebensqualität bei schwerer Demenz
uni | mediendienst | aktuell Nr. 91/2019

Verbesserung der stationären Versorgung – Pflegeeinrichtungen für neues Forschungsprojekt gesucht
Menschen mit schwerer Demenz sind eine fast „vergessene“ Personengruppe – es gibt kaum Angebote zur Verbesserung ihrer Lebensqualität. Das Forschungsprojekt MAKS-s soll dies ändern. Prof. Dr. Elmar Gräßel, der seit zwei Jahrzehnten nicht-medikamentöse Therapieverfahren bei Demenz erfolgreich erforscht, koordiniert das neue Projekt. Gemeinsam mit seinem Team will der Leiter des Zentrums für Medizinische Versorgungsforschung der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Johannes Kornhuber) des Universitätsklinikums Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) für alle Menschen mit Demenz ein passendes Angebot etablieren. Seit dem Projektstart Anfang Juli erarbeiten die Wissenschaftler entsprechende Materialien und treffen Vorbereitungen für den Beginn der Praxisphase. Dafür werden aktuell noch 24 stationäre Pflegeeinrichtungen in Bayern, Thüringen und Baden-Württemberg gesucht, die ab Oktober 2019 an MAKS-s teilnehmen möchten. Das Projekt wird vom GKV-Spitzenverband mit rund 400.000 Euro gefördert.

Hauptziele von MAKS-s sind die Verbesserung der Lebensqualität sowie die Verringerung von psychischen und Verhaltenssymptomen bei Menschen mit schwerer Demenz. Erreicht werden soll dies durch die nicht-medikamentöse MAKS-s-Intervention. Diese besteht aus den vier Komponenten „motorisch“, „alltagspraktisch“, „kognitiv“ und „sozial“. Sie sprechen die zentralen menschlichen Grundbedürfnisse nach Bewegung („M“), sinnvoller Beschäftigung („A“), sensorischer Anregung („K“) und sozialer Interaktion („S“) an. Anhand eines strukturierten Handbuchs führen zwei geschulte Personen die MAKS-s-Therapie an drei Tagen pro Woche jeweils eine Stunde lang mit einer Kleingruppe von sechs Menschen mit schwerer Demenz („s“) durch.

Prof. Gräßel erforscht seit Jahren erfolgreich die Wirksamkeit der psychosozialen MAKS®-Therapie bei Menschen mit Demenz und kognitiven Beeinträchtigungen in Pflegeheimen und in der Tagespflege. Zu seinem erfahrenen Team gehören u. a. die Psychologin und Gerontologin Kristina Diehl sowie der Psychologe André Kratzer. „Wir benötigen in Pflegeheimen eine fördernde Betreuung von Menschen mit schwerer Demenz“, betont Elmar Gräßel. „So können wir ihre Teilhabe und ihr Wohlbefinden verbessern und gleichzeitig die Arbeitszufriedenheit der betreuenden Pflege- und Betreuungskräfte steigern.“ Die Forschungsergebnisse zeigen: MAKS® ermöglicht eine Stabilisierung der kognitiven und der alltagspraktischen Fähigkeiten, eine Verbesserung sozialer Verhaltensweisen sowie eine Verminderung neuropsychiatrischer Symptome wie Aggressionen, Unruhezustände etc.

Über das neue Projekt sollen nun auch Menschen mit schwerer Demenz von der MAKS®-Therapie profitieren. Zusätzlich untersucht das innovative Projekt die Frage, ob sich durch den Einsatz von MAKS-s auch das Belastungserleben von Pflege- und Betreuungskräften reduzieren lässt. Denn dieses wird entscheidend durch die Begleitsymptomatik von Menschen mit Demenz mitbestimmt.

Weitere Informationen:
Kristina Diehl
Tel.: 09131/85-44112
kristina.diehl@uk-erlangen.de

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22.07.2019 Notfallversorgung: Behandlung optimieren, Wartezeiten reduzieren
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 22.07.2019 – Zum Diskussionsentwurf des Bundesministeriums für Gesundheit zur Reform der Notfallversorgung erklärt Bundesärztekammerpräsident Dr. Klaus Reinhardt:

„Mit dem Diskussionsentwurf werden endlich konkrete Schritte zu der längst überfälligen Reform der Notfallversorgung aufgezeigt. Wir haben auf Deutschen Ärztetagen wiederholt die Einführung
eines integrierten Konzeptes für die strukturierte Inanspruchnahme der Notfallstrukturen gefordert. Dass jetzt ambulante Strukturen der Notfallversorgung in sogenannten Integrierten Notfallzentren (INZ) mit geeigneten Krankenhausstandorten in gemeinsamer Trägerschaft zusammenarbeiten sollen, unterstützt den dringend notwendigen Ausbau der Kooperation aller Beteiligten. Insbesondere die geplante, strukturierte Zuordnung des Patienten zu der jeweilig erforderlichen Behandlungsebene bietet eine Chance, die patientenindividuelle Behandlung zu optimieren, Notfallambulanzen zu entlasten und Wartezeiten zu reduzieren.“

Hierbei gelte es allerdings, ausreichend Spielraum zur Integration gewachsener Strukturen wie den bereits bundesweit etablierten 771 Notfall- und Portalpraxen und weiterer regionaler
Besonderheiten zu gewährleisten.

„Die neuen Vorschläge, so auch die geplante Einrichtung von Gemeinsamen Notfall-Leitstellen oder die Reorganisation des Rettungsdienstes, bieten grundsätzlich eine gute Grundlage für den weiteren Dialog“. Da die Neuausrichtung der Notfallversorgung in Zukunft beispielgebend für weitere,
sektorenübergreifende Versorgungsansätze sein werde, gelte es aus Sicht der Bundesärztekammer jetzt einen intensiven Austausch der Beteiligten zu den Details zu gewährleisten. „Hier gilt Qualität vor Schnelligkeit“. Dies betreffe z.B. das geplante neue Zusammenspiel zwischen Kliniken, Kassenärztlichen Vereinigungen, den Bundesländern sowie den Ärztekammern, aber auch Fragen zur notwendigen Personalverfügbarkeit, der Qualifikation sowie verlässlicher Regelungen einer
extrabudgetären, additiven Finanzierung.

„Wir sehen hier gute Chancen, gemeinsam zu einer tragfähigen Lösung zu kommen“, so Präsident Reinhardt.

Bundesärztekammer
Pressestelle der deutschen Ärzteschaft
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10623 Berlin

Ansprechpartner:
Alexander Dückers
Samir Rabbata
Tel. (030) 40 04 56-700
Fax (030) 40 04 56-707
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18.07.2019 Weiße Blutkörperchen geben Auskunft über Therapieerfolg
FAU-Forscher arbeiten an Test für aggressiven Blasentumor-Typ

Wie lange überlebt ein Patient mit in die Muskeln eingedrungenen Blasenkrebs? Welche Therapie wirkt am besten? Fundierte Antwort auf diese Fragen könnte in Zukunft ein Test auf hohe oder niedrige Mengen weißer Blutkörperchen im Tumorgewebe solcher Tumoren geben. Das hat ein interdisziplinäres Forscherteam der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) herausgefunden und in der Fachzeitschrift „Cancer Immunology Research“ veröffentlicht*.

Muskel-invasive Blasenkarzinome (MIBC) machen etwa zwei Drittel der invasiven urothelialen Blasenkarzinome (UBC) aus und weisen eine hohe Morbidität und Mortalität auf. Männer sind mehr als dreimal so häufig von UBC betroffen wie Frauen.

Die FAU-Forscher haben nun herausgefunden, dass der Therapieerfolg und das Überleben dieser Patienten durch die Bestimmung der weißen Blutkörperchen, die als stromale tumorinfiltrierenden Lymphozyten (sTIL) bezeichnet werden, vorhergesagt werden können. Diese Lymphozyten werden dabei als einfacher morphologischer Parameter und als Biomarker eingesetzt: Ihre Menge und räumliche Verteilung innerhalb des Tumor-Immun-Milieus erlauben Prognosen über die Stadien der Tumorentzündung und Tumorsubtypen und helfen bei der Personalisierung der Patiententherapie. In weiteren Studien wollen sie ihre Ergebnisse nun überprüfen und die Methode weiterentwickeln.

Ein interdisziplinäres Forscherteam der FAU am Pathologischen Institut unter Leitung von Prof. Dr. Arndt Hartmann und Dr. Markus Eckstein analysierte in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Bernd Wullich von der urologischen Klinik und Prof. Dr. Reiner Strick von der Frauenklinik des Uni-Klinikums Erlangen für die Studie die Daten von 542 Patienten mit dem aggressivsten Typ von Blasentumor, der in die Muskelschicht eindringt.

*http://cancerimmunolres.aacrjournals.org/content/7/6/923

Weitere Informationen:
Dr. Markus Eckstein, Tel.: 09131/85-22525, markus.eckstein@uk.erlangen.de

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18.07.2019 Neues Forschungsprojekt über seltene Nieren-Erkrankung
uni | mediendienst | forschung Nr. 50/2019

Ein neues Forschungsprojekt an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) über die seltene Nieren-Erkrankung fokal segmentale Glomerulosklerose (FSGS) wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 400.000 Euro über eine Laufzeit von drei Jahren gefördert.

FSGS ist eine seltene Erkrankung, die schätzungsweise 2.000 Menschen in Deutschland betrifft. Sie wird durch einen im Blut zirkulierenden Faktor, der bislang noch nicht identifiziert worden ist, und/oder genetische Mutationen ausgelöst. Die Erkrankung führt häufig zu einem irreversiblen Verlust der Nierenfunktion und lebenslangen Bedarf an Dialyse. Der Forschungsverbund „STOP-FSGS“ forscht seit etwas mehr als drei Jahren zu Ursachen, Diagnostik und Therapieansätzen der primären FSGS und will zentrale Fragestellungen bezüglich der Krankheitsentstehung, Diagnose und neuen Therapien beantworten. Das nun geförderte Forschungsprojekt am Universitätsklinikum Erlangen der FAU setzt auf ein innovatives Zebrafisch-Modell. Damit wollen die Wissenschaftler unter anderem krankheitsauslösende Faktoren auf ihren Wirkmechanismus untersuchen. Eine schnelle klinische Anwendung der Ergebnisse ist das Ziel.

Am Forschungsverbund „STOP-FSGS“ sind neben Prof. Dr. Mario Schiffer, Lehrstuhl für Innere Medizin IV und Klinikdirekt der Medizinischen Klinik 4 – Nephrologie und Hyertensiologie, Forscher der RWTH Aachen, der Universitätsmedizin Greifswald und der Universität Freiburg beteiligt: https://www.research4rare.de/forschungsverbuende/stop-fsgs/.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Mario Schiffer, Tel.: 09131/85-39002, mario.schiffer@uk-erlangen.de

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18.07.2019 Tumorzellen aus ihrem Versteck locken - FAU-Wissenschaftler erforschen das Ausschleusen von Antigenen aus Krebszellen
uni | mediendienst | forschung Nr. 50/2019

Das Ausschleusen von Antigenen aus Krebszellen folgt einer strengen Regulation. Das haben Wissenschaftler des Universitätsklinikums Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) nachgewiesen. Ein besseres Verständnis dieses Mechanismus könnte dabei helfen, neue Strategien zur Verbesserung der Tumorerkennung zu entwickeln, wie sie in einem Artikel im „Journal of Clinical Investigation“ schreiben*.

Tumore weisen eine Vielzahl von Strategien auf, sich der direkten Erkennung durch das eigene Immunsystem zu entziehen. Typischerweise werden spezielle Proteinkomplexe nicht mehr an die Zelloberfläche gebracht, so dass das Immunsystem die Tumorzellen nicht direkt erkennen kann.

Eine Ausnahme dabei bildet die indirekte Erkennung von Tumorzellen. Das schnelle Wachstum sowie Bestrahlungs- oder Chemotherapie von Tumoren führen dazu, dass Tumorantigene durch unkontrollierten Zelltod freigesetzt und durch spezielle Immunzellen – die sogenannten antigenpräsentierenden Zellen – aufgenommen werden können. Diese spezialisierten Immunzellen sind dann wiederum in der Lage, die freigesetzten Eiweiße aus den Tumorzellen dem körpereigenen Immunsystem gegenüber zu präsentieren, wodurch eine Immunantwort wieder eingeleitet werden kann. Bislang ist jedoch kaum untersucht worden, ob die Freisetzung solcher Antigene einer strengen Regulation unterliegt oder ausschließlich unkontrolliert durch Zelltod erfolgt.

Dr. Sascha Kretschmann vom Lehrstuhl für Hämatologie/Internistische Onkologie konnte nun erstmals zeigen, dass ein bestimmtes Hilfsprotein in der Zelle ein selektives Ausschleusen aus der Tumorzelle fördert. Entscheidend dabei ist eine bestimmte Aminosäureabfolge, die im Antigen selbst kodiert sein muss.

* doi: 10.1172/JCI123105
https://www.jci.org/articles/view/123105

Weitere Informationen:
Dr. Sascha Kretschmann, Tel.: 09131/85-43169, sascha.kretschmann@uk-erlangen.de

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17.07.2019 Wie entsteht Mangelernährung im Alter? Ernährungswissenschaftlerin Prof. Volkert über Risikogruppen und Ursachen
Pressemeldung der FAU

Immer mehr alte Menschen leiden an Mangelernährung. Welche Faktoren an der Entstehung beteiligt sind und wie sie sich gegenseitig beeinflussen, untersucht Prof. Dr. Dorothee Volkert mit ihrem Team vom Institut für Biomedizin des Alterns (IBA) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Zusammen mit 33 Wissenschaftlern aus elf Ländern hat sie ein Modell entwickelt, in dem mögliche Ursachen erstmals strukturiert und gewichtet dargestellt werden. Das Modell wurde vor Kurzen im wissenschaftlichen Fachmagazin „Gerontology & Geriatric Medicine“ veröffentlicht*.

Frau Professor Volkert, was ist Mangelernährung und wie wirkt sie sich aus?

Grundsätzlich spricht man von Mangelernährung oder Malnutrition, wenn dem Körper Energie und Nährstoffe fehlen, die er für einen reibungslosen Stoffwechsel braucht. Die Folgen einer Mangelernährung sind vielfältig und hängen vom Ausmaß und von den fehlenden Nährstoffen ab. Bei einer generellen Mangelernährung, bei der anhaltend sämtliche Nährstoffe fehlen, reichen die Folgen von Gewichtsverlust über eine Schwächung des Immunsystems bis hin zu funktionellen Beeinträchtigungen der Muskulatur und aller Organe. Der Körper greift auf alle Reserven zurück.

Kann Mangelernährung jeden treffen und wie entsteht sie?


Mangelernährung kann grundsätzlich in jedem Alter auftreten, und ist insbesondere im Krankheitsfall anzutreffen, bei älteren Menschen – per Definition ab 65 Jahren – ist das Risiko für Mangelernährung durch diverse Altersversänderungen deutlich höher. Wer zum Beispiel Probleme beim Gehen oder mit dem Treppensteigen hat, kauft seltener ein und findet auch das Kochen anstrengender. Wer alleine lebt, lässt öfter mal eine Mahlzeit ausfallen. Und wer an einer Depression oder einer anderen schweren Erkrankung leidet, hat oft kaum noch Appetit.

Die Ursachen von Mangelernährung im Alter sind vielfältig, die Fachliteratur führt mehr als 120 Faktoren aus verschiedenen Lebensbereichen auf. Welche dieser sogenannten Determinanten die wichtigsten sind und wie sich die unterschiedlichen Faktoren gegenseitig beeinflussen, ist jedoch nicht geklärt. Derzeit gibt es in der wissenschaftlichen Community kein einheitliches Verständnis über die Bedeutung einzelner Faktoren und deren Zusammenspiel. Und: Die wissenschaftlichen Untersuchungsmethoden sind so unterschiedlich, dass sich die Studienergebnisse kaum vergleichen lassen und kein theoretisches Rahmenmodell zur Entstehung von Mangelernährung im Alter existiert.

Wie ist Ihr Determinanten-Modell für die Entstehung von Mangelernährung im Alter aufgebaut?

Unser neu entwickeltes Modell „Determinations of Malnutrition in Aged Persons“ – kurz DoMAP – veranschaulicht mögliche Determinanten und ihre Beziehung zu Mangelernährung und will zu einem gemeinsamen Verständnis der Vielzahl von Faktoren und unterschiedlichen Entstehungsmechanismen beitragen. Es besteht aus drei ineinander liegenden Dreiecksebenen. Die Mangelernährung steht im Zentrum und ist umgeben von den drei zentralen Entstehungsmechanismen der ersten Ebene: geringe Zufuhr, erhöhter Bedarf und reduzierte Bioverfügbarkeit. Die angrenzende zweite Ebene beinhaltet Faktoren, die direkt einen dieser Mechanismen verursachen – zum Beispiel Appetitlosigkeit als Ursache für geringe Zufuhr oder Durchfall als Ursache für reduzierte Bioverfügbarkeit. Die dritte Ebene beinhaltet Faktoren, die eher indirekt wirken und den Faktoren in Ebene zwei zu Grunde liegen – zum Beispiel eine Depression als Ursache für Appetitlosigkeit oder ein Schlaganfall als Ursache für Kau- und Schluckbeschwerden, die wiederum eine geringe Zufuhr bewirken.

Wie haben Sie das Modell entwickelt?


Im Rahmen der europäischen Wissensplattform „Mangelernährung im Alter“ (MaNuEL)” haben wir in einem mehrstufigen Konsensprozess insgesamt 33 Expertinnen und Experten verschiedener Fachrichtungen eingebunden. Zunächst haben wir den aktuellen Wissensstand zusammengetragen und diskutiert und darauf basierend einen ersten Entwurf des DoMAP-Modells erarbeitet. Beim Abschlusstreffen aller MaNuEL-Partner wurde dieser Entwurf zur Diskussion gestellt und anschließend in mehreren schriftlichen Runden kommentiert und entsprechend angepasst.

Welche Auswirkungen hat das DoMAP-Modell in der Praxis?


Das DoMAP-Modell soll zu einem gemeinsamen Verständnis der Vielzahl von Faktoren beitragen, die zu einer Mangelernährung führen können. Im klinischen Alltag kann es als direkte Handreichung für Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegepersonal dienen, um rechtzeitig Personen mit erhöhtem Risiko für Mangelernährung zu identifizieren und ihnen zu helfen. Darüber hinaus hat das Determinantenmodell großes Potenzial für zukünftige Forschung. Damit die Studien in Zukunft vergleichbare Ergebnisse liefern, arbeiten wir im nächsten Schritt gerade an einem Vorschlag zur standardisierten, einheitlichen Erfassung sowohl von Mangelernährung als auch der Determinanten, die wir in unser Modell aufgenommen haben.

* doi: 10.1177/2333721419858438
https://journals.sagepub.com/doi/full/10.1177/2333721419858438

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Dorothee Volkert
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https://www.fau.de/2019/07/news/nachgefragt/wie-entsteht-mangelernaehrung-im-alter/

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16.07.2019 Pilotprojekt der Palliativmedizin
uni | mediendienst | aktuell Nr. 90/2019

Erster Erlanger Basiskurs für die Zusatzweiterbildung Palliativmedizin ausgebucht
Wie spreche ich mit einem unheilbar Kranken und seinen Angehörigen? Wie kann ich die Lebensqualität eines Sterbenden verbessern, ihm beispielsweise seine Schmerzen nehmen? Wie schütze ich mich selbst vor Überlastung durch die tägliche Konfrontation mit dem Tod? Diese und viele weitere Aspekte werden im Rahmen des Basiskurses Palliativmedizin erörtert, der vom 22. bis 26. Juli 2019 erstmals am Universitätsklinikum Erlangen angeboten wird. Bereits kurz nach Bekanntmachung des Termins waren alle 20 Plätze belegt. „Wir freuen uns sehr über das große Interesse und das damit verbundene Vertrauen“, sagt Prof. Dr. Christoph Ostgathe, Leiter der Palliativmedizinischen Abteilung des Uni-Klinikums Erlangen. Veranstaltet wird der Kurs unter dem Dach des Comprehensive Cancer Center Erlangen-EMN (Direktor: Prof. Dr. Matthias W. Beckmann) des Uni-Klinikums Erlangen.

„Der Basiskurs richtet sich an Ärzte aller Fachrichtungen, die onkologische Patienten behandeln und mehr über die palliativmedizinischen Möglichkeiten lernen wollen“, erläutert Dr. Tobias Steigleder, Koordinator Aus-, Fort- und Weiterbildung der Palliativmedizin. „Wir freuen uns, dass wir erfahrene Kollegen aus unterschiedlichen Berufsgruppen als Referenten gewinnen konnten.“ Neben theoretischen Grundlagen soll Know-how vor allem praxisnah vermittelt werden. Der 40-stündige Kurs ist auf die Zusatzweiterbildung Palliativmedizin anrechenbar, für die insgesamt 160 Stunden absolviert werden müssen. Fachärzte qualifizieren sich damit – unabhängig von ihrer Disziplin – für die Behandlung und die Begleitung von Patienten mit einer unheilbaren, weit fortgeschrittenen und fortschreitenden Erkrankung. Ziel ist es, unter Einbeziehung des sozialen Umfelds die bestmögliche Lebensqualität für den Sterbenden zu erreichen und sicherzustellen. „Wir folgen mit diesem Kurs klar den Richtlinien, die die Stiftung Deutsche Krebshilfe für die Palliativmedizin eines onkologischen Spitzenzentrums vorgibt. Dies kann die Versorgung in der Breite von schwer kranken und sterbenden Tumorpatienten am Uni-Klinikum Erlangen noch weiter verbessern“, freut sich der Direktor des CCC Erlangen-EMN, Prof. Dr. Matthias W. Beckmann.

Einladung zur Berichterstattung

Vertreter der Medien sind zum Auftakt des Kurses am Montag, 22. Juli 2019, um 8.30 Uhr, in den Seminarraum der Palliativmedizin, Krankenhausstraße 12, in Erlangen herzlich eingeladen. Zur Begrüßung spricht Prof. Beckmann, Direktor des CCC Erlangen-EMN. Anschließend führt Prof. Ostgathe mit seinem Vortrag „Grundlagen der Palliativmedizin“ in das Thema ein. Sowohl Prof. Beckmann als auch Prof. Ostgathe stehen gegen 10.00 Uhr für kurze Interviews zur Verfügung. Um Anmeldung per E-Mail an palliativmedizin@uk-erlangen.de wird gebeten.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Christoph Ostgathe, Tel.: 09131 85-34064, christoph.ostgathe@uk-erlangen.de

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15.07.2019 Im Herzen der Pädiatrie - Prof. Dr. Joachim Wölfle ist neuer Direktor der Erlanger Kinderklinik
uni | mediendienst | aktuell Nr. 89/2019

„Ein guter Kinderarzt ist für mich jemand, der sein Spezialgebiet perfekt bedient, aber nie vergisst, auch über den Tellerrand zu schauen. Jemand, der sich kümmert und sich auch nach einer Überweisung über seine Patienten informiert.“ Diesen Anspruch hat Prof. Dr. Joachim Wölfle – er ist neuer Direktor der Kinder- und Jugendklinik des Universitätsklinikums Erlangen.
Mit seinen Schwerpunkten pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie ergänzt er die bisherigen Stärken der Erlanger Kinderklinik, will vor allem im Bereich der Wachstumsforschung neue Impulse setzen und die Versorgung von Patienten mit seltenen Erkrankungen ausbauen. Prof. Wölfle hat das Direktorenamt von Prof. Dr. Dr. h. c. Wolfang Rascher, der der Kinderklinik 21 Jahre lang vorstand, zum 1. Juli 2019 übernommen.

Selbst die größten Babysöckchen werden irgendwann einmal zu klein, aus der ersten Latzhose schießt ein Kleinkind meist schneller heraus, als die Eltern schauen können, mit den Jahren müssen immer neue Autositze und größere Fahrräder gekauft werden. Kinder wachsen – das ist ganz normal und gehört zu einer gesunden Entwicklung dazu. Was aber, wenn das Wachstum sich verzögert, wenn es zu früh beginnt oder endet? „Die Forschung zu Wachstumsstörungen liegt im Herzen der Pädiatrie“, antwortet Prof. Wölfle auf die Frage, warum er sich gerade für dieses Gebiet interessiert. „Die Ursachen können überall begründet sein – in den Hormonen zum Beispiel, in den Genen oder der Ernährung –, das finde ich spannend.“ Der neue Klinikdirektor setzt seinen Forschungsschwerpunkt in der sogenannten Perinatalen Programmierung. „Wir gehen davon aus, dass die Stoffwechselgesundheit eines Menschen nicht nur von seinen Genen geprägt ist, sondern auch von den Einflüssen im Mutterleib sowie postnatal in den ersten Lebenstagen.“ So will Prof. Wölfle etwa den Einfluss der Ernährung und der Geburtsfaktoren enträtseln, mit Fragen wie: Hat die Unterversorgung eines Kindes während der Schwangerschaft einen Einfluss auf sein späteres Wachstum, auf den Pubertätseintritt, die kognitive Entwicklung und vielleicht sogar auf sein Appetitempfinden?

Diabetes und Adipositas gut versorgt

Vor seinem Wechsel nach Erlangen war Joachim Wölfle im Zentrum für Kinderheilkunde des Universitätsklinikums Bonn tätig – als stellvertretender Klinikdirektor und später als kommissarischer Leiter. Hier spezialisierte sich der gebürtige Offenburger auf die Endokrinologie und setzte einen Schwerpunkt in der Diabetologie. „Diabetes ist eine Erkrankung, die leider weiter expandiert“, sagt Prof. Wölfle. „Und zwar nicht nur der Typ 2, der meist durch Umweltfaktoren entsteht, sondern besonders der von einem überreagierenden Immunsystem verursachte Typ-1-Diabetes. Zum einen wollen wir genauer herausfinden, warum das so ist. Zum anderen müssen wir in der Zwischenzeit noch bessere Behandlungsstrukturen schaffen für die, die bereits erkrankt sind.“ Viel passiere aktuell zum Beispiel in der Medizintechnik, allen voran um das sogenannte Closed-Loop-System – eine implantierte Insulinpumpe, die den Wirkstoff nicht nur automatisch ins Blut abgibt, sondern über einen Messsensor sogar eigenständig ermittelt, welche Dosierung gerade benötigt wird. Die Zulassung dieses Systems wird in Deutschland für den Herbst 2019 erwartet.

Im Zuge der Diabetesforschung befasst sich Prof. Wölfle auch mit kindlicher Adipositas, also krankhaftem Übergewicht. „Ein trauriger Trend, dem wir durch Prävention und Behandlung engagiert entgegentreten müssen“, betont er. In Bonn leitete der 54-Jährige ein ambulantes Therapieprogramm für junge Adipositaspatienten, bestehend aus Sport-, Ernährungs- und Verhaltenstherapie. Auch für die Erlanger Region möchte Prof. Wölfle ein solches Projekt etablieren. „Obwohl nicht alle Kinder und Jugendlichen es schaffen, langfristig gegen ihr Übergewicht vorzugehen, verzeichnen wir im Programm trotzdem positive Effekte, die nicht auf der Waage zu sehen sind. Viele Patienten gehen zum Beispiel psychisch gestärkt aus dem Projekt heraus.“

Seltene Erkrankungen – Behandlung unter einem Dach


Bei aller Spezialisierung den Blick über den Tellerrand nicht zu vergessen – das ist Prof. Wölfle vor allem bei der Versorgung seltener Erkrankungen wichtig. Beim Ulrich-Turner-Syndrom zum Beispiel. Hiervon betroffen sind Mädchen, die mit nur einem X-Chromosom auf die Welt kommen. Sie haben oft kardiovaskuläre Fehlbildungen, leiden an Hörstörungen und später an einer eingeschränkten Fruchtbarkeit. „Als Kinder und Jugendliche sind sie in der Regel gut und engmaschig versorgt“, sagt der neue Kinderklinikdirektor. „Als Erwachsene aber haben Ulrich-Turner-Patientinnen oft große Schwierigkeiten, kompetente Ansprechpartner für ihre Beschwerden zu finden. Ich möchte daher in Erlangen ein interdisziplinäres Versorgungszentrum aufbauen, in dem die Patientinnen in jedem Lebensalter und von erfahrenen Spezialisten unter einem Dach betreut werden.“

Engagement in der Fachgesellschaft

Prof. Wölfle studierte Medizin in Freiburg im Breisgau, arbeitete anschließend in Basel und zuletzt in Bonn. Als „perfekte Zeit“ beschreibt er auch seine drei Forschungsjahre an der US-amerikanischen Oregon Health and Science University in Portland. Seit vielen Jahren ist Joachim Wölfle in der Deutschen Gesellschaft für Kinderendokrinologie aktiv und steht der Fachgesellschaft seit drei Jahren als Präsident vor. In dieser Position engagiert er sich für das kollegiale Netzwerk seines Spezialgebiets sowie für die Forschungs- und Nachwuchsförderung. Der 54-Jährige ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Joachim Wölfle, Tel.: 09131/85-33111, joachim.woelfle@uk-erlangen.de

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15.07.2019 Krankenhäuser: Keine undifferenzierte Schließungspolitik - flächendeckende Versorgung sicherstellen
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 15.07.2019 – Zu der aktuell veröffentlichten Studie der Bertelsmann-Stiftung mit der Forderung nach Schließung von 800 Krankenhäusern erklärt Bundesärztekammerpräsident Dr. Klaus
Reinhardt:

„Die von der Bundesregierung eingesetzte „Kommission gleichwertige Lebensverhältnisse“ hat gerade erst die Bedeutung der Daseinsvorsorge und Sicherung einer gut erreichbaren,
wohnortnahen Gesundheitsinfrastruktur herausgestellt und das Bundesgesundheitsministerium die Förderung von 120 kleineren Kliniken bundesweit beschlossen. Da ist es schon mehr als
befremdlich, wenn die Bertelsmann-Stiftung jetzt pauschal die Schließung von 800 Krankenhäusern fordert.“

Der Präsident der Bundesärztekammer stellt allerdings auch klar:
„In Ballungsgebieten mit erhöhter Krankenhausdichte kann es durchaus sinnvoll sein, dass Ärzte und Pflegepersonal in größeren Strukturen Patienten behandeln. Dadurch könnten Abläufe vereinfacht und die zunehmende Arbeitsverdichtung gemildert werden.“

Reinhardt warnte aber vor einer undifferenzierten Schließungspolitik: „Gerade im ländlichen Raum müssen wir die flächendeckende Versorgung der Patienten sicherstellen. Deshalb müssen wir mehr als bisher die sektorübergreifende Versorgung gemeinsam mit den niedergelassenen Ärzten ausbauen. Wir müssen auch sogenannte Mitversorgeraspekte berücksichtigen. In Hamburger Krankenhäusern werden ja auch Patienten aus dem weiteren Umland behandelt. Das alles zeigt, dass man diese Fragen nicht vom grünen Tisch aus entscheiden kann. Diese Fragen müssen vor Ort und von den Landes- und Kommunalpolitikern gemeinsam mit den Ärzten diskutiert werden.“ Und schließlich dienten Kliniken und Praxen nicht nur der regulären medizinischen Versorgung, so Reinhardt, sondern müssten auch aufgestellt sein für die medizinische Versorgung in Krisenfällen wie Epidemien und Großschadensereignissen.

„Wer auch immer mit welchen Ideen den Krankenhaussektor verändern will, muss dem grundgesetz-lichen Auftrag der Daseinsvorsorge, der Gleichheit der Lebensverhältnisse und dem Feuerwehrwehr-Prinzip der Krankenhäuser im Katastrophenfall gerecht werden. Vor allem aber müssen wir Optionen diskutieren, wie wir der zunehmenden Behandlungsbedürftigkeit in unserer Gesellschaft bei gleichzeitigem Fachkräftemangel begegnen wollen. Auch wenn wir die Zahl der Krankenhäuser reduzieren, reduzieren wir dadurch ja nicht die Zahl der Behandlungsfälle“, mahnt Reinhardt.
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11.07.2019 Gesundheit ist ein hohes Gut – gerade für uns Ärzte
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

„Ich werde auf meine eigene Gesundheit, mein Wohlergehen und meine Fähigkeiten achten, um eine Behandlung auf höchstem Niveau leisten zu können“, heißt es in der Deklaration von Genf. Mit diesen Sätzen beginnt der Vizepräsident der Bayerischen Landesärztekammer, Dr. Wolfgang Rechl, seinen Leitartikel in der Juli/August-Ausgabe des Bayerischen Ärzteblattes und mahnt: „Was wir Ärztinnen und Ärzte in der Deklaration von Genf festschreiben, droht uns nach und nach abhanden zu gehen: denn, wir arbeiten heute zunehmend am Limit.“ Gründe seien unter anderem die Personalnot, Arbeitsverdichtung und ein höherer Wettbewerbsdruck. Dies könne zu körperlicher aber auch zu einer emotionalen Überbelastung von Ärzten führen.

Dies sei mit ein Grund, weshalb das Thema auf dem vergangenen Deutschen Ärztetag in Münster als Schwerpunkt diskutiert worden sei. Dort sei deutlich geworden, dass wesentliche Voraussetzungen für gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen in den Krankenhäusern und Arztpraxen die gesetzlichen und ökonomischen Rahmenbedingungen sind. „Für gesunde Arbeitsbedingungen müssen die Leistungen des Gesundheitswesens ausreichend finanziert sein“, betonte Rechl. So habe der Deutsche Ärztetag an die Arbeitgeber appelliert, ihrer Verpflichtung für die Schaffung gesundheitsgerechter Arbeitsbedingungen deutlich stärker als bisher nachzukommen. Das Ärzteparlament fasste eine ganze Reihe von Beschlüssen, um das Thema Arztgesundheit in die Öffentlichkeit zu tragen. Neben der Berücksichtigung von gesundheitsgerechten Arbeitsbedingungen, der Einhaltung von Arbeitsschutzregeln und der Stärkung des betrieblichen Gesundheitsmanagements, müssten sich die zuständigen Behörden verpflichtet fühlen, die Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes im ärztlichen Dienst der Klinik regelmäßig zu überprüfen. „Wir müssen unsere Kolleginnen und Kollegen auch in Sachen Bürokratie entlasten. Das heißt, dass Personalschlüssel so gestaltet werden müssen, dass jederzeit eine patienten- und aufgabengerechte Versorgung möglich ist“, appellierte der BLÄK-Vize.

Mehr zu „Gesundheit ist ein hohes Gut“ lesen Sie in der Juli/August-Ausgabe 2019 des Bayerischen Ärzteblattes unter http://www.bayerisches-aerzteblatt.de.

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10.07.2019 Forschung und Lehre auf Spitzenniveau - Aufsichtsrat freut sich über Erhöhung der staatlichen Zuschüsse und stellt die Weichen für die Zukunft
uni | mediendienst | aktuell Nr. 85/2019

Universitätsklinika sind sowohl der Patientenversorgung als auch der Forschung und der Lehre verpflichtet. Dieses spannende Aufgabenfeld stellt die Mitarbeiter aber auch vor große Herausforderungen. „Wir übernehmen überdurchschnittlich viele Notfälle, führen oft besonders aufwendige und teure Therapien durch und behandeln auch Menschen mit seltenen Erkrankungen“, erläutert Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Erlangen. „Häufig entstehen Kosten, die unsere Erlöse weit übersteigen. Deshalb bedarf es für uns besonderer Anstrengungen, das Jahr mit einer schwarzen Null abzuschließen. Dies ist uns mit vereinten Kräften auch 2018 wieder gelungen – im Unterschied zu zahlreichen anderen Uni-Klinika in Deutschland, die aufgrund des gestiegenen Kostendrucks in die roten Zahlen gerutscht sind. Darauf können wir stolz sein.“ Der ausgeglichene Jahresabschluss war eines der Themen der vergangenen Aufsichtsratssitzung. Gleichzeitig stellte das Gremium die Weichen für die Zukunft. Der Aufsichtsratsvorsitzende Bernd Sibler schickte dafür gute Nachrichten aus München: Der Bayerische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst setzte eine Erhöhung der staatlichen Zuschüsse für Forschung und Lehre durch. In diesem Jahr fließen über 83 Mio. Euro ans Uni-Klinikum Erlangen – eine Erhöhung um 2,16 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr.

Der Zuschuss der öffentlichen Hand kann für laufende Zwecke in Lehre und Forschung sowie für sonstige Trägeraufgaben verwendet werden. Mit seiner Zusage nimmt der bayerische Wissenschaftsminister Druck aus den Kesseln der bayerischen Uni-Klinika. Diese mussten beispielsweise die nach den Tarifverhandlungen gestiegenen Personalkosten in den vergangenen Monaten durch Kürzungen an anderen Stellen kompensieren.

„Die zusätzlichen Mittel des Freistaats unterstützen uns dabei, wettbewerbsfähig zu bleiben und weiterhin Forschung und Lehre auf Spitzenniveau zu betreiben“, betont Prof. Dr. Dr. h. c. Jürgen Schüttler, Dekan der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. „So ist es uns zum Beispiel möglich, renommierte Wissenschaftler in Erlangen zu halten und ihnen ideale Arbeitsbedingungen auf Stand der aktuellen Technik zu bieten.“ Außerdem fließt das Geld in die Lehre. „Das Uni-Klinikum Erlangen deckt alle medizinischen Fachbereiche ab“, führt Prof. Iro aus. „So können wir Ärzte und Fachärzte umfassend sowie interdisziplinär ausbilden. Davon profitieren dann auch die Patienten unmittelbar.“

Weitere Themen der Aufsichtsratssitzung waren die bauliche Entwicklung, die Bestellung eines Wirtschaftsprüfers und Berichte aus den unterschiedlichen Organisationseinheiten des Uni-Klinikums Erlangen.

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08.07.2019 KIONET Bayern – gemeinsam für krebskranke Kinder
uni | mediendienst | aktuell Nr. 84/2019

Sechs kinderonkologische Zentren in Bayern schließen sich zu „KIONET Bayern“ zusammen
Gemeinsam für krebskranke Kinder und Jugendliche in Bayern – dieses Motto treibt die Gründer des KIONET Bayern an. Die sechs, auf die Behandlung junger Krebspatienten spezialisierten Zentren der bayerischen Universitätskliniken Augsburg, Erlangen, Regensburg und Würzburg sowie der Technischen Universität und der Ludwig-Maximilians-Universität München, haben sich zu einem Netzwerk zusammengeschlossen. Dieses steht unter der Schirmherrschaft von Bernd Sibler, Staatsminister für Wissenschaft und Kunst. Das Ziel ist die verstärkte Durchführung klinischer Studien, damit Kinder und Jugendliche in Bayern verbesserten Zugriff auf neuartige Medikamente haben. Netzwerk-Sprecher ist Prof. Dr. Markus Metzler, Leiter der Kinderonkologie der Kinder- und Jugendklinik (Direktor: Prof. Dr. Joachim Wölfle) des Universitätsklinikums Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Die Kick-off-Veranstaltung findet heute (8. Juli 2019) im Bayerischen Landtag in München statt.

Die Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Krebserkrankungen ist eine medizinische Erfolgsgeschichte: Dank moderner Therapien werden heute rund 80 Prozent der Betroffenen geheilt. Das bedeutet allerdings auch, dass für jeden fünften Patienten die aktuellen Behandlungsmethoden nicht ausreichend sind. Für diese jungen Patienten sind innovative Ansätze dringend erforderlich. Damit neu entwickelte Medikamente und Methoden bei Kindern angewandt werden dürfen, müssen Sicherheit und Wirkung zuvor in kontrollierten Studien getestet werden. Solche Studien sind aufwändig und besonders in Deutschland streng reglementiert. Daher sind viele neu entwickelte Behandlungen bisher nur in wenigen Zentren oder im Ausland für eine kleine Zahl von Patienten zugänglich.
Um die wichtigen Studien noch effektiver umzusetzen und eine größere Zahl von Patienten einzuschließen, ist der Zusammenschluss der sechs bayerischen Zentren ein wesentlicher Meilenstein. Das Einzugsgebiet des kinderonkologischen Studiennetzwerks deckt ganz Bayern ab, sodass krebskranke Kinder und Jugendliche auf höchstem Niveau und noch dazu heimatnah versorgt werden können.

Ärzte und Pflegekräfte vernetzen sich

Schon jetzt profitieren alle Beteiligen von dem Zusammenschluss: Durch den Verbund steht nun den Betroffenen und ihren Familien in Bayern die gebündelte Fachkenntnis aller sechs kinderonkologischen Zentren zur Verfügung. Die Angleichung von Arbeitsprozessen und Standards in den verschiedenen Standorten hilft den Patienten und Familien, die an ein anderes Zentrum überwiesen werden, überall vertraute Abläufe vorzufinden.

Nicht nur die Ärzte des KIONET-Netzwerks arbeiten enger zusammen als zuvor – auch die Pflegekräfte nutzen die Möglichkeit des überregionalen Verbunds: In Arbeitsgruppen erarbeiten die Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger aller sechs kinderonkologischen Zentren einheitliche Pflegestandards und tauschen sich aus. Das hat jetzt schon so viel bewegt, dass ein Pflegeausbildungsmodul für die pädiatrische Onkologie geplant ist.

Kick-off im Bayerischen Landtag

KIONET Bayern wird von der Bayerischen Landesregierung gefördert und unterstützt. Am Montag, 8. Juli 2019, startet der Verbund mit einem offiziellen Kick-off in München. Schirmherrin der Veranstaltung ist die ehemalige Landtagspräsidentin Barbara Stamm. Teilnehmer sind Vertreter aus der Politik, den Universitätskliniken, den pharmazeutischen Unternehmen und Vertreter der Eltern aus ganz Bayern.

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05.07.2019 Gesetz zur Sicherheit in der Arzneimittelversorgung – Licht und Schatten
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Der Bundesrat hat das Anfang Juni vom Bundestag beschlossene Gesetz zur Sicherheit in der Arzneimittelversorgung (GSAV) passieren lassen. Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) sieht beim GSAV beides: Licht und Schatten. „Das GSAV zielt auf mehr Sicherheit in der Versorgung der Patienten und wird daher von der BLÄK begrüßt, denn es setzt im Bereich der Arzneimittelversorgung an Schwachstellen an, die sich bei Vorfällen in der Vergangenheit gezeigt haben.“ Das GSAV stärke die Position der Aufsichtsbehörden und unterstreiche die koordinierende Rolle und die Kompetenzen (Rückrufkompetenz) der Bundesbehörden.

Darüber hinaus bringe das GSAV im Bereich der Patientenversorgung weitere Verbesserungen, wie die Herstellung von Arzneimitteln zur persönlichen Anwendung, die nur noch für Ärzte erlaubnisfrei ist oder das Verbot des Einsatzes von Frischzellen.
Die Verordnung von Arzneimitteln in elektronischer Form nennt Bayerns Ärztechef die „konsequente Folge der Neuformulierung der Fernbehandlung in der Berufsordnung“.

Doch Bayerns Ärztepräsident übt auch Kritik am neuen Gesetz: Die Modifikation der Bestimmungen über den Import für Arzneimittel ließe nicht erkennen, wie die Sicherheit der importierten Arzneimittel besser sichergestellt werden könne. „Hohe europäische Standards nützen nur, wenn ausländische Arzneimittel daran konsequent gemessen werden“, sagt Quitterer. Zudem seien keine nachhaltigen Ansätze für die Bewältigung von Versorgungsengpässen erkennbar. Zwar gebe es eine Ergänzung der Kriterien für den Abschluss von Rabattverträgen, aber keine systematische Lösung bei Produktions- und Lieferschwierigkeiten. „Die Schaffung eines wirksamen Frühwarnsystems, das alle Leistungsbereiche umfasst, ist notwendig“, so Quitterer. Ebenso die Vorhaltung einer ausreichenden Reserve für wichtige Medikamente.

„Lieferengpässe bei der Versorgung mit Medikamenten sind inakzeptabel. Sie sind auch eine Folge der Wirtschaftlichkeitsbestrebungen der Kostenträger. Eine wirtschaftliche Leistungserbringung ist wichtig, damit die Beitragszahler nicht übermäßig belastet werden. Dies darf aber am Ende nicht dazu führen, dass die Versorgungssicherheit und damit Gesundheit und Leben der Patienten in Gefahr geraten.“ Es gelte einen angemessenen Ausgleich zwischen diesen beiden Positionen herzustellen und insbesondere die Beschaffungsverträge der Gesetzlichen Krankenkassen so auszugestalten, dass beispielsweise die Versorgung nicht auf nur einen Anbieter beschränkt werde und stets ausreichend Reserven von Produzenten aus der EU zur Verfügung stünden.

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01.07.2019 Werbeverbot für Tabak – jetzt!
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

„Der Streit um ein Werbeverbot für Tabak ist ein besonders beschämendes Politikbeispiel“, meldet sich Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), in der aktuellen Debatte um ein Tabakwerbeverbot in Deutschland zu Wort. Quitterer unterstreicht damit die Forderung der Ärzteschaft – auch von Deutschen und Bayerischen Ärztetagen wiederholt ausgesprochen – nach einem vollständigen Verbot der Tabakwerbung. Dies müsse auch elektronische Zigaretten mit einschließen.
Umfragen nach sprechen sich 69 Prozent der Befragten für ein vollständiges Verbot der Tabakwerbung aus. „Die Bundesregierung sollte diesem Wunsch der Bevölkerung endlich nachkommen. In Anbetracht von 120.000 Tabak-Toten jährlich ist ein solches Verbot längst überfällig“, betont Quitterer.

Kein anderes EU-Land reguliere Tabakwerbung bislang so lax wie die Bundesrepublik. Nur in Deutschland dürfen Zigarettenkonzerne ihre gesundheitsgefährdenden Produkte noch auf Plakaten und Litfaßsäulen anpreisen. Ärztliche Prävention werde damit konterkariert.

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01.07.2019 Spitzenausbildung für Kinderurologen - Erlanger Kinderurologie wurde als Europäisches Ausbildungszentrum zertifiziert
uni | mediendienst | aktuell Nr. 80/2019

Entscheiden sich Mediziner nach ihrem Studium für eine Fachrichtung, können sie zum Beispiel zwischen der Pädiatrie und der Urologie wählen. Wenn sie nun aber beide Disziplinen spannend finden? Dann gibt es nach der erfolgreich abgelegten Facharztausbildung zum Urologen noch die Möglichkeit einer Weiterbildung zum Europäischen Facharzt für Kinderurologie. Das zweijährige Fellowship-Programm dürfen nur Ausbildungszentren anbieten, die durch die ESPU (European Society for Paediatric Urology) zertifiziert sind, da in diesen Zentren die hohen erforderlichen Qualitätsstandards und Fallzahlen gegeben sind, um die Ärzte umfassend zu schulen. Nur 29 dieser Zentren gibt es in ganz Europa, sechs davon in Deutschland – eines davon ist nun auch die Sektion Kinderurologie der Urologischen und Kinderurologischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Bernd Wullich) des Universitätsklinikums Erlangen. Im Rahmen einer Gutachterbegehung punkteten Sektionsleiterin Dr. Karin Hirsch-Koch und ihr Team vor allem mit einem sehr großen Erfahrungsschatz und einer überdurchschnittlich gut aufgestellten interdisziplinären Zusammenarbeit. Das Zertifikat wurde vor Kurzem im Rahmen des 30. ESPU-Kongresses in Lyon verliehen.

„Die gestellten Anforderungen an ein zertifiziertes Ausbildungszentrum sind hoch und wir freuen uns sehr, dass wir das geschafft haben“, sagt Dr. Hirsch-Koch stolz. Das Team der Kinderurologie des Uni-Klinikums Erlangen hat die Gutachter überzeugt und konnte alle strengen ESPU-Anforderungen erfüllen. „Beurteilt werden vor allem das operative Spektrum, das die gesamte Bandbreite der Kinderurologie abdecken muss, sowie die Fallzahlen“, erläutert Dr. Hirsch-Koch. „Ebenfalls wichtig sind die strukturelle Ausstattung der Klinik, das Nachsorgeangebot und ganz besonders die ausgezeichnete interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Kollegen der Kindernephrologie, der Kinderanästhesie, der Kinderintensivstation, der Neonatologie, der Kinderchirurgie, der Nuklearmedizin, der Kinderradiologie und nicht zu vergessen der Sonografieabteilung der Kinderklinik.“ In interdisziplinären Konferenzen werden komplexe, fachübergreifende Fälle besprochen und ein gemeinsames Behandlungskonzept festgelegt. 

In der zur Kinderurologie gehörigen Blasenschule werden Kinder mit Blasenentleerungsstörungen und Einnässproblematiken betreut. Dies erfolgt unter Aufsicht der Kinderurologen und der beiden eigens hierfür ausgebildeten Urotherapeutinnen.

Austauschprogramm für Ärzte


Das zweijährige Fellowship, das zum Erwerb des Europäischen Facharztes für Kinderurologie erforderlich ist, wird durch einen Ausbildungsplan genau organisiert. In einem Logbuch halten die Ärzte sowohl ihre Behandlungen und operativen Eingriffe, klinische Aus- und Weiterbildungen als auch ihre Teilnahme an interdisziplinären Konferenzen und Kongressen fest. Durch den Anschluss an die ESPU haben die Fellows außerdem die Möglichkeit, an europäischen Austauschprogrammen teilzunehmen und Partnerkliniken zu besuchen. Sind alle Anforderungen erfüllt, darf die Prüfung abgelegt werden. „Mit der Zertifizierung können wir zeigen, dass unsere Einrichtung hohe Qualitätsstandards auf europäischem Niveau erfüllt“, freut sich Dr. Hirsch-Koch.

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28.06.2019 Entwicklung neuer Therapien gegen Schwarzen Hautkrebs
uni | mediendienst | forschung Nr. 46/2019

Stiftung Deutsche Krebshilfe fördert Studie des Erlanger Hautklinik mit 581.775 Euro

Immuntherapien gelten als Meilensteine im Kampf gegen den metastasierten Schwarzen Hautkrebs, das sogenannte Melanom. Die Therapien sind jedoch nicht bei allen Patienten wirksam. Prof. Dr. Lucie Heinzerling, Oberärztin der Hautklinik (Direktor: Prof. Dr. med. univ. Gerold Schuler) des Universitätsklinikums Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), will für diese Patienten im Rahmen einer Studie neue Behandlungsmethoden entwickeln. Die Leiterin des Bereichs Dermatoonkologie der Erlanger Hautklinik untersucht in Kooperation mit Kollegen der Universitätskliniken Regensburg und Würzburg, ob in solchen Fällen eine Kombination aus Immun- und Chemotherapie positiv wirken kann. Von der Stiftung Deutsche Krebshilfe erhält sie dafür Fördergelder in Höhe von 581.775 Euro.

Mehr als 20.000 Menschen erkranken jedes Jahr in Deutschland am Schwarzen Hautkrebs. Wird dieser aggressive Krebs nicht rechtzeitig erkannt und therapiert, kommt es zu Metastasen in verschiedenen Organen. Die Einführung der Immuntherapie mittels der sogenannten Immuncheckpoint-Blockade (ICB) zeigt nicht nur beim metastasierten Melanom, sondern auch bei anderen Tumoren wegweisende Erfolge. Die Checkpoint-Inhibitoren verstärken die Immunabwehr der Zellen und unterstützen damit die gezielten Abwehrmechanismen des Körpers gegen die Krebszellen. „Es gibt jedoch eine große Zahl von Patienten, die auf die Behandlung mit Checkpoint-Inhibitoren nicht ansprechen. Für diese wollen wir neue Therapiemethoden entwickeln“, erläutert Prof. Heinzerling, die seit mehr als zwanzig Jahren Immuntherapien untersucht, insbesondere bei Melanom- und Lymphompatienten.

Das Konzept der aktuellen Studie, die in Zusammenarbeit mit PD Dr. Sebastian Haferkamp (Uni-Klinikum Regensburg) und Prof. Dr. Bastian Schilling (Uni-Klinikum Würzburg) sowie Prof. Dr. Anja Boßerhoff (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) entwickelt wurde, beruht auf der klinischen Beobachtung, dass sich Chemo- und Immuntherapie bei einer ICB-Resistenz in ihrer Wirkung ergänzen können. „Dies wollen wir mit unserer Studie testen, indem Patienten mit metastasiertem Melanom bei Resistenz gegen Checkpoint-Inhibitoren zuerst eine sichere und gut verträgliche Monochemotherapie erhalten und anschließend eine kombinierte ICB“, erläutert Prof. Heinzerling. Die Finanzierung des Projekts mit einer Fördersumme von insgesamt 581.775 Euro durch die Stiftung Deutsche Krebshilfe ermöglicht dessen Umsetzung an allen drei Standorten Erlangen, Regensburg und Würzburg. „Die Ergebnisse des neuen Therapieansatzes sollen nicht nur den Melanompatienten helfen, die auf die Immuntherapie resistent reagieren“, betont die Erlanger Wissenschaftlerin. „Mit dem Melanom als Modelltumor erwarten wir von der Studie auch wichtige Erkenntnisse zu den Mechanismen der Resistenz, die sich dann auf andere Tumorentitäten übertragen lassen.“

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Prof. Dr. Lucie Heinzerling
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24.06.2019 Förderung der Organspende ist Gemeinschaftsaufgabe
Pressestelle der deutschen Ärzteschaft

Berlin, 24.06.2019 – „Der gemeinschaftliche Initiativplan Organspende des Bundesgesundheits-ministeriums und vieler weiterer Organisationen aus dem Gesundheitswesen kann wesentlich dazu beitragen, die Zahl der Spenderorgane zu erhöhen. Damit gibt er den mehr als 10.000 Menschen auf der Warteliste mehr Hoffnung auf Leben.“ Das sagte Dr. Günther Matheis, Mitglied der Ständigen Kommission Organtransplantation der Bundesärztekammer (BÄK) und Vertreter der BÄK
bei der morgigen Vorstellung des Initiativplans in Berlin.

Der gemeinschaftliche Initiativplan Organspende, an dem sich auch die Bundesärztekammer beteiligt, knüpft unmittelbar an das 2. TPG-Änderungsgesetz an. Er soll insbesondere die Entnahme-
krankenhäuser und die Transplantationsbeauftragten weiter stärken. Die Transplantations-beauftragten sollen stärker vernetzt und ihre Tätigkeit weiter professionalisiert werden. Für die
Krankenhäuser mit wenig Erfahrung in der Organspende werden konkrete Unterstützungsleistungen beschrieben. Darüber hinaus werden Maßnahmen empfohlen, die gesamtgesellschaftlich ein
stärkeres Bewusstsein für die Organspende schaffen können.

„Die Förderung der Organspende in Deutschland ist eine Gemeinschaftsaufgabe, der sich Politik, Selbstverwaltung und die Gesellschaft insgesamt mit ganzer Kraft verschreiben müssen“,
sagte Matheis. Er betonte, dass die Förderung der Organspende und der Transplantationsmedizin für die Bundesärztekammer und für die Landesärztekammern ein besonderes Anliegen sind. „Wir engagieren uns hier seit Jahrzenten auf unterschiedlichsten Ebenen. Unter anderem trägt die Richtlinienarbeit der Bundesärztekammer wesentlich zu Rechtssicherheit und transparenten Strukturen in der Transplantationsmedizin bei.“

Bundesärztekammer (BÄK)
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17.06.2019 Keine falsche Scham - Welt-Kontinenz-Woche soll auf tabuisierte Leiden aufmerksam und Betroffenen Mut machen
uni | mediendienst | aktuell Nr. 73/2019

Kein Wort kommt über ihre Lippen, sie leiden lieber jahrelang still vor sich hin als die peinlichen Probleme laut auszusprechen: Bei vielen Menschen mit Inkontinenz überwiegt die Scham. Sie vertrauen sich nicht einmal Ärzten an und so wachsen sich die Symptome immer weiter aus. Dabei muss aus ein paar Tropfen in der Unterhose keine Inkontinenz entstehen – wenn rechtzeitig die richtigen Schritte eingeleitet werden. Betroffene früh zu erreichen, ihnen Hilfe anzubieten und Mut zu machen: Das ist eines der Ziele der Welt-Kontinenz-Woche (17. – 23.06.2019), an der sich auch das Kontinenz- und Beckenbodenzentrum des Universitätsklinikums Erlangen beteiligt. Den hiesigen Experten ist es ein großes Anliegen, nicht nur über die Behandlung bereits bestehender Probleme zu informieren, sondern auch Vorbeugungsmaßnahmen und konservative Therapiemöglichkeiten bei beginnender Harn- und/oder Stuhlinkontinenz vorzustellen.

„Inkontinenz ist das Hauptsymptom, aber die ersten Anzeichen für eine Beckenbodenschwäche sind vielfältig“, weiß PD Dr. Birgit Bittorf, Ärztin der Chirurgischen Klinik des Uni-Klinikums Erlangen. „Am offensichtlichsten ist der unkontrollierte Verlust von Urin und/oder Stuhl, aber auch immer wiederkehrende Verstopfungen sind ein Hinweis auf eine entsprechende Erkrankung.“ Viele Betroffene warten viel zu lange, bis sie sich Hilfe holen. „Gerade Frauen sind den Umgang mit Binden gewohnt“, weiß Dr. Mathias Winkler, Oberarzt der Frauenklinik des Uni-Klinikums Erlangen. „Sie arrangieren sich teils über viele Jahre mit dem Tröpfeln.“ Dabei sollten Patienten am besten sofort kommen und erste Symptome gleich abklären lassen. „Warten Sie nicht, bis der Leidensdruck ins Unermessliche gestiegen ist und die Inkontinenz Ihre Lebensqualität einschränkt“, rät Dr. Verena Lieb, Oberärztin der Urologischen und Kinderurologischen Klinik des Uni-Klinikums Erlangen. „Prophylaxe ist das A und O. Mit einer ganzen Reihe von konservativen Maßnahmen können wir außerdem viel erreichen. Operationen sind häufig erst der letzte Schritt.“

Inkontinenz einfach vorbeugen
Funktionsstörungen von Blase und Darm treten bei beiden Geschlechtern und auch in jeder Altersgruppe auf. „Natürlich ist die Zahl der Betroffenen unter den Senioren am größten“, bestätigt PD Bittorf, „aber ein gesunder Lebensstil trägt viel dazu bei, dass Inkontinenz erst spät zum Thema wird.“ Die Prophylaxe ist keine Zauberei: ein normales Körpergewicht, nicht rauchen, ballaststoffreiche Ernährung zugunsten einer geregelten Darmtätigkeit, ausreichende Flüssigkeitszufuhr, nicht schwer heben und körperliche Betätigung. „Wir sprechen bewusst nicht von Sport“, betont Dr. Lieb. „Es reicht, wenn Sie die Treppe statt den Aufzug nehmen und zwei-/dreimal in der Woche einen 30-minütigen Spaziergang machen. Sie müssen keine Höchstleistungen erbringen.“ Generell sollten Extreme vermieden werden: „Trinken Sie genug und vor allem gleichmäßig über den Tag verteilt“, erläutert Dr. Winkler. „Sie setzen sich und ihren Körper selbst unter Druck, wenn Sie abends noch zwei Liter Wasser hinunterstürzen.“ Eine volle Blase sollte außerdem in jedem Fall geleert werden: „Viele Menschen sitzen das dringende Bedürfnis aus, weil sie zum Beispiel gerade Stress auf der Arbeit haben“, weiß PD Bittorf. „Tun Sie das nicht! Gehen Sie aufs Klo, wenn Sie müssen.“ Die Anzahl der täglichen Toilettengänge ist übrigens kein Indiz für Inkontinenz. Beim kleinen Geschäft ist diese Zahl beispielsweise von der Trinkmenge abhängig, dabei sind ungefähr vier bis sechs Mal am Tag die Regel, doch beim Stuhlgang variiert die Häufigkeit von Mensch zu Mensch: Der eine leert seinen Darm nur zweimal in der Woche, der andere dreimal am Tag.

Konservative Behandlungsmöglichkeiten ausschöpfen

Mit Patienten, die sich selbst im Kontinenzzentrum des Uni-Klinikums Erlangen vorstellen oder von einem niedergelassenen Arzt überwiesen werden, führen die Spezialisten zunächst ein ausführliches Erstgespräch. Dabei fragen sie u. a. ab, ob es sich um einmalige Ereignisse handelt oder um seit Jahren bestehende Probleme. „Wir bitten viele der Betroffenen, eine Zeit lang Tagebuch zu führen, um einen Überblick zu bekommen“, erläutert PD Bittorf. Auch vor der anschließenden Diagnostik muss sich niemand fürchten: Bei Frauen gleicht sie der normalen gynäkologischen Untersuchung. Je nach Situation führen die Ärzte Funktions- und Druckmessungen durch, spiegeln Harnblase oder Darm. Fälle, die sich tatsächlich als Funktionsstörungen der beiden Organe manifestieren, werden in der interdisziplinären Kontinenz- und Beckenbodenkonferenz gemeinsam besprochen, sodass für jeden Patienten ein individueller Behandlungsplan erstellt werden kann. „Erst schöpfen wir die konservativen Möglichkeiten aus“, sagt Dr. Winkler und nennt Beispiele: „Wir empfehlen Physiotherapie zur Aktivierung des Beckenbodens oder Biofeedbacktraining, und zur Stuhlregulation setzen wir Quellmittel wie Flohsamen ein.“ Viele Leiden lassen sich damit gut in den Griff bekommen.

Vertrauen aufbauen – Lebensqualität zurückgeben

Wenn die konservativen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind, beraten die Erlanger Experten ihre Patienten hinsichtlich einer Operation. „Bei manchen Frauen senken sich – zum Beispiel infolge von Schwangerschaften, Veranlagung oder schwerer körperlicher Arbeit – die inneren Organe“, erläutert Dr. Winkler. „Im Rahmen eines kleinen Eingriffs rekonstruieren wir das Beckenbindegewebe und können die Probleme so in der Regel beheben.“ Bei Männern tritt Inkontinenz oft nach Prostatakarzinom-OPs auf. „Ist die konservative Therapie durch Beckenbodentraining, mit dem idealerweise bereits vor der Operation begonnen wird, ausgeschöpft, kann die Einlage eines Männerbandes erwogen werden“, sagt Dr. Lieb. Leider lässt sich Inkontinenz nicht in jedem Fall erfolgreich therapieren. Erklärtes Ziel der Spezialisten ist es allerdings, die Betroffenen zu unterstützen und in jedem Fall die Lebensqualität zu steigern. „Manche ziehen sich komplett zurück, trauen sich nicht mehr, Urlaubsreisen zu unternehmen und treten aus dem Sportverein aus“, weiß PD Bittorf. „Das muss nicht sein! Auch mit Entleerungsstörungen lässt sich ein normales Leben mit sozialen Kontakten führen.“ Dank Einfühlungsvermögen und Fachwissen gelingt es den Spezialisten, ein Vertrauensverhältnis zu ihren Patienten aufzubauen. „Wir begleiten die Betroffenen so lange wie Bedarf besteht – manchmal über viele Monate und Jahre“, betont Dr. Winkler. „Wenn das Eis einmal gebrochen ist und die Patienten Vertrauen gefasst haben, kommen sie bei den nächsten Anzeichen wieder zu uns – und warten nicht zu lange.“

Kontinenzzentrum des Uni-Klinikums Erlangen


Das Kontinenz- und Beckenbodenzentrum des Universitätsklinikums Erlangen wurde im Juli 2015 erstmals erfolgreich zertifiziert. Unter seinem Dach behandeln Experten der Chirurgischen Klinik, der Frauenklinik und der Urologischen und Kinderurologischen Klinik des Uni-Klinikums Erlangen gemeinsam Patienten und erarbeiten individuelle Therapieempfehlungen. Ziel ist die Bündelung von Fachwissen rund um das Krankheitsbild Harn- und Stuhlinkontinenz sowie verschiedene andere mit dem Beckenboden zusammenhängende Erkrankungen. Sprecher des interdisziplinären Zentrums sind Prof. Dr. Matthias W. Beckmann (Frauenklinik), Prof. Dr. Klaus Matzel (Koloproktologie/Chirurgie) und Prof. Dr. Bernd Wullich (Urologie).

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17.06.2019 Die eigene Stimme gezielt steuern - FAU-Forscherin entwickelt Training für mehr Gespür im Kehlkopf
uni | mediendienst | forschung Nr. 44/2019

Nehmen wir an, ein Sänger trüge Ohrstöpsel oder Kopfhörer und könnte seine eigene Stimme nicht hören. Würde er trotzdem wissen, ob er hoch oder tief, laut oder leise singt? Ob er den richtigen Ton trifft? Das würde er, sagt Dr. Anke Ziethe aus der Hals-Nasen-Ohren-Klinik im Universitätsklinikum Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Allerdings sei diese Fähigkeit bei Menschen unterschiedlich gut ausgeprägt. Die Wissenschaftlerin hat auf Basis ihrer logopädischen Forschung ein Trainingsprogramm entwickelt, das nach den ersten erfolgversprechenden Tests jetzt in einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsprojekt an Probanden erprobt werden soll.

„Was uns in die Lage versetzt, den Ton, den wir mit unserer Stimme erzeugen, gleichsam zu ‚spüren’, nennt sich kinästhetische Wahrnehmung“, erklärt die Logopädin. Es ist also eine Art Bewegungsempfindung – in diesem Fall des Kehlkopfs und der Stimmbänder. Diese kinästhetische Wahrnehmung unterscheiden Experten von der auditiven Wahrnehmung, also dem Eindruck, der entsteht, wenn wir den Ton aus unserer eigenen Kehle tatsächlich hören. Je besser unsere kinästhetische Wahrnehmung ist, desto besser funktioniert auch die kinästhetische Steuerung – also unser Einfluss auf den produzierten Ton, selbst wenn wir ihn nicht hören. Die gute Nachricht: Diese Fähigkeit lässt sich trainieren.

Dabei führt die Wissenschaftlerin zunächst eine umfassende Diagnostik durch, bei der eine Grundaufnahme der Stimme gemacht und analysiert wird, wie die Stimme klingt, wie gut die Person sie beherrscht und wie gut die auditive und kinästhetische Steuerung gelingt. Im Anschluss trainieren die Probanden und Probandinnen nach Ziethes Anleitung über fünf Wochen hinweg zweimal pro Woche. Dabei wird der Ton, den den die Person produziert, quasi „auditiv maskiert“ – zum Beispiel mit einem Störgeräusch oder indem das Gehör durch Kopfhörer komplett ausgeschaltet wird.

Am Ende der Trainingsphase misst sie erneut – und evaluiert den Erfolg des Trainings. Außerdem wird noch einmal nach drei Monaten gemessen, um zu überprüfen, ob die erlernten Fähigkeiten auch nach längerer Zeit stabil bleiben. Ihr Ziel: Menschen mit Stimmproblemen zu helfen, aber auch solchen, die ihre Stimme professionell einsetzen, ein Instrument an die Hand zu geben, um ihre eigene Tonproduktion besser erspüren und steuern zu können.

Die Trainingseinheit soll zunächst an 20 bis 30 Probandinnen und Probanden getestet werden, die möglichst noch nicht über eine professionell gebildete Stimme verfügen sollten.

Interessenten können sich bei der Wissenschaftlerin direkt melden und über das Trainingsprogramm informieren.

Bildmaterial gibt es unter: https://www.fau.de/files/2019/06/Ziehte_Anke_Joerg-Ziethe7757.jpg

Bildunterschrift: Dr. Anke Ziethe von der Phoniatrischen und Pädaudiologischen Abteilung in der Hals-Nasen-Ohren-Klinik des Uni-Klinikums Erlangen der FAU. (Bild: Jörg Ziethe)

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07.06.2019 Nebenwirkungen besser verstehen – Lebensqualität verbessern
uni | mediendienst | aktuell Nr. 71/2019

Online-Register von Erlanger Wissenschaftlerin erhält Anschubfinanzierung in Höhe von 100.000 Euro
„Die Immunonkologie hat die Krebsbehandlung revolutioniert“, sagt Prof. Dr. Lucie Heinzerling, Oberärztin der Hautklinik (Direktor: Prof. Dr. med. univ. Gerold Schuler) des Universitätsklinikums Erlangen. „Doch über einige Nebenwirkungen der neuen Tumortherapien ist noch zu wenig bekannt – das wollen wir mit einem speziellen Online-Register ändern.“ Dank einer großzügigen Förderung können Prof. Heinzerling, die den Bereich Dermatoonkologie der Erlanger Hautklinik leitet, und ihr Team dieses Vorhaben schneller in die Tat umsetzen: Die Anschubfinanzierung in Höhe von 100.000 Euro wird von der Bristol-Myers Squibb-Stiftung Immunonkologie übernommen. „So ein Register hilft, Krankheitsverläufe besser zu verstehen“, begründet Dr. Michael May, Mitglied des Stiftungsvorstands, die Förderzusage. „Und dadurch verbessert sich für die Patienten dank der Immuntherapie nicht nur die Behandlung der Krebserkrankung, sondern auch die Lebensqualität.“

Seit über zehn Jahren untersucht Prof. Heinzerling zusammen mit Kollegen in Erlangen, Europa und den USA seltene und komplexe Nebenwirkungen der neuartigen Immuntherapien, die bislang insbesondere beim Melanom, dem sogenannten Schwarzen Hautkrebs, durchgeführt wurden. Da Immuntherapien zunehmend auch bei anderen Tumorerkrankungen und in früheren Stadien zum Einsatz kommen, wird das gute Management von Nebenwirkungen immer relevanter. Das Register, das die Erlanger Wissenschaftlerin und ihr Team bisher aufgebaut haben, soll nun in Kooperation mit dem Paul-Ehrlich-Institut als Online-Plattform Ärzten, die onkologische Patienten betreuen, zugänglich gemacht werden. Ziel dieser umfassenden Vernetzung ist es, die Erfahrungen der Spezialisten aus unterschiedlichen Fachdisziplinen zum Wohl der Patienten zu bündeln. So besteht insbesondere für neurologische Nebenwirkungen eine enge Kooperation mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin (Dr. Samuel Knauß). „Die großzügige Förderung unterstützt uns genau in der sensiblen Pilotphase und gewährleistet die Datenauswertung für ein ganzes Jahr“, freut sich Prof. Heinzerling.

Bristol-Myers Squibb-Stiftung Immunonkologie

Ziel der Bristol-Myers Squibb-Stiftung Immunonkologie ist es, die Lebenserwartung und die Lebensqualität von Menschen mit einer Krebsdiagnose zu verbessern. Zu diesem Zweck fördert die unabhängige und gemeinnützige Stiftung gezielt wissenschaftliche Arbeiten und auch Studien, die Daten zum besseren Verständnis von onkologischen Krankheitsverläufen erheben und die Lebensqualität bei onkologischen Erkrankungen erforschen.

Website der Bristol-Myers Squibb-Stiftung Immunonkologie: www.stiftung-io.org
Weitere Informationen:
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07.06.2019 Die Zukunft der kommunalen Krankenhäuser kann beginnen
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

„Nach drei Monaten zähen Ringens waren die nun abgeschlossenen Tarifverhandlungen im März zunächst daran gescheitert, dass die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) nicht einmal bereit war, dem Marburger Bund die tatsächliche Geltung des von und mit ihm abzuschließenden Tarifvertrages zuzusichern“, schreibt Dr. Andreas Botzlar, 1. Vizepräsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) im Leitartikel der Juniausgabe des Bayerischen Ärzteblattes.
Die zurückliegenden Wochen haben sehr deutlich gezeigt, wie wichtig insbesondere jüngeren angestellten Ärztinnen und Ärzten Arbeitsbedingungen seien, die sie nicht krank machen oder sozial deprivieren, die ihnen ein geordnetes gesellschaftliches Leben erlauben und unter denen die Bedürfnisse der Patienten im Mittelpunkt ihres ärztlichen Handels stehen.

„Bis zuletzt war es am schwierigsten, die VKA davon zu überzeugen, dass auch Ärztinnen und Ärzte regelmäßig freie Wochenenden brauchen“, schreibt Botzlar. Diese Hürde konnte genommen werden: Ärztinnen und Ärzte haben zukünftig an zwei Wochenenden im Monat frei. Schwer verständlich bleibe, warum von Arbeitgebern oft der bürokratische Aufwand tariflicher Regelungen beklagt wird, die VKA aber darauf besteht, dass aus Gründen der anders nicht zu gewährleistenden Patientensicherheit nicht gewährte freie Wochenenden eines Kalenderhalbjahres des Antrags der Anspruchsberechtigten bedürfen, um im Folgehalbjahr gewährt zu werden. „Ein Automatismus wäre bürokratisch deutlich weniger aufwendig. Oder sollte es am Ende darum gehen, dass möglichst viele Ärztinnen und Ärzte – aus welchem Grund auch immer – ihren Anspruch verfallen lassen?“, fragt der BLÄK-Vize.

Begrenzt wird auch die Anzahl der Bereitschaftsdienste: mehr als durchschnittlich vier im Monat werden nur noch zulässig sein. Zudem wird bei mehr als durchschnittlich vier Diensten ein Zuschlag von jeweils zehn Prozent auf die Vergütung fällig.

Als weiterer echter Fortschritt werde sich der Grundsatz erweisen, wonach die Anwesenheit im Krankenhaus als Arbeitszeit anzusehen sei. „Was auf den ersten Blick wie eine Selbstverständlich-keit wirkt, ist bisher nicht der Fall“, so Botzlar abschließend.

Mehr zu „Die Zukunft der kommunalen Krankenhäuser kann beginnen“ lesen Sie in der Juniausgabe 2019 des Bayerischen Ärzteblattes unter www.bayerisches-aerzteblatt.de.

Pressestelle
Bayerische Landesärztekammer
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04.06.2019 Leisen Killern auf der Spur -35 Millionen Euro für exzellenten Forschungsverbund zur Entwicklung neuer Immuntherapeutika für Emerging Viral Diseases
uni | mediendienst | forschung Nr. 42/2019

uni | mediendienst | forschung Nr. 42/2019 vom 4. Juni 2019

 

Leisen Killern auf der Spur

35 Millionen Euro für exzellenten Forschungsverbund zur Entwicklung neuer Immuntherapeutika für Emerging Viral Diseases

Emerging Viral Diseases – hinter diesem Begriff verbergen sich Erreger wie das Ebolavirus. Zwar können sich Menschen mithilfe von Impfungen gegen diese Krankheiten schützen, ist die Erkrankung jedoch ausgebrochen, besteht dringender Bedarf an therapeutischen Behandlungsmöglichkeiten. Das neue globale Forscherkonsortium, das vom National Institute for Allergy and Infectious Diseases, USA, im Rahmen des Centres for Excellence in Translational Research Programms mit 35 Millionen Dollar gefördert wird, will genau diese weiter erforschen. Neben Partnern wie der Harvard-Universität, dem Massachusetts-Institut für Technologie (MIT), beide USA, und industriellen Projektpartnern ist die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) an dem internationalen Forschungsverbund beteiligt.

Eine Infektion mit Viren wie dem Ebola-, Lassa- oder Hantavirus kann hämorrhagische Fiebererkrankungen hervorrufen, die zu schweren Organschädigungen führen und im Fall von Ebola häufig tödlich verlaufen. In den vergangenen Jahren gab es gehäuft größere Ausbrüche von Ebola in Afrika, die sich nur schwer kontrollieren ließen. In Bayern wiederum treten immer wieder Infektionen mit dem Hantavirus auf, welches durch Mäusekot auf den Menschen übertragen wird.

Obwohl mit Hochdruck an neuen Impfungen gearbeitet wird, erschweren die Verhältnisse zum Beispiel in afrikanischen Ländern eine erfolgreiche flächendeckende Impfung. Zudem helfen Impfungen vor allem vorbeugend, nicht aber wenn die Erkrankung bereits ausgebrochen ist. Daher besteht weiterhin ein sehr großer Bedarf an therapeutischen Möglichkeiten zur Behandlung bereits erkrankter Menschen.

„Ziel des Konsortiums ist es, herauszufinden, wie das Immunsystem betroffener Individuen es geschafft hat, die Erkrankung zu besiegen“, sagt Prof. Dr. Falk Nimmerjahn, Leiter des Lehrstuhls für Genetik der FAU und Mitglied des internationalen Konsortiums.

In Zusammenarbeit mit der Harvard-Universität fokussieren sich die FAU-Wissenschaftler besonders auf die Analyse der Antikörperantwort. Antikörper sind Eiweißstoffe, die das Immunsystem passgenau für Erreger herstellen kann und die im Prinzip in der Lage sein sollten, solche Erkrankungen zu besiegen. Warum dies allerdings bei manchen Krankheiten nur sehr selten gelingt, ist unklar.

Aus Vorarbeiten von Prof. Dr. Erica Ollmann Saphire vom La Jolla Institut für Immunologie, USA, die das neue Konsortium leitet, ist bekannt, dass bestimmte Antikörpervarianten mit einem Schutz vor den tödlichen Erkrankungen korrelieren. Hierbei ist nicht nur wichtig, wie gut die Antikörper sich an das Virus binden, sondern vor allem wie gut sie in der Lage sind, Immunzellen zu aktivieren. „Jede Virusinfektion hinterlässt sozusagen einen molekularen Fußabdruck in Form einer spezifischen Antikörperantwort. Wenn es uns gelingt, den Code, der in diesem Abdruck vorhanden ist zu entschlüsseln und damit die Antikörpervarianten zu isolieren, die in der Lage sind, das Virus unschädlich zu machen, können wir diese Antikörper gezielt herstellen und betroffenen Patienten auch nach Ausbruch der Erkrankung verabreichen“, erläutert Prof. Nimmerjahn weiter. Das wäre ein wichtiger Schritt auf dem Weg, Ausbrüche schneller zu kontrollieren, und den vielen Betroffenen eine wirksame Therapie anzubieten bis effektive und flächendeckende Impfungen zur Verfügung stehen.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Falk Nimmerjahn
falk.nimmerjahn@fau.de

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03.06.2019 Zellkommunikation entschlüsseln FAU-Forscher erhält Förderpreis für Forschungsarbeit zu Schlüsselfaktoren chronisch entzündlicher Darmerkrankungen
uni | mediendienst | forschung Nr. 41/2019

Die Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung verleiht dem angehenden Gastroenterologen Dr. Sebastian Zundler vom Lehrstuhl für Innere Medizin I der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Nürnberg (FAU) den Ernst Jung-Karriere-Förderpreis für medizinische Forschung 2019. Den Preis erhält er für sein Forschungsprojekt zur Bedeutung von intestinalen gewebsansässigen Gedächtnis-T-Zellen, kurz TRM-Zellen, bei der Entstehung und Behandlung von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Mit dem Preisgeld von insgesamt 210.000 Euro unterstützt die Stiftung über einen Zeitraum von drei Jahren Zundlers Projekt, das diesen Zelltypus mit dem Ziel zukünftiger therapeutischer Ansätze weiter erforscht.
 
Kommunizierende Zellen und Entzündungen
Mehr als 400.000 Menschen in Deutschland leiden unter den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Die Erkrankungen verlaufen in Schüben, in welchen das Immunsystem im Darm fehlerhaft aktiviert und so das Darmgewebe zerstört wird. Trotz Fortschritten in der medikamentösen Behandlung kann die chronische Entzündung nach wie vor bei einer Vielzahl von Patienten nicht ausreichend kontrolliert werden. Zudem ist weitgehend unklar, wie die Entzündungsschübe ausgelöst werden.
 
Sebastian Zundler und sein Forscherteam gehen davon aus, dass intestinale TRM-Zellen bei der Entstehung dieser Darmerkrankungen sowie unter Umständen auch bei anderen chronisch entzündlichen Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis eine Rolle spielen. „Vorarbeiten hatten bereits ergeben, dass TRM-Zellen eine Schlüsselrolle bei der Auslösung von Schüben zukommt und sie die Einwanderung und Entwicklung anderer Immunzellen in einem frühen Stadium der Entzündung kontrollieren“, erläutert Zundler. „Uns gelang es dann zu zeigen, dass TRM-Zellen über unterschiedliche Botenstoffe mit anderen Immunzellen kommunizieren und diese steuern.“ Dieses Kommunikationsnetzwerk will Zundler entschlüsseln und verstehen, um es für Therapieansätze nutzbar zu machen.
 
Homepage der Medizinischen Klinik 1: https://www.medizin1.uk-erlangen.de/
 
Informationen:
Dr. Sebastian Zundler
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sebastian.zundler@uk-erlangen.de
 
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27.05.2019 Neues Forschungsprojekt zur heutigen Arbeitswelt - FAU-Forscher untersuchen Ursachen und Konsequenzen der Arbeitsverdichtung
uni | mediendienst | forschung Nr. 40/2019

Mehr Arbeit in der gleichen Zeit schaffen: Die Digitalisierung macht es möglich. Doch das beschleunigte Aufkommen von Informationen und Aufgaben kann auch negative Effekte für Beschäftigte nach sich ziehen. In einem Forschungsprojekt am Lehrstuhl für Psychologie, insbesondere Wirtschafts- und Sozialpsychologie sowie am Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) untersuchen Wissenschaftler die Anforderungen der heutigen Arbeitswelt und zeigen auf, wie Arbeitnehmer mit Belastungen umgehen können. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung fördert das Projekt mit rund 450.000 Euro.

Im Zuge der voranschreitenden Digitalisierung und Vernetzung erfährt die Arbeitswelt einen tiefgreifenden Wandel. Der Zugang zu Informationen wird erleichtert, die Zusammenarbeit flexibler. Smartphones und Laptops ermöglichen, dass Beschäftigte von überall und zu jeder Zeit erreichbar sind und ihre Arbeitsaufgaben wahrnehmen können. Dadurch verschwimmen zum einen die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit, zum anderen verändert sich die Arbeitsumgebung, was sich auf die Gesundheit der Beschäftigten auswirken kann.
Was früher analog und nacheinander bearbeitet wurde, läuft jetzt vermehrt parallel über Software-Plattformen. Diese neuartigen Arbeitsprozesse führen zu einer vereinfachten und schnelleren Leistungserbringung in höherer Qualität und setzen Wachstumspotenziale frei. Das bedeutet, dass mehr Arbeit in der gleichen Zeit geleistet werden kann, aber auch, dass Kompetenzen der Beschäftigten verfallen und sie neue erlernen müssen. Auch das kann die physische und psychische Gesundheit der Arbeitnehmer gefährden. Daher sind geeignete Verfahren notwendig, um Gesundheitsgefahren durch diese Facetten von Arbeitsverdichtung zu erkennen und ihnen entgegenzuwirken.

Im Forschungsprojekt ArbeitsVerdichtung Erlangen-NUErnberg (AVENUE) untersuchen FAU-Wissenschaftler um Prof. Dr. Klaus Moser und Prof. Dr. med. Hans Drexler die Ursachen und Konsequenzen dieser Arbeitsverdichtung und stellen Analyse-Instrumente und Präventionsmaßnahmen auf einer webbasierten Plattform zusammen. Diese unterstützt betriebliche Experten wie Fachkräfte für Arbeitssicherheit, Mitarbeiter des Betrieblichen Gesundheitsmanagements und Betriebsärzte sowie Berufsgenossenschaften und Unfallversicherungsträger darin, neue Formen der Arbeitsverdichtung zu spezifizieren, ihre Ursachen zu identifizieren und bedarfsorientierte Ansatzpunkte für einen belastungsgünstigen Umgang aufzuzeigen.

Mehr Informationen zum Projekt: www.arbeitsverdichtung.de

Weitere Informationen:
PD Dr. Roman Soucek
Tel.: 0911/5302-245
roman.soucek@fau.de

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27.05.2019 Wir sind Vielfalt-190.000 Gesichter der Unimedizin: Deutsche Uni-Klinika setzen Zeichen für Vielfalt, Toleranz und Offenheit
ni | mediendienst | aktuell Nr. 65/2019

„Im Moment ist eine sehr spannende Zeit“, findet Prof. Dr. Raja Atreya. „Denn aktuell laufen weltweit viele Studien zu chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und wir haben somit viele neue Erkenntnisse in Aussicht.“ Forschungsergebnisse, die nicht nur dem Oberarzt der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath) des Universitätsklinikums Erlangen, sondern vor allem auch seinen Patienten Hoffnung machen. Trotz verschiedener Behandlungsschemata kommt es immer wieder vor, dass Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) nicht auf die etablierten Therapien ansprechen. Eine bedauerliche Tatsache, die Prof. Atreya verändern möchte – möglichst schnell. Deswegen hat sich der Leiter des Schwerpunkts CED für die Tätigkeit an einem Universitätsklinikum entschieden. „Hier kann ich gleichzeitig forschen und Patienten behandeln“, erläutert er. „Am Wichtigsten: Ich kann die Ergebnisse meiner Forschung direkt in die Klinik übertragen, wo sie den Patienten zugutekommen.“ Das Wechselspiel zwischen Forschung, Studien und klinischer Tätigkeit stellt für ihn die ideale Kombination dar. Und es ist ihm ein Anliegen, junge Ärzte für die Vielfalt ihres Berufes, also sowohl für die Forschung als auch für die Klinik, zu begeistern. Damit ist er ein Gesicht der aktuellen Kampagne „Wir sind Vielfalt“ des Verbands der Universitätsklinika Deutschlands e. V. (VUD).

Pünktlich zum Deutschen Diversity-Tag, der am Dienstag, 28. Mai 2019, gefeiert wird, startet die diesjährige VUD-Kampagne „Wir sind Vielfalt“. Aus jedem der 34 deutschen Uni-Klinika wird eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter vorgestellt. Sie stehen exemplarisch für die rund 190.000 Menschen, die sich Tag für Tag in den deutschen Uni-Klinika zum Wohl der Patienten engagieren. Die Vielfalt zeigt sich in jeglicher Hinsicht: Von den offensichtlichen Berufsgruppen über Alter, ethnische Herkunft und Nationalität sowie Geschlecht und geschlechtliche Identität bis hin zu Behinderung, Religion und Weltanschauung sowie sexuelle Orientierung und Identität.

Das perfekte Team stellte die Weichen

Dass Prof. Atreya heute die Heisenberg-Professur für translationale Immunforschung bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen innehat und ein international gefragter CED-Experte ist, ist eher ein Zufall. Während seines Medizinstudiums in Mainz hatte er als Fachrichtung eigentlich die Urologie im Blick. Der Aushang einer medizinischen Doktorandenstelle führte ihn jedoch zu Prof. Dr. Markus F. Neurath in die Gastroenterologie. „Schon früh hatte ich den Wunsch, Forschung und gute Patientenversorgung zu verbinden“, erinnert sich der heute 43-Jährige. „Die Stelle in der Anzeige fand ich interessant und wollte mal Erfahrungen im Labor sammeln. Damals wusste ich nicht, dass diese Entscheidung wichtige Weichen für meine Karriere stellen würde!“ Denn das Team aus Ärzten, Biologen und medizinisch-technischen Assistenten, in das Raja Atreya schnell und herzlich aufgenommen wird, erweist sich als perfekt. Hier lernt der junge Mediziner nicht nur seine künftige Ehefrau und gute Freunde kennen, sondern wird auch für die Innere Medizin und die Erforschung und Behandlung von CED begeistert. Seine Dissertation zum Thema Morbus Crohn schließt er 2004 mit der höchsten Bewertung „summa cum laude“ ab, und elf Jahre später wird ihm der Paul-Ehrlich-und-Ludwig-Darmstaedter-Preis, einer der weltweit renommiertesten Preise für wegweisende Forschung in der Medizinwissenschaft, verliehen.

Wichtiger Partner des Patienten
Heute leitet Prof. Atreya den Bereich CED in der Medizinischen Klinik 1 des Uni-Klinikums Erlangen und stellt selbst Teams zusammen. Dabei achtet er neben der fachlichen Qualifikation auch auf die Empathie der Kollegen. „Unsere Patienten begleiten wir jahrelang, in guten wie in schlechten Zeiten. Wir sind wichtige Partner auf einem Lebensweg, der von der chronischen Krankheit nicht überschattet werden darf“, erklärt er. „Hinzu kommt, dass wir viele Betroffene in einer Lebensphase kennenlernen, die in vielerlei Hinsicht schwierig ist. Die Diagnosen werden häufig in der Pubertät gestellt, und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen sind oftmals eine sehr belastende Erkrankung für den betroffenen Patienten mit entsprechenden Auswirkungen im privaten und beruflichen Bereich.“ Hier seien Einfühlungsvermögen, eine emotionale Nähe zum Patienten, die Auswahl der bestmöglichen Therapie und ein  gemeinsames Therapieziel gefragt. Dies versucht Raja Atreyas Team aus Ärzten, Pflegekräften und Studienassistenten im Bereich CED zu gewährleisten. Nur das gute Zusammenspiel dieses Teams ermöglicht den Behandlungserfolg. „Das erfordert Zeit“, sagt Raja Atreya. „Zeit, die in der Hochleistungsmedizin häufig nicht vorgesehen ist, die wir aber versuchen, uns bewusst zu nehmen.“

Seine eigene Arbeitszeit teilt der Professor bestmöglich auf die verschiedenen Teilbereiche seiner Tätigkeit auf – anders geht es nicht. Neben der Patientenversorgung und Durchführung von klinischen Studien kümmert er sich auch um die experimentelle Arbeit im Labor. „Dieses wissenschaftliche Arbeiten wird mir durch die hervorragenden Mitarbeiter meiner Arbeitsgruppe ermöglicht“, betont Raja Atreya. „Im Klinikalltag mit all seinen Anforderungen ist es nicht immer einfach, sich ausreichend Zeit für die Forschung zu nehmen. Man muss hier bereit sein, zusätzliche Zeit zu investieren.“ Die wertvolle Mischung aus Kollegen, die sich entweder ausschließlich auf die klinische Versorgung der Patienten konzentrieren  oder dies mit klinischen Studien oder experimenteller Laborarbeit verbinden, macht für ihn das erfolgreiche Wirken an einem Universitätsklinikum aus.

Wie wichtig Forschung und die weltweite Vernetzung von Forschern sind, erlebt der gebürtige Darmstädter, dessen Eltern in den 1960er-Jahren als Fachkräfte aus Indien angeworben wurden, jeden Tag in der Klinik. „In Deutschland leiden mindestens 400.000 Menschen an einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung und das Auftreten von CED nimmt weltweit deutlich zu“, weiß Raja Atreya. „Der Leidensdruck ist teils enorm. Die Lebensqualität kann bei komplizierten Verläufen der Erkrankung deutlich eingeschränkt sein.“ Diesen Patienten zu helfen, ist sein Ansporn. „Im Moment wissen wir immer noch nicht, welche verschiedene Faktoren zu der Entzündung im Darm führen. Aber genau das müssen wir immunologisch verstehen, damit wir neue und gezieltere Therapien für den einzelnen Patienten entwickeln können.“ Dank dem guten Vertrauensverhältnis, das Prof. Atreya und sein Team mit ihren Patienten aufbauen, helfen ihnen diese auch bei wissenschaftlichen Studien. „Wir freuen uns über die große Bereitschaft, mitzumachen“, sagt Prof. Atreya. „Dazu trägt sicher auch der gute Ruf des Uni-Klinikums Erlangen bei und die Vorreiterrolle, die die Medizinische Klinik 1 auf diesem Gebiet schon seit Jahren einnimmt.“


VUD-Kampagne „Vielfalt“

Die 34 deutschen Universitätskliniken und ihre über 190.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen für gesellschaftliche Vielfalt und Toleranz. Das Zusammenspiel unterschiedlicher Menschen, Kulturen und Nationen in medizinischer Versorgung, Forschung und Lehre trägt maßgeblich dazu bei, Patientinnen und Patienten bestmöglich zu versorgen und neue Behandlungsmethoden zu entwickeln.
Mit einer deutschlandweiten Aktion setzen die deutschen Universitätsklinika ein sichtbares Zeichen für Vielfalt, Toleranz und Offenheit. Dazu werden am Deutschen Diversity-Tag am Dienstag, 28. Mai 2019, u. a. haushohe Banner mit Porträts von realen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an den Gebäuden der Uni-Kliniken gehisst. Sie symbolisieren die Vielfalt der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Geschichten der Menschen auf dem Banner werden ab diesem Tag auf unterschiedlichen Kanälen verbreitet. Es geht um ihre beruflichen Herausforderungen an einem Uni-Klinikum, die Zusammenarbeit in Teams, aber auch um Persönliches wie Herkunft und Lebenskonzepte. Weitere Informationen: www.uniklinika.de

Weitere Informationen:
Johannes Eissing
Tel.: 09131/85-36102
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24.05.2019 Fresszellen schützen vor Wurminfektionen
Pressemeldung der FAU

FAU-Wissenschaftler veröffentlichen Ergebnisse in Science Immunology

Zellen des Immunsystems, allgemein als „Fresszellen“ bekannt, schützen uns einerseits vor Infektionen durch verschiedene Mikroorganismen und tragen andererseits dazu bei, dass Gewebeschäden wieder repariert werden. Letzteres ist besonders in Organen mit Kontakt zur Umwelt sehr wichtig, wie Haut, Lunge und Darm. In diesem Zusammenhang spielen sogenannte „alternativ aktivierte“ Makrophagen (AAM), eine Untergruppe der Fresszellen, eine Schlüsselrolle. Der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. David Vöhringer, Infektionsbiologische Abteilung des Universitätsklinikums Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), ist es nun gelungen, AAM erstmals mithilfe eines fluoreszierenden Proteins im Gewebe sichtbar zu machen. Dadurch ist es möglich zu untersuchen, wo diese Zellen in verschiedenen Organen angesiedelt sind. Sie konnten zudem zeigen, dass AAM eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Wurmparasiten und Reparatur von Gewebeschäden in der Lunge spielen – welche molekularen Mechanismen diesen Prozessen zugrunde liegen, ist Gegenstand weiterer Forschungsarbeiten.

Originalpublikation:
Krljanac et al. Sci Immunol. (2019) epub 24.5.2019. doi: 10.1126/sciimmunol.aau3814

Bildmaterial zum Downoad:
https://www.fau.de/files/2019/05/20150227_Vöhringer_David_Malter0821_web.jpg

Bildunterschrift: Prof. Dr. David Vöhringer, Infektionsbiologische Abteilung des Universitätsklinikums Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). (Bild: FAU/Erich Malter)

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Prof. Dr. David Vöhringer
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david.voehringer@uk-erlangen.de

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24.03.2019 Aktiv gegen Herzschwäche- Einladung zum Patientenkongress am 28. Mai 2019
uni | mediendienst | aktuell Nr. 64/2019

Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten der Herzinsuffizienz: Zu dieser Informationsveranstaltung lädt das Universitäts-Herzzentrum Erlangen des Universitätsklinikums Erlangen im Rahmen des Europäischen Tags der Herzschwäche (Heart Failure Awareness Day) auch in diesem Jahr ein. Experten der Medizinischen Klinik 2 – Kardiologie und Angiologie (Direktor: Prof. Dr. Stephan Achenbach) und der Herzchirurgischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Michael Weyand) referieren am Dienstag, 28. Mai 2019, ab 18.30 Uhr in den Hörsälen Medizin, Ulmenweg 18, rund um das Thema Herzschwäche. Der Eintritt ist frei. Die Themen des Patientenkongresses sind Ursachen, Diagnostik und Therapie der Herzinsuffizienz sowie Informationen zu Herztransplantation und Kunstherz. Ende der Veranstaltung ist gegen 20.30 Uhr.

Herzschwäche – eine unbekannte Erkrankung


Bei einer Herzschwäche pumpt das Herz nicht mehr richtig und kann deshalb Körper und Organe nur unzureichend mit Blut sowie Sauerstoff versorgen. Typische Symptome sind Luftnot, Erschöpfung, Wassereinlagerungen und Rhythmusstörungen. Obwohl die Herzinsuffizienz die häufigste Ursache für eine Krankenhauseinweisung in Deutschland ist, ist die Krankheit nur wenig im öffentlichen Bewusstsein. Um die Bevölkerung besser darüber zu informieren, Symptome, Ursachen sowie Behandlungsmöglichkeiten bekannt zu machen und wo möglich der Erkrankung vorzubeugen, wurde der Europäische Tag der Herzschwäche ins Leben gerufen, welcher dieses Jahr zum neunten Mal in rund 30 europäischen Ländern stattfindet. Deutschlandweit werden in Zusammenarbeit mit vielen Kliniken und der Deutschen Herzstiftung e. V. unter Koordination des Kompetenznetzes Herzinsuffizienz und des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz zahlreiche Veranstaltungen angeboten. Weitere Informationen zum Programm des Universitäts-Herzzentrums Erlangen: www.medizin2.uk-erlangen.de

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Stephan Achenbach
Tel.: 09131/85-35301
med2-info@uk-erlangen.de

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23.05.2019 Zielgerichtet den Tumor bekämpfen-Humboldt-Stipendiat Prof. Dr. Halmuthur M. Sampath Kumar erforscht am Department Chemie und Pharmazie der FAU neuartige Krebsmedikamente
uni | mediendienst | aktuell Nr. 63/2019

uni | mediendienst | aktuell Nr. 63/2019 vom 23. Mai 2019



Zielgerichtet den Tumor bekämpfen

Humboldt-Stipendiat Prof. Dr. Halmuthur M. Sampath Kumar erforscht am Department Chemie und Pharmazie der FAU neuartige Krebsmedikamente


Jährlich kommen mehrere renommierte Wissenschaftler sowie vielversprechende Nachwuchswissenschaftler an die FAU, um hier zusammen mit ihren jeweiligen Gastgebern an neuen Forschungsprojekten zu arbeiten. Gefördert wird dieser Austausch von der Alexander-von-Humboldt-Stiftung, in Form eines Stipendiums. Für die kommenden drei Monate wird Prof. Dr. Halmuthur M. Sampath Kumar an neuen, schonenderen Krebsmedikamente forschen.


Jährlich erkranken fast 500.000 Menschen in Deutschland an Krebs, weltweit nimmt die Häufigkeit von Krebserkrankungen in der jüngeren Vergangenheit sogar immer mehr zu – möglicherweise aufgrund einer veränderten Lebensweise in Entwicklungsländern sowie einem vermehrten Vorkommen von krebserzeugenden Substanzen in der Umwelt durch Pestizide und Chemikalien. Auch wenn sich die Behandlungsmöglichkeiten von Krebserkrankungen in den vergangenen Jahrzehnten extrem verbessert haben, verlangt die Therapie den Patienten und ihren Körpern viel ab: Die chemotherapeutischen Wirkstoffe sind hochgiftig, greifen nicht nur die Krebszellen, sondern auch den eigenen Organismus an.

Zusammen mit seiner Gastgeberin Prof. Dr. Svetlana B. Tsogoeva, Professur für Organische Chemie an der FAU, wird Prof. Dr. Halmuthur M. Sampath Kumar in den nächsten drei Monaten nach alternativen Therapeutika suchen – Arzneimittel, die gezielt die Krebszellen angreifen, anstatt auch die gesunden Zellen. Die Beiden wollen dafür verschiedene, ausgewählte Krebsmedikamente an sogenannte Tumor-Homing-Peptide koppeln. Ähnliche Peptide werden bereits in anderen Medikamenten als Werkzeug genutzt, um Arzneimittel zielgerichtet an die Stelle im Körper zu bringen, wo sie wirken sollen. Ihr Konzept basiert auf der Annahme, dass Tumor-Homing-Peptide dazu neigen, sich im Tumor anzusammeln, das neuartige Medikament aus Wirkstoff und Peptid daher direkt zum Tumor geleitet wird, wo der Wirkstoff freigesetzt wird – und damit seine giftige Wirkung nur gegen den Tumor wirkt.

Über den Humboldt-Stipendiaten

Halmuthur M. Sampath Kumar erhielt seinen Master in Organischer Chemie an der Universität Gulbarga, bevor er am Indian Institute of Chemical Technology (CSIR-IICT) in Hyderabad im Bereich der biomimetischen Chemie promovierte. Im Jahr 2000 wechselte er als Alexander von Humboldt-Stipendiat zum Max-Planck-Institut für Molekulare Physiologie nach Dortmund, wo er im Bereich der Kernlokalisation und Gentherapie forschte. Zwei Jahre später kehrte er nach Indien zurück, um seine Forschungsarbeit zu agrochemischen und pharmazeutischen Technologieentwicklungen fortzusetzen. Viele der von Kumar entwickelten Technologien wurden in Indien und anderen Ländern vermarktet. 2004 wechselte er ans CSIR-Regional Research Laboratory, wo er eine neue Abteilung für biologische Chemie aufbaute. Zurzeit ist er Projektkoordinator des Impfimmunologie-Programms am CSIR-IICT.
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Bildunterschrift: Humboldt-Stipendiat Prof. Dr. Halmuthur M. Sampath Kumar erforscht am Department Chemie und Pharmazie der FAU neuartige Krebsmedikamente. (Bild: FAU/Svetlana B. Tsogoeva)

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20.05.2019 Der Psychotherapeut in der Hosentasche
Pressemeldung der FAU Erlangen

Die Zahl der Menschen mit psychischen Leiden scheint immer mehr anzusteigen, ihre Chance schnell einen Therapeuten zu finden, ist jedoch gering. Prof. Dr. Matthias Berking vom Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie der FAU, entwickelt an seinem Lehrstuhl Apps fürs Smartphone, die den Therapeuten zumindest für einige Zeit ersetzen oder dessen Arbeit ergänzen können. Auf der Tagung „Von Klangschale bis Cybercoach – Die Vielgestalt moderner Psychotherapie“, die Prof. Berking vom 29. Mai bis 1. Juni 2019 in Erlangen organisiert, wird unter anderem diese Therapieform näher betrachtet.
Wie kann man sich Psychotherapie übers Smartphone vorstellen?

Wir sehen in Smartphones eine große Chance, Patienten möglichst unkompliziert und niederschwellig psychotherapeutische Unterstützung zu bieten. Schließlich trägt heute fast jeder einen dieser kleinen Supercomputer mit sich herum und schaut unzählige Male am Tag aufs Display.

Sensoren, die in den Geräten verbaut sind, können mit den richtigen Apps zum Beispiel über Veränderungen der Gesichtsfarbe den Puls messen und dadurch das aktuelle Stresslevel bestimmen. Auf dieser Basis kann die App dann Vorschläge machen, wie der Stress wieder abgebaut werden kann. Im sogenannten „Backend“ kann ein Therapeut oder E-Coach dann verfolgen, welche Techniken der Patient angewandt hat und welchen Erfolg er dabei hatte. Bei Bedarf kann er den Patienten dann über Chat-Nachrichten, Audio- oder Video-Kommunikation beim Lernen und Einsetzen neuer Bewältigungsstrategien unterstützen. So ist der Therapeut im Alltag immer dabei.

Ein weiterer Bereich sind gamifizierte Apps zum Beispiel für Alkoholiker auf dem Weg zur Abstinenz. Für diese haben wir ein Spiel entwickelt, in dem sie Alkoholflaschen angeekelt, traurig oder ärgerlich anschauen sollen, dann verschwinden diese im Hintergrund – man schiebt sie also weg. Ein Wasserglas sollen die Patienten hingegen freundlich anlächeln und so zu sich heranziehen. So werden die Patienten mit positiven Emotionen auf gesundheitsförderliches Verhalten konditioniert. Studien belegen, dass diese Technik höchst erfolgversprechend – und mit ausgetauschten Inhalten – auch für andere psychische Störungen einsetzbar ist.
Auf der von Ihnen organisierten Tagung spannen Sie den Bogen jedoch viel weiter – nämlich „Von der Klangschale zum Cybercoach“. Worum wird es neben den digitalen Anwendungen noch gehen?

In der Psychotherapie steht uns ein breites Spektrum an Methoden zur Verfügung – eben jene Techniken, die mit künstlicher Intelligenz und Sensorik arbeiten, aber auch Techniken, die schon seit Jahren eingesetzt werden, um mit psychischen Problemen umzugehen. Die Klangschale steht für die achtsamkeitsbasierten Verfahren, die früher als unwissenschaftlich und sogar esoterisch belächelt wurden. Mittlerweile wurde die Effektivität achtsamkeitsbasierter Verfahren jedoch in vielen Studien nachgewiesen. Ich halte es für extrem wichtig, dass wir zum Wohle der Patienten vorurteilsfrei die Techniken nutzen, deren Effektivität wissenschaftlich belegt ist. Welche Vorgehensweisen wie effektiv sind und welche Wirkfaktoren für den therapeutischen Effekt verantwortlich sind, wird auf dem Kongress in über 300 wissenschaftlichen Beiträgen thematisiert. Neben den wissenschaftlichen Diskussionen wird die Tagung aber auch einen politischen Schwerpunkt haben: Das Psychotherapeutengesetz soll geändert werden. Mit der Reform wird der psychotherapeutische Nachwuchs künftig nicht länger in prekären Praktikumsverhältnissen nach dem Studium ausgebildet, sondern als Psychotherapeut mit angemessenem Gehalt für die eigenverantwortliche Tätigkeit in der ambulanten und stationären Versorgung weitergebildet sowie der Sonderweg der bisherigen Psychotherapeutenausbildung beendet. Wie bei den anderen akademischen Heilberufen wird die bewährte Struktur eines universitären Approbationsstudiums mit anschließender Weiterbildung geschaffen. Die Reform stellt außerdem sicher, dass Patienten, die einer psychotherapeutischen Behandlung bedürfen, eine qualifizierte, patientenorientierte Versorgung auf dem aktuellen Stand wissenschaftlicher Erkenntnisse erhalten. Meine Kolleginnen und Kollegen wollen in einer öffentlichen Podiumsdiskussion am 31. Mai von 15.00 bis 16.30 Uhr in der Heinrich-Lades-Halle in Erlangen mit renommierten Experten und Vertretern der politischen Parteien diskutieren, wie ein solcher Studiengang aussehen muss, damit sich die Rahmenbedingungen für die psychotherapeutische Versorgung weiter verbessern.
Sie selbst geben einen Workshop mit dem Titel „Training emotionaler Kompetenzen“. Wozu brauchen wir das?

Wie Leute reagieren, wenn sie unerwünschte Gefühle haben, hat für psychische Gesundheit eine große Bedeutung, insbesondere, wenn wir alles dafür tun, um unangenehmen Gefühlen wie beispielsweise Stress, Angst, Ärger, Traurigkeit oder depressiver Stimmung auf jeden Fall aus dem Weg zu gehen. In diesem Fall kann es dazu kommen, dass wir zu Strategien greifen, die zwar kurzfristig helfen, ein unerwünschtes Gefühl zu vermeiden, die uns aber langfristig in Teufelsküche bringen können. Ein gutes Beispiel dafür ist der Konsum von Alkohol. Dieser ist kurzfristig bei manchen Personen ein extrem effektives Mittel gegen unangenehme Gefühle wie zum Beispieil Angst, aber am nächsten Abend muss ich schon mehr trinken, wenn ich wieder denselben Effekt erzielen will, und am nächsten Abend noch mehr. Und so rutsche ich dann Schritt für Schritt in die Alkoholabhängigkeit.

Eine andere Strategie ist es, sich auf solche Affekte einzulassen: sie aushalten, nicht vermeiden, einen Weg finden, sich zu arrangieren, oder sie vielleicht sogar positiv nutzen, denn jede Emotion hat eine Funktion. So macht Angst wach, präsent, etwa bei einem Vortrag. Traurigkeit soll helfen, sich von etwas zu verabschieden, was man verloren hat. Wenn ich es nicht schaffe zu trauern, hafte ich ewig an Personen oder Dingen und sehe immer wieder, dass sie nicht da sind – und werde wieder traurig oder sogar depressiv.

Es geht also darum, negative Gefühle anders wahrzunehmen, von „ah, das ist unangenehm, das muss weg“, zu „ah, was ist das und wobei will mir das helfen?“. So eine Wandlung lässt mich viel ruhiger auf negative Emotionen reagieren, und verhindert, dass ich zu langfristig schädlichen Strategien greife. Außerdem schafft es Angstfreiheit, weil ich vor bestimmten Situationen, die mir negative Gefühle bereiten, keine Angst mehr haben muss. Ich kann schließlich mit diesen Gefühlen umgehen. Dadurch bin ich angst- und letztlich auch handlungsfreier. Ich lasse mich dann von kurzfristig unangenehmen Gefühlen nicht mehr davon abhalten, mir persönlich wichtige Ziele zu verfolgen.
Wer nimmt an so einem Training emotionaler Kompetenzen teil?

Das sind zum einen Therapeuten, die sich weitere Strategien aneignen wollen, mit denen Sie ihren Patienten möglichst gut helfen können. Aber auch andere Berufsgruppen wie zum Beispiel Lehrer, die zum einen selbst gut in der Lage sein müssen, mit belastenden Gefühlen umzugehen, zum anderen diese Kompetenz aber auch ihren Schülern vermitteln wollen. Weitere Berufsgruppen, die sich für das Thema interessieren sind Coaches, Ärzte, Polizisten, Seelsorger, Manager und Pflegekräfte. Oft kommen aber auch Personen, die einfach an ihrem persönlichen Wachstum arbeiten wollen und begriffen haben, dass ein konstruktiver Umgang mit Gefühlen für ein glückliches und erfülltes Leben von zentraler Bedeutung ist.

Weitere Informationen zur Tagung der Fachgruppe für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie an der FAU und zur öffentlichen Podiumsdiskussion zum Psychotherapeutengesetz gibt es auf deren Webseite.
Weitere Informationen:

Prof. Dr. Matthias Berking
Tel.: 09131/85-67575
matthias.berking@fau.de


20.05.2019 Dr. Gerald Quitterer im – Gesundheitsgespräch
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer


Dr. Gerald Quitterer im – Gesundheitsgespräch
Was für Ärzte brauchen die Patienten?
am Mittwoch, 22.05.2019
von 10:05 bis 11:00 Uhr
auf BAYERN 2

Wer wird Präsident der Bundesärztekammer?
Der bayerische Kammerchef Dr. Gerald Quitterer stellt sich zur Wahl - und, im Gespräch mit Dr. Marianne Koch, auch den Fragen der Anrufer. Was will er z. B. für ältere Patienten tun? Antworten des Bayerischen Ärztepräsidenten Dr. Gerald Quitterer mit Dr. Marianne Koch.
Moderation: Ulrike Ostner
Telefon: 0800 - 246 246 9 gebührenfrei

E-Mail: gesundheitsgespraech@bayern2.de
Internet: www.bayern2.de/gesundheitsgespraech
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar
Im Gesundheitsgespräch, Hörertelefon 0800/246 246 9, geschaltet immer mittwochs ab 9 Uhr und während der Sendung auf Bayern 2, ab 10.05 Uhr.

Bayerische Landesärztekammer
Pressestelle

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16.05.2019 Erstklassige Ausbildung der Kollegen von morgen - Apotheke des Uni-Klinikums Erlangen von Pharmazeuten im Praktikum als bundesweit „Beste Ausbildungsapotheke“ ausgezeichnet
uni | mediendienst | aktuell Nr. 57/2019

Ein strukturierter Ausbildungsplan, gelebte Feedbackkultur, vielfältige sowie verantwortungsvolle Aufgaben, die Möglichkeit, individuellen Interessen nachzugehen und Kollegen, die immer ein offenes Ohr für Fragen sowie hilfreiche Ratschläge haben: Dies sind nur einige der Punkte, mit denen die Apotheke des Universitätsklinikums Erlangen überzeugte. Bereits zum zweiten Mal wurde sie nun vom Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland e. V. als „Beste Ausbildungsapotheke – Krankenhaus“ ausgezeichnet. Für Chefapotheker Prof. Dr. Frank Dörje Grund zu großer Freude, aber auch Ansporn: „Die Ausbildung der Pharmazeuten im Praktikum liegt uns besonders am Herzen – schließlich sind das unsere Kollegen von morgen. Zum Wohl der Patienten möchten wir ihnen das bestmögliche Rüstzeug mit auf den Weg geben, den angehenden Apothekern aber auch die Vielfalt unseres Berufs und die Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen.“

Eine dieser künftigen Kolleginnen ist Stephanie Lichter, die ihr praktisches Halbjahr in der Uni-Klinikumsapotheke gerade abgeschlossen hat und ein überaus positives Fazit zieht. „Besonders gefallen hat mir der direkte Patientenbezug. In den sechs Monaten haben wir einen umfassenden Überblick über alle Bereiche erhalten und dazu gehörte auch die Teilnahme an interprofessionellen Visiten auf Station mit direktem Patientenkontakt“, berichtet die 26-Jährige. „Das hat mich darin bestärkt, dass ich später am besten in einer Krankenhausapotheke arbeiten möchte.“ Ein weiterer Lieblingsbereich von Stephanie Lichter war der sogenannte „Seamless Care“-Servicebereich, also die sektorenübergreifende Betreuung von Patienten an der Schnittstelle zwischen ambulanter und stationärer Versorgung. „Wenn ein Patient ins Krankenhaus kommt, werden zuerst auf Station alle Medikamente erfasst, die diese Person aktuell benötigt. Wir Pharmazeuten im Praktikum überprüfen diese Medikationsliste aus klinisch-pharmazeutischer Sicht unter anderem hinsichtlich möglicher Neben- und Wechselwirkungen und mit Blick auf die anstehende Therapie und den stationären Aufenthalt, aber auch hinsichtlich der Zeit nach der Entlassung“, erläutert Stephanie Lichter. „Da zunehmend ältere Patienten behandelt werden, die oft eine Vielzahl an Präparaten einnehmen, müssen wir solche Fälle in einer Medikationsanalyse bei der Aufnahme in die stationäre Behandlung intensiv prüfen. Das ist spannend und man lernt in kurzer Zeit unglaublich viel.“ Die Pharmazeuten im Praktikum besprechen ihre Arzneimittelempfehlung anschließend mit dem zuständigen Stationsapotheker. „Wir kontrollieren zwar die Arbeit der Nachwuchskräfte und haben gegebenenfalls den ein oder anderen Verbesserungsvorschlag“, sagt Dr. Tobias Borst, stellvertretender Leiter der Uni-Klinikumsapotheke und selbst Fachapotheker für klinische Pharmazie, „aber die jungen Kollegen müssen zunächst die Verantwortung übernehmen und die Arzneimittelempfehlung selbstständig erstellen.“
Vom ständigen pharmazeutisch-fachlichen Austausch profitieren in der Apotheke des Uni-Klinikums Erlangen beide Seiten. „Nach Durchlaufen jedes Ausbildungsbereichs gibt es ein Abschlussgespräch, in dem sowohl das verantwortliche Mitglied unseres Teams als auch der Pharmazeut im Praktikum Rückmeldung geben“, erläutert Dr. Borst. „Außerdem beinhaltet der Ausbildungsplan auch mehrere Treffen mit unserem Chefapotheker, dem diese 180-Grad-Feedback-Gespräche mit dem Berufsnachwuchs sehr am Herzen liegen. Nur durch ein regelmäßiges Hinterfragen und den systematischen Austausch von Anregungen können wir uns verbessern.“

Bewusste Entscheidung für die Ausbildung in der Krankenhausapotheke


Im Rahmen ihres Studiums müssen die angehenden Apotheker zwei Praxishalbjahre absolvieren: einmal sechs Monate in einer öffentlichen Apotheke und noch einmal sechs Monate in einer pharmazeutischen Ausbildungsstätte ihrer Wahl. „Wir können zum Beispiel ins Ausland gehen oder auch in die pharmazeutische Industrie“, sagt Stephanie Lichter, die sich jedoch bewusst für eine Krankenhausapotheke und gezielt für die Apotheke des Uni-Klinikums Erlangen entschieden hat. „Hier war ich schon während meines studentischen Wahlpflichtpraktikums im sechsten Semester tätig. Die drei Wochen waren spannend, aber zu kurz: Ich wollte den Bereich noch näher kennenlernen.“ Darüber, dass dies geklappt hat, freut sich die junge Frau besonders, da sie weiß: Die Plätze sind heiß begehrt. „Pro Halbjahr vergeben wir höchstens sechs Praktikumsstellen“, erläutert Dr. Borst. „Deshalb müssen Interessenten fix sein, manche bewerben sich eineinhalb Jahre vorher.“

Am Uni-Klinikum Erlangen sind die Pharmazeuten im Praktikum fest eingeplant. „Die jungen Kollegen sind keine Arbeitskräfte ‚on top‘, sondern Teammitglieder, mit denen wir rechnen“, hebt Tobias Borst die Bedeutung der Pharmazeuten im Praktikum für den Betrieb der Apotheke hervor, die insgesamt rund 80 Mitarbeiter zählt. „Die Zeit für Anleitung und Fragen ist selbstverständlich einkalkuliert.“ Obwohl es sich bei den Nachwuchskräften um fast vollständig ausgebildete Apotheker handelt – lediglich eine Prüfung trennt sie von der Berufsbezeichnung –, übernehmen sie in der Uni-Klinikumsapotheke durchaus Tätigkeiten aller Berufsgruppen einer Apotheke. „Wir packen beispielsweise auch mal Medikamentenkisten für die Stationen und arbeiten in der Arzneimittelherstellung und -prüfung mit“, berichtet Stephanie Lichter. „Es ist immens wichtig, dass wir das alles auch selbst machen, um die Abläufe wirklich zu verstehen.“

Die Auszeichnung „Beste Ausbildungsapotheke“

Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland e. V. setzt sich für eine gute und vergleichbare Ausbildung im Praktischen Jahr ein. Um dies zu überprüfen und zu gewährleisten, verschickt er seit 2003 an die Pharmazeuten im Praktikum Fragebögen und bittet sie um Feedback zu ihren Ausbildungsapotheken. Der Beauftragte für Jungpharmazeuten und der Evaluationskoordinator werten die Rückmeldungen aus und erstellen auf dieser Basis jährlich eine Liste mit „empfehlenswerten Ausbildungsapotheken“. Außerdem werden in den Kategorien „Öffentliche Apotheke“ und „Krankenhausapotheke“ die jeweils drei besten nationalen Ausbildungseinrichtungen gekürt und im Rahmen der wissenschaftlichen Jahrestagung des Bundesverbands Deutscher Krankenhausapotheker e. V. für den Bereich Krankenhaus geehrt. Die Apotheke des Uni-Klinikums Erlangen wurde am Freitag, 10. Mai 2019, in Berlin bereits zum zweiten Mal als „Beste Ausbildungsapotheke – Krankenhaus“ ausgezeichnet.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Frank Dörje
Tel.: 09131/85-33591
frank.doerje@uk-erlangen.de

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15.05.2019 Hoffnung auf ein Leben ohne Tabletten Informationsveranstaltung am 17. Mai 2019
uni | mediendienst | aktuell Nr. 56/2019

Alternative Therapien gegen Bluthochdruck – Informationsangebote zum Welt-Hypertonie-Tag am Freitag, 17. Mai 2019, am Uni-Klinikum Erlangen
Bluthochdruck (Hypertonie) gilt als ‚stumme Krankheit‘, die wegen ihrer unspezifischen Symptome wie Schwindel, Übelkeit, Schlaflosigkeit und Ohrensausen häufig nicht erkannt wird. Oft stellt man erst bei der Diagnose Herzinfarkt, Schlaganfall oder Diabetes auch den schon lange bestehenden Bluthochdruck fest. Die Medizinische Klinik 4 – Nephrologie und Hypertensiologie (Direktor: Prof. Dr. Mario Schiffer) des Universitätsklinikums Erlangen lädt anlässlich des Welt-Hypertonie-Tags zu einer Informationsveranstaltung ein. Am Freitag, 17. Mai 2019, von 13.00 bis 16.00 Uhr, können Interessierte ihren Blutdruck messen lassen und Informationsgespräche mit Ärzten im Foyer des Internistischen Zentrums, Ulmenweg 18, führen. Auch über die neue Behandlungsmethode der Renalen Denervation, also der Verödung der Nierennerven, als therapeutische Alternative bzw. Ergänzung zur Medikamenteneinnahme gegen Hypertonie wird dabei informiert.

Blutdruck messen, Tablette einnehmen – erst nach dieser morgendlichen Routine genießt Reinhard Drebinger seinen Frühstückskaffee. Das Hantieren mit der Manschette des Blutdruckmessgeräts ist für den agilen Senior seit drei Jahrzehnten fester Teil des Tagesbeginns. Schon 1988 wurde bei dem damals 44-Jährigen ein deutlich erhöhter Blutdruck festgestellt. Die offizielle Grenze für Hypertonie liegt bei 140/90 mmHg – und seine Werte lagen deutlich darüber. Symptome verspürte Reinhard Drebinger zwar keine, er wusste aber, dass es in seiner Familie eine erbliche Vorbelastung zu erhöhten Blutdruck- und Cholesterinwerten gibt. Nachdem er zur Blutdrucksenkung bereits die allgemeinen Änderungen seines Lebensstils mit mehr Bewegung und einer massiven Ernährungsumstellung ausgeschöpft hatte, muss der kaufmännische Angestellte bis heute regelmäßig seine Medikamente gegen Bluthochdruck einnehmen. An jedem Morgen –- seit mehr als dreißig Jahren.

Studienprogramm erprobt alternative Therapie
Jetzt könnte sich daran etwas ändern: Die Teilnahme an dem umfassenden Studienprogramm zur Therapie der Hypertonie am Uni-Klinikum Erlangen ermöglichte dem 75-Jährigen vor sechs Monaten eine so genannte Renale Denervation. Prof. Dr. Roland Schmieder, Leiter der Klinischen Forschungsstation (CRC) für Hypertonie und Gefäßmedizin der Medizin 4 des Uni-Klinikums, erläutert dieses neue Therapieverfahren gegen Bluthochdruck: „Bei dem minimalinvasiven Eingriff wird das Nervengeflecht um die Nierenarterie mit Kathetern punktuell verödet. Das verhindert die Ausschüttung von schädlichen Hormonen, die den Blutdruck erhöhen.“

Der Eingriff war für Reinhard Debringer keine große Sache: Nach der üblichen Beobachtungszeit konnte er das Uni-Klinikum am nächsten Tag verlassen. Spürbare körperliche Veränderungen nimmt er seither nicht wahr. Positiv verändert haben sich jedoch seine Blutdruckwerte – und zwar um zehn Zähler nach unten bei beiden Messwerten. „Das spricht dafür, dass die Gefäße des Patienten gut reagieren“, freut sich Roland Schmieder bei der halbjährlichen Kontrolluntersuchung. „Ein positiver Therapieeffekt kann frühestens drei Monate nach dem Eingriff festgestellt werden“, betont der Hypertonieexperte. „Bei den leichteren Fällen ist eine Senkung der Messwerte um 10 mm Hg möglich. Das klingt nach nicht viel, entspricht aber einer verringerten Medikamenteneinnahme von einer bis anderthalb Wirksubstanzen, sprich: er braucht pro Tag ein bis zwei Tabletten weniger einzunehmen.“

Patienten profitieren von interdisziplinärer Betreuung


Bei schweren Fällen bewirkt die Renale Denervation sogar eine Senkung von bis zu 20 mmHg, weiß Prof. Schmieder, der die interdisziplinäre Ausrichtung des Schwerpunkts am Uni-Klinikum Erlangen betont. „Die gesamte Therapie der Hypertonie erfolgt durch ein Ärzteteam aus Nephrologen, Kardiologen, Neurologen und Radiologen. Wir können in Erlangen weiterhin für unsere Patienten Therapiemöglichkeiten im Rahmen eines umfassenden Studienprogramms anbieten, die im süddeutschen Raum einmalig sind.“ Die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Disziplinen ist deshalb so wichtig, weil Bluthochdruck zu Erkrankungen der Herzkranzgefäße führen, eine Herzmuskelverdickung oder eine Herzinsuffizienz hervorrufen kann, aber auch Wegbereiter für Schlaganfall und Demenz ist. Nach mehr als 100 Eingriffen der Renalen Denervation am Uni-Klinikum Erlangen, die von der Radiologie vorgenommen werden, ist der erfahrene Hypertonieforscher von der Wirksamkeit dieser Therapie mehr als überzeugt. „Wir untersuchen jetzt vor allem die Frage: Welche Patienten profitieren davon am meisten?“

Teilnahme noch bis Sommer 2020 möglich


Sicher noch bis zum Sommer 2020 läuft am Uni-Klinikum das Studienprogramm, bei dem die Experten des Radiologischen Instituts (Direktor: Prof. Dr. Michael Uder) und der Medizin 4 des Uni-Klinikums Erlangen die Patienten interdisziplinär betreuen. In dieser Zeit besteht auch noch die Möglichkeit, Bluthochdruckpatienten in das Studienprogramm einzuschließen. „Jeder Hypertoniepatient kann sich dafür bei uns melden“, betont Prof. Schmieder. „Wenn neue positive Studienergebnisse zum Jahresende 2020 vorliegen, kann mit der behördlichen Erlaubnis für diese alternative Behandlungsform gerechnet werden“, blickt der Experte in die nahe Zukunft. „Bis dahin bleibt dieses Verfahren Studienteilnehmern vorbehalten.“

Auch Reinhard Drebinger hofft, dank der positiven Auswirkungen des Eingriffs bald völlig auf seine Blutdrucktabletten verzichten zu können. „Jetzt habe ich neue Hoffnung auf ein Leben ohne Medikamente“, lächelt der 75-Jährige.

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Bildunterschrift: Prof. Schmieder (links) im Gespräch mit Reinhard Drebinger über dessen aktuelle Blutdruckwerte. Der 75-jährige Studienteilnehmer unterzog sich am Uni-Klinikum Erlangen erfolgreich der neuen Behandlungsmethode der Renalen Denervation. (Bild: Barbara Mestel/Uni-Klinikum Erlangen)

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Prof. Dr. Roland Schmieder
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10.05.2019 Bundesärztekammer informiert über ausschließliche Fernbehandlung
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 10.05.2019 – „Nicht einmal ein Jahr nachdem der Deutsche Ärztetag im Jahr 2018 den Weg für die ausschließliche Fernbehandlung geebnet hat, ist die Umsetzung in den Ländern auf einem guten Weg. Mittlerweile haben fast alle Ärztekammern entsprechende berufsrechtliche Neuregelungen eingeleitet. Nun kommt es darauf an, Ärztinnen und Ärzte umfassend über die neuen Möglichkeiten zu informieren.“ Darauf verwies Dr. Josef Mischo, Vorsitzender des Berufsordnungsausschusses der Bundesärztekammer, anlässlich der Veröffentlichung von
Hinweisen und Erläuterungen der Bundesärztekammer zur ausschließlichen Fernbehandlung sowie eines Fragen-Antwortenkataloges. Die Informationsmaterialien wurden unter Leitung Mischos von der Arbeitsgruppe „Fernbehandlung“ der Bundesärztekammer erarbeitet und vom Vorstand verabschiedet.

Mischo stellte klar, dass alle beruflichen Rechte und Pflichten von Ärztinnen und Ärzten auch im Rahmen einer ausschließlichen Fernbehandlung gelten. Ärzte müssten stets prüfen, ob der
jeweilige Fall für eine ausschließliche Fernbehandlung in Frage kommt oder nicht. „Sind die von dem Patienten beschriebenen Beschwerden für eine Beratung oder Behandlung ausschließlich
über Kommunikationsmedien geeignet? Ist der Patient in der Lage, über eine technische Plattform zu kommunizieren? Diese und viele weitere Fragen müssen mit einem klaren ‚Ja‘ beantwortet
werden, bevor die Fernbehandlung beginnen kann.“ Darüber hinaus sind rechtliche Aspekte, technische Anforderungen und Fragen der Qualitätssicherung zu beachten. Die Bundesärztekammer hat diese und viele weitere Punkte gut verständlich in ihren Hinweisen und Erläuterungen ausgearbeitet.
Dort findet sich auch eine Checkliste mit vielen weiteren praktischen Informationen.

Mischo ist überzeugt, dass sich die Behandlung aus der Ferne zum Beispiel über Video-Sprechstunden als eine von vielen Formen ärztlicher Patientenversorgung in Deutschland etablieren
wird. Die Arbeitsgruppe wird sich deshalb in einem nächsten Schritt mit Fragen der Einbindung der ausschließlichen Fernbehandlung in die Versorgungsstrukturen befassen.

Die „Hinweise und Erläuterungen zu § 7 Abs. 4 MBO-Ä – Behandlung im persönlichen Kontakt und Fernbehandlung“ sowie der Fragen- und Antwortkatalog können im Internet unter
www.baek.de/fernbehandlung abgerufen werden.

Pressestelle der deutschen Ärzteschaft
Herbert-Lewin-Platz 1
10623 Berlin
Ansprechpartner:
Alexander Dückers
Samir Rabbata
Tel. (030) 40 04 56-700
Fax (030) 40 04 56-707
www.baek.de
presse@baek.de



10.05.2019 Wenn Fresszellen keine Luft bekommen - Wie Infektionserreger bei Sauerstoffmangel im Gewebe kontrolliert werden
uni | mediendienst | forschung Nr. 35/2019

Infiziertes Gewebe weist eine niedrige Sauerstoffkonzentration auf. Übliche Abwehrmechanismen des Körpers funktionieren dann nur noch eingeschränkt, weil sie auf Sauerstoff angewiesen sind. Wie gelingt es dem Immunsystem dennoch, die Bakterien unter diesen Bedingungen zu kontrollieren? Die Arbeitsgruppen von PD Dr. Anja Lührmann am Institut für Klinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene (Direktor: Prof. Dr. Christian Bogdan) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und von Prof. Dr. Jonathan Jantsch am Institut für Klinische Mikrobiologie und Hygiene (Direktor: Prof. Dr. Dr. André Gessner) des Universitätsklinikums Regensburg sind nun in Zusammenarbeit mit weiteren Gruppen aus Erlangen, Regensburg und Jena dieser Frage nachgegangen. Die Forscher entdeckten, dass unter Sauerstoffmangel im Zitronensäurezyklus weniger Stoffwechselzwischenprodukte (Metabolite) produziert werden und sich Bakterien dadurch weniger in Makrophagen vermehren.

Makrophagen gehören zu den Fresszellen und spielen als Zellen des angeborenen Immunsystems eine zentrale Rolle bei der Abwehr von Infektionen mit intrazellulären wachsenden Bakterien, wie z. B. den Erreger der Tuberkulose, der Legionellose oder des Q-Fiebers. Das Forschungsteam beobachtete, dass durch Sauerstoffmangel (Hypoxie) ausgelöste Signalwege den mitochondrialen Metabolismus der Makrophagen verändern. Dadurch sind verschiedene Metaboliten des Zitronensäurezyklus, insbesondere das Zitrat, nur noch eingeschränkt verfügbar. Dies wiederum verhindert die Bakterienvermehrung, da Zitrat ein essentieller Wachstumsfaktor für bestimmte Bakterien ist. „Unsere Resultate beschreiben einen bislang unbekannten, sauerstoffunabhängigen Weg der Erregerkontrolle“, erklärt Prof. Jantsch von der Universität Regensburg. FAU-Wissenschaftlerin PD Dr. Lührmann fügt hinzu: „Die pharmakologische Beeinflussung dieser Signalwege eröffnet neue Möglichkeiten der Bekämpfung von Infektionskrankheiten.“

Die Ergebnisse, die in von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekten erzielt wurden, sind vor Kurzem in der renommierten Fachzeitschrift Cell Reports veröffentlicht worden: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30917307 


Weitere Informationen:
PD Dr. Anja Lührmann
Tel.: 09131/85-22577
anja.luehrmann@uk-erlangen.de

Prof. Dr. Jonathan Jantsch
Tel. 0941/944-16406
jonathan.jantsch@ukr.de
Bildmaterial zum Download:

https://www.fau.de/files/2019/05/Anja-Lührmann_Hasso-Schüler.jpg

Bildunterschrift: PD Dr. Anja Lührmann, Lehrstuhl für Mikrobiologie und Infektionsimmunologie an der FAU. (Bild: FAU/Hasso Schüler)

https://www.fau.de/files/2019/05/Jantsch-Jonathan_UKR_UllaLohse.jpg  

Prof. Dr. Jonathan Jantsch, Professor für Bakteriologie und Infektionsabwehr am Institut für Klinische Mikrobiologie und Hygiene des Universitätsklinikums Regensburg. (Bild: UKR, Ulla Lohse)


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08.05.2019 Schlaganfall – schnelle Hilfe durch Telemedizin
uni | mediendienst | aktuell Nr. 48/2019

Informationen zur Akutversorgung zum Tag gegen den Schlaganfall am 10. Mai 2019
Halbseitige Lähmungserscheinungen, plötzliche Gefühlsstörungen in einer Körperhälfte, Sprach- und Sehstörungen sowie Gleichgewichtsstörungen und Übelkeit: Etwa alle drei Minuten erleidet ein Mensch in Deutschland einen Schlaganfall und gerät in eine potenziell lebensbedrohliche Situation. „Time is brain“ lautet dann die Devise, denn pro Minute gehen bei einem Verschluss eines größeren Hirngefäßes etwa 1,9 Millionen Nervenzellen, 14 Milliarden Synapsen und 12 Kilometer Nervenfasern zugrunde. Das Schlaganfallnetzwerk mit Telemedizin in Nordbayern STENO der Neurologischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Stefan Schwab) des Universitätsklinikums Erlangen bietet schnelle fachärztliche Versorgung mithilfe moderner Technologien.

Der Schlaganfall ist in Deutschland die dritthäufigste Todesursache und die Hauptursache anhaltender Behinderungen im Erwachsenenalter. Rund 270.000 Menschen, davon 50.000 in Bayern, erleiden ihn jedes Jahr, und nur einer von vier Patienten wird wieder völlig gesund. Durch eine frühzeitige Therapie in den ersten Stunden nach Symptombeginn können dauerhafte Behinderungen gemindert oder gar völlig vermieden werden. Doch sogar im Flächenstaat Bayern sind die Wege zu einer spezialisierten medizinischen Versorgung mitunter schlicht zu weit. Gerade bei Schlaganfällen, bei denen jede Minute zählt, dauern die Fahrten zur nächstgelegenen Schlaganfallstation, einer sogenannten Stroke Unit, viel zu lang.

Mit Telemedizin gegen Zeitverzögerungen

Um die optimale Versorgung von Schlaganfallpatienten auch außerhalb der Ballungsräume sicherzustellen, wurde 2007 das Schlaganfallnetzwerk mit Telemedizin in Nordbayern STENO gegründet. Unter der Koordination der Neurologischen Klinik des Uniklinikums Erlangen arbeiten darin die drei Schlaganfallzentren in Erlangen, Bayreuth und Nürnberg zusammen mit 18 Kliniken der Regel- und Schwerpunktversorgung aus Mittel- und Oberfranken sowie mit Kliniken in Teilen der Oberpfalz und Südthüringens. Dabei untersuchen in der Versorgung von Schlaganfällen erfahrene Ärzte in spezialisierten Zentren die betroffenen Patienten per Videokonsultation in den regionalen Kliniken. „So kann neurologisches Know-how ohne Zeitverzögerungen jederzeit dort verfügbar gemacht werden, wo es gerade benötigt wird“, betont Netzwerkkoordinator PD Dr. Lorenz Breuer. Dank Telemedizin kann das STENO-Netzwerk in Nordbayern rund 12.500 Patienten pro Jahr rechtzeitig und kompetent versorgen. Alle teilnehmenden Kliniken und umfassende Informationen zur Versorgungsregion des STENO gibt es unter http://www.steno-netz.de/.

Schlaganfall – Symptome und Risiken


Unter einem Schlaganfall wird eine Durchblutungsstörung des Gehirns mit dadurch bedingten plötzlichen Ausfällen bestimmter Funktionen des Gehirns verstanden. Ursachen sind ein Gefäßverschluss oder eine Blutung im Gehirn. Typisch ist das plötzliche Auftreten der Symptome, die unterschiedlich ausfallen können, abhängig davon, welches Gehirnareal betroffen ist. Liegt ein Schlaganfall vor, zählt jede Minute: Der Rettungsdienst muss sofort alarmiert werden. Selbst wenn die Symptome wieder zurückgehen, sollten die Betroffenen umgehend in einem Krankenhaus untersucht werden.

Galt der Schlaganfall vor Jahren noch als schwerwiegender Schicksalsschlag, gibt es inzwischen gute Behandlungsmöglichkeiten. Dennoch oder gerade deswegen wird er als gefährliche Erkrankung vielfach unterschätzt, und Menschen, die bereits einen Schlaganfall erlitten haben, müssen sich besonders vorsehen. Als besondere Risikofaktoren gelten zum Beispiel  zu hoher Blutdruck und die Herzrhythmusstörung Vorhofflimmern – beides lässt sich heute aber gut behandeln. Durch eine gesunde Lebensführung mit ausreichender körperlicher Betätigung, einer ausgewogenen Ernährung, Nichtrauchen und dem Verzicht auf übermäßigen Alkoholkonsum lässt sich das Schlaganfallrisiko deutlich senken.

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08.05.2019 Bereit für Münster
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

"Seit Jahren sind wir Ärzte der Gegenpol zu den Begehrlichkeiten, die die Politik weckt. Wir greifen als Korrektiv ein und folgen damit unserem im Sozialgesetzbuch (SGB) V als ausreichend, wirtschaftlich und zweckmäßig definierten Behandlungsauftrag, der das Maß des Notwendigen nicht überschreiten darf“, beginnt Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), seinen Leitartikel der Maiausgabe 2019 des Bayerischen Ärzteblattes. Diese Bürde trügen nicht nur die Delegierten zum Deutschen Ärztetag in Münster, sondern auch jeder Arzt vor Ort.

„Unser Wissen und unsere Erfahrung müssen einfließen, wenn Gesetze formuliert werden, die das Gesundheitswesen regulieren wollen. Vor allem, wenn dabei das besondere Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient in seinen Grundfesten betroffen ist“, so Quitterer weiter. Der geschützte Raum der Arzt-Patienten-Beziehung sei unantastbar. Für Politik und kommerzielle Interessen. Wenn es darum gehe, ob ärztliches Handeln erlaubt sei, reiche die Berufsordnung dafür aus. „Wer beispielsweise kompetent über Schwangerschaftsabbrüche informiert, darf nicht der Gefahr ausgesetzt sein, hierfür bestraft zu werden“, ist Quitterer überzeugt. Die Selbstbestimmung am Lebensende und der Wunsch des Menschen, sterben zu dürfen, wenn er schwer und unheilbar erkrankt sei und nicht mehr therapierbare Schmerzen zu einem unerträglichen Leiden führten, müsse gewahrt sein. „Die Entscheidung darüber, ob wir hier als Ärzte helfen dürfen, soll nicht an einem Gesetz scheitern, das unsere besondere Fürsorgepflicht in der Betreuung unserer Patienten in dieser existenziellen Situation reglementiert und einschränkt“, schreibt Bayerns Ärztechef.

Ein weiteres Beispiel der Einflussnahme auf ärztliches Handeln sei die Idee nach Einführung einer Impfpflicht. „Pflicht führt zu Ablehnung und dem Ruf nach Ausnahmen. Wer soll diese bescheinigen“, fragt Quitterer? Sinnvoller seien Aufnahmebeschränkungen von Kindertagesstätten für Ungeimpfte und ein vernünftiges Bonusprogramm der Krankenkassen für einen kompletten Impfstatus.
Quitterer abschließend: „Auf dem 122. Deutschen Ärztetag in Münster geht es um uns und unsere Gesundheit. Sie ist nicht minder wichtig, als das Wohl unserer Patienten.“

Mehr zu „Bereit für Münster“ lesen Sie in der Maiausgabe 2019 des Bayerischen Ärzteblattes.

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07.05.2019 Vortragsreihe: Jenseits des Tellerrands – Vorträge zur Geschichte und Ethik der Medizin
uni | mediendienst | aktuell Nr. 45/2019

Ab 8. Mai, um 12.15 Uhr, im HS 1.011 (Alter Senatssaal), Kollegienhaus, Universitätsstr. 15, Erlangen
Die medizinhistorische Vorlesungsreihe „Jenseits des Tellerrandes“ des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) widmet sich im Mai mit vier öffentlichen Vorlesungen wieder spannenden Themen.
Dabei wird dem Verlauf und den Folgen der Spanischen Grippe nachgegangen, einer weltweiten Seuche vor 100 Jahren, die trotz 50 Millionen Toter kaum in Erinnerung geblieben ist.
An einem Beispiel aus dem 17. Jh. sollen zeitgenössische Umgangsweisen mit Intersexualität aufgezeigt und in die Geschichte der medizinischen Geschlechtsabgrenzung bis heute eingeordnet werden. Denn gesellschaftlich wandelbare Vorstellungen bestimmen, wie die Medizin Menschen wahrnimmt, die unklare Geschlechtsmerkmale aufweisen.
Im Dritten Reich wehrten sich mehrere Erlanger Ärzte gegen Vereinnahmungen durch die Nazis. So der in Erlangen habilitierte, spätere Göttinger Ordinarius für Psychiatrie Gottfried Ewald, der sich weigerte am Euthanasieprogramm teilzunehmen, oder das externe Fakultätsmitglied an der Universitätsfrauenklinik, Werner Lüttge, der sich dem Ansinnen verwehrte, Abtreibungen aus rassistischen Motiven vorzunehmen. Wie sah deren Widerstand aus?
 
Die Vorträge finden ab 8. Mai jeweils mittwochs im Alten Senatssaal, HS 1.011, des Kollegienhauses, in der Universitätsstraße 15, Erlangen, statt. Beginn ist jeweils 12.15 Uhr. Der Eintritt ist frei.
 
Programm:
08. Mai: „Die Welt ist an den Massentod gewöhnt …“ - Die Spanische Grippe 1918
                Prof. Dr. Karl-Heinz Leven
 
15. Mai: Casper und/oder Martha? - Ein Hermaphrodit beim Arzt, 1671
                Dr. Nadine Metzger
 
22. Mai: Furchtlos und ohne Kompromiss? Ärztlicher Protest gegen die NS-Euthanasie
                Dr. Susanne Ude-Koeller
 
29. Mai: Widerstand war möglich: Der Erlanger Professor Werner Lüttge und die       
                Zwangsabtreibungen im Nationalsozialismus
                Dr. Wolfgang Frobenius
 
Informationen:
Prof. Dr. Karl-Heinz Leven, Tel.: 09131/85- 22094, karl-heinz.leven@fau.de

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29.04.2019 Eine App für die Zeit nach dem Entzug - Appbasiertes FAU-Projekt wird mit 2,4 Millionen Euro gefördert
uni | mediendienst | forschung Nr. 32/2019

Alkoholabhängigkeit ist eine der häufigsten psychischen Störungen weltweit. Sie hat sowohl für Patientinnen und Patienten als auch ihre Angehörigen gravierende Folgen. Ein häufiges Kennzeichen der Krankheit ist ihr chronischer Verlauf – gerade in den Monaten nach einem Entzug liegt das Risiko für einen Rückfall besonders hoch. Psychologinnen und Psychologen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) wollen Betroffene nach einem Klinikaufenthalt mit einer Kombination aus App und Telefoncoaching helfen, passende Angebote und Maßnahmen zu finden, um dauerhaft abstinent zu bleiben. Das Projekt SmartAssistEntz wird vom Gemeinsamen Bundesausschuss, dem höchsten Gremium der gemeinsamen Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen, mit rund 2,4 Millionen Euro gefördert.

Obwohl das deutsche Gesundheitssystem viele Angebote für Betroffene bereithält, nimmt nur ein vergleichsweise geringer Anteil sie nach Abschluss eines stationären Alkolholentzugs in Anspruch. Somit erhalten Patientinnen und Patienten in einer Phase, die sich durch ein hohes Rückfallrisiko auszeichnet, keine angemessene Unterstützung. „Genau an diesem Punkt wollen wir ansetzen, um das passende Anschlussangebot für jeden einzelnen zu finden“, erklärt Prof. Dr. Matthias Berking, Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie der FAU. Die Versorgungsforschung geht davon aus, dass bislang der überwiegende Teil der Betroffenen nach erfolgtem Entzug keine weiterführenden Versorgungsangebote in Anspruch nimmt.

Das Konzept der FAU-Forschungsteams besteht aus einer Handy-App, die durch Telefonate mit einer Psychotherapeutin oder einem Psychotherapeuten ergänzt wird. Die App bietet ein spezielles Training, das die Betroffenen dabei unterstützt, dauerhaft auf Alkohol zu verzichten. In diesen Einheiten lernen sie die eigene Motivation zu stärken, Suchtverlangen zu erkennen und mit Risikosituationen umzugehen und die eigenen Ressourcen zu aktivieren. Darüber hinaus identifiziert die App mittels Telediagnostik Angebote für die Zeit nach einem stationären Entzug. Gemeinsam mit einem Psychotherapeuten, dem sogenannten eCoach, erarbeiten die Patienten dann in Telefongesprächen einen individuellen Plan mit Maßnahmen, die am besten zum jeweiligen Lebensumfeld passen. Das können sowohl Selbsthilfegruppen als auch klinische Ambulanzanbindung oder Paar- und Familiengespräche sein.

Der onlinebasierte Ansatz soll helfen, dass Anschlussmaßnahmen nach einem Alkoholentzug häufiger und dauerhafter genutzt und Rückfälle reduziert werden. Damit könnte die App zu geringeren direkten und indirekten Krankheitskosten führen.

Die Wissenschaftler um Prof. Berking arbeiten für das Projekt modellhaft mit Kliniken und Beratungsstellen im Raum Franken und München zusammen – eine Übertragung auf andere Regionen oder in die Regelversorgung ist möglich. Gleichzeitig untersuchen sie die Effekte ihres Konzepts. Dafür vergleichen sie insbesondere das Rückfallrisiko innerhalb von sechs Monaten nach Abschluss des Entzugs mit den in der Regelversorgung erzielten Effekten. Dafür werden die Forscher Patienten sowie behandelnde Ärzte, Psychotherapeuten sowie Psychologen befragen und zudem Daten von Krankenkassen und der Rentenversicherung heranziehen.

Am Montag, 6. Mai, findet an der FAU die Auftaktveranstaltung statt, bei der es vor allem darum geht, dass sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – beteiligt ist neben der FAU noch die Universität Bamberg – sowie weitere Partner wie externe Forschungseinrichtungen, Kliniken, Krankenkassen und Beratungsstellen kennenlernen und Informationen austauschen. Medien können an diesem Kick-off-Meeting im Wassersaal der Orangerie, Schlossgarten 1 in Erlangen, um 15 Uhr ebenfalls teilnehmen. Im Anschluss an die Veranstaltung steht Prof. Berking ab 16.30 Uhr für Presseanfragen zur Verfügung.

Programm der Auftaktveranstaltung:

Begrüßung durch Projektleiter Prof. Dr. Matthias Berking, Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie der FAU

Projektpräsentation durch Prof. Dr. Matthias Berking

Weitere Informationen:
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26.04.2019 Verbesserung der Versorgung von Menschen mit Demenz in Wohngemeinschaften
uni | mediendienst | forschung Nr. 31/2019

Neues Forschungsprojekt unterstützt Menschen mit Demenz und kognitiven Beeinträchtigungen in ambulant betreuten Wohngemeinschaften

Eine umfassende Versorgung von Menschen mit Demenz und kognitiven Beeinträchtigungen in alternativen Wohnmodellen fördert das Forschungsprojekt DemWG, das ambulant betreute Wohngemeinschaften in Bayern, Berlin, Bremen und Hamburg einbezieht. Am Universitätsklinikum Erlangen leiten das neue Projekt Prof. Dr. Elmar Gräßel und PD Dr. Carolin Donath vom Zentrum für Medizinische Versorgungsforschung in der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Johannes Kornhuber). DemWG startet im April 2019.

Ziel des bundesweiten Projekts ist es neben dem Vorbeugen von Stürzen und Krankenhauseinweisungen auch, die Lebensqualität von Menschen mit Demenz und kognitiven Beeinträchtigungen zu verbessern. Wenn diese in ihrer vertrauten häuslichen Umgebung nicht mehr angemessen versorgt werden können, sind ambulant betreute Wohngemeinschaften eine gute Alternative zum Pflegeheim. Das familiär ausgerichtete Wohnkonzept solcher speziellen WGs schafft für sie das Gefühl eines Zuhauses, während gleichzeitig eine Betreuung durch professionelles Pflegepersonal gewährleistet ist. Das innovative Forschungsprojekt DemWG untersucht die Frage, ob sich das Risiko für Krankenhauseinweisungen in diesem alternativen Wohnmodell durch ein mehrgliedriges Förderprogramm nachweisbar minimieren lässt. Das Konzept umfasst neben der gezielten Schulung der aktiv mitarbeitenden Personen in den Wohngemeinschaften auch das stärkere Einbeziehen der zuständigen Haus- und Fachärztinnen und -ärzte. Ergänzend enthält es ein spezielles Training zur Verbesserung der motorischen und kognitiven Fähigkeiten der WG-Bewohnerinnen und -Bewohner. Das gemeinsame Projekt DemWG der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und der Universität Bremen wird über den Innovationsfonds für Versorgungsforschung des Gemeinsamen Bundesausschusses mit rund 1,4 Millionen Euro gefördert.

Das Team von Prof. Dr. Gräßel erforscht seit Jahren erfolgreich die Wirksamkeit der psychosozialen MAKS®-Intervention bei Menschen mit Demenz und kognitiven Beeinträchtigungen in Pflegeheimen und in der Tagespflege. Die Ergebnisse zu den Aktivierungstherapien belegen bei den Betroffenen eine Stabilisierung ihrer kognitiven und alltagspraktischen Fähigkeiten, die Verbesserung sozialer Verhaltensweisen sowie eine Verminderung von neuropsychiatrischen Symptomen wie Aggressionen, Unruhezuständen und Schlafstörungen. Dank des neuen Projekts DemWG können auch die Bewohnerinnen und Bewohner von ambulant betreuten Wohngemeinschaften an den Vorteilen des Förderkonzepts teilhaben. Dazu wird das Programm für die spezielle Anwendung in den WGs modifiziert und in Kleingruppen umgesetzt. Die motorischen und kognitiven Übungen sind so angelegt, dass sie die Menschen mit Demenz und kognitiven Beeinträchtigungen positiv anregen und sie weder unter- noch überfordern. Bereits erprobte Übungen zur Sturzprophylaxe ergänzen das Konzept.


Weitere Informationen:
Prof. Dr. Elmar Gräßel
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26.04.2019 Nicht für eine Impfpflicht
Pressenachricht der Bayersichen Landesärztekammer

„Impfungen sind ein wirksamer Schutz vor Erkrankungen und retten jeden Tag vielen hunderttausend Menschen weltweit das Leben“, meldet sich Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), in der Diskussion um die Impfpflicht zu Wort.

Die aktuell diskutierten etwa 200 Fälle von Masern in den ersten zehn Wochen 2019 in Deutschland lägen innerhalb der normalen langjährigen Schwankungsbreite. „Ich bin nicht für eine Impfpflicht, denn Pflicht führt zu Ablehnung“, so der Präsident. „Wie soll die Nichteinhaltung sanktioniert werden?“ fragt Quitterer.

Bei einer Erstimpfungsrate von über 97 Prozent in Deutschland sehe er das Problem nicht in einer Überzeugung der bewusst Nicht-Geimpften, sondern eher bei einer Motivation zur Zweitimpfung. Dazu solle vermehrt die aktuell erweiterte Gesundheitsuntersuchung genutzt werden. Zudem könne dies durch ein entsprechend gestaltetes Bonusprogramm der Krankenkassen und nicht zuletzt durch ein Aufnahmeverbot von Ungeimpften in Kindertagesstätten erreicht werden.

„Impfungen sind die gesellschaftliche Verantwortung aller, für eine Verpflichtung fehlt indes die Notwendigkeit“, so Quitterer abschließend.

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25.04.2019 BLÄK-Präsident Quitterer fürchtet in Bayern um die Patientenversorgung
Presseinformation der Bayerischen Landesärztekammer

Hinsichtlich der neuesten Idee von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), regionale Krankenkassen für Versicherte in ganz Deutschland zu öffnen, sagt Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), einen „Kassenwettbewerb um jeden Preis“ voraus. Spahn plant, dass gesetzlich Krankenversicherte nicht nur zu bundesweiten Kassen wechseln, sondern auch andere regionale AOKs wählen können, die vor allem in Ostdeutschland mit vergleichsweise niedrigen Beitragssätzen aufwarten.

„Ein Preiswettbewerb schadet vor allem der Patientenversorgung in Bayern“, warnt Quitterer. Der Wettbewerbsgedanke konterkariere geradezu die Idee des Sozialstaates, der im Übrigen bereits in der Bayerischen Verfassung formuliert ist. Hier heißt es in Artikel 3: „Bayern ist ein Rechts-, Kultur- und Sozialstaat. Er dient dem Gemeinwohl. Der Staat schützt die natürlichen Lebensgrundlagen und die kulturelle Überlieferung. Er fördert und sichert gleichwertige Lebensverhältnisse und Arbeitsbedingungen in ganz Bayern, in Stadt und Land.“ Diesem Auftrag komme die AOK-Bayern nach,  etwa wenn es darum gehe, die Versorgung auf dem Land sicherzustellen.

„Ich sehe keinen Vorteil darin, regionales Know-how und funktionierende Strukturen in Bayern zu zerschlagen“, so der BLÄK-Präsident. Mit ihrem hohen Marktanteil habe die AOK-Bayern einfach mehr Gestaltungsmöglichkeiten in der Region als eine bundesweit agierende Krankenkasse.

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23.04.2019 Wie krank sind wir wirklich? FAU-Professor Thomas Kühlein über den Hang zur Überdiagnostik und deren Folgen
Pressemeldung der FAU Erlangen

Liebe Journalistinnen und Journalisten,
wir möchten Sie darauf hinweisen, dass ein neuer Expertenkommentar auf der Presseseite „FAU aktuell“ der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg online gegangen ist:
https://www.fau.de/2019/04/news/nachgefragt/wie-krank-sind-wir-wirklich/

Auch gesunde Menschen werden immer häufiger als krank bezeichnet – bloß weil ein paar Werte von der Norm abweichen. Eine Gruppe internationaler Ärzte und Wissenschaftler hat deswegen einen Appell in der Fachzeitschrift „BMJ Evidence-Based Medicine“ veröffentlicht*: Sie wollen die Regeln, nach denen gegenwärtig Krankheiten definiert und Grenzwerte für Diagnosen festgelegt werden, verändern. Prof. Dr. Thomas Kühlein, Direktor des Allgemeinmedizinischen Instituts der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), ist einer dieser Wissenschaftler. Im Interview erklärt er, was mit Überdiagnostik gemeint ist und wie er und seine Kollegen dagegen vorgehen wollen.

Wer sich gesund fühlt, ist das noch lange nicht – zumindest per Definition gelten auch Leute als krank, obwohl diese nicht unter Symptomen leiden. Wieso ist das so?

Im Deutschen haben wir nur das Wort Krankheit. Im Englischen lässt sich dagegen in „illness“ und „disease“ unterscheiden. Dabei meint „illness“ das Leiden der Patienten, während „disease“ das Krankheitskonzept, also die Erklärung der Ärzte meint. Nun gibt es zunehmend Krankheit ohne Leiden. Und während Leiden nur fühlbar ist, ist Krankheit eben definierbar. So lassen sich viele Veränderungen bereits messen, bevor sie als Leiden fühlbar werden. Diese frühen Veränderungen führen aber keineswegs immer zu einem Leiden. Hinzu kommt die unreflektierte Vermischung von Krankheit und Risikofaktor. Einer der stärksten Risikofaktoren für eine Vielzahl von Krankheiten ist das Alter. Auch ganz normale Alterungsprozesse werden häufig mit Diagnosen belegt.

Wer formuliert die Regeln, nach denen gegenwärtig Krankheiten definiert und Diagnosen erstellt werden?
Die Medizin hat sich im Laufe der Zeit immer mehr zersplittert. So gibt es beispielsweise nur noch wenige wirklich breit aufgestellte Internisten. Stattdessen gibt es Spezialisten für immer kleinere Gebiete. Krankheitsdefinitionen werden meist von diesen Spezialisten festgelegt. Spezialisten neigen dazu, nicht den ganzen Menschen im Blick zu haben. Auch wird deren Forschung häufig von der Industrie finanziert. Beides kann zu Verzerrungen des Urteils führen und tut es wohl auch. Es ist gut belegt, dass industriefinanzierte Studien zu anderen Ergebnissen kommen und dass finanzielle Interessenkonflikte einen Einfluss auf die Bewertung von Forschungsergebnissen haben. Das ist keinesfalls mit Korruption zu verwechseln, aber eben doch eine Korrumpierung, also Beeinflussung des Urteils. Das Problem ist, dass es diesseits statistischer Signifikanz kein eindeutiges Maß dafür gibt, wann Relevanz beginnt.

Was sind Beispiele für eine Überdiagnostik?

Das bekannteste Beispiel ist die im letzten Jahr durch die US-amerikanische Fachgesellschaft für Kardiologie beschlossene Absenkung der Grenzwerte für Bluthochdruck. Danach würde jeder zweite erwachsene Mensch in den USA die Diagnose Bluthochdruck bekommen. Ein anderes Beispiel ist die Osteoporose. Etwa die Hälfte der 80-Jährigen erfüllt die dafür nötigen Kriterien. Nach der US-amerikanischen Leitlinie sollten 93 Prozent der über 75-jährigen Frauen Medikamente gegen Osteoporose erhalten, obwohl deren Wirksamkeit gegen die in diesem Alter vor allem gefürchteten Schenkelhalsbrüche sehr begrenzt ist. Die deutschen Leitlinienautoren halten sich dagegen für moderat, da nach ihrer Empfehlung geschätzt nur etwa 75 Prozent diese Medikamente erhalten sollten. Die Liste der Beispiele ließe sich lange fortsetzen.

Menschen halten sich also oft für krank, obwohl sie das nicht sind. Welche Folgen hat das?

Wenn man jemandem eine Diagnose wie Bluthochdruck mitteilt und ihm Medikamente verordnet, hält sich derjenige natürlich für krank. Er kontrolliert dann ängstlich seine Blutdruckwerte, geht zum Arzt und hat unter Umständen Nebenwirkungen – kurz: das gesamte Wohlbefinden wird gestört. Einer der wichtigsten ärztlichen Grundsätze ist das „primum nil nocere“, zu Deutsch: Man sollte zuerst einmal nicht schaden. Es ist nicht so, dass wer Blutdruckmittel nimmt, auf keinen Fall einen Herzinfarkt bekommt. Die meisten Patienten mit Bluthochdruck hätten auch ohne Medikamente nie einen Herzinfarkt bekommen. Andere bekommen auch mit diesen Medikamenten trotzdem einen Herzinfarkt. Man muss also viele Menschen umsonst behandeln, damit einer keinen Herzinfarkt erleidet. Viele haben also durch eine für sie unnötige Diagnose einen kleinen Schaden, damit einer einen großen Nutzen hat. Und man weiß natürlich nie, ob man selbst der eine ist oder nicht. Aber wie vielen Menschen darf man unnötig schaden, damit einer etwas davon hat? Und wer bestimmt das? Studien haben gezeigt, dass Spezialisten bereit sind, sehr viel mehr Patienten umsonst Medikamente nehmen zu lassen, um einem zu nutzen, als Hausärzte. Patienten erwarten einen noch höheren Nutzen von Medikamenten als ihre Ärzte. Leider kennen viele Ärzte und Patienten die tatsächlichen Effekte ihrer Medikamente nicht. Wenn man sie befragt, überschätzen sie den Nutzen und unterschätzen den möglichen Schaden.

Was schlagen Sie und Ihre Kollegen vor, um die Situation zu verbessern?

Es gibt längst eine weltweite Bewegung unter Ärzten, die das Problem der Überversorgung erkannt haben. Selbst wenn eine Therapie noch zu rechtfertigen wäre, wenn der Patient nur dieses eine Gesundheitsproblem oder Risiko hätte, wird spätestens mit zunehmendem Alter die Summe der vielen Tabletten zu einem eigenen Problem. Deshalb hat sich eine internationale Gruppe, zu denen auch die designierte Präsidentin der Weltorganisation der Hausärzte (WONCA) Anna Stavdal und andere namhafte Ärzte und Wissenschaftler gehören, zusammengetan, und dazu aufgerufen, dass Krankheiten und ihre Grenzwerte in Zukunft stärker von Generalisten, wie es die Hausärzte sind, sowie von Patienten- und Bürgervertretern definiert werden sollten. Ich selbst habe als Vorsitzender eines internationalen Klassifikationskommittees der WONCA daran teilgenommen. Auch leitet das Allgemeinmedizinische Institut am Universitätsklinikum Erlangen, dem ich als Direktor vorstehe, ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziertes Forschungsnetzwerk mit Namen PRO PRICARE. PRO PRICARE steht für „Preventing Overdiagnosis in Primary Care“, auf Deutsch „Verhinderung von Überversorgung in der ambulanten Versorgung“.

Mehr Informationen zum Forschungsnetzwerk PRO PRICARE: http://www.allgemeinmedizin.uk-erlangen.de/forschung/netzwerk-pro-pricare/
*DOI: http://dx.doi.org/10.1136/bmjebm-2018-111148

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Thomas Kühlein

Tel.:  09131/85-31140

thomas.kuehlein@uk-erlangen.de

 

 

Selbstverständlich steht es Ihnen frei, den Beitrag journalistisch zu verwerten. Schauen Sie doch einfach mal auf unserer Rubrik "Nachgefragt" vorbei – dort finden Sie Meinungsbeiträge von Wissenschaftlern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zu aktuellen Themen aus Gesellschaft, Politik und Wissenschaft: https://www.fau.de/category/news/category/fau-aktuell/nachgefragt/

 

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16.04.2019 Den Respekt vor dem Leben bewahren
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 16.04.2019 – Anlässlich der heutigen mündlichen Verhandlung des Bundesverfassungs-gerichts über diegeschäftsmäßige Förderung der Selbsttötung erklärt Bundesärztekammer-Präsident Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery:

„Menschen mit existenziellen Leiden benötigen medizinische Hilfe und menschliche Zuwendung. Palliativmedizin vermag dies zu leisten, geschäftsmäßige Sterbehilfe dagegen nicht. Sie ermöglicht kein Sterben in Würde, sondern verstellt den Weg für eine adäquate Behandlung und Begleitung schwer und unheilbar Erkrankter. Deshalb war es richtig, dass der Gesetzgeber der geschäfts-mäßigen Sterbehilfe im Jahr 2015 einen Riegel vorgeschoben hat.

Aufgabe von Ärztinnen und Ärzten ist es, das Leben zu erhalten, die Gesundheit zu schützen und wiederherzustellen, Leiden zu lindern und Sterbenden Beistand zu leisten. Die Tötung des Patienten, auch wenn sie auf dessen Verlangen erfolgt, sowie die Beihilfe zum Suizid gehören nach den Berufsordnungen aller Ärztekammern in Deutschland nicht zu den Aufgaben von Ärztinnen und Ärzten. Wird Suizidhilfe zum akzeptierten Spektrum ärztlicher Tätigkeit erklärt, könnte in der Folge an alle
Ärztinnen und Ärzte die Erwartung gerichtet werden, dass sie bei der Selbsttötung medizinisch unterstützen müssten. Eine solche Erwartung stünde im eklatanten Widerspruch zur medizinisch-
ethischen Grundhaltung der Ärzteschaft und zu den grundlegenden Aufgaben von Ärztinnen und Ärzten.

Mit der Regelung in § 217 StGB hat der Gesetzgeber klare strafrechtliche Grenzen gesetzt. Das Verbot schützt auch vor einer Normalisierung des Suizids und es trägt vor allem dazu bei,
menschliches Leben zu schützen und bewahren. Dabei muss es bleiben.“

Pressestelle der deutschen Ärzteschaft
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10623 Berlin
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12.04.2019 Zukunftsweisende Technologie für mehr Mobilität für bewegunseingeschränkte Patienten
uni | mediendienst | forschung Nr. 30/2019

Mit dem Projekt MOBILISE-D werden 50 Millionen Euro in das Erforschen neuer Therapien für bewegungseingeschränkte Patienten investiert

Beim europäischen Innovationsprojekt MOBILISE-D überwachen winzige Sensoren am Körper des Patienten dessen Alltagsaktivitäten. Gemeinsam werten internationale Forschungsinstitute und Unternehmen der pharmazeutischen Industrie digital erfasste Bewegungsdaten aus, um bessere Methoden zur akkuraten Messung, Ermittlung und Vorhersage von Mobilitätseinschränkungen zu ermöglichen. Prof. Dr. Jochen Klucken und Dr. Heiko Gassner aus der Molekular-Neurologischen Abteilung (Leiter: Prof. Dr. Jürgen Winkler) begleiten das Projekt für das Uni-Klinikum Erlangen gemeinsam mit Dr. Felix Kluge und Prof. Dr. Björn Eskofier vom Lehrstuhl für Maschinelles Lernen und Datenanalytik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU).

Mobilität gilt neben Atmung, Puls, Blutdruck oder Körpertemperatur als wichtiges Zeichen für Gesundheit. Auch weil ein langsamer, eingeschränkter Gang mit einem höheren Erkrankungsrisiko, kognitivem Abbau und einem erhöhten Sturzrisiko verbunden ist, wird die Fähigkeit zu gehen als fundamentaler Vitalparameter angesehen. Beim europäischen Gemeinschaftsprojekt MOBILISE-D werden mittels wegweisender Technologie die Mobilitätsdaten der teilnehmenden Patienten ausgewertet: Kaum briefmarkengroße Sensoren erfassen rund um die Uhr ihre Alltagsbewegungen. Ziel von MOBILISE-D ist es, die Gehfähigkeit und auch die Gehgeschwindigkeit im Alltag als Bewertungskriterium für die Therapiewirkung messbar und analysierbar zu machen. Aus den validierten Messergebnissen entsteht ein medizinisches Bewertungssystem, auf dessen Grundlage neue Instrumente, Therapien und Medikamente entwickelt werden sollen. Diese sollen die Mobilität von Patienten mit neurodegenerativen Erkrankungen wie Parkinson oder Multipler Sklerose, aber auch von solchen mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung, Hüftfraktur und Herzinsuffizienz verbessern.

Für dieses zukunftsweisende Projekt arbeiten 34 internationale Forschungsinstitute hochrangiger Universitäten mit Mitgliedern des Europäischen Dachverbands der Arzneimittelunternehmen und -verbände (EFPIA) zusammen. Die hohe Investitionssumme von 50 Millionen Euro für das Projekt MOBILISE-D finanziert das von der Europäischen Union und EFPIA gemeinsam gegründete Unternehmen Initiative Innovative Arzneimittel (IMI2 JU), das sich für die Förderung kooperativer Forschungsprojekte einsetzt. Die Prämisse für das Projekt MOBILISE-D lautet, dass digitale Technologien, wie zum Beispiel Körpersensoren, die Mobilität von Patienten erfassen und geänderte Lebensbedingungen erkennen können. Dies ermöglicht es Ärzten, früher einzugreifen und einen verbesserten Behandlungsverlauf zu erreichen.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Jochen Klucken                                                           
Tel.: 09131/85-39324
jochen.klucken@uk-erlangen.de

Dr. Felix Kluge
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09.04.2019 Medizinstudium - EDU Studienabschluss führt nicht automatisch zur Approbation in Deutschland
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 09.04.2019 – Die Bundesärztekammer und das maltesische Ministerium für Bildung und Beschäftigung sehen nach wie vor offene Fragen im Zusammenhang mit der Etablierung eines
privatwirtschaftlich organisierten Studiengangs in Humanmedizin auf Malta. Ein von Deutschland aus operierendes, aber in Malta angemeldetes Unternehmen (Digital Education Holdings) hatte
angekündigt, ein weitgehend digitales Medizinstudium anzubieten. Zukünftige Studenten brauchen Malta nie zu betreten, sollen aber angeblich am Ende einen maltesischen Abschluss erhalten. Obwohl bereits für die Zulassung zu diesem Studiengang in Deutschland geworben wird, sind aus Sicht der
Bundesärztekammer Fragen zu Qualität und Ausgestaltung dieses Studiengangs noch unklar.

Der Umgang mit dem Studienmodell Namens EDU war Gegenstand eines Austausches zwischen Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer und Präsident des Ständigen Ausschuss der Ärzte der EU (CPME), und dem maltesischen Minister für Bildung und Beschäftigung, Evarist Bartolo, am 4. April 2019 in Valletta/Malta. Der Minister führte dazu aus, dass Studienabschlüsse, die an einer in Malta akkreditierten Bildungseinrichtung erworben werden, zwar
grundsätzlich für die Anerkennung durch die entsprechende Richtlinie der Europäischen Union in Frage kommen. Eine Berufsausübungserlaubnis für Ärztinnen und Ärzte analog zur Approbation in Deutschland erfordert in Malta nach einem erfolgreich abgeschlossenen Medizinstudium aber auch eine entsprechende Lizenz durch den Medical Council Maltas. Diese werde Malta nach Aussage des Ministers für den bisherigen Studienabschluss der EDU nicht ausstellen.

Das Ministerium habe eine Expertengruppe gebeten, sich der Fragen anzunehmen, die mit dem Studienangebot der EDU verbunden sind. Der Ständige Ausschuss der Europäischen Ärzte
(CPME) soll zu Fragen der Anerkennungsfähigkeit der Abschlüsse in die Arbeit der Expertengruppe eingebunden werden.

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09.04.2019 Vorgeburtliche Gentests - Gesetzgeber muss Voraussetzungen und Grenzen klar definieren
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 09.04.2019 – Vor der Orientierungsdebatte des Deutschen Bundestages über vorgeburtliche genetische Bluttests am 11. April 2019 erklärt der Vorstand der Bundesärztekammer:

„Mit der Nicht-invasiven Pränataldiagnostik (NIPD) verbinden sich fundamentale ethische Fragen. Eine Verkürzung der Debatte um die Einführung der NIPD auf die Frage der Erstattung durch die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) reicht nicht aus.

Seit der Entwicklung der NIPD lässt sich das Risiko einer autosomalen Trisomie (derzeit Trisomie 13, 18 und 21) durch die Analyse zellfreien fetalen Erbguts im Blut der Schwangeren bestimmen. Die NIPD kann – sofern sie zu einer Reduktion der durch die invasive Pränataldiagnostik bedingten Risiken, insbesondere Fehlgeburten, beiträgt – eine sinnvolle Ergänzung der vorgeburtlichen Risikoabklärung darstellen. Deshalb muss der Zugang für alle Versicherten gleichberechtigt möglich sein.

Den Anwendungsbereich für die NIPD einschließlich ihrer Voraussetzungen und Grenzen zu definieren, bleibt Aufgabe des Gesetzgebers. Dies erfordert eine breite gesellschaftspolitische Diskussion, wie die Gesellschaft mit Krankheit und Behinderung umgeht. Die Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderung müssen verbessert, bestehende Barrieren abgebaut und eine gleichberechtigte Teilhabe im beruflichen wie im sozialen Bereich muss durch entsprechende Förder- und Betreuungsangebote
sichergestellt werden. Dazu gehört auch ein klares Bekenntnis zur Unterstützung von Menschen mit Behinderung und deren Familien.

Die Ärzteschaft wird sich auch weiterhin für die Belange von Menschen mit Behinderung und deren Integration einsetzen: Es darf durch pränatale Untersuchungen niemals zu einer Diskriminierung von Eltern kommen, die sich für ein Kind mit Behinderung bzw. einer angeborenen Erkrankung entscheiden. Vielmehr verdienen sie und die Kinder die bestmögliche Solidarität der Gesellschaft.

Mit Blick auf die Konfliktsituation kann nur eine umfassende Information und Aufklärung sowie eine kompetente Beratung die Schwangere unterstützen, eine verantwortungsbewusste und selbstbestimmte Entscheidung zu treffen. Die Ärzteschaft fordert den Gesetzgeber daher auf, dafür Sorge zu tragen, dass Schwangere vor der Durchführung einer NIPD umfassend und ergebnisoffen von einem entsprechend qualifizierten Arzt über mögliche Konsequenzen dieser vorgeburtlichen genetischen Untersuchung beraten werden müssen. Diese Beratung darf nicht an Kapazitäts-problemen oder ungenügender Finanzierung scheitern.“

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09.04.2019 Mikroskopie im Körper- FAU-Forscher entwickeln Endoskopietechnik der nächsten Generation
uni | mediendienst | forschung Nr. 29/2019

Biotechnologen, Physiker und Mediziner der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben eine Technologie für mikroskopische Aufnahmen im lebenden Organismus entwickelt. Ein miniaturisiertes Multiphotonen-Mikroskop, das künftig endoskopisch eingesetzt werden kann, regt körpereigene Moleküle zum Leuchten an und ermöglicht die Abbildung von Zellen und Gewebestrukturen ohne künstliche Kontrastmittel. Die Ergebnisse wurden im renommierten Fachjournal „Advanced Science“ veröffentlicht*.

Laser regt Moleküle zum Leuchten an

Zur Diagnose von Erkrankungen ist es häufig notwendig, Gewebeproben unter dem Mikroskop zu beurteilen. Dafür müssen diese Proben beispielsweise bei Darmspiegelungen entnommen und mit Kontrastmitteln versetzt werden, um die Gewebestrukturen gut gegeneinander abgrenzen zu können. Biotechnologen, Physiker und Mediziner der FAU haben nun ein Verfahren entwickelt, das die Untersuchung des Darms und anderer Organe deutlich vereinfachen könnte: Sie haben die Technologie der Multiphotonen-Mikroskopie so weit miniaturisiert, dass sie endoskopisch eingesetzt werden kann. „Ein Multiphotonen-Mikroskop sendet fokussierte Laserpulse sehr hoher Intensitäten für extrem kurze Zeiten aus“, erklärt Prof. Dr. Dr. Oliver Friedrich vom Lehrstuhl für Medizinische Biotechnologie. „Dabei interagieren zwei oder mehr Lichtteilchen gleichzeitig mit bestimmten körpereigenen Molekülen, die dadurch zum Leuchten gebracht werden können.“

Die Multiphotonen-Mikroskopie bietet entscheidende Vorteile gegenüber herkömmlichen Methoden: Für Darstellungen von Bindegewebsbestandteilen oder Zellen müssen keine künstlichen Kontrastmittel verabreicht werden, weil die von den Photonen angeregten körpereigenen Marker selbst leuchten. Ferner dringt der Multiphotonen-Laser tief in Zellen – beispielsweise der Darmwand – ein und liefert hochaufgelöste dreidimensionale Aufnahmen von lebendem Gewebe, während die konventionelle Koloskopie an der Darmoberfläche endet. Das Verfahren könnte Biopsien ergänzen oder in bestimmten Fällen sogar überflüssig machen.

Multiphotonen-Technologie in transportablem Gerät

Multiphotonen-Mikroskope werden in der Medizin bereits eingesetzt, insbesondere an Hautoberflächen: Dermatologen beispielsweise nutzen sie für die Suche nach malignen Melanomen. Die Herausforderung für den Einsatz bei endoskopischen Untersuchungen ist die Größe der technischen Komponenten: Den FAU-Forschern ist es gelungen, die gesamte Mikroskop-Technologie einschließlich Femtosekundenlaser in einem kompakten, transportablen Gerät unterzubringen. Das Objektiv findet in einer Kanüle mit einer Länge von 32 Millimetern und einem Durchmesser von 1,4 Millimetern Platz. Für die Variation der optischen Tiefenwirkung kann der Fokuspunkt elektrisch verstellt werden. An der Spitze der Nadel befindet sich ein Prisma, das einen Seitwärtsblick im Darm erlaubt – so können von derselben Position aus verschiedene Rotationsaufnahmen vom Gewebe gemacht werden.

In aktuellen Experimenten am Kleintier erfolgt die Übertragung des Laserlichts über ein starres System – für den Einsatz in einem flexiblen Endoskop muss noch einige Forschungsarbeit geleistet werden. „Für die Leitung der Laserpulse sind spezielle photonische Kristallfasern nötig“, sagt Friedrich. „Außerdem muss zusätzlich zum Objektiv die gesamte Scanning-Mechanik miniaturisiert werden, um sie in ein flexibles Endoskop integrieren zu können.“

Multiphotonen-Atlas der Organe und Pathologien


Die Multiphotonen-Mikroendoskopie ist nicht nur für Darmuntersuchungen interessant – sie kann grundsätzlich auch in anderen Bereichen des Körpers eingesetzt werden, etwa im Mund- und Rachenraum oder in der Blase. Ziel des neuen Verfahrens ist es, dass der Arzt direkt bei der Endoskopie erkennen kann, ob Organzellen und Wandbestandteile auf kleinsten Mikrometerskalen verändert sind. Aufwändige Färbeverfahren und zeitraubende Biopsien könnten damit eingeschränkt werden. Unterstützt werden sollen die Mediziner dabei von einer Bilddatenbank, einer Art Multiphotonen-Atlas der Organe und verschiedener Krankheitsbilder – eine Vision, der sich das Team um Prof. Friedrich verschrieben hat.

Das Projekt wurde durch die Emerging Fields Initiative (EFI) der FAU gefördert. Die EFI wurde im Jahr 2010 gegründet. Ziel der Initiative ist es, herausragende Vorhaben frühzeitig und flexibel zu fördern. Speziell berücksichtigt werden hier fächerübergreifende Projekte.

* DOI: 10.1002/advs.201801735

 „Label-Free Multiphoton Endomicroscopy for Minimally Invasive In Vivo Imaging”


Weitere Informationen:
Prof. Dr. Dr. Oliver Friedrich
Tel.: 09131/85-23174
oliver.friedrich@fau.de

Dr. Sebastian Schürmann
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08.04.2019 Warnstreik und Notfallversorgung auch an kommunalen Krankenhäusern in Bayern am 10. April 2019
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Zu einem bundesweiten Warnstreik sowie zu einer zentralen Kundgebung am 10. April in Frankfurt/Main hat der Marburger Bund (MB) aufgerufen. Auch die kommunalen Krankenhäuser in Bayern werden von dem eintägigen Warnstreik am 10. April landesweit betroffen sein. Der Marburger Bund, Berufsverband und Fachgewerkschaft für Ärzte in Deutschland, bietet den einzelnen Kliniken eine sogenannte Notdienstvereinbarung an, so dass Notsituationen für Patienten nicht zu befürchten sind.

„Die Bayerische Landesärztekammer (BLÄK) unterstützt die Forderungen der streikenden Ärztinnen und Ärzte und fordert die Arbeitgebervertreter, die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA), auf, ein neues Angebot für die Tarifverhandlungen vorzulegen“, sagt Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer. Alle Notfall-Patienten in Bayern werden selbstverständlich auch am kommenden Mittwoch, 10. April 2019, dem Streiktag, versorgt. Patienten, die keiner zeitnahen medizinischen Versorgung bedürfen, sollten sich um eine Verschiebung ihres Termins in einer VKA-Klinik bemühen bzw. diese Kliniken an einem anderen Tag aufsuchen.

Bayerische Landesärztekammer
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08.04.2019 Positionspapier der Ärzteschaft zur Europawahl: Die EU muss dem Patienten dienen, nicht allein dem Binnenmarkt
Gemeinsame Pressemitteilung der Bundesärztekammer und der KBV

Berlin, 08.04.2019 – Die Bedürfnisse der Patienten im Blick behalten und
mehr Subsidiarität wagen – das sind die zentralen gesundheitspolitischen
Forderungen, die Bundesärztekammer (BÄK) und Kassenärztliche
Bundesvereinigung (KBV) in einem gemeinsamen Positionspapier an das
künftige Europäische Parlament und die neue EU-Kommission formulieren.

„Europa steht vor einer Schicksalswahl. Es geht darum, das Vertrauen der
Bürgerinnen und Bürger in die EU zurückzugewinnen“, sagte Prof. Dr. Frank
Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer. Das könne aber
nicht gelingen, wenn Brüssel weiter in die gesundheitspolitischen
Kompetenzen der Mitgliedsstaaten eingreife, um seinen marktwirtschaftlich
motivierten Liberalisierungskurs voranzutreiben. „Wir brauchen ein starkes
europäisches Parlament und eine Kommission, der das Wohlergehen der
Menschen mehr am Herzen liegt, als Konzernbilanzen.“

„Bei allen gesundheitspolitischen Vorhaben müssen die europäischen
Institutionen, also Parlament, Rat und Kommission, die Individualität der
Gesundheitsversorgung der Mitgliedstaaten berücksichtigen“, erklärte Dr.
Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen
Bundesvereinigung (KBV). „Im Sinne der Akzeptanz von Beschlüssen und
Maßnahmen aus Brüssel ist es unverzichtbar, den Besonderheiten der
Mitgliedsländer gerade im Sozial- und Gesundheitswesen ausreichend
Rechnung zu tragen. Denn diese werden von den Bürgerinnen und Bürgern


sehr geschätzt. So zeigen beispielsweise alle Studien, dass die Menschen in
Deutschland mit ihrem Gesundheitswesen insgesamt sehr zufrieden sind.“

Ein Schwerpunkt des Positionspapiers liegt auf der grenzüberschreitenden
Mobilität von Ärztinnen und Ärzten. So sei durch geeignete Prüfungen zu
garantieren, dass ausländische Ärzte die notwendigen Sprachkenntnisse
mitbringen. Ärztemigration dürfe nicht zu Lasten der Gesundheitssysteme in
den Herkunftsstaaten gehen.

BÄK und KBV erinnern daran, dass zum Patientenschutz auch ein sicheres
Arbeitsumfeld für Ärztinnen und Ärzte gehöre, das sie vor übermäßiger
Arbeitsbelastung schützt.

Beim Ausbau interoperabler europäischer e-Health-Systeme müssen nach
Auffassung der Ärzteschaft der Schutz und die Sicherheit von Patientendaten
eine zentrale Rolle spielen. Zudem sei darauf zu achten, dass der Aufwand bei
Einführung neuer digitaler Anwendungen im Verhältnis zu deren praktischem
Nutzen stehe.

Das Positionspapier finden Sie im Internet unter
www.baek.de/positioneuropawahl2019
https://www.kbv.de/html/39957.php

Ihre Ansprechpartner:

Samir Rabbata (BÄK), Tel.: 030 / 400456-700
Dr. Roland Stahl (KBV), Tel.: 030 / 4005-2201

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03.04.2019 Ist Wissen Macht?
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Ist Wissen Macht? fragt Dr. Gerald Quitterer in seinem Leitartikel der Aprilausgabe des Bayerischen Ärzteblattes 2019. Wissen sei Voraussetzung ärztlichen Handelns. Grundlage dafür seien sowohl ein universitäres Studium, als auch die anschließende kompetenzbasierte Weiterbildung. „Die Digitalisierung ermöglicht uns, dieses Wissen schneller und umfassender einsetzen und nutzen zu können. Riesige Datenmengen können gespeichert und aus diesen bestenfalls Algorithmen entwickelt werden, die für uns Ärzte und unsere Patienten von Nutzen sein sollen: Bei der Beurteilung bildgebender Verfahren, bei der Erkennung seltener Erkrankungen, bei der möglichen Interaktion von Medikamenten oder personalisierte Medizin, um nur einige zu nennen. Die Entscheidung und Verantwortung über die Behandlung des Patienten liegt in jedem Fall bei uns Ärzten“, ist Quitterer überzeugt. Doch wenn diese Algorithmen jetzt aber selbstlernende Systeme würden, bestehe die Gefahr, dass Ärzte außen vor seien. Spezialisten der Informationstechnik (IT) seien dann die Experten, die dem Algorithmus die Struktur, oder, wenn man so will, die „Denkweise“ vorgäben. Der Präsident spricht auch die künstliche Intelligenz (KI) an: „Natürlich vermag KI mithilfe komplexer Analyseprozesse schneller präzise Entscheidungen zu treffen. Doch was fehlt, ist der Raum zwischen Fragestellung und Entscheidung. Die reflektierte Betrachtung des Problems und eine gemeinsame Entscheidungsfindung mit dem Patienten“.

Schließlich stellt Bayerns Ärzte-Chef die Frage: „Und was wollen Sie, liebe Leserinnen und Leser? Handelt es sich bei dem Ruf nach KI um den Griff nach der Unsterblichkeit des Menschen? „Das habe jedenfalls nichts mit der realen Patientenversorgung zu tun! Ärzte stellten im geschützten Raum die vertrauensvolle Arzt-Patienten-Beziehung sicher. Ärzte koordinierten das Wissen der KI und die Abfolge von Algorithmen mit ihrer Erfahrung und dem individuellen Bedarf des Patienten. „Die Arzt-Patienten-Beziehung ist und bleibt deshalb Basis des Gesundheitswesens“, so Quitterer.

Mehr zu „Ist Wissen Macht?“ lesen Sie in der Aprilausgabe 2019 des Bayerischen Ärzteblattes unter www.bayerisches-ärzteblatt.de.

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01.04.2019 Organspende - Jeder sollte sich bekennen
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 01.04.2019 – Zu dem heute vorgestellten Gesetzentwurf für eine sogenannte doppelte Widerspruchslösung bei der Organspende erklärt Bundesärztekammer-Präsident
Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery:

„Grundsätzlich ist die Bereitschaft zur Organspende da. Das zeigen Umfragen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Mehr als 80 Prozent der Bevölkerung sehen demnach die Organspende positiv. Allerdings besitzt nur ein Drittel der Bevölkerung einen Organspendeausweis. Das zeigt, dass
Aufklärung- und Informationskampagnen zwar wichtig, aber allein nicht ausreichend sind.

Nach wie vor sind die Themen Tod und Sterben in unserer Gesellschaft tabuisiert. Das führt dazu, dass viele zwar der Organspende positiv gegenüberstehen, die verbindliche Beschäftigung mit diesem Thema aber vor sich herschieben. Bei dem Modell der doppelten Widerspruchslösung müssen sich die Menschen bewusst mit der Frage auseinandersetzen, ob sie spenden wollen, oder nicht. Ganz wichtig: Niemand wird zur Organspende gezwungen. Man kann einer Organspende zu Lebzeiten widersprechen. Und nach dem Tod ist auch den Angehörigen ein Widerspruch möglich.

Trotzdem muss uns bewusst sein, dass es bei der Widerspruchslösung um ein hochsensibles Thema geht, das ethische, religiöse und verfassungsrechtliche Fragen berührt. Notwendig ist eine besonnene Diskussion mit Respekt für die Ängste und Argumente der Gegenseite. Es ist gut, dass diese Debatte in der ganzen gesellschaftlichen Breite geführt und dann aus der Mitte des Bundestags heraus entschieden werden soll.“

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29.03.2019 Ausbildung auf Spitzenniveau- Das Uni-Klinikum Erlangen gehört zu Deutschlands Top-Ausbildern
uni | mediendienst | aktuell Nr. 28/2019

Eins mit Sternchen – so ließe sich das Ergebnis zusammenfassen, wenn man die Auszubildenden des Universitätsklinikums Erlangen nach ihrer Einschätzung zur Lehre fragt. Dieses subjektive Empfinden wurde nun erneut von unabhängiger Seite bestätigt: Eine Studie der Magazine FOCUS und FOCUS Money hat das Uni-Klinikum Erlangen auch 2019 mit dem begehrten Siegel „Deutschlands beste Ausbildungsbetriebe“ gekürt. Die Maxime für die Zukunft lautet nun, sich nicht auf diesen Lorbeeren auszuruhen, sondern das Ausbildungsprogramm trotz hervorragender Kritiken weiter zu optimieren. Nur so können das hohe Niveau gehalten und die Nachwuchskräfte im Gesundheitswesen bestmöglich ausgebildet werden.

Gesundheits- und Krankenpfleger, Technische Assistenten in der Medizin oder Hebammen – die Ausbildungsmöglichkeiten unter dem Dach des Staatlichen Beruflichen Schulzentrums für Gesundheitsberufe Erlangen am Universitätsklinikum Erlangen sind sehr vielfältig. Ebenso dazu gehören Berufe, die für ein Krankenhaus zunächst ungewöhnlich erscheinen, Köche, Chemielaboranten oder Metallbauer etwa. Insgesamt profitierten im vergangenen Jahr über 700 junge Menschen von dieser Vielfalt und legten am Uni-Klinikum Erlangen den Grundstein für ihren beruflichen Werdegang. Dass das Uni-Klinikum Erlangen nun erneut mit dem FOCUS-Siegel ausgezeichnet wurde, bestätigt die herausragende Qualität der einzelnen Ausbildungen.

Für die Studie „Deutschlands beste Ausbildungsbetriebe 2019“ von FOCUS und FOCUS Money wurden die 20.000 mitarbeiterstärksten Unternehmen in Deutschland zu ihrer Ausbildungsqualität befragt.


Weitere Informationen:
Bastian Henschel
Tel.: 09131/85-34043
bastian.henschel@uk-erlangen.de

 
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25.03.2019 Netzwerke machen es leichter Wissenschaftler der FAU erforschen Gesundheitsmanagement-Konzept für KMU
uni | mediendienst | forschung Nr. 27/2019

Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben untersucht, wie sich das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) in kleinen und mittleren Unternehmen nachhaltig implementieren lässt und psychische Belastungen der Mitarbeiter stärker berücksichtigt werden. Im Projekt RegioKMUnet, das kurz vor dem Abschluss steht, wurden insbesondere die Vorteile regionaler Netzwerke evaluiert. Die Ergebnisse werden am Mittwoch, 10. April, auf einer Fachtagung in Erlangen vorgestellt.

Die Gesundheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist ein elementarer Faktor für die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens. Neue Entwicklungen, allen voran die Digitalisierung der Arbeitswelt, lösen etablierte Verhaltensmuster auf und fordern eine enorme Flexibilität, was zu psychischen Belastungen führen kann. Seit 2013 sind Arbeitgeber verpflichtet, neben physischen auch psychische Gefährdungen zu bewerten und ihnen entgegenzuwirken. Vor allem für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ist das eine gewaltige Herausforderung, da sie ohnehin Schwierigkeiten haben, ein systematisches und umfassendes Gesundheitsmanagement zu etablieren.

Regionale Netzwerke – Vorteile für KMU

Vor diesem Hintergrund haben Wissenschaftler der Arbeitsgruppe „Public Health“ am Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin (IPASUM) der FAU gemeinsam mit dem Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) in Bayern, der Grundig-Akademie und der Peter Brehm GmbH im Januar 2016 das Projekt RegioKMUnet gestartet. Ziel des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projektes ist die Entwicklung eines ganzheitlichen Konzeptes zur Implementierung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements speziell in KMU. Dafür haben sich insgesamt elf Unternehmen und sieben kommunale Arbeitgeber aus Mittelfranken und dem bayerischen Odenwald mit einer Größe von 40 bis 450 Mitarbeitern in zwei regionalen Netzwerken zusammengeschlossen. „Wir wollten untersuchen, ob der Erfahrungsaustausch und die gegenseitige Unterstützung das betriebliche Gesundheitsmanagement voranbringen können“, erklärt Amanda Voss, Soziologin am IPASUM.

Die Gestaltung eines BGM ist entscheidend von der Unternehmensgröße abhängig: So haben kleine Firmen meist keinen Mitarbeiter, der sich hauptamtlich um das Gesundheitsmanagement kümmert. Auch die Betriebsärzte konnten innerhalb des Projekts nicht als Koordinatoren eingesetzt werden. Die Aufgabe der Netzwerkpartner im Rahmen des Projekts war es deshalb auch – sofern noch nicht erfolgt – einen festen Ansprechpartner für das BGM zu definieren, beispielsweise in der Personalabteilung oder direkt in der Geschäftsführung.

Digitalisierung nicht primärer Belastungsfaktor

Während der Projektlaufzeit wurden zwei Mitarbeiterbefragungen durchgeführt, die besonders die psychische Gesundheit im Blick hatten. Obwohl Arbeitgeber gesetzlich verpflichtet sind, sämtliche mit der Arbeit verbundenen Gefährdungen zu ermitteln und mit geeigneten Maßnahmen des Arbeitsschutzes entgegenzuwirken, hat sich die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen gerade in kleinen Betrieben noch nicht flächendeckend etabliert.

Bei den Befragungen stellte sich heraus, dass Digitalisierung als Ursache für Stress und Anpassungsdruck in den beteiligten KMU eine nachrangige Rolle spielt. „Als häufigste Auslöser psychischer Belastungen haben wir Probleme in den Arbeitsprozessen und Organisationsstrukturen identifiziert“, sagt Wolfgang Fischmann, der das Projekt am IPASUM aus psychologischer Sicht betreut. „Auch Mängel in der Führungsqualität der Vorgesetzten, etwa unzureichende fachliche Kompetenz oder eine schlechte Fehlerkultur, wurden von den Mitarbeitern genannt.“

Fachtagung am 10. April


Ende April 2019 läuft das Projekt aus. Aktuell werten die Wissenschaftler die letzten Umfrageergebnisse aus. Bereits jetzt können vier zentrale Erkenntnisse aus RegioKMUnet gewonnen werden:

1.       In den beteiligten Unternehmen konnte das Bewusstsein für den Stellenwert psychischer Belastungen geschaffen bzw. geschärft werden.

2.       Den Verantwortlichen konnte die Relevanz von Mitarbeiterbefragungen zur Bedarfsanalyse und zur Ableitung von Maßnahmen vermittelt werden.

3.       Das Projekt hat den Anstoß für ein nachhaltiges BGM gegeben.

4.       Durch die Bildung regionaler Netzwerke fällt es den Unternehmen leichter, ein solches BGM zu implementieren.

Zum Abschluss des Projektes findet am 10. April die Erlanger Fachtagung zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement unter dem Titel „BGM – dazu gehört doch noch viel mehr!“ statt. In Vorträgen und Workshops sollen mögliche Wege zur Implementierung eines systematischen Gesundheitsmanagements und eine erweiterte Sicht auf neue Belastungs- und Themenfelder vorgestellt und diskutiert werden. Ausführliche Informationen zur Tagung gibt es unter www.regiokmunet.de.

Weitere Informationen:
Wolfgang Fischmann
Tel.: 09131/85-26131
wolfgang.fischmann@fau.de


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19.03.2019 Tag des Gesundheitsamtes - Johna fordert bessere Arbeitsbedingungen für Ärztinnen und Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst
Pressemitteilung der Bundesärztekammer

Berlin, 19.03.2019 – „Der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) ist Opfer seines eigenen Erfolgs. Regelmäßig loben ihn Politiker für seine Verdienste um Gesundheitsschutz, Prävention und Ge-
sundheitsmanagement – und bürden ihm immer neue Aufgaben auf. Gleichzeitig nehmen aber die für seine Aufgabenwahrnehmung dringend erforderlichen personellen und finanziellen Ressourcen ab.“ Das sagte Dr. Susanne Johna, Mitglied im Vorstand der Bundesärztekammer und Vorsitzende der Arbeitsgruppe „Öffentlicher Gesundheitsdienst“, zum 1. Tag des Gesundheitsamtes
am 19. März 2019.

Johna begrüßte, dass einige Bundesländer die Initiative ergriffen hätten, Landesämtern und Gesundheitsämtern über die regulären Stellenpläne hinaus Weiterbildungsstellen für Ärztinnen und Ärzte vorzuhalten. Das reiche aber nicht. In den vergangenen Jahren seien kontinuierlich Arztstellen weggefallen. Freie Stellen könnten nur schwer oder teilweise gar nicht nachbesetzt werden. „Ein
Grund ist die schlechtere Vergütung. Wir brauchen dringend eine tariflich abgesicherte Angleichung der Vergütung an die arztspezifischen Tarifverträge der kommunalen Krankenhäuser“, fordert
Johna. Eine angemessene Bezahlung sei Grundvoraussetzung, um hochqualifizierte Ärztinnen und Ärzte für den ÖGD zu gewinnen und zu halten. Notwendig sei zudem, dass Länder und Kommu-
nen eine Mitarbeiter-Statistik in den Landes- und Gesundheitsämtern führen.

„Wir sollten aber auch die vielen positiven Aspekte, die die ärztlichen Aufgaben im ÖGD mit sich bringen, herausstellen, um auch junge Kolleginnen und Kollegen für das Fach zu begeistern“, so
Johna. Es sei wichtig, Studierende bereits an der Universität über das vielseitige Tätigkeitsspektrum des ÖGD zu informieren. So fungiere er über seine Kernkompetenzen im Bereich der bevölke-
rungsmedizinischen Daseinsfürsorge hinaus zum Beispiel vielerorts als Berichterstatter und Berater der Kommunalen Gesundheitskonferenzen. Auch auf anderen Gebieten ist die Expertise der
Amtsärzte gefragt: vom Kinderschutz über Hygienemaßnahmen bis zur Pandemieplanung. Globalisierung, demografischer Wandel, Veränderungen im Sozialgefüge und neue Lebensstile bringen
weitere wichtige Aufgaben mit sich.

In einem Positionspapier zur Stärkung der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes hat die Bundesärztekammer neben einer Aufgabenbeschreibung konzeptionelle Vorschläge erarbeitet und an Bund, Länder und Kommunen appelliert, für eine adäquate finanzielle, materielle und personelle Ausstattung des ÖGD zu sorgen.

Positionspapier der Bundesärztekammer zur Stärkung der Ärztin-
nen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes



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25.05.2018 Die neue EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) in Verbindung mit dem neuen Bundesdatenschutzgesetz (BDGSneu) tritt in Kraft.
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Am 25.05.2018 tritt die neue EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) in Verbindung  mit dem neuen Bundesdatenschutzgesetz (BDGSneu) in Kraft.

Diese datenschutzrechtlichen Bestimmungen sind auch für Ärztinnen und Ärzte relevant. Die Bundesärztekammer (BÄK) und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) haben deshalb ihre Empfehlungen zur ärztlichen Schweigepflicht, Datenschutz und Datenverarbeitung in der Arztpraxis aktualisiert und ergänzt. Wegen punktueller Gesetzesänderungen im Bereich der ärztlichen Schweigepflicht infolge des Geheimnisschutz-Neuregelungsgesetzes vom November 2017 ist zudem der Abschnitt zur "Schweigepflicht" des Papiers überarbeitet worden. Begleitend zu den „Hinweisen und Empfehlungen“ bietet die Checkliste "Datenschutz-Check 2018“ eine Hilfestellung. Sie benennt die wichtigsten Aspekte zum neuen Datenschutzrecht und gibt Ärztinnen und Ärzten eine Prüfliste zur Einhaltung des Datenschutzrechts an die Hand..

Zum Hintergrund: Bei der Informationsverarbeitung in der Arztpraxis sind insbesondere die Bestimmungen der EU-Datenschutzgrundverordnung und des neu gefassten Bundesdatenschutzgesetzes von Bedeutung. Mit der von Mai an geltenden neuen Rechtslage gehen zwar keine gravierenden Änderungen einher; viele Vorgaben müssen schon jetzt in den Praxen berücksichtigt werden. Datenschutz soll aber künftig besser durchgesetzt werden. Daher sind die Befugnisse der Aufsichtsbehörden für den Datenschutz erweitert und die Bußgeldrahmen drastisch erhöht worden.

Von Ärztinnen und Ärzten sind künftig zahlreiche datenschutzrechtliche Pflichten zu erfüllen: Neuerdings muss der Verantwortliche für die Datenverarbeitung (zum Beispiel der Inhaber einer Arztpraxis) die Einhaltung der Grundsätze nachweisen können. Überdies bestehen ausgeweitete Informationspflichten gegenüber Patienten. Diese erfordern die Kenntnis der rechtlichen Voraussetzungen der Verarbeitung von Patientendaten, um Patientinnen und Patienten darüber zutreffend informieren zu können. Weil Ärzte sensible Gesundheitsdaten verarbeiten, gelten für sie besondere Bestimmungen mit erhöhten Rechtmäßigkeitsanforderungen.

Besonders relevant ist künftig die Datenschutzorganisation in der Arztpraxis. Sie beinhaltet unter anderem die Überprüfung aller Verarbeitungsvorgänge im Zusammenhang mit der Berufsausübung auf ihre datenschutzrechtliche Konformität und die Erstellung eines Verzeichnisses für Datenverarbeitungstätigkeiten. Zudem muss unter Umständen ein interner oder externer Datenschutzbeauftragter in der Arztpraxis benannt werden und es bestehen Meldepflichten bei Datenpannen. Ferner gilt es, Auskunftsrechte von Patienten zu beachten. Augenmerk muss zudem auf das Verhältnis zu externen Dienstleistern und Dritten gelegt werden.

Die Hinweise und Empfehlungen zur ärztlichen Schweigepflicht, Datenschutz und Datenverarbeitung in der Arztpraxis sowie die Publikation „Datenschutz-Check 2018: Was müssen Arztpraxen angesichts der neuen Vorschriften zum Datenschutz tun?“ können im Internet unter

http://www.bundesaerztekammer.de/recht/aktuelle-rechtliche-themen/datenschutzrecht/

abgerufen werden.

Eine Checkliste sowie die ausführlichen Hinweise von BÄK und KVB (aus Dt. Ärzteblatt v. 09.03.2018)
finden Sie hier: Checkliste und Hinweise. (pdf-Datei, 21 Seiten)


15.03.2019 Neueste Roboter-Technik für höchste chirurgische Präzision
uni | mediendienst | aktuell Nr. 20/2019

Uni-Klinikum Erlangen setzt mit da Vinci Xi das modernste roboterassistierte Operationssystem ein
Die roboterassistierte Chirurgie gehört in Kliniken noch lange nicht zum Standard, gilt aber immer mehr als Qualitätsmerkmal moderner Operationszentren. Das Universtitätsklinikum Erlangen setzte 2012 als erstes Krankenhaus in Mittelfranken einen OP-Roboter ein. Um künftig mit dem Operationssystem der neuesten Generation noch präziser arbeiten zu können, wurden jetzt mehr als 2,4 Millionen Euro in die Anschaffung des da Vinci Xi investiert.

Bei seinen Eingriffen mit dem Da-Vinci-Roboter operiert Prof. Dr. Robert Grützmann, Direktor der Chirurgischen Klinik, gerne in Socken – in diesen spürt er noch besser die Haptik der Fußpedale, über die er das Tempo der Bewegungen des OP-Roboters steuert und kontrolliert. Mit zwei Joysticks bedient der Chirurg die Instrumente, die an drei Greifarmen des Roboters montiert sind, während der vierte Arm die beleuchtete Kamera bewegt. Alle vier Arme werden über vier minimale Zugänge in den Bauchraum des Patienten eingeführt. Während der Operateur über den hochauflösenden Monitor der Konsole jede seiner Bewegungen innerhalb des Körpers beobachtet, führt der Da-Vinci-Roboter wenige Meter entfernt seine Befehle präzise aus: Eine Greifzange positioniert das Fettgewebe so, dass die Schere es sorgsam zerteilen kann, um den Zugang zum Tumor freizulegen.

Optimierte Technik und schlanker Aufbau


„Der da Vinci Xi ist viel schlanker konzipiert als sein Vorgänger, sodass wir deutlich schneller und flexibler operieren können“, lobt Prof. Grützmann den neuen Roboter-Assistenten. Die ebenfalls optimierte Kamera des da Vinci Xi liefert dem Chirurgen nicht nur eine hochauflösende und dreidimensionale Ansicht in bis zu zwölffacher Vergrößerung, sondern auch ein vollständig ausgeleuchtetes Operationsfeld im Körperinnern. „Dadurch sind auch kleinste Details und Nervenstränge sehr gut sichtbar und das eben nicht nur in zweidimensionalen Bildern. Wir können jetzt alles auch im richtigen räumlichen Verhältnis erkennen und durch den Einsatz spezieller Bildfilter die Gewebedurchblutung besser sichtbar machen“, schwärmt Oberarzt Dr. Christian Krautz, der in der Chirurgischen Klinik ebenfalls regelmäßig mit dem Da-Vinci-System operiert. Dr. Krautz hebt als entscheidende Verbesserung des neuen Da-Vinci-Roboters auch den beweglichen OP-Tisch hervor, auf dem die Patienten umgelagert werden können, ohne dass der Eingriff unterbrochen werden muss. Der Da-Vinci-Roboter passt sich den Bewegungen des OP-Tisches automatisch an und setzt dabei trotzdem die angesteuerten Befehle über die vier Greifarme präzise und zitterfrei in Echtzeit um.

Weniger Schnitte und Entlastung für den Operateur

Patienten profitieren spürbar von dieser modernsten aller OP-Techniken, weil sie eine noch geringere und schonendere Schnittführung ermöglicht als die herkömmlichen minimalinvasiven Eingriffe. Für den Chirurgen ist das Operieren an der Konsole zudem ergonomischer und weniger anstrengend, was vor allem bei mehrstündigen Eingriffen die körperlichen Belastungen deutlich reduziert.
Obwohl die Krankenkassen für den Einsatz von da Vinci bislang lediglich die wesentlich günstigeren Fallpauschalen von offenen Operationen abrechnen, genießen die Patienten die Vorteile dieser innovativen Operationsmethode ohne eigene Zuzahlung. Den finanziellen Mehraufwand für eine Da-Vinci-OP, deren Kosten deutlich höher liegen als die einer konventionellen Operation, trägt das Uni-Klinikum Erlangen.

Erfolgreicher Einsatz bei Prostata-Operationen

Derzeit kommt der Da-Vinci-Roboterassistent etwa zweimal täglich vor allem bei Operationen in der Chirurgie und in der Urologischen und Kinderurologischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Bernd Wullich) des Uni-Klinikums Erlangen zum Einsatz. „Der größte Vorteil am neuen da Vinci Xi ist das Operieren auf kleinstem Raum mit einer fast uneingeschränkten Bewegungsfreiheit im Körper des Patienten, da der Bewegungswinkel der Da-Vinci-Instrumente sogar den einer menschlichen Hand übertrifft“, erläutern Prof. Wullich und Dr. Hendrik Apel, die mit Unterstützung des Roboters nicht nur zahlreiche Prostata-OPs, sondern auch nierenerhaltende Tumoroperationen sowie Operationen am Nierenbecken bei angeborenen Ureterabgangsengen und Blasenoperationen ausgeführt haben. Das Uni-Klinikum Erlangen weitet sein Anwendungsspektrum für das roboterassistierte Operationssystem stetig aus. Derzeit nutzen die Operateure da Vinci vorwiegend für urologische Tumore und Tumore im Darm, setzen ihn aber auch bei speziellen Eingriffen im Magen, an der Leber und der Bauchspeicheldrüse ein. Darüber hinaus arbeiten sie bei ausgewählten gynäkologischen Operationen sowie bei komplexen Eingriffen im Bereich von Kopf und Hals mit dem Da-Vinci-Roboter.

 
Weitere Informationen:
Dr. Christian Krautz
Tel.: 09131/85-42273
christian.krautz@uk-erlangen.de

Dr. Hendrik Apel
Tel.: 09131/85-33683
hendrik.apel@uk-erlangen.de


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15.03.2019 Tagung: Medizintäter. Ärzte und Ärztinnen im Spiegel der NS-Täterforschung - ./2. April, ab 9.30 Uhr, Harald-zur-Hausen-Hörsaal, Krankenhausstr. 12, Erlangen
uni | mediendienst | aktuell Nr. 20/2019

Wie keine andere Berufsgruppe waren Mediziner in die Rassen- und Vernichtungspolitik des „Dritten Reiches“ involviert. Im Zentrum der Tagung „Medizintäter. Ärzte und Ärztinnen im Spiegel der NS-Täterforschung“ am Montag und Dienstag, 1. und 2. April, an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) steht deshalb die Frage, wie Ärzte im Nationalsozialismus zu Tätern wurden. In diesem Zusammenhang referieren und diskutieren die eingeladenen Wissenschaftler über Sozialisation und Motivation der NS-Ärzte. Sie ergründen, über welche Handlungsspielräume Mediziner  in psychiatrischen Anstalten verfügten oder fragen nach dem Selbstverständnis von KZ-Ärzten.  Thematisiert wird auch der gesellschaftliche und (fach-)politische Umgang mit NS-Ärztekarrieren nach dem zweiten Weltkrieg in der Bundesrepublik und der DDR. Der Eintritt ist frei, um eine Anmeldung wird bis Montag, 25. März, gebeten.

Die Konferenz gliedert sich in vier Themenblöcke: Im ersten Teil stehen ideengeschichtliche Zugänge und die NS-Vorgeschichte im Zentrum. Darauf folgt der Themenbereich Zwangssterilisation und NS-„Euthanasie“. Der zweite Tag startet mit Vorträgen zu KZ-, SS- und Wehrmachtsärzten und endet mit einem Panel über NS-Vergangenheitspolitik und ärztliche Erinnerungskultur. Organisiert wird die Veranstaltung vom Institut für Geschichte und Ethik der Medizin; Unterstützung erfahren die Veranstalter von der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie der Forschungsstiftung Medizin am Universitätsklinikum Erlangen.

Anmeldungen sind bis Montag, 25. März, bei Renate Rittner, renate.rittner@fau.de, möglich.

Das komplette Programm sowie eine Anfahrtsskizze:
https://www.igem.med.fau.de/2019/02/19/dfg-tagung/

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Karl-Heinz Leven, Tel.: 09131/85-22094, karl-heinz.leven@fau.de

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06.03.2019 53 Millionen Stunden oder Frühjahrsputz - 53 Millionen Stunden wenden Ärzte deutschlandweit jährlich für Bürokratie auf, knapp acht Stunden pro Woche
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

53 Millionen Stunden wenden Ärzte deutschlandweit jährlich für Bürokratie auf, knapp acht Stunden pro Woche. „Zeit, die wir lieber in die Patientenversorgung investieren würden“, beginnt Dr. Gerald Quitterer seinen Leitartikel der Märzausgabe des Bayerischen Ärzteblattes 2019. Zwar seien Dokumentationspflicht und Qualitätsmanagement selbstverständlich für ärztliches Handeln, doch dabei bleibe es nicht. Quitterer geht von der Wortbedeutung Bürokratie aus. So heiße diese: „Herrschaft der Verwaltung“. „Verwaltung wovon? Von Daten und Werten, von Anfragen und Anträgen, von Stellungnahmen und Befundberichten. Und es stellt sich mir die Frage, wem das von Nutzen ist. Da funktionieren Schnittstellen nicht, da müssen Programme für chronisch Kranke bedient werden, da regeln nicht die ärztlichen Leistungen den Honorarfluss im Krankenhaus, sondern Diagnosis Related Groups (DRG). Alles mit einem hohen bürokratischen Aufwand“, so der Präsident.

Beispielhaft spricht Quitterer die Programme für chronisch Kranke, das Entlassmanagement, die ambulanten Kodierrichtlinien und natürlich die Digitalisierung an. Letztere könne sicher einen Beitrag leisten, Prozesse zu verschlanken und effizienter zu gestalten. Voraussetzung dafür sei, dass nicht eine für den Patienten unüberschaubare Anzahl von Anbietern unterschiedlichster Gesundheitsdienstleistungen auf einer Vielzahl von Telematik-Infrastrukturen ins System dränge, ohne dass hierfür ein medizinscher Nutzen belegt sei. Zu viele Begehrlichkeiten würden den erhofften Abbau der Bürokratie ins Gegenteil verkehren.

Aber auch die Selbstverwaltung müsse an sich arbeiten. Beim neuen Formular „Empfehlung der verhaltensbezogenen Primärprävention“ handele es sich nicht um eine ärztliche Verordnung im Sinne einer veranlassten Leistung, sondern lediglich um eine Empfehlung, mit der ein Patient die entsprechende Leistung bei seiner Krankenkasse beantragen könne. „Wenn dies dem Patienten aber auch ohne diese Bescheinigung möglich ist, stellt sich die Frage nach dem Sinn dieses Formulars“, so der Präsident. Der Antrag auf eine Weiterbildungsbefugnis müsse verschlankt werden und bei der Beantragung von Fortbildungspunkten eine praktikablere Lösung angeboten werden. „Hier ist die Kammer gefragt“, schreibt Quitterer abschließend.

Mehr zu „53 Millionen Stunden oder Frühjahrsputz“ lesen Sie in der Märzausgabe 2019 des Bayerischen Ärzteblattes unter www.bayerisches-ärzteblatt.de.

Bayerische Landesärztekammer
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01.03.2019 Wie Zellen im Gehirn miteinander kommunizieren - Neuer Bayerischer Forschungsverbund ForInter untersucht die Interaktion verschiedener Zelltypen im menschlichen Gehirn
uni | mediendienst | forschung Nr. 22/2019

Unter Federführung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) ist ein neuer Bayerischer Forschungsverbund gestartet. ForInter (Forschungsverbund Interaktion humaner Gehirnzellen) hat zum Ziel, die Interaktion verschiedener Zelltypen des menschlichen Gehirns in multidimensionalen Zellkultursystemen zu untersuchen. Der Verbund wird vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst für eine Laufzeit von vier Jahren gefördert. Sprecherin ist Prof Dr. Beate Winner, Leiterin der Stammzellbiologischen Abteilung des Universitätsklinikums Erlangen der FAU.
Im menschlichen Gehirn sind unterschiedliche, spezialisierte Zellpopulationen, wie Neuronen und Gliazellen, in einem komplexen Bauplan angeordnet. Die verschiedenen Zellen bilden funktionelle und dynamische Netzwerke und ihr Zusammenspiel ist für die unterschiedlichen Funktionen des Gehirns von grundlegender Bedeutung. Welche Rollen die unterschiedlichen Zellen für die Funktionen des Gehirns spielen – ob in gesundem oder krankem Zustand – ist noch immer ungeklärt. Für eine strukturelle Untersuchung des Gehirns steht zwar post mortem Gewebe zur Verfügung. Die neuroanatomische bzw. neuropathologische Untersuchung bildet aber nur einen definierten Zeitpunkt ab. Für ein besseres Verständnis der physiologischen und pathologischen Funktion sind daher sowohl dynamische als auch funktionelle Untersuchungen des Zusammenspiels der unterschiedlichen humanen Gehirnzellen notwendig.

Die Entwicklungen der Biologie und der Stammzellforschung der vergangenen Jahre haben die Voraussetzungen für die Generierung multidimensionaler Zellkultursysteme, also Zellkulturen mit mehreren Zelltypen und in dreidimensionalen System, und zerebraler Organoide geschaffen. Diese versprechen neuartige Einblicke in strukturelle und dynamische Interaktionen der unterschiedlichen humanen Gehirnzellen und ermöglichen funktionelle Untersuchungen des Zusammenspiels dieser Zellen sowohl während der Gehirnentwicklung als auch bei Krankheitsprozessen.

Basierend auf ihrer Arbeitshypothese, dass definierte humane Zell-Zell-Systeme – Systeme, in denen zwei oder mehrere unterschiedliche Zellen interagieren – in der Lage sind, physiologische und pathologische Interaktionen des menschlichen Gehirns zu modellieren, konzentrieren sich die Forscherinnen und Forscher des Verbundes auf die Arbeitsfelder (1) Interaktion von neuralen Zellen in der Entwicklung und unter physiologischen Bedingungen, (2) Interaktion von neuralen Zellen unter pathologischen Bedingungen, (3) bioinformatische Methoden in der Analyse und Modellierung der Interaktion von neuralen Zellen, (4) Ethik- und Rechtsfragen in der Forschung mit genomeditierten Stammzellen und Gehirn-Organoiden und den Implikationen der therapeutischen Anwendung. An der FAU untersuchen die Forscherinnen und Forscher sowohl neurodegenerative Erkrankungen als auch für die Entwicklung des Gehirns notwendige Transkriptionsfaktoren.

Interdisziplinäres Team

Im interdisziplinären Netzwerk von ForInter arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Neurobiologie, der Neuropathologie und der Neurologie, sowie der Bioinformatik und dem Gebiet von Ethik und Recht zusammen. Partner im Verbund sind neben der FAU, die Universität Regenburg, die LMU München, die TU München sowie die Universität Passau.

Weitere Informationen zu ForInter gibt es auf der Webseite des Verbunds:  www.bayfor.org/forinter

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Beate Winner
Tel. 09131/85-39301
beate.winner@uk-erlangen.de


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27.02.2019 Der Tumor spielt falsch- Forschungsverbund sucht nach winzigen Tumoranzeichen im Blut, um Krebserkrankungen früher nachzuweisen – BMBF-Förderung von insgesamt 1,3 Millionen Euro
uni | mediendienst | forschung Nr. 20/2019

Forschungsverbund sucht nach winzigen Tumoranzeichen im Blut, um Krebserkrankungen früher nachzuweisen – BMBF-Förderung von insgesamt 1,3 Millionen Euro

„Wenn wir den Tumor sehen können, ist es eigentlich schon zu spät“, sagt PD Dr. Georg Weber. Er meint damit: Wenn ein Tumor schon so groß ist, dass er in bildgebenden Verfahren nachweisbar ist, ist eine Heilung bei besonders aggressiven Krebsarten wie dem Bauchspeicheldrüsenkrebs kaum noch möglich. „Früherkennung“ lautet daher das immer lauter werdende Mantra der Onkologie. Früher nachzuweisen, dass sich eine Krebserkrankung neu bildet, könnte in Zukunft vielen Patienten das Leben retten. Eine Methode, die das möglich machen soll, ist die sogenannte Flüssigbiopsie. Ihre Rolle in der Krebsfrüherkennung untersucht PD Dr. Weber als Projektkoordinator eines neuen Forschungsverbunds. Der Oberarzt der Chirurgischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Robert Grützmann) des Universitätsklinikums Erlangen will Tumormarker, also kleinste Vorboten einer Krebserkrankung, im Blut identifizieren und sicher nachweisen. Bis es so weit ist, müssen die Forscher aber zunächst herausfinden, wie das, was sie suchen, überhaupt aussieht.

Das große Blutbild – es gibt Aufschluss über Cholesterin, Leberwerte oder den Blutzucker. Im Blut können auch Entzündungswerte nachgewiesen werden oder Infektionen wie das HI-Virus. Und bald auch Krebs? „Liquid Biopsy“ oder „Flüssigbiopsie“ liest man dieser Tage in den Zeitungen. Brustkrebs soll bald frühzeitig und durch eine einfache Blutentnahme erkannt werden können. Auch PD Dr. Weber forscht zu Flüssigbiopsien, aber am Beispiel gastrointestinaler Tumoren. Er und Prof. Grützmann sehen die aktuellen Schlagzeilen kritisch: „In der Krebsforschung ist die wissenschaftliche Konkurrenz groß. Es darf dabei nicht vergessen werden, dass neue Ergebnisse bei den Patienten verständlicherweise viele Hoffnungen wecken. Voreilige Versprechen führen da schnell zu Enttäuschungen“, sagt der Klinikdirektor. „Tatsächlich ist es so: Bis Krebs sicher im Blut nachweisbar ist, werden noch viele Jahre vergehen.“

Im neuen Verbundprojekt zur Erforschung der Tumormarker hat sich die Chirurgie des Uni-Klinikums Erlangen um PD Dr. Weber mit dem Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB), dem Center for Systems Biology, dem Dana-Farber Cancer Institute (beide Boston, USA) und dem Bioinformatik-Spezialisten Genedata zusammengeschlossen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Konsortium mit insgesamt 1,3 Millionen Euro über drei Jahre – allein 645.000 Euro davon gehen an den Erlanger Standort.

Wer spielt falsch?

Bei der Flüssigbiopsie zur Tumordiagnose geht es um die Annahme, dass ein Tumor bereits in einem frühen Stadium Zellbestandteile ins Blut abgibt. Diese sind so spezifisch für bestimmte Krebsarten, dass ein Arzt sie in einer Blutprobe nachweisen kann. Aber: Wie findet man etwas, wenn man nicht weiß, wie es aussieht? „Das ist die große Herausforderung“, erklärt PD Dr. Weber. „Wir müssen die im Blut zirkulierenden Tumor-Produkte wie die Tumor-DNA oder Tumor-Exosome zunächst identifizieren.“

Und noch eine weitere Herausforderung gibt es. Meist ist der Körper überwiegend gesund und das kranke Tumorgewebe macht nur einen winzigsten Teil aus. „Man muss sich ein gigantisches Orchester vorstellen“, beschreibt PD Dr. Weber. „Alle spielen mit ganzer Kraft und die Lautstärke ist überwältigend. Nur eine einzige kleine Geige, ein einzelner Musiker spielt falsch. Ihn müssen wir heraushören lernen.“ Eine Mammutaufgabe. Aber die Erlanger Forscher haben einen großen Vorteil: Als Chirurgen haben sie neben dem Blut auch Zugang zu dem eigentlichen Tumor ihrer Patienten, der die gesuchten Tumor-Produkte ins Blut abgibt – somit sehen sie den falsch spielenden Geiger im Scheinwerferlicht. Im Vergleich der kranken Patienten mit der gesunden Kontrollgruppe sollen die Unterschiede im Blut sicher nachgewiesen werden.

Der neue Forschungsverbund hat drei Ziele: erstens, das Identifizieren der Tumor-Produkte im Blut – und zwar mit höchster Validität. „Die Sensitivität und Spezifizität des zukünftigen Verfahrens sind uns besonders wichtig“, betont PD Dr. Weber. Das bestätigt auch Prof. Dr. Matthias Beckmann als Direktor des Comprehensive Cancer Centers Erlangen-EMN: „In der Vergangenheit wurden zu oft Patienten fälschlicherweise therapiert, weil die in den Blutuntersuchungen nachgewiesenen sogenannten ‚Tumormarker‘ nicht spezifisch waren. Neue Diagnoseverfahren müssen deshalb absolut präzise sein und krankheitsspezifische Tumorbestandteile nachweisen.“ Zweitens wollen die Wissenschaftler noch mehr über Tumoren selbst lernen, wie sie wachsen, Metastasen bilden und wie sie sich auf Gen- und Protein-Ebene verändern. Drittens sollen diese Erkenntnisse in die Entwicklung neuer Medikamente fließen.

Weitere Informationen:
PD Dr. Georg Weber
Tel.: 09131/85-33296
georg.weber@uk-erlangen.de

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27.02.2019 Neue Immuntherapie gegen Krebs
uni | mediendienst | forschung Nr. 18/2019

Die T-Zell-Rezeptor-Therapie soll dem Immunsystem die zielgerichtete Bekämpfung von Krebs ermöglichen – Studienstart am Uni-Klinikum Erlangen
Die erste klinische Studie Deutschlands zu einem neuen Ansatz in der Krebsimmuntherapie startet jetzt an der Medizinischen Klinik 5 – Hämatologie und Internistische Onkologie (Direktor: Prof. Dr. Andreas Mackensen) des Universitätsklinikums Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU): Die neue T-Zell-Rezeptor-Therapie kann bei bestimmten Leukämien und Lymphomen das Immunsystem im Kampf gegen den Krebs entscheidend unterstützen. Nun erhält der erste Patient diese zelluläre Immuntherapie im Rahmen einer klinischen Phase-I-/II-Studie. Bei dem Betroffenen wurde vor fünf Jahren ein multiples Myelom diagnostiziert – eine bösartige Knochenmarkserkrankung, die den Knochen zerstören kann. Der Patient hat seitdem mehrere Chemotherapien und eine autologe Stammzelltransplantation erhalten, bei der ihm eigene, zuvor entnommene Stammzellen übertragen wurden.

 

„Es gibt bislang weltweit nur sehr wenig Erfahrung mit der neuen zellulären Immuntherapie, die unser Patient jetzt erhält“, sagt Prof. Mackensen. „Er ist deutschlandweit der Erste überhaupt, der jetzt bei uns am Uni-Klinikum Erlangen diese Zelltherapie bekommt.“ Die nun gestartete T-Zell-Rezeptor-Studie CD-TCR-001 wurde vom Biotechnologie-Unternehmen Medigene AG mit Hauptsitz in Martinsried bei München entwickelt und läuft unter der Federführung des Uni-Klinikums Regensburg. Neben den Wissenschaftlern des Uni-Klinikums Erlangen ist auch das Uni-Klinikum Würzburg an der Studie beteiligt.

 

Stammzelltransplantation: Chance und Risiko zugleich

Für Patienten mit Leukämien oder Krebserkrankungen des lymphatischen Systems ist eine Stammzelltransplantation oft die letzte Rettung. Mit den Stammzellen eines gesunden Spenders erhalten die Krebspatienten gleichzeitig ein „neues“ Immunsystem. Doch die Stammzellspende ist Chance und Risiko zugleich, denn sie kann nicht nur Heilung bringen, sondern auch lebensbedrohliche Nebenwirkungen: Bei der Transplantat-gegen-Wirt-Erkrankung (Graft versus Host Disease, GvHD) greifen Spenderimmunzellen gesunde Gewebezellen des Krebspatienten an. Die GvHD betrifft etwa jeden zweiten Krebspatienten nach einer allogenen Stammzelltransplantation. „Deshalb forschen wir an alternativen Ansätzen der Krebstherapie – und die T-Zell-Rezeptor-Therapie ist eine davon“, erklärt Prof. Mackensen. Nun untersuchen Forscher der Uni-Klinika Regensburg, Erlangen und Würzburg gemeinsam mit der Medigene AG, ob bestimmte weiße Blutkörperchen (T-Zellen) von Leukämie- und Lymphompatienten so verändert werden können, dass sie Krebszellen abtöten. „Der Ansatz ist also ein anderer und neuer: Wir wollen das eigene Immunsystem des Patienten gegen den Krebs anstacheln“, sagt Andreas Mackensen. „Denn wir gehen davon aus, dass das schonender und risikoärmer ist, als ihm Knochenmark oder Blutstammzellen eines anderen Menschen zu transplantieren.“

 

T-Zell-Rezeptoren: Krebszellen finden und zerstören

Stammzelltransplantation und Chemotherapie sind bisher die wichtigsten Behandlungsformen bei Leukämie. Mit der T-Zell-Rezeptor-Therapie wird nun ein komplett neuer Ansatz erprobt. Indem T-Zellen bestimmte Eiweiße (Antigene) auf der Oberfläche von Krebszellen identifizieren, können sie entartete Zellen abtöten. Im Körper eines Krebspatienten gibt es jedoch keine oder nur wenige T-Zellen mit den speziellen T-Zell-Rezeptoren, die diese Eiweiße erkennen. In der nun gestarteten Studie statten die Forscher die T-Zellen des Patienten deshalb mit einem ganz bestimmten Rezeptor aus. Mit seiner Hilfe finden und zerstören die T-Zellen dann Krebszellen, die das eigene Immunsystem andernfalls nicht erkannt hätte.

 

Zunächst werden die T-Zellen aus dem Blut des Krebspatienten isoliert und dann in einem Zellkulturverfahren mit einem Rezeptor ausgestattet, der das Antigen „PRAME“ auf den Krebszellen erkennt. Die aufbereiteten, „scharf gemachten“ Immunabwehrzellen erhalten die Patienten dann als Infusion zurück. Die modifizierten T-Zellen sollen nur Krebszellen mit dem Antigen PRAME zerstören und gesundes Gewebe unversehrt lassen. „Das ist der entscheidende Unterschied zur allogenen Stammzelltransplantation“, erläutert Prof. Mackensen. „Bei der Stammzelltransplantation kann es passieren, dass sich die T-Zellen des Spenders nicht nur gegen den Krebs, sondern auch gegen das gesunde Gewebe des Empfängers richten – mit lebensbedrohlichen Folgen. Das wollen wir jetzt umgehen, indem wir den T-Zellen sozusagen eine ganz klare Beschreibung des Gegners mitgeben. Die T-Zellen sollen somit zielgerichtet gegen den Krebs kämpfen.“

 

Patienten für die T-Zell-Rezeptor-Studie

In die neue Studie werden Patienten mit akuter myeloischer Leukämie, mit myelodysplastischem Syndrom und multiplem Myelom aufgenommen, bei denen eine Chemotherapie nicht mehr wirksam ist oder die einen Rückfall erlitten haben. Zudem müssen Patienten weitere Voraussetzungen erfüllen, um in die Studie aufgenommen zu werden.

 

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Andreas Mackensen

Tel.: 09131/85-35954

andreas.mackensen@uk-erlangen.de

 

 

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26.02.2019 Montgomery: Erforschung Seltener Erkrankungen weiter vorantreiben
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 26.02.2019 – „Wir wissen noch immer viel zu wenig über Seltene Erkrankungen. Daher ist es besonders wichtig, die Forschung auf diesem Gebiet weiter voranzutreiben“, erklärt
Bundesärztekammer-Präsident Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery zum europaweiten Tag der Seltenen Erkrankungen (28. Februar 2019). Geringe Fallzahlen dürften nicht dazu führen, dass die
betroffenen Kinder und Erwachsenen vergessen werden. „Menschen mit Seltenen Erkrankungen brauchen unsere besondere Unterstützung“, so Montgomery.

Eine Krankheit gilt in der Europäischen Union als selten, wenn nicht mehr als fünf von 10.000 Menschen von ihr betroffen sind. Rund vier Millionen Menschen in Deutschland leiden nach
Angaben des Bundesgesundheitsministeriums an einer Seltenen Erkrankungen.

Menschen mit Seltenen Erkrankungen sind auf verlässliche Informationen angewiesen. Daher haben Bundesärztekammer, Kassenärztliche Bundesvereinigung und das Ärztliche Zentrum für
Qualität in der Medizin gemeinsam mit der Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen (ACHSE) e. V. zahlreiche Patienteninformationen für Betroffene entwickelt. Der Inhalt beruht auf aktuellen wissenschaftlichen Forschungsergebnissen und Empfehlungen von Patienten für Patienten. „Die
Kurzinformationen sollen helfen, die aktive Beteiligung der Patienten am Behandlungsprozess zu fördern und das Arzt-Patienten-Gespräch zu unterstützen“, so Montgomery.

Informationen zu Seltenen Erkrankungen sind zu finden unter Patienteninformationen, Seltene Erkrankungen.


Pressestelle der
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22.02.2019 Wissenschaftler der FAU forschen an neuer Methode zum Aufbau eines künstlichen Eierstocks
uni | mediendienst | forschung Nr. 17/2019

Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum künstlichen Eierstock für Patientinnen, die an Krebs erkrankt sind, ist einem interdisziplinärem Forscherteam der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) unter Leitung von Prof. Aldo R. Boccaccini vom Lehrstuhl für Werkstoffwissenschaften (Biomaterialien) und Prof. Dr. Ralf Dittrich von der Abteilung für Geburtshilfe und Gynäkologie des Universitätsklinikums Erlangen gelungen. Gemeinsam haben sie an innovativen Techniken zur Wiederherstellung der Fruchtbarkeit bei onkologischen Patientinnen geforscht und ihre neuartigen Erkenntnisse in den „Scientific Reports“, der Open Access-Zeitschrift von Springer Nature*, veröffentlicht.

Ein künstlicher Eierstock soll Frauen helfen, schwanger zu werden – trotz Krebserkrankung und der starken Medikamente, die während einer Chemotherapie eingesetzt werden und die Fruchtbarkeit der Patientinnen einschränken können. Wie und mit welchem Material der weibliche Eierstock im Labor am besten nachgebildet werden kann, beschäftigt seit einiger Zeit die wissenschaftliche Community. Ein interdisziplinäres Forscherteam aus Ingenieuren und Werkstoffwissenschaftlern des Lehrstuhls für Biomaterialien der FAU sowie Gynäkologen und Naturwissenschaftlern der Frauenklinik des Universitätsklinikums Erlangen liefert nun neue Ansätze.

Erfolg mit Elektrospinnen

Die Wissenschaftler setzen in ihrer Studie „Elektrospinnen-strukturierte poröse Gerüste zur Unterstützung des Wachstums von Eierstockfollikeln: Eine Machbarkeitsstudie“ auf das so genannte Elektrospinnen, das aus der Werkstoffwissenschaft kommt. Die Technik basiert auf dem Anlegen eines hohen elektrischen Potenzials zwischen zwei Elektroden mit entgegengesetzter Polarität. Diese Hochspannung kann die Oberflächenspannung in einer polymeren Lösung überwinden und so die vollständige Verdampfung des Lösungsmittels und die Bildung einer Faserstruktur ermöglichen. „Das Elektrospinnen ist enorm vielseitig, da wir unterschiedlichste natürliche und synthetische Polymere verwenden können“, erklärt Dr. Liliana Liverani, die das Projekt wissenschaftlich leitet. „In unserer aktuellen Studie haben wir erstmals den biologisch abbaubaren Stoff Polyepsilon Caprolacton – und eine Mischung davon mit Gelatine – verwendet und daraus ein Gerüst aus sehr dünnen Fasern hergestellt, das die natürliche Struktur und Form des Eierstockkortex nachahmt.“ Dieses Gerüst verwendeten die Forscher in ihren in-vitro-Tests als Substrat für die Aussaat von Schweinefollikeln aus dem Eierstöcken von Schweinen und beurteilten die Lebensfähigkeit der Eizellen nach zehntägiger Kultur auf den Gerüsten. Die Ergebnisse des Live-Dead-Tests zeigten eine hohe Anzahl von lebensfähigen Follikeln, die ihre charakteristische Form beibehielten.

„Das ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum idealen künstlichen Eierstock, der das natürliche Organ im Hinblick auf die Umweltbedingungen für das Wachstum und die Reifung der Follikel nachahmt. Diese Ergebnisse sind sehr vielversprechend, aber vor einer Weiterentwicklung in Richtung klinische Anwendung sind noch weitere Untersuchungen erforderlich“, sind sich die Teams um die Werkstoffwissenschaftler Prof. Aldo R. Boccaccini und Dr. Liliana Liverani sowie die Gynäkologen und Naturwissenschaftler der Frauenklinik (Direktor: Prof. Dr. Matthias W. Beckmann) Prof. Dr. Ralf Dittrich, Nathalie Raffel und Dr. Amir Fattahi einig und kündigen weitere Forschungsarbeiten an.


Krebs weiter auf dem Vormarsch


Bisher können Mädchen und Frauen, bei denen Krebs diagnostiziert wurde, ihre Chance auf eine Schwangerschaft nur erhalten, indem sie sich Eierstockgewebe entnehmen, einfrieren und nach überstandener Krebserkrankung zurück transplantieren lassen. Dieses Verfahren gilt zwar als sicher, doch bestimmte Krebsarten können in das Gewebe des Eierstocks eindringen und die Krankheit bei der Transplantation wieder einführen. Ziel der neuen Methode ist es, das kranke Gewebe vollständig durch einen künstlichen Eierstock zu ersetzen, die Fruchtbarkeit der Patientinnen wiederherzustellen und ihre Lebensqualität damit deutlich zu verbessern.

Krebserkrankungen steigen weltweit deutlich an. Das belegen der „Weltkrebsbericht 2014“ der Weltgesundheitsorganisation WHO und der „Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland“ des Robert Koch-Instituts (RKI). Auch bei rund 2.000 Kindern und Jugendlichen wird in Deutschland jährlich eine Krebserkrankung diagnostiziert und bringt große Herausforderungen in Bezug auf die behandlungsbedingten Spätfolgen mit sich. „Beide Studien sprechen aber auch von einer kontinuierlichen Verbesserung der Versorgung, die ein längeres Leben mit Krebs oder nach einer überstandenen Krebserkrankung ermöglicht“, sagt Prof. Dr. Ralf Dittrich von der Abteilung für Geburtshilfe und Gynäkologie des Universitätsklinikums Erlangen. „Die Fünf-Jahres-Überlebensrate bei Kindern und Jugendlichen mit Krebs liegt inzwischen bei rund 80 Prozent. Deshalb widmen wir heute der Verbesserung der Lebensqualität viel Aufmerksamkeit und suchen über alle Fachdisziplinen hinweg nach Lösungen.“

* doi: 10.1038/ s41598-018-37640-
 
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Aldo R. Boccaccini
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aldo.boccaccini@fau.de

Prof. Dr. Ralf Dittrich
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15.02.2019 Montgomery: Großer Schritt nach vorn für die Organspende
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 14.02.2019 – Zur Verabschiedung des Gesetzes zur
Verbesserung der Zusammenarbeit und der Strukturen bei der
Organspende erklärt Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery, Präsident
der Bundesärztekammer:

„Dieses Gesetz ist eine gute Nachricht für die mehr als 10.000
Menschen, die in Deutschland auf ein Spenderorgan warten. Es ist
ein großer Schritt nach vorn, weil es strukturelle Hürden beseitigt
und die Krankenhäuser bei dieser wichtigen Aufgabe nicht länger
allein lässt. Gleichzeitig war es eine kluge Entscheidung, die Frage
der Widerspruchslösung aus dem Gesetz auszuklammern. Der
Gesetzgeber hat damit den Freiraum geschaffen, den die Debatte
um eine ethisch und rechtlich so sensible Frage braucht.“

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12.02.19 Montgomery: Umfassendes Tabakwerbeverbot muss jetzt kommen
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 12.02.2019 – Zur Ankündigung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), sich für weitere Einschränkungen bei der Tabakwerbung einzusetzen, erklärt Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer:

„Es ist gut, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ein
Werbeverbot für Tabakprodukte unterstützt. Mit einem Verbot der
Werbung an Hauswänden oder Bushaltestellen würde
Deutschland endlich zum Rest der EU aufschließen, denn in allen
anderen EU-Ländern sind solche Plakate schon längst nicht mehr
erlaubt. In Anbetracht von 120.000 Tabak-Toten jährlich reicht ein
Ende der Plakatwerbung allein allerdings nicht aus. Weitere
Schritte müssen folgen. Wir brauchen ein umfassendes
Werbeverbot, das auch die E-Zigaretten mit einschließt. Dies
fordern die Bundesärztekammer und Deutsche Ärztetage schon
seit Jahren. Natürlich würde ein konsequentes ‚Nein‘ zur
Tabakwerbung den Zigarettenherstellern nicht schmecken. Aber es
wäre ein klares Signal der Politik, dass ihr die Gesundheit der
Bevölkerung wichtiger ist als die Gewinne der Tabak-Konzerne.“

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08.02.2019 Neues Info-Magazin „Seite an Seite – Gemeinsam gegen den Krebs“ erschienen
uni | mediendienst | aktuell Nr. 14/2019

Aktuellste Informationen zu Diagnose, Therapie und Experten in der Metropolregion Nürnberg für Krebspatienten
Nach einer Krebsdiagnose sind für Betroffene viele Fragen offen: Was fehlt mir genau? Welche Therapie ist jetzt richtig für mich? Wie gehen wir vor? Wie ist der aktuelle Stand der Forschung? Welche Nachsorge ist wichtig? Um diese Fragen zu beantworten und einen ersten Wegweiser bei der Krebstherapie und für die Zeit der Nachsorge zu bieten, hat das Comprehensive Cancer Center Erlangen-EMN ein kostenloses Informationsmagazin für Patienten, Angehörige und Interessierte erstellt.

Experten aus verschiedenen Fachbereichen stehen auf rund 100 Seiten in kurzen Interviews Rede und Antwort, stellen neue Erkenntnisse und Behandlungen vor und erklären kurz und verständlich die häufigsten Tumorarten. Die Kontaktdaten der Ansprechpartner am CCC Erlangen-EMN mit seinen weiteren Standorten in Bamberg, Bayreuth und Amberg sind in einem beiliegenden Heft übersichtlich zusammengestellt. Die Experten sind somit für Betroffene gut sichtbar und leicht erreichbar.

Die Broschüre kann kostenfrei im CCC Erlangen-EMN angefordert werden unter Telefon: 09131 85-47044 oder per E-Mail: ccc-direktion@uk-erlangen.de.

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06.02.2019 Startschuss für den Medizincampus Oberfranken
uni | mediendienst | aktuell Nr. 12/2019

Nach Kabinettsbeschluss kann das Projekt für eine bessere medizinische Versorgung jetzt beginnen

Grünes Licht aus München: Die Projektpartner – die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), die Klinikum Bayreuth GmbH, das Universitätsklinikum Erlangen und die Universität Bayreuth – begrüßen die vom Bayerischen Kabinett beschlossene Einrichtung des Medizincampus Oberfranken. „Es kann losgehen! Das haben wir gestern im Ministerrat so beschlossen“, sagt der bayerische Wissenschaftsminister Bernd Sibler.

„Mit dem Medizincampus können wir in Zukunft auch in Oberfranken jungen Menschen eine Ausbildung zur Ärztin oder zum Arzt ermöglichen und damit die Zahl der Medizinstudienplätze in Bayern weiter erhöhen. Ich freue mich darüber, dass das innovative Kooperationsmodell der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, der Universität Bayreuth, der Klinikum Bayreuth GmbH und dem Universitätsklinikum Erlangen von unabhängigen Gutachtern positiv bewertet wurde. Mit diesem Konzept können wir dazu beitragen, die Ärzteversorgung vor Ort sicherzustellen und die gesamte Region zu stärken. Schon heute freue ich mich darauf, die ersten Medizinstudenten und Medizinstudentinnen in Bayreuth begrüßen zu können“, sagt Sibler.

Gemeinsam hatten die Projektpartner seit Sommer 2017 ein umfangreiches Konzept erarbeitet, um ein ambitioniertes Ziel zu erreichen: Zukünftig sollen 100 Medizinstudierende pro Jahr im klinischen Studienabschnitt am Medizincampus Oberfranken ausgebildet werden. Um die Bindungen von Studieninteressierten aus der Region zu erhalten, beginnt der neue FAU-Studiengang „Humanmedizin Erlangen-Nürnberg/Bayreuth“ mit dem ersten Studienabschnitt in Erlangen und das bereits zum Wintersemester 2019/20. Die Ausbildung im zweiten Studienabschnitt erfolgt dann ab 2021 am Medizincampus Oberfranken in Bayreuth.

Viel Zeit ist also nicht mehr. So sieht das auch ein Gutachtergremium, das die Machbarkeitsstudie der Projektpartner geprüft und damit dem Bayerischen Kabinett eine Entscheidungsgrundlage gegeben hat. Die Experten, durchwegs Vertreterinnen und Vertreter hochrangiger Universitätskliniken aus dem In- und Ausland, kommen zu der Einschätzung, die bisherige Planung sei „sehr umfassend“, „belastbar“ und „realistisch“. Unter dem Strich kommen die Gutachter zu folgendem Ergebnis: „Das Konzept ist überzeugend auf das Ziel hin ausgerichtet, die Ärzteausbildung in der Region Oberfranken quantitativ deutlich auszubauen, ohne dabei Einbußen in der ärztlichen Qualifikation zu erleiden.“

Eines der zentralen Ziele, das die Bayerische Staatsregierung mit dem Medizincampus Oberfranken anstrebt, ist eine bessere ärztliche Versorgung außerhalb der Ballungsräume. Junge Ärztinnen und Ärzte sollen die Möglichkeit haben, in der Region zu bleiben, in der sie ihre Ausbildung absolviert haben.

Dass die vorklinische Ausbildung an der Medizinischen Fakultät der FAU stattfindet, werten die Gutachter als weiteren großen Vorteil des Kooperationskonzepts. Die sehr gut etablierte Medizinerausbildung an der FAU sorge dafür, dass die Qualität des Studiums von Anfang an hoch ist. Die vorklinischen Institute, darauf weisen die Gutachter hin, müssten personell und infrastrukturell verstärkt werden. Dieser gemeinsame Weg sei der richtige – wörtlich heißt es in dem Gutachten: „Dies ist dem langwierigen und kostspieligen Aufbau einer vollständigen Vorklinik am Standort Bayreuth vorzuziehen.“

Allerdings erwarten die Gutachter, dass es gut zehn Jahre dauern dürfte, bis sich dieser regionale Effekt, eventuell gemeinsam mit der sogenannten Landarztquote, spürbar auswirken und die medizinische Versorgung in Oberfranken verbessern werde.

„Mit dem Medizincampus Oberfranken tragen wir dazu bei, die medizinische Ausbildung und Versorgung in Bayern weiter zu verbessern. Die FAU verfügt nicht nur über eine traditionsreiche Universitätsmedizin mit Forschung und Lehre auf höchstem Niveau, sondern auch über ausgewiesene Kompetenz in benachbarten Disziplinen wie der Medizintechnik. Darüber hinaus bringen wir mit unserem Allgemeinmedizinischen Institut die besten Voraussetzungen mit, junge Studierende für den Beruf des Landarztes zu begeistern und so die medizinische Versorgung vor Ort zu sichern", erklärt Prof. Dr. Joachim Hornegger, Präsident der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Dass der Medizincampus Oberfranken einen Innovationsschub auslösen wird, dafür steht auch und gerade die Universität Bayreuth. Dort entstehen profilbildende Professuren in den Schwerpunktbereichen Public Health, Digital Health/Big Data und Molekulare Biosysteme, die nach Einschätzung der Gutachter an den bestehenden Forschungsschwerpunkten der Universitäten Bayreuth und Erlangen-Nürnberg ansetzen. „Und sie stärken den Ansatz, neue Modelle der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum zu etablieren“, schreiben die Gutachter. Darin sehen sie eine große Chance und Stärkung der Region Oberfranken.

„Mit den Profilprofessuren stärken wir die medizinnahe Forschung an der Universität Bayreuth, bieten den Studierenden des Medizincampus Oberfranken ein forschungsfreundliches Umfeld und intensivieren unsere Forschungszusammenarbeit mit der Universität Erlangen-Nürnberg. Dies hat einen direkten Nutzen für Patientinnen und Patienten aus Oberfranken und weit darüber hinaus“, sagt Prof. Dr. Stefan Leible, Präsident der Universität Bayreuth.

Auch Prof. Dr. Eckard Nagel, Direktor des Instituts für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften der Universität Bayreuth, nimmt mit großer Freude die wichtige Entscheidung der Landesregierung zur Kenntnis. Besondere Chancen sieht er im Ausbau der Allgemeinmedizin einschließlich eines Netzwerks von Lehr- und Forschungspraxen und der zukünftigen Ausrichtung des Curriculums auf die ärztliche Tätigkeit im ländlichen Raum. So stellt das vorgelegte Konzept ein zukunftsweisendes Modell für die Regionalisierung der Ärzteausbildung unter der Verantwortung der Universitätsmedizin dar, was auch die Gutachterinnen und Gutachter besonders betont haben.

Vor den wohl tiefgreifendsten Veränderungen steht die Klinikum Bayreuth GmbH, auch dies lässt sich aus dem Positionspapier der Gutachter herauslesen. Und das nicht nur unter baulichen und infrastrukturellen Gesichtspunkten. Mit 21 habilitierten Ärzten und der Tatsache, dass die Klinikum Bayreuth GmbH seit 1984 Lehrkrankenhaus der FAU ist, sei eine solide Grundlage für eine umfassende Lehre im klinischen Abschnitt gelegt.

Allerdings bestünden noch klinische Lücken, die „sorgfältig und mit hohem akademischen Anspruch geschlossen werden müssen“. Um dies zu gewährleisten, empfiehlt das Gutachten eine weiterhin enge Kooperation zwischen der FAU und der Klinikum Bayreuth GmbH. Laut Prof. Dr. Thomas Rupprecht, dem Ärztlichen Direktor der Klinikum Bayreuth GmbH, können diese Lücken bald geschlossen werden.

Ziel müsse es sein, an der Klinikum Bayreuth GmbH neben der qualitativ hochwertigen Patientenbetreuung eine akademisch geprägte Kultur zu etablieren. Dazu bedarf es auch einer Verankerung der Wissenschaftlichkeit im klinischen Studienabschnitt und des Aufbaus einer eigenen Forschungsinfrastruktur. „Dieses Ziel war einer der Gründe für den Start des Projektes“, so Prof. Dr. Rupprecht und Dr. Joachim Haun, Geschäftsführer der Klinikum Bayreuth GmbH. Dass die Projektpartner dafür ein eigenes Lehr- und Forschungsgebäude vorsehen, werten die Gutachter positiv. Ein bereits in Planung befindliches Ärztehaus wird Raum bieten, bis die beiden Neubauten des Medizincampus fertiggestellt sind.

„Der Medizincampus Oberfranken ist ein großer und wichtiger Fortschritt für unser kommunales Krankenhaus und für unsere gesamte Region“, sagt Landrat und Aufsichtsratsvorsitzender Hermann Hübner. Die medizinische Qualität werde weiter steigen. Und: Mit bis zu 400 zusätzlichen Studierenden und mehr als 150 neuen Arbeitsplätzen gehöre der Medizincampus zu den bedeutendsten Entwicklungszentren der kommenden Jahre. Die stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrats, Bayreuths Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe, sieht die Kabinettsentscheidung auch als Ergebnis des jahrelangen Ringens. Für Bayreuth und die Region ist die Entscheidung der Staatsregierung für dieses Projekt von ungeheuer großem Wert.“

„Die FAU und ihre Medizinische Fakultät bildet seit 275 Jahren Medizinstudierende aus, immer auf Basis der neuesten medizinischen Forschungsergebnisse, viele haben in Ober- und Mittelfranken Abitur gemacht und lassen sich hier nieder“, sagt der Dekan der Medizinischen Fakultät der FAU, Prof. Dr. Jürgen Schüttler. „Es würde mich freuen, wenn sich viele Abiturienten aus der Region bereits für das Wintersemester 2019/20 bei hochschulstart.de für das Medizinstudium Erlangen-Nürnberg/Bayreuth bewerben.“

Zahlen und Fakten zum Medizincampus Oberfranken
2019      Noch in diesem Jahr werden die ersten Medizinstudentinnen und -studenten ihre Ausbildung an der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg beginnen.

2021      In zwei Jahren werden die ersten Studierenden in ihre klinische Ausbildung in Bayreuth starten.

2026      In sieben Jahren soll der Vollausbau des Medizincampus Oberfranken erreicht sein. Im Studiengang „Humanmedizin Erlangen-Nürnberg/Bayreuth“ werden dann rund 600 angehende Ärztinnen und Ärzte eingeschrieben sein und rund 400 in Oberfranken studieren.

36           Millionen Euro: Auf diesen Betrag werden sich nach die jährlichen Gesamtkosten für den Medizincampus Oberfranken bei Vollausbau einschließlich der Profilprofessuren der Universität Bayreuth belaufen.


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01.02.2019 Gesellschaft für Telematikanwendungen Montgomery: Sachverstand statt Staatsdirigismus
Pressemitteilung der Bundesärztekammer

Berlin, 01.02.2019 – Zur geplanten Übernahme von 51 Prozent der
Gesellschafteranteile der gematik durch das
Bundesgesundheitsministerium erklärt Prof. Dr. Frank Ulrich
Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer:
„Im Koalitionsvertrag steht noch das klare Bekenntnis der
Regierung zu Freiberuflichkeit und Selbstverwaltung. Jetzt aber
soll die Selbstverwaltung im Gesundheitswesen mit einem
staatsdirigistischen Eingriff ausgehebelt werden. Denn de facto
wird die Gesellschaft für Telematikanwendungen zu einer
staatlichen Oberbehörde, wenn das Gesundheitsministerium 51
Prozent der Anteile übernimmt. Das wäre ein Systembruch, den
wir strikt ablehnen. Medizinische Notwendigkeit,
Wissenschaftlichkeit und die Einbeziehung des Sachverstands der
Beteiligten und Betroffenen in der Selbstverwaltung müssen
grundlegende Prinzipien der Weiterentwicklung unseres
Krankenversicherungssystems bleiben, nicht aber
staatsbürokratische Vorgaben.“

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Montgomery: Sachverstand statt Staatsdirigismus

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01.02.2019 Moderne OP-Techniken verbessern Überleben bei Aortendissektion
uni | mediendienst | forschung Nr. 12/2019

Studie zeigt, wie Patienten mit weniger neurologischen Schäden einen lebensbedrohlichen Einriss der Hauptschlagader überleben können

Wenn die innere Gefäßwand der Hauptschlagader einreißt und sich zwischen den inneren Gefäßwänden Blut ansammelt, sprechen die Ärzte von einer lebensbedrohlichen Aortendissektion. Die Symptome des Patienten gleichen dem eines Schlaganfalls und die Sterblichkeit liegt bei ein bis zwei Prozent pro Stunde. „Neben der schnellen und richtigen Diagnostik ist die richtige OP-Technik für den Behandlungserfolg entscheidend“, weiß PD Dr. Frank Harig, Oberarzt der Herzchirurgischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Michael Weyand) des Universitätsklinikums Erlangen. Über zehn Jahre lang erforschte er optimale Therapien und publizierte seine Ergebnisse jetzt im „International Journal of Surgery & Surgical Techniques“.*

Hauptsymptome einer Aortendissektion sind ein heftiger messerstichartiger Rückenschmerz –  oft nach akuter Belastung wie Schneeschaufeln oder Holzhacken –, ein Kreislaufkollaps oder neurologische Störungen vielfältiger Art. Die Symptome ähneln denen eines Schlaganfalls, z. B. die halbseitige Lähmung. „Insbesondere diese neurologischen Symptome waren der Anlass, genauere Studien über optimierte OP-Techniken durchzuführen“, sagt Dr. Harig.

Der Erlanger Herzchirurg konnte zeigen, dass in bis zu jedem vierten Fall auch die Halsschlagadern von der Aortendissektion betroffen sind, sodass die Durchblutung des Gehirns vermindert ist. Das Resultat: Vor der Operation treten bereits in elf Prozent der Fälle neurologische Störungen auf, davon sind acht Prozent Halbseitenlähmungen. Männer sind 2,1-fach häufiger betroffen als Frauen. Von diesen voroperativen Ausfällen sind dank optimierter OP-Techniken 33 Prozent umkehrbar. Die Häufigkeit nachoperativer Störungen konnte um 50 Prozent vermindert werden, sodass im Laufe der vergangenen Jahre nur noch bei ca. zehn Prozent der Patienten bleibende neurologische Störungen zu beobachten waren.

Zu den genannten OP-Techniken zählt neben speziellen Kanülierungstechniken für die hirnzuführenden Arterien (selektiv antegrade Hirnperfusion) auch die Überwachung der Sauerstoffsättigung spezieller Gehirnabschnitte (Lobus frontalis) sowie eine milde Herabsenkung der Körpertemperatur (Hypothermie). Ohne Operation versterben die meisten Patienten (ca. 60 Prozent) innerhalb von zwei Tagen – 33 Prozent aufgrund eines Gefäßrisses, 15 Prozent wegen neurologischer Schäden und zwölf Prozent wegen Durchblutungsstörungen des Darms oder der Nieren. Bei acht Prozent kommt es zu einer Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel.

Mit Operation konnten die Überlebenschancen erheblich verbessert werden – von 70 auf aktuell 85 Prozent. Das Resümee von Dr. Harig: „Auch in Zukunft wird es darauf ankommen, dass der Patient so schnell wie möglich einen Arzt aufsucht, der dann rasch – meistens mittels Computertomografie – die richtige Diagnose stellt. Ambulanzärzte, egal ob Neurologen, Orthopäden oder andere Fachrichtungen, sollten auch an eine Beteiligung der Hauptschlagader denken, falls ein Patient mit sehr heftigen, plötzlich einsetzenden Rückenschmerzen zu ihnen kommt.“

* http://medwinpublishers.com/IJSST/IJSST16000132.pdf

„F. Harig et al. Optimizing Outcome in Stanford Type A Dissection – A 10 Year Analysis Focusing on Surgical Techniques and Neurological Outcome. International Journal of Surgery & Surgical Techniques 2019, 3(1):000132“.


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31.01.2019 Bindegewebe auf Abwegen - wenn die Organe vernarben
uni | mediendienst | forschung Nr. 11/2019

Mediziner entdecken Eiweißmolekül, das Bindegewebszellen umprogrammiert

Die vermehrte Ablagerung von Bindegewebe ist ein Problem bei chronischen Erkrankungen vieler Organe wie der Lunge (Idiopathische Lungenfibrose), der Leber (Leberzirrhose), der Nieren (Nierenfibrose), des Darmes (Graft-versus-Host Krankheit) und der Haut (Systemische Sklerose). Bis zu 40 Prozent aller Todesfälle in Industrienationen werden durch die Ablagerung von Bindegewebe mit anschließender Gewebevernarbung verursacht. Effektive Behandlungsmöglichkeiten stehen derzeit jedoch kaum zur Verfügung. Wissenschaftler aus der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie (Direktor: Prof. Dr. Georg Schett) des Universitätsklinikums Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben jetzt ein molekulares Netzwerk entschlüsselt, das diese Prozesse kontrolliert und dadurch eine neue Möglichkeit für die Therapie von Organvernarbung darstellen könnte. Die Ergebnisse zeigen, dass das Eiweiß PU.1 die krankhafte Ablagerung von Bindegewebe verursacht. Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler jetzt im renommierten Fachmagazin Nature veröffentlicht.*

Bei Bindegewebserkrankungen – sogenannten „Fibrosen“ wie beispielsweise der Systemischen Sklerose – kommt es durch eine überschießende Aktivierung von Bindegewebszellen zu einer Verhärtung des Gewebes und zu einer Narbenbildung innerhalb des betroffenen Organs. Diese Krankheiten können prinzipiell jedes Organsystem befallen und sehr häufig zur Störung der Organfunktion führen. Bindegewebszellen spielen bei Gesunden eine Schlüsselrolle bei der normalen Wundheilung. Kann jedoch die Aktivierung von Bindegewebszellen nicht abgeschaltet werden, kommt es zu fibrotischen Erkrankungen, bei denen massenhaft Matrix im Gewebe abgelagert wird, was zu einer Vernarbung und Funktionsstörung der betroffenen Gewebe führt. Warum diese Reparaturprozesse bei fibrotischen Erkrankungen ausarten, war jedoch bisher unklar.

Ein Wissenschaftlerteam um Dr. Andreas Ramming am Lehrstuhl für Innere Medizin III der FAU konnte nun einen molekularen Mechanismus entschlüsseln, der für die andauernde Aktivierung von Bindegewebszellen verantwortlich ist. In experimentellen Studien nahmen die Forscher das Eiweißmolekül PU.1 ins Visier. In der normalen Wundheilung wird die Bildung von PU.1 vom Körper gehemmt, damit am Ende des normalen Heilungsprozesses die Bindegewebszellen wieder in einen Ruhezustand zurückkehren können.

„Wir konnten nachweisen, dass PU.1 bei verschiedenen Bindegewebserkrankungen in der Haut, Lunge, Leber und der Niere aktiviert wird. PU.1 bindet an die Erbsubstanz (DNA) in Bindegewebszellen und programmiert diese um, was zu einer anhaltenden Ablagerung von Gewebsbestandteilen führt“, erklärt Dr. Ramming. PU.1 ist nicht der einzige Faktor, der an Fibrosen beteiligt ist, denn schon in der Vergangenheit wurden Faktoren identifiziert, die bei der Ablagerung von Narbengewebe beteiligt sind. Was neu entdeckt wurde, ist, dass  PU.1 eine zentrale Rolle in einem Netzwerk aus Faktoren übernimmt, die diesen Prozess steuern. „PU.1 ist gleichsam der Dirigent in einem Orchester“, erklärt Ramming, „nimmt man ihn heraus, fällt das gesamte Konzert in sich zusammen". Der Ansatz ließ sich therapeutisch bereits mit einem experimentellen Pharmakon realisieren. Dies nährt die Hoffnung, dass bald klinische Studien zur Hemmung von PU.1 starten können, mit dem Ziel Fibrose besser zu behandeln.

Die Arbeiten wurden durch den Sonderforschungsbereich 1181 „Schaltstellen der Auflösung der Entzündungsreaktion“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützt.

* http://dx.doi.org/10.1038/s41586-019-0896-x

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30.01.2019 Gesundheitsministerin informierte sich über „NTX 360°- Betreuungsprogramm für Nierentransplantierte soll Nachversorgung verbessern
uni | mediendienst | aktuell Nr. 10/2019

Die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml nutzte heute (30.01.2019) die Einladung von Prof. Dr. Mario Schiffer, der seit September 2018 neuer Direktor der Medizinischen Klinik 4 – Nephrologie und Hypertensiologie des Universitätsklinikums Erlangen ist, um sich über das innovative Nachversorgungsprogramm für nierentransplantierte Patienten zu informieren. Prof. Schiffer hatte vor dem Wechsel nach Erlangen zusammen mit Kollegen der Medizinischen Hochschule Hannover das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Innovationsprojekt „NTX 360°“entwickelt, das jetzt auch am Uni-Klinikum Erlangen angeboten wird. Bei einem Rundgang durch die Medizin 4 betonte Gesunheitsministerin Melanie Huml: „Eine Transplantation geht mit weitreichenden Veränderungen in vielen Lebensbereichen eines Menschen einher. Nach einer erfolgreichen Nierentransplantation bedarf es daher einer intensiven Nachsorge am Patienten, um den Verlust des Organs zu verhindern und den Gesundheitszustand der Patienten auf Dauer zu erhalten. Um diese komplexe Gesamtsituation zu bewältigen, ist ein umfassendes interdisziplinäres Fachwissen erforderlich.“

NTX 360° verringert das Risiko von Organabstoßungen

In NTX 360° rücken die Transplantationszentren und die Niedergelassenen enger zusammen. Die Patienten erhalten gleichzeitig ein interdisziplinäres und individuell an ihre Bedürfnisse angepasstes Angebot, um eine möglichst lange Transplantatgesundheit zu erreichen. Prof. Schiffer sagte: „Damit können wir Nierenpatienten in der Metropolregion Nürnberg eine interdisziplinäre Versorgung auf höchstem Niveau anbieten, die weit über die Transplantation hinausgeht. Die Voraussetzung ist allerdings, dass sich die Krankenkasse des Patienten dem Projekt angeschlossen hat.“ Das Innovationsprogramm NTX 360° beinhaltet auch neue Angebote, wie eine elektronische Fallakte, mit deren Hilfe Labor- und Untersuchungsergebnisse nahtlos zwischen dem Transplantationszentrum und dem niedergelassenen Arzt ausgetauscht werden können, sowie die Möglichkeit einer wohnortnahen Televisitation.

Kein Organ wird häufiger transplantiert als die Niere. Allein im Transplantationszentrum Erlangen-Nürnberg wurden 2018 insgesamt 68 Nieren transplantiert. Doch auch bei keinem anderen Organ ist die Warteliste so lang: Auf eine Spenderniere kommen rund sieben Patienten; die durchschnittliche Wartezeit dauert acht bis zehn Jahre – sofern die Möglichkeit einer Lebendspende durch einen Angehörigen ausscheidet. Für den Betroffenen wird die Dialysebehandlung zur überlebenswichtigen Routine. Kommt dann der Anruf, dass ein passendes Spenderorgan gefunden wurde, scheint das Ziel erreicht zu sein. Doch damit das Organ gesund bleibt und nicht abgestoßen wird, bedarf es einer exzellenten Zusammenarbeit zwischen dem Transplantationszentrum, den niedergelassenen Ärzten und dem Patienten – und das auch noch weit nach der Operation.

Hier setzt Prof. Schiffer mit NTX 360° an: Das Programm sorgt für bessere Strukturen, um die langfristige Patientenversorgung nach der Transplantation zu optimieren. Wie wichtig diese gewissenhafte Nachsorge ist, unterstreichen die Zahlen: In den ersten drei Jahren nach der Transplantation verlieren rund acht Prozent der Transplantierten ihr Organ durch Abstoßungsreaktionen. Weitere Begleiterkrankungen, etwa des Herz-Kreislauf-Systems, nehmen im Verlauf zu. „Mit einer engmaschigeren Kommunikation und einer Nachsorge, die sich noch mehr auf den Patienten einstellt, könnten wir diese Zahlen korrigieren“, sagt Prof. Schiffer.

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28.01.2019 Zellen, die den Darm zerstören Mediziner entdecken Zelltyp, der Entzündungsschübe bei Darmerkrankungen auslöst
uni | mediendienst | forschung Nr. 8/2019

Mehr als 400.000 Menschen in Deutschland sind von den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa betroffen. Die Erkrankungen verlaufen in Schüben und führen zu einer Zerstörung des Darmgewebes. Trotz immenser Fortschritte in der medikamentösen Behandlung kann die chronische Entzündung nach wie vor bei einer Vielzahl von Patienten nicht ausreichend in den Griff bekommen werden. Ferner war bisher weitgehend unklar, wie Entzündungsschübe ausgelöst werden. Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben nun in Zusammenarbeit mit Kollegen aus den Niederlanden zeigen können, dass bestimmten Zellen im Darm eine Schlüsselrolle bei der Auslösung von Erkrankungsschüben zukommt. Hierdurch ergeben sich innovative Ansätze für zukünftige Therapien. Die Ergebnisse der Untersuchungen haben sie nun in der renommierten Zeitschrift „Nature Immunology“ veröffentlicht.*

Der Entstehung chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen liegt ein komplexes Zusammenspiel zahlreicher Faktoren zugrunde. Dieses führt letztendlich zu einer übersteigerten Aktivierung des darmeigenen Immunsystems und im Zuge der so hervorgerufenen Entzündung zu oft schwerwiegenden Krankheitssymptomen. Zum Immunsystem des Darms gehören auch sogenannte gewebsansässige Gedächtnis-T-Zellen, kurz TRM (Tissue Resident Memory)-Zellen. Deren Rolle bei der Entstehung chronischer Entzündung im Darm war bislang unklar.

Ein Forscherteam am Universitätsklinikum Erlangen um Dr. Sebastian Zundler und Prof. Dr. Markus F. Neurath, Direktor der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie, hat diese nun entschlüsselt. In Kooperation mit dem niederländischen Sanquin Research Institut zeigten die Wissenschaftler unter anderem, dass TRM-Zellen ein hohes entzündungsförderndes Potenzial besitzen und offenbar Entzündungsschübe auslösen. Die Daten legen zudem nahe, dass TRM-Zellen die Einwanderung und Differenzierung anderer Immunzellen regulieren und damit zentral sind, um die Immunantwort zu steuern. Dementsprechend haben Patienten mit hohem Anteil an TRM-Zellen in der Darmschleimhaut ein höheres Risiko, im Verlauf der Erkrankung Schübe zu entwickeln als solche mit niedrigem Anteil.

„Welche Rolle TRM-Zellen bei immunologisch vermittelten Erkrankungen spielen, war bislang völlig unklar“, erklärt Prof. Dr. Markus F. Neurath. „Wir gehen davon aus, dass sich unsere Erkenntnisse auch auf andere chronisch-entzündliche Erkrankungen übertragen lassen.“ Außerdem hoffen die Forscher mit ihrer Entdeckung die Grundlagen für potenzielle zukünftige Therapieansätze zu legen. „Durch die Schlüsselrolle von TRM-Zellen bei chronischer Entzündung im Darm, stellen sie ein interessantes Therapieziel dar“, prognostiziert Dr. Sebastian Zundler, „möglicherweise könnten so sehr frühe Ereignisse im Rahmen der Krankheits- beziehungsweise Schubentwicklung unterdrückt werden.“

* http://dx.doi.org/10.1038/s41590-018-0298-5 


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28.01.2019 Organspende - Montgomery: „Hauruck-Verfahren bei Widerspruchslösung würde die Menschen verunsichern“
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 28.01.2019 – „Für die Menschen auf der Warteliste ist es
höchste Zeit, dass der Gesetzgeber die strukturellen Hürden für
die Organspende in Deutschland beseitigt. Mit dem von der
Bundesregierung vorgelegten Entwurf für ein Gesetz zur
Verbesserung der Zusammenarbeit und der Strukturen bei der
Organspende kommen wir hier ein großes Stück weiter.“ Das
sagte Bundesärztekammer-Präsident Prof. Dr. Frank Ulrich
Montgomery vor der öffentlichen Anhörung des Bundestags-
Gesundheitsausschusses zum Entwurf eines „Zweiten Gesetzes
zur Änderung des Transplantationsgesetzes“ am kommenden
Mittwoch.
„Die Entnahmekrankenhäuser betreiben einen erheblichen
Aufwand, bleiben aber häufig auf ihren Kosten sitzen. Deshalb ist
es besonders wichtig, dass die Organentnahme in Zukunft
ausreichend finanziert wird“, betonte Montgomery. Ebenso
notwendig sei eine bundeseinheitliche Freistellungsregelung für
die Transplantationsbeauftragten. Sie könne
Transplantationsbeauftragten dabei helfen, sich voll auf ihre
Aufgaben zu konzentrieren.

Montgomery begrüßte, dass die Regierung die Frage der
Widerspruchslösung aus der Gesetzesinitiative ausgeklammert
hat. „Bei der Widerspruchslösung geht es um ein hochsensibles
Thema, das ethische, religiöse und verfassungsrechtliche Fragen
berührt. Daher muss die Debatte in der ganzen gesellschaftlichen
Breite geführt und dann aus der Mitte des Bundestags heraus
entschieden werden. Ein Hauruck-Verfahren würde die Menschen
verunsichern. Im Interesse der Patienten auf der Warteliste sollte
das unbedingt vermieden werden.“

In ihrer schriftlichen Stellungnahme zu dem Entwurf bezeichnet
die Bundesärztekammer (BÄK) die Gesetzesinitiative als geeignet,
die Organspende als Gemeinschaftsaufgabe „in einem plural
organisierten Transplantationswesen weiter zu stärken“. Nach
Auffassung der BÄK könne sie mit dazu beitragen, den Menschen
auf der Warteliste deutlich bessere Lebenschancen zu eröffnen.
Unter anderem hebt die BÄK die vorgesehene Einrichtung eines
neurologischen konsiliarärztlichen Bereitschaftsdienstes hervor.
Dadurch würden die Entnahmekrankenhäuser bei der Erfüllung
ihrer gesetzlichen Verpflichtung zur Feststellung des irreversiblen
Hirnfunktionsausfalls besser unterstützt. Für die Menschen auf
der Warteliste könne so eine größtmögliche Identifikation
potentieller Organ- und Gewebespender erreicht werden.
Allerdings sei die für die Einrichtung des neurologischen
konsiliarärztlichen Bereitschaftsdienstes vorgesehene Frist
deutlich zu knapp bemessen. Die Bundesärztekammer schlägt
vor, die Frist um ein Jahr, bis zum 31. Dezember 2020 zu
verlängern.

Stellungnahme der Bundesärztekammer zum Entwurf eines
Zweiten Gesetzes zur Änderung des Transplantationsgesetzes –
Verbesserung der Zusammenarbeit und der Strukturen bei der
Organspende

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23.01.2019 Quitterer kandidiert in Berlin für BÄK
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Der kommende 122. Deutsche Ärztetag im Mai 2019 in Münster wird auch ein Wahl-Ärztetag. Der amtierende Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), Dr. Gerald Quitterer, hat seine Kandidatur für das Amt des Präsidenten der Bundesärztekammer (BÄK) angemeldet. Quitterer, Klasse 1956, ist Facharzt für Allgemeinmedizin und seit 1986 in Eggenfelden/Niederbayern niedergelassen. Hier betreibt er eine überörtliche Gemeinschaftspraxis mit vier angestellten Ärztinnen und Ärzten.

Quitterer ist Hausarzt „mit Leib und Seele“ und in der Berufspolitik kein Neuling: So ist der BLÄK-Präsident nach seiner langjährigen Erfahrung in der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) ebenso Bezirksvorsitzender für Niederbayern des Bayerischen Hausärzteverbandes (BHÄV).

Auf seiner Agenda für die BÄK steht für Quitterer vor allem die Stärkung des Berufsbildes Arzt. „Das uns tag täglich von den Patienten entgegengebrachte Vertrauen und die damit verbundene Wertschätzung für uns Ärzte muss auch in Berlin – auf der Seite der Politik – deutlicher spürbar und erlebbar werden“, sagt Quitterer. Hier sieht er eine gewisse Diskrepanz und fordert das Ende einer immer tiefer gehenden regulierenden Gesetzgebung, wie es sich bspw. aktuell mit dem „Terminservice- und Versorgungsgesetz“ (TSVG) abzeichnet. Der Erhalt und die Stärkung der Freiberuflichkeit der Ärzte – egal ob in Praxis oder in der Klinik tätig, die Gestaltungsmöglichkeiten für die ärztliche Selbstverwaltung, der Bürokratieabbau – das alles seien Zukunftsthemen, um sowohl die jetzt Tätigen als auch den ärztlichen Nachwuchs mitnehmen zu können. Das vertrauensvolle Arzt-Patienten-Verhältnis bilde dabei das Fundament der Profession Arzt. „Der gefühlte Verlust der Entscheidungshoheit über unsere eigenen beruflichen Belange darf niemals Oberwasser über unsere ärztliche Tätigkeit erlangen“, ist der Hausarzt überzeugt. Seit vielen Jahren engagiert sich Quitterer zudem für die Medizinischen Fachangestellten, die wichtige Teammitglieder in der Patientenversorgung sind.
Welche Themen wird Quitterer künftig in den Fokus rücken? Was die Ärzte tatsächlich bedrückt, interessiert, beschäftigt und wo sie dringend Handlungsbedarf sehen, weiß Quitterer ganz genau, ist er doch ein „Vertragsarzt an der Basis“. Einen Namen machte sich der gremienerfahrene Quitterer vor allem im BHÄV im Engagement um bessere Arbeitsbedingungen und Honorare in der hausärztlichen Versorgung. Dabei scheute er in der Diskussion über diverse Gesundheitsreformen auch den Konflikt mit der der Politik nicht.

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21.01.2019 Neu entdecktes Blutgefäßsystem in Knochen Netzwerk versorgt Knochen und hilft Immunzellen, schnell zu Entzündungsherden zu kommen
uni | mediendienst | forschung Nr. 7/2019

Ein bisher übersehenes Netzwerk aus feinsten Blutgefäßen, das das Knochenmark direkt mit der Zirkulation der Knochenhaut verbindet, hat eine Wissenschaftlergruppe unter Leitung der Universität Duisburg-Essen (UDE) identifiziert. An der Studie waren auch Forscher des Universitätsklinikums Essen, des Universitätsklinikums Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) sowie von Forschungseinrichtungen in Jena, Berlin, Dresden und Bern beteiligt. Ihre Ergebnisse haben sie jetzt im renommierten Fachmagazin „Nature Metabolism“ publiziert.*

Knochen sind zwar sehr harte Organe, sie haben aber auch ein dichtes Netzwerk von Blutgefäßen in ihrem Inneren, wo sich das Knochenmark befindet, sowie auf der mit Knochenhaut bedeckten Außenseite. Deshalb bluten beispielsweise Knochenbrüche erheblich. Allerdings können durch dieses Gefäßsystem auch neu gebildete Blutzellen das Knochenmark verlassen und in den Körper auswandern.

„Wie jedes Organ benötigt ein Knochen für diese Funktionen einen geschlossenen Blutkreislauf. Während frisches Blut über Arterien in das Organ hineintransportiert wird, fließt über die Venen das verbrauchte Blut wieder heraus. Wie dieser geschlossene Blutkreislauf von Röhrenknochen genau aussieht, war allerdings bisher noch nicht ganz klar“, erklärt Dr. Anika Grüneboom, Medizinische Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie des Uni-Klinikums Erlangen, die ihre Promotion in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Matthias Gunzer an der UDE angefertigt hat.

Teils über tausend Blutgefäße

In Knochen von Mäusen fand die Wissenschaftlergruppe nun teils über tausend bisher unbekannte Blutgefäße, die auf der gesamten Länge quer durch den kompakten Knochen, die sogenannte Kortikalis, verlaufen. Deshalb bezeichneten die Forscher sie als „Transkortikalgefäße“. Weiter konnten sie zeigen, dass durch dieses neu entdeckte Gefäßsystem die überwiegende Menge sowohl des arteriellen als auch des venösen Blutes fließt. Das bedeutet, dass das System zentral ist, um den Knochen mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen.

Darüber hinaus stellten die Forscher fest, dass das Gefäßsystem von den Immunzellen im Knochenmark genutzt wird, um in den Blutkreislauf zu gelangen – gerade bei entzündlichen Krankheiten ist es wichtig, dass die Immunzellen den Entzündungsherd schnell erreichen. Das Gefäßsystem reagiert zudem auf Erkrankungen, die mit Knochen in Verbindung stehen wie Osteoporose oder rheumatoide Arthritis: Je nach Erkrankung werden mehr oder weniger Blutgefäße gebildet und dementsprechend variiert die Zahl der Immunzellen, die aus dem Knochen ins Blut auswandern können.

Prof. Gunzer: „Die bisherigen Konzepte beschrieben lediglich einige wenige arterielle Zuflüsse und zwei venöse Abflüsse bei Knochen. Das ist vollkommen unvollständig und spiegelt die natürliche Situation überhaupt nicht wider. Es ist schon erstaunlich, dass man im 21. Jahrhundert noch neue anatomische Strukturen finden kann, die in keinem Lehrbuch beschrieben werden.“

Möglich wurde dies durch eine einmalige Mischung aus modernsten Bildgebungsverfahren, die über die Jahre aufgebaut und perfektioniert wurden. „Viele davon wurden von uns zum ersten Mal eingesetzt, um den Blutfluss in Knochen zu untersuchen“, sagt Prof. Gunzer, „etwa die sogenannte Lichtblattmikroskopie oder die ultrahochaufgelöste 7-Tesla-Magnetresonanztomografie.“

Mit persönlichem Körpereinsatz

Mit diesen Techniken wurde gezeigt, dass Transkortikalgefäße auch in einigen Bereichen der deutlich dickeren Knochen beim Menschen vorkommen. Die Studie erforderte von allen Teilnehmern vollen – auch körperlichen – Einsatz. So legte sich Prof. Gunzer für die 7-Tesla-Untersuchungen an der UDE insgesamt etwa sechs Stunden selbst ins Gerät, bis die hochaufgelösten Bilder endlich „im Kasten“ waren.

In der Zukunft soll nun untersucht werden, welche Rolle Transkortikalgefäße für die normale Knochenphysiologie und bei Krankheiten wie zum Beispiel Osteoporose oder Tumoren, die in den Knochen metastasieren, spielen.

* http://doi.org/10.1038/s42255-018-0016-5 

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Dr. Anika Grüneboom
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21.01.2019 Verlagert- Forscher der FAU, des Deutschen Krebsforschungszentrums und des BIH decken die genetischen Ursachen von Speicheldrüsentumoren auf
uni | mediendienst | forschung Nr. 6/2019

Unter den verschiedenen bösartigen Formen des Speicheldrüsenkrebses ist das Azinuszellkarzinom die dritthäufigste. Diese Tumoren ähneln normalem Speicheldrüsengewebe und treten vor allem in der Ohrspeicheldrüse auf. Die molekularen Ursachen der Erkrankung waren bisher unbekannt. Forscher des Universitätsklinikums Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg sowie des Berlin Institute of Health (BIH) konnten diese nun aufklären.

Mithilfe der Genomsequenzierung von Tumorgeweben haben die Wissenschaftler eine Umlagerung von genetischem Material, eine sogenannte Translokation, zwischen den Chromosomen 4 und 9 identifiziert, die in allen untersuchten Azinuszellkarzinomen vorlag. Typischerweise führen solche Translokationen in Tumoren zur Neukombination von Genen, die dann neue onkogene, also krebsauslösende, Eigenschaften erwerben. Beim Azinuszellkarzinom führt die jetzt entdeckte Translokation hingegen dazu, dass regulatorische Elemente der DNA von einer aktiven Chromosomenregion zu einem normalerweise inaktiven Onkogen verlagert werden.

Bei dieser ungewöhnlichen Form der Translokation stammen die regulatorischen Elemente aus einem Bereich, in dem Gene liegen, die Funktionen im Speichelsekret ausüben und die deswegen in Speicheldrüsenzellen hoch aktiv sind. Durch die chromosomale Umlagerung gelangen diese stark aktiven regulatorischen Elemente in räumliche Nähe zu dem normalerweise nach Abschluss der Embryonalentwicklung abgeschalteten Gen NR4A3. Dieses wird durch die Aktivierungssignale der regulatorischen Elemente beim Azinuszellkarzinom wieder angeschaltet. NR4A3 reguliert als Transkriptionsfaktor die Aktivität von zahlreichen weiteren Genen, die dann Zellteilung und -wachstum und damit auch das Tumorwachstum auslösen. Die Forscher konnten diesen Mechanismus durch molekulare Untersuchungen von Tumorgeweben und funktionelle Analysen an eigens hergestellten Zellkulturmodellen belegen.

„Mit den neuen Erkenntnissen können wir Azinuszellkarzinome der Speicheldrüse besser diagnostizieren und die biologischen Grundlagen der Tumorentstehung verstehen. Wir hoffen langfristig, ausgehend von diesen neuen Erkenntnissen, auch neue Therapieansätze für die Patienten entwickeln zu können“, erklärt Prof. Dr. Florian Haller vom Institut für Pathologie der FAU. Ähnliche genetische Umlagerungen von regulatorischen Elementen der DNA als Entstehungsursachen von bösartigen Tumoren wurden kürzlich auch bei einer Form von kindlichen Hirntumoren beobachtet und dort als „Enhancer-Hijacking“ bezeichnet.

Kooperationen über Institutsgrenzen hinweg

Dass die Forscher die molekularen Ursachen jetzt klären konnten, liegt dabei in der Kooperation mit anderen Instituten begründet, wie Prof. Dr._Stefan Wiemann vom Deutschen Krebsforschungszentrum, betont: „Unsere Studie zeigt, wie erfolgreich die Verknüpfung von molekularen und funktionellen Untersuchungen klinische Fragestellungen in einer engen wissenschaftlichen Zusammenarbeit zwischen großen Forschungsinstituten und klinischen Einrichtungen beantworten kann.“ Prof. Dr. Abbas Agaimy, Institut für Pathologie der FAU, fügt hinzu: „Die Ergebnisse dieser Studie verdeutlichen eindrucksvoll den Zusammenhang zwischen histomorphologischer Tumorerscheinung, also dem Phänotyp, und der zugrundeliegenden genetischen Veränderung, dem Genotyp. Bei der relativen Seltenheit von Speicheldrüsentumoren war diese Studie nur in Zusammenarbeit mit einer großen HNO-Klinik mit überregionalem exzellentem Ruf und hohen Patientenzahlen möglich.“ Und auch Matthias Bieg vom Berlin Institute of Health (BIH) sagt: „Diese Studie zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, Forscher aus verschiedenen Bereichen zusammenzubringen. Nur durch die fruchtbare Kooperation konnten wir die bestmöglichen Ergebnisse aus den zugrundeliegenden Daten extrahieren. Wir haben in dieser interdisziplinären Zusammenarbeit gezeigt, dass die Umlagerung von epigenetischen Kontrollelementen einen großen Einfluss auf die Entstehung von Tumoren haben kann.“

Die Ergebnisse dieser kooperativen Studie wurden heute in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht: https://doi.org/10.1038/s41467-018-08069-x 

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21.01.2019 BÄK lehnt Referentenentwurf zur Psychotherapeutenausbildung strikt ab
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 21.01.2019 – Die Bundesärztekammer (BÄK) lehnt den
vom Bundesministerium für Gesundheit vorgelegten
Referentenentwurf für eine Reform der Psychotherapeuten-
ausbildung strikt ab. Der Entwurf verfehlt völlig das Ziel einer
verbesserten Ausbildung in diesem wichtigen Versorgungsbereich.
Vielmehr führt er zu einer Gefährdung der Patientinnen und
Patienten, warnt die BÄK. Menschen mit psychischen und
psychosomatischen Erkrankungen dürfen in ihrer Behandlung
nicht aus dem medizinischen Versorgungssystem ausgegliedert
werden. Die im Gesetzentwurf vorgeschlagene Ausbildungsreform
der Psychologischen Psychotherapeuten und der Kinder- und
Jugendlichenpsychotherapeuten aber würde unweigerlich zu
getrennten Versorgungsbereichen führen.

Psychologische Psychotherapeuten und Kinder- und
Jugendlichenpsychotherapeuten mit ihren jeweils spezifischen
Kompetenzen ergänzen das therapeutische Angebot sinnvoll, sie
können aber keinesfalls die ganzheitliche ärztliche Expertise in
Diagnose und Therapie ersetzen. Denn psychische Erkrankungen
gehen häufig mit behandlungsbedürftigen somatischen
Erkrankungen einher. Oft bedingen sich beide wechselseitig und
verstärken sich sogar. Aber anstatt auf eine ganzheitliche
Betrachtung und Behandlung komplexer Krankheitsbilder
hinzuwirken, bedroht die vorgesehene Reform eine individuelle,
somatische wie psychische Aspekte integrierende Versorgung der
Patientinnen und Patienten. Diese Reform führt damit zu einer
Verschlechterung der Patientenversorgung.

Aus gutem Grund ist die Verordnung von Arzneimitteln allein
Ärztinnen und Ärzten vorbehalten. Die Mehrheit der
Psychologischen Psychotherapeuten und Kinder- und
Jugendlichenpsychotherapeuten anerkennt diese originäre
ärztliche Kompetenz und lehnt deshalb eine Aufgabenübernahme
in diesem Bereich der Pharmakotherapie ab. Denn eine sichere
und schonende Anwendung von Psychopharmaka ist nur auf der
Grundlage eines Medizinstudiums möglich. In dem
Reformentwurf ist jedoch ein Modellversuchsstudiengang
vorgesehen, in dem Nicht-Ärzten Kompetenzen zur Feststellung,
Verordnung und Überprüfung psychopharmakologischer
Maßnahmen vermittelt werden sollen. Das gefährdet die
Sicherheit der Patientinnen und Patienten, die auf Grund ihrer
Erkrankung unter Umständen besonders zu schützen sind, in
ganz erheblichem Maße.

Die vorgesehene Reduktion der Berufsbezeichnung der
Psychologischen Psychotherapeuten sowie der Kinder- und
Jugendlichenpsychotherapeuten auf „Psychotherapeut“ ist eine
Mogelpackung. Dadurch werden Patienten in die Irre geführt. Man
kann nicht einen Behandlungsansatz zu einem Beruf erheben und
darüber hinwegtäuschen, dass auch und gerade Ärztinnen und
Ärzte mit Facharztstatus nach sechsjähriger Ausbildung und
mindestens fünfjähriger Weiterbildung als hochqualifizierte
Psychotherapeuten tätig sind. Mit der Mogelpackung
„Psychotherapeut“ für eine deutlich weniger umfangreiche Aus-
und Weiterbildung wird Patienten vorgegaukelt, sie erhielten auf
Basis höherer Qualifikation psychotherapeutische Verfahren. Das
ist politisch, vor allem aber medizinisch nicht zu verantworten. Im
Interesse des Patientenschutzes müssen die jeweilige fachliche
Expertise sowie deren Grenzen klar erkennbar bleiben.

Die Bundesärztekammer fordert das Bundesgesundheits-
ministerium auf, den vorgelegten Referentenentwurf umfassend
zu überarbeiten und dabei die bereits vorliegenden, die
ursprünglichen Reformziele unterstützenden, Vorschläge der
Bundesärztekammer zu berücksichtigen. Gemeinsames Ziel von
Politik und allen beteiligten Professionen muss es bleiben, die seit
vielen Jahren bewährte multidisziplinäre Zusammenarbeit in der
psychotherapeutischen Versorgung zu stärken und im Interesse
einer qualitätsgesicherten, evidenzbasierten Psychotherapie weiter
zu entwickeln. Dafür setzt sich die gesamte verfasste Ärzteschaft
ein.

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18.01.2019 Erlanger Zentrum für Seltene Nierenerkrankungen gegründet
uni | mediendienst | aktuell Nr. 7/2019

Ärzte verschiedener Disziplinen bündeln ihre Kompetenzen für Patienten mit seltenen Nierenfunktionsstörungen und Systemerkrankungen mit Nierenbeteiligung

Nephronophthise – mit diesem Begriff wird eine Gruppe seltener, nicht heilbarer Erbkrankheiten der Niere bezeichnet. Um Krankheitsbilder dieser Art sowie weitere seltene Systemerkrankungen mit Nierenbeteiligung zu erforschen, wirksame Therapien zu entwickeln und Patienten adäquat betreuen zu können, bündeln Ärzte des Universitätsklinikums Erlangen ihre Kompetenzen jetzt in einem interdisziplinären Zentrum. Das Zentrum für Seltene Nierenerkrankungen Erlangen (ZSN), dessen Sprecher Prof. Dr. Mario Schiffer ist, ist eine Anlaufstelle für Erwachsene und Kinder, die an seltenen erblichen syndromalen und nicht-syndromalen Nierenerkrankungen leiden.

Vier Millionen Menschen in Deutschland haben eine seltene Erkrankung. Selten heißt: Nicht mehr als fünf von 10.000 sind betroffen. Im Falle von Nephronophthise ist die Prävalenz mit 1:100.000 noch um ein Vielfaches geringer. Bis ein Patient die richtige Diagnose erhält, vergehen oft Jahre. Eine Zeit, die geprägt ist von unzähligen Besuchen bei verschiedenen Ärzten, etlichen Therapieversuchen und psychischen Belastungen. Und wenn endlich Klarheit über die Symptome besteht, müssen Patienten oft damit zurechtkommen, dass es für sie noch keine Therapie gibt, die über die bloße symptomatische Behandlung hinausgeht. Genau hier setzt das jetzt gegründete Zentrum für Seltene Nierenerkrankungen an.

Gemeinsam stark für Patienten

Das ZSN bietet Patienten verschiedene Spezialambulanzen. Eine enge Kooperation zwischen Nephrologen und Spezialisten der Urologischen und Kinderurologischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Bernd Wullich) des Uni-Klinikums Erlangen, der Kinder- und Jugendklinik (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Wolfgang Rascher), der Nephropathologischen Abteilung (Leiterin: Prof. Dr. Kerstin Amann) und des Humangenetischen Instituts (Direktor: Prof. Dr. André Reis) gewährleistet, dass Patienten die modernste und aktuellste Therapie erhalten. Zudem arbeiten die Ärzte der verschiedenen medizinischen Disziplinen auch bei der Erforschung seltener Nierenerkrankungen zusammen.

Das ZSN gehört zum Zentrum für Seltene Erkrankungen Erlangen (Sprecherin: Prof. Dr. Beate Winner) – einer gemeinsamen Einrichtung des Uni-Klinikums Erlangen und der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Ausführliche Informationen: www.zsn.uk-erlangen.de

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16.01.2019 Angehende Ärztinnen und Ärzte sind keine kostenlosen Stationshilfen
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 16.01.2019 – „Ärztliche Nachwuchsförderung fängt im Medizinstudium an und muss vernünftige Rahmenbedingungen für das Praktische Jahr (PJ) mit einschließen. Deshalb unterstützen wir die Forderungen der PJ-Studierenden nach vernünftigen Arbeitszeiten, einer angemessenen Vergütung und guten Lernbedingungen im Praktischen Jahr.“ Das sagte Bundesärztekammer-Präsident Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery anlässlich des heutigen Aktionstages zum Praktischen Jahr (PJ) an den Medizinischen Fakultäten.

Viel zu oft würden PJ-Studierende für bloße Routinetätigkeiten,
Botengänge und Dokumentationen herangezogen. Angesichts der
angespannten Personalsituation auf den Stationen bleibe zu wenig
Zeit für den eigentlichen Zweck des PJ, die Wissensvermittlung.
Montgomery bekräftigte deshalb die Forderung des letzten
Deutschen Ärztetages, die Qualität des Praktischen Jahres durch
eine hochwertige praktische Lehre mittels zusätzlichem für die
Lehre freigestellten ärztlichen Personal zu verbessern.

Montgomery: „PJ-Studierende sind keine kostenlosen
Stationshilfen, sondern angehende Ärztinnen und Ärzte. Sie sollen
im Rahmen ihres Praktischen Jahres auf ihre verantwortungsvolle
Tätigkeit in der Patientenversorgung vorbereitet werden.
Einsparungen bei der Qualität der ärztlichen Ausbildung gehen
immer auch auf Kosten der Patientensicherheit. Diesen
Zusammenhang sollten Politik und Krankenhausträger bedenken -
und endlich handeln.“

Petition des BVMD für ein faires Praktisches Jahr im
Medizinstudium:

www.openpetition.de/petition/online/petition-fuer-ein-faires-
praktisches-jahr-im-medizinstudium

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16.01.2019 - Prosit 2019!
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

„Ich werde auf meine eigene Gesundheit, mein Wohlergehen und meine Fähigkeiten achten“. – „Wir machen die Passage aus dem Genfer Gelöbnis zum Thema und halten eine Innenschau. Auf dem kommenden Deutschen Ärztetag im Mai in Münster werden wir uns voraussichtlich mit dem Titel ‚Arztgesundheit – wenn der Beruf krank macht‘ beschäftigen. Wir kümmern uns um uns selbst. Um den Mensch Arzt. Der Erhalt unserer eignen Gesundheit soll einen anderen Stellenwert bekommen.“, schreibt Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer in der Januar-/Februarausgabe 2019 des Bayerischen Ärzteblattes.

In einer Zeit der geforderten Rundumverfügbarkeit ärztlicher Leistungen sei dies dringend geboten. Was können und was müssen Ärztinnen und Ärzte leisten? Die Frage dürfe gestellt werden vor dem Hintergrund einer Milliarde Arzt-Patienten-Kontakten pro Jahr in Deutschland, im Durchschnitt 17 pro Patient. Es sei richtig, dass jeder Kranke zu jeder Zeit und an jedem Ort die erforderliche medizinische Behandlung auf dem neuesten Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse erhalte. Die Notaufnahme eines Krankenhauses mit Bagatellerkrankungen zu überlaufen, gehöre jedenfalls nicht dazu. „Die Forderungen nach einer Terminvergabe rund um die Uhr und nach immer mehr Sprechstunden bedienen eine falsche Erwartungshaltung bei den Patienten und bringen uns Ärzte in ein Dilemma. In die Position derer, die einerseits die Patienten nicht wegschicken dürfen, andererseits am Bedarf vorbei behandeln und damit wiederum die Patientenerwartung auf eine 24-Stunden-Versorgung von Befindlichkeiten nähren“, schreibt Quitterer.

Arztgesundheit bedeute sowohl die Einhaltung der Arbeitszeitgesetze in den Krankenhäusern als auch die Entlastung im ärztlichen Bereitschaftsdienst, wie dies in Bayern durch dessen Neuorganisation ermöglicht wurde. Eine gesunde „Work-life-balance“ geling dort nicht, wo der Beruf krank mache: Durch Arbeitszeitverdichtung infolge zunehmender Kommerzialisierung und Ökonomisierung. Diese halte dort Einzug, wo sich Konzerne im Gesundheitswesen breit machten und Leistungszahlen forderten. „Ich konstatiere, dass jemand, der nie an einem Operationstisch stand, nicht nachvollziehen kann, dass ein Operationssaal kein Fließband, sondern ein Hochrisikobereich ist“, schreibt Bayerns Ärztechef. Stattdessen kämen in immer kürzeren Abständen Gesetze, die ärztliches Tun reglementierten sowie Aussagen, die mit Wertschätzung des Berufsstandes nichts zu tun haben, „denn natürlich betreiben wir Ärzte in unserer Freizeit auch Sport – und das ist zu begrüßen“.

Mehr zu „Prosit 2019!“ lesen Sie in der Januar-Februarausgabe 2019 des Bayerischen Ärzteblattes unter www.bayerisches-ärzteblatt.de.

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14.01.2019 Heilende Wirkung von Radon Serielle Radonbäder wirken schmerzlindernd und immunmodulierend
uni | mediendienst | forschung Nr. 2/2019

Seit über 100 Jahren wird natürliches radonhaltiges Thermalwasser zur Therapie von chronisch-degenerativen, entzündlichen und muskuloskelettalen Beschwerden eingesetzt. Die meisten Patienten empfinden nach einer Radonkur eine deutliche Schmerzreduktion, jedoch sind die zugrundeliegenden molekularen Mechanismen weitestgehend unerforscht. In der Placebo-kontrollierten RAD-ON02-Studie (EudraCT Nr. 2016-002085-31) nach dem deutschen Arzneimittel-Gesetz (AMG) werden deshalb nun im Rahmen einer Zusammenarbeit zwischen der Strahlenklinik (Direktor: Prof. Dr. Rainer Fietkau) des Universitätsklinikums Erlangen und dem Kurort-Forschungsverein Bad Steben die immunologischen und schmerzlindernden Wirkungen von seriellen Radonbädern bei Patienten mit muskuloskelettalen Beschwerden untersucht.

 

Arthritis, Arthrose und Fersensporn gehören zu den häufigsten chronisch-degenerativen und muskuloskelettalen Erkrankungen, die Schmerzen und Entzündungen verursachen und damit die Mobilität und die Lebensqualität einschränken. Obwohl es eine Vielzahl von „klassischen“ Therapien gibt, sprechen einige Patienten nur schlecht und nicht dauerhaft darauf an. In solchen Fällen kann eine Radonbadekur die Beschwerden lindern. Im Zuge einer solchen Kur erhalten die Patienten serielle Bäder mit radonhaltigem Thermalwasser. Die kurze und sehr geringfügige Strahlenexposition, die von dem Element Radon ausgeht, scheint für die Therapieeffekte verantwortlich zu sein.

 

Um die schmerzlindernde und immunmodulierende Wirkung von Radon und seine positiven Effekte auf den Knochenstoffwechsel wissenschaftlich fundiert zu belegen, wurde die RAD-ON02-Studie initiiert. Sie wird gemäß AMG nach höchsten Qualitätsstandards durchgeführt. Eine temporäre Placebo-Gruppe steigert die Aussagekraft der Studienergebnisse. Auch potenzielle Nebenwirkungen von Radonbädern werden in Zusammenarbeit mit Kollegen der GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung GmbH in Darmstadt, des Universitätsklinikums Frankfurt und der TU Darmstadt untersucht.

 

In Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Staatsbad Bad Steben erhalten 100 in die Studie eingeschlossene Patienten serielle Radonbäder. Dabei badet zunächst nur die Hälfte der Patienten in radonhaltigem Thermalwasser, während die anderen Probanden ein Placebobad erhalten, ohne darüber informiert zu werden. Anschließend werden alle Studienteilnehmer klinisch und immunologisch über einen längeren Zeitraum untersucht. Um jedoch keinem Patienten das Therapeutikum vorzuenthalten, werden in einer zweiten Badeserie die Patientengruppen getauscht. Die Betreuung der Studienteilnehmer und die angeschlossenen medizinischen Untersuchungen übernimmt ein Team um Dr. Gerhard Klein, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie. Dabei werden vor und nach der Badekur das Schmerzempfinden, die Herz-Kreislauf-Wirkung und der oxidative Stress erfasst und ausgewertet.

 

Um die osteoimmunologischen Veränderungen im Detail zu verfolgen, wird außerdem das Blut der Patienten engmaschig molekularbiologisch analysiert. Unter Leitung von Prof. Dr. Udo Gaipl und PD Dr. Benjamin Frey untersucht das Team der Erlanger Strahlen-Immunbiologie insbesondre, inwiefern sich der Immunstatus der Patienten temporär ändert. Dafür werden u. a. 26 verschiedene Immunzelltypen, ihre Anzahl und ihr Aktivierungszustand gemessen und Botenstoffe im Blutserum ermittelt, die mit Entzündungen und mit dem Knochenstoffwechsel zusammenhängen.

 

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Udo Gaipl

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udo.gaipl@uk-erlangen.de

 

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12.01.2019 Montgomery: „Ausbau der sprechenden Medizin nicht nur fordern, sondern auch fördern“
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 12.01.2019 – „Gut gemeint ist noch lange nicht gut
gemacht. Das trifft auch auf die mit dem Terminservice- und
Versorgungsgesetz vorgesehene gestufte Steuerung der
psychotherapeutischen Behandlung zu. Statt Engpässe in der
Versorgung zu beseitigen, werden neue Zugangsbarrieren für
Patienten geschaffen. Viel sinnvoller wäre es, bei den
Behandlungsstrukturen anzusetzen, sie zu stärken und die
psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgung noch enger in den
somatischen Behandlungskontext einzubinden.“ Das sagte
Bundesärztekammer-Präsident Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery
im Vorfeld der öffentlichen Anhörung zum Terminservice- und
Versorgungsgesetz (TSVG).

Bei den Reformüberlegungen sollte auch und gerade der
spezifisch ärztlichen Expertise der Behandlung psychisch Kranker
besondere Aufmerksamkeit zukommen. Denn Patienten könnten
auf ein sehr breit gestuftes Angebot zurückgreifen, das von der
psychosomatischen Grundversorgung durch Haus- und Fachärzte
bis hin zur fachärztlichen psychiatrischen, psychosomatischen
und psychotherapeutischen Versorgung reiche. Dies sei umso
wichtiger, weil psychische Erkrankungen häufig mit
behandlungsbedürftigen somatischen Erkrankungen einhergingen
und sich beide wechselseitig sogar noch verstärken könnten.

Das im Entwurf des TSVG vorgesehene Modell der „gestuften und
gesteuerten Versorgung“ in der Psychotherapie sieht vor, dass
besonders qualifizierte Ärzte und psychologische
Psychotherapeuten in Voruntersuchungen festlegen, welches
Hilfe- oder Therapieangebot die Betroffenen wahrnehmen dürfen.
„Damit beschränkt der Gesetzgeber nicht nur die Wahlfreiheit der
Patienten, eine solche Regelung speziell für Menschen mit
psychischen Erkrankungen diskriminiert die betroffenen
Patientengruppen auch“, kritisierte Montgomery. Er forderte die
Streichung des entsprechenden Passus im TSVG.

Der Bundesärztekammer-Präsident stellte klar: „Die meisten
psychischen Erkrankungen sind gut behandelbar – aber sie
müssen eben auch behandelt werden. Andernfalls drohen
Chronifizierungen und schwere Verläufe. Deshalb sollten Politik
und Kostenträger den Ausbau der sprechenden Medizin durch
Haus- und Fachärzte nicht nur fordern, sondern auch fördern.“

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21.12.2018 Vorsorgliche Willensbekundungen - ÄK und ZEKO geben Hinweise und Empfehlungen zum Umgang mit Vorsorgevollmachten und Patientenverfügungen
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 21.12.2018 – Der Umgang mit nicht einwilligungsfähigen
Menschen ist für Ärztinnen und Ärzte beruflicher Alltag, aber niemals
alltäglich. Vor allem wenn es darum geht, den Willen dieser
Patientinnen und Patienten zu eruieren, kann es zu Unsicherheiten bei
Ärzten und Angehörigen kommen. Vorsorglichen Willensbekundungen
kommen in diesen Situationen besondere Bedeutung zu.

Wie kann für den Fall der Einwilligungsunfähigkeit vorgesorgt werden?
Welche Arten von vorsorglichen Willensbekundungen gibt es und
welche rechtlichen Vorgaben sind zu beachten? Diese und weitere
Fragen beantworten Bundesärztekammer (BÄK) und Zentrale
Ethikkommission bei der Bundesärztekammer (ZEKO) in ihren
aktualisierten „Hinweisen und Empfehlungen zum Umgang mit
Vorsorgevollmachten und Patientenverfügungen im ärztlichen Alltag“.
Diese sollen Ärzten, aber auch Patienten, eine grundlegende
Orientierung im Umgang mit vorsorglichen Willensbekundungen
geben. Zudem werden die zugrundeliegenden Rechtsvorschriften
verständlich dargestellt.

„Niemand muss seinen Willen vorsorglich bekunden. In bestimmten
Fällen kann es aber sinnvoll sein, wenn Ärzte gegenüber ihren
Patienten die Möglichkeiten vorsorglicher Willensbekundungen
ansprechen, zum Beispiel wenn in einem absehbaren Zeitraum der
Eintritt der Einwilligungsunfähigkeit mit hoher Wahrscheinlichkeit zu
erwarten ist“, erläutert Bundesärztekammer-Präsident Prof. Dr. Frank
Ulrich Montgomery. Die überarbeiteten Empfehlungen gäben hier eine
Hilfestellung.

Die Unterschiede der verschiedenen Instrumente vorsorglicher
Willensbekundung erklärt Prof. Dr. iur. Jochen Taupitz, Vorsitzender
der ZEKO: „Mit der Patientenverfügung entscheidet der Betroffene für
den Fall seiner zukünftigen Einwilligungsunfähigkeit selbst, welche
medizinischen Maßnahmen in bestimmten Situationen durchgeführt
werden sollen. Zusätzlich kann und sollte mit der Vorsorgevollmacht
und der Betreuungsverfügung ein Stellvertreter bestimmt werden, der
in der jeweiligen Situation im Sinne des Patienten entscheidet.“ Dabei
sei eine Vorsorgevollmacht am besten geeignet, um für den Fall der
eigenen Einwilligungsunfähigkeit dem Willen Geltung zu verschaffen.

Prof. Dr. jur. Volker Lipp, Mitglied im Ausschuss für ethische und
medizinisch-juristische Grundsatzfragen sowie gleichfalls in der ZEKO,
weist darauf hin, dass Patientenverfügungen konkrete Maßnahmen für
konkrete Situationen beschreiben sollten. Andernfalls seien sie „nur“
ein Hinweis auf den mutmaßlichen Willen. „Je nachdem, wie der
Patient formuliert, kann er aber auch seinem Vertreter einen
Entscheidungsspielraum einräumen“, ergänzt er.

Die Bundesärztekammer hatte erstmals im Jahr 1999 Handreichungen
für Ärzte zum Umgang mit Patientenverfügungen vorgelegt und diese
immer wieder überarbeitet. Die nunmehr erneut aktualisierten
Hinweise und Empfehlungen berücksichtigen insbesondere die
aktuelle Rechtsprechung. Die Gliederung wurde im Interesse der
besseren Handhabung leicht verändert sowie ein Inhaltsverzeichnis
vorangestellt.

Hinweise und Empfehlungen zum Umgang mit Vorsorgevollmachten
und Patientenverfügungen im ärztlichen Alltag

Pressestelle der
deutschen Ärzteschaft
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Ansprechpartner:
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18.12.2018 Eine Uniklinik für Niederbayern ist eine hervorragende Idee
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

„Eine Uniklinik für Niederbayern ist eine hervorragende Idee“, sagt Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK). Vehement widerspricht der Präsident jedoch jüngsten Medien-berichten, die die künftigen Studienplätze am Campus Metten der österreichischen privaten wissenschaftlichen Hochschule Krems, die Bachelorstudiengänge für Angewandte Gesundheitswissenschaften an der Technischen Hochschule Deggendorf (THD), die Bachelor- und Masterstudiengänge am European Campus in Pfarrkirchen oder die Hebammenstudienplätze an bayerischen Hochschulen dazurechnen. Der Campus Metten sei mit einem universitären Medizinstudium nicht vergleichbar und die Gesundheitswissenschaften an der THD hätten mit der Ausbildung zum Arzt nichts zu tun. „Man kann die hier genannten Zahlen an Ausbildungsstätten für medizinische Berufe nicht einfach hochrechnen, wenn man auch die Hebammenplätze hinzuzählt“, so Quitterer.

Die Aussage in der Koalitionsvereinbarung zwischen CSU und FREIE WÄHLER laute: „Wir werden die Medizinerausbildung durch die Umsetzung des Masterplans Medizinstudium 2020 an die aktuellen Erfordernisse anpassen. Wir erhöhen die Zahl der Studienplätze um über 2.000 Plätze.“ Quitterer: „Ich begrüße die in einem gemeinsamen Antrag von SPD und FDP formulierte Forderung nach einer Medizinischen Fakultät in Passau.“ Zu überlegen ist, in welcher Form das geschehen kann – ob per Kooperation mit einer anderen, bereits existenten Universität (z. B. Erlangen/Bayreuth) oder einer eigenen Medizinischen Fakultät an einer Universität (bspw. Augsburg). Für die ärztliche Ausbildung reklamiert Quitterer wiederholt eine akademisch-universitäre Ausbildung. „Wir stehen vor einem dramatischen Problem der gesunkenen Studienplatzzahlen (seit der deutschen Wiedervereinigung) bei einem zeitgleichen Wandel des Arztberufes angesichts der demografischen Entwicklung sowie neuer Arbeitsbiografien“, so der Präsident. Es obliege dem Staat, Universitäten mit Medizinischen Fakultäten in ausreichender Anzahl bereitzustellen und zu finanzieren. Dies sei sein Bildungsauftrag und Teil seiner Daseinsvorsorge. „Wir benötigen eine universitäre Medizinerausbildung, weil wir in einem globalen Wettbewerb auf mehr und nicht weniger wissenschaftlich orientierten Inhalt und Fähigkeit zum Umgang mit sich überlagernden Themen setzen müssen“, so Bayerns Ärztechef abschließend.

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17.12.2018 Neues digitales Register für Demenz - Diagnostik und Versorgung von Patienten in Bayern verbessern
uni | mediendienst | forschung Nr. 111/2018

Jahr für Jahr steigt die Zahl der Menschen, die an Demenz erkranken. Um sie besser versorgen zu können, ihre Angehörigen zu unterstützen und den Langzeitverlauf von Behandlungen untersuchen zu können, startet im Januar 2019 das „Digitale Demenzregister Bayern (DigiDEM)“. Gefördert wird das Projekt der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), des Universitätsklinikums Erlangen und des Innovationsclusters Medical Valley Europäische Metropolregion Nürnberg von der Bayerischen Staatsregierung. Den Förderbescheid über 2,2 Millionen Euro für die ersten zwei Jahre hat Bayerns Gesundheits- und Pflegeministerin Melanie Huml nun in Nürnberg übergeben.


Mit derzeit 50 Millionen Betroffenen weltweit gilt die Demenz als eine große Herausforderung unserer Zeit. Allein in Bayern leben derzeit mehr als 240.000 Menschen mit Demenz. Aufgrund der demografischen Veränderungen kann bis 2030 von einem Anstieg auf 300.000 Patienten ausgegangen werden. Die zukünftige Versorgung und Pflege dieser Menschen stellt nicht nur für das Gesundheitssystem, sondern auch für die Gesellschaft eine der größten Herausforderungen dar. Dieser Herausforderung begegnet die Bayerische Staatsregierung mit der Umsetzung der ressortübergreifenden Bayerischen Demenzstrategie.

Patienten und ihre Angehörigen im Fokus

Der Versorgung von Menschen mit Demenz widmet sich das Forschungsprojekt „Digitales Demenzregister Bayern (DigiDEM)“, das im Januar 2019 startet und im Rahmen des Handlungsfelds "Grundlagen- und Versorgungsforschung" der Bayerischen Demenzstrategie gefördert wird. Ziele von DigiDEM sind die Bereitstellung digitaler Angebote für Menschen mit Demenz und kognitiven Beeinträchtigungen sowie die Einrichtung eines digitalen Wegweisers Demenz für Betroffene und deren pflegende Angehörige. Zusätzlich zielt DigiDEM darauf ab, eine digitale Unterstützungsplattform für das ehrenamtliche Engagement in der Betreuung von Menschen mit Demenz aufzubauen sowie eine digitale Form der Partizipation für die Bürgerinnen und Bürger Bayerns zu schaffen.

Register soll Erkenntnisse zur Versorgungsforschung liefern

DigiDEM baut auf den Ergebnissen des kürzlich durchgeführten Projekts „Bayerischer Demenz Survey (BayDem)“ mit insgesamt über 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmern (Menschen mit Demenz und pflegende Angehörige) auf. Über die Bereitstellung und Erforschung von digitalen Angeboten hinaus, soll DigiDEM die Versorgungsforschung im Bereich Demenz stärken. Ziel ist es deshalb, ein digitales Register in Bayern einzurichten, um unter anderem die klinische Komplexität und den Langzeitverlauf demenzieller Erkrankungen besser zu verstehen. Dazu werden flächendeckend Langzeitdaten zur Behandlung, Versorgung und Angebotsnutzung von Menschen mit Demenz sowie zur Belastung pflegender Angehöriger in allen sieben Regierungsbezirken Bayerns erhoben. Die Erkenntnisse sollen dazu beitragen, die Lebensverhältnisse der Menschen mit Demenz und ihrer pflegenden Angehörigen insbesondere in den ländlichen Regionen Bayerns zu verbessern.

DigiDEM ist ein Verbund bestehend aus der FAU, vertreten durch das Interdisziplinäre Zentrum für Health Technology Assessment und Public Health (Leitung: Prof. Dr. Peter Kolominsky-Rabas) und dem Lehrstuhl für Medizinische Informatik (Leitung: Prof. Dr. Hans-Ulrich Prokosch), dem Uni-Klinikum Erlangen, vertreten durch das Zentrum für Medizinische Versorgungsforschung (Leitung: Prof. Dr. Elmar Gräßel) und dem Innovationscluster Medical Valley Europäische Metropolregion Nürnberg (Vorstände: Prof. Dr. Erich R. Reinhardt und Prof. Dr. Jürgen Schüttler). Für den beantragten Bewilligungszeitraum 01.01.2019 – 31.12.2020 wird DigiDEM vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege mit 2,2 Millionen Euro gefördert.

Weitere Informationen in der Pressemeldung des Bayerischen Gesundheitsministeriums: https://www.stmgp.bayern.de/presse/22-millionen-euro-fuer-digitales-demenz-forschungsprojekt-bayerns-gesundheitsministerin/ 

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Peter Kolominsky-Rabas
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vom 17. Dezember 2018    

17.12.2018 DFG-Förderung für FAU-Forschungsgruppe - FAU-Wissenschaftler untersuchen die Grundlagen der rheumatoiden Arthritis
uni | mediendienst | forschung Nr. 110/2018

 Rheumatoide Arthritis (RA) zählt zu den häufigsten chronisch-entzündlichen Autoimmunerkrankungen und betrifft circa ein Prozent der Menschen weltweit. Wie bei anderen Autoimmunerkrankungen richtet sich hierbei das Immunsystem der Betroffenen fälschlicherweise gegen den eigenen Körper und greift Knochen und Gelenke an. Trotz großer Fortschritte in der Therapie ist bis heute keine vollständige Heilung möglich. Eine Forschergruppe am Universitätsklinikum Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) möchte nun die Frühphase der RA genauer untersuchen und verstehen lernen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert dieses Vorhaben der Erlanger Forscher zukünftig im Rahmen einer DFG Forschungsgruppe.
 
Ursachen erforschen

Warum bei RA Patienten eine gegen den Bewegungsapparat gerichtete Autoimmunreaktion entsteht und bei Betroffenen zu schmerzhaften Gelenksentzündungen führt, möchte die Forschungsgruppe „Pathways triggering Autoimmunity and Definig Onset of early Reumatoid Arthritis“ (FOR2886 PANDORA) eingehender untersuchen. Die FAU-Forscher um deren Sprecher Prof. Dr. Gerhard Krönke, Professor für Translationale Immunologie, und Dr. Mario Zaiss am Lehrstuhl für Innere Medizin III, möchten hierbei die Ursachen der Krankheit besser verstehen um neue therapeutische Angriffspunkte für Patienten zu identifizieren. Eine zentrale Frage hierbei ist auch der modulierende Einfluss der natürlichen Bakterienflora sowie verschiedener äußerer Faktoren wie beispielsweise Ernährung, Alkohol und Salzkonsum auf unser Immunsystem beziehungsweise die Entstehung dieser Autoimmunerkrankung.
 
Heilungsmöglichkeiten suchen
Die Krankheit und ihre Zusammenhänge auf kleinster, also molekularer und zellulärer Ebene zu verstehen, soll nicht nur neue effektivere und individuellere Therapiestrategien ermöglichen, sondern erstmals die Möglichkeit zur Heilung in greifbare Nähe rücken lassen. „Im Rahmen von PANDORA haben wir eine Studie geplant“, erklärt Prof. Krönke, „bei der wir durch die kombinierte Verabreichung mehrerer therapeutischer Eiweiße, sogenannter Biologika, das gegen den eigenen Körper gerichtete Immunsystem der Betroffenen neu programmieren wollen um zukünftig Chancen auf einen nachhaltigeren Therapieerfolg zu ermöglichen“.
Die geplante Förderdauer von PANDORA durch die DFG beträgt zwei mal drei Jahre. Mit vorerst 4 Millionen Euro für 3 Jahre werden hierbei insgesamt 10 Teilprojekte an der FAU und am Universitätsklinikum Erlangen gefördert.
 
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Gerhard Krönke
Tel.: 09131/85-43012
E-Mail: gerhard.kroenke@uk-erlangen.de
 
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17.12.2018 Blaues Licht macht Schüler munter- Lichtstudie zeigt den Effekt von blauem und rotem Licht auf die Aufmerksamkeit von Jugendlichen
uni | mediendienst | forschung Nr. 109/2018

Abends im Bett noch das Handy in der Hand und sich dann wundern, warum es mit dem Einschlafen nicht klappt? Zahlreiche Studien haben sich schon mit den negativen Auswirkungen von abendlichem Medienkonsum auf den Schlaf von Jugendlichen befasst. Neben weiteren Gründen für schlechteren Schlaf, scheint auch das bläuliche Licht des Handy-Displays eine Rolle zu spielen, weil es dem aktivierenden Licht am Tagesanfang ähnelt. Während die Effekte von rotem und blauem Licht auf Erwachsene bereits relativ gut erforscht sind, gibt es kaum Studien mit Jugendlichen – bis jetzt. Denn: Ein Team um Dr. Petra Studer, Neurowissenschaftlerin, und PD Dr. Oliver Kratz, leitender Oberarzt der Kinder- und Jugendabteilung für Psychische Gesundheit (Leiter: Prof. Dr. Gunther Moll) des Universitätsklinikums Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), verglich jetzt die Effekte von rotem und blauem Licht auf den Schlaf und auf das Aufmerksamkeitsvermögen Erlanger Schüler. Die Ergebnisse erschienen in der Fachzeitschrift „Physiology & Behavior“ (Vol. 199, S. 11–19).


Können sich Schüler besser konzentrieren und sind sie leistungsfähiger, wenn sie von einer bestimmten Lichtfarbe umgeben sind? Dieser Frage ging jetzt ein Studienteam um Dr. Studer und PD Dr. Kratz nach und verglich den Einfluss von rötlichem und blauem Licht auf Aufmerksamkeit und Schlafqualität. An dem Projekt der Kinderpsychiatrie des Uni-Klinikums Erlangen nahmen rund 30 Gymnasialschüler im Alter zwischen 11 und 17 Jahren teil. An zwei Studientagen kamen sie jeweils morgens und abends ins „Lichtlabor“, ein Raum mit starker Ausleuchtung – einmal mit blauem Licht, einmal mit rotem. Nach 20 bis 60 Minuten in dieser Umgebung absolvierten die Jugendlichen Aufmerksamkeitstests, die zum einen das Rechen- und Leseverständnis abfragten und zum anderen die Aufmerksamkeitsleistung anhand eines computergestützten Tests erfassten.

Morgens blau, abends rot


Das Ergebnis der Forscher: Wie schon die Erwachsenen, zeigten auch die Schüler in blauer Lichtumgebung eine gesteigerte Aufmerksamkeitsleistung, gemessen an ihren Fehlern und der Konstanz ihrer Reaktionsgeschwindigkeit – in zwei von drei Aufmerksamkeitsaufgaben schnitten sie besser ab als unter rotem Lichteinfluss. Auf das Leseverständnis hingegen hatten die Lichtfarben keinen Einfluss. Warum aber machen unterschiedliche Lichtfarben einen Unterschied für die Aufmerksamkeit? „Die Lichtstimmungen sprechen unsere innere Uhr an, also den natürlichen Wechsel von Tag und Nacht“, erklärt Dr. Studer. „Bläuliches Licht ähnelt den Verhältnissen am Morgen und unser Gehirn stellt sich darauf ein, aktiv zu werden und einen Tag lang Leistung zu bringen. Rotes Licht hingegen erzeugt die innere Abendstimmung und signalisiert uns, dass wir zur Ruhe kommen sollen. Erste Ergebnisse der Studie zeigen bei Jugendlichen einen minimal verbesserten Schlaf nach rotem abendlichen Lichteinfluss im Vergleich zu blauem Licht.“

Dies erklärt auch, warum manche Menschen schlechter schlafen, wenn sie vor dem Zubettgehen noch ihr Handy benutzen: unter anderem aufgrund des blauen Lichts des Displays. Abends wird durch dieses Licht das Gehirn zum falschen Zeitpunkt stimuliert. Manche Hersteller bieten daher auch einen Nachtmodus für ihre Geräte an, der eher rote Farben abgibt und die Augen und das Gehirn beruhigen soll. Die Studie von Dr. Studer und Kollegen soll dazu anregen, die Wirkung von Licht auf die Aufmerksamkeit und den Schlaf bei Jugendlichen weiter zu untersuchen. Zum Beispiel könnten Beleuchtungen entwickelt werden, die gute Bedingungen für aufmerksames Lernen und gesunden Schlaf schaffen.

Die Studie ist zu finden unter: www.spektrum.de/news/konzentriert-dank-blauem-licht/1608654 


Weitere Informationen:
Dr. Petra Studer
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13.12.2018 TSVG: Gesetzgeber konterkariert seine eigenen guten Ansätze
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 13.12.2018 – „In Politik und Medizin gilt gleichermaßen:
Nur wenn die Diagnose stimmt, kann die Therapie anschlagen.
Leider ist beim geplanten Terminservice- und Versorgungsgesetz
(TSVG) schon die Grundannahme falsch, dass vermeintliche
Versorgungsengpässe von unzureichenden Sprechstundenzeiten
herrühren. Richtig ist: Ärztinnen und Ärzte arbeiten schon jetzt am
Limit und oftmals auch darüber hinaus. Wer spürbare
Verbesserungen für die Patienten will, muss genau hier ansetzen
und für Entlastung sorgen.“ Das sagte Bundesärztekammer-
Präsident Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery zur heutigen ersten
Lesung des TSVG im Deutschen Bundestag. Notwendig seien
mehr Medizinstudienplätze, attraktive Arbeitsbedingungen und
nicht zuletzt wirksame Maßnahmen gegen Kommerzialisierung
und Konzernbildung im deutschen Gesundheitswesen. Darauf
sollte der Gesetzgeber abzielen, statt die Arbeit von Ärzten und
Selbstverwaltung mit Reglementierung und Kontrollbürokratie
weiter zu belasten.

Mit Blick auf die geplanten offenen Sprechstunden und die
Ausweitung der Mindestsprechstundenzeiten warnte
Montgomery: „Viele gute Ansätze in dem Gesetzentwurf werden
teilweise durch massive Eingriffe in die Praxisabläufe und in die
Arbeit der Selbstverwaltung konterkariert. Statt junge Ärztinnen
und Ärzte mit starren staatlichen Vorgaben für ihre
Berufsausübung zu vergraulen, brauchen wir flexible Lösungen,
die sich sowohl an den Bedürfnissen der Patienten, als auch an
denen der jungen Ärztegeneration orientieren.“ Solche
praxisnahen Regelungen könnten nur von der Selbstverwaltung


kommen. Dafür müsse ihr die Politik aber auch die notwendige
Gestaltungsfreiheit geben.

Positiv hob Montgomery hervor, dass mit dem TSVG zusätzliche
Leistungen auch zusätzlich vergütet werden sollen. „Damit nähern
wir uns der Entbudgetierung zumindest etwas an.“ Richtig sei
auch, dass der Gesetzgeber erste Weichenstellungen für ein
sektorenübergreifendes Konzept der Notfall- und Akutversorgung
vornimmt. Darauf könne und müsse man aufbauen.

Zumindest punktuell gehe die Koalition auch das Problem der
zunehmenden Konzernbildung im Gesundheitswesen an.
Hintergrund ist, dass Medizinische Versorgungszentren (MVZ)
neben Pflegeeinrichtungen mehr und mehr zu beliebten
Spekulationsobjekten für teilweise völlig fachfremde
Finanzinvestoren werden. Die Bundesärztekammer unterstützt
Forderungen der Bundesländer, die Vorgaben im TSVG zu
verschärfen und hat dies in einem gemeinsamen Schreiben mit
weiteren ärztlichen und zahnärztlichen Spitzenorganisationen an
das Bundesgesundheitsministerium bekräftigt. Die Ärzteschaft
spricht sich dafür aus, die Gründungsberechtigung von
Krankenhäusern für MVZ auf medizinisch-fachliche und räumliche
Bezüge einzugrenzen. Es gehe darum, Monopole zu verhindern
und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, sagte
Montgomery.


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12.12.2018 DFG-Förderung für innovative Augenforschung FAU-Forschergruppe entwickelt Monitoring für Therapieansätze gegen neuroretinale Degeneration
uni | mediendienst | forschung Nr. 107/2018

Patientinnen und Patienten mit der Diagnose „erbliche Netzhautdystrophie“ erwartet ein schweres Schicksal. Aufgrund neuroretinaler Degeneration drohen ihnen der Verlust des Augenlichts und das zum Teil bereits in jungen Jahren. Um gen- und zellbasierte Therapien zur Behandlung der derzeit unheilbaren Erblindungskrankheiten in einem deutschlandweiten Netzwerk zu entwickeln, fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) in einem Schwerpunktprogramm Experten aus der Sehforschung und der klinischen Ophthalmologie. Darunter ist auch die Forschergruppe um Prof. Dr. Jan Kremers und Dr. Cord Huchzermeyer an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Die an der Augenklinik des Universitätsklinikums Erlangen tätigen Wissenschaftler erhalten eine Förderung von 400.000 Euro. Sie übernehmen in dem thematisch hochaktuellen Projekt einen wichtigen Beitrag bei der Entwicklung innovativer Verfahren zum Monitoring der neu entwickelten Therapien.

Die menschliche Netzhaut (Retina) ist ein komplexes Gebilde aus verschiedenen Zellen und Schichten. Ihre Aufgabe besteht darin, als sensorischer Teil des Auges Lichtreize in elektronische Impulse umzuwandeln und an den Sehnerv weiterzuleiten. Die Netzhaut macht aber noch viel mehr. Sie verarbeitet die Signale, damit Eigenschaften wie Farbe, Helligkeit und zeitliche Muster bereits dort codiert werden. Eine Erkrankung der Retina führt daher zu erheblichen Sehbehinderungen bis zur kompletten Erblindung. Viele dieser Erkrankungen wie beispielsweise Retinitis pigmentosa, Makuladegeneration sowie Stäbchen- und Zapfendystrophien sind erblich bedingt. 

Das Schwerpunktprogramm SPP 2127 „Gen- und zellbasierte Therapien zur Behandlung von neuroretinaler Degeneration“, ist interdisziplinär ausgerichtet und besteht aus einem deutschlandweiten Konsortium von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Bereichen Augenheilkunde (Ophthalmologie), visuelle Wahrnehmung, molekulare Biologie, Gentherapie, Zelltherapie, Pharmakologie, Immunologie, Vektorologie und Physiologie. In den nächsten drei Jahren sollen mit einer Fördersumme von insgesamt etwa acht Millionen Euro und der Aussicht auf eine weitere Förderung über drei Jahre, Therapien für bisher nicht behandelbare erbliche Netzhauterkrankungen entwickelt werden. Parallel dazu werden klinische Untersuchungsmethoden etabliert, mit denen die Sehfunktion in bisher nicht gekannter Detailliertheit gemessen werden kann. Bei der Entwicklung dieser innovativen Verfahren zur Therapieüberwachung nimmt die Erlanger Forschergruppe eine wichtige Rolle ein.   

Neuartiges therapeutisches Messverfahren  in der Augenheilkunde

Die bereits in der Grundlagenforschung an der FAU entwickelten, validierten und etablierten Sehtests, mit denen die visuelle Wahrnehmung unter sehr genau beschriebenen Bedingungen – „Silent Substitution“ genannt – untersucht wird, sind bei Patienten in der Augenheilkunde bislang noch nicht zum Einsatz gekommen.  Die Technik beruht darauf, die Aktivitäten der Sehzellen und deren nachgeschalteten Nervenzellen in Wahrnehmungsversuchen mit Flimmerreizen bei gesunden Menschen und bei Patienten nach Zelltyp getrennt messen zu können. Die Trennung geschieht durch die Wahl der Farbe und Intensität der Reize. Die Wissenschaftler können dann die Antworten der Stäbchen oder einem der drei Zapfentypen isolieren. Wenn die Versuchsperson einen Reiz wahrnimmt, dann weiß das Forscherteam, dass die Wahrnehmung in dem isolierten Sehzelltyp entsteht. Wenn bei einer Messung die Schwelle – das heißt die Stärke eines Reizes, bei der die Versuchsperson das Flimmern gerade noch sieht – bei einem Patient im Vergleich zu einem Normalprobanden erhöht ist, schließen die Wissenschaftler daraus, dass die Sehbahn, die mit diesem Sehzelltyp verbunden ist, durch die Erkrankung betroffen sein muss. Auch zum Therapieerfolg lässt die Methode Aussagen zu. Denn eine erfolgreiche Behandlung muss im Umkehrschluss dazu führen, dass die Schwelle bei den therapierten Patienten wieder sinkt.

LEDs im Laboreinsatz

Die Reize werden mit einem Leuchtdioden-Stimulator erzeugt, der im Labor eigens für diese Zwecke angepasst und programmiert wurde und per Rechner extrem genau angesteuert werden kann. Leuchtdioden bieten den Vorteil,  dass ihre Farbe und Helligkeit sehr genau eingestellt werden kann. Diese Vorteile nutzt das Elektrophysiologie-Labor der Augenklinik auch für eine sehr genaue Messung der Wahrnehmungsschwellen. Sie ermöglichen detaillierte Aussagen bezüglich der Sehzellen und sogar der nachgeschalteten Sehbahnen. So ist mit den Versuchen nicht nur nachvollziehbar, wo und was sich in der Netzhaut krankheitsbedingt verändert hat, sondern auch, wie es sich verändert hat.

Die höchst präzise Methode der Erlanger Forschergruppe ermöglicht ein Monitoring der im Schwerpunktprogramm entwickelten Therapieansätze gegen neuroretinale Degeneration. Im Projektverlauf soll eine weitere Verfeinerung und Verbesserung des methodischen Ansatzes erfolgen. Daneben werden die Ergebnisse in die Grundlagenforschung eingebunden, um eine insgesamt noch bessere Beschreibung der Funktion der Netzhaut zu erhalten. Das klinische Langzeitziel besteht darin, die Methode auch bei anderen Erkrankungen wie Glaukom, aber eventuell auch Alzheimer oder Diabetes einzusetzen, um bei Patienten die Progression der Erkrankung zu verfolgen, aber auch Therapien zu testen. „Wir sind froh, dass unsere Arbeit aufgrund der engen Zusammenarbeit von Ärzten und Grundlagenforschern erfolgreich ist und wir uns damit eine exzellente Position in der klinischen Forschung in Deutschland und in diesem thematisch hochaktuellen Schwerpunktprogramm erarbeiten konnten“, erklärt Prof. Kremers und Dr. Huchzermeyer ergänzt: „Das Projekt zeigt sehr deutlich, dass eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen klinischer und Grundlagenforschung möglich ist“.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Jan Kremers
Tel.: 09131/85-44595
jan.kremers@uk-erlangen.de

PD Dr. Cord Huchzermeyer
Tel.: 09131/ 85-44711
cord.huchzermeyer@uk-erlangen.de

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10.12.2018 Vorstand der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft wiedergewählt
Pressemeldung der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft

Berlin, 10.12.2018 – Die ordentlichen Mitglieder der Arzneimittelkommission der
deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) haben auf ihrer Mitgliederversammlung am 07.12.2018
in Berlin ihren Vorstand gewählt. Vorsitzender ist der Berliner Internist, Hämatologe
und Onkologe Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig, der seit 2007 dieses Amt innehat. Als
sein Stellvertreter wurde der Facharzt für Allgemeinmedizin Prof. Dr. Wilhelm
Niebling (Titisee-Neustadt) gewählt. Weitere Mitglieder des Vorstands der AkdÄ sind
der Gastroenterologe Prof. Dr. Daniel Grandt (Saarbrücken), der Klinische
Pharmakologe Prof. Dr. Bernd Mühlbauer (Bremen) und Frau PD Dr. Martina Pitzer,
Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie (Eltville), die
ebenfalls bereits dem bisherigen Vorstand angehört hatten.

Der Vizepräsident der Bundesärztekammer, Dr. Max Kaplan, überbrachte die
Glückwünsche des Vorstands der Bundesärztekammer und würdigte die Arbeit des
Vorstands der AkdÄ. In seinen Worten hob er die wichtige Funktion der AkdÄ als
unabhängiger wissenschaftlicher Fachausschuss der Bundesärztekammer hervor.

In einer ersten Stellungnahme betonte Prof. Ludwig, dass die weitere Beteiligung an
den Verfahren zur Nutzenbewertung von neu zugelassenen Arzneimitteln und die
unabhängige Information der deutschen Ärzteschaft zur rationalen Pharmakotherapie
auch künftig die Arbeitsschwerpunkte der AkdÄ sein werden. Und auch die
Arzneimittel(therapie)sicherheit bleibt weiterhin ein wichtiges Ziel der Arbeit der
AkdÄ.

Ein Video-Interview mit Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzender der AkdÄ, können
Sie hier herunterladen: https://youtu.be/5kWNt1hm604.

Kontakt:
Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft
Geschäftsstelle
Herbert-Lewin-Platz 1
10623 Berlin
Telefon 030 400456-500
Telefax 030 400456-555
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10.12.2018 Letzte Hoffnung für die kleine Ilanna - Aktion „Kinderherz-OP“ soll schwer herzkrankes Mädchen aus Kenia retten
uni | mediendienst | aktuell Nr. 168/2018

Pressetermin am Donnerstag, 13. Dezember 2018, 14.00 Uhr

Über 6.000 Kilometer liegen zwischen dem ostafrikanischen Nairobi in Kenia und dem mittelfränkischen Erlangen. So weit musste die kleine, schwer herzkranke Ilanna reisen, um die Chance zu bekommen, von den Spezialisten der Kinderkardiologischen Abteilung (Leiter: Prof. Dr. Sven Dittrich) und der Kinderherzchirurgischen Abteilung (Leiter: Prof. Dr. Robert Cesnjevar) des Universitätsklinikums Erlangen behandelt und operiert zu werden. Bei einer Notoperation in Erlangen am 16. November 2018 konnte der komplexe Herzfehler des kleinen Mädchens nur etwas korrigiert werden – die eigentliche große, lebensrettende Operation kann erst durchgeführt werden, wenn das Kind ein halbes Jahr alt ist und die Operationskosten von rund 30.000 Euro gedeckt sind. Im Rahmen der Aktion „Kinderherz-OP“ bitten die Kinderherz-Spezialisten des Uni-Klinikums Erlangen die Bevölkerung jetzt um Spenden für Ilanna.


Das Mädchen kam in Kenia per Not-Kaiserschnitt zur Welt. Als die Kleine sieben Wochen alt war, fing sie an, komisch zu atmen. Ilannas Tante Julian John berichtet: „Wenn meine Schwester Juliet sie stillen wollte, hat sie schlecht getrunken, immer geschnauft und geschwitzt. Es war sehr schwer, in Kenia einen Arzt zu finden, der die richtige Diagnose stellt. Schließlich sagte uns endlich ein Kardiologe, dass Ilanna einen tödlichen Herzfehler hat und schnell operiert werden muss.“ Julian John lebt seit 17 Jahren in Deutschland und arbeitet in Mainz als Altenpflegerin. Sie kontaktierte das Uni-Klinikum Erlangen und übernahm gemeinsam mit ihrem Mann die Reisekosten für ihre Schwester, die in Kenia nur ein kleines Einkommen hat. Nur dank der familiären Unterstützung konnten Juliet Mwema und Ilanna Ende Oktober nach Deutschland fliegen – da war das kleine Mädchen gerade einmal zweieinhalb Monate alt. Die zweijährige Schwester von Ilanna und ihr Vater mussten in der Zwischenzeit in Nairobi bleiben.

Lebensrettende Herz-OP muss mit sechs Monaten erfolgen

Mittlerweile ist Ilanna vier Monate alt. Sie leidet seit ihrer Geburt an einem komplexen Herzfehler: Ilanna hat einen Defekt der Scheidewand (AV-Kanal) und der Segelklappen zwischen den Herzvorhöfen und den Herzkammern und außerdem ein noch immer offenes Blutgefäß zwischen der Haupt- und der Lungenschlagader (Ductus arteriosus Botalli). Prof. Dr. Sven Dittrich, der Leiter der Kinderkardiologischen Abteilung des Uni-Klinikums Erlangen, erklärt: „Über das offene Blutgefäß – den Ductus – umgeht das Blut die Lunge des Kindes während der Zeit im Mutterleib. Sauerstoff bekommt der Fötus in dieser Zeit über das Plazentablut der Schwangeren. Mit den ersten Atemzügen des Neugeborenen schließt sich dann eigentlich der Ductus und das Blut wird ab sofort über die Atmung des Babys mit Sauerstoff angereichert. Bei Ilanna hat sich der Ductus aber nicht geschlossen, sodass sich dadurch der Blutfluss im Lungenkreislauf gefährlich erhöhte.“

Ilannas Lunge wurde sozusagen mit einem hohen Blutvolumen „überflutet“. Um das Organ zu schützen, drosselte Prof. Dr. Robert Cesnjevar, Leiter der Kinderherzchirurgischen Abteilung des Uni-Klinikums Erlangen, in einem ersten Eingriff den Blutstrom und engte den Lungenkreislauf mit einem Bändchen um die Pulmonalarterie künstlich ein. „Um das Leben des Kindes zu retten, mussten wir diese Operation in den ersten Lebensmonaten durchführen. Durch den Eingriff geht es Ilanna vorerst entscheidend besser. Sie kann gestillt werden und hat etwas zugenommen. Die eigentliche rettende Korrektur-Operation können wir aber erst im Alter von sechs Monaten vornehmen“, erklärt Prof. Cesnjevar. „Dann wollen wir die beiden ‚Löcher‘ in Ilannas Herz verschließen, die fehlgebildeten Herzklappen rekonstruieren und das Bändchen, das momentan die Lungendurchblutung drosselt, wieder entfernen. Wir bereiten die OP vor, sobald wir sie finanzieren können.“ Wenn die Ärzte Ilannas Herzfehler erfolgreich korrigiert haben, kann das Mädchen ein normales Leben führen.

Einladung für Medienvertreter

Am Donnerstag, 13. Dezember 2018, um 14.00 Uhr werden Ilanna, ihre Mutter und ihre Tante erneut für eine Untersuchung in die Kinderkardiologie des Uni-Klinikums Erlangen kommen (Kinderkardiologische Hochschulambulanz im Erdgeschoss des C-Baus der Kinder- und Jugendklinik, Loschgestraße 15, 91054 Erlangen). Dann sind auch Film- und Fotoaufnahmen mit der Familie sowie Interviews mit den behandelnden Ärzten möglich. Um eine Anmeldung wird gebeten.

Aktion „Kinderherz-OP“

Die Aktion „Kinderherz-OP“ ist eine Initiative der Kinderkardiologischen Abteilung und der Kinderherzchirurgischen Abteilung des Uni-Klinikums Erlangen. Ziel der Initiative ist es, bedürftige, schwer herzkranke Kinder aus dem Ausland in Erlangen zu heilen. Als Anstalt des öffentlichen Rechts ist das Uni-Klinikum Erlangen dafür auf Spenden angewiesen. Die Gelder werden ohne Abzug von Verwaltungskosten, Kontogebühren oder Sonderhonoraren ausschließlich für die medizinische Behandlung verwendet.

Weitere Informationen: http://www.uker.de/kinderherzop
Spendenkonto:
Stadt- und Kreissparkasse Erlangen Höchstadt Herzogenaurach
IBAN: DE11 7635 0000 0000 0007 70
BIC: BYLADEM1ERH
Verwendungszweck: „Kinderherz-OP“

Bildmaterial zum Download gibt es unter: https://www.fau.de/files/2018/12/18_KE_KH_Ilanna_Maennel_Uni-KlinikumErlangen.jpg  

Bildunterschrift: Die kleine Ilanna zusammen mit ihrer Mutter Juliet Mwema. Die Folgen von Ilannas Herzfehler sind unter anderem eine Herzschwäche, Trinkstörungen und ein zu niedriges Körpergewicht. Foto: Franziska Männel/Uni-Klinikum Erlangen

Weitere Informationen:

Für Journalisten
Johannes Eissing
Tel.: 09131 85-36102
presse@uk-erlangen.de
Aktion „Kinderherz-OP“
Tel.: 09131 85-33750
kinderherzop@uk-erlangen.de

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06.12.2018 Jahresbericht 2017/2018 der Prüfungskommission und der Überwachungskommission zur Prüfung der Herz-, Lungen-, Leber-, Nieren- und Pankreastransplantationsprogramme vorgelegt
Pressemeldung der Bundesärztekammer u.a.

Bundesärztekammer - Arbeitsgemeinschaft der deutschen Ärztekammern /
Deutsche Krankenhausgesellschaft/GKV-Spitzenverband

Überwachungskommission gem. § 11 TPG – Prüfungskommission gem. § 12 TPG
Berlin, 06.12.2018


Die für die Prüfung der Transplantationszentren in Deutschland zuständigen
Kontrollgremien von Bundesärztekammer, Deutscher Krankenhausgesellschaft und GKVSpitzenverband
haben bei der Vorstellung ihres Jahresberichtes 2017/2018 eine positive
Bilanz ihrer Arbeit gezogen. „In den Transplantationszentren hat in den vergangenen Jahren
ein wahrer Struktur- und Kulturwandel stattgefunden“, sagte der Vorsitzende der
Überwachungskommission, Prof. Dr. med. habil. Dr. h. c. Hans Lippert. Ursächlich für diese
positive Entwicklung sei nicht nur, dass jedes Zentrum bei Richtlinienverstößen mit Aufdeckung
und gegebenenfalls dienstrechtlichen und/oder strafrechtlichen Konsequenzen rechnen
müsse. Vielmehr trügen die bundesweiten Prüfungen auch zur Fehlerprävention bei.
„Mitunter kommt es aus bloßer Unkenntnis oder aufgrund von Missverständnissen zu
ungewollten Richtlinienverstößen. Deshalb ist es uns so wichtig, im ständigen Dialog mit
den Transplantationszentren zu bleiben, Hilfestellung zu leisten und gemeinsam mit den
Transplantationszentren, den Landesministerien und den Landesärztekammern eine offene
Fehlerkultur zu fördern“, so Lippert.
Um dem Auftrag des Gesetzgebers und dem besonderen Informationsinteresse der
Öffentlichkeit zu entsprechen, veröffentlichen die Prüfungskommission und die
Überwachungskommission unterjährig sämtliche Stellungnahmen zu bisherigen Prüfungen
in anonymisierter Form auf der Internetseite der Bundesärztekammer und fassen ihre
Ergebnisse einmal im Jahr in ihrem Jahresbericht zusammen.

Danach halten sich die meisten Kliniken in Deutschland an die Richtlinien der
Bundesärztekammer für die Organvergabe. So stellten Prüfungskommission und
Überwachungskommission im Bereich der Nieren-, Pankreas- und kombinierten Nieren-
Pankreastransplantation keine Auffälligkeiten fest. „Das bestätigt einmal mehr die positiven
Eindrücke, die wir in den letzten sechs Jahren gewinnen konnten“, sagte die Vorsitzende der
Prüfungskommission, Anne-Gret Rinder, Vorsitzende Richterin am Kammergericht i. R..
Auch im Bereich der Herz-, Lungen- und Lebertransplantationen wurde weit überwiegend
ordnungsgemäß und korrekt gearbeitet. „Hier kam es lediglich in einzelnen Zentren zu
Fehlern, die allerdings keine systematische Vorgehensweise erkennen ließen“, berichtete
Rinder. Hingegen stellten die Experten bei den Prüfungen des
Herztransplantationsprogramms am Universitätsklinikum Köln-Lindenthal und des
Lebertransplantationsprogramms am Universitätsklinikum Frankfurt/Main systematische
Unregelmäßigkeiten fest. Hierüber informierten die Kommissionen neben den Ärztlichen
Direktoren und den Landesärztekammern die zuständigen Landesbehörden und die
Staatsanwaltschaften.
Rinder stellte außerdem die Kompetenzen der Prüfungs- und der
Überwachungskommission in Abgrenzung zu den Kompetenzen und Befugnissen der
Staatsanwaltschaften dar. Der gesetzliche Auftrag der Kommissionen beschränke sich auf
die Feststellung von Verstößen gegen das Transplantationsgesetz und einschlägige
untergesetzliche Regelungen, wie die Richtlinien der Bundesärztekammer. Prüfgegenstand
sei die ordnungsgemäße Durchführung und Dokumentation der in diesem Zusammenhang
von den Transplantationszentren zu treffenden Maßnahmen, insbesondere die korrekte
Meldung zutreffender Daten an Eurotransplant, nicht aber die Überprüfung der ärztlichen
Indikationsstellung als solche. Nach der Weiterleitung festgestellter Unregelmäßigkeiten an
die zuständigen Behörden der Länder entschieden dann diese über weitere Schritte in
eigener Zuständigkeit und Prüfungskompetenz.

Prof. Dr. jur. Hans Lilie, Vorsitzender der Ständigen Kommission Organtransplantation, wies
darauf hin, dass die Erkenntnisse aus der Arbeit der Prüfungs- und der
Überwachungskommission kontinuierlich in die Richtlinienarbeit der Bundesärztekammer
einfließen. „Wir lernen also aus der Praxis für die Praxis“, betonte Lilie und hob in diesem
Zusammenhang die konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem
Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hervor.
„Durch die Genehmigung des BMG erhalten unsere Richtlinien ein juristisches Gütesiegel. Die Richtlinien der Bundesärztekammer sind damit eine verbindliche Grundlage für die Vielzahl der tagtäglich in den Transplantationszentren zu treffenden Entscheidungen.“

Prof. Dr. jur. Ruth Rissing-van Saan, Leiterin der Vertrauensstelle Transplantationsmedizin,
gab einen Überblick über die Arbeit der Vertrauensstelle. Deren Aufgabe ist es, auf
vertraulicher Basis Hinweise auf Auffälligkeiten im Bereich der Organspende und der
Organtransplantation entgegenzunehmen und in Kooperation mit der Prüfungskommission
und der Überwachungskommission zu klären. „Im vergangenen Jahr sind insgesamt 40
Eingaben bei der Vertrauensstelle eingegangen“, berichtete Rissing-van Saan. Neben
anonymen Anfragen sei die Vertrauensstelle auch von Beschäftigten in
Transplantationszentren sowie von anderen in das Transplantationsgeschehen
eingebundenen Stellen kontaktiert worden. Es seien insbesondere die Lebendorganspende
betreffende Fragestellungen, wie etwa die Zulässigkeit von Cross-over-Lebendspenden,
sowie Anfragen zur Wartelistenführung und Verteilungsgerechtigkeit bei postmortalen
Organspenden eingegangen. Weiterhin gingen Fragen zur medizinischen Versorgung von
Asylbewerbern ein sowie zur Zulässigkeit von Anschlussbehandlungen und zur Übernahme
der Kosten bei Transplantationen im Ausland.
Weitere Informationen unter: www.bundesaerztekammer.de/pkpruefergebnisse2018


06.12.2018 Neue Regelung für die Leichenschau
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer und des ÄKBV

„Die Leichenschau ist in der gültigen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) gnadenlos unterbewertet“, erinnert Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK). Dies werde der Bedeutung einer qualifizierten Leichenschau, die nicht nur den Tod, sondern auch die Begleitumstände und die Ursachen feststellt, nicht gerecht. „Bei der Leichenschau handelt es sich um eine verantwortungsvolle und aufwändige ärztliche Tätigkeit. Die Leistung der Kolleginnen und Kollegen muss dringend mehr Wertschätzung erfahren“, so Quitterer. Werde der Arzt beispielsweise durch die Polizei zu einer Leichenschau gerufen, könne er dabei lediglich den einfachen Satz der Gebührenordnung in Höhe von 14,52 Euro ansetzen (Nr. 100 GOÄ) plus Wegegebühren. Zuschläge für eine Durchführung am Wochenende oder nachts könnten nicht berechnet werden, da sie in der Gebührenordnung nicht vorgesehen seien und die Nr. 100 keine zuschlagsberechtigte Ziffer sei. Quitterer fordert daher „eine adäquate Vergütung – jetzt“ und keine Vertröstung auf eine bessere Regelung in der anstehenden Novellierung der GOÄ, auf die die Ärztinnen und Ärzte seit 20 Jahren warteten. „Die Nr. 100 plus Wegegeld – das bildet die Anforderungen an die Todesfeststellung einfach nicht ab, was auch die Bundesregierung in einer Stellungnahme im Jahr 2016 befand“. Deshalb plädiert Bayerns Ärztechef bei der Leichenschau für „eine Herausnahme der Vergütung aus der GOÄ für Ärzte und für die Schaffung eines eigenen Rechtsrahmens“.

In München gebe es, so berichtet Dr. Christoph Emminger, Vorsitzender des Ärztlichen Kreis- und Bezirksverbandes (ÄKBV), auf Initiative des ÄKBV seit Jahren eine Gruppe von Ärztinnen und Ärzten, die sich mit hohem Engagement und regelmäßig zum Thema Leichenschau fortbilde und gleichzeitig sicherstelle, dass unverzüglich eine Ärztin/ein Arzt aus dieser Gruppe der Anforderung der Polizei, wenn diese eine Leichenschau veranlasse, nachkomme. „Das verringert in diesen Fällen die sonst häufig langen Wartezeiten für die Polizei und gewährleistet einen hohen Qualitätsstandard der Leichenschau, die meist unter sehr schwierigen Umständen und zu ungünstigen Zeiten stattfindet. Das Engagement dieser Ärztinnen und Ärzte zu Qualifikation, Fortbildung und zeitnah zu erbringender Leichenschau verdient höchsten Respekt aller, auch der Öffentlichkeit, der Politik und derer, die dafür Verantwortung tragen. Leider kommt dies derzeit auch noch nicht im Honorar für diese Arbeit zum Ausdruck“, so der ÄKBV-Vorsitzende, der auch die Bereitschaft von Prof. Dr. Oliver Peschel vom Institut der Rechtsmedizin der LMU, verantwortlich für Qualifikation und Fortbildung der Kolleginnen und Kollegen, ausdrücklich hervorhebt. Welche Bedeutung dieser sogenannte „Forensische Leichenschau-Dienst“ (FLSD) in und für München habe, wurde schlaglichtartig deutlich, als Münchner Printmedien im November 2018 berichteten: „Ein in München festgenommener Hilfspfleger steht unter sechsfachem Mordverdacht.“ Der Umstand, dass einer der Ärzte dieses FLSD den Toten gründlich untersuchte und einen Verdacht äußerte, führte zu weiteren Ermittlungen von Polizei und Gerichtsmedizin. „Es muss im Interesse der Öffentlichkeit und der Ermittlungsbehörden liegen, dass diese von der Polizei angeforderten Leichenschauen, auch künftig fachlich kompetent und qualitätsgesichert vorgenommen werden. Und es muss sich im Honorar widerspiegeln, da wir sonst riskieren, diese Ärztinnen und Ärzte zu verlieren“, so Emminger abschließend.
 
Bayerische Landesärztekammer
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05.12.2018 Koalitionsvertrag schwarz-orange
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Unter dem Titel „Für ein bürgernahes Bayern – menschlich, nachhaltig und modern“ heißt es in der Koalitionsvereinbarung 2018 bis 2023 zwischen CSU und FREIE WÄHLER: „4. Für eine menschliche Gesundheits- und Pflegepolitik“, was Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), im Leitartikel der Dezemberausgabe des Bayerischen Ärzteblattes folgendermaßen bewertet: „Der Abschnitt Gesundheitspolitik des Koalitionsvertrages ist grundsätzlich positiv; ich sehe aber auch Anlass für Kritik“.

Erfreulich sei das Bekenntnis zu einer flächendeckenden und wohnortnahen ärztlichen Versorgung. Auch die Ankündigung: „Wir werden die Medizinerausbildung durch die Umsetzung des Masterplans Medizinstudium 2020 an die aktuellen Erfordernisse anpassen. Wir erhöhen die Zahl der Studienplätze um über 2.000 Plätze. Für den Zugang zum Studium wollen wir eine Flexibilisierung und zusätzliche eignungsbezogene Zulassungskriterien, zum Beispiel eine Vorausbildung, baldmöglichst umsetzen“ lasse in dem Koalitionspapier aufhorchen. Mit Skepsis liest Quitterer hingegen: „Wir werden die Kommunen noch stärker in die Gesundheitsversorgung vor Ort einbeziehen. Wir wollen Kommunen dabei unterstützen, einen Beitrag für die medizinische Versorgung in ihrer jeweiligen Gemeinde zu leisten“. Quitterer: „Wir kennen doch bereits heute die Problematik, dass Kommunen eine Menge Geld in die Hand nehmen, um Vertragsarztsitze auszukaufen. So konterkariert eine eigentlich gut gemeinte Idee die Versorgungsrealität und junge, niederlassungswillige Ärztinnen und Ärzte bleiben außen vor“. Weniger konkret werde das Ganze dann beim Thema Krankenhäuser. Die Vereinbarungen des Koalitionsvertrags müssten hier in den kommenden Monaten noch mit Leben gefüllt werden, biete der Text doch viel Raum für Interpretationen, gerade bei der Investitionsförderung.

„Das, was wir vor allem brauchen sind junge Leute, die in die Medizin und in die Pflege gehen. Sie benötigen Wertschätzung und die Anerkennung, dass sie ihre Aufgabe gut machen. Nicht aber kann die zukünftige Lösung sein, dass ärztliche Leistungen an die Pflege delegiert werden, da Pflege kein nichtärztlicher Assistenzberuf ist“, so der Präsident und reklamiert für die ärztliche Ausbildung weiterhin eine universitäre Ausbildung.

Mehr zu „Koalitionsvertrag schwarz-orange“ lesen Sie in der Dezemberausgabe 2018 des Bayerischen Ärzteblattes unter www.bayerisches-ärzteblatt.de.

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04.12.2018 Wissenschaftler entdecken „Gehirn-Hot-Spot“ für Medikamente gegen Angst
uni | mediendienst | forschung Nr. 104/2018

Erkenntnisse könnten zu einem neuen Therapieansatz führen

Bei der Funktionsweise von Psychopharmaka auf der Ebene neuronaler Netze sind bislang noch viele Fragen offen. Ein Team von Wissenschaftlern um Dr. Wulf Haubensak, Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien, und Prof. Dr. Andreas Hess, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), konnte nun einen neuronalen Kreislauf im Gehirn identifizieren, der eine wichtige Rolle bei Angstzuständen spielt – und zeigen, wie gewöhnliche psychiatrische Medikamente darauf wirken. Die Studie wurde nun in der Fachzeitschrift „Molecular Psychiatry“ veröffentlicht*.

Angststörungen sind ein medizinisches Problem, das einen Großteil der Bevölkerung betrifft. Sie können mit einer Reihe von Psychopharmaka behandelt werden, darunter eine Gruppe von Substanzen, die als Benzodiazepine (BZDs) bezeichnet werden. BZDs werden seit 50 Jahren zur Behandlung von Patienten mit Angstzuständen eingesetzt, und ihre Wirkungsweise auf molekularer und zellulärer Ebene ist gut erforscht. Hingegen wissen Ärzte und Neurowissenschaftler noch wenig über die Wechselwirkungen zwischen den neuronalen Schaltkreisen, durch die BZDs ihre angstlösende Wirkung entfalten.

Ein Forscherteam um Dr. Wulf Haubensak vom IMP und Prof. Dr. Andreas Hess von der FAU hat jetzt eine Kombination innovativer Methoden, die Genetik, Informationen zu neuronalen Schaltkreisen und zur funktionellen Gehirnkartierung verknüpft, eingesetzt. Sie fanden heraus, dass BZD die Weiterleitung aversiver Signale durch die Amygdala, dem Mandelkern, stören und charakterisierten die betroffenen Schaltkreise.

„Angst entsteht aus dem Zusammenspiel mehrerer Kreisläufe im Gehirn. In diesem Netzwerk haben wir einen entscheidenden biomedizinischen ‚Hot-Spot‘ identifiziert, der der angstlösenden Therapie zugrunde liegt ", sagt Dr. Haubensak. „Diesem Hotspot auf die Spur zu kommen, war nur möglich, indem Erkenntnisse über die Verbindungen von Neuronen im Gehirn, dem Konnektom, mit genetischen Techniken kombiniert wurden, die die funktionale Visualisierung und Manipulation bestimmter Neuronenpopulationen im Tiermodell ermöglichen – Methoden und Informationen, die dies ermöglich, stehen erst seit kurzem zur Verfügung.“

Die Wissenschaftler verglichen ihre an Mäusen gewonnenen Erkenntnisse mit funktionellen menschlichen Gehirnscans und fanden Hinweise darauf, dass die gleichen Mechanismen auch beim Menschen wirksam sind. Dies öffnet neue Perspektiven für die Entwicklung von Medikamenten.

Prof. Hess, Mitautor der Studie, betont die Wichtigkeit der funktionellen Bildgebung des Gehirns: „Nichtinvasive Bildgebung wie die Magnetresonanztomografie ist der Schlüssel für die Untersuchung neurobiologischer Funktionen auf der gesamten Gehirnebene. Wir haben dies mit neuartigen Datenanalyse-Strategien kombiniert, um die modulatorischen Auswirkungen kleiner neuronaler Schaltkreise zu charakterisieren, die eine wichtige Gehirnfunktion ausmachen – in diesem Fall Angst.“

„Da wir nun die exakten Netzwerke von Neuronen kennen, die den anxiolytischen Effekt von BZD vermitteln, können wir jetzt versuchen, sie gezielt zu erreichen. Dies könnte die Entwicklung neuer Medikamente zur Behandlung von Angstzuständen ermöglichen, ohne die Nebenwirkungen, die bei derzeitigen Anxiolytika üblich sind “, sagt Johannes Griessner, Doktorand und Erstautor der Studie und fügt perspektivisch an, wie die Ergebnisse in weiteren Studien verwendet werden könnten: „Die Psychiatrie benötigt eine starke biologische Basis, die gezielte therapeutische Interventionen ermöglicht. Unser Ansatz könnte als Blaupause für eine experimentelle Strategie dienen, mit der die Auswirkungen psychoaktiver Medikamente im Allgemeinen besser charakterisiert werden können. “

* https://doi.org/10.1038/s41380-018-0310-3

Mehr zum Haubensak Lab am IMP sowie zum Vienna BioCenter:
https://www.imp.ac.at/groups/wulf-haubensak/

http://www.viennabiocenter.org

Weitere Informationen:
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03.11.2018 Bieten für berühmte Bären-Online-Auktionsportal versteigert Steiff-Teddys aus Privatsammlung zugunsten des Kinderpalliativteams
uni | mediendienst | aktuell Nr. 164/2018

Jahrelang sammelte Claudia Rübner aus Schwabach die berühmten Teddybären der Marke Steiff – bis sie beschloss, sich für einen guten Zweck von ihrer Sammlung zu trennen. Ihre Freundin Anja Kratschmer, die in der Hospizarbeit tätig ist, regte an, eine Aktion für Kinder zu organisieren. So werden die 52 Bären von Claudia Rübner mit einem geschätzten Gesamtwert von ca. 10.000 Euro jetzt nach und nach beim Charity--Auktionsportal United Charity versteigert. Den Erlös bekommt das Kinderpalliativteam der Kinder- und Jugendklinik (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Wolfgang Rascher) des Universitätsklinikums Erlangen. Das Team betreut schwerst- und sterbenskranke Kinder und Jugendliche in ganz Mittel- und Oberfranken.

Stofftiere dürfen unter anderem aus hygienischen Gründen nicht direkt an kranke Kinder verschenkt werden. Am Ende sollen die kleinen Patienten aber doch etwas von den berühmten Bären haben. „Deshalb haben wir uns entschlossen, eine Online-Auktion auf die Beine zu stellen, alle Teddys einzeln zu begutachten, zu fotografieren und zu katalogisieren“, berichtet Michelle Dotzauer, Pädagogin im Kinderpalliativteam. So gibt es unter anderem mehrere Teddy-Weihnachtsmänner, ein Teddy-Ehepaar mit Brautkleid und Zylinder und einen Steiff-Bären mit Lederhose und Karohemd. Bei den Stofftieren handelt es sich überwiegend um limitierte Replikas, das heißt um „alte“ Teddybären, die die Firma Steiff als Vorlage genommen und in limitierter Auflage neu auf den Markt gebracht hat.

„Mit der Aktion wollen wir Sammler und große Steiff-Liebhaber ebenso erreichen wie Bieter, die einfach so etwas Gutes tun wollen. Es sollen sich möglichst viele an der Auktion beteiligen“, wünscht sich Michelle Dotzauer. Der Erlös kommt vollständig dem Kinderpalliativteam (Leitung: Dr. Chara Gravou-Apostolatou) des Uni-Klinikums Erlangen zugute. Zum Team gehören Kinderärzte und Pflegekräfte, Sozialpädagogen, Psychologen und Seelsorger. Jedes Jahr fahren sie Zehntausende von Kilometern zu unheilbar kranken Kindern und Jugendlichen, um sie zu Hause zu versorgen. Viele der betreuten Patienten sind an Krebs erkrankt, haben schwere Herzfehler oder angeborene Fehlbildungen. Auch Eltern und Geschwisterkinder leiden unter der Situation und werden vom Kinderpalliativteam psychologisch und seelsorgerisch mitbetreut. Ziel des Kinderpalliativteams ist es, den Betroffenen so lange wie möglich die größtmögliche Lebensqualität zu schenken.

„Wir sind auf Spenden wie die aus der Steiff-Bären-Auktion angewiesen, um zum Beispiel unsere Fahrzeuge zu unterhalten oder den Familien mit Kleinigkeiten eine Freude zu machen. Im Namen unserer kleinen und jugendlichen Patienten also ganz herzlichen Dank an Claudia Rübner und Anja Kratschmer“, sagt Dr. Chara-Gravou-Apostolatou zum Start der Versteigerung.

Link zur Auktion: https://www.unitedcharity.de/Specials/Steiff-Kuscheltiere

Bildmaterial gibt es unter:


https://www.fau.de/files/2018/12/18_KI_Steiffbaeren_presse_uniklinikum-erlangen_01.jpg 

Von Bären umzingelt: Prof. Rascher mit allen Steiff-Teddybären, die in der Online-Auktion versteigert werden. (Bild: Michelle Dotzauer/Uni-Klinikum Erlangen)

https://www.fau.de/files/2018/12/18_KI_Steiffbaeren_presse_uniklinikum-erlangen_02.jpg 

Unter anderem für diesen limitierten Steiff-Weihnachtsmann-Teddy mit Ponyschlitten kann ab jetzt online ein Gebot abgegeben werden. Weltweit gibt es ihn nur 4.000-mal. (Bild: Michelle Dotzauer/Uni-Klinikum Erlangen)

Weitere Informationen:
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30.11.2018 Spezialzentrum für seltene bösartige Tumoren gegründet
uni | mediendienst | aktuell Nr. 163/2018

Uni-Klinikum Erlangen etabliert Sarkomzentrum und wird damit Anlaufstelle für Betroffene im gesamten nordbayerischen Raum

Sarkome gehören zu den eher seltenen Krebsarten – in Deutschland erkranken jährlich etwa 2.000 Menschen an den bösartigen Tumoren des Weichgewebes oder des Knochens. Um betroffene Patienten umfassend und adäquat behandeln zu können, hat das Universitätsklinikum Erlangen seine jahrelange Erfahrung nun in einem Sarkomzentrum gebündelt. Der Leiter des neu gegründeten Zentrums, Prof. Dr. Robert Grützmann, erklärt: „Die vielen Strukturen, Tumorboards und spezialisierten Behandlungsverfahren, die wir in den vergangenen Jahren etabliert haben, bilden die ideale Basis für das Sarkomzentrum.“

Zentrale Kooperationspartner des interdisziplinären Zentrums sind neben der Chirurgischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Robert Grützmann) die Medizinische Kliniken 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath), die Medizinische Klinik 5 – Hämatologie und Internistische Onkologie (Direktor: Prof. Dr. Andreas Mackensen), das Pathologische (Direktor: Prof. Dr. Arndt Hartmann) sowie das Radiologische Institut (Direktor: Prof. Dr. Michael Uder) und die Strahlenklinik (Direktor: Prof. Dr. Rainer Fietkau) des Uni-Klinikums Erlangen. Darüber hinaus besteht eine enge Zusammenarbeit mit Gynäkologen, Dermatologen, Nuklearmedizinern, Kinderonkologen sowie mit Psychoonkologen, dem Sozialdienst, Physiotherapeuten, Palliativmedizinern, Humangenetikern und Studieneinheiten. Von großer Bedeutung ist außerdem das Mitwirken von Plastischen Chirurgen und Gefäßchirurgen.

Dass im Erlanger Sarkomzentrum viele Spezialisten vereinigt sind, zeigt sich auch darin, dass die Ausarbeitung der weltweit ersten S3-Leitlinie – also der Empfehlung höchster wissenschaftlicher Qualität – derzeit unter Beteiligung von drei Medizinern des Uni-Klinikums Erlangen erfolgt: Neben Prof. Dr. Robert Grützmann gehören Dr. Rolf Janka, Radiologie, und Prof. Dr. Abbas Agaimy, Pathologie dazu.

Gute Chancen auf Heilung


Das Zusammenwirken verschiedener medizinischer Disziplinen ist deshalb wichtig, weil Sarkome an jeder Körperstelle auftreten können und schon die Diagnose schwierig ist, da sich die Tumoren oft als harmlos aussehende Schwellung zeigen. Sarkom ist der Oberbegriff für ca. 100 verschiedene Tumorarten. Viele treten als Folge von Mutationen auf, ohne dass ein Auslöser für diese ausgemacht werden kann. Dabei verändert sich das Erbgut der Zellen und ihr Wachstum gerät außer Kontrolle. Anders als bei anderen Krebsarten gibt es daher auch keine klassischen Risikofaktoren, die es im Vorfeld zu vermeiden gilt. Wird der Krebs frühzeitig erkannt, sind die Heilungschancen gut. Die Patienten des Sarkomzentrum Erlangen werden im täglich stattfindenden Tumorboard interdisziplinär besprochen, um die optimale Therapie für jeden Patienten individuell auszuwählen. Die Behandlung für jeden Einzelfall ist komplex sowie multimodal und kann deshalb nur in einem spezialisierten Zentrum erarbeitet und durchgeführt werden.

Zertifizierte Qualität


Aufgrund des seltenen Vorkommens von Sarkomen gibt es deutschlandweit nur wenige Spezialzentren. Das Sarkomzentrum des Uni-Klinikums Erlangen ist zudem eines von wenigen, das bereits einen Zertifizierungsprozess der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) durchläuft. Eine Begehung durch die Auditoren hat bereits stattgefunden und Anfang 2019 wird das Verfahren voraussichtlich positiv abgeschlossen.

Ausführliche Informationen zum Sarkomzentrum: http://www.sarkomzentrum.uk-erlangen.de.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Robert Grützmann
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robert.gruetzmann@uk-erlangen.de

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29.11.2018 Welt-Aids-Tag 2018: „Eine Impfung wäre der wirksamste Schutz“
uni | mediendienst | aktuell Nr. 161/2018

Neue Impfstoffe sollen bis 2020 am Menschen getestet werden

Weltweit leben 36,9 Millionen Menschen mit HIV, dem Humanen Immundefizienz-Virus, aus dem sich die Immunschwächekrankheit Aids entwickelt. Rund 1,8 Millionen HIV-Infizierte kamen allein im Jahr 2016 dazu. In Deutschland sind 88.400 Menschen mit dem Virus infiziert, in Bayern sind es mehr als 11.700 „Aids ist immer noch nicht heilbar und erfordert eine Therapie bis zum Lebensende“, erklärt Prof. Dr. Klaus Überla, Direktor des Virologischen Instituts des Universitätsklinikums Erlangen, anlässlich des Welt-Aids-Tages am 1. Dezember 2018. Weil lebenslange HIV-Therapien, die 15.000 Euro jährlich kosten, in vielen Regionen der Welt kaum finanzierbar sind, haben HIV-Impfstoffe eine große Bedeutung.

„HIV-Infektionen und Aids werden nicht mehr als großes gesellschaftliches Problem wahrgenommen. Und das, obwohl die Ansteckungsgefahr gleichbleibend hoch ist“, beklagt Prof. Überla. „Die Menschen sind unvorsichtig geworden. Mehr als jeder Tausendste ist bundesweit HIV-infiziert – das ist mehr als jemals zuvor.“

Angesichts der konstanten Ansteckungsgefahr sind HIV-Impfstoffe dringend nötig. Prof. Überla erforscht sie seit über 20 Jahren. „Um einen wirksamen Impfstoff generieren zu können, müssen wir zum einen besser verstehen, wie bestimmte Proteine an der Oberfläche des HI-Virus funktionieren, die Angriffspunkt für wirksame Antikörper sind. Zum anderen brauchen wir die Unterstützung der körpereigenen T-Helferzellen – also eben jener Immunzellen, die das HI-Virus befällt und zerstört“, so der HIV-Experte. „Es gibt viel Aufklärung über Aids, Schutzmaßnahmen wie Kondome und für Nicht-Infizierte mit einem hohen Ansteckungsrisiko sogar vorbeugende PrEP-Medikamente (HIV-Prä¬ex¬positions¬prophylaxe), die aber eine regelmäßige Tabletteneinnahme voraussetzen. Doch eine Impfung wäre nach wie vor der wirksamste und kostengünstigste Schutz vor Aids, allen voran für die Menschen in Afrika. Allerdings schützt der beste bisher getestete Impfstoff nur zu 30 Prozent – wir arbeiten an einer deutlichen Steigerung.“

Prof. Überla ist als Erlanger Experte auch im Konsortium EAVI2020 (European Aids Vaccine Initiative) vertreten, das im November 2015 an den Start ging und in dem seit drei Jahren Wissenschaftler aus 22 Institutionen und Unternehmen in Europa, Australien, Kanada und den USA ihr Wissen zu HIV bündeln. Ihr Ziel ist es, präventive und therapeutische Impfstoffe zu entwickeln. Bis 2020 sollen die ersten experimentellen Vakzinen am Menschen getestet werden. „Zur Verbesserung der HIV-Impfstoffe nutzen wir Immunantworten, die von bereits zugelassenen Impfstoffen hervorgerufen werden“, erklärt Klaus Überla. „Zuerst arbeiteten wir mit dem Impfstoff gegen Tetanus, aktuell machen wir uns die Wirkung der Hepatitis-B-Impfung zunutze. Die Idee ist, nicht bei jeder Impfung von vorn zu beginnen, sondern bereits bestehende Immunantworten für unsere Zwecke ,einzuspannen‘.“ Existierende Impfstoffe aktivieren die T-Helferzellen des Körpers – wichtige Zellen des Immunsystems, die Viren, Bakterien und Parasiten erkennen. Die T-Helferzellen identifizieren körperfremde Eindringlinge anhand bestimmter Eiweiße auf deren Oberfläche. Ziel ist es, diese Erkennungsmechanismen in einen HIV-Impfstoff einzubauen und so auch die Immunantwort gegen das HI-Virus zu verbessern.

Hintergrund: HIV und Aids

Über 90 Prozent der HIV-Neuinfektionen in Deutschland gehen laut Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung auf eine sexuelle Übertragung zurück. Vor allem Männer, die mit Männern Sex haben, sowie Menschen, die aus Ländern mit einer hohen HIV-Verbreitung stammen, sind gefährdet. Kondome spielen als Schutzmaßnahme gegen HIV eine zentrale Rolle, weil sie verhindern, dass potenziell infektiöse Flüssigkeiten in den Körper gelangen. Eine besonders hohe Ansteckungsgefahr besteht zu Beginn einer Infektion – dann, wenn sich die HI-Viren im Körper sehr stark vermehren. Gerade in dieser Anfangsphase wissen die meisten Menschen noch gar nicht, dass sie infiziert sind und andere leicht anstecken können. In Deutschland ist Hochrechnungen zufolge 12.700 Menschen nicht bekannt, dass sie HIV haben. Im Jahr 2016 nahmen bundesweit 64.900 Menschen HIV-Medikamente ein, um den Ausbruch von Aids zu verhindern – das sind 86 Prozent derer, die eine HIV-Diagnose erhalten haben.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Klaus Überla
Tel.: 09131 85-23563
klaus.ueberla@uk-erlangen.de

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29.11.2018 Welt-Aids-Tag 2018 am 1. Dezember 2018
Pressemeldung Kreisverband Erlangen

Weltweit leben etwa 36,7 Millionen Menschen mit HIV (Humane Immundefizienz-Virus). Rund 1,8 Millionen kamen allein im Jahr 2016 dazu. In Deutschland sind geschätzt 88.400 Menschen mit HIV infiziert.
„Aids ist immer noch nicht heilbar und erfordert eine lebenslange Therapie“, erklärt Prof. Dr. med. Klaus Überla, Direktor des Virologischen Institutes des Universitätsklinikums Erlangen, anlässlich des Welt-Aids-Tages am 1. Dezember. Da lebenslange HIV Therapien in vielen Regionen der Welt kaum
zu finanzieren sind, kommt der Entwicklung von HIV-Impfstoffen eine besondere Bedeutung zu.

Der Welt-Aids-Tag soll dafür sensibilisieren, wie wichtig ein Miteinander ohne Vorurteile und Ausgrenzung ist und aufzeigen, dass wir alle gut zusammenleben können. HIV-Infektionen und Aids würden in der Öffentlichkeit fälschlicherweise kaum mehr als gesellschaftliches Problem wahrge-
nommen. „Die Ansteckungsgefahr durch Aids ist unverändert hoch“, betont Dr. Florian Schuch, Vorsitzender des ärztlichen Kreisverbandes Erlangen, „viele sind sich dieser Tatsache aber nicht bewusst“. Über 90 Prozent der Neuinfektionen in Deutschland gehen laut Angaben der Bundes-
zentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) auf eine sexuelle Übertragung zurück. Vor allem Männer, die mit Männern Sex haben, sowie Menschen, die aus Ländern mit einer hohen HIV-Verbreitung stammen, sind durch HIV gefährdet. Mit „Safer Sex“ könne man sich vor HIV schützen
und senke zudem das Risiko, sich mit anderen sexuell übertragbaren Krankheiten (STI) anzustecken. Kondome spielten dabei eine zentrale Rolle, denn diese könnten beim Sex verhindern, dass möglicherweise infektiöse Körperflüssigkeiten in den Körper gelangen. Kondome schützen
aber nur dann richtig, wenn sie die richtige Größe haben und korrekt angewendet werden. Eine besonders hohe Ansteckungsgefahr bestehe zu Beginn einer Infektion, dann vermehrten sich die
HI-Viren im Körper sehr stark. Gerade in dieser Anfangsphase wissen die meisten Menschen noch
gar nicht, dass sie infiziert sind und dass sie andere Menschen beim Sex besonders leicht anstecken könnten. Die beste Möglichkeit, um eine Ansteckung zu vermeiden, ist sich über Risiken und Schutzmöglichkeiten zu informieren, mit seinem Partner oder seiner Partnerin darüber zu reden
und sich entsprechend zu schützen. Eine weitere Möglichkeit, HIV-Infektionen zu verhindern, ist die sogenannte Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP). Dabei nehmen nicht infizierte Menschen mit einem besonders hohen Ansteckungsrisiko ein HIV-Medikament ein. Allerdings können dabei zum Teil ernste Nebenwirkungen entstehen, deshalb sollte eine PrEP nur mit ärztlicher Begleitung erfolgen. Eine PrEP schütze auch nicht vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten. Ausführliche Infos gibt es im
Internet auf den Seiten

www.liebesleben.de
und
www.gib-aids-keine-chance.de/

Ärztlicher Kreisverband Erlangen    Bauhofstraße 6     91052 Erlangen
www.aekv-erlangen.de

29.11.2018 Vortrag am, 10. 12. 2018 : Warum sind Pflanzen so virtuose Chemiker?
Pressemeldung der FAU

 10. Dezember, 18.30 bis 20 Uhr, Energie Campus Nürnberg (EnCN), Fürther Straße 250, Forum 2. Obergeschoss, Nürnberg

Woher kommen eigentlich Morphin, Codein, Chinin, Taxol, Vinblastin und andere wichtige Arzneistoffe? Dieser Frage geht Prof. Dr. Wolfgang Kreis, Lehrstuhl für Pharmazeutische Biologe der der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Wissenschaft auf AEG“ am Montag, 10. Dezember, nach.

Tatsächlich werden die genannten Arzneimittel auch in unserer modernen Zeit noch aus Pflanzen isoliert. Denn die chemische Synthese dieser Stoffe ist zwar grundsätzlich möglich, allerdings viel zu aufwändig. Pflanzen bilden eine Vielzahl von Naturstoffen, die auch potenzielle Arzneistoffe darstellen. Etwa zweihunderttausend davon sind schon in ihrer chemischen Struktur aufgeklärt. Welche Vorteile bieten solche Stoffe den Pflanzen? Über welche Synthesepläne und -maschinerien verfügen sie? Wie können mit der limitierten Menge von Informationen, die im Erbgut festgeschrieben sind, immer wieder neue Naturstoffe gebildet werden? Prof. Kreis erläutert in seinem Vortrag, wie neue Erkenntnisse zu „latenten Stoffwechselvorgängen“, „stummen Metaboliten“ und „promisken Enzymen“ dazu beitragen, das ständige Entstehen und auch Verschwinden pflanzlicher Naturstoffe zu begreifen. Zudem erfahren die Gäste, wie dieses Wissen biotechnologisch nutzbar gemacht wird.

Alle Termine und Themen der Reihe im Überblick: www.wissenschaft-auf-aeg.de.

Weitere Informationen:
Pressestelle der FAU, Tel.: 09131/85-70229, presse@fau.de

 

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27.11.2018 Ausstellung: Der Schatz auf einem Erlanger Dachboden -mehr als 1000 historische Briefe des Mediziners Johann Lukas Schönlein (1793-1864)
uni | mediendienst | aktuell Nr. 159/2018

2. bis 16. Dezember, 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr, Eröffnung am 30. November, 17.00 Uhr, Universitätsbibliothek, Schuhstr. 1a, Erlangen

Überraschung beim Aufräumen: Im Spätsommer 2017 taucht auf einem Erlanger Dachboden ein wahrer Schatz auf – mehr als 1000 historische Briefe des Mediziners Johann Lukas Schönlein (1793 bis 1864). Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben die Schreiben untersucht und präsentieren ihre Erkenntnisse in einer Ausstellung mit herausragenden Fundstücken sowie in einem Symposium. Die Ausstellung „Der Schatz auf einem Erlanger Dachboden“ wird am Freitag, 30. November, um 17 Uhr im Neubau der Universitätsbibliothek Erlangen (UB) eröffnet – am 225. Geburtstag Johann Lukas Schönleins. Von 2. bis 16. Dezember ist die Schau täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. Das öffentliche Symposium findet am Samstag, 1. Dezember, im Altbau der UB, Universitätsstr. 4 in Erlangen, von 10 bis 16 Uhr statt.

Der Bamberger Johann Lukas Schönlein hatte Professuren in Würzburg, Zürich und Berlin inne und gilt in der Medizingeschichte als die zentrale Figur des Übergangs einer von der Schelling‘schen Naturphilosophie inspirierten zu einer explizit auf naturwissenschaftlichen Verfahren und Erkenntnisweisen beruhenden Medizin. Zu den besonderen Problemen der Schönlein-Forschung gehört indes, dass Schönlein seine wesentlichen Arbeiten nicht publiziert hat – zu den zentralen Dokumenten seiner klinischen Methode gehören von seinen Hörern publizierte Vorlesungsmitschriften, deren Authentizität Schönlein vehement bestritt. Umso wichtiger ist die Korrespondenz des Mediziners. Der Nachlass des Begründers der „deutschen Klinik“ mit den an Schönlein gerichteten und von ihm empfangenen Schreiben aus dem Kollegen-, Patienten- und Familienkreis galt bislang als verschollen – und ist nun im Umfang von über 1000 Schreiben unerwartet auf einem Erlanger Dachboden aufgetaucht. Eine kleine Arbeitsgruppe am Institut für Geschichte und Ethik der Medizin um Prof. Dr. Renate Wittern-Sterzel und Prof. Dr. Fritz Dross sowie an der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie um Prof. Dr. Bernhard Manger hat den Bestand gesichtet und ausgewertet.

Das komplette Programm für die Ausstellungseröffnung sowie zum Symposium: https://www.igem.med.fau.de/2018/11/26/der-schatz-auf-einem-erlanger-dachboden-ausstellung/.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Fritz Dross, Tel.: 09131/85-26433, fritz.dross@fau.de 

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27.11.2018 Entlassmanagement reformieren und verschlanken
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

„Die seit 2017 bestehende gesetzliche Regelung des Entlassmanagements ist viel zu kompliziert und nicht zielführend“, ist Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) überzeugt. Ärztinnen und Ärzten in Praxen und Krankenhäusern werde wertvolle Zeit für die Behandlung ihrer Patienten geraubt. Quitterer wünscht sich beim Entlassmanagement vor allem „weniger Bürokratie und ein früheres Einbinden des Hausarztes und seines Praxisteams“. Die Regelungen hätten einen gesetzlich verordneten bürokratischen Ballast statt einer gut funktionierenden Kommunikation erbracht, was keinen Mehrwert für die Patienten darstelle.
„Das Entlassmanagement ist ein schlechtes Signal für unsere Bemühungen um eine Verbesserung der sektorenverbindenden Versorgung unserer Patienten“, meint der Präsident und weiter: „Was wir benötigen sind keine Übergriffe in die jeweils andere Versorgungsebene, sondern vielmehr frühzeitige gegenseitige Kommunikation – auch unter Zuhilfenahme digitaler Vernetzung“.

Alle Beteiligten wüssten nur allzu genau, dass ein gut organisierter und strukturierter Übergang, beispielsweise von der stationären in die ambulante Versorgungsebene, sowohl im Interesse der Patienten als auch der behandelnden Ärzte, unverzichtbar sei. „Der vom Gesetzgeber festgelegte Prozess eines strukturiertes Entlassmanagement schießt jedoch weit über das Ziel hinaus, ist zu umfassend und zu bürokratisch“, so Quitterer. „Ich begrüße eine patientenfreundliche Lösung, die vorsieht, dass jeder Patient im Krankenhaus Anspruch auf das Entlassmanagement hat. Der tatsächliche Umfang des Entlassmanagements – z. B. ob die Verschreibung eines Heil- oder Hilfsmittels sofort notwendig ist – ist ja auch abhängig von der individuellen Patientensituation“, ergänzt der BLÄK-Präsident.
Grundlage des Entlassmanagements ist der Rahmenvertrag zwischen GKV-Spitzenverband, Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) und Deutscher Krankenhausgesellschaft (DKG), der seit dem 1. Oktober 2017 gilt. Diesem Vertrag zufolge müssen die Krankenhäuser ein standardisiertes Entlassmanagement in multidisziplinärer Zusammenarbeit sicherstellen. Dafür müssen sie zum Beispiel die schriftliche Einwilligung der Patienten einholen, die zu ihrer Entlassung einen Entlassbrief erhalten müssen. Dabei geht es ebenso um die Versorgung mit Arznei-, Heil- und Hilfsmitteln für einen kurzen Zeitraum nach der Entlassung.

Pressestelle
Bayerische Landesärztekammer

Dagmar Nedbal
Mühlbaurstraße 16
81677 München
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20.11.2018 Ökonomisierung im Gesundheitswesen - Patientenversorgung unter Druck
Pressemitteilung der Bundesärztekammer

Berlin, 20.11.2018 - „Ökonomisches Handeln hat in unserem Gesundheitswesen
seine Berechtigung. Aber die Ökonomie muss den Zielen der Medizin dienen –
und nicht umgekehrt.“ Das sagte der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK),
Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery, zur Eröffnung der Tagung „BÄK im Dialog -
Patientenversorgung unter Druck“ am vergangenen Samstag in Berlin.
Vertreter aus Klinik und Praxis sowie aus Wissenschaft, Wirtschaft und Selbstverwaltung
diskutierten Dimension und Folgen der Kommerzialisierung im deutschen Gesundheitswesen sowie den Umgang mit ihr.

„Eine qualitativ hochwertige Versorgung in Stadt und Land bedingt, dass Monopole
vermieden und der freiberufliche Charakter der ärztlichen Tätigkeit sowie die
Wahlfreiheit der Patienten erhalten werden“, sagte Montgomery mit Blick auf
Übernahmen von Gesundheitseinrichtungen durch sogenannte Private-Equity-
Gesellschaften. „Wir brauchen Regelungen, mit denen die Größe von
Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) und Ketten auf ein für die Versorgung
sinnvolles Maß begrenzt wird. Vorstellbar ist auch eine zeitliche Begrenzung der
Zulassung von MVZ.“

Deutschland sei erst am Anfang einer Entwicklung, die in anderen Ländern schon
weiter fortgeschritten ist, berichtete Dr. Franz-Robert Klingan von der
Unternehmensberatung Bain & Company. „Viele Private-Equity-Fonds wollen die
Wachstumschancen in der Gesundheitsbranche nutzen, die sich aus der
Demografie, dem anhaltenden Kostendruck und der eingesetzten Konsolidierung
ergeben.“ Aus seiner Sicht wird Regulierung im Gesundheitswesen auch weiterhin
eine große Rolle spielen. Sie wird sich aber an den Bedürfnissen der Beteiligten
orientieren müssen, um qualitätsgerechte Versorgung zu sichern.

Prof. Dr. Georg Marckmann, Vorstand des Instituts für Ethik, Geschichte und
Theorie der Medizin der Ludwig-Maximilians-Universität München, forderte eine
„ethisch verantwortete Ökonomie“. Dies bedürfe einer konzertierten Aktion von
Gesundheitspolitik, Krankenhausträgern und Ärzteschaft. Wie sich die zunehmende
Ökonomisierung in der Medizin auf besonders schutzbedürftige Patientengruppen
auswirkt, erläuterte Dr. Annic Weyersberg vom „Cologne Center for Ethics, Rights,
Economics, and Social Sciences of Health“ der Universität zu Köln am Beispiel der
Kinderheilkunde. Die mehrdimensionale Vulnerabilität von Kindern verlange ein
besonderes Maß an Fürsorge und Gesundheitsförderung. Ausreichende
Sicherstellungszuschläge sowie eine Anpassung des Fallpauschalensystems in den
Kliniken sind aus ihrer Sicht mögliche Wege. Auch Prof. Dr. Paul Ulrich Unschuld
von der Charité – Universitätsmedizin Berlin warnte vor den Folgen der
Kommerzialisierung: „Das System droht zu entgleisen.“ Diagnose, Therapie und
auch die Prävention würden zunehmend dem Diktat einer Industrialisierung der
Abläufe und der Strukturen unterworfen.

„Für uns klinisch tätige Ärzte ist der ökonomische Druck durch Benchmarking und
Zielvorgaben sowie Arbeitsverdichtung und Personalabbau täglich spürbar“,
berichtete BÄK-Vorstandsmitglied Dr. Susanne Johna. Sie forderte einen
„Strategiewechsel“ der Politik. Der Fokus müsse auf eine bedarfsorientierte
Versorgung, statt auf die Reduktion der Kosten gelegt werden. Ihre BÄKVorstandskollegin
Dr. Heidrun Gitter ging auf sogenannte Zielvereinbarungen in
Chefarztverträgen ein und berichtete über die Arbeit der eigens hierfür
eingerichteten Koordinierungsstelle bei der Bundesärztekammer.
„Zielvereinbarungen können sinnvoll sein, etwa wenn sie die Verbesserung der
Versorgungsqualität und der Abläufe oder die Nutzung von Beinahe-
Fehlermeldesystemen zum Inhalt haben. Problematisch wird es dann, wenn
Zielvereinbarungen dazu führen, dass ärztliche Entscheidungen zu Lasten des
Patienten beeinflusst werden."
Dr. Ellen Lundershausen, ebenfalls Mitglied im Vorstand der Bundesärztekammer, richtete den Blick auch auf die eigenen Reihen und appellierte an die Chefärzte und Weiterbilder, Haltung zu zeigen. „Wenn junge Ärzte einen kritischen Chef haben, werden sie selbst einmal kritischer gegenüber
der Geschäftsführung auftreten“, sagte sie.

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16.11.2018 Bundesärztekammer beschließt neue (Muster-) Weiterbildungsordnung für Ärztinnen und Ärzte in Deutschland
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 16.11.2018 - Der Vorstand der Bundesärztekammer hat einstimmig die
Gesamt-Novelle der (Muster-)Weiterbildungsordnung (MWBO) für Ärztinnen und

Ärzte beschlossen. Er gab damit den Startschuss für eine vollständige
Neuausrichtung der ärztlichen Weiterbildung. Kompetenzbasiert und flexibel,
Inhalte statt Zeiten – dafür steht das neue Regelwerk, auf dessen Grundlage sich
künftig Ärztinnen und Ärzte in ganz Deutschland zur Fachärztin beziehungsweise
zum Facharzt weiterbilden lassen können.
Mit dem Beschluss hat eine Weiterbildungsreform ihren Abschluss gefunden, die
im Jahr 2012 auf dem 115. Deutschen Ärztetag in Nürnberg begann. Damals erteilte
der Ärztetag den Weiterbildungsgremien der Bundesärztekammer den Auftrag, eine
kompetenzbasierte Weiterbildungsordnung mit dem Ziel einer hohen
Weiterbildungsqualität zu entwickeln. In enger Abstimmung mit den
Wissenschaftlich-Medizinischen Fachgesellschaften und mit den Berufsverbänden
erarbeiteten Bundesärztekammer und Landesärztekammern nicht nur die
fachlichen Anforderungen, sondern auch die didaktische Ausrichtung der neuen
MWBO.
Die zu erwerbenden Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten werden künftig
aufgeteilt in „Kognitive und Methodenkompetenzen“ sowie in
„Handlungskompetenzen“. Sie werden den folgenden vier Kategorien zugeordnet:
Inhalte, die der Weiterzubildende zu beschreiben hat; Inhalte, die der
Weiterzubildende systematisch einordnen und erklären soll sowie Fertigkeiten, die
der Weiterzubildende unter Anleitung erfüllt, und solche, die der Weiterzubildende
selbstverantwortlich durchführt.
Die MWBO ist die Grundlage für die rechtlich verbindlichen
Weiterbildungsordnungen der Landesärztekammern. Bereits im Mai dieses Jahres
hatte der 121. Deutsche Ärztetag in Erfurt die strukturellen Vorgaben für die neue
MWBO einstimmig beschlossen. Im Anschluss berieten Bundesärztekammer und
Landesärztekammern die konkrete Ausgestaltung der 61 Facharzt-, 10 Schwerpunktund
56 Zusatz-Weiterbildungen. Der BÄK-Vorstand empfahl den Ländern, die jetzt
von ihm verabschiedete Gesamt-Novelle in Landesrecht umzusetzen.
Die (Muster-)Weiterbildungsordnung 2018 kann auf der Homepage der
Bundesärztekammer abgerufen werden:
http://www.bundesaerztekammer.de/aerzte/aus-weiter-fortbildung/weiterbildung/muster-weiterbildungsordnung/

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Weiterbildung

16.11.2018 Europäischer Antibiotikatag - Montgomery fordert gemeinsamen Kampf gegen Antibiotika- Resistenzen
Pressemldung der Bundesärztekammer

Berlin, 16.11.2018 - „Antibiotika-Resistenzen sind eine globale Gefahr, der wir mit
einem internationalen Schulterschluss begegnen müssen.“ Das erklärte Prof. Dr.
Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), im Vorfeld
des Europäischen Antibiotikatages am 18. November 2018. Gerade die
Industrieländer stünden in der Pflicht, mehr in Forschung und Entwicklung neuer
Antibiotika, alternativer Therapien und besserer Testverfahren zu investieren.
Montgomery betonte, dass Deutschland in den letzten Jahren eine Vorreiterrolle im
Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen übernommen habe. „Diesen Weg müssen wir
konsequent weitergehen“, forderte er. So sei es notwendig, den Einsatz von
Antibiotika in der Tiermast weiter zu senken. Die Ärzteschaft sei sich ihrer
besonderen Verantwortung im Kampf gegen resistente Keime bewusst. In der
ärztlichen Aus-, Fort- und Weiterbildung werden umfangreiche Kenntnisse über
Antibiotika-Resistenzen und einer rationalen Antibiotika-Therapie vermittelt.
Strategien zum rationalen Einsatz von Antiinfektiva bilden einen Schwerpunkt der
strukturierten curricularen Fortbildung „Antibiotic Stewardship“ der
Bundesärztekammer. Das Thema Antibiotika-Einsatz ist fester Bestandteil vieler
weiterer Fortbildungsangebote der Landesärztekammern.
Montgomery mahnte auch eine bessere Personalausstattung in den
Krankenhäusern an. „Studien belegen, dass eine hohe Arbeitsdichte das größte
Risiko für nosokomiale Infektionen darstellt. Wir brauchen deshalb, insbesondere in
Risikobereichen wie Intensivstationen, dringend mehr Ärzte und Pflegekräfte", so
der BÄK-Präsident.

Pressemitteilung
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14.11.2018 Optimale Therapie bei Kopf-Hals-Tumoren
uni | mediendienst | forschung Nr. 98/2018

Verbessert die Kombination aus Strahlen- und Immuntherapie die Heilungschancen?

In einer bundesweiten Patientenstudie wird unter Leitung der Strahlenklinik (Direktor: Prof. Dr. Rainer Fietkau) des Universitätsklinikums Erlangen die Wirksamkeit einer Radioimmuntherapie als Primärtherapie bei lokal fortgeschrittenen Kopf-Hals-Tumoren untersucht. Für die innovative Therapie werden Patienten anhand des immunologischen Status ihres Tumors ausgewählt. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit dem Pathologischen Institut (Direktor: Prof. Dr. Arndt Hartmann) und der Hals-Nasen-Ohren-Klinik – Kopf- und Halschirurgie (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro) des Uni-Klinikums Erlangen sowie dem Deutschen Zentrum Immuntherapie (DZI).

Die multizentrische CheckRad-CD8-Studie untersucht erstmals die Wirksamkeit einer Strahlentherapie in Kombination mit zwei Antikörpern, die eine vom Tumor ausgehende Hemmung des Immunsystems aufheben können. Für diese Art von Immuntherapie erhielten die Immunologen James P. Allison und Tasuku Honjo 2018 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin.

Um geeignete Patienten für die innovative Radioimmuntherapie zu identifizieren, erhalten alle Erkrankten zunächst eine Induktions-Chemo-Immuntherapie. Im Anschluss wird ihnen erneut Tumorgewebe entnommen und vom Pathologen begutachtet. Kommt es zu einem Anstieg von zytotoxischen T-Zellen im Tumor, wird eine Radioimmuntherapie durchgeführt. Patienten ohne Erhöhung dieser Immunzellen, die den Tumor abtöten können, erhalten eine Standardtherapie. Zusätzlich wird im Bereich Strahlenimmunbiologie der Strahlenklinik unter der Federführung von Prof. Dr. Udo Gaipl und PD Dr. Benjamin Frey ein detailliertes Immunomonitoring durchgeführt. So können Patienten, die besonders von einer Radioimmuntherapie profitieren würden, künftig noch besser identifiziert werden. Die CheckRad-CD8-Studie wird durch die Firma AstraZeneca gefördert.

Die Strahlentherapie ist eine klassische Tumortherapie, die bei über 60 Prozent aller Krebspatienten angewendet wird – insbesondere mit dem Ziel, den Tumor lokal zu kontrollieren und Krebszellen abzutöten. Weil das Wissen über die immunologischen Effekte von Strahlung stetig wächst und es neue Kombinationsmöglichkeiten mit Immuntherapeutika gibt, erweitert sich das Anwendungsspektrum der Strahlentherapie gerade sehr stark.

An der CheckRad-CD8-Studie sind neben dem Uni-Klinikum Erlangen noch sechs weitere radioonkologische Zentren in Deutschland beteiligt. Ein wesentlicher Unterschied dieser Studie zu anderen Untersuchungen mit Immuntherapeutika ist, dass für die Patienten nicht nur eine Lebensverlängerung erreicht werden soll, sondern eine komplette Heilung von der Tumorerkrankung. Wenn die Einschlusskriterien erfüllt sind, werden auch aktuell noch Patienten in die Studie aufgenommen. CheckRad-CD8 wird vom Studiensekretariat der Strahlenklink des Uni-Klinikums Erlangen koordiniert, das mehrere deutschlandweite Studien betreut. Zurückliegende Erlanger Studien (z. B. CAO/ARO/AIO-94) haben bereits zu wesentlichen Verbesserungen onkologischer Therapiekonzepte geführt.

Bildmaterial zum Download: https://www.fau.de/files/2018/11/18_ST_CheckRad-CD8_Studie_04_presse.jpg 

Bildunterschrift: Dr. Markus Eckstein (r., Pathologe) sowie PD Dr. Benjamin Frey (translationale Forschung) und Sandra Rutzner (Studiensekretariat) von der Erlanger Strahlenklinik bei der Dokumentation des ersten CheckRad-CD8-Patienten. (Foto: Michael Rabenstein/Uni-Klinikum Erlangen)

Weitere Informationen:

PD Dr. Benjamin Frey
Tel.: 09131 85-44258
benjamin.frey@uk-erlangen.de
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14.11.2018 Und sie bewegt sich doch …„Bayern hat eine neue Weiterbildungsordnung auf den Weg gebracht“
Pressemeldung der Bayerischen Landesäreztekammer

„Bayern hat eine neue Weiterbildungsordnung auf den Weg gebracht“, ist Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) begeistert im Leitartikel der Novemberausgabe des Bayerischen Ärzteblattes. Die Delegierten des diesjährigen 77. Bayerischen Ärztetages in Nürnberg stimmten einem entsprechenden Antrag, bei nur einer Enthaltung und einer Gegenstimme, zu. Dieser Beschluss könne zu Recht als historischer Schritt in eine neue Zukunft der Weiterbildung für die Ärztinnen und Ärzte in Bayern bezeichnet werden.

Der Prozess der Novellierung der (Muster-)Weiterbildungsordnung (MWBO) zieht sich bereits seit sechs Jahren hin und ist auch auf Bundesebene noch nicht zu Ende, fehlen doch noch die Inhalte der Zusatz-Weiterbildungen, was gegebenenfalls wieder Anpassungen bei den Inhalten der Gebiete erfordert. Vor allem aber fehlt das elektronische Logbuch, in dem die Weiterbildungsinhalte abgebildet werden. „Wir warten hier auf die Fertigstellung durch die Bundesärztekammer“, so Quitterer. Des Weiteren muss noch der Paragrafenteil geändert werden, vor allem, was den zentralen Stellenwert der Befugnisse anbelangt.

Der „Temporäre Ausschuss“ zur Umsetzung der MWBO hatte sich vorerst mit den großen Gebieten beschäftigt und war in einem äußerst zeit- und denkintensiven Diskussionsprozess zu dem Schluss gekommen, dem Bayerischen Ärztetag einige Elemente der auf dem diesjährigen Deutschen Ärztetag beschlossenen MWBO jetzt schon zur Übernahme in die bestehende Weiterbildungsordnung für die Ärzte Bayerns vorzuschlagen – auch, um ein Zeichen zu setzen.

Dem Ausschuss waren Ergänzungen in den Gebietsdefinitionen unter Versorgungsaspekten; Änderungen der Weiterbildungszeiten, dort wo es deutliche Verschiebungen in den ambulanten Bereich oder den Erwerb von Kompetenzen gibt; die Aufnahme neuer Weiterbildungsinhalte sowie der Erhalt der Befugnisse in den jeweiligen Gebieten wichtig.

Diesen Empfehlungen ist der Bayerische Ärztetag gefolgt und hat damit den Paradigmenwechsel – weg von Erfahrungen, Fertigkeiten und Fähigkeiten hin zu Kompetenzen und neuen Inhalten – eingeleitet.

Mehr zu „Und sie bewegt sich doch …“ lesen Sie in der November-Ausgabe 2018 des Bayerischen Ärzteblattes unter www.bayerisches-ärzteblatt.de.

Bayerische Landesärztekammer
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12.11.2018 Mit körpereigenem Protein Herpes bekämpfen - Erlanger Forscher finden neuen antiviralen Mechanismus gegen Herpesviren
uni | mediendienst | forschung Nr. 97/2018

Werden wir von einem Virus infiziert, erkennt unser Körper diesen Angriff und startet eine ganze Kaskade von Abwehrreaktionen. Eine Forschergruppe um Dr. Florian Full und Prof. Dr. Armin Ensser vom Virologischen Institut (Direktor: Prof. Dr. Klaus Überla) des Universitätsklinikums Erlangen entdeckte in Zusammenarbeit mit Forschern der University of Chicago in den USA jetzt eine neue Abwehrreaktion gegen Herpesviren. „Unsere Ergebnisse beschreiben einen bisher unbekannten Mechanismus des Körpers zur Abwehr von Herpesviren“, sagt Dr. Full. Die Arbeit wurde in der aktuellen Ausgabe der renommierten Zeitschrift „Nature Microbiology“ publiziert.

Die meisten Menschen erwerben Herpesviren bereits in der frühen Kindheit. Nach einmaliger Infektion bleiben die Viren lebenslang im Körper. Zu den acht bekannten menschlichen Herpesviren gehören unter anderen das Herpes-simplex-Virus, das die bekannten Bläschen im Mundbereich verursacht, das Varizella-Zoster-Virus, das Windpocken und Gürtelrose hervorruft, und das Epstein-Barr-Virus, das das Pfeiffersche Drüsenfieber auslöst und zudem an der Entstehung  zahlreicher Krebserkrankungen beteiligt ist. Obwohl Infektionen mit Herpesviren bei den meisten Menschen die Gesundheit nicht nachhaltig beeinträchtigen, haben Patienten mit stark geschwächtem Immunsystem – beispielsweise nach Transplantationen – Schwierigkeiten, die Viren unter Kontrolle zu halten. Das kann zu Abstoßungsreaktionen und schweren Organschädigungen bis hin zum Tod führen.

TRIM43 hemmt die Vermehrung von Herpesviren

Um den Risiken von Herpesviren entgegenzuwirken, sind Wissenschaftler des Virologischen Instituts des Uni-Klinikums Erlangen auf der Suche nach körpereigenen Proteinen, die die Viren in Schach halten können. „Wir interessieren uns für die sogenannte intrinsische Immunantwort, also Eiweißmoleküle, die die Vermehrung von Viren direkt in den Zellen verhindern können“, erklärt Dr. Full. Fündig wurde das Forscherteam bei sogenannten TRIM-Proteinen. TRIM steht für „tripartite motif“, ein dreiteiliges Proteinmotiv, das andere Proteine binden und deren Abbau veranlassen kann. Es konnte gezeigt werden, dass eines der TRIM-Proteine, das bisher unbeschriebene TRIM43, den Abbau eines anderen zellulären Proteins namens Perizentrin hervorruft. Der Abbau von Perizentrin führt zu Veränderungen in der Architektur des Zellkerns und hemmt so die Vermehrung der Herpesviren. TRIM43 war gegen alle in der Studie getesteten Herpesviren aktiv.

Hoffnung auf neue Therapien

Bemerkenswert war, dass Zellen als Antwort auf die Virusinfektion sehr große Mengen von TRIM43 herstellen. „In normalen Zellen ist TRIM43 fast nicht nachweisbar, aber nach einer Virusinfektion ist die Zelle voll mit dem Protein“ so Dr. Full. In Zusammenarbeit mit Dr. Klaus Korn, Leiter der Virusdiagnostik am Virologischen Institut, und Prof. Dr. Michael Stürzl, Leiter der Molekularen und Experimentellen Chirurgie an der Chirurgischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Robert Grützmann) des Uni-Klinikums Erlangen, konnte das Forscherteam zeigen, dass ein Anstieg des TRIM43-Proteins auch in Patientenproben mit akuter Herpesvirusinfektion und sogar in Tumorzellen, die ein Herpesvirus tragen, nachweisbar ist. „Das beweist, dass TRIM43 bei der Infektion im Menschen eine Rolle spielt, und weckt die Hoffnung, dass es möglich sein könnte, auf Basis der Ergebnisse neue Therapien gegen Herpesviren zu entwickeln“, fasst Florian Full die Studie zusammen.

Außerdem wies das Forscherteam nach, dass die Produktion von TRIM43 als Antwort auf eine Virusinfektion abhängig von DUX4 ist – einem Gen, das unter normalen Umständen nur in der ganz frühen Embryonalentwicklung aktiv ist. Wieso die Infektion mit Herpesviren zu einer Aktivierung des embryonalen Gens DUX4 führt, und ob es sich dabei allgemein um eine bisher unbekannte Immunantwort gegen Viren handelt, ist Gegenstand eines neuen Forschungsprojektes am Uni-Klinikum Erlangen, das vom Interdisziplinären Zentrum für Klinische Forschung an der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg im Rahmen eines Teilprojektes für zweieinhalb Jahre gefördert wird.

Die wissenschaftliche Arbeit wurde von Dr. Florian Full im Labor von Prof. Dr. Michaela Gack (Harvard University, Boston, USA und University of Chicago, Chicago, USA) begonnen und wird am Virologischen Institut des Uni-Klinikums Erlangen im Labor von Prof. Dr. Armin Ensser fortgeführt.

Link zur Originalpublikation: www.dx.doi.org/10.1038/s41564-018-0285-5

 
Weitere Informationen:
Dr. Florian Full
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12.11.2018 Von Augenkrankheiten und Horrorfilmen - FAU-Vortragsreihen „Wissenschaft auf AEG“ und „Wissenschaft im Schloss“ starten
uni | mediendienst | aktuell Nr. 152/2018

Ein abwechslungsreiches Programm ist garantiert: Im November starten die Vortragsreihen „Wissenschaft auf AEG“ und „Wissenschaft im Schloss“ der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Das Spektrum der Themen reicht von Augenkrankheiten und pflanzlichen Arzneistoffen über den Werkstoff Stahl und dem Genre Horrorfilme bis hin zu neuen Arbeitswelten und das christliche Abendmahl. Interessierte, Schüler und Studierende erhalten einen Einblick in aktuelle Forschungsprojekte an der Universität. Die Nürnberger Zeitung begleitet die Vorträge als Medienpartner.

„Wissenschaft auf AEG“ beginnt am Montag, 19. November, mit einem Vortrag von Prof. Dr. Friedrich Paulsen, Lehrstuhl für Anatomie II. Der Wissenschaftler beschäftigt sich mit dem Thema „Tränen und Trockenes Auge – woher kommen unsere Tränen und warum weinen wir?“. Das Trockene Auge ist nicht nur die häufigste Erkrankung des Auges, sondern eine der häufigsten Erkrankungen überhaupt. Allein in Deutschland leiden daran etwa 12 Millionen Menschen. So kommt fast jeder zweite Patient, der einen niedergelassenen Augenarzt aufsucht, wegen dieser Volkskrankheit. Die Ursachen des Trockenen Auges sind allerdings noch unzureichend geklärt. Außer Geschlecht und Alter gehen bestimmte Medikamente, ungünstige Verhältnisse am Arbeitsplatz oder das Tragen von Kontaktlinsen mit einer Häufung dieser Krankheit einher. Prof. Paulsen erläutert in seinem Vortrag, woher unsere Tränenflüssigkeit überhaupt kommt, was sie macht, warum wir manchmal weinen, was man über das Trockene Auge weiß und auch, was man dagegen tun kann.

Zwei weitere Vorträge beleuchten am Montag, 10. Dezember, pflanzliche Arzneistoffe und am Montag, 21. Januar, den Werkstoff Stahl. Die Veranstaltungen beginnen jeweils um 18.30 Uhr und finden am Energie Campus Nürnberg (EnCN), Fürther Straße 250, Forum 2. Obergeschoss, Nürnberg, statt. Weitere Informationen gibt es unter www.wissenschaft-auf-aeg.de. Der Eintritt ist frei.

„Wissenschaft im Schloss“ startet am Montag, 26. November, mit Dr. Peter Podrez, Lehrstuhl für Medienwissenschaft, und seinem Vortrag „Genre der Extreme – Grenzüberschreitungen im Horrorfilm“. Seit seiner Anfangszeit besteht die Kunst des Horrorfilms darin, seine Zuschauer zu Angst und Ekel zu verführen und sie diese Affekte gleichzeitig genussvoll erleben zu lassen. Ermöglicht wird dies durch das permanente Ausloten und Überschreiten von neuen und extremen Grenzen – sei es im Hinblick auf das Spannungsfeld zwischen der filmischen Form und dem Publikum, das Aufrufen von Bedrohungsszenarien und Figurationen des Monströsen oder die Exzessivität von Gewaltdarstellungen. Der Medienwissenschaftler zeigt anhand konkreter Filmbeispiele die historischen Entwicklungslinien des Horrorfilmgenres auf und diskutiert dabei dessen narrative, ästhetische und ideologische Strategien der Grenzüberschreitung. Diese sind, wie er anhand verschiedener kulturwissenschaftlicher Theorien von der Psychoanalyse bis hin zur Genderforschung zeigen wird, keinesfalls Selbstzweck, sondern erfüllen verschiedene relevante, kulturelle Funktionen. Aufgrund der geplanten Filmbeispiele ist der Vortrag nicht für Minderjährige geeignet.

Weitere Vorträge folgen am Montag, 17. Dezember, über die Arbeitswelt der Zukunft und am Montag, 28. Januar, zur kulinarischen Geschichte des Abendmahls. Sie beginnen jeweils um 18.30 Uhr und finden in der Aula des Erlanger Schlosses, Schlossplatz 4, Erlangen, statt. Zusätzliche Informationen sind unter www.wissenschaft-im-schloss.de zu finden. Der Eintritt ist frei.

„Wissenschaft auf AEG“, Energie Campus Nürnberg

Montag, 19. November, 18.30 bis 20 Uhr
Tränen und Trockenes Auge – woher kommen unsere Tränen und warum weinen wir?
Prof. Dr. Friedrich Paulsen, Lehrstuhl für Anatomie II

Montag, 10. Dezember 2018, 18.30 bis 20 Uhr
Warum sind Pflanzen so virtuose Chemiker?
Prof. Dr. Wolfgang Kreis, Lehrstuhl für Pharmazeutische Biologie

Montag, 21. Januar 2019, 18.30 bis 20 Uhr
Stahl, ein wandlungsfähiger Werkstoff mit Zukunftspotenzial
Prof. Dr. Peter Felfer, Lehrstuhl für Werkstoffwissenschaften (Allgemeine Werkstoffeigenschaften)

„Wissenschaft im Schloss“, Erlanger Schloss

Montag, 26. November 2018, 18.30 bis 20.00 Uhr
Genre der Extreme – Grenzüberschreitungen im Horrorfilm
Dr. Peter Podrez, Lehrstuhl für Medienwissenschaft

Montag, 17. Dezember 2018, 18.30 bis 20.00 Uhr
Die Zukunft der Arbeit: Wohin geht die Reise?
Prof. Dr. Kathrin Möslein, Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insbesondere Innovation und Wertschöpfung

Montag, 28. Januar 2019, 18.30 bis 20.00 Uhr
Gott essen. Eine kulinarische Geschichte des Abendmahls
Prof. Dr. Anselm Schubert – Lehrstuhl für Kirchengeschichte II (Neuere Kirchengeschichte)

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12.11.2018 Europas Ärzte wählen Prof. Montgomery zu ihrem Präsidenten
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 12.10.2018 – Die Generalversammlung des Ständigen
Ausschusses der Ärzte der europäischen Union (CPME) in Genf
wählte am 10. November den Präsidenten der
Bundesärztekammer, Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery, mit
überwältigender Mehrheit (22:6 Stimmen) zu ihrem Präsidenten.

Montgomery, der seit dem Jahr 2011 auch Präsident der
Bundesärztekammer ist, wird das Amt am 1. Januar 2019 von dem
Schweizer Dr. Jacques de Haller übernehmen. Montgomery
vertritt dann die Interessen der europäischen Ärztinnen und Ärzte
gegenüber der Europäischen Kommission und dem
Europaparlament für die nächsten drei Jahre.

„Zwei große Ereignisse stehen Europa ins Haus: Brexit und
Wahlen. Beides stellt eine Herausforderung für die Ärztinnen und
Ärzte und das Gesundheitswesen dar. Mein Ziel ist es, in der
Debatte um den Brexit gleichermaßen sichere Arbeitsbedingungen
für Ärztinnen und Ärzte sowie eine hohe Qualität der Versorgung
zu erhalten. Europäische Ärzte leisten wichtige Dienste im
Vereinigten Königreich – ohne sie bräche nach dem Brexit die
Versorgung zusammen. Das gilt es im Interesse der Patienten zu
verhindern“, betonte Montgomery. Mit Blick auf die Wahlen zum
Europaparlament und die Wahl einer neuen Kommission sagte er:
„Wir Ärzte hoffen auf ein starkes, am Gemeinwohl orientiertes
Parlament und eine Kommission, die Gesundheit voranstellt.
´Health in all policies` ist wichtiger als europäische Bürokratie
und übergroße Industriefreundlichkeit.“


Im Namen der Ärztinnen und Ärzte Europas bot Montgomery der
Europäischen Kommission und dem Europäischen Parlament eine
enge Zusammenarbeit an, zum Beispiel bei Projekten, die den
Zugang zur medizinischen Versorgung verbessern können.
Gleichzeitig stellte er klar, dass das CPME den für die
Gesetzgebung zuständigen Akteuren genau auf die Finger sehen
werde, insbesondere dann, wenn die Union das
Subsidiaritätsprinzip verletze und in die Kompetenz der
Mitgliedstaaten eingreife. „Der Binnenmarkt darf nicht als
Argument missbraucht werden, um die Autonomie der EU-
Mitglieder bei der Organisation ihrer Gesundheitssysteme
einzuschränken“, warnte Montgomery.

Dem Ständigen Ausschuss der Europäischen Ärzte gehören die
nationalen Ärzteorganisationen der Mitgliedstaaten der
Europäischen Union an. Er hat zum Ziel, Auffassungen und
Interessen der ärztlichen Berufsorganisationen zu koordinieren.
Auf unterschiedlichen Gebieten der Gesundheits- und Sozialpolitik
werden die Auffassungen der einzelnen nationalen Ärzteschaften
aufeinander abgestimmt, um so als eine Stimme der Ärzte
Europas vor den europäischen Institutionen aufzutreten.

Ansprechpartner:
Alexander Dückers
Samir Rabbata
Tel. (030) 40 04 56-700
Fax (030) 40 04 56-707
www.baek.de
presse@baek.de


08.11.2018 Gedenkveranstaltung Ärzteschaft erinnert an Approbationsentzug jüdischer Ärzte in Deutschland vor 80 Jahren
Gemeinsame Pressemitteilung der BÄK und der KBV

Berlin, 09.11.2018 –

Vor 80 Jahren, am 30. September 1938, wurde jüdischen Ärzten im
Deutschen Reich die Approbation entzogen.

Der Entrechtung folgte die Vertreibung und oft auch die Ermordung in Vernichtungslagern. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung und die Bundesärztekammer haben gestern an die verfolgten jüdischen Ärzte und an alle Opfer des NS-Regimes erinnert und dazu eine Gedenktafel auf dem Herbert-Lewin-Platz in Berlin-Charlottenburg errichtet. Die Gedenktafel wurde unter anderem im Beisein des stellvertretenden Parlamentspräsidenten Israels, dem Vize-Speaker der Knesset, Yehiel
Bar sowie des Präsidenten des Weltärztebundes, Prof. Leonid Eidelman, der Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Petra Pau, und des Bundesministers für Gesundheit, Jens Spahn, feierlich eingeweiht.

Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer:
„Der Gedanke an diese dunkelste Zeit der deutschen Ärzteschaft schmerzt. Aber
Gedanken und Gedenken halten die Erinnerung an das Geschehene wach. Sie halten uns
wachsam, Unrecht und Unmenschlichkeit nicht einmal im Ansatz zuzulassen.
Forschung auf diesem Gebiet ist wichtig und wird von der Ärzteschaft gefördert. Ein
ebenso wichtiger Bestandteil der Auseinandersetzung mit unserer Vergangenheit ist ein
ehrlicher, regelmäßiger Austausch mit den Nachfahren und den Kolleginnen und
Kollegen aus Israel, den die Bundesärztekammer seit Jahren mit dem Israelischen
Ärzteverband pflegt.“

Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung:
„Was vor 80 Jahren geschah, ist uns Mahnung und Auftrag zugleich. Wir werden
Intoleranz und Ausgrenzung nicht dulden, wir werden Hass und Gewalt entschieden
entgegentreten. Und wir werden die Aufarbeitung dieses Unrechts weiter vorantreiben,
unter anderem indem wir die Akten der damaligen Kassenärztlichen Vereinigung
Deutschlands systematisch erfassen und katalogisieren. Wir werden sie der Forschung
zugänglich machen, um die Verstrickung in die Verbrechen des Nationalsozialismus
aufzuarbeiten. Das ist unsere Verantwortung als Ärzte sowie als Bürger dieses Landes.“
Die Gedenktafel hat diese Inschrift: „Die Vergangenheit ist uns Verpflichtung für die
Zukunft. Gegen Antisemitismus und Ausgrenzung. In Erinnerung an unsere jüdischen
Kolleginnen und Kollegen und alle Opfer des menschenverachtenden NS-Regimes.“
I

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Samir Rabbata (BÄK), Tel.: 030 / 400456-700
Dr. Roland Stahl (KBV), Tel.: 030 / 4005-2201
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Gedenkveranstaltung - Presseerklärung der Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung

08.11.2018 Herzwochen 2018: „Herz außer Takt“ -Einladung zum Patientenkongress am 15. 11. 2018 des Universitäts-Herzzentrums Erlangen
uni | mediendienst | aktuell Nr. 150/2018

Datum: 15.11.2018
Uhrzeit: 18.00 - 20.00 Uhr


„Herz außer Takt – Vorhofflimmern und Gerinnungshemmung“: So lautet das diesjährige Motto der bundesweiten Herzwochen der Deutschen Herzstiftung e.V., an denen sich das Universitätsklinikum Erlangen mit einem Patientenkongress beteiligt. Dieser findet am Donnerstag, 15. November 2018, von 18.00 bis ca. 20.30 Uhr in den Hörsälen Medizin, Ulmenweg 18, in Erlangen statt. Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.

Themen des Patientenkongresses sind Herzrhythmusstörungen und Vorhofflimmern: Welche Beschwerden deuten auf eine gefährliche Erkrankung hin und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Referenten sind Prof. Dr. Stephan Achenbach, Direktor der Medizinischen Klinik 2 – Kardiologie und Angiologie, PD Dr. Martin Arnold, PD Dr. Mohamed Marwan und PD Dr. Dorette Raaz-Schrauder, alle Oberärzte der Medizin 2.

Vorhofflimmern kann Schlaganfall auslösen


Das Herz rast plötzlich völlig unregelmäßig und schnell mit einem Puls von bis zu 160 Schlägen pro Minute: Allein in Deutschland leiden schätzungsweise 1,8 Millionen Menschen an Vorhofflimmern, mit dem Alter steigt das Risiko, an dieser Herzrhythmusstörung zu erkranken. Mit gefährlichen Folgen: Aufgrund des unregelmäßigen Herzschlags können sich im Herzen, in einer Ausbuchtung des Vorhofs, Blutgerinnsel bilden. Werden diese ausgeschwemmt und gelangen mit dem Blutstrom in den Kopf, können sie ein Hirngefäß verstopfen und so zum Schlaganfall führen. Um das zu verhindern, muss Vorhofflimmern frühzeitig vom Arzt diagnostiziert und konsequent mit – in den meisten Fällen – gerinnungshemmenden Medikamenten therapiert werden. „Viele Menschen mit Herzrhythmusstörungen sind unsicher, ob diese harmlos oder gefährlich sind und wie sie behandelt werden können. Das kann nur ein Kardiologe nach ausführlicher Untersuchung des Patienten entscheiden“, betont Prof. Dr. Stephan Achenbach. „Betroffene, die plötzlich unter Anfällen von Herzrasen leiden, sollten dies ärztlich abklären lassen.“

Das Tückische an der Erkrankung ist, dass sich Vorhofflimmern nur bei etwa der Hälfte der Betroffenen mit spürbaren Beschwerden wie Herzstolpern und Herzrasen, Druckgefühl im Brustkorb, Angst, Luftnot, Schwindelgefühl und Leistungsschwäche bemerkbar macht. Bei der anderen Hälfte tritt Vorhofflimmern ohne Symptome auf. Das gilt vor allem für ältere Patienten ab 60 Jahren, bei denen gehäuft Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes und koronare Herzkrankheit auftreten. Daher ist es wichtig, dass Herzkranke und Menschen ab 60 Jahren ihren Herzschlag regelmäßig vom Arzt bei Routinekontrollen überprüfen lassen. Im Rahmen der Herzwochen 2018 wollen Herzspezialisten bundesweit auf die Erkrankung aufmerksam machen und die Öffentlichkeit über Diagnose und Therapiemöglichkeiten informieren.

Programm des Patientenkongresses:

18.00 Uhr: Begrüßung
Prof. Dr. Stephan Achenbach

18.10Uhr: Herzrhythmusstörungen: Wann sind sie harmlos, wann gefährlich?
Prof. Dr. md. Stephan Achenbach

18.35 Uhr: Vorhofflimmern: Beschwerden, Erkennung, Bedeutung, Behandlung
PD Dr. med. Dorette Raaz-Schrauder

19.05 Uhr: Vorhofflimmern – Blutungen unter Gerinnungshemmern: Der Vorhofohrverschluss als Alternative
PD Dr. med. M. Marwan

19.25 Uhr: Vorhofflimmern: Kathetereingriff als Therapie - für welche Patienten? Mit welchen Erfolgen und Risiken?
PD Dr. med. M. Arnold

19.50 Uhr: Diskussion

Raum    Kleiner Hörsaal

Hörsäle Medizin
Ulmenweg 18
91054 Erlangen

Hinweis zum Veranstaltungsort: Barrierefreier Zugang, Barrierefreies WC über Aufzug Nr. 19 erreichbar, Induktionsschleife für Hörgeschädigte in Reihe 2-7.
Zielgruppe    Patienten/Öffentlichkeit


Weitere Informationen:
Annika D’Agata
Tel.: 09131 85-46679
annika.dagata@uk-erlangen.de


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08.11.2018 Mikroskop misst Muskelschwäche - FAU-Forscher vereinfachen Diagnose von Muskelerkrankungen mit 3D-Bildgebung
uni | mediendienst | forschung Nr. 96/2018

Biotechnologen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben ein System entwickelt, mit dem sich strukturelle Veränderungen im Muskelgewebe und dadurch bedingte Muskelschwäche genau quantifizieren lassen. Die neue Methode erlaubt die Beurteilung der Muskelfunktion durch Bildgebungsverfahren ohne aufwändige biomechanische Aufzeichnungen und könnte als Vision künftig sogar die Entnahme von Gewebeproben zur Diagnostik von Myopathien überflüssig machen. Die Ergebnisse wurden im renommierten Fachjournal „Light: Science & Application” veröffentlicht*.
 
Der Muskel ist ein streng hierarchisch organisiertes Organ. Das betrifft nicht nur die parallele Bündelung von Muskelfasern, sondern auch die Struktur einzelner Zellen. So bestehen die für die Kontraktion zuständigen Myofibrillen wiederum aus hunderten hintereinandergeschalteten Baueinheiten mit gleichem Aufbau. Diese Ordnung bestimmt die gerichtete Kraftabgabe und damit die Kraftleistung des Muskels. Entzündliche, degenerative oder auch Krebserkrankungen können zu einem chronischen Umbau dieser Struktur führen, etwa zu Vernarbungen, Versteifungen oder Verzweigungen von Muskelfasern, was eine dramatische Einschränkung der Muskelfunktion zur Folge hat. Solche Veränderungen der Muskelmorphologie lassen sich bereits nichtinvasiv mittels Multiphotonen-Mikroskopie verfolgen – allerdings war eine zuverlässige Beurteilung der Muskelkraft allein durch Bildgebung bislang nicht möglich.

Neues System korreliert Struktur und Kraft


Forscher vom Lehrstuhl für Medizinische Biotechnologie haben jetzt ein System entwickelt, das die optische Bewertung der Muskelarchitektur und die Messung strukturell bedingter Muskelschwäche miteinander kombiniert. „Wir haben eine selbstentwickelte miniaturisierte Biomechatronik-Apparatur in ein Multiphotonen-Mikroskop integriert und können so parallel zur Aufzeichnung struktureller Anomalien die Kraftleistung und Elastizität einzelner Muskelfasern direkt bestimmen“, erklärt Prof. Dr. Dr. Oliver Friedrich. Zum Nachweis der Kontraktionsfähigkeit tauchten die Forscher die Muskelzellen in Lösungen mit zunehmendem Anteil freier Kalzium-Ionen – Kalzium ist auch im Körper von Menschen und Tieren für die Auslösung von Muskelkontraktionen zuständig. Außerdem wurde die Viskoelastizität der Fasern gemessen, indem sie schrittweise gedehnt wurden. Ein hochsensibler Detektor zeichnete den mechanischen Widerstand auf, den die Muskelfasern auf die Einspannvorrichtung ausübten.

Datenpool für einfachere Diagnostik


Diese von den FAU-Wissenschaftlern entwickelte Technologie ist jedoch nur die Vorstufe einer deutlich vereinfachten Diagnostik von Muskelerkrankungen: „Durch die Messung der isometrischen Kraft und der passiven Viskoelastizität in Verbindung mit der optischen Darstellung der Morphometrie von Muskelzellen haben wir erstmals direkte Struktur-Funktion-Datenpaare gewonnen“, sagt Oliver Friedrich. „Damit etablieren wir signifikante lineare Korrelationen zwischen Muskelstruktur und -funktion auf der Ebene einzelner Fasern.“ Der Datenpool wird künftig die Basis dafür sein, allein anhand dreidimensionaler SHG-Bilder – die Abkürzung steht für „Second Harmonic Generation“ und bezeichnet mit einem Laser erzeugte Oberton-Frequenz-Bilder – zuverlässige Vorhersagen über Kräfte und biomechanische Leistungen in Skelettmuskeln zu treffen, ohne dass dafür aufwändige Kraftmessungen durchgeführt werden müssen. Noch ist für die Multiphotonen-Mikroskopie eine Entnahme von Muskelzellen aus dem Körper notwendig. Eine fortschreitende Miniaturisierung dieser Technologie könnte das unnötig machen – dann wäre die Untersuchung der Muskelfunktion beispielsweise per Mikro-Endoskop möglich.

* doi: 10.1038/s41377-018-0080-3

„Optical prediction of single muscle fiber force production using a combined biomechatronics and second harmonic generation imaging approach”

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08.11.2018 17. Ethiktag: Joghurt – ein ethischer Problemfall?
uni | mediendienst | aktuell Nr. 149/2018

Samstag, 10. November, 10.00 bis 17.30 Uhr, Neues Hörsaalzentrum, Ulmenweg 18, Erlangen

Wie ein Becher Joghurt ein Problem für die Menschenrechte darstellen kann, darüber – und über vieles mehr – diskutieren Wissenschaftler, Ärzte und Pflegende beim 17. Ethiktag von Klinikum und Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Anlässlich des 70. Jahrestags der Verabschiedung der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ (1948) widmet sich der Ethiktag am Samstag, 10. November, der Umsetzung der Menschenrechte im Krankenhaus. Vertreterinnen und Vertreter der Medien sind zur Berichterstattung herzlich eingeladen.  

Kranke sind verletzlicher; sie haben weniger Kraft, sich Selbstbestimmung, Privatheit und Respekt zu bewahren. Sie sind darauf angewiesen, dass Pflegende und Ärzte – trotz steigender Arbeitsbelastung, Zeit- und Kostendruck – achtsam mit der Würde ihrer Patienten umgehen. Doch wie bewusst sind den Pflegenden und Ärzten die Menschenrechte und deren Umsetzung im klinischen Alltag? Diesen und weiteren Themen gehen Experten aus Wissenschaft, Gesundheitswesen und Politik in einer Reihe von Vorträgen, aber auch mit Debatten und Workshops nach und finden dabei auch Antworten auf die Frage, ob Joghurt mit untergemischten Medikamenten oder künstliche Ernährung am Lebensende menschenrechtskonform sind.


www.igem.med.fau.de
Ansprechpartner:
Prof. Dr. med. Andreas Frewer, M.A., Tel.: 09131/85-26431, andreas.frewer@fau.de


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07.11. 2018 Vorlesungsreihe: Jenseits des Tellerrands
uni | mediendienst | aktuell Nr. 148/2018

Ab 14. November, mittwochs, 12.15 Uhr, HS 1.011 (Alter Senatssaal), Kollegienhaus, Universitätsstr. 15, Erlangen

Von den ersten Medizinstudentinnen über Soldaten im Ersten Weltkrieg bis hin zu jüdischen Medizinstudierenden nach dem Zweiten Weltkrieg: Die Vortragsreihe „Jenseits des Tellerrads“ an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) hat für ihre Besucherinnen und Besucher im Wintersemester 2018/19 wieder spannende Themen. Die öffentlichen Mittagsvorträge werden vom Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der FAU veranstaltet und beginnen jeweils um 12.15 Uhr.

Den Auftakt bildet der Vortrag von Prof. Dr. Karl-Heinz-Leven am 14. November zur Erlanger Gelehrtenfamilie Rosenthal: Das Schicksal schien es gut gemeint zu haben mit Werner Rosenthal (1870-1942). Er wurde geboren als Sohn von Isidor Rosenthal (1836-1915), der 1872 als Professor für Hygiene an die Universität Erlangen berufen worden war und insgesamt 41 Jahre Ordinarius an der Medizinischen Fakultät war – länger als jeder andere vor oder nach ihm. Werner Rosenthal, unterdessen habilitierter Pathologe an der Universität Göttingen, befand sich im November 1934 unter demütigenden Umständen auf einem Schiff, das ihn mit seiner Familie in die Emigration nach Indien bringen sollte. Der Vortrag von Prof. Dr. Karl-Heinz Leven, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, beleuchtet das Schicksal der Rosenthals, einer deutschen Gelehrtenfamilie jüdischer Herkunft, deren Weg in Erlangen begann und deren Nachkommen heute in der ganzen Welt verstreut leben.

Die weiteren Vorträge im Überblick:

Mittwoch, 21. November

Die bayerische Studentin ist eine seltene Erscheinung. Erste Erlanger Medizinstudentinnen und ihre Berufswege

Dr. Nadine Metzger, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin

Mittwoch, 28. November

Der Sieg wird da sein, wo die stärkeren Nerven sind. Nervenschwache Soldaten als Risikogruppe im Ersten Weltkrieg

Dr. Susanne Ude-Koeller, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin

Mittwoch, 5. Dezember

Im Land der Täter. Jüdische Medizinstudenten in Erlangen nach 1945

Andreas Thum, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin


Weitere Informationen zu den einzelnen Terminen finden Sie unter
https://www.igem.med.fau.de/studium-und-lehre/weitere-lehrveranstaltungen/mittagsvorlesung-tellerrand/


Weitere Informationen:
Prof. Dr. Karl-Heinz Leven, Tel.: 09131/85-22094, karl-heinz.leven@fau.de,

 
Vortragsreihe: Die Zukunft der Forschung – Highlights aus den fünf Fakultäten

14. November bis 12. Dezember, mittwochs, 19 Uhr, Nicolaus-Copernicus-Planetarium, Am Plärrer 41, Nürnberg

 

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sitzen im Elfenbeinturm und grübeln über Dingen, die sonst niemand versteht? Weit gefehlt! Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) zeigen in einer fünfteiligen Vortragsreihe ab dem 14. November im Nicolaus-Copernicus-Planetarium, Nürnberg, wie Wissen geschaffen, erweitert und vermittelt wird. Bei der Reihe anlässlich des 275-jährigen Bestehens der Universität wird ein besonderer Schwerpunkt auf die Zukunft der Forschung gelegt. Tickets sind vor Ort erhältlich und kosten 7,50 Euro, ermäßigt 5,00 Euro. Die Buchung der gesamten Reihe ist über das Bildungszentrum der Stadt Nürnberg (BZ-Kurs-Nr. 00 910) für 30 Euro möglich. Für Studierende und Beschäftigte der FAU mit gültigem Studierenden- bzw. Mitarbeiterausweis ist der Eintritt frei.

 

In der Vortragsreihe präsentiert die FAU Wissenschaft aus ihren fünf Fakultäten.

 

Mittwoch, 14. November

Licht in den Lebenswissenschaften – Wie Physik zur Grundlagenforschung in der Medizin beitragen kann

Prof. Dr. Vahid Sandoghdar, Naturwissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für Experimentalphysik und Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts

Durch Fortschritte in Biophysik und Nanooptik ist eine neue Ära angebrochen, in der Physiker ihre experimentellen und theoretischen Werkzeugkästen – vor allem im Bereich Optik –  für fundamentale Fragestellungen in der medizinischen Forschung und Zellbiologie anwenden können. In diesem Vortrag werden jüngste Trends dieses aufregenden Forschungszweigs sowie die Aktivitäten im Rahmen des neugegründeten Zentrums für Physik und Medizin in Erlangen diskutiert.


Mittwoch, 21. November


Autonome Lenksysteme & Co. – Wer haftet für neue Technologien?

Prof. Dr. Franz Hofmann, LL.M., Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Recht des Geistigen Eigentums und Technikrecht

Während Gründer in neuen technischen Möglichkeiten Geschäftschancen sehen, erweisen sich Juristen nicht selten als Bedenkenträger. Freilich muss das Recht differenziert ausgestaltet sein: Einerseits darf Innovationen durch restriktive Rechtsregeln nicht von vorneherein jegliche Bewährungschance genommen werden. Andererseits können gerade Haftungsregeln Anreize schaffen, neue Produkte sicherer zu machen. Im Vortrag werden juristische Haftungskonzepte vorgestellt und namentlich für selbstfahrende Autos oder Roboterrasenmäher etc. ausgefüllt.

Mittwoch, 28. November

Mit Biotechnologie in eine nachhaltige Zukunft: Über das Zusammenspiel natürlicher und synthetischer Komponenten

Prof. Dr. Kathrin Castiglione, Technische Fakultät, Lehrstuhl für Bioverfahrenstechnik

Zu den Zielen der biotechnologischen Forschung gehört es, den Übergang von einer erdölbasierten zu einer nachhaltigen, biobasierten Wirtschaft zu ermöglichen. Durch das Nachahmen natürlicher Strategien zum Aufbau komplexer Moleküle, das Nutzen biologischer Katalysatoren und ihre Kombination mit künstlichen Bestandteilen können Prozesse entwickelt werden, die viele Vorteile gegenüber der klassischen Synthese haben.


Mittwoch, 5. Dezember

Bodykult und Bodywork – soziologische Perspektiven auf den Körper und die Praxis der Körperarbeit

Prof. Dr. Renate Liebold, Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie, Professur für qualitative Methoden der empirischen Sozialforschung

Forever Young – Schönheit, Attraktivität und Fitness tragen aktuell zum Erfolg einer Industrie bei, die von der Kommerzialisierung des Körpers lebt und sie zugleich vorantreibt. Dabei ist die Liste der gegenwärtig unter dem Label (Selbst-)Optimierung firmierenden Praktiken lang: Kosmetik, Tätowierung, Bartpflege, Nageldesign und Haarstyling sind nur einige Beispiele. Sozial- und kulturwissenschaftlichen Analysen zufolge wird dieser „Körperboom“ als Ausdruck eines kulturellen Gesellschaftswandels interpretiert, in dem das Aussehen als zentrale Ressource für Erfolg und Anerkennung bearbeitet wird. Der Beitrag fokussiert sowohl auf aktuelle Körperdiskurse als auch auf die Arbeit der Dienstleistungsakteure, die das gewünschte Aussehen übersetzen.

 

Mittwoch, 12. Dezember

Molekulare Medizin – Wie verändert sich unser Medizinverständnis?

Prof. Dr. Anja Boßerhoff, Medizinische Fakultät, Lehrstuhl für Biochemie und Molekulare Medizin
Das molekulare Verständnis von Krankheitsursachen, auch angetrieben durch das „Humangenomprojekt“ (Human Genome Project), wächst stetig an. Dies ermöglicht innovative und sehr zielgerichtete Therapien, die zum Teil sogar auf individuelle Patienten abgestimmt werden können. Weitere Fortschritte werden dazu beitragen, langfristig unser Medizinverständnis und therapeutische Konzepte zu ändern.

Weitere Informationen:

Dr. Michael Jungert, Tel.: 09131/85-23032, michael.jungert@fau.de


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07.11.2018 Wissen erfolgreich vermitteln-Preis für gute Lehre 2018 für zwei FAU-Dozenten
uni | mediendienst | aktuell Nr. 147/2018

Zwei Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) sind mit dem „Preis für gute Lehre an den staatlichen Universitäten in Bayern“ des Bayerischen Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet worden: Prof. Dr. Tilmann Volk und Dr. Marc Reichenbach.

Physiologie veranschaulichen

Die Veranstaltungen von Prof. Dr. Tilmann Volk, Professur für Herz-Kreislaufphysiologie, zeichnen sich dadurch aus, dass er komplexes Wissen anschaulich und verständlich vermittelt, wie es in der Begründung heißt. Als Mediziner gelingt es ihm, den Studierenden bereits in der Vorklinik klinische Perspektiven aufzuzeigen, indem er mit Klinikkollegen Patientenvorstellungen, bei denen Krankheitsursachen von Patienten besprochen werden, durchführt. Er will die Studierenden für die menschliche Physiologie begeistern und möchte, dass sie die Inhalte nicht nur verstehen müssen, sondern es auch wollen. Für seine Kollegen und Studierenden repräsentiert er in idealer Weise die Einheit von Lehre und Forschung.

Prof. Volk ist seit 2003 als Professor für Herz-Kreislaufphysiologie am Institut für Zelluläre und Molekulare Physiologie der Medizinischen Fakultät der FAU tätig. In der Forschung liegen seine Interessen unter anderem in der Untersuchung von kardialen Ionenkanälen, also den Proteinen, die entscheidend an der Entstehung und der Steuerung des Herzrhythmus beteiligt sind.


Interdisziplinäre Informatik
Für Dr. Marc Reichenbach, Lehrstuhl für Informatik 3 (Rechnerarchitektur), spielt die Interdisziplinarität eine große Rolle: Er möchte, dass die Studierenden die Zusammenhänge unterschiedlicher Veranstaltungen ihres Fachgebiets erkennen. Zudem versucht er mit Hilfe von ausführlichen Vorlesungsunterlagen, Erläuterungen und Diskussionen – gerne außerhalb des Hörsaals oder nach der Vorlesung – auch schwächere Studierende zum Studienerfolg zu bringen.

Dr. Reichenbach hat in Jena Informatik studiert und danach an der FAU promoviert, wo er seit 2010 Lehrveranstaltungen im Vertiefungsbereich der Bachelor- und Masterstudiengänge Informatik sowie Informations- und Kommunikationstechnik anbietet. Zudem engagiert er sich in der Studienkommission Informatik als Vertreter der wissenschaftlichen Mitarbeiter. In der Forschung beschäftigt er sich unter anderem mit der Architektur, das heißt dem Aufbau, von neuen Prozessoren mit passenden Beschleunigerschaltkreisen für den Einsatz in selbstfahrenden Autos und der Nutzung von innovativen Technologien wie nicht-flüchtigen Speichern für neue energieeinsparende Prozessorarchitekturen.

Der Preis

Die Kriterien für die Auszeichnung sind eine herausragende Lehrleistung über die Dauer von wenigstens zwei Studienjahren an einer Universität in Bayern, eine Beteiligung der Studierenden an der Auswahl sowie der Vorschlag der jeweiligen Universität. Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Tilmann Volk
Tel.: 09131/85-24033
tilmann.volk@fau.de

Dr. Marc Reichenbach
Tel.: 09131/85-27915
marc.reichenbach@fau.de

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30.10.2018 - Beschlüsse vom 77. Bayerischen Ärztetag: Drei Tage voller Gesundheits- und ärztlicher Berufspolitik in Nürnberg
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer



Beschlüsse vom 77. Bayerischen Ärztetag in Nürnberg



Am 26. Oktober 2018 begann der 77. Bayerische Ärztetag in Nürnberg. Zu diesem Anlass kamen 180 ärztliche Delegierte aus ganz Bayern für drei Tage in die Frankenmetropole, um gesundheitspolitische Impulse zu setzen und wichtige berufspolitische Themen zu beraten. Eröffnet wurde der Bayerische Ärztetag von Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), in der Nürnberger Meistersingerhalle im Beisein der Bayerischen Staatsministerin für Gesundheit und Pflege, Melanie Huml (CSU), sowie dem Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg, Dr. Ulrich Maly (SPD).

Regulierung und Selbstbestimmung
Prof. Dr. Matthias S. Fifka, Leiter des Instituts für Wirtschaftswissenschaft der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, sprach zum Thema „Zwischen Regulierung und Selbstbestimmung – Werteorientierung im Arztberuf“. Inhalte des Impulsreferats werden die Herausforderungen für Ärztinnen und Ärzte im 21. Jahrhundert sein und die ethischen Dilemmata, die durch sie aufgeworfen werden. Es wird erörtert, wie diese Herausforderungen moralisch zu bewerten sind und wie mit ihnen umgegangen werden kann. Inwiefern kann eine Werteorientierung dabei hilfreich sein?

Weiterbildung und Berufsordnung

Weiterbildung, das Kernthema der BLÄK, steht traditionell auf der Tagesordnung Bayerischer Ärztetage. Auf Bundesebene wird seit Jahren an einer Novelle der Muster-Weiterbildungsordnung (M-WO) gearbeitet und 2017 und 2018 haben Deutsche Ärztetage Beschlüsse dazu gefasst, die nun eine Umsetzung auf Länderebene ermöglichen. Der „Temporäre Ausschuss zur Umsetzung der M-WO“ in Bayern hat dazu in intensiven Beratungen zu einem guten Konsens gefunden und einen entsprechenden Antrag formuliert. Bayern hat jetzt die Chance, wesentliche Vorgaben der neuen M-WO umzusetzen und damit der jungen Ärztegeneration den Weg in die kompetenzbasierte Weiterbildung zum Facharzt zu ermöglichen.
Bei der Berufsordnung stehen zwei Änderungen auf der Tagesordnung: Die Erweiterung der Fernbehandlungsmöglichkeiten und die Stärkung der ärztlichen Unabhängigkeit. Abzustimmen ist über eine neue Formulierung des Paragrafen 7, Absatz 4 zur „ausschließlichen Fernbehandlung“. Hierzu hat der BLÄK-Vorstand einen Leitantrag vorbereitet, der eine ausschließliche Beratung und Behandlung über Kommunikationsmedien unter bestimmten Voraussetzungen zulässt.

Bayerische Landesärztekammer
Pressestelle
Dagmar Nedbal
Mühlbaurstraße 16
81677 München
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23.10.2018 Ungekannte Einblicke gewähren FAU-Forscher erhalten EU-Förderung zur Entwicklung eines neuartigen Röntgenmikroskops
uni | mediendienst | forschung Nr. 90/2018 - www.fau.de

Wenn die Knochen im Alter leichter brechen, steckt dahinter oft Osteoporose. Allerdings ist immer noch nicht ausreichend verstanden, wie die Krankheit entsteht und abläuft. Um dem Abhilfe zu schaffen und eine raschere Therapieerfolge zu ermöglichen, entwickelt ein interdisziplinäres Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und des Helmholtz-Zentrums für Materialien und Energie in Berlin (HZB) ein neues bildgebendes Verfahren. Damit soll erstmals Röntgenmikroskopie am lebenden Menschen ermöglicht werden. Der Europäische Forscherrat (ERC) fördert das Projekt mit einem ERC-Synergy-Grant. Die Förderhöhe beträgt 12,3 Millionen Euro.
 
Weltweit nimmt die Zahl älterer und hochbetagter Menschen zu, und damit auch die Anzahl von Patienten, die an Osteoporose leiden. Allein in Europa sind dies etwa 27 Millionen. Die Knochenkrankheit beeinträchtigt die Lebensqualität erheblich und führt zu hohen gesellschaftlichen Kosten. Um bessere Therapieerfolge zu ermöglichen, sind Methoden notwendig, um die Veränderung der Knochenstruktur im Laufe der Zeit, insbesondere an den Betroffenen selbst, tiefergehend zu analysieren. Diese Methoden stehen bisher aber nicht zur Verfügung, insbesondere solche nicht, die große statistisch aussagekräftige Studien erlauben.
 
Untersuchungen in mehreren Größenordnungen
Dies wollen die FAU-Wissenschaftler Prof. Dr. Georg Schett, Direktor der Medizinischen Klinik 3 des Universitätsklinikums Erlangen, und Prof. Dr. Andreas Maier, Lehrstuhl für Informatik 5 der FAU, sowie Prof. Dr. Silke Christiansen vom HZB ändern. „Wir möchten das Wissen über Osteoporose revolutionieren. Dafür müssen wir die Knochenstruktur und -anatomie besser verstehen“, sagt Prof. Schett. Hierfür wollen die Forscher Knochen in verschiedenen Makro- und Nanoskalen genau untersuchen und beobachten, wie sich die Struktur unter Belastung und durch die Einnahme von Medikamenten im Laufe der Zeit verändert. Letzteres ist nur am Individuum möglich. Hierfür planen sie ein schnell scannendes und niedrig dosiertes Röntgenmikroskop zu entwickeln. Das Team modifiziert die Hard- und Software eines schon existierenden Gerätetyps der Firma Carl Zeiss Microscopy, indem es eine neue Hochleistungsröntgenquelle und einen ultraschnellen Auslesedetektor sowie zur Datenauswertung neueste maschinelle Lernverfahren einsetzt.
 
„Damit wird es möglich, Auswirkungen von Alter, Hormonstatus, Entzündungsprozessen, Medikamenten oder anderen Therapieansätzen auf den Knochen zu beurteilen“, sagt Prof. Schett. Die Methode lässt sich jedoch auch jenseits der medizinischen Forschung einsetzen: Sie ermöglicht auch in Studien dynamische Prozesse, wie Korrosionsprozesse und Mikrofrakturen, in natürlichen und synthetischen Materialien zu beobachten und zu dokumentieren. Das Projekt unter dem Namen 4D+nanoSCOPE erhält dafür für die nächsten sechs Jahre eine Förderung von insgesamt 12,3 Millionen Euro durch den ERC.
 
Informationen:
Prof. Dr. Georg Schett
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georg.schett@uk-erlangen.de
 
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19.10.2018 Ein offenes Ohr für Patienten – seit 25 Jahren-Dank an Patientenfürsprecherinnen bei Jubiläumsfeier für ehrenamtliches Engagement
uni | mediendienst | aktuell Nr. 140/2018

Wenn Patienten Rat suchen oder einen Ansprechpartner für eine Beschwerde wünschen, dann haben die Patientenfürsprecher des Universitätsklinikums Erlangen ein offenes Ohr – und das bereits seit 25 Jahren. Dieses Jubiläum feierten die beiden aktuellen Patientenfürsprecherinnen Prof. Dr. Margareta Klinger und Claudia Gall-Kayser heute auch stellvertretend für ihre Vorgänger und gemeinsam mit dem Ärztlichen Direktor Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro, Erlangens Oberbürgermeister Dr. Florian Janik, den Bürgermeisterinnen Dr. Elisabeth Preuß und Susanne Lender-Cassens, Ruth Nowak, Amtschefin im Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, und mit weiteren geladenen Gästen.

Während die einen absolut zufrieden sind, gibt es bei anderen Grund zur Beschwerde: Nicht alle Patienten erleben ihren Krankenhausaufenthalt gleich und nicht immer läuft in Sachen Kommunikation alles „glatt“. Damit die Patienten und ihre Angehörigen unabhängige Ansprechpartner haben, die ihre Anliegen aufnehmen und an die richtigen Stellen tragen, gibt es die ehrenamtlichen Patientenfürsprecher. Am Uni-Klinikum Erlangen sind das aktuell Prof. Dr. Margareta Klinger und Claudia Gall-Kayser. Die ehemalige Oberärztin der Neurochirurgie und die Diplompsychologin arbeiten unabhängig, aber gut vernetzt und mit einem guten Gespür für alle involvierten Parteien. „Unzufriedenheit bei Patienten entsteht zum Beispiel durch fehlende oder gestörte Kommunikation sowie durch lange Wartezeiten“, erklärt Prof. Klinger. „Wir helfen, indem wir vermitteln, anhören, organisieren und schlichten.“

Arbeit in einem sensiblen Feld
Eine Aufgabe, die nicht zu unterschätzen ist, wie Dr. Janik in seinem Jubiläumsgruß anmerkte: „Die Europäische Metropolregion Nürnberg ist europaweit führend, wenn es um medizinische Innovationen geht. Wichtig ist aber nicht nur modernste Technik, sondern vor allem, dass der einzelne Mensch gesund wird. Dabei spielt das Zwischenmenschliche eine ebenso große Rolle wie neueste Geräte.“ Deshalb dankte der Erlanger Oberbürgermeister den Patientenfürsprecherinnen des Uni-Klinikums Erlangen für ihre Arbeit in einem sensiblen Feld. Wie sensibel dieses sein kann, das erläuterte Prof. Iro: „Viele Patienten sehen sich heute als ‚Kunden‘, die sich so versorgen lassen wollen, wie es für sie am bequemsten ist. Auf der anderen Seite stehen Ärzte und Pflegekräfte, die trotz eines hohen Leistungsdrucks ihrer Verantwortung dem Patienten gegenüber gerecht werden wollen. Da sind Konflikte vorprogrammiert. Umso mehr danke ich als Ärztlicher Direktor allen Patientenfürsprechern für ihr ehrenamtliches Engagement. Sie unterstützen nicht nur unsere Patienten, sondern auch uns als Mitarbeiter.“

Uni-Klinikum Erlangen mit Vorreiterrolle

Das Uni-Klinikum Erlangen war 1993 eines der ersten Krankenhäuser in Nordbayern, das seinen Patienten einen unabhängigen Ansprechpartner an die Seite stellte. Seitdem hat sich dieses Angebot bewährt: Nach Prof. Dr. Alfred Sigel (1993–2000), Rudolf Frank (2000–2009) und Walter Ketzinger (2009–2011) sind Prof. Klinger und Claudia Gall-Kayser bereits die vierte Generation von Erlanger Patientenfürsprechern. Bei ihrer Jubiläumsfeier plädierten die beiden dafür, dieses Angebot auch an weiteren bayerischen Kliniken zu etablieren.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Margareta Klinger
09131 85-36789
margareta.klinger@uk-erlangen.de  
Bild zum Download: https://www.fau.de/files/2018/10/18_UK_25-Jahre_Patientenfuersprecher_01_presse.jpg 

Bildunterschrift: Feierten gemeinsam die 25-Jahr-Feier der Patientenfürsprecher am Uni-Klinikum Erlangen (v. l.): Ruth Nowak (Amtschefin/Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege), Claudia Gall-Kayser (Patientenfürsprecherin), Prof. Dr. Margareta Klinger (Patientenfürsprecherin), Susanne Lender-Cassens (Bürgermeisterin/Stadt Erlangen) und Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro (Ärztlicher Direktor/Uni-Klinikum Erlangen). (Foto: Michael Rabenstein/Uni-Klinikum Erlangen)

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18.10.2018 Mehr als nur Integration: mentale Gesundheit syrischer Flüchtlinge
uni | mediendienst | forschung Nr. 88/2018


„Dass Flüchtlinge überdurchschnittlich oft unter psychischen Beschwerden leiden, haben mehrere Untersuchungen bestätigt“, sagt Prof. Dr. (TR) Yesim Erim, Leiterin der Psychosomatischen und Psychotherapeutischen Abteilung des Universitätsklinikums Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). „Unklar war aber bisher, inwiefern bestimmte Faktoren die psychische Gesundheit beeinflussen – etwa die Länge des Aufenthalts und der Aufenthaltsstatus in Deutschland, die Lebensbedingungen der Geflüchteten oder die Dauer und Umstände ihrer Flucht.“ Eine neue Studie der Psychosomatik des Uni-Klinikums Erlangen, die im Magazin https://www.frontiersin.org/journals/psychiatry  veröffentlicht wurde, gibt darauf jetzt Antworten.

Die Studie untersucht die mentale Gesundheit syrischer Flüchtlinge in Deutschland. Dabei betrachten die Forscher nicht nur die Lebensbedingungen der Geflüchteten in ihrem Heimatland, sondern auch ihre aktuelle Lebenssituation in Deutschland sowie die Umstände der Flucht. Die Wissenschaftler um Prof. Erim identifizierten für ihre Untersuchung 518 erwachsene syrische Flüchtlinge in Erlangen, die eine Aufenthaltserlaubnis besitzen; 200 von ihnen nahmen schließlich an der Studie teil. Die Forscher interessierten sich vor allem für posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS), Depressionen und die generalisierte Angststörung sowie für Faktoren, die nach der Migration nach Deutschland zum Tragen kommen – etwa den Aufenthaltsstatus oder die allgemeinen Lebensumstände der Zuwanderer.

Fast jeder dritte Flüchtling psychisch erkrankt


Die große Mehrheit der Studienteilnehmer (75,3 Prozent) hat selbst Traumatisches erlebt oder ist Zeuge traumatischer Ereignisse geworden. Mehr als jeder Zehnte (11,4 Prozent) zeigt Symptome einer PTBS. Moderate bis schwere Depressionen wurden bei 14,5 Prozent der Flüchtlinge festgestellt, moderate bis schwere Formen der generalisierten Angststörung bei 13,5 Prozent. Bei etwas mehr als 30 Prozent der Teilnehmer fanden die Forscher Hinweise für mindestens eine der genannten psychischen Erkrankungen. Prof. Erim: „Wir stellten fest, dass schwere Formen von PTBS eher bei solchen Flüchtlingen auftreten, die schon älter sind und deren Aufenthaltserlaubnis nicht mehr so lange gültig ist. Depressionen fanden wir eher bei jüngeren Flüchtlingen, die eine verhältnismäßig kurze Flucht hinter sich haben. PTBS und Depressionen sind jeweils umso wahrscheinlicher, je mehr traumatische Ereignisse jemand erlebt habt und je mehr generalisierte Angstsymptome er zeigt.“ Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung: Leidet ein Flüchtling an einer generalisierten Angststörung, ist die Wahrscheinlichkeit dafür erhöht, dass er auch von einer PTBS oder einer Depression betroffen ist. Dabei entwickeln weibliche Flüchtlinge eher eine generalisierte Angststörung als Männer.

„Unsere Ergebnisse verdeutlichen, dass syrische Flüchtlinge in Deutschland eine extrem verwundbare Bevölkerungsgruppe sind – vor allem, wenn sie viele traumatische Ereignisse erlebt oder beobachtet haben“, fasst Yesim Erim zusammen. „Trotzdem sind die psychischen Beschwerden und Belastungen niedriger als in ähnlichen Gruppen von Geflüchteten. Das geht sicher auf die Willkommenskultur der Stadt Erlangen und die vielen Unterstützungsangebote zurück.“ Prof. Erim hat in der Erlanger Hartmannstraße eine Spezialambulanz für Geflüchtete aufgebaut. Dort werden Betroffenen Kriseninterventionen und ambulante Gruppentherapien in deutscher und arabischer Sprache angeboten. „Wir haben festgestellt, dass sich Zuwanderer oft zuerst auf die Integration in das neue Land konzentrieren und dass psychische Beschwerden mit der Zeit zunehmen“, erklärt Yesim Erim. „Wenn Geflüchtete aber nach ihrer Migration sofort günstige Lebensumstände und positive Zukunftsaussichten vorfinden, kann sich das vorteilhaft auf ihre psychische Gesundheit auswirken – auch das hat unsere Studie gezeigt.“

Link zur Studie: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6121182/ 
Weitere Informationen:
Prof. Dr. (TR) Yesim Erim
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18.10.2018 Experten diskutierten Strategien zur Verbesserung der Patientensicherheit in der Arzneimitteltherapie
Pressemitteilung der Bundesärztekammer

Montgomery: „Produktionsstätten aus Billiglohnländern zurück nach
Europa holen“

Berlin, 18.10.2018 - „In der Arzneimitteltherapie lassen sich Nebenwirkungen
nicht immer vermeiden. Umso wichtiger ist es, Patienten vor unnötigen
Risiken zu schützen und die Arzneimitteltherapiesicherheit in Deutschland
weiter voranzubringen.“ Das sagte Bundesärztekammer-Präsident Prof. Dr.
Frank Ulrich Montgomery anlässlich des 5. Deutschen Kongresses für
Patientensicherheit bei medikamentöser Therapie in Berlin. Montgomery hob
die vielfältigen Maßnahmen zur Vermeidung von Medikationsfehlern im
Rahmen der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) hervor.
Selbstverständlich müssten aber auch die Arzneimittel selbst höchsten
Qualitätsanforderungen genügen, sagte er mit Blick auf jüngste Fälle von
Arzneimittel-Verunreinigungen mit einem potenziell krebserregenden Stoff.
Mittlerweile kämen rund 80 Prozent der in Deutschland verfügbaren
Wirkstoffe aus Billiglohnländern wie China und Indien. „Wir brauchen
wirksame Kontrollmechanismen, die den Import verunreinigter Arzneimittel
nach Deutschland verhindern. Notwendig sind außerdem Anreize für die
Industrie, ihre Produktionsstätten wieder in Europa anzusiedeln. Das würde
nicht nur die Arzneimittelsicherheit erhöhen, sondern auch das Problem der
Lieferengpässe entschärfen“, sagte Montgomery.
Der Deutsche Kongress für Patientensicherheit bei medikamentöser Therapie
ist die zentrale Plattform für den Austausch zwischen Ärzten, Apothekern,
Patienten und den Entscheidern im Gesundheitswesen in Fragen der
Arzneimitteltherapiesicherheit. Prof. Dr. Daniel Grandt, Kongresspräsident,
Vorstandsmitglied der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft
und Chefarzt der Klinik für Innere Medizin I am Klinikum Saarbrücken, wies
auf das steigende öffentliche Interesse an AMTS hin. Noch wichtiger sei
aber, dass risikominimierende Maßnahmen die Patienten in der
Routineversorgung auch erreichen. Grandt: „Weder kann AMTS verordnet,
noch durch Technik als „plug-and-play-Lösung“ erreicht werden.“ Notwendig
sei eine enge interprofessionelle und intersektorale Zusammenarbeit in der
Arzneimittelversorgung. Grandt forderte, AMTS im Sozialgesetzbuch V zu
verankern und sie zu einem festen Bestandteil der externen
Qualitätssicherung zu machen. Positiv hob er die Aktionspläne zu AMTS
hervor, die seit dem Jahr 2008 vom Bundesministerium für Gesundheit
gemeinsam mit der Selbstverwaltung und Patientenorganisationen
umgesetzt werden.
„Der Aktionsplan AMTS hat wesentlich dazu beigetragen, das Bewusstsein
für die Arzneimitteltherapiesicherheit in den Fachkreisen zu stärken und die
Diskussion um die Verbesserung der AMTS zu intensivieren“, sagte Thomas
Müller, Leiter der Abteilung 1 Arzneimittel/Medizinprodukte im
Bundesministerium für Gesundheit. Ein Schwerpunkt der Arbeit der
Bundesregierung, so Müller weiter, ist die Digitalisierung im
Gesundheitswesen, bei der Arzneimittelversorgung insbesondere
Entwicklungen wie das E-Rezept, der digitale Medikationsplan und digitale
Ergänzungen zum Beipackzettel. So können wichtige Informationen und
Warnhinweise zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit für alle
Beteiligten schnell und IT-gestützt bereitgestellt werden.
Hannelore Loskill, Bundesvorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft
Selbsthilfe e. V, sieht den bislang nur in Papierform verfügbaren
Medikationsplan als einen ersten Schritt zur Entwicklung eines vollständigen
Medikationsplans auf der elektronischen Gesundheitskarte. Loskill betonte,
dass die Sicherheit medikamentöser Therapie insbesondere für chronisch
kranke Menschen von großer Bedeutung sei.
„Neue Möglichkeiten des bundeseinheitlichen Medikationsplans werden sich
eröffnen, wenn der elektronische Medikationsplan barrierefrei zwischen Arzt,
Apotheker, Krankenhaus und Patient elektronisch transportiert werden
kann“, sagte Dr. Sibylle Steiner, Dezernentin und Leiterin des
Geschäftsbereichs Ärztliche und veranlasste Leistungen der Kassenärztlichen
Bundesvereinigung. Auch Steiner betonte die Notwendigkeit des
Zusammenwirkens aller Beteiligten in der Arzneimitteltherapie. Ebenso
wichtig sei aber auch eine eindeutige Aufgabenverteilung bei klar definierten
Zuständigkeiten.
Der vom 18. bis zum 19. Oktober 2018 tagende 5. Deutsche Kongress für
Patientensicherheit bei medikamentöser Therapie wird von der Arzneimittelkommission
der deutschen Ärzteschaft veranstaltet und vom Bundesministerium für Gesundheit
gefördert. An der Veranstaltung nehmen rund 320 Experten aus verschiedenen
Professionen teil. Vertieft wird die Thematik in parallel zu den Plenumssitzungen
stattfindenden Workshops und Posterausstellungen. Weitere Informationen zu dem 5.
Deutschen Kongress für Patientensicherheit bei medikamentöser Therapie finden sich
im Internet unter www.patientensicherheit2018.de


Diese Pressemitteilung finden Sie auch im Internet unter www.bundesaerztekammer.de
Pressestelle der deutschen Ärzteschaft
Herbert-Lewin-Platz 1
10623 Berlin
Ansprechpartner:
Alexander Dückers
Samir Rabbata
Tel. (030) 40 04 56-700
Fax (030) 40 04 56-707
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17.10.2018 Krankenhausaufenthalte von Menschen mit Demenz verringern
uni | mediendienst | forschung Nr. 87/2018

Neues Forschungsprojekt der FAU-Mediziner
Menschen mit Demenz in ambulant betreuten Wohngemeinschaften sollen seltener ins Krankenhaus eingewiesen werden. Das ist Ziel eines Forschungsprojektes der Universität Bremen und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), das im März 2019 beginnt. Einbezogen werden Demenz-Wohngemeinschaften in Bayern, Berlin, Bremen und Hamburg. In Erlangen verantwortet Prof. Dr. Elmar Gräßel, Leiter des Zentrums für Medizinische Versorgungsforschung der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klink des Universitätsklinikums Erlangen, das Projekt.

Der Gemeinsame Bundesausschuss, das oberste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung der Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen in Deutschland, fördert das praxisorientierte Forschungsvorhaben mit 1,3 Millionen Euro. Das Geld kommt aus dem Innovationsfonds für Versorgungsforschung.

Fokus auf Wohngemeinschaften

Ambulant betreute Wohngemeinschaften sind eine Wohnform für Menschen, auch mit Demenz, die in ihrer angestammten Häuslichkeit nicht mehr angemessen versorgt werden können, aber nicht in einem Pflegeheim leben möchten. Bewohnerinnen und Bewohner einer Demenz-Wohngemeinschaft werden durch professionelles Pflegepersonal betreut – gleichzeitig bleiben Angehörige eng eingebunden. Durch gemeinsame Alltagsaktivitäten kann eine familiäre Atmosphäre entstehen, die Möglichkeiten zu sozialer Teilhabe bietet.

Erhöhtes Risiko


Dennoch haben Menschen mit Demenz ein erhöhtes Risiko für stationäre Krankenhausaufenthalte, die für sie oftmals besonders krisenhafte Belastungen mit starker Einschränkung der Lebensqualität darstellen. Sie gehen häufig mit gesundheitlichen Verschlechterungen einher. Zudem steigt das Risiko, danach noch stärker hilfe- und pflegebedürftig zu werden. Im Projekt sollen geeignete Maßnahmen angewandt werden, um die Lebensqualität zu verbessern, herausfordernde Verhaltensweisen wie beispielsweise Unruhe zu verringern, das Sturzrisiko zu senken und kognitive Fähigkeiten zu stabilisieren.

„Mehr Lebensqualität“

Um dieses Ziel zu erreichen, setzen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Team von Prof. Dr. Elmar Gräßel (Universitätsklinikum Erlangen) und Prof. Dr. Karin Wolf-Ostermann (Universität Bremen) auf Schulung des Pflegepersonals, frühzeitigen Einbezug der zuständigen Haus- und Fachärzte sowie spezielle Therapien, bei denen motorische und kognitive Fähigkeiten gezielt trainiert werden. „Von den Ergebnissen unseres Forschungsprojektes können alle profitieren: die Menschen mit Demenz durch weniger Krankenhausaufenthalte und mehr Lebensqualität, was wiederum auch die Angehörigen entlastet, die Pflegefachkräfte durch verbesserte Abläufe sowie die Demenz-Wohngemeinschaften selbst durch die Erweiterung um ein innovatives Angebot“, so die Überzeugung der Projektverantwortlichen.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Elmar Gräßel
Universitätsklinikum Erlangen
Tel.: 09131/85-34810
elmar.graessel@uk-erlangen.de

Prof. Dr. Karin Wolf-Ostermann
Universität Bremen
Tel.: 0421/218-68960
wolf-ostermann@uni-bremen.de

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16.10.2018 Entzündungsspiel gewinnt Kindersoftwarepreis - Lernspiel „INFLAMMANIA – Fight for Cure“ erhält den 2. Platz in der Kategorie PC-Spiele
uni | mediendienst | aktuell Nr. 136/2018

Den Kindersoftwarepreis TOMMI erhalten innovative und gewaltfreie digitale Spiele, die Eltern helfen, ihre Kinder im Umgang mit Medien zu fördern und zu begleiten. Auf der Frankfurter Buchmesse hat nun Dr. Franziska Giffey, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, den Deutschen Kindersoftwarpreis 2018 überreicht. Im Rahmen des DFG-Sonderforschungsbereichs (SFB) 1181 „Schaltstellen zur Auflösung von Entzündung“ entwickelte ein interdisziplinäres Team unter Leitung der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie (Direktor: Prof. Dr. Georg Schett) des Universitätsklinikums Erlangen das digitale Lernspiel „INFLAMMANIA – Fight for Cure“, um Vorgänge des Immunsystems anschaulich und für jedermann verständlich zu erklären. Das Spiel hat nach der Fachjury nun auch die Kinderjury überzeugt und ist mit dem 2. Platz in der Kategorie PC-Spiele ausgezeichnet worden.

Das menschliche Immunsystem ist hochkomplex. Wenn es jedoch von Eindringlingen angegriffen wird, reagiert es mit Entzündung. Bei gewissen Erkrankungen kann der Körper die Entzündung nicht mehr abstellen, was zur Organschädigung führt. Was gegen überschießende Entzündungen bei Erkrankungen im Gelenk (Arthritis), im Darm (Colitis) und in der Lunge (Asthma) hilft und welche Zellen wichtig sind, vermittelt das Spiel „INFLAMMANIA – Fight for Cure“.

Nach der Fachjury konnte das Entzündungsspiel aus Erlangen nun auch über 3.500 Kinder in ganz Deutschland überzeugen. Die Kinderjury sagt: „INFLAMMANIA gewinnt den 2. Preis beim TOMMI in der Kategorie PC, weil wir den menschlichen Körper gegen Krankheiten verteidigen mussten. Wir reisten in den Körper, um Menschen wieder gesund zu machen. Dabei wurden wir zu Ärzten, die dem kranken Menschen mit Abwehrkörpern halfen. In Lunge und Darm ging es richtig zur Sache. Doch das war zum Teil echt schwer und ohne Taktik ging es nicht. In dem Spiel gehörten wir zu den Guten und wir bekamen dabei sogar richtig Lust, selbst Ärzte zu werden. Denn gelernt haben wir dank der Infos auch eine ganze Menge.“

Lernen soll Spaß machen

Ziel des Entzündungsspiels ist es, Jung und Alt für die faszinierende Welt des Immunsystems zu begeistern und mit viel Spielspaß komplexe molekulare Vorgänge des Körpers zu vermitteln. Die Auszeichnung mit dem TOMMI 2018 ist für die Wissenschaftskommunikation des SFB 1181, die durch Sandra Jeleazcov von der Medizin 3 des Uni-Klinikums Erlangen koordiniert wird, ein großer Erfolg. Denn nicht nur Erwachsene empfehlen das Spiel, sondern auch Kinder haben es getestet und als unterhaltsam, lehrreich und spannend bewertet.

Zum Browsergame: www.inflammania.de

Weitere Informationen:
Sandra Jeleazcov
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sandra.jeleazcov@uk-erlangen.de

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11.10.2018 BÄK veröffentlicht Erklärung zur Bedeutung des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls als sicheres Todeszeichen
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 11.10.2018 - „Die Bedeutung des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls (IHA)
als sicheres Todeszeichen ist naturwissenschaftlich begründet.“ So lautet die
Kernaussage einer wissenschaftlichen Übersichtsarbeit, die in dieser Woche im
Deutschen Ärzteblatt erscheint und die im Auftrag des Vorstandes der
Bundesärztekammer (BÄK) von einer Expertengruppe des Wissenschaftlichen
Beirates der BÄK erstellt wurde. Die Autoren beantworten wichtige Fragen zu dem
umgangssprachlich als „Hirntod“ bezeichneten IHA und stellen dessen
medizinisch-naturwissenschaftliche Bedeutung als sicheres Todeszeichen fest.

In Deutschland hat der Gesetzgeber der BÄK die Aufgabe übertragen, den Stand der
Erkenntnisse der medizinischen Wissenschaft für die Regeln zur Feststellung des
IHA in Richtlinien festzustellen. Die Richtlinie wurde zuletzt im Jahr 2015 auf
Empfehlung eines Arbeitskreises des Wissenschaftlichen Beirats der BÄK mit
Genehmigung des Bundesgesundheitsministeriums fortgeschrieben. „Diesen
gesetzlichen Auftrag zur Richtlinienerstellung verstehen wir auch als Verpflichtung,
über die Bedeutung und die Sicherheit dieses diagnostischen Verfahrens sowie über
die Folgen des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls für die Betroffenen aufzuklären“,
sagte der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery.
Die zweifelsfreie Feststellung des IHA sei nicht nur zwingende Voraussetzung für
eine mögliche Organ- oder Gewebespende, sondern auch unabhängig davon für
die gesamte Intensivmedizin unverzichtbar.

„Die richtlinienkonforme Diagnose des IHA ist sicher. Es ist kein Fall bekannt, bei
dem trotz korrekter Anwendung der BÄK-Richtlinie die Feststellung des IHA
unzutreffend gewesen wäre“, fasste der Vorsitzende des Wissenschaftlichen
Beirats, Prof. Dr. Peter C. Scriba, ein wichtiges Ergebnis der von einem Arbeitskreis
unter der Federführung von Prof. Dr. Stephan Brandt, Charité-Universitätsmedizin
Berlin, erstellten Expertise zusammen. Darin erläutern die Autoren, dass sich alle


Zustände nur verminderter und alle Zustände nur vorübergehend fehlender
Hirnfunktion durch richtliniengemäßes diagnostisches Vorgehen eindeutig vom
IHA unterscheiden lassen. Die bei allen Menschen gleichen biologischen
Gegebenheiten bedingten die Bedeutung des IHA als sicheres Todeszeichen. „Mit
dem IHA fehlen die mit dem Gehirn verbundenen Regelungskreise sowie die
körperliche Grundlage für das Bewusstsein und die Personalität; sowohl die
Spontanität der anderen Organfunktionen als auch deren Integration zur Einheit
des Menschen als Lebewesen ist unmöglich geworden“, heißt es in der
Übersichtsarbeit.

Um den Text auch einer internationalen Leserschaft zugänglich zu machen, wird er
als deutschsprachiger sowie anschließend als englischsprachiger wissenschaftlicher
Fachartikel publiziert. Die Veröffentlichung wird durch eine Erklärung der
Bundesärztekammer zur Bedeutung des IHA als sicheres Todeszeichen im
Deutschen Ärzteblatt begleitet.

Übersichtsarbeit zur Bedeutung des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls als sicheres
Todeszeichen

Erklärung der Bundesärztekammer zur Bedeutung des irreversiblen
Hirnfunktionsausfalls als sicheres Todeszeichen

Richtlinie gemäß § 16 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 TPG für die Regeln zur Feststellung des
Todes nach § 3 Abs. 1 S. 1 Nr. 2 TPG und die Verfahrensregeln zur Feststellung des
endgültigen, nicht behebbaren Ausfalls der Gesamtfunktion des Großhirns, des
Kleinhirns und des Hirnstamms nach § 3 Abs. 2 Nr. 2 TPG, Vierte Fortschreibung

Pressestelle der Bundesärztekammer
Berlin

11.10.2018 Die lange Bank der Entscheidungen? Ärztetag in Nürnberg
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Vom 26. bis 28. Oktober findet in der Meistersingerhalle in Nürnberg der 77. Bayerische Ärztetag statt. Auf dem Programm der Auftaktveranstaltung am Freitagabend stehen Grußworte von Melanie Huml (CSU), Staatsministerin für Gesundheit und Pflege sowie vom Nürnberger Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly (SPD). Interessant wird sicherlich auch das Impulsreferat von Professor Dr. Matthias S. Fifka, Leiter des Instituts für Wirtschaftswissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), zum Thema „Zwischen Regulierung und Selbstbestimmung – Werteorientierung im Arztberuf“. Im Leitartikel der Oktober-Ausgabe des Bayerischen Ärzteblattes schreibt BLÄK-Präsident Dr. Gerald Quitterer: „Darum geht es doch. Wohin geht die Profession Arzt? Warum haben wir Nachwuchsprobleme? Warum werden Haus- und Facharztpraxen nicht mehr nachbesetzt und warum finden die Klinken nicht genug Ärztinnen und Ärzte?

 

Was fehle, seien mutige Schritte, wie zum Beispiel, den Masterplan Medizinstudium 2020 endlich umfänglich umzusetzen, oder den Zugang zum Medizinstudium so zu reformieren, dass die Abiturnote tatsächlich in den Hintergrund rücke. Vor allem aber, mehr universitäre Studienplätze für Medizin zu schaffen, damit nicht der Mediziner über Bachelor- und Masterstudiengänge oder gar der „Physician Assistant“ eines Tages den Arzt heutiger Profession ersetze. „Regulierung also dort, wo sie erforderlich ist, aber nicht dort, wo sie die Selbstverwaltung gängelt“, schreibt Quitterer, so wie derzeit im geplanten Terminservice- und Versorgungsgesetz, oder dort, wo sie Ärztinnen und Ärzte unter Druck setze, wie beispielsweise beim angedrohten Honorarverlust im Zusammenhang mit der Anbindung an die Telematikinfrastruktur.

Bei der Berufsordnung stünden zwei Änderungen auf der Tagesordnung: Die Erweiterung der Fernbehandlungsmöglichkeiten und die Stärkung der ärztlichen Unabhängigkeit. Abzustimmen ist über eine neue Formulierung des Paragrafen 7, Absatz 4 zur „ausschließlichen Fernbehandlung“. Hierzu habe der Vorstand einen Leitantrag vorbereitet, der eine ausschließliche Beratung und Behandlung über Kommunikationsmedien unter bestimmten Voraussetzungen zulässt. Vorausgegangen waren auch dazu die Beschlüsse des diesjährigen Deutschen Ärztetages.

Mehr zu „Die lange Bank der Entscheidungen?“ lesen Sie in der Oktober-Ausgabe 2018 des Bayerischen Ärzteblattes unter www.bayerisches-ärzteblatt.de.

Bayerische Landesärztekammer
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Dagmar Nedbal
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08.10.2018 „Wer (alkoholfreies) Bier trinkt, lebt hundert Jahre“
uni | mediendienst | forschung Nr. 84/2018

Bierinhaltsstoffe als Mittel gegen Entzündungen und Fettleibigkeit? Forscher um Prof. Dr. Claus Hellerbrand, Institut für Biochemie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), haben für ihr Forschungsprojekt, das Bierinhaltsstoffe hinsichtlich ihrer entzündungshemmenden Wirkung untersucht, den Forschungspreis der European Foundation for Alcohol Research und der European Brewery Convention über 60.000 Euro erhalten.


„Wer Bier trinkt, lebt hundert Jahre“, so lautet ein italienisches Sprichwort, in dem vielleicht mehr Wahrheit steckt, als erwartet. Bier enthält die Stoffe Xanthohumol und Iso-Alphasäuren. Laut Studien der Arbeitsgruppe von Prof. Hellerbrand hemmt Xanthohumol die durch Übergewicht und Fehlernährung hervorgerufene Leberverfettung und verhindert, dass die Leber vernarbt. Zudem tötet es Leberkrebszellen ab und verhindert bei Überernährung die Gewichtszunahme. Auch die Iso-Alphasäuren haben eine positive Wirkung auf die Gesundheit. Sie hemmen Leberschäden und beeinflussen den Fett- und Zuckerstoffwechsel positiv.


In neuen Forschungsarbeiten fanden die Wissenschaftler gemeinsam mit der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Ina Bergheim, Universität Wien, außerdem heraus, dass die beiden Substanzen biologische Prozesse besonders in der Kombination günstig beeinflussen. Zusammen hemmen sie beispielsweise Entzündungsprozesse noch effektiver. Bereits sehr niedrige Konzentrationen bremsen deutlich die Produktion von Entzündungsfaktoren in Leber- und Blutzellen. Ob auch noch weitere Krankheitsmechanismen wie Diabetes oder Krebs durch die Kombination der beiden Substanzen effektiver bekämpft werden können, soll in dem nun geförderten Forschungsprojekt untersucht werden. Ferner sollen die Mechanismen, die dieser guten kombinatorischen Wirkung zugrunde liegen, entschlüsselt werden.

Hopfen – Gelbes Gold

Xanthohumol gehört zu den Pflanzenpolyphenolen – den aromatischen Verbindungen, die für Farbe und Geschmack der Pflanzen sorgen. Der Stoff ist ausschließlich im Hopfen zu finden und für den gelben Farbton der Hopfenblüten verantwortlich. Hopfen spielt eine wichtige Rolle beim Brauen von Bier, bei dem Xanthohumol jedoch in großen Teilen abgebaut wird. Im Bier selbst liegt nur ein geringer Anteil des Stoffes vor. Ein weiterer Inhaltsstoff des Hopfens sind die Bittersäuren, die den typischen Biergeschmack hervorrufen. Eine Gruppe von ihnen sind die alpha-Säuren, die durch die Erhitzung beim Brauprozess in Iso-Alphasäuren umgewandelt werden.

Minuspunkt: Alkohol

Die derzeit einzige Art, wie Xanthohumol und Iso-Alphasäuren vom Menschen aufgenommen werden, ist über den Genuss von Bier, wenn auch hier in relativ geringer Konzentration. Bier ist jedoch keine Medizin. Der Grund: der Alkoholgehalt. „Es ist jedoch denkbar, dass durch den Konsum von alkoholfreiem Bier oder anderen hopfenhaltigen Nahrungsmitteln und Getränken wie Hopfenlimonade oder Hopfentee eine positive Wirkung zu erzielen ist. Gerade zur Behandlung oder Prävention von Leberschädigung durch Fettleibigkeit scheinen Xanthohumol und Iso-Alphasäuren sehr vielversprechend“, erläutert Hellerbrand.


Weitere Informationen:
Prof. Dr. Claus Hellerbrand
Tel.: 09131/85-24191 (Sekretariat)
claus.hellerbrand@fau.de


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04.10.2018 Bornavirus kann für Menschen tödlich sein
uni | mediendienst | forschung Nr. 83/2018

Forschergruppe wies Virus bei Patienten mit Gehirnentzündung nach
Das von Erkrankungen bei Pferden und Schafen bekannte klassische Bornavirus (BoDV-1) kann auch bei gesunden Menschen tödliche Gehirnentzündungen auslösen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Forschergruppe um Prof. Dr. Armin Ensser vom Virologischen Institut (Direktor: Prof. Dr. Klaus Überla) des Universitätsklinikums Erlangen in einer jetzt im New England Journal of Medicine veröffentlichten Arbeit. „Die von uns untersuchten tödlichen Krankheitsfälle zeigten das Krankheitsbild einer schweren Gehirnentzündung, die eindeutig von einer Bornavirus-Infektion ausgelöst wurde“, sagt Prof. Ensser.

Das untersuchte Krankheitsbild habe große Ähnlichkeit mit der Bornaschen Krankheit bei Pferd und Schaf sowie mit den sehr seltenen Bornavirus-Infektionen bei Haltern exotischer Bunthörnchen in Deutschland. Nach heutigem Wissensstand ist das ursächliche Bornavirus regional begrenzt in Teilen Ost- und Süddeutschlands, Österreichs, der Schweiz und Liechtensteins verbreitet. „Bei Patienten mit schweren neurologischen Erkrankungen sollte daher das Bornavirus insbesondere in diesen Risikogebieten als möglicher Erreger berücksichtigt werden“, sagt Prof. Ensser. „Die Dunkelziffer von Bornavirus-Infektionen bei tödlichen Gehirnentzündungen ist unbekannt, da die Infektion bislang bei Routineuntersuchungen nicht in Betracht gezogen wurde.“ Weitere Forschungen sollen nun unter anderem klären, wie häufig Bornavirus-Infektionen beim Menschen tatsächlich sind, wie das Virus rechtzeitig diagnostiziert und der tödliche Infektionsverlauf verhindert werden kann. Derzeit gibt es noch keine zugelassene antivirale Therapie.

Spitzmäuse sind mögliche Infektionsquelle

Die „hitzige Kopfkrankheit der Pferde“, die durch das Virus der Bornaschen Krankheit ausgelöst wird, wurde erstmals 1813 beschrieben. Ihren Namen erhielt die Krankheit 1894, als ein ganzer Stall voller Kavalleriepferde in der Stadt Borna erkrankte. Das natürliche Reservoir des Bornavirus ist die Feldspitzmaus. Bisher war bekannt, dass das Virus von Spitzmäusen über den Urin und Speichel ausgeschieden und gelegentlich auf andere Säugetiere – sogenannte Fehlwirte dieses Virus – übertragen wird, bei denen es dann zur Bornaschen Krankheit kommen kann. Vor allem Pferde und Schafe sind davon betroffen. Während infizierte Feldspitzmäuse keine Anzeichen einer Erkrankung zeigen, befällt das Virus bei den Fehlwirten das zentrale Nervensystem und es kommt, wahrscheinlich durch den Angriff von körpereigenen Immunzellen, zu umfangreichen Zerstörungen im Gehirn. Eine Übertragung des Virus von infizierten Pferden oder Schafen untereinander oder auf andere Säugetiere wurde bisher nicht nachgewiesen. Das Virus wird von den Fehlwirten nicht ausgeschieden und ist auch in ihrem Blut kaum nachweisbar.


Nachdem zwei Patienten ohne bekannte Risikofaktoren und trotz intensiver Behandlung an einer schweren Gehirnentzündung unbekannter Ursache verstorben waren, hatte das Forscherteam aus Neuropathologen und Virologen unter Federführung von Prof. Ensser deren Gewebeproben mittels moderner Next-Generation-Sequencing-Verfahren untersucht. Dazu wurden die RNA-Sequenzen von Millionen von RNA-Molekülen bestimmt und bioinformatisch mit Sequenzdatenbanken bekannter Pathogene verglichen. Hierdurch identifizierten die Wissenschaftler im Gehirn eines der verstorbenen Patienten große Mengen der Erbsubstanz eines Virus. Die Nukleinsäuresequenz dieses Virus war eindeutig dem klassischen Borna-Disease-Virus 1 (BoDV-1) zuzuordnen. In anschließenden methodisch unabhängigen Untersuchungsverfahren konnte die Diagnose einer Bornavirus-Infektion durch Antigennachweis mittels klassischer Immunohistochemie, RT-PCR (Reverse-Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion) und den Nachweis virusspezifischer Antikörper im Patientenserum eindeutig bestätigt werden. Von einer anderen Forschergruppe konnte das Bornavirus auch bei drei Empfängern von Spenderorganen eines postmortalen Organspenders nachgewiesen werden, der als Virusüberträger gilt. Zwei der immunsupprimierten Organempfänger verstarben im weiteren Verlauf, der Dritte überlebte mit schweren Gehirnschäden.

Die untersuchten Fälle stellen keine Bestätigung der in der Vergangenheit veröffentlichten Studien zu einem weitverbreiteten Vorkommen von BoDV-1-Infektionen beim Menschen und bei bestimmten neuropsychiatrischen Erkrankungen dar. „Insbesondere waren – außer im Gehirn – kein Virus und keine Virusbestandteile in anderen Geweben und Körperflüssigkeiten nachweisbar, sodass eine Übertragung des Virus über normale zwischenmenschliche Kontakte auszuschließen ist“, so Prof. Ensser. Alle Patienten und der Organspender stammten aus einem der bekannten Verbreitungsgebiete von BoDV-1.

Die Studienergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe des New England Journal of Medicine publiziert: https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMc1800724


Weitere Informationen:
Prof. Dr. Armin Ensser
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02.10.2018 44.000 Euro für die weitere Entwicklung einer Therapie im Mutterleib
uni | mediendienst | aktuell Nr. 127/2018

Schweizer Stiftung unterstützt Forschung zur Ektodermalen Dysplasie

Ein Herzensanliegen von Elisabeth Forberg war es, mit den Mitteln ihrer Stiftung Institutionen zu unterstützen, die Hilfeleistungen für notleidende Kinder und deren Familien erbringen. In diesem Jahr fördert die gemeinnützige Schweizer Stiftung deshalb die Forschung von Prof. Dr. Holm Schneider, Oberarzt der Kinder- und Jugendklinik (Direktor: Prof. Dr. Wolfgang Rascher) und Sprecher des Zentrums für Ektodermale Dysplasien Erlangen des Universitätsklinikums Erlangen, mit 50.000 Schweizer Franken, also rund 44.000 Euro. Wie im Frühjahr 2018 berichtet, ist es dem Kinderarzt und seinen Kollegen erstmals weltweit gelungen, die lebensbedrohliche Erbkrankheit Ektodermale Dysplasie mit einem Medikament schon im Mutterleib erfolgreich zu behandeln. Seitdem läuft die Forschung zu dieser neuartigen Therapie auf Hochtouren.

Drei Kinder mit Ektodermaler Dysplasie entwickelten dank einer Proteinspritze ins Fruchtwasser ihrer Mutter nicht nur deutlich mehr Zahnanlagen als ihre unbehandelten Geschwister, sondern auch Schweißdrüsen – die bei Patienten mit derselben Form der Ektodermalen Dysplasie sonst fehlen. Die Erlanger Forscher gehen davon aus, dass die bisher behandelten Kinder nun lebenslang normal schwitzen können und nicht mehr von Überhitzung bedroht sind. Sollten ihre Mütter aber irgendwann erneut mit einem betroffenen Kind schwanger sein, wäre die gleiche Therapie nur möglich, wenn sich im Zuge der ersten Behandlung keine Antikörper gegen das therapeutische Protein gebildet haben. Um herauszufinden, ob solche Antikörper entstanden sind, müssen mütterliche Blutproben untersucht werden, die vor und nach der Verabreichung des Proteins entnommen wurden.

Damit sind auch einige grundlegende Fragen verbunden: Ist die Plazentaschranke der Schwangeren – also jener Gewebefilter, der den mütterlichen vom kindlichen Blutkreislauf trennt – dicht genug, um eine unerwünschte Antikörperbildung verlässlich zu verhindern? Und falls nicht: Würde ein Fremdprotein, das der Fetus aus dem Fruchtwasser aufnimmt, dann vielleicht von lokalen Toleranzmechanismen in der Plazenta profitieren und gar keine Immunantwort der Schwangeren hervorrufen?

Die Unterstützung der Forberg-Stiftung ermöglicht es, diesen Fragen nachzugehen. Zugleich sollen Tests etabliert werden, die später auch für eine multizentrische Studie nutzbar sind – mit dem Ziel, das vorgeburtliche Therapieverfahren zur Zulassung zu bringen.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Holm Schneider
Tel.: 09131/85-33775
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28.09.2018 Psychologische Beratung für die Generation Smartphone
uni | mediendienst | forschung Nr. 82/2018

FAU-Forscher beteiligen sich an EU-Projekt zur Entwicklung von Leitlinien für Online-Beratungen und Therapie

Psychische Erkrankungen unter Jugendlichen sind stark angestiegen. Um die Betroffenen leichter mit Hilfsangeboten zu erreichen, können Therapeuten dank sozialer Medien und Smartphone neue Wege beschreiten. Hierfür entwickelten Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) im Rahmen der zweijährigen EU-Initiative Therapy 2.0 zusammen mit Partnern aus sieben verschiedenen Ländern Leitlinien und Trainingsmaterial für Berater, Therapeuten, Lehrer und Flüchtlingshelfer. 

WhatsApp, Facebook, Skype und das Smartphone: die sogenannte Generation Smartphone nutzt neue Kommunikationswege. Damit verändern sich auch deren Konsumgewohnheiten – Onlineangebote sind die Norm. Wer diese Generation erreichen will, muss deshalb neue Wege beschreiten. Dies gilt auch für jene, die therapeutisch oder beratend tätig sind und jungen Erwachsenen mit psychischen, psychosozialen und psychosomatischen Störungen wie beispielsweise Depressionen, Angstzuständen oder Panikstörungen helfen wollen. Hier empfehlen sich laut des Barmer Arztreport 2018 niederschwellige Formen wie Online-Angebote, um die Betroffenen zu erreichen. Dass dieser Ansatz notwendig ist, zeigt der Arztreport ebenfalls: In Deutschland stieg die Zahl der 18- bis 25-jährigen Menschen mit psychischen Erkrankungen und Störungen zwischen 2005 und 2016 um 38 Prozent von 1,4 Millionen auf 1,9 Millionen. Somit war 2016 etwa ein Viertel der gesamten Altersgruppe von einer psychischen Erkrankung bedroht oder betroffen. 

Die neuen Möglichkeiten der Online-Welt

Um das Bewusstsein für und das Potenzial von Informations- und Kommunikationstechnologie in Beratungs- und Therapieprozessen zu schärfen, haben sich acht Partner aus sieben europäischen Ländern in den letzten zwei Jahren in der Initiative „Therapy 2.0 – Counselling and Therapeutic Interactions with Digital Natives“ zusammengetan. Gefördert wurde dieses Projekt durch das EU-Erasmus + - Programm. Ziel der Initiative war es, Beratern und Therapeuten zu helfen, ihre Tätigkeiten auf Online-Angebote auszuweiten. Hierfür entwickelten die Teilnehmer der Therapy 2.0-Initiative verschiedene Instrumente, die sich leicht in die therapeutische Praxis einbinden lassen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts für Lern-Innovation (ILI) der FAU leiteten dabei die inhaltliche Entwicklung der Instrumente. „Eine unserer Aufgaben war es, zu Beginn eine europaweite Bedarfsanalyse zu erstellen“, sagt Psychologin Evelyn Schlenk vom ILI. Hierfür befragten die FAU-Forscher unter anderem Berater, Therapeuten, Berufsverbände und Flüchtlingshelfer. Dabei zeigte sich, dass in Deutschland und anderen europäischen Staaten die Möglichkeiten moderner Kommunikationstechnologie noch nicht weit in den Therapiealltag eingebunden ist. In Ländern wie Kroatien oder Slowenien gibt es hingegen bereits ausgefeilte Online-Beratungsstrukturen.

„Es besteht zudem vor allem in technischer und rechtlicher Hinsicht Unsicherheit“, sagt Schlenk. „Therapeuten und Berater fragen sich zum Beispiel, welche Vorteile und mögliche Einschränkungen es möglicherweise bei Online-Angeboten gibt oder für welche Beratungs- und Behandlungsformen diese überhaupt geeignet sind. Hinzu kommen noch praktische Fragen nach beispielsweise Daten- und Patientenschutz, Kosten oder Abrechnungsmöglichkeiten.“ Hierfür entwickelten die Projektpartner Leitlinien, die Beratern und Therapeuten helfen, ihre Kompetenzen auf eine Online-Umgebung umzusetzen, Schulungsmaterial als Ergänzung dieser Leitlinien, Sammlungen weltweiter Beispiele aus der Praxis, eine Plattform als virtuelle Lernumgebung sowie eine App, die sämtliche Materialen beinhaltet.

Auch in der Flüchtlingshilfe einsetzbar

Dieser Online-Ansatz soll auch jungen Flüchtlingen zugutekommen. Die meisten von ihnen haben traumatische Erfahrungen gemacht und leiden häufig an posttraumatischen Belastungsstörungen. Ihre wichtigsten Kommunikationsmittel sind Smartphones. Da ihre Sprachkenntnisse oft schlecht sind, braucht die konventionelle Beratung einen weiteren Ansatz, der Medien nutzt, in denen diese Jugendlichen zu Hause sind. Nicht zuletzt eröffnet dies auch Wege der Gewaltprävention, die mit traumatischen Fluchterfahrungen zusammenhängen können.

Mehr Informationen unter www.ecounselling4youth.eu
Weitere Informationen:
Evelyn Schenk
Tel.: 09131/85-61117
evelyn.schlenk@fau.de

 
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25.09.2018 Langzeitfolgen von Herz-OPs im frühen Kindesalter untersucht
uni | mediendienst | forschung Nr. 81/2018

Neue Studie verdeutlicht: Kinder entwickeln sich trotz OP altersgerecht – die Eltern können positiv dazu beitragen
Entwickelt sich ein Kind, das in der frühen Kindheit aufgrund eines Ventrikelseptumdefekts (VSD, ein Loch in der Herzscheidewand) operiert wurde, psychisch anders als Gleichaltrige ohne eine solche OP? Inwiefern sind Eltern durch den frühen Eingriff bei ihrem Kind belastet? Welche Faktoren wirken sich positiv auf den weiteren Entwicklungsverlauf aus und welche Kinder und Eltern sind besonders von Langzeitfolgen betroffen? Diesen Fragen gingen Wissenschaftler und Ärzte der Kinder- und Jugendabteilung für Psychische Gesundheit (Leiter: Prof. Dr. Gunther H. Moll) und der Kinderherzchirurgischen Abteilung (Leiter: Prof. Dr. Robert Cesnjevar) des Universitätsklinikums Erlangen nach. Die von der Robert-Enke-Stiftung mit 41.000 Euro geförderte Studie unter der Leitung von Dr. Anna Eichler zeigte, dass die Kinder ihren Altersgenossen in nichts nachstehen, wenn bestimmte Entwicklungen beachtet werden.

Wie die Studie darlegt, entwickeln sich Kinder, die im Alter von null bis zwei Jahren wegen eines einfachen VSD operiert wurden, kognitiv und motorisch altersgerecht. Auch ihr Wohlbefinden gleicht im Zeitraum des Grundschulalters dem Gleichaltriger. Die sprachlichen Fähigkeiten der jungen Patienten waren ebenfalls unbeeinträchtigt – unter einer Voraussetzung: Die Mutter zeigte viel Engagement bei der Erziehung ihres Kindes. Neurologische Auffälligkeiten scheinen durch mütterliches Erziehungsverhalten kompensiert werden zu können. Besondere Erlebens- und Verhaltensauffälligkeiten zeigen sich bei operierten Kindern nur, wenn Mütter verstärkt Ängste entwickeln. Durch Speichelproben konnten die Forscher auch neurobiologische Marker einbeziehen. Es zeigte sich, dass das Stresssystem der betroffenen Kinder unverändert arbeitete, wohingegen deren Mütter höhere Stresshormonwerte aufwiesen als die Vergleichsmütter. „Die Studienergebnisse weisen darauf hin, dass es wichtig ist, die Mütter im Umgang mit ihrem herzkranken Kind und ihren eigenen Ängsten an die Hand zu nehmen, um eine verantwortungsbewusste Mutter-Kind-Interaktion zu fördern und Ängste der Eltern zu reduzieren“, erklärt Dr. Eichler, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Erlanger Kinderpsychiatrie und Studienleiterin. „Geeignete Angebote, die bereits während der Schwangerschaft ansetzen und die Familie in der darauffolgenden Zeit begleiten, gilt es zu entwickeln und zu evaluieren.“

In der Kooperationsstudie wurden 39 Kinder im Grundschulalter von sechs bis neun Jahren untersucht, die im Laufe ihrer ersten drei Lebensjahre aufgrund eines angeborenen einfachen VSD in der Kinderherzchirurgie des Uni-Klinikums Erlangen operiert wurden. Mitarbeiter der Erlanger Kinderpsychiatrie erfassten deren aktuellen Entwicklungsstand in emotionalen, kognitiven, sozialen und motorischen Bereichen und verglichen ihn mit den Ergebnissen einer Kontrollgruppe. Sie werteten sowohl Intelligenz- und Entwicklungstest der Kinder aus, als auch Fragebögen, die die jungen Probanden und ihre Eltern ausfüllten. Ebenfalls wurden Einflussfaktoren wie Elternängste, Komplikationen bei der OP und die Belastung durch die Operationsnarbe berücksichtigt. Neben den Vergleichen der Patienten- mit den gesunden Kontrollkindern wurde auch innerhalb der operierten Patientengruppe nach Einflussfaktoren auf den Entwicklungsstand gesucht, die mit der Operation und dem Krankenhausaufenthalt in Zusammenhang standen. Die Ergebnisse legen einen Zusammenhang zwischen der Dauer des Klinikaufenthaltes und der Entwicklung von Intelligenz und Psychomotorik nahe. Die sprachliche Entwicklung war auch in diesem Zusammenhang vor allem durch das mütterliche Erziehungsverhalten und nicht durch die Parameter der Operation beeinflusst. Aus kinderherzchirurgischer Sicht zeigten sich ein früher Eingriff, das heißt im Laufe des ersten Lebensjahres, und ein positives Narbenoutcome als förderlich für die psychische Entwicklung der kleinen Patienten.

„Die Studie liefert bedeutende Erkenntnisse, um die Behandlung herzkranker Kinder weiter zu optimieren und um Familien zu unterstützen“, erklärt Teresa Enke, Vorstandsvorsitzende der Robert-Enke-Stiftung, die die Studie förderte. Die Stiftung unterstützt Projekte, Maßnahmen und Einrichtungen, die über Herzkrankheiten von Kindern sowie Depressionskrankheiten aufklären und deren Erforschung oder Behandlung dienen.
Zur Webseite der Robert-Enke-Stiftung: https://robert-enke-stiftung.de/

Weitere Informationen:
Dr. Anna Eichler
Tel.: 09131/85-39123
anna.eichler@uk-erlangen.de


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21.09.2018 Petition: Fristverlängerung Telematikinfrastruktur
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Die Bayerische Landesärztekammer (BLÄK) unterstützt die Petition zur Fristverlängerung bei der Anbindung an die Telematikinfrastruktur (TI) und hat dazu auf ihrer Internetseite unter www.blaek.de einen Link eingerichtet. Zur Unterzeichnung aufgerufen sind nicht nur alle Vertragsärzte und Psychotherapeuten, sondern alle von der TI tangierten Personenkreise, beispielsweise auch Klinikärzte und Praxismitarbeiterinnen. Bis Ende 2018 müssten nach aktueller Gesetzeslage alle Praxen der niedergelassenen Ärztinnen, Ärzte und Psychotherapeuten an die TI angebunden sein. „Aufgrund der verzögerten Marktentwicklung für die benötigte Hardware ist dieser Termin für viele Praxen nicht haltbar und somit der angedrohte Honorarabzug nicht hinzunehmen“, erklärt Dr. Gerald Quitterer, Präsident der BLÄK. Deshalb sei es wichtig, dass möglichst viele die Petition unterzeichneten. Weitere Infos gibt es auf der Internetseite der KVB unter www.kvb.de/petition-ti.

 

Direktlink zur Petition:

https://epetitionen.bundestag.de/petitionen/_2018/_08/_22/Petition_83509.nc.html

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20.09.2018 Neue Wege für die Demenz-Behandlung
uni | mediendienst | aktuell Nr. 125/2018

FAU-Graduiertenkolleg zeigt: bessere Versorgung – weniger Krankheitssymptome

Vergessen verhindern: Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) liefern neue Erkenntnisse zur Demenzbehandlung und zeigen auf, wie Prävention, nicht-pharmakologische Therapie und Versorgung bei Demenz optimiert werden können. Die Karl und Veronica Carstens-Stiftung hat das Graduiertenkolleg bei der Forschung unterstützt.

„Wir wissen, dass die Alzheimer-Krankheit sehr langsam im Gehirn abläuft; wer mit 70 Jahren eine Alzheimer-Demenz diagnostiziert bekommt, bei dem läuft die Erkrankung unbemerkt vermutlich ab dem 40. Lebensjahr. In diesem Zeitraum, also gerade im mittleren Lebensalter, gilt es, den Ausbruch der Alzheimer-Demenz zu verhindern“, betont Prof. Dr. Johannes Kornhuber, Leiter der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik des Universitätsklinikum Erlangen. Prävention, nicht-medizinische Behandlung und Versorgung sind demnach von besonderer Bedeutung, um Alzheimer zu verhindern oder zu behandeln.

Mit diesen Themen setzt sich das Graduiertenkolleg „Optimierungsstrategien bei Demenz" (OptiDem) der FAU auseinander. Elf Doktoranden haben international verfügbare Literatur analysiert und wichtige Erkenntnisse zum Umgang mit Demenz herausgefunden: Etwa senken geistige und körperliche Aktivitäten Verhaltensauffälligkeiten bei Demenzerkrankten. Ebenso helfen Massagetherapien bei Unruhezuständen und telefonische Beratung bei depressiven Demenzpatienten.

Bayerns Gesundheits- und Pflegeministerin Melanie Huml lobt die Wissenschaftler für ihre Errungenschaften: „Durch Ihre Forschungsarbeit helfen Sie maßgeblich mit, das Wissen insbesondere über mögliche Demenztherapien zu mehren. Ein Erkenntnisgewinn, der auch zur Weiterentwicklung der Bayerischen Demenzstrategie beitragen kann.“

Seit 2015 erforschen Wissenschaftler aus drei deutschen Universitäten in Bayern, Baden-Württemberg und Brandenburg unter Leitung von Prof. Dr. Elmar Gräßel (FAU) die Krankheit Demenz: PD Carolin Donath, Prof. Dr. Peter Kolominsky-Rabas (Universitätsklinikum Erlangen), Prof. Dr. Andreas Frewer (FAU), Prof. Dr.Stefanie Joos (Universitätsklinikum Tübingen) und Prof. Dr. Michael Rapp (Universität Potsdam). Die Ergebnisse werden Ende des Jahres veröffentlicht.


Weitere Informationen:
Prof. Dr. Elmar Gräßel
Tel.: 09131/85-34810
elmar.graessel@uk-erlangen.de

 

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19.09.2018 Seit 1926: Bayerische Ärzteblatt-Ausgaben im Internet verfügbar
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Waren die Ausgaben des Bayerischen Ärzteblattes ab dem Jahrgang 1932 bereits seit 2009 im Internet abrufbar, so konnte dieses historische Archiv nun um weitere Jahrgänge erweitert werden. Ab sofort sind die von 1926 bis 1931 publizierten Bayerischen Ärzteblätter schnell und bequem elektronisch verfügbar. Alle gedruckten, verfügbaren Ausgaben wurden eingescannt und stehen auf der Internetseite www.bayerisches-aerzteblatt.de unter der Rubrik Archiv zum Herunterladen, Durchblättern oder Lesen bereit. Die monatlichen Ausgaben von Januar 1926 bis Mai 2001 sind als pdf-Datei abgespeichert. Zu den Jahrgängen gibt es zusätzlich Jahresinhaltsverzeichnisse, die ein Sachregister beinhalten. Bei den Ausgaben ab Juni 2001 kann jeweils auf den einzelnen Artikel direkt zugegriffen werden. Mit der Suchmaschine auf www.bayerisches-aerzteblatt.de ist auch eine gewisse Textsuche möglich.

Die neu ins Archiv hinzugekommenen Ausgaben firmieren unter dem Titel „Bayerisches Aerztliches Correspondenzblatt“ bzw. „Bayerische Ärztezeitung“ und zählen zu herausragenden zeithistorischen Dokumenten. Beiträge wie „Ärzte, bleibt Künstler“ von Dr. Karl Matzdorff (1/1926), „Das Aerztegesetz im Bayerischen Landtage“ von Ministerialrat Wirschinger (15/1927), „Wirtschaftslage des ärztlichen Standes, insbesondere die Krankenversicherung“ von Sanitätsrat Dr. Scholl, München (43/1930) oder „Die Arbeitsdienstbewegung vom hygienischen Standpunkt“ von Dr. Th. Fürst (2/1931) geben Einblicke in die publizistische Tätigkeit der Bayerischen Landesärztekammer von damals. Auch zahlreiche Werbeanzeigen, von Arzneimitteln über Musikinstrumente bis hin zu Kraftfahrzeugen, finden sich in den Ausgaben wieder. „Mit der Bereitstellung des Archivs des Bayerischen Ärzteblattes im Internet wollen wir Ärztinnen und Ärzten sowie allen Interessierten einen schnellen Zugang zu diesen historischen Dokumenten ermöglichen. Die Lektüre des ein oder anderen Beitrags lässt Parallelen zu heutigen Themen aufkommen oder kann zum Verständnis historischer Zeitläufe dienen“, so BLÄK-Präsident Dr. Gerald Quitterer.

Bayerische Landesärztekammer
Pressestelle
Dagmar Nedbal
Mühlbaurstraße 16
81677 München
Telefon: 089 4147-268
Fax: 089 4147-202
E-Mail: presse@blaek.de
 

19.09.2018 77. Bayerischer Ärztetag, vom 26. bis 28. Oktober 2018 in Nürnberg
Pressemeldung sder Bayerischen Landesärztekammer

Vor-Pressekonferenz am Montag, 22. Oktober 2018, um 13.30 Uhr im

PresseClub München


Sehr geehrte Damen und Herren,

herzlich lade ich Sie zu Pressekonferenz, Auftaktveranstaltung und Arbeitstagung anlässlich des 77. Bayerischen Ärztetages der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), der vom 26. bis 28. Oktober 2018 in Nürnberg stattfindet, ein.

Der 77. Bayerische Ärztetag wird am Freitag, den 26. Oktober 2018, um 18.30 Uhr in der Nürnberger Meistersingerhalle, Münchener Straße 21, 90478 Nürnberg, Kleiner Saal, eröffnet. Professor Dr. Matthias S. Fifka, Leiter des Instituts für Wirtschaftswissenschaft der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, spricht zum Thema „Zwischen Regulierung und Selbstbestimmung – Werteorientierung im Arztberuf“. Grundsätzliche Inhalte des Impulsreferats werden die Herausforderungen für Ärztinnen und Ärzte im 21. Jahrhundert sein und die ethischen Dilemmata, die durch sie aufgeworfen werden. Es wird erörtert, wie diese Herausforderungen moralisch zu bewerten sind und wie mit ihnen umgegangen werden kann. Inwiefern kann eine Werteorientierung dabei hilfreich sein?

Die anschließende Arbeitstagung befasst sich mit der aktuellen Sozial-, Gesundheits- und Berufspolitik, dem Tätigkeitsbericht und den Finanzen der BLÄK, Fragen der Weiterbildungs- und Berufsordnung sowie der ärztlichen Fortbildung.

Der Bayerische Ärztetag ist die Delegiertenversammlung der BLÄK. Die ärztlichen Kreis- und Bezirksverbände sowie die medizinischen Fakultäten der sechs Landesuniversitäten entsenden insgesamt 180 Delegierte zu der mindestens einmal im Jahr tagenden Versammlung.

Wir dürfen Sie schon heute auf zwei Pressetermine hinweisen:

Vor-Pressekonferenz in München

Montag, 22. Oktober 2018, um 13.30 Uhr,

PresseClub München, Marienplatz 22/IV (Eingang Rindermarkt), 80331 München


Pressegespräch in Nürnberg

Freitag, 26. Oktober 2018, um 11.00 Uhr,

Meistersingerhalle, Münchener Straße 21, 90478 Nürnberg, Konferenzraum 2

Mit freundlichen Grüßen

Dagmar Nedbal

Leiterin der Pressestelle, Bayerisches Ärzteblatt, Internet

14.09.2018 Frühe Fehler, späte Folgen-Prof. Dr. Dieter Chichung Lie über die Gehirnentwicklung und Nervenkrankheiten bei Erwachsenen
Pressemeldung der FAU

Wie hängt die Gehirnentwicklung mit dem Auftreten von Krankheiten im Erwachsenenalter wie Depression, Schizophrenie, Parkinson und weiteren Nervenerkrankungen zusammen? Mit dieser Frage beschäftigen sich an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) mehr als 20 Nachwuchswissenschaftler in einem Graduiertenkolleg der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Von 19. bis 21. September veranstaltet das Kolleg das Symposium „Neurodevelopment and Vulnerability of the Central Nervous System”, zu dem hochkarätige Forscher aus aller Welt nach Erlangen kommen. Wir haben mit Prof. Dr. Dieter Chichung Lie, Sprecher des Graduiertenkollegs, über das noch junge Forschungsfeld und die Arbeit der Doktoranden gesprochen.

Auf welche Weise steht die embryonale Gehirnentwicklung mit späteren Erkrankungen des Gehirns in Verbindung?

Während der embryonalen Gehirnentwicklung werden Nervenzellen und Gliazellen – sie unterstützen die Nervenzellen bei ihren Aufgaben – gebildet, die sich wiederum zu funktionellen Netzwerken verbinden. Diese Netzwerke sind die Grundlage von Lernen, Gedächtnis, Verhalten, Emotion und Bewegung, um nur einige Funktionen zu nennen. Entsprechend können Störungen der embryonalen Gehirnentwicklung zum Beispiel zu geistigen und motorischen Behinderungen führen, die schon im Kindesalter offensichtlich werden. Befunde der vergangenen Jahre deuten jedoch darauf hin, dass Störungen von Entwicklungsmechanismen auch eine Rolle in der Entstehung von Erkrankungen des Erwachsenenalters spielen könnten. So haben beispielsweise manche bekannte Erkrankungsgene oder Risikogene für die Schizophrenie oder den Morbus Parkinson bereits eine Funktion in der Gehirnentwicklung. Es stellt sich daher die Frage, ob nicht kleine Fehler in der Entwicklung die Verletzlichkeit des Gehirn für Erkrankungen im Erwachsenenalter festlegen und diese Erkrankungen dann zutage treten, wenn weitere Faktoren wie Alterung hinzukommen. Ein weiterer Punkt ist, dass einige Entwicklungsfaktoren und -mechanismen im erwachsenen Gehirn aktiv sind und Plastizitäts- und Reparaturprozesse unterstützen. Hier ist die Vorstellung, dass kontinuierliche Fehler in diesen Prozessen nach vielen Jahren zum Auftreten von Krankheitssymptomen führen.

Das Graduiertenkolleg 2162 „Entwicklung und Vulnerabilität des Zentralnervensystems“ beschäftigt sich mit diesem Forschungsgebiet. Welche Schwerpunkte setzen Sie an der FAU?

Wir beschäftigen uns insbesondere mit der Aufgabe, die genaue entwicklungsbiologische Funktion von Erkrankungsgenen für neuropsychiatrische und neurodegenerative Erkrankungen zu entschlüsseln und der Frage, wie Mutationen in Entwicklungsgenen die Anfälligkeit des Zentralnervensystems für Erkrankungen wie Multiple Sklerose und Morbus Parkinson erhöhen. Wir nutzen neben klassischen Modellen auch modernste Methoden der Stammzelltechnologie in Kombination mit sogenannten Genscheren, die uns erlauben, die Auswirkungen von Genmutationen auf die Entwicklung und Funktion von menschlichen Nerven und Gliazellen in der Zellkultur nachzustellen. Dass wir hierzu die Möglichkeit haben, ist nicht zuletzt das Ergebnis des bayerischen Forschungsverbundes ForIPS, der in den vergangenen Jahren diese wegweisenden Technologien am Standort Erlangen etabliert hat.

Was ist das Besondere an dem Kolleg?

Zum einen der Ausbildungsaspekt für die kommende Generation Neurowissenschaftler. Das Forschungsgebiet ist noch sehr jung und die Wissenschaftler kommen in ihrem Studium nur wenig in Kontakt mit diesem Feld. Im Graduiertenkolleg 2162 forschen sie nicht nur in diesem sich rasch entwickelnden Forschungsgebiet, sondern werden durch Seminare, Vorlesungen und Expertenvorträge mit den neuesten Erkenntnissen konfrontiert. Zum anderen ist die Interdisziplinarität des Graduiertenkollegs hervorzuheben: Im Kolleg forschen Grundlagenwissenschaftler aus der Biologie, Biochemie, Anatomie und Physiologie mit Humangenetikern, Neurologen und Psychiatern gemeinsam an einer übergeordneten Fragestellung. Diese Kombination bereichert die Forschungsprojekte und führt dazu, Fragestellungen aus den verschiedensten Blickwinkeln zu beleuchten. Diese Verzahnung von Grundlagenwissenschaften und Klinik zeigt sich auch am 19. September, an dem die Eröffnung des Symposiums nahtlos an das Festsymposium „10 Jahre Molekulare Neurologie“ anschließt, und Zuhörer einen Einblick in grundlagenwissenschaftliche und klinische Forschung erhalten.

Das Symposium ist kostenfrei zugänglich, die Vorträge finden auf Englisch statt. Das komplette Programm: www.grk2162.med.fau.de.

Das Programm zum Festsymposium finden Sie unter: www.molekulare-neurologie.uk-erlangen.de/aktuelles/veranstaltungen/.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Dieter Chichung Lie
Tel.: 09131/ 85-24622
chi.lie@fau.de

Selbstverständlich steht es Ihnen frei, den Beitrag journalistisch zu verwerten. Schauen Sie doch einfach mal auf unserer Rubrik "Nachgefragt" vorbei - dort finden Sie Meinungsbeiträge von Wissenschaftlern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zu aktuellen Themen aus Gesellschaft, Politik und Wissenschaft: http://blogs.fau.de/news/category/fau-aktuell/nachgefragt/   

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30. 08. 2018 Bessere Tumorheilung durch Kombination von Strahlen- und Immuntherapie
uni | mediendienst | aktuell Nr. 114/2018

Erstmals wird in bundesweiter Patientenstudie die Wirksamkeit einer Kombinationstherapie bei metastasierten Kopf-Hals-Tumoren untersucht
 
In einer bundesweiten Studie unter Leitung der Strahlenklinik des Universitätsklinikums Erlangen wird erstmals die Wirksamkeit einer Kombination von Strahlentherapie und Immuntherapie bei Patienten mit metastasierten Kopf-Hals-Tumoren im Vergleich zur alleinigen Immuntherapie untersucht. Kooperationspartner der IMPORTANCE-Studie sind zehn weitere radioonkologische und onkologische Zentren in Deutschland, die Hals-Nasen-Ohren-Klinik – Kopf- und Halschirurgie des Universitätsklinikums Erlangen und das Deutsche Zentrum Immuntherapie (DZI).
 
Bereits seit 2007 werden in der Erlanger Strahlenimmunbiologie unter Leitung von Prof. Dr. Udo Gaipl die immunmodulatorischen Effekte einer Strahlentherapie intensiv erforscht. „Die ersten vorklinischen Studienerfolge haben bereits ein Umdenken angestoßen: Lokale Bestrahlung tötet nicht nur Krebszellen, sondern kann auch positive Effekte im Immunsystem auslösen“, erläutert Prof. Gaipl. „Die Strahlentherapie wird dadurch in ein anderes Licht gerückt: Sie ist nicht nur eine Therapiemöglichkeit für die lokale Tumorkontrolle, sondern unter bestimmten Voraussetzungen in Kombination mit einer Immuntherapie auch entscheidend für die systemische Tumorheilung.“ Die multizentrische randomisierte Phase II-Studie zur Immunstimulation mit Pembrolizumab in Kombination mit Strahlentherapie wird von der MSD SHARP & DOHME GMBH gefördert. Am Standort Erlangen ist die Studie in das Deutsche Zentrum Immuntherapie integriert, dessen Ziel die Bündelung aller Aktivitäten ist, um gezielt und systemisch Krebs zu bekämpfen. Weitere Informationen für Patienten gibt es über die DZI-Hotline unter Tel.: 09131 85-44944.
 
Nach Ansicht von Prof. Gaipl kann gerade in der metastasierten Situation, wie beispielsweise bei Kopf-Hals-Tumorpatienten, die Strahlentherapie durch die Erforschung der so genannten „abskopalen Effekte“ einen ganz neuen Stellenwert einnehmen. Die abskopalen (lateinisch: weg vom Ziel, also in diesem Fall von der bestrahlten Tumorzelle) Effekte gewinnen mehr und mehr an Bedeutung und wurden in der Strahlenklinik in Erlangen bereits beforscht, als ihre Existenz noch größtenteils bezweifelt wurde. Dr. Markus Hecht, Oberarzt der Erlanger Strahlenklinik, erläutert: „Pembrolizumab ist ein Antikörper aus der Gruppe der Immun-Checkpoint-Inhibitoren, die eine vom Tumor ausgehende Immununterdrückung aufheben, so dass die immunmodulatorischen Effekte einer Strahlentherapie klinisch relevante Effekte erzielen können.“ Unter der Leitung von Dr. Dorota Lubgan werden mit der IMPORTANCE-Studie insgesamt 23 multizentrische Studien im hauseigenen Studiensekretariat der Strahlenklinik koordiniert.
 
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Udo Gaipl
Tel.: 09131 85-32311
udo.gaipl@uk-erlangen.de
 
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28.08.2018 Chronischer Juckreiz: häufiges Symptom, wenig beachtet
uni | mediendienst | forschung Nr. 72/2018

Erste Pruritus-Forschergruppe in Deutschland – auch Wissenschaftler des Uni-Klinikums Erlangen beteiligt

Chronischer Juckreiz – fachsprachlich Pruritus – betrifft bis zu 25 Prozent der Bevölkerung im Lauf des Lebens. „Ein relevantes Problem also, das aber in der Medizin deutlich unterschätzt wird“, sagt Dr. Dr. Andreas Kremer von der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath) des Universitätsklinikums Erlangen. Im Rahmen des translationalen Projekts „PRUSEARCH“ hat sich deshalb jetzt die erste Forschergruppe Deutschlands zum chronischen Juckreiz zusammengeschlossen. Sie wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert und von Prof. Dr. Martin Schmelz von der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg geleitet. In Erlangen sind die Medizin 1 sowie das Institut für Physiologie und Pathophysiologie (Leiter: Prof. Dr. Christian Alzheimer) der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg beteiligt.

Chronischer Juckreiz, der sechs Wochen oder länger anhält, schränkt die Lebensqualität stark ein. Er kommt nicht nur bei dermatologischen Erkrankungen wie Schuppenflechte oder Neurodermitis vor, sondern zum Beispiel auch bei Leber- und Gallenstörungen, bei Niereninsuffizienz, Diabetes und Krebs, als Folge von Krebstherapien sowie bei psychiatrischen und neuro-logischen Krankheiten. Überdurchschnittlich oft plagt der chronische Juckreiz ältere Menschen. Doch: Zielgerichtete Behandlungen fehlen bis heute. „Weil die Therapie schwierig ist, wird das Symptom oft negiert – genau wie der chronische Schmerz noch vor 30 Jahren“, erklärt Dr. Dr. Kremer. Hauptanliegen der neuen Forschergruppe ist es deshalb, Mediatoren des chronischen Pruritus im Menschen zu identifizieren, strukturelle und funktionelle Veränderungen von Nocizeptoren – also freien sensorischen Nervenendigungen – bei chronischem Pruritus zu charakterisieren und mögliche Mechanismen der neuronalen Sensibilisierung aufzuzeigen.

Kranke Leber führt zum Kratzen

Im Rahmen eines Teilprojekts von PRUSEARCH beschäftigt sich die Arbeitsgruppe von Dr. Dr. Andreas Kremer in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Peter Reeh vom Institut für Physiologie und Pathophysiologie der FAU Erlangen-Nürnberg mit dem cholestatischen Juckreiz, der durch Erkrankungen der Leber oder der Galle ausgelöst wird. „Ob entzündete Gallenwege, Hepatitis C, Leberzirrhose oder Lebertumor – bei allen Erkrankungen, die die Leber oder die Gallenwege betreffen, kann chronischer Pruritus auftreten. Er ist vor allem bei solchen mit cholestatischem Verlauf ein häufiges Symptom – also dann, wenn die Ausscheidung der Gallensäuren gestört ist“, erklärt Andreas Kremer. Der cholestatische Juckreiz ist besonders quälend und durch Kratzen nicht zu stillen. Am stärksten empfinden ihn Patienten am Abend und in den frühen Nachtstunden. Er kommt insbesondere an den Extremitäten vor, kann aber auch am gesamten Körper auftreten.

In den vergangenen Jahren hat die Forschung Fortschritte gemacht und einige klinische Studien mit dem Ziel, den chronischen Juckreiz zu stoppen, angestoßen. Daran wollen Dr. Dr. Kremer und sein Team jetzt anknüpfen. Einen Auslöser des Juckreizes konnte Andreas Kremer bereits identifizieren: die Lysophosphatidsäure, kurz LPA. Das kleine Lipid ist ein Zwischenprodukt des intrazellulären Fettstoffwechsels, und seit Längerem ist bekannt, dass LPA u. a. Muskelzellen und Thrombozyten, den Blutdruck und Entzündungsprozesse sowie die Tumorentstehung und -ausdehnung beeinflusst. Hinzu kommt nun die juckreizauslösende Wirkung des Lipids. In diesem Zusammenhang erkannte Dr. Dr. Kremer, dass auch das LPA-bildende Enzym Autotaxin (ATX) ein wichtiger „Mitspieler“ bei der Entstehung des chronischen Pruritus ist. „Wir untersuchen aktuell, wie LPA auf molekularer Ebene genau funktioniert und wie das Lipid neuronale und nicht-neuronale Zellen aktiviert – und das translational, also von der In-vitro-Forschung bis hin zu Untersuchungen am Menschen“, sagt der Wissenschaftler.

Am Menschen beobachten die Erlanger Forscher den Einfluss von LPA mittels Psychophysik: Dazu injizieren sie die Substanz gezielt in die Haut des Probanden und lassen ihn dann sein Empfinden beurteilen – zum Beispiel Jucken, aber auch Schmerz. Außerdem soll mittels Mikroneurografie untersucht werden, welche Subklassen von somatosensiblen Nervenfasern durch LPA aktiviert werden. „Dazu punktieren wir mit einer sehr dünnen Metallmikroelektrode den sogenannten Nervus peroneus und führen eine zweite Elektrode in die Haut. Solche Elektroden erlauben es, die Impulse einzelner Nervenfasern abzuleiten, also wie ein Telefon-kabel ‚abzuhören‘, und einzelne Nervenfasern elektrisch zu stimulieren“, erläutert PD Dr. Barbara Namer, die ebenfalls zum Team gehört. Um die Eigenschaften dieser Nervenfasern zu testen, werden am Fußrücken neben LPA verschiedene Reize appliziert – etwa Druck, Hitze, Kälte oder Histamin. „Neben einem besseren Verständnis für LPA hoffen wir, in Zukunft noch weitere Juckreiz-Mediatoren identifizieren zu können. Dies ist die Grundlage für neue, kausal wirksame Medikamente“, sagt Dr. Dr. Kremer.


PRUSEARCH-Mitglieder


Neben den Standorten Heidelberg/Mannheim und Erlangen sind auch die Westfälische Wil-helms-Universität Münster, die Johannes Gutenberg-Universität Mainz, die Julius-Maximilians-Universität Würzburg, die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg an PRUSEARCH beteiligt. Prof. Dr. Martin Schmelz, Sprecher der neuen DFG-Forschergruppe, ist ein ehemaliger Mitarbeiter des Instituts für Physiologie und Pathophysiologie der FAU Erlangen-Nürnberg und heute in Mannheim tätig.
Link zur DFG-Forschergruppe: http://www.prusearch.net/

Weitere Informationen:
Dr. Dr. Andreas Kremer
Tel.: 09131 85-35000 oder -45211
andreas.kremer@uk-erlangen.de

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28.08.2018 Die tödliche Huntington-Krankheit beginnt schon in der Kindheit
uni | mediendienst | forschung Nr. 71/2018

Internationales Forscherteam gewinnt Erkenntnisse über den frühen Verlauf und neue Therapiemöglichkeiten
Obwohl die Symptome der tödlichen Huntington-Krankheit oftmals erst im Alter von 30 Jahren oder sogar später auftreten, wirkt das verursachende, mutierte Gen schon in der Kindheit. Diesen Rückschluss lassen neueste Forschungsergebnisse von Wissenschaftlern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) sowie der Universitäten Cardiff und Lund zu. Außerdem belegen die Forscher in ihren Studien, dass die Krankheit in diesem frühen Lebensabschnitt möglicherweise bereits mit Medikamenten therapiert werden könnte.

Wie Alzheimer oder Parkinson gehört die Huntington-Krankheit zu den neurodegenerativen Krankheiten, also Krankheiten, bei denen Nervenzellen im Hirn nach und nach absterben. Allein bei der Huntington-Krankheit ist die Ursache bekannt: ein mutiertes Gen, das von einem Elternteil vererbt wird und dafür sorgt, dass ein wichtiges Eiweißmolekül, das Huntingtin-Protein, sich in eine giftige Form verwandelt, das sogenannte „mutierte Huntingtin-Protein“, und sich im Laufe des Lebens im Hirn der Erkrankten anhäuft.

Als Konsequenz sterben langsam bestimmte Gruppen von Hirnzellen ab, die für Muskelsteuerung und grundlegende mentale Funktionen wichtig sind. Die Folge: Die Patienten leiden unter Bewegungsstörungen, zeigen veränderte Verhaltensweisen und verlieren ihre geistigen Fähigkeiten. Die Huntington-Krankheit kann bereits vor Ausbrechen dieser schweren Symptome durch genetische Tests diagnostiziert werden. Die Krankheitsanzeichen zeigen sich in der Regel aber erst im Alter zwischen 30 und 50 Jahren. Über einen Zeitraum von 20 Jahren führt Huntington dazu, dass die Patienten rund um die Uhr Betreuung und Pflege benötigen, und endet schließlich immer tödlich.

„Die Medizin kennt noch immer kein Heilmittel für diese rein erbliche Form einer neurodegenerativen Erkrankung“, sagt Studienleiter und Seniorautor Prof. Dr. Stephan von Hörsten, Professor für Experimentelle Biomedizin an der FAU. „Daher ist es wichtig, dass wir verstehen, was bei Trägern des Huntington-Gens im Laufe des gesamten Lebens im Gehirn passiert, besonders auch, um möglichst früh wirksame Behandlungen einsetzen zu können.“ Speziell über den Einfluss des Gens im Säuglingsalter und in der Kindheit ist nur wenig bekannt. Deshalb wollte das internationale Team von Wissenschaftlern herausfinden, wie die Mutation das Gehirn während dieser Entwicklungsphase beeinflusst und ob bereits zu diesem Zeitpunkt der Einfluss des mutierten Huntingtin-Proteins zurückgedrängt werden kann.

„Wir haben uns Modelle der Huntington-Krankheit in frühen Lebensstadien angeschaut, um zu sehen, ob das Gen bereits zu diesen Zeitpunkten Veränderungen im Gehirn verursacht und in der Folge auch das Verhalten und die Nervenneubildung beeinflusst“, erklärt der Molekularmediziner und Erstautor der Studie, Dr. Florian Siebzehnrübl von der Universität Cardiff.

Die Ergebnisse bestätigten die Vermutung der Wissenschaftler: Die Modelle zeigten, dass das Huntingtin-Gen bereits in der Kindheit die Gehirnentwicklung verändert und dass dies durch Medikamente, die die „Übersetzung“ des genetischen Codes in Eiweißmoleküle modulieren, aufzuhalten ist. „Im nächsten Schritt möchten wir erforschen, ob diese Beobachtung auch auf Patienten übertragbar ist, die das Huntington-Gen tragen, aber noch nicht schwer erkrankt sind,“, sagt Professor von Hörsten. „Auf diesem Weg könnten wir in Zukunft testen, ob mögliche Therapien bereits in einem jüngeren Alter begonnen werden können, um den Ausbruch der tödlichen Krankheit zu verzögern oder ganz aufzuhalten.“

Diese Studie wurde in den Proceedings der National Academy of Sciences veröffentlicht.
doi: 10.1073/pnas.1807962115

Ansprechpartner für die Medien:
Prof. Dr. Stephan von Hörsten
Tel.: 09131/85-23504
stephan.v.hoersten@uk-erlangen.de

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13.09.2018 Rundumversorgung für Nierenkranke: auch vor und nach der Transplantation
uni | mediendienst | aktuell Nr. 117/2018

Prof. Dr. Mario Schiffer ist seit 1. September 2018 neuer Direktor der Medizin 4

Nach Stationen in den USA und Hannover ist Prof. Dr. Mario Schiffer nach Erlangen zurückgekehrt – hier begann er vor 19 Jahren seine Facharztausbildung. Jetzt ist er der neue Direktor der Medizinischen Klinik 4 – Nephrologie und Hypertensiologie des Universitätsklinikums Erlangen. Sein erstes Projekt: die Versorgung von Transplantationspatienten weiter auszubauen.

Kein Organ wird häufiger transplantiert als die Niere. Allein im Transplantationszentrum Erlangen-Nürnberg wurden 2017 insgesamt 72 Nieren transplantiert. Doch auch bei keinem anderen Organ ist die Warteliste so lang: Auf eine Spenderniere kommen rund sieben Patienten; die durchschnittliche Wartezeit dauert acht bis zehn Jahre – sofern die Möglichkeit einer Lebendspende von einem Angehörigen ausscheidet. Für den Betroffenen wird die Dialysebehandlung zur überlebenswichtigen Routine. Kommt dann der Anruf, dass ein passendes Spenderorgan gefunden wurde, scheint das Ziel erreicht zu sein. Doch damit das Organ gesund bleibt und nicht abgestoßen wird, bedarf es einer exzellenten Zusammenarbeit zwischen dem Transplantationszentrum, den niedergelassenen Ärzten und dem Patienten – und das noch weit nach der Operation.

Hier setzt Prof. Schiffer an: Er möchte bessere Strukturen schaffen, um die langfristige Patientenversorgung nach der Transplantation zu optimieren. Wie wichtig diese gewissenhafte Nachsorge ist, unterstreichen die Zahlen: In den ersten drei Jahren nach der Transplantation verlieren rund acht Prozent der Transplantierten ihr Organ durch Abstoßungsreaktionen. Weitere Begleiterkrankungen, etwa des Herz-Kreislauf-Systems, nehmen im Verlauf zu. „Mit einer engmaschigeren Kommunikation und einer Nachsorge, die sich noch mehr auf den Patienten einstellt, könnten wir diese Zahlen korrigieren“, sagt Prof. Schiffer.

Mit „NTX 360°“ zur engmaschigen und wohnortnahen Nachversorgung

Dafür entwickelte Prof. Schiffer mit Kollegen in Hannover das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Innovationsprojekt „NTX 360°“. Dieses möchte er jetzt auch am Uni-Klinikum Erlangen anbieten.

In „NTX 360°“ rücken die Transplantationszentren und die Niedergelassenen enger zusammen. Die Patienten erhalten gleichzeitig ein interdisziplinäres und individuell an ihre Bedürfnisse angepasstes Angebot, um eine möglichst lange Transplantatgesundheit zu erreichen. Prof. Schiffer freut sich über die guten Voraussetzungen, die das Uni-Klinikum Erlangen diesem Vorhaben bietet: „Gemeinsam können wir Nierenpatienten eine Versorgung auf höchstem Niveau anbieten, die weit über die Transplantation hinausgeht.“ Das Innovationsprogramm „NTX 360°“ beinhaltet auch neue Angebote, wie eine elektronische Fallakte mit deren Hilfe Labor- und Untersuchungsergebnisse nahtlos zwischen dem Transplantationszentrum und Niedergelassenem ausgetauscht werden können sowie die Möglichkeit einer wohnortnahen Televisitation.

Neben der Transplantation ist Prof. Schiffer auch der Bereich der seltenen Nierenerkrankungen ein Anliegen. „Ich denke vor allem an seltene genetische und proteinurische Nierenerkrankungen. Jeder Patient soll die auf ihn abgestimmte beste Versorgung erhalten“, betont der Klinikdirektor.

Forschungslücken schließen


In der Grundlagenforschung möchte Prof. Schiffer neue Wege am Uni-Klinikum Erlangen gehen und nennt zwei Beispiele: „Einer meiner wissenschaftlichen Schwerpunkte liegt bei der Proteinurie, also dem übermäßigen Proteinverlust über den Urin. Viele Nierenerkrankungen verschlimmern sich hierdurch zusätzlich.“ Noch gibt es keine Medikamente gegen das Phänomen – Prof. Schiffer möchte das ändern. „Einen weiteren Fokus lege ich auf die Hypertonieforschung bei Transplantationspatienten. Hier gibt es bisher keine Leitlinie und kaum validierte Daten. Da die Medizin 4 am Uni-Klinikum Erlangen aber auf dem Gebiet der Bluthochdruckforschung bereits national und international mit führend ist, bin ich sicher, dass wir diese Wissenslücke in Zukunft werden schließen können.“

Ein hochkarätiger Forscher

Das Uni-Klinikum Erlangen ist für Mario Schiffer kein Neuland: Nach seinem Studium an der Freien Universität Berlin und dem King’s College London, begann er seine Facharztausbildung an der Medizin 4 – damals noch unter der Leitung von Prof. Dr. Ralf Bernd Sterzel. Als Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft arbeitete er anschließend von 2000 bis 2004 am Albert Einstein College of Medicine in New York City. Zurück in Deutschland erhielt der vielfach ausgezeichnete Nierenspezialist mit dem Emmy-Noether-Stipendium und dem Heisenberg-Stipendium die beiden angesehensten Stipendien der Deutschen Forschungsgemeinschaft und arbeitete über zehn Jahre lang an der Klinik für Nieren- und Hochdruckerkrankungen der Medizinischen Hochschule Hannover – zuletzt als leitender Oberarzt und stellvertretender Abteilungsleiter. Am Uni-Klinikum Erlangen hat er zum 1. September 2018 neben der Klinikleitung auch den Lehrstuhl von Prof. Dr. Kai-Uwe Eckardt an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) übernommen.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Mario Schiffer
Tel.: 09131/85-39002
med4@uk-erlangen.de

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17.08.2018 Der Therapieresistenz bei Krebs auf der Spur
uni | mediendienst | forschung Nr. 65/2018

Deutsche Leberstiftung zeichnet wegweisende Publikation von FAU-Forschern aus – Patent zur Therapie eingereicht
Immer häufiger treten in Europa und den USA schwarzer Hautkrebs und Leberkrebs auf. Beide Krankheiten verlaufen sehr unterschiedlich, zählen aber zu den Krebsarten, die in westlichen Ländern am häufigsten zum Tod führen. Die drei Forschergruppen vom Institut für Biochemie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Nürnberg (FAU) um Prof. Dr. Anja Bosserhoff, Dr. Dr. Peter Dietrich und Prof. Dr. Claus Hellerbrand haben nun gemeinsam einen Mechanismus aufgedeckt, der bei beiden Krebsarten das Wachstum der Krebszellen steuert – und deshalb von großer Bedeutung für zukünftige Therapiestrategien ist. Die Arbeit der Forscher wurde nun mit dem renommierten Preis der Deutschen Leberstiftung für eine wegweisende Publikation im Bereich der Leberforschung ausgezeichnet.
 
Auf den ersten Blick gibt es bei zwei so unterschiedlichen Krebsarten wie dem schwarzen Hautkrebs (malignes Melanom) und dem Leberkrebs (hepatozelluläres Karzinom) nicht sehr viele Gemeinsamkeiten. Die größten Risikofaktoren für den schwarzen Hautkrebs sind eine zu starke Sonnenbestrahlung, Sonnenbrände sowie genetische Veranlagung. Leberkrebs dagegen entsteht sehr häufig in einer durch Alkohol oder Verfettung geschädigten Leber oder im Rahmen einer chronischen Virushepatitis. Beide Krebsarten zeichnen sich jedoch durch unkontrolliertes Wachstum bösartiger Zellen aus. Diese zerstören am Ende lebenswichtige Gewebe und Organe des Körpers und führen damit – oft über viele Jahre, manchmal aber auch innerhalb sehr kurzer Zeit – den Tod der Patienten herbei.
 
Ähnlichkeiten in der Therapie

In der Therapie beider Krebsarten werden ähnliche Chemotherapeutika angewendet. „Trotz der sehr unterschiedlichen Lokalisation dieser Tumorarten setzen die Therapeutika am gleichen Signalweg an und hemmen das Wachstum und die Teilung der Krebszellen“, erklärt Dr. Dr. Peter Dietrich. „In den ersten Wochen wirken diese Therapeutika seht gut, doch dann kommt es leider fast immer nach wenigen Monaten zu einer Resistenz der Krebszellen.“ Forschergruppen des Instituts für Biochemie der FAU haben nun einen Mechanismus aufgedeckt, der bei beiden Krebsarten sowohl das Wachstum der Krebszellen als auch deren Chemotherapie-Resistenz steuert.
 
Neue Wege für neue Therapieansätze
Die Wissenschaftler der FAU gingen für ihre Forschung einen neuen Weg, indem Expertinnen und Experten für so unterschiedliche Krebsarten wie schwarzer Hautkrebs und Leberkrebs zusammenarbeiteten. Gemeinsam versuchten sie, allgemeingültigere Mechanismen der Krebsentstehung und der Entstehung von Therapieresistenzen zu entschlüsseln. Mit Erfolg: Die Teams der Forschergruppe um Prof. Dr. Anja Bosserhoff, Dr. Dr. Peter Dietrich und Prof. Dr. Claus Hellerbrand fanden heraus, dass sowohl Haut- als auch Leberkrebszellen ein bestimmtes Protein – genannt KRAS – vermehrt bilden und während einer Therapie sogar noch weiter heraufregulieren, so dass sie von diesem Protein abhängig werden.
 
„Der gemeinsame Grund, warum so unterschiedliche Krebsarten dieses Protein vermehrt bilden können, liegt an einem äußerst kleinen RNA-Molekül, einer sogenannten microRNA“, erklärt Prof. Dr. Anja Bosserhoff. „Diese microRNA reguliert das wachstums- und resistenzfördernde KRAS Protein normalerweise herunter und fungiert somit als Stoppschild – wie eine eingebaute Sicherung – in gesunden Zellen. Und genau diese microRNA ist in beiden Krebsarten stark vermindert vorhanden oder sogar ganz verloren, weshalb das Krebsgen KRAS freigesetzt wird und ungehindertes Voranschreiten des Krebswachstums sowie die Entstehung einer Therapieresistenz hervorrufen kann“.
 
Zur Patentierung angemeldet
Dieser Mechanismus kann zukünftig für eine wirksame Therapieanwendung genutzt werden. Auf der Grundlage ihrer neuen Erkenntnisse wollen die Forscher das Tumorwachstum hemmen und das Entstehen einer Resistenz verhindern. „Es gibt mehrere Wege, die in unseren Studien erfolgreich waren,“ betont Dr. Dr. Peter Dietrich. „Man kann den Krebszellen auf gentechnischem Weg die verlorene microRNA zurückgeben und damit das enthemmte KRAS-Protein wieder regulieren. Weiterhin kann KRAS selbst in den Zellen direkt ausgeschaltet werden, was ebenso zur Durchbrechung einer Therapieresistenz führen könnte. Daneben wurden neue Wirkstoffe zur KRAS-Hemmung mit Erfolg angewendet. Diese Wirkstoffe könnten, auch in Kombination mit den bisherigen Medikamenten, eine Grundlage für neue und wirksame Therapieformen darstellen“. Auch Prof. Dr. Claus Hellerbrand ist vom Konzept überzeugt: „Der Ansatz hat großes Potenzial und wird weiterentwickelt. Daher hat die FAU diese Entdeckung mittlerweile als Therapieoption bei Haut- und Leberkrebs zur Patentierung angemeldet.“
 
Preis der Deutschen Leberstiftung
Ihre Entdeckungen konnten die Forscher der FAU mittlerweile im Rahmen mehrerer Publikationen in angesehen Fachjournalen veröffentlichen (DOI 10.1111/pcmr.12698; DOI 10.18632/oncotarget.23188; DOI 10.1136/gutjnl-2017-315402; DOI 10.1038/onc.2017.391). Eine der Arbeiten wurde in „GUT“, einem der führenden Fachjournale im Bereich der Leberforschung, veröffentlicht – und nun mit dem „Preis der Deutschen Leberstiftung 2018“ ausgezeichnet. Dieser zählt zu den renommiertesten Preisen im Bereich der Leberforschung im deutschsprachigen Raum und wird jährlich für eine wegweisende Publikation vergeben.
 
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Anja Bosserhoff
09131/85-24190
anja.bosserhoff@fau.de
 
Dr. Peter Dietrich
Tel.: 09131/85-29384
peter.dietrich@fau.de
 
Prof. Dr. Claus Hellerbrand
09131/85-24644
claus.hellerbrand@fau.de
 
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07.08.2018 Radar statt Stethoskop? FAU-Forscher entwickeln Verfahren zur berührungslosen Detektion der Herztöne
uni | mediendienst | forschung Nr. 60/2018

Elektrotechniker der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben gemeinsam mit der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus und der Palliativmedizinischen Abteilung des Universitätsklinikums Erlangen ein Verfahren entwickelt, mit dem Herztöne per Radar zuverlässig detektiert und diagnostiziert werden können. Mobile Radargeräte könnten künftig herkömmliche Stethoskope ersetzen, außerdem ist eine permanente berührungslose Überwachung der Vitalfunktionen mit stationärem Radar möglich. Die Ergebnisse wurden jetzt im renommierten Fachjournal „Scientific Reports” veröffentlicht*.
Das Stethoskop ist – neben dem weißen Kittel – das Markenzeichen von Ärztinnen und Ärzten. Es wird verwendet, um Geräusche von Herz und Lunge zu diagnostizieren. Beim klassischen „Abhorchen“ werden Schwingungen der Körperoberfläche auf eine Membran im Kopf des Stethoskops übertragen, an das Trommelfell des Untersuchenden weitergeleitet und als Töne wahrgenommen. Akustische Stethoskope sind vergleichsweise preiswert und arbeiten seit vielen Jahrzehnten zuverlässig, aber sie haben einen Nachteil: Die Diagnose von Herzgeräuschen, etwa die Beurteilung der Herzklappenfunktion, erfolgt subjektiv und ist unmittelbar von der Erfahrung des Arztes abhängig.
Radar kann Herztöne messen
In einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Verbundprojekt haben Erlanger Forscher vom Lehrstuhl für Technische Elektronik (LTE) jetzt ein Verfahren entwickelt, das die klassische Phonokardiologie eines Tages ablösen könnte: Mittels eines sogenannten Sechstor-Dauerstrich-Radarsystems messen sie Vibrationen der Haut, die durch den Herzschlag verursacht werden. „Wir bedienen uns im Grunde einer ähnlichen Methode, die auch bei der Geschwindigkeitsmessung im Straßenverkehr zum Einsatz kommt“, erklärt Christoph Will, Doktorand am LTE. „Dabei wird eine Radarwelle auf die Oberfläche eines Objektes gerichtet und reflektiert. Bewegt sich das Objekt, ändert sich die Phase der reflektierten Welle. Daraus errechnen wir dann die Stärke und Frequenz der Bewegung, in unserem Fall des Brustkorbes.“ Im Unterschied zum Verkehrsüberwachungsradar ist das biomedizinische Radarsystem in der Lage, Bewegungsänderungen im Bereich weniger Mikrometer zu erfassen – eine wichtige Voraussetzung dafür, selbst kleinste Anomalien zu diagnostizieren, zum Beispiel Insuffizienzen, Stenosen oder nicht korrekt schließende Herzklappen.
So zuverlässig wie etablierte Messverfahren
Die ersten Testversuche verliefen überaus erfolgreich: Die Probanden wurden in verschiedenen Aktivierungszuständen – in Ruhe, nach dem Sport – untersucht und ihre Herztöne detektiert. Der direkte Abgleich des Radarsystems mit herkömmlichen Standardinstrumenten – einem digitalen Stethoskop und einem Elektrokardiografen – zeigte eine sehr hohe Korrelation. Kilin Shi, ebenfalls Doktorand am LTE: „Bei der Diagnose des S1, des ersten Herztons, beispielsweise erreichen wir eine Übereinstimmung von 92 Prozent mit dem EKG. Im direkten Vergleich der Signalformen mit dem digitalen Stethoskop liegt die Korrelation bei 83 Prozent. Das ist absolut zuverlässig.“ Die geringen Abweichungen erklären die Forscher damit, dass die gleichzeitigen Messungen von Radar- und Referenzwerten nicht an exakt derselben Stelle des Körpers vorgenommen werden können. Außerdem erfasst das Radarsystem im Unterschied zum Stethoskop eine Fläche und nicht einen einzelnen Punkt – auch das ein Grund für unterschiedliche Messwerte.
Berührungslos und objektiv
Die Erlanger Wissenschaftler sind optimistisch, dass mobile Radarsysteme in naher Zukunft die klassischen Stethoskope bei der Diagnose der Herzfunktion ersetzen könnte. Ein großer Vorteil des Radars liegt darin, dass die Werte digital erfasst und somit objektiviert werden – der Mensch als Fehlerquelle bei der Diagnose von Anomalien oder Krankheiten kann so zunehmend ausgeschlossen werden. Vorstellbar wäre auch, biomedizinische Radarsysteme eines Tages für automatisierte prophylaktische Untersuchungen beispielsweise in Wartezimmern von Arztpraxen, in Arbeitsumgebungen oder auch zuhause einzusetzen.
In einem weiteren Projekt arbeiten die Forscher bereits daran, die Vitalfunktionen von schwerkranken Patienten mittels stationärer Radarsysteme zu überwachen – rund um die Uhr und ohne störende Verkabelungen. „Ein berührungsloses und somit belastungsfreies Erfassen von Vitalparametern wie den Herztönen hat das Potenzial, die klinische Versorgung und die Forschung beispielsweise im Bereich der Palliativmedizin zu revolutionieren“, erklärt Prof. Dr. Christoph Ostgathe, Leiter der Palliativmedizin des Universitätsklinikums Erlangen der FAU und Mitautor der Studie. „Zum Beispiel könnten wir Angehörige bei Beginn der Sterbephase deutlich schneller informieren, weil Änderungen des Gesundheitszustandes vom Radar sofort erkannt werden. Auch das Erfassen leidvoller Symptome bei Patienten, die sich nicht äußern können, wird möglich.“

* „Scientific Reports”: „Radar-Based Heart Sound Detection“, doi: 10.1038/s41598-018-29984-5
 
Bilder zum Download gibt es unter:
https://www.fau.de/files/2018/08/31072018_Herztöne_Kilin-Shi1873.jpg
Bildunterschrift: FAU-Wissenschaftler des Lehrstuhls für Technische Elektronik haben ein Radarsystem entwickelt, das Herztöne berührungslos messen kann. (Bild: FAU/Kilin Shi)
https://www.fau.de/files/2018/08/31072018_Herztöne_Kilin-Shi1894.jpg
Bildunterschrift: FAU-Wissenschaftler des Lehrstuhls für Technische Elektronik haben ein Radarsystem entwickelt, das Herztöne berührungslos messen kann. Die roten Strahlen zeigen, wo gemessen wird. (Bild: FAU/Kilin Shi)

Weitere Informationen
Technische Details:
Kilin Shi
Tel.: 09131/85-67733
kilin.shi@fau.de

Medizinische Informationen:
Prof. Dr. Christoph Ostgathe
Tel.: 09131/85-34063
christoph.ostgathe@uk-erlangen.de

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03.08.2018 Neue Humboldt-Stipendiaten: Von Prothesen und Strömungen
uni | mediendienst | aktuell Nr. 107/2018 v

Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) genießt international einen hervorragenden Ruf. Beweis für diese Reputation sind nicht zuletzt die vielen international renommierten Wissenschaftler, die sich die FAU als Gastuniversität aussuchen, um zusammen mit FAU-Kollegen im Rahmen eines Stipendiums oder Forschungspreises der Alexander-von-Humboldt-Stiftung zu forschen.

Innovative Beschichtungen für Prothesen und Implantate

Der menschliche Körper stößt medizinische Prothesen oft ab, die Implantate können sich lockern oder die Umgebung kann sich entzünden. Verändert man jedoch die Oberflächen der Prothesen, kann die Bioaktivität, also die Förderung körpereigener Regeneration, und die Befestigung am oder im Knochen verbessert werden.

Mit den Problemen bei der Herstellung und Verwendung von Prothesen setzt sich die Materialwissenschaftlerin Prof. Dr. Josefina Ballarre auseinander und sucht nach Lösungswegen. Sie beschäftigt sich vor allem mit zwei Vorgehensweisen: Dem Beschichten von Prothesen mit Hilfe von anodischer Oxidation, bei der Stoffe mit Hilfe von Strom oxidieren, oder mit einem Kieselgel. In dem Gel können bioaktive Partikel hinzugefügt werden, welche die Befestigung am Knochen verbessern. Am Lehrstuhl für Werkstoffwissenschaften (Biomaterialien) der FAU erarbeitet Prof. Dr. Ballarre eine Methode, wie das Kieselgel leichter und kostengünstiger aufgetragen werden kann: und zwar mit einer Airbrush-Pistole. Das ermöglicht das Beschichten von komplexen Formen, wie sie zum Beispiel bei orthopädischen Knochenschrauben vorliegen. Zudem hat sie eine Ummantelung entwickelt, die dank enthaltener Glas- und Nanopartikel sowie Antibiotika Infektionen abwendet. Diese günstige und sichere Methode kann von lokalen Prothesenherstellern genutzt werden und so Kosten und Infektionen durch preisgünstige Implantate einsparen.

Seit Mai 2018 ist Prof. Dr. Ballarre als Humboldt-Stipendiatin am Lehrstuhl für Werkstoffwissenschaften (Biomaterialien), der von Prof. Dr. Aldo Boccaccini geleitet wird. 2003 hat die gebürtige Argentinierin ihren Master in Materialwissenschaft an der National University of Mar del Plata absolviert und 2009 dort promoviert. Sie ist am National Scientific and Technical Research Council Argentina, am National Institute of Materials Science and Technology in Mar del Plata und an der National University of Mar del Plata tätig.

Koppeln und Entkoppeln von Strömungen

Grundwasserströmungen, industrielle Filter und Erdölgewinnung. Bei all diesen komplexen Prozessen wird Simulationstechnik gebraucht. Denn hier werden ein freier Fluidstrom und eine Strömung in einem porösen Medium gekoppelt. Um diese Strömungen simulieren zu können und die gekoppelten Systeme zu lösen, müssen Mathematiker und Informatiker ans Werk.

Am Lehrstuhl für Systemsimulation der FAU, geleitet von Prof. Dr. Ulrich Rüde, untersucht Dr. Xiaoming He eine neue Technik zur mathematischen Modellierung, die Phasenfeldmodellierung, für gekoppelte mehrphasige Fluidströme. Er und seine Kollegen wollen zwei Arten von numerischen Methoden entwickeln, vergleichen und anwenden, um die zugrundeliegenden Gleichungen zu lösen. Er ist hierbei vor allem für die mathematische Modellierung und die Entwicklung der numerischen Algorithmen verantwortlich.

Von März bis August 2018 vertieft Dr. He seine Forschung am Lehrstuhl für Systemsimulation der FAU. Er stammt aus China, wo er von 1998 bis 2005 einen Bachelor und einen Master in Computermathematik an der Sichuan University absolvierte. Von 2005 bis 2007 war er Masterstudent in Mathematik an der Virginia Tech, wo er 2009 auch promoviert wurde. Zudem war Dr. He von 2009 bis 2010 Postdoktorand am Department of Scientific Computing der Florida State University und ist seit 2010 Privatdozent am Department of Mathematics and Statistics an der Missouri University of Science and Technology. Des Weiteren wurde er zum Associate Professor des Department of Mathematics & Statistics der Missouri University of Science & Technology befördert. Außerdem ist Dr. He Gründungspräsident der SIAM (Society for Industrial and Applied Mathematics) Central States Section. Die SIAM Central States Section wurde 2014 gebildet und vereint Mitglieder aus den Staaten Arkansas, Colorado, Iowa, Kansas, Mississippi, Missouri, Nebraska und Oklahoma. Ziel der Section ist es unter anderem, die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Grundlagenforschung sowie die Anwendung der Mathematik in der Industrie und den Wissenschaften voranzutreiben.


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02.08.2018 Wie Krebszellen Winterschlaf halten
uni | mediendienst | forschung Nr. 57/2018

Bundesweites Schwerpunktprogramm erforscht Entstehung von Knochenmetastasen
In den kommenden sechs Jahren arbeiten Wissenschaftler aus ganz Deutschland eng zusammen, um Knochenmetastasen nach einer vorherigen Brust- oder Prostatakrebserkrankung frühzeitig zu erkennen und deren Entstehung zu verhindern. Insgesamt 7,8 Millionen Euro stehen für das vom Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden aus koordinierte, bundesweite DFG-Schwerpunktprogramm 2084 „μBONE – Kolonisierung und Interaktionen von Tumorzellen innerhalb der Knochenmikroumgebung“ in den kommenden drei Jahren zur Verfügung. Das Universitätsklinikum Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) ist mit einem Projekt beteiligt.

Jede achte Frau sowie jeder achte Mann erkrankt im Laufe des Lebens an Brust- beziehungsweise Prostatakrebs. Diese beiden Karzinome sind bei den beiden Geschlechtern somit die am häufigsten auftretenden Krebsarten. „Es ist leider oft klinischer Alltag, dass wir Patientinnen mit Brustkrebs und Patienten mit Prostatakrebs sehen, deren Tumorerkrankung bereits vor mehreren Jahren besiegt schien, bei denen die Krankheit aber in Form von Knochenmetastasen zurückkehrt“, sagt Prof. Dr. Lorenz Hofbauer, Altersmediziner und Knochenspezialist am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden und Koordinator des µBONE-Konsortiums. Die Folge sind Knochenbrüche, starke Schmerzen und eine Einschränkung der Lebensqualität. „Gerade das Mammakarzinom und das Prostatakarzinom neigen bei fortgeschrittener Erkrankung in bis zu 80 Prozent der Fälle zur Ansiedlung in den Knochen.“ Die Krebszellen halten im menschlichen Knochenmark über Jahre eine Art „Winterschlaf“ und zerstören nach dem Erwachen den Knochen relativ rasch. Die Forscher wollen die Prozesse verstehen, die zu dieser Entwicklung führen.

„Die genauen Mechanismen und die einzelnen Entwicklungsschritte der Knochen- und Tumorzellen auf dem Weg zur klinisch erkennbaren Knochenmetastase sind unzureichend erforscht, stellen aber eine Grundvoraussetzung für eine frühzeitige Diagnose sowie eine verbesserte Prävention und Therapie dar“, sagen die beteiligten Erlanger Forscher Prof. Dr. Aline Bozec von der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie (Direktor: Prof. Dr. Georg Schett) und Prof. Dr. Tobias Bäuerle vom Radiologischen Institut (Direktor: Prof. Dr. Michael Uder) des Uni-Klinikums Erlangen. Ziel ist es, die Entstehung von Knochenmetastasen besser zu verstehen. Prof. Bozec und Prof. Bäuerle sind im µBONE-Konsortium mit dem Projekt „Die Rolle von Adipozyten in der Tumor-Mikroumgebung des Knochens“ vertreten.

Schwerpunktprogramm 2084 der Deutschen Forschungsgemeinschaft

Im Rahmen des Schwerpunktprogramms sollen Schlüsselmechanismen der Knochenbesiedlung durch Tumoren und die nachgeschaltete Kommunikation zwischen den Zellen aufgeklärt werden. Dieses Wissen soll dazu dienen, bessere Strategien zur Behandlung von Knochenmetastasen zu entwickeln. Die Erlanger Wissenschaftler der Radiologie und der Medizin 3 arbeiten mit Kollegen aus Dresden, Hamburg, Heidelberg, Lübeck, Würzburg, Berlin, Regensburg, Frankfurt am Main und Münster zusammen.

Weitere Informationen zum Schwerpunktprogramm: www.dfg.de/gefoerderte_projekte/programme_und_projekte/listen/

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Tobias Bäuerle
Tel.: 09131/85-23343
tobias.baeuerle@uk-erlangen.de

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01.08.2018 Lymphozyten gegen Rheuma? mmunologen der FAU identifizieren Schlüsselrolle von ILC2 bei der Entstehung entzündlicher Arthritis
uni | mediendienst | forschung Nr. 56/2018

Immunologen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben gezeigt, dass ILC2, eine Gruppe seltener lymphoider Zellen, eine Schlüsselrolle bei der Entstehung entzündlicher Arthritis spielen. ILCs haben viele funktionelle Ähnlichkeiten mit T-Zellen und sind wichtige Akteure des angeborenen Immunsystems. Die Erkenntnisse der FAU-Forscher könnten neue Therapieansätze bei der Behandlung von Rheuma begründen. Die Ergebnisse wurden jetzt im renommierten Fachjournal „Cell Reports” veröffentlicht*.

Rheumatoide Arthritis ist die häufigste Form entzündlicher Gelenkerkrankungen. Anders als bei der Arthrose, der degenerativen Veränderung der Gelenke, treten die Symptome der Arthritis – Überwärmung, Schwellungen und Rötungen – in Schüben auf und werden zumeist durch Störungen des Immunsystems hervorgerufen. Betroffene Körperregionen sind vor allem Finger und Zehen, ferner auch Knie-, Schulter und Hüftgelenke. Etwa ein Prozent der Menschen leidet darunter, Frauen rund dreimal so häufig wie Männer. Therapeutische Maßnahmen zielen im Wesentlichen auf die Linderung von Schmerzen und die Abschwächung des Krankheitsverlaufs – heilen lässt sich die rheumatoide Arthritis nicht.

Seltene Immunzelle reguliert Arthritis

Immunologen der FAU haben jetzt nachgewiesen, dass ILC2, eine Form seltener Lymphozyten, eine Schlüsselrolle bei der Entstehung rheumatoider Arthritis spielt. ILCs, sogenannte „innate lymphoid cells“, haben zwar keine T- und B-Zell-Rezeptoren und auch keine Zelltypmarker, die für Lymphozyten typisch sind, nehmen jedoch zentrale Aufgaben bei der Abwehr von Infektionserregern im menschlichen Körper wahr. Häufig sind sie die Ersthelfer, die das Immunsystem alarmieren, bevor die eigentliche Immunisierung beginnt. „Von früheren Untersuchungen wissen wir, dass ILC2 durch die Produktion des Zellsignalmoleküls IL-9 die Rückbildung chronischer Entzündungen einleiten kann”, sagt Projektleiter Dr. Mario Zaiss von der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie des Universitätsklinikums Erlangen. „In unserer aktuellen Studie haben wir nun gezielt die Rolle von ILC2s in der Initiationsphase von rheumatoider Arthritis untersucht.”

ILC2 hilft nur vor Ausbruch der Krankheit

Zaiss und seine Forscherkollegen konnten zunächst zeigen, dass die Zahl von ILC2 im peripheren Blut und den Gelenken von Patienten mit rheumatoider Arthritis im Vergleich zu gesunden Menschen deutlich erhöht ist. Laborversuche bestätigten die regulatorische Funktion von ILC2: Wurde die Zahl dieser Immunzellen genetisch reduziert, verschlimmerte sich der spätere Krankheitsverlauf; die therapeutische Verstärkung von ILC2 hingegen schwächte die Arthritis signifikant ab. Die Hoffnungen, Patienten mit bestehender entzündlicher Arthritis künftig durch gezielte Anreicherung von ILC2 heilen zu können, müssen die Forscher allerdings dämpfen: „An der essenziellen regulatorischen Rolle von ILC2 bei der Initiierung von Arthritis besteht kein Zweifel”, erklärt Mario Zaiss. „Allerdings müsste eine Therapie vor Ausbruch der Krankheit erfolgen – ein späterer Transfer von ILC2 führt zu keiner Verbesserung des klinischen Bildes.”

Für die weitere Forschung der Arthritis-Therapie stehen nun zwei wesentliche Aspekte im Fokus: Zum einen gilt es, sichere Methoden zu finden, die Zahl von ILC2 im Körper gezielt anzureichern. Zum anderen muss nach neuen, verlässlichen Möglichkeiten gesucht werden, Anzeiger für Arthritis noch vor Ausbruch der Krankheit zu erkennen – denn nur so können die seltenen Lymphozyten überhaupt therapeutisch eingesetzt werden.
 
* doi: 10.1016/j.celrep.2018.06.005
„Group 2 Innate Lymphoid Cells Attenuate Inflammatory Arthritis and Protect from Bone Destruction in Mice“, „Cell Reports”
 Weitere Informationen:
Dr. Mario Zaiss
Tel.: 09131/85-43212
mario.zaiss@uk-erlangen.de
 
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20.07.2018 Staus im Gehirn - FAU-Forscher identifizieren gestörte Transportwege in Nervenzellen als eine Ursache von Parkinson
uni | mediendienst | forschung Nr. 54/2018

Staus sind auch im Gehirn möglich – und schädlich. Das haben Wissenschaftler des Universitätsklinikums der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) jetzt bestätigen können. Sie konnten belegen, dass gestörte Transportwege in Nervenzellen eine bedeutende Ursache für die Entstehung der Parkinson-Krankheit sein können. Ihre Forschungsergebnisse haben sie nun in der renommierten Fachzeitschrift PNAS veröffentlicht*.

Charakteristisch für die Form einer Nervenzelle sind ihre feinen Fortsätze, die bis zu einem Meter lang werden können und Kontaktstellen zu anderen Nervenzellen bilden. Um diese wichtige Aufgabe, nämlich die Kommunikation mit anderen Nervenzellen, zu erledigen, müssen die fein verästelten Fortsätze und deren Enden, die Synapsen, aus dem Zellkörper heraus regelmäßig mit Energie versorgt werden. Wird die Versorgung unterbrochen, gehen die Synapsen zugrunde. Es werden Verbindungen zwischen Nervenzellen gestört, was zum Absterben der Zellen führen kann. Dieser Ablauf ist typisch für die Entstehung von Gehirnerkrankungen wie der Parkinson-Krankheit.

Welche Mechanismen zum Absterben der Nervenzellen bei der Parkinson-Krankheit führen, ist bisher unklar. Den FAU-Wissenschaftlern um Dr. Iryna Prots und Prof. Dr. Beate Winner aus der Stammzellbiologischen Abteilung in Zusammenarbeit mit Forschern der Molekularen Neurologie (Janina Grosch, Leiter: Prof. Dr. Jürgen Winkler) ist es nun gelungen zu zeigen, dass eine Art Verkehrsstau in den Nervenzellen eine Ursache sein könnte.

Auslöser des Staus, so haben die FAU-Forscher herausgefunden, ist ein Eiweiß, namens alpha-Synuklein, das auch in gesunden Nervenzellen vorkommt. In erkrankten Nervenzellen lagert sich das Eiweiß ab, verklumpt sogar, und führt zu einem Stau, der die Energieversorgung der Zellfortsätze stört und letztendlich die Synapsen schädigt.

Diesen Mechanismus konnten die Wissenschaftler auch in Zellkulturen von Parkinson-Patienten nachweisen. Dazu wurde betroffenen Patienten eine kleine Hautprobe entnommen. Diese Hautzellen wurden dann in Stammzellen umgewandelt, die zu jedem beliebigen Zelltyp weiterentwickelt werden können – in diesem Fall zu Nervenzellen.

In ersten Versuchen der Wissenschaftler ist es gelungen, die Bildung von alpha-Synuklein-Klumpen zu unterdrücken und somit den Transport in den Nervenzellfortsätzen zu verbessern. Allerdings ist die verwendete Substanz, noch nicht klinisch zugelassen. Dennoch: „Mit unseren Erkenntnissen können wir die Entstehungsmechanismen bei der Parkinson-Krankheit besser verstehen und die Entwicklung neuer Behandlungsstrategien im Verlauf der Krankheit vorantreiben“, sagt die Erstautorin der Studie Dr. Iryna Prots.  doi: 10.1073/pnas.1713129115
I. Prots, J. Grosch, R.-M. Brazdis, K. Simmnacher, V. Veber, S. Havlicek, C. Hannappel, F. Krach, M. Krumbiegel, O. Schütz, A. Reis, W. Wrasidlo, D.R. Galasko, T.W. Groemer, E. Masliah, U. Schlötzer-Schrehardt, W. Xiang, J. Winkler, and B. Winner. α-Synuclein oligomers induce early axonal dysfunction in human iPSC-based models of synucleinopathies. PNAS July 10, 2018. 201713129; published ahead of print July 10, 2018.

Weitere Informationen:
Dr. Iryna Prots
Tel. 09131/85-39303
Iryna.Prots@uk-erlangen.de
Prof. Dr. Beate Winner
Tel. 09131/85-39301
Beate.Winner@fau.de

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19.07.2018 Verdienstkreuz für Prof. Dr. Hans Drexler
Pressestelle der FAU

Große Ehre für FAU-Arbeits- und Umweltmediziner

Engagement – ob in der Forschung oder im Ehrenamt: Das Wort trifft gut auf Prof. Dr. Hans Drexler, Direktor des Instituts und der Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), zu. Und das Engagement in der Arbeitsmedizin wie auch die Förderung des öffentlichen Gesundheitswesens sind mit einem Verdienstkreuz am Bande vom Bundespräsidenten gewürdigt worden. Bayerns Innenminister Joachim Hermann überreichte ihm das Verdienstkreuz im Rahmen einer Feierstunde in der Orangerie.

Schon länger als 25 Jahre engagiert sich Prof. Dr. Hans Drexler in der Forschung und Lehre in der Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, seit 2000 als Ordinarius für Arbeits- und Sozialmedizin an seiner Alma Mater, der FAU. Seit 2006 ist er der Studiendekan der medizinischen Fakultät. Als anerkannter Experte für Arbeits- und Umweltmedizin verfügt er über eine breit gefächerte Kompetenz in den Bereichen Haut- und Geschlechtskrankheiten, Sozialmedizin sowie Allergologie. Seit 2007 ist er Sprecher des Interdisziplinären Zentrums für Health Technology Assessment und Public Health (IZPH) an der FAU. Zudem ist er in vielen Vereinen aktiv und übernimmt nicht selten die Rolle des Vorsitzenden: Im Jahre 2012 trat Drexler die Präsidentschaft der Deutschen Gesellschaft für Arbeits- und Umweltmedizin (DGAUM) an, wo er sich für die Verbesserung der physischen und psychischen Gesundheit von Arbeitnehmern einsetzt, und seit 2005 ist er Vorsitzender des Bayerischen Forschungsverbundes Public Health (BFVPH).

Daneben engagiert er sich in weiteren Fach- und Forschungsverbänden, wie etwa unter anderem in der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in der Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe und deren Arbeits- und Untergruppen. Er pflegt damit die Verbindung der Arbeitsmedizin zu Gesellschaft und Wirtschaft und berät politische Entscheider. Als gewählter Gutachter des DFG-Fachkollegiums vertrat er von 2012 bis 2015 die Interessen der Arbeitsmedizin und der klinisch orientierten Umweltmedizin. Des Weiteren ist er im Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte und in der Gesellschaft für Hygiene, Umwelt- und Präventivmedizin (GHUP) aktiv.

Über den Orden 

Mit seinen Ordensverleihungen möchte der Bundespräsident die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf hervorragende Leistungen lenken, denen er für das Gemeinwesen besondere Bedeutung beimisst. Der Verdienstorden wird an in- und ausländische Bürgerinnen und Bürger für politische, wirtschaftlich-soziale und geistige Leistungen verliehen sowie darüber hinaus für alle besonderen Verdienste um die Bundesrepublik Deutschland, wie zum Beispiel im sozialen und karitativen Bereich.

Weitere Informationen:
Hans Drexler, Tel.: 09131/85-22312, hans.drexler@fau.de

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16.07.2018 Berlin im Blick - Terminvorschau der Pressestelle der deutschen Ärzteschaft
Berlin im Blick - vom 16. bis 29. Juli 2018

Hier der aktuelle Blick nach Berlin

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Berlin im Blick

05.07.2018 Aggressive Abwehrzellen verstärken Parkinson-Krankheit
uni | mediendienst | forschung Nr. 50/2018

FAU-Forscher identifizieren Schüttellähmung als mögliche Autoimmunerkrankung

Die Parkinson-Krankheit, früher auch als Schüttelähmung bezeichnet, zählt zu den häufigsten Bewegungserkrankungen des Nervensystems. Mediziner der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) sind jetzt einer möglichen Ursache der Erkrankung auf die Spur gekommen – im Immunsystem der Patienten. Ihre Forschungsergebnisse haben die Wissenschaftler im renommierten Magazin „Cell Stem Cell“ veröffentlicht.

Weltweit sind rund 4,1 Millionen Menschen an Parkinson erkrankt, alleine in Deutschland leben mehr als 300.000 Betroffene. Typische Symptome der Erkrankung sind verlangsamte Bewegungen, das Erstarren der Muskulatur, heftiges Zittern und eine zunehmend gebeugte Körperhaltung. Ursache ist das stetige Absterben von Nervenzellen im Gehirn, die den Botenstoff Dopamin produzieren.

Welche Mechanismen zu dem Verlust von Nervenzellen führen, die Dopamin produzieren, versucht die Wissenschaft zu verstehen. Bisher wusste man wenig darüber, ob menschliche Abwehrzellen bei der Parkinsonerkrankung eine wichtige Rolle spielen. Hier ist den Stammzellforscherinnen Dr. Annika Sommer, Dr. Iryna Prots und Prof. Dr. Beate Winner von der FAU und deren Team in der Erforschung der Krankheit ein gewaltiger Schritt nach vorn gelungen. Die Erlanger Wissenschaftler konnten belegen, dass bei der Parkinsonerkrankung Abwehrzellen des Immunsystems, die so genannten T-Zellen, Dopamin produzierende Nervenzellen des Mittelhirns angreifen und töten.

Ausgangspunkt der Untersuchungen des FAU-Teams war eine verblüffende Beobachtung: Im Mittelhirn von Parkinsonpatienten fanden die Wissenschaftler ungewöhnlich viele T-Zellen. Diese Zellen sind im Gehirn bei Erkrankungen zu finden, bei denen das Immunsystem das Hirn angreift. Bei gemeinsamen Untersuchungen mit der Bewegungsambulanz (Molekulare Neurologie) am Universitätsklinikum Erlangen (Prof. Jürgen Winkler) fanden die Forscher im Blut von Parkinsonpatienten eine erhöhte Zahl von bestimmten T-Zellen, spezifisch der Th17-Zellen, ganz ähnlich wie bei Patienten mit Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis.

Diese Ergebnisse nahmen die Forscher zum Anlass für die Entwicklung einer sehr ungewöhnlichen Zellkultur aus menschlichen Zellen. Dazu wurde betroffenen Patienten sowie gesunden Testpersonen eine kleine Hautprobe entnommen. Diese Hautzellen wurden dann in Stammzellen umgewandelt, die sich zu jedem beliebigen Zelltyp entwickeln können. Diese differenzierte das Forschungsteam weiter zu patienteneigenen Mittelhirnnervenzellen aus. Diese Mittelhirnnervenzellen wurden dann mit frischen T-Zellen desselben Patienten in Kontakt gebracht. Das Ergebnis: Die Abwehrzellen von Parkinsonpatienten töteten eine große Anzahl ihrer Nervenzellen, dies war jedoch nicht bei den gesunden Testpersonen nachweisbar. Hoffnung gibt jedoch ein weiteres Ergebnis: Antikörper, die die Wirkung der Th17-Zellen blockieren, und sogar ein bereits im Klinikalltag bei Schuppenflechte angewandter Antikörper konnten den Tod der Nervenzellen weitgehend verhindern.

„Mit unseren Untersuchungen ist es uns gelungen, klar nachzuweisen, dass und auch wie T-Zellen an der Entstehung des Parkinsonsyndroms beteiligt sind“, erklärt Prof. Dr. Beate Winner. „Die Erkenntnisse aus unserer Studie bieten eine wichtige Grundlage für neue Behandlungsmöglichkeiten der Parkinson-Krankheit.“

Ansprechpartner für die Medien:

Prof. Dr. Beate Winner

Tel.: 09131/85-39301     beate.winner@uk-erlangen.de

Dr. Iryna Prots          Tel.: 09131/85-39353     Iryna.prots@uk-erlangen.de

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04.07.2018 Plädoyer für eine „Vorabquote“ zum Medizinstudium in Bayern.
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer, plädiert im Leitartikel der der Juliausgabe 2018 des Bayerischen Ärzteblattes für eine zusätzliche „Vorabquote“ zum Medizinstudium in Bayern.

Quitterer sieht die ärztliche medizinische Versorgung in Deutschland und damit auch in Bayern gefährdet, Zum einen, weil sich zu wenige Ärztinnen und Ärzte, hier vor allem die Hausärzte in ländlichen Gebieten, niederließen. Zum anderen, weil die demografische Entwicklung ein Ausscheiden vieler Ärzte aus der Versorgung in den nächsten Jahren bewirken werde. Wohl griffen die Stipendienprogramme wie auch die Förderung der Niederlassung durch die Bayerische Staatsregierung und die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns. Die Reform des Bereitschaftsdienstes sowie die abgewehrte Regressbedrohung bei der Verordnung von Arzneimitteln seien Maßnahmen, die die Niederlassung wieder attraktiver gestalteten. Und dennoch fänden viele ausgebildete Mediziner den Weg in die Versorgung nicht. „Es kann keine Lösung sein, ausländische Ärztinnen und Ärzte, deren Abiturzeugnisse offenbar keine Rolle spielen und die wir damit der ärztlichen Versorgung in ihren Heimatländern entziehen, anzuwerben“, schreibt der Präsident. Gleichzeitig könnten deutsche Abiturienten, die sich für eine Niederlassung entscheiden würden, nicht Humanmedizin studieren, wenn sie den geforderten Notendurchschnitt von 1,0 nicht erreichten.

„Wir benötigen deshalb mehr Studienplätze für Medizin in Deutschland und eine dringend notwendige Reform des Zugangs zu diesem Studium – jetzt“, so Quitterer. Aktuell brauche es darüber hinaus eine zusätzliche Vorabquote für niederlassungswillige Abiturienten, die sich vor dem Beginn des Studiums verpflichteten, nach dessen Abschluss in ein unterversorgtes Gebiet zu gehen; daneben aber auch für solche, die eine bestehende Praxis übernehmen wollten und sich dafür vertraglich festlegten. Dies könne beispielsweise auf Orte einer bestimmten Größe beschränkt sein. Hier komme dem Staat im Rahmen seiner Gemeinwohlverpflichtung, die auch die ärztliche Versorgung umfasse, eine tragende Rolle zu. Rechtlich sei – aus Quitterers Sicht – beides darstellbar.

Mehr zu „Plädoyer für eine „Vorabquote“ lesen Sie in der Juli/August-Ausgabe 2018 des Bayerischen Ärzteblattes unter www.bayerisches-ärzteblatt.de.

Bayerische Landesärztekammer
Pressestelle
Dagmar Nedbal
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25.06.2018 Teilnehmer für Studie der FAU-Altersforscher gesucht - Das Gedächtnis stärken durch die „Kraft der Poesie“?
uni | mediendienst | aktuell Nr. 83/2018

Helfen Gedichte gegen Vergesslichkeit? Das Institut für Psychogerontologie (IPG) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) möchte neue Erkenntnisse zur Gedächtnisleistung erforschen. Hierfür sucht das IPG Studienteilnehmer ab 60 Jahren.

Im Laufe des Lebens häufen sich die Momente der Vergesslichkeit. Dies weißt in der Regel auf mangelnde Konzentration hin, nicht auf ernsthafte Gedächtnisprobleme. Dennoch ist es hilfreich, das Gedächtnis im höheren Alter regelmäßig zu trainieren. Zahlreiche Studien, die die Effektivität unterschiedlicher Trainingsmaßnahmen untersucht haben, liegen bereits vor. Gemeinsam mit der Poetry Slammerin und Psychologiestudentin Lara Ermer forschen FAU-Wissenschaftler, ob und wie sich der kreative Umgang mit Poesie auf die Gedächtnisleistung auswirkt – eine bisher einzigartige Studie.

Für die Studie werden noch Interessierte ab 60 Jahren gesucht, die an einem 1,5 stündigen Workshop zum Schreiben und Vortragen von Gedichten teilnehmen wollen. Mittels mehrerer Online-Fragebögen werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zusätzlich zu ihrer Gedächtnisleistung sowie zu ihrer Einstellung und Erfahrung im Umgang mit Literatur und Poesie befragt.

Interessierte können sich von Montag, 2. Juli, bis Donnerstag, 5. Juli, jeweils von 9 bis 17 Uhr unter Tel.: 0911/5302-96115 anmelden oder gerne auch per E-Mail an ipg-bega@fau.de.

Weitere Informationen:
Lara Ermer und Dr. Roland Rupprecht, Tel.: 0911/5302-96115, ipg-bega@fau.de

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18.06.2018 CD83-Protein ist essentiell für die Kontrolle von Autoimmunreaktionen
uni | mediendienst | aktuell Nr. 46/2018

Immunologen der FAU veröffentlichen richtungsweisende Studie, die die Bedeutung des CD83-Proteins bei der Vermeidung von Autoimmunerkrankungen spezifiziert

Regulatorische T-Zellen, kurz „Tregs“ genannt, sorgen dafür, dass das Immunsystem keine körpereigenen Zellen oder Gewebe angreift. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Oberflächenprotein CD83. Immunologen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) ist es nun gelungen, dieses Protein näher unter die Lupe zu nehmen und seine herausragende Bedeutung bei der Regulation von Autoimmunreaktionen zu beweisen. Die in Fachkreisen vielbeachtete Studie kann wichtige Impulse für die krankheitsorientierte Grundlagenforschung und langfristig für die Entwicklung von neuen Verfahren zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen geben. Die Ergebnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift „JCI insight“* veröffentlicht.

So effektiv die eigenen Abwehrmechanismen im menschlichen Körper auch funktionieren, so gefährlich ist es, wenn deren Regulation versagt. Autoimmunerkrankungen wie beispielsweise Multiple Sklerose (MS), Colitis, Arthritis aber auch Allergien können die Folge sein. Ein wichtiges Mitglied in dem körperimmanenten Abwehrtrupp sind die sogenannten „Tregs“, die die Immunantwort gegen körpereigene Zellen und Organe gezielt hemmen. Das CD83-Protein ist auf spezifischen Immunzellen zu finden. In welchem Maße das Protein aber an der Funktion der „Tregs“ beteiligt ist, war bislang nicht vollständig geklärt. Ein Grund mehr für das Team um Prof. Dr. Alexander Steinkasserer von der Immunmodulatorischen Abteilung der FAU die Bedeutung von CD83 zu untersuchen und hier erstmals Klarheit zu schaffen. Sie konnten in Zusammenarbeit mit Spezialisten vom Limes-Institut in Bonn und dem Universitätsklinikum in Regensburg nachweisen, dass CD83 essentiell für die Aufrechterhaltung der immunologischen Toleranz ist und somit Autoimmunreaktionen verhindert.

Methodische Grundlagen

Um das komplexe Vorhaben zu verwirklichen, haben die Wissenschaftler neben in-vitro-Untersuchungen an Zellkulturen im Labor auch in-vivo-Studien an Mausmodellen vorgenommen, bei denen das CD83-Protein gezielt in „Tregs“ ausgeschaltet wurde. Es zeigte sich, dass ohne das CD83-Molekül nicht nur erhöhte Krankheitssymptome, zum Beispiel Lähmungserscheinungen wie bei der Multiplen Sklerose (MS) oder Darmentzündungen wie bei Colitis, auftraten, sondern dass diese auch nicht mehr abklangen. „Ohne CD83 war es nicht mehr möglich, die Autoimmunreaktionen gegen die körpereigenen Zellen  zu kontrollieren“, stellte der Untersuchungsleiter Prof. Alexander Steinkasserer fest, „was unsere Hypothese von der Wichtigkeit des CD83-Moleküls für die Vermeidung von Autoimmunerkrankungen untermauert“.

Zukunftsweisende Anwendungspotentiale

Die Studie führt zu einem grundlegend besseren Verständnis der „Tregs“ und der Funktion des CD83-Proteins innerhalb der Zellen bei der körpereigenen Abwehr und der Kontrolle von gefährlichen Autoimmunreaktionen. Sie leistet somit einen wichtigen Beitrag für die krankheitsorientierte Grundlagenforschung. Langfristig könnten diese Erkenntnisse dann aber auch zur Entwicklung neuer Therapien beitragen. „Bis unsere Erkenntnisse zu CD83 aber Eingang in die klinische Erprobung finden, ist es noch ein weiter Weg, der viel Zeit, Energie und weiterer finanzieller Mittel bedarf“, so Prof. Steinkasserer. „Wir haben aber die Basis gelegt, auf die weitere Untersuchungen und klinische Studien aufbauen können.“

*Die Forschungsergebnisse wurden unter dem Titel „CD83 expression is essential for Treg cell differentiation and stability“ in der renommierten Fachzeitschrift „JCI insight https://doi.org/10.1172/jci.insight.99712 veröffentlicht.

Weitere Informationen
Prof. Dr. Alexander Steinkasserer, PhD
Tel.: 09131/85-36725
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13.06.2018 Was wollten Sie schon immer mal über das Immunsystem wissen?Tag der Immunologie am Samstag, 16. Juni, 10 bis 16 Uhr, Hugenottenplatz, Erlangen
uni | mediendienst | aktuell Nr. 73/2018

Wie schützt sich unser Körper vor Krankheitserregern? Wie funktioniert unser Immunsystem? Und wie kann ich mich mit Hilfe von Impfungen vor Krankheiten schützen? Im Rahmen des Tags der Immunologie ermöglichen Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und des Universitätsklinikums Erlangen Einblicke ins Gefecht zwischen Immunsystem und Krankheitserregern. Am Samstag, 16. Juni, von 10 bis 16 Uhr, bieten sie mitten in Erlangen, am Hugenottenplatz, ein spannendes und abwechslungsreiches Programm und informieren über alle Aspekte rund um das Thema Immunologie.

Jeden Tag schützt das Immunsystem den menschlichen Körper vor Milliarden von Keimen, ohne dass wir es merken. Nur wenn es uns einmal im Stich lässt, schenken wir ihm Aufmerksamkeit. Am Tag der Immunologie präsentieren junge Wissenschaftler für jeden verständlich die Geheimnisse der menschlichen Abwehr gegen Krankheitserreger. Dabei gibt es nicht nur Interessantes rund um die Bereiche Infektion und Impfung zu erfahren. Vielmehr können alle Besucher selbst spielerisch entdecken, wie das Immunsystem den menschlichen Körper gegen Eindringlinge von außen verteidigt. Speziell für Kinder gibt es die Möglichkeit, an Mitmach-Stationen die Welt der menschlichen Abwehr zu erkunden. Dabei können sie attraktive Preise gewinnen.

Die Abteilung für Molekulare Immunologie an der Medizinischen Klinik 3 des Uni-Klinikums Erlangen, das Graduiertenkolleg 1660 „Schlüsselsignale der adaptiven Immunantwort“ und das integrierte Graduiertenkolleg „B-Zellen ohne Grenzen“ des Transregio 130 (Leiter Prof. Dr. Hans-Martin Jäck) des Universitätsklinikums Erlangen und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg FAU organisieren wie schon in den Vorjahren den diesjährigen Aktionstag zum Tag der Immunologie in Erlangen.

Ziel des europaweiten Tags der Immunologie ist, das Augenmerk der Entscheidungsträger aus Wissenschaft und Forschung auf dieses für die Volksgesundheit so wichtige Fachgebiet innerhalb der Medizin und Biologie zu lenken. Außerdem soll die Öffentlichkeit Einblick in die aktuelle Forschung auf dem Gebiet der Immunabwehr erhalten – und in diesem Jahr im Speziellen über die Impfstoffentwicklung im Bereich Tuberkulose aufgeklärt werden.

Weitere Informationen:

https://www.lymphozyten.med.fau.de
http://www.bcells-and-beyond.de
Prof. Dr. Hans-Martin Jäck, Tel.: 09131/85-35913, E-Mail: hans-martin.jaeck@fau.de
Dr. Anja Glanz , Tel.: 09131/85-43219, E-Mail: anja.glanz@uk-erlangen.de
Dr. Agnes Giniewski, Tel.: 09131/85-43219, E-Mail: agnes.giniewski@uk-erlangen.de


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08.06.2018 Menschenrechte und Ethik in der Medizin für Ältere - Neues Graduiertenkolleg startet an der FAU
uni | mediendienst | aktuell Nr. 72/2018

Um ihre Nachwuchswissenschaftler zu unterstützen, bietet die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) ein neues Programm an. In einem neuen Graduiertenkolleg beschäftigen sich Doktorandinnen und Doktoranden mit Menschenrechten und Ethik in der Medizin für Ältere. Am Freitag, 15. Juni, findet ab 14.00 Uhr im Wassersaal der Orangerie im Schlossgarten 1 in Erlangen ein Auftaktsymposium statt. Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung zur Platzreservierung ist sinnvoll.

In Zeiten des demographischen Wandels wie auch angesichts der Pflegekrise in unserer Gesellschaft ist die Wahrnehmung ethischer und menschenrechtlicher Aspekte bei der Betreuung älterer Patienten von immer größerer Bedeutung. Dieses Jahr startet an der FAU mit Förderung der Josef und Luise Kraft-Stiftung ein neues Forschungskolleg zur strukturierten Promotion im Gebiet „Menschenrechte und Ethik in der Medizin für Ältere“. Dies bietet Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Chance, zu diesem gleichermaßen gesellschaftlich zentralen wie zukunftsweisenden Themenfeld vertieft zu forschen. Einzelne Themen des Kollegs sind etwa der Umgang mit dem Willen Älterer im Rahmen von Vorausverfügungen, die Unterstützung von Menschen mit Demenz, die ethische differenzierte Betreuung am Lebensende oder auch rechtliche Fragen von „BigData“ für ältere Menschen. Dabei unterstützen und betreuen Experten aus den Bereichen Menschenrechte, Ethik, Philosophie, Medizin, Geriatrie, Psychogerontologie, Medizinrecht sowie auch Public Health die Forschenden thematisch.


Zur Eröffnung des neuen Graduiertenkollegs findet ein Auftaktsymposium statt, bei dem Experten in Kurzvorträgen sowie in einer Keynote Lecture von Prof. Dr. Hartmut Remmers, Universität Osnabrück, referieren. Daran anschließend werden Prof. Dr. Heiner Bielefeldt, Lehrstuhl für Menschenrechte und Menschenrechtspolitik, sowie Prof. Dr. Andreas Frewer, Professur für Ethik in der Medizin, eine Podiumsdiskussion moderieren, bei der das Publikum mitdiskutieren kann.


Weitere Hinweise zu dem Programm finden Sie unter https://www.grk.menschenrechte-und-ethik.med.fau.de/2018/04/23/auftaktsymposium/.

Informationen: Prof. Dr. Andreas Frewer, M.A., Tel.: 09131/85-26431, E-Mail: andreas.frewer@fau.de

Platzreservierung: Kerstin Wagner, M.A., Sekretariat, Tel.: 09131/85-26430, E-Mail: kerstin.wagner@fau.de
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07.06.2018 Proteine als „Shuttle Service“ für eine zielgenaue Medikamentenvergabe
uni | mediendienst | forschung Nr. 43/2018

Biotechniker der FAU veröffentlichen wegweisende Studie, die als Modell für einen zielgenauen und gewebespezifischen Einsatz von Medikamenten dienen kann

Medikamente, die da ankommen, wo sie wirken sollen, ohne den restlichen Körper zu belasten, das ist keine Zukunftsvision mehr. Biotechnikern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) ist es gelungen, Proteine zu entwickeln, die einem Shuttle ähnlich Medikamente direkt an der Stelle im Körper freisetzen, an der sie auch wirklich gebraucht werden. Ihre Studie kann Modellcharakter haben und könnte die zukünftige ziel- und gewebespezifische Vergabe von Medikamenten ermöglichen. Die Ergebnisse wurden in der angesehenen Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS)* veröffentlicht.

Medikamente gezielt einzusetzen und sie an ihren Wirkungsort zu bringen, ohne dass diese unterwegs in gesundem Gewebe Schaden anrichten können, ist eine sehr aktuelle Fragestellung der pharmazeutischen Forschung. Mitarbeitende des Lehrstuhls Biotechnik der FAU mit ihrem Leiter Prof. Dr. Yves Muller und der Erstautorin der Studie, Karin Schmidt, haben für diesen Prozess einen neuen Lösungsweg entwickelt. Sie konnten in Zusammenarbeit mit Kollegen der Friedrich-Schiller-Universität Jena aufzeigen, dass eine bestimmte Gruppe von Proteinen zu gewebespezifischen Medikamentenshuttles umgebaut werden kann.

Methodische Grundlagen


Um das schwierige Unterfangen, Proteine gezielt so zu designen, dass Wirkstoffe – sogenannte Legate – an sie gebunden werden können, bedarf es neben eines am Lehrstuhl Biotechnik selbst entwickelten computergestützten Verfahrens auch einer experimentellen Überprüfung im Labor. Dieses wurde besonders mit Hilfe der Kristallographie vorgenommen. In einem „Ping-Pong-Spiel“ zwischen Computeranwendung und Labor gelang es der Arbeitsgruppe, das humane Ursprungsprotein Antichymotrypsin in Proteine umzuwandeln, die zum einen ein bekanntes Antibiotikum (Doxycyclin) und zum anderen ein weitverbreitetes Zytostatikum (Doxorubicin), das zur Behandlung von Krebs und  Autoimmunerkrankungen verwendet wird, an sich zu binden. Im Zielgewebe wird das gebundene Medikament wieder frei gesetzt, indem das Shuttleprotein durch ein Enzym, eine sogenannte Proteinase, gespalten wird. Die nun veröffentlichte Studie erbrachte den experimentellen Nachweis, dass und auf welche Weise die Medikamente an die Proteine angebunden wurden und legen damit die Grundlage für eingehendere Untersuchungen. 

Zukunftsweisende Anwendungspotentiale

Durch den Einsatz der Proteinshuttles könnten Medikamente gezielt, ohne große Eingriffe und mit wenigen Nebenwirkungen in geringeren Dosen eingesetzt werden. So können Körper und Organe geschont und ein effizienterer Einsatz der Wirkstoffe ermöglicht werden. „Bis bestimmte Proteine aber als Shuttle Service medizinisch eingesetzt werden können, ist es noch ein langer und steiniger Weg“, ist sich der Studienleiter Prof. Dr. Yves Muller gewiss. Zunächst muss die Bindeaffinität der Wirkstoffe an die Shuttleproteine weiter erhöht werden. „Der Schlüssel muss noch genauer in das Schlüsselloch passen“, so der Untersuchungsleiter. Ein Projekt, dass den Lehrstuhl Biotechnik an der FAU in der kommenden Zeit intensiv beschäftigen wird.

In einem nächsten Schritt muss das Projekt auf die klinisch angewandte Forschung ausgeweitet werden. Experimentelle Nachweise müssen dann zeigen, dass die Mechanismen auch im Gewebe funktionieren. Die Wissenschaftler sind dennoch zuversichtlich, dass die von Ihnen vorgestellte Modellstudie das Potential für die Entwicklung von gerichteten Medikamentenshuttles besitzt und wegweisend für eine gezielte und effiziente Medikamentenvergabe sein kann.

*Die Forschungsergebnisse wurden unter dem Titel „Design of an allosterically modulated doxycycline and doxorubicin drug-binding protein“ in der renommierten Fachzeitschrift „Proceedings oft he National Academy of Sciences“ (PNAS) https://doi.org/10.1073/pnas.1716666115 veröffentlicht.

Bildmaterial zum Download gibt es unter:

https://www.fau.de/files/2018/06/Medikamentenschuttle_IMGP2607_Johannes-Schweininger.jpg

Bildunterschrift: Die FAU-Wissenschaftler Prof. Dr. Yves Muller und Karin Schmidt, beide vom Lehrstuhl für Biotechnik (Proteinstruktur und -design), erstellen an der lehrstuhleigenen Röntgenanlage Röntgendiffraktionsbilder. (Bild: FAU/Johannes Schweininger)

https://www.fau.de/files/2018/06/Medikamentenshuttle_IMGP2603_Johannes-Schweininger.jpg

Bildunterschrift: Die FAU-Wissenschaftler Prof. Dr. Yves Muller und Karin Schmidt, beide vom Lehrstuhl für Biotechnik (Proteinstruktur und -design), bei der computergestützten Berechnung der Ligandenbindetaschen des Proteins. (Bild: FAU/Johannes Schweininger)

Weitere Informationen:
Karin Schmidt
Tel.: 09131/85-23073
karin.schmidt@fau.de 


Prof. Dr. Yves Muller
09131/85-23082
yves.muller@fau.de 

 
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07.06.2018 Goldstandard trotz Fernbehandlung
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

„Fernbehandlung soll nicht die Bedürfnisse der Patienten nach mehr Bequemlichkeit bedienen, sondern allenfalls für einen besonderen Bedarf zur Verfügung stehen“, schreibt Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer in der Juniausgabe 2018 des Bayerischen Ärzteblattes. Die Fernbehandlung war eines der großen Themen auf dem 121. Deutschen Ärztetag in Erfurt Anfang Mai. Die Abgeordneten haben mit großer Mehrheit beschlossen, eine ausschließliche Beratung oder Behandlung über Kommunikationsmedien im Einzelfall zu erlauben. Konkret sei dies möglich, wenn die Fernbehandlung ärztlich vertretbar sei, die erforderliche ärztliche Sorgfalt durch die Art und Weise der Befunderhebung, Beratung, Behandlung und Dokumentation gewahrt werde und der Patient über die Besonderheiten der ausschließlichen Beratung und Behandlung über Kommunikationsmedien aufgeklärt werde. Moderne Kommunikationsmedien hätten ihren Platz in der Gesundheitsversorgung. Es müssten aber eine Reihe von Voraussetzungen geklärt werden. Die Patientensicherheit und der Schutz der Gesundheitsdaten beispielsweise müssten an erster Stelle stehen. Für die behandelnden Ärzte sei, wie in den Praxen auch, Facharztstatus zu fordern. Es dürfe keine Etablierung einer neuen Versorgungsebene oder eine Konkurrenz zu bestehenden Versorgungsverträgen geben. Darüber hinaus sei zu bedenken, dass diese Form der Behandlung unter Umständen zusätzliche Kosten generiere, deren Bezahlung geklärt werden müsse. Teleärzte säßen teilweise im Ausland und behandelten nicht mehr in Deutschland. Damit unterlägen

sie auch nicht mehr unserer Berufsordnung. „Ich halte nach wie vor den persönlichen Kontakt zwischen Arzt und Patient für nicht ersetzbar. Eine Diagnose, die auf einer Untersuchung mit allen fünf Sinnen basiert, ist fundierter als eine reduzierte Beurteilung nur mit Augen und Ohren über ein Kommunikationsmedium“, erklärt Quitterer. Mehr zu „Goldstandard trotz Fernbehandlung“ lesen Sie in der Ausgabe 6/2018 des Bayerischen Ärzteblattes unter www.bayerisches-ärzteblatt.de.
 
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06.06.2018 Sieben Millionen Euro für Erforschung chronischer Darmentzündungen - Sonderforschungsbereich/Transregio 241 startet an der FAU
uni | mediendienst | forschung Nr. 42/2018

Ab Juli 2018 startet an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) der neue Sonderforschungsbereich/Transregio 241 „Immun-Epitheliale Signalwege bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen“. Gemeinsam mit der Berliner Charité forschen Erlanger Mediziner und Biotechnologen daran, das Zusammenspiel von Schleimhaut- und Immunzellen im Darm besser zu verstehen und wirksamere Therapiemethoden bei chronischen Entzündungen zu entwickeln. Für die erste Förderperiode bis 2022 stellt die Deutsche Forschungsgemeinschaft insgesamt 11,5 Millionen Euro bereit, knapp sieben Millionen Euro davon entfallen auf die FAU.

CED nehmen zu

Heftige Durchfälle, Bauchschmerzen, Krämpfe – das sind die häufigsten Symptome chronischer entzündlicher Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Rund 400.000 Menschen in Deutschland leiden daran, und ihre Zahl nimmt stetig zu. CED verlaufen zumeist in Schüben, was die Betroffenen in ihrer Lebensqualität und körperlichen Leistungsfähigkeit erheblich beeinträchtigt. „Trotz des Einsatzes starker Medikamente bleiben chronisch entzündliche Darmerkrankungen schwer therapierbar“, sagt Prof. Dr. Christoph Becker, Forschungsleiter der Medizinischen Klinik 1 am Universitätsklinikum Erlangen der FAU und Sprecher des Sonderforschungsbereichs. „Akute Schübe werden häufig noch mit Cortikosteroiden behandelt, die jedoch nur in einem Teil der Fälle zu einem Abklingen der Beschwerden führen. Viele Patienten müssen verschiedene immunsupressive Substanzen einnehmen.“ Zudem manifestierten sich oft Begleitkrankheiten wie Arthritis, akute Entzündungen des Fettgewebes und chronische Entzündungen der Gallenwege in der Leber.

Molekulare und zelluläre Mechanismen kaum erforscht

CED sind deshalb so schwer zu therapieren, weil das Zusammenwirken der vielen verschiedenen Zellpopulationen im Darm bislang kaum verstanden wird. „Neuere Befunde zeigen, dass die Darmschleimhaut nicht einfach als physikalische Barriere betrachtet werden kann. Sie ist vielmehr ein hochdynamisches Gewebe, das auf eine Vielzahl von Umweltreizen einschließlich der Darmflora sowie auf lokale oder systemische Signale reagiert“, erklärt Christoph Becker. „Das Immunsystem im Darm reguliert die Barrierefunktion der Darmwand und die Zusammensetzung der Darmflora und umgekehrt beeinflusst die Darmbarriere das Immunsystem.“ Dennoch fehlen Erkenntnisse darüber, wie die Wechselwirkung zwischen Epithel- und Immunzellen die langfristigen zellulären Reaktionen beeinflusst, die bei der Steuerung chronischer Entzündungsprozesse eine Rolle spielen.

Neues Konzept für neue Therapien

Genau hier setzen die Erlanger und Berliner Forscher an: In den kommenden Jahren wollen sie Erkenntnisse über die Regulation und Funktion des Immunsystems im Darm und aktuelle Daten zur anti-mikrobiellen Verteidigung an der Schleimhautbarriere in ein neues Konzept integrieren. Vor allem die Rolle einer fehlgesteuerten Kommunikation zwischen Epithel- und Immunzellen bei der Pathogenese von CED steht im Fokus der einzelnen Projekte. Langfristiges Ziel der Wissenschaftler ist es, Medikamente zu entwickeln, die die Ursachen von Darmentzündungen gezielt bekämpfen und zugleich die Fähigkeit des Immunsystems zur Bekämpfung von Infekten und Krebszellen erhalten. Außerdem wird nach diagnostischen Verfahren gesucht, mit denen das Ansprechen auf Therapien vorhergesagt werden kann – ein Ziel, das nicht nur der schnellen Linderung der Symptome dient, sondern auch zur Senkung der Therapiekosten beitragen soll.

14 Projekte mit Erlanger Beteiligung

Das wissenschaftliche Programm des SFB/TRR 241 gliedert sich in drei Forschungsbereiche: Der Bereich A „Immunregulation intestinaler Barrierefunktionen“ umfasst Projekte, in denen die Effekte akuter und chronischer Entzündungen auf Epithelzellen liegt, speziell auf deren Zellhomöostase und barrierebildenden Funktionen. Im Bereich B „Epithel als Regulator von Immunität und Entzündung im Darm“ werden die Auswirkungen von Barrierestörungen und Antigentranslokationen auf das mukosale Immunsystem erforscht. Der Projektbereich C „Diagnose und therapeutische Intervention von CED“ zielt darauf ab, innovative therapeutische und diagnostische Ansätze zu entwickeln und klinisch zu evaluieren. Der SFB/TRR 241 umfasst insgesamt 22 Projekte, 14 davon in Erlangen oder unter Erlanger Mitwirkung. Beteiligt sind die Medizinische Klinik 1: Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie, die Medizinische Klinik 3: Rheumatologie und Immunologie, die Chirurgische Klinik, die Hautklinik sowie das Institut für Medizinische Biotechnologie. Mit den knapp sieben Millionen Euro, die die FAU in den kommenden vier Jahren erhält, werden unter anderem 23 Stellen und neun Stipendien finanziert. 

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Christoph Becker
Tel.: 09131 85-35886
christoph.becker@uk-erlangen.de
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29.05.2018- Innovative Ideen gesucht - Bewerbung für das Falling Walls Lab an der FAU ab sofort möglich
uni | mediendienst | aktuell Nr. 68/2018

Ein Rollstuhl, der über das Gehirn gesteuert wird, ein Computerprogramm, das krankheitsübertragende Moskitoarten erkennt, Biomarker zur frühzeitigen Eierstockkrebsdiagnose: Innovative Köpfe stellen ihre Ideen weltweit auf den Falling Walls Labs vor, die die Chance auf eine Teilnahme an der internationalen Falling Walls Konferenz in Berlin ermöglichen. Dieses Jahr wird eines von zwei Labs in Deutschland von der Digital Tech Academy der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) veranstaltet. Bis zum 15. Juni können sich Forscherinnen und Forscher, Studierende sowie Alumni aller Disziplinen bewerben.

Das Falling Walls Lab richtet sich an innovative Köpfe aller Disziplinen. Studierende, Forscherinnen und Forscher sowie Alumni von Universitäten und (Fach-) Hochschulen in Süddeutschland haben die Möglichkeit sich mit ihrer Idee oder ihrem Start-up über das Falling Walls Portal für eine Teilnahme zu bewerben. Ein Komitee der FAU wählt die Kandidatinnen und Kandidaten aus, die ihre Idee auf dem Falling Walls Erlangen-Nuremberg präsentieren dürfen. Die ausgewählten Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben dort jeweils drei Minuten Zeit, um auf drei Folien ihre Forschungsprojekte, Unternehmenskonzepte oder sozialen Initiativen vorzustellen und die Expertenjury zu überzeugen. Vertreterinnen und Vertreter der FAU und anderer Universitäten sowie namhafter Unternehmen Süddeutschlands entscheiden, wer als erste Siegerin oder erster Sieger im November am weltweiten Falling Walls Lab Finale in Berlin und an der Falling Walls Konferenz teilnimmt. Die drei Gewinnerinnen und Gewinner des Finales erhalten die Chance, ihre Idee auf der Falling Walls Konferenz vor internationalen Expertinnen und Experten zu präsentieren. Sie werden zudem als „Falling Walls Young Innovator of the Year“ ausgezeichnet und erhalten einen Geldpreis. Zu dem von der FAU veranstalteten Falling Walls Lab Erlangen-Nuremberg sind Vertreterinnen und Vertreter der Medien herzlich eingeladen. Dieses findet am Montag, 16. Juli, ab 14.00 Uhr in der Orangerie der FAU im Schlossgarten 1 in Erlangen statt. Anmelden können sich Interessiert unter http://falling-walls.com/lab/apply
Weitere Informationen zu den Falling Walls Labs finden Sie hier: http://www.falling-walls.com/lab/locations

Digitalisierung aktiv mitgestalten

Organisiert wird das Falling Walls Lab von der Digital Tech Academy der FAU. Die Digital Tech Academy bildet Studierende, Promovierende sowie Beschäftigte aus Wissenschaft und Wissenschaftsmanagement aller Disziplinen und Entwicklungsstufen im Bereich „Digital Entrepreneurship“ aus, wendet sich aber auch an die Wirtschaft. Lisa Wittenzellner weiß, dass die Digitalisierung in heutigen Geschäftsmodellen nicht mehr wegzudenken ist. „Ziel der FAU Digital Tech Academy ist deshalb, qualifizierte Menschen auf die unternehmerischen Herausforderungen der Digitalisierung vorzubereiten und sie methodisch zu innovativen TOP-Talenten auszubilden “, sagt die FAU-Mitarbeiterin. Zwei Säulen tragen die Digital Tech Academy: Digital Tech Fellows ist ein einjähriges extracurriculares englischsprachiges Programm zur Qualifizierung besonders talentierter Studierender. Digital Tech Inspire ergänzt die Entrepreneurship-Qualifizierung mit Lehrangeboten im Bereich Digitalisierung und Entrepreneurship. Zu den vermittelten Methoden gehören unter anderem Storytelling, Design Thinking und Innovation Games.   

Weitere Informationen zur Digital Tech Academy der FAU finden Sie hier: www.dta.fau.de
Weitere Informationen:
Lisa Wittenzellner
Tel.: 09131/85-25925
lisa.wittenzellner@fau.de

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28.05.2018 Wenn Teddy einen Gips braucht
uni | mediendienst | aktuell Nr. 67/2018

Das Teddybärkrankenhaus schlägt vom 4. bis 6. Juni 2018 seine Zelte im Schlossgarten auf und macht Stofftiere wieder kuschelfit

Hat Brummbär versehentlich einen Legostein verschluckt oder sich die Pfote in der Kinderküche verbrannt? Kein Problem! Ein Besuch im Teddybärkrankenhaus wird den Plüschpatienten wieder heilen. Denn die Teddydocs der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), die ihre temporäre Klinik, einen Rettungswagen und weitere Attraktionen im Erlanger Schlossgarten gleich hinter dem Kollegienhaus bereithalten, sind auf solche Fälle spezialisiert. Teddy-Sprechstunde ist von Montag, 4. Juni 2018, bis Mittwoch, 6. Juni 2018, jeweils von 9.00 bis 16.30 Uhr, am Dienstag gibt es eine Abendsprechstunde bis 18.00 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Ein Besuch im Teddybärkrankenhaus beginnt damit, die mitgebrachten Kuscheltiere anzumelden. Es folgt eine Anamnese: „Was ist denn passiert?“, fragen die Docs die Teddy-Mamas und -Papas. Dann werden die Plüschhasen und Puppen gewogen und vermessen – das kennen die Kinder selbst von Besuchen beim Arzt. Bauchschmerzen, Halsweh oder eine gebrochene Pfote werden anschließend fachmännisch versorgt. Es wird geröntgt, mit dem Ultraschall gearbeitet, es gibt eine Bandagier-Station und sogar einen Not-OP. Die Kinder erhalten dann noch ein Rezept für Medikamente, das sie in der integrierten Apotheke einlösen können.

Das Teddybärkrankenhaus, das nun schon zum 11. Mal stattfindet, vermittelt den Kindern spielerisch, wie ein Arztbesuch abläuft. Es nimmt ihnen damit mögliche Ängste und hilft dabei, Vertrauen zu Ärzten aufzubauen. Sie lernen außerdem viel über gesunde Ernährung und richtiges Zähneputzen. Aber auch die Teddydocs, die alle Studenten der Human- und der Zahnmedizin sind und die Aktion ehrenamtlich organisieren und veranstalten, profitieren: Sie lernen, auf die spezifischen Bedürfnisse und auch Sorgen von Kindern einzugehen. In den Vorjahren war die Veranstaltung immer ein voller Erfolg: 2017 haben 218 Teddydocs insgesamt 1.116 Kuscheltiere versorgt.

Weitere Informationen:
Katharina Deike
teddydocs.erlangen@gmail.com
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25.05.2018 Medizin, die Gesichter verändert und Lebensqualität steigert 20. Informationsveranstaltung des Erlanger Lippen-Kiefer-Gaumenspalten-Zentrums
uni | mediendienst | aktuell Nr. 66/2018

Bereits zum 20. Mal findet am Samstag, 16. Juni 2018, das Symposium des Lippen-Kiefer-Gaumenspalten-Zentrums (Sprecher: Prof. Dr. Lina Gölz, Prof. Dr. Dr. Marco Kesting) des Universitätsklinikums Erlangen statt. Ärzte und Logopäden werden in ausgewählten wissenschaftlichen und praxisnahen Vorträgen das Themengebiet der Lippen-Kiefer-Gaumenspalten erörtern. Die Experten beantworten außerdem Fragen von Patienten und deren Familien. Darüber hinaus bietet die Veranstaltung für Betroffene einen hervorragenden Rahmen, um sich untereinander auszutauschen und auch mit Vertretern der Selbsthilfevereinigung für Lippen-Gaumen-Fehlbildungen e. V. – Wolfgang-Rosenthal-Gesellschaft in Kontakt zu treten. Der Informationstag beginnt um 10.30 Uhr im Hörsaal II der Zahn-Mund-Kieferklinik, Glückstraße 11, in Erlangen und endet um 14.00 Uhr. Der Eintritt ist frei.
 
Lippen-Kiefer-Gaumenspalten stellen mit einer Häufigkeit von einem betroffenen Neugeborenen auf 500 Geburten die häufigste Gesichtsfehlbildung dar. „Das Erlanger LKG-Zentrum blickt auf eine lange Tradition in der Behandlung von Patienten mit Spaltfehlbildungen zurück und bietet dank der engen interdisziplinären Vernetzung das gesamte Spektrum modernster Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten“, erklärt Prof. Gölz. Zu den beteiligten Fachdisziplinen gehören die Zahnklinik 3 – Kieferorthopädie (Direktorin: Prof. Dr. Lina Gölz), die Mund‑, Kiefer- und Gesichtschirurgische Klinik (Direktor: Prof. Dr. Dr. Marco Kesting), die Logopädie, die Phoniatrie und Pädaudiologie der Hals-Nasen-Ohren-Klinik – Kopf- und Halschirurgie (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro), das Universitäts-Perinatalzentrum Franken (Sprecher: Prof. Dr. Matthias Beckmann), die Kinder- und Jugendklinik (Direktor: Prof. Dr. Wolfgang Rascher) und das Humangenetische Institut (Direktor: Prof. Dr. André Reis).
 
Ärzte und Mitarbeiter des LKG-Zentrums und der beteiligten Kliniken begleiten die Patienten und ihre Familien von der Diagnosestellung in der Schwangerschaft bis ins junge Erwachsenenalter. „Wir unterstützen unsere Patienten in jeder Therapiephase mit dem grundlegenden Ziel, die Ernährung und Sprechfähigkeit sowie das Gehör zu rehabilitieren und zu normalisieren. Im Fokus stehen außerdem ästhetische Korrekturen“, sagt Prof. Kesting. Kinder mit Spaltfehlbildungen sollen sich von Geburt an möglichst unbeeinträchtigt entwickeln können. „Da das Krankheitsbild sehr viele verschiedene Formen annehmen kann, sind Behandlungsabläufe schwer standardisierbar und müssen individuell festgelegt werden.“
 
Interessierte Patienten und Angehörige, die an der Veranstaltung teilnehmen möchten, können sich über das Sekretariat der MKG-Chirurgie bis zum 7. Juni 2018 anmelden.
 
Weitere Informationen:
 
Katrin Förster
Tel.: 09131 85-33616
mkg-chirurgie@uk-erlangen.de
 
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16.05.2018 Die eine Pille zu viel? – Autofahren und Medikamente
uni | mediendienst | forschung Nr. 37/2018

Bestimmte Medikamente sind ein Risiko für sicheres Autofahren – das ist bekannt und gut untersucht. Was hingegen weitaus unklarer ist: Welche negativen Wechselwirkungen entstehen, wenn mehrere Medikamente kombiniert werden – wie es vor allem bei älteren Menschen häufig der Fall ist? Genau diese Frage will ein Forscherteam des Instituts für Psychogerontologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und des Zentrums für Altersmedizin des Klinikums Nürnbergs in der bundesweit bislang einzigartigen Studie „FahrMed“ in den kommenden sechs Monaten untersuchen.

„Die Einnahme dieses Medikaments kann das sichere Führen eines Kraftfahrzeugs beeinträchtigen.“ Diesen Satz hat wohl jeder schon einmal im Beipackzettel eines verordneten Medikaments gelesen. Die Tatsache, dass bestimmte Medikamente ein Risiko für das sichere Autofahren darstellen, ist nichts Neues. Weitaus weniger Klarheit herrscht dagegen darüber, welche negativen Wechselwirkungen aus der Kombination von mehreren Medikamenten – der sogenannten Polypharmazie – entstehen können. Bei bis zu vier eingenommenen Medikamenten liegt das Risiko für solch unerwünschte Nebenwirkungen bei etwa fünf Prozent, bei sechs verschiedenen Medikamenten liegt es bereits bei rund 20 Prozent und steigt ab sieben bis acht täglich eingenommenen Medikamenten auf über 30 Prozent.

Ältere Personen über 65 Jahre verwenden aufgrund der unterschiedlichsten Erkrankungen durchschnittlich vier bis sechs Präparate täglich, aber auch zehn bis 15 Medikamente sind keine Seltenheit. Ob diese Polypharmazie negative Folgen für die Fahrtüchtigkeit von Seniorinnen und Senioren hat, wollen Forscher des Instituts für Psychogerontologie der FAU unter der Leitung von Prof. Dr. Frieder R. Lang in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Altersmedizin des Klinikums Nürnberg unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. med. univ. Markus Gosch in einer Studie nachgehen.

Studienteilnehmer gesucht

Teilnehmen können aktive Autofahrerinnen und Autofahrer im Alter von 75 Jahren und älter, die täglich Medikamente einnehmen. Neben einer ausführlichen Untersuchung der zum sicheren Autofahren wichtigen Leistungsbereiche erhalten die Teilnehmer eine ausführliche ärztliche Beratung über ihre individuelle Medikation. Die Untersuchungsergebnisse werden selbstverständlich streng vertraulich behandelt und für die Studie anonymisiert. Interessierte können unter Tel.: 0911 / 5302-95115 bzw. per Mail an ipg-bega@fau.de Kontakt mit den Forschern aufnehmen.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Frieder Lang
FAU, Institut für Psychogerontologie
0911 / 5302-96115.
ipg-bega@fau.de

Univ.-Prof. Dr. med. univ. Markus Gosch (PMU Salzburg)
Klinikum Nürnberg
Tel.: 0911 / 398-2434
Markus.Gosch@klinikum-nuernberg.de

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14.05.2018 „Studienplatzklagen sind in anderen Fächern zu befürchten“
Preessenachnachricht der FAU

Hochschulrechtler Prof. Dr. Max-Emanuel Geis zu den Konsequenzen des NC-Urteils in der Medizin
Das 3. NC-Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 19. Dezember 2017 erklärte wesentliche Komponenten des geltenden Zulassungsrechts im Fach Medizin für verfassungswidrig. Hintergrund dieses Gerichtsurteils zum Numerus Clausus war die Klage mehrerer Bewerberinnen und Bewerber um einen Studienplatz im Fach Medizin. Welche Konsequenzen sich aus diesem Urteil ergeben, ist Thema des Deutschen Hochschulrechtstag, der an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) stattfindet. Organisiert wird die Tagung von Prof. Dr. Max-Emanuel Geis, Lehrstuhl für Deutsches und Bayerisches Staats- und Verwaltungsrecht an der FAU sowie Direktor der Forschungsstelle für Wissenschafts- und Hochschulrecht am Institut für Deutsches, Europäisches und Internationales Öffentliches Recht an der FAU. Er war im aktuellen NC-Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht Prozessbevollmächtigter der Stiftung für Hochschulzulassung in Dortmund und von 14 Bundesländern. Im Interview erläutert Professor Geis mögliche Konsequenzen des NC-Urteils.

Prof. Geis, was für Schwierigkeiten und Herausforderungen stellen sich jetzt für den Gesetzgeber?

Das erste Problem ist schon, wer eigentlich „der Gesetzgeber“ ist, der jetzt in der Pflicht steht. Bislang beruht das Hochschulzulassungsrecht im Bereich der Medizin auf dem insoweit immer noch geltenden Hochschulrahmengesetz, das einen Staatsvertrag der Bundesländer vorsieht, den diese in ihrem Landeshochschulrecht umzusetzen haben. Seit der Föderalismusreform I von 2006 besitzt allerdings auch der Bund nach Art. 74 Abs. 1 Zf. 33 GG eine konkurrierende Gesetzgebungs-kompetenz für eine (bundesweit einheitliche) Regelung der Hochschulzulassung, von der er allerdings bislang keinen Gebrauch gemacht hat. Derzeit ist nicht ersichtlich, ob er das überhaupt erwägt.

Damit bleibt der Ball im Spielfeld der Länder. Die große Herausforderung liegt weniger darin, verfassungskonforme Kriterien neu zu erfinden, da in vielen Bundesländern taugliche Systeme seit Langem praktiziert werden. Spannend ist hingegen, ob es innerhalb der vom Bundesverfassungsgericht gegebenen Frist bis Ende 2019 gelingt, sich auf einen gemeinsamen Katalog zu einigen – die Kultusministerkonferenz gehört bekanntlich nicht zu den schnellsten Lokomotiven der Politik – und den vom Gericht als unabdingbar vorausgesetzten, aber in der Praxis hochkomplexen IT-Einsatz rechtzeitig für das Massenverfahren tauglich zu machen.


Das Urteil gilt für die Medizin, doch gibt es viele weitere NC-beschränkte Fächer. Wird es auch da zu Gesetzesänderungen kommen?


Das Urteil gilt zwar de jure nur im Bereich der (Human-) Medizin. Die Fragen sind jedoch nicht auf die Medizin beschränkt, sondern gelten für alle Bereiche, in denen der kapazitären Verfügbarkeit von Studienplätzen eine höhere Anzahl an Bewerbungen gegenübersteht. In diesem Fall sind Beschränkungen des grundrechtlichen Anspruchs auf die Freiheit der Ausbildung und die freie Wahl der Ausbildungsstätte (Art. 12 Abs. 1 GG) unumgänglich. Da allerdings zu befürchten ist, dass die Länder zunächst im geltenden System verharren werden, wird es irgendwann auch in anderen Fächern zu entsprechenden Studienplatzklagen kommen. Solche sind insbesondere BWL, Psychologie und weitere Fächer, in denen ein strenger Numerus Clausus herrscht. Auch andere medizinische Fächer (insb. die Zahnmedizin) sind natürlich Kandidaten, wobei in solchen die Frage von Eignungstests und Auswahlgesprächen durchaus anders zu bewerten sein kann.


Welche Bedingungen müssen Alternativkriterien erfüllen, damit diese gesetzeskonform sind?

Zum einen: Das Bundesverfassungsgericht hat die Abiturnote als maßgebliches Kriterium nicht verworfen, sondern nur weitere Forderungen hinsichtlich der Vergleichbarkeit aufgestellt. Hier stecken allerdings Tücken im Detail: Eine Bildung von Länderquoten wie in allgemeinen Auswahlverfahren ist in den Auswahlverfahren der Hochschulen wegen der viel geringeren Studienplatzzahl nicht praktikabel und können zu reinen Zufallstreffern führen. Hier müssen andere Mechanismen gefunden werden.

Zum zweiten: Im Auswahlverfahren an den Hochschulen fordert das Gericht neben der Abiturnote mindestens ein weiteres notenunabhängiges Kriterium wie standardisierte Eignungstests oder Auswahlgespräche. Letztere müssen normiert und strukturiert sein, um subjektive Bevorzugungen oder Benachteiligungen möglichst auszuschließen. Auch die Frage der Zeitkapazität für die Auswahlverfahren spielt dabei sicherlich eine Rolle, wenn eine medizinische Fakultät nicht durch wochenlange Gesprächsrunden lahmgelegt werden soll. Freilich darf auch nicht übersehen werden, dass an den meisten Universitäten diese Anforderungen schon heute erfüllt werden: Lediglich im Staatsvertrag hat dies noch keinen adäquaten Niederschlag gefunden. Das Gericht hat aber weder verlangt, das bundesweit bzw. innerhalb der Länder zwingend einheitliche Kriterien aufgestellt werden. Jede Fakultät könnte also die Frage der notenunabhängigen Auswahlkriterien individuell regeln. Wichtig ist nur, dass die möglichen Kriterien im Hochschulrecht in einem Auswahlkatalog normiert sind; eine freie Schöpfung allein durch die Hochschule oder Fakultät ist nicht möglich.

Zum dritten hält das Gericht eine Wartezeit, die „dritte Säule“ des Zulassungssystems, von mehr als vier Jahren für verfassungswidrig, wobei diese Aussage eher dezisionistisch daherkommt (das gehört auch zu den dogmatisch schwächsten Passagen des Urteils). Doch lässt das Gericht auch recht eindeutig durchblicken, dass die Wartezeitregelung von Verfassungs wegen weder zwingend geboten noch unzulässig ist. Sie könnte in einem novellierten Zulassungssystem also auch entfallen und die frei werdende Quote auf die anderen beiden Quoten verteilt werden. Dies wird derzeit stark diskutiert.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Max-Emanuel Geis
Tel.: 09131/22818
Max-Emanuel.Geis@fau.de

Selbstverständlich steht es Ihnen frei, den Beitrag journalistisch zu verwerten. Schauen Sie doch einfach mal auf unserer Rubrik "Nachgefragt" vorbei - dort finden Sie Meinungsbeiträge von Wissenschaftlern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zu aktuellen Themen aus Gesellschaft, Politik und Wissenschaft: http://blogs.fau.de/news/category/fau-aktuell/nachgefragt/       


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14.05.2018 Das schwache Herz - Patientenkongress zum Europäischen Tag der Herzschwäche
uni | mediendienst | aktuell Nr. 63/2018

Ursache und Therapiemöglichkeiten der Herzinsuffizienz: Zu dieser Informationsveranstaltung lädt das Universitäts-Herzzentrum Erlangen des Universitätsklinikums Erlangen im Rahmen des Europäischen Tags der Herzschwäche (Heart Failure Awareness Day) ein. Experten der Medizinischen Klinik 2 – Kardiologie und Angiologie (Direktor: Prof. Dr. Stephan Achenbach) und der Herzchirurgischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Michael Weyand) referieren am Dienstag, 15. Mai 2018, ab 18.00 Uhr in den Hörsälen Medizin, Ulmenweg 18, rund um das Thema Herzschwäche. Der Eintritt ist frei.

Die Themen des Patientenkongresses sind Ursachen und Therapie der Herzschwäche, der aktuelle Stand zu Herztransplantation und Kunstherz sowie Sport und Lebensführung bei Herzschwäche. Ende der Veranstaltung ist gegen 20.00 Uhr.

Herzschwäche – eine unbekannte Erkrankung

Bei einer Herzschwäche pumpt das Herz nicht mehr richtig und kann deshalb Körper und Organe nur unzureichend mit Blut sowie Sauerstoff versorgen. Typische Symptome sind Luftnot, Erschöpfung, Wassereinlagerungen und Rhythmusstörungen. Obwohl die Herzinsuffizienz die häufigste Ursache für eine Krankenhauseinweisung in Deutschland ist, ist die Krankheit nur wenig im öffentlichen Bewusstsein. Um die Bevölkerung besser darüber zu informieren, Symptome, Ursachen sowie Behandlungsmöglichkeiten bekannt zu machen und, wo möglich, der Erkrankung vorzubeugen, wurde der Europäische Tag der Herzschwäche ins Leben gerufen, welcher dieses Jahr zum achten Mal stattfindet. Bundesweit werden in Zusammenarbeit mit vielen Kliniken und der Deutschen Herzstiftung e. V. unter Koordination des Kompetenznetzes Herzinsuffizienz und des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz zahlreiche Veranstaltungen angeboten. Weitere Informationen zum Programm des Universitäts-Herzzentrums Erlangen: www.medizin2.uk-erlangen.de

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Stephan Achenbach, Tel.: 09131 85-35301, E-Mail:  med2-info@uk-erlangen.de


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09.05.2018 Die eine Pille zu viel? – Autofahren und Medikamente (FahrMed
uni | mediendienst | aktuell Nr. 59/2018

Alternsforscher untersuchen Wirkung von Mehrfachmedikation auf ältere Autofahrer – Einladung zum Pressegespräch

Bestimmte Medikamente sind ein Risiko für sicheres Autofahren – das ist bekannt und gut untersucht. Was hingegen weitaus unklarer ist: Welche negativen Wechselwirkungen entstehen, wenn mehrere Medikamente kombiniert werden wie es vor allem bei älteren Menschen häufig der Fall ist? Genau diese Frage will ein Forscherteam des Instituts für Psychogerontologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und des Zentrums für Altersmedizin des Klinikums Nürnbergs in einer bundesweit bislang einzigartigen Studie untersuchen.

Am Mittwoch, 16. Mai, laden die Wissenschaftler zu einem Pressegespräch ein
um 14:00 Uhr
im Zentrum für Altersmedizin,
Klinikum Nürnberg Standort Nord
Haus 10 EG rechts, Zi. 77, Prof.-Ernst-Nathan-Str. 1, 90419 Nürnberg.

Als Gesprächspartner sind vor Ort:

Prof. Dr. Frieder Lang, Institut für Psychogerontologie der FAU
Univ.-Prof. Dr. med. univ. Markus Gosch , Chefarzt der Klinik für Innere Medizin 2, Schwerpunkt Geriatrie, Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, im Klinikum Nürnberg

Bitte geben Sie uns bis 14. Mai unter ipg-bega@fau.de Bescheid, ob wir mit Ihrem Kommen rechnen dürfen.

Informationsveranstaltung für potenzielle Teilnehmer am 16. Mai von 14:30 bis 16:00 Uhr

Im Anschluss an das Pressegespräch laden die Studienleiter Interessierte sowie potenzielle Teilnehmerinnen und Teilnehmer von 14.30 Uhr bis 16.00 Uhr zu einer Informationsveranstaltung ein, in der sie das Projekt vorstellen. An der Studie teilnehmen können aktive Autofahrerinnen und Autofahrer im Alter von 75 Jahren und älter, die täglich Medikamente einnehmen.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Frieder Lang
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09.05.2018 Schwerpunkt Digitalisierung
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

„Mehr als zwei Drittel der über 16-Jährigen nutzen heute das Internet und Onlineplattformen zur Beschaffung gesundheitsrelevanter Informationen. Neben der Informationsflut entwickeln sich auch die Technologien in der Medizin weiter“, schreibt Dr. Wolfgang Rechl, Vizepräsident der Bayerischen Landesärztekammer in der Maiausgabe 2018 des Bayerischen Ärzteblattes. Bereits heute falle es schwer die Übersicht zu behalten. Doch: Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie sei nach wie vor der erstmalige persönliche Arzt-Patienten-Kontakt. Bisher durfte eine Videosprechstunde bundesweit nur bei bekannten Patienten durchgeführt werden. Da-mit ist die ausschließliche Fernbehandlung nach § 7 Abs. 4 der (Muster-)Berufsordnung für die in Deutschland tätigen Ärzte berufsrechtlich untersagt. In Baden-Württemberg kann die ärztliche Behandlung – ausschließlich über Kommunikationsnetze – nach einer Genehmigung durch die Landesärztekammer für Modellprojekte gestattet werden.

Auf dem 121. Deutschen Ärztetag in Erfurt werden wir das Thema diskutieren. „Wir sehen vor allem die Notwendigkeit einer Digitalisierungsstrategie, die unter anderem ethische Grundlagen zum Umgang mit neuem Wissen und Methoden schafft, die Rolle digitaler Methoden in der Gesundheitsversorgung sowie Grundsätze des Datenschutzes definiert und Antworten auf offene Finanzierungsfragen bietet“, schreibt Rechl. Und weiter: „Als not-wendig erachten wir auch die Einführung eines bundeseinheitlichen Güte-siegels von sogenannten Gesundheits-Apps, das zum Schutz der Patienten Datensicherheit und Datenzuverlässigkeit gewährleisten soll. Digitale Gesundheitsanwendungen sollten analysiert und im Hinblick auf Wirksamkeit, Unbedenklichkeit und medizinische Qualität bewertet werden“.

Hinsichtlich des Themas Fernbehandlung schaut auch Vize Rechl gespannt nach Erfurt. So sei denkbar, dass eine ausschließliche Beratung oder Behandlung auf Facharztniveau über elektronische Kommunikati-onsmedien erlaubt werde, wenn dies im Einzelfall ärztlich vertretbar sei. Voraussetzung dabei müsse jedoch sein, dass der Patient über die „Besonderheiten“ einer reinen Onlinebehandlung aufgeklärt werde, die Onlinebehandlung eine unmittelbare ärztliche Behandlung nicht ersetze und der Arzt alle Befunde und Behandlungen sorgfältig dokumentiere.

Mehr zu „Schwerpunkt Digitalisierung“ lesen Sie in der Ausgabe 5/2018 des Bayerischen Ärzteblattes unter www.bayerisches-ärzteblatt.de.

Pressestelle
Bayerische Landesärztekammer
Pressestelle
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81677 München
Telefon: 089 4147-268
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08.05.2018 121. Deutscher Ärztetag in Erfurt eröffnet
Pressemitteilung der Bundesärztekammer

Berlin, 08.05.2018 - Mit Kritik in der Sache, aber auch mit einem klaren Bekenntnis zur konstruktiven Zusammenarbeit mit der Politik, hatheute Bundesärztekammerpräsident Prof. Dr. Frank Ulrich
Montgomery den 121. Deutschen Ärztetag in Erfurt eröffnet.
Montgomery betonte die Bereitschaft der Ärzteschaft, bei den anstehenden Reformen Verantwortung zu übernehmen undreklamierte eine Beteiligung der Ärzteschaft an den vorgesehenen Expertenkommissionen zur Sektorenübergreifenden Versorgung sowie zu Gebührenordnungsfragen. „Wir brauchen hier die Expertise derjenigen, die im Gesundheitswesen tätig sind. Gemeinsam mit der
Politik können wir viel bewegen“, sagte Montgomery in seiner Eröffnungsrede vor rund 1.000 Delegierten und Gästen des Ärztetages.
Der Bundesärztekammerpräsident begrüßte die von derBundesregierung geplanten Maßnahmen zur Verbesserung derPersonalsituation in der Pflege, insbesondere die vorgesehene Refinanzierung von Tarifsteigerungen. Dieser Schritt sei jedoch nicht nur für die Pflege dringend erforderlich, sondern für alle Beschäftigten in den Kliniken, auch für die „jungen Ärztinnen und Ärzte, die unter die arzt-spezifischen Tarifverträge fallen“, stellte Montgomery klar.
Angesichts des Fachkräftemangels müsse ein so reiches Land wie Deutschland mehr unternehmen, damit die Berufe im Gesundheitswesen wieder attraktiver werden.
Deutliche Kritik äußerte Montgomery an den geplanten Reformmaßnahmen im ambulanten Bereich. Mit Blick auf die vorgesehene Erhöhung der Pflichtsprechstundenzahl erinnerte er an die ohnehin schon enorme Arbeitsbelastung der Vertragsärzte in einem budgetierten System. Wenn die Politik steuernd eingreifen wolle, sollte sie sich fragen, ob sie ausschließlich beim Arzt ansetzen sollte.

Mit Blick auf die nach wie vor ungelösten Probleme in den häufig völlig überlasteten Notfallambulanzen forderte der BÄK-Präsident: „Man muss die Patienten steuern, damit das knapp gewordene Gut ‚Arztstunden‘ denen zugutekommt, die es wirklich benötigen.“ Das jüngst verabschiedete Notfallkonzept des Gemeinsamen Bundesausschusses bringe jedoch weder mehr Ärzte, noch mehr Kapazitäten für notleidende Patienten.
Montgomery erneuerte seine Forderung an die Bundesländer, zusätzliche Studienplätze in der Humanmedizin zu finanzieren. „Arztstunden, ja Ärzte insgesamt sind knapp geworden.“ Es sei auch kein Ausweg, Ärztinnen und Ärzte aus dem Ausland nach Deutschland zu holen, um Versorgungslücken zu schließen. „Diese Kollegen sind uns sehr willkommen“, stellte er klar. Sie fehlten aber in ihren Herkunftsländern, außerdem müsse für eine Tätigkeit in Deutschland neben der Sprachprüfung auch eine intensive Prüfung der medizinischen Kenntnisse erfolgen. Der Deutsche Ärztetag werde die Forderung diskutieren, dass alle Ärztinnen und Ärzte aus Drittstaaten für eine Tätigkeit in Deutschland ein deutsches Staatsexamen ablegen müssen, kündigte er an. Der Patientenschutz gebiete Qualitätsnachweise zum Kenntnisstand.
Ein weiteres Thema, das in den vergangenen Wochen und Monaten intensiv diskutiert wurde, ist der Umgang mit dem Paragraphen 219a (Verbot von Werbung für Abtreibungen). Montgomery warnte vor einer erneuten Grundsatzdebatte über Abtreibung und sprach sich stattdessen für pragmatische Lösungen aus. Denkbar sei ein leicht zugängliches Internetportal, betrieben von einer unabhängigen Institution im gesetzlichem Auftrag, über das sich Frauen über den Eingriff als solchen, die gesetzlichen Rahmenbedingungen, die Beratungsinstanzen und auch über die Ärztinnen und Ärzte
informieren können, die den Eingriff vornehmen. „Hilfe für Menschen in Not: Das muss unser Ziel sein“, sagte der BÄK-Präsident.
Mit besonderer Spannung erwartet werden die Ärztetagsberatungen zur ausschließlichen Fernbehandlung. Der letztjährige Deutsche Ärztetag hatte der Bundesärztekammer einen Prüfauftrag für eine mögliche Änderung der (Muster-)Berufsordnung erteilt. „Wenn nicht wir diese Behandlungsform gestalten, wird sie wohl dennoch zu uns kommen“, sagte Montgomery mit Blick auf entsprechende Angebote zur Fernbehandlung aus dem Ausland. Er forderte in diesem Regelungsbereich ein Vorgehen mit „Augenmaß“, bei dem Patientensicherheit, Datenschutz, aber auch die rechtliche Sicherheit des Arztes gewährleistet sind.
Die 250 Abgeordneten des Deutschen Ärztetages befassen sich bis Freitag mit gesundheits-, berufs- und sozialpolitischen Themen. Dabei wird neben der Novelle der (Muster-)Weiterbildungsordnung und der Gebührenordnung für Ärzte die Versorgung psychisch kranker Menschen beraten. „Die Abgeordneten werden sich gemeinsam mit namhaften Referenten den Möglichkeiten ärztlicher Psychotherapie im Hinblick auf Diagnostik, Therapie und Prävention widmen und Versorgungskonzepte diskutieren“, kündigte der BÄK-Präsident an.
Folgen Sie der Bundesärztekammer und dem Deutschen Ärztetag unter #daet2018 auch auf Twitter und halten Sie sich über die Diskussionen auf dem Laufenden.
Druckfähige Fotos von der Eröffnungsveranstaltung stehen am 8. Mai 2018 ab ca. 15.00 Uhr unter www.aerzteblatt.de/bildservice zum kostenlosen Download zur Verfügung.
Pressemitteilung der Bundesärztekammer
Diese Pressemitteilung finden Sie auch im Internet unter www.bundesaerztekammer.de
Seite 4 von 4
Die Rede von Bundesärztekammer-Präsident Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery zur Eröffnung finden Sie unter:

http://www.bundesaerztekammer.de/aerztetag/121-deutscher-aerztetag-2018/eroeffnungsrede-prof-montgomery/

Pressemitteilung
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Pressestelle der
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Alexander Dückers
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08.05.2018 Wissenschaft auf AEG: Warum unsere Vorstellungen vom Älterwerden dazu beitragen, wie gesund wir älter werden und wie lange wir leben
FAU: Meldungen und Termine

Viele Menschen können heutzutage erwarten, dass sie ein hohes Alter erreichen werden. Dies geht meist mit dem Wunsch einher, bei möglichst guter Gesundheit alt zu werden. Die Gene tragen nur zu rund einem Viertel dazu bei, wie gesund Menschen sind, während der Lebensstil eine viel größere Rolle für die Gesundheit spielt. Wie Menschen leben und was sie für ihre Gesundheit tun, ist mit dadurch bestimmt, welche Vorstellungen sie vom Älterwerden haben. Erwarte ich zunehmende Verluste, habe ich weiterhin viele Pläne? Der Vortrag von Prof. Dr. Susanne Wurm, Lehrstuhl für Psychogerontologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), am 14. Mai auf dem Energie Campus Nürnberg stellt die Rolle von solchen Altersbildern für die Gesundheit vor und erläutert, wie man seinen eigenen negativen Altersstereotypen auf die Schliche kommen kann – der Gesundheit zuliebe.

Der Vortrag ist Teil der Vortragsreihe „Wissenschaft auf AEG“. Weitere Informationen und Termine zu der Reihe gibt es unter

https://www.fau.de/universitaet/das-ist-die-fau/veranstaltungen/wissenschaft-auf-aeg/.


Informationen:

Dr. Sebastian Teichert, Tel. 09131/85-26337, sebastian.teichert@fau.de
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08.05.2018 Presseeinladung: 13. Deutscher Hochschulrechtstag 2018 - Über das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Numerus Clausus im Fach Medizin
uni | mediendienst | aktuell Nr. 58/2018

Am 15. Mai steht auf dem Deutschen Hochschulrechtstag, der dieses Jahr von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) veranstaltet wird, das 3. NC-Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 19. Dezember 2017 auf der Tagungsagenda. Dieses erklärte wesentliche Komponenten des geltenden Zulassungsrechts im Fach Medizin für verfassungswidrig. Die sich daraus ergebenden Konsequenzen werden auf dem Deutschen Hochschulrechtstag erörtert.
Dazu laden wir Vertreterinnen und Vertreter der Medien herzlich ein:

Dienstag, 15. Mai, ab 11 Uhr,
in der Orangerie der FAU, Schlossgarten 1, 91054 Erlangen

Hintergrund des Gerichtsurteils zum Numerus Clausus war die Klage mehrerer Bewerberinnen und Bewerber um einen Studienplatz im Fach Medizin. Für die Umsetzung seiner Rüge hat das Bundesverfassungsgericht dem Gesetzgeber eine Frist bis Ende 2019 eingeräumt. Welche Konsequenzen ergeben sich aus dem Urteil? Wie sind zukünftig rechtskonforme Auswahlkriterien zu gestalten? Hat das Urteil auch für andere kapazitätsbegrenzte Studienfächer Wirkung? Diese und weitere Fragen werden von Referentinnen und Referenten aus verschiedenen Blickwinkeln erörtert. In zwei Diskussionsrunden erhält auch das Publikum Gelegenheit zur Teilnahme.

Das Tagungsprogramm finden Sie unter:
http://www.hochschulrechtstag.de/downloads/files/ProgrammHRT2018.pdf
Bitte teilen Sie uns bis 14. Mai per E-Mail an max-emanuel.geis@fau.de mit, ob wir mit Ihrem Kommen rechnen dürfen.
Weitere Informationen:
Ingrid Mümmler, Tel.: 09131/85-29373, max-emanuel.geis@fau.de

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02.05.2018 Neue Hoffnung für Patienten mit Depressionen und Angst
uni | mediendienst | forschung Nr. 30/2018

FAU-Forscher entdecken starken Zusammenhang von Depressionen und Angsterkrankungen mit einer chronischen Erkrankung der Schilddrüse
Es besteht ein starker Zusammenhang von Depressionen und Angsterkrankungen mit der Autoimmunthyreoiditis (AIT), einer chronischen Erkrankung der Schilddrüse, die etwa 10 Prozent der Bevölkerung betrifft. Eine spezielle Therapie könnte vielen Betroffenen – vor allem Frauen – helfen. Dies haben Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) nachgewiesen. Die Ergebnisse wurden nun im international führenden Psychiatriemagazin „JAMA Psychiatry“ der American Medical Association veröffentlicht.*

Depressionen und Angststörungen zählen weltweit zu den häufigsten psychiatrischen Erkrankungen. Allein in Deutschland wurden – nach Angaben des Statistischen Bundesamts – im Jahr 2016 mehr als 260.000 Patientinnen und Patienten aufgrund einer Depression vollstationär im Krankenhaus behandelt.

Selbst zahlreiche Fälle untersucht

Einen starken Zusammenhang von Depression und Angsterkrankungen mit der Autoimmunthyreoiditis (AIT) hat Dr. Teja Wolfgang Grömer, niedergelassener Arzt in Bamberg und Privatdozent am Lehrstuhl für Psychiatrie und Psychotherapie der FAU, unterstützt durch Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. Johannes Kornhuber und Wissenschaftlern der Psychiatrischen Klinik der Universität Bonn nun nachgewiesen. „Ich habe in meiner Sprechstunde inzwischen viele hundert Menschen mit Depression und Angst gesehen“, berichtet der Psychiater und ehemalige Max-Planck-Forscher. „Ende 2015 fiel mir der starke Zusammenhang zwischen AIT und den beiden Krankheiten, insbesondere wenn beide vorliegen, auf. Ich plante eine Forschungsarbeit, da es bei mehr als jedem zweiten Fall von Angst und Depression – und nur in diesen Fällen, nicht bei anderen Erkrankungen – zu einem positiven Antikörpernachweis kam.“ Daraufhin erarbeitete der Forscher mit Unterstützung einer Studentin im Fach Psychologie an der Universität Bamberg, Eva-Maria Siegmann, und den Mitautoren eine systematische Übersichtsarbeit zum gegenwärtigen Forschungsstand und berechnete auch statistisch die Stärke des Zusammenhangs. Für seine Metastudie kombinierte der Psychiater 21 voneinander unabhängige Studien mit insgesamt 36.174 Teilnehmern. Davon litten 35.168 an Depressionen, 34.094 an Angsterkrankungen.

Erstdiagnose von Autoimmunthyreoiditidis

„Die meisten Patienten zeigten sich durch die Stellung der Diagnose befreit“, betont Dr. Grömer, „denn oft hatten sie vorher keine Erklärung für ihr Krankheitsbild.“ Bei einer Autoimmunthyreoiditidis kommt es zu einer anhaltenden Entzündung der Schilddrüse, deren Hormone sowohl den Stoffwechsel und zellulären Energiehaushalt als auch die gefühlte Energie und die Psyche beeinflussen. AIT führt bei Betroffenen zu spezifischen psychischen Symptomen, unter anderem innerer Unruhe, Anspannung und Erschöpfung. Meist erkranken Menschen zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr, Frauen sind wesentlich häufiger betroffen als Männer. Da der Beginn der Erkrankung oft mit den Wechseljahren zusammenfällt und normalerweise keine Schmerzen verursacht, wird die Schilddrüsenentzündung jedoch leicht übersehen oder als „Wechseljahrsbeschwerden“ oder eben als reine Depression oder Angst fehlgedeutet.

Große Zahl von Betroffenen

Tatsächlich zeigte sich in der Berechnung, dass das Risiko für einen Patienten mit AIT für eine Depression 3,5-fach erhöht ist, bei der Diagnose Angst 2,3-fach. Dies klingt zunächst moderat, da alle drei Erkrankungen aber sehr häufig sind, ergibt sich daraus, dass mehr als 40 Prozent der Depressionen und 30 Prozent der Angsterkrankungen bei Patienten mit AIT vorkommen. In seinem Artikel beschreibt Dr. Grömer ausführlich ein Modell der Erkrankung.

Erkennt der behandelnde Arzt die Zusammenhänge, so wird im Artikel anhand umfassender Literaturrecherche beschrieben, kann er eine spezielle Therapie anwenden und frühzeitig gewichtsneutrale Antidepressiva sowie das Spurenelement Selen zur Behandlung einsetzen. Wesentlich ist auch die umfassende Information der Patienten. Dr. Grömer empfiehlt daher, bei allen Patienten mit Depression und Angst ein Screening für AIT mit der Bestimmung von Antikörpern durchzuführen. Darüber hinaus müssten in künftigen psychiatrischen Forschungsarbeiten zu Depression oder Angst die AIT-Erkrankten eine eigene Gruppe darstellen, um die Zusammenhänge noch näher zu beleuchten.

*doi:10.1001/jamapsychiatry.2018.0190

Weitere Informationen:
PD Dr. med. Teja Wolfgang Grömer
fogroemer@gmail.com
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30.04.2018 Brücken schlagen zwischen Forschung und Versorgung - Prof. Dr. Holger Hackstein ist der neue Leiter der Erlanger Transfusionsmedizin
uni | mediendienst | aktuell Nr. 55/2018

Neue Aufgaben für ihn und frische Impulse für das Universitätsklinikum Erlangen: Prof. Dr. Holger Hackstein übernahm jetzt die Leitung der Transfusionsmedizinischen und Hämostaseologischen Abteilung. Er löst Prof. Dr. Reinhold Eckstein ab, der der Abteilung 26 Jahre lang vorstand. Prof. Hackstein prägte zuvor maßgeblich die Entwicklung der Transfusionsmedizin am Universitätsklinikum Gießen und Marburg – zuletzt als stellvertretender Direktor. Am Uni-Klinikum Erlangen legt er seinen Schwerpunkt auf die Verzahnung von Patientenversorgung und Forschung sowie auf den Ausbau der Blutspende. Sein Ziel: die Selbstversorgung des Uni-Klinikums Erlangen mit Blutprodukten.

Selbst die modernste Spitzenmedizin kommt heute nicht ohne Blut aus. Vor allem in Krankenhäusern wie dem Uni-Klinikum Erlangen, wo große Herz- und Tumoroperationen sowie Chemo- und Strahlentherapien an der Tagesordnung sind, ist der Bedarf an Blutbestandteilen für die Patienten enorm. Eine lückenlose Versorgung durch die Transfusionsmediziner ist daher unverzichtbar. In seinem neuen Amt möchte Prof. Hackstein vor allem interne Brücken schlagen: „Indem wir unsere Patientenversorgung und Forschung einander näherbringen, beschleunigen wir den Wissenstransfer zugunsten unserer Patienten und Mitarbeiter“ betont er. „Die Verknüpfung dieser beiden Seiten ist eine der größten Herausforderungen an die moderne Medizin. Ich freue mich, diese Aufgabe in Erlangen anzugehen.“

Prozessoptimierung in der Gerinnungsambulanz

Die meisten Patienten bekommen von der Arbeit der Transfusionsmediziner wenig mit – und doch sind die Blut- und Gerinnungsexperten bei jeder Operation und vielen Immuntherapieverfahren direkt beteiligt. In der Gerinnungsambulanz helfen sie außerdem Menschen mit angeborenen Gerinnungsstörungen oder einer Thromboseneigung. „Unsere Gerinnungssprechstunde wird in Zukunft weiter ausgebaut“, sagt Holger Hackstein. „Wir werden die Wartezeiten verkürzen, mehr Räumlichkeiten anbieten und die Terminvergabe optimieren.“
 
Die Blutspende auf eigenen Beinen

Ein ebenfalls unersetzlicher Baustein ist die Blutspende. Ob Vollblut- oder Spezialspende, bei der nur einzelne Blutbestandteile wie Erythrozyten, Plasma oder Thrombozyten gewonnen werden – am Uni-Klinikum Erlangen sorgen die Transfusionsmediziner für eine sofortige Bereitstellung sowie für die Aufbereitung und Lagerung der kostbaren Produkte. „Aktuell ist unser Bedarf so hoch, dass wir derzeit noch Blutprodukte hinzukaufen müssen“, erklärt Prof. Hackstein. Eines seiner größten Projekte ist deshalb der Ausbau der Blutspende, vor allem im Hinblick auf die weitere Entwicklung: „Durch den demografischen Wandel sind immer weniger Menschen spendefähig, während die Nachfrage nach Blutkonserven steigt. Einen wichtigen ersten Schritt gehen wir mit einem bereits bewilligten Neubau. Dort haben wir deutlich mehr Platz als aktuell in der Schillerstraße und können noch mehr Spender gleichzeitig empfangen. Langfristig strebe ich eine Selbstversorgung des Uni-Klinikums Erlangen an – also die Bereitstellung aller benötigten Blutbestandteile ohne hinzukaufen zu müssen. Ein anspruchsvolles Ziel, das aber nicht unmöglich ist.“

Neue Ansätze und Räume für die Forschung

Auch der Forschungsbereich erhält bald neue Räumlichkeiten: Die Labors und Arbeitsplätze für die Transfusionsmedizin im Translational Research Center sind jetzt bezugsbereit. Die Stellenausschreibungen für Forschungsgruppen laufen. „Die Erlanger Transfusionsmedizin ist bereits eine der führenden deutschen Einrichtungen auf ihrem Gebiet. Um diese Rolle auch in Zukunft zu sichern, müssen wir uns wissenschaftlich stärker engagieren“, erklärt Prof. Hackstein. „Ich lege viel Wert auf zukunftsweisende Ideen, die interdisziplinär mit weiteren klinischen Einrichtungen verknüpft sind. Außerdem müssen die Ansätze translational, also schnell in die Klinik überführbar sein.“ Er selbst wirkte am Uni-Klinikum Gießen und Marburg an der Entwicklung einer neuen Therapieform mit: Bei der Miniphotopherese werden Medikamente im Blut durch UV-Licht aktiviert. „In dieser neuen Form eignet sich das Immuntherapieverfahren auch für knochenmarkstransplantierte Kinder und Jugendliche, denen mit herkömmlichen Verfahren nicht geholfen werden kann. Die Behandlung ist deutschlandweit stark nachgefragt und ich möchte sie unseren Patienten möglichst bald auch in Erlangen anbieten können.“

Entwicklungspotenzial erkennen und ausschöpfen

Bevor Prof. Hackstein die Erlanger Transfusionsmedizin und den zugehörigen Lehrstuhl an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg übernahm, begleitete er zunächst als leitender Oberarzt, später als stellvertretender Direktor der Transfusionsmedizin, die Fusion der beiden Uni-Kliniken Gießen und Marburg. So bekam er die Möglichkeit, aktiv den Ausbau der Einrichtung mitzuprägen. Zuvor arbeite Holger Hackstein zweieinhalb Jahre lang am Thomas E. Starzl Transplantation Institute der University of Pittsburgh, USA, und leitete das Gießener Stammzelllabor. Seine experimentellen Arbeiten zur funktionellen Modulation dendritischer Zellen des Immunsystems sind mit renommierten Preisen verschiedener Fachgesellschaften, unter anderem mit dem Rudolf-Pichlmayr-Preis der Deutschen Transplantationsgesellschaft, ausgezeichnet worden. Zusätzlich absolvierte er ein betriebswirtschaftliches Studium, das er mit einem „Master of Business Administration“ abschloss.


Weitere Informationen:
Prof. Dr. Holger Hackstein
Tel.: 09131/85-36972
trans-sekretariat@uk-erlangen.de  

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30.04.2018 Besser gerüstet im Kampf gegen Lungenkrebs
uni | mediendienst | forschung Nr. 29/2018

FAU-Wissenschaftler entdecken neuen Ansatz für die Therapie von Lungenkrebs
Lungenkrebs ist die dritthäufigste Krebserkrankung in Deutschland, sowohl Männer wie auch Frauen erkranken daran. Doch Immuntherapien sind nur in 20 Prozent der Fälle erfolgreich. Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben eine spezielle Schaltstelle entdeckt, die das Tumorwachstum bei Lungenkrebs reguliert. Dies eröffnet neue Möglichkeiten bei der Behandlung von Lungenkrebspatienten. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Oncoimmunology veröffentlicht.*
Das Immunsystem bekämpft nicht nur Krankheitserreger, sondern ist auch fähig, krankhaft veränderte Zellen zu erkennen und zu beseitigen. „Manchmal antwortet das Immunsystem auf den Lungenkrebs, manchmal versagt die körpereigene Immunabwehr – und der Krebs gewinnt“, sagt Prof. Dr. Susetta Finotto, Leiterin der Molekular-Pneumologischen Abteilung des Universitätsklinikums Erlangen. Warum bei Lungentumorpatienten die Immunantwort ausgeschaltet ist, ist bislang nicht hinreichend erforscht.
Auf Tumorzellen reagiert der Körper normalerweise mit einer Immunantwort. Zur Tumorabwehr trägt dabei ein wichtiges Signalmolekül bei, der sogenannte Transkriptionsfaktor T-bet, wobei T-Helferzellen der Gruppe 1 (Th1-Zellen) und CD8 T-Zellen (die Tumorzellen bekämpfen) gebildet werden. Fehlt in Immunzellen T-bet, wächst der Lungentumor. Dies hat das Wissenschaftlerteam um Prof. Dr. Susetta Finotto bereits in früheren Untersuchungen nachgewiesen.

In einer aktuellen Studie untersuchte nun Dr. Katharina Kachler im Rahmen ihrer Dissertation im Team von Prof. Susetta Finotto die Rolle von sogenannten T-reg-Zellen bei Lungenkrebs genauer. Durchgeführt wurde die translationale Studie in Kooperation mit Dr. Denis Trufa und Prof. Dr. Horia Sirbu, beide von der Thoraxchirurgischen Abteilung des Universitätsklinikums Erlangen.

T-reg-Zellen sind bei der Regulierung des Immunsystems von besonderer Bedeutung. Während T-reg-Zellen bei der Verhinderung von Entzündungsreaktionen der Lunge eine wichtige Rolle spielen, ist ihre Funktion bei Lungenkarzinomen unzureichend untersucht. Bisherige Untersuchungen zeigten jedoch, dass T-reg-Zellen die Anti-Tumor-Antwort des Körpers unterdrücken und somit das Tumorwachstum fördern.

Nun fanden die Forscher heraus, dass der Lungentumor in der Lage ist, die Immunantwort umzuprogrammieren: Er produziert den Botenstoff TGF-beta, – ein Protein, dass das Zellwachstum reguliert – und induziert in der Umgebung T-reg-Zellen. Dies bedeutet, dass Zellen nicht gegen den Krebs aktiv werden, sondern umgekehrt das Tumorwachstum gefördert wird. „Es werden genau die Th1-Zellen mit T-bet ausgeschaltet, die für die Anti-Tumor-Immunabwehr zuständig sind“, sagt Prof. Susetta Finotto.

„Diese neu identifizierte TGF-beta-abhängige Schaltstelle bei Lungenkrebs hat eine wichtige Bedeutung für die Regulation von Tumorwachstum in der Lunge und bietet neue Ansätze zur Therapie von Lungenkrebs“, erläutert sie. Die Entdeckung, die die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Oncoimmunology publiziert haben, könnte dazu führen, die Überlebenschancen von Lungenkrebspatienten zu erhöhen. „Damit die klinische Immuntherapie, die bislang nur in 20 Prozent der Fälle erfolgreich ist, zukünftig erfolgreicher sein kann, wäre die Lösung, zusätzlich zur herkömmlichen Immuntherapie Hemmer von TGF-beta zu geben und damit die Blockade von T-reg-Zellen  aufzuheben, die die Tumorabwehr blockiert“, erklärt Prof. Finotto.

* doi: 10.1080/2162402X.2018.1456612
The role of Foxp3 and Tbet co-expressing Treg cells in lung carcinoma

Katerina Kachler, Corinna Holzinger, Denis Trufa, Horia Sirbu and Susetta Finotto

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Susetta Finotto
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27.04.2018 Von Quantenphysik, Klimawandel und Ethik in der Medizin
uni | mediendienst | aktuell Nr. 53/2018

FAU-Vortragsreihen „Wissenschaft auf AEG“ und „Wissenschaft im Schloss“ starten

Auch im Sommersemester 2018 erhalten Interessierte, Schüler und Studierende einen Einblick in so vielfältige Themen wie Quantenphysik, Klimawandel und Ethik in der Medizin. Die Veranstaltungsreihen „Wissenschaft auf AEG“ und „Wissenschaft im Schloss“ der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) stellen aktuelle Forschungsprojekte vor. Die Nürnberger Zeitung begleitet die Vorträge als Medienpartner.

„Wissenschaft auf AEG“ wird am Montag, 7. Mai, mit einem Vortrag von Prof. Dr. Florian Marquardt, Lehrstuhl für Theoretische Physik und Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts, über Quantenphysik und „Schrödingers Spiegel“ eröffnet. Erwin Schrödinger war einer der Gründerväter der Quantenmechanik. Sein berühmtes Gedankenexperiment von 1935 beschreibt eine Katze, die sich in einer sogenannten Quanten-Überlagerung aus tot und lebendig befindet. Sein Ziel war es damals zu betonen, wie mysteriös und unverstanden die Quantenphysik ist. Heutzutage jedoch versuchen Wissenschaftler tatsächlich, Überlagerungszustände von makroskopischen Objekten zu erzeugen, um die Grenzen der Quantenphysik genauer zu erforschen. Zur Hilfe kommt ihnen dabei eine Idee, die sogar noch etwas älter ist als die der Katze: Schrödingers Spiegel.

Drei weitere Termine von „Wissenschaft auf AEG“ finden am Montag, 14. Mai, Montag, 4. Juni, und Montag, 11. Juni, statt. Alle Vorträge beginnen um 18.30 Uhr. Veranstaltungsort ist der Energie Campus Nürnberg (EnCN), Auf AEG, Fürther Straße 250, in Nürnberg. Weitere Informationen stehen auf www.wissenschaft-auf-aeg.de bereit. Der Eintritt ist frei.

Den Auftakt für „Wissenschaft im Schloss“ am Montag, 18. Juni, bildet der Vortrag von Prof. Dr. Milan Kivala, Lehrstuhl für Organische Chemie I, der sich mit Kohlenstoff und seinen Eigenarten beschäftigt. Das Element Kohlenstoff bildet nicht nur die Grundlage des gesamten Lebens auf unserem Planeten, es ist auch einer der wichtigsten Bestandteile zahlreicher aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenkender Materialien. Dies ist vor allem der einzigartigen Fähigkeit des Kohlenstoffs zu verdanken, chemische Bindungen mit sich selbst sowie mit anderen Elementen einzugehen und eine schier grenzenlose Vielfalt an Verbindungen mit verschiedensten Eigenschaften zu bilden. Bis zur Entdeckung der sogenannten Fullerene in den 1980er-Jahren glaubten Wissenschaftler, der in der Natur vorkommende Diamant und Graphit seien die einzigen Formen des elementaren Kohlenstoffs. Heute wissen wir, dass eine ganze Reihe von Verknüpfungsmöglichkeiten der einzelnen Kohlenstoffatome zu neuartigen Formen mit ungewöhnlichen physikalischen und chemischen Eigenschaften führt. Prof. Kivala stellt die aktuellsten Forschungsansätze vor und geht auf Ideen zur Anwendung der neuen Materialien ein.

Weitere Termine von „Wissenschaft im Schloss“ folgen am Montag, 25. Juni, und Montag, 9. Juli. Die Vorträge beginnen um 18.30 Uhr, Veranstaltungsort ist das  Kollegienhaus, Universitätsstr. 15, in Erlangen. Mehr Informationen sind auf www.wissenschaft-im-schloss.de zu finden. Der Eintritt ist frei.

 „Wissenschaft auf AEG“, Energie Campus Nürnberg

Montag, 7. Mai, 18.30 – 20 Uhr
Schrödingers Spiegel
Prof. Dr. Florian Marquardt, Lehrstuhl für Theoretische Physik

 
Montag, 14. Mai, 18.30 – 20 Uhr
Warum unsere Vorstellungen vom Älterwerden dazu beitragen, wie gesund wir älter werden und wie lange wir leben
Prof. Dr. Susanne Wurm, Professur für Psychogerontologie

Montag, 4. Juni, 18.30 – 20 Uhr
Im Labyrinth des Klimawandels: Atmosphäre, Eis, Ozean und irgendwo der Mensch
Prof. Dr. Thomas Mölg, Professur für Klimatologie


Montag, 11. Juni, 18.30 – 20 Uhr
Wer hat Angst vor Konflikten in der Medizin? Zur Praxis klinischer Ethikberatung
Prof. Dr. Andreas Frewer, M.A., Professur für Ethik in der Medizin


„Wissenschaft im Schloss“, Erlanger Kollegienhaus

Montag, 18. Juni, 18.30 – 20 Uhr
Vom Ruß bis hin zum Wundermaterial: Kohlenstoff und seine Eigenarten
Prof. Dr. Milan Kivala, Lehrstuhl für Organische Chemie I

Montag, 25. Juni, 18.30 – 20 Uhr
Echte Rockstars: Spiel und Ernst in performativen Identitäten des Heavy Metal
Prof. Dr. Gerd Bayer, Institut für Anglistik und Amerikanistik


Montag, 9. Juli, 18.30 – 20 Uhr
Ernährung und Sport bei Krebspatienten
Prof. Dr. Yurdagül Zopf, Lehrstuhl für Innere Medizin I

 
Weitere Informationen:
Pressestelle der FAU
Tel.: 09131/85-70229
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27.04.2018 Spielend Erkrankungen erforschen und deren Behandlung erlernen - Neues Modul im Entzündungsspiel „Game In Flame“ erklärt Rheuma
uni | mediendienst | aktuell Nr. 52/2018

Zocken, bis der Arzt kommt: Das Entzündungsspiel „Game In Flame – Battle Against Inflammation“ erklärt, wie unser Immunsystem arbeitet und Medikamente bei Entzündungen und Autoimmunerkrankungen wirken. Jetzt wurde das Strategiespiel – nach Gicht, Darmentzündung und Asthma – um ein Modul zur rheumatoiden Arthritis erweitert. Mit einem gezielten Medikamenteneinsatz kontrolliert der Spieler ein fatales Quartett bestehend aus Makrophagen, T-Zellen, B-Zellen und dem Botenstoff TNF. Das Browserspiel wurde im Rahmen des Sonderforschungsbereichs (SFB) 1181 „Schaltstellen zur Auflösung von Entzündung“ unter Leitung der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie (Direktor: Prof. Dr. Georg Schett) entwickelt, um spielerisch über neueste Erkenntnisse aus der Entzündungsforschung aufzuklären.

Eine Vielzahl von Immunzellen wirkt zusammen, um die Gesundheit des Körpers aufrechtzuerhalten. Doch Feinde lauern überall: Wir atmen Viren ein oder nehmen Krankheitserreger über verunreinigte Nahrungsmittel auf. Um uns zu schützen, reagiert das Immunsystem mit einer Entzündung. Im Strategiespiel „Game In Flame“ erhält der User einen Einblick in diese faszinierende Welt der körpereigenen Abwehr. Seit dem Launch vor einem Jahr bekämpfen täglich mehr als 100 Menschen mit Geschick einen Gichtanfall, schützen die Epithelbarriere bei Darmentzündungen, verhindern einen Asthmaanfall und löschen seit neuestem Entzündungsherde bei Rheuma. „In der neuen Spielwelt lernt man nicht nur die verschiedenen Immunzellen kennen, sondern das Spiel erklärt auch die unterschiedlichen Medikamente und ihre Wirkmechanismen – entsprechend den aktuellen Behandlungsleitlinien“, erklärt Prof. Schett.

Wissen hilft, Verhalten zu optimieren

Von chronisch-entzündlichen Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis, Morbus Crohn oder Asthma sind Millionen von Menschen betroffen – darunter viele jungen Alters. Schmerzen, die Zerstörung der Organfunktion und eine herabgesetzte Lebensqualität sind wesentliche Konsequenzen dieser Erkrankungen. Bisher sind chronisch-entzündliche Erkrankungen nicht heilbar, aber gezielte, immunmodulierende Medikamente und Therapien können die Krankheitsanzeichen reduzieren. „Game In Flame“ trägt zur gesundheitlichen Aufklärung über molekulare Wirkmechanismen und über Behandlungsansätze bei und schärft das Bewusstsein, Therapien langfristig zu verfolgen. So bietet es den Spielern beispielsweise ein „Immuxikon“, das Informationen über die Eigenschaften und Funktionen der Immunzellen sowie der Medikamente bereitstellt. Mit dem Rheuma-Update wurde das Spiel um eine Erkrankung erweitert und steht nun auch in englischer Sprache online (www.gameinflame.de) sowie für mobile Endgeräte als iOS-App und als Android-App zur Verfügung.

Weitere Informationen:
Sandra Jeleazcov
Tel.: 09131/85-39109
sandra.jeleazcov@uk-erlangen.de

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27.04.2018 Medizinhistorische Vortragsreihe: ein Blick zurück
uni | mediendienst | aktuell Nr. 51/2018

7. Mai und 18. Juni, 18.15 Uhr, Kollegienhaus, Hörsaal 1.016, Universitätsstr. 15, Erlangen

Ein Blick zurück in die Geschichte der Medizin – das ist die Idee hinter der Medizinhistorischen Vortragsreihe an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Im Sommersemester veranstaltet das Institut für Geschichte und Ethik der Medizin zwei weitere Vorträge: Die erste  Veranstaltung beschäftigt sich mit Embryologie im Mittelalter, die zweite mit der Geschichte des Organspendeausweises.

Am Montag, 7. Mai, widmet sich Saskia Wilhelmy, RWTH Aachen, in ihrem Vortrag „Von welhen Sachen ain Fraw swanger werde… – Embryologie im Mittelalter“ dem „Buch der Natur“, geschrieben von Konrad von Megenberg (1309 bis 1374). Darin geht der Autor unter anderem auf Schwangerschaft und Geburt ein. Anhand seiner Beschreibungen erläutert die Medizinhistorikerin die damaligen Vorstellungen von der Entwicklung des menschlichen Embryos.

Im zweiten Vortrag am Montag, 18. Juni, steht das Thema Organspendeausweis im Mittelpunkt. In ihrem Vortrag „Ich hab noch einen alten aus Papier – empirische Einblicke in die Geschichte des Organspendeausweises“ zeigt Annerose Böhrer, Institut für Soziologie der FAU, anhand der Geschichte wie das kleine, unscheinbare Dokument sowohl ein Symbol für die private und medizinische Entscheidung als auch für gesellschaftspolitische Fragen ist.

Die Vorträge im Kollegienhaus beginnen jeweils um 18.15 Uhr, der Eintritt ist frei.

nformationen:
Prof. Dr. Karl-Heinz Leven
Tel.: 09131/85-22094
karl-heinz.leven@fau.de

Vortragsreihe: Jenseits des Tellerrands
ab 9. Mai, 12.15 Uhr, Senatssaal im Kollegienhaus, Universitätsstraße 15, Erlangen

Vom Erlanger Baby über Sterbefasten bis hin zum Contergan-Skandal – bei der Vortragsreihe „Jenseits des Tellerrads“ an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) erwartet Besucherinnen und Besucher im Sommersemester wieder spannende Themen. Die öffentlichen Mittagsvorträge werden vom Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der FAU veranstaltet und beginnen jeweils um 12.15 Uhr.

Den Auftakt macht am Mittwoch, 9. Mai, der Vortrag „Schneewittchen erwartet ein Kind… - das Erlanger Baby (1992) im Spiegel der Presse“. Darin stellt Medizinhistoriker Prof. Dr. Karl-Heinz Leven die Medienkampagne rund um die Schwangerschaft einer hirntoten Frau vor und analysiert das Phänomen zeithistorisch. Die Presse berichtete damals nahezu pausenlos und vor allem ungehemmt über den spektakulären Fall.

Alle Themen im Überblick:

Mittwoch, 9. Mai
Schneewittchen erwartet ein Kind… – das Erlanger Baby (1992) im Spiegel der Presse
Prof. Dr. Karl-Heinz Leven, Lehrstuhl für Geschichte der Medizin

Mittwoch, 16. Mai
Freiwilliger Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit am Lebensende – Sterbefasten aus ethischer Sicht
PD Dr. Martina Schmidhuber, Professur für Ethik in der Medizin

Mittwoch, 30. Mai
Das Paradepferd der Nazis? Zur Rolle des Erlanger Gynäkologen und Radiologen Hermann Wintz im „Dritten Reich“ 
Philipp Rauh, Lehrstuhl für Geschichte der Medizin

Mittwoch, 6. Juni
Es ist schon genug Unsinn (…) geschrieben worden… – Erlanger Universitätsmedizin der 1950er Jahre im Spiegel der Öffentlichkeit
Andreas Thum, Lehrstuhl für Geschichte der Medizin

Mittwoch, 13. Juni
Stärkender Schlaf, frisches Erwachen – Contergan und seine Folgen
Dr. Susanne Ude-Koeller, Lehrstuhl für Geschichte der Medizin

Weitere Informationen zu den einzelnen Vorträgen:
https://www.igem.med.fau.de/studium-und-lehre/weitere-lehrveranstaltungen/mittagsvorlesung-tellerrand/

Informationen:
Prof. Dr. Karl-Heinz Leven
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26.04.2018 Weltweit erste erfolgreiche Therapieversuche bei Erbkrankheit Ektodermale Dysplasie
uni | mediendienst | aktuell Nr. 50/2018

Drei Kinder dank vorgeburtlicher Proteinspritze außer Lebensgefahr

Eines von 30.000 Kindern erkrankt an Ektodermaler Dysplasie. Die blassen Kinder mit den spitzen Zähnen fallen durch ihr Äußeres auf: Sie sehen aus wie kleine Vampire. Doch viel schwerer wiegen ihre körperlichen Defizite, allen voran die fehlenden Schweißdrüsen. Betroffene Kinder können nicht schwitzen und drohen an einer Überhitzung zu sterben. Im Rahmen vorgeburtlicher Heilversuche hat ein Ärzteteam um Prof. Dr. Holm Schneider von der Kinder- und Jugendklinik (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Wolfgang Rascher) des Universitätsklinikums Erlangen diese Erbkrankheit durch eine Proteinspritze ins Fruchtwasser der werdenden Mutter korrigiert. Die Ergebnisse der erfolgreichen Heilversuche wurden jetzt im renommierten New England Journal of Medicine veröffentlicht.


Joshua, der fünfjährige Sohn von Corinna und Tobias T. aus der Nähe von Bremen, leidet unter der Erbkrankheit Ektodermale Dysplasie. Joshua hat nur drei spitze Zähne, kaum Haare, eine blasse, trockene Haut – und er kann nicht schwitzen. Ist die Umgebung zu warm, legt sich Joshua reflexartig auf den kalten Fußboden. Denn: Die Überwärmung seines Körpers könnte für ihn tödlich sein. Als Joshuas Eltern die Krankheit erkannten und erfuhren, dass Corinna T. Trägerin des Gendefekts ist, standen sie vor der Frage: Wollen wir ein zweites Kind? Das Risiko, erneut ein Baby mit Ektodermaler Dysplasie zu bekommen, lag bei 50:50.

Dann wurde Corinna T. mit Zwillingen schwanger. Die traurige Gewissheit: Auch sie würden krank sein. „Es tut uns leid, wir haben nur zwei Zahnanlagen gesehen“, sagte der Frauenarzt nach dem Feinultraschall. Über eine Selbsthilfegruppe stand das Paar bereits in Kontakt mit den Experten für Ektodermale Dysplasie am Uni-Klinikum Erlangen. Um den Zwillingen Linus und Maarten ein besseres Leben zu ermöglichen, entschlossen sich Corinna und Tobias T. zum weltweit ersten Heilversuch im Mutterleib. „Wir hatten nichts zu verlieren. Irgendwer muss ja Vorreiter sein“, sagt Corinna T. Die Behandlung wurde im Februar 2016 von Prof. Dr. Holm Schneider, Oberarzt der Kinderklinik und Sprecher des Zentrums für Ektodermale Dysplasien Erlangen, und Oberarzt PD Dr. Florian Faschingbauer von der Frauenklinik (Direktor: Prof. Dr. Matthias W. Beckmann) des Uni-Klinikums Erlangen durchgeführt.

Proteinersatztherapie im Mutterleib

Ektodysplasin A1 (EDA1) ist ein Protein, das normalerweise im Körper vorkommt. Während der Entwicklung des Kindes im Mutterleib sorgt es dafür, dass sich Haare, Zähne und Hautanhangsgebilde wie die Schweißdrüsen bilden. Föten mit X-chromosomaler Hypohidrotischer Ektodermaler Dysplasie (XLHED) fehlt das EDA1-Protein – so auch bei den Zwillingen Linus und Maarten.

Im Rahmen des erfolgreichen Heilversuchs am Uni-Klinikum Erlangen haben Prof. Schneider und PD Faschingbauer ein Ersatzprotein in die Gebärmutter von Corinna T. injiziert: zuerst in die Fruchthöhlen der beiden Zwillinge, jeweils in der 26. Schwangerschaftswoche, ein zweites Mal 39 Tage später. Einen dritten Jungen behandelten die Erlanger Ärzte nur einmal: im Alter von 26 Schwangerschaftswochen. Unter Ultraschallkontrolle spritzte PD Faschingbauer jeweils 15 ml des Medikaments vorsichtig in die flüssigkeitsgefüllte Fruchtblase, ohne den Fötus zu berühren. Die ungeborenen Kinder schluckten das Protein mit dem Fruchtwasser und nahmen es über ihren Darm in den eigenen Blutkreislauf auf. „Das Medikament würde über den Blutkreislauf der Mutter nicht in den Körper des Kindes gelangen, weil es die Plazentaschranke nicht überwindet – also den Gewebefilter, der den mütterlichen vom kindlichen Blutkreislauf trennt“, erklärt Prof. Schneider. „Die einzige Möglichkeit, dass EDA1 den Blutkreislauf des ungeborenen Kindes erreicht, war deshalb die direkte Gabe ins Fruchtwasser.“ EDA1 allein genügt jedoch nicht. Das eigentlich Geniale an der neuen Behandlungsmethode ist nämlich das Vehikel, mit dem das Ersatzprotein in den Blutkreislauf transportiert wird: die sogenannte Fc-Komponente menschlicher Antikörper. Für diese existiert im kindlichen Darm ein spezieller Aufnahmemechanismus, der bei Säuglingen dafür sorgt, dass Antikörper aus der Muttermilch ins Blut des Kindes gelangen. Diesen Mechanismus nutzten Prof. Schneider und seine Kollegen, um das therapeutische Protein im Huckepackverfahren mit einzuschleusen. 

Bei allen drei im Mutterleib behandelten Kindern bildeten sich dank der Proteininjektion Schweißdrüsen und zusätzliche Zahnanlagen. Bei dem einzelnen Jungen hat sich die Schweißproduktion nach der Geburt ausreichend entwickelt. Die Zwillinge Linus und Maarten schwitzen sogar wie gesunde Kinder – das haben Prof. Schneiders regelmäßige Messungen im Abstand von acht bis zwölf Wochen sowie mikroskopische Aufnahmen der Schweißdrüsen belegt. „Am anschaulichsten war wohl das Foto einer nassgeschwitzten Babyschale, das Corinna T. mir einige Monate nach der Geburt der Zwillinge zuschickte. So etwas kannte sie von ihrem Sohn Joshua ja nicht“, sagt Holm Schneider. „Und wer schwitzen kann, der darf auch rennen – nach Herzenslust“, wie es die beiden bald Zweijährigen inzwischen tun.

Dank des Heilversuchs haben die drei behandelten Kinder auch deutlich mehr Zähne als ihre unbehandelten älteren Geschwister mit Ektodermaler Dysplasie. „Wir haben das EDA1-Protein jahrelang erforscht und das Medikament in klinischen Studien getestet“, erklärt Prof. Schneider. „Die letzte Studie, in der das Protein erkrankten Neugeborenen verabreicht wurde, hat uns gezeigt, dass wir nach der Geburt die Entwicklung von Schweißdrüsen nicht mehr beeinflussen können. Unsere Schlussfolgerung war: Die Behandlung muss im Mutterleib erfolgen – sonst ist es zu spät.“ Der Therapieerfolg gibt den Erlanger Ärzten Recht: Für die drei behandelten Kinder besteht nun nicht mehr die Gefahr, an einer Überwärmung zu sterben – ein Schicksal, das Kinder mit XLHED immer wieder trifft.

Müttern, die Überträgerinnen dieser Form der Ektodermalen Dysplasie sind, bietet das neue Verfahren wahrscheinlich die Möglichkeit, Nachwuchs zu bekommen, der die gravierendsten Symptome der Erkrankung nicht mehr zeigt. Für die betroffenen Familien bedeutet das einen enormen Zugewinn an Lebensqualität. Außerdem könnten Proteinersatztherapien im Mutterleib künftig vielleicht auch bei anderen fetalen Entwicklungsstörungen, zum Beispiel bei Spaltbildungen im Gesicht, angewandt werden.

Strenge ethische Anforderungen – multizentrische klinische Studie folgt

Die am Uni-Klinikum Erlangen durchgeführte Behandlung fand noch nicht im Rahmen einer klinischen Studie statt, sondern „nur“ als medizinischer Heilversuch an drei Kindern. Dabei galten strenge ethische Auflagen. „Wir wollten das Protein früh genug in der Schwangerschaft injizieren, um noch Einfluss auf die Entwicklung von Schweißdrüsen und Zähnen nehmen zu können“, erläutert Prof. Schneider. „Andererseits wollten wir den Zeitpunkt der Injektion so weit wie möglich nach hinten schieben, um keinesfalls eine extreme Frühgeburt auszulösen, die das Leben der Kinder gefährden könnte.“ Die Schweißdrüsen bilden sich beim Fötus zwischen der 20. und der 30. Schwangerschaftswoche. Nach ausführlichen Abwägungen und Beratungen mit dem klinischen Ethikkomitee des Uni-Klinikums Erlangen wurde die 26. Schwangerschaftswoche als frühestmöglicher Zeitpunkt für eine Injektion festgesetzt.

Linus und Maarten wurden in der 33. Schwangerschaftswoche per Kaiserschnitt entbunden, der dritte vorgeburtlich behandelte Junge kam in der 39. Woche zur Welt. Alle drei Kinder haben deutlich von der Therapie im Mutterleib profitiert. „Wir wollen jetzt gemeinsam mit anderen Zentren in Deutschland, Frankreich und Großbritannien eine klinische Studie an einer größeren Gruppe von ungeborenen Kindern anschließen, um die positiven Effekte der intrauterinen Therapie zu belegen“, kündigt Prof. Schneider an. Dabei kooperieren die Erlanger Experten mit der gemeinnützigen Schweizer Stiftung EspeRare, die Medikamente für die Behandlung seltener Erkrankungen entwickelt.

Prof. Schneider betreut und behandelt Kinder und Jugendliche mit Ektodermaler Dysplasie seit fast 20 Jahren. Er klärt Eltern darüber auf, wie sie ihr krankes Kind vor einem Hitzschlag schützen können, wie man am besten mit ständig verstopften Nasen und Ohren, häufigen Infektionen und trockenen Augen umgeht und wie sich die fehlenden Zähne Betroffener durch Prothesen oder mithilfe von Implantaten ersetzen lassen. Er weiß: „Das besondere äußere Erscheinungsbild der Patienten ist nicht das Hauptproblem. Schwerer wiegen die Lebensgefahr durch Überhitzung und die großen Einbußen an Lebensqualität, die mit der gestörten Temperaturregulation einhergehen. Nicht schwitzen können, so hat es einer meiner Patienten erklärt, ‚das ist wie Fahren mit einem Motor ohne Kühlung‘.“ Mit der pränatalen Proteinersatztherapie haben Prof. Schneider und seine Kollegen nach jahrzehntelanger Vorarbeit nun eine erbliche Entwicklungsstörung korrigiert, die bislang unheilbar war.



Hintergrund: Ektodermale Dysplasien

Ektodermale Dysplasien sind vererbte Gendefekte. Sie rufen Fehlbildungen (Dysplasien) an denjenigen Strukturen hervor, die vom Ektoderm abstammen. Dabei handelt es sich um das äußere Keimblatt des Embryos, aus dem die Haut und ihre Anhangsgebilde entstehen. Von Fehlbildungen betroffen sind u. a. Haut, Schweiß-, Talg- und Duftdrüsen, Haare, Nägel, Zähne, Brustdrüsen und die Augenlider.

Es gibt über 150 Arten der Ektodermalen Dysplasie. In 80 bis 90 Prozent der Fälle liegt eine X-chromosomal vererbte Hypohidrotische Ektodermale Dysplasie (XLHED) vor. Bei den Erkrankten ist das Gen EDA, das sich auf dem X-Chromosom befindet, mutiert. Weil Jungen nur ein X-Chromosom besitzen, sind sie schwerer betroffen als Mädchen, die neben dem kranken noch ein gesundes X-Chromosom haben. Entsprechend dem X-chromosomalen Erbgang gilt: Ist der Vater (ein X-Chromosom) von XLHED betroffen, sind seine Söhne immer gesund, aber jede seiner Töchter trägt den Gendefekt. Ist die Mutter (zwei X-Chromosomen) erkrankt, haben ihre Söhne und Töchter den Gendefekt mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit.

Menschen mit XLHED fallen durch typische äußerliche Merkmale auf: wenige, häufig spitz zulaufende Zähne, tiefliegende, abstehende Ohren, fehlende Wimpern und Augenbrauen, dünnes, kaum pigmentiertes Haupthaar, schuppige, extrem trockene Haut, dunkle Augenschatten und ein eingesunkener Nasenrücken. Das Fehlen der Schweißdrüsen bedeutet für die Betroffenen Lebensgefahr, vor allem bis zum Alter von zwei Jahren: „Kleine Kinder können noch nicht selbst für Abkühlung sorgen – zum Beispiel, wenn sie schutzlos der Sonne ausgesetzt sind, im Sommer draußen herumtollen oder sich in einem aufgeheizten Raum oder Fahrzeug befinden. Die Gefahr eines lebensbedrohlichen Hitzschlags ist dann groß“, sagt Prof. Schneider. Fehlende Zahnanlagen beim Fötus geben einen deutlichen Hinweis auf Ektodermale Dysplasie. Die Zahnanlagen können im Mutterleib schon ab der 19. Schwangerschaftswoche ausgezählt werden. In Verbindung mit einem Gentest der Eltern lässt sich die Erbkrankheit so frühzeitig nachweisen.

Bildmaterial zum Download gibt es unter:

https://www.fau.de/files/2018/04/18_KI_Ektodermale_Dysplasie_45_presse.jpg

Corinna und Tobias T. haben sich für ihren ältesten Sohn Joshua Geschwister gewünscht. Linus und Maarten, geboren im April 2016, wissen noch nicht, dass es das Größte für ihre Eltern ist, wenn sich auf den Nasen der Kleinen Schweißperlen bilden. (Bild: Uni-Klinikum Erlangen)

https://www.fau.de/files/2018/04/18_KI_FK_Ektodermale_Dysplasien_Labor_05_presse.jpg

Mit der Injektion eines Ersatzproteins in die Fruchtblase haben Prof. Dr. Holm Schneider (r.) und PD Dr. Florian Faschingbauer eine erbliche Entwicklungsstörung korrigiert, die bislang unheilbar war. (Bild: Uni-Klinikum Erlangen)

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24.04.2018 Gefährliche Erbkrankheit bei Ungeborenen weggespritzt
uni | mediendienst | aktuell Nr. 46/2018

Weltweit erste erfolgreiche Therapieversuche bei lebensbedrohlicher Erbkrankheit Ektodermale Dysplasie – Einladung zur Pressekonferenz

Die blassen Kinder mit den spitzen Zähnen fallen durch ihr Äußeres auf: Sie sehen aus wie kleine Vampire. Doch viel schwerer wiegen ihre körperlichen Defizite, allen voran die fehlenden Schweißdrüsen. Betroffene Kinder können nicht schwitzen und drohen an einer Überhitzung zu sterben. Die Krankheit ist erblich: Eines von 30.000 Kindern leidet an Ektodermaler Dysplasie. Im Rahmen vorgeburtlicher Heilversuche hat jetzt ein Ärzteteam um Prof. Dr. Holm Schneider, Sprecher des Zentrums für Ektodermale Dysplasien Erlangen des Universitätsklinikums Erlangen, diese Erbkrankheit durch eine Proteinspritze ins Fruchtwasser der werdenden Mutter korrigiert – mit großem Erfolg.

Die Forscher möchten die Ergebnisse der erfolgreichen Heilversuche im Rahmen einer Pressekonferenz vorstellen. Sie findet statt am Donnerstag, 26. April, um 10.30 Uhr im Internistischen Zentrum des Universitätsklinikums Erlangen, Ulmenweg 18, 3. Obergeschoss, im Konferenzraum des Klinikumsvorstandes (bitte den gläsernen Aufzug links neben der Pforte nutzen).

Teilnehmer der Pressekonferenz sind:

Corinna T. (40) und Tobias T. (36) mit Joshua (5) und den Zwillingen Linus und Maarten (2)

Prof. Dr. Holm Schneider (Sprecher des Zentrums für Ektodermale Dysplasien Erlangen)

Prof. Dr. Matthias W. Beckmann (Direktor der Frauenklinik)

PD Dr. Florian Faschingbauer (Oberarzt der Frauenklinik)

Caroline Kant (Gründerin und Geschäftsführerin der Stiftung EspeRare)

 
Um Anmeldung unter Tel.: 09131 85-36102 oder per E-Mail an presse@uk-erlangen.de wird gebeten.

Weitere Informationen:

Johannes Eissing
Tel.: 09131 85-36102
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16.04.2018 Sachliche Informationen nicht unter Strafe stellen – § 219a StGB modifizieren
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Bitte beachten Sie folgende Presseinformation!
München, 16. April 2018  -  Die Bayerische Landesärztekammer (BLÄK) spricht sich für eine Änderung des § 219a Strafgesetzbuch (StGB) aus. Beim Tatbestand dürfte der „Vermögensvorteil“ nicht auf Informationen über ärztliche Tätigkeiten bezogen sein, habe doch jeder Arzt einen Anspruch auf Honorierung seiner Leistungen. „Patientinnen und Patienten müssen freien Zugang zu allen für sie relevanten Informationen haben“, so BLÄK-Präsident Dr. Gerald Quitterer. Dazu gehörten ärztliche Informationen über medizinische Untersuchungs- und Behandlungsverfahren, wie beispielsweise die Ankündigung von ärztlichen Leistungen auf der Homepage. Für Patientinnen schließe dieses Recht ein, sachliche Informationen über die rechtlichen Rahmenbedingungen und die medizinischen Belange eines Schwangerschaftsabbruchs ohne Einschränkungen zu erlangen. Sachliche Informationen dürften nicht unter Strafe stehen und Ärztinnen und Ärzte, die diesen Eingriff vornehmen, nicht weiter kriminalisiert werden.

Pressestelle
Bayerische Landesärztekammer
Dagmar Nedbal
Mühlbaurstraße 16
81677 München
Telefon: 089 4147-268
Fax: 089 4147-202
E-Mail: presse@blaek.de

16.04.2018 Neuer Ansatzpunkt im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen
uni | mediendienst | forschung Nr. 25/2018

Wissenschaftler der FAU und der University of Oxford entdecken neuen regulatorischen Kontrollpunkt in der bakteriellen Genexpression

Jährlich sterben laut WHO rund 700.000 Menschen an den Folgen von Antibiotikaresistenzen, in Deutschland sind es rund 6.000 Menschen, denen mit Antibiotika nicht gegen bakterielle Infekte geholfen werden kann. Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und der britischen University of Oxford haben herausgefunden, dass es einen Punkt im Herstellungsweg der Proteine gibt, an dem Bakterien diesen regulieren können. Das könnte ein Ansatzpunkt für die Entwicklung neuer Antibiotika sein und dabei helfen, Antibiotikaresistenzen zu überwinden.*

Antibiotika sind Medikamente, die zur Behandlung von bakteriellen Infektionskrankheiten eingesetzt werden. Die Arzneimittel hindern die Bakterien daran, sich zu vermehren und töten sie ab, die Infektion geht zurück und der Patient gesundet. In den vergangenen Jahren haben jedoch immer mehr Bakterien eine so genannte Antibiotikaresistenz, also Abwehreigenschaften gegen Antibiotika, entwickelt. In der Folge verlieren die Medikamente ihre Wirkung, und die multiresistenten Bakterien können sich umso stärker ausbreiten.

Frühe Phase der RNA-Herstellung untersucht

Die Entdeckung der Wissenschaftler, die sie in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift „Nature Communications“ veröffentlicht haben, könnte einen völlig neuen Ansatzpunkt in der Entwicklung von Antibiotika darstellen. „Nun könnten Präparate entwickelt werden, die auf unseren Erkenntnissen aufbauen und die krankheitsverursachenden Bakterien töten“, hofft Dr. David Dulin vom Interdisziplinären Zentrum für Klinische Forschung der FAU. Gemeinsam haben die Erlanger Wissenschaftler um Dr. David Dulin und das Team von Achillefs Kapanidis von der University of Oxford herausgefunden, dass die frühe Phase der Produktion von Ribonukleinsäure – im Englischen ribonucleic acid und deshalb mit RNA abgekürzt – ein Schlüsselpunkt ist, um die Regulation der Genexpression in Bakterien zu kontrollieren. Als Genexpression wird die Bildung eines von einem Gen kodierten Genprodukts, vor allem von Proteinen oder RNA-Molekülen, bezeichnet.

In Bakterien wird die RNA mit Hilfe eines großen Proteinkomplexes, der RNA-Polymerase (RNAP), hergestellt. Diese RNAP liest die DNA-Sequenz aus und stellt eine RNA-Kopie her, indem sie Nukleotide – die fundamentalen Bausteine der RNA – während der sogenannten Transkription verbindet. Da diese RNA-Produktion für das Überleben der Bakterien elementar ist, wurde sie bereits intensiv untersucht und als Ansatzpunkt für Antibiotika, zum Beispiel gegen Tuberkulose, genutzt. Dennoch war bisher unklar, wie die RNA-Produktion auch in der frühen Phase der Transkription, in der die RNAP gerade erst begonnen hat, die ersten Bausteine der RNA zusammenzusetzen, reguliert wird. Diese Fragestellung haben die Wissenschaftler nun untersucht.

Die Forscher setzten auf die High-End-Fluoreszenzmikroskopie und konnten einzelne RNAP-Moleküle während des Beginns der RNA-Herstellung verfolgen. So fanden sie heraus, dass die initiale RNA-Synthese stark reguliert ist: Eine bestimmte DNA-Sequenz zwingt die RNAP, für mehrere Sekunden zu pausieren. Erst danach ist es ihr wieder möglich, mit der RNA-Produktion fortzufahren.

Dieses Forschungsergebnis verändert das bisherige Bild der initialen RNA-Synthese in Bakterien völlig. „Die Tatsache, dass die RNAP für längere Zeit gleichzeitig an die DNA und das kurze RNA-Stück gebunden sein kann, war für uns sehr überraschend, da es dem bisherigen Wissensstand widerspricht“, sagt Dr. Dulin. Die Entdeckung dieses neuen Kontrollpunkts in der Genexpression kann für die Entwicklung neuer Antibiotika genutzt werden. „Zum Beispiel könnten Präparate entwickelt werden, die die RNAP in dem pausierten Zustand festhalten und dadurch die krankheitsverursachenden Bakterien töten“, stellt sich Dr. Dulin vor. Ein Hoffnungsschimmer im weltweiten Kampf gegen Antibiotikaresistenzen.

*doi: 10.1038/s41467-018-03902-9
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12.04.2018 Weltraumforschung auf dem Prüfstand - Erlanger Neurologe übernimmt Vorsitz der Gutachterkammer für DLR-Forschungsprojekte im Bereich „Research under Space Conditions“
uni | mediendienst | aktuell Nr. 42/2018

Nutzt Weltraumforschung uns allen, nutzt sie dem Otto Normalverbraucher? Oder hat uns dieses teure und „exotische“ Unterfangen bisher nur die Teflonpfanne beschert? Die Fülle wissenschaftlicher Fragestellungen, die beantwortet werden müssen, um nicht nur unsere Fernseh- und Telefon-Satelliten sicher ins Weltall zu bringen, sondern die technischen und biologischen Voraussetzungen für langfristige Weltraummissionen, wie etwa Flüge zum Mars, zu ermöglichen, wird in Deutschland vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) erforscht. Die einzelnen Forschungsprojekte werden regelmäßig überprüft. Den Vorsitz der Gutachterkammer im Bereich „Research under Space Conditions“ hat in der jetzigen Prüfrunde Prof. Dr. Max Hilz, Oberarzt der Neurologischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Stefan Schwab), übernommen.

Das DLR ist eine der wichtigsten Forschungseinrichtungen der renommierten Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e. V. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist ein Verbund aus 18 hochkarätigen Forschungszentren und wacht darüber, wie die Gelder für teure Weltraumforschung eingesetzt werden. Bevor weitere Finanzmittel für künftige Forschungsprojekte bewilligt werden, lädt die Helmholtz-Gemeinschaft alle vier Jahre Experten ein, die Forschungsleistungen des DLR zu beurteilen und Empfehlungen zu künftigen Forschungsarbeiten auszusprechen. Die DLR-Forschungsaufgaben sind in verschiedene Gebiete unterteilt, wie etwa Kommunikation und Navigation, Erdbeobachtung, Weltraumerforschung und mehrere andere Bereiche. Internationale Expertengruppen mit Spezialkenntnissen in den verschiedenen Gebieten erstellen dabei gemeinsam eine detaillierte Bewertung der Forschungsergebnisse und -ziele und stellen somit sicher, dass Steuergelder sinnvoll eingesetzt werden.

Das Überleben im Weltall erforschen

Einer der spannendsten Themenbereiche betrifft die Forschung unter Weltraumbedingungen. Sie befasst sich zum einen mit physikalisch-technischer Forschung, unter anderem mit Studien zu materialwissenschaftlichen Entwicklungen unter Bedingungen der Schwerelosigkeit, zum anderen mit entscheidenden medizinischen Fragen dazu, wie Menschen im Weltall überleben können. Die Ergebnisse und Ziele dieses Gebiets beurteilen aktuell der Mediziner Max Hilz und mehrere Naturwissenschaftler. Der Neurologe und Experte im Bereich des sogenannten autonomen oder vegetativen Nervensystems sagt: „Ohne besondere Vorkehrungen würden binnen kurzer Zeit im Weltall Muskeln schrumpfen, Knochen schwinden, die Kreislaufregulation versagen und eine vorschnelle Alterung eintreten. Zudem sind Astronauten im Weltall einer hohen Strahlenbelastung ausgesetzt.“ Seine Gutachtergruppe kommt zu dem Schluss, dass es den Forscherteams aus dem Bereich „Research under Space Conditions“ gelingt, unter Bedingungen der Schwerelosigkeit neue und verbesserte Werkstoffe hervorzubringen, die beispielsweise zur Entwicklung stabilerer und im Verbrauch kostengünstigerer Flugzeugantriebsturbinen führen.

Weltraumforschung nutzt allen Menschen

Als einziger Mediziner in der Gutachterrunde ist Prof. Hilz besonders von den medizinischen Erkenntnissen und neuen Therapieansätzen begeistert. Die Ergebnisse der DLR-Forscher im Bereich „Research under Space Conditions“ können nach seiner Einschätzung für Volkskrankheiten wie Schlafstörungen und Alterungsprozesse wie Osteoporose und Muskelschwund, Kreislaufstörungen mit Schwindel und Ohnmachtsanfällen und viele andere Krankheitsbilder wichtige Erkenntnisse und neue Therapieansätze liefern. „Die Veränderungen, die ein Raumfahrer in wenigen Wochen und Monaten im All durchlebt, gleichen dem Alterungsprozess des Menschen – nur eben im Schnelldurchlauf“, erklärt der Erlanger Neurologe. Die unter Bedingungen der Schwerelosigkeit gewonnen Ergebnisse liefern demnach wichtige Erkenntnisse zu vielen medizinischen Problemen und zu deren Therapie, die unter anderen Umständen kaum zu gewinnen wären.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Max J. Hilz
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10.04.2018 Verletzliches Nervensystem: Was beeinflusst die Schutzhülle?
uni | mediendienst | forschung Nr. 23/2018

FAU-Forscher bringen Licht in den komplexen biochemischen Mechanismus

Etwa 200.000 Menschen in Deutschland leiden laut der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft an Multipler Sklerose (MS), einer schweren unheilbaren neurologischen Erkrankung. Die Ursachen sind noch lange nicht geklärt, bekannt ist aber, dass das Immunsystem irrtümlich die Umhüllung der körpereigenen Nervenfasern angreift. Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) um Prof. Dr. Michael Wegner fanden nun zusammen mit Forschern aus Münster heraus, wie die Bildung dieser Schutzhülle durch Eiweißmoleküle reguliert wird. In der Zukunft könnte mit diesem Wissen zum Beispiel MS-Patienten geholfen werden, indem nach einem Schub die Bildung neuer Myelinscheiden angeregt wird.*

Das menschliche Gehirn entspricht einem Hochleistungsrechner, in dem es darauf ankommt, die zahlreichen einzelnen Prozessoren möglichst effizient miteinander über Hochgeschwindigkeitskabel zu verschalten. Die einzelnen Nervenzellen – zwischen 90 und 100 Milliarden – stellen die Prozessoren dar, ihre von Mark- oder Myelinscheiden umgebenen Fortsätze die Glasfaserkabel. Dabei ist die Geschwindigkeit der Informationsleitung ganz entscheidend von der Qualität der Myelinscheide abhängig, die von besonderen Gehirnzellen, den Oligodendrozyten, gebildet wird. Schädigungen der Markscheide oder der Zellen, aus denen sie hervorgeht, führen zu schweren Erkrankungen wie der MS. In deren Verlauf gehen schließlich auch die Nervenzellen selbst zugrunde.

Komplexe Mechanismen steuern die Myelinbildung
Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Michael Wegner, Inhaber des Lehrstuhls für Biochemie und Pathobiochemie der FAU, erforscht, wie Oligodendrozyten die Bildung ihrer Myelinscheiden steuern. Nur mit diesem Wissen ist es möglich, neurologische Erkrankungen, wie die MS, zu verstehen. Die Arbeitsgruppe hat bereits Eiweißmoleküle, wie „Sox10“, identifiziert, die die Bildung und den Erhalt der Myelinscheiden regulieren.

Ziel des neuen Projektes war, zu verstehen, wie die bereits bekannten regulatorischen Eiweiße in den Oligodendrozyten bei der Myelinbildung zusammenwirken. Dabei stellte sich heraus, dass zum erfolgreichen Zusammenspiel der bekannten Moleküle weitere benötigt werden, die als „Nfat-Proteine“ bezeichnet werden. Sie sind vor allem wegen ihrer Funktion im Immunsystem bekannt. Nur wenn Nfat-Proteine in den Oligodendrozyten vorhanden sind, können auch alle anderen benötigten Eiweißmoleküle gemeinsam in diesen Zellen existieren, ohne sich gegenseitig zu verdrängen.

Forschungsergebnisse können in der Zukunft MS-Patienten helfen
In ihrer Arbeit, die gerade in Nature Communications erschienen ist, zeigte die Arbeitsgruppe von Prof. Wegner um Dr. Matthias Weider in Zusammenarbeit mit der Gruppe von Prof. Dr. Tanja Kuhlmann am Universitätsklinikum Münster die genaueren biochemischen Mechanismen: Eine Hemmung der Nfat-Proteine beeinträchtigt die Fähigkeit von Oligodendrozyten der Ratte, der Maus, aber auch des Menschen zur Myelinbildung. Tatsächlich ist bei MS-Patienten das Vorkommen dieser Proteine in den Oligodendrozyten der von der Krankheit betroffenen Hirnbereiche verringert. Ob das aber eine der Ursachen für die Schäden ist, bleibt bisher unklar. „Die Zusammenhänge sind sehr komplex“, betont Michael Wegner.

Das Forschungsprojekt ist sehr eng an die Fragestellungen angelehnt, an denen Wissenschaftler der Naturwissenschaftlichen und der Medizinischen Fakultät in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Graduiertenkolleg der FAU zur „Entwicklung und Vulnerabilität des Zentralnervensystems“ arbeiten. Die gewonnenen Erkenntnisse haben nicht nur eine Bedeutung für die Grundlagenforschung, sondern auch für die Medizin. Denn eine gezielte Stimulierung der Nfat-Proteine könnte beispielsweise künftig dazu genutzt werden, die Bildung neuer Myelinscheiden zu fördern, etwa nach einem Schub bei MS-Patienten.

Weitere Substanzen müssen noch entwickelt werden
Derzeit sind solche stimulierenden Substanzen allerdings noch nicht verfügbar. Bisher wurden nur Stoffe entwickelt, die Nfat-Proteine in ihrer Aktivität hemmen: Cyclosporin A und Tacrolimus. Sie werden in der Medizin vor allem eingesetzt, um das Immunsystem in Schach zu halten und so zum Beispiel eine Organabstoßung bei Transplantatempfängern zu verhindern. Interessanterweise findet man bei diesen Patienten nicht selten neurologische Störungen, die durch einen Verlust der Myelinscheiden hervorgerufen werden. Die neuen Forschungsergebnisse legen nahe, dass diese schwerwiegenden Nebenwirkungen eine direkte Folge der medikamentösen Hemmung von Nfat-Proteinen sind. Deshalb wäre es hier dringend erforderlich, die Medikation zu verbessern.
Die Daten machen die Bedeutung der Nfat-Proteine für die Myelinbildung deutlich und eröffnen einen neuen Ansatz für die Behandlung bisher unheilbarer neurologischer Krankheiten.

* doi: 10.1038/s41467-018-03336-3

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06.04.2018 Die Not mit dem Notfall
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

„Letztlich geht es darum, die Notaufnahme und die dort arbeitenden Kolleginnen und Kollegen vor der ständigen Überlastung zu schützen, die heute vielfach die Regel ist“, schreibt Dr. Andreas Botzlar, Vizepräsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), im Leitartikel der Aprilausgabe des Bayerischen Ärzteblattes.

In den vergangenen zehn Jahren habe sich die Anzahl der Patienten in den Notaufnahmen Deutschlands verdoppelt – auf inzwischen rund 25 Millionen Fälle pro Jahr, darunter rund 60 Prozent ambulante Fälle. Etwa 40 Prozent davon hätten genauso gut vom Ärztlichen Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) behandelt werden können. Viele Patienten wüssten nicht, welche Versorgungsebene für sie die richtige sei.

Ein wichtiger Schritt sei es, die 116 117 als bundesweite Rufnummer des KV-Notdienstes viel stärker bekannt zu machen. Es sei deshalb sehr zu begrüßen, wenn die KVen nun gemeinsam in einer bundesweiten Kampagne nicht nur die Rufnummer 116 117, sondern damit auch den Ärztlichen Bereitschaftsdienst bekannter machen. Die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns habe schon ein dichtes Netz an Bereitschaftspraxen geknüpft, viele davon an Klinken. Das allein werde aber nicht ausreichen, um die derzeitigen Kommunikationsbrüche und Fehlallokationen zu beheben. „Die Politik muss unter anderem die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Rufnummer des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes 116 117 nicht nur tagsüber, wie es in Bayern bereits etabliert wird, erreicht werden kann, sondern auch mit der Notfallnummer 112 koordiniert wird“, schreibt Botzlar. Notfallpatienten sollten zukünftig durch eine standardisierte, dabei aber unkomplizierte Ersteinschätzung durch entsprechend geschultes Personal in allen Anlaufstellen der Notfallversorgung ohne Umwege in die für sie passende Versorgungsebene geleitet werden. Es müsse sichergestellt werden, dass die wirklichen Notfälle – die Schwerkranken und Schwerverletzten – rasch jene Hilfe bekommen, die sie benötigten. Je länger die Notaufnahmen in den Kliniken mit Patienten überfüllt blieben, die ebenso gut im ambulanten Bereich versorgt werden könnten, desto größer werde die Gefährdung derjenigen Patienten, die tatsächlich ein Notfall sind.

Mehr zu „Die Not mit dem Notfall“ lesen Sie in der Ausgabe 4/2018 des Bayerischen Ärzteblattes unter www.bayerisches-ärzteblatt.de.

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03.04.2018 Behandlungsfehlerstatistik der Bundesärztekammer Crusius: „Fehlerprävention durch offene Fehlerkultur fördern, statt Pfuschvorwürfe gegen Ärzte“
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 04.04.2018 – „Wir Ärzte können Patienten keine Heilung versprechen, wohl aber, dass wir uns mit ganzer Kraft für ihre Heilung, für die Qualität ihrer Behandlung und damit für ihre Sicherheit einsetzen.“ Das sagte heute Dr. Andreas Crusius, Vorsitzender der Ständigen Konferenz der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen der Bundesärztekammer, bei der Vorstellung der Behandlungsfehlerstatistik für das Jahr 2017 in Berlin. Dass Ärzte diesem Versprechen gerecht werden, belegen die vielfältigen von der Ärzteschaft entwickelten Maßnahmen zur Qualitätssicherung und Fehlerprophylaxe. Qualitätszirkel, Peer-Reviews aber auch Konsile, Tumorkonferenzen oder Morbiditäts- und Mortalitätskonferenzen sowie anonyme Fehlermeldesysteme gehören in medizinischen Einrichtungen längst zum Alltag. „Am wichtigsten für die Patientensicherheit ist aber,dass wir Ärzte uns tagtäglich unserer enormen Verantwortung bewusst sind und uns ständig
vergegenwärtigen, dass zwischen heilen und schaden oft nur ein schmaler Grat liegt“, so Crusius.

Zahl der festgestellten Fehler im Promillebereich

Dies gelte insbesondere in einem immer stärker von Behandlungsdruck und ökonomischen Vorgaben geprägten Gesundheitssystem. Für das Erhebungsjahr 2016 meldet das Statistische Bundesamt 19,5 Millionen Behandlungsfälle in den Krankenhäusern. Hinzu kommen rund eine Milliarde Arztkontakte jährlich in den Praxen. „Gemessen an dieser enormen Gesamtzahl der Behandlungsfälle liegt die Zahl der festgestellten Fehler Gott sei Dank im Promillebereich“, sagte Crusius. Jeder Fehler sei einer zu viel. Und hinter jeder Komplikation könnten schwere menschliche Schicksale stehen. Dennoch gebe es für Panikmache und Pfuschvorwürfe keinen Grund. Beides schade der mittlerweile
gut etablierten offenen Fehlerkultur und damit der Fehlerprävention in der Medizin.

Wie Kerstin Kols, Geschäftsführerin der Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der norddeutschen Ärztekammern, berichtete, haben die Gutachterkommissionen und Schlichtungs-
stellen im Jahr 2017 bundesweit insgesamt 7.307 Entscheidungen zu mutmaßlichen Behandlungsfehlern getroffen (Vorjahr: 7.639). Es lag in 2.213 Fällen ein Behandlungsfehler vor (Vorjahr: 2.245). Davon wurde in 1.783 Fällen ein Behandlungsfehler / Risikoaufklärungsmangel als Ursache für einen Gesundheitsschaden ermittelt, der einen Anspruch des Patienten auf
Entschädigung begründete (Vorjahr: 1845). Die häufigsten Diagnosen, die zu Behandlungsfehler-vorwürfen führten, waren Knie- und Hüftgelenksarthrosen sowie Unterschenkel- und
Sprunggelenk-frakturen. In 430 Fällen lag ein Behandlungsfehler / Risikoaufklärungsmangel vor, der jedoch keinen kausalen Gesundheitsschaden zur Folge hatte.

„Von den Möglichkeiten der außergerichtlichen Streitbeilegung durch Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen profitieren sowohl Patienten als auch Ärzte“, sagte Prof. Dr. Walter
Schaffartzik, Vorsitzender der Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der norddeutschen Ärztekammern. In den Einrichtungen seien hochqualifizierte Fachgutachter tätig, die gemeinsam mit Juristen prüften, ob ein Behandlungsfehlervorwurf gerechtfertigt sei oder nicht. Die Verfahren seien niedrigschwellig und für alle beteiligten Parteien unbürokratisch. Patienten müssten lediglich einen formlosen Antrag stellen. Das Verfahren sei für sie kostenfrei.

Auch Uwe Brocks, Fachanwalt für Medizinrecht, hat gute Erfahrungen mit den Stellen gemacht. Er empfiehlt seinen Klienten das Schlichtungsverfahren nicht nur weil es für sie kostenfrei ist.
Ein maßgeblicher Aspekt sei die Objektivität, mit der es betrieben werde sowie die dahinter stehende medizinische und juristische Expertise. Wenn es nach einem Schlichtungsverfahren doch vor
Gericht gehe, erweise sich die medizinisch-fachliche Bewertung des Behandlungsgeschehens fast ausnahmslos als gerichtsfest.

Weitere Informationen zu den Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen der Ärztekammern sowie zur Behandlungsfehlerstatistik können im Internet unter
http://www.bundesaerztekammer.de/patienten/gutachterkommissionen-schlichtungsstellen/ abgerufen werden.
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29.03.2018 BÄK legt Ärztestatistik 2017 vor
Pressenachricht der Bundesärztekammer

Berlin, 29.03.2018 – „Die Zahl der Ärztinnen und Ärzte in Deutschland steigt, aber wer nur Köpfe zählt, macht es sich zu einfach. Die Realität ist komplexer. Uns fehlen Arztstunden. Und
wenn wir nicht endlich entschieden gegensteuern und mehr Ärzte ausbilden, dann wird sich dieser Mangel verschärfen.“ So kommentierte Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery, Präsident der
Bundesärztekammer (BÄK), die Ärztestatistik für das Jahr 2017.

Wie aus den Daten der Bundesärztekammer hervorgeht, waren im Jahr 2017 im Bundesgebiet 385.149 Ärztinnen und Ärzte ärztlich tätig. Dies waren zwar etwas mehr als im Vorjahr (+ 6.542),
gleichzeitig steigt aber in einer Gesellschaft des langen Lebens der Behandlungsbedarf. Derzeit prognostiziert das Statistische Bundesamt bis zum Jahr 2040 eine Steigerung des Bevölkerungs-anteils der über 67-jährigen um 42 Prozent. Für das Statistikjahr 2016 meldet das Amt 19,5 Millionen Behandlungsfälle in den Krankenhäusern. Hinzu kommen rund eine Milliarde Arztkontakte jährlich in den Praxen.

Nach der Statistik der Bundesärztekammer stieg die Zahl der Krankenhausärzte nur leicht um 2,1 Prozent auf 198.500. Bei der Zahl der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte ist sogar ein Rückgang um 1.285 auf 118.356 zu verzeichnen; dies entspricht einem Minus von 1,1 Prozent. Montgomery begrüßte in diesem Zusammenhang die im Koalitionsvertrag angelegten Maßnahmen zur Bekämpfung des Ärztemangels. Dirigistische Eingriffe wie die geplanten Mindestsprechstundenzeiten trügen jedoch nicht dazu bei, die Niederlassung in eigener Praxis attraktiver zu machen.

Statt einer Erhöhung der Mindestsprechstundenzeiten sei eine stärkere Flexibilisierung notwendig.

Tatsächlich arbeiten niedergelassene Vertragsärzte schon jetzt durchschnittlich mehr als 50 Stunden. In den Krankenhäusern ist es ähnlich: Nach Erhebungen des Marburger Bundes sind viele
Ärzte im Krankenhaus (40 Prozent) 49 bis 59 Stunden pro Woche im Einsatz, jeder fünfte hat sogar eine durchschnittliche Wochenarbeitszeit von 60 bis 80 Stunden, inklusive aller Dienste und Überstunden. Zum Vergleich: Das Statistische Bundesamt beziffert die durchschnittliche Wochenarbeitszeit aller Erwerbstätigen in Deutschland auf 35,6 Stunden.

„Ein großer Teil unserer Ärzte arbeitet am Limit. Gleichzeitig sind gerade in der jungen Generation viele nicht mehr bereit, sich auf Kosten der eigenen Gesundheit aufzureiben“, sagte Montgomery mit Blick darauf, dass sich immer mehr Ärzte für eine Festanstellung im ambulanten Bereich entscheiden.
Nach der Ärztestatistik ist der Anteil der Ärztinnen an der Gesamtzahl der berufstätigen Ärzteschaft im vergangenen Jahr weiter angestiegen und hat jetzt 46,8 Prozent (2016: 46,5 Prozent) erreicht.
Aus der aktuellen Statistik wird auch deutlich, dass der demografische Wandel längst die Ärzteschaft selbst betrifft. So hat sich die Verteilung der berufstätigen Ärzte auf die Altersgruppen
weiter zu den höheren Altersjahren verschoben. Der Anteil der unter 35-jährigen Ärzte ist zwar um 0,1 Prozentpunkte auf 18,9 Prozent gestiegen, aber gleichzeitig ist der Anteil der über 59-Jährigen auf 18,4 Prozent angewachsen (Vorjahr: 17,9 Prozent). Weiterhin ist der Anteil der 40- bis 49-Jährigen von 23,3 Prozent auf 22,7 Prozent zurückgegangen und der Anteil der 50-bis 59-Jährigen von 28,4 Prozent auf 28,2 Prozent gesunken. Dennoch gibt es viel mehr 50- bis 59-Jährige (108.559) als 40- bis 49-Jährige (87.280).

Das Durchschnittsalter der Krankenhausärztinnen und -ärzte stieg um 0,1 Jahre auf 41,7 Jahre. Während der Anteil der Krankenhausärztinnen und -ärzte, die jünger als 35 Jahre sind, bei 33,4 Prozent stagniert, erhöhte sich der Anteil der über 59-Jährigen auf 7,3 Prozent (Vorjahr: 7 Prozent). Bei den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten stagnierte der Anteil der unter 40-Jährigen bei 2,7 Prozent. Zugleich ist der Anteil der mindestens 60-Jährigen von 32,6 Prozent auf 33,9 Prozent gestiegen.

Diese Entwicklungen tragen dazu bei, dass in Zukunft trotz steigender Arztzahlen in Deutschland Ärzte fehlen werden. Für den BÄK-Präsidenten liegen die Ursachen klar auf der Hand: „Es handelt sich hier in erster Linie nicht um ein Verteilungs-, sondern um ein Kapazitätsproblem. Wir bilden zu wenig Ärzte aus.“ Daher dürfe die Politik bei der Umsetzung des „Masterplans Medizinstudium 2020“ nicht weiter trödeln. „Bund und Länder stehen gemeinsam in der Pflicht, die Zahl der Medizinstudienplätze um mindestens zehn Prozent zu erhöhen“, fordert Montgomery.

Nach der Ärztestatistik haben im vergangenen Jahr 1.965 Ärztinnen und Ärzte Deutschland verlassen. Die beliebtesten Auswanderungsländer sind – wie in den vergangenen Jahren – die
Schweiz (641), Österreich (268) und die USA (84). Für etwas Entlastung sorgt die weiterhin recht hohe Zuwanderung aus dem Ausland. Der Ärztestatistik zufolge ist die Zahl der in Deutschland
gemeldeten Ärztinnen und Ärzte aus EU-Ländern und aus sogenannten Drittländern im Jahre 2017 um 4.088 auf 50.809 gestiegen.

„Gerade in ländlichen Regionen leisten Ärztinnen und Ärzte aus dem Ausland einen wichtigen Beitrag zur Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung. Wir können und sollten aber nicht versuchen, unser Fachkräfteproblem im ärztlichen Dienst durch Zuwanderung aus dem Ausland zu lösen“, sagte Montgomery. Die zugewanderten Kollegen fehlten in ihren Herkunftsländern. Auch seien enorme Anstrengungen nötig, die für eine gute Patientenversorgung notwendigen Fachsprachen-Kenntnisse zu prüfen. Die Ärztekammern engagierten sich auf diesem Gebiet in besonderer Weise.

Montgomery erneuerte in diesem Zusammenhang seine Forderung, dass ausländische Ärzte aus Staaten, die nicht der Europäischen Union angehören, einen Nachweis über ihre Kenntnisse und Fähigkeiten durch Teilnahme am medizinischen Staatsexamen, d. h. durch Ablegen einer Prüfung analog dem 2. Abschnitt der „Ärztlichen Prüfung“ und durch Teilnahme am 3. Abschnitt der „Ärztlichen Prüfung“ erbringen sollten, um in Deutschland eine Zulassung zu erhalten. „Patienten haben einen
Anspruch auf eine qualitativ hochwertige Behandlung. Deshalb muss auch bei zugewanderten Medizinern aus dem Ausland zweifelsfrei geklärt werden, dass sie über die gleichen Fähigkeiten
und Kenntnisse verfügen, wie ihre in Deutschland ausgebildeten Kollegen“, sagte Montgomery.

Die Ärztestatistik im Internet unter
http://www.bundesaerztekammer.de/aerztestatistik2017/
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16.03.2018 Bei minus 130 Grad den Schmerz einfrieren- Die neue Kältekammer der Medizin 3 lindert Schmerzen und Entzündungen
uni | mediendienst | aktuell Nr. 28/2018

Wer regelmäßig in die Sauna geht, weiß, wie gut der schnelle Temperaturwechsel dem eigenen Körper tut. Doch nicht nur Hitze hat diesen positiven Effekt: Kälte kann das auch. In der neuen Ganzkörperkältekammer der Physikalischen und Rehabilitativen Medizin der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie (Direktor: Prof. Dr.  Georg Schett) des Universitätsklinikums Erlangen können Patienten das erfahren. Menschen, die an rheumatoider Arthritis, Schuppenflechte oder chronischen Schmerzen leiden, berichten nach einer Kältetherapie nicht nur von schneller Symptomlinderung, sondern bei regelmäßiger Anwendung sogar von bis zu vier Monaten Beschwerdefreiheit – ganz ohne Medikamente. Ab Anfang April ist eine ambulante Behandlung im Uni-Klinikum Erlangen möglich.

Minus 130 Grad Celsius – das ist so kalt, wie es sich kaum jemand vorstellen kann. Trotzdem steigt Leander Schubert, Masseur und medizinischer Bademeister der Medizin 3, ganz entspannt in die kupferfarbene Kapsel der Ganzkörperkältekammer im Internistischen Zentrum. Bekleidet ist er nur mit Unterwäsche und seinen Straßenschuhen. Es zischt, über seinem Kopf gehen die Lichter an und um ihn herum entstehen so extreme Temperaturen, wie sie ein Mensch sonst nirgends erfahren würde. Trotz der fehlenden Kleidung: von Zittern keine Spur. "Es fühlt sich nicht so kalt an, wie man es sich vorstellt", beschreibt der Mitarbeiter das Gefühl. Auch nach zwei Minuten Extremklima sieht er entspannt aus. „Natürlich ist es kalt, aber ich habe nicht den Drang, schnell wieder raus zu wollen", sagt er, kurz bevor die Zeit vorbei ist und sich die Kapsel wieder öffnet. "Hinterher ist einem ganz wunderbar warm, weil sich die Gefäße schnell weiten."

Was von außen ein bisschen nach Raumfahrt aussieht, verspricht Schmerz- und Entzündungspatienten anhaltende Linderung – ganz ohne Medikamente. Seit die Ganzkörperkältekammer in den 1980er-Jahren in Japan entwickelt wurde, reihen sich die wissenschaftlichen Studien aneinander, die bestätigen: Der regelmäßige Einsatz extremer Kälte für einen kurzen Zeitraum ist eine wirksame Therapie gegen Schmerzen und Entzündungsschübe. Dr. Christoph Bleh, ärztlicher Leiter der Physikalischen und Rehabilitativen Medizin der Medizin 3 am Uni-Klinikum Erlangen, erklärt: "Die kurzzeitige Kälte hemmt die Schmerzweiterleitung zum Gehirn durch eine Blockade der Schmerzrezeptoren. Patienten mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen profitieren zusätzlich von einer Reduzierung der entzündungsaktivierenden Botenstoffe, sodass ein Krankheitsschub vermindert werden kann." Für den Einstieg empfiehlt der Mediziner eine Behandlungsserie von 20 Einheiten à zwei bis drei Minuten in zehn Tagen.

Überhaupt erst ermöglicht wurde das Erlanger Kältetherapie-Angebot von der Manfred-Roth-Stiftung. Diese spendete 2015 50.000 Euro an die Physikalische und Rehabilitative Medizin der Medizin 3.

Noch ist die Kältetherapie keine von den gesetzlichen Krankenkassen unterstützte Leistung. "Wir hoffen, dass weitere Studien und Behandlungserfolge dies in Zukunft ändern", betont Dr. Bleh. Ab April können Interessierte und Patienten das Erlanger Angebot der Ganzkörperkältekammer nutzen.

Weitere Informationen:

Dr. Christoph Bleh

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14.03.2018 17. Suchtforum mit dem Titel „Grundfragen der medizinischen Verwendung von Cannabis“
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Sehr geehrte Damen und Herren,
seit März 2017 ist Cannabis in Deutschland als „Medikament letzter Wahl“ zugelassen. Dieses Großexperiment wird von einigen mit Freude, von anderen mit Sorge betrachtet, da die Risiken des Missbrauchs der Verordnungen aus suchtmedizinischer Sicht offensichtlich sind. Die Parallele zur Janusköpfigkeit der Opioide ist dabei durchwegs zu beachten. Das 17. Suchtforum in Bayern informiert über den aktuellen Stand der Erkenntnisse aus Wissenschaft und Praxis rund um Cannabis als Medizin. Neben pharmazeutisch-praktischen Aspekten wird Grundlagenwissen zur Verordnung und zum Einsatz von Cannabis als Arzneimittel unter Berücksichtigung aktueller Erfahrungen aus der Behandlungspraxis sowie der Begutachtungspraxis seitens des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung in Bayern vermittelt. In der Pressekonferenz vor dem 17. Suchtforum möchten wir Medienvertreter in Kurzform über diese Themen informieren.

Wir laden Sie herzlich zur Pressekonferenz ein:
Datum: Mittwoch, 11. April 2018, 11.00 Uhr


Ort: Klinikum rechts der Isar, Ismaninger Straße 22, 81675 München, Hörsaal „Pavillon“ im Hörsaaltrakt Eingang von der Einsteinstraße / Max-Weber-Platz (U4/U5)

Das 17. Suchtforum mit dem Titel „Grundfragen der medizinischen Verwendung von Cannabis“ ist eine Kooperationsveranstaltung der Bayerischen Akademie für Sucht- und Gesundheitsfragen (BAS), der Bayerischen Landesapothekerkammer (BLAK), der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) und der Bayerischen Landeskammer der Psychologischen Psychotherapeuten und der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten (PTK Bayern).

Ihre Gesprächspartner im Pressegespräch sind:

• Dr. Heidemarie Lux, Suchtbeauftragte des Vorstandes der BLÄK

• Ulrich Koczian, Vizepräsident der BLAK

• Prof. Dr. Dr. Dr. Felix Tretter, Vorstand der BAS

• Dipl.-Psych. Birgit Gorgas, Vorstandsmitglied der PTK Bayern

Bitte melden Sie sich bis spätestens Montag, 9. April 2018, per E-Mail an s.keller@blaek.de oder per Fax an.

Für Einzelinterviews stehen Ihnen die Gesprächspartner der verschiedenen Berufsgruppen im An-schluss an die Pressekonferenz gerne zur Verfügung.

Sie können auch nach der Pressekonferenz am 17. Suchtforum, das von 13.00 Uhr bis zirka 17.00 Uhr im Hörsaal A des gleichen Gebäudes stattfindet, teilnehmen.

Weitere Informationen zum 17. Suchtforum entnehmen Sie bitte dem beiliegenden Flyer.

Jodok Müller

Pressestelle, Bayerisches Ärzteblatt, Internet
Bayerische Landesärztekammer
Mühlbaurstraße 16
81677 München
Telefon: +49 89 4147-318

Fax: +49 89 4147-202

E-Mail: j.mueller@blaek.de

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14.03.2018 Gene auf Glatteis Ursache von Kinderleukämien weiter aufgeklärt.
uni | mediendienst | forschung Nr. 15/2018

In Deutschland erkranken pro Jahr ca. 600 Kinder unter 15 Jahren an Leukämie. Für die Betroffenen ist es besonders dramatisch, wenn diese schwere Erkrankung bereits bei, oder kurz nach der Geburt auftritt. Untersuchungen am Lehrstuhl für Genetik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) mit Unterstützung des Instituts für Humangenetik haben jetzt eine weitere molekulare Ursache für eine besonders aggressive Art der Säuglingsleukämie aufgezeigt. Die Ergebnisse wurden in der angesehenen Fachzeitschrift „Blood“ publiziert. *
 
Während Tumorerkrankungen vor allem im fortgeschrittenen Lebensalter ein gesundheitliches Problem darstellen, sind Leukämien (Blutkrebs) auch im Kindesalter häufiger eine medizinische Herausforderung. Eine spezielle und besonders schwierig zu behandelnde Art von Leukämie, die besonders bei den jüngsten Patienten auftritt, ist Gegenstand der Forschungen der Arbeitsgruppe von Prof. Robert Slany am Lehrstuhl für Genetik der FAU.
 
Bei dieser Erkrankung hat das Erbgut in den betroffenen weißen Blutzellen eine kleine Veränderung erfahren, die zwei Chromosomen sozusagen über Kreuz miteinander verbindet. Dadurch entsteht ein abnormales Eiweiß, das die Kontrolle des Zellwachstums stört „Je länger wir diese Klasse von Eiweißen studieren, desto klarer wird, auf welch beklemmend elegante Weise diese Moleküle so tief in die zelluläre Wachstumskontrolle eingreifen, dass eine normale Steuerung quasi unmöglich wird“, sagt Prof. Slany. Die neuesten Forschungsergebnisse zeigen, dass diese Proteine nicht nur die Produktionsmaschinerie der Zelle durch eine Hyperaktivierung des Ablesemechanismus von bestimmten Genen stören, sondern zusätzlich auch die Genstruktur selbst verändern, was die abnormale Umsetzung der Geninformation noch verstärkt. „Man kann sich das so vorstellen, als ob man mit dem Auto auf Glatteis unterwegs ist. Ein Bremsen wird unmöglich!“, erklärt Prof. Slany. Die Herausforderung der Zukunft ist es nun zu sehen, ob man ein „Streumittel“ finden kann, das die überhöhte Produktionsgeschwindigkeit in den Leukämiezellen auf ein normales Maß reduzieren kann, ohne die nicht betroffenen, anderen Zellen des Körpers ebenfalls zu schädigen. Die Ergebnisse der Untersuchung sind nun in der Fachzeitschrift „Blood“ mit dem Titel „The interaction of ENL with PAF1 mitigates polycomb silencing and facilitates murine leukemogenesis” publiziert worden. (doi: 10.1182/blood-2017-11-815035)
 
Information:
Prof. Dr. Robert Slany
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13.03.2018 Reform der Notfallversorgung Montgomery: „Wir brauchen eine konzertierte Aktion von Bund, Ländern und Selbstverwaltung“
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 13.03.2018 – „Die neue Bundesregierung wird morgen vereidigt und in der Gesundheitspolitik muss sich die Koalition nun als erstes der Neugestaltung der Notfallversorgung widmen.“ Das forderte Bundesärztekammer-Präsident Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery heute in Berlin. Die aktuelle Grippewelle habe die ohnehin schonangespannte Situation in den Ambulanzen noch einmal verschärft.
Dabei sei deutlich geworden, dass ausreichende Notfallkapazitäten in Krisenzeiten unerlässlich sind. „Wir brauchen deshalb eine konzertierte Aktion von Bund, Ländern und Selbstverwaltung für eine gute
Notfallversorgung in Deutschland. Was wir nicht brauchen, sind unausgegorene Reformkonzepte, wie sie derzeit im Gemeinsamen Bundesausschuss beraten und womöglich demnächst beschlossen
werden.“
Das sogenannte Stufenkonzept des G-BA beinhaltet Vorgaben für Kliniken, die diese erfüllen müssen, um an der Notfallversorgung teilnehmen zu können. „Bislang fehlt jedoch eine aussagekräftige
Folgeabschätzung für diese weitreichende Reform. Sie ist unerlässlich, damit es nicht zu einem Abbau von dringend notwendigen Versorgungskapazitäten kommt, der die Situation noch weiter
verschärft“, so der BÄK-Präsident.
In einem Schreiben an den Vorsitzenden des Gemeinsamen Bundesausschuss, Prof. Dr. Josef Hecken, sprach sich Montgomerydafür aus, vor einer Beschlussfassung im G-BA die Ergebnisse der
Folgeabschätzung abzuwarten und auch stärker regionale Versorgungsstrukturen in dem Konzept zu berücksichtigen. Der BÄKPräsident schlug außerdem vor, dass Bund, Länder und Selbstverwaltung gemeinsam ein Procedere erarbeiten, das auf der nächsten Gesundheitsministerkonferenz am 20. und 21. Juni 2018 beraten werden könnte.
Ein Video-Statement von Bundesärztekammer-Präsident Prof. Dr. Frank
Ulrich Montgomery finden Sie unter: https://youtu.be/QEm7HaLwvv4

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09.03.2018 Sensoren sollen Stürze von Parkinson-Patienten verhindern
uni | mediendienst | forschung Nr. 13/2018

Neues EIT-Health-Forschungsprojekt zur telemedizinischen Gang- und Sturzanalyse gestartet

Ein für Parkinson-Patienten wegweisendes Projekt des European Institute of Innovation and Technology Health (EIT Health) mit dem Titel „MoveIT“ wurde jetzt unter der Federführung der Molekular-Neurologischen Abteilung (Leiter: Prof. Dr. Jürgen Winkler) des Universitätsklinikums Erlangen in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und anderen europäischen Partnern gestartet. Mit Hilfe von Sensoren im Schuh und am Oberkörper sollen Besonderheiten im Gang und bei Stürzen von Parkinson-Patienten telemedizinisch analysiert werden. „Deutet ein bestimmtes Gangmuster auf einen drohenden Sturz hin, sollen die Patienten oder Betreuer dann künftig rechtzeitig gewarnt werden“, sagte Forschungsleiter Prof. Dr. Jochen Klucken aus der Molekularen Neurologie des Uni-Klinikums Erlangen. Die im Rahmen der telemedizinischen Heim-Monitoring-Lösung erfassten Daten sollen auch für weitere Forschungsprojekte zur interdisziplinären Versorgung von Parkinson-Patienten mittels Medizintechnik genutzt werden. Das einjährige Projekt wird mit 500.000 Euro von EIT-Health gefördert.

„MoveIT“ gliedert sich erfolgreich in weitere Forschungsprojekte des Konsortiums um Prof. Klucken aus der Molekularen Neurologie des Uni-Klinikums Erlangen und Prof. Dr. Björn Eskofier vom Lehrstuhl für Maschinelles Lernen und Datenanalytik (Heisenberg-Professur) der FAU Erlangen-Nürnberg zum Thema neue digitale Versorgungskonzepte des Parkinson-Syndroms ein. Dazu zählen zwei weitere EIT-Projekte und ein vom Medical Valley Award unterstütztes Projekt (FallRiskPD) zum Sturzrisiko. Das neue EIT-Health-Projekt soll eng mit dem Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) Erlangen unter der Leitung von Christian Weigand verzahnt werden, um die entsprechenden IT-Infrastrukturen für eine bessere Kommunikation zwischen Ärzten, Therapeuten, Patienten und Technologie aufzubauen und eine optimale Patientenversorgung zu ermöglichen. Die weiteren regionalen und europäischen Partner sind die Universität Luxemburg , das niederländische Radboudumc Universitätsklinikum in Nijmegen sowie Philips Research, ITTM S.A. und die Portabiles HealthCare Technologies GmbH (HCT)„Die verschiedenen Partner ermöglichen es uns, die Erfahrungen aus anderen EU-Ländern sowie die industrielle Sicht auf die Entwicklungen der digitalen Medizin in unser Projekt einzubinden“, so Prof. Klucken.

Mit mehr als 140 Partnern aus 17 europäischen Ländern ist EIT Health eine der weltweit größten Gesundheitsinitiativen. Die FAU Erlangen-Nürnberg ist ein Core Partner im Konsortium EIT Health. Auch das Fraunhofer IIS ist als „Associate Member“ mit an Bord.  Ziel von EIT Health ist es, Forschung, Unternehmertum und Innovation in den Bereichen „Gesundes Leben und Aktives Altern“ zu fördern, um in ganz Europa die Lebensqualität, die medizinische Versorgung und das Gesundheitswesen zu verbessern. Im Rahmen von EIT Health werden innovative Produkte, Bildungsangebote und Dienstleistungen entwickelt, die zur Lösung der demografischen Herausforderungen in Europa beitragen und das europäische Gesundheitswesen optimieren sollen. Mit einem Gesamtprojektvolumen von über 2 Milliarden Euro, davon bis zu 700 Millionen Euro an Fördermitteln, handelt es sich bei EIT Health um eine der weltweit größten öffentlich geförderten Initiativen im Bereich Gesundheit. Jährlich sollen 80 Millionen Euro Förderung für die nächsten sieben bis 15 Jahre in das Projekt fließen.

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09.03.2018 EU-Datenschutzgrundverordnung - BÄK und KBV legen Informationen für niedergelassene Ärzte vor
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 09.03.2018 – Die Datenschutzgrundverordnung der
Europäischen Union gilt vom 25. Mai 2018 an. Zusammen mit dem im
Juli 2017 neu gefassten Bundesdatenschutzgesetz erfolgte eine
grundlegende Neuordnung des Datenschutzrechts in Deutschland.
Diese datenschutzrechtlichen Bestimmungen sind auch für Ärztinnen
und Ärzte relevant. Die Bundesärztekammer (BÄK) und die
Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) haben deshalb ihre
Empfehlungen zur ärztlichen Schweigepflicht, Datenschutz und
Datenverarbeitung in der Arztpraxis aktualisiert und ergänzt. Wegen
punktueller Gesetzesänderungen im Bereich der ärztlichen
Schweigepflicht infolge des Geheimnisschutz-Neuregelungsgesetzes
vom November 2017 ist zudem der Abschnitt zur "Schweigepflicht" des
Papiers überarbeitet worden. Begleitend zu den „Hinweisen und
Empfehlungen“ bietet die Checkliste "Datenschutz-Check 2018“ eine
Hilfestellung. Sie benennt die wichtigsten Aspekte zum neuen
Datenschutzrecht und gibt Ärztinnen und Ärzten eine Prüfliste zur
Einhaltung des Datenschutzrechts an die Hand.

Zum Hintergrund: Bei der Informationsverarbeitung in der Arztpraxis
sind insbesondere die Bestimmungen der EU-Datenschutzgrundverordnung
und des neu gefassten Bundesdatenschutzgesetzes
von Bedeutung. Mit der von Mai an geltenden neuen Rechtslage gehen
zwar keine gravierenden Änderungen einher; viele Vorgaben müssen
schon jetzt in den Praxen berücksichtigt werden. Datenschutz soll aber
künftig besser durchgesetzt werden. Daher sind die Befugnisse der
Aufsichtsbehörden für den Datenschutz erweitert und die
Bußgeldrahmen drastisch erhöht worden.

Von Ärztinnen und Ärzten sind künftig zahlreiche datenschutzrechtliche
Pflichten zu erfüllen: Neuerdings muss der Verantwortliche für die
Datenverarbeitung (zum Beispiel der Inhaber einer Arztpraxis) die
Einhaltung der Grundsätze nachweisen können. Überdies bestehen
ausgeweitete Informationspflichten gegenüber Patienten. Diese
erfordern die Kenntnis der rechtlichen Voraussetzungen der
Verarbeitung von Patientendaten, um Patientinnen und Patienten
darüber zutreffend informieren zu können. Weil Ärzte sensible
Gesundheitsdaten verarbeiten, gelten für sie besondere Bestimmungen
mit erhöhten Rechtmäßigkeitsanforderungen.

Besonders relevant ist künftig die Datenschutzorganisation in der
Arztpraxis. Sie beinhaltet unter anderem die Überprüfung aller
Verarbeitungsvorgänge im Zusammenhang mit der Berufsausübung auf
ihre datenschutzrechtliche Konformität und die Erstellung eines
Verzeichnisses für Datenverarbeitungstätigkeiten. Zudem muss unter
Umständen ein interner oder externer Datenschutzbeauftragter in der
Arztpraxis benannt werden und es bestehen Meldepflichten bei
Datenpannen. Ferner gilt es, Auskunftsrechte von Patienten zu
beachten. Augenmerk muss zudem auf das Verhältnis zu externen
Dienstleistern und Dritten gelegt werden.

Die Hinweise und Empfehlungen zur ärztlichen Schweigepflicht,
Datenschutz und Datenverarbeitung in der Arztpraxis sowie die
Publikation „Datenschutz-Check 2018: Was müssen Arztpraxen
angesichts der neuen Vorschriften zum Datenschutz tun?“ können im
Internet unter http://www.bundesaerztekammer.de/recht/aktuellerechtliche-
themen/ds/ abgerufen werden.


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07.03.2015 Lasst den Worten Taten folgen
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

„Die Verhandler der Großen Koalition (GroKo) setzten beim Thema Gesundheit an vielen Stellen durchaus richtige Impulse“, schreibt Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) im Leitartikel der Märzausgabe des Bayerischen Ärzteblattes. Nur beispielhaft nennt Quitterer die vorgesehenen Maßnahmen gegen den Ärztemangel, wie die Förderungen von Landärzten und den Ausbau der Strukturfonds. Mit der Förderung der sektorenverbindenden Versorgung, Neuregelungen bei der Notfallversorgung und der Reform des Medizinstudiums seien wichtige Zukunftsthemen angesprochen.

„Ich begrüße insbesondere die im Koalitionsvertrag angedachte Erhöhung der Zahl der Medizinstudienplätze. Hier darf es nicht bei einem bloßen Lippenbekenntnis bleiben“, fordert der BLÄK-Präsident. Unstrittig dürfte es sein, dass hierzulande mehr Ärztinnen und Ärzte, insbesondere in der hausärztlichen und demnächst auch in der fachärztlichen Versorgung gebraucht würden. Dafür müssten mehr universitäre Studienplätze für Medizin in Deutschland geschaffen werden. Nachdem es originäre Aufgabe der Ärztekammer sei, den Staat in Fragen der Gesundheitspolitik und der medizinischen Versorgung zu beraten und zu unterstützen, drängt Quitterer hier auf eine Mitwirkung auf Länderebene.
Positiv zu werten seien die vorgesehene weitere Stärkung der Hospiz- und Palliativversorgung, die geplante Weiterentwicklung des Präventionsgesetzes und der Ausbau des Öffentlichen Gesundheitsdienstes. Es sei vernünftig, dass die GroKo-Verhandler das zuletzt heftig diskutierte Thema der Ärzte-Vergütung nicht unter Zeitdruck entscheiden wollten.

Zum Regierungsvorhaben, die einschränkenden Regelungen zur Fernbehandlung auf den Prüfstand stellen zu wollen, schreibt Bayerns Ärzte-Chef: „Cave: Mehr Ärzte und weniger Fernbehandlung lautet hier mein Credo. Die sogenannte Fernbehandlung ist nur als Erstbehandlung bzw. einleitende Therapie bei akuten Erkrankungen gedacht, sofern die Patienten ihre behandelnde Ärztin bzw. Arzt nicht erreichen. Keinesfalls ist sie Ersatz für das persönliche Arzt-Patient-Verhältnis.“

Quitterer geht in seinem Beitrag auch auf das Mindestsprechstundenangebot der Vertragsärzte für die Versorgung von gesetzlich versicherten Patienten ein und thematisiert die gemeinsame Sicherstellung der Notfallversorgung durch die Kassenärztlichen Vereinigungen und die Landeskrankenhausgesellschaften: „Wir brauchen hier vernünftige Lösungen. Bayerns Ärzteschaft ist bereit, sich in die anstehenden Beratungen konstruktiv einzubringen.“

Mehr zu „Lasst den Worten Taten folgen“ lesen Sie in der Ausgabe 3/2018 des Bayerischen Ärzteblattes unter www.bayerisches-ärzteblatt.de

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05.03.2018 Auch in Bayern: Fachsprachenprüfung auf dem Level C1!
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Derzeit thematisieren die AfD Bayern und rechtsorientierte Internetblogs die Fachsprachenprüfung für ausländische Ärztinnen und Ärzte in Bayern. In einer Presserklärung vom 26. Februar 2018 behauptet die AfD Bayern fälschlicher Weise: „ … in Bayern genügt es, wenn sich Mediziner auf dem allgemeinsprachlichen B2-Level verständigen können. Andere Bundesländer verlangen den höheren C1-Standard.“ Das ist unwahr, muss doch auch in Bayern seit April 2017 von ausländischen Ärztinnen und Ärzten eine Fachsprachenprüfung (FSP) auf dem Level C1 absolviert werden.

Die FSP für Ärztinnen und Ärzte aus dem nicht-deutschsprachigen Ausland haben seit April 2017 in Bayern 342 Prüflinge bestanden; 369 sind durchgefallen. Bei 711 durchgeführten Prüfungen lag die Bestehensquote bei 48 Prozent. „Die Prüfungen dienen als Nachweis über die für die Berufsausübung erforderlichen Sprachkenntnisse bei allen internationalen Ärzten, die ihre Ausbildung außerhalb des Bundesgebietes absolviert haben und keine Deutsch-Muttersprachler sind“, so Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK). Die 87. Gesundheitsministerkonferenz 2014 hatte einstimmig Eckpunkte zur Überprüfung der für die Berufsausübung erforderlichen Deutschkenntnisse in den akademischen Heilberufen beschlossen. Auf dieser Grundlage haben das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege gemeinsam mit der BLÄK eine mit den Regierungen abgestimmte Verfahrensordnung für Sprachtests vereinbart. Die BLÄK nimmt im Auftrag der Regierungen seit April 2017 den Sprachtest auf dem Sprachniveau C1 ab.

Weiter werden in der Veröffentlichung der AfD Bayern Interviewpassagen von Bundesärztekammer-Präsident Professor Dr. Frank Ulrich Montgomery im Deutschen Ärzteblatt unzulässig verkürzt wiedergegeben.

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28.02.2018 30. Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen am 27. Februar 2018 - Patientensicherheit ist integraler Bestandteil der medizinischen Versorgung
Pressenachricht der Bundesärztekammer

Wie lassen sich Fehler und unerwünschte Ereignisse in der Patientenversorgung vermeiden? Wie kann gute Kommunikation zu mehr Patientensicherheit beitragen? Mit diesen und weiteren Fragen
beschäftigte sich die 30. Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen auf ihrer Jahrestagung am 27. Februar in Berlin.

„Wichtige Voraussetzungen für die qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung in Deutschland und damit für die Sicherheit der Patientinnen und Patienten sind gute Ausbildungsmöglichkeiten,
motivierende berufliche Rahmenbedingungen und gesellschaftliche Anerkennung für alle Beschäftigten in unserem Gesundheitswesen.“
Darauf verwies zu Beginn der Tagung Dr. Max Kaplan, Vize-Präsident der Bundesärztekammer und Vorsitzender der Fachberufekonferenz. Kaplan bezeichnete es als richtig und wichtig, dass sich Union und SPD für eine Stärkung und Weiterentwicklung der Gesundheitsfachberufe einsetzen und
insbesondere auch attraktive Ausbildungsmöglichkeiten schaffen wollen. „Mit Blick auf den Fachkräftemangel in nahezu allen Bereichen unseres Gesundheitswesens ist dies das richtige Signal zur richtigen Zeit.“

Prof. Josef Hecken, unparteiischer Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses, stellte die vielfältigen Instrumente auf Ebene der gemeinsamen Selbstverwaltung zur Erhöhung der Patientensicherheit heraus. Als Beispiele nannte Hecken die Verankerung von einrichtungs-übergreifenden Fehlermeldesystemen in Krankenhäusern, die Entwicklung von Entscheidungshilfen für Patienten und Versicherte auch in leichter Sprache – oder die Bereitstellung von aussagekräftigen
Informationen über die Ausstattung und die Leistungen eines


Krankenhauses. Auch mit dem Innovationsfonds rücke die Patientensicherheit stärker in den Fokus. So fördere der Innovationsausschuss beispielsweise Projekte zur Verbesserung der
Kommunikation, der Delegation, zur Förderung der Gesundheitskompetenz und Erhöhung der Medikationssicherheit.

„Wir haben kein Erkenntnisproblem. Wir haben ein Umsetzungsproblem. In der klinischen Praxis sowie Aus- und Fortbildung in Medizin und Pflege muss zur Erreichung der Patientensicherheit die Zwischenmenschlichkeit in der Kommunikation gestärkt werden“, so Prof. Dr. Annegret Hannawa,
Universität Lugano. Viele schwere Schadensfälle entstünden aus unsicherer Kommunikation. Die fünf Kernkompetenzen einer „sicheren Kommunikation“ nach ihrem SACCIA-Modell förderten ein einheitliches Verständnis unter den Beteiligten und sorgten so für mehr Patientensicherheit (SACCIA: Sufficiency-Accuracy-Clarity-Contextualisation-Interpersonal Adaptation). In Deutschland könnten
hiermit täglich Schadensfälle vermieden und bis zu 15 Prozent der Krankenhausausgaben eingespart werden. Sichere Kommunikation bedeute also nicht nur mehr Patientensicherheit und mehr Sicherheit für Kliniker, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen – sie helfe auch dem Gesundheitswesen, sie spart Zeit, spart Geld und erhöht die Berufszufriedenheit.

Die vom Vorstand der Bundesärztekammer im Jahr 1989 initiierte Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen traf sich zu ihrer 30. Sitzung. Ziel dieser ständigen Einrichtung von 42 Verbänden ist, den Dialog und die interprofessionelle sowie sektorübergreifende Zusammenarbeit zwischen den Gesundheitsfachberufen zu fördern und aktuelle gesundheitspolitische Entwicklungen und deren Auswirkungen auf die Berufsausübung zu beraten.

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27.02.2018 Ein Zeichen setzen für die Nöte von Patienten mit Seltenen Erkrankungen
Pressenachricht der Bundesärzteklammer

„Wir müssen uns stärker um die Nöte und
Anliegen von vier Millionen Kindern und Erwachsenen mit seltenen Erkrankungen in Deutschland kümmern“, fordert Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer,
zum Internationalen Tag der Seltenen Erkrankungen am 28. Februar. Der Tag steht in diesem Jahr unter dem Motto „Setz dein Zeichen für die Seltenen“. „Bei Seltenen Erkrankungen haben wir
nur wenige gesicherte Erkenntnisse. Wir müssen deshalb die Forschung auf diesem Gebiet noch mehr intensivieren“, sagt Montgomery.

Gerade Menschen, die an einer Seltenen Erkrankung leiden, brauchen verlässliche Informationen. Daher haben Bundesärztekammer, Kassenärztliche Bundesvereinigung und das
Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin gemeinsam mit der Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen (ACHSE) e. V. diverse Patienteninformationen für Betroffene entwickelt. „Die
Kurzinformationen sollen helfen, die aktive Beteiligung der Patienten am Behandlungsprozess zu fördern und das Arzt-Patienten-Gespräch zu unterstützen“, so Montgomery.

Eine Krankheit gilt in der Europäischen Union als selten, wenn nicht mehr als fünf von 10.000 Menschen von ihr betroffen sind. Rund vier Millionen Menschen in Deutschland leiden nach
Angaben des Bundesgesundheitsministeriums an einer der bis zu 8.000 weltweit bekannten Seltenen Erkrankungen.

Informationen zu Seltenen Erkrankungen sind zu finden unter Patienteninformationen,

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22.02.2018 Emmy-Noether-Förderung für Tinnitusforschung
uni | mediendienst | forschung Nr. 8/2018

Neuro-Forscherin erhält 1-Million-Euro-Nachwuchsförderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft

Dr. Nadia Müller-Voggel aus der Neurochirurgischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Michael Buchfelder) des Universitätsklinikums Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) hat für ihre Forschung zur Gehirnaktivität bei Tinnituspatienten jetzt die Emmy-Noether-Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erhalten. Mit dem Emmy-Noether-Programm wird die von Dr. Müller-Voggel geleitete Nachwuchsforschergruppe am Uni-Klinikum Erlangen für mindestens drei Jahre mit einer Million Euro gefördert.

In Deutschland leiden 10 bis 15 Prozent der Menschen unter einem Tinnitus. Wegen der dauernden Störgeräusche im Ohr ist die Lebensqualität der Betroffenen oft stark eingeschränkt. Ein Tinnitus entsteht im Gehirn und ist die Folge einer Übererregung des auditorischen Systems. Aber auch nicht-auditorische Vorgänge tragen dazu bei, dass lästige Ohrgeräusche auftauchen – etwa Aufmerksamkeits- und Gedächtnisprozesse.

„Es gibt viele Therapieansätze bei Tinnitus, doch keiner funktioniert zu hundert Prozent befriedigend“, erklärt Dr. Nadia Müller-Voggel. „Das liegt daran, dass wir noch immer nicht sicher wissen, wie sich ein Tinnitus genau entwickelt.“ Dr. Müller-Voggels Forschung hat deshalb einen besonderen Fokus: „Wir untersuchen den Tinnitus im Verlauf: Welche Hirnaktivität messen wir, bevor die Ohrgeräusche entstehen? Was sind Risikofaktoren dafür, dass sich irgendwann ein Tinnitus entwickelt? Und: Wie ist die Situation im akuten und im chronischen Stadium?“

Im Rahmen einer Langzeitstudie erforscht die Nachwuchswissenschaftlerin also, wie sich Tinnitus und Gehirnaktivität bei Betroffenen mit den Jahren verändern. Die Studienteilnehmer erhalten zum Beispiel Aufgaben, die ihre Aufmerksamkeit fordern; parallel dazu wird mithilfe der Magnetenzephalografie die Hirnaktivität gemessen. „Eine unserer Fragen ist: Wird der Tinnitus leiser, wenn sich die Aufmerksamkeit verlagert?“, sagt Nadia Müller-Voggel. Außerdem wissen die Forscher, dass negative Gefühle die Störgeräusche verschlimmern können. „Wir erzeugen bei den Studienteilnehmern also auch negative Emotionen, schauen, ob der Tinnitus dadurch lauter wird, und beobachten, was währenddessen im Gehirn passiert.“

Ziel ist es, die subjektiv empfundenen, objektiv nicht messbaren Ohrgeräusche mit messbaren Hirnaktivitäten zusammenzubringen. „So erhoffen wir uns, die genannten Risikofaktoren zu identifizieren – also bestimmte neuronale Gegebenheiten, die einen Tinnitus begünstigen“, erklärt Dr. Müller-Voggel. „Ebenso halten wir Ausschau nach den spontanen Selbstheilungskräften des Gehirns – denn bei manchen Betroffenen verschwindet der Tinnitus ganz plötzlich von selbst.“

Dr. Nadia Müller-Voggel war bis 2013 als Postdoc am Center for Mind/Brain Sciences an der Universität Trient tätig. Dank eines Stipendiums des Deutschen Akademischen Austauschdienstes kam sie anschließend ans Uni-Klinikum Erlangen, wo ihr nun die begehrte Emmy-Noether-Förderung bewilligt wurde.

Emmy-Noether-Programm der DFG

Das Emmy-Noether-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft soll herausragenden Forschern die Möglichkeit geben, durch die Leitung einer Nachwuchsgruppe und spezielle Lehraufgaben die Voraussetzungen für eine Berufung als Hochschullehrer zu erlangen. Die geförderten Wissenschaftler müssen eine zweijährige Postdoc-Erfahrung sowie internationale Forschungserfahrung nachweisen und erklären, dass sie ihre wissenschaftliche Karriere im Anschluss an die Förderung in Deutschland fortsetzen.

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21.02.2018 Von der Sackgasse zur (Daten-)Autobahn-MIRACUM-Patientendaten besser für die Forschung und die Patientenversorgung nutzbar machen
uni | mediendienst | aktuell Nr. 18/2018

-MIRACUM-Konsortium lädt zum Kick-Off-Symposium am 22. und 23. Februar im Hörsaalgebäude der Medizinischen Fakultät, Ulmenweg 18, Erlangen ein
Patientendaten besser für die Forschung und die Patientenversorgung nutzbar machen – das ist
das Ziel von MIRACUM, einem Konsortium das vom Lehrstuhl für Medizinische Informatik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) koordiniert wird. Es ist eines von vier Konsortien, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit insgesamt 120 Millionen Euro bis 2021 gefördert werden. Am 22. und 23. Februar feiert MIRACUM im Hörsaalgebäude der Medizinischen Fakultät, Ulmenweg 18, in Erlangen nun sein offizielles Kick-Off mit einem Symposium – und stellt dabei bereits allererste Ergebnisse vor: So hat eine erste Analyse ergeben, dass eine neue, schonendere Behandlungsoption bei Schlaganfällen zwar insgesamt zunehmend häufiger angewendet wird, es jedoch Unterschiede zwischen den einzelnen Einrichtungen gibt.

Das MIRACUM-Konsortium (Medical Informatics in Research and Care in University Medicine) wird im Rahmen der Medizininformatik-Initiative (MI-I) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) ab 2018 mit 32,1 Millionen Euro gefördert. Hinter MIRACUM stehen acht Universitäten mit Universitätskliniken, zwei Hochschulen und ein Industriepartner. Ziel von MIRACUM ist es, die derzeit sehr unterschiedlichen Dateninseln aus Krankenversorgung und Forschung in Datenintegrationszentren zusammenzuführen, um die Daten mit Hilfe von innovativen IT-Lösungen für Forschungsprojekte und konkrete Therapieentscheidungen zentral nutzen zu können. Klinische Befunde, bildgebende Diagnostik sowie genetische und molekulare Untersuchungen sind Beispiele von Informationen aus der Klinik, die MIRACUM vernetzt, um zukünftig beispielsweise Lungenerkrankungen oder auch Hirntumoren mit verbesserter Trennschärfe verschiedenen Untergruppen zuzuordnen, und Patienten somit zielgerichteter und wirkungsvoller behandeln zu können. Prof. Dr. Jürgen Schüttler, Dekan der Medizinischen Fakultät: „Das Engagement im MIRACUM-Konsortium fügt sich hervorragend in das Forschungsszenario unserer Fakultät ein. Eines unserer Leuchtturmprojekte ist unser vor 10 Jahren ebenfalls mit Hilfe des BMBF gestartete Exzellenzzentrum für Medizintechnik, das Medical Valley Europäische Metropolregion Nürnberg. MIRACUM bietet nun eine ausgezeichnete Möglichkeit für eine komplementäre Ergänzung der mehr technisch ausgerichteten Medical-Valley-Aktivitäten durch die systematische Bearbeitung des Gesamtfelds von Datenakquisition und vernetztem Datenmanagement im Gesundheitswesen.“

Die ersten Ergebnisse

Bereits in der Konzeptphase hat das MIRACUM-Konsortium erste Ergebnisse erzielt. Inspiriert von einem Besuch verschiedener exzellenter medizininformatischer Forschungsstandorte in New York, Boston und Nashville, setzten die Forscher auf den pragmatischen Beispielen und Vorarbeiten der Amerikaner auf und konzipierten in kürzester Zeit eine erste Version ihrer Datenintegrationszentren. Diese wurden auch bereits mit anonymisierten Datensätzen befüllt.

Darauf aufbauend analysierten die Wissenschaftler eine erste klinische Fragestellung. Sie gingen der Frage nach, inwiefern eine neue Behandlungsoption, die sogenannte Thrombektomie, bereits bei Schlaganfall-Patienten eingesetzt wurde. Die Thrombektomie ist ein relativ schonendes Verfahren, um Blutgerinnsel zu entfernen. Auf der Basis von etwa drei Millionen dezentral und anonymisiert bereitgestellten Krankenhausfällen aus den acht Konsortialkliniken konnten die Wissenschaftler unter anderem nachweisen, dass sich von 2014 bis 2016 die Thrombektomierate bei Schlaganfallpatienten fast verdoppelte (von durchschnittlich 4,7 auf 9,6 Prozent). Gleichzeitig griffen die MIRACUM-Kliniken den neuen Therapieansatz unterschiedlich häufig auf: Im Jahr 2016 schwankten die Werte der acht Kliniken zwischen 5,8 und 17 Prozent. „Dies ist nur der erste Schritt, den das MIRACUM-Konsortium unter Nutzung von Abrechnungsdaten – Diagnosen und Prozeduren – bereits in der Konzeptphase umsetzen konnte“, erläutert Prof. Dr. Ulli Prokosch, der Erlanger Koordinator des MIRACUM-Konsortiums. „In den kommenden vier Jahren werden wir an den demnächst zehn oder elf MIRACUM-Standorten Datenintegrationszentren aufbauen, in denen wir die Vielzahl der in der Krankenversorgung dokumentierten klinischen Daten und Bilddaten, aber auch Forschungsdaten, zum Beispiel aus genomischen und molekularen Hochdurchsatzanalysen integrieren, standortübergreifend harmonisieren und für deutlich weitergehende Analysen nutzbar machen werden. Letztendlich etablieren wir IT-Infrastrukturen, die den Forschern eine Vielzahl von Werkzeugen für unterschiedlichste Analysen zur Verfügung stellen und damit dem medizinischen Erkenntnisgewinn dienen sollen.“ Prof. Schüttler fügt hinzu: „Im Sinne der konsequenten Umsetzung von S3-Leitlinien könnten diese Ergebnisse ausschlaggebend sein für  eine verbesserte Patientenversorgung an allen Standorten.“

Der nächste Schritt

MIRACUM ist das größte geförderte Konsortium der Medizininformatik-Initiative – und wächst voraussichtlich noch weiter. Denn im nächsten Schritt sollen bisher nicht geförderte Universitätsklinikstandorte an die Konsortien angeschlossen werden. Dafür stellt das BMBF weitere 30 Millionen Euro zur Verfügung. MIRACUM stimmt sich dafür mit den Universitätskliniken Dresden, Greifswald und Lübeck ab. Im Falle einer positiven Begutachtung durch das internationale Gutachtergremium würde MIRACUM bereits ein Drittel aller deutschen Universitätskliniken umfassen.

MIRACUM-Kick-Off-Symposium

Auf seinem Kick-Off-Symposium am 22. und 23. Februar im Hörsaalgebäude der Medizinischen Fakultät im Ulmenweg stellt das Konsortium seine ersten Projektergebnisse sowie das MIRACUM-Gesamtkonzept der Öffentlichkeit vor. Dabei werden auch die drei definierten Anwendungsszenarien anhand derer MIRACUM den Wert der gemeinsamen Datennutzung demonstrieren will, präsentiert: Patientenrekrutierung bei klinischen Studien, Prädiktionsmodelle für Patienten mit Asthma/COPD bzw. Hirntumoren und Präzisionsmedizin in der Tumortherapie am Beispiel Molekularer Tumorboards. Zudem werden Vortragende aus der New York Columbia University, dem Memorial Sloan Cattering Cancer Center in New York, dem NIH in Washington, aus dem Human Brain Project, dem Academic Medical Center of the University of Amsterdam, dem DKFZ in Heidelberg der Medizinischen Informatik der Universität Graz und der Standardisierungsorganisation HL7 internationales Wissen beisteuern.

Weitere Informationen finden Sie unter http://www.miracum.org/symposium-2018/programme/ 
Weitere Informationen:

Prof. Dr. Hans-Ulrich Prokosch
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16.02.2018 Wichtige Erkenntnisse in der ADHS-Therapie-Neurofeedback bei ADHS: Meta-Analyse bestätigt anhaltende Effekte
uni | mediendienst | forschung Nr. 7/2018 v

Können mit einer Neurofeedback-Therapie bei Kindern mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS) längerfristige Effekte erzielt werden?
Dieser Frage ging ein internationales Studienteam nach, dem auch Forscher der Kinder- und Jugendabteilung für Psychische Gesundheit (Leiter: Prof. Dr. Gunther Moll) des Universitätsklinikums Erlangen sowie der Eberhard Karls Universität Tübingen angehörten. Mit einer Meta-Analyse fanden sie heraus, dass die positiven Effekte bisheriger Therapiestudien über mindestens sechs Monate hinweg anhielten. Außerdem: Das Neurofeedback schnitt in der Nachuntersuchung nicht schlechter ab als gängige Therapien – zum Beispiel die Medikation. Die Meta-Analyse wurde jetzt im Fachjournal  „European Child & Adolescent Psychiatry“ veröffentlicht.
Beim Neurofeedback handelt es sich um ein computergestütztes Verfahren, bei dem den Kindern ihre Hirnaktivität (EEG) in Echtzeit rückgemeldet werden kann. Sie trainieren, ihre Hirnaktivität gezielt zu regulieren und damit auch ihr Verhalten besser zu steuern. „Neurofeedback kann in Form eines Computerspiels ablaufen. Ein Torwart hält zum Beispiel einen Elfmeter nur dann, wenn sich im EEG ein Muster zeigt, das einer bestimmten Form von Konzentration entspricht“, erklärt Prof. Dr. Hartmut Heinrich, einer der Erlanger Mitautoren.

In die Meta-Analyse wurden Daten von mehr als 500 Kindern mit ADHS aus zehn randomisierten kontrollierten Studien einbezogen. In diesen wurden überwiegend sogenannte Standard-Neurofeedback-Protokolle eingesetzt. Um eine ausgewogene und kritische Interpretation der Daten zu gewährleisten, arbeiteten in der internationalen Forschergruppe – mit Mitgliedern aus Deutschland, den Niederlanden und den Vereinigten Staaten – Wissenschaftler unterschiedlicher Positionen zum Neurofeedback zusammen.

Die Ergebnisse zeigen: Kinder mit ADHS profitieren auch sechs Monate nach den Behandlungseinheiten vom Neurofeedback. Ihre Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität hatten sich tendenziell sogar noch weiter verringert. „In den bisherigen Studien hat Neurofeedback bei den Nachuntersuchungen nicht schlechter abgeschnitten als gängige Therapien einschließlich der Medikation“, fügt der niederländische Kollege Dr. Martijn Arns hinzu. Er hatte die Meta-Analyse initiiert. Für andere Kontrollbedingungen, die in den Studien eingesetzt wurden, wie etwa kognitives Training, wurde nur direkt nach Ende der Behandlung ein signifikanter Effekt gefunden – nicht aber in der Nachuntersuchung.

Somit weisen die Ergebnisse der Meta-Analyse darauf hin, dass Neurofeedback eine weitere wichtige und längerfristig wirksame Behandlungsoption für Kinder mit ADHS werden könnte.

Van Doren, J., Arns, M., Heinrich, H. et al. Eur Child Adolesc Psychiatry (2018). https://doi.org/10.1007/s00787-018-1121-4.

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14.02.2018 Wertschätzung von Öffentlichkeit und Politik! - BLÄK-Präsident Dr. Gerald Quitterer im Leitartikel des Bayerischen Ärzteblattes
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

„Mit großer Freude trete ich dieses Amt an. In der Berufspolitik bin ich kein Neuling. Ich kann auf eine breite Erfahrung aus meiner Tätigkeit im Hausärzteverband, der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) und der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) zurückgreifen. Mein Engagement gilt der Vertretung der gesamten Ärzteschaft: Haus- und Fachärzten – ebenso wie Klinikärzten“, schreibt der neu gewählte BLÄK-Präsident Dr. Gerald Quitterer im Leitartikel der Januar/Februar-Ausgabe des Bayerischen Ärzteblattes. In seinem Beitrag thematisiert der Eggenfeldener Hausarzt die Schwerpunkte seines Programms: Ärztlicher Nachwuchs, Weiterbildung zum Facharzt, Mitgliederbetreuung, Bezirke, KVB, Politik, Niedergelassene Ärzte, Krankenhaus, GOÄ, Europa, Ökonomisierung und Freiberuflichkeit des Arztes.

Zum Thema Digitalisierung schreibt Quitterer, dass es in einer Zeit fortschreitender Digitalisierung der Weitsicht bedürfe, Nutzen und Vorteile zu erkennen, die diese Technik für Praxen und in der Patientenbetreuung bedeuten könne. „Wie begegnen wir dem Thema ‚Gesundheitskarte‘, wenn darüber eine Patientensteuerung im Sinne der Krankenkassen erfolgen soll? Wie der Telemedizin? Digitalisierung hat meines Erachtens nur dann einen Sinn, wenn sie den Ärzten nützt, sie nicht zusätzlich belastet und kein zusätzliches Geld kostet.“ Hier gelte es, mitzuentscheiden, um nicht plötzlich vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden, beispielsweise, „dass Fernbehandlung und Speicherung von Patientendaten nicht mehr in unserer Hand liegen“.

Von diesen Entwicklungen seien alle betroffen: Hausärzte wie Fachärzte und Klinikärzte, Selbstständige wie Angestellte und im Gesundheitsdienst Tätige, Ärzte in Forschung, Wissenschaft und Lehre. „Bei allem Respekt unserem Beruf gegenüber und der nötigen Demut sind wir es, die eine medizinische Versorgung auf höchstem Niveau sicherstellen. Und dies verdient Wertschätzung von Öffentlichkeit und Politik. Die Freiberuflichkeit des Arztes muss bestehen bleiben! Dazu brauchen wir eine starke Berufsvertretung, die sich nicht in Splitterinteressen verliert, sondern die ihre Gemeinsamkeiten als ihre größte Stärke begreift“, so der Präsident abschließend.

Mehr zu „Wertschätzung von Öffentlichkeit und Politik!“ lesen Sie in der Ausgabe 1-2/2018 des Bayerischen Ärzteblattes unter www.bayerisches-ärzteblatt.de


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12.02.2018 Wie der Entzündung das Benzin ausgeht-FAU-Forscher zeigen, wie ein Sauerstoff-Sensor im Körper die Entzündung hemmt
uni | mediendienst | forschung Nr. 6/2018

Entzündung benötigt Energie. Diese wird nicht zuletzt aus Sauerstoff generiert, der für die Arbeit der Zellen des Immunsystems unerlässlich ist. Dabei ist Sauerstoff einerseits ein essenzielles Element für das Überleben von Zellen, andererseits fungiert dieser aber auch als „Benzin“ für das Feuer der Entzündung. Jetzt konnten Forscher der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie am Universitätsklinikum Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) herausfinden, dass der Körper diesen Prozess geschickt ausnützt, um Entzündungen zu löschen. Dabei wird Immunzellen Sauerstoffmangel vorgegaukelt, so dass sich diese, um Energie zu sparen, vom Entzündungsgeschehen zurückziehen. Diese neuen Erkenntnisse wurden nun im Fachmagazin Nature Communications veröffentlicht (DOI: 10.1038/s41467-017-02683-x).

Sauerstoffkonzentrationen werden im Körper engmaschig kontrolliert. Hierzu stehen dem Körper Sensoren für Sauerstoff zur Verfügung, die die Konzentration in den Zellen messen. Fällt der Sauerstoffgehalt, zum Bespiel durch ein geringeres Angebot oder durch vermehrten Verbrauch, werden diese Sensoren aktiviert. Der wichtigste Sauerstoffsensor im Körper ist dabei ein Eiweiß namens Hypoxie induzierter Faktor, kurz HIF, welches durch einen geringen Sauerstoffgehalt aktiviert wird. 
Nun konnte Prof. Dr. Aline Bozec an der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie (Direktor: Prof. Dr. Georg Schett) des Universitätsklinikums Erlangen zeigen, dass eine vermehrte Aktivierung von HIF-1α in Immunzellen zur Auflösung von Entzündung führt. Dabei ist es gelungen,einen neuen molekularen Mechanismus aufzudecken, der schwerwiegende entzündliche Krankheiten des menschlichen Körpers wie Arthritis und Multiple Sklerose in Schach hält.

„HIF agiert dabei quasi als eine Art Psychotherapeut für eine gewisse Sorte von Immunzellen, den B-Lymphozyten“, erklärt Professorin Bozec. Unter der Einwirkung von HIF beginnen B-Lymphozyten, die normalerweise bei der überschießenden Immunantwort eine zentrale Rolle spielen, den regulierenden Botenstoff Interleukin-10 zu produzieren und den Entzündungsprozess damit zu hemmen. Durch Aktivierung von HIF werden B-Lymphozyten sozusagen „vom Saulus zum Paulus“.

Das Team um Professorin Bozec hat den Sauerstoff-Sensor HIF in B-Zellen ausgeschaltet und beobachtet, dass sich dann Entzündungen nicht mehr auflösen und es zu chronisch-entzündlichen Erkrankungen kommt. Damit erschließen sich neue Möglichkeiten zur Behandlung von chronisch-entzündlichen Erkrankungen wie Arthritis oder Multipler Sklerose durch Medikamente, die HIF anschalten. Die Arbeiten von Professorin Bozec werden durch den Sonderforschungsbereich 1181 „Schaltstellen für die Auflösung der Entzündung“ unterstützt.

Ansprechpartnerin für die Medien:
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07.02.2018 Transplantationsrisiken minimieren - FAU-Forscher entschlüsseln, wie gefährliche Entzündungen nach einer Stammzelltransplantation entstehen
uni | mediendienst | forschung Nr. 4/2018

Häufig ist eine Knochenmarktransplantation für Patienten mit Leukämie die rettende Therapie, doch das Risiko von Komplikationen ist groß. Trotz der aufwendigen und häufig langen Suche nach einem geeigneten Spender, kommt es bei fast der Hälfte der Patienten zu einer unerwünschten Reaktion des Immunsystems, die sich oft gegen die Haut und Leber und in bis zu 50 Prozent der Fälle gegen den Darm richtet. Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) konnten nun entschlüsseln, wie es zu diesen teils lebensgefährlichen Darmentzündungen kommt und einen möglichen Behandlungsansatz aufzeigen. Ihre Ergebnisse haben sie im Fachmagazin Journal of Clinical Investigation (DOI: 10.1172/JCI89242) veröffentlicht.

Auslöser der heftigen Immunreaktion ist eine spezielle Form von Abwehrzellen des Spenders. Diese so genannten T-Lymphozyten erkennen die Körperzellen des Empfängers als fremd und attackieren sie. Die FAU-Forscher konnten nun zeigen, dass diese besondere Form der T-Lymphozyten von einem Protein namens BATF (engl. „basic leucin zipper ATF-like transcription factor“) gesteuert wird. „Das BATF-Eiweiß arbeitet wie ein Zentralschalter in den Spender-T-Lymphozyten“, sagt Prof. Dr. Kai Hildner von der Medizinischen Klinik 1- Gastroenterologie Pneumologie, Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath). „Wird das Protein angeschaltet, können sich hoch aggressive Immunzellen entwickeln, die die Entzündungsvorgänge massiv verstärken und dann im Wechselspiel mit anderen Immunzellen großen Schaden im Darm nach einer Stammzelltransplantation anrichten.“

Die Gruppe um Professor Hildner in Kooperation mit der Medizinischen Klinik 5 und Arbeitsgruppen in Frankfurt, Regensburg und Würzburg konnte darüber hinaus noch einen anderen Zusammenhang nachweisen: Die in den Darm eingewanderten T-Lymphozyten des Spenders schütten einen Botenstoff (GM-CSF – Granulozyten-Makrophagen-Kolonie-stimulierender Faktor) aus und vermitteln so die Entzündungsreaktion im Darm. Blockierten die Forscher die Entwicklung und Funktion dieser spezialisierten T-Lymphozyten mit Medikamenten, lösten sich die Entzündungen im Darm auf. 

Von der Entdeckung dieses molekularen Mechanismus erhoffen sich die Wissenschaftler neue Therapien zur Beeinflussung der Darmentzündungen nach Transplantationen entwickeln zu können, um die Überlebenschancen der Patienten nach einer Stammzelltransplantation weiter zu erhöhen.
Manuskript
https://www.jci.org/articles/view/89242
Ansprechpartner für die Medien:
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05.02.2018 Genitalverstümmelung weltweit ächten-Internationaler Tag gegen Genitalverstümmelung
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 05.02.2018 – „Die Beschneidung von Mädchen und Frauen ist
eine Menschenrechtsverletzung und hat schwerwiegende körperliche
und seelische Folgen.“ Darauf verwies Dr. Ulrich Clever,
Menschenrechtsbeauftragter der Bundesärztekammer (BÄK) und
Präsident der Landesärztekammer Baden-Württemberg, zum
Internationalen Tag gegen Genitalverstümmelung am 6. Februar. Clever
hob hervor, dass Deutsche Ärztetage wiederholt eine weltweite Ächtung
und Abschaffung der weiblichen Genitalverstümmelung gefordert
hatten.
Etwa 200 Millionen Frauen sind nach Schätzungen der
Weltgesundheitsorganisation betroffen. Terre des Femmes rechnet in
Deutschland mit mehr als 58.000 betroffenen und rund 13.000
gefährdeten Mädchen und jungen Frauen. Man müsse davon ausgehen,
dass dieses Problem mit der wachsenden Zahl von Geflüchteten in
Europa zunehme, sagte Clever.
In Deutschland ist die Genitalverstümmelung ein Straftatbestand und
kann mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren geahndet werden.
Eine eventuelle Einwilligung der Patientin in den Eingriff entfaltet keine
rechtfertigende Wirkung, weil die Tat trotz der Einwilligung gegen die
„guten Sitten“ verstößt (§ 228 StGB). Insbesondere Eltern drohen im
Zusammenhang mit dem Eingriff je nach Tatbeitrag erhebliche
strafrechtliche Konsequenzen.
Die Bundesärztekammer hat in den vergangenen Jahren viel
Aufklärungsarbeit zum Thema weibliche Genitalverstümmelung
geleistet. Damit Ärzte den traumatisierten Frauen die notwendige
Sensibilität entgegen bringen können, hat die BÄK „Empfehlungen zum
Umgang mit Patientinnen nach weiblicher Genitalverstümmelung“
erarbeitet. Clever: „Die anatomischen und seelischen Folgen von
Genitalverstümmelung müssen bei Geburt, Operation sowie
Wundversorgung medizinisch und psychotherapeutisch berücksichtigt
werden.“ Eine kultursensible Beratung und Anamnese sei in den
Mittelpunkt der Behandlung zu stellen, ohne jedoch die Aufklärung über
die Rechtslage zu vernachlässigen, so Clever.
Die „Empfehlungen zum Umgang mit Patientinnen nach weiblicher
Genitalverstümmelung“ können Sie in deutscher sowie englischer
Sprache unter den nachfolgenden Links abrufen:
http://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/downloads/pdf-Ordner/Empfehlungen/2016-04_Empfehlungen-zum-Umgang-mit-Patientinnen-nach-weiblicher-Genitalverstuemmelung.pdf

http://www.bundesaerztekammer.de/fileadm
in/user_upload/download
s/pdf-Ordner/Empfehlungen/female-genital-mutilation_FGM.pdf

Pressemitteilung
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03.02.2018 Dr. Andreas Botzlar und Dr. Wolfgang Rechl zu Vizepräsidenten gewählt
Pressemeldung der Landesärztekammer Bayern

Die Delegiertenversammlung der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) wählte in ihrer konstituierenden Sitzung Dr. Andreas Botzlar (50), Facharzt für Chirurgie aus Murnau, Landesvorsitzender des Marburger Bundes Bayern und stellvertretender Bundesvorsitzender im ersten Wahlgang zum 1. Vizepräsidenten. Gegenkandidatin war die bisherige Vizepräsidentin Dr. Heidemarie Lux (66), Internistin und Endokrinologin aus Nürnberg. Dr. Wolfgang Rechl (59), hausärztlicher Internist aus Weiden/Oberpfalz wurde wieder zum 2. Vizepräsidenten gewählt. Gegenkandidaten hatte Rechl nicht.

Am 3. Februar 2018 traten die neugewählten 181 Delegierten der BLÄK im Ärztehaus Bayern in München zu ihrer konstituierenden Vollversammlung zusammen, um das Präsidium, sechs Vorstandsmitglieder, 39 Abgeordnete zum Deutschen Ärztetag sowie die Mitglieder für zahlreiche Gremien zu wählen. Die neu beginnende Amtsperiode dauert fünf Jahre.

Die Delegiertenversammlung ist die Vollversammlung der über 82.000 Ärztinnen und Ärzte in Bayern. Die Vollversammlung der 181 Delegierten der 63 ärztlichen Kreisverbände und der sechs medizinischen Fakultäten der Landesuniversitäten tritt mindestens einmal jährlich zum Bayerischen Ärztetag zusammen.

Pressestelle
Bayerische Landesärztekammer
Dagmar Nedbal
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Telefon: 089 4147-268
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03.02.2018 Dr. Gerald Quitterer Hausarzt aus Eggenfelden zum Präsidenten der Bayerischen Landesärztekammer gewählt.
Pressemeldung der Landesärztekammer Bayern

Die Delegiertenversammlung der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) wählte in ihrer konstituierenden Sitzung den Facharzt für Allgemeinmedizin aus Eggenfelden, Niederbayern, Dr. Gerald Quitterer (61), im ersten Wahlgang zum Präsidenten. Gegenkandidaten waren Dr. Andreas Botzlar (50), Chirurg, Murnau, Landesvorsitzender des Marburger Bundes Bayern und stellvertretender Bundesvorsitzender und Dr. Heidemarie Lux (66), Internistin und Endokrinologin aus Nürnberg.

Inhalte der Wahlreden und Fragen an die Kandidaten thematisierten die Weiterbildungsordnung, die politische Interessenvertretung, die Servicequalität der BLÄK, die Bürgerversicherung, die Ökonomisierung –Gewinnorientierung der Medizin, die Digitalisierung, die ärztliche Tätigkeit im Wandel und die GOÄ.

Am 3, Februar 2018 traten die neugewählten 181 Delegierten der BLÄK im Ärztehaus Bayern in München zu ihrer konstituierenden Vollversammlung zusammen, um das Präsidium, sechs Vorstandsmitglieder, 39 Abgeordnete zum Deutschen Ärztetag sowie die Mitglieder für zahlreiche Gremien zu wählen. Die neu beginnende Amtsperiode dauert fünf Jahre.

Die Delegiertenversammlung ist die Vollversammlung der über 82.000 Ärztinnen und Ärzte in Bayern. Die Vollversammlung der 181 Delegierten der 63 ärztlichen Kreisverbände und der sechs medizinischen Fakultäten der Landesuniversitäten tritt mindestens einmal jährlich zum Bayerischen Ärztetag zusammen.

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02.02.2018 „Keine Insellösungen im Bereitschaftsdienst“- BLÄK und KVB weisen Kritik der FDP Bayern zurück
Gemeinsame Presseinformation der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) und der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB)

München, 2. Februar:  Als „sachlich unbegründet und inhaltlich fragwürdig“ bezeichneten die Spitzenvertreter der bayerischen Ärzteschaft heute in München die Kritik der FDP Bayern an der Weiterentwicklung des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes in Bayern. So hatte der Landesvorstand der FDP Bayern gestern in einer Presseinformation ein Moratorium der Neustrukturierung des Bereitschaftsdienstes der niedergelassenen Ärzte gefordert. Diese Forderung wird sowohl von der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) als auch der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) deutlich zurückgewiesen. Die neue Struktur des Bereitschaftsdienstes werde von einer breiten Mehrheit der Ärzteschaft getragen und biete viele Vorteile für Ärzte und Patienten. Zudem würden dadurch die Notaufnahmen der Kliniken um minderschwere Fälle entlastet.

Das bayerische Konzept besteht aus der Einrichtung von rund 110 zentral gelegenen Bereitschaftspraxen sowie einem separaten Fahrdienst, der die Ärzte zu medizinisch notwendigen Hausbesuchen bei Patienten bringt. Für die Ärzte, die die Dienste nicht selbst durchführen können oder wollen, gibt es eine Vermittlungsbörse von Poolärzten, die bayernweit Bereitschaftsdienste übernehmen. Patienten erfahren über die bundesweit einheitliche und für sie kostenfreie Rufnummer 116117, wo die nächstgelegene Bereitschaftspraxis geöffnet hat und welcher Arzt zu einem Hausbesuch kommen kann.

Der Präsident der BLÄK, Dr. Max Kaplan, sagte dazu heute in München: „Wir sehen mit Sorge einen zunehmenden Mangel an Haus- und Fachärzten für die Praxen gerade in ländlichen Regionen. Ein wesentliches Niederlassungshindernis war bislang die große Dienstbelastung im Bereitschaftsdienst, die viele junge Ärztinnen und Ärzte davon abgehalten hat, in einer Praxis tätig zu werden. Mit der neuen Struktur des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes wird diese Dauerbelastung für den einzelnen Arzt deutlich reduziert. Statt mehreren Wochen hat er künftig nur noch wenige Tage Bereitschaftsdienst pro Jahr zu leisten. Dies ist ein wesentlicher Beitrag dazu, künftig noch Nachwuchs für die Praxen zu gewinnen, um die ärztliche Versorgung auch im ländlichen Raum sicherstellen zu können. Hierfür ist – unter Berücksichtigung der regionalen Strukturen – ein bayernweites Konzept nötig. Die Vorschläge der FDP würden hingegen zu kleinteiligen Insellösungen führen, was nicht zielführend ist.“

Der Vorstand der KVB, der die Weiterentwicklung des Bereitschaftsdienstes auf der Basis der Vorgaben des Gesetzgebers sowie der Vertreterversammlung der KVB umsetzt, sieht ebenfalls gute Entwicklungschancen: „Wir freuen uns über die positiven Rückmeldungen aus den Regionen, in denen die neuen Bereitschaftsdienststrukturen bereits umgesetzt sind. Von den Kliniken mit Bereitschaftspraxen hören wir, dass die Verteilung der Dienste gut funktioniert und dass die Notaufnahmen sich wieder mehr auf die wirklich schweren Fälle konzentrieren können. Und die Ärztinnen und Ärzte im Bereitschaftsdienst berichten, dass der neue Fahrdienst ihnen mehr Sicherheit gibt und sie bei ihrer Tätigkeit effektiv unterstützen kann. Wir werden diesen Weg, der bis Jahresende abgeschlossen sein wird, konsequent fortsetzen und sind überzeugt, dass wir den Unkenrufen der bayerischen FDP zum Trotz künftig auch im bundesweiten Vergleich ein exzellentes System des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes haben werden“, so der Vorstand der KVB, Dr. Wolfgang Krombholz, Dr. Pedro Schmelz und Dr. Claudia Ritter-Rupp.

Ansprechpartner für die Medien:
Bayerische Landesärztekammer
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Tel. 0 89 / 41 47 - 268
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Kassenärztliche Vereinigung Bayerns
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01.02.2018 Eine folgenreiche Triade: Lymphödem, Lipödem und Adipositas -Informationstag am Samstag, 17. Februar 2018, informiert über die optimale Versorgung aus einer Hand
uni | mediendienst | aktuell Nr. 13/2018

„Zwei, drei Kilo abnehmen“ – ein Vorsatz, den viele Mensch gerade zu Beginn des neuen Jahres äußern. Die meisten haben ihr Vorhaben schon im Februar wieder aufgegeben. Stefan Hofmann ist drangeblieben und hat über sechs Jahre hinweg sein Gewicht aus eigener Kraft reduziert. Nicht um sechs Pfund, sondern: um nahezu 100 Kilo! Sein Höchstgewicht waren knapp 200 Kilo. Jetzt macht der Fürther all denjenigen Mut, die sich ähnlich gewaltige Ziele setzen: „Es ist machbar, sein Leben zu ändern. Jedes verlorene Kilo motiviert weiter und zeigt einem selbst, dass man es schaffen kann.“ Wie wichtig dieses Selbstmanagement ist und inwiefern Ärzte bei der Gewichtskontrolle unterstützen können, darüber klärt ein Informationstag der Plastisch- und Handchirurgischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Raymund E. Horch) des Universitätsklinikums Erlangen am Samstag, 17. Februar 2018, auf. Die Veranstaltung unter dem Motto „Lymphödem – Lipödem – Adipositas“ findet in Kooperation mit dem Lymphselbsthilfe e. V. statt und richtet sich an Menschen mit Übergewicht sowie an Patienten mit Lip- und Lymphödemen, da alle drei Gruppen mit ähnlichen Beschwerden konfrontiert sind.

Das Gewicht schrumpft, die Haut bleibt

Mithilfe eines festen Ernährungsplans schaffte es Stefan Hofmann, sein Gewicht zu halbieren. Anfang 30, nach einem stressigen Studium mit viel ungesundem und unregelmäßigem Essen, nach einer Diabetesdiagnose und einem attestierten Bluthochdruck, zog Stefan Hofmann den Schlussstrich und entschied: „Ich stelle meine Ernährung um, nehme drei gesunde Mahlzeiten am Tag zu mir, und baue Bewegung konsequent in meinen Alltag ein. Am Anfang reicht Spazierengehen.“ Ein bis zwei Kilo verlor er so pro Woche. „Nach drei Wochen war ich sicher: Diesmal schaffe ich es“, sagt der heute 40-Jährige. Einige Diäten hat er schon hinter sich. „Wunderkuren bringen aber nichts als einen ungesunden Jo-Jo-Effekt. Und sie arbeiten immer mit Zwang und Verboten, was nur zu Frustration führt“, weiß Stefan Hofmann. „Wichtig ist, sich nichts zu verbieten und einen Weg zu finden, den man gerne geht.“

Seit drei Jahren wiegt Stefan Hofmann nun 108 Kilo. Ein Großteil des Übergewichts ist weg. Was blieb, war überschüssige Haut: Fettschürzen am Bauch, an der Brust, an Oberschenkeln und Oberarmen. „Die überhängenden Hautfalten haben Krankheitswert“, erklärt Prof. Horch, Direktor der Plastisch- und Handchirurgischen Klinik des Uni-Klinikums Erlangen. „Hier sammelt sich Flüssigkeit, es entstehen Entzündungen und schmerzhafte, wunde Stellen. Deshalb ist es absolut notwendig, dass wir die Haut nach einem so enormen Gewichtsverlust chirurgisch straffen, das heißt, einen postbariatrischen Eingriff vornehmen.“ Im Januar 2017 war Stefan Hofmanns Bauchdecke an der Reihe, im Juni 2017 folgte die Bruststraffung, Oberschenkel und Oberarme stehen noch an. „Die Hautstraffung war am Schluss eine Belohnung für mich. Ich hatte so viel geschafft – nun wollte ich auch die Körperkontur noch angleichen lassen. Und das geht nicht ohne einen Eingriff.“ Operiert wurde Stefan Hofmann von Oberarzt Dr. Ingo Ludolph von der Plastischen Chirurgie des Uni-Klinikums Erlangen. „Dr. Ludolph war morgens im OP und stand abends schon wieder in meinem Zimmer, um nach mir zu sehen. Die gesamte Betreuung – vom ersten Beratungsgespräch bis zur OP-Nachsorge – war absolut vertrauensvoll und lobenswert“, versichert Stefan Hofmann. Und noch etwas anderes möchte der 40-Jährige loswerden: „Wer viel abnimmt und schließlich vor der Frage steht, ob er eine Hautstraffung vornehmen lassen soll: Die Entscheidung heißt ‚Ja!‘. Nicht zu viel googlen – das macht nur Angst –, sondern sich lieber vor Ort informieren.“ – zum Beispiel beim kommenden Informationstag.

Infotag am Samstag, 17. Februar 2018

„Adipositas, Lymph- und Lipödeme treten oft gemeinsam auf“, erklärt Dr. Anja M. Boos, Oberärztin der Plastischen Chirurgie des Uni-Klinikums Erlangen. Wer übergewichtig ist, leide häufig auch unter einem Lymphstau, vor allem in den Beinen. Lipödeme sind Fettverteilungsstörungen, die wiederum oft schwer von einer Adipositas abgegrenzt werden können, zumal viele Menschen mit Lipödemen zusätzlich adipös sind. „Bei unserem Infotag möchten wir Betroffene mit ähnlichen Beschwerden und Experten zusammenbringen, das heißt, Menschen und ihr Wissen vernetzen“, sagt Anja M. Boos.

In Vorträgen erfahren die Besucher unter anderem, wie sich das Körpergewicht mit der richtigen Kombination aus Ernährung, Bewegung und Sport kontrollieren lässt, welche konservativen und operativen Therapien bei Adipositas und nach Gewichtsverlust sowie bei Lipödem und Lymphödem zum Einsatz kommen, wie sich Patienten ein gutes Selbstmanagement aneignen und welche neuen Erkenntnisse die Forschung vorzuweisen hat. Praktisch wird es in zahlreichen Workshops, die sich etwa mit Entstauungstechniken, Kompressionshilfen und manueller Lymphdrainage beschäftigen. Den Infotag gestalten die Vertreter verschiedener Selbsthilfegruppen gemeinsam mit Ärzten, Ernährungsfachleuten, Physiotherapeuten und anderen Experten des Uni-Klinikums Erlangen sowie anderer medizinischer Einrichtungen.

Die Veranstaltung findet von 9.00 bis 16.30 Uhr in den Hörsälen Medizin im Ulmenweg 18 in Erlangen statt. Der Eintritt ist frei, für einen Imbiss und Getränke ist gesorgt.

Ein Bild zum Download finden Sie unter www.fau.de/files/2018/02/Infotag_Lymphoedem_Uniklinikum-300x200.jpg

Weitere Informationen:
Dr. Anja M. Boos
Tel.: 09131 85-33277
anja.boos@uk-erlangen.de

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25.01.2018 FAU verleiht Professorin Laurence Zitvogel den Jakob-Herz-Preis 2018
uni | mediendienst | aktuell Nr. 9/2018

Medizinische Fakultät ehrt herausragende Wissenschaftlerin
 
Für ihre bedeutenden Leistungen auf dem Gebiet der Immunologie und Immuntherapie verleiht die Medizinische Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) der Onkologin Laurence Zitvogel den Jakob-Herz-Preis. Die diesjährige Preisträgerin ist wissenschaftliche Direktorin am Institut Gustave Roussy in Villejuif, Frankreich. Mit dem Forschungspreis werden wissenschaftliche Erfolge aus der theoretischen und klinischen Medizin gewürdigt. Die Auszeichnung ist mit 10.000 Euro dotiert und erinnert an den Erlanger Professor, Arzt und Forscher Jakob Herz.
 
Die Festveranstaltung im Hörsaalzentrum Medizin
Die Festveranstaltung am Freitag, den 2. Februar, beginnt um 15.15 Uhr und findet im Großen Hörsaal des Hörsaalzentrums der Medizinischen Fakultät der FAU, Ulmenweg 18, in Erlangen statt. Es wird um Anmeldung gebeten an: Birgit Schumann, birgit.schumann@fau.de oder Fax: 09131/8522224
 
Die Preisträgerin
Wie beeinflusst das Immunsystem die Entstehung und Behandlung von Krebs? Das ist die zentrale Frage in Prof. Dr. Laurence Zitvogels Arbeiten. Sie entwickelte das Konzept des immunologischen Zelltodes und konnte zeigen, dass Chemo- und Strahlentherapie sowie Hemmstoffe bestimmter Enzyme ihre antitumorale Wirkung erst durch das Immunsystem entfalten. Ebenfalls ermöglichte Zitvogels Entdeckung, dass Darmbakterien die körpereigene Immunreaktion gegen Krebszellen außerhalb des Darms ebenfalls fördern, neue Behandlungskonzepte in der Krebstherapie. Aktuell untersucht sie den Zusammenhang zwischen dem menschlichen Mikrobiom, das heißt alle den menschlichen Körper besiedelnden Mikroorganismen, und neuartigen Immuntherapien, die die körpereigene Abwehr der Menschen unterstützen, um die Krankheit selbst zu bekämpfen.
Prof. Dr. Zitvogel promovierte in der klinischen Onkologie an der Universität Paris. Neben ihrer Arbeit als wissenschaftliche Direktorin hält sie die Professur für Immunologie und Biologie an der Université Paris Sud. Die Bedeutung ihrer Arbeit schlägt sich in über 450 Publikationen sowie zahlreichen Auszeichnungen nieder.
 
Der Jakob-Herz-Preis und sein Namensgeber
Jakob Herz (1816-1871) war zu seiner Zeit einer der führenden Lehrer der pathologischen Anatomie und Chirurgie und gilt als Begründer der chirurgischen Anatomie. 1867 wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Erlangen ernannt, 1869 zum ersten ordentlichen Universitätsprofessor jüdischen Glaubens im Königreich Bayern. Nachdem er 1871 im Einsatz für seine Patienten im Deutsch-Französischen Krieg starb, errichtete ihm die Stadt Erlangen 1875 ein Denkmal auf dem Hugenottenplatz. Dies wurde 1933 auf Anordnung des nationalsozialistischen Stadtrates zerstört. 1983 wurde an der Ecke Universitätsstraße/Krankenhausstraße ein neues Denkmal für Jakob Herz aufgestellt. Der Jakob-Herz-Preis wird seit 2009 in einem 2-Jahres-Turnus von der Forschungsstiftung Medizin und der Medizinischen Fakultät verliehen, wurde aber 2015 einmalig um ein Jahr verschoben, um an den 200. Geburtstag von Jakob Herz zu erinnern.
 
Weiter Informationen finden Sie unter www.med.fau.de/2018/01/10/jakob-herz-preis-2018/
 
Informationen:
Birgit Schumann; Tel: 09131/85-46610; E-Mail: birgit.schumann@fau.de
 
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16.01.2018 Kinder konsumieren mehr Fast Food und bewegen sich immer weniger
Pressemeldung der FAU Erlangen

Forschung und Politik erarbeiten gemeinsame Strategien gegen Übergewicht bei jungen Menschen
 
Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung führen zu immer mehr übergewichtigen Kindern. Laut WHO trifft dies mittlerweile auf etwa ein Drittel aller Kinder zwischen sechs und neun Jahren zu. Obwohl seit Langem bekannt, sind diese Probleme nicht ohne weiteres zu lösen. Hier sind Politik und Forschung gleichermaßen gefragt. Forscher aus fast allen Mitgliedsstaaten der EU, darunter auch Sportwissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), haben sich deshalb mit Europapolitikern in der aus EU-Mitteln geförderten Joint Action on Nutrition and Physical Activity (JANPA) zusammengetan, um im Kampf gegen Übergewicht neue Strategien zu entwickeln und die Einzelanstrengungen der Mitgliedsländer zu harmonisieren. Wir haben bei PD Dr. Karim Abu-Omar nachgefragt, welche Probleme es in der Ernährung und der Freizeitgestaltung von Kindern gibt und vor welchen Herausforderungen Politik und Forschung stehen. Dr. Abu-Omar lehrt und forscht am Department für Sportwissenschaften und Sport der FAU.
 
Wie steht es um die körperliche Gesundheit junger Menschen in Europa?
Eines der größten gesundheitlichen Probleme junger Menschen in Europa ist der in den letzten Jahren gestiegene Anteil von Übergewicht und Adipositas: Die Weltgesundheitsorganisation geht beispielsweise davon aus, dass ein Drittel der Kinder im Alter von sechs bis neun Jahren übergewichtig oder adipös sind. Dies bedeutet für den Einzelnen, dass das Risiko für verschiedene Krankheiten wie zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2 oder bestimmte Krebsarten ansteigt. Für die Gesellschaft bedeutet dies in Zukunft steigende Kosten zur Behandlung chronischer Erkrankungen, wenn diese jungen Menschen erwachsen werden. Bereits jetzt werden in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union etwa sieben Prozent der nationalen Gesundheitsbudgets in die Behandlung chronischer Erkrankungen, die auf Übergewicht zurückzuführen sind, investiert.
 
Womit hängt die zunehmende Adipositas junger Menschen zusammen?
Adipositas wird insbesondere von Ernährung und Bewegung beeinflusst: Junge Menschen konsumieren mehr Fast Food und zuckerhaltige Getränke, verarbeitete Lebensmittel sind leichter verfügbar und Bewegung spielt eine immer geringere Rolle im Alltag. Aktuelle Zahlen zeigen, dass sich 75 Prozent der Jungen und 85 Prozent der Mädchen weniger als eine Stunde am Tag bewegen – dies ist die Zeit, die von der Weltgesundheitsorganisation für diese Altersgruppe empfohlen wird. In der Public Health spricht man in diesem Zusammenhang von einer das Übergewicht fördernden Umwelt, die auf den Einzelnen wirkt und ungesunde Lebens- und Verhaltensweisen fördert.
 
Was ist das Anliegen von JANPA?
JANPA – die Joint Action on Nutrition and Physical Activity – will einen Beitrag dazu leisten, den Anstieg von Übergewicht und Adipositas in der Europäischen Union bis zum Jahr 2020 aufzuhalten. Aus diesem Grund haben sich 26 Länder – 25 der 28 EU-Mitgliedsstaaten sowie Norwegen – zusammengeschlossen. Grundsätzlich soll auf diese Weise eine Harmonisierung der Strategien zur Bekämpfung von Übergewicht bei jungen Menschen zwischen den EU-Mitgliedsstaaten geleistet werden. Dabei ist es ein besonderes Anliegen von JANPA, auch gezielt Ansätze der Verhältnisprävention – also der Schaffung gesundheitsfördernder Lebenswelten – zu identifizieren, die in den EU-Mitgliedssaaten Anwendung finden können.
 
Was war der Beitrag der FAU bei diesem Projekt?
Im Arbeitspaket der FAU stand die Schaffung gesunder Lebenswelten in Kindergärten und Schulen im Mittelpunkt. Zum einen wurde eine Toolbox mit zahlreichen Beispielen guter Praxis aus 16 europäischen Ländern erstellt, die länderübergreifendes Lernen von erfolgreichen Maßnahmen und politischen Regelungen ermöglicht und online verfügbar ist. Zum anderen haben wir eine Online-Befragung mit politischen Entscheidungsträgern und relevanten Stakeholdern konzipiert und durchgeführt. Mit 187 Befragten aus zwölf europäischen Ländern ist dies aktuell eine der größeren Umfragen unter politischen Entscheidungsträgern, die wichtige Einschätzungen zur Wahrnehmung zentraler Akteure in der Übergewichtsprävention von Kindern und Jugendlichen liefert.
 
Wir als Department für Sportwissenschaft und Sport haben es in diesem Projekt als unsere Aufgabe gesehen, unsere Erfahrungen in der Verhältnisprävention und der damit einhergehenden Forschung an der Schnittstelle zwischen den Gesundheits- und Sozialwissenschaften in das Projekt einzubringen. Darüber hinaus konnten wir das Projekt mit unserem Expertenwissen im Bereich der Bewegungsförderung unterstützen. Da wir erst vor kurzem – erstmals in Deutschland – nationale Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung veröffentlicht haben, konnten wir ein eigenständiges Profil in JANPA einbringen. Viele der anderen beteiligten Organisationen waren eher in den Ernährungs- und Gesundheitswissenschaften verortet.
 
Was soll künftig für die Prävention von Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen getan werden?
Die Ergebnisse der Online-Befragung zeigen, dass bewegungsfreundliche Umgebungen und die Unterstützung der Eltern für politische Entscheidungsträger die oberste Priorität für die Bekämpfung von Übergewicht haben. Auf der anderen Seite wurden kommerzielles Marketing für ungesunde Lebensmittel und fehlende Fördermöglichkeiten von den politischen Entscheidungsträgern als bedeutende Barrieren angesehen. Bei der JANPA-Abschlusskonferenz in Paris, an der auch der EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis teilgenommen hat, wurde deutlich, dass auf europäischer Ebene das Commitment hoch ist, die Prävention von Kinderübergewicht aktiv zu unterstützen. Um Fortschritte zu machen muss allerdings auch sichergestellt werden, dass Organisationen, die im Bereich der Gesundheitsförderung aktiv sind, auf lokaler und regionaler Ebene ausreichend Personal und finanzielle Ressourcen für ihre Arbeit besitzen.
 
Weitere Informationen zu JANPA: www.janpa.eu
 
Informationen:
PD Dr. Karim Abu-Omar
Tel.: 09131/85-25008
karim.abu-omar@fau.de
 
Direkt-Link zum Foto Dr. Abu-Omar: https://www.fau.de/files/2018/01/Abu-Omar.jpg
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12.01.2018 Montgomery: "Sondierungsergebnisse gute Grundlage für Koalitionsgespräche"
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 12.01.2018 – Zu den vorläufigen Ergebnissen der
Sondierungsgespräche von CDU, CSU und SPD erklärt der Präsident der
Bundesärztekammer, Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery:

„Wir begrüßen ausdrücklich, dass sich die Parteispitzen von CDU, CSU
und SPD in ihren Sondierungsgesprächen darauf verständigt haben,
wichtige Herausforderungen für unser Gesundheitssystem und die
Patientenversorgung in Deutschland anzugehen. Dieses Papier ist ein
Ausdruck der Vernunft und des Willens, Deutschland zukunftsorientiert
zu regieren.

Mit dem Ausbau der sektorenübergreifenden Versorgung,
Neuregelungen bei der Notfallversorgung und der Bereitstellung von
Investitionsmitteln für neue Technologien und Digitalisierung benennen
die Parteispitzen einige der wichtigsten Zukunftsthemen, die dringend
angegangen werden müssen. Dabei verzichten sie auf ideologisch
motivierte Experimente. Auch die geplante Rückkehr zur paritätischen
Finanzierung der Gesetzlichen Krankenversicherung halten wir für
durchaus sinnvoll.

Die Ergebnisse des vorläufigen Sondierungspapiers bieten eine gute
Grundlage, die tatsächlichen Herausforderungen für unser bewährtes
Gesundheitssystem auch in Koalitionsgesprächen problemorientiert und
ideologiefrei anzugehen.“

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09.01.2018 Konstituierende Vollversammlung der Bayerischen Landesärztekammer am 3. 2. 2018
Pressenachricht der Bayerischen Landesärztekammer

Sehr geehrte Damen und Herren,
die neu gewählten Delegierten zur Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) treffen sich am Samstag, dem 3. Februar 2018, um 9.00 Uhr zur konstituierenden Vollversammlung im Ärztehaus Bayern, Mühlbaurstraße 16, 81677 München. Unter anderem werden das Präsidium und der Vorstand der BLÄK für die nächsten fünf Jahre gewählt. BLÄK-Präsident Dr. Max Kaplan hatte bereits 2017 erklärt, dass er nicht mehr als Präsident zur Verfügung stehe.

Medienvertreter sind herzlich eingeladen. Ein Medienzentrum ist im Kleinen Saal im 5. Stock eingerichtet. Während der Sitzung sind wir unter der Rufnummer 0172 7516157 zu erreichen.

Die Ergebnisse der Wahl finden Sie am Wahltag
» auf unserer Homepage www. blaek.de
» auf www.facebook.com/Bayerischelandesaerztekammer
» und auf Twitter @BLAEK_P.
» Auf der Homepage werden zusätzlich druckfähige Fotos veröffentlicht.

Der Bayerische Ärztetag ist die Delegiertenversammlung der BLÄK. Die ärztlichen Kreis- und Bezirksverbände sowie die medizinischen Fakultäten der sechs Landesuniversitäten entsenden insgesamt 180 Delegierte zu dieser Versammlung.
Bitte melden Sie sich unter presse@blaek.de an, wenn Sie an der Vollversammlung teilnehmen möchten.
Konstituierende Vollversammlung der BLÄK
» Samstag, 3. Februar 2018, ab 10.00 Uhr, s. t.
» Ärztehaus Bayern, Mühlbaurstraße 16, 81677 München

Mit freundlichen Grüßen
Dagmar Nedbal
Leiterin der Pressestelle, Bayerisches Ärzteblatt, Internet
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09.01.2018 Fachsprachenprüfung für internationale Ärztinnen und Ärzte: 244 ausländische Ärzte bestehen
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Die Fachsprachenprüfung (FSP) für Ärztinnen und Ärzte aus dem nicht-deutschsprachigem Ausland haben im Jahr 2017 in Bayern 244 Prüflinge bestanden; 266 sind durchgefallen. Bei 510 durchgeführten Prüfungen lag die Bestehens-Quote bei 48 Prozent, wie die Bayerische Landesärztekammer (BLÄK) zum Jahresbeginn 2018 mitteilt. (Stand: 31.12.2017). „Wir sehen die Notwendigkeit einer solchen Prüfung, haben wir es doch mit einer steigenden Anzahl von Ärztinnen und Ärzten, die Nicht-Deutsch-Muttersprachler sind, zu tun. Am häufigsten fehlt es am fachsprachlichen Hintergrund. Die Defizite liegen zumeist bei der Transferleistung des vom Patienten vorgetragenen Beschwerdebildes in einer auf Fachsprachenniveau erfolgenden Vorstellung des Patienten, an den ärztlichen Kollegen. Auch die schriftliche Wiedergabe der erhobenen Anamnese ist oftmals nicht ausreichend“, erklärte BLÄK-Präsident Dr. Max Kaplan.

Bei den Herkunftsländern der antragstellenden Ärzte lag Syrien klar vorn, gefolgt von den ärztlichen Kollegen aus Rumänien und Serbien. Insgesamt wurden 2017 Ärzte aus 92 unterschiedlichen Nationen gemeldet und geprüft. „Mit der FSP leisten wir einen wichtigen Beitrag zu einer besseren Kommunikation zwischen Patient und Arzt. Die Patienten haben ein Recht darauf, ihren Arzt zu verstehen. Und auch die Kollegen sind darauf angewiesen, dass die Kommunikation funktioniert, bspw. dass jeder Arzt im Krankenhaus oder in der Praxis nach entsprechender Einarbeitung in der Lage ist, einen Arztbrief zu schreiben oder wichtige Dokumentationspflichten zu erfüllen“, sagte Kaplan und bat die Personalverantwortlichen der Krankenhäuser, die ärztlichen Kolleginnen und Kollegen aus dem Ausland bei der sprachlichen Qualifizierung zu unterstützen.

Die Prüfungen dienen als Nachweis über die für die Berufsausübung erforderlichen Sprachkenntnisse bei internationalen Ärzten, die ihre Ausbildung außerhalb des Bundesgebietes absolviert haben. Die 87. Gesundheitsministerkonferenz 2014 hatte einstimmig Eckpunkte zur Überprüfung der für die Berufsausübung erforderlichen Deutschkenntnisse in den akademischen Heilberufen beschlossen. Auf dieser Grundlage haben das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege gemeinsam mit der BLÄK eine mit den Regierungen abgestimmte Verfahrensordnung für Sprachtests vereinbart. Die BLÄK nimmt im Auftrag der Regierungen seit April 2017 den Sprachtest auf dem Sprachniveau C1 ab.

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05.01.2018 Mit Müsli gegen Arthritis - FAU-Forscher weisen Wirkung von Ballaststoffen auf Autoimmunerkrankungen nach
uni | mediendienst | forschung Nr. 1/2018

Dass eine gesunde Ernährung unser allgemeines Wohlbefinden steigert, ist altbekannt. Jetzt haben Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) herausgefunden, dass eine ballaststoffreiche Kost den Krankheitsverlauf von chronisch-entzündlichen Gelenkerkrankungen positiv beeinflussen und zu einer Stärkung der Knochen führen kann. Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler im renommierten Fachmagazin Nature Communications (DOI: 10.1038/s41467-017-02490-4) veröffentlicht. 

Schlüssel für die Wirkung unserer Ernährung auf die Gesundheit sind die Darmbakterien: Eine gesunde Darmflora besteht aus einer Vielzahl von Bakterienarten. Jeder erwachsene Mensch trägt etwa zwei Kilogramm an gutartigen Bakterien in seinem Darm. Diese Verdauungshelfer zerlegen Ballaststoffe in einzelne Bestandteile, so dass der Körper sie aufnehmen kann. Dabei entstehen kurzkettige Fettsäuren, die für den Körper wichtig sind. Diese liefern Energie, regen die Darmbewegung an und wirken entzündungshemmend. Die Darmbakterien bekämpfen darüber hinaus Krankheitserreger, die in den Verdauungstrakt gelangen. Bekannt ist, dass die Zusammensetzung der Darmflora schützende, aber auch krankmachende Effekte haben kann. Ein intaktes Zusammenleben der verschiedenen Bakterien schützt die Darmwand und verhindert, dass sie für Krankheitserreger durchlässig wird.

In der aktuellen Veröffentlichung in Nature Communications zeigen die FAU-Forscher, dass es jedoch nicht die Darmbakterien selbst sind, sondern ihre Stoffwechselprodukte, die das Immunsystem beeinflussen und damit auch auf Autoimmunerkrankungen wie die rheumatoide Arthritis wirken. Unklar ist noch, wie die Verständigung zwischen Darmbakterien und Immunsystem abläuft und wie gegebenenfalls die Bakterien positiv beeinflusst werden könnten. Im Fokus der Forscher stehen dabei die kurzkettigen Fettsäuren Propionat und Butyrat, die innerhalb von Gärprozessen der Darmbakterien gebildet werden. Diese Fettsäuren sind unter anderem in der Gelenkflüssigkeit zu finden und man nimmt an, dass sie einen wichtigen Einfluss auf die Funktionstüchtigkeit der Gelenke haben.

Die FAU-Wissenschaftler um Dr. Mario Zaiss von der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie am Universitätsklinikum Erlangen konnten zeigen, dass eine gesunde, ballaststoffreiche Ernährung die Darmflora so verändert, dass mehr kurzkettige Fettsäuren, vor allem Propionat, gebildet werden. Sie konnten eine erhöhte Konzentration der kurzkettigen Fettsäure unter anderem im Knochenmark nachweisen, wo das Propionat bewirkte, dass sich die Zahl der knochenabbauenden Zellen verringerte und damit auch den Knochenabbau deutlich verlangsamte. Propionat wird schon seit den 1950er Jahren als Konservierungsmittel in der Backindustrie verwendet und ist als prominenter Vertreter kurzkettiger Fettsäuren nach EU Richtlinien als Nahrungsmittelzusatzstoff überprüft und zugelassen.
„Wir konnten zeigen, dass eine bakterienfreundliche Ernährung entzündungshemmend ist und zugleich einen positiven Effekt auf die Knochenfestigkeit hat“, sagt Studienleiter Dr. Mario Zaiss. „Unsere Erkenntnisse bieten einen vielversprechenden Ansatz für die Entwicklung innovativer Therapien bei entzündlichen Gelenkerkrankungen sowie für die Behandlung von Osteoporose, die häufig bei Frauen nach der Menopause auftritt. Wir können heute noch keine konkrete Empfehlung für eine bakterienfreundliche Ernährung geben, aber ein morgendliches Müsli und ausreichend Obst und Gemüse täglich hilft, einen artenreichen Bakterienmix aufrechtzuerhalten.“

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19.12.2017 BVG-Urteil zur Studienplatzvergabe in der Humanmedizin - Montgomery: „Das richtige Signal zur richtigen Zeit“
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 19.12.2017 – „Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts ist genau das richtige Signal zur richtigen Zeit. Dass Karlsruhe Änderungen bei der Studienplatzvergabe anmahnt, ist nicht nur eine gute Nachricht für viele hochmotivierte junge Menschen, denen der Zugang zum Arztberuf bislang de facto versperrt ist. Das Urteil ist auch eine deutliche Aufforderung an Bund und Länder, bei der schleppenden Umsetzung der Reform des Medizinstudiums endlich Tempo zu machen.“ Das
sagte Bundesärztekammer-Präsident Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery heute in einer ersten Reaktion auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts über das Auswahlverfahren zum Medizinstudium. „Das Urteil beinhaltet aber auch eine heftige Ohrfeige für eine kleinstaatliche Bildungspolitik, die es nicht schafft, das Abitur bundesweit chancengleich und chancengerecht zu gewährleisten. Auch die Bildungspolitik muss hier nachbessern", so der Bundesärztekammer-Präsident.

Die Bundesärztekammer und Deutsche Ärztetage hatten sich seit langem für Änderungen bei den Auswahlverfahren und für mehr Studienplätze in der Humanmedizin stark gemacht. Bei der mündlichen Verhandlung des Bundesverfassungsgerichts Anfang Oktober war auch die Bundesärztekammer geladen. Montgomery hatte in Karlsruhe unter anderem die mangelnde Transparenz bei der Studienplatzvergabe sowie zu lange Wartezeiten kritisiert und strukturierte Eignungsprüfungen gefordert.

„Bund und Länder sollten das Urteil zum Anlass nehmen, die Studienzulassung gerechter zu gestalten und besser auf die Erfordernisse einer Gesellschaft im Wandel auszurichten“, forderte
Montgomery. Karlsruhe hat die Hochschulen verpflichtet, neben der Abiturnote obligatorisch ein weiteres, nicht notenbasiertes Zulassungskriterium anzuwenden, das bundeseinheitlich, strukturiert
und standardisiert sein muss. „Damit hat das Gericht unseren Vorschlag, ein bundesweites Assessment durchzuführen, im Kern bestätigt“, sagte Montgomery. „Unsere Patienten brauchen nicht nur Spitzenforscher. Sie brauchen auch gute Ärzte mit sozialen Kompetenzen und der Bereitschaft, aufs Land zu gehen“, sagte der BÄK-Präsident. Assessment-Center mit bundeseinheitlichen Kriterien
könnten helfen, die fachlich und menschlich geeigneten Studierenden auszuwählen.

Des Weiteren fordert das Gericht den Bundesgesetzgeber auf, die Wartezeiten auf einen Medizinstudienplatz zu begrenzen, da der Studienerfolg nach zu langer Wartezeit nicht mehr chancengleich gewährleistet werden kann. „Nun kommt es darauf an, dass die Länder
endlich tätig werden und mehr Studienplätze schaffen. Notwendig ist eine Erhöhung der Zahl der Studienplätze um mindestens zehn Prozent. Denn dass die Wartezeiten mittlerweile länger sind als das Studium selbst, kommt nicht von ungefähr. Noch im Jahr 1990 gab es allein in den alten Bundesländern 12.000 Studienplätze in der Humanmedizin. Nach der Wiedervereinigung hätte die Zahl durch die zusätzlichen Fakultäten in den neuen Bundesländern sogar auf 16.000 Plätze steigen
müssen, sie ist aber kontinuierlich geschrumpft. Mittlerweile stehen den 45.000 Bewerbern gerade einmal 9.000 Studienplätze zur Verfügung - und das, obwohl Ärztinnen und Ärzte in Klinik und Praxis händeringend gesucht werden.
„Auch in diesem Bereich sollte die Politik das Karlsruher Urteil als klaren Auftrag verstehen, ihrer Verantwortung für die ärztliche Nachwuchsförderung gerecht zu werden“, so Montgomery.

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18.12.2017 Der Patient im Mittelpunkt Forschungsnetzwerk PRO PRICARE soll medizinische Überversorgung untersuchen
uni | mediendienst | forschung Nr. 99/2017

 Manchmal ist weniger mehr – dies gilt auch für die medizinische Versorgung in Deutschland. Da wird jedoch eher geklotzt statt gekleckert. Gemeint ist damit die sogenannte medizinische Überversorgung, von der man spricht wenn eine medizinische Behandlung keine Evidenz, also keinen nachweisbaren oder ausreichenden Nutzen erbringt oder sogar zum Risiko für die Patienten wird. Forscher des Universitätsklinikums Erlangen und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben nun ein Forschungsnetzwerk unter dem Akronym PRO PRICARE (Preventing Overdiagnosis in Primary Care) ins Leben gerufen, das zusammen mit Partnern aus dem Gesundheitswesen die medizinische Überversorgung in Deutschland untersucht. Gefördert wird das Netzwerk mit 2,1 Mio. Euro durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung.
 
Das Forschungsnetzwerk PRO PRICARE hat es sich zur Aufgabe gemacht, überflüssige diagnostische und therapeutische medizinische Maßnahmen ausfindig zu machen, ihre Ursachen zu untersuchen und Strategien zu entwickeln, um diese zukünftig zu verringern und zu verhindern. Denn neben hohen Kosten kann eine Überversorgung auch nachteilig für die Patienten sein, wenn beispielsweise unnötige Operationen durchgeführt werden.
 
PRO PRICARE arbeitet dafür an drei Teilprojekten. Aktuell entwickelt das Netzwerk eine Kurzversion eines Klassifikationssystems für Hausarztpraxen, um die Alltagsbewältigung alter und hochbetagter Menschen besser abbilden und einschätzen zu können. Die Idee dahinter ist, dass die Fokussierung auf das Leben und Leiden der Menschen zu anderen und auch zu weniger medizinischen Maßnahmen führt, als das leitliniengerechte Behandeln von Krankheiten. Außerdem sollen in einem zweiten Teilprojekt sogenannte Kaskadeneffekte und deren Auslöser in der medizinischen Versorgung identifiziert werden. Dies meint diagnostische Maßnahmen, die weitere Diagnostik auslösen und am Ende auch noch zu einer eigentlich entbehrlichen Therapie führen können. Im dritten Teilprojekt wollen die Forscher die hausärztliche Konsultation bei Patienten mit häufigen Beratungsanlässen gemeinsam mit den Hausärzten weiterentwickeln.
 
 
Ein interdisziplinäres Forschungsnetzwerk
Um das Problem der Überversorgung zu untersuchen und Lösungen hierfür zu erarbeiten, hat das Allgemeinmedizinische Institut weitere universitäre Institutionen, Praxisnetze und Partner, wie die Kassenärztliche Vereinigung Bayern und die GWQ Service Plus AG, zu einem Forschungsnetzwerk verknüpft. Das Institut ist aber nicht nur federführend in allen drei Teilprojekten, sondern leitet auch zusammen mit dem Centre for Clinical Studies des Universitätsklinikums die Koordinierungsstelle des Forschungsnetzwerkes. Zusätzlich gibt es einen wissenschaftlichen Beirat, bestehend aus externen Forschern, dessen Mitglieder selbst im Bereich medizinischer Versorgungsforschung arbeiten oder prominente Stimmen gegen Überversorgung sind.
 
Für die drei Teilprojekte kooperiert das Allgemeinmedizinische Institut mit anderen Lehrstühlen und Instituten des Klinikums und der Universität wie dem Institut für Biomedizin des Alterns, dem Zentrum für Medizinische Versorgungsforschung, dem Lehrstuhl für klinische Psychologie und Psychotherapie, dem Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement, dem Lehrstuhl für Gesundheitsökonomie, dem Interdisziplinären Zentrum für Public Health IZPH, dem Lehrstuhl für Biometrie und Epidemiologie. Teil von PRO PRICARE ist auch ein strukturiertes Programm zur Förderung von Nachwuchswissenschaftlern, in dem diese in ihrer Arbeit unterstützt sowie methodisch und inhaltlich zum Thema Versorgungsforschung ausgebildet werden. Durch den breitgefächerten fachlichen Hintergrund der Mitarbeiter und Nachwuchswissenschaftler können die jeweiligen Teilprojekte aus vielen unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden. Schließlich reicht das Ausbildungsspektrum der Mitarbeiter von der Allgemeinmedizin, über Gesundheits- und Sportwissenschaften, Soziologie,  Psychologie, Gesundheitsmanagement und Ökonomie bis hin zur Biologie.
 
Partner aus dem Gesundheitswesen, wie die Kassenärztliche Vereinigung Bayern und die GWQ Service Plus AG, als Vertreter der Betriebskrankenkassen stellen dem Forschungsnetzwerk für die Studien anonymisierte Krankenkassendaten zur Analyse von Morbidität, Inanspruchnahme des Gesundheitswesens, Behandlungsverläufen und zur Berechnung von Kosten zur Verfügung. Grundlage für die Arbeit von PRO PRICARE ist dabei die Zusammenarbeit mit vier fränkischen Praxisnetzwerken (UGeF, QuE, MainArzt und ÄgH), den sogenannten „Forschungspraxen Franken“, in denen rund 200 fränkische Arztpraxen vernetzt sind. Das PRO PRICARE Forschungsnetzwerk ist darauf angewiesen, dass „Forschungspraxen Franken“ Patienten und Ärzte für die verschiedenen Studien der jeweiligen Teilprojekte rekrutiert.
 
Weitere Informationen zu den einzelnen Teilprojekten und den Projektpartnern finden Sie hier: http://www.allgemeinmedizin.uk-erlangen.de/pro-pricare/
 
Information:
Prof. Dr. Thomas Kühlein
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15.12.2017 Reformbaustellen im Gesundheitswesen
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

„Angesichts zahlreicher Reformbaustellen im Gesundheitswesen können wir uns eigentlich keine zeitlichen Verzögerungen bei der Regierungsbildung leisten“, schreiben Dr. Max Kaplan, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), und die Vizepräsidenten Dr. Heidemarie Lux und Dr. Wolfgang Rechl im Leitartikel der Dezemberausgabe des Bayerischen Ärzteblattes. Im Wahlkampf zur Bundestagswahl spielte die Zukunft des Gesundheitssystems keine große Rolle, die Forderungen in der Versorgung seien jedoch sehr konkret.
Aus bayerischer Sicht gebe es drei Top-Forderungen:

» Erhalt des dualen Krankenversicherungssystems bei Novellierung der GKV (zum Beispiel mehr Tarifvielfalt für Versicherte) und PKV (unter anderem Portabilität der Altersrückstellungen). Dezidierte Bereitschaft, die GOÄ zu novellieren.

» Überprüfung der Diagnosis Related Groups (DRG), ob ärztliche und pflegerische Arbeitsleistung darin ausreichend abgebildet werden.

» Höheren Patientenschutz durch höhere Anforderungen bei der Überprüfung von Heilpraktiker-Aspiranten und durch die Einschränkung der Tätigkeitsfelder des Heilpraktikers. Keine Anerkennung als staatlicher Gesundheitsfachberuf.

Wer auch immer in einigen Wochen (oder Monaten?) als Bundesgesundheitsministerin oder Bundesgesundheitsminister ans Werk gehe, dem sollte bewusst sein, dass die gesundheitspolitischen Themen keinen Aufschub verkraften. Das gelte für die Digitalisierung im Gesundheitswesen, die Notfallversorgung oder die interdisziplinären bzw. interprofessionellen Kooperationsformen ebenso wie für die Unterfinanzierung in der stationären oder ambulanten Medizin. Die demografische Entwicklung unserer Gesellschaft und der medizinisch-technische Fortschritt gewährten keine Trödeleien oder halbherzige Entscheidungen. 2018 verlange klare gesundheitspolitische Entscheidungen.

Mehr zu „Reformbaustellen im Gesundheitswesen“ lesen Sie in der Ausgabe 12/2017 des Bayerischen Ärzteblattes unter www.bayerisches-ärzteblatt.de

Pressestelle
Bayerische Landesärztekammer
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13.12.2017 BÄK informiert über wichtige Fragen rund um Biobanken
Pressemeldung der Bundesärztekammer

                                                                                                             
Berlin, 13.12.2017 – Qualitätsgesicherte Biobanken sind in den vergangenen Jahren zu einer unverzichtbaren Grundlage für die Erforschung von Krankheiten geworden. Sie tragen zu Neuentwicklungen von präventiven Maßnahmen, zu verbesserten Diagnosemöglichkeiten und zu neuen Behandlungsansätzen bei. „Ärztinnen und Ärzte in Klinik und Praxis sind für ihre Patienten die ersten Ansprechpartner bei Fragen rund um Biobanken. Umso wichtiger ist es, dass wir ihnen gesicherte und praxistaugliche Informationen über diesen Bereich der Medizin an die Hand geben.“ Das sagte Bundesärztekammer-Präsident Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery anlässlich der Veröffentlichung des Informationspapiers der Bundesärztekammer (BÄK) „Medizinische, ethische und rechtliche Aspekte von Biobanken“ in Berlin.

Als Biobank wird eine Sammlung von menschlichen Körperflüssigkeiten oder Gewebeproben bezeichnet, die mit gesundheitsrelevanten Daten (z. B. Krankengeschichten, Informationen über Lebensumstände) verknüpft werden kann. Während bevölkerungsbezogene Biobanken Biomaterialien und Daten von ausgewählten Spendern ohne bestimmten Krankheitsbezug sammeln und erheben, haben klinische Biobanken im Versorgungskontext und im Rahmen von klinischen Studien Biomaterialen und deren assoziierte medizinische Daten von Spendern mit bestimmten Erkrankungen im Fokus.
Welchen konkreten Nutzen haben Biobanken für die Spender?
Die auf Grundlage von Biobanken gewonnen Erkenntnisse sind zu Forschungszwecken bestimmt. Eine individuelle Rückmeldung an den Spender ist zumeist nicht vorgesehen. Allerdings kann sich
insbesondere für chronisch erkrankte Spender, beispielsweise durch die aus der Nutzung der Biobank gewonnenen allgemeinen Forschungsergebnisse und die dadurch ermöglichten neuen Behandlungsformen, durchaus ein persönlicher Nutzen ergeben. Bei Erkrankungen mit genetischer Disposition können verbesserte Prävention und Therapie gegebenenfalls auch Familienmitgliedern des Spenders zu Gute kommen.

Auf welche Risiken muss geachtet werden?
Mit Blick auf die informationelle Selbstbestimmung der Spender ist zu beachten, dass mit der Sammlung von Proben zugleich eine Erhebung, Speicherung und weitere Verarbeitung von personenbezogenen Gesundheitsdaten einhergeht. Erforderlich ist in jedem Fall die ausdrückliche und informierte Einwilligung des Spenders zur Entnahme und zur zukünftigen Verwendung der Biomaterialproben oder Daten.
Die Forschungsfreiheit und die Berufsfreiheit des Arztes oder Forschers machen diese Anforderung nicht entbehrlich. Die Einwilligung ist nur wirksam, wenn der Betroffene über Zweck, Bedeutung und Tragweite des körperlichen Eingriffs angemessen aufgeklärt worden ist.
Besonderen Schutzes bedürfen sogenannte vulnerable Gruppen, zu ihnen zählen unter anderem Kinder oder Menschen mit Behinderung.

Um potentielle Risiken zu minimieren, sollten anonymisierte oder pseudonymisierte Proben und Daten verwendet werden, die den Forschenden eine Zuordnung der Proben zur Identität des Spenders
faktisch unmöglich machen. Allerdings lässt sich das Risiko der Re-Identifizierung nicht völlig ausschließen, insbesondere dann, wenn der Spender selbst genetische Daten öffentlich zugänglich gemacht hat.
Soweit Daten der Spender in personenbezogener Form erhoben, verarbeitet oder genutzt werden sollen, verlangen die Datenschutzgesetze – auch die ab Mai 2018 geltende Datenschutz-
Grundverordnung der EU – grundsätzlich eine Einwilligung des Spenders.

Diese Pressemitteilung finden Sie auch im Internet unter www.bundesaerztekammer.de

Was geschieht mit Zufallsergebnissen?
Für die Mitteilung beziehungsweise Nicht-Mitteilung klinisch relevanter Ergebnisse, die an den Probenspenden unerwarteter Weise gefunden wurden, sollten in der Vereinbarung zwischen Spender und Biobank klare Regelungen getroffen werden. So kann entweder vereinbart
werden, dass der Spender nicht über Analyseergebnisse der Probenspenden informiert werden möchte, auch wenn diese für seine Gesundheit bedeutsam sind, oder aber dass das gesundheitsrelevante Ergebnis mitgeteilt wird.

Die Handreichung „Medizinische, ethische und rechtliche Aspekte von Biobanken“ wurde im Auftrag des BÄK-Vorstandes von einem interdisziplinären Arbeitskreis des Wissenschaftlichen Beirats der
Bundesärztekammer unter Federführung von Dr. rer. nat. Bärbel-Maria Kurth und Prof. Dr. med. Dr. h. c. Manfred Dietel erstellt.

Die Handreichung ist auf der Internetseite der Bundesärztekammer
unter http://www.baek.de/biobanken_2017 abrufbar.
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07.12.2017 Das sind Bayerns Ärztevertreter
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Mehr Frauen, mehr Hausärzte, weniger „Newcomer“, höheres Durchschnittsalter – wer sind die 182 Delegierten zur Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), die ab 18. Januar 2018 den Bayerischen Ärztetag bilden?

Die 37.000 Ärztinnen und 44.000 Ärzte in Bayern wählten in der Zeit vom 20. November bis 1. Dezember 2017 die Delegierten zur BLÄK. Sie bestimmten damit ihre ärztliche Berufsvertretung in Bayern für die kommenden fünf Jahre. Insgesamt 182 Persönlichkeiten – 176 Delegierte plus je ein Repräsentant der sechs Landesuniversitäten – bilden das neue Ärzteparlament. 176 Delegierte deshalb, weil die neue Medizinische Fakultät der Universität Augsburg, die zum 1. Dezember 2016 gegründet wurde, bei der aktuellen Delegiertenwahl zu berücksichtigen ist. Zudem sind zwei Vorsitzende der ärztlichen Bezirksverbände „geborene“ Delegierte. Die Delegierten vertreten berufspolitische Fraktionen und gleichzeitig ihren ärztlichen Kreisverband bzw. ärztlichen Bezirksverband – ein breites Meinungsspektrum. Sie repräsentieren auch alle Versorgungsformen, Altersgruppen und Gebiete. Einige Kerndaten zu den neuen Ärztevertretern in Bayern:

»      111 Wiedergewählte (2012: 99), 69 (2012: 81) Neugewählte und zwei Vorsitzende der ärztlichen Bezirksverbände kraft Amt. Insgesamt hat sich die Relation „Routiniers“ gegenüber „Newcomern“ in Richtung „Wiedergewählte“ verschoben.
»      37 Ärztinnen (20,3 Prozent); der Frauenanteil ist damit gegenüber 2012 (35 Ärztinnen oder  19,4 Prozent) leicht gestiegen.
»      Das Durchschnittsalter der neu gewählten Delegiertenversammlung beträgt 57,7 Jahre und ist im Vergleich zu 2012 etwas höher (56 Jahre).
»      79 Hausärztinnen und -ärzte (vormals 70). Zahlenmäßig bilden sie somit wieder die stärkste Fraktion.*
»      57 Krankenhausärztinnen und -ärzte (bisher 56).*
»      57 niedergelassene bzw. im ambulanten Bereich angestellte Ärztinnen und Ärzte (vormals: 51).*
»      Der Jüngste im neuen Parlament ist 31 Jahre.
»      Die Älteste im Parlament zählt 77 Jahre.

Die Wahlbeteiligung betrug bayernweit 31,9 Prozent (37,6 Prozent 2012). In den einzelnen Stimmkreisen lag die Wahlbeteiligung zwischen 20,8 und 41,2 Prozent. Das Wahlergebnis gilt zunächst noch vorläufig, denn das amtliche Wahlergebnis wird erst am 18. Januar 2018 feststehen, wenn die 14-tägige Anfechtungsfrist vorüber ist.

Präsident Dr. Max Kaplan wird bei der konstituierenden Vollversammlung, die voraussichtlich am 3. Februar 2018 stattfindet, nicht mehr zur Wahl als BLÄK-Präsident antreten. „Ich bin seit 18 Jahren im Vorstand der Bayerischen Landesärztekammer, war sieben Jahre deren Vizepräsident und bin nun im achten Jahr deren Präsident. Ich finde, dass die Zeit jetzt reif ist, den Stab weiterzugeben“, sagte der 65-jährige Facharzt für Allgemeinmedizin aus dem Unterallgäu. Neben der Wahl der/des Präsidenten/-in und der beiden Vizepräsidenten/-innen werden auch die sechs Vorstandsmitglieder, die dem Vorstand mit den acht Vorsitzenden der ärztlichen Bezirksverbände angehören, gewählt. Darüber hinaus sind aus dem Kreis der Delegierten die Mitglieder des Finanzausschusses und des Hilfsausschusses, die Mitglieder weiterer Ausschüsse und die Abgeordneten zum Deutschen Ärztetag zu wählen.

*Doppelnennungen möglich

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06.12.2017 Jahresbericht 2016/2017 der Prüfungskommission und der Überwachungskommission zur Prüfung der Herz-, Lungen-, Leber-, Nieren- und Pankreastransplantationsprogramme vorgelegt
Pressemeldung der Bundesärztekammer Arbeitsgemeinschaft der deutschen Ärztekammern Überwachungskommission gem. § 11 TPG – Prüfungskommission gem. § 12 TPG

Die für die Prüfung der Transplantationszentren zuständigen Kontrollgremien haben eine positive
Zwischenbilanz ihrer zweiten Prüfperiode gezogen. Für die allermeisten Kliniken sei es
selbstverständlich, sich an die Richtlinien für die Organvergabe zu halten, betonten die Vorsitzenden
von Prüfungskommission und Überwachungskommission in gemeinsamer Trägerschaft von Bundesärztekammer, Deutscher Krankenhausgesellschaft und GKVSpitzenverbandbei der Vorstellung ihres Jahresberichts 2016/2017 in Berlin. „Wir werdenauch künftig jeder Unregelmäßigkeit nachgehen, um so das Vertrauen in die Organspendeweiter zu stärken“, sagte Prof. Dr. med. habil. Dr. h.c. Hans Lippert, Vorsitzender der Überwachungskommission.
Lippert dankte insbesondere den Landesministerien, die als Aufsichtder Transplantationszentren verbindlich in die Kontrollen einbezogen sind. „Wir arbeiten in der Regel eng mit den Ministerien zusammen, um einen schnellen und umfassenden Informationstransfer zu ermöglichen.“

Seit dem Jahr 2012 nehmen Prüfungskommission und Überwachungskommission in 3-Jahres-Abständen verdachtsunabhängige Prüfungen aller Transplantationsprogramme vor.
In diesem Jahr haben die Kommissionen 59 Transplantationsprogramme auf der Basis der
Krankenakten von mehr als 1.900 Empfängern postmortal gespendeter Organe aus den Jahren
2013 bis 2015 überprüft. „Prüfgegenstand ist unverändert die Frage, ob bei den Anmeldungen
zur Warteliste und insbesondere bei den Hochdringlichkeitsanträgen an Eurotransplant gegen die Richtlinien der Bundesärztekammer für die Wartelistenführung und die Organvermittlung verstoßen wurde“, erläuterte die Vorsitzende der Prüfungskommission, Vorsitzende Richterin am Kammergericht i. R. Anne-Gret Rinder.
Wie aus dem Jahresbericht von Prüfungskommission und Überwachungskommission hervorgeht,
haben sich bei den abgeschlossenen Verfahren im Bereich der Nieren-, Pankreas und kombinierten Nieren-Pankreastransplantationen sowie der Lungentransplantationen keine Auffälligkeiten ergeben. Auch die bereits abgeschlossenen Prüfungen der Herz- und der Lebertransplantationsprogramme bestätigen, dass der ganz überwiegende Teil der Zentren ordnungsgemäß und korrekt arbeitet. Auffälligkeiten stellten die Kommissionen lediglich in den Universitätskliniken Berlin, Göttingen und Essen fest.
Bei der bereits früher begonnenen und im Berichtszeitraum abgeschlossenen Prüfung des
Herztransplantationsprogramms des Deutschen Herzzentrums Berlin mussten Richtlinienverstöße
beanstandet werden. Das betroffene Transplantationszentrum hatte auf diese Verstöße bereits zu Beginn der Prüfung hingewiesen und diese auf eigene Initiative der zuständigen Staatsanwaltschaft und dem zuständigen Ministerium gemeldet. Es konnte darüber hinaus festgestellt werden, dass von Frühjahr 2014 an keine Anhaltspunkte mehr für systematische Verstöße oder Manipulationen vorlagen.
Auch bei der ebenfalls bereits früher begonnenen und in diesem Berichtszeitraum abgeschlossenen
Prüfung des Lebertransplantationsprogramms des Universitätsklinikums Göttingen stellten die Experten systematische Richtlinienverstöße fest. Hierbei ging es u. a. um die Abklärung der Alkoholkarenz bei alkoholbedingter (äthyltoxischer) Leberzirrhose bis zum Jahre 2011. Es wurde jedoch deutlich, dass sich das Zentrum nach der Prüfung in der letzten Prüfungsperiode von 2013 an im Wesentlichen richtlinienkonform verhalten und auch Fehler aus der Vergangenheit korrigiert hat. Für die nachfolgenden Jahre stellten die Kommissionen daher keine Anhaltspunkte mehr für systematische Richtlinienverstöße fest.
Auch bei der bereits früher begonnenen und im Berichtszeitraum abgeschlossenen Prüfung des Lebertransplantationsprogramms des Universitätsklinikums Essen mussten die Prüfer systematische Richtlinienverstöße beanstanden. Hierbei handelte es sich um Verstöße gegen
die Ausnahmeregelung zur Anmeldung auf die Warteliste bei Vorliegen eines Leberkrebses
(hepatozelluläres Karzinom). Zum anderen wurde hier ebenfalls die Frage der Alkoholkarenz bei äthyltoxischer Leberzirrhose nicht ausreichend abgeklärt. Weiterhin stellten die Kommissionen in erheblichem Umfang Verstöße gegen die Regeln des beschleunigten Vermittlungsverfahrens (sog. Rescue-Allocation) fest. In diesem Zusammenhang hatte das Zentrum auch gegen die Verpflichtung verstoßen, die Gründe für die Auswahlentscheidung zu dokumentieren.
Mit Blick auf die in den Richtlinien geforderte sechsmonatige Alkoholkarenz der Patienten
teilte Rinder mit, dass die noch ausstehenden Prüfungen fortgesetzt werden. Zwar gehe die
Entscheidung des 5. Strafsenats des Bundesgerichtshofs vom 28. Juni 2017 davon aus,
dass der „strikte Ausschluss“ von der Warteliste vor Ablauf von sechs Monaten unter anderem
die Ermächtigungsnorm von § 16 Abs. 1 TPG überschreite und daher nicht strafrechts begründend sei. Die Aussage des Senats beziehe sich jedoch auf eine Regelung, die zum Zeitpunkt der angeklagten Regelverstöße gültig gewesen, aber bereits vor zwei Jahren geändert worden sei. Bis August 2015 schrieb die Richtlinie eine sechsmonatige Alkoholkarenz als strikte Voraussetzung einer Aufnahme in die Warteliste vor. Seither gilt eine vom Bundesministerium für Gesundheit genehmigte Neufassung, die eine Ausnahmeregelung vorsieht.

Die Kommission stehe deshalb weiterhin in der Pflicht, die Alkoholkarenz der Patienten
unter besonderer Berücksichtigung der Umstände des Einzelfalls und damit die Einhaltung
der Richtlinie zu überprüfen.
Prof. Dr. jur. Hans Lilie, Vorsitzender der Ständigen Kommission Organtransplantation der
Bundesärztekammer, betonte ausdrücklich die Bedeutung des Urteils des Bundesgerichtshofs:
„Die Richtlinien der Bundesärztekammer sind nach den Ausführungen des Bundesgerichtshofs
eine Form exekutiver Rechtsetzung.“ Lilie hob hervor, dass es bereits seit 2013
strafbewehrt verboten sei, bei der Meldung an Eurotransplant den Gesundheitszustand eines
Patienten unrichtig zu erheben, zu dokumentieren oder einen unrichtigen Gesundheitszustand
zu übermitteln, um Patienten zu bevorzugen. „Wer gegen dieses Verbot verstößt, kann
mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren bestraft werden“, so Lilie.
Er erinnerte daran, dass die Bundesärztekammer bereits unmittelbar nach dem Göttinger
Transplantationsskandal im Jahr 2012 eine Gesamtrevision der Richtlinien zur Organtransplantation
eingeleitet hat. „Vor dem Hintergrund des Urteils des 5. Strafsenats sind die Bundesärztekammer
als Richtliniengeberin, die Trägerorganisationen der Prüfungskommission,
das Bundesministerium für Gesundheit sowie die Obersten Landesgesundheitsbehörden
übereinstimmend der Auffassung, die Gesamtrevision verstärkt fortzusetzen und alle Richtlinien
für die Wartelistenführung und Organvermittlung strukturiert einer systematischen Aktualisierung
zu unterziehen“, so Lilie.
Prof. Dr. jur. Ruth Rissing-van Saan, Leiterin der Vertrauensstelle Transplantationsmedizin,
gab einen Überblick über die Arbeit der Vertrauensstelle. Deren Aufgabe ist es, auf vertraulicher
Basis Hinweise auf Auffälligkeiten im Bereich der Organspende und der Organtransplantation
entgegenzunehmen und in Kooperation mit der Prüfungskommission und der
Überwachungskommission zu klären. Die Vertrauensstelle ist ein von den Strafverfolgungsbehörden
unabhängiger Ansprechpartner vor allem für Patienten und deren Angehörige sowie
für alle interessierten Bürger. „Im vergangenen Jahr sind insgesamt 35 Eingaben bei der
Vertrauensstelle eingegangen“, berichtete Rissing-van Saan. Neben anonymen Anfragen sei
die Vertrauensstelle auch von Beschäftigten in Transplantationszentren sowie von anderen
in das Transplantationsgeschehen eingebunden Stellen kontaktiert worden. „Immer häufiger
gehen bei uns aber auch Fragen zur Lebendspende und zur medizinischen Versorgung von
Flüchtlingen und Asylbewerbern ein. Bei den Eingaben zur Lebendspende geht es häufig um
Fragen zu Kostentragung für Rehabilitations- und Anschlussheilbehandlungen sowie Entschädigungen
für den Verdienstausfall des Spenders“, sagte Rissing-van Saan.
Abschließend appellierte Lippert an die Zentren, ihre Patienten über das Transplantationsregister,
das gerade errichtet wird, zu informieren und gemäß den gesetzlichen Vorgaben aufzuklären.
„Wir alle haben das Transplantationsregister gewollt und müssen nun auch dafür
Sorge tragen, dass es erfolgreich umgesetzt werden kann“, forderte Lippert.

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01.12.2017 Die munteren Neunziger-am Freitag, 8. Dezember 2017, 13.00 Uhr
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FAU-Alternsforscher präsentieren Ergebnisse einer neuen Studie / Einladung zum Pressegespräch
In einem einzigartigen Forschungsprojekt haben Wissenschaftler vom Lehrstuhl für Psychogerontologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) untersucht, welche Bedingungen und Chancen zu einem langen Leben in weitgehender Selbstbestimmung beitragen. Die Studie zum Leben der über Neunzigjährigen zeigt Überraschendes über die Lebenssituation hochbetagter Menschen. In einem Pressegespräch mit der Bayerischen Staatsministerin für Gesundheit und Pflege, Melanie Huml, am Freitag, 8. Dezember stellen die Wissenschaftler um Prof. Dr. Frieder Lang ihre Forschungsergebnisse vor.
Das Pressegespräch

Termin:                Freitag, 8. Dezember 2017, 13.00 Uhr

Ort:                       Institut für Psychogerontologie, Kobergerstr. 62, Nürnberg

Teilnehmer:       Prof. Dr. Frieder R. Lang, Lehrstuhl für Psychogerontologie der FAU

Prof. Dr. Nicolas Rohleder, Lehrstuhl für Gesundheitspsychologie der FAU

Melanie Huml, Bayerische Staatsministerin für Gesundheit und Pflege
Bitte geben Sie unter Tel.: 09131/85-70229 bzw. per Mail an presse@fau.de Bescheid, wenn Sie an dem Pressegespräch teilnehmen möchten.

Die Studie „Leben in der zehnten Dekade“

In der Untersuchung der FAU-Wissenschaftler ging es vor allem darum, die Situation derjenigen Hochbetagten zu verstehen, die gerade keine akute medizinische Versorgung erhalten oder in betreuten Einrichtungen leben. Zielsetzung war es zu erforschen, welche Besonderheiten und Verhaltensweisen, die Gesundheit und Lebensqualität von überdurchschnittlich aktiven, hochbetagten Menschen kennzeichnen. An der Studie nahmen 125 Frauen und Männer im Alter von 90 bis 100 Jahren teil. Sie ließen ihre körperliche und geistige Funktionstüchtigkeit untersuchen und beantworteten eine Vielzahl von Fragen zu ihrer Lebenssituation sowie zu ihren Einstellungen zum Leben.
Die Studie wurde in Zusammenarbeit der Lehrstühle für Gesundheitspsychologie und Psychogerontologie, gemeinsam mit der von der Schöller-Stiftung geförderten Beratung für gesundes Altern (BegA) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg durchgeführt

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29.11.2017 Welt-Aids-Tag am 1. Dez. - Montgomery: Menschen mit HIV/AIDS werden noch immer stigmatisiert
Pressenachricht der Bundesärztekammer

Berlin, 29.11.2017 – „Eine HIV-Infektion ist längst kein Todesurteil mehr.
Wir können sie zwar noch nicht heilen, aber doch gut behandeln. Trotzdem haftet HIV noch immer ein Stigma an.“ Darauf wies Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK) aus Anlass des Welt-Aids-Tages am 1. Dezember hin, der in diesem Jahr unter dem Motto „positiv zusammenleben“ steht. „Davon sind wir leider noch weit entfernt“, so Montgomery weiter. Noch immer wecke die Diagnose „HIV positiv“ Ängste und Vorurteile – sogar im engsten persönlichen Umfeld. Das setze eine Negativspirale in Gang: „Die Betroffenen outen sich aus Angst vor Diskriminierung nicht, viele ziehen sich in die Isolation zurück, und dadurch verschwindet das Thema Aids aus der öffentlichen Wahrnehmung“, warnte der BÄK-Präsident.

Dabei gibt es in Bezug auf Neuinfektionen keine Entwarnung. Nach den neuesten Zahlen des Robert Koch-Instituts haben sich im Jahr 2016 etwa 3.100 Menschen in Deutschland mit HIV infiziert, etwa genauso viele wie im Jahr davor. „Das zeigt, dass wir bei der Aufklärung und Prävention nicht nachlassen dürfen“, forderte Montgomery.

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29.11.2017 BÄK-Tagung zur Suchtmedizin -Mehr Forschung zu Cannabis-Medikamenten notwendig
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 29.11.2017 – „Wir wissen noch viel zu wenig darüber, ob und wie Arzneimittel auf Cannabis-Basis wirken. Die Studienlage hierzu ist deutlich schwächer, als in der Öffentlichkeit allgemein angenommen wird.“ Dieses Fazit zog Dr. Josef Mischo, Vorsitzender der Arbeitsgruppe „Sucht und
Drogen“ der Bundesärztekammer (BÄK) nach einem Erfahrungsaustausch über aktuelle suchtmedizinische Themen am 27. November 2017 in Berlin. Die BÄK hatte dazu Vertreter von Ärzteschaft, Wissenschaft und Politik eingeladen.
„Wir müssen auf der Grundlage von wissenschaftlichen Studien sehr genau prüfen, ob Cannabis tatsächlich eine therapeutische Alternative sein kann. Gerade angesichts der großen Hoffnungen, die viele Patienten in Cannabis-Therapien setzen, müssen wir unvoreingenommen Chancen und Risiken
offenlegen, auch und gerade im Vergleich mit herkömmlichen Therapien“, sagte er. Der Co-Vorsitzende der BÄK-Arbeitsgruppe, Erik Bodendieck, betonte, dass es derzeit keine ausreichende wissenschaftliche Evidenz gebe, um Cannabisverordnungen zu befürworten.

Die Arbeitsgruppen-Vorsitzenden bezogen sich dabei auf die Ergebnisse des Forschungsprojektes „Cannabis: Potential und Risiken (CaPRis)“, die von der Projektleiterin Dr. Eva Hoch auf der Tagung der Bundesärztekammer vorgestellt wurden. Das Projekt war von der Ludwig-Maximilians-Universität
München im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit durchgeführt worden. Die Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass aufgrund des noch uneinheitlichen Forschungsstands und der begrenzten Datenlage bei vielen Krankheitsbildern noch keine Aussagen zur Wirksamkeit, Verträglichkeit und Sicherheit von Cannabisarzneimitteln gemacht werden könnten.

Besser erforscht ist der Freizeit-Konsum von pflanzlichem und synthetischem Cannabis. Hier sieht die Untersuchung negative psychische, organische und soziale Effekte, wobei die Risiken für junge Konsumenten besonders groß sind. „Die Ärzteschaft hat in der Vergangenheit immer wieder auf die
unterschätzten Gefahren des Cannabis-Konsums hingewiesen. Die Studienergebnisse bestätigen jetzt: Kiffen ist kein harmloses Freizeitvergnügen. Cannabis kann abhängig machen – gerade auch in Hinblick auf die in den letzten Jahren stark angestiegenen THC-Gehalte der verwendeten Pflanzen“, sagte Bodendieck. Es sei wichtig, die Bevölkerung besser über die negativen Auswirkungen der Droge zu informieren.

Ein weiteres Thema der Tagung war die neue Substitutions-Richtlinie der BÄK. Hier seien besonders die breiter angelegten Ziele der Substitutionsbehandlung hervorzuheben, die eine besser auf die individuelle Situation der Patienten abgestimmte Therapie ermöglichen. „Früher hieß es, oberstes Ziel einer Suchtbehandlung müsse immer die Abstinenz sein. Wir wissen aber heute, dass sie nur in wenigen Fällen überhaupt erreichbar ist“, so Mischo, der gemeinsam mit Bodendieck und einer ärztlichen Expertengruppe die Richtlinie erarbeitet hat. Substitution diene primär der Überlebenssicherung und der gesundheitlichen und sozialen Stabilisierung und bleibe auch dann sinnvoll, wenn Abstinenz nicht erreicht werden kann.

Link: FAQ-Liste zum Einsatz von Cannabis in der Medizin
(http://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/downloads/pdfOrdner/
Versorgung/Cannabis.pdf)


Link: Richtlinie der BÄK zur Durchführung der substitutionsgestützten Behandlung Opioidabhängiger
(http://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/downloads/pdfOrdner/
RL/Substitution.pdf)


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28.11.2017 Notfalleinsätze bei Kindern-22. Fachtagung für Notfallmedizin und Erlanger Notfallmedizinische Tage am 1./2. Dezember 2017
uni | mediendienst | aktuell Nr. 185/2017

Wenn am kommenden Samstag wieder zahlreiche Rettungsfahrzeuge das Bild der Erlanger Innenstadt prägen, gibt es keinen Grund zur Sorge. Im Gegenteil! Im Rahmen der 22. Erlanger Notfallmedizinischen Tage am Freitag und Samstag, 1. und 2. Dezember 2017, informieren sich rund 600 Rettungskräfte und Notärzte, wie sie bei Einsätzen für Kinder noch gezielter helfen können. Wissenschaftlicher Leiter der Veranstaltung ist der Direktor der Anästhesiologischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen, Prof. Dr. Dr. h. c. Jürgen Schüttler. Alle interessierten Bürger sind herzlich eingeladen, sich am Samstag, 2. Dezember 2017, zwischen 8.30 und 16.30 Uhr im Foyer der Heinrich-Lades-Halle, Rathausplatz 1, sowie auf dem Rathausplatz die Ausstellung anzusehen und sich über modernste Hilfsmaßnahmen und Rettungsfahrzeuge zu informieren.
 
Selbst sogenannte Großschadensereignisse oder Einsätze bei Verwandten sind für Rettungskräfte nicht so belastend wie Notfälle bei kleinen Kindern. Kleinkinder können oft nicht sagen, wo es schmerzt oder wie der Unfall abgelaufen ist. Winzige anatomische Verhältnisse und begrenzte Blut- oder Energiereserven verlangen vom Rettungspersonal ein Höchstmaß an Konzentration. Die Hilflosigkeit und Angst der kleinen Patienten stellt in dieser Situation einen weiteren Belastungsfaktor für die Einsatzkräfte dar. Aus diesem Grund veranstalten die Anästhesisten des Uni-Klinikums Erlangen ihre Notfallmedizinischen Tage in diesem Jahr zusammen mit der Kinder- und Jugendklinik (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Wolfgang Rascher) des Uni-Klinikums Erlangen.
 
Den Einstieg in die Fachtagung für Notfallmedizin bilden ein Tutorienprogramm und ein Simulationskurs am Freitagabend in den Räumen der Anästhesiologischen Klinik, Krankenhausstraße 12, sowie in den Hörsälen Medizin, Ulmenweg 18. Am Samstag stellen unterschiedliche Experten im Rahmen des wissenschaftlichen Tagungsprogramms in der Heinrich-Lades-Halle ihre individuellen Sichtweisen auf die außerklinische Geburt vor. Des Weiteren werden die aktuellen Vorgehensweisen bei der Reanimation von Kindern und spezielle Notfallsituationen besprochen. Die Mediziner geben Tipps und Tricks aus ihrer eigenen Erfahrung weiter und demonstrieren das richtige Vorgehen bei Atemstörungen und Schockzuständen, Krampfanfällen und lebensbedrohlichen Infekten. „Wir haben Experten eingeladen“, erläutert der Direktor der Anästhesie des Uni-Klinikums Erlangen, Prof. Schüttler, „die uns Hinweise geben werden, wie wir uns in solchen schwierigen Situationen richtig verhalten können, denn das ist eine der größten Herausforderungen für Ärzte.“
 
Öffentlicher Infotag auf dem Rathausplatz und in der Heinrich-Lades-Halle
Am Samstag wird es dann auch für alle interessierten Bürger und Familien spannend. Zwischen 8.30 und 16.00 Uhr stellen verschiedene Hilfsorganisationen im Foyer der Heinrich-Lades-Halle ihr Leistungsspektrum vor. Auf dem Rathausplatz können außerdem Rettungsfahrzeuge besichtigt werden.
 
Die 22. Erlanger Notfallmedizinischen Tage werden in Zusammenarbeit mit Erlanger Hilfsorganisationen, der Arbeitsgemeinschaft der in Bayern tätigen Notärzte, den Ärztlichen Leitern des Rettungsdienstes Bayern und der Bayerischen Landesärztekammer – Akademie für ärztliche Fortbildung angeboten. Zu den Highlights der Veranstaltung gehören „fast schon traditionell“ die Grußworte von Staatsminister Joachim Herrmann, vom Bundestagsabgeordneten Stefan Müller sowie von Oberbürgermeister Dr. Florian Janik.
 
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Dr. h. c. Jürgen Schüttler
Tel.: 09131 85-33677
juergen.schuettler@kfa.imed.uni-erlangen.de
 
 
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27.11.2017 Zehn Jahre Forschungsstiftung Medizin am 30. November 2017
Jubiläumsveranstaltung mit Staatsminister Herrmann gibt Einblick in die erfolgreiche Stiftungsarbeit

Das erste runde Jubiläum wird gefeiert: Die Forschungsstiftung Medizin am Universitätsklinikum Erlangen besteht im Dezember 2017 seit zehn Jahren. Bei einer Jubiläumsveranstaltung am Donnerstag, 30. November 2017, um 11.15 Uhr in der Orangerie im Erlanger Schlossgarten erläutert der Stiftungsvorstand, wie mit kreativen Aktionen ein Stiftungsvermögen von inzwischen rund dreieinhalb Millionen Euro gesammelt werden konnte. Mit über vier Millionen Euro hat die Stiftung bereits wegweisende Forschungsprojekte, Maßnahmen zur Förderung des öffentlichen Gesundheitswesens und des ärztlichen Nachwuchses sowie bedürftige Patienten unterstützt.
 
Bei der Jubiläumsveranstaltung soll nicht nur auf die erfolgreichen Projekte der vergangenen zehn Jahre zurückgeblickt werden, sondern der Vorstandsvorsitzende der Forschungsstiftung Medizin, Prof. Dr. Werner G. Daniel, gibt auch einen Ausblick auf die Zukunft der Stiftung, die als Vorbild für die künftige Forschungsfinanzierung gilt. „Viele innovative Ideen konnten wir bereits in die Tat umsetzen – von der Bürgervorlesung, der Einrichtung von Namensstiftungen und Hörsälen, die nach großzügigen Mäzenen benannt wurden, dem „Matching-Funds“-Programm bis hin zur regelmäßigen Verleihung von Wissenschaftspreisen und insbesondere der Unterstützung zahlreicher Forschungsprojekte“, sagt Prof. Daniel.
 
Nach einer Begrüßung durch Prof. Dr. Bernhard Fleckenstein (Vorsitzender des Stiftungsrates der Forschungsstiftung Medizin) werden folgende Grußworte gehalten: Joachim Herrmann (Bayerischer Staatsminister des Innern, für Bau und Verkehr), Prof. Dr. Joachim Hornegger (Präsident der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg), Prof. Dr. Dr. h. c. Jürgen Schüttler (Dekan der Medizinischen Fakultät der FAU Erlangen-Nürnberg) und Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro (Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Erlangen). Abschließend folgt der Festvortrag von Prof. Daniel über die Forschungsstiftung Medizin.
 
Vertreter der Medien sind zur Jubiläumsveranstaltung und zum anschließenden Empfang herzlich eingeladen. Foto- und Filmaufnahmen von einzelnen der geförderten Forschungsprojekte sowie Interviews mit dem Stiftungsvorstand sind nach Rücksprache vor oder nach der Veranstaltung möglich. Um Anmeldung wird gebeten unter presse@uk-erlangen.de oder Tel.: 09131 85-36102.
 
Weitere Informationen:
Johannes Eissing, Tel.: 09131/85-36102, presse@uk-erlangen.de

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24.11.2017 Internationales Symposiumam 25. 11. 17 : Joachim R. Kalden – Lebenswerk und wissenschaftliche Meilensteine
uni | mediendienst | aktuell Nr. 184/2017

Samstag, 25. November, ab 13 Uhr, Rudolf Wöhrl Hörsaal, Krankenhausstraße 12, Erlangen
 
Seine Grundlagenforschung zu rheumatischen Erkrankungen ist von immenser wissenschaftlicher Bedeutung und hat in beispielloser Weise viele andere Bereiche der Medizin nachhaltig beeinflusst und verändert. Anlässlich des 80. Geburtstages von Prof. Dr. Joachim R. Kalden, ehemaliger Direktor der Medizinischen Klinik 3 des Universitätsklinikums Erlangen,  veranstalten die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und das Uni-Klinikum Erlangen ein internationales Symposium. Unter dem Titel „Joachim R. Kalden – life time achievements und milestones in rheumatology and clinical immunology“  sprechen Kollegen und Kolleginnen aus dem In- und Ausland, darunter auch Nobelpreisträger Prof. Dr. Harald zu Hausen, über Kaldens wissenschaftliches Lebenswerk. Das öffentliche Symposium findet am Samstag, dem 25. November, im Rudolf Wöhrl Hörsaal,  Krankenhausstraße 12, Zugang über die Östliche Stadtmauerstraße 18, Erlangen statt. Beginn ist 13.00 Uhr, der Eintritt ist frei.
 
Kaldens Verbindung von immunologischer Grundlagenforschung, internationalen klinischen Studien und die Umsetzung und Realisierung in den klinischen Alltag sind von besonderer Qualität und nationaler und internationaler Bedeutung. Kalden hat entscheidend dazu beigetragen, dass Patienten mit entzündlich rheumatischen Systemerkrankungen heute bessere Therapieoptionen und Langzeittherapieerfolge erwarten können. In den letzten 20 Jahren sind die Frühberentungen sowie die Operationen bei Rheuma-Patienten erheblich zurückgegangen und die Lebensqualität deutlich angestiegen. Prof. J.R. Kalden hat in den letzten 40 Jahren die moderne Rheumatologie zur führenden immunologisch zielgerichteten „Entzündungsmedizin“ entwickelt.
 
Informationen:
Dr. Anja Glanz, Tel. 09131/85-43219, anja.glanz@uk-erlangen.de
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22.11.2017 Montgomery: Palliativmedizin muss weltweit gestärkt werden
Pressemitteilung der Bundesärztekammer

Regionaltreffen des Weltärztebundes / Symposium zu Fragen am Ende des Lebens
Berlin, 21.11.2017 – „Das Symposium zu Fragen am Lebensende war ein Beispiel für eine weltoffene und vorurteilsfreie Diskussion. Es war ein Meilenstein für die Ärzteschaft und ein Schritt voran für die katholische Kirche.“ So bewertet Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), das Regionaltreffen des Weltärztebundes, das am 16. und 17. November 2017 im Vatikan stattgefunden hat. „Wir haben mit großem Ernst darüber diskutiert, ob es sich bei Euthanasie oder assistiertem Suizid um ärztliche Aufgaben handeln kann und ob sich Kollegen, die sich zu diesen Verfahren bekennen, unethisch handeln“, so Montgomery weiter. Die Debatte habe die ganze Bandbreite der Sichtweisen aufgezeigt.

Der BÄK-Präsident wies darauf hin, dass die überwiegende Mehrheit der Ärzteschaft Euthanasie und ärztlich assistierten Suizid ablehnt. Nur eine kleine Gruppe vertrete in dieser Frage eine andere Meinung, aber das gehöre zum Wesen liberaler Gesellschaften. „Einigkeit herrscht allerdings darüber, dass die Palliativmedizin weltweit gestärkt werden und allen Menschen zur Verfügung stehen muss“, betonte er. Ebenso unstrittig sei, dass Verfahren der Euthanasie niemals als kostensparende Varianten eingesetzt werden dürften, um teure Therapien zu vermeiden.

Montgomery begrüßte, dass Papst Franziskus in seinem Grußwort zu der Konferenz Euthanasie klar abgelehnt, sich aber gleichzeitig dagegen gewandt hat, einen offensichtlichen Sterbevorgang durch
lebenserhaltende Maßnahmen zu verlängern. „Ich sehe hier gute Ansatzmöglichkeiten für eine weitere vertiefte Zusammenarbeit zwischen Ärzteschaft und katholischer Kirche“, sagte Montgomery.

Papst Franziskus hatte ausgeführt, dass es moralisch vertretbar sei, auf Therapien zu verzichten oder diese einzustellen, wenn sie in keinem Verhältnis zum erhofften Ergebnis stünden. „Dabei steht der Patient an erster Stelle“, heißt es in der Erklärung des Papstes. Der Patient habe das Recht, gemeinsam mit den behandelnden Ärzten die vorgeschlagenen Maßnahmen einzuschätzen und ihre
Verhältnismäßigkeit zu beurteilen. Es gehe in solchen Fällen nicht darum, den Tod herbeizuführen, sondern zu akzeptieren, dass man ihn nicht verhindern kann.

Der BÄK-Präsident hob hervor, dass diese Haltung den Grundsätzen der Bundesärztekammer zur ärztlichen Sterbebegleitung entspreche. Darin wird ausgeführt, dass es Situationen geben kann, in denen sonst angemessene Diagnostik und Therapieverfahren nicht mehr angezeigt und Begrenzungen geboten sind. Der Arzt hat dann für eine Basisbetreuung zu sorgen. Dazu gehören unter anderem
menschenwürdige Unterbringung, Zuwendung, Körperpflege, Lindern von Schmerzen, Atemnot und Übelkeit sowie Stillen von Hunger und Durst.

Im Rahmen des zweitägigen europäischen Regionaltreffens hatten der Weltärztebund, die Päpstliche Akademie für das Leben und die Bundesärztekammer Juristen, Ethiker, Theologen und Philosophen aus ganz Europa in den Vatikan eingeladen, um über Fragen zur ärztlichen Begleitung von Menschen an ihrem Lebensende zu diskutieren. Das nächste Regionaltreffen zu dem Thema ist für Anfang 2018 in Nigeria geplant. Zuvor hatten bereits Konferenzen in Tokio und Rio de Janeiro stattgefunden.

Link Video-Interview Montgomery
https://youtu.be/AyMUIqkG9Po

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17.11.2017 Europäischer Antibiotikatag - Im Kampf gegen Resistenzen an einem Strang ziehen
Pressemitteilung der Bundesärztekammer

Berlin, 17.11.2017 – „Keime kennen keine Grenzen. Den Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen können wir nur gewinnen, wenn wir europaweit und weltweit an einem Strang ziehen.“ Das sagte Bundesärztekammer-Präsident Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery im Vorfeld des Europäischen Antibiotikatages, der am 18. November 2017 begangen wird. „Deutschland hat mit seinen Initiativen gegen Antibiotika-Resistenzen in den letzten Jahren eine Vorreiterrolle übernommen.
Diesen Weg müssen wir weiter gehen“, forderte Montgomery mit Blick auf aktuelle Daten des European Centre for Disease Prevention and Control, nach denen die Zahl der durch Antibiotika-Resistenzen infizierten Patienten in der Europäischen Union steigt. Antibiotikaresistente Bakterien beeinträchtigten die Möglichkeiten zur Therapie bakterieller Infektionskrankheiten. “Nur wenn wir jetzt handeln, können wir eine weitere Zunahme von nicht beherrschbaren Antibiotika-Resistenzen verhindern. Neben Maßnahmen zur Förderung der rationalen Antibiotika-Therapie in der Humanmedizin zählt dazu auch ein Verbot oder zumindest eine deutliche Begrenzung der Antibiotikaabgabe in der Tiermast", sagte der Bundesärztekammer-Präsident.

In Deutschland wurden mit der Antibiotika-Resistenzstrategie wichtige Maßnahmen auf den Weg gebracht, mit denen unter anderem die Forschung und Entwicklung neuer Antibiotika, alternativer Therapiemethoden und schnellerer Testverfahren verstärkt werden sollen. In der ärztlichen Aus- und Weiterbildung werden grundlegende Kenntnisse über Antibiotika-Resistenzen und einer rationalen
Antibiotika-Therapie vermittelt. Aktuell hat die Bundesärztekammer die strukturierte curriculare Fortbildung „Antibiotic Stewardship“ beschlossen, mit der Strategien zum rationalen Einsatz von Antiinfektiva vermittelt werden. Fragen zum Einsatz von Antibiotika sind fester Bestandteil vieler weiterer Fortbildungsangebote der Landesärztekammern. In Vorträgen, Seminaren und Workshops wird über die Diagnostik von Infektionskrankheiten, Indikationsstellung, Auswahl des Antibiotikums, Dauer der Anwendung und Nebenwirkungen der Antibiotikatherapie ebenso informiert, wie auch zu
Fragen der Resistenzentwicklung.

Montgomery begrüßte die in dieser Woche gestartete Antibiotika-Verbrauchs-Surveillance des Robert Koch-Instituts, die erstmals allen Krankenhäusern und anderen Gesundheitseinrichtungen die
Möglichkeit bietet, Antibiotikaverbrauch mit Referenzdaten zu vergleichen. Ein weiteres Augenmerk müsse auf die Vermeidung nosokomialer Infektionen gelegt werden. "Wir müssen die Strukturen im
Bereich der Krankenhaushygiene durch den Ausbau von Lehrstühlen und Instituten so fördern, dass ausreichend in Krankenhaushygiene qualifizierte Fachärzte für Hygiene und Umweltmedizin sowie für
Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie zur Verfügung stehen." Der BÄK-Präsident wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es in Krankenhäusern bereits bei der täglichen Patientenversorgung an ausreichend ärztlichem und pflegerischem Personal mangele. „Aus Studien wissen wir, dass eine hohe Arbeitsdichte das größte Risiko für nosokomiale Infektionen darstellt.
Deshalb brauchen wir insbesondere in infektiologischen Risikobereichen wie Intensivstationen mehr Ärzte und Pflegepersonal."

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14.11.2017 Ärztliche Psychotherapie - Körper und Seele zusammenhalten
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 14.11.2017 – „Psychische Erkrankungen werden immer mehr zu einer Herausforderung für die Gesundheitsversorgung. Sie verursachen immenses menschliches Leid und auch erhebliche volkswirtschaftliche Kosten.“ Das sagte Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundes- ärztekammer (BÄK), zum Auftakt der Tagung „Chancen und Wert der ärztlichen Psychotherapie“ am 11. November 2017 in Berlin.
Die direkten Krankheitskosten beziffert die Bundesanstalt für Arbeit für das Jahr 2016 auf 40 Milliarden Euro. Mittlerweile ist in Deutschland jeder dritte Erwachsene im Zeitraum eines Jahres von einer psychischen Erkrankung betroffen. „Die gute Nachricht ist, dass psychische Erkrankungen meist erfolgreich behandelt werden können. Mit dieser Tagung nehmen wir eine Standortbestimmung der ärztlichen Psychotherapie vor, zeigen ihr Alleinstellungsmerkmal und ihren spezifischen Wert auf“, sagte Montgomery.

So betonten zahlreiche Referenten auf der von den BÄK-Vorstandsmitgliedern Dr. Heidrun Gitter und Dr. Ulrich Clever moderierten Veranstaltung die Notwendigkeit, die psychiatrische beziehungsweise psychotherapeutische Versorgung eng in den somatischen Behandlungskontext einzubinden. Die Kompetenz der spezifisch ärztlichen Form der Behandlung psychisch Kranker liege insbesondere darin, ein individuelles, somatische wie psychische Aspekte integrierendes Gesamtkonzept für den einzelnen Patienten anbieten zu können. Dies sei umso wichtiger, weil psychische Erkrankungen häufig mit behandlungsbedürftigen somatischen Erkrankungen einhergehen und sich beide wechselseitig sogar noch verstärken können.

Langjähriges Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Arzt

In Deutschland wird die psychotherapeutische Versorgung sowohl von ärztlichen als auch von psychologischen Psychotherapeuten sowie von Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten mit den ihnen jeweils eigenen Qualifikationen getragen. Für die ärztliche Psychotherapie können Patienten auf ein sehr breit gestuftes Angebot zurückgreifen, das von der psychosomatischen Grundversorgung durch Haus- und Fachärzte bis hin zur fachärztlichen psychiatrischen, psychosomatischen und psychotherapeutischen Versorgung reicht.

Nahezu 400.000 Patienten werden jährlich in der ärztlichen ambulanten, stationären und rehabilitativen psychosomatischen Medizin behandelt. Das berichtete auf der Tagung Prof. Dr. Johannes Kruse, Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Gießen und Marburg. „Die ärztliche Psychotherapie schafft für Patienten wie für Ärzte eine Brücke zwischen der somatischen und der psychotherapeutischen Versorgung.
Sie verhindert eine Aufspaltung zwischen einer Versorgung für den Körper und die Seele“, sagte Kruse, der auch Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) ist.

Tatsächlich leisten Haus- und Fachärzte die psychosomatische Grundversorgung in Deutschland. Patienten mit Depressionen werden zu mehr als 80 Prozent von ihrem Hausarzt behandelt, zwei Fünftel der Patienten mit psychischen und psychosomatischen Störungen bei einem Facharzt mit entsprechender Zusatzweiterbildung. Darauf hob auch PD Dr. Martina Rauchfuß, Chefärztin der Abteilung Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Klinik Henningsdorf, ab. Die Vorsitzende des Weiterbildungsinstituts für psychosomatische Frauenheilkunde berichtete über die Behandlung psychischer Erkrankungen durch Fachärzte mit einer Zusatzweiterbildung in Psychosomatischer Grundversorgung. Der Vorteil hier: Es bestehe meist ein langjähriges Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Arzt. Der Einstieg in eine Psychotherapie falle deshalb leichter.

Prof. Dr. Sabine C. Herpertz, Direktorin der Klinik für Allgemeine Psychiatrie der Universität Heidelberg, beleuchtete die ärztliche Psychotherapie aus der psychiatrischen Perspektive. „Psychiater
erbringen die gesamte Bandbreite psychotherapeutischer Leistungen, vom psychotherapeutischen Gespräch bis hin zu antragspflichtigen Leistungen“, erläuterte sie. Herpertz wies auf Besonderheiten der Psychotherapie in der Psychiatrie hin. So befänden sich Patienten oft in extremen, mitunter sogar lebensbedrohlichen Situationen. Dass Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie auch eine wichtige „GateKeeper-Funktion“ einnehmen, betonte Dr. Christa Roth-Sackenheim, Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Psychiater. Ihre therapeutische Haltung und ihr therapeutischer Einsatz seien je nach Krankheitsstadium höchst flexibel. Kürzere psychotherapeutische Interventionen von etwa 20 Minuten Dauer seien integraler Bestandteil der Behandlung.

Unzureichende Vergütung
Als „Dilemma“ bezeichnete Roth-Sackenheim die unzureichende Vergütung. Die Gesprächsleistungen der Psychiater seien in vielen Kassenärztlichen Vereinigungen budgetiert. Fachärzte für Psychiatrie
und Psychotherapie seien in der Vergütung gegenüber technikorientierten Fächern stark benachteiligt. Eine Aufwertung der Leistungen sei dringend erforderlich. Änderungsbedarf in der Vergütung sieht auch Dr. Norbert Hartkamp, Vorsitzender des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen der DGPM. Er stellte auf der Tagung die spezifischen Möglichkeiten der psychosomatischen Medizin dar. In diesem Versorgungsbereich würden vermehrt Patienten behandelt, die körperlich, seelisch und psychosozial deutlich bis stark belastet seien. Hartkamp berichtete, dass Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie – gemessen an der Honorarsumme - zu etwa zwei
Dritteln Leistungen der Richtlinien-Psychotherapie, also antragspflichtige Leistungen, erbringen und nur wenige Leistungen aus dem Facharztkapitel. Grund sei, dass sich nur so ein angemessenes
Einkommen erzielen lasse. Es sei notwendig, dass auch flexible und staffelbare Gesprächsleistungen in einem angemessenen Umfang honoriert werden.

Mehr Behandlungsressourcen und verbesserte Zuweisungsmodelle forderte auch Dr. Christa Schaff vom Berufsverband der Ärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Die in hohem Maße interdisziplinär mit anderen Heil- und Gesundheitsberufen ausgerichteten kinder- und jugendpsychiatrischen Praxen und Klinikabteilungen sollten unbedingt gefördert und ausgebaut
werden. Ein Ansatz könnte das Vier-Ebenen-Modell ärztlich-psychotherapeutischer Kompetenzen sein, das Prof. Dr. Gereon Heuft von der Universität Münster vorstellte. Es soll die psychosomatischen, psychotherapeutischen und psychosozialen Kompetenzen schon im Medizinstudium, aber auch auf Facharztebene stärken. Fachärzten für Psychosomatische Medizin und Psychotherapeuten bliebe durch dieses differenzierte Kompetenzmodell mehr Zeit für die Therapie schwerer psychischer Störungen.

Kritik an Gesetzesplänen

Der Gesetzgeber setzt indes auf eine Aufwertung der nicht-ärztlichen Psychotherapie und strebt eine Ausbildungsreform in diesem Bereich an. So soll die Ausbildung psychologischer Psychotherapeuten an die Universitäten verlagert werden und mit der Approbation abschließen. Auf zum Teil heftige Kritik stieß auf der Tagung das Vorhaben des Bundesgesundheitsministeriums, im Rahmen der
Ausbildungsreform

Modellstudiengänge zu schaffen, die dem Erwerb von Kompetenzen "zur Feststellung, Verordnung und Überprüfung von psychopharmakologischen Maßnahmen als Bestandteil einer psychotherapeutischen Versorgung" dienen sollen. Die Verordnung von Arzneimitteln ist bislang allein Ärzten vorbehalten. Mit der Reform folge die Politik der Tendenz, arztersetzende Berufe und Tätigkeiten zu schaffen, hieß es. BÄK-Präsident Montgomery warnte, komme das Gesetz so, wie es skizziert sei, würden sich die Kapazitäten für die psychotherapeutische Aus- und Weiterbildung für den ärztlichen Nachwuchs weiter verknappen.

Link Präsentationen

http://www.bundesaerztekammer.de/aerzte/versorgung/aerztlichpsychotherapeutische-
versorgung/baek-im-dialog/

Link Video-Interview Montgomery

https://www.youtube.com/watch?v=E1VAf2B5j7Y

Link Video-Interview Gitter
https://www.youtube.com/watch?v=7bUakU0I3VY

Link Video-Interview Clever
https://www.youtube.com/watch?v=fgwfcdvpmVQ

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Pressemeldung

10.11.2017 Universitas semper reformanda
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

„Die ärztliche Ausbildung muss wissenschaftlich sein“, fordert Dr. Max Kaplan, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), im Leitartikel der Novemberausgabe des Bayerischen Ärzteblattes. Eine Vielzahl sich ändernder Rahmenbedingungen und Voraussetzungen werde Einfluss auf das zukünftige ärztliche Berufsbild haben. Die Digitalisierung, die Urbanisierung und auch der zunehmende Trend zur ärztlichen Tätigkeit in Anstellung, in Teilzeit sowie zu größeren Kooperationsgemeinschaften oder Netzen, verbunden mit dem technologischen Fortschritt und dem demografischen Wandel veränderten die Versorgungslandschaft und damit die Patientenversorgung. Bayerns Ärzte-Chef beschreibt den tiefgreifenden gesellschaftlichen Umwandlungsprozess und stellt Fragen: Wie schaut der Arztberuf in zehn bis 15 Jahren aus? Welchen Einfluss wird die digitale Entwicklung auf das Berufsbild „Arzt“ haben? Welche Kenntnisse und Fertigkeiten werden dann gefragt sein? Welche Gebiete, Schwerpunkte und Zusatzgebiete werden notwendig sein? Welche Versorgungsstrukturen – hausärztlich/fachärztlich; ambulant/stationär – garantieren die ärztliche Versorgung? Welcher Professionen-Mix ist dafür notwendig? Wie gehen wir mit dem Phänomen der zunehmenden Spezialisierung, Subspezialisierung und Partikularisierung in der ärztlichen Versorgung um? Welche Arbeitszeitmodelle und Teilzeitformen sichern Attraktivität und Motivation? Wie lassen sich Beruf und Familie vereinbaren und wie sollte die universitäre Ausbildung aussehen, um den 2035 bestehenden Anforderungen/Herausforderungen bestmöglich gewachsen zu sein?

Kaplan verweist darauf, dass „der Wissenschaftsbezug wichtig“ sei. Und dies nicht nur um wissenschaftlich zu arbeiten, sondern auch um wissenschaftlich zu denken, was unabdingbar für eine erfolgreiche Betreuung der Kranken sei. Eine wissenschaftliche Ausbildung an einer Universität diene im Fach Medizin der Schulung einer kritischen Herangehensweise an die Fachprobleme, dem Erkennen von Fehlern in kritischer Selbstreflexion und schließlich der Gesundheit des Patienten. Allen Vorstellungen, die Hausarztmedizin an Hochschulen für angewandte Wissenschaften, ehemals Fachhochschulen, anzusiedeln, erteilt der BLÄK-Präsident eine klare Absage.

Mehr zu „Universitas semper reformanda“ lesen Sie in der Ausgabe 11/2017 des Bayerischen Ärzteblattes unter www.bayerisches-ärzteblatt.de

Bayerische Landesärztekammer
Pressestelle
Dagmar Nedbal
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81677 München
Telefon: 089 4147-268
Fax: 089 4147-202
E-Mail: presse@blaek.de

09.11.2017 Neues Hörzentrum Nordbayern bündelt Kompetenzen für gutes Hören
uni | mediendienst | aktuell Nr. 178/2017

Eröffnung durch Ministerpräsident a. D. Dr. Günther Beckstein beim 8. Erlanger Hörtag
Am Samstag, 11. November 2017, um 12.00 Uhr eröffnet der ehemalige bayerische Ministerpräsident Dr. Günther Beckstein zusammen mit Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro, Direktor der Hals-Nasen-Ohren-Klinik – Kopf- und Halschirurgie des Universitätsklinikums Erlangen, und weiteren Ehrengästen mit einer symbolischen Banddurchtrennung feierlich das „Hörzentrum Nordbayern“. Ziel des neuen Zentrums ist es, alle Fachbereiche von Medizin und Audiologie an einem Ort zu vereinen, um Patienten in jedem Alter das bestmögliche Hören zu ermöglichen.

Die Eröffnung des Hörzentrums Nordbayern ist der Höhepunkt des 8. Erlanger Hörtages in den Hörsälen Medizin, Ulmenweg 18, in Erlangen. Von 9.00 bis 13.00 Uhr sind Patienten und alle Interessierte im Rahmen des Hörtages zu einem Vortrags- und Ausstellungsprogramm eingeladen. Ausführliche Informationen: www.hno-klinik.uk-erlangen.de

Das Rauschen der Blätter im Herbst, das Knirschen des Schnees im Winter und das erste Summen der Bienen im Frühling: Wer nicht gut hört, nimmt nicht nur diese kleinen feinen Geräusche nicht mehr wahr. Prof. Dr. Dr. Ulrich Hoppe, Leiter des Cochlear-Implant-Centrums CICERO der HNO-Klinik des Uni-Klinikums Erlangen, weiß, dass Menschen, die unter Schwerhörigkeit leiden, zunehmend von gesellschaftlichen Vorgängen isoliert werden und sich im Alltag immer schlechter zurechtfinden. Auch, weil sie sich immer wieder auf neue akustische Situationen und damit auf neue Hör-Herausforderungen einstellen müssen.

„Hörgeräte und Cochlea-Implantate können nur einen Teil des normalen Hörens wiederherstellen“, sagt Prof. Hoppe. Moderne Hörhilfen sollten immer die individuellen kommunikativen Anforderungen bestmöglich erfüllen. „Das optimale Hören im Kindergarten, in Klassenzimmern, im Auto, bei Besprechungen, im Straßenverkehr und beim geselligen Gasthausbesuch, aber auch beim Fernsehen und bei Theatervorstellungen ist nach wie vor eine echte Herausforderung für die Audiologie“, so Prof. Hoppe.

Die modernen Behandlungsmöglichkeiten der Schwerhörigkeit sind vielfältig, müssen aber an das jeweilige Lebensalter angepasst sein. Insbesondere bei Kindern ist eine frühzeitige Erkennung der Schwerhörigkeit von großer Bedeutung. Die Versorgung mit Hörgeräten oder einem Cochlea-Implantat ist schon innerhalb des ersten Lebensjahres wichtig. Sie erfordert großes Fingerspitzengefühl, ein hohes Maß an technischer und pädagogischer Kompetenz und viel Erfahrung. „Diese gebündelten Kompetenzen finden Patienten ab sofort im neuen Hörzentrum Nordbayern“, freut sich Prof. Hoppe. In dem Zentrum arbeiten alle für gutes Hören relevanten Berufsgruppen interdisziplinär zusammen.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Dr. Ulrich Hoppe
Tel.: 09131 85-32981
ulrich.hoppe@uk-erlangen.de

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06.11.2017 Eine Chance für Kayan Spendenaufruf für schwer herzkranken kleinen Jungen aus dem Irak
uni | mediendienst | aktuell Nr. 175/2017

3.700 Kilometer trennen Athraa Alsowaijt und ihren 1,5-jährigen Sohn Kayan vom Rest der Familie: Im Oktober 2017 hat die verzweifelte Mutter die weite Reise ins ferne Deutschland auf sich genommen, um das Leben ihres schwer herzkranken Kindes zu retten. Schon kurz nach Kayans Geburt diagnostizierten die Ärzte im Irak eine Fallot’sche Tetralogie: einen komplexen Herzfehler, der sich aus gleich vier Fehlbildungen zusammensetzt. Betroffene Kinder, die nicht behandelt werden, erreichen nur in sehr seltenen Fällen überhaupt das Schulalter. Eine Operation kann sich Kayans Familie, deren einzige Einnahmequelle ein Kaufmannsladen ist, jedoch nicht leisten; zudem sind die medizinischen Möglichkeiten in ihrer Heimat stark eingeschränkt. Deshalb hat der Verein „Erlangen hilft“ Kayan und seine Mutter nach Deutschland geholt und erste Spendengelder für eine Behandlung im Rahmen der Aktion „Kinderherz-OP“ am Universitätsklinikum Erlangen eingeworben. Für die lebensrettenden OPs werden allerdings noch rund 25.000 Euro benötigt. Deshalb bittet der Verein jetzt gemeinsam mit den Ärzten des Uni-Klinikums die Bevölkerung Erlangens und der Umgebung um Spenden.

Dass etwas mit ihrem Kind nicht stimmt, war Athraa Alsowaijt schon kurz nach dessen Geburt im März 2016 klar. Das Gesicht ihres kleinen Jungen verfärbte sich immer wieder blau. Zehn Tage und einige Arztbesuche später diagnostizierte ein Kardiologe in der südirakischen Stadt Basra einen komplexen Herzfehler. „Da brach für uns eine Welt zusammen“, erinnert sich die 28-Jährige. „Weder können wir das Geld für die erforderlichen Operationen aufbringen, noch gibt es in unserer Heimat Experten mit der nötigen Erfahrung und der technischen Ausstattung.“ Über Vertrauenspersonen wurde der Fall zunächst an Dr. Eva-Maria Hobiger und ihr Hilfsprojekt „Aladins Wunderlampe“ herangetragen, die sich schnell mit Dr. Hildegard Müller-Erhard, Vorstandsvorsitzende von Erlangen hilft e. V., in Verbindung setzte. Den zwei Frauen war klar: „Kayan braucht unsere Hilfe. Wir können ihm die Chance auf ein normales Leben verschaffen.“ Tatkräftig unterstützt werden sie dabei von Dr. Faidi Omar Mahmoud, einem ehemaligen Herzchirurgen mit syrischen Wurzeln, der Mutter und Kind kontinuierlich begleitet, beispielsweise zu den Untersuchungen am Uni-Klinikum Erlangen, und für sie dolmetscht.

Akut lebensbedrohliche Situation


Am Uni-Klinikum Erlangen stießen die engagierten Ehrenamtlichen gleich auf offene Ohren. Bereits in der Vergangenheit hatten die Ärzte im Rahmen der Aktion „Kinderherz-OP“ gemeinsam mit dem Erlangen hilft e. V. und dank der großen Spendenbereitschaft der Bevölkerung schwer herzkranken Kindern aus dem Ausland geholfen. „Bis jetzt hat sich unser kleiner Patient recht gut entwickelt“, sagt Prof. Dr. Sven Dittrich, Leiter der Kinderkardiologischen Abteilung, der die Eingangsuntersuchungen bei dem Jungen vornahm. „Bei der Fallot‘schen Tetralogie besteht aber immer das Risiko eines akuten Herzanfalls, der lebensbedrohlich ist.“ Deshalb haben die Experten des Uni-Klinikums Erlangen bereits einen Behandlungsplan aufgestellt. „Sobald die Finanzierung gesichert ist, bereiten wir die Korrekturoperation vor, bei der das Loch zwischen den beiden Herzkammern verschlossen wird“, erläutert Prof. Dr. Robert Cesnjevar, Leiter der Kinderherzchirurgischen Abteilung. „Außerdem werden die Lungenschlagaderklappe und die Lungenschlagader selbst erweitert. Mit diesen Eingriffen besteht eine große Chance, dass Kayan anschließend ein normales Leben führen kann.“

Aktion „Kinderherz-OP“

Die Aktion „Kinderherz-OP“ ist eine Initiative der Kinderkardiologischen Abteilung (Leiter: Prof. Dr. Sven Dittrich) und der Kinderherzchirurgischen Abteilung (Leiter: Prof. Dr. Robert Cesnjevar) des Universitätsklinikums Erlangen. Ihr Ziel: bedürftige, schwer herzkranke Kinder aus dem Ausland in Erlangen zu heilen. Dieses Ziel kann das Uni-Klinikum Erlangen als Anstalt des öffentlichen Rechts nicht aus eigenen Mitteln finanzieren und ist deshalb auf Spenden angewiesen. Die Spendengelder werden ohne Abzug von Verwaltungskosten, Kontogebühren oder Sonderhonoraren ausschließlich für die medizinische Behandlung verwendet. Spendenkonto:

Stadtsparkasse Erlangen
IBAN: DE11 7635 0000 0000 0007 70
BIC: BYLADEM1ERH
Verwendungszweck: „Kinderherz-OP“
Website der Aktion „Kinderherz-OP“: https://www.uk-erlangen.de/presse-und-oeffentlichkeit/spenden/aktion-kinderherz-op

Erlangen hilft e. V.

Der Verein „Erlangen hilft“ ist seit 14 Jahren aktiv und setzt sich für Kinder und Jugendliche mit lebensbedrohlichen und schweren Erkrankungen ein, die aus Krisen-, Katastrophen- und Kriegsgebieten kommen und denen in ihrer Heimat nicht geholfen werden kann. Die Ehrenamtlichen kümmern sich u. a. um Visa, Versicherungen, Unterkunft und Verpflegung sowie die umfassende Begleitung der kranken Kinder und ihrer mitgereisten Elternteile. Dafür bittet der Verein um Spenden und sucht darüber hinaus Gastfamilien sowie Freiwillige (vor allem arabischer Herkunft), die beispielsweise durch gemeinsames Kochen oder kleine Unternehmungen für ein wenig Ablenkung in dieser schweren Zeit in der Fremde sorgen. Spendenkonto:

Sparkasse Erlangen
IBAN: DE05 7635 0000 0060 0509 59
BIC: BYLADEM1ERH
Website des Vereins „Erlangen hilft“: www.erlangen-hilft.de
Bildmaterial steht Ihnen hier zum Download zur Verfügung:
https://www.fau.de/files/2017/11/Spendenaufruf_Herz-OP_Kayan_02_Uni-Klinikum-Erlangen.jpg

Bildunterschrift: „Kayan ist so ein lebhaftes und kluges Kind“, sagen die Mitglieder von Erlangen hilft e. V. über den 1,5-jährigen Jungen. „Man sieht, dass er gerne so viel mehr machen würde – dass sein krankes Herz ihn aber daran hindert.“ Kayans Mutter, die die schwere Zeit fern von Heimat und Familie meistern muss, freut sich sehr über die Unterstützung der Ehrenamtlichen. (Bild: Uni-Klinikum Erlangen)
https://www.fau.de/files/2017/11/Spendenaufruf_Herz-OP_Kayan_04_Uni-Klinikum-Erlangen.jpg

Bildunterschrift: „Leider sterben auch heute noch Patienten, weil sie keinen Zugang zu komplizierten, aber routinemäßig durchführbaren Korrekturoperationen haben“, bedauert Kinderkardiologe Prof. Dr. Sven Dittrich (l.), in dessen Abteilung Kayan behandelt wird. Die Operation wird von Prof. Dr. Robert Cesnjevar, Leiter der Kinderherzchirurgie, vorgenommen. (Bild: Uni-Klinikum Erlangen)

https://www.fau.de/files/2017/11/Spendenaufruf_Herz-OP_Kayan_06_Uni-Klinikum-Erlangen.jpg

Bildunterschrift: Ein starkes Team für Kayan (von links): Dr. Faidi Omar Mahmoud (Erlangen hilft e. V.), Prof. Dr. Sven Dittrich (Leiter der Kinderkardiologie), Kayan und Athraa Alsowaijt, Dr. Hildegard Müller-Erhard (Vorstandsvorsitzende von Erlangen hilft e. V.), Dr. Helmut Schneider (Erlangen hilft e. V.) und Prof. Dr. Robert Cesnjevar (Leiter der Kinderherzchirurgie). (Bild: Uni-Klinikum Erlangen)

Weitere Informationen:
Aktion „Kinderherz-OP“
Tel.: 09131 85-33118
kinderherzop@uk-erlangen.de

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06.11.2017 Auszeichnungen im Bereich der Medizin
uni | mediendienst | aktuell Nr. 174/2017

Julia Berendt, Abteilung für Palliativmedizin, ist mit dem Hufeland-Preis ausgezeichnet worden. Die Stiftung Hufeland-Preis der Deutschen Ärzteversicherung würdigt damit Berendts Dissertation auf dem Gebiet der Präventivmedizin und Versorgungsforschung. Der Hufeland-Preis ist der renommierteste Preis auf dem Gebiet der Präventivmedizin und der Versorgungsforschung. Erstmals wurden nun vier exzellente Dissertationen ausgezeichnet.

Dr. Paolo Ceppi, Interdisziplinäres Zentrum für Klinische Forschung, hat den diesjährigen „Lung Cancer Young Investigator Award“ der International Association for the Study of Lung Cancer (IASLC) erhalten. Der Preis ist mit 50.000 US-Dollar dotiert. Die IASLC widmet sich der Erforschung von Lungenkrebs und anderen bösartigen Erkrankungen des Brustraums. Mit dem Preis unterstützt die Gesellschaft junge Wissenschaftler bei innovativen Forschungen zur Lungenkrebsvorsorge und der Translationalen Medizin. Ceppi erhält die Auszeichnung für seinen Beitrag zur molekularen Charakterisierung von Lungentumoren.

Prof. Dr. Friedrich Paulsen, Lehrstuhl für Anatomie II, ist für das Manuskript „Different Patterns of Cartilage Mineralization Analyzed by Comparison of Human, Porcine, and Bovine Laryngeal Cartilages“ ausgezeichnet worden. Das Paper wurde im Rahmen des 112th Annual Meeting der Anatomischen Gesellschaft zum Paper of the Year gewählt.

Dr. Ulrich Rother, Gefäßchirurgische Abteilung in der Chirurgischen Klinik, hat von der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin den Jörg-Vollmar-Preis erhalten. Den mit 5000 Euro dotierten Preis bekommt Rother für seine Forschungsergebnisse in der Gefäßmedizin zum Thema Gewebeperfusion. Der Preis wird jährlich für Nachwuchsforscher für innovative Ergebnisse in der Gefäßmedizin verliehen.

Isabel N. Schellinger, ehemals Lehrstuhl für Innere Medizin IV, wurde mit dem Rainer-Greger-Promotionspreis von der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGFN) ausgezeichnet. Den mit 1000 Euro dotierten Preis erhält Schellinger für ihre Dissertation zu Durchblutungsstörungen von Nierenkranken. Der Rainer-Greger-Promotionspreis wird für die beste nephrologische Promotionsarbeit auf dem Gebiet der Nieren- und Hochdruckkrankheiten verliehen.

Dr. Andrea Thoma-Kreß, Lehrstuhl für Klinische und Molekulare Virologie, hat den Exploration Grant der Boehringer-Ingelheim-Stiftung erhalten. Das Forschungsstipendium ist mit rund 80.000 Euro dotiert. Thoma-Kreß wird für ihre Untersuchung eines neuen positiven Rückkopplungsmechanismus bei der Tumorenentstehung durch Viren geehrt. Mit den Preisen möchte die Stiftung herausragenden Grundlagenforschern aus Biologie, Chemie und Medizin die Möglichkeit geben, am Anfang ihrer Karriere neue Forschungsrichtungen auszuloten.

Dr. Jens Wölfelschneider, Lehrstuhl für Strahlentherapie, erhält den Dissertationspreis der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Physik. Der mit 2000 Euro dotierte Preis wurde Wölfelschneider für seine Forschung zu wandernden Tumoren in der Strahlentherapie verliehen.

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30.10.2017 Vortragsreihe: Jenseits des Tellerrands. Öffentliche Mittagsvorträge zur Geschichte der Medizin und Ethik der Medizin Wintersemester 2017/2018 ab 8. November, mittwochs, 12.15 bis 13 Uhr, Kollegienhaus, Raum 1.011, Universitätsstraße 15, Erlang
uni | mediendienst | aktuell Nr. 169/2017

Während des Wintersemesters veranstaltet das Institut für Geschichte und Ethik der Medizin (IGEM) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) die mittägliche Vortragsreihe „Jenseits des Tellerrands“. Die Vorträge finden ab dem 8. November, jeweils 12.15 bis 13 Uhr, im Kollegienhaus, Raum 1.011, Universitätsstraße 15, in Erlangen statt. Der Eintritt ist frei.
 
Am 8. November erläutert Prof. Dr. Karl-Heinz Leven, wie die moderne Reproduktionsmedizin entstanden ist. Dabei geht er in dem Vortrag „Retortenbaby und wandernder Uterus – Reproduktionsmedizin in historischer Perspektive“ auch der uralten Vorstellung vom wandernden Uterus nach und wie diese aktuell mit der Uterustransplantation in der Hightech-Medizin verwirklicht wird.
 
In der zweiten Hälfte der 1940er Jahre entbrannte an der Medizinischen Fakultät der FAU eine Auseinandersetzung über die angemessene Entnazifizierung des Personals und der Studierenden. Andreas Thum beleuchtet in seinem Vortrag am 15. November „,Schiffsbrüchige‘ und ,Nestbeschmutzer‘. Die Entnazifizierung der Medizinischen Fakultät Erlangen und ihre Folgen“ Konfliktlinien und die Wiederbesetzung der medizinischen Lehrstühle anhand exemplarischer Fälle.
 
Vor 30 Jahren breitete sich der HIV-Virus auch in Bayern rasant aus. Die Landesregierung reagierte mit Zwangstests und Razzien. Philipp Rauh analysiert in seinem Vortrag „,Der Gauweiler taucht auf und mit eam kimmt Aids‘ – Politiker und Mediziner in Bayern und ihr Kampf gegen Aidskranke“ am 22. November das Vorgehen des damaligen Innenstaatssekretärs Peter Gauweiler, dessen Maßnahmenkatalog und Reaktionen innerhalb der bayerischen Ärzteschaft genauer.
 
Dem berühmten böhmischen Adeligen und Feldherrn Wallenstein sagen viele Berichte gesundheitliche Beschwerden nach. Doch wie äußerte er sich selbst in dem Horoskop dazu, das er von dem Astronom Johannes Keppler erstellen ließ? Das stellt Prof. Dr. Fritz Dross am 29. November mit dem Vortrag „Wallensteins Zipperlein – Die Krankheiten des Feldherrn“ näher dar.
 
1991 wurde Johannes Reinmöller an das zahnärztliche Institut nach Erlangen berufen. Das Staatsministerium für Unterricht und Kultus forderte, den kurz darauf beginnenden Ausbau des Instituts ganz nach den Vorstellungen Reinmöllers zu gestalten. Dr. Susanne Ude-Koeller untersucht in ihrem Vortrag „,Nach den Absichten des Professors Johannes Reinmöller geregelt…‘ – Erlanger Zahnheilkunde in Weimarer Republik und NS-Zeit“, welche weitreichenden Folgen das für die FAU haben sollte.
 
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Karl-Heinz Leven, Tel.: 09131/85-22094, karl.heinz-leven@fau.de



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30.10.2017 Konferenz: Demenz – Menschenrechte und Ethik- 10. bis 11. November, 13.15 Uhr, Caritas-Pirckheimer-Haus, Königstraße 64, Nürnberg
uni | mediendienst | aktuell Nr. 169/2017

Die Tagung „Menschenrechte für Personen mit Demenz“, die die Professur für Ethik der Medizin und der Lehrstuhl für Menschenrechte und Menschenrechtspolitik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) ausrichten, möchte den Umgang mit Betroffenen im Gesundheitswesen diskutieren und verbessern. Die öffentliche Konferenz im Rahmen des universitären EFI-Exzellenzprojekts „Emerging Fields Initiative“ findet vom 10. bis 11. November im Caritas-Pirckheimer-Haus, Königstraße 64, in Nürnberg statt. Beginn ist am 10. November um 13.15 Uhr, am 11. November um 9.00 Uhr. Der Eintritt ist frei. Anmeldungen unter: kerstin.wagner@fau.de
 
Menschenrechte sollten als Maßstab für die Qualität der pflegerischen und klinischen Versorgung Demenzkranker dienen. Die Betroffenen sind keine Objekte, um die sich lediglich gekümmert werden muss, sondern Personen mit eigenen Rechten – zum Beispiel auf Selbstbestimmung, Nichtdiskriminierung und Teilhabe. Im Fokus der Tagung stehen deshalb gesellschaftliche und ethische Aspekte der Demenz, Menschenrechte und Stigmatisierung sowie Perspektiven im zukünftigen Umgang mit Demenzkranken.
 
Programm: https://www.fau.de/files/2017/10/FAU-2017-Konferenz-Menschenrechte-für-Personen-mit-Demenz.pdf
 
Informationen:
Prof. Dr. Andreas Frewer, Tel.: 09131/85-26431, andreas.frewer@fau.de
Prof. Dr. Heiner Bielefeldt, Tel.: 09131/85-23273, heiner.bielefeldt@fau.de




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27.10.2017 Klinische Zulassung für 7-Tesla Hochfeld-MR-Bildgebung
uni | mediendienst | aktuell Nr. 168/2017

Weltweit erster Scanner am Universitätsklinikum Erlangen – Patienten profitieren von hochaufgelösten Aufnahmen
Großer Erfolg für die „Bildgeber“ am Universitätsklinikum Erlangen: Im April 2015  wurde der weltweit erste von Siemens Healthineers entwickelte 7-Tesla-Magnet in einem Neubau neben den Kopfkliniken des Universitätsklinikums Erlangen aufgestellt. In gut zwei Jahren konnte das Gerät in einer Entwicklungspartnerschaft zwischen Siemens Healthineers, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Uni-Klinikum Erlangen und weiteren Partnern zur „Serienreife“ gebracht werden. Mit der Vergabe der klinischen Zulassung (CE) ist der 7-Tesla-Magnetresonanztomograph (MRT) „Magnetom Terra“ jetzt der erste klinisch zugelassene Ultrahochfeld-MRT überhaupt. Damit kann das System nun routinemäßig für klinische Anwendungen bei neurologischen und muskuloskelettalen Untersuchungen eingesetzt werden.

„Der neue MRT ermöglicht dank der sehr hohen Auflösung detaillierte Einblicke in den menschlichen Bewegungsapparat, zeigt präzise die Stoffwechselprozesse im Gehirn und hilft außerdem bei der Darstellung neurologischer Krankheiten“, sagt Prof. Dr. Michael Uder, Direktor des Radiologischen Instituts des Universitätsklinikums Erlangen. Für seinen Kollegen, Prof. Dr. Arnd Dörfler, Leiter der Neuroradiologischen Abteilung des Universitätsklinikums Erlangen, zeigt der neue MR-Scanner besonders bei Gehirnuntersuchungen seine Vorteile: „Bei 7-Tesla sind Gehirnschädigungen dank der besseren Auflösung und des deutlich stärkeren Bildkontrasts viel klarer zu erkennen.“ Anwendungsbeispiele hierfür seien Multiple Sklerose, Hirntumoren oder Metastasen, Epilepsie und Demenz, bei denen die höhere Detailauflösung neue diagnostische Möglichkeiten bietet, die bei niedrigeren Feldstärken so nicht möglich wären. „Viele Erkrankungen können so wahrscheinlich besser und schneller erkannt und damit effektiver behandelt werden“, so Prof. Dörfler

Der Grund für die bessere Auflösung der Untersuchungsbilder ist die höhere Messgenauigkeit des neuen Systems. Diese hängt mit der Feldstärke des Magneten im MRT zusammen. Je stärker das Magnetfeld ist, je genauer ist die Bildgebung. Da die Feldstärke am 7-Tesla-MRT mehr als doppelt so hoch ist, wie die der heute gebräuchlichen 3-Tesla-MRT, können nicht nur feinste Gewebestrukturen besser sichtbar gemacht werden, sondern auch Stoffwechselprozesse im Gewebe.  Am Standort Erlangen werden die Möglichkeiten  des neuen Ultrahochfeld-MRT jetzt intensiv weiter erforscht.

Ein Magnetresonanztomograph (MRT) erzeugt ein starkes Magnetfeld, entlang dessen sich die Wasserstoffatome im Körper des Patienten ausrichten. Mit Radiowellen-Impulsen werden die Wasserstoffatome kurz aus ihrer Position gebracht und mit Energie aufgeladen. Wenn sie dann in ihre vorherige Position zurückfallen, geben sie die zuvor aufgenommene Energie wieder ab, die dann vom MRT-System aufgezeichnet und in Computer-Schnittbilder umgewandelt wird.

Weitere Informationen:
Johannes Eissing
Tel.: 09131 85-36102
presse@uk-erlangen.de
Bildmaterial steht hier zum Download bereit:
https://www.fau.de/files/2017/10/BU1b_7-Tesla.jpg 
Bildunterschrift: Prof. Dr. Arnd Dörfler (links) und Prof. Dr. Michael Uder vor dem 7-Tesla-MRT. Foto: Uni-Klinikum Erlangen.
https://www.fau.de/files/2017/10/BU1a_7-Tesla.jpg
Bildunterschrift: Der neue 7-Tesla-MRT ermöglicht Prof. Dr. Arnd Dörfler (links) und Prof. Dr. Michael Uder hochaufgelöste Patientenaufnahmen. Foto: Uni-Klinikum Erlangen.
https://www.fau.de/files/2017/10/BU2_7-Tesla.jpg  
Bildunterschrift: Kleinste Hirngefäße werden sichtbar: Hochaufgelöste 7-Tesla-MRT -Aufnahme des Gehirns. Foto: Uni-Klinikum Erlangen.
https://www.fau.de/files/2017/10/BU3_7-Tesla_MRT.jpg 

Bildunterschrift: Axiale Darstellung des Kniegelenkes mit 7-Tesla-MRT: Feinste anatomische Details können nun erkannt werden. Das Beispiel zeigt einen linienförmigen Knorpelschaden der Kniescheibe (Pfeil). Weitere Veränderungen im Inneren des Knorpels werden ebenso erfasst, was bisher nicht möglich war. Foto: Uni-Klinikum Erlangen.

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27.10.2017 Sackgasse Therapieresistenz - FAU-Forscher entdecken einen neuen Ansatzpunkt für die Therapie von schwarzem Hautkrebs
uni | mediendienst | forschung Nr. 89/2017

FAU-Forscher entdecken einen neuen Ansatzpunkt für die Therapie von schwarzem Hautkrebs
Schwarzer Hautkrebs ist eine der Krebsarten, die in westlichen Ländern am häufigsten zum Tod führt. Zwar gibt es Medikamente mit guter Wirksamkeit, doch fast immer folgt nach anfänglichen Erfolgen die Resistenz der Krebszellen. Forschern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) ist es gelungen, die Resistenz schwarzer Hautkrebszellen zu durchbrechen. Ihre Ergebnisse haben sie nun in der renommierten Fachzeitschrift Oncogene (DOI: 10.1038/onc.2017.391) veröffentlicht.

Schwarzer Hautkrebs gilt unter anderem deshalb als eine der bösartigsten Tumorarten, weil die Tumoren schon ab einer sehr geringen Größe von 0,7 Millimetern in andere Organe, zum Beispiel die Leber, Lunge und Gehirn, streuen können. Hat sich der Tumor ausgebreitet, bestehen nur noch sehr geringe Heilungsmöglichkeiten. Weltweit steigt die Rate der Neuerkrankungen an schwarzem Hautkrebs, bekannt als malignes Melanom, drastisch an. Auch junge Menschen unter 40 Jahren erkranken häufig daran. Die größten Risikofaktoren sind dabei zu starke Sonnenbestrahlung, Sonnenbrände sowie genetische Veranlagung.

Anpassungsfähige Krebszellen

Für Melanome mit einer bestimmten genetischen Veränderung gibt es zwar zielgerichtete Therapeutika, die eine gute Wirksamkeit haben, doch dem verheißungsvollen Therapiebeginn folgt in fast allen Fällen die Ernüchterung: Die Krebszellen sind meistens schnell resistent gegen die Behandlung. Stattdessen breitet sich der Tumor weiter aus, manchmal sogar noch stärker und schneller als zuvor. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Krebszellen während einer Therapie lernen, wie sie unter veränderten Bedingungen überleben und sogar weiterwachsen können.

Die Forscher um Prof. Dr. Anja Bosserhoff und Dr. Peter Dietrich, vom Lehrstuhl für Biochemie und Molekulare Medizin, sowie Prof. Dr. Claus Hellerbrand, von der Professur für Biochemie und Molekulare Pathobiologie, haben nun einen Weg gefunden, um die Resistenz der schwarzen Hautkrebszellen zu verhindern. Denn Hautkrebszellen produzieren vermehrt ein ganz bestimmtes Protein, genannt KRAS, während sie mit Therapeutika behandelt werden. Dieses Protein schaltet bestimmte Signalwege in der Zelle an und ermöglicht es dem Tumor, trotz Therapie zu überleben und sich weiter auszubreiten.

Stoppschild für Gen in Krebszellen

Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, KRAS zu hemmen. Die FAU-Forscher haben die Herstellung von KRAS in den Zellen ausgeschaltet, wodurch die erkrankten Zellen wieder auf die Therapien ansprachen. Weiterhin verwendeten die Wissenschaftler einen neuen, in Deutschland entwickelten Wirkstoff gegen KRAS. „Dieser Wirkstoff, genannt Deltarasin, führt dazu, dass die Hautkrebszellen absterben und die Therapieresistenz durchbrochen wird. In Verbindung mit herkömmlichen Therapien wirkt dieses Medikament um ein vielfaches stärker“, erklärt Dietrich. Auch Bosserhoff ist von dem Erfolg des Wirkstoffes überzeugt: „Der Ansatz hat großes Potential und wird weiterentwickelt. Deshalb hat die FAU diese Entdeckung mittlerweile zur Patentierung angemeldet.“
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Anja Bosserhoff
09131/85-24190
anja.bosserhoff@fau.de
Dr. Peter Dietrich
Tel.: 09131/85-29384
peter.dietrich@fau.de

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26.10.2017 Prostatakarzinom genauer diagnostizieren
uni | mediendienst | forschung Nr. 87/2017

100.000 Euro für Prüfung eines klinischen Testsystems im Rahmen von europäischer Studie
Bei der aktuellen Prostatakrebsvorsorge entscheiden zwei Faktoren über die weitergehende Diagnostik, z. B. eine Gewebeentnahme (Biopsie): der ermittelte PSA-Wert und seine Interpretation durch den behandelnden Arzt. Im Rahmen einer europäischen Studie unter Führung des Karolinska-Instituts in Stockholm (Schweden) untersuchen Wissenschaftler nun, ob durch zusätzliche Risikomarker, Protein- und molekulare Biomarker die Vorhersage eines aggressiven Prostatakarzinoms verbessert werden kann, sodass zur weitergehenden Diagnostik weniger Prostatabiopsien notwendig sind. Einziger deutscher Studienpartner ist die Urologische und Kinderurologische Klinik (Direktor: Prof. Dr. Bernd Wullich) des Universitätsklinikums Erlangen. „Wir erwarten, dass wir am Ende der Studie mit einer um 20 Prozent höheren Genauigkeit als bisher aggressive Prostatakarzinome ohne Biopsie diagnostizieren können“, sagt Prof. Wullich, der auch den Lehrstuhl für Urologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) innehat.

Zur sicheren Diagnostik des Prostatakarzinoms ist laut einer interdisziplinären Leitlinie immer eine feingewebliche Untersuchung von Gewebeproben nötig. Die Prostatabiopsie wird in der Regel ambulant durchgeführt und hat nur eine sehr geringe Komplikationsrate. „Einige Patienten empfinden diesen Eingriff aber als unangenehm“, weiß Prof. Wullich. „Die wichtigste Indikation für eine Biopsie ist momentan der PSA-Wert, aber die positive Vorhersagekraft von PSA allein ist begrenzt, sodass bei der Entscheidung für oder gegen eine Biopsie immer die persönliche Erfahrung und Einschätzung des behandelnden Urologen wichtig ist.“

An diesem Punkt setzt die internationale, multizentrische Studie mit teilnehmenden Zentren in Schweden, Belgien, den Niederlanden und Deutschland an. Ziel ist es, ein klinisches Testsystem zu prüfen, das möglichst schnell zur Marktreife weiterentwickelt werden soll. Über den reinen PSA-Wert hinaus werden klinische, demografische und bildgebende Daten erhoben und weitere Protein- und molekulare Biomarker aus dem Blut gemessen. „Das soll den behandelnden Urologen als zusätzliche Informationsquelle dienen, um die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen eines aggressiven Prostatakarzinoms genauer abzuschätzen und somit die diagnostischen Maßnahmen entsprechend anzupassen“, so Prof. Wullich. Bis Ende 2018 können Patienten der Erlanger Urologie, die planmäßig zu einer MRT-Ultraschall-Fusionsbiopsie kommen, in diese Studie eingeschlossen werden.

Die Studie wird als europäisches Projekt unter Führung des renommierten Karolinska-Instituts in Stockholm (Schweden) durchgeführt. Der „principle investigator“ ist Prof. Tobias Nordström. Finanziert wird die Studie in Erlangen mit 100.000 Euro aus Mitteln des Programms „EIT Health“ (www.eithealth.eu). Das Ziel der Studie ist die klinische Validierung des Stockholm3-(STHLM3)-Scores. Zugehörige Publikation: Grönberg et al., Lancet Oncology (2015) 16:1667–1676.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Bernd Wullich
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26.10.2017 „Kinder mit Epilepsie frühzeitig operieren“
uni | mediendienst | forschung Nr. 86/2017

Europäische Studie zeigt bei häufigen Hirnschädigungen: Zwei von drei Epilepsiekranken profitieren von einer Operation

„Kinder, die an einer Epilepsie leiden und denen Medikamente nicht helfen, sollten frühzeitig in ein spezialisiertes Epilepsiezentrum überwiesen werden“, empfiehlt Prof. Dr. Ingmar Blümcke, Direktor des Neuropathologischen Instituts des Universitätsklinikums Erlangen und Forscher an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). In diesen Epilepsiezentren wird mittels modernster Elektroenzephalografie und hochauflösender Kernspintomografie gezielt nach dem Ursprung der epileptischen Anfälle im Gehirn gesucht. Liegt der Anfallsursprung in einem umschriebenen Bereich der Großhirnrinde und ist klar abgrenzbar, kann eine Operation helfen. „Abhängig von der jeweiligen Diagnose sind danach bis zu 80 Prozent der Kinder anfallsfrei. Bei Erwachsenen liegen diese Werte bei gleichen Diagnosen niedriger“, so Prof. Blümcke. Für den Neuropathologen steht fest: „Je früher Patienten in einem Epilepsie-Zentrum angesehen werden, je besser.“ Unter Leitung des Erlanger Wissenschaftlers wurden die Daten von 9.523 Patienten mit schwer behandelbarer Epilepsie ausgewertet. Die Studienergebnisse wurden jetzt im New England Journal of Medicine veröffentlicht.

36 Epilepsiezenten aus 12 europäischen Ländern haben ihre Behandlungsdaten seit 2006 in die von der EU geförderte European Epilepsy Brain Bank eingegeben. „Die Auswertung der Daten hat gezeigt, dass in 86 Prozent der Fälle zehn typische Hirnschädigungen der Epilepsieauslöser waren“, sagt Prof. Blümcke. „Das macht die Diagnostik einfacher, weil gezielt nach diesen Läsionen gesucht werden kann.“ Bei 76 Prozent aller Patienten begann die Epilepsie bereits im Kindesalter. Operiert wurde im Mittel erst 16 Jahre nach Anfallsbeginn. „Unsere Studienergebnisse zeigen, dass die Erfolgsquote einer epilepsiechirurgischen Therapie bei jungen Patienten am höchsten ist.“ Leider werde die Epilepsiechirurgie oft als letzte Behandlungsmöglichkeit nach dem Scheitern jeglicher Arzneimitteltherapie angesehen. „Moderne Operationstechniken machen die Epilepsiechirurgie in unseren spezialisierten Zentren aber zu einem sehr sicheren Verfahren“, sagt Prof. Blümcke.

Erlanger Neuropathologie ist Referenzzentrum im europäischen Netzwerk „EpiCare“

Die Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen (WHO) schätzt die Zahl der Menschen mit Epilepsie weltweit auf über 50 Millionen. Etwa ein Drittel von ihnen spricht nicht auf Medikamente an. Kann bei diesen Patienten eine umgrenzte Gehirnläsion nachgewiesen werden – beispielsweise gutartige Tumoren, Fehlbildungen der Hirnrinde, Narben oder ein Nervenzellverlust im Hippocampus – und steht diese mit dem Anfallsursprung in direktem Zusammenhang, ist ein epilepsiechirurgischer Eingriff möglich. In über 70 Prozent der Fälle wurden die Studienpatienten im Bereich des Schläfenlappens operiert. Die rechte und die linke Gehirnhälfte waren gleich häufig betroffen. Männer und Frauen wurden gleich häufig operiert. Eine vollständige Anfallsfreiheit bestand ein Jahr nach der Operation bei 65 Prozent aller operierten Kinder (79,9 Prozent mit gutartigen Tumoren) und bei 58 Prozent der Erwachsenen (63,5 Prozent mit Tumoren). Der nun im New England Journal of Medicine erschienene Artikel unter Federführung der Erlanger Neuropathologie beschreibt diejenigen Ursachen fokaler Epilepsien, die von einem epilepsiechirurgischen Eingriff erheblich profitieren können. Neben der Erforschung von wirksamen Epilepsietherapien fördert die EU zusätzlich den Aufbau spezialisierter Epilepsiezentren im Rahmen der European Reference Networks. Im Epilepsienetzwerk „EpiCare“ koordiniert die Erlanger Neuropathologie die referenzpathologische Untersuchung der Operationspräparate. Dies soll die bestmögliche Diagnostik und Behandlung von Patienten auch in Regionen ohne etablierte Epilepsiezentren gewährleisten.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Ingmar Blümcke
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23.10.2017 Fieberauslöser schneller überführt - Neue Strategie zur Aufklärung von unklarem Fieber und erhöhten Entzündungswerten mit PET-CT entdeckt
uni | mediendienst | forschung Nr. 85/2017

Fieber kann bei einer Erkältung auftreten oder das Warnsignal einer schweren Erkrankung sein. Hält das Fieber länger als drei Wochen an oder tritt es ohne offensichtlichen Grund immer wieder auf, sprechen Mediziner von „Fieber unklarer Genese“. Auch erhöhte Entzündungswerte können eine unbekannte Herkunft haben. In beiden Fällen ist eines klar: Der mysteriöse Täter muss ermittelt werden. Da sich hinter den Symptomen ernsthafte Ursachen wie Autoimmunerkrankungen, Infektionen oder auch Tumoren verbergen können, ist Zeit ein wesentlicher Faktor bei den Ermittlungen. Ein interdisziplinäres Ärzteteam der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie (Direktor: Prof. Dr. med. univ. Georg Schett) und der Nuklearmedizinischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Torsten Kuwert) des Universitätsklinikums Erlangen hat jetzt eine Ermittlungsstrategie entworfen, mit der versteckte Erkrankungen wesentlich schneller ergründet werden können. Diese neue diagnostische Vorgehensweise wurde in der internationalen Fachzeitschrift „Annals of the Rheumatic Diseases“ (2016; 75: 158-159) veröffentlicht.

Fall A: 38,5 Grad Celsius über mehrere Wochen – niemand weiß, woher das Fieber kommt und warum die Behandlungsversuche nicht anschlagen. Fall B: Anhaltend hohe Entzündungswerte im Blut – ohne ersichtliche Ursache, trotz umfangreicher Untersuchungen. Mögliche Auslöser gibt es viele: versteckte Infektionen wie Tuberkulose, Entzündungen der Gefäßwände im Rahmen von Immunerkrankungen, bösartige Veränderungen wie Lymphdrüsenkrebs oder genetische Fiebererkrankungen. Eine rasche und zielführende Diagnostik ist daher bei anhaltendem Fieber oftmals lebensrettend. „Jeder Patient mit Fieber oder erhöhten Entzündungswerten ohne Erklärung ist im Grunde ein eigener Kriminalfall“, beschreibt Prof. Dr. Bernhard Manger, Oberarzt der Medizin 3, die Ausgangssituation. „Es gilt, ein Täterprofil zu erstellen und den Verursacher schnell zu identifizieren und auszuschalten.“

Schneller ins PET-CT

Die weltweit bisher größte Untersuchung zur Verbesserung der Diagnostik von unklarem Fieber führten jetzt Studienteams der Medizin 3 und der Nuklearmedizin des Uni-Klinikums Erlangen durch. Dafür erhielten Patienten mit erhöhten Temperaturen und Entzündungen unklarer Herkunft bereits frühzeitig einen Ganzkörperscan mithilfe der Positronen-Emissionstomografie/Computertomografie (PET-CT), die zusätzlich zu den Standarduntersuchungen durchgeführt wurde. „Diese Technik ermöglicht die Darstellung krankhafter Stoffwechselvorgänge im Körper, zusätzlich zur genauen Analyse der Gewebestruktur“, erklärt Prof. Kuwert. „So können wir versteckte Entzündungen, Infektionen oder auch Tumoren sichtbar machen.“

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen zeigten, dass der frühe Einsatz eines PET-CTs die Diagnostik bei unklarem Fieber und unklarer Entzündung verbessern und vor allem verkürzen kann. „Dieses beschleunigte Verfahren erlaubte es bei fast 80 Prozent der Patienten, letztlich die Ursache für ihre Beschwerden zu finden“, freut sich die Studienleiterin Dr. Verena Schönau. „Mit der sicheren Diagnose können wir die Patienten schneller in die Therapie bringen, die sie wirklich brauchen.“

Prof. Schett betont: „Der Einsatz des PET-CTs ist vor allem deshalb ein Quantensprung in der Entzündungs- und Fieberdiagnostik, weil die behandelnden Ärzte nun schneller auf unerwartete Spuren aufmerksam werden, mithilfe derer sie den Behandlungsfall aufklären können“, betont Prof. Schett.

Weitere Informationen:
Sandra Jeleazcov
Tel.: 09131 85-39109
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23.10.2017 76. Bayerischen Ärztetag in Rosenheim
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer


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Diskrepanz zwischen Behandlungsbedarf und -kapazitäten

Presseinformation: Einen steten Aufwärtstrend weist die Ärztestatistik der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) auf: Genau 82.774 Ärztinnen und Ärzte waren zum Stichtag 1. Oktober 2017 in Bayern gemeldet – ein neuer Höchststand.
Freitag, 20.10.2017

Gesundheit in Schulen, geschlechtsspezifische Medizin, Substitution, Kinder psychisch kranker Eltern
 „Gesundheit ist ein wichtiges Thema, deshalb sollten sich unsere Kinder und Jugendlichen auch in der Schule damit beschäftigen“, erklärte Dr. Heidemarie Lux, Vizepräsidentin der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK).
Freitag, 20.10.2017

Digitalisierung, Organspende, Patientensicherheit und Gutachterstelle
„Die zunehmende Digitalisierung ist nicht aufzuhalten, und das ist auch gut so“, sagte Dr. Wolfgang Rechl, Vizepräsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) im Vorfeld des 76. Bayerischen Ärztetages in Rosenheim.
Freitag, 20.10.2017

Für gute Medizin in Bayern
Mit dem aktuellen Tätigkeitsbericht (TB) 2016/17 legt die BLÄK Rechenschaft über ihre Tätigkeiten für den Zeitraum 1. Juni 2016 bis 31. Mai 2017 ab. Der TB vermittelt einen Überblick über die vielfältigen Aktivitäten der BLÄK. Informiert wird nicht nur über die Aufgaben der einzelnen Referate, auch die Arbeit der zehn Ausschüsse und Kommissionen wird erläutert.
Freitag, 20.10.2017

Zahlen, Daten, Fakten
Jahresbilanz der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) zum 76. Bayerischen Ärztetag in Rosenheim.

Einsichtnahme in die Patientenakte
Presseinformation: Der 76. Bayerische Ärztetag (BÄT) hat beschlossen, die Regelung zur Dokumentationspflicht, § 10 Abs. 2 der Berufsordnung für die Ärzte Bayerns (BO) zu ändern. „Der Arzt hat dem Patienten auf sein Verlangen in die ihn betreffende Dokumentation unverzüglich Einsicht zu gewähren, soweit der Einsichtnahme nicht erhebliche therapeutische Gründe oder sonstige erhebliche Rechte Dritter entgegenstehen.
Montag, 23.10.2017

8. Bayerisches Forum für Patientensicherheit am 7. November 2017 im Ärztehaus Bayern
Am Dienstag, 7. November 2017, ab 9.00 Uhr findet im Ärztehaus Bayern, Mühlbaurstraße 16, 81677 München, das 8. Bayerische Forum für Patientensicherheit statt. Themen sind die Patientensicherheit in der Notfallversorgung: Ansprüche, Strukturen und Verantwortung.
Programm
Anmeldeformular
Montag, 23.10.2017

Fernbehandlung soll möglich werden
Presseinformation: Der 76. Bayerische Ärztetag unterstützt die telemedizinischen Maßnahmen in der Patientenversorgung und hält eine Fernbehandlung von Patienten unter konkreten Voraussetzungen für möglich.
Sonntag, 22.10.2017

76. Bayerischer Ärztetag – Tag 1 der Arbeitstagung
Presseinformation: Der 76. Bayerische Ärztetag fasste am ersten Tag der Arbeitssitzung in Rosenheim unter anderem Beschlüsse zu Notfallversorgung, Personalsituation in Krankenhäusern, elektronische Patientenakte und Lieferengpässen bei Impfstoffen
Samstag, 21.10.2017

Susanne Keller
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20.10.2017 WMA Weltärztebund verabschiedet neues ärztliches Gelöbnis
Pressemitteilung der Bundesärztekammer

Berlin, 20.10.2017 – Der Weltärztebund (WMA) hat den hippokratischen Eid für Ärzte modernisiert. Die Delegierten einigten sich auf ihrer Generalversammlung in Chicago auf eine überarbeitete Fassung des Genfer Gelöbnisses, das aus dem Jahr 1948 stammt.

„Die Neufassung hebt nun stärker als zuvor auf die Autonomie des Patienten ab“, sagte Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery, stellvertretender Vorsitzender des WMA.

In der aktualisierten Fassung verpflichtet das Gelöbnis die Ärzte, medizinisches Wissen zum Wohl der Patienten und zur Förderung der Gesundheitsversorgung mit ihren Kollegen zu teilen. Vor dem
Hintergrund der steigenden Arbeitsbelastung appelliert es aber auch an die Ärzte, sich um ihre eigene Gesundheit zu kümmern. Nur dann könnten sie eine gesundheitliche Versorgung auf höchstem Niveau
leisten.

Auf der ganzen Welt berufen sich Ärzte auf das Genfer Gelöbnis. In vielen Ländern ist es Teil der ärztlichen Berufsordnung, in manchen hat es sogar Gesetzescharakter. Der WMA rechnet damit, dass die überarbeitete Fassung weltweit als ethischer Kodex für alle Ärzte anerkannt wird. Die Änderungen waren von einer internationalen Arbeitsgruppe unter Leitung der Bundesärztekammer über einen
Zeitraum von zwei Jahren vorbereitet worden.

Darüber hinaus fassten die Delegierten eine Reihe weiterer Beschlüsse. So verabschiedeten sie die „Deklaration von Chicago“ zur Qualitätssicherung in der ärztlichen Aus-, Weiter- und Fortbildung.
Darin fordert der Weltärztebund die Implementierung moderner Akkreditierungs- und Anerkennungs-systeme an den medizinischen Fakultäten.

In einer weiteren Stellungnahme gibt der WMA der Weltgesundheitsorganisation und den Staatsregierungen Empfehlungen zur effektiveren Bekämpfung von Pandemien und Epidemien. Die
Ärzteschaft wird dazu aufgerufen, auf nationaler Ebene ihr Fachwissen mit in die Krisenreaktions-programme einzubringen. Die Bundesärztekammer hatte die Stellungnahme gemeinsam mit dem
britischen und dem amerikanischen Ärzteverband ausgearbeitet.

Eine dringliche Resolution befasst sich mit der Lage der polnischen Ärzte in Weiterbildung. In Polen sind mehrere junge Ärzte in einen Hungerstreik eingetreten, um auf ihre schlechte finanzielle Lage
aufmerksam zu machen und für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen zu demonstrieren. Der WMA erklärte seine Solidarität mit den Ärzten in Polen. Er forderte die polnische Regierung dazu auf, nach Lösungen zu suchen, um das Leben der Ärzte zu schützen und das Gesundheitssystem im Interesse der Patienten ausreichend zu finanzieren.
„Es ist richtig, dass die polnischen Ärzte diese Ausbeutung nicht länger hinnehmen wollen. Sie verdienen dafür unsere volle Unterstützung“, sagte der WMA-Vize-Vorsitzende Montgomery.

Weiterführende Links
Video-Interview mit Prof. Dr. Ulrich Montgomery:
https://www.youtube.com/watch?v=glmeFk5TX80&feature=youtu.be

Genfer Gelöbnis in englischer Sprache:

https://www.wma.net/policies-post/wma-declaration-of-geneva/

Deklaration von Chicago:

https://www.wma.net/policies-post/wma-declaration-of-chicago-onquality-
assurance-in-medical-education/


Resolution zu Epidemien und Pandemien:


https://www.wma.net/policies-post/wma-statement-on-epidemics-andpandemics/

Dringlichkeitsresolution zur Situation in Polen:

https://www.wma.net/policies-post/emergency-council-resolution-onpoland/


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17.10.2017 Von 220 auf 100 Kilo: Adipositas interdisziplinär behandeln
uni | mediendienst | aktuell Nr. 160/2017

Erstes Adipositasboard Süddeutschlands am Uni-Klinikum Erlangen eingerichtet – erste Patientin mit über 200 Kilogramm in Erlangen in Behandlung
Die Menschen in den westlichen Industrieländern werden seit Jahren immer dicker. In Deutschland ist inzwischen jeder Zweite übergewichtig, mehr als jeder Fünfte adipös. Adipositas meint eine Vermehrung von Körperfett, die das Normalmaß deutlich übersteigt. Immer mehr Männer und Frauen leiden unter diesem behandlungsbedürftigen Übergewicht. Deshalb wurde jetzt unter Leitung der Chirurgischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Robert Grützmann) am Universitätsklinikum Erlangen Süddeutschlands erstes und einziges Adipositasboard eingerichtet: In dieser interdisziplinären Runde sagen Allgemein- und Viszeralchirurgen, Ernährungsmediziner, Internisten, Endokrinologen, Plastische Chirurgen, Gynäkologen, Dermatologen, Fachärzte für Psychosomatik und Psychotherapie sowie Physiotherapeuten den Kilos gemeinsam den Kampf an.

Krankhaftes Übergewicht wurde für Sonja B. aus Haßfurt buchstäblich zu einem schwerwiegenden Problem. Bezeichnenderweise kam sie schon mit Übergewicht zur Welt – mit 5,5 Kilo, vier Wochen zu spät. „Ich war schon immer dick“, sagt sie. „Meine Eltern waren dick, meine Großeltern auch. Meine Oma hat immer gesagt, Kinder müssten einfach füllig sein. Als Betthupferl gab es dann noch ein Würstchen.“ Das Übergewicht wurde Sonja B. durch ihre Gene und ihre Erziehung mitgegeben. Dass es sie krank machen würde, hat sie nicht kommen sehen. Bereits mit zehn Jahren bekam Sonja B. Diabetes mellitus Typ 1 und wog bald über 150 Kilo. Heute – mit 47 Jahren – zeigt die Waage 224 Kilo. Und die Liste der Folge- und Begleiterkrankungen ist lang: Unterleibskrebs, Herzinsuffizienz, schwere Lymphödeme in den Beinen (Elephantiasis) und Atemaussetzer während des Schlafens sind nur einige Punkte. Seit drei Jahren hat Sonja B. ihre Wohnung nicht mehr verlassen – sie kann nicht mehr gehen. Als ihre Hausärztin ihr sagte, dass sie nun mit Bewegung und einer Diät keine nennenswerte Besserung mehr erzielen könne, entschied sich Sonja B., sich von den Adipositasexperten des Uni-Klinikums Erlangen behandeln zu lassen. Bei diesen stellte sie sich jetzt vor.
Moustafa Elshafei von der Chirurgie des Uni-Klinikums erklärt: „Die gesamte Behandlung wird ein bis zwei Jahre in Anspruch nehmen und stufenweise erfolgen. Am Ende soll die Patientin deutlich unter 100 Kilo wiegen.“ Sonja B. benötigt die Hilfe vieler verschiedener medizinischer Disziplinen. Ihre Krankengeschichte stand deshalb auf der Agenda des neuen Adipositasboards des Uni-Klinikums Erlangen, das monatlich darüber berät, welche Therapie im Einzelfall die beste ist.

Konservative und chirurgische Therapie

Zunächst wird Sonja B. nun in der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath) stationär aufgenommen. Ernährungsmedizinerin und Leiterin des Hector-Centers für Ernährung, Bewegung und Sport, Prof. Dr. Yurdagül Zopf, führt aus: „Wir stellen die Patientin auf eine energiereduzierte und eiweißreiche Ernährung um. Mit Medikamenten erreichen wir, dass sich ihr Appetit verringert und sich der Magen langsamer entleert. Dieses Ernährungsprogramm kombinieren wir – so weit wie möglich – mit einer Trainingstherapie: Ganzkörper-EMS-Training (Elektromuskel-stimulation) zum Beispiel, das die Muskulatur effektiv mit Stromimpulsen trainiert, ist auch bei sehr adipösen Menschen wie Frau B. möglich. Zu einem späteren Zeitpunkt verspricht dann hochintensives Intervalltraining (HIIT), bei dem sich kurze intensive Belastungsphasen mit Erholungsphasen abwechseln, gute Erfolge.“ Das Ernährungs- bzw. Trainingsprogramm wird durch eine Verhaltenstherapie ergänzt.

Danach folgt Therapiestufe 2: „Sind die konservativen Verfahren, also Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie erschöpft oder ohne Aussicht auf Erfolg und leidet der Patient – wie Sonja B. – unter Begleiterkrankungen, operieren wir“, erläutert Prof. Dr. Robert Grützmann, Direktor der Chirurgie. „Dazu stehen uns alle Möglichkeiten der Adipositaschirurgie zur Verfügung: von Magenballon und Magenband über den Schlauchmagen bis zu Gastroplastiken und dem Magenbypass.“ Bei Sonja B. wollen die Erlanger Chirurgen zuerst einen Schlauchmagen anlegen, das heißt, den Magen um ca. 90 Prozent verkleinern. „Dadurch hat die Patientin weniger Hunger, sie isst weniger und verliert schnell an Gewicht. Begleiterkrankungen können sich wieder zurückbilden“, sagt Robert Grützmann. Im nächsten Schritt planen die Ärzte einen Magenbypass: Dabei werden große Teile von Magen und Dünndarm umgangen. Die Nahrung wird so erst viel später vom Körper aufgenommen: Der Organismus muss mit wesentlich weniger Nährstoffen auskommen.

Regelmäßige Aufklärung über Adipositas

Adipositas beginnt bei einem Body-Mass-Index (BMI: Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat) von 30 und lässt sich in drei Schweregrade einteilen: Grad 1 (BMI zwischen 30 und 35), Grad 2 (BMI zwischen 35 und 40) und Grad 3 (BMI über 40). Wie gefährlich krankhaftes Übergewicht ist, welche Ursachen, Folgen und Therapien es gibt, erklären die Experten des Uni-Klinikums Erlangen bei monatlichen Informationsabenden. „Übergewicht reduziert die Lebenserwartung eines 40-Jährigen um bis zu sechs Jahre, bei schwerer Adipositas sogar um bis zu 20 Jahre. Jeder Zweite leidet zusätzlich unter psychischen Problemen“, warnt Moustafa Elshafei. Schuld an der Adipositas sind neben erblichen und hormonellen Faktoren vor allem eine falsche (Über-)Ernährung und Bewegungsmangel. Betroffene können sich in der Adipositassprechstunde der Chirurgie bei den Experten Dr. Christian Krautz und Moustafa Elshafei vorstellen. „Wie Sonja B. geht es vielen Menschen. Und für die müssen wir eine ganz neue Versorgung aufbauen“, sagt Moustafa Elshafei.

Nächster Adipositasinfoabend für Betroffene und Angehörige:
Datum: Dienstag, 7.11.2017, 18.45 – ca. 21.00 Uhr,
nur mit Voranmeldung unter Tel.: 09131 85-35879
Adipositassprechstunde:
Dienstags, 13.00 – 16.00 Uhr, Terminvereinbarung erforderlich
Tel.: 09131 85-35879

Bildmaterial zum Download:

http://www.uk-erlangen.de/presse/newsroom/pressemitteilungen/ansicht/detail/von-220-auf-100-kilo-adipositas-interdisziplinaer-behandeln/

Weitere Informationen:
Moustafa Elshafei
Tel.: 09131 85-40906
moustafa.elshafei@uk-erlangen.de

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17.10.2017- Überprüfung von Heilpraktikeranwärtern - BÄK: Leitlinien-Entwurf ist unzureichend
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Die Bundesärztekammer (BÄK) hat deutliche Kritik an den von Bund und Ländern erstellten Leitlinien-Entwurf zur Überprüfung von Heilpraktikeranwärtern geübt. Es sei nicht nachvollziehbar, wie auf der Grundlage dieser Leitlinien eine Überprüfung von Heilpaktikeranwärtern unter dem Aspekt einer funktionierenden Gefahrenabwehr erfolgen soll. Völlig verkannt werde die Komplexität des medizinischen Kontextes, insbesondere das Ausmaß des notwendigen medizinischen Wissens, das für eine gefahrenminimierte Ausübung der Heilkunde notwendig ist. Die
Leitlinien stellten „eine in jeder Hinsicht unzureichende Maßnahme zum Schutz der Bevölkerung oder gar einzelner Patienten vor möglichen Gesundheitsgefahren durch die Tätigkeit von Heilpraktikern dar“, so die BÄK in ihrer schriftlichen Stellungnahme zu dem Leitlinien-Entwurf.

Das Bundesministerium für Gesundheit hatte gemeinsam mit den Ländern die Leitlinien mit der Zielsetzung weiterentwickelt, die Heilpraktikerüberprüfung bundesweit zu vereinheitlichen und den
Schutz der Patienten zu stärken.

Nach Auffassung der Bundesärztekammer kann dies jedoch nur durch eine deutliche Beschränkung des erlaubten Tätigkeitsumfangs von Heilpraktikern gelingen. Konkret sieht die Bundesärztekammer
insbesondere den Ausschluss aller invasiven Maßnahmen sowie der Behandlung von Krebserkrankungen als zwingend notwendig an.

Die Stellungnahme der Bundesärztekammer im Internet:

http://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/download
s/pdf-Ordner/Stellungnahmen/Heilpraktiker.pdf


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Pressestelle der deutschen Ärzteschaft
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16.10.2017 Senioren im Kran16.10.2017 Senioren im Krankenhaus – ein Teufelskreis FAU-Forscher wollen mit Pfadfindern kranke Senioren unterstützen
uni | mediendienst | forschung Nr. 83/2017

Wenn alte Menschen aus dem Krankenhaus nachhause kommen, fällt es ihnen oft schwer, sich im Alltag wieder zurecht zu finden. Die Konsequenz: Nur kurze Zeit später müssen sie erneut in die Klinik. Dennoch unterstützt das deutsche Gesundheitswesen die Patienten kaum beim Übergang von stationärer zu ambulanter Behandlung. Im neuen Forschungsprojekt TIGER des Instituts für Biomedizin des Alterns (IBA) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) wird nun in einer Studie am Krankenhaus Barmherzige Brüder in Regensburg mit mehreren Kooperationspartnern untersucht, ob eine gezielte Betreuung während der Übergangszeit zu weniger Neueinweisungen führt.

Nach der Entlassung folgt die Neueinweisung

Senioren ab 75 müssen statistisch gesehen deutlich häufiger ins Krankenhaus als junge Menschen – Tendenz steigend. Einfache Knochenbrüche sind oft der Grund für die Erstaufnahme. Während der stationären Behandlung verkümmern die ohnehin schwächeren Muskeln durch das lange Liegen weiter, neue Medikamente bringen viele Nebenwirkungen und Operationen stellen den Körper vor große Herausforderungen. So ist vielleicht nach dem Klinikaufenthalt der Knochenbruch gut versorgt, doch die Senioren gehen geschwächt nachhause. Dort begegnen sie dann ganz neuen Herausforderungen: Der Kühlschrank ist eventuell leer, die Schwelle zum Badezimmer wird durch die eingeschränkte Mobilität auf einmal zur Stolperfalle. Sich wieder selbständig zu versorgen, scheint wie eine große Hürde. Und Infektionskrankheiten haben bei den geschwächten älteren Menschen oft ein leichtes Spiel.
Gesundheitliche Abwärtsentwicklungen oder krisenhafte Verläufe können ausgelöst werden, wenn in solchen Fällen nicht rechtzeitig angemessen reagiert wird. Die pflegenden Angehörigen sind in der Folge überfordert, Patienten werden ins Heim eingewiesen oder müssen erneut ins Krankenhaus. Die Kosten für das Gesundheitssystem steigen. Die FAU-Forscher um Prof. Dr. Cornel Sieber und PD Dr. Ellen Freiberger vom Projekt TIGER (Transsektorales Interventionsprogramm zur Verbesserung der Geriatrischen Versorgung in Regensburg) sehen eine besondere Notwendigkeit darin, Patienten und ihre Angehörigen während der Übergangsphase vom Krankenhaus in die eigene Wohnung besser zu unterstützen. Hier setzen sie mit einem neuen Konzept in der Versorgungsstruktur an.

Pfadfinder unterstützt Betroffene

Sogenannte Pfadfinder sollen die Übergangsphase sicherer gestalten, indem sie Patienten und Angehörige quasi an die Hand nehmen und ihnen besonders in den ersten Wochen zuhause beratend zur Seite stehen. Die Pfadfinder suchen dabei nach den besten Pfaden oder Unterstützungen und sind damit Teil eines großen interdisziplinären Netzwerks. Bereits in der Klinik entwickeln die Pflegewissenschaftler oder ausgebildeten Pflegefachpersonen – noch in gemeinsamer Zusammenarbeit mit dem Entlassmanagement – mit dem Patienten und Angehörigen einen Plan für die Zeit danach. Dabei wird zum Beispiel beachtet, welche möglichen Verschlechterungen drohen oder wie mit der Erkrankung umgegangen werden muss.

In den ersten Wochen zuhause koordiniert der Pfadfinder zukünftige ambulante Maßnahmen, zum Beispiel Physiotherapie oder Ernährungsberatung, oder setzt sich mit dem behandelnden Hausarzt in Verbindung, um zu vermeiden, dass sich der Gesundheitszustand verschlechtert. Wichtigstes Merkmal von TIGER ist dabei, dass die Zeit der Betreuung mit der Entlassung nicht beendet wird: Der Pfadfinder begleitet den Patienten auch weiterhin – zunächst in regelmäßigen Hausbesuchen, später vor allem durch Telefonate. Dabei dokumentiert er jegliche Entwicklung genau. Verbesserungen, Verschlechterungen oder neu auftretende Probleme werden so rechtzeitig erkannt und der Versorgungsplan kann jederzeit angepasst werden.

Internationales Vorbild

TIGER orientiert sich an dem internationalen Transitional Care Modell (TCM). Dabei werden ältere Patienten und ihre pflegenden Angehörigen so ausgebildet, dass sie lernen, mit ihrer Erkrankung angemessen umzugehen. Zahlreiche Studien belegen, dass diese Maßnahmen dabei helfen, den Gesundheitszustand der Patienten zu verbessern und das Gesundheitssystem zu entlasten. In Deutschland ist die Problematik des Übergangs von stationärer zu ambulanter Behandlung zwar bekannt, doch stecken die ergriffenen Maßnahmen noch in den Kinderschuhen und werden den Bedürfnissen der Patienten nicht gerecht.

Die Wissenschaftler der FAU gehen auf der Basis des TCM davon aus, dass durch TIGER die Wiederaufnahmerate um mindestens 40 Prozent reduziert werden kann. Dadurch haben die Patienten eine höhere Lebensqualität und das Gesundheitssystem dementsprechend weniger Kosten. Der neue Ansatz wird begleitend durch eine wissenschaftliche Studie ausgewertet, die am Krankenhaus Regensburg stattfindet.

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PD Dr. Ellen Freiberger
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13.10.2017 Versand von Labor- und Gewebeproben durch Poststreik gefährdet
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Die Gewerkschaft Ver.di streitet derzeit mit der Post – Hintergrund ist ein Tarifkonflikt. Jetzt machte die Gewerkschaft ihre Streikdrohung wahr und rief Post- und Paketboten ab und zum unbefristeten Streik auf. Die Folge: „Nicht nur Briefe und Pakete kommen verspätet; auch die Patientenversorgung ist durch die Streiks unmittelbar beeinträchtigt, da beispielsweise eilige oder zeitsensible Labor- und Gewebeproben verspätet ankommen bzw. gar nicht mehr versendet werden können“, warnt Dr. Rudolf Burger M. Sc., Hauptgeschäftsführer der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK). Damit es nicht zum Ablauf oder Verfall einzelner Proben komme, sollten die Details der Streiktaktik – Orte und Zeiten – rechtzeitig von der Gewerkschaft kommuniziert werden. Auch wenn derzeit nicht mit flächendeckenden Ausständen zu rechnen sei, sollten die regionalen und/oder zeitweiligen Arbeitsniederlegungen bekannt gegeben werden, so dass sich z. B. Laborärzte und Pathologen darauf einstellen und alternative Versandanbieter beauftragen könnten.

Die Gewerkschaft Ver.di weitet ihre Streiks bei der Post aus. Nachdem zum Wochenanfang der Ausstand in den Briefverteilzentren gestartet war, sollen jetzt Schritt für Schritt Briefträger und Paketboten eingebunden werden. Nach Gewerkschaftsangaben waren rund 8.000 Beschäftigte
in den Streik getreten. Dabei blieben nach Angaben der Post rund sieben Millionen Briefsendungen oder elf Prozent aller zugestellten Briefe liegen.

Pressestelle
Bayerische Landesärztekammer
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12.10.2017 Wissenschaft für Nachtschwärmer am 21. Oktober -FAU bietet rund 400 Programmpunkte auf der Langen Nacht der Wissenschaften
uni | mediendienst | aktuell Nr. 153/2017

uni | mediendienst | aktuell Nr. 153/2017 vom 12. Oktober 2017

 

 

Wissenschaft für Nachtschwärmer

FAU bietet rund 400 Programmpunkte auf der Langen Nacht der Wissenschaften

 

In der Langen Nacht der Wissenschaften am 21. Oktober öffnet die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) erneut ihre Türen und zeigt, was sie mit ihrer Forschung für unsere Welt heute und morgen leisten kann. Mit rund 400 spannenden Programmpunkten an ihren drei wichtigsten Standorten Erlangen, Nürnberg und Fürth ist die FAU erneut der größte Partner. Schon am Nachmittag von 14 bis 17 Uhr können die Kleinen beim Kinderprogramm Wissenschaft hautnah erleben. Um 18 Uhr startet dann das Nachtprogramm, das für Kinder ab 10 Jahren ebenfalls schon geeignet ist.

 

Bei der großen Vortragsreihe im Erlanger Audimax ab 18.30 Uhr ruft die FAU das Thema „Gläsern, ferngesteuert und (gen)manipuliert: Müssen wir das 21. Jahrhundert fürchten?“ aus. In sechs Vorträgen beleuchten FAU-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler Themen, die in der Öffentlichkeit heiß diskutiert werden: von der grünen Gentechnik über das Internet der Dinge und das autonome Fahren bis hin zu neuen Energiespeichern.

 

Forschung in der Erlanger Innenstadt

Aber auch abseits des Audimax gibt es in der Erlanger Innenstadt jede Menge FAU-Forschung zu sehen: So lädt das Geozentrum Nordbayern beispielsweise in die Welt der ganz kleinen Fossilien ein. Hier können Neugierige durchs Mikroskop Mikrofossilien bewundern, die kleiner sind als ein Stecknadelkopf. Oder sie können ein Flussbett bestaunen und sehen, wie Flüsse sich verändern oder über die Ufer treten.

 

In der Orangerie dreht sich alles um Kunst: Das Interdisziplinäre Zentrum für digitale Geistes- und Sozialwissenschaften beleuchtet in einem humoristischen Vortrag ein aktuelles Internetphänomen, die Classical Art Memes. Und wer wissen möchte, was die Mona Lisa mit Erlangen zu tun hat, ist hier ebenfalls gut aufgehoben: Das Rätsel wird in einer Führung aufgelöst. Gleich nebenan zeigt der Botanische Garten seine von 1852 stammende Sammlung, die Feuchtpräparate, Versteinerungen sowie Kollektionen von Samen und Hölzern beherbergt. Versuche zur Selbsterfahrung von sensorischer Täuschung bei Temperatur- und Schmerzreizen können Besucher bei den Forschern vom Institut für Physiologie und Pathophysiologie sowie den Lehrstühlen Pharmakologie und Toxikologie sowie Neurologie ausprobieren.

 

Die Ausstellung Science meets Fiction des Exzellenzcluster EAM im Kreuz+Quer stellt die ästhetische Schönheit wissenschaftlicher Bilder heraus und präsentiert literarische Texte, die freie Assoziationen zu den Darstellungen widerspiegeln. Während der Langen Nacht ist jeder eingeladen, seine eigene Fantasie spielen zu lassen. Was tatsächlich auf den Bildern zu sehen ist, erklären Forscher in kurzen Vorträgen.

In der Universitätsbibliothek gibt eine Ausstellung mit Führung passend zum Lutherjahr Einblicke in die protestantischen Bilderwelten der Frühen Neuzeit, von Lutherporträts bis zu Bibelillustrationen. Zudem öffnet das Magazin der Alten Universitätsbibliothek seine Pforten und zeigt Schätze aus sechs Jahrhunderten. Eine Führung verrät den Neugierigen, wie die UB wertvolle Handschriften, Drucke und Grafiken digitalisiert, um weltweite Forschung kostenfrei zu ermöglichen und die Originale unter konservatorischen Gesichtspunkten zu schützen.

 

Die Medizinische Fakultät und das Universitätsklinikum laden zum Science Slam: In kurzen  Vorträgen erklären Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Forschungsprojekte auf spannende und unterhaltsame Weise. Das Universitätsklinikum lädt zur Führung durch ihre Stammzellbank ein, in der blutbildende Stammzellen aus dem Blut dem Knochenmark und dem Nabelschnurblut aufbereitet, charakterisiert und tiefgefroren werden. Selbst zum Chirurgen werden Besucherinnen und Besucher in der Chirurgischen Klinik, wo sie virtuell minimalinvasive Operationstechniken ausprobieren können. Und in einer simulierten Intensiveinheit können sich Interessierte an Beatmungsgerät, Spritzenpumpen & Co ausprobieren. Die Medizinische Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie lädt die Besucher zum Spielen ein: Mittels des digitalen Strategiespiels „Game in Flame“ lernen die Spieler die guten und schlechten Seiten von Entzündungen in Gelenk, Darm und der Lunge kennen. Am Lehrstuhl für Biochemie und Molekulare Medizin zeigen die Forscherinnen und Forscher Einblicke in die Tumorforschung, so können die Besucher Zellen live unter dem Mikroskop beobachten.

 

Auf dem Campus Bismarckstraße an den Philosophentürmen stehen die Geisteswissenschaften im Vordergrund. Prof. Dr. Matthias Fifka setzt sich am Institut für Wirtschaftswissenschaften in einem Vortrag mit Trump und was von seinen Vorhaben ein Jahr nach der US-Präsidentschaftswahl übrig geblieben ist auseinander. Am Sprachenzentrum kann sich jeder in der Übersetzung von Filmsequenzen probieren, während sich am Zentralinstitut für Regionenforschung an diesem Abend alles um Migration und Menschenrechte dreht.

 

Im Juridicum befassen sich FAU-Rechtswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler mit juristischen Fragen, die jeden angehen: Ist das Internet ein rechtsfreier Raum? Wie geht die EU-Handelspolitik nach Brexit, CETA und Trump weiter? Und was verbirgt sich hinter Darknet, Tor und Bitcoins?

 

Der FAU-Technik-Tipp: das Erlanger Südgelände

Fans von Technik und Naturwissenschaften sind am Südgelände der FAU gut aufgehoben: Das Department Chemie- und Bioingenieurwesen geht in Experimenten naturwissenschaftlichen Geheimnissen des Alltags auf den Grund. Und zusammen mit dem Helmholtz-Institut Erlangen-Nürnberg zeigt das Department ein Brennstoffauto, das mit Wasserstoff fährt. Das Department Chemie und Pharmazie geht in einer Vortragsreihe Lebensmittelmythen auf den Grund und erklärt, was sich eigentlich hinter Lebensmittelkennzeichnungen verbirgt. Und in einer Mitmach-Aktion zeigen die FAU-Chemikerinnen und -Chemiker naturwissenschaftliche Geheimnisse des Alltags, die jeder gleich selbst ausprobieren kann.

 

Auch die Werkstoffwissenschaften haben sich wieder einiges einfallen lassen. Besucher sehen dort unter anderem hochauflösende Mikroskopie-Methoden oder eine Ausstellung von organischen Materialien in der Solar- und Lichttechnologie. Darüber hinaus können sie lernen, wie sie mit Diamantelektroden und eigener Muskelkraft Abwasser reinigen können.

 

Wer sich sicherer durch das Internet bewegen will, sollte die Vorführung am Lehrstuhl IT-Sicherheitsinfrastrukturen nicht verpassen, wo Doktoranden Hackerangriffe demonstrieren, die jeden von uns treffen können.

 

Rund um BWL & Co

Auch am Standort Nürnberg bietet die FAU viel Spannendes für die Besucher: Am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften in der Findelgasse etwa diskutieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammen mit den Zuhörerinnen und Zuhörern über Industrie 4.0: Ist sie das Ende oder die Zukunft der Arbeit? In einem Quiz können die Besucher ihr Wissen über unterschiedliche Lebensbedingungen in deutschen Gemeinden, Kreisen und Bundesländern testen. Und am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Supply Chain Management, lernen Neugierige im „Beer Game“ die Komplikationen in Bierproduktion und -distribution kennen – und was es mit dem Bullwhip-Effekt auf sich hat.

 

 

Weitere Informationen:

Pressestelle der FAU

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12.10.2017 Wie Helicobacter pylori Magenkrebs auslöst
uni | mediendienst | forschung Nr. 81/2017

FAU-Wissenschaftler entschlüsseln Mechanismus, der zur Entstehung von Magenerkrankungen durch Bakterien führt

Magenkrebs zählt zu den fünf tödlichsten Krebsarten: Jährlich sterben etwa 750.000 Patienten an dieser Erkrankung, so die Statistik der Weltgesundheitsorganisation WHO. Als Hauptauslöser gilt das Bakterium Helicobacter pylori (H. pylori). Wirkungsvolle Therapien gegen Magenkrebs gibt es derzeit nicht, zunehmende Antibiotikaresistenzen erschweren die Behandlung der Infektion zusätzlich. Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben nun zwei Mechanismen entschlüsselt, die zur Entstehung von Magenkrebs durch das Bakterium führen. Ihre Erkenntnisse könnten zur Entwicklung von neuen Therapieansätzen beitragen. Die Ergebnisse haben die Wissenschaftler in der renommierten Fachzeitschrift Cell host & microbe (doi: 10.1016/j.chom.2017.09.005) veröffentlicht.

Das Team aus internationalen Wissenschaftlern um Dr. Nicole Tegtmeyer vom Lehrstuhl für Mikrobiologie der FAU hat untersucht, wie die Bakterien die Schutzschicht im Magen zerstören. Diese Schutzschicht besteht aus dicht aneinander liegenden Epithelzellen, die uns vor der Magensäure schützen. Die Forscher haben nun entdeckt, dass die H. pylori-Bakterien ein sekretiertes Enzym, die Protease HtrA, quasi als Waffe verwenden, um diese Schutzschicht zu durchbrechen: HtrA zerschneidet drei Proteine (Occludin, Claudin-8 und E-Cadherin) und erzeugt einen Durchbruch in die Schicht aus Epithelzellen. So gelangen die H. pylori-Bakterien in tiefere, normalerweise keimfreie Gewebeschichten und richten weiteren Schaden an. Damit beginnt die Entstehung von Magenkrebs.

Auf diesen ersten Schritt folgt jedoch ein noch viel gefährlicherer, wie die Wissenschaftler feststellten. Ein nadelartiger Fortsatz, den man als Typ IV-Sekretionssystem bezeichnet, wird anschließend aktiviert und funktioniert hierbei ähnlich einer „molekularen Spritze“: Sie injiziert über einen rezeptorabhängigen Mechanismus einen bakteriellen Giftstoff, das sogenannte CagA-Protein, an der Unterseite der Wirtszellen. Das eingeschleuste CagA wiederum programmiert die Wirtszelle so um, dass Krebs entstehen kann. Darüber hinaus beeinflusst das Protein das menschliche Immunsystem und die Entzündung, so dass die Bakterien nicht erkannt und dadurch auch nicht eliminiert werden – ein entscheidender Weg für das dauerhafte Überleben von H. pylori im menschlichen Magen.

Neuer Ansatz für eine Therapie gegen Magenkrebs

Dr. Tegtmeyer geht davon aus, dass diese Befunde wichtige neue Ansatzpunkte für eine anti-bakterielle Therapie aufzeigen, da HtrA und CagA sich hervorragend als neue Wirkstoffziele eignen. Die Arbeitsgruppe hat bereits begonnen, spezifische Hemmstoffe gegen HtrA zu testen. „Wir hoffen, dass entsprechende Wirkstoffe eine Infektion entweder komplett verhindern oder die CagA-Injektion unterbinden“, erläutert Tegtmeyer.

Die Veröffentlichung ist das Resultat einer mehrjährigen Forschungsarbeit mit Prof. Dr. Silja Wessler von der Universität Salzburg und Prof. Dr. Steffen Backert am Lehrstuhl für Mikrobiologie der FAU, die durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Sonderforschungsbereichs „Schaltzellen zur Auflösung von Entzündung“ (SFB1181/TPA04) und DFG TE 776 3-1 gefördert und in einer Kooperation mit weiteren Arbeitsgruppen aus Deutschland, Italien, Portugal und der Schweiz durchgeführt wurde.
Weitere Informationen:
Dr. Nicole Tegtmeyer
Tel.: 09131/85- 28988
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11.10.2017 Hochdotierter Förderpreis für FAU-Krebsforscher
uni | mediendienst | aktuell Nr. 151/2017

Molekularmediziner erhalten 430.000 Euro für den Kampf gegen das Maligne Melanom
Mit rund 430.000 Euro ist der Förderpreis dotiert, mit dem das Team um Prof. Dr. Anja Boßerhoff und Prof. Dr. Claus Hellerbrand von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) jetzt geehrt wurde. Die Wissenschaftler erhielten den m4-Award für ihre Arbeit an einer Therapie gegen schwarzen Hautkrebs. Das Fördergeld wollen die Forscher dazu nutzen, die Entwicklung und Produktion eines Medikaments weiter voranzutreiben.
Mit seiner Forschung zum schwarzen Hautkrebs widmet sich das Wissenschaftlerteam der FAU der am häufigsten tödlich verlaufenden Hautkrankheit, an der immer mehr Menschen erkranken. Gefährlich am schwarzen Hautkrebs ist seine rasche Ausbreitung im Körper über Metastasen. Bei diesem Prozess spielt ein bestimmtes Protein – MIA – eine entscheidende Rolle. MIA fördert die Bildung der Metastasen und hindert zudem das Immunsystem daran, die Tumorzellen zu bekämpfen.

Prof. Dr. Anja Boßerhoff vom Lehrstuhl für Biochemie und Molekulare Medizin und Prof. Dr. Claus Hellerbrand, Professur für Biochemie und Molekulare Pathobiologie, ist es in mehrjähriger Arbeit gelungen, aufzudecken, wie MIA auf die Hautkrebszellen wirkt, und Substanzen zu entwickeln, mit denen die Wirkung des Proteins gehemmt werden kann. In Experimenten, in denen die Stoffe intravenös gespritzt wurden, konnten die Wissenschaftler deren Wirksamkeit bereits nachweisen. Nun wollen die Wissenschaftler die Substanzen so weiterentwickeln, dass sie oral verabreicht werden können, zum Beispiel in Form einer Tablette. Ihr Ziel ist es, Melanompatienten eine hochspezifische, effektive und gleichzeitig verträgliche Therapie zu ermöglichen.


Der m4-Award wird von BioM, der Netzwerkorganisation der Biotechnologiebranche in Bayern, in einem bayernweiten Wettbewerb im Bereich der angewandten, molekularen Medizin vergeben. Der Förderpreis wird aus Mitteln des Bayerischen Wirtschaftsministeriums finanziert, ist jeweils auf eine Laufzeit von zwei Jahren angelegt und wird alle zwei Jahre verliehen.

Informationen für die Medien:

Prof. Dr. Anja Boßerhoff
Tel.: 09131/85-24190
anja.bosserhoff@fau.de
Prof. Dr. Claus Hellerbrand
Tel.: 09131/85-24644
claus.hellerbrand@fau.de


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05.10.2017 10 Jahre Medizinische Klinik 5 - Lehrstuhl für Hämatologie und Internistische Onkologie am Uni-Klinikum Erlangen
uni | mediendienst | aktuell Nr. 147/2017

Mit der Entscheidung der Medizinischen Fakultät der FAU Erlangen-Nürnberg und des Aufsichtsrats des Universitätsklinikums Erlangen im Jahr 2006 zur Einrichtung eines Lehrstuhls für Hämatologie und Internistische Onkologie wurde der Grundstein für die Teilung der damaligen Medizinischen Klinik 3 (Prof. Dr. Dr. h. c. em. Joachim Kalden) in zwei Schwerpunkte – Rheumatologie und Immunologie sowie Hämatologie und Internistische Onkologie – gelegt. Am 1. Oktober 2007 nahm der neu berufene Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. Andreas Mackensen die Arbeit im Alten Universitätskrankenhaus auf. Das bestehende Erlanger Team und die Mitarbeiter, die mit Prof. Mackensen aus Regensburg kamen, machten sich gemeinsam mit Herzblut und Pioniergeist an den Aufbau einer eigenständigen Struktur für die neue Medizinische Klinik 5. Deren zehnjähriges Bestehen wird am kommenden Samstag, 7. Oktober 2017, mit einem Festsymposium gefeiert.
 
Heute vertritt die Medizinische Klinik 5 auf dem Gebiet der Inneren Medizin die Schwerpunkte Hämatologie und Internistische Onkologie in Patientenversorgung, Forschung und Lehre. In der Klinik diagnostiziert und behandelt das Team von Prof. Mackensen Patienten mit Erkrankungen des blutbildenden Systems, darunter akute und chronische Leukämien, maligne Lymphome und multiple Myelome, aber auch bösartige solide Tumoren, wenn eine Chemotherapie oder eine andere medikamentöse Tumortherapie notwendig ist. Alle Systemtherapien, inklusive der körpereigenen (autologen) und der vom Spender stammenden (allogenen) Blutstammzelltransplantation, werden hier durchgeführt. Mit dem Umzug ins Internistische Zentrum im Jahr 2011 konnte sich die Klinik weiterentwickeln, wodurch es seither möglich ist, deutlich mehr Patienten zu behandeln.
 
Der wissenschaftliche Schwerpunkt des Lehrstuhls liegt auf der Erforschung immunologischer Mechanismen, die für die Eliminierung von Krebszellen verantwortlich sind. Einen speziellen Fokus richten die Wissenschaftler dabei auf die Identifizierung sogenannter „Immune Escape“ -Mechanismen. Dem Tumor gelingt es auf vielfältige Weise, sich dem Immunsystem zu entziehen. So werden insbesondere verschiedene Tumorstoffwechselprodukte untersucht, die es dem Immunsystem unmöglich machen, Tumorzellen abzutöten. Langfristiges Ziel ist es, aus den Erkenntnissen neuartige immunologische Strategien zur Bekämpfung maligner Erkrankungen zu entwickeln. Des Weiteren beschäftigen sich die Wissenschaftler intensiv mit der komplexen Steuerung der Transplantat-gegen-Wirt- und der Transplantat-gegen-Leukämie-Immunreaktionen nach allogener Stammzelltransplantation (GvHD und GvL).
 
Erfolgreiche Forschung
Die Forschungsaktivitäten und die entsprechenden Ergebnisse am Lehrstuhl für Hämatologie und Internistische Onkologie haben sich in den vergangenen zehn Jahren sehr positiv entwickelt. Diese Erfolge resultierten in einer deutlichen Steigerung der eingeworbenen Drittmittel und hochrangiger Publikationen. Besondere wissenschaftliche Höhepunkte waren im März 2014 die weltweit erste Zelltherapie mit Spender-B-Lymphozyten und im Mai 2015 die erste Gabe von Virus-spezifischen Immunzellen (T-Lymphozyten) zur Verbesserung des Infektionsschutzes nach allogener Stammzelltransplantation.
 
Mit Stolz und Dankbarkeit blicken Prof. Mackensen und sein Team nun auf diese zehn Jahre zurück. „Ich glaube, sagen zu können, dass wir es gemeinsam geschafft haben, in zehn Jahren eine Klinik für Hämatologie und Internistische Onkologie am Universitätsklinikum Erlangen aufzubauen, die in der Patientenversorgung sowohl von den Betroffenen selbst als auch von den zuweisenden Kollegen sehr geschätzt und in der Wissenschaft national und international beachtet wird“, resümiert Prof. Mackensen. „Ohne das gute, professionelle wie menschliche Miteinander untereinander und mit den Kollegen in den anderen Kliniken, selbstständigen Abteilungen und Instituten ist eine bestmögliche Patientenversorgung nicht denkbar“, so Prof. Mackensen. „Daher ein großes Dankeschön an alle, die mit uns von Anfang an stets wertschätzend und vertrauensvoll zusammengearbeitet haben.“
 
Einladung zum Festsymposium
Anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Medizinischen Klinik 5 lädt Prof. Mackensen zu einem klinisch-wissenschaftlichen Festsymposium am Samstag, 7. Oktober 2017, um 10.00 Uhr in den Rudolf-Wöhrl-Hörsaal, Östliche Stadtmauerstraße 11, in Erlangen ein und ergänzt: „Diese Einladung ist mit einem ganz herzlichen Dank an alle Kollegen für diese hervorragende Zusammenarbeit verbunden!“
 
Weitere Informationen:
 
Prof. Dr. Andreas Mackensen
Tel.: 09131 85-35954
andreas.mackensen@uk-erlangen.de
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05.10.2017 Auszeichnung für herausragende Grundlagenforschung zur Tumorentstehung
uni | mediendienst | aktuell Nr. 146/2017

Dr. Andrea Thoma-Kreß erhielt 80.000-€-Forschungsstipendium der Boehringer Ingelheim Stiftung
Für die Untersuchung eines neuen positiven Rückkopplungsmechanismus bei der Tumorentstehung durch Viren erhielt die Diplom-Molekularmedizinerin und Leiterin der Arbeitsgruppe „Humanes T-Zell-Leukämie-Virus und Adulte T-Zell-Leukämie“ am Virologischen Institut – Klinische und Molekulare Virologie (Direktor: Prof. Dr. Klaus Überla) des Universitätsklinikums Erlangen, Dr. Andrea Thoma-Kreß, jetzt den „Exploration Grant“ der Boehringer Ingelheim Stiftung. Das Forschungsstipendium ist mit rund 80.000 € dotiert.
 
Infektionen sind Auslöser von ca. 15–20 % aller Krebserkrankungen. Weltweit sind mindestens 5–10 Millionen Menschen mit dem Humanen T-Zell-Leukämie-Virus Typ 1 (HTLV-1) infiziert – dem einzigen krebsauslösenden Retrovirus des Menschen. Infektionen mit HTLV-1 können nach jahrzehntelanger Viruspersistenz zum Ausbruch der bislang unheilbaren Adulten T-Zell-Leukämie/Lymphom (ATLL) führen. Für die Entartung der infizierten CD4+-T-Zellen spielt vor allem das virale Onkoprotein Tax eine wesentliche Rolle, da Tax zahlreiche zelluläre Signalwege dereguliert. Bereits seit Jahren ist bekannt, dass die dauerhafte Aktivierung des klassischen und alternativen NF-κB-Signalwegs Kennzeichen der von HTLV-1 getriebenen Krebsentstehung ist. Im neu geförderten Projekt möchte die Arbeitsgruppe unter Leitung von Dr. Thoma-Kreß der Hypothese nachgehen, dass Tax nicht nur den NF-κB-Signalweg aktiviert, sondern auch selbst in einem bisher unbekannten positiven Rückkopplungsmechanismus durch die NF-κB-Aktivität reguliert wird. In ihren Vorarbeiten haben die Erlanger Wissenschaftler herausgefunden, dass die Aktivierung des NF-κB-Signalwegs überraschenderweise zu einem Anstieg der Tax-Proteinmenge führt, jedoch die Vorläufer der Tax-Proteine, die Tax-Transkripte, weitgehend unbeeinflusst bleiben. Um zu untersuchen, wie das virale Onkoprotein Tax selbst durch diesen Signalweg reguliert wird, sollen nicht nur die genauen Prozesse in der NF-κB-Signalkaskade eingegrenzt, sondern auch die dafür verantwortlichen Domänen im Tax-Protein identifiziert werden. Ein wesentliches Augenmerk dieses Projekts wird in der Untersuchung des zugrunde liegenden Mechanismus liegen. Die Aufklärung dieses neuartigen Rückkopplungsmechanismus kann dazu beitragen, neue therapeutische Ziele zu identifizieren, um die viral induzierte Tumorentstehung zu unterbinden. Mit diesem herausfordernden Projekt eröffnen sich für das Labor neue Forschungsperspektiven im Bereich der Proteomics. Das Projekt profitiert dabei sehr vom hervorragenden wissenschaftlichen Umfeld am Universitätsklinikum Erlangen und an der FAU Erlangen-Nürnberg.
 
Exploration Grants der Boehringer Ingelheim Stiftung
Mit den Exploration Grants möchte die Boehringer Ingelheim Stiftung herausragenden Grundlagenforschern aus Biologie, Chemie und Medizin die Möglichkeit geben, am Anfang ihrer Karriere neue Forschungsrichtungen auszuloten. Nachwuchsgruppenleiter sollen damit neuen Ideen oder überraschenden Ergebnissen nachgehen können, die das Potenzial haben, das eigene Forschungsprofil zu ergänzen oder neu auszurichten.
 
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Dr. Andrea Thoma-Kreß
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06.10.2017 - 76. Bayerischer Ärztetag, 20. bis 22. Oktober 2017 in Rosenheim
Pressenachricht der Bayerischen Landesärztekammer

Sehr geehrte Damen und Herren,
herzlich lade ich Sie zu Pressekonferenz, Auftaktveranstaltung und Arbeitstagung anlässlich des 76. Bayerischen Ärztetages der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) vom 20. bis 22. Oktober 2017 in Rosenheim ein. Der 76. Bayerische Ärztetag wird am Freitag, dem 20. Oktober 2017, um 18.30 Uhr im KULTUR+KONGRESS ZENTRUM Rosenheim (KUʼKO), Kufsteiner Straße 4, 83022 Rosenheim, eröffnet.

Universitäts-Professor Dr. med. univ. Markus Müller, Rektor der Medizinischen Universität Wien, spricht über „Medizinstudium am Turning Point“. Melanie Huml, Bayerische Staatsministerin für Gesundheit und Pflege, und Gabriele Bauer, Oberbürgermeisterin der Stadt Rosenheim, werden ein Grußwort sprechen.
Dr. Max Kaplan, Präsident der BLÄK, wird in seinem Statement auf die aktuellen gesundheitspolitischen Herausforderungen eingehen.

Zwei Pressetermine begleiten den 76. Bayerischen Ärztetag:
Vor-Pressekonferenz in München
» Dienstag, 17. Oktober 2017, um 11.00 Uhr,
   PresseClub München, Marienplatz, 22, 80331 München

Pressegespräch in Rosenheim
» Freitag, 20. Oktober 2017, um 11.00 Uhr,
   KULTUR+KONGRESS ZENTRUM Rosenheim (KUʼKO),
   Kufsteiner Straße 4, 83022 Rosenheim, Raum München

Themen, Termine und Veranstaltungsorte des 76. Bayerischen Ärztetages entnehmen Sie bitte dem beiliegenden Programm. Rückantwort, Tagesordnung und Anfahrtsskizze finden Sie der Einladung beigefügt. Presseinfos stehen aktuell im Internet unter www.blaek.de [Ärztetag] zur Verfügung. Während des Ärztetages erreichen Sie uns unter den Telefonnummern 0172 7516157 oder 0177 4779220.

Wir freuen uns auf Ihre Zusage und auf gute Pressegespräche.
Mit freundlichen Grüßen
Dagmar Nedbal
Leiterin der Pressestelle, Bayerisches Ärzteblatt, Internet

05.10.2017 Mehr Vernetzung der Gesundheitsberufe
Pressenachricht der Bayerischen Landesärztekammer

„Wir Ärztinnen und Ärzte müssen die Hoheit über Diagnose, Indikationsstellung und Therapie behalten, was den Arztvorbehalt sichert, sowie die Gesamtverantwortung für den Behandlungsprozess“, schreibt Dr. Max Kaplan, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), im Leitartikel der Oktoberausgabe des Bayerischen Ärzteblattes. Trends, die die derzeitige gesundheitspolitische Debatte prägen, seien neben den Themen Medizinstudium und ärztlicher Nachwuchs auch Digitalisierung, Kooperationsmodelle und Vernetzung der Gesundheitsberufe mit dem Blickwinkel auf die Akademisierung. Es handle sich um grundlegende und tiefgreifende Veränderungen, die den Rahmen bilden für viele andere, davon beeinflusste Entwicklungen. Gerade die Diskussion um eine (eigenständige) Heilkundeausübung durch andere, nichtärztliche Gesundheitsberufe – einschließlich der Heilpraktiker – nehme derzeit Fahrt auf; verbunden mit all den Fragen nach der Gesamtverantwortung, der Patientensicherheit oder des Haftungsrisikos.

Das von der Bundesärztekammer (BÄK) und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) erstellte Delegationsmodell „Physician Assistant (PA) – Ein neuer Beruf im deutschen Gesundheitswesen“ gelte es zu unterstützen. „PA ist eine aus dem internationalen Sprachgebrauch entlehnte Bezeichnung für einen hochschulisch qualifizierten Gesundheitsberuf auf Bachelorniveau, der vom Arzt delegierte Aufgaben übernimmt“, erläutert Kaplan. Er soll Ärzte in enger Zusammenarbeit mit diesen unterstützen und entlasten. Der PA, auch Medizinischer Praxis- oder Klinik-Assistent genannt, sei ein positives Beispiel für die Delegation; sein Tätigkeitsprofil richte sich am tatsächlichen Versorgungsbedarf aus, an den Erfordernissen des Arbeitsmarkts und an den Zielvorstellungen eines ärztlich geleiteten multiprofessionellen Teams. Quasi als Gegenbeispiel – sprich Substitutionsmodell – liefen dagegen die Bestrebungen, den Osteopathen als neuen akademischen Heilkundeberuf einzuführen: Die Osteopathie gehöre in die Hände von qualifizierten Ärztinnen und Ärzten. Wer sich dem verweigere, spiele ohne Not mit der Gesundheit und Sicherheit von Patienten. Für die osteopathische Diagnose sei der Arzt zuständig, für die Therapie der entsprechend qualifizierte Physiotherapeut. Ein weiterer Heilkunde ausübender Beruf, ein Osteopath, erübrige sich.

Den Leitartikel „Mehr Vernetzung der Gesundheitsberufe“ lesen Sie in der Ausgabe 10/2017 des Bayerischen Ärzteblattes unter www.bayerisches-ärzteblatt.de

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02.10.2017 Neuer Klinikdirektor möchte Kiefer- und Gesichtsrekonstruktionen nach Tumorerkrankungen und bei Fehlbildungen vorantreiben
uni | mediendienst | aktuell Nr. 145/2017

Mit innovativen Behandlungsmethoden können sichtbare Erfolge erzielt werden
Prof. Dr. Dr. Marco Kesting ist seit 1. Oktober 2017 neuer Direktor der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen. Der 45-Jährige tritt damit die Nachfolge von Prof. Dr. Dr. Dr. h. c. Friedrich W. Neukam an, der die Klinik 22 Jahre lang leitete. Prof. Kesting möchte insbesondere die modernen Möglichkeiten seines Fachbereichs bei Lippen-Kiefer-Gaumenspalten sowie in der Versorgung von Defekten im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich, die  durch Tumorerkrankungen oder Unfälle verursacht wurden, ausbauen. Vor seinem Wechsel nach Erlangen war er stellvertretender Klinikdirektor der Klinik und Poliklinik für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie der Technischen Universität München Klinikum rechts der Isar.

In Forschung und Patientenversorgung möchte sich Prof. Kesting in fachübergreifender Kooperation mit Kollegen des Lippen-Kiefer-Gaumenspalten-Zentrums des Uni-Klinikums Erlangen insbesondere um betroffene Babys und Kinder kümmern. Lippen-Kiefer-Gaumenspalten (LKG) gehören mit einer Häufigkeit von 1:500 Geburten zu den häufigsten angeborenen Fehlbildungen. „Es gibt heute hervorragende Behandlungsmethoden zur Korrektur dieser Fehlbildung, mit denen Ernährung, Sprache und Gehör so normalisiert werden können, dass eine ungestörte Entwicklung in alltäglicher Umgebung erreicht werden kann“, sagt Prof. Kesting. Besonders stolz ist er auf eine von ihm mitentwickelte Operationstechnik zum Gaumenverschluss und auf ein innovatives Konzept zur Nasenkorrektur bei Babys. „Wenn diese Patienten das Kleinkindalter verlassen, sieht ihnen kaum jemand an, dass sie wegen einer LKG behandelt wurden.“ Prof. Kesting möchte die Eltern nach einer vorgeburtlichen LKG-Diagnose zuversichtlich stimmen, dass in enger Kooperation mit Frauen- und Kinderärzten der Region eine umfassende Behandlung zum Wohle ihres Neugeborenen geboten wird. „Je früher der Kontakt zwischen dem LKG-Zentrum des Uni-Klinikums Erlangen und den betroffenen Eltern zustande kommt, desto besser kann die Therapie geplant und umgesetzt werden.“

Seine Schulzeit verbrachte Marco R. Kesting, der in Mitwitz (Oberfranken) geboren wurde, in Kronach und Deggendorf. Nach seinem Studium der Zahn- und Humanmedizin an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg arbeitete er ab 1998 für fünf Jahre in einer zahnärztlichen Gemeinschaftspraxis in Fürth, bevor er seine wissenschaftliche Karriere fortsetzte: von 2002 bis 2003 im Universitätsspital Zürich, von 2004 bis 2007 in der Klinik für Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie der Ruhr-Universität Bochum und ab 2007 zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter, ab 2009 als Oberarzt für „onkologische-rekonstruktive Gesichtschirurgie“ in der Klinik und Poliklinik für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie der Technischen Universität München Klinikum rechts der Isar. Im selben Jahr habilitierte er sich mit einer Arbeit über „Das Plattenepithelkarzinom der Mundhöhle – innovative diagnostische und rekonstruktive Techniken“. 2011 folgte zur Spezialisierung im Fachgebiet der LKG-Therapie ein Aufenthalt am Department of Maxillo-Facial and Oral Surgery der University of Pretoria (Republik Südafrika), bevor er dann 2011 als leitender Oberarzt an die MKG-Klinik der TU München zurückkehrte. Prof. Kesting ist mit einer Diplom-Sportökonomin verheiratet und hat zwei Söhne im Alter von neun und 16 Jahren. Für seine wissenschaftliche Arbeit erhielt Prof. Kesting zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2015 den Wrigley Prophylaxe Preis der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung, 2012 den Wissenschaftspreis der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie sowie 2011 den Innovationspreis Lehre der TU München.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Dr. Marco Kesting
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marco.kesting@uk-erlangen.de
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29.09.2017 Dem Herzen mit „Hightech-Reiskorn“ auf die Sprünge helfen
uni | mediendienst | forschung Nr. 80/2017

Neueste Technologie bei Herzschwäche nutzt Ultraschall für Impulsübertragung – Erlangen bundesweit zweiter Standort
 
Damit das Herz mit voller Kraft arbeiten kann, bedarf es der perfekten Synchronisation aller Abschnitte der linken Herzkammer. Insbesondere bei Patienten mit Herzschwäche kann sich die Herzleistung durch eine versetzte Taktung – Asynchronie genannt – zusätzlich verschlechtern. Hilfe versprechen sogenannte CRT-Systeme, die ähnlich wie ein Herzschrittmacher implantiert werden und mittels elektrischer Impulse dafür sorgen, dass die Kontraktionen wieder im Einklang sind. Die schwächsten Glieder dieser Technologie waren bisher die Elektroden, die die nötigen Stromimpulse abgeben. Diese Kabel, vom Kardiologen durch die großen Hohlvenen zum Herzen geleitet, können brechen und damit eine weitere Operation nötig machen. Als deutschlandweit zweiter Kardiologe setzt Dr. Martin Arnold, Oberarzt der Medizinischen Klinik 2 – Kardiologie und Angiologie (Direktor: Prof. Dr. Stephan Achenbach) des Universitätsklinikums Erlangen, jetzt ein neues CRT-System ein, das auf der kabellosen Energieübertragung per Ultraschall basiert. Profitieren können vor allem Patienten, die bisher für ein herkömmliches Kabelsystem nicht infrage kamen.
 
CRT – das steht für Cardiac Resynchronization Therapy, also Kardiale Resynchronisationstherapie. Die neueste Weiterentwicklung dieser Technik verspricht, das Risiko defekter Kabel im Herzen zu umgehen, da die Hersteller nun Ultraschall zur Energieübertragung einsetzen. Dr. Arnold aus der Medizin 2 des Uni-Klinikums Erlangen hat bereits zwei Patienten mit einem kabellosen CRT-System versorgt. „Das Gerät besteht aus zwei Teilen“, beschreibt es der Kardiologe. „Der Sender wird wie gewohnt unter die Haut der Brustwand gesetzt. Das Besondere ist der im Herzen liegende Empfänger. Bei herkömmlichen Geräten werden die stromabgebenden Elektroden durch die Venen ins Innere der Herzkammer geleitet. Beim kabellosen System gibt es dagegen eine reiskorngroße Stimulationseinheit, die mit Widerhaken an einer passenden Stelle der linken Herzkammerwand verankert ist.“ Damit der CRT-Sender erkennt, wann die linke Herzkammer stimuliert werden muss, ist ein Herzschrittmacher in der rechten Herzhälfte nötig. Der CRT-Sender erkennt dessen Signale und aktiviert zeitgleich per Ultraschall den kleinen Empfänger in der linken Herzkammer.
 
Eine neue Chance für Patienten
„Die Technologie der kabellosen Übertragung ist völlig neuartig im Vergleich zu den seit Jahren verfügbaren CRT-Systemen“, erklärt Dr. Arnold. „Schön ist vor allem, dass wir mit den neuen Geräten mehr Patienten als bisher helfen können. Dazu gehören diejenigen, bei denen ein normales CRT-System keine Besserung gebracht hat oder bei denen es zu Elektrodenproblemen gekommen war. Zusätzlich kommen jene infrage, die zwar eine Therapie zum Ausgleich ihrer Herzschwäche brauchen, aber etwa wegen des Fehlens passender Zielvenen nicht mit herkömmlichen Systemen versorgt werden konnten. Die Ultraschall-Technik ist dagegen unabhängig von dieser Venenanatomie.“
 
Neben dem Uni-Klinikum Erlangen arbeitet in Deutschland nur noch das Herzzentrum Brandenburg in Bernau mit dem Ultraschall-System. „Natürlich ist das Gerät geprüft und zugelassen. Nun untersuchen wir die Langzeitwirkung und welche Patienten davon am meisten profitieren können“, beschreibt Dr. Arnold die weitere Entwicklung. „Dafür dokumentieren wir jeden Fall wissenschaftlich genau und im klinischen Einsatz.“
 
Weitere Informationen:
Dr. Martin Arnold
Telefon: 09131 85-35301
martin.arnold@uk-erlangen.de
 
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28.09.2017 Grundwasserexperten treffen auf Nierenexperten
uni | mediendienst | forschung Nr. 79/2017

Internationale Wissenschaftler untersuchen Wasser als Ursache für chronische Nierenkrankheiten auf Sri Lanka
Auf Sri Lanka treten schwerwiegende Erkrankungen der Nieren auffallend häufig auf. Forscher gehen davon aus, dass die Nierenschäden toxikologische Ursachen haben, wie zum Beispiel verschmutztes Grundwasser. Kommt dieses als Trinkwasser in direkten Kontakt mit den Nieren, können erhebliche Schäden an diesen Organen entstehen. Eine Kooperation deutscher und sri-lankischer Forscher untersucht deshalb nun die Verteilung von Schadstoffen in Wässern. Dabei sind unter anderem Forscher des Lehrstuhls für Angewandte Geologie und der Nephropathologischen Abteilung des Klinikums der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) beteiligt.

Die FAU-Forscher arbeiten mit Teams der Universität Peradeniya aus Sri Lanka und der Universität Tübingen zusammen. Die Geologen untersuchen dabei auf Sri Lanka die hydrogeologischen Verhältnisse und wie Schwermetalle, wie etwa Arsen und Cadmium, auftreten. Zudem bestimmen sie organische Schadstoffe, so zum Beispiel Pestizide in Wasserkörpern. Parallel beobachten die Erlanger Pathologen und Ärzte des Kandy Teaching Krankenhauses aus Sri Lanka, wie sich die Strukturen und Funktionen der erkrankten Nieren verändern.

Mit dem Projekt wollen die Forscher herausfinden, wie Ursache und Wirkungen der Krankheit und deren Verteilungsmuster zusammenhängen. Die Forschungsergebnisse sollen genutzt werden, um künftig die Verbreitung der Krankheit durch entsprechende Maßnahmen einzudämmen. Auf Basis der Studien sollen Gesundheitsmanagementpläne erstellt werden, die künftig auch auf andere betroffene Gebiet übertragen werden können.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Johannes Barth
Tel.: 09131/85-22621

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25.09.2017 Anpassungsfähig und schnell FAU-Forscher identifizieren die molekularen Mechanismen, die das Immunsystem aktivieren
uni | mediendienst | forschung Nr. 78/2017

Sie regeln das das Immunsystem, können nicht nur Attacken gegen Viren und Bakterien einleiten, sondern auch ungewollte und schädliche Reaktionen des Immunsystems verhindern: dendritische Zellen. Von diesen gibt es eine ganze Reihe verschiedener Unterarten. Unklar war dabei bisher jedoch, wie die einzelnen Unterarten die Reaktionen des Immunsystems einleiten. Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) konnten dies nun aufklären. Die Ergebnisse sollen zukünftig helfen, bessere Strategien gegen Infektionen sowie einer Immuntherapie gegen Krebs zu entwickeln. Die Studie wurde jetzt im „Journal of Experimental Medicine“ veröffentlicht.*
 
Bäumchenartige Wachtposten
Das Immunsystem gliedert sich in das angeborene und das adaptive Immunsystem. Während das angeborene Immunsystem in der Lage ist, sofort auf fremde Eindringlinge, wie Viren und Bakterien, zu reagieren, passt sich das adaptive Immunsystem im Laufe des Lebens immer weiter an verschiedene neue Krankheitserreger an. Es ist in der Lage spezifische Antigene von Eindringlingen zu erkennen und gezielt effektive und länger anhaltende Abwehrmechanismen einzuleiten. Hier kommen die dendritischen Zellen zum Einsatz, die mit ihren weitverzweigten Ästen an Baumkronen erinnern und von denen es eine große Anzahl verschiedener Unterarten gibt. Eine ihrer Aufgabe ist es, im Oberflächengewebe des Körpers Wache zu halten. Bei Kontakt mit einem fremden Eindringling, übernehmen sie Informationen von diesem, bauen diese in Antigene um, wandern in den nächsten Lymphknoten und aktivieren dort die T-Zellen, indem sie diesen die Antigene präsentieren.
 
Immer eine passende Antwort
Ein Team von FAU-Wissenschaftlern unter der Leitung von Prof. Dr. Diana Dudziak, Professur für Biologie Dendritischer Zellen, Dr. Christian Lehman, Leiter des Labors Biologie Dendritischer Zellen, und Prof. Dr. Falk Nimmerjahn vom Institut für Genetik, hat nun in einer Studie untersucht, wie eine Reihe von sogenannten Fc-Rezeptoren der dendritischen Zellen zur Einleitung von Immunantworten beitragen. Dabei haben die Forscher die Zellen sowohl unter Krankheitsbedingungen wie Entzündungen, als auch im Zustand körperlicher Gesundheit untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass die Unterschiede zwischen den einzelnen Unterarten dendritischer Zellen zu unterschiedlichen Reaktionen entweder durch zytotoxische T-Zellen oder durch Helfer-T-Zellen führen.
 
Beide Zelltypen gehören zu den weißen Blutkörperchen und sind Teil des adaptiven Immunsystems. Allerdings hatte man bisher angenommen, dass T-Helfer-Zellen helfende Funktion haben und Fresszellen und B-Lymphozyten aktivieren, wobei letztere wiederum Antikörper produzieren. Zytotoxische T-Zellen hingegen erkennen die spezifischen Antigene von mit Viren infizierten Zellen sowie Tumorzellen und bekämpfen diese.
 
Für neue Krebstherapien besonders interessant
Vor allem in der immunologischen Krebstherapie versucht man gezielt Tumoren durch zytotoxische T-Zellen zu bekämpfen. „Allerdings deuten aktuelle Forschungsdaten darauf hin“, erklärt Prof. Dudziak, „dass auch Helfer-T-Zellen an der Bekämpfung von Krebszellen beteiligt sind.“ Daher sei es besonders Interessant gewesen, sagt die Erlanger Forscherin, dass einer der Fc-Rezeptoren, der mit Antigenen beladen wird, gleichzeitig zytotoxische und Helfer-T-Zellen Immunantworten auslösen konnte. „Beziehen wir andere aktuelle Forschungsergebnisse mit ein, deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass zukünftig neue Strategien entwickelt werden müssen, um bessere Immunantworten zu generieren.“
 
Die Ergebnisse der Studie wurden unter dem Titel „Dendritic cell subset specific induction of CD4+ and CD8+ T cell responses upon antigen uptake via activating or inhibitory Fcγ receptors in vivo“ im Journal of Experimental Medicine veröffentlicht. *DOI: https://doi.org/10.1084/jem.20160951
 
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Diana Dudziak
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E-Mail: diana.dudziak@uk-erlangen.de
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22.09.2017 Laufen für die Krebsforschung Einladung zum 4. Lauf gegen Krebs am 15.10.2017 – Startplätze jetzt sichern
uni | mediendienst | aktuell Nr. 138/2017

 Sich bewegen für den guten Zweck: Das ist am Sonntag, 15. Oktober 2017, beim Benefizlauf im Erlanger Schlossgarten erneut möglich. Zum 4. Lauf gegen Krebs laden das Hector-Center für Ernährung, Bewegung und Sport sowie die Onkologie der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath) des Universitätsklinikums Erlangen und das Comprehensive Cancer Center Erlangen-EMN (Direktor: Prof. Dr. Matthias W. Beckmann) ein. Erwartet werden wieder rund 2.000 Hobby-Sportler, die mit ihrer Teilnahme Spendengelder für die Krebsforschung und -prävention sammeln. Eine Anmeldung ist online noch bis Sonntag, 8. Oktober 2017, möglich.
 
Die Spendengelder werden für Forschungsprojekte und Aufklärungsmaßnahmen zu Fragen rund um Ernährung und Sport sowie für sport- und bewegungstherapeutische Programme bei Krebserkrankungen verwendet, die Bürgern aus der Region zugutekommen. In den vergangenen drei Jahren sind bei dieser Benefizveranstaltung insgesamt rund 40.000 Euro zusammengekommen. „Wir danken den vielen Läuferinnen und Läufern, die uns jedes Mal mit so viel Begeisterung unterstützen. Hier steht nicht der sportliche Ehrgeiz im Vordergrund, sondern das kooperative Miteinander und das Bewusstsein, dass man mit gesunder Ernährung und Bewegung etwas gegen Krebs tun kann. Das macht diesen Lauf so besonders“, betonen die Organisatoren um Prof. Dr. Yurdagül Zopf, Dr. Hans Joachim Herrmann und Prof. Dr. Jürgen Siebler (alle Medizin 1) sowie Helmut Müller und John Stackmann (beide SG Siemens Erlangen).
 
Sport, Bewegung und eine gesunde Ernährung können nicht nur das Risiko für eine Krebserkrankung senken, sie haben auch einen entscheidenden Einfluss auf die Behandlung und die Prognose nach einer Krebstherapie. Mit dem Lauf gegen Krebs möchten die Organisatoren ein Zeichen für die Bedeutung von Bewegung und Ernährung in der Vorsorge und der Therapie einer Krebserkrankung setzen. Schirmherr der Veranstaltung ist Prof. Dr. Joachim Hornegger, Präsident der FAU Erlangen-Nürnberg.
 
Ausschreibung
Das Programm beginnt am Sonntag, 15. Oktober 2017, um 11.00 Uhr. Nach dem Bambini-Lauf um 12.00 Uhr und dem Lauf für Schüler um 12.30 Uhr werden die jugendlichen und die erwachsenen Hobby-Sportler ab 13.15 Uhr in fünf Gruppen auf die Strecke geschickt. Der vollkommen flache Rundkurs führt ca. 900 m durch den Erlanger Schlossgarten. Start- und Zielbereich befinden sich in unmittelbarer Nähe zum Erlanger Schloss. Die gelaufenen Runden werden automatisch mittels Transponder-Chip erfasst. Die Startgebühr für den Lauf der Jugendlichen und der Erwachsenen beträgt 5,00 Euro; die Teilnahme an den Bambini- und den Schülerläufen ist kostenfrei.
 
Website des Laufs gegen Krebs mit Link zur Anmeldung: www.laufgegenkrebs.de
Weitere Informationen:
Doris Bittner, Tel.: 09131/85-45218, doris.bittner@uk-erlangen.de
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20.09.2017 Aktiv gegen die Depression-Teilnehmer für dritten Durchgang der Studie „Klettern und Stimmung“ im Raum München und in Erlangen gesucht
uni | mediendienst | aktuell Nr. 136/2017

Der Depression mit Sport entgegenwirken – unter diesem Motto läuft bereits seit Mai 2017 die bundesweite „Studie KuS“ (Klettern und Stimmung). Der Ansatz hat sich bewährt und das Interesse ist ungebrochen – in der Pilotstudie konnte das Team der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Johannes Kornhuber) des Universitätsklinikums Erlangen bereits die Wirksamkeit einer Bouldertherapie bei depressiven Patienten in ambulanter Behandlung nachweisen. Nun geht die groß angelegte Studie bereits in die dritte Runde: Im November 2017 starten neue Gruppen. Die kostenlosen Therapieeinheiten unter wissenschaftlicher Begleitung finden in Weyarn bei Holzkirchen und in der Region Erlangen/Fürth/Nürnberg statt. Interessenten sind herzlich zu einem der unverbindlichen Informationsabende in ihrer jeweiligen Stadt eingeladen.

Bouldern ist das Klettern ohne Seil in Absprunghöhe. Bei Depressionen ist es möglich, Bouldern als Therapie einzusetzen – mit unterschiedlichen Zielen: Es kann Menschen zum einen spielerisch helfen, positive Erfahrungen zu sammeln. Zum anderen lernen die Patienten durch die sportliche Betätigung, ihre Grenzen wahrzunehmen, anzuerkennen, aber auch über sich selbst hinauszuwachsen und eigene Erfolge anzuerkennen. Sowohl Probanden der vorangegangenen Studie als auch Teilnehmer der ersten beiden Durchgänge der aktuellen Studie zeigten sich in der Auswertung begeistert vom wertschätzenden Umgang der Therapeuten mit ihnen sowie von der Kameradschaft und dem Vertrauen innerhalb der Gruppe. Zudem berichteten sie, dass KuS ihnen dazu verholfen habe, ihren Alltag wieder besser zu bewältigen und selbstbewusster zu werden. Auch die wissenschaftlichen Ergebnisse sprechen eine eindeutige Sprache: Wie erwartet zeigte sich in der ersten Studie eine deutliche Verbesserung der depressiven Symptomatik (von einer vormals mittelschweren zu einer leichten Depression) über das Boulderprogramm hinweg, die auch nach Beendigung der Therapie aufrechterhalten werden konnte. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man beim Klettern nicht denken kann – da ist man voll im Hier und Jetzt und auf den nächsten Griff fokussiert“, erläutert PD Dr. Katharina Luttenberger, Diplom-Psychologin und Studienleiterin.

Mit der neuen Studie geht das Team der Psychiatrie des Uni-Klinikums Erlangen nun noch einen Schritt weiter und will die Bouldertherapie in größerem Rahmen mit bewährten Depressionsbehandlungen vergleichen. Dazu werden alle Teilnehmer zufällig je einem von drei Therapieangeboten zugeteilt: entweder einer verhaltenstherapeutischen Depressionsbewältigungsgruppe, die dem aktuellen Goldstandard zur Behandlung von Depressionen entspricht, der bereits erwähnten Bouldertherapie oder einem allgemeinen sportlichen Aktivierungsprogramm. Probanden aus der letzten Gruppe erhalten nach zehn Wochen ebenfalls Zugang zur Bouldertherapiegruppe. So profitieren alle Teilnehmer von den Gruppenangeboten, die auch klassische Therapieelemente wie das Achtsamkeitstraining und Entspannungsübungen enthalten. Mit Start des dritten Durchgangs haben alle, die bisher keine Möglichkeit zur Teilnahme hatten, noch einmal die Chance, die Wirkungen der Bouldertherapie für sich auszuprobieren.


Einladung zu Informationsveranstaltungen

Interessierte und ihre Angehörigen sind herzlich eingeladen, sich an einem der Termine in ihrer Stadt über die Studie KuS zu informieren, das Studienteam kennenzulernen und sich auf Wunsch gleich für die Teilnahme registrieren zu lassen.
Raum München (Weyarn)

Freitag, 29.09.2017, um 17.00 Uhr,
Dienstag, 10.10.2017, um 18.00 Uhr oder
Dienstag, 24.10.2017, um 18.00 Uhr
im Bürgergewölbe Weyarn, J.-B.-Zimmermann-Str. 5, 83629 Weyarn
Erlangen
Montag, 09.10.2017, oder Montag, 23.10.2017, jeweils um 16.30 Uhr in der Schwabachanlage 10, 91054 Erlangen, im 1. Stock des Sandsteinhauses neben den Kopfkliniken: Bitte folgen Sie den Hinweisschildern.


Termine für die Gruppentherapien

Alle Gruppentherapien starten Mitte November 2017 und dauern insgesamt zehn Wochen.

Raum München (Weyarn)

Start am 13. November 2017, immer montags von 17.00 bis 19.00 Uhr, entweder im Kletter- und Boulderzentrum „KletterZ“ in Weyarn oder im Bürgergewölbe Weyarn.

Erlangen

Start am 14. November 2017, immer dienstags von 16.30 bis 18.30 Uhr, entweder in der Boulderhalle „Der Steinbock“ in Zirndorf oder in den Kopfkliniken des Uni-Klinikums Erlangen.



Dokumentation und Finanzierung

Die Protokollierung der Ergebnisse erfolgt durch Telefoninterviews mit den Probanden. Selbstverständlich werden die Angaben streng vertraulich behandelt. Die Studienteilnahme ist für alle zugelassenen Teilnehmer kostenlos. Finanziert wird die Studie von der OH-DO-KWAN Stiftung Ludmilla Pankofer und Carl Wiedmeier.
Ausführliche Informationen finden Sie unter: www.studiekus.de
Weitere Informationen:
PD Dr. Katharina Luttenberger
Telefon: 09131 85-34650
studiekus.psych@uk-erlangen.de
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19.09.2017 Symposium der zentral- und osteuropäischen Ärztekammern (ZEVA) - „Gewalt gegen Ärzte“: Ärztekammern aus Mittel- und Osteuropa verabschieden gemeinsame Resolution
Pressemeldung der Bundärztekammer

Berlin, 19.09.2017 – Gewalt gegen Ärzte und andere Angehörige von Gesundheitsberufen entwickelt sich auch in den Ländern Mittel- und Osteuropas zu einem immer größeren Problem. Dies stellten Vertreter der mittel- und osteuropäischen Ärztekammern bei ihrem diesjährigen Treffen vom 15. bis 16. September im slowenischen Ljubljana fest. Alle teilnehmenden Ärztekammern suchen nach Wegen, der wachsenden Gewalt zu begegnen und die Öffentlichkeit für das Thema zu
sensibilisieren. „Die Gewaltbereitschaft steigt. Daher ist es notwendig, dass wir in der Gesellschaft ein Bewusstsein für dieses Problem schaffen. Die Sicherheit der Ärzte ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung“, betonte Dr. Max Kaplan, Vizepräsident der Bundesärztekammer, bei dem Treffen.
Dies unterstrichen die Ärztekammern in ihrer gemeinsamen Resolution. Sie fordern darin eine Null-Toleranz-Politik bei Gewalt gegen Ärzte, flankiert von einer entsprechenden Gesetzgebung auf nationaler und europäischer Ebene. Neben nationalen Meldesystemen sollten Pläne entwickelt werden, wie Gewalt in den Gesundheitseinrichtungen begegnet werden kann. Polizei, Staatsanwalt-schaft, Gerichte und Krankenhausverwaltungen müssen die Vorfälle ernst nehmen und Ärzte
besser für solche Situationen geschult werden, fordern die Ärztekammern. Letztendlich gehe es um das Recht des Einzelnen auf einen sicheren Arbeitsplatz.
Pressemitteilung der Bundesärztekammer

Darüber hinaus wurden bei dem Treffen auch die neuesten Entwicklungen in der Fort- und Weiterbildung, Fragen der Anerkennung von ärztlicher Tätigkeit jenseits von Fachgebietsgrenzen sowie Ansätze der Qualitätssicherung in Mittel- und Osteuropa diskutiert.
Link zur Resolution: http://www.medical-chambers.org/documents/Resolutiononviolence-ZEVA-2017.pdf
Webseite der zentral- und osteuropäischen Ärztekammern (ZEVA): www.medical-chambers.org
Pressemitteilung
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15.09.2017 Totalausfall im Gehirn-FAU-Forscher untersuchen, was passiert, wenn Nervenzellen ausfallen
uni | mediendienst | forschung Nr. 75/2017

Schlaganfälle sind nur eine von vielen Krankheiten, bei denen die Kommunikation zwischen Nervenzellen unterbrochen wird. Auch bei Erkrankungen wie Depressionen und Demenzen finden Mikroausfälle im Gehirn statt. Meist kehrt die Funktion nach einiger Zeit wieder zurück, doch es bleiben oft Folgeschäden, sodass die Funktionsfähigkeit, wenn überhaupt, nur durch langwierige Behandlungen wiederhergestellt werden kann. Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben deshalb untersucht, was während dieser Unterbrechungsphase passiert und welche Wege es gibt, um bleibende Schäden zu verhindern oder die Heilung zu beschleunigen. Ihre Erkenntnisse haben sie in der renommierten Fachzeitschrift Scientific Reports (doi: 10.1038/s41598-017-11729-5) veröffentlicht.
Die Forscher um Jana Wrosch vom Lehrstuhl für Psychiatrie und Psychotherapie der FAU haben festgestellt, dass während der blockierten Kommunikation starke Veränderungsprozesse in den Nervenzellen ablaufen. Die Nervenzellen-Netzwerke werden während der Unterbrechung neu vernetzt und hypersensitiv. Wenn die normalen Kommunikations-Autobahnen blockiert sind, gibt es im Gehirn ein Verkehrschaos, bei dem die Informationen ungeordnet über verzweigte Nebenstraßen und neue Trampelpfade umgeleitet werden. Überall werden Synapsen neu geschaffen und in Betrieb genommen. Wenn das Signal zurückkehrt, gibt es keine geordneten Informationsrouten mehr und die Funktionen müssen wie bei einem Kind neu gelernt werden. Weil die normalen Signale während der Unterbrechung fehlen, versuchen die Nervenzellen zusätzlich durch erhöhte Sensibilität ihren Input wiederzufinden. Wenn die Signale dann wiederkehren, kann es zu einer Überreaktion der Nervenzellen kommen.

Farbstoff lässt Nervenzellen blinken

Eine technische Herausforderung ist es, die mikroskopisch kleinen Verbindungen zwischen den Nervenzellen sichtbar zu machen. Bisher gängige Mikroskopieverfahren wie Elektronenmikroskopie erfordern immer eine Vorbehandlung der Nervenzellen, die untersucht werden. Dabei sterben die Nervenzellen ab und die Veränderungsprozesse der Zellen können nicht beobachtet werden. Das Team um Wrosch entwickelte deshalb ein High-Speed-Mikroskopie-Verfahren und eine spezielle statistische Rechensoftware, die es ermöglicht, die Kommunikationsnetzwerke lebender Nervenzellen sichtbar zu machen. Dafür wird von den Zellen ein Video aufgenommen, bei dem alle 36 Millisekunden ein Bild gemacht wird. Ein spezieller Farbstoff sorgt dabei dafür, dass einzelne Zellen immer dann aufblinken, wenn sie gerade ein Signal erhalten haben. Anschließend erkennt die entwickelte Software auf den Videobildern diese Zellen und ermittelt die Informationswege, über die Signale von Zelle zu Zelle weitergegeben werden.

Die Nervenzellen wurden mit dem Kugelfischgift Tetrodotoxin behandelt, um die Kommunikationsblockaden, die bei Krankheiten auftreten, im Labor zu simulieren. Nach unterschiedlich langen Blockadephasen entfernten die Forscher das Gift von den Zellen und konnten analysieren, wie sich die Nervenzellen-Netzwerke durch die Behandlung verändert haben. „Mit diesen Experimenten können wir endlich sichtbar machen, was während der Kommunikations-Blockade vor sich geht,“ berichtet Wrosch. „Nun können wir versuchen, Medikamente zu entwickeln, die diese schadhaften Veränderungen verhindern.“ In den nächsten Projekten konzentriert sich das Forscher-Team nun auf die genaue Wirkweise von Antidepressiva auf die Nervenzellen-Netzwerke und versucht, neue Ansätze für bessere Medikamente zu finden.

Weitere Informationen:

Jana Katharina Wrosch
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14.09.2017 Der Zusammenhang von Schmerz und erfolgreicher Therapie bei Morbus Crohn
uni | mediendienst | aktuell Nr. 135/2017

FAU-Forscher untersuchen Faktor, der möglichen Therapieerfolg schon im Vorfeld anzeigen könnte
Morbus Crohn ist eine chronische Entzündung der Darmschleimhaut, die oftmals mit starken Schmerzen im Bauchbereich verbunden ist. Die moderne Anti-TNF-Antikörper-Therapie stellt für manchen Betroffenen eine sehr gute Behandlungsoption dar, da bei dieser nach kurzer Zeit die Bauchschmerzen merklich nachlassen können. Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) möchten in einem Projekt nun untersuchen, ob sich die verbesserte Schmerzsymptomatik auch auf die Ruhefunktion des Gehirns auswirkt und damit eine Variable darstellt, die eine Aussage über zukünftige Therapieerfolge möglich macht. Das Projekt wird von der Doktor Robert Pfleger-Stiftung mit 47.000 Euro gefördert.
 
Antikörpertherapie lindert schmerzhafte Entzündung
Morbus Crohn ist eine chronische Erkrankung, die zu  Entzündungen der Schleimhaut des gesamten Verdauungstraktes führen kann. Häufig tritt sie im Bereich des  Dünn- und Dickdarms auf und kann dabei unterschiedliche Abschnitte des Darms befallen, die von gesunden Bereichen unterbrochen sind. Es kann unter anderem zu gefährlichen Darmverschlüssen,  Fisteln oder Abszessen kommen. Viele Faktoren,  die bei der Entstehung, Entwicklung und Beeinflussung der Krankheit beteiligt sind, sind nach wie vor Gegenstand der wissenschaftlichen Diskussion. 
 
Die anti-TNF-Antikörper-Therapie stellt für manchen Betroffenen eine aussichtsreiche Möglichkeit zur Behandlung dar. Der Tumor-Nekrose-Faktor (TNF) ist ein körpereigener Signalstoff, der häufig an krankhaften Entzündungen beteiligt ist, so auch bei Morbus Crohn. Erkrankte mit anti-TNF-Antikörpern zu behandeln, hat sich deshalb  als eine mögliche Therapieoption bewährt. Neben verschiedensten Symptomen geht die Krankheit vor allem auch mit starken Bauchschmerzen einher. Bei denjenigen, die auf eine anti-TNF-Antikörpertherapie reagieren, ließ sich beobachten, dass die Schmerzsymptome innerhalb weniger Tage nachlassen können. 
 
Prof. Dr. Andreas Hess vom Institut für experimentelle und klinische Pharmakologie und Toxikologie der FAU, Prof. Dr. Raja Atreya, Leiter des Schwerpunkts chronisch entzündliche Darmerkrankungen der Medizinischen Klinik 1  des Universitätsklinikums der FAU sowie Prof. Dr. Arnd Dörfler, Leiter der Neuroradiologischen Abteilung des Universitätsklinikums der FAU, möchten diese Beobachtung genauer untersuchen. Die Dr. Robert Pfleger-Stiftung hat den Erlanger Wissenschaftlern dafür nun 47.000 Euro zur Verfügung gestellt. Das Projekt soll über ein Jahr laufen.  Mittels funktioneller MRT-Bildgebung wollen die Forscher herausfinden, ob sich diese verbesserte Schmerzsymptomatik auch auf die normale Gehirnfunktion im Ruhezustand auswirkt und ob sich damit, als einem von mehreren Faktoren, zukünftig generell besser voraussagen lassen wird, ob die anti-TNF-Antikörper-Therapie individuell erfolgreich verläuft.
 
Weitere Information:
Prof. Dr. Andreas Hess, Tel.: 09131/85-22003, andreas.hess@fau.de
Prof. Raja Atreya, Tel.: 09131/85-35115, raja.atreya@uk-erlangen.de
Prof. Dr. Arnd Dörfler, Tel.: 09131/85-39388, arnd.doerfler@uk-erlangen.de

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14.09.2017 Einladung Pressekonferenz zum 76. Bayerischer Ärztetag, vom 20. bis 22. Oktober 2017 in Rosenheim
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Vor-Pressekonferenz am Dienstag, 17. Oktober 2017, um 11.00 Uhr im PresseClub München
Sehr geehrte Damen und Herren,
herzlich lade ich Sie zu Pressekonferenz, Auftaktveranstaltung und Arbeitstagung anlässlich des 76. Bayerischen Ärztetages der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), der vom 20. bis 22. Oktober 2017 in Rosenheim stattfindet, ein.

Der 76. Bayerische Ärztetag wird am Freitag, den 20. Oktober 2017, um 18.30 Uhr im KULTUR+KONGRESS ZENTRUM Rosenheim (KUʼKO), Kufsteiner Straße 4, 83022 Rosenheim, eröffnet. Universitäts-Professor Dr. med. univ. Markus Müller, Rektor der Medizinischen Universität Wien, spricht über „Medizinstudium am Turning Point“.

Die Arbeitstagung befasst sich mit der aktuellen Sozial-, Gesundheits- und Berufspolitik, dem Tätigkeitsbericht und den Finanzen der BLÄK, Fragen der Weiterbildungs- und Berufsordnung sowie der ärztlichen Fortbildung.

Der Bayerische Ärztetag ist die Delegiertenversammlung der BLÄK. Die ärztlichen Kreis- und Bezirksverbände sowie die medizinischen Fakultäten der sechs Landesuniversitäten entsenden insgesamt 180 Delegierte zu der mindestens einmal im Jahr tagenden Versammlung.

Wir möchten Sie schon heute auf zwei Pressetermine hinweisen:
Vor-Pressekonferenz in München

» Dienstag, 17. Oktober 2017, um 11.00 Uhr,

PresseClub München, Marienplatz 22/IV (Eingang Rindermarkt), 80331 München

Pressegespräch in Rosenheim

» Freitag, 20. Oktober 2017, um 11.00 Uhr,

KULTUR+KONGRESS ZENTRUM Rosenheim (KUʼKO), Kufsteiner Straße 4, 83022 Rosenheim, Raum München
Eine detaillierte Einladung erhalten Sie Anfang Oktober.

Mit freundlichen Grüßen
Dagmar Nedbal
Leiterin der Pressestelle,
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14. 09.2017 Wie sage ich es meinen Patienten?
Pressemelduing der Bayerischen Landesärztekammer

„Kommunikation ist eine Schlüsselqualifikation für Ärztinnen und Ärzte, deren Bedeutung häufig unterschätzt wird“, erklärt Dr. Wolfgang Rechl, Vizepräsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), anlässlich des Tages der Patientensicherheit am 17. September 2017. Dieser Aktionstag ist dem Thema Kommunikation im Gesundheitswesen gewidmet. Das Motto „Wenn Schweigen gefährlich ist“ soll alle Beteiligten für eine konstruktive, transparente und faire Kommunikation sensibilisieren. Eine gute Arzt-Patienten-Kommunikation sei von entscheidender Bedeutung für den Erfolg der Behandlung. Sie helfe, die richtige Diagnose zu stellen, die passende Therapie zu finden und erfolgreich durchzuführen. Ärztinnen und Ärzte führen jeden Tag viele Gespräche mit ihren Patienten, nicht selten müssen dabei auch schlechte Nachrichten überbracht werden. Gerade in solchen Situationen sei eine intensive Kommunikation wichtig, denn schnell könnten Sorgen und Ängste entstehen.

„Ein gutes Training der kommunikativen Kompetenzen in der ärztlichen Aus-, Weiter- und Fortbildung ist wichtig und sollte nicht als lästige Pflichtübung abgetan werden“, meint Rechl. Ziel sei in seinen Augen, dass alle an der Patientenversorgung Beteiligten untereinander und mit Patienten und deren Angehörigen gut kommunizieren. Dazu sei es notwendig, Gespräche auf Augenhöhe zu führen und gut zuzuhören. Man sollte sich in die Welt des Patienten versetzen und auf das medizinische Wissen des Gegenübers Rücksicht nehmen. „Wer mit für den Empfänger unverständlichen Fachausdrücken um sich wirft muss sich nicht wundern, wenn die Kommunikation schief geht“, ist Rechl überzeugt. Ein Problem sei allerdings der Zeitdruck im ärztlichen Alltag. Häufig würde man sich gerne mehr Zeit für das Gespräch mit dem Patienten nehmen, aber der nächste Patient warte bereits. Hier könnten auch die Patienten einen Beitrag leisten, indem sie sich vorbereiteten und Fragen an den Arzt schon vorab aufschrieben. Drücke sich ein Arzt unverständlich aus, sollte der Patient nachfragen. Ganz wichtig sei der Gesprächsabschluss: Hier gehöre geklärt, ob es noch Unklarheiten gebe und wie es weitergehe. Durch mehr Verständlichkeit steige schlussendlich auch die Mitarbeit und Kooperation des Patienten.
Pressestelle  Bayerische Landesärztekammer
Dagmar Nedbal
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05.09.2017 Liberté, égalité, fraternité
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

„Ende des Monats stehen die Bundestagswahlen an, der Wahlkampf ist in vollem Gange, die Wahlprogramme, die Regierungsprogramme der einzelnen Parteien sind veröffentlicht. An oberster Stelle der gesundheitspolitischen Diskussion steht derzeit die Finanzierung des Gesundheitswesens, also Bürgerversicherung oder Erhalt des Zweisäulenmodells aus gesetzlicher und privater Krankenversicherung“, schreibt Dr. Max Kaplan, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) in der Ausgabe # 9 des Bayerischen Ärzteblattes. Das Ganze werde verbunden mit einer Gerechtigkeitsdebatte, die nicht gerechtfertigt sei, denn in keinem anderen Land der Welt hätten Patientinnen und Patienten einen so niederschwelligen Zugang zu allen Gesundheitsleistungen wie in Deutschland. Vielmehr handele es sich um eine Gleichheitsdiskussion, jedoch auf Kosten des Zugangs, des Leistungsumfangs und der Qualität der medizinischen Versorgung.

Die Schlagworte Gleichheit und Gerechtigkeit erinnern den Präsidenten an die Forderung der Französischen Revolution: „liberté, égalité, fraternité“.

„Ersetzen wir 'égalité‘ mit ‚equity‘, dann könnten wir diese Forderung auch für die Weiterentwicklung unseres Gesundheitssystems und als Wahlprüfsteine für die anstehenden Bundestagswahlen wählen“, so Kaplan. „Fraternité“ bedeute im Gesundheitswesen Solidarität: Eine Solidarität innerhalb der Gesundheitsberufe, was letztendlich eine engere Kooperation bedeute, die notwendig sei, um den Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden, aber auch eine Solidarität in der Versichertengemeinschaft und eine Solidarität innerhalb der gesamten Gesellschaft, wobei Solidarität ohne Subsidiarität nicht funktioniere. Schließlich kommt Bayerns Ärzte-Chef noch zur „liberté“, zur Freiheit, wobei Kaplan hier den Erhalt des freien Berufes und der Freiberuflichkeit in der Gesundheitsversorgung einfordert. Mit der freien Berufsausübung, der Leisungsungebundenheit und der professionellen Autonomie verbindet Kaplan auch die Forderung nach einer handlungsfähigen ärztlichen Selbstverwaltung. Dies ist auch ein ganz entscheidender Faktor um die Qualität und die Professionalität des Arztberufs zu sichern. Gleichzeitig ist es auch ein Garant dafür, den ärztlichen Sachverstand in die Weiterentwicklung des Gesundheitswesens einzubringen.

„Gerade in der Phase der Koalitionsverhandlungen nach der Wahl werden wir unsere ärztliche Expertise einbringen und unsere Forderungen mit Nachdruck artikulieren“, so der Präsident.

Mehr zu „Liberté, égalité, fraternité“ lesen Sie in der Ausgabe 9/2017 des Bayerischen Ärzteblattes unter www.bayerisches-ärzteblatt.de.

Pressestelle

30.08.2017 Online gegen Depressionen
uni | mediendienst | forschung Nr. 73/2017

FAU-Forscher entwickeln zahlreiche Online- und Smartphone-Trainings, um die psychische Gesundheit zu stärken

Etwa 15 Prozent der Frauen und acht Prozent der Männer in Deutschland erkranken einmal im Leben an einer Depression. Behandlungen, die auf Internet und Smartphones basieren, sollen dabei helfen, der Krankheit vorzubeugen und besser mit ihr umzugehen. Für ihre Forschung an diesem Thema sind nun Dr. David Ebert und Claudia Buntrock vom Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) von der European Federation of Psychologists‘ Association und der Deutschen Gesellschaft für Psychologie ausgezeichnet worden.

Betroffene überwinden ihre Beschwerden selbständig

Das Projekt GET.ON ist eine Zusammenarbeit der FAU und der Leuphana Universität Lüneburg. Die Vielfältigkeit psychischer Erkrankungen wird in über 15 Online-Programmen berücksichtigt, die den Teilnehmenden dabei helfen, ihre psychische Gesundheit zu stärken und mit chronischen Erkrankungen richtig umzugehen. Das Ziel aller Online-Trainings ist es, Betroffene über das Internet dabei zu unterstützten, ihre psychischen und psychosomatischen Symptome zu bewältigen oder diesen präventiv entgegenzuwirken. Im Verlauf der Programme sollen die Betroffenen ihre Beschwerden schließlich selbständig überwinden können.

Die einzelnen Programme von GET.ON richten sich zum Beispiel an Menschen mit Stressproblemen, andauernder Niedergeschlagenheit, Sorgen, ersten Anzeichen von Depression oder Schlafproblemen. Weitere Trainings sprechen Menschen an, die mit Panikattacken, Selbstkritik oder Alkoholproblemen zu kämpfen haben. Die Trainings greifen dabei auf verhaltenstherapeutische Maßnahmen zurück. So werden zum Beispiel positive Aktivitäten verstärkt und die Teilnehmenden lernen Strategien, um Ängste zu überwinden, indem sie systematisch und angeleitet die Konfrontation damit suchen.

Gegenüber der klassischen Therapie in einer Praxis sind Internet-basierte Programme zeit- und ortsunabhängig und können dann absolviert werden, wenn es am besten in den eigenen Tagesablauf passt. Zudem bieten die Trainings den Teilnehmenden Anonymität, wodurch die Betroffenen eine geringere Hemmschwelle haben, Angebote überhaupt erst wahrzunehmen. Für seine Arbeiten in diesem Bereich wurde David Ebert nun mit dem Comenius Early Career Psychologist Award als vielversprechendster Europäischer Nachwuchswissenschaftler der Psychologie ausgezeichnet.

Depressive Erkrankung kann besser verhindert werden

Im Rahmen eines dieser Projekte untersuchte Claudia Buntrock, ob durch das Online-Training GET.ON Stimmung das Risiko, an einer Depression zu erkranken, gesenkt werden kann. Das Training richtet sich an Erwachsene, die an unterschwelligen depressiven Symptomen leiden und einen Leidensdruck verspüren. Dies spricht zum Beispiel Menschen an, die sich traurig oder depressiv verstimmt fühlen, ihre Lebensfreude vermissen, den Kopf voller Grübelgedanken haben oder denen die Energie fehlt, etwas zu unternehmen.

GET.ON Stimmung besteht aus sechs Übungseinheiten und die Teilnehmenden bearbeiten pro Woche ein bis zwei Einheiten. Dabei werden sie online von E-Coaches durch ein individualisiertes Feedback unterstützt. Für die Studie untersuchte das Forscherteam 406 Personen, die mit einer Referenzgruppe ohne Online-Training verglichen wurden. Das Ergebnis zeigt, dass der Großteil der Teilnehmer substantiell das Wohlbefinden stärken konnte und dass sich durch die Teilnahme die Entwicklung einer depressiven Erkrankung erfolgreich verhindern lässt. Für das abgeschlossene Projekt wurde Claudia Buntrock nun von der Fachgruppe Klinische Psychologie und Psychotherapie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) mit dem Förderpreis für junge Wissenschaftlerinnen ausgezeichnet.

Das Online-Training wird nun in verschiedenen Kooperationen fortgeführt. So untersuchen die Wissenschaftler, ob sich das Programm auch auf Herz- bzw. Tumorpatienten mit depressiven Beschwerden oder auf Betroffene mit Depression und chronischen Schmerzen übertragen lässt. Zudem überprüfen sie, wie präventiv bei Kindern eingegriffen werden kann, deren Eltern unter psychischen Störungen leiden.

Interessierte, die kostenfrei an einem der zahlreichen Online-basierten Gesundheitstrainings der FAU teilnehmen möchten, können sich unter www.geton-training.de anmelden.

Weitere Informationen:
Dr. David Ebert
Tel.: 09131/85-67566
david.ebert@fau.de

Claudia Buntrock
Tel.: 09131/85-67568
claudia.buntrock@fau.de
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15. 08. 2017 Speiseröhre unter Strom - Mithilfe eines Schrittmachers bringen Erlanger Chirurgen erstmals eine teilgelähmte Speiseröhre wieder in Bewegung
uni | mediendienst | aktuell Nr. 128/2017

Eine Speiseröhre, die sich nicht richtig bewegt – das kommt selten vor, mindert die Lebensqualität der Betroffenen aber erheblich. Die heute 73-jährige Noufa Abou Zahet litt drei Jahre lang unter einer unklaren Bewegungsstörung der Speiseröhre (Ösophagusmotilitätsstörung). Der untere Abschnitt des Hohlorgans war steif und konnte die Muskelbewegungen, die eigentlich den Nahrungsbrei in den Magen transportieren, nicht mehr ausführen. Noufa Abou Zahet erbrach alles, was sie aß. Sie nahm fast 30 Kilogramm ab, bis sie schließlich Anfang 2017 vier Monate lang künstlich ernährt werden musste. Moustafa Elshafei von der Chirurgischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen (Direktor: Prof. Dr. Robert Grützmann) implantierte der Patientin jetzt einen Ösophagusschrittmacher. Das kleine Gerät, das aussieht wie ein Herzschrittmacher, regt die Speiseröhre wieder zur vollen Beweglichkeit an und gibt Noufa Abou Zahet ihre frühere Lebensqualität zurück. Der risikoarme, minimalinvasive Eingriff wurde am Uni-Klinikum Erlangen erstmals durchgeführt.

Noufa Abou Zahet hatte sich ursprünglich in der interdisziplinären Magen-Sprechstunde des Uni-Klinikums Erlangen vorgestellt, weil sie keine feste Nahrung bei sich behalten konnte und zusätzlich über Reflux klagte, also den Rückfluss von Nahrung in die Speiseröhre sowie den Rachen- und Mundraum. Bei umfassenden Untersuchungen – Manometrie, Gastroskopie, Computertomografie des Abdomens und Ösophagusbreischluck – stellten die Chirurgen bei der 73-Jährigen neben der Ösophagusmotilitätsstörung auch eine Hiatushernie fest. „Dieser Bruch im Zwerchfell verhindert, dass der Speiseröhren-Schließmuskel sich korrekt und vollständig schließt. So kann immer wieder Magensäure in die Speiseröhre fließen“, erklärt Moustafa Elshafei. Angesichts der schwerwiegenden Diagnose empfahlen die Chirurgen der Patientin die Implantation eines Ösophagusschrittmachers. „Als Alternative blieb nur die Entfernung der Speiseröhre. Das wollten wir der Patientin ersparen“, sagt Prof. Grützmann. Über drei kleine, je einen Zentimeter lange Bauchschnitte implantierte Moustafa Elshafei den Schrittmacher im Bauchraum von Noufa Abou Zahet und verband ihn mit zwei Elektroden in der Außenwand der Speiseröhre. Seitdem gibt der Schrittmacher kontinuierlich elektrische Impulse ab. „Die Stärke und die Frequenz der Stromimpulse stellen wir mit einem kleinen Kästchen ein, das nach der Operation einfach auf die Bauchdecke gelegt wird“, sagt der behandelnde Chirurg. „So können wir den Schrittmacher auch bei Nachuntersuchungen jederzeit neu justieren.“ Die Schlüsselloch-OP zum Einsetzen des Schrittmachers dauert etwa 60 Minuten. „Wir erzielen damit schnelle Ergebnisse – nach oft vielen Jahren des Leidens. Die OP wird minimalinvasiv durchgeführt, sodass sich die Patienten schnell wieder erholen“, erläutert Moustafa Elshafei. Weil keine großen anatomischen Veränderungen im Körper vorgenommen werden, ist die Operation sehr risikoarm. Bis das Essen nach dem Eingriff wieder ganz normal funktioniert, können bis zu drei Monate vergehen. Bei Noufa Abou Zahet ist bereits nach vier Wochen wieder fast alles wie vorher: „Schon nach sechs Tagen habe ich das erste Käsebrötchen gegessen“, freut sie sich. Mindestens zehn Jahre kann der Schrittmacher nun in Noufa Abou Zahets Bauch verbleiben. „Es besteht sogar die Hoffnung, dass sich die dauerhaft stimulierten Nerven regenerieren und die Patientin vielleicht irgendwann wieder ohne das Gerät leben kann“, erklärt Moustafa Elshafei.



Behandlung der Refluxkrankheit

Neben den seltenen Ösophagusbewegungsstörungen wie bei Noufa Abou Zahet sehen die Erlanger Chirurgen heute oft Speiseröhrenerkrankungen, die auf einen ungesunden Lebensstil zurückzuführen sind. „Schlechte Ernährungsgewohnheiten, Bewegungsmangel und Adipositas sind die Hauptursachen für die Refluxkrankheit“, führt Moustafa Elshafei aus. Bei der häufigsten gutartigen Erkrankung des oberen Gastrointestinaltrakts in den westlichen Industrieländern wird das „Ventil“ am Ausgang der Speiseröhre undicht, sodass der saure Mageninhalt übermäßig stark in die Speiseröhre sowie den Rachen- und Mundraum zurückfließt. Der Reflux zeigt sich zunächst durch Sodbrennen und kann im Verlauf auch saures Aufstoßen, ein Brennen im Brustkorb, Halsschmerzen, Heiserkeit und Reizhusten hervorrufen. Im schlimmsten Fall führt Reflux zu Krebsvorstufen in der Speiseröhre (Barrett-Syndrom) oder zu einem Ösophaguskarzinom. Oft nehmen Betroffene über Jahre hinweg Protonenpumpenhemmer (PPI), die die Bildung von Magensäure unterdrücken sollen. Helfen die Medikamente nicht und haben die Patienten dauerhaft Beschwerden, kann auch ihnen ein Ösophagusschrittmacher helfen. Die am Speiseröhrenausgang ankommenden elektrischen Impulse stärken das Anti-Reflux-Ventil und dichten den Schließmuskel wieder ab. „Mit dem Ösophagusschrittmacher steht uns am Uni-Klinikum Erlangen die derzeit modernste Therapie auf diesem Gebiet zur Verfügung“, sagt Robert Grützmann. Daneben bieten die Erlanger Chirurgen auch alle anderen Verfahren der Refluxchirurgie an: von laparoskopischen über minimalinvasive Techniken bis hin zu Eingriffen mit dem Da-Vinci-OP-Roboter. Patienten mit Magen- und Speiseröhrenbeschwerden können sich in der Sprechstunde „Erkrankungen des Magens und der Speiseröhre“ der Chirurgie vorstellen, in der Oberarzt Dr. Christian Krautz und Moustafa Elshafei gemeinsam Patienten betreuen (Tel.: 09141 85-33368, Montag bis Donnerstag von 7.30 bis 16.00 Uhr und Freitag von 7.30 bis 14.00 Uhr).

Weitere Informationen:
Moustafa Elshafei
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moustafa.elshafei@uk-erlangen.de
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11. 08. 2017 Ein Herz aus Spinnenseide Forscher aus Erlangen und Bayreuth untersuchen Spinnenseidenprotein zur Herstellung von künstlichem Herzgewebe
uni | mediendienst | forschung Nr. 66/2017

Trotz erheblicher Fortschritte Herzschäden vorzubeugen und zu minimieren, leiden immer mehr Menschen an Herzinsuffizienz. Die Hauptursache für solch eine verminderte Herzfunktion ist der irreversible Verlust von Herzmuskelzellen durch Herzerkrankungen, vor allem ischämischer Erkrankungen wie dem Herzinfarkt. Zurzeit gibt es keine Therapie, die einen solchen Schaden umkehren kann. Die Forschung hat es sich deshalb zum Ziel gesetzt, Therapien zu entwickeln, die diese Schäden beseitigen und so die Herzfunktion wieder normalisieren. Ein vielversprechender Weg: Herzmuskelgewebe aus Spinnenseide. Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben zusammen mit ihren Kollegen der Universität Bayreuth untersucht, inwieweit sich solch ein künstlich im Labor entwickeltes Seidenprotein für die Produktion von Herzgewebe eignet. Ihre Ergebnisse veröffentlichten diese in der Zeitschrift Advanced Functional Materials.
 
Konstruierte Seidenproteine
Der Schlüssel zu künstlichem Herzgewebe könnte Seide sein. Oder vielmehr das Protein, das der Seide ihre Struktur und mechanische Festigkeit verleiht: Fibroin. Prof. Dr. Felix Engel aus der Nephropathologischen Abteilung des Universitätsklinikums der FAU hatte die Eigenschaften der Seide des Indischen Seidenspinners untersucht und gezeigt, dass es sich besonders als Gerüstmaterial eignet,  um Herzgewebe herzustellen. Bisher war es aber nicht möglich, das Protein in ausreichender Menge und gleichbleibender Qualität herzustellen. Seinem Kollegen, Prof. Dr. Thomas Scheibel, Inhaber des Lehrstuhls für Biomaterialien an der Universität Bayreuth ist es jedoch gelungen, ein rekombiniertes Seidenprotein der Gartenkreuzspinne mithilfe von E. coli Bakterien in der gewünschten größeren Menge und hohen gleichbleibenden Qualität herzustellen. Deshalb haben sich die beiden  Forscher zusammengetan und die Proteine der Seide der Kreuzspinne weiter untersucht.
 
Interaktion von Herzzellen und künstlichen Seidenproteinen
Jana Petzold aus dem Erlanger Team von Prof. Engel und Tamara Aigner aus Prof. Scheibels Bayreuther Arbeitsgruppe untersuchten nun gemeinsam, wie gut sich das im Labor konstruierte Seidenprotein eADF4(t16) für die Herstellung von Herzgewebe nutzen lässt. Hierfür brachten sie einen dünnen Film des Seidenproteins auf einen Glasträger auf. Die Idee: Zellen, deren Oberflächen negativ geladen sind, haften auf Filmen aus eADF4(b16), da dieses positiv geladen ist. Petzold und Aigner hatten versucht, neben den Herzmuskelzellen verschiedene andere Zellen, wie Bindegewebszellen oder Blutgefäßzellen, auf dem Film aufzubringen, was bei allen gut gelang.
 
Besonderes Augenmerk hatten sie bei ihrer Untersuchung auf die Funktion der Herzmuskelzellen gelegt. Diese verglichen sie mit solchen, die auf einem Film aus Fibronektin aufgebracht worden waren, welches der natürlichen Umgebung von Herzmuskelzellen ähnelt. Dabei ließen sich keinerlei funktionellen Unterschiede zwischen diesen beobachten.  So konnten die Wissenschaftlerinnen beispielsweise nachweisen, dass  die für die Hypertrophie, also der Vergrößerung von  Herzmuskelzellen zum Beispiel bei Sportlern oder Schwangeren, verantwortlichen Faktoren auch zu einem Volumenwachstum bei den Herzmuskelzellen führen, die auf eADF4(i16)-Film gezüchtet worden waren.
 
Die Arbeit der Erlanger und Bayreuther Wissenschaftler sowie die Möglichkeiten künstliche Seidenproteine im 3D-Verfahren zu drucken, bergen somit die ersten Schritte in Richtung künftiger Verfahren zur Produktion funktionellen Herzgewebes.
 
Ihre Erkenntnisse haben die Forscherinnen und Forscher unter dem Titel „Surface features of recombinant spider silk protein eADF4(I16)-made materials are well-suited for cardiac tissue engineering“ in der Zeitschrift Advanced Functional Materials veröffentlicht (DOI: 10.1002/ adfm.201701427).
 
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Felix Engel
Tel.: 09131/85-25699
felix.engel@fau.de
 
Prof. Dr. Thomas Scheibel
Tel.: 0921/557360
thomas.scheibel@uni-bayreuth.de
 
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10. 08. 2017 Kind nach Krebs keine Seltenheit mehr-50. Transplantation von Eierstockgewebe im Erlanger Fortpflanzungszentrum
uni | mediendienst | aktuell Nr. 127/2017

Junge Frauen trifft der Schock einer Krebsdiagnose oft doppelt. Denn nicht nur die Erkrankung ändert plötzlich ihr gesamtes Leben – auch das Risiko, nach der Strahlen- und Chemotherapie unfruchtbar zu sein, macht den Patientinnen Angst. Mut macht ein neues Verfahren, bei dem Eierstockgewebe rechtzeitig vor der Krebstherapie entnommen, eingefroren und nach erfolgreicher Genesung wieder voll funktionsfähig eingesetzt wird. Jetzt haben die Ärzte des Universitäts-Fortpflanzungszentrums Franken (Sprecher: Prof. Dr. Matthias W. Beckmann) am Universitätsklinikum Erlangen die hoffnungsbringende Reimplantation bereits zum 50. Mal durchgeführt.

„Morbus Hodgkin“ – Lymphdrüsenkrebs. Für Gabriela H. brach bei dieser Diagnose vor sieben Jahren eine Welt zusammen – vor allem, weil sie mit Mitte 20 solch eine niederschmetternde Nachricht keinesfalls erwartet hatte. Ein bisschen Glück hatte die Nordbayerin aber doch: Ihr behandelnder Onkologe wusste um das Risiko, dass sie durch die bevorstehende Strahlen- und Chemotherapie unfruchtbar werden könnte, und informierte seine Patientin über die fertilitätserhaltende Kryokonservierung. „Ich wusste gleich, dass ich diese Möglichkeit nutzen muss“, sagt die heute 33-Jährige. Rechtzeitig vor ihrer Krebsbehandlung ließ sie sich gesundes Ovarialgewebe entnehmen und im Fortpflanzungszentrum am Uni-Klinikum Erlangen bei –196 °C einlagern.

Nach zehn Monaten kräftezehrender Therapie und der Entfernung der befallenen Lymphknoten fand Gabriela H. allmählich ins Leben zurück. Jetzt, sechs Jahre nach ihrer Genesung, hat sich die junge Frau entschlossen, ihrem Kinderwunsch eine Chance zu geben. „Allein endlich gesund zu sein, ist ein großes Glück für mich und meinen Mann“, sagt sie. „Aber diesen Versuch möchten wir nun trotzdem noch wagen.“ Für Prof. Beckmann, Prof. Dr. Ralf Dittrich, wissenschaftlicher Leiter der Reproduktionsmedizin, und ihre Kollegen ist Gabriela H. bereits die 50. Patientin, der die Mediziner trotz einer vorhergegangenen Unfruchtbarkeit zu einer Schwangerschaft verhelfen wollen.

Bereits elf Kinder trotz Unfruchtbarkeit nach Krebstherapie geboren

Das Fortpflanzungszentrum am Uni-Klinikum Erlangen hat mit rund 600 eingefrorenen Eierstockgeweben das deutschlandweit zweitgrößte Lager. Die meisten Frauen lassen sich ihr Gewebe zeitnah nach ihrer Genesung wieder in die Beckenwand implantieren – in Erlangen war Gabriela H. bereits die 50. Patientin. „In rund 90 Prozent der Fälle kehrt die hormonelle Aktivität des Gewebes innerhalb von einigen Wochen zurück“, berichtet Prof. Dittrich. Mit erfreulichen Folgen – so konnten am Uni-Klinikum Erlangen bereits neun Frauen elf gesunde Kinder zur Welt bringen, obwohl sie nach ihrer Krebsbehandlung eigentlich unfruchtbar waren. „Für die Zukunft wünschen wir uns, dass noch mehr Krebspatientinnen rechtzeitig, das heißt vor ihrer Therapie, auf fertilitätserhaltende Möglichkeiten hingewiesen werden, damit sie die Chance auf eigene Kinder nicht verlieren“, sagt Prof. Dittrich.

In Deutschland erkranken pro Jahr rund 17.000 Frauen im Alter zwischen 15 und 45 Jahren an Krebs. Moderne Behandlungen von bösartigen Krebserkrankungen haben die Überlebensrate der Krebspatientinnen deutlich erhöht, führen aber oft zur Unfruchtbarkeit. Erstmals in Deutschland transplantierten die Erlanger Reproduktionsmediziner 2008 kryokonserviertes Eierstockgewebe bei einer ehemaligen Krebspatientin aus Franken.

Weitere Informationen: www.kind-nach-krebs.de  

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Ralf Dittrich

Telefon: 09131 85-33553

ralf.dittrich@uk-erlangen.de

Bildmaterial steht unter den folgenden Links zum Download bereit:

https://www.fau.de/files/2017/08/17_FK_50_Replantation_Eierstockgewebe_01_print.jpg  

Bildunterschrift: Eine schwere Zeit mit Krebstherapien liegt hinter ihnen. Jetzt sind Gabriela H. und ihr Mann hoffnungsvoll, dass sich ihr Kinderwunsch erfüllt. (Foto: Uni-Klinikum Erlangen)

https://www.fau.de/files/2017/08/17_FK_50_Replantation_Eierstockgewebe_02_print.jpg

Bildunterschrift: Für Prof. Dr. Matthias Beckmann (l.) und Prof. Dr. Ralf Dittrich ist jede Patientin wie Gabriela H. ein neuer Ansporn, noch mehr Frauen trotz einer Krebserkrankung zu helfen, die Hoffnung auf eigene Kinder nicht aufzugeben. (Foto: Uni-Klinikum Erlangen)

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09.08.2017 Seltenen genetischen Krankheiten auf der Spur
uni | mediendienst | forschung Nr. 65/2017

Neurowissenschaftler der FAU Erlangen-Nürnberg und der OVGU Magdeburg  finden neuen Therapieansatz
Einen neuen Ansatz zur Behandlung von seltenen genetischen Erkrankungen wie dem Noonan-Syndrom haben Neurowissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) in Zusammenarbeit mit Humangenetikern der Otto-von-Guericke Universität in Magdeburg entwickelt. Für die als „RASopathien“ bezeichneten Krankheiten sind Genmutationen verantwortlich, die zu Herzfehlern, Kleinwüchsigkeit, Entwicklungsstörungen, Neigung zu Krebs und intellektuellen Defiziten führen können. Am Noonan-Syndrom leidet etwa jeder 3000. Mensch. Insgesamt wird die Zahl der Betroffenen von RASopathien in Deutschland auf mehrere 10.000 Menschen geschätzt. Es gibt aber bislang nur eine rein symptomatische Behandlung.

„Wir wissen noch zu wenig darüber, wie die Mutation zu den Äußerungen der Krankheit führt“, erklärt Prof. Dr. Anna Fejtova, Professur für molekulare Psychiatrie. Im Rahmen des Forschungsverbundes „German Network for RASopathy Research“ ist ihr mit ihrer Arbeitsgruppe nun ein wichtiger Schritt zum besseren Verständnis der Krankheit gelungen. Dazu wurden im Tiermodell bestimmte Bereiche des Großhirns genmanipuliert. Damit wollte die Forscherin vor allem den kognitiven Auswirkungen der Krankheit auf die Spur kommen, die sich in einem niedrigeren IQ, Lernschwierigkeiten und einer mentalen Retardierung bis hin zu geistiger Behinderung zeigen können. Bei ihren Untersuchungen zeigten sich keine körperlichen Auffälligkeiten wie Herzfehler, die bei einer Mutation im ganzen Körper typisch sind.

Die Mutation führt dazu, dass ein Teil der Kommunikation innerhalb der Nervenzellen - der RAS/MAPK-Signalweg - überaktiv ist. In der Folge kam es zu schlechteren Gedächtnisleistungen und einer geringeren Neugierde. Während der Studie wurde aber auch klar, dass die Reaktionsfähigkeit der Nervenzellen mit Mutation deutlich abgeschwächt ist. Daher konnten sie nicht so gut auf neuronale Reize antworten: „Das ist eine wesentliche neue Erkenntnis“, erläutert Fejtova. Sie gehe davon aus, dass dies ein kompensatorischer Mechanismus sei, um die basale Überaktivierung des Signalwegs auszugleichen: „Durch die Mutationen verlieren die Zellen ihre dynamische Regulierbarkeit.“

Diese Erkenntnisse sind wichtig für die Entwicklung neuer Therapien, mit denen möglicherweise die kognitiven Defizite dieser Krankheiten verbessert werden können. Fejtova möchte nun Medikamente aus der Onkologie erproben, welche die Überaktivität des Signalweges in der Zelle dämpfen sollen: „Wenn man sie in sehr niedriger Dosierung und nur kurzzeitig in einem bestimmten Zeitraum der Entwicklung verwendet, könnten sie helfen, um den kognitiven Einschränkungen entgegenzuwirken“, sagt Fejtova.

Die aus Tschechien stammende Neurowissenschaftlerin, die im vergangenen Jahr als Professorin für Molekulare Psychiatrie an die FAU wechselte, arbeitet in einem Netzwerk mit Expertinnen und Experten aus verschiedenen Disziplinen an der Erforschung der RASopathien. In dem vom Bund geförderten Forschungsverbund „German Network for RASopathy Research“ untersuchen Arbeitsgruppen aus Erlangen-Nürnberg, Magdeburg, München, Düsseldorf, Hamburg und Ulm interdisziplinär genetische, zellulär-biochemische, systemische und klinische Aspekte.

Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler in dem Wissenschaftsjournal PLOS Genetics veröffentlicht: https://doi.org/10.1371/journal.pgen.1006684 

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Anna Fejtova
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08.08.2017 Bayerische Landesärztekammer fordert mehr Gesundheitsthemen in den Lehrplänen
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Gesundheitswissen und ein gesundheitsbewusster Lebensstil sollen in den Bildungs- und Lehrplänen von Kindertagesstätten und allgemeinbildenden Schulen verankert werden. Dafür wirbt die Bayerische Landesärztekammer (BLÄK). Sie unterstützt damit die Forderung von 14 Spitzenverbänden des Gesundheitswesens und des Bundesgesundheitsministeriums, die sich kürzlich zu einer „Allianz für Gesundheitskompetenz“ zusammengeschlossen haben. Ein gesunder Lebensstil – eingeübt schon im Kindes- und Jugendalter – kann zu einer besseren Gesundheit im späteren Leben führen und auch die schulischen Leistungen positiv beeinflussen.

„Je früher wir Kindern eine gesunde Lebensweise vermitteln und sie dafür begeistern, desto besser. Sie sollen die Zusammenhänge zwischen Lebensführung und Gesundheit besser verstehen und zu einer gesundheitsförderlichen Lebensführung motiviert werden“, sagt Dr. Max Kaplan, Präsident der BLÄK. „Die Lehrerinnen und Lehrer brauchen aber auch den Freiraum, Gesundheitsthemen in den Unterricht zu integrieren, ohne mit dem Lehrplan in Konflikt zu geraten“, ergänzt Dr. Heidemarie Lux, BLÄK-Vizepräsidentin.

Um dieses Ziel zu erreichen, schlägt die BLÄK eine Reihe von Maßnahmen vor. So könnten gesundheitsrelevante Themen in die Ausbildung von Lehrern und Erziehern sowie in die schulischen Lehrpläne aufgenommen werden. Denkbar seien auch ein projektbezogener Unterricht, eigene Unterrichtseinheiten zu gesundheitsrelevanten Themen sowie ein eigenes Schulfach „Gesundheit“. In einem Schreiben an die Gesundheitsministerin regte die BLÄK eine gemeinsame Initiative an.

Die BLÄK erklärt sich bereit, ihre Expertise bei der Entwicklung von Lehrprogrammen und -materialien zur Verfügung zu stellen und Ärzte als Referenten für die Lehrerausbildung, für Elternabende oder zur Unterstützung des Unterrichts zu vermitteln.

Ein besonderes Problem stellt weiterhin das Übergewicht dar. Etwa ein Drittel der übergewichtigen Kinder sind der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KIGGS) zufolge sogar adipös. Das entspricht etwa zwei Millionen übergewichtigen und 700.000 adipösen Kindern und Jugendlichen. Im Vergleich zu den 1980er- und 1990er-Jahren hat sich der Anteil der übergewichtigen Kinder um 50 Prozent erhöht. Dabei sind sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche häufiger von starkem Übergewicht betroffen als andere.

Als zusätzliche positive Wirkung dieser Maßnahmen ist, neben der Stärkung der gesundheitlichen Kompetenz von Kindern und Jugendlichen, die damit verbundene Stärkung einer gesundheitsbewussten Lebensführung auch der anderen Familienmitglieder zu sehen. Des Weiteren kann dadurch das Interesse an sozialen Berufen, wie z. B. Krankenpfleger, geweckt werden.

Auch der diesjährige Deutsche Ärztetag in Freiburg hat sich für eine frühzeitige Förderung der Gesundheit und gesundheitlicher Kompetenzen ausgesprochen und unter anderem gefordert, das Thema in die Ausbildung von Lehrern und Erziehern sowie in die schulischen Lehrpläne aufzunehmen.

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02.08.2017 Röntgenbildgebung mit deutlich höherer Auflösung
uni | mediendienst | forschung Nr. 64/2017

Physiker der FAU entwickeln neues Verfahren zur Strukturbestimmung von Molekülen

Physiker der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben gemeinsam mit Kollegen vom Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY), Hamburg, ein Verfahren vorgeschlagen, mit dem sich die Qualität von Röntgenbildern gegenüber herkömmlichen Methoden erheblich verbessern lässt. Mit der Inkohärenten Diffraktiven Bildgebung (IDI) soll es künftig möglich sein, einzelne Atome in Nanokristallen oder Molekülen schneller und mit wesentlich höherer Auflösung abzubilden. Die Ergebnisse wurden jetzt in der renommierten Fachzeitschrift Physical Review Letters veröffentlicht.*

Seit über 100 Jahren werden Röntgenstrahlen in der Kristallografie eingesetzt, um die Struktur von Molekülen zu bestimmen. Dabei wird das Prinzip der Beugung und Überlagerung genutzt, dem alle Wellen unterliegen: Lichtwellen, die aus Photonen bestehen, werden von den Atomen im Kristall abgelenkt und überlagern sich – wie Wasserwellen, die von Hindernissen in einem langsam strömenden Fluss erzeugt werden. Misst man ausreichend viele dieser Photonen mit einem Detektor, erhält man ein charakteristisches Beugungsbild oder Wellenmuster, aus dem die Form der Kristallstruktur abgeleitet werden kann. Voraussetzung hierbei ist, dass die Wellen kohärent gestreut werden, also eine feste Phasenbeziehung zwischen ein- und ausfallenden Photonen besteht. Im Bild des Gewässers entspricht dies Wasserwellen, die wirbelfrei und ohne Turbulenzen von den Hindernissen abgelenkt werden. Ist die Streuung der Photonen inkohärent, besteht keine feste Phasenbeziehung mehr zwischen ein- und ausfallenden Photonen, weswegen – wie bei einer turbulenten Wasserströmung – nicht mehr auf die Anordnung der Atome rückgeschlossen werden kann.

Kohärente Bildgebung hat Schwächen

Dennoch hat auch die kohärente diffraktive Röntgenbildgebung einen entscheidenden Nachteil: „Meist überwiegt bei Röntgenlicht die inkohärente Streuung, etwa in Form von Fluoreszenzlicht, das durch Photonenabsorbtion und anschließende Emission entsteht“, erklärt Anton Classen, Mitarbeiter der AG Quantenoptik und Quanteninformation der FAU. „Dadurch wird ein diffuser Hintergrund erzeugt, der nicht für die kohärente Bildgebung genutzt werden kann und die Abbildungstreue kohärenter Methoden reduziert.“

Neues Verfahren nutzt inkohärente Strahlung

Genau diese bislang unerwünschte inkohärente Strahlung wollen die Forscher der FAU für ihr neues Bildgebungsverfahren nutzen. „Bei unserer Methode werden die inkohärent gestreuten Photonen des Röntgenlichts nicht über einen langen Zeitraum, sondern zeitaufgelöst in kurzen Schnappschüssen aufgenommen“, erklärt Prof. Joachim von Zanthier. „Werden die Schnappschüsse einzeln ausgewertet, erhält man wieder die Informationen über die Anordnung der Atome.“ Der Trick dabei ist, dass innerhalb kurzer Sequenzen die Lichtbeugung kohärent erfolgt. Hierfür müssen allerdings Röntgenblitze von wenigen Femtosekunden – also wenige Billiardstel einer Sekunde – verwendet werden, die erst neuerdings von Freie-Elektronen-Lasern wie dem Europäischen XFEL in Hamburg oder der Linac Coherent Light Source (LCLS) in Kalifornien, USA, erzeugt werden können.

Abbildung einzelner Moleküle möglich

Da die neue Methode Fluoreszenzlicht nutzt, steht viel mehr Signal als bisher zur Verfügung, das zudem in deutlich größere Ablenkwinkel gestreut wird, womit mehr Ortsinformation gewonnen wird. Darüber hinaus kann mit Filtern das Licht nur bestimmter Atomsorten gemessen werden. Dadurch wird es möglich, die Position einzelner Atome in Molekülen und Proteinen mit deutlich höherer Auflösung im Vergleich zur kohärenten Bildgebung bei Verwendung von Röntgenlicht derselben Wellenlänge zu bestimmen. Das Verfahren könnte somit besonders der Erforschung von Proteinen in der Strukturbiologie und in der Medizin neue Impulse geben.

*doi: 10.1103/PhysRevLett.119.053401

Die Ergebnisse der FAU-Physiker wurden jetzt unter dem Titel „Incoherent Diffractive Imaging via Intensity Correlations of hard X-rays“ in der renommierten Fachzeitschrift Physical Review Letters veröffentlicht.

Kontakt: Prof. Dr. Joachim von Zanthier                                                       Tel.: 09131/85-27603 joachim.vonzanthier@physik.uni-erlangen.de

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27.07.2017 Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit bei Krebspatienten
uni | mediendienst | forschung Nr. 62/2017

Stiftung Deutsche Krebshilfe fördert Studienprojekt für bessere Behandlung mit neuen oralen Antitumor-Wirkstoffen
 

Eine interprofessionelle Arbeitsgruppe aus Medizinern und Pharmazeuten der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und des Universitätsklinikums Erlangen hat Anfang des Monats ein wegweisendes Versorgungsforschungsprojekt in enger Zusammenarbeit mit dem Comprehensive Cancer Center Erlangen-EMN gestartet: Innerhalb der kommenden drei Jahre soll in einer kontrollierten Studie mit 300 Patienten untersucht werden, ob und inwiefern bei einer neu begonnenen Therapie mit neuen oralen Antitumor-Wirkstoffen durch eine strukturierte und zusätzlich intensivierte klinisch-pharmazeutische/pharmakologische Therapiebegleitung über zwölf Wochen die Patientensicherheit, das Patientenwissen und auch das Patientenbefinden (Management von Nebenwirkungen) verbessert werden können. Die Stiftung Deutsche Krebshilfe fördert das Projekt mit 353.000 €.
 
In der Betreuungsgruppe soll durch den klinischen Pharmazeuten/Pharmakologen zunächst eine umfassende Analyse der Gesamtmedikation erstellt werden. Auffälligkeiten teilt er dem behandelnden Onkologen mit. Der Patient erhält in vier strukturierten zusätzlichen Patientenschulungen Informationen über seine Therapie. In der Kontrollgruppe wird nicht in die Standardtherapie eingegriffen. „Bei positivem Verlauf dieser großen Versorgungsforschungsstudie werden die systematischen Erkenntnisse sowie erarbeitete Schulungs- und Betreuungsprotokolle auch anderen onkologischen Behandlungseinrichtungen zur Verfügung gestellt, um einen möglichst breiten Patientennutzen zu erreichen“, versichert Prof. Dr. Frank Dörje, Chefapotheker des Uni-Klinikums Erlangen, der gemeinsam mit Prof. Dr. Martin F. Fromm, Direktor des Instituts für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), die Studie leitet.
 
Seit Anfang dieses Jahrhunderts nimmt die Zahl der in die Therapie eingeführten oralen Tumortherapeutika durch die erheblichen Fortschritte in der molekularen Medizin stetig zu, erläutert Prof. Fromm. In zahlreichen Behandlungsleitlinien sind oral verfügbare Antitumor-Wirkstoffe bereits etabliert. Damit steigen auch die Verordnungszahlen der über den Mund als Kapsel oder Tablette einzunehmenden Arzneimittelpräparate in der onkologischen Therapie stark an. Diese Entwicklung wird von vielen Patienten als komfortabler erlebt, da im Unterschied zur Medikamentengabe über einen intravenösen Zugang auf strenge Hygienemaßnahmen bei der Injektion bzw. Infusion verzichtet werden kann. Der Patient ist außerdem örtlich flexibel und Arzt- bzw. Klinikbesuche lassen sich dadurch häufig reduzieren.
 
Probleme der oralen Antitumor-Therapie im Blick
„Der Prozess einer oralen Antitumor-Therapie ist jedoch keinesfalls als unproblematisch einzustufen“, warnt der Pharmakologe. Orale Antitumor-Therapien bedürfen in jedem Fall einer intensiven begleitenden Patientenberatung und -schulung, weil die oralen Antitumor-Wirkstoffe in der Regel in Eigenverantwortung vom Patienten eigenständig allein zu Hause eingenommen werden. Der Behandlungserfolg hängt stark von der Einnahmetherapietreue des Patienten und vom Wissen des Patienten über seine onkologische Therapie ab. „Die Patienten müssen intensiv über die korrekte Umsetzung von wirkstoffspezifischen Einnahmehinweisen und auch im Erkennen von möglichen unerwünschten Arzneimittelwirkungen geschult werden. Nicht erkannte Arzneimittelrisiken und -wechselwirkungen mit der unter Umständen nicht onkologischen Begleitmedikation des Patienten können den Therapieerfolg zudem gefährden“, so Prof. Fromm. Mit steigender Anzahl an verordneten oralen Antitumor-Wirkstoffen entsteht ein wachsender Anspruch an eine speziell auf orale Antitumor-Therapien ausgerichtete Patientenbetreuung.
 
 
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Martin Fromm
Tel.: 09131 85-22772
martin.fromm@fau.de
 
Prof. Dr. Frank Dörje
Tel.: 09131 85-33591
frank.doerje@uk-erlangen.de
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26.07.2017 Ein Fundament für das Zentrum für Physik und Medizin
Pressemitteilung Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts | Universitätsklinikum Erlangen |

Max-Planck-Gesellschaft, Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg und Uniklinikum Erlangen schließen einen Kooperationsvertrag

Einen bislang zu wenig beachteten Faktor bei der Entstehung von Krankheiten nehmen Forscher künftig in Erlangen in den Blick: die Physik. Um etwa die mechanischen, elektrischen oder chemischen Prozesse bei Entzündungen oder Tumorerkrankungen genauer zu verstehen und auf diese Weise die Diagnostik und Therapie zu verbessern, wird dort das Zentrum für Physik und Medizin (ZPM) entstehen. Im Beisein der Bayerischen Staatsministerin für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie, Ilse Aigner, haben Vertreter der Max-Planck-Gesellschaft, der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und des Universitätsklinikums Erlangen am 25. Juli den Kooperationsvertrag für das Projekt unterzeichnet, das die Bayerische Landesregierung mit 60 Millionen Euro fördert. „Ich bin überzeugt, dass es im Zentrum für Physik und Medizin zu erstklassigen wissenschaftlichen Erfolgen kommen wird – Erfolge, die sich letztlich aber eben auch an einem medizinischen Fortschritt messen lassen müssen, der den Menschen – also vielleicht auch uns – zu Gute kommt“, sagt Max-Planck-Präsident Martin Stratmann.

Im Zentrum für Physik und Medizin werden Wissenschaftler mit physikalischen und mathematischen Methoden Veränderungen zwischen den Zellen untersuchen, die Entzündungen und andere Erkrankungen beeinflussen. „Die Forscher werden die grundlegenden physikalischen Prozesse in Lebewesen, wie etwa die Kommunikation und die Kräfte zwischen den Zellen in krankem Gewebe auf völlig neuen Wegen messen und modellieren. Durch das umfassende Verständnis, das wir so von diesen Vorgängen gewinnen, möchten wir neuartige Therapien und Medikamente ermöglichen“, sagt Vahid Sandoghdar, Direktor am Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts und einer der Initiatoren des Zentrums.

Damit setzen sie einen neuen Akzent in der medizinischen Forschung und finden für diesen Ansatz in Erlangen die passenden Bedingungen: „Heutige Spitzenforschung verlangt neue Wege und innovative Kooperationen. Das Medical Valley und insbesondere Erlangen bietet hierfür ein optimales Umfeld. Hier wuchs bundesweit zum ersten Mal ein Max-Planck-Institut aus einer Universität heraus. Heute erwächst dem Max-Planck-Institut eine europaweit einzigartige Kooperation von Universität, Universitätsklinikum und Max-Planck-Gesellschaft“, sagt Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner. „Damit gelingt der Sprung von der mathematischen, physikalischen und medizinischen Grundlagenforschung zur direkten Anwendung beim Patienten.“

Das ZMP wird zwei Welten zusammenführen

 Der derzeitigen Planung zufolge soll das Zentrum eine neue Abteilung des Max-Planck-Instituts für die Physik des Lichts, zwei neue Lehrstühle für Biophysik und Mathematik in den Lebenswissenschaften, der neu zu besetzende Lehrstuhl für Medizinische Physik der FAU, sowie fünf weitere Forschungsgruppen beherbergen. Seinen Bau und die wissenschaftliche Erstausstattung fördert der Freistaat Bayern mit 60 Millionen Euro.

 „In unserem neuen Zentrum werden wir zwei Welten, die Physik und die Medizin, zusammenführen. Systemische und reduktionistische Forschungsansätze treffen sich, getragen von herausragenden Vertretern ihrer Disziplin und vom Willen, traditionelle Forschungskonzepte gemeinsam zu überwinden“, sagt Max-Planck-Präsident Martin Stratmann. Während Physiker ziemlich erfolgreich damit seien, ein System so weit zu reduzieren, bis sie präzise Fragen stellen können, die sie mit Experimenten beantworten können, müssten Mediziner systemisch vorgehen: Sie können der Komplexität ihres Untersuchungsobjektes nur gerecht werden, wenn sie nicht nur einen möglichst kleinen, genau definierten Ausschnitt der Vorgänge im Körper, sondern ein umfassenderes System betrachten, wenn nicht gar den Körper als Ganzes.

„Das neue Zentrum für Physik und Medizin wird an der Schnittstelle der beiden Disziplinen physikalische Prozesse ausloten, die bei Krankheiten eine Rolle spielen“, sagt Joachim Hornegger, Präsident der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg. „Damit widmet es sich einer Aufgabe, die an der FAU Programm ist: über Disziplinen- und Organisationsgrenzen hinweg in exzellenten Forscherteams Problemstellungen gemeinsam anzugehen. Vom ZPM dürfen wir spannende Antworten auf medizinisch relevante Fragen der Biophysik, Biomathematik und Bioinformatik erwarten.“

Zielrichtung hin auf Diagnostik und Behandlung der Patienten

Die Fusion unterschiedlicher Forschungsansätze und die Kooperation zwischen sehr unterschiedlichen Disziplinen bringen auch einen Wandel in der wissenschaftlichen Kultur mit sich, der schon in der Unterzeichnung des Kooperationsvertrages mitschwinge, wie Jürgen Schüttler, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität, erläutert: „Das Stichwort Kooperation signalisiert: Nicht jeder wurstelt vor sich hin, sondern jeder bringt seine besonderen Fähigkeiten, seine spezielle Expertise, seine innovativen Ideen ein in eine fruchtbare, synergistische Zusammenarbeit. Das Zentrum für Physik und Medizin ist transdisziplinär aufgestellt und bündelt die fachspezifischen Expertisen aller Beteiligten jenseits des immer noch weitverbreiteten fachbezogenen Schrebergartendenkens.“ Der Mediziner weist darüber hinaus auf einen weiteren wesentlichen Aspekt des Zentrums: „Zugleich ist das Zentrum für Physik und Medizin translational ausgerichtet, das heißt die Forschung, die im ZPM betrieben werden soll, hat eine klare Zielrichtung hin auf die Diagnostik und die Behandlung der uns im Universitätsklinikum Erlangen anvertrauten Patienten.“

Allein der Ort des Zentrums, das auf dem Gelände der Uniklinik gebaut wird, steht dabei für die Nähe zum Patienten und damit für eine Besonderheit des Vorhabens: „Das Zentrum für Physik und Medizin in Erlangen wird weltweit einmalig sein, da es Physiker und Mathematiker in unmittelbarer Nähe zum Universitätsklinikum mit Medizinern zusammenbringt“, sagt Vahid Sandoghdar. Die Lage des Zentrums hält auch Heinrich Iro, ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Uni-Klinikums, für einen großen Vorzug des Vorhabens: „Im neuen Zentrum können Grundlagenforschung und patientenrelevante Fragestellungen auf exzellente Weise miteinander verknüpft werden. Das geplante Gebäude zwischen den Kopfkliniken mit den Fächern Neurologie, Psychiatrie, Neurochirurgie sowie der Augenklinik und dem Internistischem Zentrum gewährleistet kurze Wege und engen Austausch zwischen Forschung und Klinik. Das bedeutet für unsere Patienten im Universitätsklinikum Erlangen, dass sie als erste von den Forschungsergebnissen des neuen Zentrums profitieren können.“

Eine Chance für Wissenschaft und Wirtschaft

Das Zentrum bringt aber nicht nur die Kooperation zwischen Physikern und Medizinern sowie die medizinische Versorgung von Patienten voran, sondern auch die Stadt Erlangen. „Ich freue mich, dass wir mit dem Kooperationsvertrag zum Zentrum für Physik und Medizin den nächsten Schritt auf dem Weg zu diesem Spitzenforschungsinstitut gehen“, sagt Oberbürgermeister Florian Janik. „Die hier geplante Kooperation zwischen Forschung und angewandter Medizin ist weltweit beispielhaft und eine tolle Chance für den Wissenschafts- und Forschungsstandort Erlangen.“
Die verstärkte Forschung an der Schnittstelle zwischen Physik und Medizin und die Entwicklung neuer diagnostischer Techniken könnten nicht zuletzt der Wirtschaft in der Gegend Impulse geben – darauf setzt auch Ilse Aigner: „Die gewonnen Erkenntnissen können durch die zahlreichen Unternehmen der Region, nicht nur der Medizintechnik, aufgegriffen und in marktfähige Produkte und Dienstleistungen übertragen werden. Das stärkt die Innovationskraft des Medical Valley und Bayerns internationalen Ruf als exzellenten Forschungs- und Hightechstandort.“
Onlineversion der Pressemitteilung
https://www.mpl.mpg.de/de/institut/aktuelles/aktuelles/article/ein-fundament-fuer-das-zentrum-fuer-physik-und-medizin.html

Gemeinsam für das Zentrum für Physik und Medizin: Joachim Hornegger, Präsident der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Martin Stratmann, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, Albrecht Bender, Kaufmännischer Direktor des Universitätsklinikums Erlangen, Rüdiger Willems, Generalsekretär der Max-Planck-Gesellschaft und Heinrich Iro, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Erlangen (sitzend von links) haben im Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts den Kooperationsvertrag zu dem Vorhaben unterzeichnet. Die Zeremonie begleitet haben Jürgen Schüttler, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Erlangen, die Direktoren des Max-Planck-Instituts für die Physik des Lichts Vahid Sandoghdar, Florian Marquardt und Philip Russell, Ilse Aigner, bayerische Staatsministerin für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie sowie Florian Janik, Oberbürgermeister der Stadt Erlangen (stehend von links).

Bild: MPL/N. Bonakdar

Weitere Pressebilder in hoher Auflösung stellen wir gerne zur Verfügung. Kontaktieren Sie dazu bitte die Pressestelle (Kontakt siehe unten).

Kontakt
Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts
Prof. Vahid Sandoghdar, Ph.D.
vahid.sandoghdar@mpl.mpg.de
Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Christina Bornschein / Selda Müller
09131 7133 807 / 806
MPLpresse@mpl.mpg.de

25.07.17 Erstes zertifiziertes Huntington-Studienzentrum in Deutschland
uni | mediendienst | aktuell Nr. 125/2017

Patienten mit der seltenen Erbkrankheit profitieren von Auszeichnung durch größeres Therapieangebot
Gute Nachricht für Huntington-Patienten: Als erster Einrichtung in Deutschland wurde der Molekular-Neurologischen Abteilung (Leiter: Prof. Dr. Jürgen Winkler) des Universitätsklinikums Erlangen jetzt von der „Huntington Disease Clinical Trials Task Force“ bescheinigt, dass sie die fachlichen und personellen Voraussetzungen erfüllt, um hochwertige klinische Studien durchzuführen. Damit stehen Betroffenen aus der Europäischen Metropolregion Nürnberg künftig modernste Behandlungsmöglichkeiten im Rahmen von Studien offen, um die seltene Erbkrankheit des Gehirns zu therapieren.
Bei Chorea Huntington handelt es sich um eine seltene, erbliche Erkrankung des Gehirns. „Auffälligste Symptome sind Bewegungsstörungen sowie psychische Veränderungen mit Verhaltensauffälligkeiten“, erläutert PD Dr. Zacharias Kohl, Leiter der Erlanger Huntington-Ambulanz in der Molekular-Neurologischen Abteilung. Auch ein Rückgang der intellektuellen Fähigkeiten kann hinzukommen. Die Erkrankung verläuft fortschreitend. Erste Anzeichen treten meist im Alter von 30 bis 45 Jahren auf, die Krankheit verläuft über 10 bis 15 Jahre. In seltenen Fällen kann sie auch in der frühen Kindheit oder im höheren Alter auftreten. „Eine ursächliche Behandlung der Huntington-Erkrankung ist bisher nicht bekannt“, sagt PD Kohl.

In der Erlanger Huntington-Sprechstunde werden in Kooperation mit dem Zentrum für Seltene Erkrankungen Erlangen (Leiterin: Prof. Dr. Beate Winner) des Universitätsklinikums Erlangen derzeit 80 Patienten aus ganz Nordbayern betreut. Im Vordergrund stehen die medikamentöse Therapie zur Verminderung der Bewegungsunruhe, außerdem die Behandlung depressiver und anderer psychischer Symptome. Bei vermehrter Muskelsteifheit werden manchmal auch Medikamente eingesetzt, die normalerweise gegen die Parkinson-Krankheit verwendet werden. Daneben haben funktionserhaltende Therapien eine wichtige Bedeutung. „Unser Ziel ist es, die Mobilität und die Lebensqualität der Patienten insbesondere durch Physio- bzw. Ergotherapie und Logopädie über eine lange Zeit zu erhalten“, erläutert PD Kohl. Zudem können interessierte Patienten der Erlanger Huntington-Ambulanz bereits jetzt an Medikamentenstudien sowie an dem weltweit größten Patientenregister ENROLL-HD teilnehmen.

Man geht davon aus, dass es in Deutschland etwa 4.000 Betroffene gibt, die an der Huntington-Erkrankung leiden. Benannt wurde die Erkrankung nach dem US-amerikanischen Arzt George Huntington, der sie 1872 erstmals beschrieb und erkannte, dass es sich um eine erbliche Erkrankung handelt. Ursache ist eine Veränderung (Mutation) auf Chromosom 4 im „Huntington“-Gen, das 1993 entdeckt wurde.
Weitere Informationen: www.ehdn.org und www.dhh-ev.de
Weitere Informationen
PD Dr. Zacharias Kohl
Tel.: 09131 85-39324
zacharias.kohl@uk-erlangen.de

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25.07.2017 Publikation: „Die Ärzteschaft in Bayern und die Praxis der Medizin im Nationalsozialismus“
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

München, 24. Juli 2017   

Im Jahr 2010 hat der 69. Bayerische Ärztetag den Beschluss gefasst, die Erforschung der Rolle der Vertretung der Ärzteschaft bei Euthanasie und Zwangssterilisation im Nationalsozialismus (NS) in Bayern, in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe des NS-Dokumentationszentrums München „Psychiatrie und Fürsorge im Nationalsozialismus“ finanziell zu unterstützen. Herausgekommen ist eine über 230 Seiten starke Dokumentation „Die Ärzteschaft in Bayern und die Praxis der Medizin im Nationalsozialismus“, verfasst von Professorin Dr. Annette Eberle, Dekanin der Katholischen Stiftungsfachhochschule München, Abteilung Benediktbeuern, in Kooperation mit Professor Dr. Michael von Cranach, Leiter der Arbeitsgruppe „Psychiatrie und Fürsorge im Nationalsozialismus“, und Professor Dr. Gerrit Hohendorf, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Technische Universität München (TUM), Klinikum rechts der Isar.

„Die Ärzteschaft hatte zweifelsohne einen wesentlichen Anteil am Programm zur Zwangssterilisation und Euthanasie im Nationalsozialismus. Daher ist wichtig, dass sich die Bayerische Landesärztekammer (BLÄK) als Vertretung aller bayerischen Ärztinnen und Ärzte, dieser Thematik annimmt“, sagte BLÄK-Präsident Dr. Max Kaplan anlässlich der Buchpräsentation am 24. Juli im Münchner NS-Dokumentationszentrum. Durch die Auseinandersetzung mit der Rolle der Vertretung der Ärzteschaft im Programm von Euthanasie und Zwangssterilisation im Nationalsozialismus in Bayern leiste die BLÄK einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte der NS-Zeit. „Im Namen der BLÄK aber auch persönlich unterstütze ich diese Publikation, die sich kritisch und selbstkritisch mit der Vertretung der Ärzteschaft in Bayern innerhalb des NS-Regimes befasst, stellt sie doch eine späte, intensive Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit und ihrem verbrecherischen Umgang mit Medizin und Pflege dar“, so Kaplan. Er hoffe stark, dass auch heute noch Interesse für diese Aufklärungsarbeit bestehe. Sein Wunsch richte sich insbesondere auch an die jungen Kolleginnen und Kollegen, Berufsanfänger und Studierenden, sich mit dieser dunklen Seite der ärztlichen Zeitgeschichte zu befassen. Nur wenn wir von Generation zu Generation nicht vergessen und Erinnerungen weitergeben, können wir Anfängen und Wiederkehr gewappnet entgegentreten – auf nationaler und auch internationaler Ebene. „Nur wenn wir nachfragen, weiter forschen und analysieren, lernen wir als Einzelne und als Gesellschaft aus unserer Geschichte“, so der Präsident abschließend.

 
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24.07.2017 Unterstützung für Erlanger Krebsforscher-Xue Hong Dong-Geis und Hans-Georg Geis erhalten Dankesurkunde für Spende
ni | mediendienst | aktuell Nr. 124/2017

Über eine großzügige Unterstützung der Krebsforschung können sich gleich mehrere Arbeitsgruppen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) freuen: Xue Hong Dong-Geis und Hans-Georg Geis, Inhaber des gleichnamigen Logistik-Unternehmens und Ehrensenator der FAU, haben im Erlanger Markgrafenschloss von Universitätspräsident Prof. Dr. Joachim Hornegger die Dankesurkunde für eine Spende mit einer Gesamthöhe von 100.000 Euro für vier Forschungsprojekte überreicht bekommen.
Unterstützt werden vier Forschungsprojekte, die dem Ehepaar besonders am Herzen liegen. „Krebsleiden sind neben Herz- und Kreislauferkrankungen noch die häufigsten Todesursachen. Es ist uns daher ein großes Anliegen, durch unsere Spende die Weiterentwicklung von Behandlungsmethoden gegen Leukämie, insbesondere für Kinder, zu fördern“, erklärte Hans-Georg Geis, geschäftsführender Gesellschafter der Geis Gruppe, anlässlich der Übergabe. Nicht alles, was eine Universität ausmache, könne aus Haushaltsmitteln bestritten werden, erläuterte FAU-Präsident Hornegger. „Daher freuen wir uns insbesondere über die langjährige Verbundenheit der Familie Geis mit der FAU und danken sehr herzlich für die finanzielle Unterstützung. Mittels der großzügigen Förderung können wir nun in der Medizin vier innovative und vielversprechende Forschungsansätze in der Krebstherapie verfolgen.“

Gefördert wird das Projekt „Verbesserung der Therapiesteuerung durch die Messung zirkulierender Tumor-DNA bei Kindern und Jugendlichen mit Weichteilsarkomen“ an der Kinder- und Jugendklinik des Universitätsklinikums der FAU, Abteilung für Hämatologie und Onkologie. Dr. Manuela Krumbholz und Prof. Dr. Markus Metzler arbeiten an einem Verfahren, um das Ansprechen auf eine dem Risiko der Erkrankung optimal angepassten Dauer und Stärke der Chemo- und Strahlentherapie engmaschiger zu kontrollieren und so potentielle Rückfälle schneller zu erkennen.

Ebenfalls bei Prof. Dr. Markus Metzler angesiedelt ist das Vorhaben „Molekulare Ursachen der chronisch myeloischen Leukämie (CML) bei Kindern“, das mit molekulargenetischen Methoden untersucht, inwieweit sich diese im Kindesalter eher seltene, bei Erwachsenen um die 65 Jahre öfters auftretende Leukämieform bei der jeweiligen Altersgruppe unterscheidet. Ziel ist es, die bisherige Behandlungspraxis, die vorwiegend eine Übertragung des Behandlungskonzepts für Erwachsene auf Kinder zu übertragen, besser auf die junge Zielgruppe anpassen zu können und so die Heilungschancen zu erhöhen.

Prof. Dr. Andreas Mackensen, Direktor der Medizinischen Klinik 5 des Universitätsklinikums der FAU, beschäftigt sich mit der „Entwicklung einer zell-basierten Immuntherapie gegen Leukämien“. In speziellen Reinräumen sollen Herstellungsprozesse für individuell auf den Patienten zugeschnittene Zellprodukte etabliert werden. Bei diesen handelt es sich um aus dem Blut des Patienten isolierte Immunzellen, die durch von außen eingebrachtes Oberflächenprotein als sogenannte Killerzellen den Tumor erkennen und abtöten.
Um eine spezielle Angriffsmethode gegen bösartige Zellen geht es auch Dr. Fabian Müller beim Vorhaben „Entwicklung von neuen Immunotoxinen zur Therapie von Leukämien“, das ebenfalls an der Medizinischen Klinik 5 angesiedelt ist. Bei diesem Ansatz wird ein Zellgift an Antikörper gekoppelt und dessen Wirksamkeit auf Krebszellen der bisher als kaum heilbar eingestuften akuten myeloischen Leukämien (AML) getestet. Bei vielversprechenden Ergebnissen soll der Ansatz im Rahmen eines neuen Drittmittelprojekts weiterverfolgt werden.

Pressebilder zum Download:
Dr. Johannes Söllner (Geis Gruppe), FAU-Präsident Prof. Dr. Joachim Hornegger, Hans-Georg Geis und Xue Hong Dong-Geis sowie FAU-Kanzler Christian Zens anlässlich der Übergabe einer Spende über 100.000 Euro für vier Projekte in der Krebsforschung (Foto: FAU/Harald Sippel)
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Der Unternehmer Hans-Georg Geis und seine Frau Xue Hong Dong-Geis fördern die Krebsforschung an der FAU mit einer Spende von 100000 Euro für vier Projekte. Alle Beteiligten kamen zur Übergabe der Förderurkunde ins Amtszimmer des FAU-Präsidenten Joachim Hornegger. Foto: In der Mitte der Spender mit seiner Frau, Uni-Präsident Joachim Hornegger und Kanzler Christian Zens. (Foto: FAU/Harald Sippel) (Foto: FAU/Harald Sippel) www.fau.de/files/2017/07/20170724_spenden%C3%BCbergabe-fa-geis__sippel_7_Spende_20170724_sip_1508.jpg

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21.07.2017 Ausgezeichnete Qualität Universitätsklinikum Erlangen erfolgreich nach DIN EN ISO 9001:2015 zertifiziert
uni | mediendienst | aktuell Nr. 121/2017

Eine Woche vor Beginn der Sommerferien in Bayern erhält auch das Universitätsklinikum Erlangen (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro) eine Art Zeugnis: Das Krankenhaus der maximalen Versorgungsstufe wurde erfolgreich nach DIN EN ISO 9001:2015 zertifiziert. Am Donnerstag, 20. Juli 2017, überreichte Jens Linstädt, Leiter der strategischen Geschäftseinheit im Gesundheitswesen der TÜV SÜD Management Service GmbH, das Zertifikat an den Ärztlichen Direktor, der es stellvertretend für alle Mitarbeiter entgegennahm. Das begehrte Gütesiegel bestätigt den hohen Qualitätsstandard des Uni-Klinikums Erlangen und bietet Patienten eine hervorragende Orientierungshilfe bei der Auswahl ihres behandelnden Krankenhauses. Außerdem bildet es die Grundlage für den steten Prozess, Abläufe im Klinikalltag zu verbessern.
 
Besonders positiv bewertete das Team um Lead-Auditorin Dr. Christa Glückert das sehr gut funktionierende und prozessorientierte Managementsystem sowie die ausführliche und lückenlose Patientendokumentation am Uni-Klinikum Erlangen. „Der direkte Einfluss der Leitung auf das Managementsystem, als auch die sichtbare Unterstützung, die Mitwirkung und das Engagement der Leitung zur Implementierung des Qualitätsmanagementsystems konnte überzeugend nachvollzogen werden“, so Glückert in ihrem Auditbericht. Darüber hinaus hob sie das interaktive Mitarbeiterportal lobenswert hervor, das als eine Art soziales Netzwerk zum Austausch von aktuellen Informationen und Wissen angelegt ist und spezielle Tools, mit denen sich Arbeitsprozesse überwachen lassen, bereithält. „Das Uni-Klinikum Erlangen hat hier Großartiges geleistet“, sagte Jens Linstädt vom TÜV SÜD. „Bei der Auditierung sind insgesamt 109 positive Aspekte zu unterstreichen. Das ist eine tolle Leistung, vor allem im Hinblick auf die Größe des Uni-Klinikums.“
 
Uni-Klinikum Erlangen erstmals als Ganzes zertifiziert
Von Ende April bis Ende Mai 2017 überprüften insgesamt sieben Auditoren des TÜV SÜD 30 einzelne Standorte sowie zentrale Verwaltungseinheiten, interviewten verantwortliche Mitarbeiter und sahen Dokumente ein. Wichtig dabei war es, nachzuweisen, dass Prozesse und Strukturen mit internen sowie externen Richtlinien übereinstimmen. Dies schließt neben Abläufen auf Stationen, in Operationssälen und in Funktionsbereichen auch die Patientensicherheit und die Einhaltung von Hygienestandards ein. „Um im gesamten Uni-Klinikum Erlangen einen einheitlichen und patientenorientierten Standard zu etablieren, haben wir uns für diese Form der Gemeinschaftszertifizierung entschieden“, erklärte der Ärztliche Direktor Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro. Der stellvertretende Ärztliche Direktor Prof. Dr. Rainer Fietkau betonte: „Die Zertifizierung brachte neue Herausforderungen unter anderem bei der strategischen Ausrichtung, der Verpflichtung der Leitung für das Qualitätsmanagement und der Erweiterung der Zielgruppen. Sie ist begleitet von Chancen und Risiken, schärft unser risikobewusstes Denken sowie unseren Blick für Verbesserungsmaßnahmen.“
 
Bereits seit dem Jahr 2000 haben einige primär onkologisch ausgerichtete Kliniken, selbstständige Abteilungen, Zentren und Institute des Uni-Klinikums Erlangen ein Qualitätsmanagementsystem aufgebaut, das nun auf die DIN EN ISO 9001:2015 umgestellt wurde. Im Rahmen der aktuellen Gemeinschaftszertifizierung kamen außerdem 14 weitere Einrichtungen der klinischen Krankenversorgung sowie zentrale Organisationseinheiten wie die Verwaltung, das Versorgungszentrum und die EDV-Betreuung hinzu. „Eine Zertifizierung dieser Größenordnung mit so vielen Einzelstandorten ohne Matrixfunktion ist an den Universitätsklinika in Deutschland einmalig und hat auch beim TÜV SÜD im Gesundheitswesen Seltenheitscharakter“, sagte Dr. Monika Gröne, Leiterin der Stabsabteilung Qualitätsmanagement des Uni-Klinikums Erlangen.
 
Die Norm DIN EN ISO 9001:2015 ist ein globaler Bewertungsmaßstab für Qualitätsmanagementsysteme. Das Zertifikat ist für die Dauer von drei Jahren gültig, wobei die Erfüllung der Norm in allen zur Zertifizierung angetretenen Standorten des Uni-Klinikums Erlangen jährlich überprüft wird.
 
Weitere Informationen:
 
Dr. Monika Gröne
Tel.: 09131 85-35849
E-Mail: monika.groene@uk-erlangen.de

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17.07.2017 Kontrollzellen im Winterschlaf: Warum Entzündung chronisch wird
uni | mediendienst | forschung Nr. 59/2017

FAU-Forscher entschlüsseln wichtigen Mechanismus zur Auflösung von Entzündung

Die rheumatoide Arthritis ist die häufigste Autoimmunerkrankung der Gelenke. Dabei kommt es zu einer chronischen Entzündungsreaktion, wobei körpereigene Abwehrzellen das Gelenk inklusive Knorpel und Knochen angreifen. Dieser Prozess hört spontan nicht auf. Jetzt konnte ein internationales Forscherteam unter Leitung des Rheumatologen Dr. Andreas Ramming der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) einen Zelltyp des Immunsystems identifizieren, der einen Stopp der Entzündungsreaktion bei Arthritis gezielt steuert. Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler der Medizinischen Klinik 3 - Rheumatologie und Immunologie des Universitätsklinikums Erlangen in „Nature Medicine“ veröffentlicht (DOI: http://dx.doi.org/10.1038/nm.4373).
In Deutschland leiden ca. 800.000 Menschen, vorwiegend Frauen, an rheumatoider Arthritis. Dabei schädigt eine anhaltende Entzündung die Gelenke und den Knochen. Patienten leiden an Bewegungseinschränkungen und Schmerzen. „Besonders dramatisch für die Betroffenen ist die Tatsache, dass die Entzündungsreaktion im Gelenk ausgesprochen chronisch ist und daher meist eine lebenslange Therapie erforderlich macht“, erläutert Prof. Georg Schett, Direktor der Medizinischen Klinik 3.

Angeborene Lymphozyten kontrollieren die Auflösung der Entzündung

Zu wenig bekannt war bisher, wie sich Entzündungen auflösen und warum diese Auflösung bei Rheumatikern nicht funktioniert. Durch eine Kooperation mit Wissenschaftlern in London, Barcelona, Zürich, Indianapolis und Dublin gelang es den Erlanger Forschern jetzt dieses Rätsel zu lösen. Eine bislang wenig erforschte Zellgruppe des Immunsystems, die sogenannten Angeborenen Lymphozyten (engl. Innate Lymphoid Cells), übernehmen die zentrale Rolle zur Auflösung von Entzündung, erläutert der Erlanger Immunologe Simon Rauber, Erstautor der Studie.

Angeborene Lymphozyten bei Rheumatikern im Winterschlaf

„Bei Patienten mit rheumatoider Arthritis befinden sich diese Angeborenen Lymphozyten in einer Art Winterschlaf. Die Entzündung bleibt daher bestehen. ‚Weckt‘ man Angeborene Lymphozyten, kommt es zum Stopp der Entzündung und zur Beendigung der Schädigung am Gelenk“, erläutert der Studienleiter Dr. Ramming. Die Entdeckung dieses wichtigen Mechanismus könnte einen völlig neuen Ansatz zur Entwicklung innovativer Behandlungsmethoden bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen darstellen.

Neue Möglichkeiten zur Therapieüberwachung

Schon jetzt ermöglicht die Messung der Anzahl der Angeborenen Lymphozyten im Blut eine Prognose des Behandlungsverlaufs. Sind nur wenige Angeborene Lymphozyten im Blut vorhanden, kommt es zum Krankheitsschub und das Gelenk nimmt weiteren Schaden. Steigen die Angeborenen Lymphozyten jedoch an, ist dies mit einer Auflösung der Entzündung verbunden. Durch deren Messung im Blut kann frühzeitig eine individuelle, gezieltere Therapie begonnen werden und der Patient vor einem erneuten Krankheitsschub bewahrt werden. „Diese Erkenntnis ermöglicht es in Zukunft, mit Hilfe der Angeborenen Lymphozyten die Therapiequalität bei Rheumatoider Arthritis entscheidend zu verbessern“ stellt Dr. Ramming fest.

Gemeinsam gegen die Entzündung

„Der am Uni-Klinikum Erlangen und an der FAU angesiedelte Sonderforschungsbereich 1181 und das Schwerpunktprogramm „Innate Lymphoid Cells“ (SPP 1937) der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) haben entscheidend zur Aufdeckung dieses zentralen immunologischen Mechanismus zur Auflösung von Entzündungen beigetragen“, so Prof. Schett. Die Ergebnisse dieser Studie sind im Journal Nature Medicine unter dem Titel „Resolution of inflammation by interleukin-9-producing type 2 innate lymphoid cells“ (DOI: http://dx.doi.org/10.1038/nm.4373) veröffentlicht worden.

Weitere Informationen:
Dr. Andreas Ramming
Tel.: 09131 85-39109
andreas.ramming@uk-erlangen.de

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05.07.17 Aktiv gegen die Depression -Weitere Teilnehmer für Studie „Klettern und Stimmung“ gesucht
uni | mediendienst | aktuell Nr. 108/2017

Weitere Teilnehmer für Studie „Klettern und Stimmung“ in Berlin, Raum München und Erlangen gesucht
 Der Depression mit Sport entgegenwirken – unter diesem Motto läuft bereits seit Mai 2017 die bundesweite „Studie KuS“ (Klettern und Stimmung). Der Ansatz hat sich bewährt – in der Pilotstudie konnte das Team der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Johannes Kornhuber) des Universitätsklinikums Erlangen bereits die Wirksamkeit einer Bouldertherapie bei depressiven Patienten in ambulanter Behandlung nachweisen. Nun geht die groß angelegte Studie in die zweite Runde: ab August bzw. September 2017 starten neue Gruppen. Die kostenlosen Therapieeinheiten unter wissenschaftlicher Begleitung finden in Berlin, im Großraum München und der Region Erlangen-Fürth-Nürnberg statt. Interessenten sind herzlich zu einem der unverbindlichen Informationsabende in ihrer jeweiligen Stadt eingeladen.
 
Bouldern ist das Klettern ohne Seil in Absprunghöhe. Bei Depressionen kann das Bouldern als Therapie eingesetzt werden – mit unterschiedlichen Zielen: Es kann Menschen zum einen spielerisch helfen, positive Erfahrungen zu sammeln. Zum anderen lernen die Patienten durch die sportliche Betätigung, ihre Grenzen wahrzunehmen, anzuerkennen, aber auch über sich selbst hinauszuwachsen und eigene Erfolge anzuerkennen. Viele Probanden einer bereits vorangegangenen Erlanger Studie zeigten sich in der Auswertung begeistert vom wertschätzenden Umgang der Therapeuten sowie von der Kameradschaft und dem Vertrauen in der Gruppe. Zudem berichteten sie, dass KuS ihnen dazu verholfen habe, ihren Alltag wieder besser zu bewältigen und selbstbewusster zu werden. Auch die wissenschaftlichen Ergebnisse sprechen eine eindeutige Sprache: Wie erwartet zeigte sich eine deutliche Verbesserung der depressiven Symptomatik (von einer vormals mittelschweren zu einer leichten Depression) über die Bouldertherapie hinweg, die auch nach Beendigung der Therapie aufrechterhalten werden konnte.
 
Mit der neuen Studie geht das Studienteam der Psychiatrie des Uni-Klinikums Erlangen nun noch einen Schritt weiter und will die Bouldertherapie im größeren Studienrahmen mit bewährten Depressionsbehandlungen vergleichen. Dazu werden alle Teilnehmer zufällig je einem von drei Therapieangeboten zugeteilt: entweder einer verhaltenstherapeutischen Depressionsbewältigungsgruppe, die dem aktuellen Standard zur Behandlung von Depressionen entspricht, oder der bereits erwähnten Bouldertherapie, oder einem allgemeinen sportlichen Aktivierungsprogramm. Probanden aus der letzten Gruppe erhalten nach zehn Wochen ebenfalls Zugang zur Bouldertherapiegruppe. Aktuell profitieren bereits Teilnehmer des ersten Therapiedurchgangs von den Gruppenangeboten, die auch klassische Therapieelemente wie das Achtsamkeitstraining und Entspannungsübungen enthalten.
 
Nun gibt es für alle, die bisher den Einstieg verpasst haben, die Möglichkeit, sich für eine Teilnahme im zweiten Durchgang zu melden.
 
Einladung zu Informationsveranstaltungen
Interessierte und ihre Angehörigen sind herzlich eingeladen, sich an einem der drei Termine in ihrer Stadt über die Studie KuS zu informieren, das Studienteam kennenzulernen und sich auf Wunsch gleich für die Teilnahme registrieren zu lassen.
 
 
Berlin:
Mittwoch, 19.07.2017, 17.30 Uhr, Montag, 04.09.2017, 18.30 Uhr oder Freitag, 08.09.2017, 17.30 Uhr im Systemischen Institut für Achtsamkeit (SIA), Friedelstraße 40, 12047 Berlin.
 
Raum München (Weyarn):
Dienstag, 18.07.2017, Dienstag, 25.07.2017 oder Montag, 31.07.2017, jeweils um 17.00 Uhr im Bürgergewölbe Weyarn, J.-B.-Zimmermann-Str. 5, 83629 Weyarn.
 
Erlangen:
Montag, 17.07.2017, Montag, 24.07.2017 oder Dienstag, 01.08.2017, jeweils um 16.30 Uhr im 1. Obergeschoss des Sandsteinhauses neben den Kopfkliniken, Schwabachanlage 10, 91054 Erlangen. Bitte den Hinweisschildern folgen.
 
 
Termine für die Gruppentherapien
Alle Gruppentherapien starten Mitte August/September 2017 und dauern insgesamt zehn Wochen.
 
Berlin
Start am 21. September 2017, voraussichtlich immer donnerstags von 16.30 bis 18.30 Uhr, entweder in der Boulderhalle „Bouldergarten“ in Berlin-Neukölln oder im Bürgerzentrum Neukölln.
 
Raum München (Weyarn)
Start am 21. August 2017, immer montags von 17.00 bis 19.00 Uhr, entweder in der Boulderhalle „KletterZ“ in Weyarn oder im Bürgergewölbe Weyarn.
 
Erlangen
Start am 22. August 2017, immer dienstags von 16.30 bis 18.30 Uhr, entweder in der Boulderhalle „Steinbock“ in Zirndorf oder in den Kopfkliniken des Uni-Klinikums Erlangen.
 
 
Die Protokollierung der Ergebnisse erfolgt durch Telefoninterviews mit den Probanden. Selbstverständlich werden die Angaben streng vertraulich behandelt. Die Studienteilnahme ist für alle zugelassenen Teilnehmer kostenlos. Finanziert wird die Studie von der OH-DO-KWAN Stiftung Ludmilla Pankofer und Carl Wiedmeier.
 
Ausführliche Informationen finden Sie unter: www.studiekus.de
 
Weitere Informationen:
 
PD Dr. Katharina Luttenberger
Telefon: 09131 85-34650
studiekus.psych@uk-erlangen.de
 
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05.07.17 Kooperation statt Konkurrenz
Pressemeldung der Landesärztekammer Bayern

„Die Zeit ist reif, den unsichtbaren Graben zwischen Versorgungssektoren in der Prävention, Kuration – ambulant/stationär – und Rehabilitation zu überwinden und Kooperation, Koordination und Kommunikation zwischen den Sektoren zu verbessern – horizontal und vertikal“, schreibt Dr. Max Kaplan, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) im Leitartikel der Juli/August-Ausgabe des Bayerischen Ärzteblattes. Anstatt in einer Schockstarre zu verharren und in die innere Immigration zu gehen, müssten Ärztinnen und Ärzte sich neu ausrichten, um in der Medizin wieder die Führungsrolle zu übernehmen. Innovative Modelle müssten eine umfassende Gesundheitsversorgung für alle Einwohner einer Region sicherstellen, wobei ein populationsorientierter Ansatz mit (Präventiv-)Angeboten für verschiedene Bevölkerungsgruppen, notwendig sei. Hierbei sei auch eine systematische und koordinierte Einbeziehung verschiedener Berufsgruppen/Einrichtungen notwendig, gegebenenfalls mit Elementen der integrierten Versorgung. „Der Fokus dieses Betreuungskonzepts ist verstärkt auf Prävention, Rehabilitation sowie die Behandlung chronisch kranker Patienten gerichtet und zielt auf eine stärkere Gesundheitskompetenz des Patienten selbst und seines sozialen Umfelds ab“, schreibt Kaplan. Neben dem Aufbau eines ambulanten Netzwerks zwischen Ärzten, Psychotherapeuten, Apothekern, Heilmittelerbringern, ambulanten Pflegediensten oder Gesundheitshandwerkern sei eine abgestimmte Zusammenarbeit mit stationären Einrichtungen von der Akutversorgung bis zur Rehabilitation notwendig, wobei der sektorenübergreifende Charakter einen immer größeren Stellenwert einnehmen werde.

Wie notwendig eine intra- und interprofessionelle sowie sektorenübergreifende Versorgung sei, zeige sich derzeit in der Notfallversorgung. „Notwendig sind hier eine intensive Kooperation zwischen den Notaufnahmen in Kliniken und den vertragsärztlichen Versorgungsstrukturen sowie der Ausbau der Kooperation mit den Arztnotrufzentralen, Leitstellen und Fahrdiensten. Zur Koordinierung der Notfallversorgung müssen eindeutige, für die Patienten erkennbare Strukturen vorgehalten werden“, so der Präsident. Entscheidend sei, dass die Patienten über die Strukturen entsprechend informiert würden, beispielsweise durch Informations- und Aufklärungskampagnen über die Benutzung von Notfalleinrichtungen sowie über die neuen sektorenübergreifenden Versorgungsangebote.

Mehr zu „Kooperation statt Konkurrenz“ lesen Sie in der Ausgabe 7-8/2017 des Bayerischen Ärzteblattes unter www.bayerisches-ärzteblatt.de.
Pressestelle
Bayerische Landesärztekammer
Pressestelle
Dagmar Nedbal
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29.06.2017 Tag der offenen Tür am 02.07.2017 - Einblick in 60 Jahre Apotheke des Uni-Klinikums Erlangen
uni | mediendienst | aktuell Nr. 104/2017

Einladung zum Tag der offenen Tür am 02.07.2017 – Programm für die ganze Familie
 
Happy birthday – die Apotheke des Universitätsklinikums Erlangen wird in diesen Tagen 60 Jahre alt und feiert ihren runden Geburtstag mit einem großen Tag der offenen Tür am Sonntag, 2. Juli 2017, von 11.00 bis 17.00 Uhr in der Palmsanlage 3 (knapp 50 Meter südlich vom Parkhaus „Uni-Kliniken“ entfernt). Interessierte sind dazu herzlich eingeladen!
 
2.400 qm Betriebsfläche auf vier Ebenen, ca. 70.000 patientenindividuelle aseptisch hergestellte Zubereitungen und 4 Millionen abgegebene Arzneimittelpackungen pro Jahr – die Apotheke des Uni-Klinikums Erlangen gehört zu den größten und leistungsfähigsten des Landes. Ihre Kernaufgaben sind die Arzneimittelherstellung, die Belieferung mit Fertigarzneimitteln, die pharmazeutische Beratung sowie Forschung und Lehre. „Mit unserer Arbeit tragen wir wesentlich zum Erreichen des Behandlungsziels und Behandlungserfolgs für die Patienten des Universitätsklinikums bei“, sagt Chefapotheker Prof. Dr. Frank Dörje, der ein Team von 70 Mitarbeitern leitet.
 
Nach ihrer Gründung am 8. Januar 1957 war die Apotheke – damals noch mit zehn Mitarbeitern – zunächst im Keller des Gebäudes in der Universitätsstraße 22 untergebracht. Vierzig Jahre später folgte der ersehnte Umzug in das neu errichtete Versorgungszentrum in der Palmsanlage, wo die Einrichtung auch heute noch zu Hause ist. Eine außergewöhnliche Erweiterung gab es 2008: Per Kran wurde das Gebäude mit Modulbauelementen aufgestockt, in denen seitdem das hochmoderne Reinraumlabor untergebracht ist. „In 60 Jahren sind wir zu einem modernen pharmazeutischen Dienstleistungszentrum des Uni-Klinikums herangewachsen, das mit seinen Fachkenntnissen und seinen Möglichkeiten in Deutschland außergewöhnlich ist“, sagt Prof. Dörje. Neben dem Uni-Klinikum Erlangen versorgt die Apotheke außerdem das Waldkrankenhaus St. Marien Erlangen, die Fachklinik Herzogenaurach, das Kreiskrankenhaus St. Anna Höchstadt, die Klinik Fränkische Schweiz Ebermannstadt, die Rettungsdienste im Landkreis Erlangen-Höchstadt (BRK und ASB) sowie den ASB Fränkische Schweiz.
 
Individuelle Herstellung unter höchsten Hygienebedingungen
„Wir sind in der Lage, viele der speziellen Medikamente, die unsere Patienten benötigen, selbst herzustellen“, erläutert Prof. Dörje. Während Kapseln und Salben nur reine Bedingungen erfordern, brauchen andere Präparate einen sterilen oder sogar einen gänzlich partikelfreien, aseptischen Produktionsort. „Alle diese Ansprüche können wir voll erfüllen“, so der Chefapotheker. Bei der Herstellung kann das Apothekenteam auf die individuellen Patientenbedürfnisse eingehen. „So können wir hocheffektiv für Kinder und sogar für unsere kleinsten Patienten, die Frühchen, Arzneien genau so zusammenstellen, wie sie individuell gebraucht werden.“
 
Während in allen Produktionsräumen bereits unerlässliche Hygienestandards erfüllt werden – Fußüberzieher, Handschuhe und Mundschutz sind immer ein Muss –, ist das Reinraumlabor für die aseptische Herstellung eine Klasse für sich. Da hier unter anderem Infusionen für Schwerstkranke, etwa mit nicht funktionierendem Immunsystem, entstehen, gelten in diesem Labor die strengsten Vorschriften nach internationalen GMP-Richtlinien.
 
Wissen weitergeben
Eine weitere wichtige Aufgabe der Apotheke des Uni-Klinikums ist die pharmazeutische Beratung. „Wir stehen Kollegen am Uni-Klinikum, aber auch in öffentlichen Apotheken in unserer Funktion als Arzneimittelinformationszentrum der Bayerischen Landesapothekerkammer zur Seite“, erklärt Prof. Dörje. Außerdem ist die Erlanger Einrichtung Referenzapotheke der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker. „Besonders freuen wir uns über die erfolgreiche Arbeit unserer Stationsapotheker, die in einem deutschen Krankenhaus immer noch ungewöhnlich sind – im Unterschied zu England und den USA.“ Die fünf Pharmazeuten helfen in den Kliniken des Uni-Klinikums Erlangen sowohl bei schwierigen Fragen der Verabreichung und bei Wechselwirkungen weiter als auch dabei, Medikamente und Dosierungen optimal anzupassen. Damit kommt ihr Fachwissen Patienten und Ärzten gleichermaßen zugute.
 
„Ein weiterer Arbeitsbereich ist die Lehre“, erklärt Prof. Dörje. „Sie beginnt bei der Ausbildung von PTAs und pharmazeutisch-kaufmännischen Angestellten und reicht weiter über die Fort- und Weiterbildung von Gesundheits- und Krankenpflegern bis hin zur praktischen Ausbildung von Pharmaziestudenten und Pharmazeuten im Praktikum. Ein Lehrangebot in diesem Umfang ist in Bayern noch außergewöhnlich.“ Darüber hinaus unterstützt die Apotheke am Uni-Klinikum aktuell 87 Studien zu klinischen Arzneimittelprüfungen und im Herstellungsbetrieb ca. 15 nationale und europäische Studienvorhaben.
 
Tag der offenen Tür
Beim Tag der offenen Tür am Sonntag, 02.07.2017, erwartet die Besucher ein abwechslungsreiches Programm mit Führungen durch die Apotheke, aktuellen Infos zu pharmazeutischen Themen, Aktionen für Kinder, Imbiss, Getränken, Kaffee und Kuchen. Eröffnet wird der Tag um 11.00 Uhr mit Grußworten des stellvertretenden Ärztlichen Direktors des Uni-Klinikums Erlangen, Prof. Dr. Rainer Fietkau, und von Prof. Dörje. Die Einnahmen des Tages sollen dem Förderverein der Palliativmedizinischen Abteilung des Uni-Klinikums Erlangen zugutekommen. Weitere Infos zum Tag der offenen Tür und zum Jubiläum unter: www.apotheke.uk-erlangen.de.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Frank Dörje
Telefon: 09131 85-33591
E-Mail: frank.doerje@uk-erlangen.de
 
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28.06.2017 Heilberufliche Selbstverwaltung bewährt sich seit 90 Jahren und hat Zukunft.
Pressestatement der bayerischen Heilberufekammern

Am 1. Juli 1927 trat das Gesetz über die Berufsvertretung der Ärzte, Zahnärzte, Apotheker und Tierärzte (Ärztegesetz) in Kraft.

Bereits seit 90 Jahren hat sich die heilberufliche Selbstverwaltung in Bayern als wesentlicher Mitgestalter eines leistungs- und funktionsfähigen Gesundheitssystems und Veterinärwesens bewährt. Die Heilberufekammern treten als Interessenvertretung der Mitglieder ihres Berufs-standes auf, setzen sich für eine stetige Verbesserung der Versorgung sowie der Prävention im Gesundheitswesen ein und achten auf die Einhaltung der jeweiligen Berufsordnung. Durch die Wahrnehmung dieser vom Gesetzgeber übertragenen Aufgaben stellen sie eine hohe Qualität bei der Berufsausübung sicher, auf die sich die Patienten verlassen können.

Am 1. Juli erinnern die bayerischen Heilberufekammern an den gesetzlichen Auftrag der Selbstverwaltung. Zentrale Aufgaben der Kammern, die als Körperschaften des öffentlichen Rechts verfasst sind, sind die Wahrnehmung der beruflichen Belange von Ärzten, Zahnärzten, Apothekern, Tierärzten, Psychologischen Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichen-psychotherapeuten, wie auch die Überwachung der Berufspflichten. Gesetzlicher Auftrag ist ebenso die Förderung der beruflichen Fortbildung und die Mitwirkung in der öffentlichen Gesundheitspflege, darüber hinaus auch die Schaffung sozialer Einrichtungen für Heilberufler und deren Angehörige. Die Kammern sind zuständig für die Weiterbildung und die Qualitätssicherung.

Für die Zukunft ist die Selbstverwaltung gut gerüstet, um ihrem gesetzlichen Auftrag nachzukommen. Dabei erfüllen die Körperschaften, zu denen in Bayern rund 120.000 Berufsträger zählen, ihren Gestaltungsauftrag unter dem Motto: „Aus der Praxis für die Praxis“. Wesentliches Merkmal ist die ehrenamtliche Wahrnehmung von Verantwortung in den Gremien der Selbstverwaltung, in Vorständen und Delegierten- beziehungsweise Vollversammlungen. Eine wichtige Aufgabe übernehmen die Kammern im Rahmen des Berufsbildungsgesetzes bei der Aus- und Fortbildung des Personals. Im Modell der dualen Ausbildung in der Praxis und an der Berufsschule kommt den Kammern unter anderem die Prüfungskompetenz zu.

Von der Politik fordern die bayerischen Heilberufekammern, deren Organe und Verwaltungen im Jahr 1928 die Arbeit auf Basis der neu geschaffenen Rechtsgrundlage aufnahmen, heute eine Rückbesinnung auf die Grundzüge des Selbstverwaltungsrechtes. Sie verweisen darauf, dass das in Europa einzigartige System der Selbstverwaltung den Staat in vielfältiger Weise entlaste und zugleich in wichtigen Fragen der Gesundheitspolitik und medizinischen sowie pharmazeutischen Versorgung unterstütze. Zugleich kritisieren die Vorstände der fünf bayerischen Heilberufekammern, dass der Gesetzgeber auf Bundes- und Landesebene immer stärker in die Selbstverwaltung hineinregiere und die Berufsausübung zunehmend reguliere. Mit Sorge sehen die Verantwortlichen den Versuch der Europäischen Kommission, im Zuge der sogenannten „Transparenz-Initiative“ die freiberufliche Selbstverwaltung teilweise infrage zu stellen.

Neben den (Landes-)Kammern bestehen nach dem bayerischen Heilberufe-Kammergesetz berufsständische Vertretungen in der Rechtsform der Körperschaft des öffentlichen Rechts auf Kreisebene (bei Ärzten) und Bezirksebene (Ärzte, Zahnärzte und Tierärzte). Seit dem Jahr 2002 wird die Gruppe der Heilberufekammern durch die Bayerische Landeskammer der Psychologischen Psychotherapeuten und der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten komplettiert. Alle Heilberufekammern in Bayern finanzieren sich aus Beiträgen der jeweiligen Berufsträger, die Pflichtmitglieder ihrer jeweiligen Kammerorganisation sind. Die Rechtsaufsicht führt das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege. Die fünf Kammern sind Mitglied der jeweiligen Bundesorganisation in den entsprechenden Heilberufen.

Dr. Max Kaplan
Präsident
Bayerische Landesärztekammer

Christian Berger
Präsident
Bayerische Landeszahnärztekammer
 
Pharmazierat Thomas Benkert
Präsident
Bayerische Landesapothekerkammer

Dipl.-Psych. Dr. Nikolaus Melcop
Präsident
Bayerische Landeskammer der Psychologischen Psychotherapeuten und der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten

Dr. Karl Eckart
Präsident
Bayerische Landestierärztekammer

Kontakt:
Peter Knüpper, Hauptgeschäftsführer der Bayerischen Landeszahnärztekammer, Telefon: 089 72480-112, Fax: 089 72480-444, E-Mail: presse@blzk.de

Die Presseinformation finden Sie unter www.blzk.de/pressemeldungen

21.06.2017 Die munteren Neunzigjährigen-Eine Studie der FAU untersucht die Lebenssituation hochbetagter Menschen im Alter ab 90 Jahren
uni | mediendienst | aktuell Nr. 96/2017

Wie sieht die Gesundheit und Lebenssituation der ältesten Menschen in Nordbayern aus? Ein neues Forschungsprojekt der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) untersucht im Rahmen einer Studie die Gesundheit, das Wohlbefinden und die sozialen Lebensbedingungen von Menschen im Alter von über 90 Jahren in Nürnberg, um die Bedingungen eines langen und gesunden Lebens besser zu verstehen.

In Bayern leben gut 107.000 Frauen und Männer im Alter von 90 Jahren und älter. Nach neuesten Schätzungen wohnen von diesen lediglich 28 Prozent in betreuten Einrichtungen. Eine große Mehrheit der über 90-jährigen Frauen und Männer lebt somit zuhause in den eigenen vier Wänden und führt dabei weitgehend ein selbstbestimmtes Leben. Bislang ist aber nur wenig bekannt, wie es dieser Mehrheit gesundheitlich geht, welche Herausforderungen sie täglich meistern und wie sie ihren Alltag gestalten.

Neue Befunde legen nahe, dass vor allem die sozialen Beziehungen und der enge Kontakt mit nahen Angehörigen entscheidend zu einem gesunden und guten Leben im Alter beitragen. So wurde vor Kurzem belegt, dass insbesondere positive Erfahrungen im sozialen Umgang mit anderen Menschen dazu verhelfen, gesundheitliche Belastung zu bewältigen und einen besseren Umgang mit Stress im Alter zu finden.

Im Rahmen der Studie „Leben in der zehnten Dekade“, die in Deutschland bislang einzigartig ist, werden Menschen im Alter von 90 Jahren und älter, die im eigenen Haushalt in Nürnberg leben, eingeladen, an einer etwa 90-minütigen Untersuchung teilzunehmen.
In der Zusammenarbeit der Lehrstühle für Gesundheitspsychologie und für Psychogerontologie der FAU mit der von der Schöller-Stiftung geförderten Beratung für gesundes Altern (BegA) untersuchen Gesundheitswissenschaftler, Gerontologen und Psychologen die körperliche und mentale Gesundheit sowie die soziale Lebenssituation von Männern und Frauen im Alter ab 90 Jahren. Dabei werden unter anderem die Blutwerte der Teilnehmenden erfasst sowie die körperliche und geistige Funktionstüchtigkeit untersucht. Die Teilnahme ist kostenfrei. Alle Untersuchungen und Befragungen finden in den Räumen der Beratungsstelle für gesundes Altern (BegA) am Institut für Psychogerontologie, in der Kobergerstraße 90, in Nürnberg, statt.
Weitere Informationen:

Prof. Dr. Frieder Lang
Tel.: 0911/5302-96102
frieder.lang@fau.de

Julia Goth
Tel.: 0911/5302-96115
julia.goth@fau.de

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21.06.2017 Wie Zellen fest zusammenhalten ---- Studien werfen ein neues Licht auf Zell-Zell-Kontakte
uni | mediendienst | forschung Nr. 52/2017

Bei der Entstehung und Stabilität von Zell-Zell-Kontakten spielen physikalische Effekte eine nicht zu unterschätzende Rolle. Das hat das Team um Prof. Dr. Ana-Suncana Smith von der PULS Group der Professur für Theoretische Physik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) in Zusammenarbeit mit deutschen und französischen Kollegen herausgefunden und kürzlich in der renommierten Fachzeitschrift „Nature Physics“ veröffentlicht (DOI: 10.1038/nphys4138).

Für viele Zellen des Körpers ist es enorm wichtig, dass sie kontrolliert zusammenhalten und sich kontrolliert trennen. Das ist etwa dann der Fall, wenn sich in einem Embryo die Organe bilden. Oder wenn es bei der Wundheilung darum geht, offene Stellen in der Haut zu versiegeln. Wie bedeutsam enge Zell-Zell-Kontakte sind, zeigt sich vor allem dann, wenn sie versagen. Wenn sie zum Beispiel in einem Tumor locker werden und sich lösen. Der Zellverband des Tumors neigt in diesem Fall dazu, sich aufzulösen und Metastasen zu bilden.

Cadherine als wichtige Akteure

Bei den genannten Beispielen kommt den Cadherin-Proteinen eine tragende Rolle zu. Sie sitzen in den Zellmembranen und können sich untereinander, aber auch mit den Cadherinen anderer Zellen fest verbinden. Eine Bindung zwischen zwei Cadherin-Molekülen zweier Zellen setzt dabei quasi den Startschuss für die Ausbildung von flächigen Kontaktzonen. Die FAU-Forscher haben nun die Theorie entwickelt, dass der Prozess des Bildens und Lösens von Kontakten dabei offenbar viel stärker von rein physikalischen Effekten abhängig ist als bisher gedacht. Dies haben Computersimulationen und Experimente, die die Kollegen aus Würzburg, Jülich, Stuttgart und Marseille durchgeführt haben, bestätigt.

Modellmembranen in Kontakt gebracht

Die Wissenschaftler haben Cadherin-haltige Modellmembranen miteinander in Kontakt gebracht und dann gezielt verschiedene physikalische Parameter verändert, die Einfluss auf das Fluktuationsverhalten der Membran haben, etwa die Zucker- oder die Salzkonzentration. Schon sehr kleine Veränderungen hatten dabei sehr große Auswirkungen auf die Entstehung und das Wachstum der Zell-Zell-Kontakte. Damit besteht die Möglichkeit, einen biologischen Prozess durch die Veränderung rein physikalischer Parameter zu regulieren, etwa die Temperatur, Aktivität oder lokale Lipidzusammensetzung der Membran. Die Forscher gehen davon aus, dass auf der Grundlage der physikalischen Eigenschaften dieses Kontrollmechanismus ähnliche, durch Membrane ausgelöste Interaktionen zwischen den Proteinen in vielen Zellprozessen geschehen, die von Membran-Protein-Verdichtungen abhängig sind.

Die Forschungen wurden durch einen ERC Starting Grant des European Research Councils, einen EAM Starting Grant des FAU-Clusters Engineering for Advanced Materials sowie das Graduiertenkollegs 1962 an der FAU gefördert. Sie werden im Rahmen des Projekts BigThera der FAU Emerging Field Initiative fortgeführt. Weitere Informationen:    www.puls.physik.fau.de

Prof. Dr. Ana-Sunčana Smith     Tel.: 09131/85-20842           smith@physik.fau.de

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19.06.2017 Allianz für Gesundheitskompetenz -Montgomery: "Kinder für Gesundheitsthemen begeistern"
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 19.06.2017 – Zu den heute vorgestellten Zielen der Allianz für Gesundheitskompetenz erklärt der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery:

"Gesundheitskompetenz ist mehr, als das Wissen über eine gesunde Lebensführung. Gesundheitskompetenz ist die Fähigkeit, Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden, um im Alltag angemessene Entscheidungen zur Gesundheit treffen zu können. Gesundheitskompetenz ist also der Beitrag, den Patienten leisten können, um dem Idealbild des Patient-Arzt-Verhältnis nahezukommen. Voraussetzung dafür ist, dass wir den Menschen die Möglichkeiten geben, sich diese Kompetenzen anzueignen. Wir unterstützen deshalb die heute vorgestellten Ziele der unter Federführung des Bundesgesundheitsministeriums gegründeten Allianz für Gesundheitskompetenz und bringen uns in die Umsetzung ein.

Kompetenzvermittlung muss früh ansetzen. Deshalb ist es richtig, dass sich die Allianz dafür ausspricht, Gesundheit zu einem Bestandteil der Bildungs- und Lehrpläne von Kindertagesstätten,
allgemeinbildenden Schulen sowie Weiter- und Fortbildungseinrichtungen zu machen. Wir müssen Kinder schon früh für Gesundheitsthemen begeistern. Jetzt sind die Kultusminister der Länder gefragt, mit uns an einem Strang zu ziehen.

Der Deutsche Ärztetag hatte sich bereits vor wenigen Wochen intensiv mit der Gesundheitsförderung in Kindergärten und Schulen beschäftigt. Wir müssen Gesundheit und gesundheitliche Kompetenzen im Kindes-und Jugendalter fördern, damit Kinder und Jugendliche körperliche und seelische Prozesse besser verstehen können und zu einer gesunden Lebensführung motiviert
werden. Wir haben herausgearbeitet, was dafür notwendig ist. So sollten gesundheitsrelevante Themen in die Ausbildung von Lehrern und Erziehern sowie in die schulischen Lehrpläne
aufgenommen werden. Denkbar sind projektbezogener Unterricht, eigene Unterrichtseinheiten sowie ein eigenes Schulfach „Gesundheit“. Hier ist die Kultusministerkonferenz gefordert, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen.

So lange wollen wir aber nicht warten. Deshalb unterstützen schon jetzt mehrere Landes-ärztekammern in strukturierten Programmen Schulen beim gesundheitsbezogenen Unterricht.

Gesundheitskompetenz ist aber auch im Erwachsenenalter zu fördern: Hier gilt: Kompetenz setzt gute Kommunikation insbesondere durch Ärztinnen und Ärzte voraus. Deswegen
begrüßen wir, dass soziale und kommunikative Kompetenzen nun regelhaft im Medizinstudium vermittelt werden und zwar nicht nur als ein einmaliges Seminar, sondern in vielen Facetten in allen
Gebieten mit Patientenkontakt. Damit dies auch an allen Studienorten und in gleichem Umfang gewährleistet wird, war es wichtig, dass entsprechende Inhalte in den Lernzielkatalog für
Medizinstudierende aufgenommen wurden, dem sogenannten Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog Medizin.
Auch nach dem Studium unterstützen gerade die Landesärztekammern die Ärzte durch entsprechende Angebote wie Seminare, kommunikative Kompetenzen weiter zu
entwickeln."
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16.06.2017 Regenerieren wie der Zebrafisch-FAU-Forscher untersuchen neuen Ansatz für die Behandlung von Herzkrankheiten
uni | mediendienst | forschung Nr. 49/2017

Derzeit leiden fast 40 Millionen Patienten weltweit an einer verminderten Herzfunktion, der Herzinsuffizienz. Obwohl Vorbeugung und Minimierung von Herzschäden fortschreiten, nimmt die Anzahl an Herzinsuffizienz erkrankten Menschen immer weiter zu. Hauptursache für eine verminderte Herzfunktion ist der Verlust von Herzmuskelzellen, also dass Teile des Herzgewebes absterben, zum Beispiel aufgrund einer ungenügenden Durchblutung nach einem Herzinfarkt. Besonders schlimm für die Betroffenen: Zurzeit gibt es noch keine Therapie, die den Verlust von Herzmuskelzellen umkehren kann. Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben nun nach Faktoren gesucht, welche die Vermehrung von menschlichen Herzmuskelzellen anregen könnte. Dabei haben sie ein Molekül entdeckt, dass einen bestimmten Rezeptor im Zellkern aktiviert. Bei Mäusen mit einem Herzinfarkt führt dies nach einer Behandlung zu einer verbesserten Funktion des Herzens. Ihre Ergebnisse haben die Erlanger Forscher im angesehenen Nature-Journal „Cell Research“ veröffentlicht.

Ein Blick ins Tierreich zeigt Erstaunliches: Im Gegensatz zum Menschen kann der Zebrafisch sein Herz regenerieren. Die wenige Zentimeter großen Fische, bei uns häufig als Zierfische in Aquarien gehalten, gehören neben Lurchen zu den wenigen Tierarten, die diese Fähigkeit besitzen. Wird der Herzmuskel beschädigt, beginnen Zebrafische die verbliebenen Zellen zu teilen, um die Verletzung zu heilen. Anders beim Menschen: Hier bildet sich im Falle einer Verletzung lediglich Narbengewebe, da die Herzmuskelzellen sich nicht ausreichend vermehren können – dies ist bei Säugetieren nur während der Entwicklung des Embryos möglich – und das Herz anscheinend keine Stammzellen besitzt, aus denen genug neue Herzmuskelzellen entstehen können.

Allerdings hat sich in jüngster Vergangenheit gezeigt, dass auch neugeborene Mäuse und Ratten ihre Herzmuskelzellen vermehren können. „Sogar beim Menschen könnte dies bei einem kleinen Bruchteil der Herzmuskelzellen der Fall sein“, sagt Prof. Dr. Felix Engel, Leiter der Arbeitsgruppe und Inhaber der Professur für Experimentelle Nieren- und Kreislaufforschung der Nephropathologischen Abteilung der FAU. „Im Tiermodell haben wir nun nachgewiesen, dass die Fähigkeit zur Vermehrung von Herzmuskelzellen ebenfalls bei ausgewachsenen Mäusen zu finden ist“, sagt Engel. Unter der Annahme, dass die Funktion, welche die Vermehrung von Herzmuskelzellen ermöglicht, auch nach wie vor bei ausgewachsenen Säugern erhalten ist, hatten Engel und sein Team diesen Mechanismus und seine Faktoren untersucht. Dafür haben die Erlanger Forscher mithilfe ihrer Kollegen aus der Universität Ulm und der University of Alabama at Birmingham die Herzmuskelzellen von neugeborenen Ratten durch ein groß angelegtes Screening auf eine Reaktion mit verschiedenen chemischen Molekülen hin getestet.

Dabei haben Engel und sein Team als möglichen Faktor zur Vermehrung von Herzmuskelzellen Carbacyclin identifiziert. Das Molekül ist eine künstliche Variante des natürlich vorkommenden Prostacyclin, welches die Durchblutung von Gewebe verbessert. Wie nachfolgende Untersuchungen gezeigt haben, aktiviert Carbacyclin den im Zellkern vorhandenen Hormonrezeptor PPARδ. Dieser Rezeptor findet sich in nahezu jeder menschlichen Gewebezelle. Die Forscher konnten zeigen, dass diese Aktivierung nicht nur für die effiziente Herzregeneration im Zebrafisch benötigt wird , sondern auch, dass PPARδ die Vermehrung von Herzmuskelzellen der Ratte und des Menschen induziert. Eine weitere Erkenntnis der Forscher um Engel: Wird der Rezeptor PPARδ nach einem Infarkt in der Maus aktiviert, verbessert sich nicht nur die Herzfunktion, auch die Narbenbildung verringert sich.

„Es scheint also möglich, die Vermehrung von Herzmuskelzellen bei Säugetieren durch die Stimulation mit Therapeutika durch die Manipulation von Signalwegen auszulösen“, erklärt Engel. Dies könnte somit ein vielversprechender neuer Ansatz für die Behandlung von Herzkrankheiten sein, die mit dem Verlust von Herzmuskelzellen einhergehen. Das langfristige Ziel ihrer Arbeit sei es, sagt Engel, Mechanismen, welche das Herzwachstum kontrollieren, aufzuklären sowie weitere Wege zu identifizieren, welche das Potential haben, die Anzahl an Herzmuskelzellen zu erhöhen, Herzschäden zu begrenzen und die Herzfunktion wiederherzustellen.

Die Ergebnisse sind im Nature-Journal „Cell Research“ unter dem Titel „Live cell screening platform identifies PPARδ as a regulator of cardiomyocyte proliferation and cardiac repair“ (DOI:10.1038/cr.2017.84) veröffentlicht worden.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Felix Engel
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06.06.2017 Für eine verpflichtende Impfberatung
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

„Impfungen gehören zu den wirksamsten präventiven Maßnahmen der Medizin. Moderne Impfstoffe sind gut verträglich und unerwünschte Arzneimittelwirkungen werden nur in extrem seltenen Fällen beobachtet und stehen in keinem Verhältnis zu den möglichen Komplikationen, die bei den Erkrankungen auftreten können, gegen die wir in Deutschland impfen“, sagt Dr. Max Kaplan, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) in der gegenwärtigen Debatte um ein härteres Vorgehen der Bundesregierung gegen Impfgegner. Denn Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) will Kitas verpflichten, Eltern beim Gesundheitsamt zu melden, wenn sie keinen Nachweis über eine Impfberatung beim Haus- oder Kinderarzt vorlegen. Der Minister will damit erreichen, dass die Gesundheitsämter gezielt auf Eltern zugehen und sie dazu bringen können, ihr Kind impfen zu lassen. Bei einer hartnäckigen Verweigerung sollen die Ämter gar Bußgelder gegen die Impfmuffel verhängen.

Harte Zwangsmaßnahmen sind für Kaplan jedoch nur die allerletzte Alter-native; er spricht sich jedoch für einen Nachweis über eine Impfberatung beim Haus- oder Kinderarzt aus, geht es um einen Platz in Kita, Kindergarten oder Hort. Kaplan appelliert an die Vernunft und an die Solidarität: „Für einen ausreichenden Impfschutz der Patienten zu sorgen, ist eine wichtige Aufgabe unserer ärztlichen Tätigkeit.“ Daher sei der frühzeitige Beginn der Grundimmunisierung bei Säuglingen und Kleinkindern zeitgerecht durchzuführen. Aus ärztlicher Sicht könne man von unterlassener Hilfeleistung und von Vernachlässigung elterlicher Fürsorgepflicht sprechen, wenn einem Kind der derzeit mögliche Schutz vor impfpräventablen Erkrankungen vorenthalten wird. Schutzimpfungen seien dabei nicht ausschließlich eine individualmedizinische Maßnahme. „Wer sich und seine Kinder impfen lässt, schützt nicht nur sich selbst, sondern auch alle Menschen, die mit ihm in Kontakt treten. Impfen ist ein Gebot der Solidarität aller mit allen“, so Kaplan. „An Masern müssten heute keine Menschen mehr sterben, daher spreche ich mich für die verpflichtende Impfberatung aus. Den Forderungen nach einer Impfpflicht, die bereits von der Politik diskutiert wird, möchte ich mich nicht anschließen, letztendlich aber auch nicht ausschließen“, sagt Bayerns Ärzte-Chef.
Mit Impfungen erreicht man einen flächendeckenden Schutz vor gefährlichen Erkrankungen, wenn eine Durchimpfungsrate von 95 Prozent der Bevölkerung erzielt wird.
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06.06.2017 Allergiezellen als „Kickstarter“ der Blutgerinnung und Auslöser von Thrombosen identifiziert
uni | mediendienst | forschung Nr. 47/2017

Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben einen neuen Mechanismus entschlüsselt, der zentral in die Blutstillung nach Verletzungen sowie in die Entstehung von Thrombosen eingreift. Die Auswertung klinischer Daten von Patienten mit Herzinfarkten, Schlaganfällen und Beinvenenthrombosen führte das Team um Prof. Dr. Gerhard Krönke von der Medizinischen Klinik 3 des Universitätsklinikums Erlangen auf die Spur einer Untergruppe von weißen Blutkörperchen, den Eosinophilen Granulozyten. Diese Immunzellen wurden bisher hauptsächlich mit allergischen Erkrankungen und der Abwehr von Wurminfektionen in Verbindung gebracht. Die kürzlich im Journal of Experimental Medicine veröffentlichten Daten (DOI: 10.1084/jem.20161070) zeigen nun allerdings, dass Eosinophile Granulozyten zentrale Manager der Blutgerinnung und -stillung sind.

Herzinfarkt, Schlaganfall und Lungenembolie stellen die häufigsten Todesursachen in Industrienationen und zunehmend auch in Entwicklungsländern dar. Ursache für diese Erkrankungen ist meist ein akuter Gefäßverschluss, wobei ein Gerinnsel im Gefäß entsteht, welches dieses verschließt und zur Unterversorgung des betroffenen Organs mit Sauerstoff führt. Die Mechanismen, die zur Entstehung von Thrombosen führen, sind bisher jedoch nicht vollständig geklärt.

Überraschende Funktion in der Blutgerinnung

In Kooperation mit Wissenschaftlern aus Großbritannien, den USA, Italien, Österreich und Deutschland gelang es der Arbeitsgruppe von Prof. Krönke einen wichtigen neuen Mechanismus der Thromboseentstehung zu entschlüsseln. Überraschenderweise spielt hierbei das Immunsystem eine entscheidende Rolle:  Eine Untergruppe weißer Blutkörperchen, sogenannte Eosinophile („rot-liebenden“) Granulozyten fördert nicht nur die Blutgerinnung, sondern begünstigt auch die Entstehung von Thrombosen. Diese Entdeckung war für die Wissenschaftler völlig überraschend: Bisher gingen Forscher davon aus, dass diese Zellen in erster Linie an der Abwehr von Wurminfektionen beteiligt sind und darüber hinaus eine wichtige Rolle bei allergischen Erkrankungen wie Asthma und Heuschnupfen spielen. „Durch gezielte enzymatische Veränderungen ihrer Zellmembran sind Eosinophile Granulozyten jedoch in der Lage, die Blutgerinnung zu aktivieren und somit zur Stabilisierung eines Blutgerinnsels beizutragen“, erklärt Dr. Stefan Uderhardt, Erstautor der Studie. Das fördert einerseits einen raschen Wundverschluss nach Gefäßverletzungen und verhindert hierdurch einen übermäßigen Blutverlust, scheint allerdings auch ein substanzielles Thromboserisiko mit sich zu bringen. So konnte das Wissenschaftlerteam zeigen, dass eine verstärkte Aktivierung dieser Zellen mit einer Steigerung des Schlaganfall- und Herzinfarktrisikos verbunden ist.

Evolutionär konservierter Zelltyp

„Unsere Erkenntnisse legen nahe, dass ein evolutionär sehr alter Teil des Immunsystem dazu entwickelt wurde, Verletzungen des Körpers abzudichten und hierdurch Schäden einzudämmen“, sagt FAU-Forscher Dr. Jochen Ackermann, der andere Erstautor der Studie. Eosinophile Granulozyten gehören zu den ältesten Zellen des Immunsystems und sind in nahezu allen höheren Tieren anzutreffen. Durch die neu gewonnenen Einsichten erhoffen sich die beteiligten Wissenschaftler neue Möglichkeiten zur therapeutischen Beeinflussung der Blutgerinnung, um Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall besser therapieren zu können.

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02.06.17 Tag der Organspende
Montgomery: „Wir brauchen mehr Verbindlichkeit“

Berlin, 02.06.2017 – Zum Tag der Organspende am 3. Juni 2017 erklärt Bundesärztekammer-Präsident Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery:

„Es ist gut, dass mit 80 Prozent die große Mehrheit der Bevölkerung der Organspende grundsätzlich positiv gegenüber steht. Leider verfügt nach wie vor nur ein Drittel der Menschen über einen Organspendeausweis. Die 10.000 Patienten auf der Warteliste brauchen mehr Verbindlichkeit bei diesem Thema. Alle sind aufgerufen, nicht nur die vielfältigen Informationsangebote
zur Organspende zu nutzen, sondern auch den entscheidenden Schritt weiter zu gehen und ihre persönliche Einstellung zu dokumentieren oder mit Angehörigen zu besprechen. Diese
Entscheidung muss wohlüberlegt sein. Sie sollte am Ende aber auch getroffen werden. Den schwerkranken Menschen auf der Warteliste läuft buchstäblich die Zeit davon.“
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01.06.2017 Einsicht ins Immunsystem- DFG fördert Transregio zur Erforschung des Immunsystems mit weiteren 13 Millionen Euro
uni | mediendienst | forschung Nr. 46/2017

Grundlegend neue Erkenntnisse über die Funktionsweise des Immunsystems und ein neuer Therapieansatz zur Behandlung von Autoimmunkrankheiten: Diese Erfolge kann der Forscherverbund Transregio-SFB TRR130 „B-Zellen: Immunität und Autoimmunität“ vorweisen, dessen Sprecher Prof. Lars Nitschke vom Lehrstuhl Genetik die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) ist.  Um die erfolgreiche Arbeit fortzusetzen, fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) den Transregio nun für weitere 4 Jahre mit insgesamt 13 Millionen Euro, von denen etwa ein Drittel an die FAU fließt.
B-Zellen sind Teil des menschlichen Immunsystems: Dringen Krankheitserreger in den Körper ein, schütten sie Antikörper aus, die die Eindringlinge bekämpfen. In dem Transregio untersuchen Wissenschaftler der FAU, der Universität Freiburg und der Charité Berlin, was B-Zellen dazu bringt, Antikörper zu produzieren und wie diese ausgeschüttet werden. Sie wollen besser verstehen, wie eine Immunantwort eingeleitet wird. Zweiter Schwerpunkt sind die Fehlfunktionen der B-Zellen: Sie führen dazu, dass Antikörper den eigenen Organismus angreifen. Folge dieser Autoimmunreaktionen können schwerwiegende Krankheiten wie Rheumatoide Arthritis, Systemischer Lupus Erythematodes (SLE) – auch bekannt als Schmetterlingsflechte – oder Multiple Sklerose sein.

Fortschritte bei Therapie von Autoimmunkrankheit SLE
In der ersten Förderperiode haben die Wissenschaftler den sogenannten „B-Zell Antigen Rezeptor“ untersucht, der für die erste Aktivierung von B-Zellen verantwortlich ist. Dabei fanden sie heraus, dass der Aufbau dieses Rezeptors ganz anders ist, als bisher angenommen. Des Weiteren konnten die Wissenschaftler zum ersten Mal den Mechanismus zeigen, wie sogenannte „Gedächtnis“-B-Zellen bei einer wiederkehrenden Infektion eine schnellere und höhere Antikörperausschüttung auslösen: Sie bekommen erhöhte Signale, die sie schneller zu Plasmazellen reifen lassen, die Antikörper in hoher Menge ausschütten.

Bei Autoimmunkrankheiten wie SLE  produzieren die Plasmazellen jedoch Antikörper, die gegen den eigenen Körper gerichtet sind. Auch hier konnten die Wissenschaftler Fortschritte erzielen. Ihnen ist es mit einer neuen Therapie erstmals gelungen, die Plasmazellen in solchen Krankheiten zu töten.

Weitere Informationen zum Transregio-SFB TRR130 zum Thema „B-Zellen: Immunität und Autoimmunität“ finden Sie unter http://www.trr130.forschung.uni-erlangen.de/index.php/de/home.html.

Weitere Informationen:
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01.06.2017 Warum neue Gefäße Nervenzellen töten - FAU-Forscher versuchen Neubildung von kranken Gefäßen zu verhindern
uni | mediendienst | forschung Nr. 45/2017

Bei besonders gefährlichen Hirntumoren, genannt Glioblastome, können Chemotherapien nur selten greifen. Grund hierfür sind die Gefäßneubildungen und das Absterben von Nervenzellen. Das Ärzteteam um Nicolai Savaskan vom Lehrstuhl für Neurochirurgie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) hat nun nachgewiesen, dass dies verhindert werden kann, wenn ein Schlüsselgen in Hirntumoren gestoppt wird. Die Ergebnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift Oncogene veröffentlicht (DOI: 10.1038/onc.2017.146).

Bei Hirntumoren wird die Behandlung häufig dadurch erschwert, dass sich im Hirngewebe exzessiv Flüssigkeit ansammelt. Diese entsteht vor allem dadurch, dass sich gefährliche Gefäße neubilden und Nervenzellen absterben. Das Forscherteam um Savaskan konnte zeigen, dass Hirntumore, sogenannte Gliome, verstärkt das Schlüsselgen ATF4 abgeben. ATF4 führt zum Tod von Nervenzellen und somit zum Verlust von gesundem Hirngewebe im umliegenden Hirnbereich. Als Folge davon verschlechtert sich die Lebensqualität des Patienten und seine Überlebenszeit reduziert sich.

Wenn die ATF4-Funktion pharmakologisch oder genetisch mittels kleiner RNA-Moleküle blockiert wird, bleibt der Verlust von gesundem Hirngewebe aus und es bilden sich zudem keine krankhaften Gefäße. Diesen Zusammenhang weisen auch große klinische Datenanalysen des Nationalen Krebsregisters der USA von Hirntumorpatienten auf. Sie deuten auf einen potentiell neuen Therapieansatz hin. Dabei wird zum einem mittels Chemotherapie das Wachstum des Tumors bekämpft und zum anderen eine schädigende Wirkung auf das gesunde Gehirngewebe verhindert. „Noch ist es völlig offen, wie wir die Erkenntnisse in der Behandlung von Hirntumorpatienten übersetzen können“, sagt Savaskan. „Sie eröffnen jedoch in jedem Fall ganz neue Ansätze der pharmakologischen Behandlung von Hirntumoren.“

Die Forschungsarbeit ist online frei verfügbar unter: http://www.nature.com/onc/journal/vaop/ncurrent/full/onc2017146a.html

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29.05.2017 Weiterer Meilenstein zu neuer (Muster-)Weiterbildungsordnung erreicht
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Sehr geehrte Damen und Herren, anbei erhalten Sie eine aktuelle Pressemitteilung der Bundesärztekammer.

Download als PDF-Datei

Weiterer Meilenstein zu neuer (Muster-)Weiterbildungsordnung erreicht

26.05.2017 Vorträgeam 31. Mai : „Schmerz und Stress – zwei wie Pech und Schwefel“
uni | mediendienst | aktuell Nr. 82/2017

Mittwoch, 31. Mai, 17.00 Uhr, Hörsaal der Kinder- und Jugendklinik, Loschgestraße 15, Erlangen
Schmerzen sind Dauerstress für das Nervensystem. Aber auch andere Faktoren können die „Stress-Alarmanlage“ im Gehirn auslösen. Dann kommt es zu zahlreichen seelischen und körperlichen Stressreaktionen. Schmerz und Stress können sich dabei gegenseitig verstärken. Um darüber aufzuklären und Wege aufzuzeigen, den Teufelskreis zu durchbrechen, beteiligt sich das interdisziplinäre Schmerzzentrum (Sprecher: Prof. Dr. Dr. h. c. Jürgen Schüttler, Prof. Dr. Dr. h. c. Stefan Schwab) des Universitätsklinikums Erlangen dieses Jahr mit dem Thema „Schmerz und Stress – zwei wie Pech und Schwefel“ wieder am bundesweiten Aktionstag gegen den Schmerz, den die Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. ausrichtet. Das Schmerzzentrum lädt am Mittwoch, den 31.05.2017, von 17.00 bis 19.00 Uhr zu drei Vorträgen mit anschließender Diskussionsrunde in den Hörsaal der Kinder- und Jugendklinik, Loschgestraße 15, in Erlangen, ein. Der Eintritt ist frei.

Die Vorträge beleuchten Wechselwirkungen von Schmerz und Stress: Diplom-Psychologin Patricia Albert klärt über Stressbewältigung für Schmerzpatienten auf. Dr. Britta Fraunberger erklärt, wie Kopf- und Rückenschmerzen durch Stress beeinflusst werden. Abschließend erläutert Diplom-Sportlehrer Gottfried Hois, wie auch Menschen mit hartnäckigen Schmerzen Bewegung wirksam zum Abbau und zur Vorbeugung von Stress nutzen können. „Die Veranstaltung richtet sich sowohl an Betroffene und deren Angehörige als auch an niedergelassene Ärzte sowie weitere Interessierte“, sagt Dr. Norbert Grießinger, leitender Oberarzt des Schmerzzentrums. „Ziel ist es, neue Behandlungsmöglichkeiten und aktuelle Trends der Forschung in die Öffentlichkeit zu tragen.“

Im interdisziplinären Schmerzzentrum des Universitätsklinikums Erlangen arbeiten Schmerzspezialisten (Anästhesisten, Neurologen, Orthopäden, Kinderärzte, Psychotherapeuten, Psychologen, Fachpflegekräfte, Sporttherapeuten und Krankengymnasten) fachübergreifend zusammen. Angeboten werden interdisziplinäre Therapieprogramme für Patienten mit chronischen Schmerzen. Eine Besonderheit sind Gruppen speziell für Kinder und Senioren.

Ausführliche Informationen zur Veranstaltung finden Sie unter www.schmerzzentrum.uk-erlangen.de.
Weitere Informationen:
Gabriele Gämlich, Tel.: 09131/85-32558, schmerzzentrum@uk-erlangen.de

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18. Mai 2017 Montgomery: „Notfallhilfe im Standby-Modus halten“
Pressenachricht der Bundesärztekammer

Berlin, 18.05.2017 – Zu dem G20-Gesundheitsministertreffen am 19. und 20. Mai 2017 in Berlin erklärt der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery:
„Es ist gut, dass Deutschland die globale Gesundheit nach der G7-Präsidentschaft nun auch zu einem Schwerpunkt der G20-Präsidentschaft gemacht hat. Die Ebola-Katastrophe in Westafrika
hat gezeigt, dass wir bei der nächsten Pandemie besser vorbereitet sein müssen. Um schnell reagieren zu können, brauchen wir Notfallhilfe und Kriseninterventionsmaßnahmen im Standby-
Modus. Der Aufbau des European Medical Corps gegen weltweite Epidemien hat uns einen riesigen Schritt vorangebracht. Das allein aber reicht nicht. Wir brauchen für den Ernstfall international
abgestimmte Informationsketten. Verantwortlichkeiten müssen klar geregelt sein und Ansprechpartner in potentiellen Krisenländern bestimmt werden. Vor allem aber müssen wir die
Gesundheitseinrichtungen und -strukturen vor Ort stärken. Funktionierende Gesundheitssysteme sind die beste Pandemieprävention. Wenn die G20-Minister hier zu guten Lösungen kommen, ist viel erreicht.
Gleiches gilt für das zweite Tagungsthema – den Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen. In Deutschland wurden mit der Antibiotika-Resistenzstrategie wichtige Maßnahmen auf den Weg
gebracht, mit denen unter anderem die Forschung und Entwicklung neuer Antibiotika, alternativer Therapiemethoden und schnellerer Testverfahren verstärkt werden sollen. In der ärztlichen
Aus- und Weiterbildung werden grundlegende Kenntnisse über Antibiotika-Resistenzen und eine rationale Antibiotika-Therapie vermittelt. Zudem sind Fragen zum Einsatz von Antibiotika fester
Bestandteil der Fortbildungsprogramme der Landesärztekammern. Aber auch hier gilt: Den Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen können wir nur gewinnen, wenn wir weltweit an einem Strang ziehen. Deutschland hat in den letzten Jahren eine Vorreiterrolle übernommen. Diesen Weg müssen wir
weitergehen.“
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G20-Gesundheitsministertreffen

am 20. Mai 2017 Einladung zum Tag der Immunologie "Pirates of the Immuno-Bay"
uni | mediendienst | aktuell Nr. 75/2017

Wie schützt sich unser Körper vor Krankheitserregern? Wie funktioniert unser Immunsystem? Und wie kann ich mich mit Hilfe von Impfungen vor Krankheiten schützen? Im Rahmen des Tags der Immunologie ermöglichen Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und des Universitätsklinikums Erlangen Einblicke ins  Gefecht zwischen Immunsystem und Krankheitserregern. Am Samstag, 20. Mai, von 10 bis 16 Uhr, bieten sie mitten in Erlangen, am Hugenottenplatz, ein spannendes und abwechslungsreiches Programm und informieren über alle Aspekte rund um das Thema Immunologie.
 
Jeden Tag schützt das Immunsystem den menschlichen Körper vor Milliarden von Keimen, ohne dass wir es merken. Nur wenn es uns einmal im Stich lässt, schenken wir ihm Aufmerksamkeit. Am Tag der Immunologie präsentieren junge Wissenschaftler der FAU und des Uniklinikums Erlangen für jeden verständlich die Geheimnisse der menschlichen Abwehr gegen Krankheitserreger. Dabei gibt es nicht nur Interessantes rund um die Bereiche Infektion und Impfung zu erfahren. Vielmehr können alle Besucher selbst spielerisch entdecken, wie das Immunsystem den menschlichen Körper gegen Eindringlinge von außen verteidigt. Speziell für Kinder gibt es die Möglichkeit, an Mitmach-Stationen die Welt der menschlichen Abwehr zu erkunden. Dabei können sie attraktive Preise gewinnen. Auch das Bayerische Rote Kreuz ist mit Ständen vertreten und bietet vor Ort verschiedene Gesundheitsuntersuchungen an.
 
Die Abteilung für Molekulare Immunologie an der Medizinischen Klinik 3 des Uni-Klinikums Erlangen, das Graduiertenkolleg 1660 („Schlüsselsignale der adaptiven Immunantwort“ und das Integrierte Graduiertenkolleg des Transregio 130 „B-cells and beyond“ (Leiter Prof. Dr. Hans-Martin Jäck) des Universitätsklinikums Erlangen und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg organisieren wie schon in den Vorjahren den diesjährigen Tag der Immunologie.
 
Ziel des europaweiten Tags der Immunologie ist, das Augenmerk der Entscheidungsträger aus Wissenschaft und Forschung auf dieses für die Volksgesundheit so wichtige Fachgebiet innerhalb der Medizin und Biologie zu lenken. Außerdem soll die Öffentlichkeit Einblick in die aktuelle Forschung auf dem Gebiet der Immunabwehr erhalten und in diesem Jahr im Speziellen über die Wichtigkeit von Impfungen aufgeklärt werden.
 
Informationen:
Prof. Dr. Hans-Martin Jäck, Tel.: 09131/85-35913, E-Mail: hans-martin.jaeck@fau.de
Dr. Anja Glanz , Tel.: 09131/85-43219, E-Mail: anja.glanz@uk-erlangen.de
Dr. Agnes Giniewski, Tel.: 09131/85-43219, E-Mail: agnes.giniewski@uk-erlangen.de

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11.05.2017 Aktionswoche Alkohol
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer und der Hauptstelle für Suchtfragen

vom 13. bis 21. Mai 2017 findet deutschlandweit zum sechsten Mal die Aktionswoche Alkohol statt. In Bayern sind nach Schätzungen rund 270.000 Menschen alkoholabhängig und 1,1 Millionen konsumieren Alkohol in einer Menge, die medizinisch nicht mehr als risikoarm gilt (bei Frauen mehr als zwölf und bei Männern mehr als 24 Gramm Alkohol pro Tag). Dr. Heidemarie Lux, Vizepräsidentin der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) und Suchtbeauftragte des Vorstandes, erklärt: „Alkohol ist ein Zellgift und auch wenn Alkohol als Genussmittel gesellschaftlich anerkannt und weit verbreitet ist, sollte sich jeder seinen Alkoholkonsum bewusst vor Augen halten.“ Die Schwelle eines riskanten Konsums sei schnell überschritten. Deshalb lautet die Botschaft der Aktionswoche „Alkohol? Weniger ist besser!“

Auch bei Ärztinnen und Ärzten treten Suchterkrankungen und die vielschichtig damit verbundenen Probleme auf. Für suchtkranke Ärztinnen und Ärzte bietet die BLÄK ein spezielles Interventionsprogramm an. Im Mittelpunkt steht das Prinzip „Hilfe statt Strafe“. Lux betont: „Wir helfen suchtkranken Ärzten streng vertraulich. Das Interventionsprogramm ist eine hervorragende Chance für Betroffene, einen Ausweg aus dem von Alkoholmissbrauch oder Suchtmittelkonsum dominierten Leben.“

„Die Aktionswoche Alkohol ist eine einzigartige Präventionskampagne. Sie wendet sich an alle, die Alkohol konsumieren. Vielen ist gar nicht bewusst, dass sie bereits mit geringen Mengen ihrer Gesundheit schaden. Einen risikolosen Konsum gibt es nicht“, so Dr. Heribert Fleischmann, Vorsitzender der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS). Ärztinnen und Ärzte seien häufig die ersten neutralen Kontaktpersonen für Menschen, die zu viel Alkohol trinken. Ein aufklärendes Gespräch motiviere Betroffene, ihren Konsum eigenständig zu reduzieren oder sogar zu beenden. „Deshalb ist die aktive Beteiligung von Arztpraxen, Kliniken und Apotheken an der Aktionswoche ‚Alkohol? Weniger ist besser!‘ so wichtig“, erklärt Fleischmann.

Auf der Internetseite www.aktionswoche-alkohol.de gibt es viele wertvolle Informationen zum Thema Alkohol und Sucht. Regionale Veranstaltungen können mit Hilfe einer Suchmaske gefunden werden.

Bayerische  Landesärztekammer

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08.05.2017 Tumorzellen mit den eigenen Waffen schlagen
uni | mediendienst | forschung Nr. 40/2017

FAU-Forscher entdecken Schwachstelle bei Krebszellen und wie sich diese ausnutzen lässt
 
Jedes Jahr trifft rund 500.000 Menschen die Diagnose Krebs. Dabei gehört Darmkrebs nach wie vor zu den häufigsten Tumoren im Erwachsenenalter. Tumoren entstehen, wenn Zellen sich unkontrolliert teilen, weil sie nicht, wie vorgesehen, nach einer bestimmten Zeit sterben. Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben nun herausgefunden, wie sich die Strategie der Tumorzellen gegen diese selbst richten lässt, indem sie eine erst kürzlich entdeckte Form des programmierten Zelltodes ausnutzen. Die Ergebnisse der Studie sind im „Journal of Experimental Medicine“ veröffentlicht worden.
 
Verändern sich Zellen im Körper zum Beispiel aufgrund irreparabler Schädigung der DNA, so werden Mechanismen der Selbstkontrolle aktiviert. Ein solcher Kontrollmechanismus ist die Apoptose, eine Art programmierter Zelltod, der bei gesunden Menschen verhindert, dass Zellen sich unkontrolliert vermehren können. Das Tückische an Krebserkrankungen: Im Tumor ist dieses Gleichgewicht zwischen Zellerneuerung und Zelltod fehlgesteuert. Die Krebszellen inaktivieren nämlich häufig genau jene Gene, die die Apoptose auslösen ‒ die Zellen teilen sich unkontrolliert weiter.
 
Seit vielen Jahren zentrales Thema der Forschung
Die Forschung versucht seit vielen Jahren den Zelltod zu beeinflussen. Das Team um Prof. Dr. Christoph Becker, Inhaber der Professur für Molekulare Gastroenterologie und Leiter der Forschungsabteilung der Medizinischen Klinik 1 am Universitätsklinikum Erlangen der FAU, hat nun entdeckt, dass sich Krebszellen die Fähigkeit der Apoptose zu widerstehen, teuer erkaufen. Denn diese Resistenz macht die Krebszellen für eine weitere, erst vor kurzem entdeckte Form des Zelltodes empfindlicher: der programmierten Nekrose.
 
Zellen haben einen eingebauten Sicherheitsmechanismus. Ist nämlich die Apoptose blockiert, wie dies häufig bei Tumoren vorkommt, so kann in machen Zellarten ein Reserveprogramm aktiviert werden, die sogenannte Nekroptose. Interessant dabei: Je weniger der für die Apoptose wichtigen Moleküle in der Tumorzelle vorhanden sind, desto empfindlicher scheinen diese gegenüber der Auslösung programmierter Nekrose zu sein.
 
„Dies haben wir uns zunutze gemacht“, sagt Prof. Dr. Becker. Der Wissenschaftler und sein Team stellten im Labor  Tumorzellen her, die kein oder nur wenige Mengen des Apoptose-Moleküls Caspase-8 produzierten. Stimulierten sie in diesen Zellen einen bestimmten Signalweg, der für die Regulation des Zelltodes verantwortlich ist, mit einem synthetischen Molekül, welches ein Überlebenssignal blockiert, so starben alle Tumorzellen in kürzester Zeit. „Wir konnten in den Versuchen also Tumorzellen, die unzureichende Mengen eines für die Apoptose wichtigen Moleküls Caspase-8 bilden, durch Nekroptose abtöten“, erklärt der FAU-Forscher.
 
Die Studie zeigt also, dass es möglich ist, die Strategie von Tumorzellen dem Zelltod zu entgehen, gegen diese selbst zu richten. „Nur die Apoptose-resistenten Tumorzellen starben, gesunde und unveränderte Zellen blieben dagegen am Leben“, freut sich Doktorand Gui-Wei He. Der Biologe schreibt in der Arbeitsgruppe seine Doktorarbeit. Durch die neuen Erkenntnisse Beckers und seines Teams lassen sich zukünftig vielversprechende Ansatzpunkte für neue Therapieformen zur effizienteren und spezifischen Krebsbehandlung finden, auch wenn es von den jetzigen Forschungsergebnissen bis zu einer Anwendung am Menschen noch ein weiter Weg ist.
 
Die Ergebnisse der Untersuchung wurden unter dem Titel: „Regression of apoptosis-resistant colorectal tumors by induction of necroptosis in mice“ (Doi: 10.1084/jem.20160442) im „Journal of Experimental Medicine“ veröffentlicht.
 
Weiter Informationen:
Prof. Dr. Christoph Becker
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christoph.becker@uk-erlangen.de
 
 
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04.05.2017 „Game In Flame“: Molekulare Entzündungsmechanismen spielerisch verstehen - Browserspiel erklärt den Mechanismus chronischer Entzündungen
uni | mediendienst | aktuell Nr. 67/2017

„Game In Flame“ ist ein Strategiespiel, das einen Blick in die faszinierende Welt der körpereigenen Abwehr bietet. Spielerisch werden die Stärken und Schwächen von Zellen des Immunsystems, die Wirkung von Medikamenten zur Bekämpfung von chronisch-entzündlichen Erkrankungen im Gelenk, Darm und der Lunge erklärt. Das Browserspiel ist im Rahmen des Sonderforschungsbereichs (SFB) 1181 „Schaltstellen zur Auflösung von Entzündung“ und des Schwerpunktprogramms (SPP) „1468 IMMUNOBONE“ unter der Leitung der Medizinischen Klinik 3 des Universitätsklinikums Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) erstellt worden, um die neuesten Erkenntnisse der Forschung über die raffinierten Tricks des Immunsystems zu erklären und zugleich das Bewusstsein von Betroffenen für die Wichtigkeit der Therapietreue zu schärfen. Auf das Spiel kann jeder kostenfrei unter www.gameinflame.de  zugreifen.


Millionen Menschen leiden an chronisch-entzündlichen Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis, Morbus Crohn oder Asthma. Davon sind viele junge Menschen betroffen, die neben starken Schmerzen erhebliche Beeinträchtigungen ihrer Lebensqualität ertragen müssen. Chronisch entzündliche Erkrankungen sind bisher nicht heilbar. Positiv ist, dass bereits über die Hälfte der Patienten mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen aufgrund von gezielten, immunmodulierenden Medikamenten und entsprechender Therapietreue (Compliance) keine Krankheitsanzeichen mehr haben.

Wissen trägt zu positiven Verhaltensänderungen bei

Das Lernspiel Game In Flame erklärt die guten und schlechten Seiten von Entzündungen und ihren zellulären Mitspielern im Gelenk, im Darm und in der Lunge. Die erste nun online gestellte Welt spielt im Gelenk des Menschen, es gilt einen Gichtanfall zu behandeln bzw. zu verhindern. Dafür müssen weiße Blutkörperchen, sogenannte neutrophile Granulozyten, im Gelenk strategisch klug positioniert werden: Diese gehören zu der ersten Abwehrfront des Immunsystems und verteidigen den Körper gegen Eindringlinge. Sie können Wasserstoffperoxid ausstoßen und mit Netzen aus DNA Gefahrenstoffe wie Harnsäurekristalle und Bakterien fangen oder einfach „auffressen“. Um innerhalb von sechs Leveln Herr über die Entzündungsreaktion zu werden, stehen den Spielern zudem Medikamente als Sonderwaffen zur Verfügung. Mit ein paar Klicks bietet ein „Immuxikon“ den Spielern jederzeit Informationen über die Eigenschaften und Funktionen der zellulären Mitspieler sowie Medikamente im Körper und im Spiel. „Wir möchten mit dem Spiel Jung und Alt über unsere Wissenschaft im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 1181 informieren. Aufgrund der hohen Anzahl von Patienten mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen wünschen wir uns, dass noch mehr Betroffene verstehen, was in ihrem Körper passiert und was sie tun können, um ihre Erkrankung zu beherrschen“, erklärt Prof. Dr. Georg Schett, Sprecher des SFB 1181 und des SPP 1468.

In den kommenden Monaten wird das Lernspiel um zwei weitere Spielwelten erweitert. Zum einen geht es dann um einen Entzündungsmechanismus im Darm, der durch eine Fehlregulierung zu Erkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa führt. Unter wissenschaftlicher Leitung von Prof. Dr. Markus Neurath von der Medizinischen Klinik 1 müssen hier die Entzündungsreaktion und entsprechende Immunzellen im Darm bekämpft werden, um die Zerstörung der Epithelbarriere zu verhindern. Zum anderen wird im Sommer die dritte Entzündungswelt online gehen, in der die Spieler durch den gezielten Einsatz von Antikörpern in der Lunge einen Asthmaanfall stoppen müssen. Im Juli soll das digitale Spiel auch als App für mobile iOS- und android-Geräte zur Verfügung stehen.

Weitere Informationen:
Sandra Jeleazcov

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04.05.2017 Online die psychische Widerstandskraft stärken
uni | mediendienst | forschung Nr. 38/2017

Wissenschaftler haben ein Online-Training entwickelt, das die Resilienz und das Wohlbefinden bei der Arbeit steigert.
In sechs Wochen zu mehr psychischer Widerstandskraft (Resilienz) gelangen, kann das funktionieren? Neuen Forschungsergebnissen zufolge ja: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg haben im Rahmen des Verbundprojekts „Resilire – Altersübergreifendes Resilienz-Management“ ein Online-Training zur Resilienzförderung entwickelt – und in ersten Studien damit Erfolge erzielt.

„Mit zwölf Übungseinheiten, die jeweils nur fünf bis zehn Minuten dauern, ist das Online-Training bewusst zeiteffizient konzipiert“, erklärt Dr. Roman Soucek vom Lehrstuhl für Psychologie, insb. Wirtschafts- und Sozialpsychologie an der FAU. Bei der Entwicklung legten die Forscherinnen und Forscher besonderen Wert auf das Einüben und Reflektieren von Verhaltensweisen, die die Resilienz fördern. „Wir verzichten auf langatmige theoretische Abhandlungen und die übliche Litanei trockener Fakten“, erklärt Dr. Christian Schlett, Projektmitarbeiter an der Universität Freiburg. „Stattdessen haben wir praktischen Beispielen, ansprechenden Illustrationen und abwechslungsreichen Übungen viel Aufmerksamkeit geschenkt und entsprechend viel Platz eingeräumt“. Die professionelle Umsetzung des Trainings erfolgte durch den Verbundpartner Haufe-Lexware GmbH & Co. KG.

Dass das Training nicht nur Spaß macht, sondern auch Unternehmen etwas bringt, zeigen die Ergebnisse aus vier betrieblichen Fallstudien in unterschiedlichen Branchen. „Das Training erhält überwiegend gute bis sehr gute Bewertungen von den inzwischen mehr als 200 Teilnehmenden“, berichtet Dr. Nina Pauls von der Universität Freiburg. „Die Teilnehmer erzielten außerdem erstaunliche Lerneffekte im Wissensbereich, obwohl das Training sehr kurz ist und die Wissensvermittlung nicht im Vordergrund steht.“ Besonders bedeutsam sind für Unternehmen natürlich die langfristigen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Beschäftigten. Auch dies wurde im Forschungsprojekt „Resilire“ bereits untersucht. „In Fallstudien zeigte sich, dass die Teilnehmer nach dem Training tatsächlich mehr resilientes Verhalten bei der Arbeit zeigen“, berichtet FAU-Wissenschaftler Dr. Roman Soucek. „Das allein ist schon sehr gut, aber noch viel wichtiger für das betriebliche Gesundheitsmanagement und den Krankenstand ist, dass in Folge des Trainings die psychische Beanspruchung der Beschäftigten bedeutsam absank und ihr Engagement bei der Arbeit zunahm.“

Das Online-Training sowie weitere Ergebnisse des an der FAU koordinierten Forschungsprojekts „Resilire“ stellen die Wissenschaftler auf ihrer Abschlusstagung am 6. Juli 2017 in Nürnberg vor. Wer sich für die Einschätzung und Stärkung von Resilienz, den Einsatz der Online-Trainings im Unternehmen und für die Hintergründe der Studien interessiert, kann sich kostenfrei zur Tagung „Stark im Arbeitsleben! Instrumente zur Resilienzförderung“ anmelden. Weitere Informationen und Registrierung unter https://www.resilire.de/tagung.php.


Weitere Informationen:
Dr. Roman Soucek
Tel.: 0911/5302-245
roman.soucek@fau.de
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24.04.2017 Ärztestatistik 2016 -Die Schere zwischen Behandlungsbedarf und Behandlungskapazitäten öffnet sich
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 24.04.2017 – „Wer nur die leicht steigenden Arztzahlen betrachtet, verschließt die Augen vor der ganzen Wahrheit. Tatsächlich öffnet sich die Schere zwischen Behandlungsbedarf und Behandlungskapazitäten immer weiter. Schon heute klaffen bei der ärztlichen Versorgung in vielen Regionen große Lücken.“ So kommentiert Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery, Präsident der
Bundesärztekammer (BÄK), die Ärztestatistik für das Jahr 2016.

Wie aus den Daten der BÄK hervorgeht, erhöhte sich die Zahl der bei den Landesärztekammern gemeldeten Ärztinnen und Ärzte geringfügig um 2,1 Prozent. Damit waren im Jahr 2016 im
Bundesgebiet 378.607 Ärztinnen und Ärzte tätig, 7.305 mehr als im Vorjahr. Von ihnen arbeiten 194.401 im Krankenhaus. Deutlich kleiner ist die Gruppe der ambulant tätigen Ärztinnen und Ärzte
mit 151.989. Hinzu kommen 32.217 Mediziner, die bei Behörden, Körperschaften und in sonstigen Bereichen beschäftigt sind. Ihr Anteil blieb im Vergleich zum Vorjahr mit 8,5 Prozent unverändert.

Der insgesamt leichte Zuwachs relativiert sich, wenn man die enorm hohen Behandlungszahlen in Praxen und Kliniken betrachtet. Allein in der ambulanten vertragsärztlichen Versorgung
kommt es jährlich zu mehr als einer Milliarde Arzt-Patienten-Kontakten. In den Krankenhäusern erhöhte sich die Zahl der Behandlungsfälle in den letzten zehn Jahren um mehr als 2,5
Millionen auf fast 19,8 Millionen. Da die Deutschen immer älter werden, ist ein Ende dieser Entwicklung nicht in Sicht. Wissenschaftler prognostizieren bis 2030 einen Anstieg der
Lebenserwartung bei Männern in Deutschland von 78 auf fast 82 Jahre und bei Frauen von 83 auf 86 Jahre.

„Unsere Gesellschaft altert, und die Ärzteschaft altert mit. Fast jeder vierte niedergelassene Arzt plant, in den nächsten fünf Jahren seine Praxis aufzugeben“, warnt der BÄK-Präsident. Zwar
stieg im Jahr 2016 die Zahl der unter 35-jährigen berufstätigen Ärzte (+ 2.334). Dem steht aber in den Altersgruppen der 50- bis 59-Jährigen ein Zuwachs von 1.600, bei den 60- bis 65-Jährigen
von 1.172 und bei den über 65-Jährigen von 2.463 Ärztinnen und Ärzten gegenüber.

Nach wie vor steigt auch der Anteil der Ärztinnen an der Gesamtzahl der berufstätigen Ärzte. Er beträgt jetzt 46,5 Prozent. Im Jahr 1991 lag der Frauenanteil noch bei einem knappen Drittel.
Seitdem hat er sich um 38,4 Prozent erhöht.

Auf dem Arbeitsmarkt sind Mediziner weiterhin äußerst gefragt. Die Bundesagentur für Arbeit meldete 1.943 offene Stellen für Ärztinnen und Ärzte (Vorjahr: 1.807). Damit herrscht praktisch
Vollbeschäftigung – das ist eine gute Nachricht für die Mediziner, aber aus der Versorgungs-perspektive ein deutliches Warnsignal.

Weiterhin ungebrochen ist der Trend zur Festanstellung im ambulanten Bereich. Im Jahr 2016 betrug der Zuwachs hier 10,1 Prozent. Die Gesamtzahl der im ambulanten Bereich angestellten
Ärztinnen und Ärzte erhöhte sich auf 32.348. Damit hat sich ihre Zahl seit 1993 fast versechsfacht. Bemerkenswert ist der hohe Frauenanteil von 62,7 Prozent in dieser Gruppe. Die Zahl der
niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte dagegen sank um 0,9 Prozent auf 119.641.


Immer mehr angestellte Ärzte entscheiden sich allerdings gegen eine Vollzeitstelle. Allein im Jahr 2015 stieg der Anteil der Ärzte und Psychotherapeuten in Teilzeitanstellung nach Angaben der
Kassenärztlichen Bundesvereinigung um 10,6 Prozent. Für die Versorgung der Patienten bedeutet dies aber, dass mehr Köpfe gebraucht werden, um die gleiche Menge an Arbeit zu leisten.

„Die Politik muss diesen Zusammenhang zwischen mehr Teilzeitarbeit und weniger Arztstunden endlich anerkennen und die Zahl der Studienplätze erhöhen“, fordert Montgomery.
Notwendig sei eine Steigerung um zehn Prozent. Dass dies aus Kostengründen aus dem zwischen Bund und Ländern konsentierten „Masterplan Medizinstudium 2020“ ausgeklammert
wurde, sei enttäuschend. Statt auf Kostenschätzungen einer Expertenkommission zu warten, müssten die Länder ihrer Verantwortung für die ärztliche Nachwuchsförderung gerecht
werden und die nötigen Mittel bereitstellen. Dennoch sei es zu begrüßen, dass die Reform des Medizinstudiums nun endlich in Angriff genommen werde. Dabei habe die Politik viele
Forderungen der Ärzteschaft aufgegriffen.

Ein wenig entschärft wird der Ärztemangel durch die Zuwanderung aus dem Ausland. Die Zahl der in Deutschland gemeldeten ausländischen Ärztinnen und Ärzte stieg um 9,7
Prozent auf 46.721. Damit besitzen 11 Prozent der in Deutschland berufstätigen Ärztinnen und Ärzte eine ausländische Staatsbürgerschaft.

Die stärksten Zuwächse gab es mit 746 Ärztinnen und Ärzten aus Syrien, es folgen Rumänien(+ 223), Serbien (+ 218), die Ukraine (+ 160), Russland (+ 109) und Aserbaidschan (+ 108). Die meisten ausländischen Ärzte stammen damit aus Rumänien (4.285), Griechenland (3.118) und Syrien (2.895), gefolgt von Österreich (2.600).

Ihnen stehen 2.050 Kolleginnen und Kollegen gegenüber, die Deutschland im Jahr 2016 den Rücken gekehrt haben. Die beliebtesten Auswanderungsländer waren, wie schon in den vergangenen Jahren, die Schweiz (677), Österreich (295) und die USA (112). Die Zahl der Ärztinnen und Ärzte ohne ärztliche Tätigkeit hat sich im vergangenen Jahr um 2,7 Prozent erhöht.

Die Ärztestatistik 2016 können Sie unter dem folgenden Link
abrufen: http://www.bundesaerztekammer.de/https://www.arzt-fortbildung-erlangen.de/./

Pressestelle der
deutschen Ärzteschaft
Herbert-Lewin-Platz 1
Berlin
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Alexander Dückers
Samir Rabbata
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18.04.2017 Was Bauchspeicheldrüsenkrebs so aggressiv macht
uni | mediendienst | forschung Nr. 30/2017

FAU-Forscher entdecken Schlüsselfaktor für Aggressivität des Bauchspeicheldrüsenkrebses
 

Bauchspeicheldrüsenkrebs zählt zu den aggressivsten Tumortypen überhaupt, da er früh anfängt, Metastasen zu bilden. Gleichzeitig wird der Krebs meist erst spät entdeckt. Dies führt zu einer hohen Sterberate der Patienten. Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben nun entdeckt, weshalb sich Bauchspeicheldrüsenkrebs und andere bösartige Tumortypen so aggressiv ausbreiten können. Die Ergebnisse sind jetzt in der renommierten Fachzeitschrift Nature Cell Biology publiziert worden.
 
Die FAU-Forscher um Prof. Dr. Thomas Brabletz und Dr. Marc Stemmler vom Lehrstuhl für Experimentelle Medizin I haben in Kooperation mit der Medizinischen Klinik 5 – Hämatologie und Internistische Onkologie, sowie der Chirurgischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangens und des Lehrstuhl für Genetik der Naturwissenschaftlichen Fakultät nachgewiesen, dass dieser aggressive Tumortyp den Schlüsselfaktor eines embryonalen Programmes aktiviert. 
 
Dieser Faktor - genannt Zeb1 – steuert die Wanderung und das Überleben von Zellen in der frühen Embryonalentwicklung. In normalen, voll entwickelten Zellen ist Zeb1 stillgelegt. Wird der Faktor in Krebszellen reaktiviert, so hat das fatale Folgen: Die Tumorzellen breiten sich im Körper aus und passen sich schnell veränderten Bedingungen in einer neuen Umgebung an. Dadurch können sie zu Metastasen auswachsen und Tochtergeschwülste bilden – der Krebs schreitet aggressiv voran.
Wird Zeb1 nicht aktiviert, gelingt es Krebszellen nicht mehr, sich leicht an eine neue Umgebung anzupassen. Somit entsteht eine Variante des Bauchspeicheldrüsenkrebses, die deutlich weniger Metastasen bildet.
 
Dieser Mechanismus ist auch bei anderen Tumoren, wie beispielsweise aggressiven Formen des Brustkrebses, zu beobachten. Die Forscher hoffen nun, in Zukunft mithilfe dieser Erkenntnisse neue Therapiestrategien zur Bekämpfung von Metastasen bei Bauchspeicheldrüsenkrebs und anderen aggressiven Tumortypen entwickeln zu können.
 
Originalveröffentlichung:
Angela M. Krebs, Julia Mitschke, Maria Lasierra Losada, Otto Schmalhofer, Melanie Boerries, Hauke Busch, Martin Boettcher, Dimitrios Mougiakakos, Winfried Reichardt, Peter Bronsert, Valerie G. Brunton, Thomas H. Winkler, Simone Brabletz, Marc P. Stemmler and Thomas Brabletz. The EMT activator ZEB1 is a key factor for cellular plasticity and promotes metastasis in pancreatic cancer. Nat Cell Biol, DOI 10.1038/ncb3513 (2017).
 
Kommentar:
M. Angela Nieto. News and Views: Context-specific roles of EMT programmes in cancer cell dissemination. Nat Cell Biol, Vol 19 (May 2017).
 
Weitere Informationen:
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11.04.2017 Ein Tag im Operationssaal Pflegedienst und Kardiotechnik laden zum Boys’ und zum Girls’Day Boys’ und Girls’Day am Donnerstag, 27. April 2017 ein – für Jungs sind noch Plätze frei
uni | mediendienst | aktuell Nr. 51/2017

Lernen im OP: Beim bundesweiten Boys’ und Girls’Day am Donnerstag, 27. April 2017, dürfen die angemeldeten Schüler und Schülerinnen für einen Tag ihre Schulbank gegen einen OP-Saal im Universitätsklinikum Erlangen eintauschen. Auf 18 Jungen warten spannende Einblicke in die Arbeit des Pflegedienstes, acht Mädchen können sich den Kardiotechnikern der Kinderherzchirurgischen Abteilung an die Fersen heften. Während das Girls’Day-Programm am Uni-Klinikum Erlangen bereits ausgebucht ist, gibt es für den Boys’Day noch einige freie Plätze. Anmelden können sich interessierte Schüler ab 14 Jahren direkt über die Website des Boys’Day (www.boys-day.de).
 
Schüler bekommen beim Boys’Day im Uni-Klinikum Erlangen die Möglichkeit, in den Beruf der Gesundheits- und (Kinder-)Krankenpfleger hineinzuschnuppern. Diese nehmen beispielsweise Blut ab, versorgen Wunden, legen Verbände oder Schienen an und verabreichen Medikamente. Zusätzlich assistieren sie dem Arzt bei Untersuchungen und Behandlungen. Die Teilnehmer dürfen sich neben einem Rundgang durch den OP-Saal auch praktisch betätigen: Sie legen einen Gips an, messen Blutdruck, legen eine Ernährungssonde und üben Reanimationsmaßnahmen an Simulatoren. Außerdem erhalten die Jungen von Schülerinnen und Schülern der Berufsfachschulen für Krankenpflege und Kinderkrankenpflege des Staatlichen Beruflichen Schulzentrums für Gesundheitsberufe Erlangen am Universitätsklinikum Erlangen (BSZG Erlangen) Informationen darüber, wie die Ausbildung zum Gesundheits- und Kranken- bzw. Kinderkrankenpfleger geregelt ist.
 
Was macht eigentlich ein Kardiotechniker?
Kardiotechniker bedienen beispielsweise Herz-Lungen-Maschinen, die während eines Herzstillstands den Herz- und Lungenkreislauf des Patienten aufrechterhalten. Außerdem kontrollieren und bedienen Kardiotechniker externe sowie interne Herzunterstützungssysteme wie Herzschrittmacher und Defibrillatoren. Beim Girls’Day lernen die Schülerinnen einige dieser Apparate kennen, dürfen sie probeweise selbst bedienen und können bei einer Herzoperation zuschauen. Zusätzlich erhalten sie nützliche Informationen, welche Voraussetzungen nötig sind, um Kardiotechnikerin zu werden.
 
Vertreter der Medien können nach Absprache am Programm des Boys’ und des Girls’Day teilnehmen, Foto- und Filmaufnahmen sind ebenfalls möglich.
 
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11.04.2017 Raum und Gesundheit- Interdisziplinäre Fachtagung am 12. 5. 2017 für Ärzte, Architekten und Innenarchitekten zur Neu- und Umorganisation von Praxis- und Behandlungsräumen
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Praxisräume, die nicht nur gut funktionieren, sondern auch von Patienten und Mitarbeitern positiv wahrgenommen werden, sind heute wichtiger denn je. Sie erfüllen vielfältige und zum Teil sehr unterschiedliche Anforderungen: Während bei hoch technisierten Bereichen, in denen behandelt, therapiert und operiert wird, vor allem Reinheit und Hygiene an erster Stelle stehen, werden in Empfangs- und Warteräumen, Patienten willkommen geheißen und Behandlungen vorbereitet. Atmosphärisch sollen diese Räume sein und ein positives, sicheres Raumgefühl vermitteln. Hinzu kommt, dass es sich bei Praxen schlicht um Arbeitsstätten handelt, in denen Mitarbeiter beschäftigt und angemessen geschützt werden müssen. Die Bayerische Landesärztekammer und die Bayerische Architektenkammer haben deshalb in Kooperation mit dem Bund Deutscher Innenarchitekten BDIA Bayern, dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit sowie dem Ärztlichen Kreis- und Bezirksverband München zum Thema Neu- und Umbauten von Praxis- und Behandlungsräumen erstmalig eine interdisziplinäre Fachtagung konzipiert und laden am 12. Mai 2017 Architekten, Innenarchitekten und Ärzte ins Ärztehaus Bayern zum fachlichen Austausch ein. Wer beabsichtigt, seine Praxis, seine Klinik oder das Medizinische Versorgungszentrum um oder neu zu planen oder vorhat, Betriebs- und Arbeitsprozesse umzuorganisieren, kann sich bei der Veranstaltung aus erster Hand informieren, wie das Projekt konzeptionell und organisatorisch vorbereitet werden kann und mit welchen baulichen Auswirkungen auf den Betrieb zu rechnen ist.

Zitat Christine Degenhart, Architektin, Präsidentin der Bayerischen Architektenkammer: „Die Neu- oder Umplanung einer Klinik oder Praxis ist ein komplexes Vorhaben. Eine gut funktionierende Kommunikation zwischen Klinikverantwortlichen, Ärzten sowie Architekten und Innenarchitekten ist deshalb das A und O für ein optimales Ergebnis. Beide Seiten sind Experten auf ihrem Gebiet. Die Fachtagung bietet eine gute Gelegenheit, möglichst frühzeitig voneinander zu profitieren.“

Zitat Dr. med. Max Kaplan, Arzt für Allgemeinmedizin, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer: „Ansprechende und funktionell strukturierte Praxis- oder Klinikräume sind mit Voraussetzung für eine optimierte Patientenbehandlung. Eine gute Erreichbarkeit, ein deutlich gekennzeichneter Eingang, bauliche und farbliche Klarheit in den Praxisräumen sowie relativ großzügig gestaltete Bewegungsflächen – nicht nur in den Sanitärräumen – sind insbesondere für mobilitätseingeschränkte Patientinnen und Patienten von Relevanz. Dabei gilt, dass Barrierefreiheit bei Neubauten zum Standard gehört, bei notwendigem Umbau im laufenden Betrieb nur im Rahmen der technischen Möglichkeiten und bei adäquater Förderung umgesetzt werden kann.“

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen Expertenvorträge und ein daran anschließendes Podiumsgespräch. Effiziente Betriebs- und Raumorganisation, technische und rechtliche Anforderungen wie Akustik, Schallschutz, Haustechnik, Raumklima, Vermeidung von Elektrosmog sind ebenso Themen des Nachmittags wie die zunehmende Digitalisierung und wie neue Technologien die Gestaltung von Klinik- oder Praxisräumen beeinflussen werden. Angesprochen werden zudem Energieeffizienz und Barrierefreiheit aber auch, wie Farben den Genesungsprozess positiv unterstützen, Licht und Beleuchtung am Arbeitsplatz optimal funktionieren und welche Oberflächen sowohl hygienischen als auch atmosphärischen Anforderungen gerecht werden. Informationen wie ein Neu- oder Umbau gefördert werden kann, runden das Informationsangebot ab.

Ab 18.00 Uhr besteht Gelegenheit zum persönlichen Austausch mit den Referentinnen und Referenten. Die Beratungsstellen Barrierefreiheit sowie Energieeffizienz und Nachhaltigkeit der Bayerischen Architektenkammer informieren vor Ort zum kostenfreien Beratungsangebot für Ärzte. Der Eintritt ist frei. Anmeldung unter www.akademie.byak.de.

Fachtagung „Raum und Gesundheit“
Freitag, 12. Mai 2017, 14.00 bis 18.00 Uhr, im Anschluss: Informationsaustausch
Ärztehaus Bayern, Mühlbaurstraße 16, 81677 München, Großer Saal, 5. OG

Begrüßung:
Dipl.-Ing. Rainer Hilf, Innenarchitekt,
Mitglied des Vorstands der Bayerischen Architektenkammer
Dr. med. Max Kaplan, Arzt für Allgemeinmedizin,
Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (angefragt)

Referenten:
Prof. Dr. Christiane Höller,
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, München
Dipl.-Ing. Veronika Kammerer, Innenarchitektin, Architektin, Altötting
Prof. Dr. med. Christian Lackner,
Director of Healthcare Division, Drees & Sommer, München
Dipl.-Ing. Wencke Schoger, Innenarchitektin, Berlin
Moderation: Dorothee Maier, Innenarchitektin, BDIA Bayern

Die Teilnehmerzahl ist auf 180 Personen begrenzt. Der Besuch der Veranstaltung wird von der Bayerischen Landesärztekammer mit zwei Fortbildungspunkten bewertet.

Kooperationspartner:

 
 Beschreibung: C:UsersSchuhAppDataLocalMicrosoftWindowsTemporary Internet FilesContent.Wordaekbv_logo_1000px.jpg

 

 

 

 

 



Pressekontakt

Bayerische Architektenkammer, Alexandra Seemüller, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Telefon: 089-139 880-39, E-Mail: seemueller@byak.de, Internet: www.byak.de

 

10.04.2017 Wie wollen wir alt werden? Neues FAU-Forschungsprojekt zu „erfolgreichem Altern“
uni | mediendienst | forschung Nr. 26/2017

In alternden Gesellschaften wird die Frage nach der Gestaltung des Alters immer wichtiger. Ein neues Forschungsprojekt der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und der Universitätsmedizin Göttingen untersucht jetzt Vorstellungen „erfolgreichen Alterns“. Das Bundesministerium für Gesundheit fördert das Projekt mit rund 230.000 Euro.
 
In der Diskussion um den demographischen Wandel kommt den Konzepten des „erfolgreichen Alterns“  eine wichtige Bedeutung zu. Diese Konzepte entwerfen ein positives Gegenbild zu negativen Vorstellungen des Alters im Zeichen von Krankheit, Gebrechlichkeit und Verfall und beeinflussen so  auch sozialpolitische Zielsetzungen und kulturelle Vorstellungen von Alter und Altern. Dabei wird „erfolgreiches  Altern“ nicht selten mit aktivem oder gesundem Altern in Verbindung gebracht.
 
Unter der Leitung von Dr. Larissa Pfaller vom Institut für Soziologie der FAU und PD Dr. Mark Schweda vom Institut für Ethik und Geschichte der Medizin an der Universitätsmedizin Göttingen forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler interdisziplinär mit verschiedenen Kooperationspartnern aus Gerontologie, Ethik, Politik- und Sozialwissenschaften zusammen.
 
Das Forschungsteam untersucht Konzepte des erfolgreichen Alterns und ihr Verhältnis zu Gesundheit und Krankheit. Mit Methoden qualitativer Sozialforschung, also zum Beispiel Interviews und Dokumentenanalysen wird der Frage nachgegangen, was genau Vorstellungen des erfolgreichen Alterns eigentlich beinhalten. Außerdem geht es um die Bewertungsmaßstäbe, nach denen Altern als erfolgreich beurteilt wird. Das beinhaltet auch Fragen danach, ob dieses Konzept  für alle dasselbe bedeutet, ob es sich dabei um ein Idealbild handelt oder ob sich daraus auch Verantwortlichkeiten ableiten lassen und inwieweit es möglich ist, auch mit Krankheiten und Einschränkungen gut alt zu werden.
Bilder finden Sie hier: https://www.fau.de/files/2017/04/Larissa-Pfaller_eye-d-photodesign.jpg
Dr. Larissa Pfaller leitet das Projekt zu Konzepten des erfolgreichen Alterns. (Bild: eye-d-photodesign)
 
Link zum Artikel: https://www.fau.de/2017/04/news/wissenschaft/wie-wollen-wir-alt-werden/

Kontakt:
Dr. Larissa Pfaller
09131/85-26311
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o5.04.2017 Schnelle Hilfe für rund 25.000 Schlaganfallpatienten
uni | mediendienst | aktuell Nr. 48/2017

Schlaganfallnetzwerk mit Telemedizin in Nordbayern STENO gilt seit zehn Jahren als wegweisende Einrichtung
 
Eine Erfolgsgeschichte feiert zehnten Geburtstag: Mit drei Schlaganfallzentren und elf regionalen Krankenhäusern fing das Schlaganfallnetzwerk mit Telemedizin in Nordbayern STENO im Jahr 2007 an. Heute kooperieren 18 Kliniken der Regel- und Schwerpunktversorgung in Mittel-, Ober- und Unterfranken, der Oberpfalz sowie Südthüringen mit den überregionalen Schlaganfallbehandlungszentren in Bayreuth, Erlangen und Nürnberg. Rund 25.000 Schlaganfallpatienten konnte bisher geholfen werden. Die Gesamtkoordination des Netzwerks erfolgt durch die Neurologische Klinik (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Stefan Schwab) des Universitätsklinikums Erlangen.
 
„In der Akutsituation eines Schlaganfalls zählen vor allem zwei Dinge: der frühzeitige Behandlungsbeginn und kompetentes Handeln. Die Betroffenen müssen daher umgehend versorgt werden, im Idealfall auf einer Schlaganfalleinheit, einer sogenannten Stroke Unit“, sagt Prof. Dr. Dr. h. c. Stefan Schwab, Direktor der Neurologischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen. Im Flächenstaat Bayern sind die Wege zu einer spezialisierten Schlaganfallversorgung mitunter jedoch weit. Durch den Einsatz von Telemedizin können neurologische Fachkenntnisse auch außerhalb der Ballungsräume schnell verfügbar gemacht und wohnortnah eine adäquate Behandlung eingeleitet werden. „Mit dem Telemedizinnetzwerk STENO wurde vor zehn Jahren ein innovativer Weg beschritten und seitdem die Schlaganfallversorgung in der Versorgungsregion kontinuierlich verbessert“, so der Neurologe.
 
Die drei überregionalen STENO-Schlaganfallbehandlungszentren stellen in wechselnder Dienstbereitschaft rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr in der Schlaganfallbehandlung erfahrene Neurologen für die telekonsiliarische Beurteilung und Behandlung akuter Schlaganfälle in den Kliniken des Netzwerks. „Unabdinglich ist das Vorhandensein von flächendeckender Fachkompetenz auch in ländlicheren Regionen, um jeden Patienten auf höchstem Niveau behandeln zu können“, erläutert Prof. Schwab. „Mit unserem Telemedizinnetzwerk ermöglichen wir seit nunmehr einem Jahrzehnt eine wohnortnahe leitliniengerechte Versorgung von Schlaganfallpatienten“. Mittels einer videogestützten neurologischen Untersuchung kann der Experte im Zentrum den Patienten mit Unterstützung des Arztes in der örtlichen Klinik befragen, untersuchen und klinisch beurteilen. „Die Anzahl der Konsile hat im Laufe der vergangenen zehn Jahre deutlich zugenommen – aktuell werden durchschnittlich neun Konsile pro Tag angefragt“, erläutert STENO-Projektleiter Dr. Lorenz Breuer, Oberarzt der Neurologischen Klinik des Uni-Klinikums Erlangen. In jedem Krankenhaus des Netzwerks wurde zur weiteren Behandlung der Patienten eine Schlaganfallstation eingerichtet. Hier werden die Patienten von einem spezialisierten interdisziplinären Team aus Ärzten, Pflegekräften und Therapeuten betreut. „Außerdem stehen die drei Zentren im Falle einer erforderlichen Verlegung für eine weiterführende Therapie zur Verfügung“, so Breuer weiter.
 
Weltweit erstes zertifiziertes Zentrum
Um die Behandlungsqualität im gesamten Netzwerk dauerhaft zu sichern und stetig weiterzuentwickeln wurden gemeinsame Standards und Verfahrensanweisungen für Diagnostik und Therapie entwickelt und ein klinikübergreifendes Qualitätsmanagement etabliert. Als weltweit erstes telemedizinisches Schlaganfallnetzwerk wurde STENO 2011 für sein Qualitätsmanagement nach der international gültigen Qualitätsnorm DIN EN ISO 9001:2008 zertifiziert. Seitdem erfolgt eine jährliche Überprüfung der Versorgungsqualität. 2014 und 2017 wurde das Schlaganfallnetzwerk STENO erfolgreich rezertifiziert, zuletzt nach der neuen DIN EN ISO Norm 9001:2015.
 
STENO gilt als wegweisendes Telemedizinmodell der Schlaganfallversorgung. Derzeit werden jährlich rund 3.500 Telekonsile durchgeführt und im Netzwerk über 12.000 Patienten versorgt. Aktuell kooperieren folgende Kliniken mit den überregionalen Schlaganfallbehandlungszentren im Klinikum Bayreuth, im Universitätsklinikum Erlangen und im Klinikum Nürnberg: Klinikum Ansbach, Klinikum Coburg, Klinik Dinkelsbühl, Klinikum Forchheim, Klinikum Fürth, Klinik Gunzenhausen, Sana Klinikum Hof, Helmut-G.-Walther-Klinikum Lichtenfels, Klinik Kitzinger Land, Klinikum Kulmbach, Klinikum Fichtelgebirge – Haus Marktredwitz, Klinikum HochFranken – Klinik Münchberg, Klinikum Neumarkt i. d. OPf., Klinik Neustadt a. d. Aisch, Kreisklinik Roth, Krankenhaus Rummelsberg, MEDINOS Klinik Sonneberg und Stadtkrankenhaus Schwabach.
 
Telemedizinische Schlaganfallversorgung
Telemedizin ermöglicht mithilfe moderner Informations- und Kommunikationstechnologien die Überbrückung räumlicher Distanzen und kann Fachkenntnisse schnell dort verfügbar machen, wo sich der Patient befindet. Der telemedizinische Konsildienst im Schlaganfallnetzwerk STENO wird durch die Kliniken des Netzwerks im diensthabenden Zentrum angefordert. Mit Videoübertragungen in Echtzeit und paralleler Übertragung von CT- oder MRT-Bildern des Gehirns im DICOM-Format kann der Experte im Zentrum den Patienten per fernsteuerbarer Videokamera mit Unterstützung des Kollegen vor Ort untersuchen und beurteilen. Der Patient sieht den Arzt auf einem Monitor und kann über ein Mikrofon mit ihm sprechen.
 
Die Erkrankung Schlaganfall
In Deutschland erleiden jährlich rund 270.000 Menschen einen Schlaganfall. Fast eine Million Bundesbürger leiden an den Folgen dieser Erkrankung. Etwa ein Drittel der Patienten verstirbt innerhalb des ersten Jahres nach dem Schlaganfall und rund die Hälfte der Überlebenden bleibt behindert und ist dauerhaft auf fremde Hilfe angewiesen. Rund 15 Prozent müssen in einer stationären Pflegeeinrichtung leben. Nach Krebs- und Herzerkrankungen ist der Schlaganfall die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Unbehandelt sterben bei einem Verschluss eines der hauptversorgenden Blutgefäße des Gehirns pro Minute etwa 1,9 Millionen Nervenzellen, 14 Milliarden Synapsen und 12 Kilometer Nervenfasern ab. Der möglichst rasche Behandlungsbeginn ist daher oberstes Gebot. Wenn Symptome wie Lähmungen oder Taubheitsgefühle, Sprach- oder Sehstörungen, Schwindel und Gangunsicherheit oder plötzliche heftige Kopfschmerzen auftreten, sollte sofort der Notarzt unter der Telefonnummer 112 verständigt werden. Auch wenn die Beschwerden schnell wieder verschwinden, sollten die Betroffenen umgehend eine Klinik aufsuchen.
 
Website des Schlaganfallnetzwerks mit Telemedizin in Nordbayern STENO: www.steno-netz.de
 
Bilder zum Download finden Sie hier:
 
https://www.fau.de/files/2017/04/STENO_Telekonsilraum_M-Lorenz.jpg Der Neurologe im Schlaganfallzentrum untersucht im Rahmen eines Telekonsils gemeinsam mit der lokal behandelnden Ärztin einen Schlaganfallpatienten. (Foto: M. Lorenz)
 
https://www.fau.de/files/2017/04/STENO-Karte_Steno-petitio.jpg
Im Schlaganfallnetzwerk mit Telemedizin in Nordbayern STENO kooperierende Kliniken (Grafik: STENO/petitio)
 
Weitere Informationen:
 
Dr. Lorenz Breuer
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lorenz.breuer@uk-erlangen.de

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05.04.2017 Weltgesundheitstag 2017 „Depression – let´s talk“ -Stigmatisierung entgegenwirken, sprechende Medizin stärken
Pressemeldung der Bundesärztekammer

erlin, 05.04.2017 – Bundesweit tritt bei jedem dritten
Erwachsenen im Zeitraum eines Jahres eine psychische
Erkrankung auf. Dabei gehören Depressionen zu den häufigsten
psychischen Leiden. Bundesweit sind innerhalb eines Jahres rund
5,3 Millionen Menschen von Depressionen betroffen, darunter
zunehmend auch junge Menschen. „Die gute Nachricht ist, dass
Depressionen von Ärzten und psychologischen
Psychotherapeuten meist erfolgreich behandelt werden können.
Voraussetzung ist aber, dass den Betroffenen die Angst vor einem
Arztbesuch genommen wird. Wir müssen gesellschaftlicher
Stigmatisierung entgegentreten und die vielfältigen Möglichkeiten
der sprechenden Medizin insgesamt sowie der Psychotherapie im
Besonderen weiter stärken.“ Das sagte Dr. Ulrich Clever, Präsident
der Landesärztekammer Baden-Württemberg und
Vorstandsbeauftragter der Bundesärztekammer für ärztliche
Psychotherapie, vor dem Weltgesundheitstag zum Thema
„Depression“ am 7. April 2017.

Clever warnte, dass sich Betroffene aus Scham und aus Angst vor
Stigmatisierung häufig scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch
zu nehmen. Patienten sowie ihr soziales Umfeld müssten wissen,
dass eine Depression genau wie eine körperliche Erkrankung keine
Frage von Schuld ist. „Aufklärungsarbeit ist wichtig. Ebenso
wichtig ist es, dass die notwendigen Versorgungsangebote zur
Verfügung stehen, wenn sich Betroffene für professionelle
Unterstützung entscheiden“, sagte Clever. Er verwies auf das
Motto des diesjährigen Weltgesundheitstages: „Depression – let´s
talk.“ „Politik und Kostenträger sollten diese Aufforderung ernst


nehmen und den Ausbau der sprechenden Medizin durch Haus-
und Fachärzte nicht nur fordern, sondern auch fördern.“ Clever
betonte, dass sich häufig erst in einem ausführlichen Arzt-
Patienten-Gespräch Anhaltspunkte für eine psychische Erkrankung
ergeben.

Hinzu kommt, dass psychisch kranken Menschen nach wie vor
eine mühsame und zeitraubende Suche nach einem
niedergelassenen Psychotherapeuten zugemutet wird. Die neu
eingeführten psychotherapeutischen Sprechstunden und
Akutbehandlungen sollen die Lage etwas entspannen. „Sie können
dazu beitragen, die Patientenströme zu kanalisieren. Wunder
sollte man sich davon jedoch nicht erwarten. Wenn ein Patient
eine Sprechstunde aufsucht, heißt das noch nicht, dass er
kurzfristig in eine sich daraus ergebende Behandlung überführt
werden kann“, betonte Clever. Angesichts des enormen Anstiegs
diagnostizierter psychischer Erkrankungen sei eine grundsätzliche
Debatte darüber notwendig, welche Bedeutung man diesem
Versorgungsbereich beimesse. „Wenn die Krankenkassen jedoch
auf die Sparbremse drücken, wie bei den von ihnen
durchgesetzten jüngsten Beschlüssen zur Honorierung
psychotherapeutischer Sprechstunden und Akutbehandlungen,
werden die Rahmenbedingungen nicht besser.“

Clever stellte klar: „Die meisten psychischen Erkrankungen sind
gut behandelbar – aber sie müssen auch behandelt werden.
Andernfalls drohen Chronifizierungen und schwere Verläufe.“ Das
führe zu zusätzlichen Kosten, nicht nur für die Krankenkassen,
sondern wegen möglicher Arbeitsunfähigkeit und Frühverrentung
auch für die Arbeitgeber und die Rentenversicherungsträger. Die
Hauptleidtragenden aber seien die betroffenen Patienten.

Patienten- und Angehörigeninformationen der Bundesärztekammer:

EINFACH NUR TRAURIG – ODER DEPRESSIV?

DEPRESSION – EINE INFORMATION FÜR ANGEHÖRIGE UND
FREUNDE

Pressestelle der
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05.04.2017 Regulierter Wissenstransfer in der Medizin
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

„Die so wichtige ärztliche Fortbildung dient teilweise nicht mehr allein dem Wissenstransfer, sondern wird durch eine zunehmende Regulierungsdichte beeinflusst, sodass nur noch ein eingeschränkter Spielraum für eine freie Entscheidung des Arztes bleibt. Das widerspricht einem selbstverantwortlichen Arztbild“, schreibt Dr. Heidemarie Lux, Vizepräsidentin der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), in ihrem Leitartikel der Aprilausgabe des Bayerischen Ärzteblattes.

„Als Ärztin sollte ich am besten wissen, wo ich Wissenslücken habe und welche Fortbildungen für mich und meine Arbeit sinnvoll sind“, erläutert Lux. Die Regulierung der Fortbildung nehme jedoch immer mehr zu. Zum einen sei die Fortbildung durch den Gesetzgeber geregelt. So wird zum Beispiel im § 95d Sozialgesetzbuch V (SGB V) vorgeschrieben, dass Vertragsärzte innerhalb von fünf Jahren 250 Fortbildungspunkte sammeln müssen. Diese Regelung gelte nach § 137 SGB V auch für Fachärzte im Krankenhaus. Die Inhalte könne noch jede/jeder selbst aussuchen, aller-dings bestehe die Gefahr, dass die Auswahl nicht nach den persönlichen Wissenslücken, sondern nach dem Prinzip „Viele Punkte für möglichst wenig Zeitaufwand“ erfolge. Ein anderes Regulierungsbeispiel sei das Bayerische Rettungsdienstgesetz. Hier werde im Artikel 44 vorgeschrieben, dass Ärzte im Rettungsdienst regelmäßig an entsprechenden Fortbildungen teilnehmen müssen. Wenigstens werde es der ärztlichen Selbstverwaltung überlassen, die Inhalte festzulegen.

Wer sich der Medizin verschreibe, entscheide sich damit auch für lebenslanges Lernen. Die rasante Zunahme der verfügbaren Informationen mache es notwendig zu selektieren und sich vor allem auf verlässliche und unabhängige Quellen zu stützen. Hier müsse jeder selbst kritisch reflektieren und die Quellenvalidität prüfen. Es sei für Ärzte auf den ersten Blick kaum zu beurteilen, ob eine angebotene Fortbildung oder neue Leitlinien nicht durch wirtschaftliche Interessen oder durch ökonomische Vorgaben das Verhalten der Ärzte beeinflussen könnten. Ein Mindestmaß an Transparenz sei notwendig, um eine mögliche Einflussnahme Dritter erkennen zu können.

Mehr zu „Wissenstransfer in der Medizin“ lesen Sie in der Ausgabe 4/2017 des Bayerischen Ärzteblattes unter www.bayerisches-aerzteblatt.de.

Pressestelle
Bayerische Landesärztekammer
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03.04.2017 Masterplan Medizinstudium 2020-Montgomery: „Reform des Medizinstudiums jetzt angehen, offene Finanzierungsfragen klären“
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 31.03.2017 – Zu der heutigen Einigung von Bund und Ländern über einen „Masterplan Medizinstudium 2020“ erklärt Bundesärztekammer-Präsident Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery:

„Wer den Ärztemangel bekämpfen will, muss bereits im Medizinstudium ansetzen. Deshalb ist es gut, dass die Reform des Medizinstudiums mit der heutigen Einigung endlich in Angriff genommen werden kann. Die Ärzteschaft hat sich in den vergangenen zwei Jahren intensiv in die Beratungen zu dem Masterplan eingebracht.
Viele ihrer Forderungen, wie veränderte Auswahlverfahren, Stärkung der kommunikativen Kompetenz sowie mehr Praxisorientierung des Studiums, wurden von der Politik aufgegriffen.

Enttäuschend ist jedoch, dass sich Bund und Länder nicht über eine klare und langfristige Finanzierungsvereinbarung einigen konnten. Offenbar auf Betreiben der Länder wurde die vollständige
Umsetzung des Masterplans unter Haushaltsvorbehalt gestellt.
Dadurch fehlen klare Vorgaben für wichtige Bereiche. Eine Entscheidung über die dringend erforderliche Erhöhung der Studienplatzkapazitäten haben die Verhandlungspartner auf unbestimmte
Zeit vertagt. Auch bei der bundesweiten Etablierung von Lehrstühlen für Allgemeinmedizin bleibt der Masterplan vage und sieht lediglich eine Soll-Bestimmung vor. Bloße Absichtserklärungen
bringen uns jedoch nicht weiter. Hier muss dringend nachgeschärft werden.

Wir werden uns in die konkrete Umsetzung des Masterplans einbringen. Gleiches erwarten wir von den Ländern. Statt auf Kostenschätzungen einer Expertenkommission zu warten, müssen sie
jetzt ihrer Verantwortung für die ärztliche Nachwuchsförderung gerecht werden und die nötigen Mittel bereitstellen. Allen Beteiligten sollte klar sein: Wer die Ausbildung der Mediziner ändert,
muss etwa 15 Jahre warten, bis die Ergebnisse in der Patientenversorgung ankommen. So lange dauern Studium und Facharztausbildung. Wir dürfen keine Zeit mehr vergeuden.“

Diese Pressemitteilung finden Sie auch im Internet unter www.bundesaerztekammer.de
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30.03.2017 Meilenstein für die Diagnostik chronischer Entzündungen
uni | mediendienst | forschung Nr. 25/2017

Erlanger Mediziner zeigen erstmals, wie sich mit einer innovativen Lasertechnik Entzündungen schneller und schonender erkennen lassen
 
Colitis ulcerosa und Morbus Crohn sind die häufigsten chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen – in Deutschland leiden rund 400.000 Menschen an den immer wiederkehrenden Entzündungen der Darmschleimhaut. Bisher fehlt es an verlässlichen, nicht-invasiven Methoden, diese Schübe zu erkennen. Forscher der FAU Erlangen-Nürnberg an der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath) und der Kinder- und Jugendklinik (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Wolfgang Rascher) des Universitätsklinikums Erlangen zeigen nun erstmals, wie sich mit der Multispektralen Optoakustischen Tomographie (MSOT) Entzündungen frühzeitig erkennen lassen und stellen ihre Ergebnisse im New England Journal of Medicine vor.
 
Bei der Beurteilung der Darmschleimhaut von Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen sind Ärzte sehr häufig auf eine invasive Endoskopie angewiesen. Dies soll Komplikationen verhindern und eine optimale Therapie gewährleisten. Zunehmend werden aber auch weniger belastende Bildgebungsmethoden wie der Ultraschall eingesetzt. Mit ihm kontrollieren Ärzte beim Patienten regelmäßig den Aufbau, die Dicke und die Durchblutung der Darmwände. Eine Veränderung des Durchblutungsmusters kann auf einen anstehenden Entzündungsschub hindeuten.
 
„Bei dem MSOT-Verfahren setzen wir für die Untersuchung zusätzlich einen nicht spürbaren Laser ein, mit dem wir Entzündungsaktivitäten früher als bisher entdecken können“, erklärt Prof. Dr. Maximilian Waldner, Juniorprofessor an der Medizin 1 des Uni-Klinikums Erlangen. „Je eher wir die Vorboten eines eintretenden Schubs, zum Beispiel eine veränderte Durchblutung, erkennen, desto schneller können wir reagieren und den Patienten vorbeugend behandeln.“ Das MSOT-Verfahren wurde von der iThera Medical GmbH in München entwickelt und im vergangenen Jahr erstmals in einer Erlanger Darmstudie eingesetzt.
 
Jetzt haben die Forscher der Medizin 1 und der Kinderklinik des Uni-Klinikums Erlangen im renommierten New England Journal of Medicine ihre Ergebnisse veröffentlicht. „Wir haben mit dem MSOT-Verfahren insgesamt 108 Patienten mit Morbus Crohn untersucht und die Methode mit weiteren etablierten Verfahren aus der Klinik und dem Labor sowie der Endoskopie und der Histologie verglichen“, beschreibt Prof. Waldner. „Wir konnten nachweisen, dass die mit MSOT messbaren Hämoglobinwerte im Gewebe sehr genaue Aussagen über die entzündliche Aktivität im Darm liefern. Die Methode ist höchstwahrscheinlich anderen, nicht-invasiven Verfahren überlegen, da MSOT erstmals die Möglichkeit bietet, selbst geringe Entzündungen zu detektieren, ohne eine Endoskopie durchführen zu müssen.“
 
Dr. Ferdinand Knieling, Assistenzarzt der Kinderklinik des Uni-Klinikums Erlangen, fügt an: „Wir machen uns berechtigte Hoffnungen, dass wir dieses Prinzip auf viele Anwendungen übertragen und insbesondere auch für möglichst schonende Untersuchungen bei Kindern und Jugendlichen nutzen können. Mit der neuen Untersuchungsmethode ließen sich in vielen Fällen invasive Untersuchungen einsparen.“
 
Bei dem MSOT-Verfahren durchleuchten die Ärzte den Darm durch die Haut mit gepulstem Laserlicht. Die Energie des absorbierten Lichts wird in ein Ultraschallsignal umgewandelt, das dann durch hochsensible Ultraschalldetektoren aufgenommen wird. Christian Wiest, Geschäftsführer der iThera Medical GmbH, erläutert: „MSOT ist ein komplett neues, bildgebendes Verfahren, das ohne den Einsatz von Kontrastmitteln eine hoch sensitive Diagnostik für verschiedenste Erkrankungen ermöglicht.“ Bereits 2016 konnten die Wissenschaftler in einer Pilotstudie Veränderungen des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin innerhalb der Darmwand erkennen.
 
Die Studienergebnisse erschienen am 30. März 2017 im Fachmedium New England Journal of Medicine (Volume 376, Issue 13, S. 1292–1294).
 
Weitere Informationen:
 
Dr. Ferdinand Knieling
Telefon: 09131 85-33118
 
Prof. Dr. Maximilian Waldner
Telefon: 09131 85-35204
 
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24.03.2017 Einladung zur PRESSEKONFERENZ -16. Suchtforum in München
„Von der Schlafstörung über Schlafmittel zur Sucht?!

Sehr geehrte Damen und Herren,

jeder kennt es: Man ist müde, möchte schlafen und kann es nicht. Was soll man tun? Ein Glas Bier oder ein Glas Wein einschenken? Oder doch eine Schlaftablette nehmen?
Mindestens 25 % der Bevölkerung, so schätzen Experten, können überhaupt nicht ein-schlafen, oder schlafen nicht durch. Bei länger andauernden Schlafproblemen greifen dann viele Betroffene zu verschiedenen Medikamenten wie Schlafmittel am Abend oder Stimulanzien am Morgen.

Was können Psychotherapeuten, Ärzte, Apotheker und Experten der Suchthilfe tun, um diesen Teufelskreis aufzulösen?

Im Rahmen des 16. Suchtforums in Bayern möchten wir die Berührungsbereiche zwischen Suchtmedizin und Schlafmedizin beleuchten und wissenschaftliche Erkenntnisse über den Zusammenhang von Schlafstörungen und Suchterkrankungen darstellen.

Wir laden Sie hierzu herzlich ein zur Pressekonferenz
am Mittwoch, den 29. März 2017, 11:30 Uhr,

im Zentrum für Pharmaforschung Großhadern,
Haus D, Parterre, Raum D0.001,
Butenandtstr. 5 - 13, 81377 München.

Das 16. Suchtforum mit dem Titel „Von der Schlafstörung über Schlafmittel zur Sucht?! Erkennen, begleiten -> erholsamer Schlaf!“ ist eine Kooperationsveranstaltung der Bayerischen Akademie für Sucht- und Gesundheitsfragen (BAS), der Bayerischen Landesapothekerkammer (BLAK), der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) und der Bayerischen Landeskammer der Psychologischen Psychotherapeuten und der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten (PTK Bayern).

Ihre Ansprechpartner/innen im Pressegespräch sind:

• Prof. Dr. Dr. Dr. Felix Tretter, 2. Vorsitzender der BAS

• Ulrich Koczian, Vizepräsident der BLAK

• Dr. med. Heidemarie Lux, Vizepräsidentin der BLÄK

• Priv.-Doz. Dr. Heiner Vogel, Vorstandsmitglied der PTK Bayern

Wir freuen uns sehr, Sie zur Pressekonferenz am 29. März in München begrüßen zu dürfen. Bitte schicken Sie hierzu das beiliegende Rückfax bis spätestens Montag, 27. März 2017 an die Bayerische Landesapothekerkammer.

Für Einzelinterviews stehen Ihnen die Ansprechpartner/innen der verschiedenen Berufsgruppen im Anschluss an die Pressekonferenz gerne zur Verfügung.

Natürlich können Sie auch unmittelbar nach der Pressekonferenz am eigentlichen 16. Suchtforum, das von 13:30 Uhr bis ca. 17:30 Uhr im Justus-von-Liebig-Hörsaal des Zentrums für Pharmaforschung Großhadern stattfindet, teilnehmen. Weitere Informationen zum

16. Suchtforum entnehmen Sie bitte dem beiliegenden Flyer.

 

Marion Resch M. A.
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bayerische Landesapothekerkammer

24.03.2017 Einladung zur PRESSEKONFERENZ -16. Suchtforum in München
„Von der Schlafstörung über Schlafmittel zur Sucht?!

Einladung

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23.03.2017 Behandlungsfehlerstatistik der Bundesärztekammer - Ärzte machen Fehler – und lernen aus ihnen
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 23.03.2017 - „Fehler passieren, auch in der Medizin. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass Patienten durch einen Behandlungsfehler zu Schaden kommen, ist extrem gering.“ Das
sagte Dr. Andreas Crusius, Vorsitzender der Ständigen Konferenz der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen derBundesärztekammer, bei der Vorstellung der Behandlungsfehlerstatistik für das Jahr 2016 in Berlin. „Wir wollen nichts bagatellisieren. Hinter jedem Fehler können schwere
menschliche Schicksale stehen. Wir müssen die Risiken in der Medizin aber richtig einordnen, um Patienten nicht unnötig zu verunsichern. Für Panikmache und Pfuschvorwürfe gibt es überhaupt keinen Grund. Beides schadet der mittlerweile gut etablierten offenen Fehlerkultur in der Medizin“, so Crusius.
Er verwies in diesem Zusammenhang auf die Gesamtzahl der Behandlungsfälle in Klinik und Praxis. Demnach stiegen die ambulanten Behandlungsfälle zwischen den Jahren 2004 und 2015
um 160 Millionen auf mittlerweile 696 Millionen. Ähnlich sieht es in den Krankenhäusern aus. Dort erhöhte sich die Zahl derBehandlungsfälle im gleichen Zeitraum um mehr als 2,5 Millionen
auf fast 19,8 Millionen Fälle. „Gemessen daran liegt die Zahl der festgestellten Fehler im Promillebereich“, so Crusius.
„Die Daten der Ärztekammern sind absolut valide, weil sie auf realen Fällen beruhen“, betonte Kerstin Kols, Geschäftsführerin der Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der norddeutschen
Ärztekammern, bei der Präsentation der Behandlungsfehlerstatistik.
So haben die Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen im Jahr 2016 bundesweit insgesamt 7.639 Entscheidungen zu mutmaßlichen Behandlungsfehlern getroffen (Vorjahr 7.215). Es lag in 2.245 Fällen ein Behandlungsfehler vor (Vorjahr 2.132). Davon wurde in 1.845 Fällen ein
Behandlungsfehler / Risikoaufklärungsmangel als Ursache für einen Gesundheitsschaden ermittelt, der einen Anspruch des Patienten auf Entschädigung begründete. Die häufigsten
Diagnosen, die zu Behandlungsfehlervorwürfen führten, waren Knie- und Hüftgelenkarthrosen sowie Unterschenkel- und Sprunggelenkfrakturen. In 400 Fällen lag ein Behandlungsfehler /
Risikoaufklärungsmangel vor, der jedoch keinen kausalen Gesundheitsschaden zur Folge hatte.
„Auch wenn diese Daten nicht das gesamte Behandlungsgeschehen abdecken, kann man mit ihnen arbeiten und wirksam Fehlerprävention betreiben“, betonte Prof. Dr. Walter Schaffartzik, Ärztlicher Leiter des Unfallkrankenhauses Berlin und Ärztlicher Vorsitzender der Schlichtungsstelle für
Arzthaftpflichtfragen der norddeutschen Ärztekammern. Schaffartzik erläuterte, wie das Thema Patientensicherheit und Qualitätssicherung im ärztlichen Alltag gelebt wird. „Die Medizin
in Deutschland ist hochinnovativ. Das gilt nicht nur für Diagnostik und Therapie, sondern auch für den Bereich der Fehlerprävention und Qualitätssicherung. Checklisten, Qualitätszirkel, Peer-Reviews
- aber auch Tumorkonferenzen oder Morbiditäts- und Mortalitätskonferenzen sind dafür nur einige Beispiele“, so Schaffartzik.

Wenn dennoch ein Fehler passiert, können sich Patientinnen und Patienten an die Gutachter-kommissionen und Schlichtungsstellen der Ärztekammern wenden. Dort sind hochqualifizierte
Fachgutachter tätig, die gemeinsam mit Juristen prüfen, ob ein Behandlungsfehlervorwurf gerechtfertigt ist oder nicht. Es genügt ein formloser Antrag. Das Gutachten sowie die abschließende
Bewertung sind für Patienten kostenfrei.
Weitere Informationen zu den Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen der Ärztekammern sowie zur  Behandlungsfehlerstatistik können im Internet unter
http://www.bundesaerztekammer.de/patienten/gutachterkommissionen-schlichtungsstellen/ abgerufen werden.

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23.03.2017 Modernste Herzkatheter-Eingriffe -Spezialisten aus ganz Deutschland kommen zur Tagung „Interventional Cardiology Erlangen
uni | mediendienst | aktuell Nr. 43/2017

Rund 200 Herzkatheter-Spezialisten aus ganz Deutschland und Österreich treffen sich am kommenden Freitag und Samstag (24./25.03.2017) im Kreuz+Quer, dem Haus der Kirche Erlangen, um sich über die schonende und effektive Behandlung von Engstellen und Verschlüssen der Herzkranzgefäße unter Einsatz neuester Techniken fortzubilden. Die patientennahe, an den Bedürfnissen der klinischen Praxis orientierte Weiterbildung „Interventional Cardiology Erlangen“ – kurz „ICE 2017“ – wird von Klinikdirektor Prof. Dr. Stephan Achenbach und Oberarzt Dr. Christian Schlundt aus der Medizinischen Klinik 2 – Kardiologie und Angiologie des Universitätsklinikums Erlangen geleitet.
 
„Sehr erfahrene Referenten werden aktuelle Daten vorstellen, ihre eigenen Strategien präsentieren und bei ‚Live Cases‘ und Panelsitzungen lebhaft diskutieren. Wir freuen uns auf zwei abwechslungsreiche und interaktive Tage, in denen wir Kardiologen aus ganz Deutschland und Österreich gemeinsam mit top Herzkatheter-Spezialisten aus anderen führenden Zentren eine sehr interaktive und praxisnahe Fortbildung anbieten“, sagt Prof. Achenbach. Auch wenn der Kongress erstmals an dem ungewöhnlichen, aber sehr schönen Ort stattfindet, soll der Praxisbezug nicht zu kurz kommen. „Unsere Fortbildung ist ganz konsequent an den Bedürfnissen von Herzkatheter-Ärzten ausgerichtet. Die Teilnehmerzahl ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen, weil wir moderne Behandlungsstrategien an konkreten, oft sehr komplexen Fällen demonstrieren und dafür gezielt auf die Möglichkeiten zugreifen, die unsere moderne Klinikausstattung bietet.“ Deshalb sind unter anderem Satellitenübertragungen von Eingriffen aus dem Herzkatheter-Labor des Uni-Klinikums Erlangen in den Veranstaltungsort geplant.
 
Die Medizinische Klinik 2 wurde im Jahr 2015 von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V. als Ausbildungszentrum für Kathetereingriffe am Herzen zertifiziert. Die Spezialisten der Medizinischen Klinik 2 führen das gesamte Spektrum an diagnostischen Untersuchungen und therapeutischen Eingriffen mit modernsten medizinischen Geräten und innovativen Techniken durch – speziell im Bereich der bildgebenden Diagnostik des Herzens, den Rhythmusstörungen und der Katheterbehandlung von Verengungen der Kranzgefäße, Herzklappenfehlern und anderen Herzerkrankungen.
 
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Prof. Dr. Stephan Achenbach
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stephan.achenbach@uk-erlangen.de
 
 
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16.03.2017 BÄK fordert mehr Schutz für Ärzte vor Gewalt
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Die Bundesärztekammer fordert einen größeren Schutz für Ärzte und Angehörige von
Gesundheitsberufen vor Gewalt und tätlichen Angriffen. Ein von der Bundesregierung eingebrachter Gesetzesentwurf müsse in diesem Punkt erweitert werden. „Alle im Gesundheitswesen tätigen Hilfeleistenden (Ärztinnen, Ärzte sowie Angehörige der Gesundheitsberufe) bei Unglücksfällen, gemeiner Gefahr oder Not in Ausübung ihres Berufes, z.B. im Rettungsdienst, in Rettungsstellen eines Krankenhauses oder im Notfall- und Bereitschaftsdienst, müssen durch die gesetzliche Regelung geschützt werden“, heißt es in einem Schreiben von BÄK-
Präsident Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery an Bundesjustizminister Heiko Maas.

Der Gesetzentwurf zur Änderung des Strafgesetzbuches – Stärkung des Schutzes von Vollstreckungsbeamten und Rettungskräften sieht härtere Strafen für Angriffe insbesondere auf
Polizisten sowie Hilfskräfte der Feuerwehr, des Katastrophenschutzes und der Rettungsdienste vor. „Die Regelung umfasst allerdings nicht Ärztinnen und Ärzte, die im organisierten ärztlichen Notfall- und Bereitschaftsdienst Hilfe bei Unglücksfällen, bei gemeiner Gefahr oder Not leisten“, kritisiert
Montgomery. Ebenfalls nicht erfasst seien Ärztinnen und Ärzte sowie Angehörige der Gesundheitsberufe in Krankenhäusern oder Praxen. Der von dem Gesetz erfasste Personenkreis sollte entsprechend vergrößert werden, fordert der BÄK-Präsident. „Die sich in hohem Maße engagierenden Ärztinnen und Ärzte und Angehörigen der Gesundheitsberufe verdienen entsprechenden Schutz“, so Montgomery.

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15.03.2017 Den Signalwegen des Krebses auf der Spur
uni | mediendienst | forschung Nr. 21/2017

   
 
FAU-Forscher nutzen neuartige Robotertechnik, um weiter aufzuschlüsseln wie schwarzer Hautkrebs entsteht
Der schwarze Hautkrebs ist eine der häufigsten und gefährlichsten Krebsarten. Wie und warum sich braune Pigmentflecken in den schwarzen Hautkrebs verwandeln, haben Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) untersucht. Dabei setzten die FAU-Wissenschaftler neuartige Robotertechnologie ein. Die gewonnenen Erkenntnisse  können zukünftig Diagnoseverfahren vereinfachen und legen darüber hinaus nahe, bestimmte Kosmetikprodukte und Cremes zu meiden.
 
Bislang war nur bekannt, welche Genmutationen die Umwandlung eher gutartiger Pigmentflecke in bösartige Tumore einleiten. Was auf Basis der Proteine und zellulären Signalwege passiert, wenn ein bösartiges Melanom entsteht, war dagegen wenig bekannt. Die Forscher um Prof. Dr. Andreas Baur, Leiter einer Forschungsgruppe am Translational Research Center (TRC) der FAU, haben nun herausgefunden, dass  bei der Umwandlung ein bestimmter Signalweg, der sogenannte ADAM10 Signalweg, aktiviert wird. Dieser Weg ist eine Proteinkette, die das Signal von einem Protein zum anderen weiter gibt, ähnlich einer fortlaufenden LED-Lichterkette. Diese ist in gesunder Haut im Normalfall nicht aktiv und springt nur im Notfall an. Sie spielt besonders bei der Schuppenflechte, einer Form der Gesichtsrötungen (Rosazea) oder Entzündungen, also wenn das Immunsystem aktiviert werden muss, eine wichtige Rolle, aber ebenso auch wenn das maligne Melanom entsteht.     
 
Die Bedeutung des ADAM10-Signalweges für die Entstehung eines Melanoms konnten die FAU-Forscher mittels eines neuartigen Roboters nachweisen. Mit diesem ist es möglich, die Vorgänge in Hautproben auf zellulärer Basis zu untersuchen. Dafür „färbt“ der Roboter mit Antikörpern, die mit einem Fluorochrom gekennzeichnet sind, die Eiweiße oder Proteine der Gewebezellen. Eine Kamera nimmt ein Bild der Gewebeprobe auf. Danach wird durch Bleichen das Fluorochrom zerstört, der Antikörper wird „unsichtbar“. Nun bringt der Roboter einen weiteren Antikörper und der Vorgang wiederholt sich. Dadurch entstehen immer neue unterschiedliche Bilder der gleichen Gewebeprobe, die übereinandergelegt werden können und so anzeigen wo und in welcher Zelle welche Eiweiße aktiv sind. Konnte man bisher ein bis vier solcher Marker einfärben, ist dies mit dem neuen Roboterverfahren für über 100 Eiweiße möglich.
 
Durch die gewonnenen Erkenntnisse kann der schwarze Hautkrebs zukünftig besser diagnostiziert werden. „Dies ist vor allem in Grenzfällen von Bedeutung, wenn eine Unterscheidung zwischen gutartig und bösartig nicht eindeutig getroffen werden kann“, sagt Baur. Langfristig helfen die Erkenntnisse der Wissenschaftler auch, die Diagnose von schwarzem Hautkrebs mittels Färberobotern zu automatisieren und zu vereinfachen. Darüber hinaus legen die Erkenntnisse der FAU-Wissenschaftler aber nahe, dass Kosmetikprodukte und Sonnenschutzmittel, die Aluminium enthalten, gemieden werden sollten. Es hat sich gezeigt, dass Aluminium-Ione den zum Melanom führenden ADAM10 Signalweg unspezifisch anschalten können.
 
Die Forschungsergebnisse wurden als Titelgeschichte ein Krebs-Sonderausgabe der Zeitschrift Science Signaling 10, März 2017  veröffentlicht: „Multiepitope tissue analysis reveals  SPPL3-mediated ADAM10 activation as a key step in the transformation of melanocytes“.
 
Informationen:
Prof. Dr. Andreas Baur
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andreas.Baur@uk-erlangen.de
 
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14.03.2017 Neue Immuntherapien gegen Krebs - 9. Internationales Zelltherapie-Symposium diskutiert neueste Krebstherapien
uni | mediendienst | aktuell Nr. 38/2017

Krebszellen sind für das körpereigene Abwehrsystem oft unsichtbar. Sogenannte CAR-T-Zellen können Krebszellen aufspüren und beseitigen. Einer der Pioniere einer neuen CAR-Immuntherapie, Prof. Dr. Carl June von der University of Pennsylvania, Philadelphia (USA), wird seine neuesten Ergebnisse auf dem 9. Internationalen Zelltherapie-Symposium (Cellular Therapy 2017) in Erlangen vor mehr als 350 Wissenschaftlern aus über 20 Nationen am 16./17. März 2017 vorstellen. Ende des Jahres soll das von Prof. June mitentwickelte Therapieverfahren im Rahmen einer Studie erstmals auch am Universitätsklinikum Erlangen angewendet werden.
 
„Durch die Fortschritte in der zellulären und molekularen Medizin hat die Zelltherapie in den vergangenen Jahren eine enorme Entwicklung erlebt“, sagt Prof. Dr. Andreas Mackensen, Direktor der Medizinischen Klinik 5 – Hämatologie und Internistische Onkologie des Universitätsklinikums Erlangen, der den Kongress leitet. Dessen thematischer Schwerpunkt liegt in diesem Jahr auf der Übertragung von Immunzellen (sogenannten T-Lymphozyten). Diese wurden zuvor dem Patienten entnommen und mit tumor-spezifischen Rezeptoren (sogenannten Chimären Antigen-Rezeptoren [CAR]) versehen. „Die Rezeptoren versetzen die Immunzellen in die Lage, Krebszellen aufzuspüren, anzugreifen und zu vernichten“, erläutert Prof. Mackensen. „Diese faszinierende, neue Immuntherapie hat in ersten klinischen Studien zur kompletten Rückbildung von verschiedenen Leukämien und Lymphdrüsenkrebs geführt“, so der Onkologe. Prof. June war der Erste, der im Jahr 2012 einem siebenjährigen Mädchen (Emma) mit akuter Leukämie, das bereits alle Therapien erhalten hatte, diese CAR-T-Zellen verabreichte. Die Leukämie ist bei Emma seitdem verschwunden. Carl June hat für seine Forschungsarbeiten im Jahr 2015 den hoch dotierten Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis erhalten.
 
Immuntherapie hat sich gegen Haut-, Nieren- und Lungenkrebs bewährt
Themenschwerpunkt des zweiten Kongresstages sind u. a. sogenannte immunologische „Checkpoint“-Moleküle – die natürlichen Bremsen des Immunsystems. Sie sollen eine zu starke Immunreaktion des Körpers verhindern. Viele Tumorzellen nutzen diese Moleküle aber, um eine gegen sich gerichtete Immunreaktion abzuschwächen. „Wenn man die Bremsblockade der Tumorzellen löst, lassen sich fortgeschrittene Krebserkrankungen sehr effizient bekämpfen. Entsprechende Medikamente sind bereits gegen Haut-, Nieren- und Lungenkrebs zugelassen und haben nicht nur in unserem Onkologischen Zentrum eine sehr gute Wirksamkeit gezeigt“, sagt Prof. Mackensen, der gleichzeitig stellvertretender Direktor des Comprehensive Cancer Centers (CCC) Erlangen-EMN ist. Im Rahmen von Studien werden auch Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren, Lymphomen und Blasentumoren mit der Immuntherapie behandelt.
 
Moderne Krebstherapie mit Immunzellen im Mittelpunkt des Kongresses
„Das Internationale Zelltherapie-Symposium wird insbesondere von jungen Ärzten und Wissenschaftlern wegen seiner hohen wissenschaftlichen Qualität, aber auch aufgrund seiner persönlichen Atmosphäre sehr geschätzt“, so der Kongressleiter. Führende Forscher stellen in über 100 Vorträgen und Posterpräsentationen verschiedene Themengebiete der zellulären Therapie vor. Ziel der Veranstaltung ist es, alle zwei Jahre ein multidisziplinäres Forum zu bilden, das einen intensiven Gedankenaustausch zwischen Grundlagenforschern und Ärzten, die auf dem faszinierenden Gebiet der zellbasierten Krebstherapie arbeiten, ermöglicht. Weitere Informationen zum wissenschaftlichen Programm unter: www.cellular-therapy.de
 
Unter Zelltherapie versteht man die Übertragung von körpereigenen oder von Spendern stammenden Zellen zur Behandlung verschiedener Erkrankungen. Die Übertragung von Stammzellen im Rahmen der Knochenmarktransplantation zur Behandlung bösartiger Bluterkrankungen, wie der Leukämie, hat eine lange und sehr erfolgreiche Tradition. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass die im Knochenmark enthaltenen Immunzellen des Spenders einen wichtigen Beitrag zum Erfolg dieses Therapieprinzips leisten. Weitere Infos für Patienten: Krebsberatung des CCC Erlangen-EMN, Tel.: 0800 85 100 85 (kostenlose Hotline, Montag bis Freitag von 8.00 bis 12.00 Uhr) oder www.ccc.uk-erlangen.de

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Andreas Mackensen
Tel.: 09131 85-35955
andreas.mackensen@uk-erlangen.de
 
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13.03.2017 Neuer Ansatz in der Alzheimer-Forschung FAU-Forscher nutzt Hochleistungscomputer für Alzheimer-Forschung
uni | mediendienst | aktuell Nr. 37/2017

Allein in Deutschland sind schätzungsweise 1,2 Millionen Menschen an Alzheimer erkrankt – Chancen auf Heilung bestehen bisher nicht. Dr. Anselm Horn, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Bioinformatik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, untersucht in einem neuen Forschungsprojekt, wie sich die Molekularstrukturen bei Alzheimer verändern. Die Alzheimer Forschung Initiative fördert das Projekt mit 3900 Euro.
 
Horn will mithilfe von computergestützten Methoden die Auswirkungen von molekularen Änderungen untersuchen, die bei Alzheimer-Patienten typischerweise im Gehirn vorkommen. Der Eiweißstoff Beta-Amyloid lagert sich bei Alzheimer im Gehirn ab. In diesen Ablagerungen, genannt Plaques, hat das Protein eine andere Form als bei gesunden Menschen. Dies zeigt sich vor allem in den unterschiedlichen Längen der Eiweißstoffe. An der FAU sollen die kurzen Varianten analysiert werden, die im Verdacht stehen, die Plaque-Bildung zu fördern.
 
Dafür will Horn an Hochleistungscomputern, unter anderem am FAU-eigenen Supercomputer Meggie, simulieren, wie sich die Moleküle bewegen. Herkömmliche Analysemethoden im Labor konnten dazu bisher keine vergleichbar detaillierten Informationen liefern. Die Ergebnisse der Simulationsläufe helfen dabei, den Zusammenhang zwischen molekularen Vorgängen und der Krankheitsentstehung zu erkennen. Die Wissenschaftler hoffen, dass sich dadurch zukünftig gezielt neue Wirkstoffe entwickeln lassen, die die Ablagerung von Beta-Amyloid hemmen oder bereits vorhandene Plaques auflösen können.
 
Weitere Informationen zum Projekt:
www.alzheimer-forschung.de/forschung/index.htm?showid=5063
 
Informationen:
Dr. Anselm Horn
Tel.: 09131/85-24682
Anselm.horn@fau.de
 
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13.03.2017 SAVE THE DATE: STENO-Symposium 21. Juli 2017

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

in diesem Jahr können wir auf zehn Jahre Regelversorgung durch das Schlaganfallnetzwerk mit Telemedizin in Nordbayern STENO zurückblicken. Nach einem erfolgreichen Pilotprojekt erfolgte 2007 die Ausbreitung in die Fläche mit einer stetig steigenden Zahl beteiligter Kliniken. Getragen von der Idee, die Behandlung von Schlaganfallpatientinnen und -patienten in Nordbayern nachhaltig zu verbessern, entwickelte sich das Schlaganfallnetzwerk STENO rasch zu einem unverzichtbaren Teil der Regelversorgung. Wir nehmen das diesjährige STENO-Symposium unter der Schirmherrschaft von Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml zum Anlass, Erfolge und Meilensteine im Netzwerk zu thematisieren und Fragestellungen zu erörtern, die uns heute und in den kommenden Jahren beschäftigen werden. Namhafte Referenten aus Wissenschaft, Praxis und Politik informieren und diskutieren über aktuelle Aspekte der Schlaganfallversorgung. Und wie immer bietet das Symposium eine willkommene Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfen und vorhandene zu vertiefen.

Die offizielle Einladung mit Informationen zu Programm und Ablauf folgt in Kürze. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos. Wir würden uns freuen, wenn Sie sich den Termin schon einmal vormerken und wir Sie am 21. Juli 2017  um 10 Uhr im Hörsaalzentrum des Universitätsklinikums Erlangen begrüßen dürfen!

Mit kollegialen Grüßen
Dr. Lorenz Breuer Projektleiter STENO, Universitätsklinikum Erlangen
Prof. Dr. Dipl.-Psych. Frank Erbguth Chefarzt der Klinik für Neurologie, Klinikum Nürnberg
Prof. Dr. Dr. h.c. Stefan Schwab Direktor der Neurologischen Klinik, Universitätsklinikum Erlangen
Prof. Dr. Patrick Oschmann Chefarzt der Klinik für Neurologie, Klinikum Bayreuth

Organisation
STENO Schlaganfallnetzwerk mit Telemedizin in Nordbayern
Geschäftsstelle I Universitätsklinikum Erlangen I Tanja Wentzlaff-Eggebert
Schwabachanlage 6 I 91054 Erlangen I Tel. 09131/85 3 43 06 I
info@steno-netz.de I www.steno-netz.de

09.03.2017 Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Digitalisierung patientenorientiert und rechtssicher gestalten
Berlin, 09.03.2017 – Sind Medizin-Apps, Fitnesstracker und vernetzte Datenbanken die Zukunft des Gesundheitswesens oder nur ein Eldorado für Datensammler? Wie wirkt sich die Digitalisierung auf die
Patientenversorgung und auf die Arbeitsbedingungen der Gesundheitsberufe aus? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigte sich die Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen auf ihrer Jahrestagung
in Berlin.
„Die Digitalisierung wird zu einer stärkeren Vernetzung der Patientenversorgung beitragen. Arztpraxen, Krankenhäuser, Apotheken und Gesundheitsfachberufe werden leichter und effizienter Informationen
austauschen können. Dadurch ergeben sich neue Formen der Zusammenarbeit zum Wohle der Patienten“, zeigte sich Dr. Max Kaplan, Vize-Präsident der Bundesärztekammer und Vorsitzender der Fachberufekonferenz, überzeugt. Voraussetzung für den Nutzen der Digitalisierung sei aber, dass sich die neuen technischen Möglichkeiten ohne Reibungsverluste in die Arbeitsabläufe einfügen. Dafür müssten die Mitarbeiter im Gesundheitswesen ihr fachliches Know-how einbringen. In diesem Zusammenhang verwies Kaplan auf den diesjährigen Deutschen Ärztetag in Freiburg, der sich schwerpunktmäßig mit der Digitalisierung des Gesundheitswesens beschäftigen wird.
Unter anderem am Beispiel der logopädischen Behandlung von Stimm-, Sprech- und Sprachstörungen diskutierten die Teilnehmer der Fachberufekonferenz die Konsequenzen der digitalen Neuerungen für Patienten und Versorgungsstrukturen.

So wirkt sich der Einsatz neuer Technologien beispielsweise nicht nur auf die direkte Beziehung zwischen Patienten und Behandelnden aus. Auch für die interdisziplinäre Kooperation zwischen Ärzten und Beschäftigten der Gesundheitsfachberufe ergeben sich neue Anforderungen.

Die Konferenz widmete sich auch der Frage, welche Kompetenzen die Berufsangehörigen benötigen, um die neuen elektronischen Möglichkeiten optimal anzuwenden, und wie dieses Wissen in der Aus- und Fortbildung möglichst rasch vermittelt werden kann. Nach Überzeugung der Teilnehmer erwarteten die Patienten eine sachkundige Beratung durch Ärzte und Angehörige der Pflege- oder Therapieberufe zum Beispiel zu medizinischen Apps oder zu den Anwendungen der elektronischen
Gesundheitskarte. Dabei seien sowohl Fragen der Datensicherheit wie auch der Qualität insbesondere bei den zahlreichen medizinischen Apps zu berücksichtigen.

In diesem Zusammenhang betonten die Teilnehmer, dass viele Anwendungen im Bereich Lifestyle und Medizin bei Prävention, Diagnostik und Therapie zwar nützlich sein könnten. Sie würden aber auch Risiken im Hinblick auf die Zuverlässigkeit und die Sicherheit der Daten bergen. Die Fachberufekonferenz forderte deshalb die Anbieter von Gesundheits-Apps auf, Nutzer in verständlicher Sprache über die Funktionen der jeweiligen App aufzuklären. Die Transparenz bei der Datenverarbeitung und die Kontrolle der Nutzer über ihre eigenen Daten müssten gewährleistet sein.

Die Teilnehmer wiesen zudem auf die Auswirkungen der Digitalisierung gerade bei technischen Gesundheitsberufen hin. So erfordert der Ersatz mechanischer Arbeit durch Informationstechnologie ein deutlich höheres Abstraktionsvermögen als bisher. Anstatt beispielsweise im Labor mechanische Abläufe durchzuführen, erhalten Risiko-, Prozess- und Ausfallmanagement einen immer höheren Stellenwert. Diese Kompetenzen müssen Eingang in die entsprechenden Ausbildungs- und Prüfungsverordnungen sowie in die Fortbildung finden.

Die vom Vorstand der Bundesärztekammer initiierte Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen besteht nunmehr seit 28 Jahren. Ziel dieser ständigen Einrichtung ist es, den Dialog und die interprofessionelle sowie sektorübergreifende Zusammenarbeit zwischen den Gesundheitsfachberufen zu fördern und aktuelle gesundheitspolitische Entwicklungen und deren Auswirkungen auf die Berufsausübung zu beraten.

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08.03.2017 Korporatismus – Torso oder Zukunftsmodell?
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

„Die korporatistische Steuerung unseres Gesundheitssystems wird immer wieder auf den Prüfstand gestellt, was per se nicht schlecht ist. Eine le-bendige Selbstverwaltung muss Kritik aushalten und sich immer wieder selbstkritisch hinterfragen“, beginnt Dr. Max Kaplan seinen Leitartikel der Märzausgabe des Bayerischen Ärzteblattes.

Dabei dürfe aber nicht übersehen werden, dass der Gesetzgeber auf Korporatismus gesetzt und einen großen Teil seiner Regelungskompetenz im Gesundheitswesen auf die Selbstverwaltungsorganisationen übertragen habe. Aufgrund ihrer Sachkenntnis, ihrer Nähe zur Praxis und ihrer Bindung zu ihren Mitgliedern lösten die Selbstverwaltungsorganisationen viele diffizile Detailregelungen einfach besser und effizienter als es der Gesetzgeber auf Bundes- und Landesebene könnte. Damit sei eine starke Selbstverwaltung keine Konkurrenz zum Staat. Vielmehr entlaste und ergänze sie ihn. Gäbe es die ärztliche Selbst-verwaltung nicht, wäre die Gefahr von regional stark unterschiedlichen Regelungen in Gesundheitsfragen nicht von der Hand zu weisen. „Wir übernehmen Verantwortung – nicht nur für unsere eigenen Belange, sondern auch und gerade für das Gemeinwohl“, so Kaplan.

Ungeachtet dessen würden aber die Wesensmerkmale ärztlicher Freiberuflichkeit und damit auch der ärztlichen Selbstverwaltung durch Kontrollbürokratie und durch staatliche Interventionen zunehmend infrage gestellt. „Seit Jahren beobachten wir, dass die das Gesundheitswesen betreffenden Gesetze und Verordnungen weit davon entfernt sind, Rahmenvorgaben zu sein“, kritisiert Bayerns Ärzte-Chef. Vielmehr regelten sie die gesundheitliche Versorgung bis in kleinste administrative oder neuerdings sogar medizinische Details. Dabei ginge es nicht nur um die unmittelbare staatliche Einflussnahme, sondern auch um mittelbare Interventionen über den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA).

Kaplan befürchtet, dass die Kompetenzen der ärztlichen Selbstverwaltung immer weiter eingeschränkt würden, bis von der einst lebendigen Selbstverwaltung nur noch ein blutleerer Torso übrigbleibe. „Deshalb müssen wir die gegenwärtige Krise als Chance begreifen“, so der Präsident. Dabei seien alle gefordert: Die Organisationen der Selbstverwaltung müssten gewohnte Strukturen und Abläufe hinterfragen und da, wo es nötig sei, neue Wege gehen. Und die Politik sei aufgefordert, der ärztlichen Selbstverwaltung wieder die Gestaltungsspielräume zu geben, die sie für die Sicherung einer hochwertigen gesundheitlichen Versorgung der Patientinnen und Patienten benötige.

Mehr zu „Korporatismus – Torso oder Zukunftsmodell?“ lesen Sie in der
Ausgabe 3/2017 des Bayerischen Ärzteblattes unter www.bayerisches-
aerzteblatt.de.

Pressestelle
Bayerische Landesärztekammer
Pressestelle
Dagmar Nedbal
Mühlbaurstraße 16
81677 München
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08.03.2017 Gemeinsam gegen seltene Pilzerkrankungen-FungiResearch: europäische Forschungsplattform für klinische Antimykotika-Entwicklung gegründet
uni | mediendienst | aktuell Nr. 31

Invasive Pilzinfektionen sind vergleichbar selten, enden aber bei immungeschwächten und schwerstkranken Patienten oft tödlich. Die Entwicklung und Zulassung von geeigneten Pilzmitteln, sogenannten Antimykotika, stellt Forscher vor eine besondere Herausforderung. Um die Behandlung betroffener Patienten in diesem hoch spezialisierten Bereich zu beschleunigen, haben sich sechs Forschungs- und Behandlungszentren zusammengetan, um vernetzt und übergreifend Antimykotika zu entwickeln und beschleunigt in die Anwendung zu bringen. Zu den Gründungszentren gehören neben der Medizinischen Klinik 5 – Hämatologie und Internistische Onkologie (Direktor: Prof. Dr. Andreas Mackensen) des Universitätsklinikums Erlangen auch die Uni-Klinika Aachen, Köln, München und Würzburg sowie das Städtische Klinikum München-Neuperlach.
 
Für die meisten Pilze gibt es keine Standardbehandlungen. Infektionen durch Schimmelpilze können bei Aspergillose Organe wie Nasennebenhöhlen, Leber und Lunge, bei Mukormykose auch Augen und Hirn befallen. Therapieoptionen existieren sehr eingeschränkt. Das besondere Problem: Invasive Pilzerkrankungen sind selten und daher schwer zu untersuchen. Es gibt vergleichsweise wenig Patienten (1:10.000), die jedoch schnellstens behandelt werden müssen. Eine rasche Zulassung ist notwendig, um Patienten außerhalb von klinischen Studien neue wirksame Medikamente zugänglich machen zu können. Und: Es wird zukünftig immer mehr immunsupprimierte Patienten – beispielsweise Krebspatienten nach einer Chemotherapie – geben, für die ohne schnelle Behandlung jede Hilfe zu spät kommt.
 
Das Netzwerk FungiResearch knüpft an eine erfolgreiche internationale Zusammenarbeit im Bereich „seltene Pilzerkrankungen“ an: der Zulassung des Antimykotikums Isavuconazol durch die Arzneimittelzulassungsbehörde der USA (FDA) und die europäische Arzneimittelagentur (EMA) im Oktober 2015. Für die Zulassung musste eine vergleichbare oder überlegene Wirkung gegenüber einer Vergleichsgruppe belegt werden. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor dabei war der Zugriff auf die Daten- und Probenbank FungiScope, die von Infektiologen um Prof. Dr. Oliver Cornely am Uni-Klinikum Köln entwickelt wurde. FungiScope umfasst mittlerweile 693 seltene Fälle unterschiedlicher Pilzinfektionen aus 66 Ländern und gilt weltweit als einzige große Vergleichsdatenbank dieser Art. Sie eröffnet u. a. Medizinern neue Erkenntnisse und Rückschlüsse auf die Behandlung ihrer Patienten: Der Vergleich mit Patienten aus dem FungiScope-Register konnte bei Isavuconazol (Handelsname: Cresemba®) zeigen, dass das neue Medikament ähnlich effektiv gegen Mukormykosen wirkt wie der üblicherweise eingesetzte, aber relativ toxische Wirkstoff Amphotericin.
 
Das stetig wachsende Netzwerk von Experten mündet mit FungiResearch in einen systematisch agierenden Forschungsverbund, um zukünftig noch schneller auf den klinischen Bedarf nach „Orphan Drugs“ für Pilzerkrankungen reagieren zu können. Der Infektiologe Prof. Dr. Oliver Cornely, Leiter des Zentrums für Klinische Studien Köln, ist Initiator und Gründungsmitglied von FungiResearch: „Wir wollen mit unserem kontinuierlich wachsenden Netzwerk spezialisierter Forscher den Weg für neue Therapien zu extrem seltenen Pilzinfektionen ebnen. Durch Austausch, Vernetzung und über gemeinsame Studienprojekte beschleunigen wir nicht nur akademische klinische Forschung, sondern sind auch ein hochinteressanter Forschungspartner für Unternehmen weltweit, die Orphan Drugs im Bereich Pilzinfektionen entwickeln und in die Anwendung bringen wollen.“
 
FungiResearch: Gründungszentren im Überblick
 
• Uniklinik RWTH Aachen, Klinik für Hämatologie, Onkologie, Hämostaseologie und Stammzelltransplantation (Med. Klinik IV), Dr. Jens Panse
• Universitätsklinikum Köln, Klinik I für Innere Medizin und CECAD, Prof. Dr. Oliver Cornely
• Universitätsklinikum Köln, Zentrum für Pharmakologie, PD Dr. Carsten Müller
• Universität zu Köln, Zentrum für Klinische Studien Köln, Dr. Endrik Limburg
• Universitätsklinikum Erlangen, Medizinische Klinik 5 – Hämatologie und Internistische Onkologie, Prof. Dr. Stefan Krause
• Klinikum der Universität München, Medizinische Klinik und Poliklinik III, Prof. Dr. Helmut Ostermann
• Städtisches Klinikum München – Klinikum Neuperlach, Klinik für Hämatologie und Onkologie, Prof. Dr. Meinolf Karthaus
• Universitätsklinikum Würzburg, Medizinische Klinik und Poliklinik II, PD Dr. Werner Heinz
 
Weitere Informationen:
 
Prof. Dr. Andreas Mackensen
Tel.: 09131 85-35954
med5-direktion@uk-erlangen.de
 
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07.03.2017 Beitragsgelder gehören in die Patientenversorgung
Pressemitteilung der Bundesärztekammer

Berlin, 07.03.2017 – Zu dem vom Bundesgesundheitsministerium veröffentlichten vorläufigen Finanzergebnis der gesetzlichen Krankenversicherung des Jahres 2016 erklärt Bundesärztekammer-
Präsident Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery:

„Viele Versicherte fragen sich zu Recht, warum ein großer Teil ihrer Beitragsgelder nicht in der Patientenversorgung ankommt. Da bunkern die Krankenkassen mehr 25 Milliarden Euro
Überschüsse, obwohl für die dringend notwendige Neuausrichtung unseres Gesundheitswesens an allen Ecken und Enden das Geld fehlt. Viele Menschen finden in ihrem Ort keinen Arzt mehr oder müssen kilometerweit fahren. Die Krankenkassenfunktionäre horten Milliarden, fordern aber zum Sparen und zu Klinikschließungen auf. Und das, während bei der jüngsten Grippewelle Patienten sogar auf den Fluren
untergebracht werden mussten. Vor diesem Hintergrund ist es einfach nicht vermittelbar, dass die Krankenkassenfunktionäre auf dem Geld der Versicherten sitzen oder es für interne Bürokratie
verplempern. Nach der neuesten Statistik liegen die Nettoverwaltungskosten der Kassen bereits einen Prozent über den Ausgaben für Hilfsmittel. So kann es nicht weitergehen.

Gegen eine vernünftig bemessene Notreserve ist nichts einzuwenden. Krankenkassen sind aber keine Sparkassen. Ihre gesetzliche Aufgabe ist es, ausreichend Mittel zur Verfügung zu stellen, um die Gesundheit der Versicherten zu erhalten, wiederherzustellen oder ihren Gesundheitszustand zu bessern.
Dazu gehört auch, den weiteren Ausbau sektorenübergreifender Strukturen finanziell zu unterstützen. Die Kassenfunktionäre sollten von ihren Bilanzen aufschauen und einen Blick in unsere Notfallambulanzen und -praxen werfen. Dort haben sich die Patientenzahlen in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt.
Die Kolleginnen und Kollegen arbeiten am Limit und fordern zu Recht bessere sektorenübergreifende Strukturen. Nach wissenschaftlichen Untersuchungen sind hierfür zwischen 700 Millionen und einer Milliarde Euro notwendig. Das Geld wäre gut angelegt.“

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03.03.2017 Ethik darf nicht zu einem Verwaltungsakt verkommen
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 03.03.2017 – Zu dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts Leipzig, nach dem Patienten in „extremen Ausnahmesituationen“ ein Recht auf Betäubungsmittel zur Selbsttötung haben, erklärt der
Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery: „Dass eine so grundsätzliche ethische Frage wie die der ärztlich assistierten Selbsttötung auf einen bloßen Verwaltungsakt reduziert werden soll, ist mir völlig unverständlich.
Man muss sich doch die Frage stellen, ob das Bundesverwaltungsgericht Leipzig tatsächlich die wirklich
grundlegenden Diskussionen im Deutschen Bundestag wie auch die entsprechenden Beschlüsse zur Sterbebegleitung wahrgenommen hat. Zu welchen Verwerfungen dieses Urteil in der Praxis führen wird, zeigt allein die Frage, ob das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) nun zu einer Ausgabestelle für Tötungsmittel degradiert werden soll.
Und welcher Beamte im BfArM soll denn dann entscheiden, wann eine ´extreme Ausnahmesituation` vorliegt? Eine solche Bürokratieethik ist unverantwortlich.“


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03.03.2017-Durchbruch in der Krebsfrüherkennung- Erster Test für die verlässliche Diagnose von Bauchspeicheldrüsenkrebs vorgestellt
uni | mediendienst | aktuell Nr. 28/2017

Bauchspeicheldrüsenkrebs ist deshalb so gefährlich, weil er meist erst in fortgeschrittenem Stadium erkannt wird. Dies liegt zum einen an spät einsetzenden Symptomen und zum anderen an einem bisher herrschenden Mangel an zuverlässigen Früherkennungsmethoden. Jetzt aber ist Forschern der Chirurgischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Robert Grützmann) des Universitätsklinikums Erlangen und der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin A der Universitätsmedizin Greifswald, in Zusammenarbeit mit der Metanomics Health GmbH, ein Durchbruch gelungen. In einer klinischen Studie konnten die Wissenschaftler um Prof. Dr. Robert Grützmann und Prof. Dr. Markus M. Lerch eine Signatur von neun Stoffwechselprodukten ausmachen, deren Nachweis die Genauigkeit der Pankreaskrebsdiagnostik nicht nur signifikant erhöht, sondern damit auch die Überlebenschancen der Patienten in Zukunft um bis zu 40 Prozent steigern kann.
Jedes Jahr sterben rund 14.000 Menschen in Deutschland an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Die Krankheit gilt als eine der tückischsten: Fünf Jahre nach der Diagnose sind nur noch etwa fünf Prozent der Betroffenen am Leben. Mit der Vorstellung eines ersten Tests zur verlässlichen Erkennung von Pankreastumoren haben Wissenschaftler des Uni-Klinikums Erlangen und der Universitätsmedizin Greifswald jetzt einen wichtigen Schritt in die medizinische Zukunft gemacht. „In unserer Studie wurden über 900 Patienten mit unterschiedlichen Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse untersucht“, erklärt Prof. Grützmann. „Unser Ziel war es, einen vorliegenden Krebs eindeutig von weiteren Möglichkeiten, vor allem von der chronischen Pankreatitis, zu unterscheiden, um Patienten schneller in die richtige Therapie zu bringen. Wir konnten erfolgreich zeigen, dass der Nachweis einer Signatur von neun Stoffwechselprodukten, die sogenannte Metabolomik, ein verlässlicher Früherkennungstest ist.“ Dieser bedeutsame Fortschritt soll noch weiter ausgebaut werden: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert in den kommenden vier Jahren die weitere Erforschung der Stochwechselsignatur mit 3,6 Millionen Euro.

Die Erlanger und Greifswalder Studie “Metabolic biomarker signature to differentiate pancreatic ductal adenocarcinoma from chronic pancreatitis” wurde jetzt im renommierten Fachmagazin „Gut“ veröffentlicht: http://gut.bmj.com/content/early/2017/01/20/gutjnl-2016-312432.

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28.02.2017 Lieferengpässe bei Arzneimitteln
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 24.02.2017 – Zu den Lieferengpässen bei wichtigen Medikamenten erklärt Dr. Susanne Johna, Vorstandsmitglied der Bundesärztekammer:

„Wenn wir die Versorgung mit überlebenswichtigen Medikamenten wie Antibiotika oder Krebsmitteln sicherstellen wollen, brauchen wir ein verpflichtendes Register und spürbare Sanktionen bei Nichtmeldung. Es reicht nicht aus, dass Pharmaunternehmen Lieferengpässe auf freiwilliger Basis melden.
Das spiegelt nur einen Bruchteil der tatsächlichen Engpässe wieder. Es müssen auch bereits drohende Versorgungsengpässe gemeldet werden.

Selbstverständlich müssen für Medikamente auch faire Preise bezahlt werden. Rabattverträge dürfen das Preisniveau nicht so tief drücken, dass sich die Produktion nicht mehr lohnt oder sich auf wenige Hersteller in China oder Indien konzentriert. Zusätzlich besteht die Gefahr, dass Medikamente aus der Lieferkette hinaus ins Ausland exportiert werden.

Und schließlich brauchen die zuständigen Behörden mehr Kompetenzen. Sie müssen die Möglichkeit erhalten, Pharmaunternehmen und Großhändlern Maßnahmen vorzuschreiben, die die Verfügbarkeit wichtiger Medikamente sicherstellen. Dazu gehört auch der Aufbau von strategischen
Reserven von zu definierenden wichtigen Medikamenten.“

Video-Interview mit Dr. Susanne Johna finden sie auf der Seite
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21.02.2017 Montgomery fordert unabhängige Informationen statt Kontrollbürokratie
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 21.02.2017 – „Ein zuverlässiges Informationssystem über
innovative Medikamente hilft niedergelassenen Ärzten dabei, ihre
Patienten optimal zu behandeln. Die Politik darf diese Chance
nicht verspielen, indem sie stattdessen ein Arztüberwachungssystem
einführt.“ Das sagte Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery,
Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), im Vorfeld der
Beratungen zum GKV-Arzneimittelversorgungsstärkungsgesetz
(AMVSG) am kommenden Mittwoch im Bundesrat.
Das Gesetz sieht unter anderem vor, Vertragsärzte bei der
Verordnung von Arzneimitteln in Zukunft mit Hilfe der
Praxissoftware wirkstoffbezogen über die Ergebnisse der
Nutzenbewertung zu informieren.
Montgomery kritisierte das Bestreben der Krankenkassen,
Hinweise zur wirtschaftlichen Verordnung von Arzneimitteln in die
Praxisverwaltungssysteme zu integrieren. „Die Praxissoftware darf
nicht zum Kontroll- und Steuerungsinstrument verkommen. Die
Folge wären Eingriffe in die ärztliche Therapiefreiheit, ein
verschärfter Regressdruck und noch mehr Bürokratie für die
Ärztinnen und Ärzte“, warnte er.
Eine Mitgestaltung des Informationssystems durch die
Pharmaindustrie lehnte der BÄK-Präsident ebenfalls ab.
„Ärztinnen und Ärzte brauchen kein digitales Marketinggeklingel.
Sie brauchen herstellerunabhängige Informationen, die ihnen
helfen, die bestmögliche Therapie zu finden.“ Darüber hinaus
gehe es auch darum, den unkritischen Einsatz neuer Arzneimittel
zu vermeiden. „Das geht aber nur mit mehr Transparenz im
Hinblick auf den Zusatznutzen von Medikamenten“, so
Montgomery.

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20.02.2017 Die ärztliche Kunst des Weglassens
uni | mediendienst | forschung Nr. 13/2017

Regionales Kooperationsnetzwerk unter Leitung des Lehrstuhls für Allgemeinmedizin der FAU verfolgt das Ziel, die Fehl- und Überversorgung im ambulanten Gesundheitswesen zu verringern
Oft geht es allzu schnell: Schon bei geringen körperlichen Beschwerden kommen in Deutschland Computertomografie und andere bildgebende Verfahren zum Einsatz. Und wer Rückenschmerzen hat, wird vielfach zu früh operiert. Um der Überversorgung entgegenzuwirken, schließen sich sieben Institute der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), vier fränkische Praxisnetzwerke mit rund 200 haus- und fachärztlichen Praxen, die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns sowie Vertreter von Krankenkassen zusammen. Der Aufbau des Kooperationsnetzwerkes „PRO PRICARE" sowie drei Forschungsprojekte werden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 2,1 Millionen Euro gefördert.
Ein Körbchen gefüllt mit zahlreichen Medikamenten, das die betagte Patientin gut hütet. Plötzlich kommen Rückenschmerzen dazu. Ob jetzt noch eine weitere Arznei verschrieben wird? Eine Alltagssituation, die viele Betroffene kennen. In ihr  spiegelt sich das weit verbreitete Phänomen der Fehl- und Überversorgung. Diese im ambulanten Bereich zu vermeiden, ist Schwerpunkt des neu gegründeten Kooperationsnetzwerks PRO PRICARE (Preventing Overdiagnosis in Primary Care) unter der Leitung des Lehrstuhls für Allgemeinmedizin der FAU.

„Die Überversorgung im ambulanten deutschen Gesundheitswesen wird ein immer wichtigeres Thema“, sagt Prof. Dr. Thomas Kühlein, Direktor des Allgemeinmedizinischen Instituts an der FAU. Die zunehmenden technischen Möglichkeiten und auch die unkoordinierte Aktivität vieler Fachärzte führen gerade bei alten Menschen schnell zu einem Zuviel an medizinischen Maßnahmen. „Gerade angesichts des fortschreitenden Alters unserer Patienten müssen wir lernen, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Das Kriterium für diese Unterscheidung muss für jede einzelne dieser Maßnahmen sein, ob sie dem Patienten in seiner aktuellen Situation und bei der Erreichung seiner Ziele hilft“, sagt Kühlein.

Oft stehen immer noch medikamentöse Therapieverfahren wie etwa die Gabe von Antibiotika an erster Stelle, auch wenn diese nicht nötig oder zielführend sind.  Aufgrund des technischen Fortschritts kommen immer häufiger bildgebende Verfahren zum Einsatz. Das Gespräch und die persönlichen Sorgen und Ziele der Patienten drohen darüber in Vergessenheit zu geraten. „Ein zynisch klingender Satz in der Medizin lautet: ,Ein gesunder Patient ist nur schlecht untersucht´. Dieser Satz enthält leider viel Wahrheit“, sagt Kühlein.

Den Menschen ganzheitlich betrachten – weniger Medikamente verabreichen

„Der Hausarzt ist der wichtigste Versorger und ist die erste Anlaufstelle bei Gesundheitsfragen“, sagt Dr. Susann Schaffer, Forschungskoordinatorin am Lehrstuhl für Allgemeinmedizin und Leiterin des Netzwerks PRO PRICARE.  So soll in einem der drei Projekte des Netzwerks ein für Hausärzte leicht handhabbares Klassifikationssystem entwickelt werden, das anstelle der Krankheiten den Menschen in seinem alltäglichen Leben in den Mittelpunkt stellt. Im Fokus stehen dabei Ältere und Hochbetagte.

Mit Hilfe dieser Klassifikation soll es möglich sein, den Grad der Alltagsbewältigung dieser Patienten zu beschreiben: Wie aktiv ist der Patient noch oder inwiefern kann er sich noch selbst versorgen – kurz: In welchem Umfang kann er am Leben teilhaben? Die sich aus dieser Erfassung ergebende Aufgabe ist dann, wie man diesen Patienten helfen kann, ihr Leben besser zu bewältigen. „So lange der Fokus medizinischer Versorgung vor allem auf Krankheiten gerichtet ist, wird das Problem der Überversorgung weiter wachsen. Unsere Annahme ist, dass eine personenzentrierte Versorgung zu weniger Medizin führen wird“, erläutert Thomas Kühlein.

Mehr auf subjektive Ängste eingehen

In einem zweiten Projekt steht die Arzt-Patienten-Kommunikation im Mittelpunkt. Suchen Patienten ihren Arzt auf, haben sie meist bereits eine Vorstellung, was sie haben könnten und brauchen. Verbunden sind damit oft große Ängste und Sorgen vor einer „schlimmen Krankheit“, die sich andeuten könnte. „Diese subjektiven Krankheitsvorstellungen wollen Patienten gerne in der Konsultation mit ihrem Arzt besprechen. Wir wollen nun Ärzte durch ein Training in der Weiterentwicklung ihrer Konsultationskompetenzen unterstützen“, sagt Thomas Kühlein.

So zeigte eine belgische Studie in Hausarztpraxen, dass aufgrund einer gezielten Verbesserung der Konsultationskompetenzen weniger Medikamente verschrieben wurden. PRO PRICARE-Koordinatorin Susann Schaffer ergänzt: „Wir möchten die Hausärzte schulen und bestärken, die subjektiven Krankheitsvorstellungen der Patienten zu erfragen. Eine verbesserte Kommunikation kann dazu beitragen, die meist kurze Konsultationszeit optimal zu nutzen.“

Überversorgung bei Schilddrüsenerkrankungen

Oft beginnen medizinische Versorgungsprozesse mit kleinen, eigentlich unnötigen Maßnahmen, aus denen dann wie bei einer Kaskade weitere Maßnahmen folgen, die nur noch schwer zu stoppen sind. Ein Beispiel ist die verbreitete Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse. Mit zunehmendem Alter werden dabei immer mehr Schilddrüsenknoten gefunden, die dann nach jahrelangen Kontrollen irgendwann doch operativ entfernt werden. Dabei findet sich manchmal auch Krebs. Ähnlich wie beim Prostatakrebs, sind die meisten dieser Krebsformen jedoch so geartet, dass der Patient auch ohne seine Entdeckung nicht verstorben wäre. Das dritte Forschungsprojekt beschäftigt sich deshalb mit den Auslösern, Treibern und Folgen dieser medizinischen Kaskade, die zu einer Unzahl unnötiger Operationen führt. „Wenn wir gelernt haben, diese Dinge besser zu verstehen, lassen sich daraus hoffentlich Maßnahmen ableiten, solche Kaskaden zu verhindern", führt Kühlein aus. 

Beteiligt an dem Kooperationsnetzwerk „PRO PRICARE“ sind neben sieben Instituten der FAU die vier regionalen fränkischen Praxisnetzwerke QuE aus Nürnberg, UGeF aus Forchheim, MainArzt aus Ochsenfurt und die Ärztegenossenschaft Hochfranken mit zusammen genommen rund 200 haus- und fachärztlichen Praxen. Weitere Partner sind die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns sowie verschiedene Betriebskrankenkassen, die durch die GWQ ServicePlus vertreten sind.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Thomas Kühlein
Tel.: 09131/85-31140
thomas.kuehlein@uk-erlangen.de

16.02.2017 Im Verbund gegen Niereninsuffizienz
uni | mediendienst | forschung Nr. 14/2017

Chronische Nierenerkrankungen  sind häufig, mehr als  10 Prozent der Bevölkerung leiden darunter. Einen großen Anteil  haben diabetesbedingte Nierenschäden. Um die Behandlungsmöglichkeiten dafür zu verbessern, haben sich rund 30 Partner weltweit zu einem Verbund zusammengeschlossen. Ein Mitglied ist das Universitätsklinikum Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Das Projekt wird mit knapp 29 Millionen Euro, zum überwiegenden Teil von der EU und Industrieunternehmen, gefördert.

Der hohe Blutzuckerspiegel, mit dem viele Diabetes-Patienten auch bereits vor der Diagnose leben, führt zu langfristigen Schäden an den Nieren: Die Blutgefäße in den Nieren verengen sich und die Gefäßwände werden durchlässig. Dadurch können die sogenannten Nierenkörperchen, die Schadstoffe aus dem Blut filtern, nicht mehr richtig arbeiten. Es kommt zur diabetesbedingten Niereninsuffizienz, die trotz der Möglichkeiten einer Nierenersatztherapie in Form von Dialyse oder Transplantation oftmals tödlich verläuft – die Sterberate dieser Krankheit übertrifft sogar die der meisten Krebserkrankungen. Trotzdem gibt es nach wie vor keine Therapie, die eine durch Diabetes bedingte Niereninsuffizienz vermeidet oder heilt.

Rund 30 Partner weltweit

Ein Konsortium aus mehr als 20 akademischen Institutionen aus Europa und den USA, verschiedenen Pharma- bzw. Biotechnologie-Unternehmen und der Juvenile Diabetes Research Foundation haben nun das Projekt BEAt-DKD („Biomarker Enterprise to Attack Diabetic Kidney Disease“) gestartet, mit dem Ziel, die Prävention und Behandlung der diabetesbedingten Niereninsuffizienz zu verbessern. Dafür will der Verbund Mechanismen und Signalwege identifizieren, die eine Nierenschädigung bei  Diabetes auslösen. Diese Mechanismen könnten  als Ansatzpunkt für zukünftige Therapien genutzt werden. In einem weiteren Schritt sollen Biomarker identifiziert werden, also biologische Parameter, wie Eiweiße oder Stoffwechselmoleküle, die charakteristische Merkmale für Krankheiten und Krankheitsverläufe sind. Die Biomarker sollen es ermöglichen, den Krankheitsverlauf sowie den Therapieerfolg vorherzusagen – und dadurch klinische Studien erleichtern und eine präzisere Behandlung erlauben.

Europaweit größte Beobachtungsstudie zu Niereninsuffizienz

Am Uni-Klinikum Erlangen der FAU beteiligt sich Prof. Dr. Kai-Uwe Eckardt, Direktor der Medizinischen Klinik 4, an dem Verbundprojekt. Seit 2007 leitet er mit seinem Team eine bundesweite Kohortenstudie zur Niereninsuffizienz in Deutschland (GCKD-Studie: German Chronic Kidney Disease), die nun auch in das Projekt BEAt-DKD aufgenommen wurde. Im Rahmen der Studie werden mehr als 5.000 Patienten über einen Zeitraum von zehn Jahren beobachtet, die an verschiedenen Formen der chronischen Niereninsuffizienz leiden, darunter auch Patienten mit diabetesbedingter Nierenschädigung.  „Es  gibt starke Unterschiede im Verlauf der verschiedenen Nierenerkrankungen“, erklärt Professor Eckardt. Der Grund dafür und von welchen Faktoren der Krankheitsverlauf abhängt, ist jedoch noch weitgehend unverstanden. Ziel  der Studie ist es daher, die Ursachen, den Verlauf, die Einflussfaktoren sowie die Konsequenzen der fortschreitenden Krankheit besser zu verstehen, um neue diagnostische und therapeutische Maßnahmen zu entwickeln.  GCDK ist die erste Studie in Europa, die groß genug ist, um Beziehungen zwischen Biomarkern, Krankheitsverlauf und Komplikationen darzustellen. „Unsere Forschung wird daher auch für die diabetesbedingten Nierenschädigungen neue Erkenntnisse bringen“, ist sich Kai-Uwe Eckardt sicher.

Weiterführende Informationen zur BEAt-DKD-Studie gibt es unter http://www.imi.europa.eu/content/beat-dkd

Ausführliche Informationen zur bundesweiten Kohortenstudie zur Niereninsuffizienz in Deutschland (GCKD-Studie) finden Sie unter: http://www.medizin4.uk-erlangen.de/forschung/patientennahe-forschung/gckd-studie/
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Kai-Uwe Eckardt
Tel.: 09131/85-36354
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09.02.2017 Keine Gewalt gegen Ärztinnen und Ärzte!
gemeinsame Pressemeldung der BLÄK und der KVB

Angriffe auf Polizisten, Rettungskräfte und Feuerwehrleute sollen strenger bestraft werden. Das sieht ein Gesetzentwurf von Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) vor, der diese Woche im Bundeskabinett beraten wird. „Respekt und Wertschätzung verdienen die Kräfte der Polizei, der Feuerwehr, des Katastrophenschutzes und der Rettungsdienste, aber auch Ärztinnen und Ärzte, wenn sie die Patientenversorgung außerhalb der Sprechzeiten sicherstellen“, erklärten Dr. Max Kaplan, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), und Dr. Wolfgang Krombholz, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB), heute in München.

Kaplan begrüßt die Pläne zur Stärkung des Schutzes der Einsatz-, Hilfs- und Rettungskräfte, die längst überfällig seien. Damit setze der Staat ein unmissverständliches Signal, dass diese Gewalt nicht hingenommen werde. „Genauso inakzeptabel ist es, dass Ärztinnen und Ärzte im Bereitschaftsdienst und in der Notaufnahme attackiert werden, was leider immer wieder passiert“, betonte Kaplan „es ist deshalb unbedingt notwendig, dass auch diese Ärztinnen und Ärzte vom Gesetzgeber entsprechend geschützt werden“.
Krombholz erinnert daran, dass die Gefahr von Übergriffen auf Ärzte in den letzten Jahren zugenommen habe und es bei der KVB deshalb auch eine eigene Fortbildungsveranstaltung „Sicher im Ärztlichen Bereitschaftsdienst und beim Hausbesuch“ gebe, die sehr gut angenommen werde. „Die Kolleginnen und Kollegen, die Patienten zuhause aufsuchen, haben jegliche Unterstützung verdient. Insofern wäre es ein wichtiges Signal, diese auch per Gesetz besser vor Gefahren durch aggressives Verhalten zu schützen.“

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14.01.2017 BÄK: Patientensicherheit darf nicht ökonomischen Erwägungen untergeordnet werden
Pressenachricht der Bundesärztekammer

„Es ist nicht nachvollziehbar, dass die Europäische Kommission patientenschützende Regeln der
Mitgliedsstaaten aufgrund von ökonomischen Erwägungen einer erneuten Verhältnismäßigkeitsprüfung unterziehen will. Ein solches Vorgehen kann wichtige Maßnahmen zum Schutz der Patienten erheblich verzögern. Wenn die Europäische Kommission dies in Kauf nimmt, ordnet sie die Patientensicherheit den
Marktinteressen unter.“
So kommentiert Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), das am
10. Januar 2017 veröffentlichte sogenannte Dienstleistungspaket.
Unter anderem fordert die Europäische Kommission darin die Prüfung der „Verhältnismäßigkeit“ von Berufsregeln. Diese will sie auch für Regelungen durchsetzen, die dem Patientenschutz
dienen. In Deutschland ist die sorgfältige Verhältnismäßigkeitsprüfung durch Bundes- und
Landesregierungen sowie Berufskammern geübte Praxis. Hierzu verpflichten das Grundgesetz und die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts.
„Mit ihrem Vorschlag suggeriert die Europäische Kommission, dass bestehende Berufsregeln grenzüberschreitende Tätigkeit verhindern. Dabei ist das Gegenteil der Fall, wie die hohe Zahl von
Ärztinnen und Ärzten beweist, die bereits heute in einem anderen EU-Mitgliedstaat arbeiten“, so Montgomery.
Der BÄK-Präsident fordert den europäischen Gesetzgeber auf, dieser überflüssigen Gesetzgebung eine Absage zu erteilen. Sie erschwert es den Mitgliedsstaaten, die Berufsausübung in verhältnismäßigem Rahmen zu regeln und missachtet deren gerade beim Gesundheitsschutz EU-vertraglich garantierten Einschätzungsspielraum. Zudem verursacht die Verhältnismäßigkeitsprüfung enorme Kosten und Bürokratie. „Leider hat Brüssel den Brexit-Warnschuss nicht gehört. Denn statt sich auf ihre eigentlichen Aufgaben zu konzentrieren, versucht die Kommission abermals, die gesundheitspolitischen Kompetenzen der Mitgliedsstaaten zu beschneiden“, kritisiert Montgomery.
In seinem Beschluss zur Binnenmarktstrategie (BT-DRS 18/8867) vom Juni 2016 verdeutlicht auch der Deutsche Bundestag, dass „die mitgliedstaatliche Regelungskompetenz für Berufsregelungen […] nicht in Frage gestellt werden (darf). Ein Prüfraster zur Verhältnismäßigkeit oder Empfehlungen, die auf eine Beschränkung oder gar das Infragestellen der Regelungskompetenz des nationalen Gesetzgebers im Bereich der reglementierten Berufe abzielen, sind abzulehnen.“
Die Landesärztekammern gewährleisten unter anderem über das ärztliche Berufsrecht eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung der Bevölkerung. Dies steht im Einklang mit den Zielen, wie sie auch der Vertrag über die Arbeitsweise der EU in Artikel 168 (1) definiert. Darüber hinaus legt der Vertrag in Artikel 168 (7) fest, dass die Verantwortung für die Gesundheitspolitik sowie für die Organisation des Gesundheitswesens und die medizinische Versorgung bei den Mitgliedsstaaten liegt.

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13.01.2017 Was uns 2017 erwartet
Pressemeldung der Landesärztekammer Bayern

Die bayerische Wirtschaft blickt verhalten optimistisch in die Zukunft. Gilt das auch für die Sozial-, Gesundheits- und ärztliche Berufspolitik? Dr. Max Kaplan, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) schreibt im Leitartikel der Januar/Februar-Ausgabe des Bayerischen Ärzteblattes über das, was uns 2017 erwartet.
So könnte das Mega-Thema die neue (Muster-)Weiterbildungsordnung (MWBO) werden. „Wir haben ja bereits auf dem Bayerischen Ärztetag 2016 hierzu einige Eckpunkte beschlossen, wie die Festschreibung der Rechtsverbindlichkeit des elektronischen Logbuchs im Paragrafenteil. Ebenso haben wir festgehalten, dass sowohl für den Nachweis der Weiterbildungsinhalte durch den Weiterzubildenden als auch bezüglich des Angebots des zu vermittelnden Leistungsspektrums durch den Weiterbildungsbefugten das elektronische Logbuch das Rückgrat der neuen MWBO sein wird. Neben einem Höchstmaß an Flexibilität hat der Bayerische Ärztetag auch eine gewisse Strukturierung empfohlen. Dazu zählen das Festschreiben einer Mindestweiterbildungszeit im stationären Bereich und die Ausweisung der Weiterbildungszeit in der Kernkompetenz, insbesondere in den großen Gebieten“, so Kaplan.

Die Novelle der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) sei 2016 ein beherrschendes Thema gewesen. Kaplan: „Wir legen großen Wert darauf, dass unter Einbeziehung aller Verbände und der wissenschaftlich-medizinischen Fachgesellschaften ein Höchstmaß an Transparenz hergestellt wird und die Diskussionen im Sinne eines Qualitätssicherungsprozesses geführt werden. Wir befinden uns jetzt im Gespräch mit der PKV und dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) und möchten diesen Teil Anfang des Jahres abschließen. Parallel hierzu diskutieren wir die Bundesärzteordnung (BÄO), den Paragrafenteil und das Konsenspapier zu den Übergangsbestimmungen mit den großen und übergreifenden Berufsverbänden, der PKV und dem BMG. Ein dritter Schwerpunkt bei der Novellierung ist die Erarbeitung einer eigenen Datenbank zur ‚Bepreisung‘ der GOÄ-Leistungen“.

Ein Novum sei das „Antikorruptionsgesetz“. Kaplan schreibt: „Der Gesetzgeber sah die Notwendigkeit, die Bekämpfung von Korruption im Gesundheitswesen im Strafgesetzbuch in den Paragraphen 299 a und b sowie 300 zu regeln. Dies hat bei vielen unserer Kolleginnen und Kollegen aber auch bei unseren Kooperationspartnern zu Verunsicherungen geführt, die es jetzt zu beseitigen gilt. Hier sind wir Ärztekammern gefordert und bringen uns deshalb auch engagiert in die öffentliche Diskussion ein“.

Mehr zu „Was uns 2017 erwartet“ lesen Sie in der Ausgabe 1-2/2017 des Bayerischen Ärzteblattes unter www.bayerisches-aerzteblatt.de.

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12.01.2017 Symposium: Systems Neuroscience 19.-20.01.17
uni | mediendienst | aktuell Nr. 5/2017

19.–20. Januar, ab 9.00 Uhr, Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts, Raum A 1.500, Staudtstraße 2, Erlangen
Die letzten zehn Jahre brachten gewaltige Entwicklungen in den Neurowissenschaften hervor. Vor allem der Einsatz optischer und elektrophysiologischer Methoden öffnete ein neues experimentelles Fenster und gewährte vertiefte Einblicke in die Funktionsweise gesunder und erkrankter Gehirne. Das Institut für Physiologie und Pathophysiologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und das Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts veranstalten gemeinsam ein Symposium, auf dem die aktuellen Entwicklungen und zukünftigen Aussichten in den Neurowissenschaften diskutiert werden sollen. Das Symposium findet vom 19. bis 20. Januar im Neubau des Max-Planck-Instituts für die Physik des Lichts, Staudtstraße 2, in Erlangen statt. Der Beginn ist an beiden Tagen 9.00 Uhr. Die Veranstaltung  ist öffentlich, der Eintritt frei.
Besonderes Augenmerk liegt bei diesem interdisziplinären Symposium auf dem technologischen Zugang und der Anwendung physikalischer Methoden in den Neurowissenschaften. Diese Entwicklungen sprechen Kernpunkte in der Grundlagenforschung und der daraus folgenden Anwendung an und vergrößern so das Verständnis der Funktion und Dynamik normaler und erkrankter Gehirne. Der Fortschritt  in der Anwendung neuer Technologien zur Manipulation und Klärung zellulärer und subzellulärer Vorgänge in bestimmten festgelegten Schaltstellen des Gehirns bietet die Möglichkeit grundlegende Fragen der Neurowissenschaften anzugehen, wie zum Beispiel die Prinzipien der Informationsverarbeitung im Gehirn oder die Mechanismen, die die normalen Hirnfunktionen bei neuropsychiatrischen Krankheiten stören.
Weitere Informationen finden Sie hier: http://www.mpl.mpg.de/en/sandoghdar/systems-neuroscience.html  
Dr. Katrin Bauer, Tel.: 09131/7133-301, katrin.bauer@mpl.mpg.de
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11.01.2017 Getrennte Zwillinge - FAU-Chemiker entwickeln neues Verfahren zur Herstellung von Arzneimitteln
uni | mediendienst | forschung Nr. 3/2017

Chemiker der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) arbeiten an einem Verfahren, mit dem sogenannte chirale Moleküle zuverlässig getrennt werden können. Damit soll es künftig einfacher sein, hoch effektive Medikamente und Pflanzenschutzmittel ohne unerwünschte Nebenwirkungen herzustellen. Am Verbundprojekt CORE, für das die Europäische Union rund vier Millionen Euro bereitstellt, sind Forscher aus Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden, der Schweiz und Deutschland beteiligt.

Moleküle als Spiegelbilder

In der organischen Chemie treten Moleküle häufig chiral auf. Das bedeutet, sie kommen in zwei spiegelbildlichen Formen vor – ähnlich wie die linke und die rechte Hand des Menschen. Nukleinsäuren und Enzyme zum Beispiel sind chiral, aber auch die Rezeptoren auf Zelloberflächen. Deshalb sind Arzneimittel, Insektizide und Duftstoffe, die über Rezeptoren oder Enzyme wirken, meistens auch chiral. Obwohl die R- und S-Enantiomere – so heißen die paarweise auftretenden Moleküle – sich nur durch ihre räumliche Anordnung unterscheiden, haben sie oftmals unterschiedliche medizinische Wirkungen: Das S-Molekül des Schmerzmittels Ketamin beispielsweise besitzt eine dreifach höhere Potenz als die R-Form. Das wohl bekannteste Beispiel für die Bedeutung der Enantiomere ist der Contergan-Skandal der 1960er Jahre: Während das R-Thalidomid als Schlafmittel wirkt, ist die S-Form keimschädigend und wird für Missbildungen bei Neugeborenen verantwortlich gemacht.

Enantiomere sind schwer zu trennen

„Wir wissen inzwischen viel über die Bedeutung chiraler Moleküle“, sagt Prof. Dr. Svetlana Tsogoeva vom Lehrstuhl für Organische Chemie I der FAU. „Dennoch sind die Verfahren zur Trennung der Enantiomere bis heute aufwändig und teuer.“ Weil die fraktionierte Kristallisation als klassisches Trennverfahren bei chiralen Molekülen nur bedingt funktioniert, wird bevorzugt die asymmetrische Katalyse angewandt. Doch das hat einige Nachteile: Die Katalysatoren müssen für jeden Wirkstoff gezielt entwickelt werden – ein enormer Zeit-, Energie- und Kostenfaktor. Sie sind häufig metallhaltig oder durch andere Stoffe toxisch und können die Medikamente kontaminieren. Und sie stoßen in ihrer Wirkung an Grenzen und produzieren oftmals nur ein Gemisch von linker und rechter Form eines Moleküls. Tsogoeva: „Wir brauchen ein Verfahren, mit dem wir die Enantiomere zuverlässig trennen können und das für ein möglichst breites Spektrum chiraler Wirkstoffe und Materialien geeignet ist.“

Der Ansatz: Autokatalytische Prozesse

Genau daran arbeitet die Forschergruppe der FAU im Rahmen des Verbundprojektes CORE. „Wir wollen die chemische Synthese mit der physikalischen autokatalytischen Kristallisation kombinieren, um so die gewünschten Enantiomere in reiner Form zu erhalten“, erklärt Svetlana Tsogoeva. „Dieser Ansatz erlaubt es, auf komplexe chirale Katalysatoren zu verzichten und stattdessen preiswerte achirale organische Katalysatoren einzusetzen.“ Bereits 2009 ist es Chemikern der FAU unter Leitung von Prof. Tsogoeva gelungen, mit der Methode der autokatalytischen Kristallisation enantiomerenreine Aminosäure-Derivate herzustellen. Im Rahmen von CORE sollen diese Prozesse nun verfeinert und breiter anwendbar gemacht werden. Ziel ist es, neue pharmazeutische Stoffe zu entwickeln, die über bessere Eigenschaften verfügen und bei denen schädliche Nebenwirkungen vermieden werden können.

CORE: Forscher und Unternehmen arbeiten zusammen

Im Forschungsverbundprojekt CORE (Continuous Resolution and Deracemization of Chiral Compounds by Crystallization) arbeiten Forscher aus Großbritannien, Deutschland, den Niederlanden, Frankreich und der Schweiz mit global agierenden Unternehmen zusammen. CORE bündelt Expertisen aus unterschiedlichen Bereichen der synthetischen organischen Chemie, der Pharmazie, der Verfahrenstechnik und der Festkörperchemie. Für das auf vier Jahre angelegte Projekt stellt die Europäische Union im Rahmen der Horizont-2020-Initiative rund vier Millionen Euro zur Verfügung.

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Prof. Dr. Svetlana B. Tsogoeva

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10.01.17 Montgomery: „Einheitsversicherung ist Turbo-Lader für Zwei-Klassen-Medizin“
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Zu der heute von der Bertelsmann-Stiftung
vorgestellten Studie zu einer Krankenversicherungspflicht für
Beamte erklärt Bundesärztekammer-Präsident Prof. Dr. Frank
Ulrich Montgomery: „Die Ergebnisse der aktuellen Bertelsmann-
Untersuchung mögen auf den ersten Blick beeindruckend klingen.
Da ist von milliardenschweren Einsparungen die Rede, wenn man
die Beihilfe für Beamte abschaffen würde. Bei genauerer
Betrachtung wird jedoch deutlich, dass sich die Autoren hier ein
Szenario zurecht gezimmert haben, dass jeglichem rechtlichen,
politischen und gesellschaftlichen Realitätssinn entbehrt. Die
Autoren selbst gestehen ein, dass eine verfassungs- oder
beamtenrechtliche Bewertung ihres Modells nicht erfolgt ist. Das
wäre aber aufschlussreich gewesen, zum Beispiel um die Frage zu
klären, was aus den angesparten Alterungsrückstellungen der
privat versicherten Beamten wird. Unklar ist auch, wie zwei
Dritteln der rund drei Millionen Beamten Pflichtbeiträge zur
Krankenversicherung auferlegt werden können, ohne dies bei der
Besoldung und Versorgung finanziell zu kompensieren.
Peinlich genau achten die Autoren darauf, den Begriff
„Bürgerversicherung“ in ihrer Studie zu vermeiden. Ihr Modell ist
aber nichts anderes als der Totengräber des dualen
Krankenversicherungssystems in Deutschland und der
Wegbereiter der Einheitskasse. Wenn man das will, muss man die
Menschen aber auch über die Risiken und Nebenwirkungen einer
solchen Reform aufklären.

So bleiben bei der Bertelsmann-Studie Aspekte der gesundheitlichen Versorgung komplett außen vor. In den Niederlanden oder in Großbritannien sehen wir, dass Einheitssysteme zu Rationierung, Wartezeiten und zu Begrenzungen in den Leistungskatalogen führen. Diejenigen, die es sich leisten können, sichern sich einen exklusiven Zugang zur Spitzenmedizin als Selbstzahler oder durch teure Zusatzversicherungen. Was uns also als gerechtere Alternative zum dualen Krankenversicherungssystem angeboten wird, ist in Wirklichkeit der Turbo-Lader für die Zwei-Klassen-Medizin.
Hinzu kommt, dass die Private Krankenversicherung die rasche Übernahme des medizinischen Fortschritts für alle Patienten ermöglicht. Denn die Existenz der PKV führt mit einem hohen Leistungsversprechen dazu, dass auch das GKV-System versucht, einen hohen Versorgungsstandard trotz aller Sparbemühungen aufrechtzuerhalten. So fördert die private Krankenversicherung Innovationen bei Diagnostik und Therapie, genehmigt sie schnell und setzt damit die Krankenkassen in der Regel unter Zugzwang.
Nicht weiter thematisiert wird von den Studienautoren, dass das Bertelsmann-Modell der medizinischen Versorgung mehr als sechs Milliarden Euro pro Jahr entziehen würde. Das trifft nicht nur Ärzte, Physiotherapeuten oder Hebammen, sondern auch und gerade die Patientinnen und Patienten. Denn Privatversicherte ermöglichen mit ihrem die tatsächlichen Kosten deckenden Finanzierungsbeitrag eine hochwertige medizinische Ausstattung von Krankenhäusern und Praxen, die allen Patienten unabhängig von ihrem Versicherungsstatus zur Verfügung steht.

Auch auf solche Fakten muss man hinweisen, wenn man die Axt an das bewährte duale Krankenversicherungssystem in Deutschland legt.“
Pressemitteilung
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09.01.2017 Angriff auf den Tumor FAU-Wissenschaftlern gelingt gezielte Stärkung des Immunsystems in der Krebstherapie
uni | mediendienst | forschung Nr. 1/2017

Solide Tumoren, wie etwa der schwarze Hautkrebs oder Brustkrebs, sind schwerwiegende Erkrankungen. Aufgrund neuer therapeutischer Ansätze sind diese zwar sehr viel besser zu behandeln, aber immer noch nur sehr selten heilbar. Wissenschaftlern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) ist es nun gelungen, die tumorzerstörenden Zelltypen des Immunsystems zu identifizieren und damit erstmals von den tumorfördernden zu unterscheiden.

Insbesondere Tumormetastasen, die sich in Organen wie der Lunge, der Leber oder im Gehirn ansiedeln, lassen sich oft nur schwer behandeln. Ein weiteres grundlegendes Problem: Das eigene Immunsystem kann das Wachstum von Tumoren und deren Metastasen sogar fördern. Deshalb zielen neue Ansätze in der Krebstherapie darauf ab, diese Immunzellen zu entfernen.  Therapien mit Antikörpern machen den Tumor für das Immunsystem erkenn- und angreifbar oder aber heben dessen Blockaden auf. Problematisch ist hierbei jedoch, dass diese auch über Zellen des Immunsystems wirken.  Somit ist es von großer Wichtigkeit zur verstehen, welche Zellen das Tumorwachstum fördern und welche die Grundlage für die Immuntherapie darstellen, um dann gezielt diese schlechten, weil wachstumsfördernden Immunzellen zu entfernen und nicht die tumorzerstörenden. 

Einer Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Falk Nimmerjahn vom Lehrstuhl für Genetik der FAU ist es nun erstmalig gelungen, die Zelltypen zu identifizieren, über die tumorspezifische Antikörper in der Lage sind, Haut- und Lungenmetastasen des malignen Melanoms zu zerstören. In Zusammenarbeit mit der Hautklinik, der Mikrobiologie und der Chirurgie des Universitätsklinikums Erlangen konnte das Forscherteam zeigen, dass unterschiedliche Arten von im Tumor vorkommenden Fresszellen für die therapeutische Aktivität von Antikörpern essentiell sind. Da Untergruppen dieser Immunzellen das Tumorwachstum fördern können, zeigt diese Studie erstmalig Möglichkeiten auf, ausgewählt die tumorfördernden, nicht aber die tumorzerstörenden Immunzellen zu entfernen. Aufgrund der Forschungsergebnisse ließen sich zukünftig auch therapeutische Ansätze entwickeln, welche die tumorzerstörenden Fresszellen in den Tumor locken. Die Ergebnisse der Studie wurden nun im renommierten Fachjournal Science Immunology (DOI: 10.1126/sciimmunol.aah6413) veröffentlicht.

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04.01.2017 FAU: Auszeichnungen und Funktionen im Bereich der Medizin
uni | mediendienst | aktuell Nr. 2/2017

Prof. Dr. Abbas Agaimy, leitender Oberarzt und stellvertretender Direktor des Pathologischen Instituts des Uni-Klinikums Erlangen, ist mit dem GIST-Preis 2016 ausgezeichnet worden. Damit wird seine jahrelange Erforschung der seltenen Gastrointestinalen Stromatumoren (GIST) gewürdigt. In seinen zahlreichen kumulativen Veröffentlichungen charakterisierte Agaimy diese Tumoren morphologisch und molekulargenetisch mit Fokus auf ihrem präklinischen und frühen klinischen Verlauf. Der mit 10.000 Schweizer Franken dotierte Preis wird jährlich vom Verein zur Unterstützung von Betroffenen mit Gastrointestinalen Stromatumoren, der GIST-Gruppe Schweiz, verliehen. Gastrointestinale Stromatumoren sind eine seltene Krebserkrankung des Magen-Darm-Trakts und gehören zu den Sarkomen, einer Gruppe von bösartigen Tumoren, die in Bindegewebe, Knochen und Muskeln vorkommen.

Prof. Dr. Stephan Achenbach, Lehrstuhl für Innere Medizin II und Direktor der Medizinischen Klinik 2 – Kardiologie und Angiologie, ist zum Ehrenmitglied des British Institute of Radiology ernannt worden und hat bei der Jahrestagung der Fachgesellschaft die „Sir Godfrey Hounsfield Memorial Lecture“ gehalten. Damit werden seine Verdienste um die Computertomografie des Herzens geehrt.

Prof. Dr. Kristina Friedland, Professur für Molekulare und Klinische Pharmazie, hat beim Wettbewerb „Professor/in des Jahres 2016“ in der Kategorie „Naturwissenschaften/Medizin“ den zweiten Platz belegt. Der 2006 vom Karrieremagazin Unicum Beruf ins Leben gerufene Wettbewerb zeichnet Hochschullehrer mit Professorentitel aus, die ihren Studierenden neben theoretischen Hintergründen insbesondere praktische Kenntnisse und berufsorientierte Fähigkeiten vermitteln. Unterstützt wird der Wettbewerb vom Bundesforschungs- sowie vom Bundeswirtschaftsministerium.

Dr. Katharina Gerlach, Lehrstuhl für Innere Medizin I, ist mit dem Hans‐Hench‐Promotionspreis ausgezeichnet worden. Damit ehrt die Deutsche Gesellschaft für Immunologie die Wissenschaftlerin für ihren fundamentalen Beitrag zum Verständnis von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) und nachfolgenden colitis‐assoziierten Krebserkrankungen (CAC). Ihre Ergebnisse enthalten wesentliche neue Ansatzpunkte für die Analyse von tumorspezifischen Biomarkern bei Patienten und könnten zu neuen Therapieansätzen bei CED mittels des Einsatzes spezifischer Antikörper führen. Der Preis wird für die beste, in Deutschland durchgeführte Dissertation auf dem Gebiet der Klinischen Immunologie vergeben und ist mit 2000 Euro dotiert.

Prof. Dr. Wolfgang Kemmler, Lehrstuhl für Medizinische Physik, ist mit dem mit 5000 Euro dotierten Preis zur Förderung der Rehabilitationsforschung 2016 der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) geehrt worden. Die Gesellschaft honoriert damit seine Studie mit dem Titel „Körperliches Training, Fraktur und Knochendichte – Finale Ergebnisse der Erlanger Fitness und Osteoporose-Präventions-Studie (EFOPS)”. Der Forscher hat darin den Einfluss von ambulantem körperlichen Training auf die Knochendichte und -festigkeit untersucht. Das Ergebnis: Rehabilitationssport beugt gegen Knochenbrüche vor – der Effekt liegt sogar leicht über dem von medikamentösen Therapien.

Dr. Silke Kreitz, Lehrstuhl für Pharmakologie und Toxikologie, ist von der Deutschen Schmerzgesellschaft mit dem Posterpreis für Grundlagenforschung ausgezeichnet worden. Sie untersuchte mittels nichtinvasiver funktioneller Bildgebung wie Niedrigstrahlenbelastung Gehirnfunktionen beeinträchtigt. Die Fachgesellschaft – mit aktuell rund 3400 Mitglieder die größte im Bereich Schmerz in Europa – vergibt jährlich fünf Posterpreise für die besten eingereichten Poster.

Prof. Dr. Friedrich Paulsen, Lehrstuhl für Anatomie II, ist zum Ehrenmitglied der britischen Anatomical Society ernannt worden. Ihr Ziel ist es, Forschung und Lehre in allen Feldern der Anatomie zu unterstützen und voranzubringen. Gegründet wurde die Gesellschaft im Jahr 1887.

Prof. Dr. Hans-Ulrich Prokosch, CIO des Universitätsklinikums Erlangen und Lehrstuhl für Medizinische Informatik, zählt zu Deutschlands Top CIOs im Bereich Gesundheit. Das CIO-Magazin der IDG Business Media GmbH hat ihn erneut unter die 25 bundesweit Besten seines Fachs in der Gesundheitsbranche gewählt. Eines der größten aktuellen Themenfelder in der Medizinischen Informatik ist die Einigung zwischen dem Ziel, die neuen Möglichkeiten der Digitalisierung und der internetbasierten Kommunikation zu nutzen, dabei aber auch zum Beispiel gleichzeitig dem Datenschutz und der IT-Sicherheit eine hohe Bedeutung beizumessen.

Dr. Martin Schicht, Lehrstuhl für Anatomie II, hat den mit 3000 Euro dotierten Wissenschaftspreis Trockenes Auge und Blepharitis/MGD erhalten. Der Preis wird von der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) verliehen. Sie hat derzeit mehr als 7.000 Mitglieder und zählt damit zu einer der bedeutendsten medizinischen Fachgesellschaften in Deutschland.

Prof. Dr. Bernd Wullich, Direktor der Urologischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen und Lehrstuhl für Urologie, ist für seine besonderen Verdienste um die wissenschaftlichen, berufs-, und vereinspolitischen Interessen der Deutschen Gesellschaft für Urologie mit dem mit 10.000 Euro dotierten Ritter-von-Frisch-Preis ausgezeichnet worden. Die Gesellschaft hat rund 6000 Mitglieder.

 

Funktionen

Prof. Dr. Diana Dudziak, Lehrstuhl für Haut- und Geschlechtskrankheiten, ist zur Sprecherin des Arbeitskreises „Dendritische Zellen“ der Deutschen Gesellschaft für Immunologie gewählt worden. Der Arbeitskreis wurde von der FAU-Forscherin initiiert, um Wissenschaftler, die im Bereich der Dendritischen Zellen arbeiten, besser in Deutschland zu vernetzen. Mit aktuell mehr als 2300 Mitgliedern zählt die Organisation zu einer der größten immunologischen Gesellschaften.

Prof. Dr. Willi A. Kalender, Lehrstuhl für Medizinische Physik, ist zum Mitglied der National Academy of Engineering gewählt worden. Die US-amerikanische Fachgesellschaft greift

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04.01.2017 Als „Europäisches Spitzenzentrum für Rheumatologie“ ausgezeichnet
Pressemeldung der FAU

Erlangen gehört damit zur Spitzengruppe von 22 europäischen Kompetenzzentren

Die Medizinische Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie (Direktor: Prof. Dr. Georg Schett) ist zum dritten Mal in Folge als Center of Excellence von der europäischen Rheumatologengesellschaft European League Against Rheumatism (EULAR) ausgezeichnet worden. Die EULAR fördert Spitzenleistungen in Lehre und Forschung und unterstützt die Umsetzung der Ergebnisse aus der Grundlagenforschung in die Patientenversorgung. Die Medizinische Klinik 3 ist eines der größten Kompetenzzentren zur Erforschung und Behandlung von entzündlich-rheumatischen Erkrankungen und Autoimmunerkrankungen in Deutschland.
„Die Ursachen von entzündlich-rheumatischen Erkrankungen und Autoimmunerkrankungen sind noch nicht vollständig geklärt“, sagt Prof. Schett. Nach heutigem Wissen spielt bei der Krankheitsentstehung das Zusammenspiel zwischen genetischen Faktoren und Umweltfaktoren eine entscheidende Rolle. Dabei kommt es in der Folge zu einem Zusammenbruch der Immuntoleranz gegenüber körpereigenem Gewebe und damit zur Entzündungsreaktion, die entweder einzelne Organsysteme, zum Beispiel die Gelenke des Knochensystems, betrifft. Oder aber sie führt zu mehreren Erkrankungen des Körpers, die die inneren Organe oder das Nervensystem schädigen können.

Ziel ist es, Patienten eine ausgezeichnete Lebensqualität zurückzugeben
„Autoimmunerkrankungen, wie Arthritis, bleiben oft lange unentdeckt oder unzureichend behandelt und können so den Körper nachhaltig schädigen“, so Prof. Schett. Ziel der Medizinischen Klinik 3 ist es, diese Erkrankungen mit modernen Diagnostikverfahren möglichst frühzeitig zu erkennen und mit gezielten Therapien effektiv zu behandeln und zu heilen, um damit dem Patienten eine ausgezeichnete Lebensqualität wiederzugeben.
Als Zentrum für diese, zum Teil seltenen, Erkrankungen stehen eine Reihe von Spezialuntersuchungen zur Verfügung, um die Funktion des Immunsystems zu untersuchen und entsprechende entzündliche Veränderungen oder Autoimmunreaktionen nachzuweisen. Zusätzlich werden in Zusammenarbeit mit dem Radiologischen Institut (Direktor: Prof. Dr. Michael Uder) des Uni-Klinikums Erlangen bildgebende Verfahren – wie Ultraschall, Computertomografie oder Magnetresonanztomografie – angewendet, um das Ausmaß der Erkrankungen zu erfassen und die Wirksamkeit moderner Therapien zu überprüfen.

Die außerordentlich breiten klinischen und wissenschaftlichen Fachkenntnisse sowie die ärztliche Kompetenz der Erlanger Klinik ist mit der Anerkennung zum europäischen Center of Excellence nach den Richtlinien der EULAR ausgezeichnet worden. Die EULAR führt ein Register der europäischen Spitzenforschungszentren der Rheumatologie, um eine Gruppe von erstklassigen Forschungszentren für Wissenschaftler zu etablieren und den Austausch des wissenschaftlichen Nachwuchses zu fördern. Derzeit hat die EULAR 22 europäische Einrichtungen als Centers of Excellence ausgezeichnet.

Weitere Informationen:
Sandra Jeleazcov
Tel.: 09131/85-39109
sandra.jeleazcov@uk-erlangen.de
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23.12.2016 Den Geheimnissen neuartiger Immunzellen auf der Spur
uni | mediendienst | forschung Nr. 85/2016

Millionenförderung für vier Arbeitsgruppen am Uni-Klinikum Erlangen und an der FAU

Bei Infektionen, chronischen Entzündungen, Krebs und allergischen Reaktionen spielt ein erst vor wenigen Jahren entdeckter Zelltyp mit dem Kürzel ILC eine wichtige Rolle. Wie diese Zellen sich auf den Verlauf von Krankheiten auswirken, soll ein neues Schwerpunktprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) klären. Insgesamt vier der 23 Arbeitsgruppen kommen vom Universitätsklinikum Erlangen und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) – in den nächsten drei Jahren werden sie mit rund 1,23 Millionen Euro gefördert.

Erst sechs Jahre ist es her, dass Wissenschaftler eine neue Gruppe von Immunzellen entdeckten, die sie zunächst nicht einordnen konnten und denen sie den Namen „innate lymphoid cells“ (ILC) gaben. In Struktur und Form gleichen sie Lymphozyten. Sie greifen bei einer Immunreaktion des Körpers gegen Viren, Bakterien und Parasiten früh ein, indem sie lösliche Botenstoffe produzieren. Darüber hinaus spielt der Zelltyp eine zentrale Rolle bei chronischen Entzündungen, Krebs sowie allergischen Reaktionen. Im Gegensatz zu B- und T-Lymphozyten zirkulieren ILC nicht kontinuierlich im Blut durch den menschlichen Körper, sondern sind vor allem in verschiedenen Geweben ansässig. Dort erfüllen sie ihre Hauptfunktion: Regenerieren und Reparieren von Gewebe. Produzieren ILC jedoch zu viele, zu wenige oder die falschen Botenstoffe, können verschiedene chronisch-entzündliche Erkrankungen verschlimmert oder sogar erst ausgelöst werden.

Daher wollen Wissenschaftler in dem neuen DFG-Schwerpunktprogramm „Innate Lymphoid Cells“ (SPP 1937) die zugrunde liegenden Prozesse besser verstehen: Wie wirkt sich dieser Zelltyp auf die Immunantwort des Menschen aus? Wann sind positive, wann negative Effekte zu erwarten? Welche Eigenschaften und Funktionen der ILC sind dabei medizinisch relevant? Die Forscher hoffen in dem noch jungen Forschungsfeld auf neue therapeutische Ansätze für eine Vielzahl von Krankheiten. In einem strengen Auswahlwettbewerb für die erste, auf drei Jahre angelegte Förderphase, haben sich gleich vier Arbeitsgruppen aus Erlangen durchgesetzt. Damit fließen Fördergelder in Höhe von etwa 1,23 Millionen Euro an Einrichtungen der FAU. Bundesweit unterstützt die DFG mit 8,25 Millionen Euro insgesamt 23 Arbeitsgruppen aus den unterschiedlichsten klinischen Fachgebieten – von der Genetik über die Leber-, Darm- und Hautforschung bis hin zur Mikrobiologie, Virologie sowie der klinischen Rheumatologie und Immunologie.


Die an der FAU angesiedelten Projekte beschäftigen sich mit der Rolle von ILC bei der Entstehung von fibrotischen Erkrankungen, bei neuen Ansätzen zur Therapie der rheumatoiden Arthritis sowie bei der Abwehr von Infektionen durch Protozoen und Wurmparasiten. Im Einzelnen handelt es sich um folgende Arbeitsgruppen und Themen:

Arbeitsgruppe Prof. Dr. Jörg Distler/ Dr. Andreas Ramming am Lehrstuhl für Innere Medizin III:

„IL-9-producing pathogenic versus non-pathogenic innate lymphoid cells in fibrotic diseases“

Arbeitsgruppe Dr. Mario Zaiss am Lehrstuhl für Innere Medizin III:
„The role of innate lymphoid cells in the modulation of arthritis by intestinal helminths“
Arbeitsgruppe Prof. Dr. David Vöhringer, Infektionsbiologische Abteilung am Mikrobiologischen Institut – Klinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene:

„Cytokine-mediated regulation of ILC2 development and effector functions against gastrointestinal helminths“
Arbeitsgruppe Prof. Dr. Christian Bogdan/ PD Dr. Ulrike Schleicher, Mikrobiologisches Institut – Klinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene:
„The role of innate lymhoid cells in cutaneous and visceral leishmaniasis”
Sprecher und Koordinator des Schwerpunktprogramms ist Prof. Dr. Andreas Diefenbach, Leiter des Instituts für Mikrobiologie und Hygiene an der Charité – Universitätsmedizin Berlin.

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20.12.2016 Jonitz: Wir brauchen geeignete Konzepte für die qualitätsorientierte Krankenhausplanung
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 20.12.2016 – „Die Verantwortung für die Organisation der medizinischen Versorgung muss dort liegen, wo die Versorgung stattfindet – auf der regionalen Ebene. Deshalb ist es gut, dass der
Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) auf detaillierte bundesweite Vorgaben für die qualitätsorientierte
Krankenhausplanung verzichtet.“ Das sagte Dr. Günther Jonitz, Vorsitzender des Ausschusses Qualitätssicherung der Bundesärztekammer, mit Blick auf die Entscheidung des G-BA zu
planungsrelevanten Qualitätsindikatoren, die künftig von den Ländern in der Krankenhausplanung genutzt werden können (Link). Mit der Auswahl der Indikatoren, die sich zunächst auf das
Fachgebiet der Frauenheilkunde und Geburtshilfe beschränkt, entsprach der G-BA weitgehend dem Vorschlag des Instituts für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen von
August dieses Jahres.

Die Länder hätten sich stärker ausdifferenzierte Qualitätsbewertungen gewünscht, um auf dieser Basis
Krankenhausabteilungen von der Versorgung auszuschließen oder zuzulassen. „Man darf die Länder aber nicht aus der Verantwortung für eine passgenaue Versorgungsplanung vor Ort entlassen. Eine wirklich patientengerechte Versorgungssteuerung kann man nicht Top-Down von der Bundesebene aus organisieren“, so Jonitz. Der G-BA habe auf seine eingeschränkten rechtlichen Kompetenzen für Planungsentscheidungen auf Landesebene verwiesen. Daneben seien aber auch die
methodischen Herausforderungen erkennbar geworden, mit den Indikatoren der externen stationären Qualitätssicherung weitergehende Qualitätsdifferenzierung zu erreichen.

Jonitz hob positiv hervor, dass die Richtlinie für die Datenvalidierung auffälliger Krankenhäuser die
Landesgeschäftsstellen Qualitätssicherung aktiv einbindet. „Es ist vernünftig, das Verfahren nicht zu sehr zu zentralisieren und die langjährige Expertise auf Landesebene zu nutzen.“

Der Grundgedanke des Gesetzgebers, so Jonitz, Qualitätsaspekte in die Krankenhausplanung einzuführen, sei jedoch richtig und werde von der Ärzteschaft unterstützt. Die Hoffnung liege nun auf
der Entwicklung geeigneter Konzepte für die qualitätsorientierte Krankenhausplanung.

https://www.g-ba.de/informationen/beschluesse/2812/


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14.12.2016 Osteopathische Behandlung durch Ärzte und Physiotherapeuten sicherstellen
Presseerklärung von undesärztekammer (BÄK), Deutsche Gesellschaft für Manuelle Medizin (DGMM), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU)

Berlin, 14.12.2016 - Die Bedeutung osteopathischer Verfahren in der Patientenbehandlung
hat in den letzten Jahren enorm zugenommen und wird auch noch weiter wachsen. Die
Anwendung vor allem manualtherapeutischer Techniken gehört aus Gründen der
Patientensicherheit in die Hände qualifizierter Ärzte und Physiotherapeuten, um Risiken
für die Patienten möglichst auszuschließen. In der ärztlichen Weiter- und Fortbildung
liegen die entsprechenden Curricula – Manuelle Medizin sowie Osteopathische Verfahren
– im Umfang von knapp 500 Stunden bereits seit etlichen Jahren vor. Auch für
Physiotherapeuten sind deshalb dringend Qualifizierungsmaßnahmen zu schaffen.

Hier lesen Sie den  Artikel in vollständiger Länge:
Osteopathische Behandlung durch Ärzte und Physiotherapeuten sicherstellen


13.12.2016 - 6 Millionen Euro für mehr Sicherheit bei der Arzneimitteltherapie von Kindern und Jugendlichen
uni | mediendienst | forschung Nr. 80/2016

Unerwünschte Ereignisse in der Arzneimitteltherapie und Nebenwirkungen sollen deutlich reduziert werden

Mit 6 Millionen Euro fördert der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) – das höchste Gremium der gemeinsamen Selbstverwaltung im Gesundheitswesen Deutschlands – jetzt erstmals eine Studie zur Arzneimitteltherapiesicherheit bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Die Studie „KiDSafe“ unter Leitung von Forschern der Kinder- und Jugendklinik (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Wolfgang Rascher) des Universitätsklinikums Erlangen und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) hat das Ziel, zusammen mit pädiatrischen Qualitätszirkeln ein Arzneimittelinformationssystem für Kinder und Jugendliche zu implementieren, das vermeidbare unerwünschte Ereignisse in der Arzneimitteltherapie sowie Medikationsfehler deutlich reduzieren soll.

„Kinder und Jugendliche sind bei der Versorgung mit Arzneimitteln derzeit immer noch benachteiligt“, sagt die Erlanger Studienleiterin PD Dr. Antje Neubert. Für zahlreiche bei Erwachsenen zugelassene und in ihrer Wirkung umfassend erforschte Medikamente gibt es keine entsprechenden Studien bei Kindern und Jugendlichen. Daher können diese Medikamente nicht gleichermaßen sicher für Heranwachsende angewendet werden und dürfen nur in Ausnahmefällen verabreicht werden. „Dies gilt für eine große Zahl an behördlich nicht zugelassenen Medikamenten. Vor allem betrifft es Arzneimittel, deren Patentschutz abgelaufen ist und für die es in aller Regel weder gute Untersuchungen zur richtigen Dosis noch kindgerechte Darreichungsformen gibt“, so PD Neubert.

Im Rahmen des Innovationsfonds fördert der Gemeinsame Bundesausschuss nun das Projekt KiDSafe der Kinderklinik-und Jugendklinik des Uni-Klinikums Erlangen in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), um die Versorgung von Patienten sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich zu verbessern. „Dies ermöglicht erstmals in Deutschland durch eine systematische, groß angelegte Interventionsstudie, die Arzneimitteltherapiesicherheit bei Kindern und Jugendlichen nachhaltig zu verbessern“, sagt Prof. Rascher. Durch die Einbeziehung der ambulant tätigen Ärzte sowie beteiligter Apotheker soll sektorübergreifend die Kompetenz der pädiatrischen Pharmakotherapie wesentlich gestärkt und verbessert werden. „Gleichzeitig werden neben den Patienten vor allem die Krankenkassen als Kostenträger durch Reduktion der Ausgaben für vermeidbare unerwünschte Nebenwirkungen oder Medikationsfehlern erheblich von unseren Studienergebnissen profitieren“, so Prof. Rascher.

Am Forschungsprojekt beteiligt ist eine Vielzahl von Experten aus allen Bereichen der pädiatrischen Arzneimitteltherapie in Deutschland: das Dr. Margarete Fischer-Bosch-Institut für Klinische Pharmakologie in Stuttgart (Prof. Dr. Matthias Schwab), drei weitere Universitätskinderklinika mit Prof. Dr. Fred Zepp (Mainz), Prof. Dr. Tobias Wenzl (Aachen) und Prof. Dr. Wieland Kiess (Leipzig), die Kinder-und Jugendpsychiatrie vertreten durch Prof. Dr. Marcel Romanus (Würzburg), das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArm) in Bonn, die Techniker Krankenkasse sowie die Professur für Klinische Pharmazie der Universität Leipzig (Prof. Dr. Thilo Bertsche) und das Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (Prof. Dr. Ulrike Haug). Evaluiert wird das Projekt vom Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI) in Mainz. Unterstützt wird das Konsortium von der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V. (ABDA) sowie einem wissenschaftlichen Beirat.

Weitere Informationen:

PD Dr. Antje Neubert

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13.12.2016 GKV-Arzneimittelversorgungsstärkungsgesetz - BÄK und AkdÄ fordern Nachbesserungen
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 13.12.2016 - Die Bundesärztekammer (BÄK) und die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) sehen teilweise erheblichen Nachbesserungsbedarf bei dem von der Bundesregierung vorgelegten Entwurf für ein „Gesetz zur Stärkung der Arzneimittelversorgung“ (GKV-Arzneimittelversorgungsstärkungsgesetz).
In ihrer Stellungnahme zur morgigen Expertenanhörung des Gesetzes im Bundestags-
Gesundheitsausschuss kritisieren sie unter anderem die angestrebte Flexibilisierung des Erstattungsbetrags für neue Arzneimittel, die keinen patientenrelevanten Zusatznutzen aufweisen.

So soll es nach dem Gesetzentwurf künftig mehr Spielraum bei den Preisverhandlungen zwischen Kostenträgern und pharmazeutischen Unternehmern geben, sofern der Gemeinsame
Bundesausschuss (G-BA) die Verordnung eines Arzneimittels auf eine einzelne Patientengruppe eingeschränkt hat. Dadurch allerdings würde es in Ausnahmefällen möglich, dass diese
Arzneimittel höhere Kosten verursachen, als die zweckmäßige Vergleichstherapie. Dies ist bislang ausgeschlossen. BÄK und AkdÄ bewerten diese Regelung kritisch, zumal auch pharmazeutische Unternehmer einen Antrag auf eine Verordnungseinschränkung beim G-BA stellen können. Die
bisherigen gesetzlichen Bestimmungen sollten deshalb beibehalten werden.

Unzureichend ist nach Einschätzung der Ärzteschaft auch, dass die in dem Entwurf vorgesehene Nutzenbewertung im Bestandsmarkt nur für wenige eng umrissene Ausnahmen gilt. BÄK und AkdÄ fordern, Bestandsmarktarzneimittel nach Zulassung eines neuen Anwendungsgebiets immer und obligatorisch einer Nutzenbewertung zu unterziehen, wenn es sich dabei um eine relevante neue Indikation handelt.

Dagegen begrüßen BÄK und AkdÄ das Ansinnen des Gesetzgebers, die Beschlüsse des G-BA über die
Nutzenbewertung so aufzubereiten, dass sie der Ärzteschaft über die Praxissoftware zur Verfügung stehen. Voraussetzung sei jedoch, dass es sich hierbei um unabhängige Informationen
handelt. Darüber hinaus fordern sie eine reguläre frühe Nutzenbewertung von Arzneimitteln für seltene Krankheiten (Orphan Drugs) durch das IQWiG.

Um gegen die zunehmenden Antibiotikaresistenzen vorzugehen, sieht der Gesetzentwurf den Einsatz schneller diagnostischer Tests vor. BÄK und AkdÄ begrüßen dies grundsätzlich. Allerdings sollten die Tests eine hohe Spezifität und Sensitivität aufweisen, um schnelle ärztliche Entscheidungen zu unterstützen, die nachweislich die Patientenversorgung verbessern. Insbesondere sollten nur diagnostische Tests angewendet werden, deren klinische Relevanz für die Patientenversorgung in geeigneten klinischen Studien bereits validiert wurde. Bei neuen Antibiotika lehnen BÄK und AkdÄ jegliche Konzepte ab, die einen allein durch die Zulassung belegten Zusatznutzen vorsehen oder eine Umgehung der Nutzenbewertung ermöglichen. Notwendig seien gesetzliche Regelungen, die eine fortlaufende Überprüfung des patientenrelevanten Zusatznutzens ermöglichen und Automatismen bei der Nutzenbewertung neuer Antibiotika verhindern. Die BÄK und die AkdÄ lehnen weiterhin die vorgesehene Geheimhaltung des Erstattungsbetrags ab. Diese geplante Regelung steht dem Transparenzgebot in einem
solidarisch finanzierten Gesundheitssystem entgegen. Ein Befolgen des Wirtschaftlichkeitsgebots ist für die Ärzteschaft nur in Kenntnis der tatsächlichen Arzneimittelkosten möglich.

Ein weiterer Schwerpunkt des geplanten Gesetzes betrifft die Arzneimittelversorgung von Kindern. Der Entwurf sieht vor, dass der G-BA bei pädiatrischen Arzneimitteln (PUMA = Paediatric use
marketing authorisation) auch dann einen Zusatznutzen anerkennen kann, wenn das Medikament in den klinischen Studien nicht an Kindern getestet worden ist. Für einen solchen sogenannten Evidenztransfer mahnen BÄK und AkdÄ zusätzliche Studien an. Darüber hinaus sei eine verpflichtende Sicherheits-überwachung für Off-label-Anwendung bei Kindern zu erwägen sowie eine staatliche Förderung von Studien zur Dosisfindung bei bestimmten Altersgruppen.

Sorge bereitet BÄK und AkdÄ zudem, dass weiterhin Engpässe in der Versorgung mit bestimmten Arzneimitteln beziehungsweise Wirkstoffen bestehen. Als Beispiele werden die Liefer- und
Versorgungsengpässe mit dem Krebsmedikament Melphalan und dem Erstlinien-Antibiotikum Ampicillin/Sulbactam genannt. Die zuständige Behörde müsse anordnen können, dass
pharmazeutische Unternehmer und Arzneimittelgroßhandlungen geeignete Vorkehrungen zur Gewährleistung der Verfügbarkeit des betreffenden Arzneimittels ergreifen. Es sollte eine für
pharmazeutische Unternehmen verpflichtende Meldung drohender Liefer- und Versorgungsengpässe mit Arzneimitteln gesetzlich vorgeschrieben werden.

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09.12.2016 Tag der Menschenrechte - „Migranten unbürokratischen Zugang zu Gesundheitsleistungen ermöglichen“
Pressenachricht der Bundesärztekammer

Berlin, 09.12.2016 - „Für uns Ärzte ist es bedeutungslos, woher ein Mensch kommt. Wir behandeln alle Menschen gleich. Das gilt gleichermaßen für Versicherte, Obdachlose und auch Migranten.“
Das sagte Dr. Ulrich Clever, Menschenrechtsbeauftragter der Bundesärztekammer (BÄK) und Präsident der Landesärztekammer Baden-Württemberg, anlässlich des morgigen Tages der Menschenrechte in Berlin. Es könne nicht sein, dass Menschen in Deutschland aus Angst vor Abschiebung oder wegen
eines fehlenden Versicherungsschutzes gar nicht oder erst sehr spät einen Arzt aufsuchen. Krankheiten könnten sich verschlimmern oder sogar chronisch werden.

Clever forderte, Geflüchteten unabhängig von ihrem aufenthaltsrechtlichen Status den Zugang zu einer
bedarfsgerechten Gesundheitsversorgung zu ermöglichen. Notwendig sei die bundesweite Einführung einer Gesundheitskarte für alle Geflüchteten. Im Asylbewerberleistungsgesetz sollten die Einschränkungen, nach denen bei Geflüchteten nur akute Erkrankungen, nicht aber chronische Beschwerden behandelt werden dürfen, aufgehoben werden. Clever verwies in diesem Zusammenhang auf den Sozialpakt der Vereinten Nationen. Darin wird das Recht für jeden Menschen auf ein für ihn erreichbares Höchstmaß an körperlicher und geistiger Gesundheit festgehalten.

Mit Blick auf die humanitäre Katastrophe in den syrischen Bürgerkriegsgebieten unterstütze Clever die Forderung des Weltärztebundes nach einem sofortigen Waffenstillstand in Aleppo. Der Weltärztebund (WMA) hatte das rücksichtslose Vorgehen gegenüber der Zivilbevölkerung, den Ärzten und deren
Helfern in Aleppo scharf kritisiert. Die systematische Zerstörung humanitäre Katastrophe dar. Der Weltärztebund verwies auf die moralische und ethische Verantwortung zu helfen. Seit 2011 sind
laut WMA 270 Gesundheitseinrichtungen in Syrien zerstört und 760 medizinische Helfer getötet worden.

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06.12.2016 Bundesärztekammer und Weltärztebund verlangen sofortigen Waffenstillstand in Aleppo
Pressenachricht der Bundesärztekammer

Die Bundesärztekammer unterstützt nachdrücklich den Appell des Weltärztebundes (WMA) an die
Vereinten Nationen und deren Mitglieder für einen sofortigen Waffenstillstand in Aleppo. „Als Ärztinnen und Ärzte können wir die Tatenlosigkeit der Weltgemeinschaft in Syrien nicht hinnehmen, insbesondere wenn unsere Kolleginnen und Kollegen vor Ort gezielt angegriffen werden. Die Menschen in Syrien
brauchen endlich einen Waffenstillstand, um auch medizinisch versorgt werden zu können“, sagte der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery.

Der Weltärztebund kritisiert das rücksichtslose Vorgehen gegenüber der Zivilbevölkerung, den Ärzten und deren Helfern in Aleppo. Die systematische Zerstörung der Stadt und der Gesundheitseinrichtungen stellten eine humanitäre Katastrophe dar. Der Weltärztebund verwies auf die moralische und ethische
Verantwortung zu helfen.
Seit 2011 sind laut WMA 270 Gesundheitseinrichtungen in Syrien zerstört und 760 medizinische Helfer getötet worden.
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08.12.2016 Schlaganfall: Diagnostik und Therapie in einem bildgebenden Gerät
uni | mediendienst | aktuell Nr. 202/2016

Verbundprojekt zur medizinischen Bildgebung unter Federführung der FAU und des Uni-Klinikums Erlangen durch EIT Health gefördert
Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) hat erneut ihre Forschungsstärke unter Beweis gestellt: Zusammen mit der Siemens Healthcare GmbH, dem Universitätsklinikum Erlangen und weiteren europäischen Partnern betreibt die FAU ein neues Forschungsprojekt zur Entwicklung eines innovativen Hybridgerätes, das verschiedene medizinische Bildgebungsverfahren miteinander kombiniert und insbesondere Schlaganfallpatienten eine schnellere Diagnostik und Behandlung ermöglichen soll. Gefördert wird das Vorhaben vom European Institute of Innovation and Technology for Health (EIT Health), einer öffentlich finanzierten Initiative zur Zukunftssicherung einer innovativen Gesundheitsversorgung. Das Projekt „Predictive Prevention and Personalized Interventional Stroke Therapy – P3 Stroke“ ist dabei eines von nur zweien in Deutschland, europaweit werden insgesamt nur acht Projekte gefördert.

Das EIT Health verbindet erfolgreiche regionale Cluster mit internationalen Netzwerken, die im europäischen Rahmenprogramm für Forschung und Innovation „Horizon 2020“ die leistungsfähigsten Universitäten, Institute, Universitätsklinika und industriellen Forschungszentren miteinander vernetzen. Im Rahmen von EIT Health arbeiten mehr als 140 Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Hochschulen aus allen Teilen Europas in unterschiedlichen Projekten zusammen; die FAU und Siemens Healthineers gehören zu den Schlüsselpartnern. Jährlich fließen rund 80 Millionen Euro Fördergelder für die nächsten sieben Jahre in das Konsortium. Dank dieser Mittel kann EIT Health sowohl innovative Produkte als auch Bildungsangebote und Dienstleistungen entwickeln, die zur Lösung der demographischen Herausforderung in Europa beitragen.

Um eine der prestigeträchtigen Förderungen des EIT Health zu erhalten, gilt es, im Verbund mit Partnern ein überzeugendes Projekt einzureichen. Darüber, dass dies mit dem Projekt „P3 Stroke“ gelungen ist, zeigt sich der Dekan der Medizinischen Fakultät der FAU, Prof. Dr. Dr. Jürgen Schüttler, hoch erfreut: „Das Projekt ist eine weitere wichtige Vernetzung zwischen Universität, Uni-Klinikum und industriellen Partnern wie Siemens Healthineers auf höchstem europäischen Niveau.“

„Time is brain“ – Schlaganfälle schneller behandeln
„Mit dem Projekt P3 Stroke wollen wir die Diagnostik und interventionelle Behandlung des Schlaganfalls durch den kombinierten Einsatz von Magnetresonanz-Bildgebung und Angiografie grundlegend verbessern“, erläutert Dr. Heinrich Kolem, CEO der Siemens Healthineers Geschäftseinheit für Advanced Therapies.
Untersuchungen an unterschiedlichen Geräten kosten vor allem durch Patiententransporte viel Zeit. Wertvolle Zeit, die Schlaganfallpatienten nicht haben. So gehen pro Minute im Durchschnitt 2 Millionen Nervenzellen zu Grunde. Beim Schlaganfall zählt jede Minute, um gravierende Folgeerscheinungen zu vermeiden. Die Wissenschaftler um Prof. Dr. Arnd Dörfler, Leiter der Neuroradiologischen Abteilung des Universitätsklinikums Erlangen, und Prof. Dr. Andreas Maier, Leiter des Lehrstuhls für Mustererkennung der FAU, wollen nun in Kooperation mit Siemens Healthineers die beiden Bildgebungsverfahren Magnetresonanztomografie und Angiografie kombinieren. Damit ermöglicht dieser innovative Ansatz die Diagnostik und unmittelbare Behandlung. Zeitaufwändige Patiententransporte und Umlagern werden somit reduziert und damit wird wertvolle Zeit in der Behandlung des Schlaganfalls gewonnen.

„Das zukunftsweisende System ermöglicht genaue Einblicke in das Krankheitsgeschehen ohne Zeitverzögerung und eine effektive Behandlung“, verdeutlicht Prof. Dörfler. Während die klinische Evaluation der neuen Methode unter Federführung der Neuroradiologie in enger Kooperation mit der Neurologie des Uni-Klinikums Erlangen erfolgen wird, ist der Lehrstuhl für Mustererkennung für die Entwicklung der Software verantwortlich: „Wir forschen bereits seit mehreren Jahren in verschiedenen Bereichen der medizinischen Bildgebung und bringen daher großes Know-how mit“, erklärt Prof. Maier.

Dass die Wissenschaftler bei der Entwicklung zunächst an Schlaganfall denken, heißt dabei nicht, dass der Einsatz auf diese Erkrankung beschränkt bleiben soll. „Darüber hinaus wird das System auch in der minimalinvasiven Therapie weiterer neuro- und kardiovaskulärer Erkrankungen und in der Onkologie die direkte Translation in die Klinik finden“, stellt Prof. Dörfler optimistisch fest.

Für Dr. Simone Reiprich, Geschäftsführerin des Zentralinstituts für Medizintechnik (ZiMT) der FAU und offizielle Vertreterin der FAU in der internationalen Partner Assembly von EIT Health, sowie Dr. Kurt Höller, Director of Business Creation und Mitglied des Management Boards des EIT Health, ist die Förderung ein weiterer Beweis für die führende Bedeutung der Region im Bereich der Medizintechnik: „Die von EIT Health geförderten Projekte zeichnen sich durch besondere Innovationsstärke und wissenschaftliche Expertise aus. Die Förderung zu erhalten und sich gegen die Konkurrenz durchgesetzt zu haben, ist daher ein großer Erfolg.“

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07.12.2016 Handlungsspielraum
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

„Das Jahr 2016 war turbulent und auch 2017 verspricht keine Entspannung, steht doch die Bundestagswahl im Herbst 2017 an“, schreiben Dr. Max Kaplan, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) sowie Dr. Heidemarie Lux und Dr. Wolfgang Rechl, beide BLÄK-Vizepräsidenten in ihrem gemeinsamen Leitartikel der Dezember-Ausgabe des Bayerischen
Ärzteblattes.

Im Rahmen der Gesundheitspolitik seien auf Bundesebene Gesetze in Hülle und Fülle regelrecht „abgearbeitet“ worden, damit diese noch in der laufenden Legislaturperiode auf den Weg gebracht werden könnten.

Die Novelle der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) sei in der ersten Jahreshälfte das beherrschende berufspolitische Thema gewesen. „Jetzt, nach den Deutschen Ärztetagen in Berlin und Hamburg, haben wir klare Leitplanken für die weiteren Verhandlungen“, so das Präsidium.

Das übergeordnete gesundheitspolitische Thema sei und bleibe freilich der Erhalt der ärztlichen Freiberuflichkeit, ist sie doch der „Garant für freie medizinische Entscheidungen, Therapiefreiheit, Patientenrechte und -sicherheit“. Eng mit diesem Thema verbunden sei die Diskussion um den (noch) verbleibenden Handlungsspielraum der ärztlichen Selbstverwaltung. Vielfältige Regulierungen hätten die Kompetenzen der ärztlichen Selbstverwaltung immer weiter beschnitten. Die Autoren fordern deshalb die Politik auf, „der ärztlichen Selbstverwaltung wieder die Gestaltungsspielräume zu geben, die sie für die Sicherung einer hochwertigen gesundheitlichen Versorgung der Patientinnen und Patienten benötigt“.

Ein weiteres aktuelles Thema, das die Ärztinnen und Ärzte auch die kommenden Jahre noch stark beschäftigen werde, sei fraglos die Digitalisierung – Stichwort E-Health. Viele der mobilen Anwendungen könnten sinnvoll sein, wenn der Datenschutz und die Qualität der medizinischen Inhalte stimmten.

Auf Landesebene seien zwei Gesetze zu nennen: Das Rettungsdienstgesetz und das Krebsregistergesetz, bei deren Erarbeitung es der BLÄK im Vorfeld seitens der Politik nicht immer leicht gemacht wurde. Und natürlich hätten auch die Wahlen zur Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns in das Leben der BLÄK hineingespielt. „Blicken wir nach vorne, so schreiten auch wir einem Wahlereignis entgegen – den Wahlen zur BLÄK, die im Herbst 2017 laufen. Schon heute möchten wir Sie ermuntern, sich daran zu betei-
ligen und von Ihrem aktiven bzw. passiven Wahlrecht Gebrauch zu machen“, so die Autoren.

Mehr zu „Handlungsspielraum“ lesen Sie in der Ausgabe 12/2016 des
Bayerischen Ärzteblattes unter www.bayerisches-aerzteblatt.de.

Bayerische Landesärztekammer
Pressestelle
Dagmar Nedbal
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06.12.2016 Jahresbericht 2015/2016 der Prüfungskommission und der Überwachungskommission zur Prüfung der Herz-, Lungen-, Leber-, Nieren- und Pankreastransplantationsprogramme vorgelegt
Presseerklärung von Bundesärztekammer, Deutscher Krankenhausgesellschaft und GKV-Spitzenverband

Prüfungskommission und Überwachungskommission (PÜK), in gemeinsamer Trägerschaft
von Bundesärztekammer, Deutscher Krankenhausgesellschaft und GKV-Spitzenverband,
haben heute den Zwischenstand ihrer Prüfungen der Transplantationszentren aus den Jah-
ren 2013 bis 2015 vorgestellt und eine positive Bilanz gezogen. „In diesem Jahr haben wir 14
Transplantationsprogramme vor Ort und 17 Transplantationsprogramme im schriftlichen Ver-
fahren geprüft. Dabei hat der ganz überwiegende Teil der Zentren richtlinienkonform und kor-
rekt gearbeitet und die Patienten ordnungsgemäß bei Eurotransplant gemeldet“, erläuterte
die Vorsitzende der Prüfungskommission, Anne-Gret Rinder, bei der Vorstellung des Jahres-
berichts in Berlin. Abgeschlossen wurden zudem zwei Prüfungen von Lungentransplantati-
onsprogrammen aus dem Zeitraum 2010 bis 2012.

Die PÜK prüft in 3-Jahres-Abständen alle Transplantationsprogramme. In der vergangenen
Prüfperiode wurden die Transplantationen der Jahre 2010 bis 2012 geprüft und die Gesamt-
ergebnisse im November 2015 vorgestellt. Seither läuft die neue Prüfperiode, die im Jahr
2018 zum Abschluss gebracht werden soll.

Wie aus dem aktuellen Tätigkeitsbericht von Prüfungskommission und Überwachungskom-
mission hervorgeht, haben sich im Prüfzeitraum 2015/2016 im Bereich der Nierentransplan-
tationen keine Anhaltspunkte für systematische Richtlinienverstöße oder Manipulationen
ergeben. Es wurden lediglich vereinzelte Dokumentationsfehler festgestellt. Bei den Pan-
kreas– und kombinierten Nieren-Pankreastransplantationen haben die Kommissionen keine
Auffälligkeiten festgestellt.

Auch die bereits abgeschlossenen Prüfungen eines Herz- und eines Lebertransplantations-
programms haben gezeigt, dass hier ordnungsgemäß und korrekt gearbeitet wurde.
Hingegen wurden bei der Prüfung eines Lungentransplantationsprogramms systematische
Richtlinienverstöße und Manipulationen festgestellt. Hierbei handelt es sich um das Universi-
tätsklinikum Jena.

Zudem wurden bei zwei nachgängigen Prüfungen der Lungentransplantationsprogramme
des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf und des Universitätsklinikums Leipzig syste-
matische Manipulationen und Auffälligkeiten festgestellt. Die Prüfungen sind in der vorange-
gangenen Prüfperiode begonnen und nun abgeschlossen worden. Die Prüfungen bezogen
sich auf den Zeitraum 2010 bis 2012.

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Hans Lippert, Vorsitzender der Überwachungskommission, betonte,
dass die Prüfungen zu einem Umdenken in den meisten Transplantationszentren geführt ha-
ben. Dieser Prozess müsse jetzt konstruktiv genutzt werden, um noch verbliebene Struktur-,
Qualifikations- und Qualitätssicherungsdefizite zu beheben. Die Arbeit der Deutschen Stif-
tung Organtransplantation (DSO) als Koordinierungsstelle und der Stiftung Eurotransplant
(ET) als Vermittlungsstelle wurde von Lippert positiv eingeschätzt. „Die DSO ist sehr gut auf-
gestellt und auch die Stiftung Eurotransplant arbeitet in ihrem Kernbereich der Organvermitt-
lung ohne Beanstandungen“, so Lippert.

Prof. Dr. Ruth Rissing-van Saan, Leiterin der Vertrauensstelle Transplantationsmedizin, gab
einen Überblick über die Arbeit der Vertrauensstelle. Deren Aufgabe ist es, auf vertraulicher
Basis Hinweise auf Auffälligkeiten im Bereich der Organspende und der Organtransplantati-
on entgegenzunehmen und in Kooperation mit der Prüfungskommission und der Überwa-
chungskommission zu klären. Die Vertrauensstelle ist ein von den Strafverfolgungsbehörden
unabhängiger Ansprechpartner. Im vergangenen Jahr haben sich gerade Patienten und An-
gehörige mit ihren Sorgen und Fragen an die Vertrauensstelle gewandt“, erläuterte Rissing-
van Saan und führte aus, dass sich die Vertrauensstelle als bürgernahe Einrichtung bewährt
habe. Patienten, Angehörige, medizinisches Personal sowie interessierte Bürger haben die
Möglichkeit, Fragen zu stellen, Beschwerden vorzubringen, auf Missstände hinzuweisen o-
der Verbesserungsvorschläge zu machen. Rissing-van Saan teilte mit, dass in dieser Prüfpe-
riode unter anderem Anfragen, Anzeigen und Beschwerden aus Anlass konkreter Einzelfälle
gegen Transplantationszentren sowie Eingaben zur Wartelistenführung und Verteilungsge-
rechtigkeit eingegangen sind.

Prof. Dr. Hans Lilie, Vorsitzender der Ständigen Kommission Organtransplantation der Bun-
desärztekammer, betonte ausdrücklich die Bedeutung der Prüfungsergebnisse für die Richt-
linienarbeit der Ständigen Kommission Organtransplantation. Alle Richtlinien zur
Organtransplantation nach §16 TPG werden derzeit von der Ständigen Kommission Organ-
transplantation überarbeitet, so Lilie. Dieser Prozess soll Ende 2017 abgeschlossen sein.

Lilie hob hervor, dass seit der Novellierung des Transplantationsgesetzes im Jahr 2013 um-
fassende Maßnahmen und Strukturänderungen zur Verbesserung der Transplantation und
Organspende unternommen wurden. „Wir alle sind gemeinsam dafür verantwortlich, die lau-
fenden und die noch kommenden Maßnahmen erfolgreich umzusetzen und damit den Pati-
enten auf der Warteliste zu helfen“, so Lilie.

Um dem Auftrag des Gesetzgebers und dem besonderen Informationsinteresse der Öffent-
lichkeit zu entsprechen, veröffentlichen die Prüfungskommission und die Überwachungs-
kommission sämtliche Stellungnahmen zu bisherigen Prüfungen in anonymisierter Form und
legen einmal im Jahr ihren Gesamtbericht vor.

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Pressemeldung vom 06.12.2016

06.12.2016 Ja zu einer weiteren medizinischen Fakultät an der Universität Augsburg!
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Ministerpräsident Horst Seehofer hat am 2. Dezember 2016 in Augsburg die Gründung der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg als „kraftvolles Signal für eine zukunftsweisende medizinische Versorgung“ in Bayern bezeichnet. Dr. Max Kaplan, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), begrüßte die Gründung der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg ausdrücklich, werde doch damit die langjährige Forderung der bayerischen Ärzteschaft nach einem Ausbau der Medizinstudienplätze erfüllt. „Mit der Medizinischen Fakultät in Augsburg wird die Zahl der Medizinstudienplätze um über zehn Prozent gesteigert“, so Kaplan. Der Präsident wies gleichzeitig darauf hin, dass „die Errichtung des neuen Medizin-Campus in Augsburg keinesfalls finanziell zu Lasten der bereits bestehenden fünf Landesuniversitäten gehen darf. Kostenneutralität ist hier nicht möglich.“ Kaplan forderte, die für die politisch beschlossene Neueinrichtung allgemeinmedizinscher Lehrstühle erforderlichen Mittel zusätzlich bereitzustellen und einen Lehrstuhl Allgemeinmedizin gleich von Anfang an in Augsburg zu etablieren. Bayerns Ärzte-Chef appellierte ferner an die Bayerische Staatsregierung und an die Universitäten dazu beizutragen, schnellstmöglich Lösungen zu finden, um die Zulassung zum Medizinstudium nicht länger alleine vom Abiturnotendurchschnitt abhängig zu gestalten. Vielmehr sollten Kriterien, wie soziales Engagement und einschlägige berufliche Vorbildung sowie Methoden, wie Tests für Medizinische Studiengänge (TMS) oder Auswahlgespräche mit einbezogen werden.

Nach Auskunft der Universität Augsburg beträgt die Kapazität der künftigen Medizinfakultät zunächst im Wintersemester 2019/2020 80 Erstsemesterplätze; diese sollen dann in den Folgejahren sukzessive auf 200 Erstsemesterplätze ausgebaut werden. Die Fakultät ist im Endausbau auf 100 Professorenstellen und 1.500 Studierende ausgelegt. Nach dem positiven Votum des Wissenschaftsrates im Juli 2016 werden die Schwerpunkte der Augsburger Medizinischen Fakultät Umweltmedizin und Medizininformatik sein. Die Gründung der Medizinischen Fakultät ist die achte Fakultät der Universität Augsburg und die sechste medizinische Fakultät in Bayern. Seehofer wörtlich: „Das schafft echten Mehrwert. Augsburg spielt ab heute in einer anderen Liga, im Wissenschaftsbetrieb, in der medizinischen Versorgung, bei Wachstum und Beschäftigung. Es profitiert aber auch die Universitätsmedizin in Bayern und Deutschland insgesamt.“

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06.12.2016 300.000 Euro für die Tumorforschung
uni | mediendienst | aktuell Nr. 199/2016

PD Dr. Dimitrios Mougiakakos von der Medizinischen Klinik 5 Hämatologie und Internistische Onkologie (Direktor: Prof. Dr. Andreas Mackensen) des Universitätsklinikums Erlangen hat ein Else Kröner-Exzellenzstipendium 2016 erhalten. Damit fördert die gemeinnützige Else Kröner-Fresenius-Stiftung die Forschung von PD Dr. Mougiakakos und seiner zehnköpfigen Arbeitsgruppe an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) zwei Jahre lang mit 300.000 Euro.

In Deutschland wird jährlich bei 395.000 Menschen eine bösartige Tumorerkrankung diagnostiziert. Trotz der immensen Fortschritte in der Früherkennung und der Therapie beträgt das durchschnittliche Fünf-Jahres-Überleben lediglich 50 bis 60 Prozent. "Daher gilt es, die Tumorpathophysiologie als essenzielle Grundlage für innovative Behandlungskonzepte noch besser zu verstehen", sagt PD Dr. Mougiakakos.

"Entartete Zellen weisen typischerweise einen veränderten Stoffwechsel auf, der ihnen Wachstumsvorteile verleiht und an der Entwicklung von Resistenzmechanismen gegenüber Chemotherapeutika beteiligt ist. Gleichzeitig können Tumorzellen besonders empfindlich auf Störungen ihres metabolischen Netzwerks reagieren. Dieser Umstand hilft uns, neue zielgerichtete Therapiestrategien zu entwickeln", erklärt der Wissenschaftler weiter.

Die Forschung der vergangenen Jahre hat verdeutlicht, dass der Stoffwechsel und die Immunologie sehr eng miteinander verknüpft sind. So konnten Wissenschaftler unabhängig voneinander zeigen, dass der Abbau bestimmter Aminosäuren oder die übermäßige Freisetzung von Sauerstoffradikalen durch Tumor- oder tumorassoziierte Zellen zu Funktionsstörungen oder sogar zum Zelltod von Immunzellen führen können. "Das Entschlüsseln der metabolischen Strategien, die diesem Prozess zugrunde liegen, soll uns dabei helfen, sowohl intrinsische Immunantworten zu verstärken als auch die Effizienz immuntherapeutischer Ansätze weiter zu optimieren", sagt PD Dr. Mougiakakos.

Erlanger Forschungsmotivation

Das Forscherteam um Dimitrios Mougiakakos will Strategien entwickeln, mit denen es pharmakologische und immunbasierte Tumortherapien mittels metabolischer Interventionen effizienter gestalten kann. "Mein Ziel ist es, krankheitsbezogene, klinisch-wissenschaftliche Fragestellungen zu bearbeiten. Das Else Kröner-Exzellenzstipendium stellt eine herausragende Möglichkeit dar, mich für einen längeren Zeitraum auf meine Forschungstätigkeit zu konzentrieren, das Potenzial meiner Arbeitsgruppe weiter zu entfalten und den Kontakt zu nationalen und internationalen Partnern zu vertiefen", führt Dimitrios Mougiakakos aus. Jüngere Kollegen für den Karriereweg des forschenden Arztes zu begeistern und sie dabei zu unterstützen, ist dem Wissenschaftler ein weiteres wichtiges Anliegen.

Über die Else Kröner-Fresenius-Stiftung

Die Else Kröner-Fresenius-Stiftung vergibt 2016 zum vierten Mal mehrere Forschungsstipendien an in Klinik und Forschung herausragend qualifizierte Ärzte. Ziel der Ausschreibung ist die Förderung einer kohärenten klinischen und wissenschaftlichen Arbeit. Die gemeinnützige, 1983 gegründete Else Kröner-Fresenius-Stiftung widmet sich der Förderung medizinischer Forschung und unterstützt medizinisch-humanitäre Hilfsprojekte. Sie bezieht nahezu alle ihre Einkünfte aus Dividenden des Gesundheitskonzerns Fresenius, dessen größte Aktionärin sie ist. Die Stiftung fördert satzungsgemäß nur solche Forschungsaufgaben, deren Ergebnisse der Allgemeinheit zugänglich sind. Bis heute hat die Else Kröner-Fresenius-Stiftung etwa 1600 Projekte mit einem Gesamtvolumen von rund 265 Millionen Euro gefördert.

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05.12.2016 Gewalt gegen Notärzte und Rettungskräfte
Gemeinsame Presseerklärung von BLÄK und BRK

Die Ständige Konferenz der Innenminister und -senatoren der Länder hat in der Herbstsitzung am 29. und 30. November 2016 in Saarbrücken die Problematik „Gewalt gegen öffentlich Bedienstete“ diskutiert. Die Bayerische Landesärztekammer (BLÄK) und das Bayerische Rote Kreuz (BRK) begrüßen, dass sich die Innenministerkonferenz mit der zunehmenden Gewalt gegen Polizei, Angehörige von Rettungsdiensten, Feuerwehren und Katastrophenschutz beschäftigt und sich dieser Entwicklung entschieden entgegenstellen möchte.
Dr. Max Kaplan, Präsident der BLÄK, ergänzt: „Angriffe auf Notärzte, Ärzte in Notaufnahmen und im Bereitschaftsdienst sowie auf Mitarbeiter von Ret-tungsdiensten sind nicht akzeptabel. Es ist notwendig, dass bei der geplan-ten Änderung des § 113 Strafgesetzbuch (StGB) neben den Angehörigen von Rettungsdiensten auch explizit Notärzte im Einsatz berücksichtigt wer-den“. Im § 113 StGB ist der Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte unter Strafe gestellt. Das Strafmaß soll in besonders schweren Fällen auf min-destens sechs Monate festgelegt werden. Damit wäre bei schweren Fällen keine reine Geldstrafe mehr möglich.
BRK-Präsident Theo Zellner: „Aggression und Gewalt gegen Rettungskräf-te ist nicht hinzunehmen. Jeder Akt von körperlicher oder verbaler Gewalt gegen alle in der Rettungsdienstkette aktiven Helfer muss entsprechend verurteilt werden.“
Im Bayerischen Ärzteblatt wurde in mehreren Beiträgen über Gewalt gegen Notärzte berichtet. So informierte zum Beispiel BLÄK-Vorstandsmitglied und Notärztin Dr. Melanie Rubenbauer in der Ausgabe 1-2/2016 über zu-nehmende Gewalt gegenüber Notärzten. Eine Reportage erschien im Heft 6/2016, nachlesbar im Internet unter www.bayerisches-ärzteblatt.de


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01.12.2016 BLÄK: Krebsregistergesetz nachbessern!
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Der Ausschuss für Gesundheit und Pflege des Bayerischen Landtags hat am Dienstag, 29. November, mit der Mehrheit der CSU-Fraktion für den Entwurf des Bayerischen Krebsregistergesetzes (BayKRegG) gestimmt und lobt den Gesetzentwurf der Staatsregierung, der die Versorgung der Krebspatientinnen und -patienten in Bayern weiter verbessern soll. Die Bayerische Landesärztekammer (BLÄK) hat jedoch bereits im Vorfeld des Gesetzgebungsverfahrens Einwände gegen den Gesetzentwurf wiederholt zum Ausdruck gebracht. Auch der Bayerische Datenschutzbeauftragte hatte erhebliche Kritik geäußert. Der von der CSU-Fraktion eingebrachte Änderungsantrag (28.11.2016, Drucksache 17/14466) konnte die Kritikpunkte der BLÄK nicht entkräften, „gehört er doch eher in die Kategorie minimalst-invasive Eingriffe“, sagt Dr. Max Kaplan, BLÄK-Präsident.
Kaplan führt weiter aus: „Der Umgang mit dem grundgesetzlich geschützten Recht auf informationelle Selbstbestimmung ist ein hohes Rechtsgut und gehört ins Gesetz und nicht in den Anhang.“

Der Datenschutz befindet sich keinesfalls auf „höchstem Niveau“, wie es die CSU-Fraktion suggeriert, haben doch die betroffenen Patientinnen und Patienten lediglich ein Widerspruchsrecht bezüglich der Speicherdauer ihrer Daten, nicht aber bezüglich der Datenspeicherung an sich.
Mit der gesetzlich angeordneten Durchbrechung der ärztlichen Schweigepflicht durch die vorgegebene Meldepflicht setzt sich der Gesetzentwurf nach wie vor nicht auseinander.
Eine Evaluation der Meldewege zum 31.12.2018 ist zu begrüßen, ebenso, dass bis dahin Meldepflichtverstöße nicht mit Bußgeld bedroht sind. Die Evaluation wird jedoch bei einem automatischen Inkrafttreten der Bußgeldandrohung für Ärztinnen und Ärzte zum
1. Januar 2019 bei Meldepflichtverstößen geradezu sinnlos.
Die Forderungen nach Berücksichtigung von Sonderentwicklungen und Wahrung der Errungenschaften der regionalen Krebsregister durch regionale Beiräte blieben ungehört.
 
„Ein Krebsregistergesetz ist sicherlich notwendig und sinnvoll, vorausgesetzt die datenschutzrechtlichen Vorgaben werden eingehalten und der Datenaustausch im Sinne der Patientenversorgung verbessert“, kritisiert Kaplan abschließend.

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Hinweis: Am 2./3. Dezember 2016 findet unser Bayerischer Fortbildungskongress (BFK) mit praxisrelevanten Kursen und Seminaren statt. Aktuelle Informationen dazu finden Sie auf der Homepage www.bfk-blaek.de .

30.11.2016 Welt-AIDS-Tag 2016 Wenker: „AIDS ist behandelbar, aber nicht heilbar“
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 30.11.2016 - „Die medizinische Versorgung für HIV-Infizierte und AIDS-Erkrankte hat sich erheblich verbessert und zu einer deutlich höheren Lebensqualität und Lebenserwartung geführt. Trotzdem gilt nach wie vor: AIDS ist behandelbar, aber nicht heilbar.“ Das sagte Dr. Martina Wenker, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer (BÄK), vor dem morgigen Welt-AIDS-Tag in Berlin.

Wenker forderte Politik, Verbände und Stiftungen auf, auch in Zukunft ihre erfolgreiche Präventionsarbeit fortführen. Dies sei vor allem für junge Menschen wichtig, die die umfangreichen Aufklärungskampagnen der 80er und 90er Jahre nicht miterlebt hätten.

Es dürfe auch keine gesellschaftliche Ausgrenzung der Betroffenen zugelassen werden. Aufgabe von Ärzten sei es, ihren Patienten nach einer Diagnose seelischen Halt zu geben und sie medizinisch
zu betreuen. Ärzte wirkten auch präventiv und klärten über Ansteckungsrisiken auf. „So gehen Ärztinnen und Ärzte gleichermaßen gegen Verharmlosung und gesellschaftliche Vorurteile an“, sagte Wenker mit Blick auf die diesjährige Kampagne des Welt-AIDS-Tages #positivzusammenleben.

Die BÄK-Vize-Präsidentin hob hervor: „AIDS-Patienten haben einen Anspruch auf eine gute ärztliche Versorgung mit Engagement und dem Respekt vor der menschlichen Würde.“

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30.11.2016 VERO: die Versorgung von Rheumapatienten optimieren
uni | mediendienst | forschung Nr. 76/2016

8,1 Millionen Euro für Modellprojekt zur Arzneimitteltherapie bei rheumatoider Arthritis – Uni-Klinikum Erlangen ist Projektpartner
Die Behandlung der rheumatoiden Arthritis zielt darauf ab, Betroffene beschwerdefrei zu machen. Sind die Symptome der chronisch-entzündlichen Erkrankung abgeklungen, können entzündungshemmende Medikamente – bei entsprechender Kontrolle – bei manchen Patienten reduziert und zum Teil sogar abgesetzt werden. In dem groß angelegten Modellprojekt VERO (Abkürzung für "Versorgung von Menschen mit Rheuma optimieren") wird diese engmaschige Krankheitskontrolle verbunden mit der Möglichkeit einer schrittweisen Reduktion anti-rheumatischer Arzneimittel jetzt erstmals in Deutschland bei einer großen Zahl von Patienten mit rheumatoider Arthritis systematisch umgesetzt und evaluiert. Die Medizinische Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie (Direktor: Prof. Dr. med. univ. Georg Schett) des Universitätsklinikums Erlangen ist zusammen mit dem Berufsverband Deutscher Rheumatologen e.V., der Universität Hamburg sowie der Techniker Krankenkasse und 14 weiteren Krankenkassen Initiator dieses Modellvorhabens.
Mithilfe moderner anti-rheumatischer entzündungshemmender Therapie erreichen heute immer mehr Patienten mit rheumatoider Arthritis eine anhaltende Remission, das heißt: Beschwerdefreiheit. Gelenkschwellungen und -schmerzen klingen ab und die Entzündungsreaktion wird eingedämmt. Bei einem Teil der Patienten können diese Medikamente dann erfolgreich reduziert oder manchmal sogar ganz abgesetzt werden, ohne dass die Symptome zurückkehren. Die Machbarkeit einer derartigen Strategie hat die von der Medizin 3 geleitete, multizentrische RETRO-Studie bereits 2015 bei einer gut dokumentierten, kleineren Anzahl von Patienten mit rheumatoider Arthritis belegt.

Selbstmanagement der Patienten fördern
Angesichts der hohen Arzneimittelkosten ist die rheumatoide Arthritis eine Erkrankung mit hoher volkswirtschaftlicher Relevanz, die Patienten, Behandler und Kostenträger vor zunehmende Herausforderungen stellt. "Ziel des VERO-Projekts ist es deshalb, Patienten mit rheumatoider Arthritis eine gezielte und passgenaue Therapie anzubieten und dabei sowohl Unter- als auch Übertherapie zu vermeiden", erklärt Prof. Schett. "Dabei wollen wir vor allem das Selbstmanagement der Patienten stärken, sie für den Umgang mit anti-rheumatischen Arzneimitteln sensibilisieren und ihnen zu einer besseren Lebensqualität verhelfen. Auf Basis der aus VERO gewonnenen Daten wollen wir ein umfassendes 'Krankheitsmanagement' für die rheumatoide Arthritis etablieren", führt Prof. Schett weiter aus. Zusätzlich sollen die Patientendaten für ein zentrales Register aufbereitet werden. Das Modellprojekt VERO ist auf etwas mehr als drei Jahre angelegt und wird im Rahmen des Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) mit 8,1 Millionen Euro gefördert.

Hintergrund: rheumatoide Arthritis

Die rheumatoide Arthritis ist eine der häufigsten chronisch-entzündlichen Erkrankungen des Menschen. In Deutschland gibt es schätzungsweise rund 800.000 Betroffene. Das Universitätsklinikum Erlangen ist auf die Behandlung der rheumatoiden Arthritis spezialisiert und erforscht die Ursachen der Erkrankung im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 1181, der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird.

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25.11.2016 FAU: Leitbild bekennt sich zu bewusstem Umgang mit Risiken und Freiheit in der Forschung
uni | mediendienst | aktuell Nr. 194/2016

Verantwortung in der Forschung
In seiner Sitzung vom 24. November 2016 hat der Senat der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) eine Ergänzung des Leitbilds beschlossen: Zukünftig findet sich dort ein Passus, der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für die Auseinandersetzung mit der doppelten Verwendungsmöglichkeit von Forschungsergebnissen zu nützlichen wie zu schädlichen Zwecken (sogenannte Dual Use-Problematik) noch stärker sensibilisiert und zu verantwortungsbewusster Folgenabschätzung aufruft. Ausgegangen war die Initiative von der Studierendenvertretung.

„Als Universität reagieren wir damit auf die spürbare Verunsicherung, die die zunehmende Komplexität der Forschungsfragen und -methoden sowie steigende Anzahl von Drittmittelprojekten in der Öffentlichkeit hervorrufen“, erklärte FAU-Präsident Prof. Dr. Joachim Hornegger. „Es geht uns nicht um Forschungsverbote, denn die Forschungsfreiheit ist im Grundgesetz und im Bayerischen Hochschulgesetz verbrieft. Gleichzeitig resultiert daraus auch die Verpflichtung auf die Werte unserer Verfassung, nämlich die Chancen der Forschung und deren Risiken für Menschenwürde, Leben und andere wichtige, im Grundgesetz verankerte Güter gegeneinander abzuwägen“, erläuterte er. „Grundsätzlich können natürlich verschiedene Verfahren oder Methodiken, Geräte oder Stoffe, die eigentlich für zivile Zwecke entwickelt wurden, auch militärisch verwendet werden; das Forschungsergebnis an sich ist ja wertneutral“, sagte er. Darin bestehe die klassische Dual Use-Problematik, die Folgenabschätzung und Risikominimierung unabdingbar machten.

Zum Wesen einer Universität gehöre auch die permanente Reflexion – der Institution ebenso wie des einzelnen – über die notwendige Balance von Freiheit und Verantwortung, führte der Präsident aus. Daher freue es ihn auch besonders, dass gerade die Forscherinnen und Forscher von morgen, nämlich die Studierenden, den entscheidenden Impuls gegeben hätten, das Thema in der FAU voranzubringen und so anzuknüpfen an das Prinzip der „wissenschaftlichen Redlichkeit“, das auch die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina und die Deutsche Forschungsgemeinschaft kürzlich in ihren Empfehlungen formuliert hätten.
„Es liegt uns sehr am Herzen, dass die Wissenschaft zur friedlichen Weiterentwicklung der Gesellschaft beiträgt“, führte Lena Krauß vom studentischen ‚Arbeitskreis Zivilklausel‘ aus. Dieser hatte zusammen mit dem Zentralinstitut für Angewandte Ethik und Wissenschaftskommunikation (ZIEW) einen Formulierungsvorschlag für eine Ergänzung des bestehenden Leitbilds der FAU erarbeitet. Diesen Aufruf zur Reflexion über Folgenverantwortung forscherischen Tuns hatte der Arbeitskreis über das letzte Jahr hinweg in die Fakultäten getragen und mit den entsprechenden Gremien ebenso rege diskutiert wie mit der Universitätsleitung und dem Vorsitzenden des Deutschen Ethikrats, Prof. Dr. Peter Dabrock, der an der FAU den Lehrstuhl für Systematische Theologie II (Ethik) innehat. „Der Zuspruch war enorm, auch und gerade in Bereichen, in denen Militärforschung tatsächlich ein Thema sein kann“, berichtete sie. Die Fakultätsräte der Naturwissenschaftlichen Fakultät, der Technischen Fakultät sowie der Philosophischen Fakultät und Fachbereich Theologie sowie der studentische Konvent sprachen sich in förmlichen Beschlüssen für eine entsprechende Ergänzung des Leitbilds aus, über die gemäß der Grundordnung nun der Senat der FAU abstimmte.

Der neue Passus im Leitbild lautet:

"Die FAU ist sich als öffentliche Einrichtung der gesellschaftlichen Folgenverantwortung ihrer Forschung bewusst. Durch ihren Beitrag zu transparenter, öffentlicher und interdisziplinärer Diskussion kommt sie der Einhaltung von anerkannten ethischen und moralischen Standards auf nationaler und internationaler Ebene nach. Verantwortungsbewusstes Handeln wird von ihr gefördert und resultiert im gerechten und friedlichen Zusammenleben zwischen Menschen, Kulturen und Nationen."
„Gleichzeitig unterstreichen wir an dieser Stelle auch nochmals die entschiedene Empfehlung, dass Forschungsergebnisse in der Regel zu veröffentlichen sind, um freien Informationsaustausch zu ermöglichen, der Transparenz erzeugt, und so der Kontrolle und der Qualitätssicherung von Forschung dient sowie für die Verbreitung der Ergebnisse zur Weiterentwicklung unserer Gesellschaft sorgt“, schloss der Präsident. Im Bezug auf letzteres lege die FAU insbesondere bei der Vertragsgestaltung auch Wert darauf, dass im Rahmen von Drittmittelprojekten gewonnene Erkenntnisse auch für die Lehre nutzbar seien. Weiterhin würden natürlich Drittmittelverträge im Zuge der Qualitätssicherung auch weiterhin nach einem strengen Vier-Augen-Prinzip und transparenten Anforderungen von Fachleuten und den betreffenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern geprüft.
Weitere Informationen:
Leitbild der FAU: www.fau.de/universitaet/das-ist-die-fau/leitbild/

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21.11.2016 Fresszellen besser verstehen-Neue Funktion eines Signalwegs aus der Blutdruckforschung entdeckt
uni | mediendienst | forschung Nr. 74/2016

Das Renin-Angiotensin-System (RAS) spielt eine wichtige Rolle für den Flüssigkeitshaushalt des Körpers und den Blutdruck. Ein neuer Signalweg des RAS kann aber auch Immunzellen entscheidend beeinflussen. Das hat eine Studie gezeigt, die am Universitätsklinikum Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) in enger Zusammenarbeit mit Forschern der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf durchgeführt wurde. Ihre Ergebnisse haben die Forscher jetzt im renommierten Fachjournal Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlicht.*

Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, die vor allem bei jungen Erwachsenen auftritt und zu unterschiedlichen neurologischen Ausfällen sowie bleibender Behinderung führen kann. Genauso wie bei der Gefäßkrankheit Arteriosklerose spielen die Fresszellen des Immunsystems eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Krankheit. In einer Kooperation mit PD Dr. Johannes Stegbauer und seinen Kollegen der Nephrologischen Klinik der Universität Düsseldorf untersuchten die FAU-Forscher um Prof. Dr. Ralf Linker aus der Neurologischen Klinik des Uni-Klinikums Erlangen nun den Einfluss neuer Signalwege des Blutdruck regulierenden Renin-Angiotensin-Systems in experimentellen Modellen der MS und der Arteriosklerose.

In ihrer Arbeit beschreiben die Wissenschaftler den Signalweg mit dem Namen „Angiotensin 1-7/Mas“ – kurz Mas – als bedeutsam, um entzündungsfördernde Effekte im Körper zu kompensieren. Beide Forschergruppen konnten zeigen, dass der Rezeptor Mas eine wichtige Rolle für die Funktion von Entzündung regulierenden Fresszellen, den sogenannten Makrophagen, spielt. Eine medikamentöse Beeinflussung des Rezeptors kann die Eigenschaften dieser Fresszellen hin zu anti-entzündlichen Eigenschaften verändern und so einen neuen Behandlungsansatz für chronisch-entzündliche Erkrankungen darstellen.

„Diese Erkenntnisse liefern einen neuen Beitrag zum Verständnis der Rolle von Fresszellen bei der MS und bringen möglicherweise neue Ansatzpunkte für eine bessere Behandlung der bisher unheilbaren Erkrankung“, erklärt der Neurologe Prof. Dr. Ralf Linker, der die Erlanger Experimente koordiniert und versucht, als Leiter der Neuroimmunologischen Ambulanz am Uni-Klinikum Erlangen, die neuen Erkenntnisse aus dem Labor für seine Patienten nutzbar zu machen. Die FAU-Wissenschaftler vermuten, dass verschiedene Botenstoffe, die aus der Herz-Kreislauf- und Bluthochdruck-Forschung bekannt sind, auch bei entzündlichen Erkrankungen eine wichtige Rolle spielen können. Weitere Studien sollen nun zeigen, ob Medikamente, die den Rezeptor Mas beeinflussen, auch bei Patienten mit MS oder Arteriosklerose positive Effekte haben können.

* doi: 10.1073/pnas.1612668113

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11.11.2016 Weltdiabetestag: Montgomery plädiert für mehr Prävention an Schulen
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 11.11.2016 -Zum Weltdiabetestag fordert Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer, das  Thema Gesundheit stärker in den Lehrplänen der Schulen zu  verankern. "Durch Prävention sind viele Erkrankungen vermeidbar.  Deshalb lohnt es sich, Kindern vom ersten Schultag an eine  gesunde Lebensweise zu vermitteln. Schon etwas mehr regelmäßige Bewegung und eine gesunde Ernährung verringern  deutlich das Risiko, an einem Typ 2-Diabetes zu erkranken." Ärzte  könnten das Lehrpersonal bei der Gestaltung des Unterrichts beraten und unterstützen.

Die Zahl der Diabetiker steigt in Deutschland kontinuierlich. Bis  zum Jahr 2030 gehen Schätzungen von 5,6 Millionen Erkrankten  aus. Das wären 580.000 mehr als heute. „Andere Studien prognostizieren sogar einen noch stärkeren Anstieg", so Montgomery. Umso wichtiger sei es, konsequent gegenzusteuern.
"Wir haben bereits vielversprechende Initiativen, zum Beispiel das Projekt "Gesund macht Schule" der Ärztekammern in Nordrhein, Hamburg und Sachsen-Anhalt gemeinsam mit der AOK. Das Programm fördert gesundheitsbewusstes Ernährungs- und Bewegungsverhalten in Schule, Elternhaus und Freizeit. Es stärkt die kindliche Persönlichkeitsentwicklung und hilft, eine gesundheitsförderliche Lern- und Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Auf solchen Programmen kann man aufbauen", so Montgomery.

Das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin hat im Auftrag der Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung eine Reihe von Patienteninformationen zum Thema Diabetes erstellt. Sie informieren in verständlicher Form über Hintergründe und Ursachen der Erkrankung und verweisen auf weiterführende Informationsquellen.

http://www.bundesaerztekammer.de/patienten/patienteninformati
onen-gesundheitstipps/patienteninformationen/

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10.11.2016 Gesundheitspolitische Agenda zur Bundestagswahl
Pressenachricht der Bayerischen Landesärztekammer

Die nächste Bundestagswahl findet im Herbst 2017 statt. „Die Bundesärztekammer (BÄK) hat bereits Positionen zur Wahl 2017 formuliert, die es sich lohnt, genauer anzuschauen“, schreibt Dr. Max Kaplan, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) im Leitartikel der November-Ausgabe des Bayerischen Ärzteblattes.

Als Kernforderung zählt Präsident Kaplan auf: „Ärztliche Selbstverwaltung benötigt Gestaltungs-spielraum.“ Die medizinisch-fachliche Weisungsungebundenheit des Arztes und die im ärztlichen Berufsrecht verankerte Verpflichtung zur Übernahme von Verantwortung für das Wohl seiner Patien-
ten einerseits und gegenüber der Gesellschaft andererseits, stellten den wirksamsten Patientenschutz dar. Jedoch würden diese Wesensmerkmale freiheitlicher Berufsausübung durch Kommerzialisierung, Kontrollbürokratie und durch staatliche Interventionen zunehmend in Frage gestellt. „Das duale Krankenversicherungssystem zukunftsfit machen“, lautet eine weitere Forderung. Das duale Versicherungssystem mit den beiden Säulen gesetzliche Krankenversicherung (GKV) und private Krankenversicherung (PKV) sichere die große Leistungsfähigkeit des deutschen Gesundheits-
wesens, die nicht durch die Einführung eines Einheitssystems, wie eine Bürgerversicherung, gefährdet werden dürfe.

Die weiteren Ansprüche: „Für eine bedarfsgerechte Finanzierung der Krankenhäuser“, „Qualität und Patientensicherheit!“ oder „Interprofessionelle Kooperation ist angesagt“. Gerade die Zusammenarbeit zwischen den Gesundheitsberufen bei klaren Verantwortlichkeiten sei zu unterstützen. „Erfolgversprechend sind insbesondere die Förderung der interprofessionellen Kooperation auf der Basis vorhandener Kompetenzen und die Integration unterschiedlicher beruflicher Kompetenzen in multiprofessionellen Teams“, schreibt Präsident Kaplan.

 Bayerns Ärzte-Chef zieht folgendes Fazit: „Lassen Sie uns gut ein Jahr vor der Bundestagswahl 2017 den Blick nach vorne richten und nehmen wir die gesundheitspolitische Programmatik der politischen Parteien diesbezüglich kritisch unter die Lupe, dürfte dies doch für uns (mit-) wahlentscheidend sein. Bringen Sie sich in die politische Debatte ein. Gehen Sie mit uns aktiv auf unsere politischen Vertreter zu und vertreten Sie mit uns gemeinsam unsere gesundheitspolitischen Forderungen!“

Mehr zu „Gesundheitspolitische Agenda zur Bundestagswahl“ lesen Sie in
der Ausgabe 11/2016 des Bayerischen Ärzteblattes unter
www.bayerisches-aerzteblatt.de.
 
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09.11.2016 FAU-Forscher entdecken neuen Mechanismus-Zuckerketten schützen vor Autoimmunerkrankungen
uni | mediendienst | forschung Nr. 72/2016

Autoimmunerkrankungen wie die Rheumatoide Arthritis sind durch schwerwiegende entzündliche Prozesse an Gelenken und inneren Organen gekennzeichnet. Die Ursachen für den Ausbruch und den meist schubweisen Verlauf solcher Erkrankungen sind bisher unzureichend verstanden. Ein internationales Forscherteam um Prof. Dr. Gerhard Krönke an der Medizinischen Klinik 3 –  Rheumatologie und Immunologie – des Universitätsklinikums Erlangen (Direktor Prof. Dr. Georg Schett) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) hat einen neuen Mechanismus identifiziert, der unmittelbar für den Ausbruch von Autoimmunerkrankungen verantwortlich ist. Hierbei scheint das Fehlen von bestimmten Zuckermolekülen an den für die Rheumatoide Arthritis verantwortlichen Eiweißstoffen ausschlaggebend zu sein. Ihre Ergebnisse haben die Forscher im renommierten Fachjournal Nature Immunology veröffentlicht.*

Unser Immunsystem trägt nicht nur zur Abwehr von Krankheitserregern wie Viren, Bakterien und Pilzen bei, sondern besitzt auch die einzigartige Fähigkeit zeitlebens zu lernen und ein sogenanntes immunologisches Gedächtnis aufzubauen. Hierbei werden vom Immunsystem spezifische Eiweißstoffe, sogenannte Antikörper, gegen den jeweiligen Krankheitserreger erzeugt und zeitlebens nachgebildet. Mit Hilfe von Antikörpern kann das Immunsystem im Falle einer erneuten Infektion mit einem dem Immunsystem schon bekannten Krankheitserreger schneller und effektiver reagieren. Somit gewährleisten Antikörper im Regelfall einen ausreichenden Schutz und können einen erneuten Krankheitsausbruch verhindern. Hierauf baut zum Beispiel das Prinzip der Schutzimpfung auf. 

Jedoch kann unser Immunsystem auch Antikörper gegen körpereigene Strukturen und Organe erzeugen. Man spricht in diesem Fall von einer „gegen sich selbst gerichteten Immunität“ oder kurz  „Autoimmunität“, die durch das Vorhandensein von „Autoantikörpern“ gekennzeichnet ist. Tatsächlich sind Autoimmunität und Autoantikörper kein seltenes Phänomen, sondern bei vielen gesunden Menschen nachweisbar und helfen unserem Körper beispielsweise bei der Tumorbekämpfung. Bei einer begrenzten Gruppe von Menschen führen Autoantikörper jedoch zum Ausbruch von Autoimmunerkrankungen wie der Rheumatoiden Arthritis.  Die Gründe hierfür waren bisher weitgehend unklar.            

Die Arbeitsgruppe von Gerhard Krönke konnte in Zusammenarbeit mit anderen Wissenschaftlern der FAU und einem internationalen Forscherteam aus den Niederlanden, Schweden und Österreich nun erstmals zeigen, dass eine bestimmte Gruppe von Immunzellen, die TH17-Zellen direkt auf das immunologische Gedächtnis einwirkt und durch eine scheinbar harmlose Veränderung der molekularen Struktur von Autoantikörpern den Ausbruch einer Autoimmunerkrankung provoziert. „Tatsächlich ist für den Ausbruch von Autoimmunerkrankungen wie der Rheumatoiden Arthritis in diesem Fall nur das Fehlen eines einzigen Zuckermoleküls an den jeweiligen Autoantikörpern verantwortlich“, berichtet Rene Pfeifle, der Erstautor der Studie.

Während bisherige Therapien der Rheumatoiden Arthritis auf die Hemmung der Entzündungsreaktion abzielen, können diese neuen Erkenntnisse in Zukunft dazu dienen, völlig neue Therapieansätze zur Verhinderung des Ausbruchs von Autoimmunerkrankungen zu entwickeln. Hierbei soll das Immunsystem jedoch nicht gehemmt, sondern  durch gezielte Modulation von TH17-Zellen einer Art Reprogrammierung unterzogen werden. Mit Hilfe einer solchen Strategie wiederum könnten die krankheitsauslösenden Veränderungen der Zuckerstruktur von Autoantikörpern rückgängig gemacht werden und somit Immuntoleranz und eine langfristige Heilung von Autoimmunerkrankungen ermöglicht werden. 

* doi: 10.1038/ni.3579

www.nature.com/ni/journal/vaop/ncurrent/full/ni.3579.html

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Gerhard Krönke

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08.11.2016 Tabakwerbung - Montgomery: „Wirtschaftspolitik darf nicht vor Jugendschutz gehen“
Pressemitteilung der Bundesärztekammer

Berlin, 08.11.2016 - „Wirtschaftsinteressen dürfen nicht vor Jugendschutz gehen. Wir fordern deshalb die Abgeordneten des Deutschen Bundestages auf, den Regierungsentwurf zum Verbot von Außen- und Kinowerbung für Tabakprodukte umgehend positiv zu bescheiden.“ Das sagte der Präsident der
Bundesärztekammer (BÄK), Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery, vor der heutigen Sitzung der Unionsfraktion im Bundestag, in der unter anderem der Gesetzentwurf der Bundesregierung zur
Änderung des Tabakerzeugnisgesetzes diskutiert werden soll.
Offenbar aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus hatten Kritiker aus den Reihen der CDU/CSU-Fraktion den bereits im Sommer vom Bundeskabinett beschlossenen Gesetzentwurf gegen den
Willen der Gesundheitspolitiker von der Tagesordnung des Bundestages genommen. Montgomery wies darauf hin, dass neben dem Leid der betroffenen Patienten auch die durch die erforderlichen Behandlungen gebundenen medizinischen Ressourcen in den Blick genommen werden müssten. „Nach
gesundheitsökonomischen Berechnungen belaufen sich allein die tabakbedingten jährlichen Kosten im Gesundheitswesen auf 25 Milliarden Euro. Hinzu kommen weit über 50 Milliarden Euro, die
jährlich von den Sozialversicherungssystemen durch tabakbedingte Arbeitskraftausfälle zu tragen sind“, so der BÄKPräsident.
Auch und gerade Wirtschaftspolitiker sollten zur Kenntnis nehmen, dass diese Kosten in keiner Weise durch die Tabaksteuereinnahmen in Höhe von knapp 15 Milliarden Euro und die in den Wirtschaftskreislauf einfließenden Werbeausgaben der Tabakindustrie in Höhe von ca. 200 Millionen Euro pro Jahr
aufgewogen werden.

Deutschland ist mittlerweile das einzige Land in Europa, in dem Plakatwerbung für Tabak noch erlaubt ist. Dabei zeigen Studien, dass Tabakwerbung gerade bei Kindern und Jugendlichen wirkt.
Die Bundesärztekammer hatte mehrfach darauf hingewiesen, dass rund 80 Prozent aller Raucher vor dem 18. Lebensjahr mit dem Rauchen beginnen, was eine Tabakentwöhnung in dieser Patientengruppe deutlich erschwert.

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07.11.2016 DNAzym hilft bei Darmentzündung
uni | mediendienst | forschung Nr. 70/2016

Forscher aus Erlangen und Marburg finden einen Weg, Colitis ulcerosa zu hemmen

Colitis ulcerosa besser zu verstehen, dabei sind Mediziner der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und ihre Fachkollegen an der Philipps-Universität Marburg jetzt einen wichtigen Schritt vorangekommen. Sie haben herausgefunden, dass ein bestimmtes Protein die krankhafte Entzündung im Darm maßgeblich steuert.
Colitis ulcerosa ist eine chronische und meist in Schüben verlaufende entzündliche Erkrankung des Dickdarms. In Deutschland wird die Zahl der betroffenen Patienten auf etwa 170.000 geschätzt. Die genauen Ursachen für diese Darmerkrankung sind trotz langjähriger weltweiter Forschungsbemühungen bis jetzt nur unvollständig verstanden. Bekannt ist, dass T-Zellen, die Krankheitserreger abwehren können, eine besondere Rolle bei der Regulierung des Immunsystems des Darms spielen, genauso wie die so genannten Transkriptionsfaktoren, die von diesen Immunabwehrzellen gebildet werden.

Die Forscher an der Medizinischen Klinik 1 des Universitätsklinikums Erlangen und ihre Marburger Kollegen haben jetzt den Transkriptionsfaktor GATA3 als einen entscheidenden Schrittmacher bei Colitis ulcerosa identifiziert. „Wir konnten nachweisen, dass die Abwehrzellen von Patienten vermehrt das Protein GATA3 ausschütten“, erklärt Vanessa Popp, Mitarbeiterin im Team von Prof. Dr. Markus Neurath an der FAU.
Und noch mehr: Den Wissenschaftlern gelang es, Abwehrzellen daran zu hindern, das Protein GATA3 zu bilden und so Entzündungsreaktion und die Produktion von weiteren entzündungsrelevanten Eiweißen, den Zytokinen, zu mindern. Dazu nutzen sie so genannte DNAzyme, künstliche DNA-Moleküle. Diese Entdeckung könnte zu einem neuen Therapieansatz zur Behandlung von Colitis ulcerosa führen.
Der Einfluss des Transkriptionsfaktors GATA3 auf Entzündungsreaktionen war bereits aus früheren Studien bekannt – allerdings nur in der Lunge. Unbekannt dagegen war allerdings, dass der Transkriptionsfaktor auch bei Colitis ulcerosa eine so entscheidende Rolle spielt. Diese Entdeckung liefert einen außerordentlich wichtigen Anhaltspunkt für einen möglichen Therapieansatz, der zunächst im Versuch getestet wurde: „Durch die Blockade der Produktion von GATA3 im Modellsystem konnten wir sowohl präventiv als auch während der akuten Phase der Erkrankung die Entzündung minimieren“, sagt Professor Neurath.
Die Forschungsergebnisse wurden jetzt in der Fachzeitschrift „Gastroenterology“ veröffentlicht.
doi: 10.1053/j.gastro.2016.09.005.


Kontakt:
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Prof. Dr. Markus Neurath

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04.11.2016 Cholesterin wichtig für die Signalübertragung in Zellen
uni | mediendienst | forschung Nr. 69/2016

Cholesterin kann wichtige Proteine so zu Paaren binden, dass humane Zellen auf äußere Signale reagieren. Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben diese Vorgänge mittels Computersimulationen tiefergehend untersucht. Das Forschungsjournal PLOS Computational Biology* hat die Ergebnisse der Wissenschaftler vom Lehrstuhl für Biotechnik nun in der aktuellen Ausgabe veröffentlicht.

Die FAU-Nachwuchswissenschaftler Kristyna Pluhackova und Stefan Gahbauer haben herausgefunden, dass Cholesterin auf die Funktion der Signalübertragung im Körper starken Einfluss nimmt. Das Hauptaugenmerk der Untersuchung lag dabei auf dem Chemokinrezeptor CXCR4, der zu der Gruppe sogenannter G-Protein-gekoppelter Rezeptoren (GPCR) gehört. Diese nehmen verschiedene äußere Reize wahr, zum Beispiel Licht, Hormone oder Zucker, und geben diese Signale an das Innere der Zelle weiter, die dann darauf reagiert. CXCR4 unterstützt im Normalfall das menschliche Immunsystem. Allerdings spielt es auch bei der Metastasenbildung und beim Eindringen von HI-Viren in das Zellinnere eine wichtige Rolle.

Es gibt Hinweise darauf, dass einige GPCRs Paare bilden müssen, sogenannte Dimere, um äußere Reize aufzunehmen und weiterzuleiten. Die Simulationen der FAU-Wissenschaftler zeigten nun, dass Cholesterin die Paarbildung von CXCR4 und damit vermutlich deren Funktion stark beeinflusst. Das heißt: Cholesterin ist erforderlich, damit diese sich passend zusammenlagern. Cholesterinmoleküle "kleben" dabei selektiv spezifische Regionen zweier CXCR4-Proteine aneinander, so dass eine komplexe Struktur entsteht, die vermutlich Signale wahrnehmen und durch die Zellmembran weiterleiten kann. Zwar können sich die Rezeptoren auch ohne genügend Cholesterin aneinander binden, jedoch bilden sich dabei unterschiedliche Strukturen, die wahrscheinlich die Signalweiterleitung an das Zellinnere unterdrücken.

Bisher waren diese Prozesse auf molekularer Ebene nicht vollständig erforscht. Die beiden Wissenschaftler der Arbeitsgruppe Computational Biology am Lehrstuhl für Biotechnik der FAU haben mit über 1000 einzelnen Computersimulationen diese Vorgänge studiert. Ein besseres Verständnis der Rolle von Cholesterin und der Dimerbildung in der Funktion von GPCRS  könnte neue Wege für die Entwicklung von Medikamenten öffnen.
*Doi: http://dx.plos.org/10.1371/journal.pcbi.1005169

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04.11.2016 Gemeinsam ERlangen- „10 Schritte zur seelische Gesundheit“
Pressemeldung von Gesundheitsregion plus

Gemeinsam ERlangen  „10 Schritte zur seelische Gesundheit“  Gesundheitsregion plus

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04.11.2016 FAU-Forscher entschlüsseln wichtigen Mechanismus, durch den Nierenkrebs entstehen kann-Genetische Variation entscheidet
uni | mediendienst | forschung Nr. 68/2016

An Nierenzellenkarzinomen erkranken jährlich etwa 15.000 Menschen in Deutschland. Begrenzte Therapiemöglichkeiten und eine hohe Sterblichkeitsrate kennzeichnen fortgeschrittene Stadien dieser Form des Krebses. Forschern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) ist es nun gelungen, einen Mechanismus zu entschlüsseln, der beim Entstehen und Voranschreiten der Krankheit eine wichtige Rolle spielt.

In der menschlichen DNA gibt es Sequenzen, die sich von Person zu Person unterscheiden, sogenannte genetische Variationen. In einer groß angelegten Studie haben Dr. Johannes Schödel und Dr. Steffen Grampp vom Lehrstuhl für Innere Medizin IV der FAU die Funktion einer solchen Variation charakterisieren können, die das Risiko, an einem Nierenzellenkarzinom zu erkranken, um bis zu 30 Prozent erhöht. Diese genetische Variation liegt auf dem Chromosom 8 in der Nähe des wichtigen Onkogens MYC. Onkogene sind Teile des Erbgutes, die das Tumorwachstum fördern können. Das Besondere an dieser Entdeckung: Die Variation liegt in einer nichtkodierenden Region zwischen zwei Genen, also zwischen den Bereichen der menschlichen DNA, die die proteinkodierenden Erbinformationen tragen. Diese Regionen sind bisher nur wenig untersucht, denn bisher standen vor allem die proteinkodierenden Regionen im Fokus der Wissenschaft. Wie die genetischen Abweichungen das Risiko, am Nierenzellenkarzinom zu erkranken, beeinflussen, war bisher nur wenig verstanden. 

Bestimmte Faktoren fördern das Wachstum von Tumoren

Die Ergebnisse der aktuellen Studie zeigen, dass die Variationen auf dem Chromosom 8q24.21 an einer Stelle liegen, an der sogenannte Transkriptionsfaktoren binden können. Diese Faktoren sind Proteinkomplexe, die die Expression bestimmter Gene regulieren. In den meisten Nierentumoren liegen Mutationen vor, die zu einer Stabilisierung der sogenannten Hypoxie induzierbaren Transkriptionsfaktoren (HIF) führen. Diese sind eigentlich für die Anpassung der Zellen und des Körpers an Sauerstoffmangel verantwortlich, sind aber im Rahmen des Nierenkarzinoms auch an Tumorwachstum beteiligt und charakteristisch für dieses Krankheitsbild. Die beobachteten Variationen führen dazu, dass HIF unterschiedlich stark an die nichtkodierende Region auf 8q24.21 bindet, die die Variationen enthält. Dieser Unterschied führt dazu, dass die Expression des Onkogens MYC verschieden stark stimuliert wird. Für MYC ist bekannt, dass es in vielen Tumoren wachstumsfördernde und den Stoffwechsel betreffende Signalwege beeinflusst. Charakterisierend für die genetischen Variationen ist, wie der weitere Verlauf der Untersuchungen zeigte, dass sie Zugänglichkeit der DNA und Aktivität der nichtkodierenden Region in den Nierenkrebszellen beeinflussen. „Neben der eigentlichen Regulation von MYC durch HIF fanden wir allerdings auch erstaunlich, dass diese Bindestelle nur in Zellen aktiv ist, die aus dem Tubulussystem der Niere stammen, und die HIF-abhängige MYC Regulation damit zelltypabhängig ist“, sagt Dr. Johannes Schödel, Leiter der Studie. Das Tubulussystem ist eine röhrenförmige Struktur im Nierengewebe, das für die Urinproduktion wichtig ist und von dem die meisten Nierenkarzinome ausgehen.

Die Ergebnisse zeigen damit, inwiefern genetische Variationen das Krankheitsbild Nierenzellkarzinom beeinflussen und bieten erstmalig eine funktionelle Erklärung hierfür. Die Zeitschrift Nature Communications hat die Ergebnisse der FAU-Wissenschaftler und ihrer Kooperationspartner an der Universität Oxford um Prof. Sir Peter Ratcliffe in der aktuellen Ausgabe veröffentlicht: DOI: 10.1038/NCOMMS13183

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27.10.2016 Ein genetischer Trigger für die Regeneration von Nervengewebe
FAU uni | mediendienst |forschung Nr. 66/2016

Neurowissenschaftler konnten bei verletztem Rückenmark durch die Reaktivierung eines Gens verlorene Motorik wieder herstellen

Das menschliche Hirn hat die Fähigkeit, Anatomie und Funktion einzelner Zellen oder ganzer Hirnareale zu verändern und sich so an neue Anforderungen anzupassen. Ein Gen, das an dieser Plastizität beteiligt ist, kann bei Rückenmarksverletzungen die Nervenregeneration steuern. Das haben jetzt Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) zusammen mit Kollegen herausgefunden.

PRG3 gehört zur Familie der Gene, die für die Plastizität unseres Gehirns mit verantwortlich sind. Es lässt die Nervenfasern wachsen und ist nur am Anfang unseres Lebens aktiv. Später – etwa im Kindes- oder frühen Jugendalter – wird es vom Körper abgeschaltet.

Ein Gen, das der Körper im Jugendalter abschaltet, wird wieder aktiviert

Nun untersuchte ein Forscherteam, welchen Einfluss PRG3 auf Nervenschädigungen bei Rückenmarksverletzungen hat. An dem Projekt sind die Berliner Charité, die Universität Zürich, die Neurochirurgische Klinik des Universitätsklinikums Erlangen der FAU und die Universität Mainz beteiligt. „Wir wollten wissen, was passiert, wenn man PRG3 wieder anschaltet und der Körper das Protein, für dessen Produktion dieses Gen zuständig ist, wieder zur Verfügung hat,“ sagt der Leiter der Studie, PD Dr. Nicolai Savaskan von der Neurochirurgischen Klinik in Erlangen.

PRG3 regeneriert Struktur und Funktion von geschädigtem Nervengewebe

Bei Mäusen mit verletztem Rückenmark brachten die Forscher das Gen PRG3 in die Nervenzellen an der geschädigten Stelle ein. In Schwimm-Tests beobachteten sie, wie die Mäuse nach der Verletzung ihre Hinterbeine nicht mehr wie gewohnt bewegen konnten und das Defizit durch andere Bewegungsmuster kompensierten. Mäuse, in deren Nervenzellen PRG3 eingebracht worden war, fanden nach wenigen Wochen zu ihrer ursprünglichen Motorik zurück. Die Forscher fanden außerdem, dass die Menge an Nervenfasern an der beschädigten Stelle angestiegen war. Das bedeutet, dass PRG3 nicht nur die Struktur der geschädigten Nervenfasern wieder herstellte, sondern dass die Nerven auch ihre ursprüngliche komplexe Funktionalität wieder erlangt haben. Bisher geht die Wissenschaft davon aus, dass geschädigte Nervenzellen sich nicht funktional wieder regenerieren können.

Regeneration trotz wachstumshemmender Substanzen im Umfeld der Nervenzelle

Die Forschungsergebnisse werfen auch ein neues Licht auf das Wechselspiel zwischen Substanzen, die das Wachstum von Nervenzellen fördern und solchen, die es hemmen. Nervenfasern sind von einer schützenden Schicht, der Myelinscheide, umhüllt. Sie gewährleistet unter anderem die reibungslose Signalübertragung zwischen den Nervenzellen. Myelin hemmt aber auch das Wachstum von Nervenfasern, weshalb der Stoff im Fokus vieler Forschungen zur Regeneration von Nervenschäden steht. Die aktuellen Experimente mit PRG3 zeigen nun, dass alleine die Aktivierung von PRG3 ausreicht, um Nervengewebe in Funktion und Struktur zu regenerieren. In Zellversuchen wuchsen die Nervenfasern von Nervenzellen mit PRG3 auch in einer an Myelin reichen Umgebung. „Unsere Befunde deuten darauf hin, dass neben der wachstumshemmenden Umwelt vor allem intrinsische, in der Entwicklung aktive Faktoren, die im Erwachsenen abgeschaltet werden, maßgeblich bei der Regeneration von Nervenzellen beteiligt sind “, erklärt Nicolai Savaskan. „Bisher ist nicht klar, warum Nervenzellen das PRG3 Gen im Alter abschalten. Möglicherweise scheint unter normalen Bedingungen eine erhöhte PRG3 Aktivität nicht nötig zu sein. Die Abschaltung stellt womöglich auch einen Schritt hin zur Alterung des Gehirns dar.“ Beobachtungen an den Mäusen mit reaktiviertem PRG3 zeigten, dass sich das Wiedereinschalten dieses Gens nicht anderweitig oder schädlich auf den Organismus auswirkt.

In Zukunft könnte sich PRG3 als Kandidat für eine mögliche genetische Behandlung von Rückenmarksschädigungen erweisen. Das gilt allerdings nur, wenn die Eingriffe sehr früh nach der Schädigung erfolgen. Sobald sich Narben an den verletzen Nervenfasern gebildet haben, ist eine Regeneration nur sehr schwer möglich.

Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler in der aktuellen Ausgabe des Journals Aging veröffentlicht. Doi: 10.18632/aging.101066 

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26.10.2016 Neue Humboldt-Stipendiaten und -Preisträger an der FAU
uni | mediendienst |aktuell Nr. 177/2016 der FAU

Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) genießt international einen hervorragenden Ruf. Beweis für diese Reputation sind nicht zuletzt die vielen international renommierten Wissenschaftler, die sich die FAU als Gastuniversität aussuchen, um zusammen mit FAU-Kollegen im Rahmen eines Stipendiums oder Forschungspreises der Alexander-von-Humboldt-Stiftung zu forschen.

Dr. Jay V. Patankar, Lehrstuhl für Innere Medizin I

Über 2 Millionen Menschen in Europa leiden an entzündlichen Darmerkrankungen, rund 170.000 neue Patienten kommen jährlich hinzu. Diese chronischen Krankheiten beeinträchtigen die Lebensqualität der Erkrankten nicht nur erheblich, sie können auch zu Krebs führen. Dr. Jay V. Patankar, Humboldt-Stipendiat am Lehrstuhl für Innere Medizin I, forscht in der Gruppe von Prof. Dr. Christoph Becker daran, die Mechanismen zu identifizieren, die die Darmentzündungen aufheben.
In früheren Forschungen hat Patankar den DNA-Transkriptionsfaktor GATA4 identifiziert: Er reguliert, wie sich Darmzellen ausdifferenzieren und beeinflusst damit, welche Nährstoffe vom Körper aufgenommen werden.  Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass Darmzellen, die durch Entzündungen absterben, ungenügend ausdifferenziert sind. Dies führt dazu, dass Tumore entstehen. Patankar erforscht nun während seiner Zeit an der FAU, wie genau der Zelltod während einer Entzündung und der Status der Zelldifferenzierung zusammenhängen und wie man eine gesunde Zelldifferenzierung wieder herstellen kann, um den entzündeten Darm zu heilen.

Dr. Jay V. Patankar hat seinen Bachelor in Mikrobiologie an der University of Pune in Indien gemacht, seinen Master absolvierte er in Molekularer und Humaner Genetik an der indischen Banaras Hindu University. Im Anschluss promovierte er in Molekularer Medizin an der Medizinischen Universität Graz, wo er anschließend auch als Postdoc tätig war. Von 2013 bis 2016 war Patankar als Postdoc an der University of British Columbia. Seit September ist Patankar nun für zwei Jahre als Humboldt-Stipendiat an der FAU.


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26.10.2016 67. Generalversammlung - Weltärztebund verurteilt Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen in Syrien
Pressenachricht der Bundesärztekammer

Der Weltärztebund (WMA) hat auf seiner 67.Generalversammlung in Taipeh die jüngsten Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen, Mitarbeiter des Gesundheitswesensund Patienten in Syrien verurteilt. Die Organisation appellierte an alle Staaten, die UN-Resolution 2286 (2016) zu befolgen. In dieserwird zur Einhaltung der internationalen Gesetze zum Schutz des medizinischen Personals sowie von Krankenhäusern und anderen Gesundheitseinrichtungen aufgerufen. Seit Beginn des
Bürgerkrieges in Syrien wurden circa 270 Gesundheitseinrichtungen angegriffen und 760 Mitarbeiter getötet.
Darüber hinaus verabschiedete der Weltärztebund eine Reihe weiterer Stellungnahmen und Deklarationen.
Auf Initiative der Bundesärztekammer (BÄK) berieten die Delegierten intensiv, wie
Gesundheitseinrichtungen vor sogenannten Cyber-Angriffen geschützt werden können. Die bisherigen Sicherheitsstandards reichen nach Ansicht des WMA nicht mehr aus, um der Cyberkriminalität entgegenzutreten. Daher rief er Regierungen und zuständige Behörden dazu auf, geeignete Schutzmaßnahmen zu entwickeln. Auch sei eine stärkere Sensibilisierung von Ärzten für
die Gefahren von Cyberangriffen notwendig.
Die Deklaration von Taipeh beschäftigt sich mit Gesundheitsdatenbanken und Biobanken. Darin gibt der WMAÄrzten ethische Empfehlungen für die Sammlung und Verwendung von identifizierbaren Gesundheitsdaten und biologischem Material in Gesundheitsdatenbanken und Biobanken. Besonders betont wird dabei das Recht auf Autonomie, Datenschutz und Vertraulichkeit. Die Deklaration
wurde in einem vierjährigen Prozess von einer WMAArbeitsgruppe vorbereitet, der auch die BÄK angehörte.
Im Kampf gegen Übergewicht bei Kindern fordert der WMA neben Werbebeschränkungen auch höhere Steuern auf Lebensmittel mit geringem Nährstoffgehalt und zuckerhaltige Getränke. Die
Schulen sollten körperliche Aktivitäten stärker fördern und mit Ernährungsexperten zusammenarbeiten. Auch wird auf die negativen Auswirkungen von Armut und frühkindlicher Übergewichtigkeit auf die Gesundheit im Erwachsenenalter verwiesen.
Sämtliche Resolutionen und Stellungnahmen der 67. Generalversammlung des WMA stehen hier zur Verfügung:
http://www.wma.net/en/30publications/10policies/index.html
Pressemitteilung
Diese Pressemitteilung finden Sie auch im Internet unter www.bundesaerztekammer.de
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Samir Rabbata
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24.10.2016 Bayerischer Ärztetag -Beschlüsse des 75. Bayerischen Ärztetages
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

GKV-Sozialrecht
Keine neuen Qualitätsexperimente zu Lasten
der Patienten und Krankenhäuser -Konzept
der „Planungsrelevanten Qualitätsindikatoren“
als ergebnisoffenes Experiment begreifen

Der 75. Bayerische Ärztetag hält das vom Institut
für Qualitätssicherung und Transparenz
im Gesundheitswesen (IQTIG) im „Vorbericht
Planungsrelevante Qualitätsindikatoren“ vom

18. Juli 2016 vorgelegte Konzept für unausgereift
und lehnt die Umsetzung zum 1. Januar
2017 ab.
Die Stellungnahmen diverser wissenschaftlicher
medizinischer Fachgesellschaften legen
den Schluss nahe, dass das Konzept in der aktuellen
Form als Beginn eines Experiments angesehen
werden muss. Bevor dieses Verfahren
Einfluss auf die Krankenhausplanung nehmen
kann, muss es zwingend als Modellversuch ergebnisoffen
evaluiert werden. Die Schaffung
neuer Fehlanreize ist zu vermeiden.

Weiterhin ist zu bemängeln:

»
Das neu eingeführte Konzept der „Patientengefährdung“
ist nicht ausreichend
ausgearbeitet und eignet sich nicht als
Schlüsselparameter der Qualitätskontrolle.

»
Der Ansatz einer sektorenübergreifenden
Qualitätssicherung, die Prozesse nach dem
stationären Aufenthalt und Langzeitergebnisse
einbeziehen müsste, wird konterkariert,
da der Fokus nur auf der Krankenhausbehandlung
liegt.

»
Die ausgewählten Qualitätsindikatoren sind
teilweise nicht als repräsentativ für die betroffenen
Fachgebiete anzusehen.

»
Die Gleichwertigkeit oder gar Überlegenheit
des vorgeschlagenen Verfahrens mit/über
die seit Jahren von der Ärzteschaft etablierten
Maßnahmen der Qualitätssicherung ist
nicht erwiesen.

»
Der Verzicht auf den etablierten strukturierten
Dialog der stationären Qualitätssicherung
ist ein Rückschritt.

Augenmaß bei der Einführung von Qualitätsindikatoren
des Institutes für Qualitätssicherung
und Transparenz im Gesundheitswesen
(IQTIG)

Der 75. Bayerische Ärztetag sieht mit Sorge,
dass das IQTIG zur sektorenübergreifenden
Qualitätssicherung ein übergeordnetes Kon


trollsystem gegen Ärztinnen und Ärzte in Klinik
und Praxis ausrichten will.

Der 75. Bayerische Ärztetag fordert das IQTIG
auf, unter anderem die Qualitätsindikatoren
mit Augenmaß auszuwählen und einzuführen.

Ärztliche Entscheidungen wie Indikationsstellung
müssen unabhängig von den ökonomischen
Zwängen eines Fallpauschalensystems
erfolgen

Der 75. Bayerische Ärztetag fordert den Gesetzgeber
auf, das DRG-System durch ein bedarfsgerechtes,
am Patientenwohl orientiertes
Krankenhausfinanzierungssystem zu ersetzen.

Die Verknüpfung von Qualitätssicherung und
Finanzierung führt nicht unbedingt zu besserer
Qualität

Der 75. Bayerische Ärztetag gibt zu bedenken,
dass die Verknüpfung von zwangsläufig
punktuellen Qualitätsindikatoren mit Finanzierungssystemen
zu Fehlanreizen führen muss,
weil sich die Wahrnehmung aller an der Versorgung
Beteiligten einseitig an den zu messenden
Indikatoren ausrichten wird. Resultat
der Ressourcenumverteilung wird sein, dass
wichtige Aspekte der Patientenversorgung vernachlässigt
werden.

Planungsrelevante Qualitätsindikatoren –
Zweckentfremdung von Finanzmitteln

Der 75. Bayerische Ärztetag weist darauf hin,
dass die gemäß Krankenhausstrukturgesetz
geplante Verknüpfung „planungsrelevanter
Qualitätsindikatoren“ mit der Krankenhausplanung
erhebliche Ressourcen der betroffenen
Kliniken binden wird, weil das Ausmaß des Verfahrens
deutlich über das der derzeitigen Qualitätssicherung
hinausgehen wird.

Es besteht die Gefahr, dass erneut Gelder, die
der Krankenversorgung zugedacht sind, für
administrative Aufgaben zweckentfremdet
werden (müssen) und damit der Patientenversorgung
fehlen werden.

Der 75. Bayerische Ärztetag fordert daher den
Gesetzgeber auf, den Krankenhäusern die in
Folge des Gesetzes entstehenden Mehrkosten
zu erstatten.

Bewahrung des freien Arztberufes durch
Minimierung ökonomischer Anreize

Der 75. Bayerische Ärztetag appelliert an alle
Ärztinnen und Ärzte, sich in ihren Verantwor


tungsbereichen dafür einzusetzen, die Problematik
ökonomischer Anreize für ärztliche
Entscheidungen bewusst wahrzunehmen, um
ihnen entgegentreten zu können.

Bürokratieaufwand bei aut idem-Regelung
reduzieren

Die gesetzlichen Krankenkassen und insbesondere
die AOK, werden vom 75. Bayerischen Ärztetag
aufgefordert, den mit der komplexen aut
idem-Regelung explodierenden bürokratischen
Mehraufwand sinnvoll zu reduzieren und den
Apothekern mehr Vertrauen entgegenzubringen.
Insbesondere sollten vom Apotheker abgezeichnete
begründete Zusatzangaben auf
dem Formular im Regelfall ohne Retaxierung
akzeptiert werden.

Oralisierung der Chemotherapie – Anpassung
der Vergütung

Die zuständigen Gremien (Bundesministerium
für Gesundheit, Gemeinsamer Bundesausschuss,
Kassenärztliche Bundesvereinigung)
werden zum wiederholten Male vom 75. Bayerischen
Ärztetag aufgefordert, die onkologische
Honorarabrechnung (in EBM und Onkologievereinbarung)
den geänderten Praxisbedingungen
mit zunehmender Oralisierung und
vermehrter persönlicher Beanspruchung anzupassen.
Weder im EBM noch in der Onkologievereinbarung
sind die persönlich zu erbringenden
Beratungs- und Betreuungsleistungen bei oraler
und subkutaner Zytostatikaverabreichung honorargerecht
abgebildet. Die Leistungsbeschreibung
der EBM-GOP 01510-01512 bzw. 86516 könnte
problemlos hierauf erweitert werden.

GKV-Arzneimittelversorgungsstärkungsgesetz
(AMVSG) – Zwangslizensierung

Um eine ausreichende Versorgung mit Arzneimitteln
im solidarisch finanzierten Krankenversicherungssystem
Deutschlands langfristig
zu sichern, fordert der 75. Bayerische Ärztetag
für das geplante AMVSG folgende Änderung
vom Gesetzgeber:

Die Bundesregierung muss die Möglichkeiten
einer Zwangslizenzierung nutzen, wenn dies
aus öffentlichem Interesse erforderlich ist
(§ 24 Patentgesetz). Allein die Androhung einer
Zwangslizenz wird sich preissenkend auswirken.

GKV-Arzneimittelversorgungsstärkungsgesetz
– AMVSG

Um eine ausreichende Versorgung mit Arzneimitteln
im solidarisch finanzierten Kranken



versicherungssystem Deutschlands langfristig
zu sichern, fordert der 75. Bayerische Ärztetag
für das geplante AMVSG folgende Punkte vom
Gesetzgeber:

»
Die freie Preisbildung von neu zugelassenen
Arzneimitteln im ersten Jahr ihrer Zulassung
muss revidiert werden. Die vereinbarten
Preise müssen unabhängig von der Umsatzschwelle
rückwirkend gelten.

»
Die geplante Umsatzschwelle von 250 Millionen
Euro als Grenze der freien Preisbildung
im ersten Jahr der Markteinführung eines
Arzneimittels muss deutlich gesenkt werden.

»
Die vereinbarten Erstattungsbeiträge für
Arzneimittel müssen wieder öffentlich gelistet
werden und dürfen nicht geheim bleiben.
Nur so können die Ärzte auch weiterhin
kostenbewusst therapieren.

»
Auch Medikamente aus dem sogenannten
Bestandsmarkt müssen wieder einer Nutzenbewertung
unterzogen werden.

Krebsregister

Umsetzung des Krebsfrüherkennungs- und
-registergesetzes (KFRG): Erhalt des Nachsorgekalenders


Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit
und Pflege (StMGP) sowie der Gesundheitsausschuss
des Bayerischen Landtags
werden vom 75. Bayerischen Ärztetag aufgefordert,
den Gesetzentwurf (Stand: August
2016) zur Umsetzung des KFRG mit geplanter
Abwicklung über das Bayerische Landesamt für
Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL)
so zu ergänzen, dass sichergestellt ist,

»
dass der Nachsorgekalender weiterhin erhalten
und funktionsfähig bleibt,

»
dass der Onlinesektor der niedergelassenen
Onkologen im Tumorregister München (TRM)
auch weiterhin erhalten und gepflegt wird.

Umsetzung des Krebsfrüherkennungs- und
-registergesetzes (KFRG): Datenbestand erhalten


Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit
und Pflege (StMGP) sowie der Gesundheitsausschuss
des Bayerischen Landtags
werden vom 75. Bayerischen Ärztetag aufgefordert,
den Gesetzentwurf (Stand August
2016) zur Umsetzung des KFRG mit geplanter
Abwicklung über das Bayerische Landesamt für
Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL)
so zu ergänzen, dass sichergestellt ist,

»
dass der international reputierte Datenbestand
des Tumorregisters München (TRM)
(insbesondere die Langzeit-Kohortenanalysen)
erhalten und auf aktuellem Stand
bleibt,

»
dass keine Löschung dieses Registers spätestens
zum 1. Januar 2024 gemäß Artikel 17a
erfolgt,

»
dass die Datenhoheit des TRM bezüglich
seiner Daten auch weiterhin nicht eingeschränkt
wird, sodass eine autonome wissenschaftliche
Auswertung (ohne staatliche
Kontrolle) möglich ist,

»
dass die Aktualisierung mit Todesbescheinigungen
und Melderegisterabgleich gemäß
Artikel 7 und 8 auch weiterhin auf der Ebene
des TRM (mit Identität) erfolgt und nicht
pseudonymisiert in der Vertrauensstelle,

»
dass hierfür eine ausreichende finanzielle
und personelle Ausstattung bewilligt wird.

Umsetzung des Krebsfrüherkennungs- und
-registergesetzes (KFRG): IT-Dokumentation

Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit
und Pflege (StMGP) sowie der Gesundheitsausschuss
des Bayerischen Landtags
werden vom 75. Bayerischen Ärztetag aufgefordert,
den Gesetzentwurf (Stand: August
2016) zur Umsetzung des KFRG mit geplanter
Abwicklung über das Bayerische Landesamt für
Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL)
so zu konkretisieren,

»
dass eine arbeitsbegleitende IT-Dokumentation
der onkologischen Basisdaten gemäß Artikel
4 des Gesetzentwurfes sichergestellt ist,

»
dass die gemäß Artikel 3 geforderte Dokumentationstiefe
des Gesetzentwurfs entsprechend
der Arbeitsgemeinschaft deutscher
Tumorzentren e. V. (ADT) und der
Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister
in Deutschland e. V. (Gekid) als fakultativ
anzusehen ist. Sie übersteigt die Möglichkeiten
der täglichen Praxis bei Weitem.

Umsetzung des Krebsregister- und Früherkennungsgesetzes
(KFRG) in Bayern stoppen

Der 75. Bayerische Ärztetag fordert den Ministerpräsidenten
des Freistaates Bayern, Horst
Seehofer, und die Minister der betroffenen Ministerien,
wie Ministerin Melanie Huml und Minister
Dr. Markus Söder auf, in die Umsetzung
des KFRG auf bayerischer Ebene zur Etablierung
des bayerischen klinischen Krebsregisters
die Leiter der bestehenden sechs epidemiologischen
Tumorregister und die Bayerische Landesärztekammer
aufgrund ihrer Kompetenz
und langjährigen Erfahrung einzubeziehen.

Krankenhaus

Personalausstattung auf Intensivstationen
muss Patientenversorgung auf aktuellem medizinischen
Stand des Wissens ermöglichen

Der 75. Bayerische Ärztetag fordert den Gemeinsamen
Bundesausschuss (G-BA) auf, für

Intensivstationen verbindliche Mindest-Personalstandards
vorzuschreiben, die die Umsetzung
der „S3-Leitlinie Analgesie, Sedierung
und Delirmanagement in der Intensivmedizin
(DAS-Leitlinie 2015)“ [1] sowie der „S2e-Leitlinie
‚Lagerungstherapie und Frühmobilisation
zur Prophylaxe oder Therapie von pulmonalen
Funktionsstörungen‘“ [2] ermöglichen, damit
die Behandlung kritisch kranker Patienten auf
dem aktuellen Stand des medizinischen Wissens
erfolgen kann.

[1] AWMF-Registernummer: 001/012
(www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/001012l_
S3_Analgesie_Sedierung_Delirmanage
ment_Intensivmedizin_2015-08_01.pdf)

[2] AWMF-Registernummer: 001/015
(www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/001015l_
S2e_Lagerungstherapie_Frühmobilisation_
pulmonale_Funktionsstörungen_2015-05.pdf)

Die vom Gemeinsamen Bundesausschuss
(G-BA) geforderte Strukturqualität in Perinatalzentren
ist sinnvoll, möglich und dringend
erforderlich

Der 75. Bayerische Ärztetag fordert die Deutsche
Krankenhausgesellschaft (DKG) auf,
Qualitätsvorgaben des G-BA für die Perinatalversorgung
ernst zu nehmen. Anstatt den
Fachkräftemangel in der Kinderintensivpflege
zu bejammern, müssen endlich Maßnahmen
ergriffen werden, die Attraktivität des entsprechenden
Berufsbildes zu steigern. Auch
die Behebung von Finanzierungslücken im
Krankenhaus ist eine politische Aufgabe, deren
Wahrnehmung der DKG besser zu Gesicht
stünde als der Versuch, begründete Vorgaben
zur Strukturqualität zu unterlaufen.

Klinikpartnerschaften mit armen Ländern

Von der Bundesregierung (Bundesministerium
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
– BMZ) wird ab sofort ein Programm
zur Entwicklung von bis zu 500 Klinikpartnerschaften
mit Entwicklungsländern aufgelegt.
Deutsche Krankenhäuser jeder Größe und Trägerschaft
werden aufgefordert, sich an diesem
Programm des medizinischen Technologie-
Transfers und des Erfahrungsaustausches mit
entsprechenden Krankenhäusern in den armen
Ländern zu beteiligen. Finanzielle Unterstützung
kann über das BMZ beantragt werden.

Der 75. Bayerische Ärztetag 2016 begrüßt diese
Initiative, die ein wesentlicher Beitrag sein
wird zur Verbesserung der Lebensverhältnisse in
den armen Ländern. Die Bundesrepublik kommt
damit den von der World Health Organisation
(WHO) schon lange aufgestellten Forderungen
entgegen. Insbesondere wird damit auch die Resolution
68.15 der World Health Assembly (WHA)


zur Verbesserung der chirurgischen und notfallmedizinischen
Versorgung umgesetzt werden.

Der 75. Bayerische Ärztetag empfiehlt der
Bayerischen Landesärztekammer, die Einrichtung
von Klinikpartnerschaften mit bayerischen
Krankenhäusern im Rahmen ihrer Möglichkeiten
zu unterstützen.

GOÄ

Zuschläge zur Abrechnung der Leichenschau
nach Nummer 100 der Gebührenordnung für
Ärzte (GOÄ)

Der 75. Bayerische Ärztetag fordert den GOÄ-
Ausschuss der Bundesärztekammer auf, in der
derzeit gültigen GOÄ neben der Nummer 100
(Untersuchung eines Toten – einschließlich
Feststellung des Todes und Ausstellung des Leichenschauscheines)
auch die Möglichkeit der
Abrechnung der Zuschläge zu den Leistungen
nach den Nummern 45 bis 62 einzufordern.

Dazu ist in der Präambel zur Nummer 100 lediglich
die Ergänzung der „Allgemeinen Bestimmung“
erforderlich, die dann folgendermaßen
lautet:

Begibt sich ein Arzt zur Erbringung einer oder
mehrerer Leistungen nach den Nummern 100
bis 107 außerhalb seiner Arbeitsstätte (Praxis
oder Krankenhaus), kann er für die zurückgelegte
Wegstrecke Wegegeld nach § 8 GOÄ berechnen.
Zudem können die Zuschläge, wie sie für die
Nummern 45 bis 62 gelten, abgerechnet werden.

Abrechnung zusätzlicher Nummern aus der
Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) zur Leichenschau


Der 75. Bayerische Ärztetag fordert sowohl die
Landesärztekammern wie auch die Bundesärztekammer
auf, sich in ihren Kommentaren
zur Abrechnung der Leichenschau hinter die
Ärzteschaft zu stellen. Das bedeutet insbesondere,
die Abrechnung der Nummern 4 (Erhebung
der Fremdanamnese über einen Kranken
und/oder Unterweisung und Führung der
Bezugsperson(en) im Zusammenhang mit einer
Behandlung eines Kranken) und 56 (Verweilen
ohne Unterbrechung und ohne Erbringung einer
anderen ärztlichen Leistung, wegen Erkrankung
erforderlich, je angefangene halbe Stunde)
als Analogziffern nicht länger in Frage zu
stellen, sondern als legitim zu vertreten.

Telematik

Bereitstellung eines nicht-elektronischen
Arztausweises ohne Signaturmöglichkeit

Der Vorstand der Bayerischen Landesärztekammer
wird vom 75. Bayerischen Ärztetag gebe


ten zu prüfen, ob und wenn ja wie die Herausgabe
eines nicht-elektronischen Arztausweises
im Scheckkartenformat möglich ist.

Elektronischer Arztausweis

Der 75. Bayerische Ärztetag fordert den Gesetzgeber
bzw. die Krankenkassen auf, die laufenden
Kosten für den elektronischen Arztausweis
zu tragen.

Ärztliche Tätigkeit

Gegen Normung ärztlicher Tätigkeit

Privatwirtschaftlich organisiert, versuchen
CEN-CENELEC mit vorgeblicher Veranlassung
durch die Europäische Union, die Ausübung
ärztlicher Tätigkeit in Europa einer Normung zu
unterwerfen.

Der 75. Bayerische Ärztetag lehnt eine Normierung
ärztlicher Tätigkeit unter Hinweis auf
mitgliedsstaatliche Regelungen (unter anderem
Weiterbildungsordnung) sowie auf die
Freiberuflichkeit ärztlicher Berufsausübung
komplett ab.

Normung ärztlicher Leistungen: EU-Kommission
darf auch zukünftig keine Aufträge zur
Erarbeitung von harmonisierten Normen für
ärztliche Tätigkeiten erteilen

Der 75. Bayerische Ärztetag fordert die EU-
Kommission dazu auf, auch zukünftig darauf
zu verzichten, das Europäische Komitee für
Normung (CEN) mit der Erarbeitung von harmonisierten
Normen für ärztliche Tätigkeiten
bzw. Gesundheitsdienstleistungen zu beauftragen.


Dies insbesondere vor dem Hintergrund des
am 1. Juni 2016 seitens der EU-Kommission
vorgestellten Normungspakets, mit welchem
die überragende Bedeutung von Dienstleistungen
für die Wirtschaft der EU (70 Prozent
der EU-Wirtschaftsleistung basieren auf dem
Dienstleistungsbereich) unterstrichen und damit
einhergehend die Notwendigkeit einer zu
erhöhenden Zahl von Dienstleistungsnormen
betont wird. Der Anteil von Dienstleistungsnormen
an allen europäischen Normen liegt
momentan bei lediglich zwei Prozent.

Normung ärztlicher Tätigkeiten

Der 75. Bayerische Ärztetag fordert die Bayerische
Staatsregierung auf, der Normung ärztlicher
Tätigkeiten auf allen Ebenen entgegenzutreten
und sich explizit dagegen auszusprechen.


Normung ärztlicher Tätigkeiten

Der 75. Bayerische Ärztetag fordert die deutschen
Ärztinnen und Ärzte auf, sich nicht im

Rahmen „interessierter Kreise“ an Bestrebungen
zur Normung ärztlicher Tätigkeiten zu
beteiligen.

Untersuchungsmöglichkeiten für mobilitätseingeschränkte
Patientinnen und Patienten
verbessern – UN-Behindertenrechtskonvention
umsetzen

Klinikträger, Krankenkassen, die Kassenärztliche
Vereinigung Bayerns und die Bayerische
Landesärztekammer werden vom

75. Bayerischen Ärztetag aufgefordert, die Untersuchungsmöglichkeiten
für mobilitätseingeschränkte
Patientinnen und Patienten zu
verbessern. Gerade die Möglichkeit mobilitätseingeschränkter
Frauen, an Vorsorgeuntersuchungen
beim Gynäkologen teilzunehmen,
sind enorm eingeschränkt, da es bayernweit
an hierfür notwendigen speziellen Untersuchungsstühlen
mangelt. Dies entspricht auch
den Forderungen der UN-Behindertenrechtskonvention.
Mehr Betreuungsangebote für Kinder von
Ärztinnen und Ärzten

Um die Vereinbarkeit von ärztlicher Berufsausübung
und Familie – insbesondere in der
Aus- und Weiterbildung – zu verbessern, werden
Krankenhäuser und Ausbildungsstätten
(auch im ambulanten Bereich) vom 75. Bayerischen
Ärztetag aufgefordert, für Kinder von
Ärztinnen und Ärzten mehr Plätze in Kindertagesstätten,
das heißt Kinderkrippen oder Großtagespflegen
(für Kinder von einem halben bis
drei Jahre) und Kindergärten (für zweieinhalb-
bis sechsjährige Kinder) sowie Hortplätze für
Grundschulkinder, mit flexiblen Betreuungs-
und Buchungszeiten zur Verfügung zu stellen.

Wie eine Umfrage des Ärztlichen Kreis- und
Bezirksverbandes München (Publikation in
Vorbereitung) zur Ist-Situation der Vereinbarkeit
von Familie und Arztberuf im Großraum
München zeigt, stellen Ärztinnen aufgrund
der Kinder oder ihrer Familienangehörigen
häufiger ihre Karriere zurück, sehen ihr berufliches
Fortkommen beeinträchtigt oder geben
aus familiären Gründen ihren Arbeitsplatz auf.
Der Arbeitsplatz in Kliniken und Krankenhäusern
ist zunehmend unattraktiv und Ärztinnen
wie auch immer mehr männliche Kollegen, die
im Krankenhaus arbeiten, sind mit ihrer beruflichen
Situation unzufrieden.

In den letzten Jahrzehnten hat die Anzahl der
Medizinstudentinnen im Verhältnis zur Gesamtzahl
der Medizinstudenten deutlich zugenommen,
sodass der Arztberuf schon jetzt und
noch mehr in Zukunft von Ärztinnen geprägt
sein wird. Darüber hinaus tragen auch heute
noch Frauen die Hauptlast der Betreuung von
Kindern und pflegebedürftigen Familienange



hörigen. Besonders Ärztinnen wünschen sich
eine flexible Kinderbetreuung in geeigneter
Lage und einen Betreuungsdienst, falls die etablierte
Betreuung ausfällt. Dies ist für die meisten
Ärztinnen nicht gegeben. Insgesamt sind
36 Prozent der 690 Umfrageteilnehmer (repräsentative
Stichprobe aller Münchner Ärzte bis
55 Jahre) und 42 Prozent der Assistenzärzte in
Weiterbildung in dieser Umfrage der Ansicht,
dass die Vereinbarkeit von Familie und Arztberuf
am besten außerhalb der Patientenversorgung
gegeben ist.

Dieser unbefriedigende Zustand und das Desinteresse
der Verantwortlichen in den Krankenhäusern
sind nicht akzeptabel und gefährden
die zukünftige ärztliche Versorgung.

Gesetzlich festgeschriebenen Anspruch auf
Teilzeitarbeit umsetzen

Um die Vereinbarkeit von Familie und Arztberuf
zu verbessern, werden Arbeitgeber in Klinik
und Praxis vom 75. Bayerischen Ärztetag
aufgefordert, den gesetzlich festgeschriebenen
Anspruch auf Teilzeitarbeit in vollem Umfang
zu gewähren. Wie eine Umfrage des Ärztlichen
Kreis- und Bezirksverbandes München (Publikation
in Vorbereitung) zur Ist-Situation der
Vereinbarkeit von Familie und Arztberuf im
Großraum München zeigt, ist 86 Prozent der
im Krankenhaus beschäftigten Ärztinnen und
Ärzte Teilzeitarbeit wichtig. Die Tatsache, dass
über 30 Prozent dieser Gruppe nicht in Teilzeit
arbeiten können, ist alarmierend.

Angestellte Ärztinnen und Ärzte haben einen
Rechtsanspruch auf Teilzeitarbeit, wenn sie
Kinder unter 18 Jahren haben (Ärztetarifverträge,
Teilzeit- und Befristungsgesetz – TzBfG,
Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz – BEEG).

Hier wird entweder geltendes Recht missachtet,
oder die Angst vor einer Verschlechterung
der beruflichen Position führt zu einer Zurückstellung
der Wünsche der Betroffenen. Der
Arbeitsplatz Krankenhaus ist unter den Umfrageteilnehmern
extrem unattraktiv hinsichtlich
der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. So
sehen nur sechs Prozent der Ärztinnen und
Ärzte in Weiterbildung hier die beste Vereinbarkeit,
während 42 Prozent diese außerhalb
der Patientenversorgung sehen. Dieser Zustand
ist erschreckend. Ein Schritt zur Verbesserung
der Situation wäre es, Eltern Teilzeitarbeit zu
ermöglichen, ohne dass sie Verschlechterungen
ihrer beruflichen Position fürchten müssen.

Erteilung der deutschen Approbation an
Ärztinnen und Ärzte aus Nicht-EU-Ländern

Der 75. Bayerische Ärztetag fordert die Bayerische
Staatsregierung auf, die Approbationsbehörde
der Regierung von Oberbayern dau


erhaft mit genügend Personal zur Bearbeitung
der Approbationsanträge von Ärztinnen und
Ärzten aus Nicht-EU-Ländern auszustatten,
sodass diese, wenn sie eine vorübergehende Erlaubnis
zur Berufsausübung in Bayern haben,
nicht monatelang auf eine deutsche Approbation
warten müssen.

Hochschule

Zulassung zum Medizinstudium

Der 75. Bayerische Ärztetag fordert den Gesetzgeber
auf, Lösungen zu finden, um die Zulassung
zum Medizinstudium völlig unabhängig
vom Abiturnotendurchschnitt zu gestalten.

Lehrstühle für Allgemeinmedizin

Der 75. Bayerische Ärztetag fordert die Bayerische
Staatsregierung auf, die für die politisch
beschlossene Neueinrichtung allgemeinmedizinscher
Lehrstühle erforderlichen Mittel
zusätzlich bereitzustellen. Der Bayerische Ärztetag
begrüßt die Einrichtung allgemeinmedizinischer
Lehrstühle. Jedoch kann dies nicht
durch die Umverteilung von Mitteln bewerkstelligt
werden, sondern dies erfordert zusätzliche
Mittel.

Landarztquote

Der 75. Bayerische Ärztetag fordert das Bayerische
Staatsministerium für Bildung und Kultus,
Wissenschaft und Kunst auf, von der Umsetzung
einer Landarztquote abzusehen, da
dies kein probates Mittel ist, Versorgungsengpässen
im ländlichen Raum zu begegnen.

Neue Medizinische Fakultät in Augsburg

Der 75. Bayerische Ärztetag fordert die Bayerische
Staatsregierung auf, bei der Neueinrichtung
der Medizinischen Fakultät Augsburg
sicherzustellen, dass keine Einsparungen zu
Lasten der bestehenden Medizinischen Fakultäten
vorgenommen werden.

TV-Ärzte auch für überwiegend in Forschung
und Lehre tätige Ärztinnen und Ärzte

Der 75. Bayerische Ärztetag fordert die Tarifgemeinschaft
der Länder (TdL), die Bayerische
Staatsregierung und das Bayerische Wissenschaftsministerium
auf, Ärztinnen und Ärzte
mit überwiegender Tätigkeit in Forschung und
Lehre dem Tarifvertrag-Ärzte (TV-Ärzte) zuzuordnen.


Erhöhung der Entfristungsquote für ärztliche
Arbeitsverträge an Universitätskliniken auf
mindestens 40 Prozent

Der 75. Bayerische Ärztetag fordert die Bayerische
Staatsregierung auf, sicherzustellen,
dass an den Universitätskliniken mindestens
40 Prozent der Ärztinnen und Ärzte unbefristet
beschäftigt werden.

Asylbewerber

Asylpaket II nachbessern

Die politisch Verantwortlichen werden vom

75. Bayerischen Ärztetag aufgefordert, wesentliche
Teile des im März 2016 in Kraft getretenen
Asylpakets II nachzubessern. Es ist aus ärztlicher
Sicht unethisch, dass als Abschiebungshindernis
nur noch lebensbedrohliche oder schwerwiegende
Erkrankungen gelten sollen, die sich
durch die Abschiebung wesentlich verschlechtern
würden. Weitere Änderungen sind bei den
Regelungen zum beschleunigten Asylverfahren
zum Beispiel für Menschen aus sogenannten sicheren
Herkunftsstaaten notwendig. Opfer von
Folter und anderen schweren Menschenrechtsverletzungen
müssen aus dem beschleunigten
Asylverfahren herausgenommen werden.
Qualifizierte ärztliche Gutachten bei
Abschiebungsverfahren anerkennen

Die politisch Verantwortlichen und insbesondere
die Vertreter der Bayerischen Staatsregierung
und der Bezirksregierungen werden vom

75. Bayerischen Ärztetag dringend aufgefordert,
die qualifizierten fachärztlichen Gutachten
bei Abschiebungsverfahren (gemäß § 60a
Abs. 2c Aufenthaltsgesetz – AufentG) anzuerkennen
und nicht durch wiederholte „Auftragsgutachten“
zu hintergehen.
Keine Abschiebung bei amtlich festgestellten
Abschiebehindernissen

Die Bezirksregierungen werden vom 75. Bayerischen
Ärztetag aufgefordert, ihre Praxis,
Menschen trotz vorhandener fachärztlicher
oder amtsärztlicher Gutachten abzuschieben,
einzustellen.

Keine Mitwirkung von Ärzten bei Abschiebungen
von Flüchtlingen

Das Präsidium der Bayerischen Landesärztekammer
wird vom 75. Bayerischen Ärztetag
aufgefordert, auf ärztliche Kollegen einzuwirken,
dass diese bei Abschiebungen von Flüchtlingen
nicht mitwirken.

Unverzügliche Erstuntersuchungen auch bei
unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen
(UMF)

Die Bezirksregierungen werden vom 75. Bayerischen
Ärztetag aufgefordert, auch UMF umgehend
einer medizinischen Erstuntersuchung
zu unterziehen, um schwerwiegende Konsequenzen
zu verhindern.

Keine Röntgen- und Genitaluntersuchungen
bei Flüchtlingen ohne medizinische Indikation

Das Präsidium der Bayerischen Landesärztekammer
wird vom 75. Bayerischen Ärztetag
dringend gebeten, die Stellungnahme der Zentralen
Ethikkommission (ZEKO) der Bundesärz



tekammer zur Alterseinschätzung von Flüchtlingen
bekannt zu machen und alle Ärztinnen
und Ärzte aufzufordern, sich an diese Empfehlungen
zu halten, wonach Röntgen- und Genitaluntersuchung
ohne medizinische Indikation
unzulässig sind.

Ferngutachten

Der 75. Bayerische Ärztetag bittet den Gesetzgeber
dafür Sorge zu tragen, dass eine
Einweisung in Bezirkskrankenhäuser bzw. die
Abschiebung von erkrankten abgelehnten
Asylbewerbern erst nach persönlicher Untersuchung
durch den begutachtenden Arzt erfolgen
darf.

Tätigkeit der Körperschaft

Ärztliche Unabhängigkeit bewahren
und stärken

Die Unabhängigkeit ärztlicher Entscheidungen
gerät zunehmend in Gefahr. Daher fordert der

75. Bayerische Ärztetag von der ärztlichen
Selbstverwaltung Bayerns ein klares Statement
an die Partner im Gesundheitssystem
(Klinikträger, Kostenträger, Politik, Patienten
etc.), dass ärztliche Entscheidung und sekundär
ärztliche Leistung unabhängig ist und zukünftig
bleiben soll.
„Brexit“ im englischen Gesundheitswesen:
Informationsbitte an Bundesärztekammer
(BÄK) zu „Wechsel- und Nebenwirkungen“
für Ärztinnen und Ärzte sowie Patientenversorgung
in Deutschland

Der „Brexit“ im englischen Gesundheitswesen
lässt bei innereuropäischen Reisen wie Migration
mittelfristig nachhaltige Veränderungen für
die ärztliche Tätigkeit in Deutschland erwarten.

Der 75. Bayerische Ärztetag bittet die BÄK
hierzu um zeitnahe Informationen zu „Wechsel-
und Nebenwirkungen“ für Ärztinnen
und Ärzte sowie die Patientenversorgung in
Deutschland.

Kollegiale Unterstützungsteams für Ärztinnen
und Ärzte und ihre Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter für den strukturierten Umgang
mit schwerwiegenden Ereignissen
bayernweit aufbauen

Auf dem 69. Bayerischen Ärztetag wurde beschlossen,
„Pilotprojekte zur psychosozialen
Unterstützung für Ärzte und Pflegekräfte“
an allen Kliniken zu etablieren. Es gibt nun in
München ein derartiges Best-Practice-Modell
„Umgang mit schwerwiegenden Ereignissen“
mit Etablierung eines Peer-Support-Systems.

Der Vorstand der Bayerischen Landesärztekammer
wird auf der Basis der Erfahrungen aus

diesem Projekt vom 75. Bayerischen Ärztetag
beauftragt, in Zusammenarbeit mit den Projektinitiatoren
die Einführung von kollegialen
Unterstützungsteams für Ärztinnen und Ärzte
und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum
strukturierten Umgang mit schwerwiegenden
Ereignissen in Bereichen der akuten Patientenversorgung,
in denen kein Peer-Support-Team
aufgebaut werden kann, bayernweit voranzutreiben.


Angesichts der aktuellen Situation intensiviert
der Vorstand die Zusammenarbeit mit anderen
Akteuren der Psychosozialen Notfallversorgung
(PSNV).

Nach dem Amoklauf in München am

22. Juli 2016 konnte erstmals außerhalb des
klinischen Bereiches ein Unterstützungsangebot
für die unmittelbar betroffenen
Notärzte gemacht werden. Dieses kollegiale
Unterstützungsteam setzte sich aus Vertretern
des gemeinnützigen Vereins PSU-
Akut e. V., der sich aus dem ÄKBV-Projekt
„Den Helfern helfen“ gegründet hat, zusammen.
Die Erfahrung zeigt nun, dass diese
Angebote von den Kolleginnen und Kollegen
sowie von den Pflegekräften sehr positiv
aufgenommen werden.
Schwerwiegende Ereignisse treten nicht nur
in Kliniken auf, sie können jeden Tag auch in
jeder Praxis stattfinden, zum Beispiel als Reanimation
nach allergischer Reaktion. Diese
Situationen können das komplette Praxisteam
verunsichern bzw. nachhaltig irritieren. Auch
hier kollegiale Unterstützung zu gewährleisten
ist das Ziel.

Soweit möglich sollte demnach in allen Kliniken
ein Peer-Support-System aufgebaut
werden. Wo dies nicht möglich ist und auch
für den ambulanten Bereich, sollte es bayernweit
ein Netzwerk kollegialer Unterstützungsteams
geben. Ähnliche Teams bewähren sich
bereits seit Jahren bei der Feuerwehr, den Rettungsdiensten
und zum Beispiel auch bei den
U-Bahn-Fahrern.

Als Ärzteschaft sind wir selbst verantwortlich
für uns zu sorgen. Andere werden dies nicht für
uns tun.

Weitergabe von Meldedaten

Der Vorstand der Bayerischen Landesärztekammer
wird vom 75. Bayerischen Ärztetag
gebeten, zukünftig die Behandlung personenbezogener
Meldedaten strenger gemäß den datenschutzrechtlichen
Vorgaben zu behandeln.
Ebenfalls soll er die ärztlichen Kreis- und Bezirksverbände
auf die strikte Einhaltung dieser
Vorgaben hinweisen.

Patientenverfügung 2.0 Gesundheitliche
Vorausplanung für die letzte Lebensphase
(§ 132g Sozialgesetzbuch – SGB – V)
Der 75. Bayerische Ärztetag begrüßt die jetzt
erfolgte gesetzliche Verankerung der Beratung
zur Vorausplanung in der letzten Lebensphase
im § 132g SGB V. Allerdings fehlen bis dato
Vorgaben zur konkreten Umsetzung, zum Beispiel
Vorgaben zum Verfahren, zur Qualifikation
der Berater, zur Dokumentation, zur Weitergabe
der Ergebnisse sowie der Einbindung der
Ärzteschaft.

Die Erarbeitung solcher Vorgaben soll baldmöglichst
unter Einbeziehung der Ärztekammern
und der Kassenärztlichen Vereinigung
erfolgen.

Fortbildung

Änderung der (Muster-)Fortbildungsordnung

Der 75. Bayerische Ärztetag fordert die Bundesärztekammer
zu einer Ergänzung der (Muster-)
Fortbildungsordnung auf. Einzufügen ist
an geeigneter Stelle:

Drei von (Landes-)Ärztekammern geprüfte
Kurz-Lerneinheiten von je 15 Minuten
sind kumuliert einer Fortbildungseinheit von
45 Minuten gleichzusetzen, beispielsweise in
der Kategorie A. Dem jeweiligen Fortbildungskonto
ist dementsprechend ein Fortbildungspunkt
gutzuschreiben.

Ärztliche Fortbildung – Empfehlungen zur
ärztlichen Fortbildung der Bundesärztekammer
(BÄK) – Bitte um Präszisierung

Der 75. Bayerische Ärztetag bittet die BÄK um
Präzisierung der Empfehlungen zur ärztlichen
Fortbildung in Hinsicht auf Punkt 6 Neutralität
und Transparenz: Aufzählungspunkte 4 und 6

Aufzählungspunkt 4: Produktbezogene Informationsveranstaltungen
insbesondere von
Unternehmen der pharmazeutischen Industrie,
von Medizinprodukteherstellern, von Unternehmen
vergleichbarer Art oder einer Vereinigung
solcher Unternehmen sind nicht als frei
von wirtschaftlichen Interessen zu bewerten
und daher nicht anerkennungsfähig.

Aufzählungspunkt 6: Objektive und inhaltlich
ausgewogene Produktinformationen aufgrund
wissenschaftlicher Kriterien sind über Arzneimittel
bei Nennung des Wirkstoffes, über
Medizinprodukten bei Beschreibung des Funktionsmechanismus,
statt des Produktnamens,
zulässig.

Problem: Ärztinnen und Ärzte sind vor Bedienung
von Lasergeräten zur Teilnahme an einem


Laserschutzkurs verpflichtet (üblicherweise
zwei Tage). Bei einem Laserschutzkurs ist eine
verblindete Bedienung eines Lasergerätes im
Rahmen der Fortbildungsveranstaltung nicht
möglich und aus Fortbildungsgründen nicht
sinnvoll bzw. gefährlich. Die Geräte unterscheiden
sich in der Bedienung zu stark. Der Arzt
muss später die Eigenheiten der jeweiligen Lasergeräte
(Farbstofflaser, CO2-Laser, Rubinlaser
etc.) kennen und beherrschen, damit er die
Patienten richtig behandeln kann.

Die Vergabe von Punkten auch für Laserschutzkurse
und didaktisch sinnvolles Lernen
muss möglich sein und bleiben. Die BÄK wird
hier um Präzisierung der Vorgaben gebeten,
zum Beispiel könnte gefordert werden, dass
bei Laserschutzkursen, damit diese Fortbildungspunkte
erhalten, Laser unterschiedlicher
Herstellerfirmen (mindestens zwei) verwendet
werden müssen.

Notfallversorgung

Weiterentwicklung der Notfallversorgung

Der 75. Bayerische Ärztetag befürwortet das
vom Ausschuss „Ambulant-stationäre Versorgung“
konzipierte Memorandum zur Weiterentwicklung
der Notfallversorgung:

Memorandum of understanding zur Weiterentwicklung
der Notfallversorgung

Die Anzahl von Bürgerinnen und Bürgern, die
eine notfallmedizinische Versorgung in Anspruch
nehmen, ist in den vergangenen Jahren
stetig angestiegen. Es wird geschätzt, dass aktuell
davon jährlich zwischen 20 bis 25 Millionen
Menschen als ambulante Notfallpatienten
betroffen sind. Nach den Daten der Kassenärztlichen
Bundesvereinigung (KBV) wurden zuletzt
ca. 70 Prozent der ambulanten Notfälle
durch die Versorgungsstrukturen der Ärztinnen
und Ärzte in eigener Praxis (in sogenannten
Bereitschaftsdienstpraxen, ambulante Besuchsdienste,
Notfallpraxen der Kassenärztlichen
Vereinigungen und andere) versorgt. Zu
den 30 Prozent der ambulanten Notfälle, die
in Kliniken versorgt werden, sind die Notfälle
hinzuzuzählen, die letztendlich eine stationäre
Aufnahme in der Klinik erfordern und einfordern.
Auch dieser Anteil nimmt stetig zu.

Da die Bürgerinnen und Bürger im eigenen
Notfall mit der Entscheidung meist überfordert
sind, in welcher Versorgungsebene (Notfallambulanz
oder vollstationäre Behandlung in der
Klinik, Notfalldienst der Kassenärztlichen Vereinigungen,
Rettungsdienste) sie die für sich
passende Unterstützung bekommen können,
besteht der Konsens zwischen den Trägern der

Notfallversorgung, vorhandene Strukturen so
zu gestalten, dass eine effiziente Patientensteuerung,
auch unter dem Aspekt einer qualitativen
Patientenversorgung, ermöglicht wird.

Der gesetzliche Sicherstellungsauftrag für die
ambulante Versorgung von Patientinnen und
Patienten im Notfall liegt unverändert bei
den Kassenärztlichen Vereinigungen und ihren
Mitgliedern. Da aktuell aber die Kliniken in die
ambulante Versorgung von Notfallpatienten
mit eingebunden bleiben werden, hat der Bundesgesetzgeber
die Kassenärztlichen Vereinigungen
im Krankenhausstrukturgesetz (KHSG
2016) verpflichtet, sogenannte Notdienstpraxen
an Kliniken mit einem hohen Aufkommen
an ambulanten Notfallpatienten einzurichten.

Der Bundesgesetzgeber hat darüber hinaus den
Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) beauftragt,
bis Jahresende 2016 ein abgestuftes System
der Strukturen einer Notfallversorgung an
den Kliniken zu erarbeiten. Die dazu erstellten
unterschiedlichen Kriterien einer Versorgungstiefe
sollen als Qualitätsindikatoren herangezogen
werden, werden aber zusätzlich je nach
Aufwand, Vorhaltung und Bereitstellung von
medizinischen und pflegerischen Leistungen
unterschiedliche Vergütungszuschläge zur Folge
haben.

Für die Delegierten des Bayerischen Ärztetages
2016 in Schweinfurt ist klar: Die kontinuierliche
Zunahme der Zahl von ambulant
zu behandelnden Notfallpatienten macht die
Weiterentwicklung der erforderlichen Versorgungsstrukturen
zu einem vordringlichen Projekt
der Gesundheitsversorgung in Bayern wie
auch bundesweit mit hoher Priorität. Trotz der
vom Gesetzgeber gesetzten Rahmenvorgaben
im KHSG ist die Klärung dieses Problems nach
Ansicht der Delegierten des 75. Bayerischen
Ärztetages genuine Aufgabe der Gremien der
ärztlichen Selbstverwaltung – der Kassenärztlichen
Vereinigungen in enger Kooperation mit
den Vertretungen der Klinikbetreiber (Krankenhausgesellschaften)
und den Klinikärzten und
deren Vertretungen.

Der 75. Bayerische Ärztetag spricht sich jedoch
klar dafür aus, dass die anstehenden Fragen
zwischen den Ärztinnen und Ärzten in eigener
Praxis mit den Kolleginnen und Kollegen in den
Kliniken und den jeweiligen Organisationen
(Kassenärztliche Vereinigungen, Bayerische
Krankenhausgesellschaft/Deutsche Krankenhausgesellschaft,
Ärztekammern) bearbeitet
werden müssen. Zu diesen Fragen gehört auch
der Bereich der Finanzierung der Notfallversorgung.
Eine Verschiebung der finanziellen
Ressourcen in einen Bereich zu Lasten des
anderen Bereichs (Kliniken – KV-System) stört

nach Ansicht des 75. Bayerischen Ärztetages
eine künftige lösungsorientierte Auseinandersetzung
zwischen den Sektoren „ambulant
und stationär“. Wenn der Gesetzgeber von
den Organen der Selbstverwaltung optimierte
Strukturen einer Notfallversorgung erwartet,
so muss er auch die dafür erforderlichen Mittel
zur Verfügung stellen, die nicht einfach aus
dem sonstigen Budget der Regelversorgung
entnommen werden können.

Nach Ansicht des 75. Bayerischen Ärztetages
muss es das Ziel einer zu optimierenden Versorgung
ambulanter Notfallpatienten sein, durch
Steuerung der Patienten diese in eine für sie
passende und für ihren individuellen Notfall
geeignete Versorgungsstruktur zu lenken.

Bei der Diskussion der anstehenden Probleme
erscheint es angezeigt, zu berücksichtigen, dass
die unterschiedlichen Akteure und Beteiligten
aus unterschiedlichen Perspektiven heraus
nach Lösungen suchen: Die Kassenärztlichen
Vereinigungen und ihre Mitglieder – Kassenärzte
– werden andere Anforderungen stellen,
als die Klinikbetreiber, die Klinikärzte und deren
Interessenvertretungen. Für die Patienten
steht ihr (oft vermeintlicher) Notfall mit seinen
Beschwerden und dessen unverzügliche Behandlung
im Zentrum ihrer Anforderungen und
Begehrlichkeiten. Schließlich hat der Gesetzgeber,
auch wenn er dafür Rahmenvorgaben
gesetzt hat, das Interesse, dass die Selbstverwaltungsgremien
des Gesundheitssystems die
Fragen konstruktiv und einvernehmlich lösen.

Notfallversorgung in Bayern

Die Weiterentwicklung der Strukturen einer
qualifizierten Notfallversorgung wird auch
künftig in Bayern die regionalen Besonderheiten
und lokalen Anforderungen berücksichtigen
müssen. Nicht zuletzt der drohende
Ärztemangel (außerhalb der Großstädte) wird
hierauf einen erheblichen Einfluss haben.

Um dem Ziel einer wirksamen Patientensteuerung
näher zu kommen, hält es der 75. Bayerische
Ärztetag für erforderlich, die bereits
etablierten Telefonnummern 116 117 (Bereitschaftsdienstzentralen
der Kassenärztlichen
Vereinigungen) und 112 (Rettungsleitstellen)
samt den dahinter stehenden Versorgungsstrukturen
der Bevölkerung besser bekannt zu
machen.

Notfallversorgung in Bayern

In den Rettungsleitstellen (112) und in den
Bereitschaftsdienstzentralen der Kassenärztlichen
Vereinigungen (116 117) werden täglich
eine große Anzahl von eingehenden hilfesuchenden
Anrufen aus der Bevölkerung bearbeitet
und beantwortet. Zur bedarfsgerechten


Lenkung der Patienten in die für sie erforderliche
angemessene Versorgungsstruktur empfiehlt
der 75. Bayerische Ärztetag eine gemeinsame
Prüfung durch die Verantwortlichen,
inwieweit die jeweiligen Abfragen algorithmusbasiert
aufeinander abgestimmt werden
sollen, um bei dieser ersten Kontaktaufnahme
mit hilfesuchenden Patienten im Notfall eine
zielgerichtete Steuerung in die für ihn erforderliche
und ausreichende Versorgungsstruktur
zu erreichen.

Notärztliche Versorgung der bayerischen
Bevölkerung sicherstellen

Der 75. Bayerische Ärztetag fordert die Kassenärztliche
Vereinigung Bayerns auf, die
derzeitige finanzielle Schlechterstellung der
Notärztinnen und Notärzte gegenüber den
kassenärztlichen Bereitschaftsdiensten gerade
an den einsatzstarken Notarztstandorten
zu beseitigen, um wieder mehr Ärztinnen und
Ärzte für die Teilnahme am Notarztdienst zu
gewinnen.

Weiterbildung

Curriculum „Neuropsychologische Therapie“

Die Bundesärztekammer wird vom 75. Bayerischen
Ärztetag um die Erstellung eines Curriculums
„Neuropsychologische Therapie“ gebeten.


Behandlung im Voraus planen

Die „gesundheitliche Vorausplanung“ (advance
care planning – ACP) sollte über die bestehenden
Modellprojekte hinaus regional und überregional
implementiert werden. In der (Muster-)
Weiterbildungsordnung (M-WBO) sollten
in einem einheitlichen Curriculum Kenntnisse
der ACP vermittelt werden.

Qualifizierungsmöglichkeit des Facharztes
Psychosomatische Medizin und Psychotherapie


Der 75. Bayerische Ärztetag fordert den Vorstand
der Bayerischen Landesärztekammer auf,
dass der Facharzt für Psychosomatische Medizin
und Psychotherapie in der Weiterbildungsordnung
für die Ärzte Bayerns bei der
Zusatz-Weiterbildung Geriatrie unter den Voraussetzungen
zum Erwerb der Bezeichnung
aufgeführt wird und dies dem nächsten Bayerischen
Ärztetag zum Beschluss vorzulegen.

Berufsrecht

Vier Grundprinzipien zur Vermeidung des
Verdachts korruptiven Verhaltens

Um der aus dem „Antikorruptionsgesetz“ derzeit
resultierende Unsicherheit für bestehende

ärztliche Kooperationen sowohl im stationären
als auch niedergelassenem Bereich adäquat begegnen
zu können, verweist der 75. Bayerische
Ärztetag auf die vier grundlegenden Prinzipien,
bei deren Beachtung, ein Strafrechtsverstoß als
wenig wahrscheinlich erscheint:

»
Dokumentationsprinzip: Sämtliche Leistungen
müssen schriftlich dokumentiert werden.
So ist etwa detailliert festzulegen, welcher
Art die Zuwendung ist, welchen Zweck
sie hat und welche Leistungen konkret erbracht
werden.

»
Transparenzprinzip: Jede Zuwendung oder
Vergütung muss nachvollzogen werden
können. Sämtliche Leistungen an eine medizinische
Einrichtung oder an einen Arzt
müssen dem Arbeitgeber mitgeteilt, schriftlich
fixiert und genehmigt werden (Einhaltung
dienst- und berufsrechtlicher Anforderungen).


»
Äquivalenzprinzip: Leistung und Gegenleistung
müssen in einem gleichwertigen
Verhältnis stehen. Wenn beispielsweise ein
Arzt eine medizintechnisch relevante Studie
fertigt, muss das Honorar seinem Aufwand
angemessen und marktüblich sein.

»
Trennungsprinzip: Entgeltliche und unentgeltliche
Zuwendungen müssen unabhängig
von Beschaffungsentscheidungen bzw. Umsatzgeschäften
sein.

Im Zweifel sollte die Beratung bei der ärztlichen
Berufsaufsicht nachgesucht werden.

Einhaltung der Angemessenheit der Vergütung
honorarärztlicher Leistungen in den
bayerischen Krankenhäusern

Der 75. Bayerische Ärztetag ruft die bayerischen
Krankenhausträger dazu auf, das neue Antikorruptionsgesetz
nicht zum Anlass zu nehmen,
bestehende, berufsrechtskonforme Kooperationsverträge
mit niedergelassenen Ärzten zu
kündigen, mit der Begründung, dies sei auf der
Grundlage der §§ 299a und 299b Strafgesetzbuch
(Antikorruptionsgesetz) notwendig.

Sofern besondere Qualifikationen oder das Renommee
des jeweiligen Arztes bzw. die besondere
Schwierigkeit der jeweiligen Behandlung
höhere Vergütungen begründen, so müssen
diese auch berücksichtigt werden können.

Forschung an nicht einwilligungsfähigen
Patienten

Der 75. Bayerische Ärztetag lehnt die von der
Bundesregierung geplante Möglichkeit der
Durchführung von wissenschaftlichen Studien
an nicht einwilligungsfähigen Patientinnen und
Patienten ab und fordert die Abgeordneten des
Deutschen Bundestages eindringlich auf, auf
die Verabschiedung des Gesetzes zu verzichten.

Prävention

„Gesundheitsunterricht“ in der Schule

Der 75. Bayerische Ärztetag fordert das Bayerische
Staatsministerium für Bildung und Kultus,
Wissenschaft und Kunst auf, im Lehrplan
an bayerischen Schulen das Fach „Gesundheit“
ab der 1. Jahrgangstufe bis zum Schulabschluss
einzuführen. Das Schulfach „Gesundheit“
umfasst Themen aus dem Bereich der
Gesundheitsförderung und Prävention, die altersgerecht
und den Entwicklungsschritten angepasst
unterrichtet werden. Ärzte können bei
Bedarf beraten und unterstützen.

Intensive Einbindung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes
(ÖGD) in die Aufgaben des
neuen Präventionsgesetzes

Der 75. Bayerische Ärztetag fordert das Bayerische
Staatsministerium für Gesundheit
und Pflege auf, die neu geschaffenen Stellen
beim ÖGD auch für die Aufgaben in der Gesundheitsförderung
und Prävention im neuen
Präventionsgesetz vorzusehen.

„Wiederbelebung“ in der Schule

Der 75. Bayerische Ärztetag fordert das Bayerische
Staatsministerium für Bildung und
Kultus, Wissenschaft und Kunst auf, das Thema
„Wiederbelebung“ im Unterricht ab der

7. Jahrgangsstufe an bayerischen Schulen verpflichtend
zu integrieren. Die Ausbildung von
Schülern soll beinhalten: Kreislaufstillstand erkennen,
Notruf absetzen und mit Wiederbelebungsmaßnahmen
beginnen.
Präventionsangebote der Krankenkassen
nach § 20 des Sozialgesetzbuches (SGB) V

Der 75. Bayerische Ärztetag fordert die Bayerische
Staatsregierung auf, dass die Präventionsangebote
nach § 20 Abs. 4 SGB V Leistungen
zur verhaltensbezogenen Prävention der
gesetzlichen Krankenkassen nicht für Werbung
und Außendarstellung der Krankenkassen eingesetzt
werden, sondern über eine ärztliche
Verordnung den Patienten erreichen. Eine Evaluation
der Präventionsmaßnahmen durch eine
unabhängige Institution ist zu fordern.

Leistungen der Krankenkassen zur Gesundheitsförderung
in Betrieben nach § 20b Sozialgesetzbuch
(SGB) V

Der 75. Bayerische Ärztetag fordert die Krankenkassen
auf, dass die Wirksamkeit der Leistungen
zur Gesundheitsförderung in Betrieben
nach § 20b SGB V von unabhängigen Experten/
Institutionen evaluiert wird.

„Händehygiene“

Der 75. Bayerische Ärztetag fordert das Bayerische
Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz
(StMUV) und das Bayerische


Staatsministerium für Gesundheit und Pflege
(StMGP) sowie die den Ministerien nachgeordnete
Behörde, das Bayerische Landesamt
für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
(LGL), auf, Maßnahmen zur Verbesserung der
Händehygiene auch außerhalb medizinischer
und pflegerischer Einrichtungen beim Personal
und Besuchern in Gaststätten, in öffentlichen
Gebäuden und in Behörden zu prüfen.
Dies könnte beinhalten, dass Hinweisschilder
mit Anleitung zum richtigen Händewaschen
und zur Händedesinfektion zum Beispiel in Toiletten
angebracht werden. Geeignete Vorrichtungen
zum hygienischen Waschen und Trocknen
der Hände könnten ebenso wie geeignete
Händedesinfektionsmittel, die in bestimmten
Situationen (zum Beispiel Massenunterkünften,
Bereichen mit häufigem Kundenkontakt und
fehlenden Waschmöglichkeiten, Nahrungsmittelherstellung)
eine sinnvolle Ergänzung zum
Händewaschen sind, bereitgestellt werden.

Verschiedenes

Freihandelsverträge TTIP und CETA ablehnen

Der 75. Bayerische Ärztetag beobachtet die
Verhandlungen zu den Freihandelsabkommen
CETA und TTIP mit großer Sorge. In den zuletzt
der Öffentlichkeit bekannt gewordenen Fas


sungen sind sie abzulehnen. Der 75. Bayerische
Ärztetag sieht in öffentlicher Daseinsvorsorge,
insbesondere einem allgemein zugänglichen,
hochwertigen Gesundheitswesen ein hohes
Gut. Seine bedarfsgerechte Weiterentwicklung
verwirklicht schutzwürdige Interessen aller
Bürgerinnen und Bürger. Die Interessen internationaler
Investoren haben sich dem unterzuordnen
– auch in Zukunft.

Der 75. Bayerische Ärztetag fordert die politischen
Verantwortungsträger auf, die Souveränität
unseres demokratisch verfassten
Gemeinwesens zu verteidigen. Sondergerichte
ohne demokratische Legitimation müssen genauso
verhindert werden, wie Sonderrechte
für ausländische Investoren, die zu milliardenschweren
Entschädigungsforderungen für entgangene
Gewinne führen können.

Verordnungsfähigkeit von Cannabisblüten

Das Bundesministerium für Gesundheit, das
Bundesministerium für Justiz und die Bayerische
Staatsregierung werden vom 75. Bayerischen
Ärztetag aufgefordert, sich gegen die geplante
Gesetzesänderung des Betäubungsmittelgesetzes
auszusprechen, wonach die Verschreibungsfähigkeit
von Cannabisblüten auf Betäubungsmittelrezept
hergestellt werden soll.

Es wird begrüßt, dass für definierte Krankheitsbilder
THC-Herstellungen verordnungsfähig
werden, für die ein Evidenznachweis
vorliegt. Es gibt jedoch keine ausreichende
Evidenz für die Nutzung von Cannabisblüten
als Medikament. Es fehlt auch der Nachweis,
dass die Gruppe der Patientinnen/Patienten
mit einer bestehenden Ausnahmegenehmigung
des Bundesinstituts für Arzneimittel
und Medizinprodukte (BfArM) der im Gesetzesentwurf
definierten Zielgruppe entspricht.


Einheitliche Kennzeichnung von Arzneimitteln

Der Gesetzgeber wird vom 75. Bayerischen Ärztetag aufgefordert, für eine einheitliche
Kennzeichnung von Arzneimitteln in geeigneter Form zu sorgen.

Wettbewerbliche Ausschreibung der Zytostatikazubereitung


Der 75. Bayerische Ärztetag möge darauf hinwirken, dass die bereits ratifizierten Verträge
der wettbewerblichen Ausschreibung der Zytostatikazubereitung
in der ambulanten Onkologie nicht umgesetzt werden. Bundesminister Gröhe plant im Selbstverwaltungsstärkungsgesetz ohnehin ein gesetzliches Verbot solcher
Verträge.



24.10.2016 Bayerischer Ärztetag -Landarztquote, zur Zulassung zum Medizinstudium und Krebsregister.
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Der 75. Bayerische Ärztetag (BÄT) fasste am ersten Tag der Arbeitssit-
zung Beschlüsse unter anderem zur Landarztquote, zur Zulassung zum
Medizinstudium und zum Krebsregister.

Landarztquote
Die Delegierten forderten die Bayerische Staatsregierung auf, von der
Umsetzung einer Landarztquote im Rahmen des „Masterplans Medizin-
studium 2020“ abzusehen, da dies kein probates Mittel sei, Versorgungs-
engpässen im ländlichen Raum zu begegnen. Die Verpflichtung zur Tätig-
keit im ländlichen Raum verlange Studierenden zu einem zu frühen Zeit-
punkt eine weitreichende Entscheidung ab, bevor diesen ein realistischer
Einblick in die ärztliche Tätigkeit möglich sei. Dies sei weder im Sinne der
zukünftigen Ärzte noch im Sinne der Patienten. Versorgungsengpässen
auf dem Land sei vielmehr durch eine Steigerung der Attraktivität der Tä-
tigkeit auf dem Land zu begegnen.

Zulassung zum Medizinstudium

Die Delegierten des 75. BÄT riefen den Gesetzgeber dazu auf, Lösungen
zu finden, um die Zulassung zum Medizinstudium völlig unabhängig vom
Abiturnotendurchschnitt zu gestalten. In einer Zeit des Ärztemangels sei
die Zulassung zum Medizinstudium über die Abiturnote nicht mehr zeit-
gemäß.

Lehrstühle für Allgemeinmedizin

Der 75. BÄT forderte die Bayerische Staatsregierung auf, die für die poli-
tisch beschlossene Neueinrichtung allgemeinmedizinscher Lehrstühle
erforderlichen Mittel zusätzlich bereitzustellen. Die Einrichtung allge-
meinmedizinischer Lehrstühle werde begrüßt, jedoch könne dies nicht
durch die Umverteilung von Mitteln bewerkstelligt werden, sondern dies
erfordere zusätzliche Mittel.

Krebsregister
Das Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP) wird von den
Delegierten aufgefordert, den Gesetzentwurf zur Umsetzung des Krebs-
früherkennungs- und –registergesetzes (KFRG) zu ergänzen. Die Leiter
der bestehenden sechs epidemiologischen Tumorregister in Bayern und
die Bayerische Landesärztekammer (BLÄK) sollen auf Grund ihrer Kom-
petenz und langjährigen Erfahrung in die Umsetzung des KFRG einbezo-
gen werden.

Mobilitätseingeschränkte Patienten

Klinikträger und Krankenkassen wurden von den Delegierten aufgefordert,
die Untersuchungsmöglichkeiten für mobilitätseingeschränkte Patientin-
nen und Patienten zu verbessern. Gerade die Möglichkeit mobilitätsein-
geschränkter Frauen, an Vorsorgeuntersuchungen beim Gynäkologen
teilzunehmen, sind enorm eingeschränkt, da es bayernweit an hierfür
notwendigen speziellen Untersuchungsstühlen mangelt. Dies entspricht
auch den Forderungen der Behindertenrechtskonvention der Vereinten
Nationen (UN).

Kindertagesstätten für Arztkinder
Um die Vereinbarkeit von ärztlicher Berufsausübung und Familie - insbe-
sondere in der Aus- und Weiterbildung - zu verbessern, wurden Kranken-
häuser und Ausbildungsstätten (auch im ambulanten Bereich) vom 75.
BÄT aufgefordert, für Kinder von Ärztinnen und Ärzten mehr Plätze in
Kindertagesstätten und Kindergärten sowie Hortplätze für Grundschulkin-
der mit flexiblen Betreuungs- und Buchungszeiten zur Verfügung zu stel-
len. In den vergangenen Jahrzehnten hat die Anzahl der Medizinstuden-
tinnen im Verhältnis zur Gesamtzahl der Medizinstudenten deutlich zuge-
nommen, sodass der Arztberuf schon jetzt und noch mehr in Zukunft von
Ärztinnen geprägt sein wird. Ein Angebot für eine flexible Kinderbetreuung
wird immer wichtiger.

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24.10.2016 Bayerischer Ärztetag Zahlen, Daten, Fakten
ahresbilanz der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) zum 75. Bayerischen Ärztetag in Schweinfurt

Ärztinnen und Ärzte in Bayern

Die Zahl aller gemeldeten Ärztinnen und Ärzte stieg zwischen 30. Septem-
ber 2015 und 30. September 2016 von 79.115 auf 81.017. Ein Zuwachs
von 2,4 Prozent. Davon sind 44.408 Männer (Vorjahr: 43.742) und 36.609
Frauen (Vorjahr: 35.373). Die Zahl der Ärzte erhöhte sich um 1,5 Prozent
und die der Ärztinnen um 3,5 Prozent.

Arbeitsmarkt

Die Zahl der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte stieg von 60.184 (Stichtag
30.9.2015) auf 61.387 (Stichtag 30.9.2016). Das ist ein Zuwachs von zwei
Prozent. Diese Werte beziehen sich auf die bei der BLÄK gemeldeten Ärz-
tinnen und Ärzte rein nach der Personenanzahl. Der zeitliche Umfang der
Tätigkeit wird nicht berücksichtigt, da zum Beispiel nicht zwischen Voll- und
Teilzeittätigkeiten unterschieden wird. Der absolute Zuwachs der Anzahl
der Ärztinnen und Ärzte in Bayern führt deshalb nicht automatisch zu einer
Erhöhung der Versorgungsdichte, sondern muss differenziert betrachtet
werden.
Während im Jahr 2001 in ganz Deutschland noch 31.000 Ärztinnen und
Ärzte in Teilzeit arbeiteten, hat sich ihre Zahl nach Angaben des Statisti-
schen Bundesamtes im Jahr 2011 auf 54.000 erhöht. Ende 2014 waren in
Deutschland bereits 78.000 Ärztinnen und Ärzte in Teilzeit beschäftigt.
Außerdem muss berücksichtigt werden, dass in einer „Gesellschaft des
langen Lebens“ und durch den rasanten medizinisch-technischen Fort-
schritt die Behandlungsintensität der Patienten steigt.

Strukturdaten


Von allen Ärztinnen und Ärzten waren 26.348 (Vorjahr: 25.967) oder 32,5
Prozent in einer Praxis und 29.691 (Vorjahr: 28.948) oder 36,7 Prozent im
stationären Bereich tätig. 6,6 Prozent oder 5.348 (Vorjahr: 5.269) entfielen
auf weitere Tätigkeitsfelder, wie Öffentlicher Gesundheitsdienst (ÖGD)
oder Bundeswehr. 19.418 (Vorjahr: 18.693) Ärzte waren ohne ärztliche
Tätigkeit, davon 12.027 (Vorjahr: 11.703) oder 14,9 Prozent aller Ärzte im
Ruhestand. Zusätzlich gibt es 212 freiwillige beziehungsweise sonstige
Mitglieder.
Von den in einer Praxis tätigen Ärzten waren 4.974 (Vorjahr: 5.089) All-
gemeinärzte, 927 (Vorjahr: 951) praktische Ärzte und 13.698 (Vorjahr:
13.674) Ärzte mit einer anderen Facharztbezeichnung. 1.074 (Vorjahr:
1.094) Ärzte führten keine Facharztbezeichnung. 5.675 (Vorjahr: 5.159) ca.
20 Prozent, waren in einer Praxis angestellt, das ist ein deutlicher Zuwachs
von zehn Prozent.
In Krankenhäusern waren 13.909 (Vorjahr: 13.475) Ärzte mit einer Fach-
arztbezeichnung und 13.588 (Vorjahr: 13.261) Ärzte ohne Facharztbe-
zeichnung tätig. In diesem Bereich arbeiteten außerdem 2.070 (Vorjahr:
2.044) Leitende Ärzte und 124 (Vorjahr: 168) Gastärzte.

Der Altersdurchschnitt liegt im ambulanten Bereich bei 54,35 Jahren (Vor-
jahr: 53,88) – Ärztinnen 51,73 Jahre (Vorjahr: 51,31) und Ärzte 56,18 Jah-
re (Vorjahr: 55,62). Im stationären Bereich bei 41,89 Jahren (Vorjahr:
41,54) – Ärztinnen 39,56 Jahre (Vorjahr: 39,12) und Ärzte 43,93 Jahre
(Vorjahr 43,65).


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24.10.2016 Bayerischer Ärztetag Für gute Medizin in Bayern
Tätigkeitsbericht 2015/16 der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK)

Im aktuellen Tätigkeitsbericht (TB) 2015/16 berichtet die BLÄK über den
Zeitraum 1. Juni 2015 bis 31. Mai 2016. Der TB vermittelt einen Überblick
über die vielfältigen Aktivitäten der BLÄK. Informiert wird nicht nur über die
Aufgaben der einzelnen Referate, auch die Arbeit der zehn Ausschüsse
und Kommissionen wird erläutert. BLÄK-Präsident Dr. Max Kaplan erklärte
dazu: „Die BLÄK ist die gesetzliche Standesvertretung für über 80.000 Ärz-
tinnen und Ärzte in Bayern. Es ist die Aufgabe von rund 200 Mitarbeiterin-
nen und Mitarbeitern, die Mitglieder der BLÄK zu unterstützen. Die Kompe-
tenz der Angestellten und eine starke Serviceorientierung sind die zentra-
len Stärken der BLÄK.“ Die Kammer helfe bei Fragen zur Berufsordnung,
Berufsrecht, Qualitätssicherung, GOÄ, Medizinische Assistenzberufe, Mel-
dewesen und natürlich bei Angelegenheiten der Fort- oder Weiterbildung.
Auch die Gutachterstelle für Arzthaftungsfragen, die Ärztlichen Stellen und
die Pressestelle stehen für Auskünfte zur Verfügung.

Ärztliche Weiter- und Fortbildung

Zum 31. Mai 2016 lag die Anzahl der Weiterbildungsbefugnisse bei 11.015
(Vorjahr: 10.354). Der zahlenmäßige Löwenanteil entfällt mit 2.884 Weiter-
bildungsbefugnissen auf die Allgemeinmedizin. Im Berichtszeitraum gingen
bei der BLÄK 3.550 Anträge (Vorjahr: 3.767) auf Anerkennung einer Quali-
fikation nach der Weiterbildungsordnung (WO) ein. Es entfielen 2.225 An-
träge (Vorjahr: 2.392) auf eine Facharzt- bzw. Schwerpunktbezeichnung
und 1.290 (Vorjahr: 1.242) auf eine Zusatzbezeichnung.

Die BLÄK bietet derzeit 31 verschiedene eigene Fortbildungsseminare zu
unterschiedlichen Themenbereichen an. Dabei wird verstärkt der Einsatz
von Blended-Learning-Konzepten nachgefragt und angeboten. An den
1.140 Fortbildungsveranstaltungen der Ärztlichen Kreisverbände (ÄKV)
nahmen rund 25.000 Ärztinnen und Ärzte teil. Die BLÄK hat 63.758 Fort-
bildungsveranstaltungen anerkannt (Vorjahr: 58.850).

Gutachterstelle für Arzthaftungsfragen

Die Zahl der Patienten, die sich an die Gutachterstelle wandten, um eine
nach ihrer Meinung fehlerhaft durchgeführte ärztliche Behandlung begut-
achten zu lassen, blieb im Berichtszeitraum mit 1.224 (Vorjahr: 1.238) an-
nähernd konstant. 1.352 Verfahren konnten abgeschlossen werden (Vor-
jahr: 1.100). Die Behandlungsfehlerquote war mit 26 Prozent niedriger als
im Berichtszeitraum 2014/2015 mit 31 Prozent. Die Verfahrensdauer lag
bei durchschnittlich 72 Wochen. Im Internet ist die Gutachterstelle mit einer
eigenen Homepage präsent unter www.gutachterstelle-bayern.de.

Berufsordnung und Rechtsfragen

Über 4.000 schriftliche Anfragen zur Berufsordnung sind bei der BLÄK ein-
gegangen. Dazu gehören unter anderem Vertragsprüfungen für Ärzte,
Gutachterbenennungen für Gerichte, die Ausstellung von Unbedenklich-
keitsbescheinigungen und Beschwerden von Patienten. Telefonische An-
fragen drehen sich häufig um Fragen zur Schweigepflicht, zur Dokumenta-
tion der ärztlichen Behandlung und um Fragen zur Aufbewahrung der Be-
handlungsunterlagen. Ein weiterer Tätigkeitsbereich ist die Prüfung von
Verträgen, zum Beispiel bei Praxisverbünden oder Chefarztverträgen und
Zielvereinbarungen. 392 Gutachterbenennungen wurden vorgenommen
(Vorjahr: 460).

Sonstiges

Die Koordinierungsstelle Allgemeinmedizin (KoStA) wurde 2010 gegründet
und betreut 75 Weiterbildungsverbünde in Bayern. Insgesamt beteiligen
sich 165 Krankenhäuser, 678 Praxen und 1.045 niedergelassene Ärztin-
nen und Ärzte an den Weiterbildungsverbünden. Die Anzahl der Ärztinnen
und Ärzte in Verbundweiterbildung (ambulant und stationär) stieg im Be-
richtszeitraum von 285 auf 345. Die Facharztanerkennungen für Allge-
meinmedizin sind von 214 auf 240 gestiegen. Nachdem die Förderung der
Weiterbildung in Hausarztpraxen bereits seit vielen Jahren etabliert ist,
können in Bayern nun auch Praxen, die angehende Augenärzte, Frauen-
ärzte, Kinder- und Jugendpsychiater, Kinderärzte, Hals-Nasen-Ohren-Ärzte
und Hautärzte weiterbilden, eine monatliche Förderung in Höhe von 4.800
Euro erhalten. Die KoStA wird getragen von der BLÄK, der Kassenärztli-
chen Vereinigung Bayerns (KVB) und dem Bayerischen Hausärzteverband
(BHÄV).

Auf der Internetseite www.blaek.de > Wir über uns > Tätigkeitsberichte
kann der TB heruntergeladen werden.

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24.10.2016 Bayerischer Ärztetag- Patienten- und Arzneimittelsicherheit -Online-Sprechstunde und Gesundheits-Apps
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Dr. Wolfgang Rechl, Vizepräsident der Bayerischen Landesärztekammer
(BLÄK), unterstrich im Vorfeld des 75. Bayerischen Ärztetages in Schwein-
furt die Bedeutung der Patienten- und der Arzneimittelsicherheit in der heu-
tigen digitalisierten Gesellschaft. „In Zeiten einer zunehmenden Digitalisie-
rung werden der Mitbestimmungswille und der Wunsch nach Autonomie
bei Behandlungsentscheidungen bedeutend steigen. Damit müssen wir
bewusst und sensibel umgehen“, betonte Rechl. Der BLÄK-Vize beschrieb
die zunehmende Ausbreitung der „digitalen Medizin“. Immer mehr – vor
allem junge – Patientinnen und Patienten nutzten elektronische Medien,
das World Wide Web und so genannte „Gesundheits-Apps“, um sich über
ihren Gesundheitszustand zu informieren. „Gegen den informierten Patien-
ten ist nichts einzuwenden“, räumte Rechl ein. Wichtig sei jedoch, dass die
direkte Arzt-Patientenkommunikation nicht auf der Strecke bleibe. Denn
nur in einem direkten Gespräch mit dem Patienten und sich daraus erge-
benden körperlichen Untersuchungen, könne sich der Arzt ein präzises
Bild über den Gesundheitszustand seines Patienten machen. „Eine reine
Online-Sprechstunde lehnen wir ab“, so Rechl. Sie könne allenfalls ergän-
zend, nach einem ersten persönlichen Kontakt, erfolgen. Rechl nahm hier
auch Bezug zu Modellprojekten in Baden-Württemberg, im Rahmen derer
ärztliche Behandlungen ausschließlich über Telekommunikationsmedien
vorgenommen werden. Dies verfolge man kritisch. Gleichzeitig verwies der
Vizepräsident auch auf die berufsrechtliche Regelung, worin in § 7 Absatz
4 festgelegt ist, dass eine Behandlung nicht ausschließlich über Print- und
Kommunikationsmedien erfolgen dürfe. Der Qualitätsanspruch bei der Te-
lemedizin müsse den gleichen Prinzipien folgen, wie der konventionellen
Patientenversorgung. Dies hatte auch der diesjährige 118. Deutsche Ärzte-
tag in Hamburg bestätigt.

E-Health-Gesetz
Zum Thema Patienten- und Arzneimittelsicherheit verwies Rechl auch auf
das im vergangenen Dezember 2015 beschlossene E-Health-Gesetz. Die-
ses sieht vor, dass bis Mitte 2018 alle Arztpraxen, Krankenhäuser und
Apotheken an die Telematik-Infrastruktur angeschlossen werden. Ab März
2017 dürfen Vertragsärzte ihren Bestandspatienten Videosprechstunden
anbieten. „Die Telemedizin ist in vollem Gange“, so Rechl.
So lange die Patienten- und Arzneimittelsicherheit gewahrt bleiben, sehen
wir dies positiv. Als wichtig erachtet der Vizepräsident vor allem eine klare
Regelung bei der Medikamentenvergabe. Patienten haben bereits jetzt
einen gesetzlichen Anspruch auf einen Medikationsplan, bei der Verabrei-
chung von mehr als drei Medikamenten. Ab 2018 soll dieser auf der elekt-
ronischen Gesundheitskarte (eGK) gespeichert werden. Auf Wunsch kön-
nen Versicherte notfallrelevante Informationen auch auf ihrer eGK eintra-
gen lassen.

Ambulante Notfallversorgung
Weiter mahnte Rechl die notwendigen strukturellen Veränderungen im
Bereich der ambulanten und stationären Versorgung von Notfallpatienten
an. Derzeit suchten Patienten bei vermeintlichen Notfällen immer rascher
den direkten Weg in ein Krankenhaus. „Dies führt zu einer enormen Belas-
tung innerhalb der Notaufnahmen und erschwert die Behandlungen von
schwerwiegenden Notfällen“, so Rechl. Vor allem ginge es darum, die
Krankenhäuser durch einen strukturierten Bereitschaftsdienst und der Ein-
richtung von mehr Bereitschaftsdienstpraxen an den Kliniken zu entlasten.
Wichtig sei aber auch, dass sich diese strukturellen Änderungen finanziell
niederschlagen und dass eine adäquate Vergütung für die ambulante Not-
fallversorgung sichergestellt werde.

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24.10.2016 Bayerischer Ärztetag- Prävention, Sucht, Gendermedizin, Lohngleichheit
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

„Der hohe Nutzen sinnvoller Prävention wird leider immer noch unter-
schätzt“, erklärte Dr. Heidemarie Lux, Vizepräsidentin der Bayerischen
Landesärztekammer (BLÄK). Im Juli 2015 trat das Präventionsgesetz
(PrävG) in Kraft, ein vorläufiges Resümee offenbare aber noch Verbes-
serungsmöglichkeiten. So tritt der Arzt in wichtigen Bereichen des PrävG
nicht so in Erscheinung, wie man das aufgrund seines Präventionspo-
tenzials erwarten würde. Ärzte sind zum Beispiel nicht in der „Nationalen
Präventionskonferenz“ vertreten und an der Erarbeitung einer nationalen
Präventionsstrategie ist eine Teilnahme von Ärzten nicht vorgesehen.
„Die Ansätze der Politik in der Präventionspolitik sind gut, aber sie grei-
fen zu kurz“, stellte Lux fest. Ärztinnen und Ärzte könnten und sollten in
der Prävention eine zentrale und sinnvolle Rolle spielen und als Präven-
tionsmanager motivieren und beraten. Dafür gebe es eine Reihe von
Beispielen die zeigen, wie gut Präventionsaktionen mit Beteiligung von
Ärzten funktionieren. Es sei unverständlich, wieso auf der einen Seite
500 Millionen Euro für Präventionsmaßnahmen aus den Krankenkas-
sentöpfen ausgegeben werden, und auf der anderen Seite werde das
vorhandene und nachgewiesene Präventionspotenzial der Ärzte nicht
besser genutzt.

Bei Präventionsaktionen klappt die Kooperation mit dem Bayerischen
Staatsministerium für Gesundheit und Pflege und dem Bayerischen
Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration recht
gut. So unterstützte die BLÄK zum Beispiel die Aktionen „Sonnen mit
Verstand“, „Vom Jungen zum Mann – gesund erwachsen werden“,
„Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen“, „Bayern gegen
Darmkrebs“ oder die „Bayerische Impfwoche“ mit dem Schwerpunkt Ma-
sernimpfung. „Obwohl die Zusammenarbeit mit den Ministerien gut funk-
tioniert und die Bayerische Landesärztekammer viele Aktionen auch
finanziell unterstützt, wurden wir Ärztinnen und Ärzte nicht an der Lan-
desrahmenvereinbarung zur Umsetzung der nationalen Präventionsstra-
tegie beteiligt. Das ist schade und ich kann nur hoffen, dass hier noch
ein Umdenken stattfinden wird“, meinte Lux.

Schmerzmittel und Sucht

Schmerzmittel können Fluch und Segen zugleich sein. Sie lindern
Schmerzen, haben aber auch ein gewisses Suchtpotenzial. Die BLÄK
hat deshalb diese Problematik beim 15. Suchtforum im April 2016 in
München thematisiert. „In den Medien wird oft berichtet, dass in
Deutschland zu viele Opiate verordnet und dadurch unnötig Abhängig-
keiten geschaffen werden. Da bin ich ganz anderer Ansicht: In Deutsch-


land werden nicht zu viele Opiate verordnet, in Deutschland werden
Opiate teilweise den falschen Patienten verordnet“, erklärte Lux. Gerade
bei Schmerzmitteln sei es sehr wichtig, dass die Ärztin oder der Arzt die
Medikation laufend überprüfe und kontrolliere, ob eventuell eine niedri-
gere Medikamentendosis ausreichen würde. „Wichtig ist auch, dass
Opiate wieder angemessen und ärztlich überwacht ausgeschlichen wer-
den. Bei einer engmaschigen Betreuung und Überwachung der
Schmerzpatienten lässt sich die Medikamentendosis häufig ohne Beein-
trächtigungen reduzieren“, erläuterte Lux. Auf der anderen Seite erhiel-
ten gerade Tumorpatienten oft sogar zu wenig Schmerzmittel. Deshalb
sollten Ärzte bei Schmerzpatienten sehr genau hinschauen, was im Ein-
zelfall indiziert sei und die Indikation auch regelmäßig überprüfen. Das
Suchtforum wird am 2. Dezember 2016 in Nürnberg im Rahmen des
Bayerischen Fortbildungskongresses (BFK) wiederholt.

 

Gendermedizin

Frauen und Männer haben verschiedene Risikofaktoren für die Entste-
hung von Krankheiten und sie unterscheiden sich auch bei Krankheits-
verläufen und Behandlungsmethoden. So sprechen Männer beispiels-
weise auf viele Medikamente anders an als Frauen. Männer benötigen
vor allem Herzmedikamente, während Frauen am häufigsten Medika-
mente gegen Beschwerden, die das Nervensystem betreffen, verordnet
bekommen. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, wie wichtig es ist,
das Geschlecht in die medizinische Bewertung miteinzubeziehen. Lux
forderte deshalb, dass geschlechtsspezifische Aspekte in der Präventi-
on, Diagnostik und Therapie mitberücksichtigt werden müssen: „Die Me-
dizin darf nicht mehr davon ausgehen, dass eine Therapie für Frau und
Mann gleichermaßen passt.“

 

Teilzeit in der ärztlichen Weiterbildung und Lohngleichheit

Junge Ärztinnen und Ärzte brauchen in der ärztlichen Weiterbildung Ver-
lässlichkeit und passende Rahmenbedingungen. Lux forderte dafür
Strukturen, damit auch Teilzeit in der Weiterbildung noch mehr bedarfs-
gerecht umgesetzt wird. Bayern sei eines der Länder, das die Weiterbil-
dung in Teilzeit in einem bestimmten Umfang bereits ermögliche. Ärztin-
nen und Ärzte können sich bis zur Hälfte der vorgesehenen Mindestwei-
terbildungszeit eine Teilzeitbeschäftigung im Umfang von mindestens
zwölf Wochenarbeitsstunden anerkennen lassen. Auch im niedergelas-
senen Bereich sei eine Flexibilisierung der Strukturen notwendig. Zum
Beispiel sollten sich Ärzte eine Stelle teilen können, um die Vereinbar-
keit von Beruf und Familie zu gewährleisten. In diesem Zusammenhang
wies Lux darauf hin, dass es selbstverständlich sein sollte, dass Ärztin-
nen und Ärzte für die gleiche Leistung den gleichen Lohn erhalten. Lei-
der sei das in vielen Bereichen immer noch nicht der Fall.

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24.10.2016 Bayerischer Ärztetag- Ärztlicher Nachwuchs und medizinethische Themen-„Masterplan Medizinstudium 2020“
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Bei der Auftaktveranstaltung des 75. Bayerischen Ärztetages vom 21. bis 23.
Oktober in Schweinfurt dreht sich alles um die sogenannte „Generation Y“.
Die Keynote mit dem Titel „So tickt die junge Generation“ wird von Professor
Dr. Klaus Hurrelmann, Hertie School of Governance, Berlin, gehalten. Da ist
es nur konsequent, dass Dr. Max Kaplan, Präsident der Bayerischen Lan-
desärztekammer (BLÄK), sich auch dem Zukunftsthema „Masterplan Medi-
zinstudium 2020“ zuwendet: „Wir müssen weiter daran arbeiten, die Attrakti-
vität des Arztberufes zu erhöhen, um junge Menschen für den Arztberuf und
die Patientenversorgung zu begeistern“, so Kaplan vor der Delegiertenver-
sammlung. Daran müsse auch der Politik gelegen sein, kämpfe man doch
gemeinsam seit Jahren gegen den sich abzeichnenden ärztlichen Nach-
wuchsmangel an, mit (noch) „überschaubarem Erfolg“. Zwar erhöht sich die
Zahl der Ärztinnen und Ärzte in Bayern jedes Jahr etwas (2016 von 79.115
auf 81.017, + 2,4 Prozent), doch steigt der medizinische Versorgungsbedarf
sehr viel rasanter. Um vor allem im hausärztlichen Bereich für mehr Nach-
wuchs zu sorgen, will die Regierung mit dem „Masterplan Medizinstudium
2020“ die Hebel umlegen. Der Plan soll dazu beitragen, die medizinische
Versorgung auch in der Zukunft flächendeckend zu sichern mit folgenden
Schwerpunkten: Zugang zum Studium, zielgerichtetere Auswahl der Studie-
renden; mehr Praxisnähe im Studium sowie Stärkung der Allgemeinmedizin.
„Die demographische Entwicklung und sich verändernde gesellschaftliche
Rahmenbedingungen, z. B. im Sinne von Vereinbarkeit von Familie und Be-
ruf, mehr Wunsch nach Teamarbeit, flache Hierarchien und Flexibilität, die
unsere ‚Generation Y‘ auch erwartet, zeigen schon heute, dass ein Umden-
ken nötig ist und dass wir unser Arztbild aktualisieren müssen unter Berück-
sichtigung versorgungsrelevanter Aspekte und unter Einbeziehung der neu-
en Informations- und Kommunikationsmedien“, sagt Bayerns Ärztechef. Dis-
kutiert werde derzeit die Einführung der Quartalisierung des Praktischen Jah-
res (PJ) mit einem Pflichtquartal in der ambulanten Medizin, was Kaplan für
durchaus sinnvoll erachtet. Heftig diskutiert werde hingegen die Pflichtprü-
fung Allgemeinmedizin im M3-Staatsexamen und auf große Ablehnung stoße
die Einführung einer Landarztquote. Kaplan: „Auch hier sehen wir bereits,
wie der ärztliche Nachwuchs ‚tickt‘.“

 

Pränataldiagnostik, Patientenverfügung und gruppennützige Forschung

Neben dem „Nachwuchs-Thema“ liegen Kaplan v. a. auch die aktuellen me-
dizinethischen Themen am Herzen. Gerade die Debatte um „Pränatale Blut-
tests“ gelte es aufmerksam zu verfolgen. Mitte August gab der Gemeinsa-
me Bundesausschuss (G-BA) bekannt, dass er die nichtinvasive Pränatal-
diagnostik (NIPD) zur Bestimmung des Risikos von fetaler Trisomie 13, 18


und 21 mittels molekulargenetischer Tests bei Risikoschwangerschaften
einer Methodenbewertung unterziehen werde. Mit dem Bewertungsverfahren
soll in den nächsten drei Jahren geprüft werden, ob und wie im Vergleich zu
den bisher im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zu er-
bringenden invasiven Untersuchungen – wie die der invasiven Plazentapunk-
tion (Chorionzottenbiopsie) und der Fruchtwasserpunktion (Amniozentese) –
ein nichtinvasiver molekulargenetischer Test eingesetzt werden könne. Ka-
plan fordert angesichts des „sehr sensiblen“ Themas eine breite gesellschaft-
liche Debatte, da „fundamentale ethische Fragestellungen“ berührt werden.
Kaplan stellte zudem klar, dass der G-BA die Methodenbewertung im Rah-
men seiner gesetzlichen Verpflichtungen durchführen müsse und fordert den
Gesetzgeber auf, parallel im Parlament über die ethischen Fragen und Re-
gularien zu beraten. „Die Diskussion im G-BA kann keine gesellschaftliche
Debatte ersetzen. Diese muss auf breiter Basis geführt werden“, betonte der
BLÄK-Präsident.

 

Mit dem Thema „Patientenverfügung“ wendet sich Kaplan einem weiteren
ethischen Thema zu und ist der Meinung, dass das jüngste Urteil des Bun-
desgerichtshofs (BGH) zu Patientenverfügungen fokussiert: Wer von seinen
Angehörigen erwartet, dass sie für die Respektierung des eigenen Willens
sorgen, muss möglichst konkret umschreiben, was sie oder er will und was
nicht – zum Beispiel keine künstliche Beatmung und keine Ernährung“. Das-
selbe soll auch für die Krankheiten oder Behandlungssituationen gelten, in
denen diese Maßnahmen nicht gewünscht sind, etwa der Ausfall vitaler Kör-
perfunktionen dauerhaft – nicht akut – und ohne Aussicht auf eine Besse-
rung oder schwerer Dauerschäden des Gehirns. Wer sich das nicht alleine
zutraue, der sollte den Rat des Hausarztes einholen. „Keine lebensverlän-
gernde Maßnahmen“ – das sei zu wenig konkret. Ebenso die Debatte um die
gruppennützige Forschung an nichteinwilligungsfähigen Menschen, wie zum
Beispiel an Demenzkranken, sprach Bayerns Ärztepräsident an. „Wir brau-
chen Zeit und ein geordnetes parlamentarisches Verfahren zum Entwurf ei-
nes ‚Vierten Gesetzes zur Änderung arzneimittelrechtlicher und anderer Vor-
schriften‘, denn bei nichteinwilligungsfähigen Menschen handelt es sich um
eine besonders schutzbedürftige Gruppe.“ Das Gesetz sieht vor, Arzneimit-
telversuche an nichteinwilligungsfähigen Patienten in engen Grenzen zu er-
lauben. Kaplan spricht sich hier für eine Beibehaltung der jetzigen Lösung
oder für eine „Probandenverfügung“ – parallel zur Patientenverfügung – nach
ärztlicher Aufklärung aus.

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Bayerische Landesärztekammer
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24.10.2016 Bayerischer Ärztetag- Berufskonzepte im Gesundheitswesen
„Physician Assistant“ Zur Diskussion um die Akademisierung der Gesundheitsberufe

Dr. Max Kaplan, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK)
sprach im Vorfeld des 75. Bayerischen Ärztetages mögliche neue Aufga-
benverteilungen und Kooperationen im Gesundheitswesen, den Trend zur
Akademisierung von Gesundheitsberufen und insbesondere das neue Be-
rufsbild des „Physician Assistant“ an. Ziel der Ärzteschaft sei es, hierbei
Berufsbildungskonzepte für Gesundheitsfachberufe mitzuentwickeln bzw.
mitzugestalten, dadurch sowohl deren Attraktivität als auch die Attraktivität
des Arztberufs im Sinne des Delegationsprinzips zu stärken sowie die
Substitution von Teilbereichen der ärztlichen Kernkompetenz und konflikti-
ve Schnittstellen zu verhindern.

Auf die Frage, was die Ärzteschaft mit dem „Physician Assistant“ erreichen
könne, hat Kaplan eine klare Antwort: „Wir wollen Ärzte angesichts demo-
grafischer und epidemiologischer Entwicklungen entlasten sowie die Über-
tragung von Aufgaben an ein einheitliches Berufsbild nach dem Delegati-
onsprinzip gestalten. Gleichzeitig wollen wir eine weitere Aufstiegsperspek-
tive und Spezialisierungsoption für die Gesundheitsfachberufe und auch
die Medizinische Fachangestellte schaffen.“ Wichtig ist für Kaplan, dass
eine bundeseinheitliche Ausbildung des „Physician Assistant“ als Weiter-
bildungsstudium für Gesundheitsfachberufe eingeführt wird, dass die Qua-
litätskriterien für die betreffenden Studiengänge festgelegt werden und –
ganz entscheidend – dass die Berufsausübung nach dem Prinzip des Arzt-
vorbehalts bzw. nach Delegationsprinzip erfolgt.

Punkte, die einer künftigen Klärung bei den Gesundheitsberufen bedürfen
sind der „Direktzugang zu den Patienten“, was aus Gründen der Patienten-
sicherheit und im Sinne der Qualität abzulehnen ist, sowie bei der soge-
nannten „Blankoverordnung“ die Klärung von Haftung und Budgetverant-
wortung für die Gesundheitsberufe. Dazu gehört auch der Entwurf des
„Heil- und Hilfsmittelversorgungsgesetzes (HHVG)“. Er soll für „mehr Quali-
tät und Transparenz bei der Versorgung mit Heil- und Hilfsmitteln“ sorgen,
für die Patienten soll es zahlreiche Verbesserungen geben und mehr Be-
fugnisse für die Therapeuten. Dazu zählen verbesserte Beratung über
„Hilfsmittel innerhalb des Sachleistungssystems“, qualitative Anforderun-
gen an die Produkte und die mit ihnen verbundenen Dienstleistungen,
spezielle Vergütungsvereinbarungen in den Jahren 2017 bis 2019 mit den
Verbänden der Therapieberufe wie Physiotherapie, Ergotherapie, Logopä-
die und Podologie sowie Modellvorhaben zur sogenannten „Blankoverord-
nung“ von Heilmitteln. „Die Therapeuten werden mehr Verantwortung in
der Patientenversorgung erhalten, die jedoch mit der Haftungs- und Bud-
getverantwortung verbunden sein muss“, fordert Kaplan.


Zur Diskussion um die Akademisierung der Gesundheitsberufe sagte Bay-
erns Ärzte-Chef: „Es herrschen derzeit eine hohe Dynamik und eine große
Heterogenität der Aus- und Weiterbildung der Gesundheitsfachberufe. Ich
halte eine Teil-Akademisierung für sinnvoll, vor allem als Weiterqualifizie-
rung in der Pflege für Leitungs-, Ausbildungs- und Fortbildungs-Funktio-
nen.“ Der Blick über die Ländergrenzen in Europa bestätige zudem, dass
die Akademisierung der Gesundheitsberufe in den Nachbarländern bereits
weiter fortgeschritten ist als in Deutschland.

Ein ganz anderes Thema sei hingegen die „Schnittstelle“ mit den Heilprak-
tikern. Mit Blick auf die Patientensicherheit plädiert Kaplan für mehr Trans-
parenz bezüglich der Berufsqualifikation. Was die Behandlung durch Heil-
praktiker betrifft, fordert Kaplan klare Begrenzungen und Konkretisierungen
durch die Aufstellung eines Kriterienkatalogs, welche Leistungen ein Heil-
praktiker nicht erbringen darf, wie etwa invasive Eingriffe oder die Behand-
lung von Krebskranken. „Wenn durch die Behandlung eines Heilpraktikers
eine wirksame Therapie unterbleibt, kann das zu einer Tragödie führen,
wie wir sie jüngst in Brüggen erlebt haben“, so Kaplan.
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24.10.2016 Bayerischer Ärztetag in Schweinfurt – Zusammenfassung vom
Sonntag, den 23. Oktober 2016

Der 75. Bayerische Ärztetag (BÄT) befasste sich unter Top II intensiv mit der ärztlichen Notfallversorgung, dem Gesundheitsunterricht in der Schule oder der Verschreibungsfähigkeit von Cannabisblüten. Am Sonntag, dem zweiten Tag der Arbeitssitzung, standen die Finanzen der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), der Bericht aus der Bayerischen Ärzteversorgung sowie Änderungen an einigen Satzungswerken der BLÄK, insbesondere der Weiterbildungsordnung, auf dem Programm.
Der 76. Bayerische Ärztetag wird Ende Oktober 2017 in Rosenheim stattfinden.

Ärztliche Notfallversorgung

Die kontinuierliche Zunahme der Zahl von ambulant zu behandelnden Patienten in den Notaufnahmen macht die Weiterentwicklung der hierfür erforderlichen Versorgungsstrukturen zu einem vordringlichen Projekt der Gesundheitsversorgung in Bayern. Das Ärzteparlament forderte, dass durch Steuerung der Patienten diese in eine für sie passende und für ihren indivi-duellen Notfall geeignete Versorgungsstruktur (Bereitschaftspraxen) gelenkt werden. In diesem Zusammenhang wird auf die einheitliche Notfallnummer 116 117 hingewiesen. Auch eine ausreichende Finanzierung der Notfallversorgung ist Voraussetzung.

Gesundheitsunterricht in der Schule

Der 75. BÄT forderte das Bayerische Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst auf, im Lehrplan an bayerischen Schulen das Fach „Gesundheit“ ab der 1. Jahrgangstufe bis zum Schulabschluss einzuführen. Das Schulfach „Gesundheit“ umfasst Themen aus dem Bereich der Gesundheitsförderung und Prävention, die altersgerecht und den Entwicklungsschritten angepasst unterrichtet werden. Ärzte können bei Bedarf beraten und unterstützen. Auch sollte das Thema „Wiederbelebung“ im Unterricht ab der 7. Jahrgangsstufe an bayerischen Schulen verpflichtend integriert werden. Die Ausbildung von Schülern soll beinhalten: Kreis-laufstillstand erkennen, Notruf absetzen und mit Wiederbelebungsmaß-nahmen beginnen.

Verschreibungsfähigkeit von Cannabisblüten

Das Bundesministerium für Gesundheit, das Bundesministerium für Justiz und die Bayerische Staatsregierung sollen sich gegen die geplante Gesetzesänderung des Betäubungsmittelgesetzes aussprechen, wonach die Verschreibungsfähigkeit von Cannabisblüten auf Betäubungsmittelrezept hergestellt werden soll. Die Delegierten begrüßten, dass für definierte Krankheitsbilder Tetrahydrocannabinol-Präparate (THC) verordnungsfähig sind, für die ein Evidenznachweis vorliegt. Es gebe jedoch keine ausreichende Evidenz für die Nutzung von Cannabisblüten als Medikament.

Gesundheitliche Vorausplanung

Die „gesundheitliche Vorausplanung“ (advanced care planning - ACP) sollte über die bestehenden Modellprojekte hinaus regional und überregional eingeführt werden. Ziel der ACP ist es, die Patientenautonomie so zu stärken, dass die Behandlung in Notfallsituationen oder bei sich ändernden Erkrankungen auch dann noch nach dem Patientenwillen erfolgt, wenn die Patientin / der Patient nicht mehr gefragt werden kann.

Forschung an nicht einwilligungsfähigen Patienten

Der 75. BÄT lehnte die von der Bundesregierung geplante Möglichkeit der Durchführung von wissenschaftlichen Studien – mit ausschließlichem Nutzen für die Gruppe der gleichartig Erkrankten – an nicht einwilligungsfähigen Patienten ab und forderte die Abgeordneten des Deutschen Bundestages auf, die derzeitige Rechtslage beizubehalten.

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24.10.2016 Auftakt des 75. Bayerischen Ärztetages – Generation Y
Pressemeldung der Bayerischen Landeärztekammer

Bei der Auftaktveranstaltung des 75. Bayerischen Ärztetages, der vom
21. bis 23. Oktober in Schweinfurt stattfindet, dreht sich alles um die soge-
nannte „Generation Y“. Die Keynote mit dem Titel „So tickt die junge Gene-
ration“ wird von dem renommierten Jugendforscher Professor Dr. Klaus
Hurrelmann, Hertie School of Governance, Berlin, gehalten. Daher wendet
sich Dr. Max Kaplan, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer
(BLÄK), bei der Ärztetagseröffnung auch diesem Zukunftsthema zu: „Wir
müssen weiter daran arbeiten, die Attraktivität des Arztberufes zu erhöhen,
um junge Menschen für den Arztberuf und die Patientenversorgung zu
begeistern“, so Kaplan. Zwar erhöhe sich die Zahl der Ärztinnen und Ärzte
in Bayern jedes Jahr etwas (2015 zu 2016 von 79.115 auf 81.017, + 2,4
Prozent), doch steige der medizinische Versorgungsbedarf sehr viel rasan-
ter an. Um die medizinische Versorgung auch in der Zukunft flächende-
ckend zu sichern, sollte der Zugang zum Studium neu geregelt werden,
mehr Praxisnähe im Studium sowie eine Stärkung der Allgemeinmedizin
erfolgen. „Die demographische Entwicklung und sich verändernde gesell-
schaftliche Rahmenbedingungen, z. B. Vereinbarkeit von Familie und Be-
ruf, mehr Wunsch nach Teamarbeit, flache Hierarchien und Flexibilität, die
unsere ‚Generation Y‘ auch erwartet, zeigen schon heute, dass ein Um-
denken nötig ist und dass wir unser Arztbild aktualisieren müssen unter
Berücksichtigung versorgungsrelevanter Aspekte und unter Einbeziehung
der neuen Informations- und Kommunikationsmedien“, sagt Bayerns Ärz-
techef.

Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml betonte in ihrem Grußwort:

„Bei Gesundheitsfragen sind unsere Haus- und Fachärzte die ersten An-
sprechpartner. Damit sind sie der Dreh- und Angelpunkt der medizinischen
Versorgung. Mein Ziel ist es, dass sich möglichst viele junge Mediziner für
den ländlichen Raum entscheiden. Deshalb brauchen wir Rahmenbedin-
gungen, unter denen junge Ärzte und ihre Familien auf dem Land gut le-
ben und arbeiten können."
Huml fügte hinzu: „Ich freue mich, dass mein Programm zum Erhalt und
zur Verbesserung der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum sehr
erfolgreich ist. So haben wir bereits 285 neue Arztpraxen gefördert. Ferner
erhalten 112 Medizinstudenten Stipendien, wenn sie sich bereit erklären,
im ländlichen Raum tätig zu werden."

Die Ministerin unterstrich ferner: „Die Weichen für die berufliche Zukunft
des Ärztenachwuchses werden an den Universitäten gestellt. Deswegen
setze ich mich für angemessen ausgestattete Lehrstühle für Allgemeinme-
dizin an jeder medizinischen Fakultät in Bayern ein. Wir brauchen zudem
bessere Auswahlkriterien für den Zugang zum Medizinstudium. Die Abitur-
note allein kann nicht das entscheidende Kriterium sein.“

Der Bayerische Ärztetag ist die Delegiertenversammlung der BLÄK. Die
63 Ärztlichen Kreisverbände und die acht Ärztlichen Bezirksverbände so-
wie die medizinischen Fakultäten der fünf Landesuniversitäten entsenden
insgesamt 180 Delegierte zu der mindestens einmal im Jahr tagenden
Versammlung.

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21.10.2016 Schnurrbart für gesunde Männer: Movember-Aktion 2016 startet
uni | mediendienst | aktuell Nr. 176/2016

Pressetermin am Donnerstag, 27.10.16, zum Auftakt der diesjährigen Aktion

Wenn sich im November zahlreiche Männer für einen Monat lang einen Schnurrbart (Englisch: „Mo“ bzw. Moustache) wachsen lassen, ist das keine Modeerscheinung, sondern dient einem guten Zweck. Mit der „Movember“-Aktion wollen die Teilnehmer mit anderen Männern über Gesundheit ins Gespräch kommen und Spenden für die Erforschung und Prävention von Prostata- und Hodenkrebs sammeln. Während die Aktion in der Europäischen Metropolregion Nürnberg in den Vorjahren im Wesentlichen auf die Ärzte der Urologischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Bernd Wullich) des Universitätsklinikums Erlangen begrenzt war, wird sich in diesem Jahr Siemens Healthineers in Erlangen und Forchheim mit Aktionen und Informationsveranstaltungen beteiligen. Zum offiziellen Auftakt der Aktion lädt Prof. Wullich zu einem Fototermin am Donnerstag, 27.10.2016, um 14.00 Uhr ein.


Seinen Anfang nahm Movember zur Jahrtausendwende in Australien. Seit 2003 wurden weltweit bereits rund 409 Millionen Euro gesammelt. Durch den 30-tägigen Verzicht auf das Rasieren im Monat November tragen die Teilnehmer ihr Statement unübersehbar im Gesicht: Sie setzen sich für die Gesundheit von Männern ein und wollen dem Thema ein neues Gesicht geben. Mit den eingeworbenen Spenden werden dementsprechend Programme unterstützt, die das Leben von Männern retten und verbessern. Die in Deutschland gesammelten Gelder werden an den Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e. V. (BPS) und die in Deutschland durchgeführten Forschungsarbeiten zur Unterstützung des Movember Global Action Plan ausgeschüttet. Die wohltätige Organisation Movember ist als Stiftung organisiert.

Weitere Infos: http://de.movember.com/

Einladung zum Fototermin

Beim Fototermin am Donnerstag, 27.10.2016, um 14.00 Uhr vor dem Internistischen Zentrum (Ulmenweg 18) des Universitätsklinikums Erlangen werden sich rund 20 Ärztinnen und Ärzte aus der Urologischen Klinik des Uni-Klinikums Erlangen einen Schnäuzer aufkleben, um die Movemberaktion symbolisch zu unterstützen. Zuvor sind Film- und Fotoaufnahmen von einer Prostatakrebsoperation mit dem DaVinci-OP-Roboter nach Absprache möglich. Vertreter der Medien sind zum Fototermin herzlich eingeladen. Um Anmeldung wird gebeten.

Weitere Informationen:

Johannes Eissing

Tel.: 09131 85-36102

presse@uk-erlangen.de

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Kommunikation und Presse

Schlossplatz 4

91054 Erlangen, Germany

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Fax: +49 9131 85-70220

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Alle Pressemitteilungen sowie Pressebilder finden Sie auch unter www.fau.de/tag/presse-6/.

18.10.2016 „Globale Medizin: Ohne gute Übersetzung ist eine genaue Aufklärung der Patienten nicht möglich
Expertenkommentar auf der Presseseite

Liebe Journalistinnen und Journalisten,

wir möchten Sie darauf hinweisen, dass ein neuer Expertenkommentar auf der Presseseite "FAU aktuell" der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg online gegangen ist:
https://www.fau.de/2016/10/news/nachgefragt/globale-medizin-ohne-gute-uebersetzung-ist-eine-genaue-aufklaerung-der-patienten-nicht-moeglich

„Globale Medizin: Ohne gute Übersetzung ist eine genaue Aufklärung der Patienten nicht möglich“

FAU-Professor Dr. Andreas Frewer über die Bedeutung von Globalisierung im Gesundheitswesen
Patienten ohne Aufenthaltsstatus, Sprachbarrieren zwischen Arzt und Patient und die Zusammenarbeit in multinationalen Behandlungsteams: Dies sind nur einige der Herausforderungen, denen das deutsche Gesundheitssystem durch die Globalisierung gegenübersteht. „Die globalisierte Klinik – Internationalisierung und kultursensible Medizin“ lautet daher das Thema des 15. Ethiktages am Samstag, 22. Oktober, an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Im Interview erklärt Prof. Dr. Andreas Frewer von der Professur für Ethik in der Medizin an der FAU, was die aktuellen Herausforderungen sind.

Die Gesellschaft wird immer multikultureller. Das hat auch Auswirkungen auf unser Gesundheitswesen. Welche besonderen Konstellationen ergeben sich für Kliniken, Arztpraxen etc.?

Die Globalisierung bringt eine Reihe von Herausforderungen für die gesamte Medizin wie auch speziell für Krankenhäuser und Praxen mit sich: Auf der einen Seite gibt es zahlreiche Flüchtlinge, die dringend Behandlungen brauchen. Auf der anderen Seite reisen zunehmend wohlhabende Patienten aus anderen Ländern an, um vom deutschen Gesundheitssystem zu profitieren – mit großen Erwartungen an High-Tech-Medizin und bestmögliche Heilkunde. Es werden auf diese Weise mehr Menschen aus anderen Nationen im Medical Valley der Metropol-Region behandelt, allein der Bedarf an kompetenten Dolmetscherdiensten ist groß und oft schwer zu decken. Die Klinische Ethikberatung hat in den letzten Monaten u.a. komplexe Krankheitsfälle aus Syrien, Afghanistan und Algerien unterstützt. Gemeinsam mit der „AG Medizin und Menschenrechte“, Studierenden und anderen ehrenamtlichen Initiativen ist die Professur für Ethik in der Medizin bei der medizinischen Flüchtlingshilfe in der Praxis wie auch durch wissenschaftliche Forschungsarbeiten aktiv.

Welche Rolle spielen kulturelle Unterschiede in der Arzt-Patienten-Kommunikation?

Dies ist ein zentraler Punkt: Ohne differenzierte Übersetzung und gute Kommunikation ist eine genaue Information, Aufklärung und Kooperation der Patienten bzw. ihrer Familien kaum möglich. Am Krankenbett arbeiten in unserer pluralistischen Gesellschaft zudem immer mehr Beschäftigte aus unterschiedlichen Ländern und Religionsgemeinschaften zusammen. Fragen der interkulturellen Kommunikation und Probleme im Umgang mit differierenden Wertüberzeugungen sind für eine „gute Medizin“ von großer Relevanz. Der 15. Ethiktag wird dazu in Übersichtsvorträgen prominenter Fachleute und mehreren Workshops kompetente Expertise, konkrete Modellprojekte und praktische Lösungsmöglichkeiten vorstellen.

Auf dem Ethiktag wird auch das EFI-Projekt „Human Rights in Healthcare“ der FAU vorgestellt. Welche Konflikte gibt es bezüglich Menschenrechte im Gesundheitssystem?

Unser EFI-Projekt widmet sich dem breiten Spektrum von Menschenrechten in der Medizin mit vier Schwerpunkten: Neben Grundfragen wie dem durch internationale Verträge verbindlichen Recht auf Gesundheit (Right to Health) werden insbesondere Analysen zu Flüchtlingsmedizin, Patienten in vulnerablen Situationen und Problemen der Autonomie am Lebensende menschenrechtlich analysiert wie auch Leitlinien zur Umsetzung in die Praxis erarbeitet. Die Internationalisierung im Gesundheitswesen braucht menschenrechtlich und ethisch kompetente „kosmopolitische Krankenhäuser“, die den vielfältigen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gewachsen sind und eine gute wie auch gerechte Behandlung aller Patientinnen und Patienten ermöglicht.

15. Ethiktag des Ethikkomitees und der Professur für Ethik in der Medizin (FAU)

Der Ethiktag ist eine Fortbildungsveranstaltung für Ärztinnen, Ärzte, Pflegende und für alle anderen interessierten Berufsgruppen im Gesundheitswesen sowie die Öffentlichkeit. Er findet am Samstag, 22. Oktober, von 10.00 bis 18.15 Uhr im Neuen Hörsaalzentrum, Ulmenweg 18, in Erlangen statt. Informationen zur Anmeldungen und letzte Restplätze sind noch bis Donnerstag, 20.10., zu erhalten - das Programm gibt es unter http://www.ethikkomitee.med.uni-erlangen.de/veranstaltungen/ethiktag/  

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Andreas Frewer, M.A.

Tel.: 09131/85-26431

andreas.frewer@fau.de

Selbstverständlich steht es Ihnen frei, den Beitrag journalistisch zu verwerten. Schauen Sie doch einfach mal auf unserer Rubrik "Nachgefragt" vorbei - dort finden Sie Meinungsbeiträge von Wissenschaftlern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zu aktuellen Themen aus Gesellschaft, Politik und Wissenschaft: http://blogs.fau.de/news/category/fau-aktuell/nachgefragt/

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18.10.2016 Patienten erhalten eine Stimme in der Medikamentenentwicklung
uni | mediendienst | forschung Nr. 63/2016

Die Perspektive des Patienten ist für die medizinische Forschung und insbesondere für die Entwicklung von Medikamenten von Bedeutung. Diesem Aspekt trägt das europaweite Konsortium Patient Preferences in Benefit-Risk Assessments during the Drug Life Cycle (PREFER) unter Beteiligung der Forschungsgruppe um Dr. Axel Hueber an der Medizinischen Klinik 3 (Direktor: Prof. Dr. Georg Schett) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Rechnung.  Ziel der aus öffentlichen und privatwirtschaftlichen Mitteln finanzierten Forschungsinitiative ist es, patientenzentrierte Erkenntnisse über Wünsche, Vorzüge und Ziele zu Nutzen und Risiken von Medikamenten zu gewinnen, die in die Erstellung von Richtlinien für die Industrie, Regulationsbehörden und Bewertungsinstitute für die Entwicklung von Medizinprodukten einfließen. Die Forschungsgruppe am Erlanger Universitätsklinikum unterstützt die Initiative mit der Entwicklung und Durchführung von Präferenzstudien bei Patienten mit rheumatoider Arthritis und Risikopatienten, welche eine rheumatoide Arthritis entwickeln können.

Medikamente werden für Patienten entwickelt. Deshalb ist es aus Forschersicht wichtig, dass Patienten in die Bestimmung der Nutzen-Risiko-Betrachtung während aller Herstellungsphasen von Medizinprodukten einbezogen werden müssen. Ihre Stimme ist nicht nur für Unternehmen, die neue Behandlungsmethoden entwickeln, von großer Bedeutung, sondern ebenso für die europäischen Gesundheitsbehörden, die beurteilen, regulieren und entscheiden, welche Präparate wirksam, gut verträglich und kosteneffektiv für Patienten und die Gesellschaft sind.

Während die Industrie, Regulierungsbehörden, Bewertungsinstitute für Gesundheitstechnologie, Krankenkassen und Patientenorganisationen alle der Patientenmeinung einen hohen Stellenwert einräumen, fehlt ein sinnvoll strukturierter Ansatz, die Patientenmeinung in die Entwicklung neuer Therapien zu integrieren. Diese Lücke will PREFER mit systematischen Methoden und Anwendungsempfehlungen schließen, die für den Einschluss und die Beteiligung der Patientensichtweise während der Entwicklung, Genehmigung und Überwachung neuer Therapien benötigt werden.

Die Erlanger Arbeitsgruppe unterstützt das Projekt mit einer klinischen Patientenpräferenz-Studie bei Betroffenen mit rheumatoider Arthritis und Patienten mit erhöhtem Risiko, an rheumatoider Arthritis zu erkranken. Patienten mit chronisch entzündlich rheumatischen Erkrankungen werden meist lebenslang mit meist teuren Medikamenten behandelt. Umso wichtiger ist es, sowohl Wünsche zur Wirkung und Effektivität als auch die Akzeptanz möglicher einhergehender Risiken und Nebenwirkungen zu verstehen. „Ohne die Berücksichtigung der Patientenmeinung können wir den Prozess der Medikamentenentwicklung und Anwendung nicht verbessern“, sagt Dr. Axel Hueber, Teilprojektleiter des europäischen Konsortiums. „Die Aufgabe unseres Projekts ist, die innerhalb des PREFER Konsortiums entwickelten Methoden und Anwendungsempfehlungen innerhalb einer klinischen Studie zu überprüfen,“ sagt Dr. Axel Hueber.

„Fast alle Entscheidungen, die innerhalb der Forschung, während klinischer Studien oder Genehmigungsverfahren getroffen werden, betreffen auf irgendeine Art und Weise immer den Patienten, weshalb innerhalb dieses Projekts die Patienten als direkte Partner integriert werden. Um sicher zu stellen, dass dieses Projekt von einer breiten Patientengemeinschaft unterstützt wird, haben wir ein Patientenberatungsgremium eingerichtet“, erklärt Projektkoordinator Mats G. Hansson, Professor für Biomedizinische Ethik am Zentrum für Ethische Forschung und Bioethik an der Universität Uppsala.

PREFER hat eine fünfjährige Förderung über sechs Millionen Euro von dem europäischen Gemeinschaftsunternehmen Innovative Medicines Initiative 2 mit der Vertragsnummer 115966 erhalten. Diese Gemeinschaftsinitiative wird aus Mitteln des EU-Rahmenprogramms für Forschung und Innovation Horizon 2020 und der European Federation of Pharmaceutical Industries and Associations (EFPIA) unterstützt. Die pharmazeutische Industrie leistet in gleicher Höhe einen finanziellen wie auch personellen Beitrag. Zu den 33 Partnern gehören elf europäische Universitäten, 16 Pharmaunternehmen aus Europa und den USA, vier Patientenorganisationen und zwei kleine und mittlere Unternehmen.

Pressebild zum Download: www.fau.de/files/2016/10/63_rheumatoide-arthritis-Kleyer-1.jpg

XtremeCT-Aufnahmen der Mittelhandgelenke im gesunden Zustand (unten) und bei fortgeschrittener rheumatoider Arthritis (Bild: FAU/ A. Kleyer/Medizin3).
Medienkontakt:
Dr. Axel Hueber, PhD
Telefon 09131 85 39109
E-Mail: axel.hueber@uk-erlangen.de
Weitere Informationen: www.imi-prefer.eu
PREFER Partner:
Universitäten: Uppsala University (Projektkoordination), Erasmus MC - University Medical Centre (EMC), Erasmus University Rotterdam, European Institute of Oncology, Istituto Tumori 'Giovanni Paolo II', University Medical Centre Utrecht, University of Birmingham, University of Erlangen, University of Leuven, University of Newcastle upon Tyne
Patientenorganisationen: European Cancer Patients Coalition (ECPC), European Patient Forum (EPF), International Alliance of Patients’ Organizations (IAPO), Muscular Dystrophy UK (MDUK)

Institution für Medizintechnik-Folgenabschätzung: Belgian Health Care Knowledge Centre (KCE)

Kleine und mittlere Unternehmen: MindBytes, Steinbeißer Project Management

Pharmazeutische Industrie: Novartis Pharma (Projektleitung), AbbVie, Actelion Pharmaceuticals, Amgen, Astellas Pharma Europe, AstraZeneca, Bayer Pharma, CSL Behring, Eli Lilly and Company, Janssen Pharmaceutical, Merck KGaA, Merck, Sharpe & Dohme, Pfizer. Roche, Sanofi, Takeda Development Centre Europe
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18.10.2016 Einladung zum „Brust-Rekonstruktions-Aufklärungstag“
uni | mediendienst | aktuell Nr. 173/2016

In den letzten beiden Oktoberwochen 2016 findet in über 30 Ländern der „Brust-Rekonstruktions-Aufklärungstag“ (Breast Reconstruction Awareness Day) – kurz „BRA Day“ – statt. An diesem Tag wollen Plastische Chirurgen die Öffentlichkeit sowie Patientinnen und ihr Umfeld über Möglichkeiten der Brustrekonstruktion nach Brustkrebs informieren. Die Plastisch- und Handchirurgische Klinik (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Raymund E. Horch) des Universitätsklinikums Erlangen lädt daher am Mittwoch, 26. Oktober 2016, von 18.00 bis 19.00 Uhr zu einer kostenlosen Informationsveranstaltung im Multimediaraum des Chirurgischen Zentrums, Krankenhausstr. 12, Eingang Maximiliansplatz, in Erlangen ein.
 
Eine von neun Frauen erkrankt in ihrem Leben an Brustkrebs. Nur die Hälfte entscheidet sich im Rahmen ihrer onkologischen Therapie für eine Rekonstruktion. „Nach wie vor besteht nicht nur ein Mangel an Informationen über die verschiedenen Operationsmethoden, sondern auch über die nicht chirurgischen Möglichkeiten, das Selbstbild der Frauen wiederherzustellen und das Selbstwertgefühl wieder zu stärken“, sagt Prof. Dr. Justus P. Beier, Leitender Oberarzt der Plastischen Chirurgie, der die Veranstaltung organisiert. „Diese mangelnde Aufklärung kann bei den Betroffenen zu Frustration, Verwirrung und Ängsten sowie einem Gefühl der Hilflosigkeit führen.“ Die Canadian Breast Cancer Foundation (CBCF) möchte mit dem BRA Day ein Bewusstsein für diese Problematik schaffen und Frauen helfen, in diesen schwierigen Momenten eine Entscheidung zu treffen. „Unsere Veranstaltung richtet sich an Patientinnen und alle medizinischen Bereiche, die vor, während und nach der multidisziplinären Therapie des Brustkrebses involviert sind und informiert über die neuesten Entwicklungen in der Brustrekonstruktion“, so Prof. Beier. Letztlich gehe es darum, Patientinnen aufzuzeigen, dass ein erfülltes und glückliches Leben nach der Brustkrebstherapie möglich ist. Das Programm finden Sie unter www.uk-erlangen.de sowie weitere Informationen unter www.bra-day.com.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Dr. h. c. Raymund E. Horch
Tel.: 09131 85-33277
irma.goldberg@uk-erlangen.de
 
 
 

12.10.2016 FAU-Wissenschaftler entdecken, dass Blutgefäße das Wachstum von Tumoren hemmen können
uni | mediendienst | forschung Nr. 60/2016

Bisher bekannt: Blutgefäße fördern das Wachstum von Tumoren. Zu verhindern, dass sie sich bilden, ist daher eine gängige Therapie bei Krebs. Eine Studie von Wissenschaftlern an der  Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) zeigt nun eine neue, überraschende Rolle von Blutgefäßen: Unter bestimmten Bedingungen können sie das Wachstum von Tumoren hemmen.

Wenn Tumore entstehen, nehmen sie zunächst Sauerstoff und Nährstoffe aus dem umliegenden Gewebe auf. Ab einer gewissen Größe reicht das für den Tumor nicht mehr aus, um weiter wachsen zu können. Er benötigt neue Blutgefäße für die Zuführung von Sauerstoff und Nährstoffen. Eine häufige Krebstherapie zielt daher darauf ab, die sogenannte Angiogenese, also die Bildung neuer Blutgefäße, zu verhindern. Diese Behandlung schlägt jedoch nicht bei allen Patienten an – warum war bisher unbekannt.

Um dem Rätsel auf die Spur zu kommen, untersuchte das Team um PD Dr. Elisabeth Naschberger und Doktorandin Andrea Liebl von der Professur für Molekulare und Experimentelle Chirurgie an der Chirurgischen Klinik des Uni-Klinikums der FAU Endothelzellen, also die Zellen, die Blutgefäße bilden. Sie vermuteten, dass die Endothelzellen in verschiedenen Tumoren unterschiedlich ausgeprägt sind und daher die Therapie unterschiedlich anschlägt.

Protein hemmt Blutgefäßwachstum

Zunächst isolierten die Wissenschaftler Endothelzellen aus Darmtumoren von Patienten mit guter und schlechter Prognose und verglichen diese in Zellkulturen. Dabei stellten sie fest, dass Endothelzellen aus Tumoren von Patienten mit guter Prognose das Protein SPARCL1 herstellten – und dass SPARCL1 sowohl das Wachstum von Endothelzellen als auch von Tumorzellen hemmt.

In weiterführenden Analysen an Gewebeproben konnten die Forscher zeigen, dass SPARCL1 in gesundem Darmgewebe reife Blutgefäße stabilisiert und so die Bildung von weiteren Blutgefäßen hemmt. In Tumoren mit guter Prognose war SPARCL1 noch vorhanden. Bei Tumoren mit schlechter Prognose hingegen wurde das Protein deaktiviert, es wurden neue Blutgefäße gebildet und der Tumor wuchs weiter. Mit ihren Ergebnissen widerlegen die Wissenschaftler eine vorherrschende Meinung: „Bisher war man davon ausgegangen, dass Blutgefäße das Tumorwachstum stets begünstigen. Wir haben jedoch gezeigt, dass wenn sie das Protein SPARCL1 enthalten, Blutgefäße das Tumorwachstum auch eindämmen können“, erklärt  Prof. Dr. Dr. Michael Stürzl, Inhaber der Professur für Molekulare und Experimentelle Chirurgie.
„Die Studie zeigt zudem, warum Tumoren in manchen Fällen trotz einer Behandlung weiterwachsen, die auf die Hemmung der Blutgefäße abzielt“, sagt Stürzl weiter. „In Tumoren, deren Blutgefäße SPARCL1 produzieren und in denen bereits eine ausreichende Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen besteht, könnte eine Unterdrückung der Blutgefäße das Tumorwachstum begünstigen. Dabei ist wichtig zu beachten, dass die Studie nicht generell gegen den Einsatz antiangiogener Therapie spricht. Sie kann jedoch erklären, warum diese eben nicht bei allen Patienten anspricht.“ In einem nächsten Schritt arbeiten die Forscher nun daran, die Ergebnisse für die Anwendung zur Behandlung von Krebserkrankungen weiterzuentwickeln.

Das Projekt wurde vom Interdisziplinären Zentrum für Klinische Forschung des Universitätsklinikums Erlangen, der Deutschen Krebshilfe, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Emerging Fields Initiative der FAU  gefördert.

Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler im Journal of Clinical Investigation veröffentlicht: http://www.jci.org/articles/view/78260  

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Dr. Michael Stürzl

09131/85-39522

Michael.stuerzl@uk-erlangen.de
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11.10.2016 Forschung bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen gestärkt-Prof. Dr. Raja Atreya ist neuer Heisenberg-Professor an der FAU
uni | mediendienst | aktuell Nr. 167/2016

Prof. Dr. Raja Atreya ist zum Heisenberg-Professor an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) ernannt worden. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) stärkt damit die Forschung über chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) in Erlangen.
„Das ist eine große Ehre und Verpflichtung für mich“, sagt Prof. Atreya, der bislang als Juniorprofessor an der FAU und Oberarzt an der Medizinischen Klinik 1 des Universitätsklinikums Erlangen tätig war. Mit den Heisenberg-Professuren fördert die DFG herausragende, jüngere Wissenschaftler, die alle Voraussetzungen für die Berufung auf eine Langzeit-Professur erfüllen. Wer sich bewährt, erhält in der Regel nach fünf Jahren eine unbefristete Professur. Damit sollen verlässliche Perspektiven für die Forscher geschaffen werden.

Atreyas Heisenberg-Professur mit dem Titel „Translationale Immunforschung bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen“ widmet sich der Entwicklung innovativer Therapieansätze bei Erkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Dabei geht es sowohl um Grundlagenforschung, mit der die Pathogenese der Krankheit besser verstanden werden soll, als auch um die klinische Erprobung der Forschungsergebnisse.

Unter Morbus Crohn und Colitis ulcerosa leiden allein in Deutschland über 350.000 Menschen – oft mit gravierenden Einschnitten im Alltag der Betroffenen. Die in Schüben verlaufenden, chronischen Erkrankungen, die mit starken Bauchschmerzen und Durchfällen einhergehen, geben den Forschern viele Rätsel auf, weil die Ursachen nicht eindeutig sind und oft mehrere Faktoren zusammenkommen. Eine entscheidende Rolle spiele die überschießende Immunantwort im Darm, erläutert Atreya.

Mit bestimmten Medikamenten lassen sich Beschwerden lindern und Rückfälle sogar über viele Jahre verhindern – in dieser Zeit ist den Betroffenen oft wenig von ihrer Krankheit anzumerken. Allerdings spricht nicht jeder Patient auf die vorhandenen Medikamente an. Bei den so genannten anti-TNF-Blockern zum Beispiel, spricht nur etwa jeder zweite Patient auf die relativ teure Therapie an – trotz gleichem Krankheitsbild. Ob die Medikamente wirken, kann bislang in der Regel nur durch Ausprobieren herausgefunden werden.

Prof. Atreya hat daher ein Signalspray für die Darmschleimhaut entwickelt, das bereits vor Therapiebeginn anzeigen kann, ob anti-TNF-Antikörper erfolgreich wirken. Dafür wurde er 2014 mit dem „Theodor-Frerichs-Preis“, der höchsten wissenschaftlichen Auszeichnung im Fachgebiet Innere Medizin, sowie 2015 mit dem renommierten „Paul-Ehrlich-und-Ludwig-Darmstädter-Nachwuchspreis“ und als „Rising Star“ der europäischen Gesellschaft für Gastroenterologie als wissenschaftlich forschender Arzt ausgezeichnet. Die Suche nach zuverlässigen Biomarken möchte Atreya als Heisenberg-Professor fortsetzen: „Idealziel ist es, für jeden Patienten die für ihn am besten passende Therapie voraussagen zu können“, erklärt der Mediziner. Er setzt dabei auf die Fortsetzung der engen und erfolgreichen Zusammenarbeit mit verschiedenen Instituten der FAU.

Prof. Dr. Raja Atreya beschäftigt sich bereits seit seiner Dissertation an der Universität Mainz mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. 2010 wechselte er an die FAU, wo er als Leiter der Studienambulanz, Hochschulambulanz sowie des Bereichs chronisch-entzündliche Darmerkrankungen tätig ist. Das Uni-Klinikum Erlangen gehört zu den deutschen Zentren für die Behandlung und Erforschung von CED. Pro Jahr werden mehr als 4000 Patientenkontakte gezählt. Weiterhin wird das Forschungszentrum chronisch-entzündliche Darmerkrankungen Erlangen (CEDER) der FAU seit 2012 durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Raja Atreya

Tel.: 09131/85-35000

raja.atreya@uk-erlangen.de 

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10.10.2016 Auszeichnung für modernste OP-Technologie
uni | mediendienst | aktuell Nr. 166/2016

Für die Einführung modernster navigierter HNO-Chirurgie verleiht die Fiagon GmbH (Berlin) der Hals-Nasen-Ohren-Klinik – Kopf- und Halschirurgie des Universitätsklinikums Erlangen jetzt den „Center of Excellence Award“. Die Technologie unterstützt den Chirurgen durch die Visualisierung komplexer Strukturen im HNO-Bereich: Wie im Auto wird der Weg, den das Instrument nimmt, berechnet und in Echtzeit als Livebild mit der Instrumentenführung abgeglichen. „Wir freuen uns, dass wir unseren Patienten höchste Sicherheit bei komplexen Eingriffen bieten können und zur Standardisierung von OP-Prozessen in der HNO-Chirurgie beitragen“, sagt Klinikdirektor Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro. Die Erlanger HNO-Klinik hat mit vier Navigationseinheiten die umfassendste Navigationsinstallation in Bayern.
 
Als Grundlage der Navigation werden zuvor aufgenommenen Computertomografie- (CT) oder Magnetresonanztomografiedaten (MRT) verwendet, um eine genaue Landkarte des HNO-Bereichs zu errechnen. Mittels eines Instruments, in dem sich ein Sensor befindet, erfolgt der Abgleich (Registrierung) der Patientenanatomie mit den zuvor aufgenommenen CT-/MRT-Daten. „Die aus der Registrierung und der Tomografie gewonnenen Daten werden miteinander verglichen und ermöglichen eine detailgetreue Darstellung der anatomischen Strukturen und somit eine punktgenaue Navigation“, erläutert Prof. Iro. „Dies erhöht die Präzision und die Sicherheit unserer Operationen.“
 
„Mit der Verleihung der Auszeichnung möchte wir uns für die außerordentliche Bereitschaft der Zusammenarbeit bei gemeinsamen Entwicklungen bedanken“, sagt Dr. Dirk Mucha, CTO der Fiagon GmbH. Das Unternehmen mit Sitz in Hennigsdorf bei Berlin ist Hersteller von klinischen Navigationssystemen. Mit der so genannten „FlexSensor“-Technologie entwickelt und fertigt das Unternehmen einzigartige chirurgische Navigationssysteme der neuesten Generation für die HNO-, die MKG- sowie die Neuro- und Wirbelsäulenchirurgie. In Bayern wird neben der HNO-Klinik in Erlangen jeweils ein FlexSensor-System in München, Nürnberg und Kulmbach in HNO-Belegabteilungen eingesetzt.
 
Die Hals-Nasen-Ohren-Klinik – Kopf- und Halschirurgie des Universitätsklinikums Erlangen gehört mit sechs Operationssälen zu den größten HNO-Kliniken in Deutschland. Sie bietet ihren Patienten das gesamte diagnostische, konservativ therapeutische und operative Spektrum der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und der Kopf-Hals-Chirurgie an.
 
Für interessierte Ärzte und Patienten werden zwei Informationsvorträge am Donnerstag, 13. Oktober 2016, von 16.15 Uhr bis 17.00 Uhr im Hörsaal der HNO-Klinik (Hörsaal Raumerstraße, 5. OG, Eingang über Waldstr. 2) angeboten. Dr. Krüger (Fiagon GmbH) und Prof. Dr. Christopher Bohr (HNO-Klinik) werden über den aktuellen Stand der gemeinsamen Projekte und den Einsatz der Navigationseinheiten in der Erlanger HNO-Klinik berichten.
 
Presseeinladung zur offiziellen Übergabe des „Center of Excellence Award“
Am Donnerstag, 13. Oktober 2016, um 16.00 Uhr wird der „Center of Excellence Award“ für navigierte HNO-Chirurgie von Dr. Krüger (Fiagon GmbH) an Prof. Iro verliehen. Vertreter der Medien sind zu einem Fototermin und einem anschließenden Vortrag in der HNO-Klinik (Hörsaal Raumerstraße, 5. OG, Eingang über Waldstr. 2) herzlich eingeladen. Film- und Fotoaufnahmen von einer neuen Navigationseinheit sind nach Absprache im Vorfeld möglich. Um Anmeldung wird gebeten unter presse@uk-erlangen.de, Tel.: 09131 85-36102.
 
Weitere Informationen:
 
Johannes Eissing, Tel.: 09131/85-36102, presse@uk-erlangen.de
 
 
 
 
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07.10.2016 BÄK veröffentlicht Leitfaden für Morbiditäts- und Mortalitätskonferenzen
Pressenachricht der Bundesärztekammer

Berlin, 07.10.2016 - Die Bundesärztekammer (BÄK) unterstützt
Krankenhäuser mit einem Leitfaden bei der Implementierung und
Durchführung von Morbiditäts- und Mortalitätskonferenzen (M &
MK).

Dazu erklärt Dr. Günther Jonitz, Vorstandsmitglied und Vorsitzen-
der der Qualitätssicherungsgremien der BÄK: „Morbiditäts- und
Mortalitätskonferenzen sind ein Instrument des Risiko- und Quali-
tätsmanagements, mit dem besondere Behandlungsverläufe wie
unerwünschte Ereignisse oder Todesfälle systematisch aufgearbei-
tet werden können. Solche Konferenzen zielen darauf ab, insbe-
sondere in klinischen Prozessen Verbesserungspotentiale zu er-
kennen und umzusetzen.“

Mit der Veröffentlichung des Leitfadens steht nach den Curricula
für „Ärztliches Qualitätsmanagement“ und „Ärztliche Führung“
sowie dem Curriculum und dem Leitfaden „Ärztliches Peer Re-
view“ ein weiterer Baustein zur Unterstützung der Qualitätsent-
wicklung in der Patientenversorgung bereit.

Gerade im englischsprachigen Raum haben M & MK im Rahmen
der ärztlichen Weiterbildung eine lange Tradition. In Deutschland
wird das Instrument, das aus den klinischen Fallkonferenzen in
Krankenhäusern hervorgegangen ist, seit einigen Jahren wieder-
entdeckt.

Jonitz: „Diesen Trend gilt es zu befördern. Der klinische Alltag
steht mehr und mehr im Zeichen von Arbeitsverdichtung. Gleich-
zeitig fordern Politik und Gesellschaft eine immer leistungsfähige-


re und perfektere Medizin. Ebenso allgegenwärtig sind die Rufe
nach mehr Transparenz, Partizipation, Qualitätsorientierung und
effektivem Risikomanagement. Und die Fortschritte sind hier un-
verkennbar. Das notwendige Bewusstsein für eine patientenorien-
tierte Sicherheitskultur kann aber weder angeordnet noch von heu-
te auf morgen flächendeckend implementiert werden. Ein solcher
Kulturwandel vollzieht sich schrittweise. Die Einführung von M &
MK ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung.“

Der Leitfaden steht auf der Internetseite der Bundesärztekammer
als kostenloser Download bereit: baek.de/M&MK-Leitfaden

Verteilt über die

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07.10.2016 Gesundheitspolitik in Schweinfurt
75. Bayerischer Ärztetag 21. - 23. Oktober 2016

Wir stehen vor einem Bayerischen Ärztetag (BÄT), der dieses Jahr in seiner 75. Auflage im unterfränkischen Schweinfurt stattfindet. „Thematisch wenden wir uns am Eröffnungsabend der jungen Generation zu, spricht doch der renommierte Jugendforscher Professor Dr. Klaus Hurrelmann eine Keynote mit dem Titel: „So tickt die junge Generation“, schreibt Dr. Max Kaplan, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) im Leitartikel der Oktoberausgabe des Bayerischen Ärzteblattes. Die Gemeinschaftsaufgabe des Plenums des BÄT wird es sein, dieses „Nachwuchsthema“ berufspolitisch aufzugreifen.

Von den aktuellen gesundheitspolitischen Themen auf Bundes- und Landesebene greift Kaplan die Regelungen zur ärztlichen Schweigepflicht, das Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) zu Patientenverfügungen, die Debatte um „Pränatale Bluttests“ und die gruppennützige Forschung an nichteinwilligungsfähigen Patienten heraus. Berufspolitisch liegt 2016 der Fokus auf der Novellierung der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ), der Musterweiterbildungsordnung (M-WBO) und die Diskussion um Kooperation mit den Gesundheitsfachberufen und deren Akademisierung.

„Gerade die Debatte um ‚Pränatale Bluttests‘ gilt es aufmerksam zu verfolgen, gab doch der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) bekannt, dass er die nichtinvasive Pränataldiagnostik (NIPD) zur Bestimmung des Risikos von fetaler Trisomie 13, 18 und 21 mittels molekular-genetischer Tests bei Risikoschwangerschaften einer Methodenbewertung unterziehen wird. Hier werden fundamentale ethische und gesellschaftliche Fragen berührt, wie unser Verständnis von Menschsein, Elternschaft, Selbstbestimmung, gesellschaftliche Solidarität und ärztlichem Ethos. Hier darf es keine Schnellschüsse geben“, ist Kaplan überzeugt. Die jüngste Entscheidung des BGH zu Patientenver-fügungen hat bei Einigen für mehr Klarheit gesorgt. Fest steht für den BLÄK-Chef: „Wer sicher sein will, dass im Ernstfall möglichst viel nach seinen Vorstellungen läuft, sollte seine Patientenverfügung überprüfen – und unseren ärztlichen Rat einholen“. Mit der Debatte um gruppennützige Forschung an nichteinwilligungsfähigen Patienten stehe man vor einem weiteren brisanten, medizin-ethischen Thema. Die Betroffenen müssten bei klarem Bewusstsein ihre Bereitschaft in einer speziellen Verfügung dokumentiert haben und sich zuvor ärztlich beraten lassen. „Da es sich um eine besonders schutzbedürftige Patientengruppe handelt, fordere ich auch hier, zunächst eine gesellschaftliche Debatte und anschließend ein geordnetes parlamentarisches Verfahren“, schreibt der Präsident.

 

Mehr zu „Gesundheitspolitik in Schweinfurt“ lesen Sie in der Ausgabe 10/2016 des Bayerischen Ärzteblattes unter www.bayerisches-aerzteblatt.de


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Hinweis: Am 2./3. Dezember 2016 findet unser Bayerischer Fortbildungskongress (BFK) mit praxisrelevanten Kursen und Seminaren statt. Aktuelle Informationen dazu finden Sie auf der Homepage www.bfk-blaek.de .












 

30.09.2016 Medizinische Altersschätzung bei Geflüchteten nur in Ausnahmefällen erlauben
Zentrale Ethikkommission bei der BÄK legt Stellungnahme zur „Medizinischen Altersschätzung bei unbegleiteten jungen Flüchtlingen“ vor

Berlin, 30.09.2016 - „Radiologische Untersuchungen und Blutentnahmen sind wie andere medizinische Maßnahmen Eingriffe in die körperliche Unversehrtheit. Medizinische Altersfeststellungen bei jungen Geflüchteten, für die es in der Regel keinerlei ärztliche Indikation gibt, sollten deshalb die absolute Ausnahme sein. Wenn überhaupt, sollten sie nur auf Antrag des Geflüchteten selbst oder auf gerichtliche Anordnung vorgenommen werden.“ Das forderte Dr. Ulrich Clever, Menschenrechtsbeauftragter der Bundesärztekammer, bei der Vorstellung der Stellungnahme der Zentralen Ethikkommission bei
der Bundesärztekammer (ZEKO) zur „Medizinischen Altersschätzung bei unbegleiteten jungen Flüchtlingen“.
Clever warnte, dass die Betroffenen ohnehin häufig von Krieg und Flucht gezeichnet seien. „Die Untersuchungen könnten eine weitere Psychotraumatisierung zur Folge haben.“

Zum Hintergrund: In Deutschland sind bei unter 18jährigen die Bestimmungen der Kinder- und Jugendhilfe anzuwenden, die im 8. Sozialgesetzbuch niedergelegt sind. Diese Schutzvorschriften entfallen, wenn der junge Mensch nicht mehr minderjährig ist. So werden Kinder und Jugendliche aus Krisenregionen, die
unbegleitet nach Deutschland kommen, in der Regel asylrechtlich anerkannt und in Jugendhilfeeinrichtungen, Pflegefamilien oder Wohngemeinschaften betreut. Dies ermöglicht ihnen einen
verlässlichen Zugang zu Bildung, Erziehung und gesundheitlicher Versorgung. Allerdings können viele junge Flüchtlinge keine Angaben zu ihrem genauen Lebensalter machen. Mitunter wird Ihnen von staatlichen Stellen kein Glauben geschenkt. In diesen Fällen können die Behörden das Alter des Geflüchteten schätzen lassen, was in Deutschland regional sehr unterschiedlich gehandhabt wird: In manchen Regionen werden alle Geflüchteten, die ein Alter unter 18 Jahren angeben, ohne Altersschätzung in Obhut genommen. In anderen werden diejenigen, bei denen Zweifel bestehen, regelmäßig einer Altersschätzung zugeführt. Zur Anwendung kommen dabei entweder eine sozialpädagogische Altersschätzung der psychischen Reife, eine körperliche Untersuchung oder beides. Zwar können Geflüchtete die
Teilnahme an dem Verfahren der medizinischen Altersschätzung ablehnen. Die Ablehnung führt in der Regel jedoch zur Annahme der Volljährigkeit und ist damit zum Nachteil der Betroffenen.

Prof. Dr. Dieter Birnbacher, Vorsitzender der Zentralen Ethikkommission bei der Bundesärztekammer, wies darauf hin, dass aufgrund der gesundheitlichen Risiken bestimmter Verfahren besondere Anforderungen an die Wissenschaftlichkeit der Untersuchungen gestellt werden müssten. „Auf der Grundlage der von uns eingeholten Expertisen und der darin angeführten Literatur sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass durch keine der praktizierten medizinischen Untersuchungen das Alter mit
hinreichender Zuverlässigkeit festgestellt werden kann“, so Birnbacher. Notwendig sei deshalb die Entwicklung interdisziplinärer Standards unter Beteiligung aller relevanten Fachgesellschaften. Solange diese nicht vorlägen, könnten sich die Behörden an den Empfehlungen der Arbeitsgemeinschaft für
Forensische Altersdiagnostik orientieren. Diese schlössen beispielsweise Röntgen- und Genitaluntersuchungen aus.

In ihrer Stellungnahme plädiert die ZEKO außerdem dafür, dass die Altersschätzung zunächst sozialpädagogisch erfolgen sollte. Bei der Abwägung zwischen der Genauigkeit der Schätzung
einerseits und möglichen Risiken andererseits sollte die Gesundheit der jungen Flüchtlinge Vorrang haben. Die informierte Zustimmung zur medizinischen Altersschätzung setze zudem eine „intensive und einfühlsame“ Information und einen fachlich qualifizierten Dolmetscher voraus. Der gesetzliche Vertreter
müsse aufgeklärt werden und dem Verfahren zustimmen. Auch sollten nur pädiatrisch qualifizierte Ärzte körperliche Untersuchungen vornehmen dürfen. Schließlich sollte bei nicht
auszuräumenden Zweifeln am Lebensalter zu Gunsten des Betroffenen entschieden werden.

Stellungnahme „Medizinische Altersschätzung bei unbegleiteten jungen Flüchtlingen“



30.09.2016 Internationaler Tag der älteren Menschen
Montgomery: Gute medizinische Versorgung für ältere Menschen sichern

Berlin, 30.09.2016 - „Wir müssen alles unternehmen, um eine gute medizinische Versorgung für unsere Eltern- und Großelterngene-ration sicherzustellen", sagte Bundesärztekammer-Präsident Prof.
Dr. Frank Ulrich Montgomery vor dem morgigen Internationalen Tag der älteren Menschen. „Die Deutschen werden immer älter. Und keine Bevölkerungsgruppe wächst so schnell wie die der Hochbetagten. Das ist ein großes Glück für unsere Gesellschaft, stellt uns Ärzte aber vor besondere Herausforderungen.“ Deshalb sei es vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des wachsenden Ärztemangels dringend notwendig, mehr Lehrstühle für Geriatrie zu schaffen.
Menschen über 85 leiden in der Regel gleich an mehreren Krankheiten. Gleichzeitig seien bei ihnen ein besonderes Einfühlungsvermögen und eine noch intensivere Betreuung notwendig. „Obwohl wir in Zukunft mehr Ärzte brauchen, die auf die individuellen Bedürfnisse Hochbetagter spezialisiert sind, fristet die Altersmedizin an unseren Universitäten oftmals ein Nischendasein.“ Die Ärzteschaft selbst sei längst aktiv geworden, betonte der Ärztepräsident. Im Jahr 2003 sei die Zusatz-Weiterbildung "Geriatrie" etab-
liert und im Jahr 2012 die berufsbegleitende Qualifikation "Geriatrische Grundversorgung" entwickelt worden. In dieser Weiterbildungskompetenz haben sich seitdem 1 423 Ärzte qualifiziert.
„Und mit der anstehenden Novelle der (Muster )Weiterbildungsordnung ist vorgesehen, eine Facharztqualifikation "Innere Medizin und Geriatrie" neu einzuführen“, sagte Montgomery.

Bundesärztekammer
Pressestelle der dt. Ärzteschaft
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10623 Berlin

29.09.2016 Alkoholismus schon im Mutterleib vorhersagbar
uni | mediendienst | aktuell Nr. 160/2016

Interdisziplinäre Arbeitsgruppe des Universitätsklinikums Erlangen für Alkoholstudie mit Wilhelm-Feuerlein-Forschungspreis ausgezeichnet

Welche Einflussfaktoren bedingen schon im Mutterleib eine spätere Alkoholabhängigkeit? Dieser und weiteren Fragen ging eine interdisziplinäre Forschergruppe des Universitätsklinikums Erlangen und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) um PD Dr. Bernd Lenz, Prof. Dr. Christian P. Müller und Prof. Dr. Johannes Kornhuber, Direktor der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik, nach. Für ihre grundlagenorientierten Studienprojekte mit dem Titel „Prenatal and adult androgen activities predict alcohol dependence“ wurden die Erlanger Wissenschaftler jetzt mit dem renommierten Wilhelm-Feuerlein-Forschungspreis der Oberberg Stiftung Matthias Gottschaldt, der Deutschen Suchtstiftung und der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie ausgezeichnet.


Zwei- bis viermal mehr Männer als Frauen erkranken im Laufe ihres Lebens an einer Alkoholabhängigkeit sowie an deren assoziierten Folgeerkrankungen – ein deutlicher Geschlechterunterschied. Die wissenschaftliche Hypothese lautete: Androgene, also die Sexualhormone, die die Entwicklung der männlichen Geschlechtsmerkmale steuern, spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung und dem Verlauf einer Alkoholsucht. Dies konnten die Forscher des Uni-Klinikums Erlangen jetzt belegen. In translationalen Studien fanden die Forscher Hinweise darauf, dass männliche Suchtpatienten bereits im Mutterleib einem höheren Androgenspiegel ausgesetzt waren als gesunde männliche Kontrollprobanden. Zweitens belegten die Wissenschaftler im Tierversuch, dass die Behandlung mit Androgenen im Mutterleib das Alkoholtrinken später im Erwachsenenalter steigert und die Blockade von Androgenen das Alkoholtrinken reduziert. Darüber hinaus erforschten sie die Rolle der schwangeren Mutter bei der kindlichen Androgenexposition: Hoher Stress sowie Alkohol- und Nikotinkonsum der Mutter während der Schwangerschaft führten dabei zu einer erhöhten Hormonbelastung.


Zusammen mit ihren Kollegen aus weiteren Kliniken und selbstständigen Abteilungen des Uni-Klinikums Erlangen (s. u.) zeigten PD Lenz, Prof. Müller und Prof. Kornhuber somit, dass ein gesteigerter Androgenspiegel beim ungeborenen Kind dessen Risiko, später im Leben an einer Alkoholsucht zu erkranken, erhöhen kann. Außerdem stellten sie einen Zusammenhang mit externen Faktoren her, die eine Androgenexposition pränatal verstärken können.


Beteiligte Wissenschaftler
Aus der Psychiatrie des Uni-Klinikums Erlangen: Sabine E. Huber, Dr. Christiane Mühle, Dr. Birgit Braun, Dr. Christian Weinland, Polyxeni Bouna-Pyrrou, Juliane Behrens, Sarah Kubis, Katrin Mikolaiczik, Marcel-René Muschler, Sarah Saigali, Marina Sibach und Petya Tanovska

Aus der Audiologie der Hals-Nasen-Ohren-Klinik – Kopf- und Halschirurgie (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro): Prof. Dr. Dr. Ulrich Hoppe

Aus der Kinder- und Jugendabteilung für Psychische Gesundheit: Prof. Dr. Gunther H. Moll (Leiter), Dr. Anna Eichler und PD Dr. Hartmut Heinrich

Aus der Frauenklinik: Prof. Dr. Matthias W. Beckmann (Direktor), Anne Engel, Prof. Dr. Tamme W. Goecke und Prof. Dr. Peter A. Fasching


Ansprechpartner:

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28.09.2016 Ärzte und Selbsthilfe im Dialog:
Pressemitteilung der Bayerischen Landesärztekammer

Bitte beachten Sie folgende Pressemitteilung!     Terminhinweis und Einladung

Brustkrebs – eine Diagnose, mit der sich für betroffene Frauen und deren Angehörige das Leben von jetzt auf gleich verändert. Verzweiflung, Angst und Wut sind von nun an ständige Begleiter. Unzählige Fragen müssen geklärt werden. Fast alle zur Verfügung stehenden Therapieoptionen wirken bedrohlich. Die Krankheit vor diesem Hintergrund anzunehmen und sich trotz der Diagnose wieder dem Leben zuzuwenden, scheint für viele Patientinnen undenkbar.

Dass aber genau dies möglich ist, wollen wir im Rahmen dieser Veranstaltung mit Betroffenen, deren Angehörigen sowie mit Ärzten, Psychotherapeuten und Vertretern der Selbsthilfe diskutieren: Mit welchen Gefühlen sind Frauen mit Brustkrebs ab der Diagnosestellung konfrontiert? Wie lässt sich trotz Krankheit die Chance auf ein erfülltes Leben nutzen? Wie können Patientinnen die eigene Hilflosigkeit überwinden? Für diese Fragen möchten wir sensibilisieren und laden zu unserer gemeinsamen, kostenfreien Fortbildung herzlich ein

am Mittwoch, den 12. Oktober 2016, von 15.30 bis 19.00 Uhr

    ins Ärztehaus Bayern, Großer Saal, 5. OG, Mühlbaurstraße 16, 81677 München (barrierefrei)

Nähere Informationen und Anmeldung online unter www.blaek.de/online/Fortbildungskalender, per E-Mail an seminare@blaek.de

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28.09.2016 Zuverlässiges Duo gegen das Gewitter im Gehirn
uni | mediendienst | aktuell Nr. 159/2016

In der invasiven Epilepsiediagnostik arbeiten die Ärzte der Neurochirurgischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Michael Buchfelder) des Universitätsklinikums Erlangen mit einer neuen, weltweit einzigartigen Kombination aus zwei Verfahren: Mit der rahmenlosen Stereotaxie, auch Neuronavigation genannt, können Epilepsieherde im Gehirn exakt anvisiert werden. Zusätzlich kommt die intraoperative Magnetresonanztomografie (MRT) zum Einsatz: Mithilfe der Bildgebung kontrollieren die Epilepsiechirurgen das Operationsfeld während des Eingriffs und reagieren sofort auf Veränderungen. Dank beider Verfahren lässt sich die invasive Diagnostik bei Epilepsie präzise, zeitsparend und damit für den Patienten noch schonender als bisher durchführen.

Über ein Prozent der Bevölkerung weltweit leidet unter Epilepsie. Etwa jeder dritte Betroffene wird auch mit Medikamenten nicht anfallsfrei. Der letzte Ausweg: eine Operation. Vor jedem Eingriff muss der Anfallsherd im Gehirn genau bestimmt werden. Um ihn zu lokalisieren, implantieren Neurochirurgen einigen Patienten Tiefenelektroden – dünne, biegsame Stäbchen, die anschließend die räumliche Auswertung eines Elektroenzephalogramms (EEG) erlauben.

Präzise, schnell, zuverlässig: Neuronavigation und intraoperatives MRT

Das gängigste Verfahren zum Einsetzen dieser Tiefenelektroden war bislang das minimalinvasive Verfahren der rahmengebundenen Stereotaxie. Hierbei wird vor der OP in einer aufwendigen Prozedur ein Rahmensystem an den Schädelknochen des Patienten fixiert. Diese Methode wird nun zunehmend von der rahmenlosen Stereotaxie – der sogenannten Neuronavigation – abgelöst: Auf den dauerhaften Rahmen um den Kopf des Patienten kann jetzt bei der Elektrodenimplantation verzichtet werden, was den zeitlichen und logistischen Aufwand deutlich reduziert und dem Operateur das OP-Feld voll zugänglich macht.

Bei der Neuronavigation wird das Operationsfeld, das der Neurochirurg während des Eingriffs im OP-Mikroskop vor sich sieht, mit einem vorher aufgenommenen, dreidimensionalen MRT-Bild des Gehirns verknüpft. Jeder Punkt des OP-Feldes wird also exakt einem Punkt im virtuellen Bildraum zugeordnet. So machen die Epilepsiechirurgen auch schützenswerte Funktionsareale wie das Sprach- oder das Bewegungszentrum im Kopf des Patienten sichtbar. Die präoperativen MRT-Bilder und das zusätzliche intraoperative MRT werden während des Eingriffs kontinuierlich miteinander „verschmolzen“. „Dank des intraoperativen MRTs können wir die Lage der implantierten Elektroden permanent überprüfen und bei Bedarf sofort korrigieren, Hirnblutungen ausschließen und dem Patienten einen weiteren Eingriff ersparen“, erklärt Prof. Dr. Karl Rössler, Leiter der Arbeitsgruppe Epilepsiechirurgie der Neurochirurgie des Uni-Klinikums Erlangen. Dank der Kombination aus Neuronavigation und kontinuierlicher MRT-Überwachung konnte die frühere OP-Dauer von bis zu vier Stunden auf weniger als zwei Stunden reduziert werden. „So ist die Narkosezeit deutlich kürzer und die Implantation von Tiefenelektroden insgesamt für den Patienten weniger belastend“, sagt Prof. Rössler und fügt hinzu: „Eine gute Nachricht für die wachsende Zahl von Betroffenen, deren Epilepsie einer weiteren invasiven Abklärung bedarf.“

Erst kürzlich veröffentlichten die Neurochirurgen des Uni-Klinikums Erlangen ihre Forschung zu dieser Kombinationsmethode in dem international renommierten Magazin „World Neurosurgery“ und präsentierten sie auf dem zwölften Europäischen Epilepsiekongress in Prag.


Fachartikel in World Neurosurgery:

http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1878875016305022

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Karl Rössler

Tel.: 09131/85-33001

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26.09.2016 Freie Sicht ins Innere des Körpers-Selbstreinigungseffekt ermöglicht zukünftig patientenschonendere und effizientere Endoskopien
uni | mediendienst | forschung Nr. 56/2016

Ein international und interdisziplinär aufgestelltes Forscherteam aus Medizinern und Materialwissenschaftlern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und der Harvard University haben eine neuartige Beschichtung für Endoskoplinsen entwickelt, die es ermöglicht, den durch Körperflüssigkeiten verursachten Sichtverlust bei dieser Untersuchungsmethode zu verringern. So wird die Untersuchungszeit verkürzt und der Patient geschont. Die neuartige Beschichtung, die das Team um Harvard-Wissenschaftlerin Prof. Dr. Joanna Aizenberg in enger Kooperation mit Prof. Dr. Nicolas Vogel vom FAU-Exzellenzcluster Engineering of Advanced Materials (EAM) entwickelte, beschreibt eine neue Studie im amerikanischen Fachjournal Proceedings of the National Academy of Sciences.

Endoskopie ist ein wesentlicher Bestandteil moderner Medizin und Diagnostik. Diese Kamera-basierte Untersuchungsmethode ohne oder mit Hilfe von kleinen chirurgischen Eingriffen ermöglicht einen einzigartigen Blick in den lebenden Organismus. Sie ist die Basis für minimalinvasive operative Eingriffe, die Patienten weniger belasten und so dazu beitragen, Krankenhausaufenthalte und Kosten zu verringern. Jedes Endoskop ist mit einer Kamera und einem optischen System mit Beleuchtung ausgestattet, auf die der Chirurg zur Orientierung, Diagnose und Entnahme von Gewebeproben angewiesen ist. Ein grundlegendes Problem dieser modernen Diagnosemethode ist ein Verlust des Sichtfeldes durch Verschmutzung der Kameralinse mit Körpersekreten, wodurch eine präzise Steuerung des Gerätes verhindert und optische Diagnosen erschwert werden. Die Folge sind längere Behandlungszeiten und mögliche Komplikationen durch Reinigungsschritte oder notwendige Wiederholungsuntersuchungen.

Neuartige Beschichtung verringert Verlust des Sichtfeldes in Endoskopie-Prozeduren

Die in den USA und Erlangen entwickelte neuartige Beschichtung für Endoskoplinsen ermöglicht es, die Verschmutzung des Untersuchungsgerätes mit Körpersekreten effizient zu minimieren und so für freie Sicht zu sorgen. Die Schleier- und Schlierenbildung durch eine Benetzung mit Körperflüssigkeiten wird dadurch deutlich vermindert. Somit wird aufgrund der neuen Beschichtung eine beispiellose Klarheit des Sichtfeldes während der gesamten Untersuchung sichergestellt. Den an der Studie beteiligten Erlanger Wissenschaftler Nicolas Vogel stimmen die Ergebnisse optimistisch: „Die Beschichtung könnte dazu führen, dass Endoskopie-Untersuchungen für den Patienten bald kürzer und mit weniger Risiken durchgeführt werden können. Für uns war es wichtig zu sehen, dass die Beschichtung nicht nur unter Laborbedingungen, sondern auch in realen, klinischen Szenarien wirkungsvoll ein freies Sichtfeld ermöglicht.“

Die Studie beruht auf Ergebnissen von Lungenuntersuchungen, sogenannten Bronchoskopien, könnte aber nach Meinung von Vogel auf andere Endoskopietechniken übertragen werden: „Die Lunge ist aus Sicht einer Kameralinse eine ziemlich feindselige Umgebung. Diese ist warm, feucht und insbesondere bei kranken Patienten voll mit sehr klebrigen Lungensekreten. Bei der Entnahme von Gewebe kann es darüber hinaus zu starken Blutungen kommen. Unsere Beschichtung konnte die Verschmutzung der Linse mit all diesen Sekreten stark reduzieren.“ Im Rahmen von Reinigungsschritten muss das Endoskop häufig komplett aus der Lunge entfernt werden, wodurch das Risiko erhöht wird, dass die Wunde verunreinigt und so Entzündungen ausgelöst werden können. Aus Sicht der an der Studie beteiligten Ärzte hilft die Beschichtung daher nicht nur, endoskopische Untersuchungen effizienter und schonender zu gestalten, sondern auch, das Risiko von Infektionen durch Reinigungsschritte deutlich zu verringern. 

Die Beschichtung der Linse – eine Inspiration aus der Natur

Die Inspiration für diese innovative Beschichtung kommt aus der Natur, in der verschiedene Organismen unterschiedliche Strategien zur Selbstreinigung ihrer Oberflächen entwickelt haben. Die Blätter der Lotuspflanze beispielsweise verhindern durch ihre einzigartige Oberflächenbeschaffenheit wirksam eine Benetzung mit Wasser und somit Verschmutzung der Blattoberfläche. Dieser Effekt wird mittlerweile vielseitig technologisch eingesetzt und findet sich zum Beispiel in schmutzabweisenden Fassadenanstrichen oder den wasserabweisenden Beschichtungen der neuesten Smartphone-Generation. Körpersekrete, die oft stark haftende Proteine beinhalten sowie Flüssigkeiten mit niedriger Oberflächenspannung wie Öle, Seifenlösungen und organische Lösungsmittel bringen solche Lotusbeschichtungen allerdings schnell an ihre Grenze. Eine alternative Strategie für das Design von selbstreinigenden Beschichtungen weist die Kannenpflanze aus der Nepenthes-Pflanzenfamilie auf. Im Gegensatz zur wasserabweisenden Lotuspflanze verwenden diese fleischfressenden Pflanzen eine poröse Struktur, um ihre Oberfläche mit einem dünnen Wasserfilm zu überziehen, wodurch die Oberfläche extrem glatt und rutschig wird. Eine zweite, kontaminierte Flüssigkeit kann nicht in direkten Kontakt mit der festen Pflanzenoberfläche treten und rutscht von dem imprägnierten Flüssigkeitsfilm ab. Vergleichbar ist dieser Effekt mit dem Gleiten von Schlittschuhen auf einer Eisoberfläche, bei dem ein dünner Wasserfilm unter den Kufen als Gleitmittel wirkt.

Vom Labor in den OP

Die Strategie der Kannenpflanze verwendeten die Wissenschaftler in der Studie, um auch stark haftende Körperflüssigkeiten abzuweisen: Eine dünne Schicht aus Silika-Nanopartikeln auf einer Glasoberfläche sorgt für die notwendige Oberflächenrauhigkeit. Die geringe Größe der verwendeten Strukturen ermöglicht dabei eine komplette Transparenz der Beschichtung – eine wichtige Voraussetzung für die Anwendung in der Endoskopie. Die Oberfläche dieser porösen Schicht wird nun so funktionalisiert, dass nicht Wasser - wie bei der Kannenpflanze -, sondern ein dünner Film aus Silikonöl in die Struktur gebunden wird. Solche Öle sind gesundheitlich unbedenklich und werden häufig in Salben, Kosmetika oder als Gleitmittel eingesetzt. Wässrige Körperflüssigkeiten, die in Kontakt mit einem so beschichteten Glasträger kommen, sitzen nun auf einem dünnen Film von Silikonöl, ohne in direkten Kontakt mit der darunterliegenden Oberfläche zu kommen. Dies erzielt eine erstaunlich effiziente Abweisung: die Flüssigkeit rutscht förmlich von der beschichteten Oberfläche.

Nach sorgfältiger Charakterisierung der abweisenden Wirkung der Beschichtung im Labor und dem Nachweis, dass die Beschichtung keine negativen gesundheitlichen Auswirkungen zeigt, testeten Ärzte der Harvard Medical School die abweisende Wirkung in der medizinischen Praxis. Die Beschichtungen wurden mit einem speziellen Silikonklebstoff an ein konventionelles Endoskop befestigt und dessen Anwendbarkeit in Schweinelungen untersucht. Die durchschnittliche Zeit zum Entfernen einer Verschmutzung auf der Endoskoplinse konnte so von mehr als einer Minute auf wenige Sekunden verkürzt werden und auch nach starken Blutungen sorgte die Beschichtung für ein freies Sichtfeld des Endoskops. „Eine Minute Reinigungszeit im Vergleich zu ein paar Sekunden hört sich nicht viel an, aber wenn man im OP neben dem Arzt steht, macht es einen Riesenunterschied“, erklärt Vogel.

Originalveröffentlichung: Joanna Aizenberg, Nicolas Vogel et al.: "Transparent Antifouling Material for Improved Operative Field Visibility in Endoscopy", PNAS (für Journalisten ab 26.9.16 einsehbar mittels Manuskriptnummer 2016-05272R in der PNAS Early Edition (EE) http://www.pnas.org/content/early/recent).

Pressebild zum Download: Prof. Dr. Nicolas Vogel (Bild: FAU/Georg Pöhlein): www.fau.de/files/2016/09/gp_vogel-nicolas_8199av.jpg

 

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26.09.2016 Immunisierung gegen Krebs
Presseseite "FAU aktuell" der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Liebe Journalistinnen und Journalisten,
 
wir möchten Sie darauf hinweisen, dass ein neuer Expertenkommentar auf der Presseseite "FAU aktuell" der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg online gegangen ist: https://www.fau.de/2016/09/news/nachgefragt/immunisierung-gegen-krebs/
 
 
Immunisierung gegen Krebs
Prof. Dr. Udo Gaipl über einen Paradigmenwechsel in der Strahlenforschung
 
Auch dreißig Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl erkranken noch immer Menschen an den Folgen der freigesetzten Strahlung. Schon deshalb ist es enorm wichtig zu verstehen, wie radioaktive Strahlung lokal im Körper wirkt und welche systemischen Begleiterscheinungen sie hervorruft. Mit diesen Fragen beschäftigen sich Mediziner, Biologen und Physiker aus ganz Europa auf der Jahreskonferenz der Gesellschaft für Biologische Strahlenforschung (GBS), die vom 26. bis 28. September 2016 in Erlangen stattfindet. Wir haben mit dem Kongresspräsidenten Prof. Dr. Udo Gaipl, Leiter der Strahlenimmunbiologie an der Strahlenklinik des Universitätsklinikums Erlangen, über neue Erkenntnisse der Strahlenbiologie und ihre Anwendung auf die Krebstherapie gesprochen.
 
Womit genau beschäftigt sich die Strahlenbiologie und speziell die Strahlenimmunbiologie?
Die klassische Strahlenbiologie erforscht die Wirkung ionisierender Strahlung auf den Organismus. Untersucht werden vor allem lokale Zelleffekte wie die Schädigung und Reparatur der DNA. Die Strahlenmedizin setzt diese Effekte gezielt ein, um Tumorzellen abzutöten. Die Strahlenimmunbiologie beschäftigt sich mit nachgeschalteten Effekten, da die geschädigten und gestressten Zellen ihre Oberfläche und ihr Umgebungsmilieu verändern. Dies ist wichtig, um systemische und immunvermittelte Reaktionen gegen Tumoren und auch gegen Metastasen zu erzeugen.
 
Vor 30 Jahren hat es in Tschernobyl das schwerste Reaktorunglück in der Geschichte der Menschheit gegeben. Was weiß man heute über die Folgen?
Neben akuten Folgen, etwa der Strahlenkrankheit, können solche Unfälle zu lang anhaltenden Schädigungen führen, zum Beispiel zu Tumorerkrankungen, die durch Mutationen ausgelöst werden. Darüber hinaus stellen wir langfristige Veränderungen im Immunstatus der Betroffenen fest.
 
Lassen sich diese Erkenntnisse für die Strahlentherapie nutzen?
Unbedingt. In der Strahlenmedizin hat es in den vergangen Jahren einen Paradigmenwechsel gegeben: Einerseits hat die Strahlentherapie sich technisch stark weiterentwickelt, sodass heute deutlich höhere Dosen bei der Bekämpfung von Tumoren appliziert werden können. Zugleich rückt die systemische Komponente immer stärker in den Fokus: Strahlung wirkt nicht nur lokal intensiv mit unserer DNA, sie hat über nachgeschaltete Prozesse auch viele systemische und immunologische Konsequenzen. Wir nutzen diese abscopalen Effekte der Bestrahlung, indem wir das Immunsystem gezielt aktivieren oder Immununterdrückungen beseitigen, die durch den Tumor hervorgerufen werden.
 
Welche Erfolge erzielen Sie dabei?
Die Kombination aus Strahlentherapie und Immuntherapie kann lang anhaltende Anti-Tumor-Immunreaktionen auslösen, das heißt, nach Beseitigung des Tumors besteht weiterhin Schutz gegen das erneute Auftreten der spezifischen Krebsart.
 
Auf der Jahrestagung der GBS kommen Mediziner, Biologen und Physiker zusammen. Was kann diese interdisziplinäre Zusammenarbeit für die weitere Entwicklung der Strahlenmedizin leisten?
Zunächst einmal arbeiten die Physiker permanent an der technischen Weiterentwicklung der Bestrahlungsgeräte. Ohne sie könnten wir heute keine solch hohen Dosen applizieren und zugleich das umliegende gesunde Gewebe schonen. Die Biologen ergründen die Mechanismen der Radioimmunologie, um Klinikern quasi Anleitung geben zu können, wie und in welcher zeitlichen Abfolge die Strahlentherapie mit Immuntherapeutika kombiniert werden sollte. Und die Mediziner setzen schließlich die präklinischen Daten in klinische Studien um – „from lab to clinic and back“, wie wir sagen. Insgesamt eine sehr fruchtbare und für die Patienten gewinnbringende Kooperation.
 
Weitere Informationen zur Tagung: http://www.strahlenklinik.uk-erlangen.de/fort-und-weiterbildung/gbs-2016/
 
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Udo Gaipl
Tel.: 09131/85-44258
udo.gaipl@uk-erlangen.de
 
Selbstverständlich steht es Ihnen frei, den Beitrag journalistisch zu verwerten. Schauen Sie doch einfach mal auf unserer Rubrik "Nachgefragt" vorbei - dort finden Sie Meinungsbeiträge von Wissenschaftlern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zu aktuellen Themen aus Gesellschaft, Politik und Wissenschaft: http://blogs.fau.de/news/category/fau-aktuell/nachgefragt/    
 
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26.09.2016 BÄK für weltweites Verbot von Atomwaffen
Pressenachricht der Bundesärztekammer

Berlin, 26.09.2016 - Die Bundesärztekammer (BÄK) fordert die Bundesregierung dazu auf, sich ab sofort aktiv für die Verhandlung eines weltweiten Verbots von Atomwaffen einzusetzen. Der Vorstand der BÄK hatte sich auf seiner August-Sitzung dafür ausgesprochen, einen entsprechenden Appell der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) zu unterstützen. Darüber hinaus wird in dem Apell auch ein umgehendes Verbot der Stationierung von Atomwaffen in Deutschland gefordert.

„In einer unsicheren Welt schaffen Atomwaffen keine Sicherheit, sondern bergen untragbare Risiken“, heißt es in dem Appell. Die Arbeit der Beschäftigten im Gesundheitswesen stehe im Dienste
der Menschen und der Humanität. Daher könnten sie nicht zur drohenden Vernichtung der Menschheit durch einen gewollten oder versehentlichen Einsatz von Atomwaffen schweigen.

Hintergrund des Appells sind die zu diesem Thema für Oktober 2016 terminierten Beratungen der Generalversammlung der Vereinten Nationen. Dann wird voraussichtlich darüber abgestimmt, ob Verhandlungen über die völkerrechtliche Ächtung von Atomwaffen beginnen sollen.

Weitere Informationen unter
www.gesundheitsappell-atomwaffenverbot.de

 



23.09.2016 Laufen für den guten Zweck
uni | mediendienst | aktuell Nr. 157/2016

Sport machen und Gutes tun – nicht nur für sich selbst, sondern auch für krebskranke Patienten: Dazu laden das Ernährungsteam der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath) des Universitätsklinikums Erlangen, das Comprehensive Cancer Center Erlangen-EMN und der Verein Ernährung und Sport bei Krebs ein. Bereits zum dritten Mal findet am Sonntag, 16. Oktober 2016, der Lauf gegen Krebs im Erlanger Schlossgarten statt. Erwartet werden wieder rund 1.700 Teilnehmer, die mit jeder absolvierten Runde Spendengelder für die Krebsforschung und -prävention sammeln. Eine Anmeldung ist online noch bis Sonntag, 9. Oktober 2016, möglich.
 
„Die ersten beiden Benefizveranstaltungen waren ein voller Erfolg und auch für dieses Jahr sind bereits zahlreiche Anmeldungen eingegangen. Wir sind begeistert, dass so viele Menschen unsere Aktion unterstützen und auch so viele Kinder mit großem Lauf-Spaß dabei sind!“, freuen sich einstimmig die Organisatoren Prof. Dr. Yurdagül Zopf, Dr. Hans Joachim Herrmann und Prof. Dr. Jürgen Siebler (alle Medizin 1) sowie Helmut Müller und John Stackmann (beide SG Siemens Erlangen). Insgesamt sind in den vergangenen zwei Jahren über 20.000 Euro erlaufen worden. Das Geld wird für Forschungsprojekte und Aufklärungsmaßnahmen zu Fragen von Ernährung und Sport sowie für sport- und bewegungstherapeutische Programme bei Krebserkrankungen verwendet, die Bürgern aus der Region zugutekommen.
 
Sport, Bewegung und eine gesunde Ernährung können nicht nur das Risiko für eine Krebserkrankung senken, sie haben auch einen entscheidenden Einfluss auf die Behandlung und die Prognose nach einer Krebstherapie. Mit dem Lauf gegen Krebs möchten die Organisatoren ein Zeichen für die Bedeutung von Bewegung und Ernährung in der Vorsorge und der Therapie einer Krebserkrankung setzen. Schirmherr der Veranstaltung ist Prof. Dr. Joachim Hornegger, Präsident der FAU Erlangen-Nürnberg.
 
Ausschreibung
Das Programm beginnt am Sonntag, 16. Oktober 2016, um 11.00 Uhr. Nach dem Bambini-Lauf um 12.00 Uhr und dem Lauf für Schüler um 12.30 Uhr werden die jugendlichen und die erwachsenen Läufer ab 13.15 Uhr in fünf Gruppen auf die Strecke geschickt. Der vollkommen flache Rundkurs führt ca. 900 m durch den Erlanger Schlossgarten. Start- und Zielbereich befinden sich in unmittelbarer Nähe zum Erlanger Schloss. Die gelaufenen Runden werden automatisch mittels Transponder-Chip erfasst. Die Startgebühr für den Lauf der Jugendlichen und der Erwachsenen beträgt 3,00 Euro; die Teilnahme an den Bambini- und den Schülerläufen ist kostenfrei.
 
Website des Laufs gegen Krebs mit Link zur Anmeldung: www.laufgegenkrebs.de
 
Website des Vereins Ernährung und Sport bei Krebs e. V.: www.numeas.de
 
Weitere Informationen:
Doris Bittner
Tel.: 09131 85-45218
doris.bittner@uk-erlangen.de
 
Bildmaterial zum Download finden Sie unter: https://www.fau.de/files/2016/09/15_M1_Lauf_gegen_Krebs_34_presse.jpg
Bildunterschrift: Am 16. Oktober 2016 wird der Erlanger Schlossgarten wieder zur Laufstrecke. Fotonachweis: Uni-Klinikum Erlangen
 
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Newsletter der Bayerischen Landesärztkammer mit diesen Themen
Newsletter BLÄK September 2016

Und das sind unsere Themen:

Tätigkeitsbericht 2015/2016
Der Tätigkeitsbericht 2015/2016 ist erschienen.

Pressemitteilungen
Terror, Amoklauf und die ärztliche Schweigepflicht

Aktuelle Meldungen
Elektronischer Arztausweis – Antragsstellung jetzt!
Aufgrund der Regelungen des e-Health-Gesetzes ("E-Health-Gesetz", Bayerisches Ärzteblatt, Heft 5/2016, Seite 222) erwarten wir zum Ende des Jahres 2016 hin eine Zunahme an Anträgen auf den elektronischen Arztausweis (eArztausweis). Die wesentliche Aufgabe der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) als Herausgeberin dieser eArztausweise ist die Prüfung der Antragsunterlagen und die Bestätigung der Arzteigenschaft. Wir weisen darauf hin, dass wegen der zur Verfügung stehenden Ressourcen eine Bestätigung der Arzteigenschaft nur dann rechtzeitig sichergestellt ist, wenn der Antrag bis zum 15. November 2016 bei der BLÄK eingegangen ist (Ausweisauslieferung bis zum Jahresende). Der elektronische Arztausweis kann im "Meine BLÄK"-Portal → eArztausweis beantragt werden.

Wundbotulismus bei Drogenkonsumenten
Das Robert Koch-Institut (RKI) hat erneut aufgrund eines aktuellen Falles von Wundbotulismus bei einem Drogenkonsumenten darauf hingewiesen, dass klinische Verdachtsfälle unverzüglich nach § 6 Abs. 1 Infektionsschutzgesetz an das örtlich zuständige Gesundheitsamt zu melden sind. Weitere Informationen finden Sie im "Meine BLÄK"-Portal → Aktuelle Meldungen

Weiterbildung
Seminartage Weiterbildung Allgemeinmedizin im neuen Format
SemiWAM – Seminartage Weiterbildung Allgemeinmedizin gehen weiter. Wir freuen uns, Ihnen die nächsten Termine für das Jahr 2016 bekannt geben zu können. Interessierte können sich für weitere Informationen und zur Anmeldung an die Koordinierungsstelle Allgemeinmedizin (KoStA) unter Telefon 089 4147-403, E-Mail: koordinierungsstelle@kosta-bayern.de wenden.
» Termine 2016

Medizinische Fachangestellte (MFA)
Ergänzungsprüfung für die Anrechnung der Qualifikation einer/eines VERAH auf die Nichtärztliche Praxisassistentin (NäPa) nach dem Memorandum of Understanding
Die nächsten Termine zur Ergänzungsprüfung für die Anrechnung der Qualifikation einer/eines VERAH auf die Nichtärztliche Praxisassistentin (NäPa) nach dem Memorandum of Understanding mit jeweils 50 Teilnehmern finden am Mittwoch, den 21. September 2016, um 15.00 Uhr und 17.00 Uhr statt. Anmeldeschluss ist der 16. September 2016. (mehr)

Veranstaltungen 2016
Ärzte und Selbsthilfe im Dialog. Diagnose: Brustkrebs. Prognose: Leben! am Mittwoch, 12. Oktober 2016 im Ärztehaus Bayern. (mehr)

Woche der Gesundheit und Nachhaltigkeit vom 17. bis 21. Oktober 2016
Ärztinnen und Ärzte werden gesucht, die mit Informationsstunden an der „Woche der Gesundheit und Nachhaltigkeit“, mitwirken möchten. Diese findet an den bayerischen Schulen vom 17. bis 21. Oktober 2016 unter dem Motto „Energie: nicht allein die Menge macht’s“ statt. Mehr dazu unter www.blaek.de → Mitteilungen

75. Bayerischer Ärztetag (BÄT) vom 21. bis 23. Oktober 2016 in Schweinfurt.

Bayerischer Fortbildungskongress (BFK) am 2. und 3. Dezember 2016 in Nürnberg.

15. Suchtforum in Bayern (Wiederholungsveranstaltung) "Schmerz(medizin) trifft Sucht(medizin) – Schmerzmittel zwischen Fluch und Segen?!" der Bayerischen Akademie für Sucht- und Gesundheitsfragen, der Bayerischen Landesapothekerkammer, der Bayerischen Landeskammer der Psychologischen Psychotherapeuten und der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Landesärztekammer findet am Freitag, 2. Dezember 2016 in der Meistersingerhalle Nürnberg, Kleiner Saal, Münchener Straße 19, 90478 Nürnberg, statt. Die Teilnahme ist kostenfrei und wird mit 5 Fortbildungspunkten auf das Fortbildungszertifikat anerkannt.
» Einladung
» Fortbildungskalender

„Durchstarten mit der BLÄK“ – „Wie werde ich Facharzt?“, „Was zeichnet einen guten Arzt aus?“, „Was macht eigentlich die Selbstverwaltung?“. Diese und weitere Fragen beantworten Experten aus der BLÄK Medizinstudentinnen und -studenten am 2. Dezember 2016, von 14.00 bis 16.30 Uhr in der Meistersingerhalle Nürnberg. Um vorherige Anmeldung per E-Mail an seminare@blaek.de gebeten.

Bayerisches Ärzteblatt 9/2016
In der aktuellen Ausgabe des Bayerischen Ärzteblattes, siehe auch www.blaek.de oder www.bayerisches-aerzteblatt.de, lesen Sie unter anderem Beiträge zu folgenden Themen:

    •  S3-Leitlinie: „Die atraumatische Femurkopfnekrose des Erwachsenen“ (mehr)
    •  Blick über Ländergrenzen (mehr)
    •  Interessenkonflikte (mehr)
    •  Unbeobachtet im Internet, gibt's das noch? (mehr)

Die E-Paper-Ausgabe finden Sie hier.

Die Ausgaben des Bayerischen Ärzteblattes können auch komfortabel auf iPads und iPhones, auf Tablet-PCs und Smartphones gelesen werden. Für iPads steht im App Store die App "iFlipViewer" zur Verfügung. Mit dieser können die Dokumente auch heruntergeladen und offline gelesen werden.
Fortbildungspunkte können in jeder Ausgabe des Bayerischen Ärzteblattes online erworben werden. Den aktuellen Fragebogen und weitere Informationen finden Sie unter http://www.blaek.de/online/fortbildung/start.cfm oder www.blaek.de (Ärzteblatt/Online-Fortbildung).
 
Fortbildungskalender online unter www.blaek.de > Fortbildung > Fortbildungskalender

Fortbildungsveranstaltungen der BLÄK
» zu den Seminaren (allgemeine Informationen)
» Seminare mit Veranstaltungsterminen (aktuelles Bayerisches Ärzteblatt 9/2016)

Bayerisches Ärzteblatt – Sie haben die Wahl: Online oder Papier
Sie können wählen: Das Bayerische Ärzteblatt weiterhin als Papierausgabe per Post erhalten oder jede Ausgabe bequem am Bildschirm lesen. Die Umstellung auf die Online-Variante erfolgt im "Meine BLÄK"-Portal. Wer weiterhin das gedruckte Bayerische Ärzteblatt per Post erhalten möchte, muss nichts tun. (mehr)

Arzneimittelinformationen der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ), Aktuelle Meldungen (mehr)

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Impressum
Dieser Newsletter ist eine Publikation der Bayerischen Landesärztekammer, Mühlbaurstraße 16, 81677 München
Redaktion: Dagmar Nedbal, Leiterin der Pressestelle, Redaktion Bayerisches Ärzteblatt, Internet,
Telefon: 089 4147-186, Fax: 089 4147-202, E-Mail: onlineredaktion@blaek.de

Sollten Sie aus unserer Versandliste entfernt werden wollen, dann können Sie sich hier abmelden:
http://www.blaek.de/service/newsletter/newsletter_abmeldung.cfm?id=3793&email=kontakt@aekv-erlangen.de

Hinweis: Am 2./3. Dezember 2016 findet unser Bayerischer Fortbildungskongress (BFK) mit praxisrelevanten Kursen und Seminaren statt. Aktuelle Informationen dazu finden Sie auf der Homepage www.bfk-blaek.de .












 

08.09.2016 „Diagnose: Brustkrebs. Prognose: Leben!“
„Ärzte und Selbsthilfe im Dialog“,am 12. Oktober in München

Die Veranstaltungsreihe „Ärzte und Selbsthilfe im Dialog“, von Bayerischer Landesärztekammer und Kassenärztlicher Vereinigung gemeinsam durchgeführt, wird in diesem Jahr dem Thema „Diagnose: Brustkrebs. Prognose: Leben!“ gewidmet. Ärztliche Vorträge aus Klinik und Praxis mit Diskussionsrunden und die Vorstellung von Selbsthilfegruppen sollen den Austausch zwischen Ärzten, Psychotherapeuten und Patienten, deren Angehörige und Aktive in der Selbsthilfe fördern.

Die Fortbildungsveranstaltung findet am Mittwoch, 12. Oktober 2016, von 15.30 bis 19.00 Uhr im Ärztehaus Bayern, Mühlbaurstraße 16, 81677 München, statt. Für diese Veranstaltung erhalten Sie drei Fortbildungspunkte.

Im Anhang das vollständige Programm mit Informationen zur Anmeldung.

Download als PDF-Datei

Programm: Diagnose: Brustkrebs. Prognose: Leben!

22.09.2016 Schulgesundheitswoche vom 17. – 21. Oktober 2016
„Energie: nicht allein die Menge macht’s“

Woche der Gesundheit und Nachhaltigkeit vom 17. bis 21. Oktober 2016
Ärztinnen und Ärzte werden gesucht, die mit Informationsstunden an der „Woche der Gesundheit und Nachhaltigkeit“, mitwirken möchten. Diese findet an den bayerischen Schulen vom 17. bis 21. Oktober 2016 unter dem Motto „Energie: nicht allein die Menge macht’s“ statt. Zur Vorbereitung der Schulgesundheitswoche gibt es hier auf der Homepage im "Meine BLÄK"-Portal kostenlose Vorträge zum Downloaden. Änderungen können ohne Rückfragen vorgenommen werden. Kolleginnen und Kollegen können sich an die Ärztlichen Kreisverbände bzw. direkt an die Schulleitungen wenden, wenn sie anlässlich der Schulgesundheitswoche mitwirken wollen. Für Rückfragen steht Ihnen bei der Bayerischen Landesärztekammer Dr. Ulrike Seider per E-Mail: u.seider@blaek.de oder unter der Telefonnummer 089 4147-316 zur Verfügung.

16.08.16 Terror, Amoklauf und die ärztliche Schweigepflicht
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

„Die bislang bekannt gewordenen Hintergründe der schrecklichen Bluttaten von Würzburg, München und Ansbach dürfen nicht zu vorschnellen rechtlichen Entscheidungen verleiten, wie etwa einer möglichen Lockerung der ärztlichen Schweigepflicht“, schreibt Dr. Max Kaplan, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) im Leitartikel der September-Ausgabe des Bayerischen Ärzteblattes. Nach dem Berufsrecht der BLÄK haben Ärztinnen und Ärzte über das, was ihnen in ihrer Eigenschaft als Arzt anvertraut oder bekannt geworden ist zu schweigen (§ 9 Berufsordnung). Gemäß § 203 Strafgesetzbuch (StGB) können Ärzte sogar zu Freiheitsstrafen verurteilt werden, wenn sie ihre Schweigepflicht verletzen. Ärzte dürfen jedoch Auskunft geben, soweit die Offenbarung zum Schutz eines „höherwertigen Rechtsgutes“ erforderlich ist. Wann dies den Bruch der Schweigepflicht rechtfertigt, kann nur aufgrund der konkreten Umstände des Einzelfalls unter Zugrundelegung der Vorschrift des § 34 StGB über den „rechtfertigenden Notstand“ entschieden werden. „Wir können aber davon ausgehen, dass das Interesse an der Abwehr konkreter ‚Gefahren für Leib, Leben oder Gesundheit‘ höherwertig ist gegenüber dem Geheimhaltungsinteresse des Patienten“, so Kaplan.

Die Frage, ob nicht jemand, der sich intensiv und professionell mit der Psyche eines späteren Täters befasst hat, das Unglück vorhersehen und verhindern hätte können, beschäftige derzeit unsere Gesellschaft; sie dürfe aber nicht auf dem Umweg über die ärztlichen Schweigepflicht beantwortet werden. Diese sei die Voraussetzung dafür, dass Menschen, die an psychischen Störungen litten, einen Arzt aufsuchten, weil sie sich nicht vor Stigmatisierungen oder Anzeigen fürchten müssten. „Gerade in den Sektoren Soziales, Bildung und Gesundheit müssen wir für mehr Information und Aufklärung sorgen. Wir Ärztinnen und Ärzte sind Schlüsselpersonen, um Anzeichen für Gewalt zu erkennen und zu diagnostizieren. Damit haben wir die Chance, frühzeitig für die betroffenen Patienten, geeignete Interventionen und notwendige Therapien einzuleiten bzw. diese vorzunehmen“, ist Kaplan überzeugt. Eine Erhöhung der Sicherheitsmaßnahmen sei sicherlich wichtig, doch auch hier müsse die Verhältnismäßigkeit stimmen. „Mindestens so wichtig wie das Sicherheitskonzept, ist ein Konzept, wie wir in den verschiedenen Lebenswelten wieder unsere Werte leben: Wertschätzung, Rücksichtnahme und Respektierung des Einzelnen aber auch ein Leben in gegenseitiger Verantwortung“. Die bestehenden gesetzlichen Regelungen sind für uns Ärztinnen und Ärzte voll ausreichend.

Mehr zu „Terror, Amoklauf und die ärztliche Schweigepflicht“ lesen Sie in der Ausgabe 9/2016 des Bayerischen Ärzteblattes unter www.bayerisches-aerzteblatt.de.

Pressestelle
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Hinweis: Am 2./3. Dezember 2016 findet unser Bayerischer Fortbildungskongress (BFK) mit praxisrelevanten Kursen und Seminaren statt. Aktuelle Informationen dazu finden Sie auf der Homepage www.bfk-blaek.de .

10.08.2016 Montgomery warnt vor Lockerung der ärztlichen Schweigepflicht
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 10.08.2016 -Zu der Diskussion über eine mögliche Lockerung der ärztlichen Schweigepflicht, wie sie nach Medienberichten die Unions-Innenminister in einer Berliner Erklärung vorsehen, erklärt der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery:

„Die angespannte innenpolitische Sicherheitslage darf nicht zu vorschnellen politischen und rechtlichen Maßnahmen verleiten. Das Patientengeheimnis dient dem Schutz der Privatsphäre der Patientinnen und Patienten und wird als Grundrecht durch die Verfassung geschützt. Nur eine weitgehend uneinge-schränkte ärztliche Schweigepflicht schafft die Voraussetzungen für das unerlässliche Vertrauensverhältnis zwischen Patientinnen und Patienten und Ärztinnen und Ärzten.

Nach dem Berufsrecht der Ärztekammern haben Ärzte über das, was ihnen in ihrer Eigenschaft als Arzt anvertraut oder bekannt geworden ist - auch über den Tod des Patienten hinaus - zu schweigen. Gemäß § 203 Strafgesetzbuch können Ärzte sogar zu einer Freiheitsstrafe verurteilt werden, wenn sie ihre
Schweigepflicht verletzen. Ärzte dürfen jedoch Auskunft geben, insbesondere wenn sie von der Schweigepflicht entbunden worden sind oder soweit die Offenbarung zum Schutze eines
höherwertigen Rechtsgutes erforderlich ist.

Wann dies den Bruch der Schweigepflicht rechtfertigt, kann nur aufgrund der konkreten Umstände des Einzelfalls entschieden werden. Um Straftaten gegen Rechtsgüter, wie die Freiheit und die
körperliche Unversehrtheit, zu verhindern, dürfen Ärztinnen und Ärzte im Wege des rechtfertigenden Notstandes nach § 34 StGB von der Schweigepflicht abweichen.

Einem konstruktiven Dialog mit der Politik und den Behörden über konkrete Fallsituationen steht die Ärzteschaft selbstverständlich offen gegenüber.“

Diese Pressemitteilung finden Sie auch im Internet unter www.bundesaerztekammer.de

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Pressemitteilung der Bundesärztekammer Seite 2 von 2





03.08.2016 Protein begünstigt Asthma-Erkrankung
uni | mediendienst | forschung Nr. 47/2016

Asthma ist die häufigste chronische Krankheit bei Kindern in Deutschland. Dennoch ist sie nach wie vor nicht heilbar. Wissenschaftler des Universitätsklinikums der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben neue Erkenntnisse erzielt, die zu einem besseren Verständnis der zugrundeliegenden Mechanismen, die bei der Entstehung der Erkrankung eine Rolle spielen, führen.
 
Asthma ist eine chronisch entzündliche Erkrankung der Atemwege, die in ihrer weltweiten Verbreitung stetig zunimmt. Die Patienten erleiden zum Teil lebensbedrohliche Anfälle mit Atemnot, die unter anderem mit einer vermehrten Schleimproduktion sowie einer Verkrampfung der Bronchialmuskulatur einhergehen. Mediziner unterscheiden je nach Auslöser für die Anfälle zwischen der allergischen und der nicht-allergischen Variante. Die Erkenntnisse der FAU-Wissenschaftlerinnen um Prof. Dr. Dr. Susetta Finotto, Leiterin der Molekular-Pneumologischen Abteilung in der Anästhesiologischen Klinik, Dr. Sonja Koch und Dr. Anna Graser zeigen, dass das Protein NFATc1 (Nuclear factor of activated T cells c1) eine entscheidende Rolle bei der Entstehung der Erkrankung spielt.
 
Die Wissenschaftler fanden in Zusammenarbeit mit der Kinderklinik des Uniklinikums Erlangen im Rahmen der EU-Studie PreDicta heraus, dass Kinder mit Asthma im Alter zwischen vier und sechs Jahren in den Abwehrzellen des Immunsystems eine erhöhte Menge des Eiweißes NFATc1 aufweisen. Dies ist im Besonderen der Fall, wenn die Kinder zusätzlich zur Asthmaerkrankung eine Allergie hatten, z.B. gegen Katzenhaare oder die Hausstaubmilbe. NFATc1 ist dafür bekannt, die Bildung des Botenstoffes Interleukin-9, kurz IL-9, zu fördern. Dieser Botenstoff wiederum kurbelt die Vermehrung spezieller Abwehrzellen an, die die Krankheit allerdings verschlimmern. Außerdem verstärkt IL-9 die Bildung des allergieauslösenden Immunglobulins E (IgE), was zur Ausschüttung entzündungsfördernder Stoffe wie beispielsweise Histamin führt, die das Asthma weiter begünstigen.
 
Ausgehend von diesen Ergebnissen untersuchten die Forscher am Modell, wie sich ein Fehlen des Eiweißes NFATc1 in spezifischen Abwehrzellen des Immunsystems auf die IL-9-Produktion auswirkt. Das Fazit: Im Modell wurde weniger des Botenstoffes IL-9 produziert, wodurch  weniger IgE freigesetzt und dadurch weniger Histamin ausgeschüttet wurde. Folglich beeinflusst NFATc1 die allergische Komponente der Asthmaerkrankung. Die Erkenntnisse könnten dazu beitragen, neue Therapieansätze für allergisches Asthma bei Kindern zu finden.
 
Ihre Ergebnisse haben die FAU-Wissenschaftler kürzlich in der Zeitschrift Journal of Allergy and Clinical Immunology veröffentlicht: Increased expression of nuclear factor of activated T cells 1 drives IL-9-mediated allergic asthma, 2016, J Allergy Clin Immunol, Volume 137, Number 6. DOI: 10.1016/j.jaci.2015.11.047
 
Weitere Informationen:
Dr. Sonja Koch
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s.koch@uk-erlangen.de
 
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03.08.2016 Augentumor: Impfung soll tödliche Krankheit stoppen
uni | mediendienst |aktuell Nr. 140/2016

Bundesweite Studie untersucht Wirksamkeit von Therapie mit Dendritischen Zellen
Bei jedem zweiten Patienten mit einem bestimmten Augenkrebs (Aderhautmelanom oder Uveamelanom) bilden sich trotz Entfernung oder Zerstörung des Tumors lebensbedrohliche Metastasen, vor allem in der Leber. Erstmals soll nun in einer bundesweiten Studie versucht werden, mithilfe einer personalisierten Impfung mit körpereigenen Dendritischen Zellen die Bildung dieser Metastasen zu verzögern oder zu verhindern. Die von der Stiftung Deutsche Krebshilfe geförderte bundesweite Therapiestudie wurde von der Hautklinik (Direktor: Prof. Dr. med. univ. Gerold Schuler) und der Augenklinik (Direktor: Prof. Dr. med. Friedrich Kruse) des Universitätsklinikums Erlangen initiiert.

Die neue Studie wird nun in Kooperation von insgesamt acht Universitätsaugenkliniken (Erlangen, Essen, Hamburg-Eppendorf, Homburg/Saar, Köln, Lübeck, Tübingen und Würzburg) durchgeführt. „Patienten mit der Diagnose ‚Uveamelanom‘ sollten sich sofort nach dem Befund im nächsten Studienzentrum melden“, empfiehlt Studieninitiatorin und Koordinatorin PD Dr. Beatrice Schuler-Thurner. Das Aderhautmelanom, auch Uveamelanom genannt, stellt den häufigsten bösartigen Augentumor des Menschen dar. In Europa erkrankt jeder 100.000ste Mensch daran. Davon verstirbt jeder Zweite innerhalb weniger Monate, weil sein Tumor eine bestimmte genetische Auffälligkeit hat.

„Patienten mit Verdacht auf Uveamelanom, die an der Studie teilnehmen möchten, müssen bereits vor dem Beginn der Behandlung mit einem der Studienzentren Kontakt aufnehmen, da der Tumor für die Herstellung des Impfstoffes speziell verarbeitet werden muss“, sagt PD Dr. Schuler-Thurner. Sobald die Therapie begonnen wurde – also eine Bestrahlung oder operative Entfernung des Tumors durchgeführt wurde, ohne diese speziellen Vorkehrungen zu treffen – können Patienten nicht mehr an der Studie teilnehmen.

Im Rahmen der Studie wird das Tumorgewebe der Patienten direkt nach der Operation zunächst daraufhin untersucht, ob es darin einen Verlust des Chromosoms 3 gibt (Monosomie 3). Diese genetische Auffälligkeit weist auf eine besonders aggressive Form des Aderhautmelanoms hin, dessen Metastasierung derzeit noch nicht verhindert werden kann. „An diesem Punkt soll unsere Therapie ansetzen“, sagt Dr. Schuler-Thurner. Nach der Operation des Tumors wird aus körpereigenen Dendritischen Zellen ein Impfstoff mit präzise auf die individuellen Tumorzellen abgestimmten Krebserkennungsmerkmalen hergestellt, die eine Entwicklung von Tochtergeschwüren verhindern sollen.

Impfung gegen Krebs bei anderen Tumorarten sehr erfolgreich
Die Herstellung der personalisierten Impfstoffe auf Grundlage von isolierten Tumor-Strukturinformationen (RNA) erfolgt in einem Reinraumlabor der Hautklinik des Universitätsklinikums Erlangen aus patienteneigenen gezüchteten Dendritischen Zellen. Die Patienten erhalten dann in den teilnehmenden Augenkliniken insgesamt acht Impfungen über einen Zeitraum von zwei Jahren. Dass das Therapieverfahren bei anderen Krebsarten erfolgreich ist, wurde bereits weltweit im Rahmen von klinischen Studien an Tausenden von Patienten mit zum Beispiel Hautmelanom, Nierenzellkarzinom, Prostatakarzinom oder auch Gehirntumoren gezeigt. Kontakt zur Erlanger Studienzentrale: Tel.: 09131 85-45833, experimentelle-immuntherapie@uk-erlangen.de
Weitere Informationen: www.uker.de/de-augenkrebs
Weitere Informationen:
PD Dr. Beatrice Schuler-Thurner
Tel.: 09131 85-33724
beatrice.schuler-thurner@uk-erlangen.de

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02.08.2016 Erlanger Forscher erprobten Laser-Verfahren zur präziseren Untersuchung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen
uni | mediendienst | forschung Nr. 46/2016

Schneller erkennen – schneller handeln
Rund 400.000 Menschen in Deutschland leiden unter chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Die Colitis ulcerosa und Morbus Crohn sind immer wiederkehrende Entzündungen der Darmschleimhaut, die auch Veränderungen der darmeigenen Gefäße mit einschließen. Forscher der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath) und der Kinder- und Jugendklinik (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Wolfgang Rascher) des Universitätsklinikums Erlangen stellen jetzt Studienergebnisse vor, die belegen, dass das Verfahren der multispektralen optoakustischen Tomografie (MSOT) die Untersuchung und Bewertung der Entzündungsaktivität verbessern kann.
 
Die Erlanger Forscher haben das MSOT-Verfahren erstmalig am Darm eingesetzt. Dieses verwendet bei der Untersuchung der Darmwände von Betroffenen chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen zusätzlich zum bewährten Ultrasachallgerät noch einen Laser, der für den Patienten nicht spürbar ist. Die Mediziner fanden heraus, dass mithilfe dieser hochsensitiven Methode Entzündungsaktivitäten und ihre Vorboten, z. B. Durchblutungsveränderungen, in bereits kleinster Ausprägung nachgewiesen werden können. Durch diese Technik können Ärzte aufkommende Entzündungen schneller als bisher erkennen und therapeutisch auf sie reagieren. In Zukunft soll die Forschung mit der MSOT auf noch größere Patientengruppen ausgeweitet werden, um die Ergebnisse so umfassend wie möglich nutzen und neue Therapiewege entwickeln zu können.
 
Das schmerzhafte Leiden chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen belastet Betroffene meist ein Leben lang durch ihren schubweisen Verlauf – eine vollständige Heilung ist bisher nicht möglich. Der Ultraschall ist das bisher bewährte Untersuchungsverfahren, weil es schonend einsetzbar ist und präzise Untersuchungsergebnisse liefert. Mit ihm beobachten die Ärzte beim Patienten regelmäßig den Aufbau und die Dicke seiner Darmwände sowie deren Durchblutung. Veränderungen können auf einen einsetzenden Entzündungsschub hindeuten. Mit der MSOT gibt es nun ein neues Verfahren, um die für die Therapie wichtige medizinische Bildgebung der betroffenen Organe zu verbessern.
 
Die Studienergebnisse erschienen im Juni 2016 im Fachmedium Gastroenterology (Volume 151, Issue 2, S. 238-240).

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Maximilian Waldner
Telefon: 09131 85-35204
E-Mail: maximilian.waldner@uk-erlangen.de
 
Dr. Ferdinand Knieling
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E-Mail: ferdinand.knieling@uk-erlangen.de
 
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14.07.2016 Darmkrebs: Zellen in Tumor-Umgebung sind wichtig
uni | mediendienst | forschung Nr. 42/2016

Neue Forschergruppe erforscht Mikromilieu auf der Suche nach gezielteren Therapien
Grundlegende Mechanismen bei der Entstehung des Darmkrebses zu untersuchen, ist das Ziel einer neuen Forschergruppe, an der die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), die Goethe-Universität Frankfurt und die Universität Regensburg beteiligt sind. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert das Vorhaben mit 3,5 Millionen Euro für zunächst drei Jahre.

Darmkrebs gehört nach wie vor zu den häufigsten Tumoren im Erwachsenenalter. Trotz großer Fortschritte in der Diagnose und Therapie lässt sich Dickdarmkrebs bislang nur unzureichend gezielt bekämpfen. Mittlerweile ist auch bekannt, warum: Nicht nur die eigentlichen Tumorzellen, sondern auch Immunzellen und Bindegewebszellen in direkter Umgebung der Tumorzellen, das sogenannte Tumormikromilieu, haben einen entscheidenden Einfluss auf das Tumorwachstum.

Die zelluläre Zusammensetzung dieses Mikromilieus und die Beschaffenheit der beteiligten Zellen sind sehr variabel und beeinflussen sich gegenseitig: Bestimmte Mutationen in Tumorzellen können die Zusammensetzung des Tumorstromas, des bindegewebigen Stützgerüstes, verändern. Auf der anderen Seite haben Zellen aus dem Tumorstroma einen großen Einfluss auf das Wachstum der eigentlichen Tumorzellen und damit auf den Erfolg von Therapien. Derzeitige Standardtherapien richten sich in der Regel nur gegen die Tumorzellen und berücksichtigen mögliche Veränderungen im Tumormikromilieu nicht.

Die Forschergruppe „Cell Plasticity in Colorectal Carcinogenesis“ unter der Federführung von  Prof. Dr. Florian R. Greten, Direktor des Georg-Speyer-Hauses, Institut für Tumorbiologie und Experimentelle Therapie und Professor an der Goethe-Universität Frankfurt, beabsichtigt nun, die komplexen molekularen und zellulären Zusammenhänge im Mikromilieu des Darmkrebses zu entschlüsseln und neue Therapiekonzepte zu testen. „Wir hoffen, Wege zu finden, das Tumormikromilieu zu verändern, um ein besseres Ansprechen von Standardtherapien zu erreichen oder idealerweise sogar völlig neue Therapiekonzepte für die Behandlung des Dickdarmkrebses zu definieren“, erklärt Greten. Der stellvertretende Sprecher der Forschergruppe, FAU-Professor Dr. Markus Neurath vom Lehrstuhl für Innere Medizin I, betont: „Mittelfristiges Ziel wird es sein, solche Konzepte in die Klinik zu überführen, um sie den Patienten zugutekommen zu lassen.“

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Markus Neurath
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markus.neurath@uk-erlangen.de

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14.07.2016 Wie eine Virusinfektion zur Autoimmunkrankheit führen könnte
uni | mediendienst | forschung Nr. 44/2016

Virusinfektionen können an der Entstehung der Autoimmunkrankheit Lupus beteiligt sein. Das haben Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) herausgefunden. Demnach lösen Botenstoffe des Immunsystems die Krankheiten aus, wenn ihre Produktion nach überstandener Virusinfektion nicht wieder gesenkt wird. Die Ergebnisse könnten langfristig einen neuen Ansatz für Therapien von Autoimmunkrankheiten eröffnen.
 
Bei der Autoimmunerkrankung Systemische Lupus Erythematosus (SLE) – auch Schmetterlingsflechte genannt – werden vor allem die Haut, die Nieren und die Blutgefäße vom eigenen Immunsystem angegriffen. Unbehandelt kann die Krankheit im schlimmsten Fall zum Multiorganversagen führen. Wissenschaftler der FAU konnten nun ein weiteres Puzzleteil entschlüsseln, wie diese Autoimmunkrankheit entsteht.
 
In einem Mausmodell wiesen die Wissenschaftler Dr. Heike Schmitt, Prof. Dr. Lars Nitschke und Prof. Dr. Thomas Winkler vom Lehrstuhl Genetik nach, dass ein bestimmtes Protein mit dem Namen Siglec-H für die Regulierung der Interferon-Ausschüttung verantwortlich ist. Interferone sind Botenstoffe des Immunsystems, die bei einer Viruserkrankung ausgeschüttet werden, um die Eindringlinge zu bekämpfen. Fehlte das Protein Siglec-H, blieb die Interferon-Ausschüttung hoch, auch wenn die Infektion bereits abgeklungen war – und es kam zu einer der SLE-ähnlichen Autoimmunkrankheit.
 
Die Wissenschaftler vermuten nun, dass es im Menschen vergleichbare Proteine zu Siglec-H und damit vergleichbare Mechanismen gibt, die die Interferon-Ausschüttung regulieren und die die Entstehung einer Autoimmunkrankheit wie SLE verhindern. Die Verstärkung Interferon-hemmender Mechanismen über diese Gruppe von Proteinen könnte daher einen neuen Therapieansatz für SLE darstellen.
 
Die im Journal of Experimental Medicine veröffentliche Studie (doi: 10.1084/jem.20160189) ist in einer Kooperation des Lehrstuhls für Genetik mit dem Lehrstuhl für Biochemie und mit der Nierenpathologischen Abteilung des Uniklinikums Erlangen entstanden und wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen eines Graduiertenkollegs (GK 1660) und eines Sonderforschungsbereichs (SFB 1181) gefördert.
 
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07.07.2016 Halbes Gewicht – doppelte Lebensqualität
uni | mediendienst | aktuell Nr. 119/2016

Plastische Chirurgen am Universitätsklinikum Erlangen ermöglichen Patienten die Wiederherstellung ihrer Körperkonturen nach massivem Gewichtsverlust
 
Adipöse Patienten kämpfen zuerst gegen überflüssige Pfunde und danach gegen überschüssige Haut. Gewebe, das sich über Jahrzehnte gedehnt und geweitet hat, müssen die Ärzte der Plastisch- und Handchirurgischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Raymund E. Horch) des Uni-Klinikums Erlangen nach der enormen Gewichtsreduktion ihrer Patienten wieder straffen – in erster Linie aus gesundheitlichen Gründen. In der kommenden Woche lädt die Plastische Chirurgie Interessierte zu zwei Informationsveranstaltungen ein.
 
Christine F. war schon immer übergewichtig. Als die 54-Jährige und ihr Mann 2013 eine Kreuzfahrt planten, zu der sie ein bestimmtes Kleid tragen wollte, beschloss sie: „Ich nehme ab!“ Christine F. stellte ihre Ernährung um und blieb konsequent. Innerhalb von 14 Monaten verlor sie fast die Hälfte ihres Körpergewichts: Statt vorher 124 kg wog sie 2014 nur noch 65 kg. Doch der enorme Gewichtsverlust hatte auch negative Folgen: Überschüssige Haut hing an den Armen und Beinen, an der Brust und am Bauch von Christine F. schlaff herab. Die aneinander reibenden Hautfalten wurden wund, dazwischen sammelte sich Feuchtigkeit, die Entzündungen hervorrief. „Das ließ sich nicht vermeiden, so sehr ich das auch wollte“, sagt die Schwabacherin.
 
Keine Schönheits-OPs
Ihr Mann riet ihr schließlich dazu, ihre Körperkonturen von einem Plastischen Chirurgen wiederherstellen zu lassen. Im Juni 2014 kam Christine F. zu einer ersten Begutachtung in die Plastisch- und Handchirurgische Klinik des Universitätsklinikums Erlangen und holte zusätzlich noch ein zweites Gutachten ein. Im November 2014 nahmen Klinikdirektor Prof. Dr. Raymund E. Horch und die Oberärztinnen Dr. Anja M. Boos und Dr. Marweh Schmitz den ersten Eingriff zur Straffung der Bauchdecke vor. Es folgten Hautstraffungen an den Oberschenkeln, an der Brust und schließlich im September 2015 an den Oberarmen. „Die OPs waren aus medizinischer Sicht, also zur Wiederherstellung der normalen Körperfunktionen, absolut notwendig. Denn gerade die Haut unter den Armen und an den Oberschenkeln scheuert sich bei Bewegung wund. Das ist wie bei einem prall gefüllten Luftballon, der plötzlich leer und schlaff wird“, erklärt Prof. Horch. „Auch die Krankenkasse hat den Krankheitswert anerkannt und die Kosten der Wiederherstellungschirurgie bei Christine F. übernommen“, ergänzt Dr. Boos.
 
Diese sogenannten postbariatrischen Eingriffe, das heißt Operationen zur Rekonstruktion der Körpersilhouette, werden in der Plastischen Chirurgie des Uni-Klinikums Erlangen minmalinvasiv oder mittels ausgedehnterer Maßnahmen vorgenommen – je nachdem, wie umfangreich die erforderlichen Korrekturen sind. Eine Erlanger Besonderheit ist es, dass die Operationen an den verschiedenen Körperpartien mit ausreichend zeitlichem Abstand nacheinander durchgeführt werden. „Damit senken wir die Komplikationsrate und mögliche Wundheilungsstörungen auf ein Minimum“, sagt Prof. Horch. „Wird alles auf einmal operiert, kann ein optimales Ergebnis nicht gewährleistet werden.“ Neben einer wiederhergestellten Körperkontur stellt sich auch die positive psychologische Wirkung der plastisch-chirurgischen Eingriffe schnell ein: „Ich fühle mich heute super“, sagt Christine F. „Ich würde es immer wieder machen lassen – und immer wieder am Uni-Klinikum!“ Gegen ihre Aufregung vor der ersten Operation habe sie statt eines Beruhigungsmittels ein 20-minütiges Gespräch mit einer Ärztin bekommen, das ihr die Angst nahm. „Das ist doch besser als jede Pille! Das Team war einfach fantastisch.“
 
Heute trägt die 54-Jährige figurbetonte Kleider und fühlt sich auch im Bikini wohl. Nach fünf Jahren arbeitet Christine F. wieder im Außendienst. „Einige frühere Kunden haben mich gar nicht mehr erkannt. Aber das bin jetzt ich.“
 
Informations- und Fortbildungsveranstaltungen zum Thema
Die Chancen der Wiederherstellungschirurgie möchten die Plastischen Chirurgen des Uni-Klinikums Erlangen am Montag, 11. Juli 2016, um 18.15 Uhr auch der Öffentlichkeit vorstellen: Im Rahmen der Bürgervorlesung des Uni-Klinikums referiert die Oberärztin Dr. Marweh Schmitz zum Thema „Erst dick – dann dünn – Möglichkeiten der Plastischen Chirurgie“. Zu hören ist ihr Vortrag im Rudolf-Wöhrl-Hörsaal in der Östlichen Stadtmauerstraße 11 in Erlangen.
 
Unter dem Titel „Wiederherstellungsoperationen nach massivem Gewichtsverlust“ bietet die Plastische Chirurgie des Uni-Klinikums Erlangen in Kooperation mit dem Fachzentrum für Allgemein- und Viszeralchirurgie der Schön Klinik Nürnberg Fürth zudem eine Info- und Fortbildungsveranstaltung für Ärzte, medizinisches Personal und Patienten an. Interessierte sind dazu am Mittwoch, 13. Juli 2016, von 17.30 bis 19.45 Uhr in den Multimedia-Konferenzraum des Chirurgischen Zentrums, Krankenhausstraße 12 (Eingang Maximiliansplatz, Erdgeschoss, Raum 0.353), eingeladen. Um telefonische Anmeldung wird gebeten unter Tel. 09131/85-33277.
 
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Raymund E. Horch
Tel.: 09131/85-33296
irma.goldberg@uk-erlangen.de
 
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06.07.2016 Die digitale Welt verschlafen?
Pressenachricht der BLÄK

Unsere Welt ist geprägt durch exponentielle IT-Entwicklungen mit gigantischen Datenströmen. Wir Ärztinnen und Ärzte haben jetzt den Auftrag, die Technologien im Gesundheitswesen kritisch zu begleiten, mitzusteuern und mitzugestalten, wollen wir nicht schon bald auf der Standspur der globalen Datenautobahn landen“, schreibt Dr. Max Kaplan, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) im Leitartikel der Ausgabe 7-8 des Bayerischen Ärzteblattes. Ärzte hätten, wohl begründet, die digitale Medizin lange ignoriert und befänden sich heute im Wettstreit mit Global-Playern und Start-Ups, mit Anbietern von Gesundheits-Apps oder digitalen Arzneimitteln.

Die Vorteile, die telemedizinische Anwendungen – gerade auch in einem Flächenstaat wie Bayern – bringen könnten, seien zahlreich. Aber sensible Gesundheitsdaten seien begehrt, deshalb müsse sichergestellt sein, dass niemand unwissentlich mit der Preisgabe persönlicher Daten für die über 100.000 Gesundheits-Apps bezahle. Kein Zweifel dürfe darüber bestehen, dass auch Gesundheits-Apps von privaten Krankenversicherungsunternehmen oder von gesetzlichen Krankenkassen den geforderten Qualitätsstandards unterliegen müssen. Dabei sei die digitale Vernetzung in Kombination mit dem Gesundheitswesen enorm gesellschaftsrelevant. „Die Fülle an Applikationen, die sich Nutzer auf ihre Mobilgeräte herunterladen können, bringt uns in ein Spannungsfeld zwischen Segen und Fluch und macht deshalb eine Zertifizierung dieser Apps notwendig“, so Bayerns Ärzte-Chef.

Dennoch müssten Ärztinnen und Ärzte die digitalisierte Medizin als Herausforderung begreifen. Die Berufsordnung statuierte dabei kein generelles Fernbehandlungsverbot, jedoch fordere sie ganz klar, dass auch bei einer telemedizinischen Versorgung eine unmittelbare Behandlung des Patienten durch einen Arzt gewährleistet sein müsse. Kaplan: „Jetzt müssen wir selbst die Instrumente entwickeln, die wir brauchen, um diese digitale Welt mitzugestalten. Mit einer flächendeckenden Einführung des elektronischen Arztausweises, einer Klarstellung über die berufsrechtlichen Pflichten durch die Berufsordnung und entsprechenden Fortbildungsangeboten schaffen wir die Rahmenbedingungen. Jetzt haben wir noch die Möglichkeit, zu gestalten und das Feld nicht den großen Konzernen zu überlassen. Denn dann würden wir sehr schnell nur noch zu Figuren, die zu funktionieren haben mit Verlust unseres Ethos, unserer Empathie und unserem Altruismus, was auch weiterhin den Arzt auszeichnen muss.


Mehr zu „Die digitale Welt verschlafen?“ lesen Sie in der Ausgabe 7-8 des Bayerischen Ärzteblattes unter www.bayerisches-aerzteblatt.de.


München

Pressestelle  der Bayerischen Landesärztekammer

 

30.06.2016 Schmerz lass‘ nach - FAU-Forscher entdecken Wirkstoff gegen starke Schmerzen
uni | mediendienst | forschung Nr. 38/2016

Wer schon einmal Chilis geschnitten hat und danach mit den Fingern an die Augen gekommen ist, weiß: Es brennt höllisch. Die Substanz, die dafür verantwortlich ist, Capsaicin, kann aber auch helfen, zum Beispiel bei Post-Zoster-Neuralgie nach einer Gürtelrose. Häufig kommt es jedoch zu Nebenwirkungen wie starkem Brennen. Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben nun eine Substanz ausfindig gemacht, die sich ebenso eignen könnte, um starke Schmerzen zu bekämpfen –  jedoch weitaus verträglicher ist. Die Ergebnisse sind jetzt in Scientific Reports veröffentlicht worden.*
 
Die Nervenfasern, die im Körper Schmerz vermitteln, heißen Nozizeptoren. Werden sie aktiviert, setzen sie u.a. entzündungsfördernde Neuropeptide frei. Um schädliche Einflüsse zu erkennen, sind die Nozizeptoren mit einer Vielzahl von Rezeptoren ausgestattet. Der Capsaicin-Rezeptorkanal zum Beispiel reagiert heftig auf den scharfen Inhaltsstoff von Chilischoten. Einen anderen könnte man den „Senföl-Rezeptor“ nennen, da er durch einen Stoff im Senf, in Meerrettich und in Zwiebeln aktiviert wird. Der Rezeptor, wissenschaftlich TRPA1, spielt eine tragende Rolle bei schmerzhaften Entzündungen des Dickdarms und der Bauchspeicheldrüse sowie bei Asthma.
 
Ein Team um Dr. Matthias Engel, Lehrstuhl für Innere Medizin I, und Prof. Dr. Peter Reeh, Institut für Physiologie und Pathophysiologie der FAU, haben die Substanz Capsazepin, das den „Chili-Rezeptor“ teilweise blockiert, genauer untersucht. Der Stoff hatte in Studien anderer Wissenschaftler die chronische Dickdarmentzündung Colitis ulcerosa bei Mäusen verhindert. Jedoch musste dafür eine unbekannte Nebenwirkung von Capsazepin verantwortlich sein, denn aus eigenen Untersuchungen wusste Dr. Engel, dass der Capsaicinrezeptor am Krankheitsprozess dieser Entzündung gar nicht beteiligt ist. Ebenfalls in früheren Arbeiten verhinderte ein synthetischer Hemmstoff des Senföl-Rezeptors die Dickdarmerkrankung nicht nur, sondern heilte sie sogar. Daher vermuteten die Erlanger Forscher, dass Capsazepin eine solche hemmende Nebenwirkung auf den Senföl-Rezeptor haben könnte – und erlebten eine Überraschung: Der Wirkstoff hemmte den Rezeptor nicht, sondern aktivierte ihn höchst effektiv. Dies führt – wie bei vielen anderen Rezeptoren auch – dazu, dass er gegen den Reizstoff unempfindlich wird. Die schützende Wirkung von Capsazepin bestand also darin, dass die Nozizeptoren auf entsprechende Reize weniger reagierten und keine Neuropeptide mehr freisetzten.
 
Doch die Wissenschaftler fanden noch mehr heraus: Obwohl Capsazepin lokal im Darm verabreicht wurde, wurden auch in der Haut kaum noch Neuropeptide ausgeschüttet. Sie folgerten daraus, dass Capsazepin auf dem Blutweg alle Nozizeptoren im Körper wirksam erreichen und vielleicht desensibilisieren kann. Der Weg also zu einem neuen Mittel gegen starke Schmerzen? Dass sich grundsätzlich Nozizeptoren im ganzen Körper desensibilisieren lassen, ist schon lange bekannt und zwar mithilfe großer Dosen Capsaicin. Das Problem dabei: Der Körper kann die Temperatur nicht mehr gut regeln, das Empfinden für schmerzhafte Hitze geht verloren, die Durchblutung mancher Organe wird schlechter – alles dauerhaft und unumkehrbar. Daher wird Capsaicin beim Menschen nur lokal begrenzt mit Pflastern und in niedriger Dosis in Cremes eingesetzt.
 
Und tatsächlich – bei mehrtägiger Gabe von Capsazepin in hoher, aber gut verträglicher Dosis ging die Empfindlichkeit für schmerzhafte chemische und Hitzereize nach und nach im ganzen Körper deutlich zurück, und gleichzeitig wurde die Dickdarmentzündung verhindert. Ein vielversprechendes Ergebnis, das langfristig helfen könnte, hochwirksame Schmerzmittel zu entwickeln, für Krankheiten, bei denen der Senföl-Rezeptor eine wichtige Rolle spielt. Neben der chronischen Dickdarmentzündung sind dies beispielsweise Gelenkarthrose, chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung, Morbus Crohn oder chronisches Asthma.
 
* doi 10.1038/srep28621
 
Weitere Informationen:
Dr. Matthias Engel
Tel.: 09131/85-29301
engel@physiologie1.uni-erlangen.de
 
Prof. Dr. Peter Reeh
Tel.: 09131/85-22228
peter.reeh@fau.de 
 
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21.06.2016 Stammzellen als Fenster ins Gehirn
uni | mediendienst | forschung Nr. 37/2016

FAU-Wissenschaftler klären Krankheitsmechanismen bei spastischer Lähmung auf
 
Ein Forscherteam der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) hat wichtige Schritte bei der Behandlung einer spezifischen Form von erblichen spastischen Querschnittslähmungen gemacht. Diese neurodegenerativen Erkrankungen sind nicht heilbar. Den FAU-Wissenschaftlern gelang es in einem humanen Zellkultursystem patienteneigene Vorläufer von Nervenzellen mit einer Substanz zu behandeln, die einen positiven Effekt auf die Zellen hatte. Die Wissenschaftler hoffen mit den Ergebnissen langfristig eine Therapie entwickeln zu können.
 
Genmutation als Auslöser für Lähmungen
Durch eine Mutation des Gens SPG11 kommt es zur spastischen Querschnittslähmung, der sogenannten hereditären Spastischen Paraplegie (HSP). Spezifisch für dieses Gen ist, dass es neben der spastischen Querschnittslähmung zu kognitiven Einbußen kommt. Diese vererbbare Erkrankung gilt als unheilbar. Sie beginnt im Kindes- und Jugendalter und zeigt sich voll ausgeprägt dann spätestens im jungen Erwachsenenalter. Kinder, die daran leiden, erreichen wichtige Stufen der körperlichen und geistigen Entwicklung später als ihre gesunden Altersgenossen. Bereits im frühen Erwachsenenalter treten kognitive Probleme bei der Bewältigung von komplexen Alltagsaufgaben auf. Erst danach bemerken die Patienten Unsicherheit beim Gehen durch Beinschwäche, die sich im weiteren Verlauf häufig zunimmt – der Patient ist auf einen Rollstuhl und fremde Hilfe angewiesen.
 
Einige wichtige Schritte auf dem Weg zur Heilung der Krankheit hat jetzt eine FAU-Forschergruppe mit Hilfe von Förderung der Tom-Wahlig Stiftung, der weltweit ersten Stiftung für HSP, gemacht. Die Patienten, die an der Studie teilgenommen haben, werden in der Abteilung für Molekulare Neurologie von Prof. J. Winkler und PD Dr. Z. Kohl betreut. Hier wurde betroffenen Patienten und gesunden Personen eine kleine Hautprobe am Oberarm entnommen. Diese Zellen wandelten die Forscher in sogenannte pluripotente Stammzellen um. Das sind Körperzellen, die sich in jeglichen anderen Zelltypus verwandeln können. Für die aktuelle Studie wurden die Stammzellen in patienteneigene Vorläuferzellen von Nervenzellen verwandelt. Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen der Nachwuchsgruppe 3 des Interdisziplinären Zentrums für Klinische Forschung (IZKF) des Universitätsklinikums der FAU gelang zunächst der Nachweis, dass sich diese Nervenzellen-Vorläuferzellen dieser Patienten weniger häufiger teilten als gesunde.
 
Biochips und potente Substanzen
„Dass sich gesunde Zellen häufiger teilen als kranke, konnten wir auf Störungen während der Zellentwicklung zurückführen und den dafür notwendigen Signalweg in der Zelle identifizieren“, erklärt Dr. Himanshu Mishra, der mit diesem Thema promovierte. Diese Entdeckung gelang mittels Genchip-Analyse, die das Institut für Humangenetik der FAU durchgeführte. Dies ist ein hochkomplexes Verfahren um gleichzeitig mehrere Tausend Gensequenzen zu testen und miteinander vergleichen zu können.
 
Im weiteren Verlauf des Forschungsprojekts konnte die Gruppe um Prof. B. Winner schließlich zeigen, dass die krankheitsspezifischen Auffälligkeiten in den Nervenzellvorläuferzellen wiederhergestellt werden konnten. Dies machte eine Substanz namens Tideglusib möglich. Dieser hochpotente Wirkstoff wird derzeit für eine mögliche Alzheimer-Therapie getestet. Dort unterbindet er auf molekularer Ebene chemische Vorgänge, bei denen man davon ausgeht, dass sie bei den kognitiven Prozessen eine wichtige Rolle spielen. Ein Wermutstropfen bleibt dennoch, denn vorerst ist das Vorgehen der FAU-Wissenschaftler nicht therapeutisch einsetzbar. „Wir hoffen aber, dass unsere Forschung durch die Etablierung solcher Krankheitsmodelle auf Basis menschlicher Nervenzellen es ermöglicht, neue Substanzen zu entdecken und testen und wir den betroffenen Patienten helfen können“, sagt Prof. Dr. Beate Winner, Leiterin der IZKF Nachwuchsforschergruppe 3 und Professorin für Stammzell-Modelle seltener neuraler Erkrankungen am Humangenetischen Institut.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Beate Winner
Tel.: 09131/85-39301
beate.winner@fau.de
 
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20.06.2016 Studie zur Stressbewältigung pflegender Angehöriger- Teilnehmer gesucht
uni | mediendienst | aktuell Nr. 105/2016

Egal ob Eltern, Partnerin oder ein anderes Familienmitglied – die Pflege von Angehörigen ist stressig. Wie bewältigen pflegende Angehörige diesen Stress? Das untersucht der Lehrstuhl für Gesundheitspsychologie der FAU in einer Studie. Dafür werden Teilnehmer gesucht: Erwachsene, die Angehörige pflegen genauso wie Erwachsene ohne kranke Angehörige für die Kontrollgruppe. Letztere sollten allerdings zwischen 40 und 60 Jahren alt sein.
 
Chronischer Stress kann gefährlich werden
Pflegende Angehörige leiden häufig unter chronischem Stress und sind dadurch gesundheitlich gefährdet. Denn der führt zu erhöhten Entzündungsreaktionen im Körper, die vor allem Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach sich ziehen können. Die Gesundheitspsychologen Prof. Dr. Nicolas Rohleder und Nina Zeltwanger wollen daher herausfinden, wie Betroffene unterstützt werden können, durch sogenannte protektive Faktoren wie soziale Unterstützung oder Bewältigungsstrategien.
 
Wie oft fühlten Sie sich im letzten Monat nervös oder gestresst?
Zum einen erheben die Forscher psychologische Daten. Durch einen Fragebogen wollen sie erfahren, wie oft sich pflegende Angehörige beispielsweise im letzten Monat nervös oder gestresst gefühlt haben, ob sie in schwierigen Situationen ihren Gefühlen freien Lauf lassen oder ob sie Freunde haben, die ihnen zuhören. Weiter gehören Fragen zu Bewegung und Pflegedauer zur  Erhebung. Außerdem werden physiologische Daten analysiert – per Speichelprobe und, sofern die Teilnehmer einverstanden sind, per Blutabnahme. So lassen sich körperliche Stressparameter testen.
 
Das Ziel: Herausfinden, was hilft
Ziel der Studie ist es, herauszufinden, wie pflegende Angehörige trotz Belastung gesund bleiben und wie die Effekte von Stress gemildert werden können. Ist bekannt, was bei chronischem Stress als Puffer wirkt, so können beispielsweise Beratungsstellen solche Faktoren gezielt fördern und unterstützen.
 
Bis Ende Juli anmelden!
Wer an der Studie interessiert ist, kann sich bis Ende Juli melden. Nach dem Ausfüllen des Fragebogens und der Abgabe einer Speichelprobe von zu Hause aus erhalten Teilnehmer 30 Euro Aufwandsentschädigung. Die Beantwortung der Fragen dauert etwa 60 Minuten. Die Blutprobe kann in Erlangen abgegeben werden.
 
 
Kontakt:
Nina Zeltwanger
Tel.: 09131/85-20885
E-Mail: nina.zeltwanger@fau.de mit dem Betreff „pflegende Angehörige“
Facebook: https://www.facebook.com/PflegendeAngehoerigeStress/?ref=ts&fref=ts
 
 
 
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13.06.2016 Hinweis auf Termine von Dr. Max Kaplan von Juli bis August 2016
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Eröffnungsveranstaltung des Bayerischen Chirurgenkongresses

Vom 20. bis 22. Juli 2016 findet im Klinikum Großhadern in der Marchioninistraße 15 in München die 93. Jahrestagung der Vereinigung der Bayerischen Chirurgen e.V. statt. Die Tagung steht unter dem Motto „Faszination Chirurgie – Leidenschaft mit Perspektive“. Im Programm vorgesehen sind neben diversen Vorträgen klinische Falldemonstrationen, wissenschaftliche Sitzungen und ein Pflegesymposium. Dr. Max Kaplan, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer, wird am 21. Juli im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung ein Grußwort sprechen. Weitere Informationen finden Sie hier: http://www.vbc2016.de/

Sommergespräch am 22. Juli im Ärztehaus Bayern

Traditionell lädt die Bayerische Landesärztekammer dieses Jahr wieder zum Sommergespräch ins Ärztehaus Bayern ein. Gäste aus Politik, Selbstverwaltung und Öffentlichkeit haben hier die Möglichkeit zum Austausch und zur Kontaktpflege. Im Vorfeld stimmt der BLÄK-Präsident, Dr. Max Kaplan, die Gäste mit einer kurzen Begrüßungsrede auf den Abend ein.

Examensfeier TU München

Am 22. Juli 2016 findet um 17:00 Uhr im Audimax der TU München die Examensfeier der Fakultät für Medizin der TU München statt. In einem feierlichen Rahmen werden den Absolventen ihre Zeugnisse verliehen. Dr. Max Kaplan, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), wird in seinem Grußwort die neuen Kammer-Mitglieder willkommen heißen und die Aufgaben der ärztlichen Berufsvertretung vorstellen.

Weitere Informationen finden Sie hier: http://www.alumni.med.tum.de/aktuelles

48. Internationaler Seminarkongress in Grad

Vom 29. August bis zum 2. September findet der 48. Internationale Seminarkongress in Grado (Italien) statt. Dr. Max Kaplan, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer und Vizepräsident der Bundesärztekammer, wird am Sonntag, den 28. August, den Eröffnungsvortrag zum Thema „Fortbildung: Klang der Vergangenheit, Gegenwartstöne & Zukunftsmusik“ halten. Weiter ist der BLÄK-Präsident Referent bei den interdisziplinären Gesprächen zum Thema Arzt-Patienten-Gespräch und diskutiert mit Kollegen über aktuelle Fragen aus der Gesundheitspolitik. Auch hält Dr. Max Kaplan einen Abendvortrag zu Aktuellem aus der Sozial-, Gesundheits- und der ärztlichen Berufspolitik. Schwerpunktthemen der Seminare sind: Notfall in der Praxis, Seltene Erkrankungen, Medizin in Zeiten globaler Epidemien, Palliativmedizin und Psychiatrie. Weitere Informationen finden Sie hier: http://www.laekh.de/aktuelles/2440-aktuelles-2016-03-10-seminarkongress-grado

 

 

 

13.06.2016 Hinweis auf Termine von Dr. Max Kaplan von Juli bis August 2016
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer


07.06.2016 Schaltstelle zur Entzündungsauflösung identifiziert
uni | mediendienst | forschung Nr. 34/2016

Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben einen neuen molekularen Vorgang entdeckt, wie sich chronische Entzündungen zurückbilden können. Ihren Ergebnissen nach können diese durch eine körpereigene Immunreaktion gestoppt werden, die üblicherweise durch eine Wurminfektion ausgelöst wird.
Chronische entzündliche Gelenkerkrankungen wie rheumatoide Arthritis, an der deutschlandweit  rund 800.000 Menschen leiden, darunter mehrheitlich Frauen, stellen eine hohe Belastung für die Betroffenen dar. Sie bringen schmerzhafte Entzündungen mit sich und führen im schlimmsten Fall sogar zu einer Zerstörung der Gelenke.
An der FAU erforscht das Team um Prof. Dr. Aline Bozec  von der Medizinischen Klinik 3 (unter der Leitung von Prof. Dr. Georg Schett) am Universitätsklinikum, durch welche Mechanismen die Entzündungen aufgelöst werden können – und haben dabei einen ungewöhnlichen Ansatz verfolgt.

Gemeinsam gegen die Entzündung

Aus vorherigen  Studien ist bekannt, dass eine bestimmte Wurminfektion zwei verschiedene Abwehrzellen aktiviert, die T-Helferzellen des Typs 2 (Th2) und sogenannte Eosinophile. Die gleichen Abwehrzellen konnten die Forscher in der Gelenkflüssigkeit von Patienten mit rheumatoider Arthritis nachweisen. In ihrer neuen Studie untersuchten Bozec und Schett nun, wie sich die Wurminfektion auf die Gelenkentzündung auswirkt. Das Ergebnis: Die Infektion führt dazu, dass sich vermehrt Th2-Zellen und Eosinophilen im Gelenk ansammeln – und die wiederum hemmen die chronische Entzündung. „Das faszinierende an den Erkenntnissen ist, dass ein Mechanismus des Immunsystems, der grundlegend für die Abwehr von Wurminfektionen verantwortlich ist, Entzündungen wie Arthritis auflösen kann“, erklärt Prof. Dr. Georg Schett.

Die schützende Wirkung entfaltet sich im Zusammenspiel der beiden Abwehrzelltypen: „Unsere wichtigste Entdeckung ist, dass Th2-Zellen und Eosinophile zusammen zu einem Entzündungsstopp führen“, sagt Aline Bozec. Die Entdeckungen der Erlanger Forscher könnten einen neuen Ansatz zur Behandlung von Patienten mit rheumatoider Arthritis darstellen, der es ermöglicht, die Entzündungsreaktion dauerhaft abzuschalten.

Die jetzt in Nature Communication veröffentlichte Studie (DOI: http://dx.doi.org/10.1038/NCOMMS11596) ist im Sonderforschungsbereich 1181 aus einer Kooperation zwischen der Medizinischen Klinik 3 und der Abteilung für Infektionsbiologie des Mikrobiologischen Instituts der FAU entstanden. Der interdisziplinäre SFB 1181 ist 2016 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der FAU als deutschlandweit erstes Konsortium eingerichtet worden, das die Mechanismen der Auflösung von Entzündungen untersucht.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Aline Bozec
Tel.: 09131/85-29032
aline.bozec@uk-erlangen.de

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07.06.2016 FAU-Forscher bestimmen Rückfallrisiko für Krebspatienten auf neue Art
uni | mediendienst | aktuell Nr. 102/2016

Neues Forschungsprojekt gestartet / Pressetermin am Montag, 13. Juni
 
Wie wahrscheinlich ist es, dass Patienten wieder an Krebs erkranken, nachdem ihnen der Tumor  entfernt wurde? Mit dieser Frage beschäftigen sich Mediziner und Medizininformatiker an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) im Rahmen des neuen Forschungsprojekts „MelEVIR – Melanoma, Extracellular Vesicles and Immune Response“ und erforschen dabei Mikrometastasen, die zum Beispiel noch Jahre nach einer erfolgreichen Hautkrebstherapie neue Tumoren bilden können. Das Projekt wird in den kommenden drei Jahren mit 1,3 Millionen Euro gefördert. Stefan Müller, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesforschungsministerium, übergibt am 13. Juni offiziell die Förderbewilligung.
 
Pressetermin
Zur offiziellen Übergabe des Förderbescheides an Prof. Dr.  Julio Vera González vom Lehrstuhl für Haut- und Geschlechtskrankheiten und seine Verbundpartner sind Vertreterinnen und Vertreter der Medien herzlich eingeladen.
 
Termin: Montag, 13. Juni, 12 Uhr
Ort: Kussmaul-Campus für Medizinische Forschung, Hartmannstraße 14, Erlangen, Gebäude D4, Seminarraum EG
 
Bei dem Termin werden auch der Präsident der FAU, Prof. Dr. Joachim Hornegger, und der Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Dr. Jürgen Schüttler, dabei sein. Foto- und Filmaufnahmen sind nach Absprache vor Ort in begrenztem Umfang unter anderem beim Rundgang durch die Forschungslabore in der Hautklinik möglich. Bitte geben Sie Bescheid, wenn Sie an dem Termin teilnehmen möchten – unter Tel.: 09131/85 70229 bzw. per Mail an presse@fau.de
 
Nach der erfolgreichen operativen Entfernung eines Tumors kann der Krebs noch Jahre später wieder auftreten. Das individuelle Risiko für einen Rückfall ist sehr unterschiedlich und rückt deshalb immer stärker in den Fokus der behandelnden Ärzte. Ein Hauptziel ist die Erkennung von sogenannten Mikrometastasen, die nach der Operation im Patienten verbleiben und mit den aktuellen Diagnosetechniken nicht aufzufinden sind. Bestimmte Biomoleküle im Blut, die auf einen Tumor hindeuten können – so genannte Tumormarker – sind aufgrund der geringen Größe der Mikrometastasen einfach zu niedrig konzentriert, um sie nachweisen zu können. So bleiben die bösartigen Zellhaufen jahrelang unentdeckt, bevor sie zu wachsen beginnen und mitunter in kurzer Zeit eine gefährliche Größe erreichen.
 
Die Erlanger Forscher wollen nun nach neuen Wegen suchen, die winzigen Krebsgeschwüre aufzuspüren. Ihr Ansatz: Im Blut von Hautkrebspatienten, die nach einer Tumoroperation weiterhin als Risikopatienten eingestuft wurden, haben sie eine hohe Konzentration sogenannter extrazellulärer Vesikel gefunden. Vesikel sind sehr kleine Tröpfchen, die von einer Membran umhüllt sind und von Zellen ins umliegende Gewebe abgegeben werden. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Vesikel entstehen, wenn Immunzellen gegen Tumorzellen kämpfen. Schon in kleinen Mengen – und damit in einem frühen Stadium des Tumorwachstums – sind Vesikel im Blut nachweisbar. Deshalb wollen die Forscher nun Methoden entwickeln, um Vesikel genauer zu charakterisieren und ihre Zahl zu messen und so das individuelle Risiko der Patienten zu bestimmen, wieder an Krebs zu erkranken.
 
Ansprechpartner für die Medien:
Prof. Dr. Julio Vera González (in Englisch)
Tel.: 09131/85-45876
julio.vera-gonzalez@uk-erlangen.de
 
Prof. Dr. Andreas Baur
Tel.: 09131/85-39534
andreas.baur@uk-erlangen.de
 
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07.06.2016 Datenschutz bei Gesundheits-Apps-BÄK unterstützt Vorstoß der Bundesregierung
Pressestelle der deutschen Ärzteschaft

„Sensible Gesundheitsdaten sind heiß begehrt. Deshalb muss sichergestellt sein, dass niemand
unwissentlich mit persönlichen Daten für scheinbar kostenlose Gesundheits-Apps bezahlt.“ So kommentierte Bundesärztekammer-Präsident Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery Medienberichte, nach denen sich Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) bei seinen europäischen Amtskollegen für
mehr Datensicherheit bei Smartphone-Apps einsetzen will. Erst vor zwei Wochen hatte der Deutsche Ärztetag in Hamburg mehr Transparenz für Nutzer von Gesundheits-Apps gefordert. „Es ist gut, dass nun auch die Bundesregierung dieses wichtige Thema aufgreift“, sagte Montgomery.

Zahlreiche Plattformen bieten mittlerweile Anwendungen im Bereich Lifestyle und Medizin an. Viele dieser Apps können bei Prävention, Diagnostik und Therapie nützlich sein. Sie bergen aber
auch Risiken im Hinblick auf die Zuverlässigkeit und die Sicherheit der Daten.

Montgomery hob hervor, dass auch Gesundheits-Apps von Privaten Krankenversicherungsunternehmen oder von gesetzlichen Krankenkassen den geforderten Qualitätsstandards unterliegen müssten. Daten aus diesen Anwendungen dürften nicht zur individuellen Risikoadjustierung privater Krankenversicherungstarife eingesetzt werden. Der Bundesärztekammer-Präsident warnte in diesem Zusammenhang vor Bestrebungen von gesetzlichen Krankenkassen, Daten aus Gesundheits-Apps und Fitness-Trackern in der geplanten elektronischen Patientenakte zu sammeln und diese von den
Krankenkassen verwalten zu lassen. Montgomery: „Patientenakten dienen der ärztlichen Versorgung und gehören nicht in die Hände der Krankenkassen.“

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Pressestelle der deutschen Ärzteschaft
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Ansprechpartner:
Alexander Dückers
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03.06.2016 Montgomery: „Organspende heißt Leben schenken"
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 03.06.2016 - „Mehr als 80 Prozent der Menschen in Deutschland sehen die Organspende positiv, aber nur 32 Prozent haben einen Organspendeausweis. Dies muss für uns alle Ansporn und Motivation sein, weiter für dieses wichtige Thema zu werben. Wer nach seinem Tod Organe spendet, schenkt anderen Menschen Leben." Das sagte Bundesärztekammer-Präsident Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery vor dem Tag der Organspende am morgigen Samstag.
Montgomery wies darauf hin, dass auf der Warteliste mehr als 10.000 Menschen in Deutschland auf ein Spenderorgan hoffen, gleichzeitig pro Jahr aber nur knapp 3.000 Organe transplantiert werden. „Den Menschen auf der Warteliste läuft die Zeit davon. Sie sind darauf angewiesen, dass sich jeder einzelne ernsthaft mit dem Thema Organspende auseinandersetzt. Wer in einem Organspendeausweis dokumentiert, ob er für eine Spende bereit ist oder nicht, nimmt auch seinen Angehörigen eine schwierige
Entscheidung ab“, so Montgomery. Mit Blick auf die erfolgreiche Aufarbeitung des
Transplantationsskandals stellte der Bundesärztekammer-Präsident klar: „Die Transplantationsmedizin in Deutschland war noch nie sicherer als heute.“ Dies zeige auch der aktuelle Bericht
der Bundesregierung über die nach dem Skandal eingeleiteten Reformmaßnahmen. Darin werde den Kontrollgremien der Selbstverwaltung eine effektive und professionelle Arbeitsweise attestiert.

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04.06.2016 Richtig. Wichtig. Lebenswichtig. Organspende
Pressestelle der Bayerischen Landesärztekammer

Unter diesem Motto wird am Tag der Organspende am 4. Juni 2016 auf dem Marienplatz in München für die „Herzenssache Organspende“ geworben. Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) und einige Kooperationspartner bieten ein buntes Programm für die Bevölkerung. Auf dem Marienplatz gibt es unter anderem Informationsstände, ein begehbares Organmodell, Kinderspielzelte und bei Talkrunden beantworten medizinische Experten
Fragen rund um die Organspende. Ein buntes Musikprogramm auf der Live-Bühne wird für gute Stimmung sorgen.
Dr. Max Kaplan, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer, betont in seinem Grußwort: „Gerade in einer Zeit, in der die Transplantationsmedizin und die Organspende in Gesellschaft und Medien kritisch hinterfragt werden, ist es wichtig, sich mit der Organspende zu befassen und sich letztendlich
auch zu entscheiden. Aus den Unregelmäßigkeiten der vergangenen Jahre haben wir gelernt und für ein deutliches Mehr an Kontrolle, Transparenz und Qualität gesorgt. Die Transplantationsmedizin war deshalb noch nie sicherer wie heute.“ Er ruft dazu auf, sich mit dem Thema Organspende mehr zu befassen und bei einer Entscheidung für die Organspende möglichst noch heute einen Organspendeausweis auszufüllen. In Deutschland seien derzeit 46 Transplantationszentren mit 140 Transplantationsprogrammen zugelassen.
Die BLÄK sei sich hierbei ihrer Verantwortung durchaus bewusst und habe sowohl auf Bundesebene als auch auf bayerischer Ebene reagiert, die vorgeworfenen Regelverstöße und Auffälligkeiten aufgearbeitet und die Konsequenzen gezogen. Ein ganzes Maßnahmenbündel für mehr Kontrolle und Transparenz in der Transplantationsmedizin sei auf den Weg gebracht worden. „Mir kommt es darauf an, die Transplantationsmedizin wieder in das Licht zu rücken, welches notwendig ist, um bei Ihnen, den Bürgerinnen und Bürgern, das nötige Vertrauen herzustellen. Denn nur wenn jede potenzielle Organspenderin und jeder potenzielle Organspender sich sicher sein kann, dass korrekt sowohl die Regeln zur Organentnahme als auch zur Hirntod-Diagnostik eingehalten werden, wird es uns gelingen, die Spendebereitschaft wieder zu erhöhen“, erklärt Kaplan. Es sei schlichtweg eine Katastrophe,
dass nur rund 3.000 Organe für 10.000 darauf wartende Menschen zur Verfügung stünden.

Pressestelle Bayerische Landesärztekammer
Pressestelle
Dagmar Nedbal
Mühlbaurstraße 16
81677 München
Telefon: 089 4147-268
Fax: 089 4147-202
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01.06.2016 Wie der Tumornekrosefaktor vor Infektionen schützt
uni | mediendienst | forschung Nr. 33/2016

Der Tumornekrosefaktor (TNF), ein Botenstoff des Immunsystems, spielt bei der Auslösung von chronisch-entzündlichen Krankheiten eine wichtige Rolle. Entsprechend gehört die Gabe von TNF-Blockern bei Patienten mit rheumatoider Arthritis oder bestimmten Darmentzündungen heute zum Therapiestandard. Gleichzeitig schützt der TNF aber auch vor Infektionen. Seine Unterdrückung kann daher gegebenenfalls zum Wiederausbruch einer schlummernden Infektion führen. Wie der TNF vor Infektionen schützt, ist seit Jahren Gegenstand intensiver Forschung. Die Arbeitsgruppe von PD Dr. Ulrike Schleicher und Prof. Dr. Christian Bogdan am Institut für Klinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) hat nun in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern innerhalb und außerhalb Erlangens einen neuen Mechanismus entdeckt, über den der TNF seine schützende Wirkung gegenüber intrazellulären Infektionserregern ausübt.

Für die Abwehr intrazellulärer Pathogene wie zum Beispiel den einzelligen Parasiten Leishmania major, der eine chronische Hautinfektion verursacht, ist die Produktion von Stickstoffmonoxid (NO) essenziell. Dieses wird in Makrophagen und anderen Fresszellen durch die Typ 2 NO Synthase (NOS2) gebildet. Die Funktion der NOS2 wird jedoch durch ein konkurrierendes Enzym, die Arginase 1, behindert. In Zellkulturexperimenten sowie in einem Infektionsmodell konnten die Forscher nun zeigen, dass der Tumornekrosefaktor die vom Botenstoff Interleukin 4 abhängige Synthese der Arginase 1 hemmt. Dadurch kommt es zu einer verstärkten Produktion von Stickstoffmonoxid und zu einer Eindämmung der Erreger.
„Diese Ergebnisse liefern, sofern sie sich in laufenden Untersuchungen mit menschlichen Zellen bestätigen, eine plausible Erklärung für die erhöhte Infektionsanfälligkeit bei Anti-TNF-Therapien“, erklärt Prof. Bogdan und fügt hinzu: „Durch eine gleichzeitige pharmakologische Hemmung der Arginase 1 im Gewebe lässt sich zukünftig eventuell das Infektionsrisiko nach der TNF-Blockade minimieren.“

Die Ergebnisse, welche unter anderem im Rahmen des Interdisziplinären Zentrums für Klinische Forschung sowie des DFG-Sonderforschungsbereich 1181 der FAU erzielt wurden, sind kürzlich in der internationalen Fachzeitschrift Cell Reports veröffentlicht worden:

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=Bogdan+C+and+Cell+Reports+and+TNF

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20.05.2016 119. Deutscher Ärztetag tagt in Hamburg
Vom 24. bis 27. Mai 2016 diskutieren 250 Ärztinnen und Ärzte berufspolitische und medizinisch-ethische Themen

Pressemeldung der Bundesärztekammer

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Pressemeldung vom 20.05.2016- 119. Deutscher Ärztetag tagt in Hamburg

19.05.2016 Enttarnung eines Karzinoms-Förderung eines Erlanger Forschungsprojekts zum Darmkrebs
uni | mediendienst | forschung Nr. 30/2016

Krebszellen wollen wachsen – das Immunsystem will sie daran hindern. Um von der körpereigenen Abwehr nicht entdeckt zu werden, tarnen sich die Tumorzellen beispielsweise. Diesen Mechanismen geht Dr. Nathalie Britzen-Laurent, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Chirurgischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Robert Grützmann) des Universitätsklinikums Erlangen, auf den Grund. Ziel ihres Forschungsprojekts ist die Enttarnung des kolorektalen Karzinoms. Dabei fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) die Erlanger Naturwissenschaftlerin in den kommenden drei Jahren mit insgesamt 270.000 Euro.
 
Das kolorektale Karzinom, der sogenannte Darmkrebs, ist mit über 60.000 neuen Fällen pro Jahr die zweithäufigste Krebserkrankung. Das Wachstum der Tumoren wird unter anderem durch Wechselwirkungen zwischen den bösartigen Krebszellen und den gesunden Körperzellen entscheidend reguliert. Insbesondere das Immunsystem ist in der Lage, das Wachstum von Tumoren zu unterdrücken. Dementsprechend versuchen Krebszellen, sich vor dem Immunsystem zu verbergen oder dessen Reaktion zu hemmen. Die vielfältigen Strategien der Tumorzellen in diesem Abwehrkampf sind bisher nur zum Teil aufgeklärt.
 
Hier setzt das Projekt von Dr. Britzen-Laurent an, die im Translational Research Center des Uni-Klinikums Erlangen die molekularen Mechanismen dieser Abwehr erforscht. Prof. Dr. Dr Michael Stürzl, Leiter der Molekularen und Experimentellen Chirurgie, freut sich sehr über die Unterstützung durch die DFG: „Die Förderung dieses wichtigen translationalen Projekts ist ein weiterer Beleg für die erfolgreichen Nachwuchsfördermaßnahmen des Uni-Klinikums und der Medizinischen Fakultät der FAU. Die vielfältigen internen Nachwuchsförderprogramme hatten einen wesentlichen Anteil daran, dass Dr. Britzen-Laurent, die ursprünglich mit einem Marie-Curie-Stipendium aus Frankreich in meine Arbeitsgruppe gekommen ist, diese kompetitive Förderung einwerben konnte.“ Dr. Nathalie Britzen-Laurent hofft, dass die Ergebnisse ihrer Forschung dazu beitragen werden, neue personalisierte Therapieformen zu entwickeln, mit denen eine Tumor-gerichtete Immunantwort gezielt gefördert oder wiederhergestellt werden kann.
 
 
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10.05.2016 Wie Tumorzellen im Gehirn das Immunsystem ausbremsen
uni | mediendienst | forschung Nr. 29/2016

FAU-Forscher entwickeln neuen Therapieansatz gegen Hirntumore
 
Einige Arten von Tumoren sind deshalb so gefährlich, weil sie vom Immunsystem nicht aufgespürt werden und ungestört wachsen können. Wissenschaftler vom Universitätsklinikum der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben jetzt herausgefunden, wie ganz speziell Hirntumore die körpereigene Abwehr ausbremsen.
 
Das Team um Dr. Nicolai Savaskan von der Neurochirurgischen Klinik entdeckte ein Molekül, dem es den Namen Macrophage Migration Inhibitory Factor, kurz MiF, gab. Dieses Molekül wird von den Zellen des Hirntumors ausgeschüttet und legt das natürliche Abwehrsystem des Menschen lahm. „Bösartige Tumoren laufen quasi unter dem Radar des eigentlich sehr effektiven Immunsystems“, erklärt Nicolai Savaskan. „Doch jetzt, da wir die Immunbremse kennen, haben wir auch die Möglichkeit, sie zu lösen.“
 
Um eine zielgerichtete Immunreaktion gegen den Hirntumor zu steuern, nutzte das Team in seiner aktuellen Studie Antikörper und gentechnische Methoden. Dabei zeigte sich, dass das Tumorwachstum effektiv aufgehalten werden kann, wenn Immunzellen selbst immun gegen die Wirkung von MiF gemacht werden.
 
„Die ersten klinischen Studien zur Neutralisierung von MiF bei Dickdarmkrebspatienten sind sehr ermutigend“, sagt Studienleiter Savaskan. „Mit der Zulassung von Medikamenten, die MiF blockieren, rechnen wir bis 2017, wobei dann zuerst eine Verträglichkeitsüberprüfung bei Hirntumorpatienten erfolgen muss. Ein erster Schritt zur Immuntherapie ist somit genommen.“
 
Das Team hat die Ergebnisse jetzt in dem Fachmagazin Oncogene veröffentlicht:
http://www.nature.com/onc/journal/vaop/ncurrent/full/onc2016160a.html
 
Informationen für die Medien:
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10.05.2016 Hinweis auf Termine von Mai bis Juli 2016
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

Tag der Telemedizin am 11. Mai

Am 11. Mai 2016 findet in München der 4. Bayerische Tag der Telemedizin statt. Unter dem Motto „Nach vorne schauen“ erwartet die Interessenten ein umfängliches Programm mit Vorträgen rund um Telemedizin und eHealth. Dr. Max Kaplan, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer, wird an einer Podiumsdiskussion zum Thema „Wie verändert die Telemedizin die Versorgungslandschaft?“ teilnehmen. Schirmherrin des Telemedizintages ist  Melanie Huml, MdL, Bayerische Staatsministerin für Gesundheit und Pflege. Die Veranstaltung findet von 9.30 Uhr bis 17.00 Uhr im MTC, Ingolstädter Straße 45, 80807 München statt.  Weitere Infos finde Sie unter http://www.telemedizintag.de

Tag der Organspende am 4. Juni 2016

Am 4. Juni findet auf dem Münchner Marienplatz der Tag der Organspende statt. Mit der Veranstaltung, die jedes Jahr in einem anderen Bundesland stattfindet, soll erreicht werden, dass möglichst viele Bürgerinnen und Bürger sich mit dem Thema Organspende befassen. Informative Diskussionsrunden und ein abwechslungsreiches Programm sind vorgesehen. Auch Dr. Max Kaplan, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer, wird ein Grußwort sprechen, in dem er für mehr Vertrauen in die Transplantationsmedizin wirbt. Weitere Infos finden Sie hier: http://www.organspendetag.de/

Gedankenaustausch mit dem Ausschuss Gesundheit und Pflege am 15. Juni 2016

Alljährlich trifft sich die Bayerische Landesärztekammer (BLÄK) mit den Mitgliedern des Ausschusses Gesundheit und Pflege des Bayerischen Landtages zum Informationsaustausch. Dem BLÄK-Präsidium ist es ein besonderes Anliegen, zu aktuellen gesundheitspolitischen Themen mit den Abgeordneten in den Dialog zu treten. Auf der Agenda sind derzeitige Gesetzesvorhaben auf Landes- und Bundesebene.

Konsultativtagung der Deutschsprachigen Ärzteorganisationen am 8. und 9. Juli 2016

Am 8. und 9. Juli findet in Rottach-Egern am Tegernsee die 62. Konsultativtagung der Deutschsprachigen Ärzteorganisationen statt. Alljährlich treffen sich die Ärztevertreter aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und Südtirol um aktuelle medizinische und gesundheitspolitische Themen zu diskutieren. Von Bundesärztekammer-Seite aus nimmt neben dem Präsidenten, Professor Dr. Frank Ulrich Montgomery, Dr. Max Kaplan, als Vizepräsident der BÄK und als Vertreter des gastgebenden Landes daran teil. Themen u.a. werden sein: Lösungsansätze für die demographische Herausforderung in der Gesundheitsversorgung in Form von Kooperationen und einer sektorenübergreifenden Versorgung, Beurteilung neuer Behandlungsmöglichkeiten und –formen, Medizinische Versorgung von Flüchtlingen, Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen.

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Bayerische Landesärztekammer
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06.05.2016 Reformvorhaben im Blick- Tagesordnung des 119. Deutschen Ärztetages
Pressemeldung der Bayerischen Landesärztekammer

„Das wird kein gemütlicher Termin“, schreibt Dr. Max Kaplan, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer, im Leitartikel der Mai-Ausgabe des Bayerischen Ärzteblattes mit Blick auf die Tagesordnung des 119. Deutschen Ärztetages, da große sozial- und gesundheitspolitische Themen auf der Agenda stünden.

„Ganz aktuell sind wir auf der Suche nach Wegen, die medizinische Versorgung der vielen hunderttausend Flüchtlinge zu gewährleisten“, so Kaplan. Über Verteilungsgerechtigkeit im Gesundheitssystem diskutiere man auch, wenn man sich dem Thema „Arzneimittelpreisbildung im Spannungsfeld zwischen Patientennutzen und marktwirtschaftlich orientierten Unternehmenszielen“ annehme. Oft wurde die zunehmende Ökonomisierung des Gesundheitswesens angeprangert. „Wir müssen wieder verstärkt darauf achten, dass die medizinische Indikation ein gut begründbares fachliches Urteil des behandelnden Arztes darstellt, stehen wir doch permanent in einem Kräftedreieck zwischen medizinisch-ärztlichen, medizinisch-ökonomischen und medizinisch-juristischen Aspekten“, schreibt Kaplan. Auf dem Ärztetag gehe es um die „Rolle leitender Krankenhausärzte zwischen medizinischer Notwendigkeit und ökonomischen Zwängen“.

Seit Herbst 2015 sei unter den Verbänden eine kritische Diskussion um die neue GOÄ entstanden – insbesondere in den Medien. „Die BÄK hat sich in Abstimmung mit den Partnern dafür ausgesprochen, den ärztlichen Berufsverbänden und wissenschaftlich-medizinischen Fachgesellschaften im Rahmen von Präsenzterminen die Möglichkeit zu geben, die jeweils für sie relevanten Teile des Leistungsverzeichnisses bezüglich Legendierung und Bewertung zu diskutieren und zu konsentieren. Parallel zu diesem Abstimmungsprozess findet eine Operationalisierung des Paragrafenteils und der BÄO statt“, schreibt Kaplan zum Thema „GOÄneu“. Bis Ende des Jahres 2016 soll dann das Leistungsverzeichnis dem Bundesgesundheitsministerium überreicht werden, vorausgesetzt, dass die Einigungen bezüglich der Bewertungen und der Legendierungen erfolgen.

Auch die laufenden gesundheitspolitischen Gesetzesinitiativen werden nicht unkommentiert bleiben sowie der aktuelle Stand der Novellierung der (Muster-)Weiterbildungsordnung. Diskutieren werden wir auch die BÄK-Gremienstruktur, insbesondere das neue Statut der Akademien.

Mehr zu „Reformvorhaben im Blick“ lesen Sie in der Mai-Ausgabe des Bayerischen Ärzteblattes unter www.bayerisches-aerzteblatt.de.

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03.05. 2016 Online-Training hilft Depressionen zu verhindern
uni | mediendienst | forschung Nr. 28/2016

FAU-Psychologe maßgeblich am Interventionsprojekt GET.ON beteiligt
 
Ein internationales Forscherteam hat weltweit erstmalig nachgewiesen, dass Depressionen mithilfe eines Online-Trainings wirksam verhindert werden können. Die Studie, an der 406 Probanden teilnahmen, ist ein Gemeinschaftsprojekt von Forschern der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), der Leuphana Universität Lüneburg und der Freien Universität Amsterdam in Zusammenarbeit mit der Barmer GEK. Die Ergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe der renommierten medizinischen Fachzeitschrift Journal of the American Medical Association (JAMA) veröffentlicht.*
 
Gestützt auf erfolgversprechende Versuche internetbasierter Gesundheitsintervention gingen die Forscher der Frage nach, ob durch das sechswöchige Online-Training GET.ON das Risiko, an einer Depression zu erkranken, reduziert werden kann. GET.ON basiert auf bewährten Therapiemethoden des systematischen Problemlösens und der Verhaltensaktivierung. Im Training absolvierten die Teilnehmer jede Woche eine halb- bis einstündige Übungseinheit – bestehend aus Videos, Texten und Aufgaben – und erprobten die Trainingsinhalte zwischen den Übungseinheiten im Alltag. Dabei wurden sie durch einen persönlichen Coach begleitet, mit dem sie online in Kontakt standen.
 
Wirksame und flexible Prävention
Das Forscherteam untersuchte 406 Personen, die ein erhöhtes Depressionsrisiko hatten, jedoch noch nicht an einer Depression erkrankt waren. In einer randomisiert-kontrollierten klinischen Studie nahm jeweils die Hälfte der Probanden entweder am Online-Training GET.ON teil oder erhielt herkömmliche Anleitungen zur Vorbeugung von Depressionen in schriftlicher Form. Nach einem Jahr wurden die Teilnehmer in einem diagnostischen Telefoninterview untersucht. Dabei stellten die Forscher fest, dass von den Personen, die GET.ON absolviert hatten, 27 Prozent im Verlauf des Jahres an einer Depression erkrankten – gegenüber 41 Prozent aus der Referenzgruppe ohne Online-Training. Ausgedrückt in der medizinischen Maßeinheit „number needed to treat“ bedeutet das: Von sechs Personen, die an GET.ON teilnehmen, kann bei einer Person eine neue depressive Erkrankung verhindert werden. Dies entspricht einer Senkung des relativen Risikos um 39 Prozent.
 
„Mit der Studie konnten wir zeigen, dass GET.ON das Risiko für das Auftreten von Depressionen effektiv reduzieren kann“, sagt Dr. David Ebert vom Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie der FAU, der das Online-Training initiiert und die Studie geleitet hat. „GET.ON bietet Menschen, die erste Beschwerden aufweisen, eine hoch wirksame, zugleich sehr flexible und obendrein kostengünstige Möglichkeit, einer behandlungsbedürftigen Depression erfolgreich vorzubeugen.“
 
Hohe gesundheitspolitische Relevanz
Die Ergebnisse der GET.ON-Studie ist von hoher gesundheitspolitischer Relevanz: Nach Schätzung der Global Burden of Disease Study der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden Depressionen in den Industrieländern in naher Zukunft die Hauptursache für vorzeitigen Tod und krankheitsbedingte Behinderung sein – noch vor koronarer Herzkrankheit, Alzheimer oder Diabetes. Einer Studie des Robert Koch-Instituts zufolge muss davon ausgegangen werden, dass in Deutschland etwa 15 Prozent der Frauen und 8 Prozent der Männer einmal im Leben an einer Depression erkranken. „Studien zeigen, dass das durch Depressionen verursachte Leid mit den bisherigen Behandlungsmethoden nur um etwa ein Drittel verringert werden kann“, erklärt David Ebert. „Wirksame Präventionsstrategien, die frühzeitig unterstützen, sind für Betroffene, das Gesundheitssystem und den Wirtschaftsstandort gleichermaßen wichtig. Das gerade neu aufgelegte Präventionsgesetz hat daher erstmalig nun auch explizit die Prävention von Depression als wichtige Aufgabe des Gesundheitssystems definiert. Die aktuelle Studie zeigt, dass dies mittels Online-Training tatsächlich möglich ist.“
 
Das Training wird bereits durch die Barmer GEK angeboten und ist damit eine der ersten bundesweit verfügbaren Maßnahmen zur Prävention von Depression in Deutschland.
 
* doi:10.1001/jama.2016.4326
 
Weitere Informationen:
Dr. David Ebert
Tel.: 09131/85-67566
E-Mail: david.ebert@fau.de
 
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29.04.2016 Prof. Dr. Peter Dabrock neuer Vorsitzender des Deutschen Ethikrats
uni | mediendienst | aktuell Nr. 77/2016

FAU-Theologe steht bis 2020 wichtigstem ethischen Beratungsgremium in Deutschland vor
 
Professor Dr. Peter Dabrock, Inhaber des Lehrstuhls für Systematische Theologie II (Ethik) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), ist zum Vorsitzenden des Deutschen Ethikrates, des wichtigsten ethischen Beratungsgremiums in der Bundesrepublik, gewählt worden. Dies ist das Ergebnis der konstituierenden Sitzung des turnusgemäß neu zusammengesetzten Ethikrats am 28. April in Berlin. „Die Wahl ist eine Herausforderung und Ehre zugleich. Ich freue mich auf die verantwortungsvolle und facettenreiche Tätigkeit in einem gesellschaftlich so wichtigen und hochkarätig besetzten Gremium“, kommentierte Prof. Dr. Peter Dabrock seine Wahl.
 
Von den Herausforderungen der Embryonenspende über Fragen der Biosicherheit angesichts neuer Möglichkeiten der Biotechnologie hin zu den kontroversen Fragen, ob das Hirntodkriterium ein solider Indikator für die Feststellung des Todeszeitpunkts sein kann oder ob Jungen aus religiösen Gründen beschnitten werden dürfen: Es waren politisch brisante und durchaus kontroverse Themen die den Deutschen Ethikrat in seinen vergangenen vier Jahren beschäftigt haben. Und auch in der für die nun beginnende neue Amtsperiode kündigen sich zahlreiche Fragen an, wie Peter Dabrock erklärt: „Auch wenn sich erst zeigen muss, mit welchen Themen sich der Ethikrat im Einzelnen beschäftigen wird, stehen intensive Debatten an, wie beispielsweise zu der Frage nach einem verantwortungsvollen Umgang mit der Big-Data-Technologie, die immer mehr Lebensbereiche durchdringt."
 
Seit seiner Einsetzung im April 2008 berät der Deutsche Ethikrat die Bundespolitik bei Entscheidungen vor allem auf medizin- und bioethischem, aber auch auf sozialethischem Gebiet. „Das ist genau das Spektrum von Fragen, dem ich mich in meiner wissenschaftlichen Tätigkeit schwerpunktmäßig widme“, führt der Erlanger Theologe aus. Für ihn ist die Arbeit in dem Gremium auch deswegen bedeutsam, weil sich der Ethikrat als wichtiges Bindeglied zwischen Politik, Öffentlichkeit und Wissenschaft und damit als Resonanzraum für die große gesellschaftliche Meinungsvielfalt erwiesen hat.
 
Dabrock sieht seine Aufgabe als neuer Vorsitzender vor allem in der Moderation des vielfältigen Disziplinen- und Meinungsspektrums innerhalb des Deutschen Ethikrats: „Die Aufgabe besteht für mich darin, Pluralität zu achten, Nachdenklichkeit zu erzeugen und gleichzeitig gemeinsame Standards für Empfehlungen und Stellungnahmen zu entwickeln. Die Aufgabe des Vorstandes des Deutschen Ethikrats besteht neben der Repräsentation und Koordination der Arbeit des Ethikrates vor allem in der Gestaltung der Zusammenarbeit mit dem Bundestag, der Regierung, den verschiedenen Wissenschaftsorganisationen, der Presse und Öffentlichkeitsarbeit sowie nicht zuletzt in der Pflege der internationalen Aktivitäten des Deutschen Ethikrats. Als stellvertretende Vorsitzende wurden Prof. Dr. Kartin Amunts, Prof. Dr. Andreas Kruse und Prof. Dr. Claudia Wiesemann gewählt.
 
Prof. Dr. Peter Dabrock hat seit Oktober 2010 den Lehrstuhl für Systematische Theologie II (Ethik) an der FAU inne. Dabrock hat sich seit langem in weiteren hochrangigen Ämtern wie der European Group on Ethics oder der Zentralen Ethikkommission bei der Bundesärztekamer engangiert und ist aktuell als Mitglied der DFG-Senatskommission für tierexperimentelle Forschung und in verschiedener Gremien und Kommissionen der Evangelischen Kirche in Deutschland und in Bayern tätig. An der FAU führt er gegenwärtig interdisziplinär ausgerichtete Forschungsprojekte zur ethischen Bewertung von synthetischer Biologie, zur Systemmedizin und zu induzierten pluripotenten Stammzellen durch.
 
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Peter Dabrock
Tel.: 09131/85-22724
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25.04.2016 Novelle der Gebührenordnung für Ärzte -Montgomery neuer Verhandlungsführer / Reinhardt neuer Vorsitzender des GOÄ-Ausschusses
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 25.04.2016 – „Bei der Novelle der Gebührenordnung für Ärzte müssen wir den Blick nach vorn richten und gemeinsam mit unseren Verhandlungspartnern, mit den ärztlichen Verbänden und mit dem Bundesgesundheitsministerium eine tragfähige Reform auf den Weg bringen.“ Das sagte Dr. Klaus Reinhardt, neuer Vorsitzender des Gebührenordnungsausschusses der Bundesärztekammer (BÄK) in Berlin. Der Vorstand der Bundesärztekammer hatte Reinhardt am Freitag in sein neues Amt gewählt. Der 56-jährige Allgemeinarzt folgt Dr. Theodor Windhorst nach. Reinhardt ist Mitglied des Vorstandes der
Bundesärztekammer, Vize-Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe und Vorsitzender des Hartmannbundes.

Mit dem Verhandlungsführer der BÄK, Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery, werden Dr. Reinhardt und der GOÄ-Verhandlungsbeauftragte der BÄK, Dr. Bernhard Rochell, die Beratungen mit dem Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV-Verband) und der Beihilfe unter intensiver Einbeziehung der ärztlichen Verbände fortführen. Montgomery begrüßte die Wahl Reinhardts. „Wir dürfen die Reform der GOÄ nicht zerreden, sondern müssen konstruktiv an guten Lösungen arbeiten. Ich bin davon überzeugt, dass sich Klaus Reinhardt diesem ehrgeizigen Ziel mit ganzer Kraft widmen wird.“

Noch vor dem Deutschen Ärztetag Ende Mai starten unter Moderation der Bundesärztekammer und geplanter Beteiligung von Vertretern des PKV-Verbandes sowie des Bundesgesundheitsministeriums die Beratungen mit den Fachgesellschaften und Berufsverbänden. Die Gespräche finden zunächst auf Grundlage der bisher verhandelten Leistungslegendierungen ohne Bewertungen statt. Dabei soll das
Leistungsverzeichnis auf Inkongruenzen und notwendige, jedoch noch nicht enthaltene Leistungen überprüft werden. Auf der Grundlage dieses überarbeiteten Verzeichnisses soll ein Preismodell beschrieben und in einem zweiten Beratungsverfahren konsentiert werden.

Bereits am 11. Mai wird die Bundesärztekammer die Novelle in einem Spitzengespräch mit den ärztlichen Berufsverbänden diskutieren. Die Gebührenordnung für Ärzte ist seit dem Jahr 1982 nur in Teilbereichen, zuletzt im Jahr 1996 aktualisiert worden. Bundesärztekammer und PKV-Verband verhandeln seit dem Jahr 2010 über einen gemeinsamen Vorschlag für eine Novelle.

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22.04.2016 Hackathon – 24 Stunden-Hackathon für medizinische Sensoren
23.-24. April, ab 12.00 Uhr, Krankenhausstraße 12, Erlangen

Am 23.-24. April, ab 12.00 Uhr, Krankenhausstraße 12, Erlangen
 
Medizinische Geräte sind manchmal teuer für den Anwender oder für den betreuenden  Arzt nicht gut auszuwerten, vor allem in Rahmen einer wissenschaftlichen Studie. Um dem Abhilfe zu schaffen und Geräte zu verbessern oder neue zu entwerfen, veranstaltet die Medizinische Klinik 3 des Universitätsklinikums der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) zusammen mit dem Medizintechnischen Test- und Anwendungszentrum (METEAN) des Fraunhofer-Instituts für integrierte Schaltungstechnik und Partnern aus der Wirtschaft einen 24-stündigen Hackathon. Dieser findet am 23. Und 24. April im Medizinischen Test- und Anwendungszentrum in der Krankenhausstraße 12, Erlangen, statt. Beginn ist 12.00 Uhr. Unter den besten Entwürfen und Ideen werden 500 Euro Preisgelder verteilt.
Zu abschließenden Preisverleihung für die besten Ideen am 24. April, 12.00 Uhr, sind Medienvertreter herzlich eingeladen.
 
Auf einem Hackathon werden Geräte oder Software auseinandergenommen und untersucht, mit dem Ziel diese zu verbessern oder sich inspirieren zu lassen, um neue Geräte zu entwickeln. Die Software von solchen zertifizierten Geräten, hier medizinische Bewegungsmesser, ist häufig wissenschaftlich schlecht auswertbar oder in Anpassungen an und Änderung für die Nutzer stark eingeschränkt. Zudem sind diese Geräte sehr teuer, während die günstigen Open-Source-Angebote  selten sind und die Anzahl an Fehlmessungen nicht genau bekannt ist, damit also wissenschaftlich schlecht verwertbar sind. Das ideale Ziel soll sein, mit aktuellen Geräten oder Bastelkits, Verbesserungen oder Neuentwürfe zu entwickeln, die preisgünstig und wenig aufwändig sind sowie lange Messzeiträume und hohe Messgenauigkeit haben. Bestehende Open-Source-Angebote dagegen sollen wissenschaftlich besser verwertbar gemacht werden.
 
Kontakt:
Dr. Dr. Axel Hüber, Tel. 09131/85-32093, axel.hueber@uk-erlangen.de
 
 
 
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22.04.2016 Einladung zum Tag der Immunologie "Pirates of the Immuno-bay"
Samstag, 30. April, 10 bis 16 Uhr, Hugenottenplatz, Erlangen

Am Samstag, 30. April, 10 bis 16 Uhr, Hugenottenplatz, Erlangen
Wie schützt sich unser Körper vor Krankheitserregern? Wie funktioniert unser Immunsystem? Und wie kann ich mich mit Hilfe von Impfungen vor Krankheiten schützen? Im Rahmen des Tags der Immunologie ermöglichen Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und des Universitätsklinikums Erlangen Einblicke ins  Gefecht zwischen Immunsystem und Krankheitserregern. Am Samstag, 30. April, von 10 bis 16 Uhr, bieten sie mitten in Erlangen, am Hugenottenplatz, ein spannendes und abwechslungsreiches Programm und informieren über alle Aspekte rund um das Thema Immunologie.
 
Jeden Tag schützt das Immunsystem den menschlichen Körper vor Milliarden von Keimen, ohne dass wir es merken. Nur wenn es uns einmal im Stich lässt, schenken wir ihm Aufmerksamkeit. Am Tag der Immunologie präsentieren junge Wissenschaftler der FAU und des Uniklinikums Erlangen für jeden verständlich die Geheimnisse der menschlichen Abwehr gegen Krankheitserreger. Dabei gibt es nicht nur Interessantes rund um die Bereiche Infektion und Impfung zu erfahren. Vielmehr können alle Besucher selbst spielerisch entdecken, wie das Immunsystem den menschlichen Körper gegen Eindringlinge von außen verteidigt. Speziell für Kinder gibt es die Möglichkeit, an Mitmach-Stationen die Welt der menschlichen Abwehr zu erkunden. Dabei können sie attraktive Preise gewinnen. Auch das Bayerische Rote Kreuz ist mit Ständen vertreten und bietet vor Ort verschiedene Gesundheitsuntersuchungen an.
 
Die Abteilung für Molekulare Immunologie an der Medizinischen Klinik 3 des Uni-Klinikums Erlangen, das Graduiertenkolleg 1660 („Schlüsselsignale der adaptiven Immunantwort“ und das Integrierte Graduiertenkolleg des Transregio 130 „B-cells and beyond“ des Universitätsklinikums Erlangen und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg organisieren wie schon in den Vorjahren den diesjährigen Tag der Immunologie.
 
Ziel des europaweiten Tags der Immunologie ist, das Augenmerk der Entscheidungsträger aus Wissenschaft und Forschung auf dieses für die Volksgesundheit so wichtige Fachgebiet innerhalb der Medizin und Biologie zu lenken. Außerdem soll die Öffentlichkeit Einblick in die aktuelle Forschung auf dem Gebiet der Immunabwehr erhalten und in diesem Jahr im Speziellen über die Wichtigkeit von Impfungen aufgeklärt werden.
 
Kontakt:
 
Dr. Anja Glanz , Tel. 09131/85-43219, anja.glanz@uk-erlangen.de
 
 
 
Hackathon – 24 Stunden-Hackathon für medizinische Sensoren
23.-24. April, ab 12.00 Uhr, Krankenhausstraße 12, Erlangen
 
Medizinische Geräte sind manchmal teuer für den Anwender oder für den betreuenden  Arzt nicht gut auszuwerten, vor allem in Rahmen einer wissenschaftlichen Studie. Um dem Abhilfe zu schaffen und Geräte zu verbessern oder neue zu entwerfen, veranstaltet die Medizinische Klinik 3 des Universitätsklinikums der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) zusammen mit dem Medizintechnischen Test- und Anwendungszentrum (METEAN) des Fraunhofer-Instituts für integrierte Schaltungstechnik und Partnern aus der Wirtschaft einen 24-stündigen Hackathon. Dieser findet am 23. Und 24. April im Medizinischen Test- und Anwendungszentrum in der Krankenhausstraße 12, Erlangen, statt. Beginn ist 12.00 Uhr. Unter den besten Entwürfen und Ideen werden 500 Euro Preisgelder verteilt.
Zu abschließenden Preisverleihung für die besten Ideen am 24. April, 12.00 Uhr, sind Medienvertreter herzlich eingeladen.
 
Auf einem Hackathon werden Geräte oder Software auseinandergenommen und untersucht, mit dem Ziel diese zu verbessern oder sich inspirieren zu lassen, um neue Geräte zu entwickeln. Die Software von solchen zertifizierten Geräten, hier medizinische Bewegungsmesser, ist häufig wissenschaftlich schlecht auswertbar oder in Anpassungen an und Änderung für die Nutzer stark eingeschränkt. Zudem sind diese Geräte sehr teuer, während die günstigen Open-Source-Angebote  selten sind und die Anzahl an Fehlmessungen nicht genau bekannt ist, damit also wissenschaftlich schlecht verwertbar sind. Das ideale Ziel soll sein, mit aktuellen Geräten oder Bastelkits, Verbesserungen oder Neuentwürfe zu entwickeln, die preisgünstig und wenig aufwändig sind sowie lange Messzeiträume und hohe Messgenauigkeit haben. Bestehende Open-Source-Angebote dagegen sollen wissenschaftlich besser verwertbar gemacht werden.
 
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21.04.2016 Elektronisch für den Notfall gerüstet FAU-Forscher begleiten Praxistest der Notfalldaten für die elektronische Gesundheitskarte
uni | mediendienst | forschung Nr. 26/2016

Medizinische Notfalldaten jederzeit elektronisch gespeichert bei sich tragen – das soll in Zukunft mit der elektronischen Gesundheitskarte möglich sein. Ob dies in der Praxis funktionieren kann, soll in Kürze ein Pilotprojekt mit 32 Arztpraxen, dem Universitätsklinikum Münster sowie 4000 Patienten zeigen. Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) sowie Kollegen der Universität Münster begleiten das Projekt wissenschaftlich.
 
In einem Zeitraum von sechs Monaten werden ab Juni Ärzte aus der Region Münster und Umgebung für rund 4000 Patienten Notfalldatensätze anlegen. Ziel des Pilotprojekts „NFDM-Sprint“ ist es, zu untersuchen, ob die Anlage von Notfalldaten unter realen Bedingungen in Praxen und einem Krankenhaus funktioniert. Dieser Test ist ein wichtiger Schritt für die Notfalldaten auf der elektronischen Gesundheitskarte, deren Einführung der Gesetzgeber ab 1. Januar 2018 vorschreibt und die anschließend jedem gesetzlich Versicherten freiwillig zur Verfügung stehen werden.
 
Der Begriff Notfalldaten-Management (NFDM) steht für den Umgang mit Informationen, die auf der elektronischen Gesundheitskarte abgelegt werden und den Behandelnden in einer medizinischen Notfallsituation weiterhelfen. Dabei wird unterschieden zwischen dem Notfalldatensatz mit notfallrelevanten medizinischen Informationen und dem Datensatz „Persönliche Erklärungen des Patienten“. Beide werden künftig auf der Gesundheitskarte getrennt voneinander gespeichert und lassen sich im Notfall auch separat lesen. Der Notfalldatensatz kann zum Beispiel Angaben zu Diagnosen, Medikation oder Allergien enthalten, die Erklärungen Hinweise zum Aufbewahrungsort etwa einer Patientenverfügung. Der Patient entscheidet, ob er einen Notfalldatensatz für sich anlegen lässt. Im Notfall können Ärzte oder Sanitäter diese Informationen unter Nutzung ihres elektronischen Heilberufeausweises auch ohne zusätzliche Einwilligung des Patienten lesen.
 
Vor weiteren Erprobungen und schließlich der bundesweiten Einführung sollen mit NFDM-Sprint vor allem zwei Punkte untersucht werden: Wie gut funktioniert der Prozess der Anlage der Daten durch Ärzte mithilfe ihres Praxisverwaltungs- oder Krankenhausinformationssystems? Wo liegen Verbesserungspotenziale? Die Daten werden in diesem Pilotprojekt noch nicht auf der Gesundheitskarte gespeichert.
 
Die FAU-Wissenschaftler um Prof. Dr. Oliver Schöffski, Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement, planen drei Befragungen der teilnehmenden Ärzte – vor, während und nachdem die Datensätze erfasst werden. Anschließend folgt noch eine anonyme Befragung mit 1000 Patienten. Dadurch wollen die Forscher herausfinden, ob der Ablauf bei der Datenerfassung von den Beteiligten akzeptiert wird, ob er praxistauglich ist und welche Änderungen sinnvoll sind. 
 
Federführend für die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte ist die gematik GmbH, das Notfalldaten-Management entwickelt die Bundesärztekammer. Vor rund eineinhalb Jahren hatten die Gesundheitsökonomen der FAU den Zuschlag für Evaluation der elektronischen Gesundheitskarte erhalten, NFDM-Sprint ist ein Teilprojekt.
 
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Oliver Schöffski
Tel.: 0911/5302-313
 
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13.04.2016-Wie immunologische Sepsisforschung zu höheren Überlebenschancen führen kann - FAU-Wissenschaftler untersuchen die Mechanismen der Entstehung von Blutvergiftung
uni | mediendienst | forschung Nr. 21/2016

Sepsis, auch Blutvergiftung genannt, entsteht durch eine überschießende Immunreaktion auf eine Infektion, die durch Bakterien, Viren oder Pilze verursacht wird. Das Immunsystem kann die Entzündung weder kontrollieren noch stoppen. Infolge der Überreaktion drohen ein Multiorganversagen und ein septischer Schock, der in 40 bis 60 Prozent der Fälle dazu führt, dass der Patient verstirbt. In einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit 370.000 Euro geförderten Projekt erforscht an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) der Mediziner PD Dr. Georg Weber nun die immunologischen Mechanismen der Sepsisentstehung. Werden diese weiter entschlüsselt, lassen sich unter Umständen neue Therapien entwickeln, mit denen man die Krankheit gezielter und effektiver behandeln kann.
 
Das DFG-Projekt baut auf wichtige Vorarbeiten des Oberarztes der Chirurgischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen, PD Dr. Georg Weber, zur Funktion von Interleukin-3 (IL-3) während akuten Entzündungsreaktionen auf. IL-3, ein körpereigener Botenstoff, der an der Entstehung neuer Knochenmarkszellen und neuer weißer Blutkörperchen beteiligt ist, wird während der Sepsis zum Großteil von den erst kürzlich entdeckten Innate Response Activator (IRA) B Zellen gebildet. Weber hat mit einem Team von Wissenschaftlern des Massachusetts General Hospitals/Harvard Medical School, Boston, USA, die wichtige Funktion von Interleukin-3 nun während der Sepsis entschlüsselt.
 
„Sind die IL-3-Werte in der Akutphase der Sepsis erhöht, tragen diese entscheidend dazu bei, dass es zu einem septischen Schock kommt“, erläutert Weber. „Bei einem Zuviel an IL-3 entstehen zu viele im Körper patrouillierende Abwehrzellen. Kommt es zu einer Infektion, werden diese Abwehrzellen aktiviert und es kommt zu einer Überproduktion von Zytokinen, weiteren Botenstoffen des Körpers, die die Immunreaktion weiter verstärken. Ein gefürchteter Zytokinsturm ist die Folge, der die Entstehung des septischen Schocks mit Multiorganversagen begünstigt.“ Weber konnte nachweisen, dass ein zu hoher IL-3-Spiegel im Blut der Patienten mit einem signifikant erhöhten Risiko einhergeht, an einer Sepsis zu versterben.
 
Dennoch steht die Sepsisforschung noch am Anfang. In dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) auf eine Laufzeit von drei Jahren mit 370.000 Euro geförderten Projekt klärt der Mediziner nun weitere offene Fragen. Mit seinem Wissenschaftlerteam untersucht er die molekularen Mechanismen der IL-3-Produktion in den IRA B Zellen und wie sich IL-3 auf den Verlauf der Immunreaktion während der Sepsis auswirkt. Kurz: Warum kommt es zur Sepsis, welche endogenen und exogenen Mechanismen sind entscheidend an der Entstehung der Sepsis beteiligt und warum reagiert das Immunsystem der Patienten in unterschiedlicher Weise auf eine Infektion. Diese Grundbausteine der Sepsisentstehung zu verstehen wird entscheidend sein, um neue Ansätze der Immuntherapie entwickeln zu können.
 
„Sepsis ist eine fächerübergreifende Erkrankung, mit der sich Chirurgen, Urologen, Gynäkologen, Internisten und Pädiater gleichermaßen auseinandersetzen. Deshalb ist es ganz zentral, dass wir unsere Forschung in die klinische Anwendung bringen und interdisziplinär zusammenarbeiten“, sagt Weber.
 
Sepsis ist eine der häufigsten Todesursachen weltweit und belastet das Gesundheitssystem in Milliardenhöhe. Von einer Sepsis sind zudem immer mehr ältere Menschen betroffen, die oft unter mehreren Krankheiten gleichzeitig leiden. Erkranken Menschen an einer Sepsis – zum Beispiel infolge einer Nierenbecken- oder Lungenentzündung oder aufgrund von Komplikationen nach einer Operation – erhalten sie nur eine symptomatische Therapie mit Antibiotika, kreislaufunterstützenden Medikamenten, ausreichend Flüssigkeitszufuhr sowie Sauerstoff. „Entscheidend für eine neuartige Therapie bei Sepsis ist es, in der Kontrolle von Infektion und Entzündungsreaktion die immunologische Balance zu finden und damit die Überlebenschancen zu erhöhen. Genauso wichtig ist es aber auch, das Abwehrsystem von immungeschwächten Patienten zu stärken.“
 
Ansprechpartner für Medien:
PD Dr. Georg Weber
Tel.: 09131/85-32962
 
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12.04.2016 Ärztestatistik 2015: Medizinischer Versorgungsbedarf steigt schneller als die Zahl der Ärzte
Pressemeldung der Bundesärztekammer

Berlin, 12.04.2016 - „Die Zahl der Ärzte steigt, aber der Bedarf
steigt schneller.“ So fasste Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery,
Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), die Ergebnisse der
Ärztestatistik für das Jahr 2015 zusammen. Wie aus den Daten der
BÄK hervorgeht, erhöhte sich die Zahl der bei den
Landesärztekammern gemeldeten ärztlich tätigen Mediziner im
vergangenen Jahr nur leicht um 1,7 Prozent. Das bedeutet einen
Anstieg um 6.055 Ärzte auf nunmehr 371.302 bundesweit. Davon
arbeiteten 189.622 im Krankenhaus (+ 1,8 Prozent). Ambulant
tätig waren 150.106 Ärzte (+ 1,5 Prozent). Gleichzeitig stieg die
Zahl der Behandlungsfälle kontinuierlich an, und ein Ende dieses
Trends ist nicht in Sicht. Zwischen 2004 und 2014 erhöhte sich die
Zahl der ambulanten Behandlungen in Deutschland um 152
Millionen. Ähnlich sieht es in den Krankenhäusern aus. Die
Unternehmensberatung Deloitte prognostiziert bis zum Jahr 2030
eine Zunahme der Fallzahlen im stationären Bereich um mehr als
zwölf Prozent. Verantwortlich dafür ist vor allem der steigende
Behandlungsbedarf einer alternden Gesellschaft. Im Jahr 2015
betrug der Anteil der über 60-Jährigen Patienten in den
Krankenhäusern 51,5 Prozent. Bis zum Jahr 2030 erwarten die
Experten von Deloitte einen Anstieg auf 60,8 Prozent.

„Wenn wir jetzt nicht entschieden gegensteuern, steht die
medizinische Versorgung in Zukunft vor immensen Problemen“,
warnte Montgomery. Daher müsse die Zahl der Studienplätze
bundesweit um mindestens zehn Prozent erhöht werden. „Noch
im Jahr 1990 gab es in den alten Bundesländern 12.000 Plätze im
Studiengang Humanmedizin. Heute sind es gerade noch 10.000,
obwohl durch die Wiedervereinigung acht medizinische Fakultäten
hinzugekommen sind“, so der Ärztepräsident. Er forderte die
Bundesregierung auf, im Zuge ihres Masterplans Medizinstudium
2020 auch die Auswahlverfahren an den Universitäten zu
reformieren: „Wir müssen dafür sorgen, dass diejenigen
ausgewählt werden, die hinterher auch in der Versorgung der
Bevölkerung arbeiten wollen.“ Neben der Abiturnote müssten
daher Faktoren wie psychosoziale Kompetenzen, soziales
Engagement und einschlägige Berufserfahrung stärker
berücksichtigt werden. Um den Ärztemangel im hausärztlichen
Bereich zu mildern, sollten Medizinstudierende gleich zu Beginn
des Studiums an die Allgemeinmedizin herangeführt werden.
Montgomery sprach sich dafür aus, bis 2017 an allen
medizinischen Fakultäten in Deutschland Lehrstühle für
Allgemeinmedizin einzuführen.

Nicht nur die Gesellschaft insgesamt altert, sondern mit ihr auch
die Ärzteschaft. Zwar stieg im Jahr 2015 der Anteil der unter 35-
Jährigen Ärzte um 0,2 Prozentpunkte auf 18,5 Prozent. Dem steht
aber bei den über 59-Jährigen ein Zuwachs auf 17,3 Prozent
gegenüber (Vorjahr: 16,4 Prozent). Weiterhin ist der Anteil der 40-
bis 49-Jährigen von 25,2 Prozent auf 24,1 Prozent zurückgegangen,
während der Anteil der 50-bis 59-Jährigen von 28,5 Prozent auf
28,6 Prozent anstieg. Damit gibt es viel mehr 50- bis 59-Jährige als
40- bis 49-Jährige Ärzte.
Zudem verschieben sich bei den Jungmedizinern die persönlichen
Prioritäten. „Es wächst eine sehr selbstbewusste Ärztegeneration
nach. Sie ist verständlicherweise nicht mehr bereit,
Versorgungslücken bedingungslos auf Kosten der eigenen
Lebensplanung zu schließen“, so Montgomery. Wie Umfragen
zeigen, räumen die angehenden Mediziner der Vereinbarkeit von
Familie und Beruf die höchste Priorität ein. Knapp dahinter folgt
der Wunsch nach geregelten und flexibel gestaltbaren
Arbeitszeiten – noch vor guten Verdienstmöglichkeiten.
Dementsprechend entscheiden sich immer mehr Ärzte gegen eine
Vollzeitstelle. Betrug der Anteil der Teilzeitärzte an allen
niedergelassenen Ärzten im Jahr 2009 noch fünf Prozent, so waren
es im Jahr 2013 bereits 13,6 Prozent. Einer Studie des
Forschungsinstituts Prognos zufolge sank die tatsächlich
geleistete Wochenarbeitszeit der Ärzte in den Praxen von
durchschnittlich 42,6 Stunden im Jahr 2011 auf 40,2 Stunden im
Jahr 2014. Bei den Krankenhausärzten ging die Zahl der geleisteten
Wochenstunden zwischen den Jahren 1991 und 2013 von 37,6 auf
29,8 Stunden zurück.
„Gerade im Hinblick auf die Patientensicherheit müssen Bund und
Länder daher in den Krankenhäusern für eine ausreichende
Personalausstattung und Personalfinanzierung sorgen“, forderte
Montgomery. Notwendig seien darüber hinaus Maßnahmen zur
Verbesserung der Arbeitsverhältnisse, zur Reduktion der
Arbeitsverdichtung und zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Gleichzeitig ging die Zahl der Ärzte mit eigener Praxis im
vergangenen Jahr um 0,7 Prozent zurück. Dagegen stieg die
Anzahl der im ambulanten Bereich angestellten Ärzte um 3.066 auf
29.373. Dies entspricht einem Plus von 11,7 Prozent. Begünstigt
wird diese Entwicklung durch die exzellente Arbeitsmarktsituation.
So liegt die Arbeitslosenquote in Bezug zu der Zahl der
berufstätigen Ärzte bei 1,0 Prozent. „Auf dem Arbeitsmarkt für
Ärzte herrscht Vollbeschäftigung. Das ist eine gute Nachricht für
unsere Ärztinnen und Ärzte. Problematisch ist aber, dass schon
jetzt viele offene Stellen nicht besetzt werden können“, erklärte der
BÄK-Präsident.

Daran ändert auch die Zuwanderung von 3.560 Ärzten aus dem
Ausland nur wenig (+7,4 Prozent), zumal im selben Zeitraum
2.143 Ärzte aus Deutschland abgewandert sind.
Insgesamt waren im Vorjahr 42.604 ausländische Ärztinnen und
Ärzte in Deutschland gemeldet. In den Krankenhäusern stieg der
Anteil der Ärzte aus dem Ausland um 9,2 Prozent (2014: 11,6
Prozent). Der Anteil der Ausländer an den Erstmeldungen bei den
Ärztekammern betrug im vergangenen Jahr 31,1 Prozent.
Die stärksten Zuwächse verzeichneten mit 1.421 die Ärztinnen und
Ärzte aus den europäischen Staaten und aus Asien mit 1.079. Der
größte Zustrom konnte aus Syrien (+ 493) verbucht werden, es
folgen Serbien (+ 206), Rumänien (+ 205), Russland (+ 159),
Bulgarien (+ 127) und Ägypten (+ 125). Einen größeren Rückgang
gab im Jahr 2015 lediglich bei Ärzten aus Österreich (- 122).
Die größte Zahl ausländischer Ärzte kommt aus Rumänien
(4.062), Griechenland (3.017) und Österreich (2.573), gefolgt von
Syrien (2.149).
Pressemitteilung
Diese Pressemitteilung finden Sie auch im Internet unter www.bundesaerztekammer.de
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11.04.2016Den Antikörpern auf der Spur-FAU-Wissenschaftler erforschen mit Unterstützung der VolkswagenStiftung die Ursachen von Autoimmunerkrankungen
uni | mediendienst | forschung Nr. 19/2016

Rheumatoide Arthritis oder Systemischer Lupus Erythematodes (SLE): Bei chronisch entzündlichen rheumatischen Erkrankungen reagiert das Immunsystem über und wendet sich fälschlicherweise gegen das eigene Körpergewebe. Ist das der Fall, spricht man von einer Autoimmunerkrankung. Doch immer mehr Wissenschaftler beschäftigen sich damit, die Ursachen aufzuklären und die zellulären Zusammenhänge zu verstehen. Nun erhält ein Forscherteam der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) um den Biochemiker und Zellbiologen Prof. Dr. Dr. Martin Herrmann im Bereich der Früherkennung autoimmuner Störungen in der klinischen Praxis tatkräftige Unterstützung – dank einer Projektbewilligung der VolkswagenStiftung in Höhe von 250.000 Euro.
 
Während Patienten zum Beispiel mit Rheumatoider Arthritis unter Gelenkschmerzen leiden, treten beim Systemischen Lupus Erythematodes (SLE) schmetterlingsförmige Rötungen im Gesicht auf. Häufig sind auch innere Organe in ihrer Funktion beeinträchtigt. Behandelt werden bei solchen Autoimmunerkrankungen hauptsächlich die Symptome – die Ursachenforschung steht erst seit jüngster Zeit im Fokus der Wissenschaft.
 
Jetzt erhält die Grundlagenforschung des Biochemikers und Zellbiologen Prof. Dr. Dr. Martin aus der Medizinischen Klinik 3 (Rheumatologie und Immunologie) des Universitätsklinikums Erlangen dank der Zuwendung der Volkswagen-Stiftung wertvolle Unterstützung. Die VolkswagenStiftung, die sich in ihrer Funktion als nicht staatliche Akteurin als Brückenbauerin für die Wissenschaft versteht, unterstützt das FAU-Kooperationsprojekt mit insgesamt 250.000 Euro, bei einer Laufzeit von drei Jahren.
 
Bewilligt wurde die Förderung im Rahmen der Ausschreibung „Trilaterale Partnerschaften – Kooperationsvorhaben zwischen Wissenschaftler(inne)n aus der Ukraine, Russland und Deutschland“. Bereits seit mehreren Jahrzehnten kooperiert Prof. Herrmann auf dem Gebiet der Autoimmunitätsforschung und der zellulären Immunologie mit Wissenschaftlern aus der Ukraine – Prof. Rostyslav Bilyy, Lviv National Medical University – und aus Russland – Prof. Alexander Gabibov, Lomonossow University Moskau.
 
Das internationale Wissenschaftlerteam konzentriert sich auf Antikörper und besonders auf deren Zuckerverbindungen, die sogenannten Glykane. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, auf welche Weise diese komplexen und langkettigen Zuckerverbindungen das Immunsystem beeinflussen und damit die Entstehung von Autoimmunkrankheiten begünstigen. „Wir analysieren nicht nur die Interaktion von Antikörpern, sondern auch deren Zuckeranteil. Wie diese Zuckerverbindungen zum Beispiel an Proteinen zugänglich sind. Auf diese Weise wollen wir herausfinden, wie Antikörper genau wirken und welche Bedeutung sie für die Erkrankung haben“, erläutert Prof. Herrmann.
 
Das Forschungsinteresse ist komplex. Hat sich zum Beispiel ein Antikörper verändert, weil der Patient bereits erkrankt ist, oder reagiert ein Antikörper auf bestimmte Weise, um eine ernsthaftere Krankheit zu verhindern? Ein Beispiel illustriert, was die FAU-Forscher herausfinden wollen: Ist bei einem Rheuma-Patienten der Zuckeranteil der Antikörper für deren krankmachende Aktivitäten verantwortlich oder handelt es sich dabei um den Versuch des Körpers, die Krankheit zu bekämpfen?
 
„Wenn der Einfluss von Glykanen auf das Immunsystem aufgeklärt ist, könnten daraus Diagnose- und Behandlungsstrategien abgeleitet werden, die das Potenzial zu Verbesserungen bei Erkennung und Behandlung von Autoimmunerkrankungen haben“, sagt Prof. Herrmann. „Die Ergebnisse könnten aber auch bei anderen Erkrankungen wie Immunschwächen, Krebs und Infektionen oder auch bei Transplantationen angewendet werden.“
 
Bei der Erforschung der Ursachen von Autoimmunerkrankungen setzen die FAU-Forscher unterschiedliche biochemische und bildgebende Verfahren für Zellkulturen und Zellen ein. Dazu gehören das Such-Verfahren ELISA, das Antikörper-Nachweisverfahren Western Blot, Videomikroskopie und die Morphometrie, mit der sich Zellstrukturen messen und vergleichen lassen. 
 
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Tel.: 09131/85-36990 (Büro) oder 09131/85-24787 (Labor)

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